Handout

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Handout
Symposium
7th Swiss Forum for Mood and
Anxiety Disorders (SFMAD)
Depression, Angst und Altern
The Dolder Grand, Gallery, Zürich
Donnerstag, 14. April 2016, 13.30 -18.00 Uhr
Die SGAD wird von folgenden Firmen unterstützt:
Diese Weiter- und Fortbildung wird zudem durch folgende Firmen unterstützt:
HMNC Brain Health, Sandoz Pharmaceuticals AG
Medienpartner:
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
Symposium
7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren
Die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) verfolgt mit
diesem jährlichen Symposium, dem 7. Swiss Forum for Mood and Anxiety
Disorders, eines ihrer wesentlichsten Ziele: die Verbreitung von Wissen über
Diagnostik und Behandlung der häufigsten psychischen Störungen.
Das Symposium «DEPRESSION, ANGST UND ALTERN» setzt dieses Jahr einen
zusätzlichen Fokus auf die Prävention in der Psychiatrie mit Referaten zu Sport
und Ernährung. Der renommierte Sportwissenschaftler Prof. Dr. Markus Gerber,
Leiter der Abteilung Sport und Psychosoziale Gesundheit der Universität Basel,
erläutert in seinem Referat die präventive Rolle von Sport für Stress, Angst und
Depression. Ein Highlight ist zudem das Referat zu Ernährung, Stress, Angst und
Depression: Brain Food? Dieses ganz dem Zeitgeist entsprechende Thema wird
von Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger vorgestellt.
Ganz ausserordentlich freut uns, dass wir Christoph Sigrist, Pfarrer des
Grossmünsters in Zürich, für das Eröffnungsreferat gewinnen konnten. Der
Botschafter des diesjährigen Reformationsjubiläums wird einen Vortrag zum
Thema Spiritualität und Altern halten.
In diesem Jahr wird das traditionelle Symposium durch einen Crashkurs in
genomischer Medizin am Vormittag ergänzt. Prof. Dr. med. Thomas Szucs wird in
seinem Workshop die personalisierte Medizin und insbesondere ihre Rolle in der
Psychiatrie diskutieren.
Freundliche Grüsse
Prof. Dr. med.
Edith Holsboer
Dr. med.
Josef Hättenschwiler
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
Prof. Dr. med.
Erich Seifritz
Inhaltsverzeichnis
1. Prävention in der Psychiatrie
o Sport, Stress und Prävention von Angst und Depression
Prof. Dr. phil. Markus Gerber
o Ernährung, Stress, Angst und Depression: Brain Food?
Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger
2. Alter, Altern und Psychiatrie
o Rolle der Mitochondrien bei psychiatrischen Erkrankungen
Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert
o Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer körperlichen
Komorbiditäten im Alter
Prof. Dr. med. Egemen Savaskan
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
Sport, Stress und Prävention
von Angst und Depression
Prof. Dr. phil. Markus Gerber
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
12.04.16 Körperliche Aktivität, Stress
und Prävention von Angst
und Depression
Prof. Dr. Markus Gerber, 14.04.16
Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel
7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD), Zürich
Inhalte
1.  Kurzer historischer Rückblick
2.  Präventive Effekte von körperlicher Aktivität auf Angst und Depression
3.  Mögliche Wirkmechanismen (inkl. Stresspuffereffekte)
4.  Potenzial von körperlicher Aktivität als Therapieform bei depressiven
Erkankungen
5.  Spezifische Herausforderungen
6.  Fazit
1 12.04.16 1. Historischer Rückblick
  Gesundheitswirksame Effekte von körperlicher Aktivität heute sehr gut belegt
2 12.04.16   Seit Mitte der 1990er Jahre mehrere Bewegungsempfehlungen auf dem Markt
(Centers for Disease Control, American College of Sports Medicine)
3 12.04.16 Erste empirische Evidenz
Morris et al. (1953): Coronary heart disease and physical activity at work. Lancet, 2, 1053-1057.
Paffenbarger et al. (1978): Physical activity as an index of heart attack risk in college alumni. American
Journal of Epidemiology, 180, 161-175.
4 12.04.16 Hollmann et al. (2006). Körperliche Aktivität und Gesundheit. Blickpunkt „Der Mann“. 4, 11-15.
2. Präventive Effekte von körperlicher
Aktivität auf Angst und Depression
5 12.04.16 Körperliche Aktivität und Angst (1/2)
  Erste Metaanalyse anfangs der 1990er Jahre
  Studien der zurückliegenden 15 Jahre
  Akute körperliche Aktivität führt zu Reduktion der Zustandsangst
  Mindestens 20 Minuten Dauer erforderlich
  Regelmässiges Training führt zu Rückgang an Eigenschaftsangst
  Mindestens 10 Wochen Training notwendig
Petruzello et al. (1991). A meta-analysis on the anxiety reducing effects of acute and chronic exercise.
Sports Medicine, 11, 143-182.
Angst (2/2)
  Studien mit RCT-Design
  Exercise versus no-treatment: ES = -.48, p < .001
  Exercise versus other treatments: ES = -.19, p < .05
  Andere Therapieformen: kognitive Verhaltenstherapie, Musiktherapie,
Stressmanagement, Gruppentherapie, Pharmakotherapie
  Signifikant stärkere Effekte im Vergleich zu allen anderen Therapieformen
(ausser Pharmakotherapie)
Rethorst et al. (2009). The antidepressive effects of exercise: a meta-analysis of randomized trials.
Sports Medicine, 39, 491-511.
6 12.04.16   9 querschnittliche Studien
  Eindeutiges Befundmuster
  Mehr körperliche Aktivität mit weniger depressiven Symptomen assoziiert
Ergebnisse einer grossen Bevölkerungsstudie:
US National Morbidity Survey (Goodwin, 2003)
Bipolar disorder
Never
Rarely
Dysthymia
Occasional
Regularly
Major depression
0
5
10
15
20
  12-Monate-Prävalenz; N = 5877; Alter 15-54; repräsentativ für USA
7 12.04.16 Frage der Kausalität bleibt unbeantwortet
  Körperliche Aktivität à Depression
  Henne-Ei-Problem
Wer war zuerst da ...?
  Depression à Körperliche Aktivität
Langzeiteffekt von körperlicher Aktivität auf
Depression
2
Zwei Befunde
1.8
1.8
1.6
1.39
1.4
1.2
1
1
1.07
1
1.11
0.8
  Bei Frauen wirkt sich
Inaktivität besonders negativ
aus
  Unterschied liegt vor allem
zwischen ‚low‘ und
‚moderate‘ PA
0.6
0.4
0.2
0
Women
High PA
Men
Moderate PA
Low PA
  Mikkelson et al. (2010); N = 18.146; Bewohner von Kopenhagen, 1976-2002; Inzidenz
8 12.04.16 Reziproke Wechselwirkung
  r = -.52*** to -.66***
  Lindwall, Gerber et al. (2014): 2-6 Jahre Follow-up, Angestellte Public Service Sector, N = 3717,
depressive symptoms (Hospital Anxiety and Depression Scale HAD)
3. Mögliche Wirkmechanismen
9 12.04.16 Wirkmechanismen (siehe Hautzinger & Wolf, 2012)
  Endorphin-Hypothese
  Neurotransmitter-Hypothese
  Neuroplastizitäts-Hypothese
  Selbstwirksamkeits-Hypothese
  Timeout-Hypothese
  Stresspuffer-Hypothese
Endorphin-Theorie (Runner‘s High)
  Endorphine: Körpereigene Opiate
  Während körperlicher Aktivität schüttet
der Körper Endorphine aus, um
Schmerzen erträglicher zu machen
  Boecker et al. (2008):
Erste Studie, die zeigt, dass körperliche Aktivität
(2h Laufen) die Endorphin-Aktivität im Gehirn
beeinflussen kann
Fazit:
  Widersprüchliche Befundlage
  Nur bei Sport an der Schmerzgrenze?!
10 12.04.16 Neurotransmitter-Theorie
  Bei Depression besteht ein Mangel an
Neurotransmittern (Serotonin,
Dopamin) im synaptischen Spalt
  Körperliche Aktivität führt zu
vermehrter Ausschüttung von
Neurotransmittern
Neuroplastizitäts-Theorie
  Bei Depression besteht eine gestörte
Plastizität (Veränderbarkeit von
Nervenzellen, ganzen Hirnarealen)
  Körperliche Aktivität verbessert die
Neubildung von Nervenzellen im Gehirn
(Neurogenese)
  Körperliche Aktivität erhöht Faktoren,
die für die Neurogenese wichtig sind:
  BDNF
  VEGF
  Serotonin
  HGF
11 12.04.16 Selbstwirksamkeits-Theorie
Bewegung und Sport vermitteln das
Gefühl, etwas „geschafft“ zu haben
  Selbstwertgefühl
(Stolz)
  Kontrollerfahrung
(Selbstwirksamkeit)
Verringerung der Depression
(Hilf- und Hoffnungslosigkeit)
Time-Out-Theorie
  Depressive leiden unter ständigem
Grübeln und negativem
Gedankenkreisen
  Bewegung und Sport helfen
abzuschalten
12 12.04.16 Stresspuffer-Theorie
Stress x Fitness:
F = 3.8, p < .05, eta2 = .04
Gerber et al. (2013). Cardiorespiratory fitness protects against stress-related symptoms of burnout and
depression. Patient Education and Couseling, 93, 146-152.
Kritische Reflexion:
+ Kognitionstraining
+ Problemlösetraining
+ Entspannungstraining
+ Bewegung und Sport
13 12.04.16 Personalisierte Lösungen
Reisen Sie im Schritttempo oder sind Sie ständig auf der Überholspur?
4. Körperliche Aktivität als Therapieform
bei depressiven Erkrankungen
14 12.04.16 Relevanz
  Limitierte Wirksamkeit klassischer Behandlungsmethoden
  Schutz vor komorbiden Erkrankungen
The 15- to 30-year mortality gap experienced by people
living with severe mental illness, predominantly due to
noncommunicable diseases such as cardiovascular disease
and diabetes, is unacceptable and has been termed a
‘scandal’.
Teasdale, S., Rosenbaum, S., Watkins, A., & Ward, P.B. (2015). Preventing antipsychotic-induced weight
gain in first-episode psychosis: Transitioning dietitians into routine care. Nutriction & AMP Dietetics, doi:
10.1111/17647-10080.12211.
15 12.04.16 Metaanalysen
RCT-Studien
Exercise vs. no treatment, placebo or usual care
(nur Placebos ohne antidepressive Wirkung)
  89 Studien gesichtet
  15 Studien erfüllen Einschlusskriterien (min. 18 Jahre, milde, moderate
und starke Symptomatik; keine Komorbidität, Depression nur als
Nebendiagnose z.B. Fibromyalgie, Krebs, MS)
  13 Studien mit ausreichenden statistischen Angaben zur Berechnung von
ES
Josefsson et al. (2013). Physical exercise intervention in depressive disorders: Meta-analysis and
systematic review. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, doi:10.1111/sms.12050.
Effekte auf depressive Sympotmatik
16 12.04.16 Effekte auf die Fitness von Patienten mit MDD
Favours control
Favours exercise
Stubbs et al., 2015
DOSE-Studie
  Antidepressive Wirkung von körperlicher Aktivität nur bei einigermassen
hoher Energieverausgabung (17.5 kcal/kg/Woche)
entspricht:
  Joggen (10km/h) für 100 min/Woche
  z.B. 2 x 50 Minuten / Woche
oder:
  Walking (6 km/h) für 175 min/Woche
  z.B. 6 x 30 Minuten / Woche
Dunn et al. (2005). Exercise treatment for depression. Efficacy and dose response. American
Journal of Preventive Medicine, 28, 1-8.
17 12.04.16 SMILE: Remission nach 16 Wochen Ausdauertraining
  Remissionsrate: HAM-D score < 8
  Alle aktiven Gruppen unterscheiden sich signifikant von der Placebo-Kontrollgruppe
Plazebo-Pille
31%
Sertralin
47%
Zuhause Sport
40%
Angeleitet Sport
20%
45%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
Blumenthal et al. (2007). Exercise and pharmacotherapy in the treatment of major depressive
disorder. Psychosomatic Medicine, 69, 587-596.
5. Spezifische Herausforderungen
18 12.04.16   Effekte von Sporttherapie nicht
nachhaltig
  Weder ursprüngliches Treatment,
noch Einnahme von Antidepressiva
während 12-monatigem Follow-up sind
mit Remissionsrate assoziiert!
  Einziger signifikanter Prädiktor ist die
körperliche Aktivität während dem
Follow-up!
SMILE+:
Hoffman et al. (2011)
Baseline
Follow-up (1 Jahr)
Post (16 Wochen)
Ausdauertraining
Bewegungsbarrieren
Situational barriers
p < .01
p < .001
Maintenance self-efficacy
Selbstwirksamkeit
p < .001
Action planning
Implementierungsintentionen
depressive sample (n = 53)
Negative outcomeNegative Ergebniserwartungen
expectations
non-depressive sample (n = 55)
p < .05
Strategien der volitionalen
Action self-efficacy
Intentionsabschirmung
p < .001
Intention to exercise
Intentionsstärke
p < .001
0
2
4
6
8
10
Krämer et al. (2014). Correlates of reduced exercise behaviour in depression: The role of motivational and
volitional deficits. Psychology & Health, doi:10.1080/08870446.08872014.08918978.
19 12.04.16 Wie kann bei depressiven Personen
die volitionale Verhaltenskontrolle
gestärkt werden?
Motivationale
Techniken
Volitionale
Techniken
  Wissensvermittlung
  Problembewusstsein herstellen
  Self-monitoring (activity logs, pedometer,
  Persönliche Risikoeinschätzung
  Kosten-Nutzen-Kalkül
  Bildung von Handlungsplänen
  Selbstwirksamkeitstraining
  Goal-Setting
  Prüfung der Selbstkonkordanz
  Reflexion der
Konsequenzerfahrungen
heart rate monitors)
  Barrierenmanagement
  Soziale und strukturelle Einbindung
des Verhaltens
  Rückfallprävention
  Soziale Unterstützung
  Contracting
Göhner & Fuchs (2007)
41
20 12.04.16 5x 30-45 min Walking
1x mit Coach
4x alleine
91% compliance
(dank Behavioral Skill Training)
Mota-Pereira et al. (2011)
21 12.04.16 6. Fazit
  Forschung zum Thema Angst und Depression stark zugenommen
  Körperliche Aktivität mit weniger Angst und Depression assoziiert
  Körperliche Aktivität führt als Therapieform zu einem Rückgang an
depressiven Symptomen
  Antidepressive Wirkung erst ab einer bestimmten Energieverausgabung
  Effekte von körperlicher Aktivität und Medikamenten vergleichbar:
Medikamente wirken schneller, haben aber mehr Nebeneffekte
  Regelmässige körperliche Aktivität verbessert Fitness und wirkt komorbiden
Erkrankungen entgegen
  Geringe Nachhaltigkeit – positive Effekte verschwinden wieder
  Förderung eines überdauernd aktiven Lebensstils schwierig
  Fokus auf Aufbau von Strategien der volitionalen Verhaltenskontrolle
22 12.04.16 Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit.
23 Ernährung, Stress, Angst und
Depression: Brain Food?
Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
Ernährung, Stress, Angst und
Depression: Brain Food?
Prof. Dr. med. Hartmut Schächinger
Leiter der Abt. für klinische Psychophysiologie
Universität Trier, Deutschland
Was ist Brain Food ?
2
IQ &
Demenz
3
Anthropology of Depression and Anxiety
By Lokal_Profil, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8962872
[…] underlines the prevalence of
depression and anxiety disorders
across all cultures and nations
[…] cultural differences exist in
symptom presentation […]
4
Molière
(eigentlich Jean-Baptiste Poquelin)
französischer Dichter
(1622 - 1673)
Wenn ich gut gegessen habe,
ist meine Seele stark und
unerschütterlich; daran kann
auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern.
5
6
Physiologische Grundlagen
Die Entwicklungsgeschichte
der Wirbeltiere beginnt vor
ca. 550 Mio. Jahren.
7
Evolution der Wirbeltiere
Mammals
Birds
Reptiles
Amphibians
Bony fish
Cart.
Agnatha
Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates
KT Massenextinktion
-66
-251 Perm ME
-375 Tetrapoda
Kambrische
-542 Explosion
8
Evolution der Wirbeltiere
Mammals
Birds
Reptiles
Amphibians
Bony fish
Cart.
C
Agnatha
Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates
KT Massenextinktion
-66
-251 Perm ME
-375 Tetrapoda
Kambrische
-542 Explosion
9
Evolution der Wirbeltiere
Mammals
Birds
Reptiles
Reptiles
Amph
hibian
ns
Amphibians
Bony
B
ony fish
h
Cart.
C
aart..
Agnatha
Benton,
Be
B
en
ent
ntton
on, M.
M JJ.. ((1
(1998)
1998)) TThe
he quality
tyy o
off the fossil record of ver
vertebrates
rt
-66
KT Massenextinktion
-251 Perm ME
-375 Tetrapoda
Kambrische
-542 Explosion
10
Telencephalon
Evolution
der Wirbeltiere
- ursprünglicher Hippocampus & Amygdala
R
eptiles
Reptiles
Amph
hibian
ns
Amphibians
Mammals
Birds
Bony
B
ony fish
h
Tel-/Diencephalon
-66
KT Massenextinktion
- Anlage der Basalganglien
Cart.
C
aart..
Agnatha
Benton,
Be
B
en
ent
ntton
on, M.
M JJ.. ((1
(1998)
1998)) TThe
he quality
tyy o
off the fossil record of ver
vertebrates
rt
Effektive Bluthirnschranke
-251 Perm ME
-375 Tetrapoda
Kambrische
-542 Explosion
11
Kompartimente & Bluthirnschranke
BBB
IVF
IZF
4%KG
4
40%KG
ISF
17%KG
TZF
3%KG
EZF25%KG
12
Evolution der Wirbeltiere
Wechsel von Glia- zu einer
Endothel-Bluthirnschranke
Mammals
Birds
Reptiles
Amphibians
Bony fish
Cart.
Agnatha
Benton, M. J. (1998) The quality of the fossil record of vertebrates
-66
KT Massenextinktion
-251 Perm ME
-375 Tetrapoda
Kambrische
-542 Explosion
13
Bluthirnschranke
14
Bluthirnschranke
15
16
Erfolgsstory: wachsendes Gehirns
© Eric Tscherne (GEO.de)
17 17
Optimiertes (Primaten-)Gehirn
differenzierte Konstruktion, komplexe Assoziationen
- Bildung intrauterin, konstantes Milieu (z.B. Temp)
Abschottung von Störeinflüssen
- Bluthirnschranke praktisch undurchlässig
maximale Größe & neuronale Ausbeute
- kein/kaum Platz für eigenen Energiespeicher
effizienter Metabolismus
- aerob mit Glucose bzw. Laktat (via Astrozyten)
Effiziente Anbindung
- konst. Versorgung, ca. 20% HMV/Energie
18
Hypoglykämie (extremer Notfall)
starker Stressor
- Schwitzen, Tremor, Palpitationen
redundante Systeme
- Adrenalin, Glucakon, Cortisol, Wachstumshormon
Hunger
- Nahrungszufuhr, Kohlenhydrate
Angst, unangenehmer Zustand
- Vermeidung
metabolische Umstellung möglich
- langfristig ggf. Ketonkörper (beim Fasten)
19
Homo neanderthalensis
Homo sapiens
1200
Homo heidelbergensis
900
Homo erectus
600
Homo ergaster
Homo rudolfensis
Homo habilis
Paranthropus robustus
Paranthropus bosei
Pan troglodytes
Australopithecus africanus
Australopithecus afarensis
300
cranial capacity (cm3)
1500
cranial capacity of hominins
-4
-3
-2
106 yrs.
-1
0
20
“externer” Energiespeicher: Leberglykogen
IVF
IZF
4%KG
4
40%KG
ISF
17%KG
TZF
3%KG
EZF25%KG
21
Gehirn-Leber-Verbindung (Leber versorgt Gehirn)
Leber ist Speicher von Glucose
(10% des Lebergewichts = ca. 200 g bei 80 kg KG)
Kontrolle durch:
- Hormone
- Sympathikus
- Parasympathikus
Gewicht-%
Gehirn
Leber
13.5
5.0
2.0
2.4
4.4
22
seit 500 Mio. Jahren Evolution der Wirbeltiere
-
ähnliche Gehirnstrukturen
(fast)gleiche Bluthirnschranke
unterschiedliches Verhaltensrepertoire
unterschiedliche Ernährungsstrategien
hängt der Erfolg einer Spezies wirklich
an einer spezifischen Nahrungsquelle ?
23
cranial capacity of hominins
Homo neanderthalensis
Homo sapiens
1200
Homo heidelbergensis
900
Homo erectus
600
Homo ergaster
Homo rudolfensis
Homo habilis
Paranthropus robustus
Paranthropus bosei
Pan troglodytes
Australopithecus africanus
Australopithecus afarensis
300
cranial capacity (cm3)
1500
animal remains show signs of butchery
-4
-3
-2
106 yrs.
-1
0
24
Gupta S: Brain Food - Clever Eating. Nature 2016; 531: 12-13
vor ca. 6 Mio Jahren:
Primaten wandern vom tropischen
Regenwald in feuchte Savanne
(Früchte, üppiger Pflanzenwuchs)
vor ca. 3 Mio Jahren:
Klimawandel, Savannen trocknen aus
zwei Primatentypen überleben:
- vegetarischer Typ
- vorwiegend Fleisch essender Typ
Der “Carnivor” entwickelte ein
grosses Gehirn und ist der Vorfahre
des Menschen. Wesentlich dabei die
Versorgung mit “Micro Nutrients”.
25
Periodensystem der chem. Elemente
26
Zusammensetzung des
menschlichen Körpers
(bezogen auf 70 kg KG)
>95%
des Gewichts
3g Fe
27
Gupta S: Brain Food - Clever Eating. Nature 2016; 531: 12-13
15 mg Fe (Frauen)
100 g
Blutwurst
Schweineleber
Bündnerfleisch
Fe (mg)
29.4
18
9.8
Vitamin C erhöht Fe-Resorbtion
28
weitere “Micro Nutrients”
Zink Potential roles of zinc in the pathophysiology and treatment of major depressive disorder.
Swardfager W Neuroscience & Biobehavioral Reviews. 2013 June; 37(5): 911–929
Chrom Effectiveness of chromium in atypical depression: a placebo-controlled trial. Davidson
JR, Abraham K, Connor KM, McLeod MN Biol Psychiatry. 2003 Feb 1; 53(3):261-4.
Magnesium Rapid recovery from major depression using magnesium treatment. Eby GA,
Eby KL Med Hypotheses. 2006; 67(2):362-70.
Folsäure & Vit B12 Folate and depression--a neglected problem. Young SN
J Psychiatry Neurosci. 2007 Mar; 32(2):80-2.
Selenium, Calcium, Lithium, Jod, …
29
Fettfische (mit Omega-3-Fettsäuren)
Atlantischer Hering
(Clupea harengus)
Atlantischer Lachs (Salmo salar)
Sardine
pilchardus)
(
(Sardina
Makrele
M
akrele (Scomber
(Scomber scombrus)
scombrus)
Blauflossen-Thunfisch (Thunnus thynnus)
nus)
s
Aal (Anguilla anguilla)
Karpfen (Cyprinus carpio)
30
Omega-3-Fettsäuren
(
ungesättigte FS)
Eicosapentaensäure (EPA)
ω
α-Linolensäure (ALA)
3
2
Docosahexaensäure (DHA)
marine FS
Leinsamenöl (53 g ALA / 100 g)
Rapsöl (9.1)
Sojaöl (6.8)
pflanzliche FS
Phospholipid
Phospholipid
lipophil
Phospholipide
hydrophil
31
*
* ungesättigt
32
Zellmembran (Phospholipid-Doppelschicht)
erhöhte Fluidität
extrazellulär
Cytosol
(-)
(+) PUFAs
- direkter Effekt auf Zellmembran
- Beeinflussung von Ionenkanälen (zB Inh. Na+-Kanäle)
- Einfluss auf Entzündungsmediatoren und Adhäsionsmol.
33
Omega-6-Fettsäuren
(
ungesättigte FS)
Linolsäure (LA)
Arachidonsäure (AA)
Arachidonsäure kann metabolisiert werden:
- über die Cyclooxygenasen entstehen Prostaglandine
- über die Lipoxygenasen entstehen Leukotriene
Verhältnis zu Omega-3-FS entscheidend
34
Omega-3-Fettsäuren & Depression
Erniedrigte n-3 FS in bipolarer Depression
Erika FH Saunders E et al. Low unesterified:esterified eicosapentaenoic acid (EPA) plasma
concentration ratio is associated with bipolar disorder episodes, and omega-3 plasma concentrations
are altered by treatment. Bipolar Disorders 2015; 17: 729
n-3 FS passieren die Bluthirnschranke
Freund Levi Y, et al. J Intern Med. 2014; 275: 428-36
Meta-Analyse zur Wirksamkeit bei MDD
Mocking RJ, et al. Meta-analysis and meta-regression of omega-3 polyunsaturated fatty acid
supplementation for major depressive disorder. Transl Psychiatry 2016; 6: e756
EPA besser als DHA
Richardson AJ: n-3 Fatty acids and mood: the devil is in the detail';' Br J Nutr 2008; 99: 221-3
Martins JG: EPA but not DHA appears to be responsible for the efficacy of omega-3 long chain
polyunsaturated fatty acid supplementation in depression: evidence from a meta-analysis of
randomized controlled trials. J Am Coll Nutr. 2009; 28: 525-42
35
Schweizer Alpkäse und omega-3 FS
- mehrfach ungesättigte FS sind
ein Sonnenschutz für Pflanzen
- in den Alpwiesen daher erhöht
- von der Milch in den Käse
Reiner MF et al.: Omega-3-Fettsäuren, Schweizer Alpkäse und deren
Auswirkungen… Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2012; 10: 22-27
36
L-Tryptophan
Serotonin (5-HT)
essentielle aromatische Aminosäure
Neurotransmitter:
kann BBB passieren
INSULIN
- blockiert proteolytische Aktivität
- erhöhte Aufnahme von Aminosäuren,
die mit L-Trp um Aufnahme ins ZNS
konkurrieren
- vermehrte L-Trp Aufnahme im ZNS
erhöht 5-HT Bildung
• Phylogenetisch sehr alt (700 Mio)
• Magendarmtrakt & ENS
• Wahrnehmung, Schlafs, Temperatur,
Schmerz, Appetits, Sexualverhalten,
Impulsivität und Stimmung
kann BBB nicht passieren
37
38
39
Trier Social Stress Test
40
ZNS-Insulin hemmt die Stress-Cortisol-Antwort
41
Insulärer Kortex und Depression
42
43
ZNS-Insulin erhöht Insula-Perfusion
44
ZNS-Insulin erhöht Insula-Perfusion
45
46
Visuelle Stimulation mit Nahrungsmitteln reduziert die “Startle”-Reaktion
47
48
49
Nahrungsverhalten
• Das Wesen des Menschen (Säugetiers) ist sozial.
• Einsamkeit und Ausschluss machen psychisch & physisch krank.
• Partnerschaft und funktionierendes soziales Netz halten gesund.
• Soziales Ansehen durch Erschliessung von Nahrungsressourcen.
• Superstrategie: Bindung/Freundschaft durch Teilen von Nahrung.
• Bestätigungsverhalten bzgl. Nahrungsteilung.
•
•
•
•
Feindschaft durch Verweigern von Nahrungteilung.
Verletzung durch Ablehnung eines Nahrungsangebots.
Ingroup/outgroup Kontrolle durch Nahrungsregeln.
Pathologische Kontrolle des Essens.
50
Schimpansen teilen nach der Jagd das Fleisch
eines roten Stummelaffen untereinander auf.
© Roman M. Wittig / Taï Chimpanzee Project
51
Nahrungsverhalten
• Das Wesen des Menschen (Säugetiers) ist sozial.
• Einsamkeit und Ausschluss machen psychisch & physisch krank.
• Partnerschaft und funktionierendes soziales Netz halten gesund.
• Soziales Ansehen durch Erschliessung von Nahrungsressourcen.
• Superstrategie: Bindung/Freundschaft durch Teilen von Nahrung.
• Bestätigungsverhalten bzgl. Nahrungsteilung.
•
•
•
•
Feindschaft durch Verweigern von Nahrungteilung.
Verletzung durch Ablehnung eines Nahrungsangebots.
Ingroup/outgroup Kontrolle durch Nahrungsregeln.
Pathologische Kontrolle des Essens.
52
Brain Food gg Depression/Angst
Zusammenfassung
• genug “Micro Nutrients”
• ggf. Nahrungsergänzung
• ggf. etwas Skepsis ggü Zeitgeist
• Essen als sozialer Event
• Vermeiden von defizitärem Essverhalten
53
Ernährungspyramide der SGE
Abb. dieser .pptx mehrheitlich aus Wikipedia
54
Friedrich Wilhelm Nietzsche
deutscher Philosoph
(1844 - 1900)
Ein Bissen guter Nahrung
entscheidet oft, ob wir mit
hohlem Auge oder hoffnungsreich in die Zukunft schauen.
Quelle: Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878-1880. Zweiter Band. Zweite Abteilung: Der Wanderer und sein
Schatten
55
Rolle der Mitochondrien bei
psychiatrischen Erkrankungen
Prof. Dr. rer. nat. Anne Eckert
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
7TH SWISS FORUM FOR MOOD AND ANXIETY DISORDERS
Neurobiology Laboratory
For Brain Aging and Mental Health
Psychiatric University Clinics
Basel, Switzerland
Das alternde Gehirn: Alternstheorien

Freie Radikale und Oxidativer Stress
Akkumulation von aggressiven Sauerstoffradikalen, Oxidation von
Biomolekülen als Motor des Alterungsprozesses und Auswirkung auf
alters-assoziierte Erkrankungen

Inflammation
Dysfunktion des Immunsystems, Inflammatorische Prozesse

“Senescence-Gene”
Veränderte Aktivität bestimmter Alterungsgene und deren Produkte als
Ursache der Alternsprogression

Telomere
Kontinuierliche Verkürzung der Chromosomen als Indikator für die
Lebensspanne einer Zelle

Kalorische Restriktion
Reduzierte Nahrungsaufnahme verlangsamt die Alterungsrate und
verlängert Lebenszeitspanne (bisher nur im Tiermodell gezeigt)
Risikofaktoren: Vielfältige organische Veränderungen
kardiovaskuläre Veränderungen, Diabetes, reduzierte Blutzirkulation, Hypoperfusion,
ungenügende Versorgung des Gehirns mit O2, Substraten und Energie
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern
1
Oxidativer Stress, die Schadstoffemission der Mitochondrien,
ein wichtiger Grund für Hirnalterungsprozesse
8-OHdG,
F2-Isoprostane
Marker
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Faszination Gehirn:
Großverbraucher von Glukose und Sauerstoff
Sonderfall Gehirn
2% des Körpergewichts
70% des Glukoseverbrauchs
15 Milliarden Nervenzellen
Schnelle Aktionspotentiale
(1 ms bei Nervenzelle versus
10-20 ms bei Muskelzelle)
Mitochondrien
Gehirn: Enormer Bedarf zellulär verfügbarer Energie
in Form von ATP (Adenosintriphosphat)
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2
Schädigung der Mitochondrien durch ROS (Reaktive Sauerstoffspezies)
 m: Abfall des mitochondrialen Membranpotentials (Depolarisation)
 m
ROS
O2
O2
O2
2 H2O
OH.
H2O2
O2.-
e-
H+
e-
ATP
ATP
-++
Komplexe
der Atmungs- IV
kette H+
III
H+
I
-++
ATPSynthase
H+
ROS
 Mitochondrien - Hauptquelle an intrazellulären ROS  Akkumulation von oxidativen Schäden
an Mitochondrien mit dem Alter
 Mitochondrien - Hauptziel für ROS
 Add-On-Faktoren bei Alzheimer Demenz
Mitochondriale Erkrankungen
Primäre mitochondriale Erkrankungen
Erkrankungen, die direkt auf Mutationen der mtDNA
oder Mutationen in nukleär codierten Genen der Atmungskette
beruhen.
Mitochondriale Veränderungen identifiziert in
eher häufigeren Erkrankungen wie z.B. der Alzheimer Demenz
und der Depression
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3
Klinische Merkmale mitochondrialer Erkrankungen
CNS: stroke-like episodes,
Eye: External ophthalmoplegia, Ptosis
seizures, dementia
Cataract, Pigmentary retinopathy
psychosis, depression
optic atrophy
Cardiac: e.g. Hypertrophic
Hearing: deafness
cardiomyopathy
Skin: Palmoplantar keratoderma
Renal: e.g. tubular defects
Endocrine: e.g. Diabetes mellitus
Muscle: myopathy
Gastrointestinal: e.g. hepatic failure
Peripheral nervous system:
axonal sensorimotor neuropathy
Schon et al., 2003
STRESS UND SEINE AUSWIRKUNGEN
Stress
Angst Schlafstörung
Burnout
Depressive
Symptome
Klinische
Depression
Alzheimer‘s
Demenz
Komorbidität
4
Stress und Mitochondrien
Mitochondrien –
Zellkraftwerke
Stress
Cortisol
Glucocorticoid
Rezeptor
Gentranskription
Stress schädigt Mitochondrienfunktion
Zhang et al., 2006
5
Bipolar Disorder
Disruption of energy balance e.g. prefrontal cortex
Downregulation of proteins from mitochondrial electron transport chain
in postmortem hippocampus from bipolar patients
Konradi et al., Ach. Gen. Psychaitry 2004
6
Linking Mitochondria to Synapses:
New Insights for Stress-Related
Neuropsychiatric Disorders
Freddy Jeanneteau and Margarita Arango-Lievano
Neural Plasticity
Volume 2016, Article ID 3985063
The mitochondria-synapse signaling loop is modulated by glucocorticoids.
 Acute and moderate glucocorticoid peaks rapidly promote the formation of new dendritic spines
 In contrast, glucocorticoid-mediated spine elimination is delayed and requires the transcription of new
gene products in chronic stress model.
Mitochondrien im alternden Gehirn
Brain Antioxidant Capacity
Brain ATP Content
*
*
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7
Mitochondrial dysfunction in AD brain
Eckert et al., Alzheimers Res Ther. 2011
Oxidativer Stress-Marker: Malondialdehyd
8
Neuroaktive Steroidhormone
Regulation von Neurotransmitter Systemen, Viabilität von Neuronen,

Beeinflussung kognitiver Prozesse (learning and memory) (Schumacher et al. 2003,
Karishma et al. 2002, Tsutsui 2008, Magnaghi 2001);

Neuroprotektion (Meyer et al. 2013, Patte-Mensah et al. 2014, Grimm et al. 2012)

Ungleichgewicht der Steroidhormone bei Depression

Reduzierte Spiegel im Alter und bei Demenz
Cholesterol
TSPO
P450scc
PREG
Mitochondrion
P450c17
3β-HSD
17OH-PREG
P450c17
3β-HSD
P450c17
PROG
DHEA
3β-HSD
P450c17
17OH-PROG
17β-HSD
Androstenedione
5α - R
Testosterone
Arom.
Arom.
5α - R
Estradiol
DHT
17β-HSD
DHP
Estrone
3α - HSOR
3α - HSOR
ALLOPREG
3α - androstanediol
Neuroaktive Steroidhormone

Ungleichgewicht der Steroidhormone bei Depression

Reduzierte Spiegel im Alter und bei Demenz
Mitochondrien:
i) Wichtiges ersten Zellkompartiment für die Herstellung der Neurosteroide
ii) Neurosteroide wiederum können den Energiehaushalt modulieren
Cholesterol
TSPO
P450scc
PREG
Mitochondrion
P450c17
3β-HSD
17OH-PREG
3β-HSD
P450c17
PROG
5α - R
P450c17
DHEA
3β-HSD
P450c17
17OH-PROG
17β-HSD
Androstenedione
Arom.
Testosterone
Arom.
5α - R
Estradiol
DHT
17β-HSD
DHP
3α - HSOR
ALLOPREG
Estrone
3α - HSOR
3α - androstanediol
9
Mitochondrien:
i)
Wichtige Rolle in Energiehaushalt
ii) Beeinflussen ROS / oxidative Stresspegel der Zellen
iii) Wichtig für Generierung von Neurosteroiden und werden
gleichzeitig durch diese in ihrer Funktion moduliert
Zusammenfassung
Das Gesamtbild basierend auf den Evidenzen aus der Literatur bestätigt
die mögliche Involvierung einer mitochondrialen Dysfunktion bei
psychiatrischen Erkrankungen:
Depression, bipolare Störung, alters-bezogenen Erkrankungen wie Demenz
Weitergehende Untersuchungen sollen spezifische Mechanismen aufklären
bzgl. der Frage
Welcher mitochondriale Defekt zu den unterschiedlichen spezifischen
Symptomen psychiatrischer Erkrankungen führt.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Prof. Dr. Anne Eckert, PhD
Neurobiology Laboratory for Brain Aging & Mental Health
Transfaculty Research Platform Molecular & Cognitive Neuroscience
University of Basel
Psychiatric University Clinics Basel
Wilhelm Klein-Strasse 27
CH-4012 Basel
Switzerland
Phone office: +41 61 325 5487
Fax:
+41 61 325 5577
e-mail: [email protected]
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
14.04.2016 SGAD Jahrestagung Depression, Angst, Altern
| 20
10
Behandlung von Depression,
Angststörungen und ihrer
körperlichen Komorbiditäten
im Alter
Prof. Dr. med. Egemen Savaskan
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression  SGAD  SSAD
Geschaftssstelle  Ringstrasse 70  8057 Zürich  [email protected]  www.sgad.ch
Behandlung von Depression, Angst
und ihrer körperlichen
Komorbiditäten im Alter
Prof. Dr.med. E. Savaskan
7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders
14. April 2016
Depression im Alter

Involutionsdepression
Emil Kraepelin 1910
ICD-9: Unterform der unipolaren Depression

Spätdepression: Erstmanifestation ≥45. Lebensjahr

Altersdepression: Erstmanifestation ≥60. Lebensjahr

Heute: Depression im Alter
Lehrbuch für Psychiatrie, Kraepelin 1910; ICD-9, WHO 1982; ICD-10, WHO 1994
2
1
Prävalenz der Altersdepression
Arch Gen Psychiatry 2000
Major Depression:
4.4% bei Frauen
2.7% bei Männer
Depression in older people is
underdiagnosed
Allan CE, Valkanova V, Ebmeier KP.
Practitioner 2014
Nur 16% werden erkannt und behandelt
Buckley et al 2006
Arch Gerontol Geriatr 2010
«Minor Depression»: 30%
3
The prevalence of anxiety among older adults in nursing homes
and other residential aged care facilities:
A systematic review Chreighton et al., Int J Geriatr Psychiatry 2015
 2249 Publikationen
 18 Studien mit 5927 Teilnehmern wurden
untersucht
 Angststörung zwischen 3.2-20%
 Prävalenzraten in qualitativ besten
Studien: 5-5.7%
 Generalisierte Angststörung und Phobien
sind die häufigsten Erkrankungen
Overall prevalence of anxiety disorders in residential
aged care settings
4
2
The natural course of anxiety disorders in the elderly:
a systematic review of longitudinal trials
Basseer&Nilforooshan 2015
 12 Publikationen mit 10 Langzeitstudien
 34’691 ältere Patienten mit Angststörung und 3’532 mit Depression ohne
Angststörung
 Nach 6-jährigem Verlauf entwickeln Patienten mit Angststörung gemischte
Störungsbilder Angst-Depression und reine depressive Episoden
 Gemischte Störungsbilder Angst-Depression werden selten diagnostiziert
5
 47.5% der Patienten mit Major
Depression zeigen Angststörung
 26.1% der Patienten mit
Angsstörung zeigen Major
Depression
Am J Psychiatry 2000
 Komorbidität erhöht Schweregrad
und Therapieresistenz der
Depression
Br J Psychiatry 2007
 Komorbidität verstärkt somatische
Symptome, Suizidalität und
Beeinträchtigung der Alltagsfähigkeiten
J Affect Disord 2006
6
3
Depressive Störungen
im höheren Lebensalter

F 06.31 Organische bipolare Störung

F 06.32 Organische depressive Störung

F 25.1
Schizoaffektive Störung, ggw. depressiv

F 31
Bipolare affektive Störung

F 32
Depressive Episode

F 33
Rezidivierende depressive Störungen
 Weniger Traurigkeit

F 34
Anhaltende affektive Störungen
(Dysthymia und Zyklothymia)
 Mehr somatische und
hypochondrische
Beschwerden

F 38
Sonstige affektive Störungen
(z.B. saisonale)
 Gedächtnisstörungen
 Mehr Apathie und
Antriebslosigkeit
 Major Depression ähnlich wie
bei Jüngeren
 Kein alterspezifischer Subtyp
von Major Depression
 Unterschiede der
Altersdepression:
 Mehr Angstsymptome

F 41.2
Angst und depressive Störung, gemischt

F 43.2
Anpassungsstörungen
Baldwin et al. 2002
7
Depressive Episode nach ICD-10

Hauptsymptome:
- Depressive Stimmung, mind. 2 Wochen
Leichte Depressive Episode:
- Verlust von Interesse und Freude
Zwei Hauptsymptome +
Zwei zusätzliche Symptome
- Erhöhte Ermüdbarkeit

Zusätzliche häufige Symptome:
 Defizite in Konzentration und Aufmerksamkeit
 Reduktion von Selbstwertgefühl und
Selbstvertrauen
 Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
 Negative und pessimistische
Zukunftsperspektiven
 Suizidgedanken, -Handlungen
 Schlafstörung
Mittelgradige Depressive Episode:
Zwei Hauptsymptome +
Drei zusätzliche Symptome
ev. somatisches Syndrom
Schwere Depressive Episode:
Drei Hauptsymptome +
Mind. vier zusätzliche Symptome,
stark ausgeprägt ev. Wahnideen,
Halluzinationen, Depressives Stupor,
Alltagseinschränkungen
 Verminderter Appetit
 Somatisches Syndrom
8
4
Somatische Beschwerden
bei Altersdepression
Gelenkschmerzen
Rückenschmerzen
Kopfschmerzen
Brustschmerzen
Arm-/Beinschmerzen
Bauchschmerzen
Müdigkeit
Schwindel
36.7
31.5
24.9
24.6
24.3
23.6
23.6
23.3
%
%
%
%
%
%
%
%
Depressed Patients (% )
80
60
60
44
40
23
20
12
2
0
0-1
2-3
4-5
6-8
9+
Number of somatic symptoms
N=1000
Die steigende Anzahl der somatischen
Symptome korreliert mit ansteigendem Risiko
für Depression
Kroencke et al 1994
9
Psychological functioning of people living
with chronic pain: a meta-analytic review
Burke et al., Br J Clin Psychol 2015
 Von 686 Studien wurden 110 in der
Metaanalyse untersucht
 Häufigste Störungen bei chron.
Schmerzpatienten:
Depression
Angst
Somatisierungsstörung
Gereiztheit/Aggressivität
Selbstversorgungsdefizite
Selbstwertgefühlstörung
 «Fear of pain»
 Angst ausgeprägter als Depression
10
5
Physical comorbidity and polypharmacy in older
psychiatric patients
Lacro JP, Jeste DV
Biol Psychiatry 1994









Hypertonie
Koronare Herzkrankheit
Deg. Erkrankungen des Bewegungsapparats
Herzinsuffizienz
Gastrointestinale Beschwerden
D. Mellitus
Obst. Atemwegserkrankungen
Neurologische Erkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen
52%
52%
31%
24%
21%
19%
14%
14%
10%
Polypharmazie
Therapieresistenz
Treatment-resistant
depression in the elderly
Bonner D, Howard R
Int Psychogeriatr 1995
11
Psychiatric and medical comorbidities: results from a bipolar
elderly cohort study
Dols et al., Am J Geriatr Psychiatry 2014
Häufigste Komorbiditäten:
Psychiatrisch:
 Alkoholabhängigkeit (24.8%)
 Schädlicher Gebrauch vom
Alkohol (13.9%)
Somatisch:
 Hypertension (27.8%)
 Arthrose (29.1%)
 Allergien (25.6%)
 Metabolisches Syndrom
(28.7%)
 Polypharmazie (31.7%)
12
6
Are anxiety disorders associated with accelerated
aging? A focus on neuroprogression
Perna et al, Neural Plasticity 2016

Strukturelle und funktionelle
Hirnveränderungen, die mit Angst
assoziiert sind:
Reduktion der grauen Substanz
White matter lesions
Abnahme der Neurokonnektivität
Abnahme der kognitiven Funktionen

Molekulare Korrelate des Hirnalterns,
die mit Angst assoziiert sind:
Aβ-Ablagerung
Oxidative/Nitrosative Stress
Immun-inflammatorische Reaktionen
Telomerverkürzung
13
Systematic review of factors associated with depression and
anxiety disorders among older adults with Parkinsons’ disease
Sagna et al., Parkinsonism Relat Disord 2014
Besondere Risikofaktoren für
Depression und Angst:
 Autonome Symptome
 Fluktuation der motorischen
Symptome
 Schweregrad und Frequenz der
Symptome
 Stadium der Erkrankung
 Früher Beginn und Dauer der
Erkrankung
14
7
Häufige Risikofaktoren für
Depression im Alter
 Zerebrovaskuläre Erkrankungen,
insbesondere Schlaganfall
 Hypothyroidismus
 Mangelernährung
Am J Psychiatry 2016
 Vitamin-B12-Mangel
 Prävalenz der Depression: 31-52%
 Die Komorbidität erhöht die Mortalität!
 SSRI wirksam
cave: hämorrhagische Komplikationen,
Stürze bei älteren Personen
 Präventive Gabe von SSRI reduziert Risiko
 Medikamente (Polypharmazie)
Schwarz&Frölich 2011
15
„Vaskuläre Depression“
Roberts et al. 2003



Subkortikale ischämische
Veränderungen
Subkortikale Hyperintensitäten in
MRI
Bei älteren Menschen mit:
 Diabetes
 Hypertension
 Atrielle Fibrilation
 Depression in der Familie
Alexopoulos et al. 1997; Krishnan et al. 1997;
Steffens&Krishnan 1998; Mast et al. 2004
Steffens&Krishnan, Biol Psychiatry 1998
16
8
Erkrankungen und Medikamente
mit klarer Assoziation zu Depression
Rothenhäuser&Kapfhammer 2006
17
Elderly cancer patients’ psychopathology: a systematic review
Aging and mental health
Parpa et al., Arch Gerontol Geriatr 2015


102 Studien wurden untersucht
Depression ist bei älteren Krebspatienten am häufigsten:
Prävalenz bis zu 38%
vor allem bei chron. Schmerz und schlechtem Allgemeinzustand
wird oft nicht erkannt oder als Trauer verkannt
erhöhte Suizidalität!

Angststörung bei höherem Alter sehr häufig
Prävalenz 10-30%
in Abhängigkeit von medikamentösen und chron. Somatischen Faktoren
vor allem bei Schmerz-Patienten


Während Depression im höheren Alter zunimmt, ist die Angststörung häufiger bei
jüngeren älteren Personen
Interventionen:
Antidepressiva, Benzodiazepine
Antipsychotika (bei Delir bedingter Angststörung)
Sedativa, Schmerztherapie
Psychosoziale Interventionen
Kognitiv-behaviorale Psychotherapie
Supportive Psychotherapie
Relexation, Hypnose, Desensitisation
18
9
Kognitive Störungen bei Depression


Eine allgemeine Abnahme der
Informationsverarbeitung
Folgende Bereiche primär betroffen:
› Episodisches Gedächtnis
› Sprache
› Arbeitsgedächtnis
› Exekutive Funktionen
› Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
Butters et al. 2004; O‘Brien et al. 2004; Sheline et al. 2006
The nature and determinants of
neuropsychological functioning in latelife depression
Butters et al. Arch Gen Psychiatry 2004
 Late-life depression is characterized by
slowed information processing
 This supports the concept that frontostriatal
dysfunction plays a key role in LLD
 The putative role of some risk factors was
validated (eg, advanced age, low education,
depression severity), whereas others were
not (eg, medical burden, age at onset of
first depressive
19 episode)
Depression als Risikofaktor für Demenz
Mid-life versus late-life depressive symptoms and
risk of dementia: Differential effects for
Alzheimer’s disease and vascular dementia
DE Barnes, K Yaffe, AL Byers, M McCormick, C Schaefer, RA Whitmer
Arch Gen Psychiatry 2012
 Depression im mittleren und späten
Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Risiko für
Demenz assoziert
 Depression, die spät auftritt, kann ein
Prodromalstadium der Demenz sein
 Rezidivierende Depressionen sind assoziert mit
erhöhtem Risiko für vaskuläre Demenzen
The adjusted hazard of dementia was increased by
approximately 20% for mid-life depressive symptoms only
(Hazard Ratio [95% confidence interval]: 1.19 [1.07,
1.32]), 70% for late-life symptoms only (1.72 [1.54, 1.92]),
and 80% for both (1.77 [1.52, 2.06]). When we examined
AD and VaD separately, subjects with late-life depressive
symptoms only had a two-fold increase in AD risk (2.06
[1.67, 2.55]) whereas subjects with both mid-life and latelife symptoms had more than a three-fold increase in VaD
risk (3.51 [2.44, 5.05]).
20
10
Depressive symptoms increase the risk of progression to
dementia in subjects with mild cognitive impairment: systematic
review and meta-analysis
Mourao RJ, Mansur G, Malloy-Diniz LF, Castro Costa E, Diniz BS
Int J Geriatr Psychiatry 2015
 Meta-Analyse von 18 Studien bei 10’861 Personen mit MCI
 Bei Personen mit MCI und Depression ist eine Demenz-Entwicklung
1.28 mal wahrscheinlicher als bei MCI ohne Depression
 Depressive Symptome bei MCI haben einen additiven Risikoeffekt
21
Demenz als Ursache der Depression
A collaborative study of the emergence and
clinical features of the major depressive
syndrome of Alzheimer's disease
Zubenko GS et al. Am J Psychiatry 2003

Die Prävalenz von Major Depression bei AD ist zwischen
22.5% to 54.4%, bei schwerer Demenz mind 50%

AD-Patienten mit Major Depression weisen einen früheren
Beginn der Symptome, höhere HAMD-Werte und öfters
psychotische Symptome auf als Patienten ohne Depression

AD mit Major Depression gehört zu den häufigsten
affektiven Erkrankungen im Alter
22
11
Diagnostik vor Therapiebeginn

Diagnose einer Depression nach ICD-10

Diagnostik der psychiatrischen Komorbidität

Abklärung von somatischen Begleiterkrankungen und Medikation

Abklärung der psychosozialen Stressfaktoren
Holsboer-Trachsler 2006
23
Therapie der Depression im Alter
Psychotherapie:
Basistherapie
Spezifische Psychotherapieformen
Medikamente:
Antidepressiva
Mood-Stabilizer
Adjuvante Therapien: z.B. Atypika
Chronobiologie:
Schlafentzug
Lichttherapie
Elektrokrampftherapie (EKT)
Millieutherapeutische und soziale Massnahmen
Mod. nach Hatzinger 2011
24
12
Psychotherapie im Alter
Basisverfahren:
Arzt-Patient-Beziehung
Psychoedukation
Psychosoziale Unterstützung
Verhaltenstherapeuth.
Interventionen:
Aktivierung
Bewegungstherapie
Milieutherapie u.a.
Entspannungsverfahren:
z.B. progressive
Muskelrelaxation
Psychotherapie i.e.S.:
Kognitive Verhaltenstherapie
Interpersonelle Psychotherapie
Psychodynamische Therapien
Hatzinger 2011
Fiske et al 2009
25
Interpersonelle Psychotherapie (IPT)







Konzept der Psychobiologie Adolf Meyer & Interpersonelle Schule Harry S.
Sullivan & Bindungstheorie John Bowlby
Gute Wirkung bei Major Depression
Behandlungsfokus: aktuelle zwischenmenschliche/ psychosoziale
Probleme oder Lebensveränderungen
Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze
Therapeutenrolle: aktiv, unterstützend
Fokussierte, zeitlich begrenzte Kurztherapie (12-20 Sitzungen)
Keine Indikation bei psychotischen Störungen, komorbider
Substanzabhängigkeit, ausgeprägter Persönlichkeitsstörung und
komplexer Traumatisierung
E. Schramm 2010
26
13
Antidepressiva
Folgende Substanzgruppen sind bei älteren Patienten untersucht:






Trizyklische AD (Nortriptylin) Taylor 2004
SSRI Taylor 2004, Dunner 1992, Tollefson 1995, Mulsant 1998, Roose 1998, Bondareff 2000, Muijers 2002
SNRI (Venlafaxin) Staab 2000
Mirtazapin Taylor 2004
NARI (Reboxetin) Katona 1999
Moclobemid Angst 1992
›
SSRI, SNRI als Empfehlung an erster Stelle
›
Vorteilhafter wegen Nebenwirkungsprofil
›
Therapieerfolg ähnlich wie bei jüngeren Erwachsenen
›
Mögliche Nebenwirkungen:
Gastrointestinale Unverträglichkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen,
Hyponatriämie
27
Indications of atypical antipsychotics in the elderly
McKean A, Monasterio E
Expert Rev Clin Pharmacol 2015
Indikationen:
 BPSD
 Augmentation der Antidepressiva bei
Depression
 Angststörungen
 Insomnia
 Psychose bei M. Parkinson
Risiken:
› Metabolisches Syndrom (D.Mellitus II)
› Gewichtszunahme
› Plötzlicher Herztod
› Zerebrovaskuläre Ereignisse
› Erhöhte Mortalität
28
14
Short- and Long-Term Use of Benzodiazepines in Patients with
Generalized Anxiety Disorder: A Review of Guidelines
Ottawa (ON): Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health; 2014.



Von 316 Publikationen wurden 22 untersucht (inkl. Leitlinien)
4 Evidenz basierte Leitlinien für den Einsatz in der Kurz- und Langzeittherapie
Einstimmige Empfehlung für den Einsatz in der Akuttherapie:
- als Begleittherapie bis die Wirkung des Antidepressivums eintritt
- in Krisensituationen



Eine Empfehlung als Begleittherapie bei Psychotherapie
Langzeittherapie nur empfohlen bei Therapieresistenz für Antidepressiva (und
Psychotherapie)
Bei älteren Patienten sind niedrige Dosierungen empfohlen
29
Nebenwirkungen der Antidepressiva
Hatzinger 2011
30
15
QTc-Verlängerung
 Die Gefahr bei SSRIs geringer
 Neuroleptika (Atypika wie
Risperidon, Olanzapin,
Chlorpromazin und Clozapin,
oder Phenotiazin, Butyrophenon
und Pimozid) können QTc
verlängern
 Trizyklische Antidepressiva sollen
vermieden werden
31
Vorgehen bei Therapieresistenz

Wechsel zu einem zweiten Antidepressivum: SNRI oder Nortriptylin

Kombination zweier Antidepressiva verschiedener Klassen

Augmentation mit Lithium:

Augmentation mit Atypika:

Augmentation mit Lamotrigin (Lamictal®):

Augmentation mit Pregabalin (Lyrica®):

Therapie mit Moclobemid (Aurorix®)

Elektrokrampftherapie (EKT)
Engmaschige Laborkontrollen, Kontraindiziert bei Niereninsuffizienz,
Schilddrüsenerkrankungen, Diuretika
Allgemeine Richtlinien der Neuroleptika-Behandlung beachten!
Gute Verträglichkeit, lange Aufdosierungsphase
Bei Angst und Schlafstörungen
Mod. nach Schwarz&Frölich 2011
32
16
Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen

Depression mit psychotischen
Symptomen

Schwere Suizidalität

Bedrohliche Malnutrition wegen
unzureichender Nahrungs- und
Flüssigkeitsaufnahme

Therapieresistenz
(Nach mind. 2 Antidepressiva)
Therapieeffizienz mit 80% bei Älteren sehr hoch
Kelly&Zisselman 2000
33
Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen







Anterograde Amnesie
Retrograde Amnesie: öfters bei älteren Patienten mit vorbestehenden kognitiven Störungen
Postiktale Desorientierung, Delir
Neuropsychologische Störungen: Aphasien, Apraxien, Agnosien
Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
Kardiovaskuläre Komplikationen
Muskelschmerzen

Vorübergehende kognitive Störungen und kardiale Arrhythmien
Alexopoulos et al 1984, Donahue 2006,
Folkerts 1997, Kelly&Zisselman 2000,
Mulsant et al 1991
Damm et al 2010
34
17
Lichttherapie
Indikationen:
 Saisonale Depressionen
 Non-saisonale Major-Depression
 Schwangerschaftsdepression
 Bulimia
 Schlafstörungen
 Verhaltensstörungen bei Demenz
 Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen
der Schizophrenie
 Persönlichkeitsstörungen
Therapie:
 UV-gefiltertes Licht
 Lichtintensität 2000-10 000 Lux
 Expositionsdauer 30 bis 60 Min.
 Wirksamkeit höchstens bei
Morgenlicht (07:00-09:00 Uhr)
 Nebenwirkungen:
 Kopfschmerzen, Augenbrennen,
 Übelkeit, Schwindel, Irritabilität,
 Agitation, Hypomanie, Früherwachen
Terman M 2007; Wirz-Justice&Staedt 2008
35
Lichttherapie bei Altersdepression
INTERNATIONAL JOURNAL OF GERIATRIC PSYCHIATRY
Int J Geriatr Psychiatry 2004; 19: 545–548.
The effects of light therapy on depressed elders
Yun-Fang Tsai, Thomas K. S. Wong, Yeong-Yuh Juang and Hsiu-Hsin Tsai
›
60 Patienten, 5000 Lux für 5 Tage
›
GDS signifikant (5 Punkte) gebessert
JOURNAL OF GERONTOLOGY
2001, Vol. 56A, No. 6, M356–M360
Bright Light Treatment Decreases Depression in Institutionalized
Older Adults: A Placebo-Controlled Crossover Study
Isabel C. Sumaya, Beth M. Rienzi, Jess F. Deegan II, and Donald E. Moss
›
14 Patienten, Lichttherapie, Dämmerungslicht
oder kein Licht für 5 Tage
›
GDS signifikant gebessert nur durch Lichttherapie
36
18
Abteilung für Psychiatrische Forschung
und Klinik für Alterspsychiatrie
DANKE!
[email protected]
19
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