Handout Symposium 7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD) Depression, Angst und Altern The Dolder Grand, Gallery, Zürich Donnerstag, 14. April 2016, 13.30 -18.00 Uhr Die SGAD wird von folgenden Firmen unterstützt: Diese Weiter- und Fortbildung wird zudem durch folgende Firmen unterstützt: HMNC Brain Health, Sandoz Pharmaceuticals AG Medienpartner: Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Symposium 7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD) Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren Die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) verfolgt mit diesem jährlichen Symposium, dem 7. Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders, eines ihrer wesentlichsten Ziele: die Verbreitung von Wissen über Diagnostik und Behandlung der häufigsten psychischen Störungen. Das Symposium «DEPRESSION, ANGST UND ALTERN» setzt dieses Jahr einen zusätzlichen Fokus auf die Prävention in der Psychiatrie mit Referaten zu Sport und Ernährung. Der renommierte Sportwissenschaftler Prof. Dr. Markus Gerber, Leiter der Abteilung Sport und Psychosoziale Gesundheit der Universität Basel, erläutert in seinem Referat die präventive Rolle von Sport für Stress, Angst und Depression. Ein Highlight ist zudem das Referat zu Ernährung, Stress, Angst und Depression: Brain Food? Dieses ganz dem Zeitgeist entsprechende Thema wird von Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger vorgestellt. Ganz ausserordentlich freut uns, dass wir Christoph Sigrist, Pfarrer des Grossmünsters in Zürich, für das Eröffnungsreferat gewinnen konnten. Der Botschafter des diesjährigen Reformationsjubiläums wird einen Vortrag zum Thema Spiritualität und Altern halten. In diesem Jahr wird das traditionelle Symposium durch einen Crashkurs in genomischer Medizin am Vormittag ergänzt. Prof. Dr. med. Thomas Szucs wird in seinem Workshop die personalisierte Medizin und insbesondere ihre Rolle in der Psychiatrie diskutieren. Freundliche Grüsse Prof. Dr. med. Edith Holsboer Dr. med. Josef Hättenschwiler Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Prof. Dr. med. Erich Seifritz Inhaltsverzeichnis 1. Prävention in der Psychiatrie o Sport, Stress und Prävention von Angst und Depression Prof. Dr. phil. Markus Gerber o Ernährung, Stress, Angst und Depression: Brain Food? Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger 2. Alter, Altern und Psychiatrie o Rolle der Mitochondrien bei psychiatrischen Erkrankungen Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert o Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer körperlichen Komorbiditäten im Alter Prof. Dr. med. Egemen Savaskan Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Sport, Stress und Prävention von Angst und Depression Prof. Dr. phil. Markus Gerber Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch 12.04.16 Körperliche Aktivität, Stress und Prävention von Angst und Depression Prof. Dr. Markus Gerber, 14.04.16 Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel 7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD), Zürich Inhalte 1. Kurzer historischer Rückblick 2. Präventive Effekte von körperlicher Aktivität auf Angst und Depression 3. Mögliche Wirkmechanismen (inkl. Stresspuffereffekte) 4. Potenzial von körperlicher Aktivität als Therapieform bei depressiven Erkankungen 5. Spezifische Herausforderungen 6. Fazit 1 12.04.16 1. Historischer Rückblick Gesundheitswirksame Effekte von körperlicher Aktivität heute sehr gut belegt 2 12.04.16 Seit Mitte der 1990er Jahre mehrere Bewegungsempfehlungen auf dem Markt (Centers for Disease Control, American College of Sports Medicine) 3 12.04.16 Erste empirische Evidenz Morris et al. (1953): Coronary heart disease and physical activity at work. Lancet, 2, 1053-1057. Paffenbarger et al. (1978): Physical activity as an index of heart attack risk in college alumni. American Journal of Epidemiology, 180, 161-175. 4 12.04.16 Hollmann et al. (2006). Körperliche Aktivität und Gesundheit. Blickpunkt „Der Mann“. 4, 11-15. 2. Präventive Effekte von körperlicher Aktivität auf Angst und Depression 5 12.04.16 Körperliche Aktivität und Angst (1/2) Erste Metaanalyse anfangs der 1990er Jahre Studien der zurückliegenden 15 Jahre Akute körperliche Aktivität führt zu Reduktion der Zustandsangst Mindestens 20 Minuten Dauer erforderlich Regelmässiges Training führt zu Rückgang an Eigenschaftsangst Mindestens 10 Wochen Training notwendig Petruzello et al. (1991). A meta-analysis on the anxiety reducing effects of acute and chronic exercise. Sports Medicine, 11, 143-182. Angst (2/2) Studien mit RCT-Design Exercise versus no-treatment: ES = -.48, p < .001 Exercise versus other treatments: ES = -.19, p < .05 Andere Therapieformen: kognitive Verhaltenstherapie, Musiktherapie, Stressmanagement, Gruppentherapie, Pharmakotherapie Signifikant stärkere Effekte im Vergleich zu allen anderen Therapieformen (ausser Pharmakotherapie) Rethorst et al. (2009). The antidepressive effects of exercise: a meta-analysis of randomized trials. Sports Medicine, 39, 491-511. 6 12.04.16 9 querschnittliche Studien Eindeutiges Befundmuster Mehr körperliche Aktivität mit weniger depressiven Symptomen assoziiert Ergebnisse einer grossen Bevölkerungsstudie: US National Morbidity Survey (Goodwin, 2003) Bipolar disorder Never Rarely Dysthymia Occasional Regularly Major depression 0 5 10 15 20 12-Monate-Prävalenz; N = 5877; Alter 15-54; repräsentativ für USA 7 12.04.16 Frage der Kausalität bleibt unbeantwortet Körperliche Aktivität à Depression Henne-Ei-Problem Wer war zuerst da ...? Depression à Körperliche Aktivität Langzeiteffekt von körperlicher Aktivität auf Depression 2 Zwei Befunde 1.8 1.8 1.6 1.39 1.4 1.2 1 1 1.07 1 1.11 0.8 Bei Frauen wirkt sich Inaktivität besonders negativ aus Unterschied liegt vor allem zwischen ‚low‘ und ‚moderate‘ PA 0.6 0.4 0.2 0 Women High PA Men Moderate PA Low PA Mikkelson et al. (2010); N = 18.146; Bewohner von Kopenhagen, 1976-2002; Inzidenz 8 12.04.16 Reziproke Wechselwirkung r = -.52*** to -.66*** Lindwall, Gerber et al. (2014): 2-6 Jahre Follow-up, Angestellte Public Service Sector, N = 3717, depressive symptoms (Hospital Anxiety and Depression Scale HAD) 3. Mögliche Wirkmechanismen 9 12.04.16 Wirkmechanismen (siehe Hautzinger & Wolf, 2012) Endorphin-Hypothese Neurotransmitter-Hypothese Neuroplastizitäts-Hypothese Selbstwirksamkeits-Hypothese Timeout-Hypothese Stresspuffer-Hypothese Endorphin-Theorie (Runner‘s High) Endorphine: Körpereigene Opiate Während körperlicher Aktivität schüttet der Körper Endorphine aus, um Schmerzen erträglicher zu machen Boecker et al. (2008): Erste Studie, die zeigt, dass körperliche Aktivität (2h Laufen) die Endorphin-Aktivität im Gehirn beeinflussen kann Fazit: Widersprüchliche Befundlage Nur bei Sport an der Schmerzgrenze?! 10 12.04.16 Neurotransmitter-Theorie Bei Depression besteht ein Mangel an Neurotransmittern (Serotonin, Dopamin) im synaptischen Spalt Körperliche Aktivität führt zu vermehrter Ausschüttung von Neurotransmittern Neuroplastizitäts-Theorie Bei Depression besteht eine gestörte Plastizität (Veränderbarkeit von Nervenzellen, ganzen Hirnarealen) Körperliche Aktivität verbessert die Neubildung von Nervenzellen im Gehirn (Neurogenese) Körperliche Aktivität erhöht Faktoren, die für die Neurogenese wichtig sind: BDNF VEGF Serotonin HGF 11 12.04.16 Selbstwirksamkeits-Theorie Bewegung und Sport vermitteln das Gefühl, etwas „geschafft“ zu haben Selbstwertgefühl (Stolz) Kontrollerfahrung (Selbstwirksamkeit) Verringerung der Depression (Hilf- und Hoffnungslosigkeit) Time-Out-Theorie Depressive leiden unter ständigem Grübeln und negativem Gedankenkreisen Bewegung und Sport helfen abzuschalten 12 12.04.16 Stresspuffer-Theorie Stress x Fitness: F = 3.8, p < .05, eta2 = .04 Gerber et al. (2013). Cardiorespiratory fitness protects against stress-related symptoms of burnout and depression. Patient Education and Couseling, 93, 146-152. Kritische Reflexion: + Kognitionstraining + Problemlösetraining + Entspannungstraining + Bewegung und Sport 13 12.04.16 Personalisierte Lösungen Reisen Sie im Schritttempo oder sind Sie ständig auf der Überholspur? 4. Körperliche Aktivität als Therapieform bei depressiven Erkrankungen 14 12.04.16 Relevanz Limitierte Wirksamkeit klassischer Behandlungsmethoden Schutz vor komorbiden Erkrankungen The 15- to 30-year mortality gap experienced by people living with severe mental illness, predominantly due to noncommunicable diseases such as cardiovascular disease and diabetes, is unacceptable and has been termed a ‘scandal’. Teasdale, S., Rosenbaum, S., Watkins, A., & Ward, P.B. (2015). Preventing antipsychotic-induced weight gain in first-episode psychosis: Transitioning dietitians into routine care. Nutriction & AMP Dietetics, doi: 10.1111/17647-10080.12211. 15 12.04.16 Metaanalysen RCT-Studien Exercise vs. no treatment, placebo or usual care (nur Placebos ohne antidepressive Wirkung) 89 Studien gesichtet 15 Studien erfüllen Einschlusskriterien (min. 18 Jahre, milde, moderate und starke Symptomatik; keine Komorbidität, Depression nur als Nebendiagnose z.B. Fibromyalgie, Krebs, MS) 13 Studien mit ausreichenden statistischen Angaben zur Berechnung von ES Josefsson et al. (2013). Physical exercise intervention in depressive disorders: Meta-analysis and systematic review. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, doi:10.1111/sms.12050. Effekte auf depressive Sympotmatik 16 12.04.16 Effekte auf die Fitness von Patienten mit MDD Favours control Favours exercise Stubbs et al., 2015 DOSE-Studie Antidepressive Wirkung von körperlicher Aktivität nur bei einigermassen hoher Energieverausgabung (17.5 kcal/kg/Woche) entspricht: Joggen (10km/h) für 100 min/Woche z.B. 2 x 50 Minuten / Woche oder: Walking (6 km/h) für 175 min/Woche z.B. 6 x 30 Minuten / Woche Dunn et al. (2005). Exercise treatment for depression. Efficacy and dose response. American Journal of Preventive Medicine, 28, 1-8. 17 12.04.16 SMILE: Remission nach 16 Wochen Ausdauertraining Remissionsrate: HAM-D score < 8 Alle aktiven Gruppen unterscheiden sich signifikant von der Placebo-Kontrollgruppe Plazebo-Pille 31% Sertralin 47% Zuhause Sport 40% Angeleitet Sport 20% 45% 25% 30% 35% 40% 45% 50% Blumenthal et al. (2007). Exercise and pharmacotherapy in the treatment of major depressive disorder. Psychosomatic Medicine, 69, 587-596. 5. Spezifische Herausforderungen 18 12.04.16 Effekte von Sporttherapie nicht nachhaltig Weder ursprüngliches Treatment, noch Einnahme von Antidepressiva während 12-monatigem Follow-up sind mit Remissionsrate assoziiert! Einziger signifikanter Prädiktor ist die körperliche Aktivität während dem Follow-up! SMILE+: Hoffman et al. (2011) Baseline Follow-up (1 Jahr) Post (16 Wochen) Ausdauertraining Bewegungsbarrieren Situational barriers p < .01 p < .001 Maintenance self-efficacy Selbstwirksamkeit p < .001 Action planning Implementierungsintentionen depressive sample (n = 53) Negative outcomeNegative Ergebniserwartungen expectations non-depressive sample (n = 55) p < .05 Strategien der volitionalen Action self-efficacy Intentionsabschirmung p < .001 Intention to exercise Intentionsstärke p < .001 0 2 4 6 8 10 Krämer et al. (2014). Correlates of reduced exercise behaviour in depression: The role of motivational and volitional deficits. Psychology & Health, doi:10.1080/08870446.08872014.08918978. 19 12.04.16 Wie kann bei depressiven Personen die volitionale Verhaltenskontrolle gestärkt werden? Motivationale Techniken Volitionale Techniken Wissensvermittlung Problembewusstsein herstellen Self-monitoring (activity logs, pedometer, Persönliche Risikoeinschätzung Kosten-Nutzen-Kalkül Bildung von Handlungsplänen Selbstwirksamkeitstraining Goal-Setting Prüfung der Selbstkonkordanz Reflexion der Konsequenzerfahrungen heart rate monitors) Barrierenmanagement Soziale und strukturelle Einbindung des Verhaltens Rückfallprävention Soziale Unterstützung Contracting Göhner & Fuchs (2007) 41 20 12.04.16 5x 30-45 min Walking 1x mit Coach 4x alleine 91% compliance (dank Behavioral Skill Training) Mota-Pereira et al. (2011) 21 12.04.16 6. Fazit Forschung zum Thema Angst und Depression stark zugenommen Körperliche Aktivität mit weniger Angst und Depression assoziiert Körperliche Aktivität führt als Therapieform zu einem Rückgang an depressiven Symptomen Antidepressive Wirkung erst ab einer bestimmten Energieverausgabung Effekte von körperlicher Aktivität und Medikamenten vergleichbar: Medikamente wirken schneller, haben aber mehr Nebeneffekte Regelmässige körperliche Aktivität verbessert Fitness und wirkt komorbiden Erkrankungen entgegen Geringe Nachhaltigkeit – positive Effekte verschwinden wieder Förderung eines überdauernd aktiven Lebensstils schwierig Fokus auf Aufbau von Strategien der volitionalen Verhaltenskontrolle 22 12.04.16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 23 Ernährung, Stress, Angst und Depression: Brain Food? Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Ernährung, Stress, Angst und Depression: Brain Food? Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger Leiter der Abt. für klinische Psychophysiologie Universität Trier, Deutschland Was ist Brain Food ? 2 IQ & Demenz 3 Anthropology of Depression and Anxiety By Lokal_Profil, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8962872 […] underlines the prevalence of depression and anxiety disorders across all cultures and nations […] cultural differences exist in symptom presentation […] 4 Molière (eigentlich Jean-Baptiste Poquelin) französischer Dichter (1622 - 1673) Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern. 5 6 Physiologische Grundlagen Die Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere beginnt vor ca. 550 Mio. Jahren. 7 Evolution der Wirbeltiere Mammals Birds Reptiles Amphibians Bony fish Cart. Agnatha Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates KT Massenextinktion -66 -251 Perm ME -375 Tetrapoda Kambrische -542 Explosion 8 Evolution der Wirbeltiere Mammals Birds Reptiles Amphibians Bony fish Cart. C Agnatha Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates KT Massenextinktion -66 -251 Perm ME -375 Tetrapoda Kambrische -542 Explosion 9 Evolution der Wirbeltiere Mammals Birds Reptiles Reptiles Amph hibian ns Amphibians Bony B ony fish h Cart. C aart.. Agnatha Benton, Be B en ent ntton on, M. M JJ.. ((1 (1998) 1998)) TThe he quality tyy o off the fossil record of ver vertebrates rt -66 KT Massenextinktion -251 Perm ME -375 Tetrapoda Kambrische -542 Explosion 10 Telencephalon Evolution der Wirbeltiere - ursprünglicher Hippocampus & Amygdala R eptiles Reptiles Amph hibian ns Amphibians Mammals Birds Bony B ony fish h Tel-/Diencephalon -66 KT Massenextinktion - Anlage der Basalganglien Cart. C aart.. Agnatha Benton, Be B en ent ntton on, M. M JJ.. ((1 (1998) 1998)) TThe he quality tyy o off the fossil record of ver vertebrates rt Effektive Bluthirnschranke -251 Perm ME -375 Tetrapoda Kambrische -542 Explosion 11 Kompartimente & Bluthirnschranke BBB IVF IZF 4%KG 4 40%KG ISF 17%KG TZF 3%KG EZF25%KG 12 Evolution der Wirbeltiere Wechsel von Glia- zu einer Endothel-Bluthirnschranke Mammals Birds Reptiles Amphibians Bony fish Cart. Agnatha Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates -66 KT Massenextinktion -251 Perm ME -375 Tetrapoda Kambrische -542 Explosion 13 Bluthirnschranke 14 Bluthirnschranke 15 16 Erfolgsstory: wachsendes Gehirns © Eric Tscherne (GEO.de) 17 17 Optimiertes (Primaten-)Gehirn differenzierte Konstruktion, komplexe Assoziationen - Bildung intrauterin, konstantes Milieu (z.B. Temp) Abschottung von Störeinflüssen - Bluthirnschranke praktisch undurchlässig maximale Größe & neuronale Ausbeute - kein/kaum Platz für eigenen Energiespeicher effizienter Metabolismus - aerob mit Glucose bzw. Laktat (via Astrozyten) Effiziente Anbindung - konst. Versorgung, ca. 20% HMV/Energie 18 Hypoglykämie (extremer Notfall) starker Stressor - Schwitzen, Tremor, Palpitationen redundante Systeme - Adrenalin, Glucakon, Cortisol, Wachstumshormon Hunger - Nahrungszufuhr, Kohlenhydrate Angst, unangenehmer Zustand - Vermeidung metabolische Umstellung möglich - langfristig ggf. Ketonkörper (beim Fasten) 19 Homo neanderthalensis Homo sapiens 1200 Homo heidelbergensis 900 Homo erectus 600 Homo ergaster Homo rudolfensis Homo habilis Paranthropus robustus Paranthropus bosei Pan troglodytes Australopithecus africanus Australopithecus afarensis 300 cranial capacity (cm3) 1500 cranial capacity of hominins -4 -3 -2 106 yrs. -1 0 20 “externer” Energiespeicher: Leberglykogen IVF IZF 4%KG 4 40%KG ISF 17%KG TZF 3%KG EZF25%KG 21 Gehirn-Leber-Verbindung (Leber versorgt Gehirn) Leber ist Speicher von Glucose (10% des Lebergewichts = ca. 200 g bei 80 kg KG) Kontrolle durch: - Hormone - Sympathikus - Parasympathikus Gewicht-% Gehirn Leber 13.5 5.0 2.0 2.4 4.4 22 seit 500 Mio. Jahren Evolution der Wirbeltiere - ähnliche Gehirnstrukturen (fast)gleiche Bluthirnschranke unterschiedliches Verhaltensrepertoire unterschiedliche Ernährungsstrategien hängt der Erfolg einer Spezies wirklich an einer spezifischen Nahrungsquelle ? 23 cranial capacity of hominins Homo neanderthalensis Homo sapiens 1200 Homo heidelbergensis 900 Homo erectus 600 Homo ergaster Homo rudolfensis Homo habilis Paranthropus robustus Paranthropus bosei Pan troglodytes Australopithecus africanus Australopithecus afarensis 300 cranial capacity (cm3) 1500 animal remains show signs of butchery -4 -3 -2 106 yrs. -1 0 24 Gupta S: Brain Food - Clever Eating. Nature 2016; 531: 12-13 vor ca. 6 Mio Jahren: Primaten wandern vom tropischen Regenwald in feuchte Savanne (Früchte, üppiger Pflanzenwuchs) vor ca. 3 Mio Jahren: Klimawandel, Savannen trocknen aus zwei Primatentypen überleben: - vegetarischer Typ - vorwiegend Fleisch essender Typ Der “Carnivor” entwickelte ein grosses Gehirn und ist der Vorfahre des Menschen. Wesentlich dabei die Versorgung mit “Micro Nutrients”. 25 Periodensystem der chem. Elemente 26 Zusammensetzung des menschlichen Körpers (bezogen auf 70 kg KG) >95% des Gewichts 3g Fe 27 Gupta S: Brain Food - Clever Eating. Nature 2016; 531: 12-13 15 mg Fe (Frauen) 100 g Blutwurst Schweineleber Bündnerfleisch Fe (mg) 29.4 18 9.8 Vitamin C erhöht Fe-Resorbtion 28 weitere “Micro Nutrients” Zink Potential roles of zinc in the pathophysiology and treatment of major depressive disorder. Swardfager W Neuroscience & Biobehavioral Reviews. 2013 June; 37(5): 911–929 Chrom Effectiveness of chromium in atypical depression: a placebo-controlled trial. Davidson JR, Abraham K, Connor KM, McLeod MN Biol Psychiatry. 2003 Feb 1; 53(3):261-4. Magnesium Rapid recovery from major depression using magnesium treatment. Eby GA, Eby KL Med Hypotheses. 2006; 67(2):362-70. Folsäure & Vit B12 Folate and depression--a neglected problem. Young SN J Psychiatry Neurosci. 2007 Mar; 32(2):80-2. Selenium, Calcium, Lithium, Jod, … 29 Fettfische (mit Omega-3-Fettsäuren) Atlantischer Hering (Clupea harengus) Atlantischer Lachs (Salmo salar) Sardine pilchardus) ( (Sardina Makrele M akrele (Scomber (Scomber scombrus) scombrus) Blauflossen-Thunfisch (Thunnus thynnus) nus) s Aal (Anguilla anguilla) Karpfen (Cyprinus carpio) 30 Omega-3-Fettsäuren ( ungesättigte FS) Eicosapentaensäure (EPA) ω α-Linolensäure (ALA) 3 2 Docosahexaensäure (DHA) marine FS Leinsamenöl (53 g ALA / 100 g) Rapsöl (9.1) Sojaöl (6.8) pflanzliche FS Phospholipid Phospholipid lipophil Phospholipide hydrophil 31 * * ungesättigt 32 Zellmembran (Phospholipid-Doppelschicht) erhöhte Fluidität extrazellulär Cytosol (-) (+) PUFAs - direkter Effekt auf Zellmembran - Beeinflussung von Ionenkanälen (zB Inh. Na+-Kanäle) - Einfluss auf Entzündungsmediatoren und Adhäsionsmol. 33 Omega-6-Fettsäuren ( ungesättigte FS) Linolsäure (LA) Arachidonsäure (AA) Arachidonsäure kann metabolisiert werden: - über die Cyclooxygenasen entstehen Prostaglandine - über die Lipoxygenasen entstehen Leukotriene Verhältnis zu Omega-3-FS entscheidend 34 Omega-3-Fettsäuren & Depression Erniedrigte n-3 FS in bipolarer Depression Erika FH Saunders E et al. Low unesterified:esterified eicosapentaenoic acid (EPA) plasma concentration ratio is associated with bipolar disorder episodes, and omega-3 plasma concentrations are altered by treatment. Bipolar Disorders 2015; 17: 729 n-3 FS passieren die Bluthirnschranke Freund Levi Y, et al. J Intern Med. 2014; 275: 428-36 Meta-Analyse zur Wirksamkeit bei MDD Mocking RJ, et al. Meta-analysis and meta-regression of omega-3 polyunsaturated fatty acid supplementation for major depressive disorder. Transl Psychiatry 2016; 6: e756 EPA besser als DHA Richardson AJ: n-3 Fatty acids and mood: the devil is in the detail';' Br J Nutr 2008; 99: 221-3 Martins JG: EPA but not DHA appears to be responsible for the efficacy of omega-3 long chain polyunsaturated fatty acid supplementation in depression: evidence from a meta-analysis of randomized controlled trials. J Am Coll Nutr. 2009; 28: 525-42 35 Schweizer Alpkäse und omega-3 FS - mehrfach ungesättigte FS sind ein Sonnenschutz für Pflanzen - in den Alpwiesen daher erhöht - von der Milch in den Käse Reiner MF et al.: Omega-3-Fettsäuren, Schweizer Alpkäse und deren Auswirkungen… Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2012; 10: 22-27 36 L-Tryptophan Serotonin (5-HT) essentielle aromatische Aminosäure Neurotransmitter: kann BBB passieren INSULIN - blockiert proteolytische Aktivität - erhöhte Aufnahme von Aminosäuren, die mit L-Trp um Aufnahme ins ZNS konkurrieren - vermehrte L-Trp Aufnahme im ZNS erhöht 5-HT Bildung • Phylogenetisch sehr alt (700 Mio) • Magendarmtrakt & ENS • Wahrnehmung, Schlafs, Temperatur, Schmerz, Appetits, Sexualverhalten, Impulsivität und Stimmung kann BBB nicht passieren 37 38 39 Trier Social Stress Test 40 ZNS-Insulin hemmt die Stress-Cortisol-Antwort 41 Insulärer Kortex und Depression 42 43 ZNS-Insulin erhöht Insula-Perfusion 44 ZNS-Insulin erhöht Insula-Perfusion 45 46 Visuelle Stimulation mit Nahrungsmitteln reduziert die “Startle”-Reaktion 47 48 49 Nahrungsverhalten • Das Wesen des Menschen (Säugetiers) ist sozial. • Einsamkeit und Ausschluss machen psychisch & physisch krank. • Partnerschaft und funktionierendes soziales Netz halten gesund. • Soziales Ansehen durch Erschliessung von Nahrungsressourcen. • Superstrategie: Bindung/Freundschaft durch Teilen von Nahrung. • Bestätigungsverhalten bzgl. Nahrungsteilung. • • • • Feindschaft durch Verweigern von Nahrungteilung. Verletzung durch Ablehnung eines Nahrungsangebots. Ingroup/outgroup Kontrolle durch Nahrungsregeln. Pathologische Kontrolle des Essens. 50 Schimpansen teilen nach der Jagd das Fleisch eines roten Stummelaffen untereinander auf. © Roman M. Wittig / Taï Chimpanzee Project 51 Nahrungsverhalten • Das Wesen des Menschen (Säugetiers) ist sozial. • Einsamkeit und Ausschluss machen psychisch & physisch krank. • Partnerschaft und funktionierendes soziales Netz halten gesund. • Soziales Ansehen durch Erschliessung von Nahrungsressourcen. • Superstrategie: Bindung/Freundschaft durch Teilen von Nahrung. • Bestätigungsverhalten bzgl. Nahrungsteilung. • • • • Feindschaft durch Verweigern von Nahrungteilung. Verletzung durch Ablehnung eines Nahrungsangebots. Ingroup/outgroup Kontrolle durch Nahrungsregeln. Pathologische Kontrolle des Essens. 52 Brain Food gg Depression/Angst Zusammenfassung • genug “Micro Nutrients” • ggf. Nahrungsergänzung • ggf. etwas Skepsis ggü Zeitgeist • Essen als sozialer Event • Vermeiden von defizitärem Essverhalten 53 Ernährungspyramide der SGE Abb. dieser .pptx mehrheitlich aus Wikipedia 54 Friedrich Wilhelm Nietzsche deutscher Philosoph (1844 - 1900) Ein Bissen guter Nahrung entscheidet oft, ob wir mit hohlem Auge oder hoffnungsreich in die Zukunft schauen. Quelle: Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878-1880. Zweiter Band. Zweite Abteilung: Der Wanderer und sein Schatten 55 Rolle der Mitochondrien bei psychiatrischen Erkrankungen Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch 7TH SWISS FORUM FOR MOOD AND ANXIETY DISORDERS Neurobiology Laboratory For Brain Aging and Mental Health Psychiatric University Clinics Basel, Switzerland Das alternde Gehirn: Alternstheorien Freie Radikale und Oxidativer Stress Akkumulation von aggressiven Sauerstoffradikalen, Oxidation von Biomolekülen als Motor des Alterungsprozesses und Auswirkung auf alters-assoziierte Erkrankungen Inflammation Dysfunktion des Immunsystems, Inflammatorische Prozesse “Senescence-Gene” Veränderte Aktivität bestimmter Alterungsgene und deren Produkte als Ursache der Alternsprogression Telomere Kontinuierliche Verkürzung der Chromosomen als Indikator für die Lebensspanne einer Zelle Kalorische Restriktion Reduzierte Nahrungsaufnahme verlangsamt die Alterungsrate und verlängert Lebenszeitspanne (bisher nur im Tiermodell gezeigt) Risikofaktoren: Vielfältige organische Veränderungen kardiovaskuläre Veränderungen, Diabetes, reduzierte Blutzirkulation, Hypoperfusion, ungenügende Versorgung des Gehirns mit O2, Substraten und Energie Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern 1 Oxidativer Stress, die Schadstoffemission der Mitochondrien, ein wichtiger Grund für Hirnalterungsprozesse 8-OHdG, F2-Isoprostane Marker Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern Faszination Gehirn: Großverbraucher von Glukose und Sauerstoff Sonderfall Gehirn 2% des Körpergewichts 70% des Glukoseverbrauchs 15 Milliarden Nervenzellen Schnelle Aktionspotentiale (1 ms bei Nervenzelle versus 10-20 ms bei Muskelzelle) Mitochondrien Gehirn: Enormer Bedarf zellulär verfügbarer Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern 2 Schädigung der Mitochondrien durch ROS (Reaktive Sauerstoffspezies) m: Abfall des mitochondrialen Membranpotentials (Depolarisation) m ROS O2 O2 O2 2 H2O OH. H2O2 O2.- e- H+ e- ATP ATP -++ Komplexe der Atmungs- IV kette H+ III H+ I -++ ATPSynthase H+ ROS Mitochondrien - Hauptquelle an intrazellulären ROS Akkumulation von oxidativen Schäden an Mitochondrien mit dem Alter Mitochondrien - Hauptziel für ROS Add-On-Faktoren bei Alzheimer Demenz Mitochondriale Erkrankungen Primäre mitochondriale Erkrankungen Erkrankungen, die direkt auf Mutationen der mtDNA oder Mutationen in nukleär codierten Genen der Atmungskette beruhen. Mitochondriale Veränderungen identifiziert in eher häufigeren Erkrankungen wie z.B. der Alzheimer Demenz und der Depression Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern 3 Klinische Merkmale mitochondrialer Erkrankungen CNS: stroke-like episodes, Eye: External ophthalmoplegia, Ptosis seizures, dementia Cataract, Pigmentary retinopathy psychosis, depression optic atrophy Cardiac: e.g. Hypertrophic Hearing: deafness cardiomyopathy Skin: Palmoplantar keratoderma Renal: e.g. tubular defects Endocrine: e.g. Diabetes mellitus Muscle: myopathy Gastrointestinal: e.g. hepatic failure Peripheral nervous system: axonal sensorimotor neuropathy Schon et al., 2003 STRESS UND SEINE AUSWIRKUNGEN Stress Angst Schlafstörung Burnout Depressive Symptome Klinische Depression Alzheimer‘s Demenz Komorbidität 4 Stress und Mitochondrien Mitochondrien – Zellkraftwerke Stress Cortisol Glucocorticoid Rezeptor Gentranskription Stress schädigt Mitochondrienfunktion Zhang et al., 2006 5 Bipolar Disorder Disruption of energy balance e.g. prefrontal cortex Downregulation of proteins from mitochondrial electron transport chain in postmortem hippocampus from bipolar patients Konradi et al., Ach. Gen. Psychaitry 2004 6 Linking Mitochondria to Synapses: New Insights for Stress-Related Neuropsychiatric Disorders Freddy Jeanneteau and Margarita Arango-Lievano Neural Plasticity Volume 2016, Article ID 3985063 The mitochondria-synapse signaling loop is modulated by glucocorticoids. Acute and moderate glucocorticoid peaks rapidly promote the formation of new dendritic spines In contrast, glucocorticoid-mediated spine elimination is delayed and requires the transcription of new gene products in chronic stress model. Mitochondrien im alternden Gehirn Brain Antioxidant Capacity Brain ATP Content * * Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern 7 Mitochondrial dysfunction in AD brain Eckert et al., Alzheimers Res Ther. 2011 Oxidativer Stress-Marker: Malondialdehyd 8 Neuroaktive Steroidhormone Regulation von Neurotransmitter Systemen, Viabilität von Neuronen, Beeinflussung kognitiver Prozesse (learning and memory) (Schumacher et al. 2003, Karishma et al. 2002, Tsutsui 2008, Magnaghi 2001); Neuroprotektion (Meyer et al. 2013, Patte-Mensah et al. 2014, Grimm et al. 2012) Ungleichgewicht der Steroidhormone bei Depression Reduzierte Spiegel im Alter und bei Demenz Cholesterol TSPO P450scc PREG Mitochondrion P450c17 3β-HSD 17OH-PREG P450c17 3β-HSD P450c17 PROG DHEA 3β-HSD P450c17 17OH-PROG 17β-HSD Androstenedione 5α - R Testosterone Arom. Arom. 5α - R Estradiol DHT 17β-HSD DHP Estrone 3α - HSOR 3α - HSOR ALLOPREG 3α - androstanediol Neuroaktive Steroidhormone Ungleichgewicht der Steroidhormone bei Depression Reduzierte Spiegel im Alter und bei Demenz Mitochondrien: i) Wichtiges ersten Zellkompartiment für die Herstellung der Neurosteroide ii) Neurosteroide wiederum können den Energiehaushalt modulieren Cholesterol TSPO P450scc PREG Mitochondrion P450c17 3β-HSD 17OH-PREG 3β-HSD P450c17 PROG 5α - R P450c17 DHEA 3β-HSD P450c17 17OH-PROG 17β-HSD Androstenedione Arom. Testosterone Arom. 5α - R Estradiol DHT 17β-HSD DHP 3α - HSOR ALLOPREG Estrone 3α - HSOR 3α - androstanediol 9 Mitochondrien: i) Wichtige Rolle in Energiehaushalt ii) Beeinflussen ROS / oxidative Stresspegel der Zellen iii) Wichtig für Generierung von Neurosteroiden und werden gleichzeitig durch diese in ihrer Funktion moduliert Zusammenfassung Das Gesamtbild basierend auf den Evidenzen aus der Literatur bestätigt die mögliche Involvierung einer mitochondrialen Dysfunktion bei psychiatrischen Erkrankungen: Depression, bipolare Störung, alters-bezogenen Erkrankungen wie Demenz Weitergehende Untersuchungen sollen spezifische Mechanismen aufklären bzgl. der Frage Welcher mitochondriale Defekt zu den unterschiedlichen spezifischen Symptomen psychiatrischer Erkrankungen führt. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Prof. Dr. Anne Eckert, PhD Neurobiology Laboratory for Brain Aging & Mental Health Transfaculty Research Platform Molecular & Cognitive Neuroscience University of Basel Psychiatric University Clinics Basel Wilhelm Klein-Strasse 27 CH-4012 Basel Switzerland Phone office: +41 61 325 5487 Fax: +41 61 325 5577 e-mail: [email protected] Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern | 20 10 Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer körperlichen Komorbiditäten im Alter Prof. Dr. med. Egemen Savaskan Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Behandlung von Depression, Angst und ihrer körperlichen Komorbiditäten im Alter Prof. Dr.med. E. Savaskan 7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders 14. April 2016 Depression im Alter Involutionsdepression Emil Kraepelin 1910 ICD-9: Unterform der unipolaren Depression Spätdepression: Erstmanifestation ≥45. Lebensjahr Altersdepression: Erstmanifestation ≥60. Lebensjahr Heute: Depression im Alter Lehrbuch für Psychiatrie, Kraepelin 1910; ICD-9, WHO 1982; ICD-10, WHO 1994 2 1 Prävalenz der Altersdepression Arch Gen Psychiatry 2000 Major Depression: 4.4% bei Frauen 2.7% bei Männer Depression in older people is underdiagnosed Allan CE, Valkanova V, Ebmeier KP. Practitioner 2014 Nur 16% werden erkannt und behandelt Buckley et al 2006 Arch Gerontol Geriatr 2010 «Minor Depression»: 30% 3 The prevalence of anxiety among older adults in nursing homes and other residential aged care facilities: A systematic review Chreighton et al., Int J Geriatr Psychiatry 2015 2249 Publikationen 18 Studien mit 5927 Teilnehmern wurden untersucht Angststörung zwischen 3.2-20% Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen Overall prevalence of anxiety disorders in residential aged care settings 4 2 The natural course of anxiety disorders in the elderly: a systematic review of longitudinal trials Basseer&Nilforooshan 2015 12 Publikationen mit 10 Langzeitstudien 34’691 ältere Patienten mit Angststörung und 3’532 mit Depression ohne Angststörung Nach 6-jährigem Verlauf entwickeln Patienten mit Angststörung gemischte Störungsbilder Angst-Depression und reine depressive Episoden Gemischte Störungsbilder Angst-Depression werden selten diagnostiziert 5 47.5% der Patienten mit Major Depression zeigen Angststörung 26.1% der Patienten mit Angsstörung zeigen Major Depression Am J Psychiatry 2000 Komorbidität erhöht Schweregrad und Therapieresistenz der Depression Br J Psychiatry 2007 Komorbidität verstärkt somatische Symptome, Suizidalität und Beeinträchtigung der Alltagsfähigkeiten J Affect Disord 2006 6 3 Depressive Störungen im höheren Lebensalter F 06.31 Organische bipolare Störung F 06.32 Organische depressive Störung F 25.1 Schizoaffektive Störung, ggw. depressiv F 31 Bipolare affektive Störung F 32 Depressive Episode F 33 Rezidivierende depressive Störungen Weniger Traurigkeit F 34 Anhaltende affektive Störungen (Dysthymia und Zyklothymia) Mehr somatische und hypochondrische Beschwerden F 38 Sonstige affektive Störungen (z.B. saisonale) Gedächtnisstörungen Mehr Apathie und Antriebslosigkeit Major Depression ähnlich wie bei Jüngeren Kein alterspezifischer Subtyp von Major Depression Unterschiede der Altersdepression: Mehr Angstsymptome F 41.2 Angst und depressive Störung, gemischt F 43.2 Anpassungsstörungen Baldwin et al. 2002 7 Depressive Episode nach ICD-10 Hauptsymptome: - Depressive Stimmung, mind. 2 Wochen Leichte Depressive Episode: - Verlust von Interesse und Freude Zwei Hauptsymptome + Zwei zusätzliche Symptome - Erhöhte Ermüdbarkeit Zusätzliche häufige Symptome: Defizite in Konzentration und Aufmerksamkeit Reduktion von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken, -Handlungen Schlafstörung Mittelgradige Depressive Episode: Zwei Hauptsymptome + Drei zusätzliche Symptome ev. somatisches Syndrom Schwere Depressive Episode: Drei Hauptsymptome + Mind. vier zusätzliche Symptome, stark ausgeprägt ev. Wahnideen, Halluzinationen, Depressives Stupor, Alltagseinschränkungen Verminderter Appetit Somatisches Syndrom 8 4 Somatische Beschwerden bei Altersdepression Gelenkschmerzen Rückenschmerzen Kopfschmerzen Brustschmerzen Arm-/Beinschmerzen Bauchschmerzen Müdigkeit Schwindel 36.7 31.5 24.9 24.6 24.3 23.6 23.6 23.3 % % % % % % % % Depressed Patients (% ) 80 60 60 44 40 23 20 12 2 0 0-1 2-3 4-5 6-8 9+ Number of somatic symptoms N=1000 Die steigende Anzahl der somatischen Symptome korreliert mit ansteigendem Risiko für Depression Kroencke et al 1994 9 Psychological functioning of people living with chronic pain: a meta-analytic review Burke et al., Br J Clin Psychol 2015 Von 686 Studien wurden 110 in der Metaanalyse untersucht Häufigste Störungen bei chron. Schmerzpatienten: Depression Angst Somatisierungsstörung Gereiztheit/Aggressivität Selbstversorgungsdefizite Selbstwertgefühlstörung «Fear of pain» Angst ausgeprägter als Depression 10 5 Physical comorbidity and polypharmacy in older psychiatric patients Lacro JP, Jeste DV Biol Psychiatry 1994 Hypertonie Koronare Herzkrankheit Deg. Erkrankungen des Bewegungsapparats Herzinsuffizienz Gastrointestinale Beschwerden D. Mellitus Obst. Atemwegserkrankungen Neurologische Erkrankungen Schilddrüsenerkrankungen 52% 52% 31% 24% 21% 19% 14% 14% 10% Polypharmazie Therapieresistenz Treatment-resistant depression in the elderly Bonner D, Howard R Int Psychogeriatr 1995 11 Psychiatric and medical comorbidities: results from a bipolar elderly cohort study Dols et al., Am J Geriatr Psychiatry 2014 Häufigste Komorbiditäten: Psychiatrisch: Alkoholabhängigkeit (24.8%) Schädlicher Gebrauch vom Alkohol (13.9%) Somatisch: Hypertension (27.8%) Arthrose (29.1%) Allergien (25.6%) Metabolisches Syndrom (28.7%) Polypharmazie (31.7%) 12 6 Are anxiety disorders associated with accelerated aging? A focus on neuroprogression Perna et al, Neural Plasticity 2016 Strukturelle und funktionelle Hirnveränderungen, die mit Angst assoziiert sind: Reduktion der grauen Substanz White matter lesions Abnahme der Neurokonnektivität Abnahme der kognitiven Funktionen Molekulare Korrelate des Hirnalterns, die mit Angst assoziiert sind: Aβ-Ablagerung Oxidative/Nitrosative Stress Immun-inflammatorische Reaktionen Telomerverkürzung 13 Systematic review of factors associated with depression and anxiety disorders among older adults with Parkinsons’ disease Sagna et al., Parkinsonism Relat Disord 2014 Besondere Risikofaktoren für Depression und Angst: Autonome Symptome Fluktuation der motorischen Symptome Schweregrad und Frequenz der Symptome Stadium der Erkrankung Früher Beginn und Dauer der Erkrankung 14 7 Häufige Risikofaktoren für Depression im Alter Zerebrovaskuläre Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall Hypothyroidismus Mangelernährung Am J Psychiatry 2016 Vitamin-B12-Mangel Prävalenz der Depression: 31-52% Die Komorbidität erhöht die Mortalität! SSRI wirksam cave: hämorrhagische Komplikationen, Stürze bei älteren Personen Präventive Gabe von SSRI reduziert Risiko Medikamente (Polypharmazie) Schwarz&Frölich 2011 15 „Vaskuläre Depression“ Roberts et al. 2003 Subkortikale ischämische Veränderungen Subkortikale Hyperintensitäten in MRI Bei älteren Menschen mit: Diabetes Hypertension Atrielle Fibrilation Depression in der Familie Alexopoulos et al. 1997; Krishnan et al. 1997; Steffens&Krishnan 1998; Mast et al. 2004 Steffens&Krishnan, Biol Psychiatry 1998 16 8 Erkrankungen und Medikamente mit klarer Assoziation zu Depression Rothenhäuser&Kapfhammer 2006 17 Elderly cancer patients’ psychopathology: a systematic review Aging and mental health Parpa et al., Arch Gerontol Geriatr 2015 102 Studien wurden untersucht Depression ist bei älteren Krebspatienten am häufigsten: Prävalenz bis zu 38% vor allem bei chron. Schmerz und schlechtem Allgemeinzustand wird oft nicht erkannt oder als Trauer verkannt erhöhte Suizidalität! Angststörung bei höherem Alter sehr häufig Prävalenz 10-30% in Abhängigkeit von medikamentösen und chron. Somatischen Faktoren vor allem bei Schmerz-Patienten Während Depression im höheren Alter zunimmt, ist die Angststörung häufiger bei jüngeren älteren Personen Interventionen: Antidepressiva, Benzodiazepine Antipsychotika (bei Delir bedingter Angststörung) Sedativa, Schmerztherapie Psychosoziale Interventionen Kognitiv-behaviorale Psychotherapie Supportive Psychotherapie Relexation, Hypnose, Desensitisation 18 9 Kognitive Störungen bei Depression Eine allgemeine Abnahme der Informationsverarbeitung Folgende Bereiche primär betroffen: › Episodisches Gedächtnis › Sprache › Arbeitsgedächtnis › Exekutive Funktionen › Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Butters et al. 2004; O‘Brien et al. 2004; Sheline et al. 2006 The nature and determinants of neuropsychological functioning in latelife depression Butters et al. Arch Gen Psychiatry 2004 Late-life depression is characterized by slowed information processing This supports the concept that frontostriatal dysfunction plays a key role in LLD The putative role of some risk factors was validated (eg, advanced age, low education, depression severity), whereas others were not (eg, medical burden, age at onset of first depressive 19 episode) Depression als Risikofaktor für Demenz Mid-life versus late-life depressive symptoms and risk of dementia: Differential effects for Alzheimer’s disease and vascular dementia DE Barnes, K Yaffe, AL Byers, M McCormick, C Schaefer, RA Whitmer Arch Gen Psychiatry 2012 Depression im mittleren und späten Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Risiko für Demenz assoziert Depression, die spät auftritt, kann ein Prodromalstadium der Demenz sein Rezidivierende Depressionen sind assoziert mit erhöhtem Risiko für vaskuläre Demenzen The adjusted hazard of dementia was increased by approximately 20% for mid-life depressive symptoms only (Hazard Ratio [95% confidence interval]: 1.19 [1.07, 1.32]), 70% for late-life symptoms only (1.72 [1.54, 1.92]), and 80% for both (1.77 [1.52, 2.06]). When we examined AD and VaD separately, subjects with late-life depressive symptoms only had a two-fold increase in AD risk (2.06 [1.67, 2.55]) whereas subjects with both mid-life and latelife symptoms had more than a three-fold increase in VaD risk (3.51 [2.44, 5.05]). 20 10 Depressive symptoms increase the risk of progression to dementia in subjects with mild cognitive impairment: systematic review and meta-analysis Mourao RJ, Mansur G, Malloy-Diniz LF, Castro Costa E, Diniz BS Int J Geriatr Psychiatry 2015 Meta-Analyse von 18 Studien bei 10’861 Personen mit MCI Bei Personen mit MCI und Depression ist eine Demenz-Entwicklung 1.28 mal wahrscheinlicher als bei MCI ohne Depression Depressive Symptome bei MCI haben einen additiven Risikoeffekt 21 Demenz als Ursache der Depression A collaborative study of the emergence and clinical features of the major depressive syndrome of Alzheimer's disease Zubenko GS et al. Am J Psychiatry 2003 Die Prävalenz von Major Depression bei AD ist zwischen 22.5% to 54.4%, bei schwerer Demenz mind 50% AD-Patienten mit Major Depression weisen einen früheren Beginn der Symptome, höhere HAMD-Werte und öfters psychotische Symptome auf als Patienten ohne Depression AD mit Major Depression gehört zu den häufigsten affektiven Erkrankungen im Alter 22 11 Diagnostik vor Therapiebeginn Diagnose einer Depression nach ICD-10 Diagnostik der psychiatrischen Komorbidität Abklärung von somatischen Begleiterkrankungen und Medikation Abklärung der psychosozialen Stressfaktoren Holsboer-Trachsler 2006 23 Therapie der Depression im Alter Psychotherapie: Basistherapie Spezifische Psychotherapieformen Medikamente: Antidepressiva Mood-Stabilizer Adjuvante Therapien: z.B. Atypika Chronobiologie: Schlafentzug Lichttherapie Elektrokrampftherapie (EKT) Millieutherapeutische und soziale Massnahmen Mod. nach Hatzinger 2011 24 12 Psychotherapie im Alter Basisverfahren: Arzt-Patient-Beziehung Psychoedukation Psychosoziale Unterstützung Verhaltenstherapeuth. Interventionen: Aktivierung Bewegungstherapie Milieutherapie u.a. Entspannungsverfahren: z.B. progressive Muskelrelaxation Psychotherapie i.e.S.: Kognitive Verhaltenstherapie Interpersonelle Psychotherapie Psychodynamische Therapien Hatzinger 2011 Fiske et al 2009 25 Interpersonelle Psychotherapie (IPT) Konzept der Psychobiologie Adolf Meyer & Interpersonelle Schule Harry S. Sullivan & Bindungstheorie John Bowlby Gute Wirkung bei Major Depression Behandlungsfokus: aktuelle zwischenmenschliche/ psychosoziale Probleme oder Lebensveränderungen Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze Therapeutenrolle: aktiv, unterstützend Fokussierte, zeitlich begrenzte Kurztherapie (12-20 Sitzungen) Keine Indikation bei psychotischen Störungen, komorbider Substanzabhängigkeit, ausgeprägter Persönlichkeitsstörung und komplexer Traumatisierung E. Schramm 2010 26 13 Antidepressiva Folgende Substanzgruppen sind bei älteren Patienten untersucht: Trizyklische AD (Nortriptylin) Taylor 2004 SSRI Taylor 2004, Dunner 1992, Tollefson 1995, Mulsant 1998, Roose 1998, Bondareff 2000, Muijers 2002 SNRI (Venlafaxin) Staab 2000 Mirtazapin Taylor 2004 NARI (Reboxetin) Katona 1999 Moclobemid Angst 1992 › SSRI, SNRI als Empfehlung an erster Stelle › Vorteilhafter wegen Nebenwirkungsprofil › Therapieerfolg ähnlich wie bei jüngeren Erwachsenen › Mögliche Nebenwirkungen: Gastrointestinale Unverträglichkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Hyponatriämie 27 Indications of atypical antipsychotics in the elderly McKean A, Monasterio E Expert Rev Clin Pharmacol 2015 Indikationen: BPSD Augmentation der Antidepressiva bei Depression Angststörungen Insomnia Psychose bei M. Parkinson Risiken: › Metabolisches Syndrom (D.Mellitus II) › Gewichtszunahme › Plötzlicher Herztod › Zerebrovaskuläre Ereignisse › Erhöhte Mortalität 28 14 Short- and Long-Term Use of Benzodiazepines in Patients with Generalized Anxiety Disorder: A Review of Guidelines Ottawa (ON): Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health; 2014. Von 316 Publikationen wurden 22 untersucht (inkl. Leitlinien) 4 Evidenz basierte Leitlinien für den Einsatz in der Kurz- und Langzeittherapie Einstimmige Empfehlung für den Einsatz in der Akuttherapie: - als Begleittherapie bis die Wirkung des Antidepressivums eintritt - in Krisensituationen Eine Empfehlung als Begleittherapie bei Psychotherapie Langzeittherapie nur empfohlen bei Therapieresistenz für Antidepressiva (und Psychotherapie) Bei älteren Patienten sind niedrige Dosierungen empfohlen 29 Nebenwirkungen der Antidepressiva Hatzinger 2011 30 15 QTc-Verlängerung Die Gefahr bei SSRIs geringer Neuroleptika (Atypika wie Risperidon, Olanzapin, Chlorpromazin und Clozapin, oder Phenotiazin, Butyrophenon und Pimozid) können QTc verlängern Trizyklische Antidepressiva sollen vermieden werden 31 Vorgehen bei Therapieresistenz Wechsel zu einem zweiten Antidepressivum: SNRI oder Nortriptylin Kombination zweier Antidepressiva verschiedener Klassen Augmentation mit Lithium: Augmentation mit Atypika: Augmentation mit Lamotrigin (Lamictal®): Augmentation mit Pregabalin (Lyrica®): Therapie mit Moclobemid (Aurorix®) Elektrokrampftherapie (EKT) Engmaschige Laborkontrollen, Kontraindiziert bei Niereninsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen, Diuretika Allgemeine Richtlinien der Neuroleptika-Behandlung beachten! Gute Verträglichkeit, lange Aufdosierungsphase Bei Angst und Schlafstörungen Mod. nach Schwarz&Frölich 2011 32 16 Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen Depression mit psychotischen Symptomen Schwere Suizidalität Bedrohliche Malnutrition wegen unzureichender Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Therapieresistenz (Nach mind. 2 Antidepressiva) Therapieeffizienz mit 80% bei Älteren sehr hoch Kelly&Zisselman 2000 33 Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen Anterograde Amnesie Retrograde Amnesie: öfters bei älteren Patienten mit vorbestehenden kognitiven Störungen Postiktale Desorientierung, Delir Neuropsychologische Störungen: Aphasien, Apraxien, Agnosien Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen Kardiovaskuläre Komplikationen Muskelschmerzen Vorübergehende kognitive Störungen und kardiale Arrhythmien Alexopoulos et al 1984, Donahue 2006, Folkerts 1997, Kelly&Zisselman 2000, Mulsant et al 1991 Damm et al 2010 34 17 Lichttherapie Indikationen: Saisonale Depressionen Non-saisonale Major-Depression Schwangerschaftsdepression Bulimia Schlafstörungen Verhaltensstörungen bei Demenz Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen der Schizophrenie Persönlichkeitsstörungen Therapie: UV-gefiltertes Licht Lichtintensität 2000-10 000 Lux Expositionsdauer 30 bis 60 Min. Wirksamkeit höchstens bei Morgenlicht (07:00-09:00 Uhr) Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Augenbrennen, Übelkeit, Schwindel, Irritabilität, Agitation, Hypomanie, Früherwachen Terman M 2007; Wirz-Justice&Staedt 2008 35 Lichttherapie bei Altersdepression INTERNATIONAL JOURNAL OF GERIATRIC PSYCHIATRY Int J Geriatr Psychiatry 2004; 19: 545–548. The effects of light therapy on depressed elders Yun-Fang Tsai, Thomas K. S. Wong, Yeong-Yuh Juang and Hsiu-Hsin Tsai › 60 Patienten, 5000 Lux für 5 Tage › GDS signifikant (5 Punkte) gebessert JOURNAL OF GERONTOLOGY 2001, Vol. 56A, No. 6, M356–M360 Bright Light Treatment Decreases Depression in Institutionalized Older Adults: A Placebo-Controlled Crossover Study Isabel C. Sumaya, Beth M. Rienzi, Jess F. Deegan II, and Donald E. Moss › 14 Patienten, Lichttherapie, Dämmerungslicht oder kein Licht für 5 Tage › GDS signifikant gebessert nur durch Lichttherapie 36 18 Abteilung für Psychiatrische Forschung und Klinik für Alterspsychiatrie DANKE! [email protected] 19