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Kurzer Leitfaden zur Besichtigung von Pompeji
Kurzer Leitfaden zur Besichtigung von
Pompeji
Regeln für die Besichtigung des Ausgrabungsgebiets
Herzlich willkommen im
archäologischen VesuvSchutzgebiet.
In den archäeologischen Lagen
wird das Dekret 81/08 nach
den Bestimmungen und
Beschränkungen bezüglich
der historischen Erbgüter
des archäeologischen
Vesuvian Gebiets angewandt.
Wir bitten Sie, bei Ihrem Besuch
insbesondere die folgenden
Regeln* zu beachten, damit Ihr
Aufenthalt angenehm und sicher
verläuft:
1. Bitte bewegen Sie sich mit
größter Vorsicht. Halten Sie sich
von Grubenrändern fern und
ersteigen Sie keine Mauern.
2. Bitte beachten Sie alle Ein- und
Zutrittsbeschränkungen.
3. Bitte verhalten Sie sich
respektvoll: Vermeiden Sie laute
Geräusche, beschmutzen Sie keine
Wände und benutzen Sie für
Abfälle die aufgestellten
Müllbehälter.
4. Foto-, Film- und
Videoaufnahmen sind nur zum
privaten Gebrauch gestattet; für
Aufnahmen mit Stativen o. ä.,
Blitzlicht oder anderer künstlicher
Beleuchtung sowie in jedem Fall
für Aufnahmen zu kommerziellen
Zwecken ist bei der
Gebietsaufsicht (Soprintendenza)
eine entsprechende Genehmigung
einzuholen.
5. Touristische Führer, die nicht für
di Soprintendenza arbeiten,
bekommen eine Genehmigung
von der Regione Campania. Sie
müssen den entsprechenden
Ausweis vorzeigen.
6. Der Zutritt mit Taschen,
Rucksäcken und anderem
Gepäck ist verboten
7. Das Rauchen ist untersagt.
8. Die Mitnahme von Tieren ist
nicht gestattet.
9. Für Besucher, die nicht gut zu
Fuß sind oder unter HerzKreislaufbeschwerden leiden,
empfehlen wir den Eingang beim
Amphitheater-Platz (Piazza
Anfiteatro) zu wählen.
Für Besucher, die nicht gut zu Fuß
sind oder unter HerzKreislaufbeschwerden leiden,
empfiehlt sich größte Vorsicht.
Es empfiehlt sich das Tragen von
bequemen Schuhen mit niedrigen
Absätzen.
Wir weisen darauf hin, dass es
eine Audioführung mit der
Genehmigung der Soprintendenza
gibt.
Sie können den Picknickbereich in
der Nähe von Porta Nola nutzen.
*Auszug aus der
Besichtigungsordnung für
das Ausgrabungsgebiet
(n. 213 vom 22.01.01)
Geschichte der Stadt Pompeji
Pompeji erhebt sich auf einer
Ebene (circa 30 m ü.M.), die sich
aus dem Lavastrom eines
Vesuvausbruches gebildet hatte
und das Flusstal des Sarno
dominiert, an dessen Mündung
sich früher ein bedeutender
Hafen befand. Die Umstände
der Gründung Pompejis liegen
im Dunkeln. Die ältesten
Zeugnisse gehen auf die Zeit
zwischen dem Ende des 7. und
der ersten Hälfte des 6.
Jahrhunderts v. Chr. zurück, als
die erste Stadtmauer aus
Tuffstein namens ‘pappamonte’
errichtet wurde, die ein Areal
von 63,5 ha umschloss. Einer
Mischkultur, in die Elemente der
Eingeborenen, der Etrusker und
der Griechen eingeflossen
waren, verdankte die Stadt ihre
Entwicklung. Gegen Ende des 5.
Jahrhunderts v. Chr. strömten
die Stämme der Samniter von
den Bergen Irpinias und
Samniums herab und breiteten
sich in der Ebene aus, die das
heutige Kampanien (was
‘fruchtbare Ebene’ bedeutet)
bildet. Sie eroberten die Vesuvund Küstenstädte und schlossen
diese in einem Bund unter der
Hauptstadt Nuceria zusammen.
Zu den Zeiten der Samniter
erfuhr Pompeji einen starken
Entwicklungsschub: Ebenfalls auf
das 5. Jahrhundert v. Chr. geht
der Bau einer neuen KalksteinUferbefestigung des Sarno
zurück, die ähnlich verlief wie
die frühere. Gegen Ende des 4.
Jahrhunderts v. Chr. beginnt
Rom infolge eines erneuten
Ansturms der samnitischen
Stämme seinen Einfluss auf
Süditalien auszudehnen: Dank
verschiedener Bündnisse und
siegreicher Feldzüge (343-290 v.
Chr.) beherrscht es bald ganz
Kampanien. Pompeji wird
dadurch zur socia
(Verbündeten) innerhalb des
politischen Gefüges der
römischen Republik. Gegen
diese lehnt es sich allerdings
90-89 v. Chr. gemeinsam mit
anderen italischen Volksgruppen
auf, die die soziale und
politische Gleichstellung mit
Rom forderten. Nach einer
Belagerung durch die Truppen
von P. Cornelius Sulla muss
Pompeji kapitulieren und wird
so zur römischen Kolonie unter
dem Namen Cornelia Veneria
Pompejianorum (80 v. Chr.).
Nach der Umwandlung zur
Kolonie wird Pompeji um
zahlreiche öffentliche und
private Gebäude bereichert,
und es erfährt eine weitere
Verschönerung vor allem unter
den Kaisern Octavian Augustus
(27 v. Chr. - 14 n. Chr.) und
Tiberius (14 - 37 n. Chr.). 62 n.
Chr. wird das gesamte
Vesuvgebiet durch ein starkes
Erdbeben erschüttert.
In Pompeji wurde unmittelbar
darauf der Wiederaufbau
begonnen, der aber auf Grund
Geschichte der Stadt Pompeji
der erheblichen Schäden und
der anschließenden Nachbeben
geraume Zeit in Anspruch
nahm. 17 Jahre später, als die
Stadt am 24. August des Jahres
79 n. Chr. beim unvermittelten
Ausbruch des Vesuvs unter
einem Ascheregen und Lava
begraben wird, war Pompeji
noch immer eine große
Baustelle. Seine
Wiederentdeckung folgte dann
im 16. Jahrhundert, aber erst
1748 ließ der König von Neapel,
Karl III. von Bourbon, die
Erkundungsarbeiten aufnehmen,
die das ganze 19. Jahrhundert
hindurch systematisch
fortgeführt wurden, bis hin zu
den jüngsten Ausgrabungen,
Restaurations- und
Erschließungsarbeiten an der
antiken Stadt und ihrem
außerordentlichen Reichtum an
Bauwerken, Skulpturen,
Malereien und Mosaiken.
Das archäologisch relevante
Gebiet von Pompeji erstreckt
sich über etwa 66 ha, wovon
bisher ca. 45 freigelegt worden
sind. Die Aufteilung der Stadt in
regiones (Viertel) und insulae
(Häuserblöcke) wurde 1858 von
G. Fiorelli zwecks besserer
Orientierung und Erforschung
vorgenommen. Die einzelnen
Häuser wurden, soweit ihr
Besitzer nicht bekannt ist, von
den Archäologen anhand
besonderer Funde oder anderer
auffälliger Merkmale benannt.
Vorortthermen
1
Diese Thermalanlage (1. Jahrhundert v. Chr. bis
1. Jahrhundert n. Chr.) in Privatbesitz war auf
einer künstlichen Terrasse zum Meer hin
erbaut und lag knapp außerhalb der
Stadtmauern. Wegen ihrer wundervollen Lage
weithin gut sichtbar, wurden diese Thermen im
Laufe der Jahrhunderte leider häufig beraubt.
Im Erdgeschoss befanden sich die
Thermalbäder, die prunkvoll dekoriert waren,
darunter auch das überdachte WarmwasserSchwimmbad und das kleine
Kaltwasserbecken, dessen Wände bemalt
waren und das mit einer Nische abschloss:
Ein Wasserfall sprudelte aus einer künstlichen
Grotte, die mit einem Mars- und Puttenmosaik
verziert war. Das frigidarium (Kaltbaderaum)
weist eine Dekoration mit Stuckrahmen auf.
Kurios ist das Fresko im ‘vierten Stil’* des
Umkleideraums: Auf 16 verschiedenen Tafeln
sind erotische Motive dargestellt, darunter
auch eine Szene, die zwei Frauen beim
Liebesspiel zeigt und in der gesamten
römischen Malerei als einmalig gelten kann.
Marina-Tor und Stadtmauer
2
Dieser wallartige Westzugang zur Stadt stellt
gemeinsam mit dem Herkulaneum-Tor das
imposanteste der sieben Torbauwerke Pompejis
dar. Es trägt diesen Namen, weil man durch
dieses Tor zum Meer gelangte. Es weist zwei
Rundbögen auf, die später zu einem großen
Zementwerk*-Tonnengewölbe vereint wurden.
Die Fundamente der heute sichtbaren
Stadtmauer, die mehr als 3200 m lang ist,
wurden bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gelegt:
Im Allgemeinen ist sie als Mauerwand ausgeführt,
die außen durch einen Graben und innen durch
einen aufgeschütteten Erdwall geschützt ist, auf
dem der Wehrgang verlief. Zwölf Wachtürme,
besonders im Norden, wo die ebene Landschaft
Pompeji verletzlicher machte, unterstützten die
Befestigung der Stadt. Durch die endgültige
Einverleibung Pompejis in den Machtbereich
Roms (als Kolonie unter Sulla, 80 v. Chr.) verlor
die Stadtmauer an Bedeutung: Sie wurde
teilweise zweckentfremdet oder gar abgerissen,
um Platz für neue Häuser und Thermen zu
schaffen.
Venustempel
3
Auf den Westausläufern des Hügels von Pompeji,
zum Meer und zum Fluss Sarno hin gelegen, wurde
dieser Tempel in den ersten Jahren der Kolonie
unter Sulla (80 v. Chr.) zu Ehren der Göttin Venus
errichtet, der Schutzpatronin von Lucius Cornelius
Sulla, die der Venus Physica, der Schutzgöttin
Pompejis, gleichgesetzt wurde: Auf diese Weise ließ
sich der Tempelbau in das offizielle Bauprogramm
eingliedern, das nach der Eroberung durch die
Römer anlief. In Nordsüd-Richtung zur Küste hin
ausgerichtet und auf einem Tuffsteinsockel mit
Bogengang erbaut, der mit Marmor verziert war,
war sie als prunkvollste und auch von der
landschaftlichen Einbindung her schönste Kultstätte
der Stadt gedacht. Leider führte aber gerade seine
weithin gut sichtbare Position dazu, dass der
Tempelbau immer wieder seiner Schätze beraubt
wurde, so dass seine Einordnung heute
außerordentlich schwer fällt.
Apollotempel
4
Zusammen mit dem dorischen Tempel handelt es
sich hierbei um das älteste Heiligtum Pompejis, wie
aus der erhaltenen architektonischen Dekoration
hervorgeht, die auf die Zeit von 575-550 v. Chr.
datiert werden kann, obwohl die heute sichtbare
Ausgestaltung aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt
(und später bis zum Erdbeben von 62 n. Chr.
erneuert wurde), als der Quadriportikus aus Tuffstein
mit ionischen Säulen und dorischem Metopen-* und
Triglyphen*-Tragwerk errichtet wurde. In diesem
Bauwerk vermischen sich italische Stilelemente
(hoher Sockel mit Eingangstreppe an der
Vorderseite) mit griechischen (Säulengang um die
Cella herum). Der Fußboden der Cella ist mit
rautenförmigen mehrfarbigen Steinen gepflastert, die
in der Perspektive wie Würfel wirken. Zu den Seiten
des Portikus finden sich die Statuen Apolls und
Dianas, die als Bogenschützen dargestellt sind
(die Originalstatuen werden im Museum von Neapel
verwahrt). Der Altar zu den Füßen der Treppe
stammt aus der Zeit Sullas (ca. 80 v. Chr.), die Säule
mit der Sonnenuhr dagegen aus der Zeit Augustus.
Basilika
5
Die Basilika wurde in der zweiten Hälfte des 2.
Jahrhunderts v. Chr. erbaut, im Zuge der
Monumentalisierung der Stadt. Sie weist einen
rechteckigen Grundriss mit drei Schiffen und ein
zweiseitig abfallendes Walmdach auf, das von den
mittleren Säulen und den Halbsäulen am oberen
Teil der Wände getragen wird, wo Dekorationen
im ‘ersten Stil’* erhalten geblieben sind.
Ganz hinten befindet sich das tribunal mit den
Plätzen für die Richter, das über Holztreppen
erreichbar war: Das Gebäude diente nämlich der
Rechtsprechung sowie auch kaufmännischen
Verhandlungen.
Forum
6
Die erste Monumentalgestaltung des Forums geht
auf das 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. Verschiedene
Gebäude und der Bogengang weisen Säulen in
zweifacher Ordnung aus Tuffstein auf, zur Kaiserzeit
jedoch durch weißen Kalkstein ersetzt, als das
Forum auch neu gepflastert und an der Ostseite
neue Gebäude anstelle der früheren Läden
errichtet wurden. Das Forum, das im Schnittpunkt
der Hauptachsen des ursprünglichen Siedlungskerns
lag, stellte den Hauptplatz der Stadt dar und war für
Karren und Fuhrwerke gesperrt. Rund herum
erhoben sich Kultstätten, Stadtverwaltungsgebäude
und Handelshäuser. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde
auf dem Forum das kaiserliche Geschlecht verehrt,
dem die monumentalen Sockel für Ehrenstatuen
auf der Südseite vor den Gebäuden der
Stadtverwaltung vorbehalten waren, während die
Bogengänge den Statuen illustrer Bürger Platz
boten: Die entsprechenden Skulpturen wurden
jedoch nicht gefunden, möglicherweise, weil die
überlebenden Einwohner nach dem Vesuvausbruch
in die Stadt zurückgekehrt waren, um alles noch zu
Rettende abzutransportieren. In der Mitte der
Westseite erhebt sich eine Rednertribüne.
Öffentliche Verwaltungsgebäude
7
Diese aus Ziegelmauerwerk* nach dem
Erdbeben von 62 n. Chr. wiederhergestellten
Gebäude basierten nicht auf einem einheitlichen
Entwurf: Die beiden auf der Ostseite stammen
aus der selben Zeit (von vor 80 v. Chr.), das
dritte ist dagegen jünger und weist einen
Marmorfußboden auf. Die Funktion der
rechteckigen Räume mit Nischen in der Mitte ist
umstritten: Beim östlichen Saal handelt es sich
möglicherweise um den Sitz der Stadtverwalter,
beim mittleren um das tabularium
(Gesetzschriftenarchiv) und beim dritten um die
Aula der Dekurione*. Zur Via dell’Abbondanza hin
geöffnet ist das Comitium, eine offene Aula für
Versammlungen des Volkes (populus), damit
dieses seine politischen Rechte ausüben konnte.
Der vor dem Jahr 89 v. Chr. fertiggestellte Bau
weist auf der Südseite eine Rednertribüne auf,
neben der mehrere Nischen mit Statuen angelegt
sind: Hier nahmen die Ratsmitglieder Platz, wenn
sie Volksversammlungen leiteten und die
Stimmabgabe kontrollierten.
Gebäude Eumachias
8
Die Priesterin Eumachia, Schutzgöttin der
Wollwäscher, ließ unter Kaiser Tiberius (14-37 n.
Chr.) dieses Gebäude errichten, dessen Fassade aus
Ziegelmauerwerk* erst nach 62 n. Chr. entstand.
Die Nischen an der Vorderseite bargen
Ehrenstatuen des kaiserlichen Geschlechts, auf
welches auch das zarte Marmorrelief am Portal
verweist, das an römische Vorbilder aus Augustus’
Zeiten gemahnt (nach Ansicht mancher Forscher
war damit der Eingang des Vespasian-Tempels oder
ein Pfeiler dekoriert).
Im Inneren befand sich ein Kolonnadengang mit
Statuen der Concordia Augusta in der Exedra* am
hinteren Ende und von Mitgliedern der kaiserlichen
Familie an den Seiten. Darum verlief ein
geschlossener Korridor mit der Statue Eumachias in
der Nische hinter der Exedra* (die Originalstatue
wird im Museum von Neapel verwahrt). Bei diesem
Gebäude handelte es sich möglicherweise um den
Wollmarkt oder das Zunfthaus der fullones
(Wollwäscher). Rechts vom Eingang war ein großes
Tongefäß eingemauert, in das nach dem Ersteigen
eines kleinen Treppchens uriniert wurde: Die
Verwendung des Urins, der als Bleichungsmittel und
Fettlöser bei der Stoffbearbeitung diente, wurde von
Kaiser Vespasian mit einer Steuer belegt!
Aedes Genii Avgvsti
9
Dem Kult um den Genius (Schutzgeist) des Kaisers
Vespasian zugeschrieben, befand sich dieses Gebäude
beim Vesuvausbruch (79 n. Chr.) im Bau oder Umbau.
Vor dem Hintergrund eines offenen Hofes liegt der
kleine Tempel, der aus einem hohen Sockel mit vier
Säulen an der Frontseite besteht: Die Cella am
hinteren Ende barg das Podest für die Statue des
Kaisers. Den Tempelsockel erreicht man über zwei
seitliche Treppen. In der Mitte, auf einer niedrigen
Pinthe, befindet sich der Altar aus weißem Marmor:
Auf dessen Längsseite ist die Szene der Opferung
eines Stiers dargestellt, die typisch für den Kaiserkult
war. Der im Hintergrund abgebildete Tempel, der
diesem Bauwerk selbst ähnelt, legt den Schluss nahe,
dass es sich hierbei um das Opfer handelt, das zu
seiner eigenen Einweihung erbracht wurde. An den
kurzen Seiten sieht man die beim Ritual verwendeten
Werkzeuge, auf der anderen Längsseite dagegen die
corona civica aus auf einem Schild liegenden
Eichenlaub, dem Symbol der Kaiserwürde.
Manche Gelehrte gehen davon aus, dass der Tempel
ursprünglich für den Genius des Octavian Augustus
errichtet (der erste römische Kaiser, der von 63 v. Chr.
bis 14 n. Chr. lebte – der religiöse Titel ‘Augustus’
wurde ihm 27 v. Chr. vom Senat verliehen) und später
jeweils dem Genius der verschiedenen Thronfolger
umgewidmet wurde, zuletzt für Titus Flavius Vespasian.
‘Heiligtum der Öffentlichen Laren’
10
Dieses Heiligtum war möglicherweise nach
dem Erdbeben von 62 n. Chr. errichtet
worden und den Schutzgöttern Pompejis
gewidmet, um sie in Anbetracht ihres Zorns
milde zu stimmen, den sie offensichtlich mit
dieser schweren Naturkatastrophe (prodigium)
ausgedrückt hatten. Anderen Gelehrten
zufolge stammt dieses Bauwerk jedoch noch
aus der Zeit vor 62 n. Chr. und soll der
Verehrung der kaiserlichen Familie gedient
haben. Das Gebäude weist eine komplexe
Struktur auf, untergliedert durch Nischen und
sich an die Wände lehnende Säulen, die wohl
eine prunkvolle Marmordekoration hätten
bilden sollen, welche jedoch nicht mehr
fertiggestellt werden konnte. Die Tragstruktur
ist als Ziegelmauerwerk* ausgeführt, die
Mauern als Rasterwerk* und opus incertum*.
In der Mitte des Areals befand sich der Altar,
auf dem die Opfer dargebracht wurden.
Macellum
11
Dieses Gebäude, bei dem es sich um den
größten Markt der Stadt handelte, stammt aus
dem 2. Jahrhundert v. Chr. und erfuhr
anschließend mehrere Modernisierungen.
Auf den Sockeln vor dem Eingangsportikus
thronten Ehrenstatuen berühmter Bürger
Pompejis. Das Innere war als Säulenhof
angelegt, mit Werkstätten und Läden:
Die zwölf Sockel in der Mitte dienten als
Unterlage für die Holzmasten, die ein
konisches Dach trugen. Der Bereich hinten
rechts diente dem Verkauf von Fleisch und
Fisch, jener auf der linken Seite möglicherweise
für feierliche Bankette zu Ehren des Kaisers,
dem auch ein kleines Heiligtum in der Mitte
der Rückwand gewidmet war. An der
Nordwestseite finden sich Fresken im ‘vierten
Stil’*: fantastische Architekturentwürfe, die mit
Tafeln abwechseln, die einzelne Figuren
darstellten, Gemälde mit mythologischen
Themen sowie Stillleben von volkstümlichem
Geschmack.
Jupitertempel
12
Dieser Tempelbau aus dem 2. Jahrhundert v.
Chr. weist einen hohen Sockel auf, den man
über die Treppe an der Vorderseite erklimmt
und auf dem sich die Cella erhebt: Die Cella,
zu der Säulen hin führen und die durch
Kolonnaden mit zwei Säulenordnungen
dreigeteilt ist, barg eine Jupiterstatue – deren
Kopf erhalten geblieben ist – aus der Zeit
Sullas (ca. 80 v. Chr.). Damals wurde der
Tempel in ein Capitolium umgewandelt und
der ‘Triade Capitolina’ (die Götter Jupiter, Juno
und Minerva) gewidmet. Der Fußboden der
Cella bestand, wie im Apollotempel, aus
rautenförmigen vielfarbigen Steinen, die so
verlegt waren, das sie perspektivisch gesehen
wie Würfel wirkten (opus scutulatum).
Der Sockel wurde unter Kaiser Tiberius
(14-37 n. Chr.) restauriert, als auch der große,
in der gleichen Achse des Tempels liegende
Altar auf dem Forum ersetzt wurde.
Kornspeicher des Forums
13
Der Obst- und Gemüsemarkt (forum olitorium)
wurde nach dem Jahr 62 erbaut und war beim
Vesuvausbruch womöglich noch nicht
fertiggestellt (oder befand sich zumindest noch
nicht in Gebrauch): Mehrere Bogengänge
mussten seinem Bau weichen, und neben ihm
wurde eine große Latrine errichtet. Heute
wird dieses Areal als Lager für archäologische
Funde verwendet, die nicht aus Pompeji
stammen (z. B. Amphoren, architektonische
Elemente, Gartengestaltungselemente aus
Marmor), und es sind dort auch Gipsgüsse
von Opfern des Vulkanausbruchs zu sehen.
Mensa Ponderaria (Eichamt)
14
Unweit des kleinen Marktes gelegen und in
die Ostmauer des Apollotempels eingebettet,
stellte das seit Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr.
betriebene Eichamt die öffentliche
Kontrollstelle für Hohl- und Gewichtsmaße
dar. Zunächst wurde hier das lokale
Messsystem oskischen Typs verwendet, später
erfolgte jedoch die Umstellung auf das
einheitliche System Augustus’, wie aus einer
Inschrift an der Vorderseite (ca. 20 v. Chr.)
hervorgeht. Die Mensa bestand aus zwei
Kalksteinbänken, die mit einem
Zwischenabstand genau übereinander
angebracht waren und jeweils Hohlräume
besaßen, die den verschiedenen verwendeten
Maßen entsprachen: An ihrer Unterseite
wiesen sie ein Loch auf, durch welches man
die jeweils gemessene Substanz ablassen
konnte.
Thermen des Forums
15
Diese Thermen wurden nach dem Jahr 80 v.
Chr. errichtet, nach dem gleichen Schema wie
die größeren Stabiae-Thermen: Zu den beiden
Seiten der Öfen befindet sich der Frauen- und
der Männerbereich, die jeweils aus dem
apodyterium (Umkleideraum), dem frigidarium
(Raum für das Kaltwasserbad), dem tepidarium
(Warmwasserbad) und dem caldarium
(Heißwasserbad) bestanden. Die mit einem
Säulengang versehene Palästra erreichte man
über die Forumstraße oder vom
Umkleideraum des Männerbereichs aus. Das
tepidarium war nicht mit modernen
Heißluftanlagen beheizt, sondern noch durch
ein großes Kohlenbecken aus Bronze, das von
M. Nigidio Vaccula gestiftet worden war.
Atlanten* trennen die Nischen, die für Salben
und Badeaccessoires dienten, während
Reliefstuckdekorationen (die bei der
Wiederherstellung nach 62 n. Chr. ausgeführt
wurden) das Deckengewölbe mit
geometrischen Unterteilungen und
mythologischen Figuren schmücken. Die
öffentlichen Thermen kosteten nur ein
geringes Eintrittsgeld und waren stets gut
besucht: Die bevorzugte Badezeit war
offensichtlich der frühe Nachmittag.
Tempel der Fortuna Augusta
16
In Rom und anderen Städten Italiens wurden
verschiedene der Fortuna Redux geweihte
Kultstätten erbaut, als Augustus von seinen
Feldzügen 19-13 v. Chr. zurückkehrte: In Pompeji
bewirkte der Duovir* M. Tullius auf eigene Kosten
und auf eigenem Boden den Bau dieses Tempels zu
Ehren des Kaisers. Der Tempel weist korinthische
Säulen und Kapitelle aus Marmor an der Fassade auf.
In der Cella, der vier Säulen in der Fassade und zwei
an den Seiten vorausgehen, befand sich die Statue
der Fortuna und in den Seitennischen jene der
kaiserlichen Familie – sowie vielleicht auch die des
Erbauers M. Tullius.
Haus des Fauns
17
Mit einer Fläche von 2.970 qm ist dies das größte Haus
von Pompeji: Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf den
Grundmauern eines früheren Wohnhauses erbaut,
erlangte es die heute sichtbare Form nach
anschließenden Änderungen. Der Eingang links führt
zum Repräsentationsbereich, die rechte Tür zu den
Privatgemächern: dem Atrium mit einem von vier Säulen
getragenen Dach, dem Stall, der Latrine, dem
Thermalbad und der Küche. Die lateinische Inschrift
HAVE am Eingang, die Dekoration im ‘ersten Stil’*, die
Fußböden aus opus sectile* und die mosaikartig
verzierte Türschwelle (heute im Museum von Neapel
verwahrt) verdeutlichen die große Würde dieses
Hauses, das eher den domus des römischen Adels als
den Behausungen des örtlichen Bürgertums ähnelt. In
der Mitte des impluvium* befindet sich die Bronzestatue
des ‘Fauns’ (2. Jahrhundert v. Chr., Originalwerk in
Neapel); darum gruppiert sind Gemächer, deren
Fußböden mit Mosaikbildern und deren Wände mit
Dekorationen im ‘ersten Stil’* verziert waren. Zwischen
den mit einem Säulengang umsäumten Gärten öffnet
sich die Exedra*, das Herzstück des Wohnbereichs, mit
korinthischen Säulen, stuckverzierten Kapitellen und
Malereien sowie einem herrlichen Mosaik (heute im
Museum von Neapel zu sehen), das den Sieg Alexanders
des Großen über den Perserkönig Darius darstellt und
Anlass zur Vermutung gegeben hat, dass es irgend einen
Zusammenhang zwischen dem mazedonischen
Heerführer und dem unbekannten, gebildeten und
wohlhabenden Hausherren gegeben haben muss.
Haus des Kleinen Brunnens
18
In der ursprünglichen Anlage dieses Hauses
(vom Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr.)
erkennt man das typische ‘Atrium-Schema’
wieder, das auf der Achse Eingang-AtriumTablinum* aufbaut. Diese Räume sind
besonders prunkvoll ausgestattet, damit der
das Haus betretende Gast sogleich den Rang
des Hausherren ermessen konnte.
Zum Atrium gehen fast alle Zimmer.
Das Dach weist nach innen geneigte
Walmflächen (compluvium*) auf, womit das
Regenwasser in ein Becken in der Mitte des
Fußbodens (impluvium*) und von dort in die
darunter liegende Zisterne geführt wurde, wo
es dann zur Verfügung stand. Im Garten ist das
Peristylium* mit kunstvollen Fresken verziert,
die Landschaften und Küstenbauten darstellen.
Nymphenbrunnen, dieser hier mit Mosaiken
und Skulpturen verziert, erfreuten sich ab der
Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. großer
Beliebtheit.
Haus der Dioskuren
19
Dieses Gebäude zählt zu den prunkvollsten
Häusern aus den letzten Jahren der Stadt
Pompeji: Nach seiner Ausgrabung 1828-1829
wurde es berühmt wegen seiner prächtigen
Malereien im ‘vierten Stil’* und wegen der
Untergliederung in großzügige Freibereiche.
Der Wohnbereich ist um eines der vier
‘korinthischen Atrien’ herum gruppiert, die
durch Pompeji bekannt geworden sind,
während das Dach durch zahlreiche Säulen
getragen wurde: Hier sind es zwölf an der
Zahl, aus Tuffstein. Die Wanddekoration wurde
von dem selben Künstler erstellt, der auch das
Haus der Vettii dekorierte: Die bedeutendsten
Wandmalereien (etwa die am Eingang mit den
Dioskuren Castor und Pollux, nach der das
Haus benannt worden ist) befinden sich heute
im archäologischen Museum von Neapel;
im Peristyl* sind jedoch noch immer die
Tafelmalereien zu bewundern, die filigrane
Bauwerke und Stillleben darstellen.
Haus des Meleagros
20
Der mittlerweile verblichenen Wandmalerei
mit Meleagros und Atalante, die beim Eingang
links zu bewundern ist, verdankt dieses Haus
seinen Namen. In der großzügigen Anlage
dieses Anwesens fällt besonders der Wohnund Empfangsraum (oecus) korinthischer Art,
d. h. mit Säulen dekoriert, auf, was in Pompeji
eine Seltenheit darstellte. In den um das
Atrium mit zentralem impluvium* herum
angeordneten Räumen sind die
Originalfußböden (aus der Zeit der Republik)
aus Terrakottaschutt* mit weißen
Mosaikziersteinen erhalten geblieben.
Apollo-Haus
21
Der hier mehrmals dargestellte Gott Apoll
diente als Namensgeber für dieses Haus, das
möglicherweise A. Here(n)nuleius Communis
gehörte, wie aus einem Siegelring hervorgeht,
der 1830 gefunden wurde. Die Statuen Apolls
und des Fauns auf der Jagd nach einer Hirschkuh
(heute im Museum von Neapel verwahrt)
schmückten den Eingang des Tablinums*, wo sich
auch ein Venusbild befindet. In der Kammer am
Ende des Gartens ist eine prächtige Verzierung
erhalten geblieben: Die Außenverkleidung aus
porösem Kalkstein schmückte eine ausladende
Mosaikdekoration, von welcher die bunte
Darstellung des Odysseus an Ort und Stelle
geblieben ist, wie er Achilles erkennt, der sich
verkleidet und unter den Töchtern des Königs
Lykomedes von Skyros versteckt hat. Im Inneren
befinden sich Fresken mit Szenen, die auf den
Apollomythos Bezug nehmen.
Haus des Tragischen Poeten
22
Es handelt sich hier um ein typisches
‘Atrium-Haus’, obwohl es kleiner ist als die
meisten anderen Prunkwohnhäuser: Seinen
Namen erhielt es wegen des Mosaik-emblema
(Ausschnitt) im Tablinum*, in dem eine
Theaterprobe eines Satyrenchors dargestellt
ist – heute im Archäologischen Museum von
Neapel verwahrt – wie auch andere Gemälde
mit Admetos und Alkestis und Episoden aus
der Ilias: Hier verblieben sind lediglich die
Kunstwerke des oecus (Wohnraum), die die
von Theseus verlassene Ariadne und ein Nest
von Putten abbilden. Am Eingang des Hauses
befindet sich das berühmte Mosaik mit einem
an die Kette gelegten Hund und der Inschrift
CAVE CANEM ("Vorsicht vor dem Hund"), das
auch für andere Wohnhäuser Pompejis typisch
ist: Diese Warnung taucht auch in literarischen
Quellen auf, wie etwa in der amüsanten
Episode aus Petronius’ Satyricôn, wo der
Protagonist sich durch einen großen gemalten
Hund zu Tode erschrecken lässt. Dies ist das
Gebäude – damals gerade erst ausgegraben
(1824-1825) –, das E. Bulwer-Lytton 1834 in
seinem Roman Die letzten Tage von Pompeji als
Vorlage für das Haus des Glaucus diente.
Pansa-Haus
23
Anhand der ionischen Kapitelle des Gartens
mit Säulengang kann dieses Wohnhaus auf
140-120 v. Chr. datiert werden: Es weist das
typische ‘Atrium-Schema’ auf, das auf der
Hauptachse Eingang-Atrium-Tablinum* basiert,
und nimmt den gesamten Häuserblock ein.
Bunte Steine und Backsteinfragmente
bedecken den Fußweg vor dem Eingang und
den Vorhof. Wie aus einer in einer Nebengasse
an die Wand geschriebenen Bekanntmachung
hervorgeht, vermietete der wohlhabende und
einflussreiche Besitzer, Cn. Alleius Nigidius Maius,
ein aus Kampanien stammender Kaufmann
und städtischer Duovir* von 55-56 n. Chr.,
einen Teil seines Anwesens.
Ofenhaus
24
Dieses Wohnhaus stammt aus dem 2.
Jahrhundert v. Chr., aber im Zuge der
Wiederherstellung nach dem schweren Erdbeben
von 62 n. Chr. wurde sein Erdgeschoss zu Läden
umgebaut, während der Wohnbereich ins
Obergeschoss versetzt wurde, das man über die
Treppe rechts vom Eingang zum Atrium erreichen
konnte: Beim Ausbruch des Vesuvs (79 n. Chr.)
war dieser Umbau offensichtlich noch nicht
abgeschlossen. Lange Zeit war dieses Gebäude
die einzige ausgegrabene Großbäckerei Pompejis,
während bis heute ganze 35 Bäckereien entdeckt
sind. Im hortus (Garten) befanden sich die Anlage
zum Kornmahlen sowie zur Zubereitung und zum
Backen des Brotes: mehrere Wasserbecken, der
geschlossene Kuppelofen und vier Mühlsteine aus
Lavagestein auf einem opus incertum*-Sockel.
Im sich nach rechts öffnenden Raum stand auf
zwei Stützen aus Stein der Tisch, auf dem man
das Brot vor dem Backen aufgehen ließ, während
es sich beim Raum links vom Tablinum* um die
Küche handelte. Im Stall, der zum Garten und zur
Gasse Vico di Modesto hin offen war, stand die
Futterkrippe direkt an der Wand: Hier wurde
offensichtlich das Skelett eines Maulesels in vollem
Zaumzeug gefunden.
Sallustius-Haus
25
Dieses beim Bombardement von 1943
beschädigte Haus gehört zu den ältesten
Pompejis (3. Jahrhundert v. Chr.). Sein Besitz ist
jedoch A. Cossius Libanus zuzuschreiben, wie
ein 1806 gefundener Siegelring nahe legt, nicht
dem auf der Fassade genannten C. Sallustius.
Beim möglicherweise in eine Herberge
umgewandelten Haus mit seinen vielen
Zimmern ist, auch im erst später angebauten
Obergeschoss, ein Teil der prunkvollen
Dekoration im ‘ersten Stil’* erhalten geblieben.
Der alte Garten besaß zwei Bogengänge mit
Säulen aus Kalkstein. Am Rand des impluviums*
aus Tuffstein war im Atrium die Bronzestatue
eines Rehs aufgestellt. Ein Korridor führt zu
den Räumen, die im 1. Jahrhundert v. Chr.
angebaut worden sind und wohl dem
Herbergsverwalter als Privatgemächer dienten:
Hier stellt eine Malerei an der Abschlussmauer
eines kleinen Gartens Aktäon dar, wie er von
den Hunden der Artemis/Diana zerrissen wird
(weil der Jäger es gewagt hatte, die Göttin
nackt zu erblicken).
Haus des Chirurgen
26
Den hier gefundenen chirurgischen Instrumenten aus
Eisen und Bronze, wie etwa Sonden, Geburtszangen,
Katheter und Skalpelle, verdankt dieses Haus seine
Bezeichnung. Es zählt zu den ältesten Wohngebäuden
Pompejis (3. Jahrhundert v. Chr.) und weist
Kalksteinquader in der Fassade sowie als ‘Fachwerk’*
ausgeführte Innenwände auf. Das gleichmäßig
angelegte Haus hat später mindestens zwei
Modernisierungen erfahren sowie auch die
Hinzufügung eines Obergeschosses im
Bedienstetentrakt: Nach neuesten Erkenntnissen wird
davon ausgegangen, dass das impluvium* aus Tuffstein
noch zur ursprünglichen Erstausstattung des Hauses
gehörte. Die erhalten gebliebene Dekoration lässt
sich vor allem in einem Raum mit Fenstern
bewundern, der auf den Garten geht und außen mit
Wandmalereien im ‘ersten Stil’* aus dem 2.
Jahrhundert v. Chr. sowie innen mit Dekorationen des
‘vierten Stils’* (nach 50 n. Chr.) verziert ist.
Herkulaneum-Tor und Stadtmauer
27
Das Tor trägt diesen Namen, weil hier die Straße
begann, die Pompeji mit Herkulaneum verband.
Es weist einen großen Gewölbebogen in der
Mitte und zwei kleinere an den Seiten auf, das
Gewölbe ist allerdings zum Teil eingestürzt.
Das Tor wurde nach der Eroberung Pompejis
durch den römischen General Sulla im Jahr 89 v.
Chr. errichtet.
Die das Tor auf der Innenseite einfassende
Stadtmauer stammt aus dem 3. Jahrhundert v.
Chr. Die rechts vom Tor sichtbare Treppe
gewährte einen bequemen Zugang zum
Wehrgang auf der Stadtmauer.
Außerhalb des Tors sind auf der linken Seite Teile
der mit großen Tuffsteinblöcken erbauten und
etwa 7 m hohen Stadtmauer erhalten geblieben.
In diesem Abschnitt erkennt man noch gut die
Einschussscharten der Wurfgeschosse aus Stein,
die Sulla bei der Belagerung auf die Stadt
niedergehen ließ.
Einen Abschnitt der Stadtmauer kann man
besichtigen, wenn man durch das kleine Tor auf
der Linken tritt.
Herkulaneum-Tor: Nekropole
28
Die 1763-1838 ausgegrabene Nekropole
(Friedhof) des Herkulaneum-Tors ist die
berühmteste der Stadt. Ihre Bauten wurden
zwischen der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis
ins späte 1. Jahrhundert n. Chr. hinein errichtet.
Zu jener Zeit äscherte man die Verstorbenen ein:
Die Urne wurde dann in die Grabstätte
eingemauert oder vergraben und mit einem
Markstein in der Form eines menschlichen Torsos
(columella) gekennzeichnet.
Unter den zahlreichen Begräbnisstätten ist
besonders die Gruft der Priesterin Mamia in der
Form eines halbrunden Sessels zu erwähnen:
Über der großen Grabkammer thront eine runde
Nische, zwischen deren Säulen Statuen
aufstrebender Mitglieder der Sippe (gens) der
Istacidia aufgestellt waren. Sehenswert sind auch
die mit Marmor verkleideten, altarartigen
Grabstätten (54-68 n. Chr.) von C. Calventius
Quietus (mit dem bisellium, dem Doppelsitz, der
die dem Verstorbenen zugestandene Ehre
symbolisierte, im Theater in der ersten Reihe Platz
zu nehmen) sowie von Naevoleia Tyche und
C. Munatius Faustus (das dargestellte Frachtschiff ist
ein Hinweis auf die Kaufmannstätigkeit des
C. Munatius Faustus).
29 Villa des Diomedes
29
Diese 1771-1774 ausgegrabene Landvilla, die wie
ein Stadthaus erscheinen sollte, wurde M. Arrius
Diomedes zugeschrieben, dessen Grab sich vor
dem monumentalen Eingang befand, der direkt
zum Peristylium* führte, was den Vorgaben des
römischen Baumeisters Vitruvius für den Villenbau
entsprach. Daneben befinden sich der
Thermalbereich sowie die Wohn- und Nutzräume;
vom Triklinium* aus konnte man einen herrlichen
Ausblick auf den darunter befindlichen Garten und
das Meer genießen. Über eine Treppe erreichte
man den unteren Bereich der luxuriösen Villa
(heutzutage nicht zu besichtigen), der auf einem
Kryptoportikus (halb unterirdischer Bogengang)
aufgebaut war, der als Weinkeller diente und ein
rund um den Garten geführtes Peristylium* trug:
Nah beim Hinterausgang wurden die gekrümmten
Körper zweier Opfer gefunden, von denen eines
einen Goldring am Finger und einen Silberschlüssel
sowie das kleine Vermögen von 1356 Sesterzen
bei sich trug. Im Kellergewölbe fand man weitere
18 Opfer, darunter auch Frauen und Kinder, die an
den giftigen Gasen erstickt waren.
Villa der Mysterien
30
Im 2. Jahrhundert v. Chr. am Küstenhang errichtet
und etwa 60 v. Chr. sowie später im 1. Jahrhundert
n. Chr. umgebaut, gehört dieses Gebäude zu den
mehr als 100 Landvillen, die im Vesuvgebiet
ausgegraben wurden. Gewöhnlich wurden sie von
landwirtschaftlichen Gutsherren genutzt, aber auch
von den oberen Klassen, die ein refugium, eine
Zufluchtsstätte, außerhalb der Stadt suchten, um
sich einer von griechischer Kultur durchtränkten
Umgebung zu ergötzen. Sie umfasst einen
Wohnbezirk, der aufs Meer geht und mit
herrlichen Beispielen der Kunst des ‘zweiten Stils’*
(Anfang des 1. Jahrhunderts bis 20 v. Chr.)
aufwartet, sowie einen Flügel für die Bediensteten
neben den Weinkelterungsräumen (torcularia):
Hier findet sich eine rekonstruierte Rebenpresse
mit einem als Widderkopf verzierten Schaft.
Die Wände des Trikliniums* sind mit einem
großen Fresko (megalographia) geschmückt, das
eine Szene aus einer mysteriösen Kulthandlung
darstellt (daher der Name der Villa), nämlich den
Initiationsritus für eine Frau vor der Hochzeit.
Außerdem finden sich im Tablinum* prachtvolle
Beispiele für den ‘dritten Stil’*, mit der ägyptischen
Malerei entliehenen Miniaturmotiven auf
schwarzem Untergrund.
Nekropole des Vesuv-Tors
31
Augenscheinlich mit alleiniger Ausnahme des MarinaTors befand sich an jeder Ausfallstraße Pompejis
gleich hinter der Stadtmauer eine Nekropole
(Friedhof). Hier fällt ein Grab aus Tuffstein ins Auge,
das wie ein halbrunder Sessel angelegt ist (scholaGrab) und typisch für bedeutende Damen der
Gesellschaft war. Es handelt sich um das Grab der
Arellia Tertulla, möglicherweise Gattin des Auguren
und Duoviren* M. Stlaborius Veius Fronto. Das Grab
daneben, mit Tuffstein-Sockel als stuckverziertem
opus incertum* und einer Säule, auf der wohl eine
Marmorvase stand, ist die Ruhestätte Septumias: Für
die Beisetzung stellte die Stadtverwaltung Grund und
Geldmittel zur Verfügung, wie aus der Grabinschrift
hervorgeht. Geradezu monumental ist die
Grabstätte von C. Vestorius Priscus, Ädil (für Straßen,
Bauten und öffentliche Ordnung zuständiger
Verwalter) von 75-76 n. Chr. und gestorben im Alter
von nur 22 Jahren: Eine Umzäunung fasst einen
Sockel ein, auf dem ein Altar thront. Hier blieben
Reliefstuckarbeiten mit Mänaden und einem Satyr
erhalten; an den Innenseiten der Umzäunung finden
sich Fresken mit Jagdszenen, Gladiatorenkämpfen
und Ereignissen aus dem Leben des Verstorbenen:
Eine Tafel mit Silbergeschirr weist auf den hohen
gesellschaftlichen Rang des Toten hin.
Castellum Aquae
32
Hierbei handelt es sich um einen Wasserspeicher,
bei dem ein Zweig des unter Augustus erbauten
Serino-Aquädukts in der Stadt mündete.
Am höchsten Punkt Pompejis (42 m ü.M.) beim
Vesuv-Tor gelegen, wurde hier die Fallenergie des
Wassers ausgenutzt, um es in drei Hauptkanäle
zu leiten: Über ein System von Fallschiebern ließ
sich die Wasserverteilung je nach Bedarf lenken.
Das Bauwerk weist einen runden Grundriss und
ein Kuppelgewölbe von ca. 6 m Durchmesser auf,
ist außen jedoch über seine ganze Höhe
trapezförmig. Die Westflanke ist als Rasterwerk*
erbaut, wie auch die Ostflanke, an welche die
Mauer des Vesuv-Tors angrenzt. Die Nordwand
wurde als opus incertum* errichtet, die Südflanke
hingegen als Ziegelmauerwerk* und ist durch
drei Blindbögen untergliedert. Sie wurde nach
dem Erdbeben von 62 n. Chr., bei dem das
Gebäude Beschädigungen erlitt, und in den
Folgejahren möglicherweise ausgebessert: 79 n.
Chr. befand sich dieser große Wasserspeicher, wie
auch das gesamte Wassernetz der Stadt mit
seinen etwa 40 öffentlichen Brunnen, nicht in
Betrieb.
Haus der Vergoldeten Putten
33
Diese Bezeichnung verdankt das Gebäude den
Blattgold-Putten (heute im Museum von Neapel),
mit denen einer der Räume geschmückt war:
Gemäß den aufgefundenen Inschriften gehörte das
Haus Cn. Poppaeus Habitus, der mit Poppaea Sabina
verwandt war, der zweiten Ehefrau Neros.
Das Gebäude (3. Jahrhundert v. Chr., umgebaut bis
zum 1. Jahrhundert n. Chr.) ist um das Peristylium*
mit Garten herum angelegt, zu dem sich die
Räume hin öffnen. Mythologische Themen und
Landschaftsszenen im ‘dritten Stil’* zieren die
Wände des Empfangssaals, auf dessen Boden eine
Mosaikrosette aus schwarzen und weißen Steinen
zu sehen ist, die zu Augustus' Zeiten einen
beliebten Raumschmuck darstellte. Der Garten war
mit Marmorreliefs und -skulpturen dekoriert, die
die Natur und die dionysische Welt verherrlichten,
zum Teil auch als Brunnen-Wasserspeier, was ganz
der Mode entsprach, den Landhausstil
nachzuahmen. Außer dem gemauerten Lararium
(Hausaltar) für die römischen Götter findet sich im
Peristylium* auch eine Malerei, die ägyptische
Gottheiten darstellt: Anubis mit dem Schakalkopf,
der Totengott; Harpokrates (Horus), ein Kindgott,
Sohn von Isis* und Osiris; Isis* und Serapis, der
heilende Gott. Daneben fand man auch dem
Isis*-Kult zugehörende Sakralgegenstände, die von
der heiligen Kobra (uraeus) bewacht wurden; ganz
unten sind die Agathodaimon-Schlangen zu sehen,
die als Schutzgötter verehrt wurden.
Haus des Caecilius Iucundus
34
Dieses Haus (vom Ende des 3./Anfang des 2.
Jahrhunderts v. Chr.) wurde in der Fachwerk*Bauweise aus Kalkstein vom Fluss Sarno und
unter Verwendung von Tuffstein für die
Dekorationelemente errichtet. Es erlangte
Berühmtheit vor allem auf Grund der beiden
Reliefs, von denen eines gestohlen und das
andere (vorübergehend) zur Dekoration des
Larariums (kleiner Hausaltar) verwendet
wurde: Sie stellen in lebhafter volkstümlicher
Weise die Auswirkungen des großen
Erdbebens (62 n. Chr.) auf einige öffentliche
Gebäude Pompejis dar. Links des Tablinums*
findet sich der Gipsabguss des Porträts des
Bankiers L. Caecilius Iucundus, der das Haus im
Jahr 79 n. Chr. bewohnte und dessen Archiv
von 154 Wachstafeln aufgefunden wurde:
Darin sind die Geldsummen festgehalten, die
er zwischen 52 und 62 n. Chr. seinen Kunden
ausgezahlt hatte, nachdem er in deren Auftrag
Güter (hauptsächlich Sklaven) veräußert oder
Mietzinsen eingetrieben hatte; für sich selbst
behielt er dabei eine Provision von 1-4 % ein.
Zentralthermen
35
Das wirtschaftlich-soziale Zentrum Pompejis
verschob sich mit der Zeit zur Via Stabiae hin:
Daher der Plan, hier einen neuen
Thermalbadkomplex anstelle eines kompletten
Häuserblocks der 9. Region (Stadtbezirk) zu
errichten, der jedoch nach Aufnahme der
Bauarbeiten nach dem Jahr 62 n. Chr. nicht
mehr vollendet wurde. Bemerkenswert ist hier,
dass keine getrennten Bereiche für Männer
und Frauen vorgesehen waren.
Eine ausgeklügelte Heizanlage hätte die Räume
mit Wärme versorgt, aber beim Ausbruch des
Vesuvs fehlten noch die Öfen, und auch der
Garten mit Pfeiler-Bogenhalle, die Palästra und
das Schwimmbad waren noch nicht
fertiggestellt. Zu den Seiten des
Haupteingangs, der an der Via Nola lag, waren
zwei kleine Räume als Eintrittskasse und
Wertsachendepot vorgesehen.
Haus der Vettii
36
Aus Wahlkampfschriften und zwei Siegelringen geht
hervor, dass diese domus (Wohnhaus) den Vettii
gehörte, einer Familie wohlhabender liberti*.
Es wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. renoviert und ist
um das Peristylium* herum angeordnet. Die einfach
ausgeführten Malereien am Eingang sollen Wohlstand
und Glück verheißen: Hier sticht die Figur des
Fruchtbarkeitsgottes Priapos heraus, der seinen
enormen Phallus auf eine Waagschale legt, während
als Gegengewicht eine Geldbörse dient. Rechts vom
Eingang liegt das Lararium (Hausalter), eine Nische
mit bemaltem Hintergrund, auf dem die Laren
(Hausgötter) und der Genius (Schutzgeist) des
Hausherrn beim Opfern dargestellt sind, darunter die
Schlange Agathodaimon, ebenfalls ein Schutzgott.
Über dem Herdfeuer der Küche finden sich ein
Gitterrost und Töpfe: Hier wurde die Brunnenstatue
des Priapos gefunden, die sich eigentlich im Garten
befand, wo sich auch andere wasserspeiende Statuen
in einer reizvollen Szenerie aufgestellt fanden. Auch
das im ‘vierten Stil’* gestaltete Atrium zeichnet sich
durch erhabene Schönheit aus, wie beispielsweise das
compluvium* mit Traufrinnen aus Terrakotta. Der
Salon des Hauses hat Berühmtheit erlangt auf Grund
seiner Platten in ‘Pompeji-Rot’ und dem Fries, das
verschiedene von Putten ausgeführte Handwerke
und Spiele veranschaulicht. Die ebenfalls im ‘vierten
Stil’* mit mythologischen Gemälden verzierten
Wände verwandeln dieses Wohnzimmer in eine Art
Pinakothek, womit der Hausherr offensichtlich seine
Kultiviertheit herauszustellen gedachte.
Altes Jagdhaus
37
Die ursprüngliche Anlage dieses Hauses blieb beim
späteren Umbau erhalten, bei welchem auch die
Dekorationen im ‘vierten Stil’* unmittelbar vor
dem Ausbruch von 79 n. Chr. angebracht wurden.
Typisch ist der ‘Atrium-Grundriss' des Hauses, also
die Auslegung in der Achse Eingang-AtriumTablinum*. Diese Räume waren sehr prunkvoll
gestaltet, weil der Gast gleich nach dem Eintreten
den gesellschaftlichen Rang des Hausherren
erkennen sollte. Gut erhalten ist die Dekoration
des zweiten Raums auf der rechten Seite des
Atriums, weniger gut das große szenische Bild an
der Abschlussmauer des Gartens, das eine Jagd auf
wilde Tiere darstellt: eine Anspielung auf die vor
der Stadt gelegenen Prachtvillen mit
angegliedertem Jagdgut. Prunkvolle Fresken
schmücken das Tablinum*, das sich zum Atrium
und zum Garten hin öffnet: Mit der Sockelleiste
wird eine Marmorverkleidung imitiert; auf der
Predelle sind Nillandschaften und jagende Putten
dargestellt; die Wände sind in Bildtafeln mit
himmlischen Motiven unterteilt, die vom Wind
aufgeblähten Teppichen ähneln.
Bäckerei
38
Die Bäckerei gehörte möglicherweise
N. Popidius Priscus, der das Nachbarhaus (Nr.
20) bewohnte. Er ließ sie von einem libertus*
verwalten. Typisch für die Bäckereien Pompejis,
von denen ganze 34 Stück in der Stadt gezählt
wurden, sind der Holzscheitofen, der den noch
heute in Italien gebräuchlichen nicht unähnlich
ist, und die Mahlsteine (hier vier große und ein
kleiner) aus Lavagestein, das hart und porös ist
und den Vorzug hatte, das Mehl nicht mit für
die Backenzähne gefährlichen Splittern zu
verunreinigen. Die Mahlsteine bestanden aus
einem konischen Block (meta), der an einem
Sockel aus Mauerwerk befestigt war, auf dem
ein sanduhrförmiges Element (catillus) rotierte,
das über eine Stange von einem Maulesel
angetrieben wurde. Das Korn wurde in den
catillus gefüllt und zwischen den beiden
Blöcken zerrieben. In dieser Bäckerei fehlt
allerdings die Ladentheke, weshalb
anzunehmen ist, dass die Backwaren nur im
Großhandel oder über fliegende Händler
(libarii) abgesetzt wurden. Brot fand unter den
Römern ab dem 2. Jahrhundert v. Chr.
Verbreitung: Zuvor wurde mit Mehl lediglich
puls, ein Weizenbrei, zubereitet.
Lupanarien
39
Lupa bedeutet auf Lateinisch nicht nur ‘Wölfin’,
sondern auch ‘Prostituierte’. Tatsächlich
handelte es sich hier um ein Freudenhaus, und
zwar um das am besten organisierte unter den
zahlreichen Bordellen Pompejis, dem einzigen,
das speziell für diesen Zweck erbaut worden
war: Die übrigen bestanden lediglich aus einem
kleinen Zimmer, das Ladeninhaber als
Nebenerwerb im Stockwerk über ihrem
Geschäft bereitstellten. Im Erdgeschoss
befinden sich, genau wie im Obergeschoss, fünf
Zimmer sowie eine Latrine. Die gemauerten
Betten waren mit einer Matratze bedeckt.
Kleine Gemälde, die die verschiedenen
Positionen des Liebesspiels darstellten,
schmückten die Wände. Bei den Prostituierten
handelte es sich um Sklavinnen, die in der
Regel aus Griechenland und dem Orient
stammten. Ihr Preis lag bei zwei bis acht Assen
(ein Glas Wein kostete 1 As), aber da es sich
um Frauen ohne jegliche Rechte handelte,
gingen alle Einkünfte direkt an den Besitzer
oder Pächter (lenone) des Freudenhauses. Das
Gebäude stammt aus den letzten Jahren der
Stadt: In einer der Zellen blieb im frischen Putz
der Abdruck einer Münze von 72 n. Chr.
erhalten.
Stabiae-Thermen
40
Es handelt sich hier um die älteste Thermenanlage
der Stadt (2. Jahrhundert v. Chr.), die jedoch auf
einer noch früheren Anlage (4.-3. Jahrhundert)
basiert und später mehrmals modernisiert wurde.
Östlich von der mit Säulengängen verzierten
Zentralpalästra befinden sich Baderäume, die in
einen Bereich für Frauen und einen für Männer
unterteilt waren: das frigidarium (Raum mit
Kaltwasserwanne), das apodyterium
(Umkleideraum), das tepidarium (WarmwasserBaderaum) und das caldarium (HeißwasserBaderaum) sowie Öfen zur Wärmeerzeugung;
an der Nordseite befand sich eine große Latrine
und auf der Westseite ein Schwimmbad (natatio).
Am Eingang und in der Palästra blieben reizvolle
Dekorationen aus mehrfarbigem Stuck erhalten, die
erst kurz vor dem Vesuvausbruch von 79 n. Chr.
fertiggestellt wurden und Menschengestalten sowie
mythologische Themen im ‘vierten Stil’* darstellen.
Da sie aus Kalk und Kalzit ausgeführt wurden, blieb
der Stuck von der Feuchtigkeit unversehrt.
Besonders bemerkenswert ist die Methode, die zur
Beheizung der Räume angewandt wurde: Die
Fußböden standen auf kleinen Backsteinpfeilern
(suspensurae), unter denen ein Hohlraum
(hypocaustum) verblieb, durch den die von den
Öfen erzeugte Heißluft strömte. Diese wurde auch
durch die Zwischenräume in den Wänden geführt,
so dass der Raum komplett durch einen
Heißluftmantel umschlossen war.
Dreieckiges Forum
41
An den Südausläufern des Hügels von Pompeji,
zum Meer und zum Fluss Sarno hin gelegen, führen
majestätische Propyläen (Tore) mit ionischen
Säulen auf diesen Platz von dreieckiger Form, der
dann von ganzen 95 dorischen Säulen umsäumt
wird. Nur die Südseite ist unbebaut, um das
prächtige Panorama nicht zu verdecken. Das Forum
ist Teil eines umfangreichen städtebaulichen
Projekts, in dessen Zuge im 2. Jahrhundert v. Chr.
der gesamte Theater- und Tempelbezirk (mit dem
‘dorischen’, dem Isis- und dem Jupiter-MeilichiosTempel) neu geordnet wurde. An der Ostseite der
Kolonnaden verläuft eine kleine Mauer, die einen
geräumigen Korridor einfasst, möglicherweise eine
Lauf- und Pferderennbahn für Wettkämpfe
während der religiösen Festtage. Außerdem ist hier
ein reizvolles, konzentrisch um einen alten, heiligen
Brunnen herum angelegtes Bauwerk (tholos) mit
sieben dorischen Tuffstein-Säulen und –
möglicherweise – einem konischen Dach zu
bewundern, das vom samnitischen Magistrat
Numerius Trebius errichtet wurde, wie aus der
oskischen Inschrift am Sturz hervorgeht.
Dorischer Tempel
42
Am Westrand des Tempelbezirks befindet sich
ein Tempel aus der ersten Hälfte des 6.
Jahrhunderts v. Chr., der mehrmals restauriert
wurde und beim Erdbeben von 62 n. Chr.
erhebliche Schäden erlitt. In der Zeit vor dem
fatalen Vesuvausbruch wurde er nicht mehr
genutzt. In dorischer Ordnung weist er elf
Säulen an der langen und sieben an der
kurzen Seite auf, welche die sich tief nach
innen erstreckende Cella säumen.
Erhalten geblieben sind die Stufen des Sockels,
mehrere Kapitelle und ein zur Ostseite der
Cella hin versetztes Podest, vielleicht als
Pendant zu einem ähnlichen Podest auf der
gegenüberliegenden Seite: Man geht daher
davon aus, dass hier zwei Gottheiten
angebetet wurden, Athene und Herkules –
denen seitens der italischen Völker große
Verehrung zuteil wurde –, wie auch ein in der
Umgebung gefundenes oskisches Epigraph
sowie die Ziervorbauten nahe legen, mit
denen der Tempel dekoriert war.
Das Grosse Theater
43
Bei diesem Bauwerk aus dem 2. Jahrhundert v.
Chr. wurde ein natürlicher Abhang zur Anlage
des hufeisenförmigen Zuschauerraums (cavea)
genutzt, der in drei Bereiche unterteilt war.
Der untere davon (ima cavea) war mit
Marmor verkleidet und Dekurions* sowie
bedeutenden Bürgern vorbehalten. Der
ringförmige Korridor, der den oberen Rang
trägt, und die ‘Logen’ über den
Seiteneingängen wurden unter Kaiser Augustus
hinzugefügt: Durch sie erhöhte sich die Zahl
der Zuschauerplätze auf etwa 5.000. Die
aufwändig mit Marmor und Statuen verzierte
Bühne aus Ziegelmauerwerk* geht auf die
Reparaturarbeiten nach dem großen Erdbeben
von 62 n. Chr. zurück. Hier aufgeführt wurden
wahrscheinlich Atellanae (volkstümliche
Lustspiele in oskischer Sprache), die Komödien
von Plautus und Terentius sowie mimi und
pantomimi (Tanz und Musik).
Vierseitiger Säulengang der Theater
44
Dieser große, von allen vier Seiten durch
Säulengänge eingefasste Platz stellte wohl eine
Art Foyer dar, das man auch von den
griechischen Theatern her kennt und von
Vitruvius in seinem De architectura
beschrieben wurde: Die Besucher der beiden
nahe gelegenen Theater konnten sich hier in
den Aufführungspausen die Beine vertreten
oder bei Regen Schutz suchen. Er entstand
möglicherweise zur gleichen Zeit wie das
Odeion (von ca. 80 v. Chr.) und erhielt erst
nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. zusätzliche
Räume auf zwei Ebenen entlang der
Umfassungsmauern. Die hier aufgefundenen
Gladiatorenwaffen legen nahe, dass das
Gebäude in den letzten Jahren Pompejis als
Gladiatorenkaserne genutzt wurde.
Das Kleine Theater
45
Dieses ‘Kleine Theater’, möglicherweise für
Musikkonzerte und Gedichtvorträge genutzt,
wurde in der ersten Zeit der Kolonie unter
Sulla (um das Jahr 80 v. Chr.) erbaut. Wie die
hier aufgefundenen Inschriften bezeugen, war
das Theater mit einem Dach versehen, das für
eine vorzügliche Akustik sorgte: Es wurde von
einem äußeren Mauerring getragen, der den
Zuschauerraum (cavea) umfasste und mit
gehauenen Atlanten* verziert war. Sein
unterer Bereich (ima cavea) war mit flachen,
breiten Stufen für die Stühle (bisellia) der
Dekurions* angelegt; eine Balustrade, verziert
mit den Pranken des Sagenvogels Greif,
trennte ihn vom mittleren Bereich ab, der
media cavea.
Äskulap-Tempel (Tempel des Jupiter Meilichios)
46
Laut einer beim Stabiae-Tor gefundenen Inschrift
wurde in diesem Tempel Zeus/Jupiter Meilichios
(‘honigsüß’) verehrt: Unter diesem Namenszusatz, den
er sich mit den Göttinnen Hera und Aphrodite teilte,
wurde Zeus/Jupiter vor allem in Griechenland verehrt
und mit Gottheiten des Totenreichs sowie mit
Geheimriten in Verbindung gebracht. Der Eingang zum
Tempelbezirk lag an den Straße nach Stabiae.
Durch das eher unscheinbare Tor gelangt man zum
Portikus, der von zwei Säulen getragen wird (die
Fundamente und ein dorisches Kapitell sind davon
noch erhalten), und zum Hof, in dessen Mitte sich ein
Altar aus Nuceria-Tuffstein befand. Eine Freitreppe
führt zum Podium hinauf: Vier Säulen in der Fassade
und zwei an den Seiten, mit korinthischen Kapitellen,
waren der Cella vorgelagert, an deren Rückwand sich
das Podest mit der Statue des Gottes befand.
Das Gebäude scheint aus dem 3.-2. Jahrhundert v. Chr.
zu stammen und zum Teil in der Zeit Sullas (80 v. Chr.)
erneuert worden zu sein. Vor kurzem wurde eine
ältere These wieder aufgegriffen, laut welcher der
Tempel dem Äskulap- und Hygieia-Kult zuzuordnen
sei, die auf dem Fund bestimmter Terrakottastatuen
und anderer Sakralgegenstände im Tempel basiert.
Isis-Tempel
47
Ein von stuckverzierten korinthischen Säulen gesäumter
Kolonnadenhof bildet den Mittelpunkt dieses Tempels
auf einem Sockel, der Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr.
errichtet und in Ziegelmauerwerk* gleich nach dem
Erdbeben von 62 n. Chr. durch N. Popidius Ampliatus
wieder hergestellt wurde, der dieses Verdienst jedoch
seinem Sohn Celsinus zuschrieb, um diesem den Start
in seine politische Karriere zu ebnen. Auf die
Eingangstreppe folgt das Pronaos mit vier Säulen an
der Fassade und zwei an den Seiten sowie mit zwei
Seitennischen, in denen sich Statuen von Anubis und
Harpokrates befanden, zwei ägyptische Gottheiten, die
mit dem Isis*-Kult in Verbindung standen. Am Ende, in
der breiten Cella, stand der Sockel der angebeteten
Statuen, darunter möglicherweise auch die der Isis*, die
im Säulengang aufgefunden wurde. Vom Säulengang
gingen funktionelle und Kulträume ab, während sich im
Inneren bei der Nordost-Ecke ein Brunnen befand, das
so genannte purgatorium (eine Einfriedung mit einem
Becken, dessen Wasser der Läuterung diente) sowie
auch mehrere Altäre. Eine prunkvolle Dekoration mit
Statuen und Stuck sowie im ‘vierten Stil’* gemalte
Fresken verzierten diesen Tempel, die jedoch während
der Ausgrabungen von 1764-1766 abgelöst wurden
und heute im Museum von Neapel zu bewundern sind.
Samnitische Palästra
48
Hinter dem Tempel der Isis* liegt die
‘Samnitische Palästra’, die laut einer
Widmungsinschrift in oskischer Sprache auf die
zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
zurückgeht. Sie weist einen rechteckigen
Grundriss mit einem Säulengang auf drei Seiten
und ein Podest in der Mitte der Südseite auf,
wo Feiern und Siegerehrungen abgehalten
wurden. Trotz der geringen Größe dieser
Palästra wurden zur Zeit der Osker
Wettkämpfe unter jungen Pompejanern oder
auch Treffen von Erwachsenenvereinigungen
mit politisch-militärischem Charakter
abgehalten.
Haus des Lyraspielers
49
Dieses Gebäude nimmt einen Großteil des
Häuserblocks (ca. 2.700 qm) ein, nachdem es im
1. Jahrhundert v. Chr. aus der Vereinigung
mehrerer älterer Häuser durch Umbauten und
Neudekorationen entstand. Seinen Namen
erhielt es wegen der im Peristylium*
gefundenen Bronzestatue des lyraspielenden
Apolls (heute im Museum von Neapel
verwahrt, wie auch die nachgenannten
Skulpturen). Das Haus hat wohl Mitgliedern der
ursprünglich dem Dienerstand zugehörigen
Familie der Popidii gehört, wie aus drei
Wandmalereien und zwei Wahlkampfschriften
am Haus, 45 ihre Kandidatur verheißenden
Programmen in der Via dell’Abbondanza sowie in
der Wohnung gefundenen Porträts hervorgeht.
Die Empfangs- und Schlafgemächer sind um die
Peristyle* herum angeordnet, die Räume für die
Bediensteten um das Atrium (ohne Tablinum*).
Ferner finden sich im Anwesen Thermalräume
und im mittleren Peristylium* anmutige
Tierskulpturen aus Bronze, die als Wasserspeier
dienten. Die Bäckerei, die Konditorei und die
Schenke, die mit dem Gebäude verbunden
waren, waren möglicherweise Annexe des
Wohnkomplexes.
Haus der Ceii
50
Laut einer Wahlkampfschrift an der Fassade war
der Besitzer dieses Wohnhauses offensichtlich
L. Ceius Secundus. Es weist einen einfachen
Grundriss auf: Der Eingang führt zum Atrium,
von dem die anderen Gemächer abgehen; am
Ende führt ein Flur zwischen Triklinium* und
Tablinum* zum Grünbereich. Ein Treppenraum
mit einer Wand aus opus craticium* führt zum
Obergeschoss, das sich noch in Bau befand.
Besonders reizvoll ist die Dekoration der
Innenräume im späten ‘dritten Stil’* mit
Fußböden aus Terrakotta-* und Lavaschutt*, die
mit Mosaiksteinen belegt sind, die im Tablinum*
geometrische Figuren bilden und zwischen
Fliesen aus mehrfarbigem Marmor eingefügt sind.
Der Garten wird optisch erweitert durch die
große Jagdszene, die auf die Abschlussmauer
gemalt ist, während sich an den Seiten ägyptisch
anmutende Landschaften abgebildet finden. Die
Heraufbeschwörung exotischer Länder in
solchen Szenen war in den letzten Jahren
Pompejis sehr beliebt.
Menander-Haus
51
Im 3. Jahrhundert v. Chr. erbaut und später auf mehr
als 1.800 qm erweitert, wurde dieses Haus im Laufe
der Zeit modernisiert (2. Jahrhundert v. Chr. bis 1.
Jahrhundert n. Chr.) und sein Mittelpunkt zum
Peristylium* hin verschoben. Es gehörte
möglicherweise den Poppaei, die mit Poppaea Sabina,
der zweiten Frau Kaiser Neros verwandt waren.
Das tuskanische Atrium (mit einem durch Balken
getragenen Dach) weist ein impluvium* aus Marmor
auf, Malereien im ‘vierten Stil’* und einen kleinen
Tempel, in dem die Laren (Hausgötter) und der
Genius, der Schutzgeist des Hausherren, verehrt
wurden. Im Raum links vom Eingang befinden sich
drei Gemälde im ‘vierten Stil’* mit Szenen aus dem
Trojanischen Krieg; im ‘Grünen Salon’ (zum
Peristylium* hin geöffnet) ist ein Fresko mit Putten
zwischen Reblingen und eine humoristische Erzählung
der Hochzeit Hippodamias zu sehen sowie auch ein
wunderschönes farbiges Mosaik einer Nillandschaft in
winzigen Steinen; in einer der ausgemalten Nischen
des Peristyls* ist der griechische Komödiendichter
Menander abgebildet, nach dem Haus benannt
wurde. Der Thermalbereich, der zum Zeitpunkt des
Vesuvausbruchs (79 n. Chr.) restauriert wurde, weist
einen Hof mit vier Säulen auf, einen Umkleideraum
und das caldarium (Warmwasserbad): Das hier
sichtbare Mosaik bildet Meerestiere und negroide
Gestalten ab sowie am Eingang auch einen Diener,
der Salbenbehälter reicht.
So Genannte ‘Stephanus’-Fullonica
52
Ein bedeutendes Gewerbe in Pompeji war das
der fullones, der Wollwäscher: In 13
Handwerksbetrieben wurde Rohwolle gewaschen,
in sieben wurde Garn gesponnen und gewoben,
in neun gefärbt und in 18 schließlich nochmals
gewaschen. Als typisch kann man die fullonica
(Wäscherei) des Stephanus ansehen (dieser
Name findet sich in einer Wahlkampfschrift an der
Fassade erwähnt, wobei nicht klar ist, ob es sich
um den Inhaber oder den Pächter handelte), für
die ein älteres Haus umgebaut wurde, um das
Erdgeschoss als Handwerksbetrieb zu nutzen und
das Obergeschoss zum Wohnen sowie zum
Trocknen der Stoffe. Am hinteren Gebäudeende
diente eine Reihe von Becken zum Waschen:
Die fullones schlugen die Stoffe in einem Gemisch
aus Wasser und Natriumkarbonat (Seife war noch
nicht bekannt) oder Harn, die auf Grund ihres
hohen Ammoniakgehalts eine fettlösende
Wirkung besaßen.
Haus des Achilles-Lararium
53
Die Fassade in Quaderbauweise* weist auf das
hohe Alter dieses Hauses hin: Das Erdbeben von
62 n. Chr. machte Reparaturen notwendig, die
beim Ausbruch des Vesuvs noch nicht
abgeschlossen waren. Reizvolle Dekorationen im
‘vierten Stil’*, nämlich Zierbilder mit
mythologischem Hintergrund und Stillleben
verschönern die Räume. Das ‘Achilles’-Lararium
verdankt seinen Namen den Relief- und auf
blauem Hintergrund gemalten Figurenszenen, die
die letzten Episoden des trojanischen Krieges
darstellen: den Zweikampf zwischen Hektor und
Achilles, den Tod des Trojaners und die
Übergabe seines auf dem Wagen liegenden
Leichnams an seinen alten Vater Priamus in
Begleitung von Hermes.
Haus des Julius Polibius
54
Dieses Gebäude stammt aus dem 2. Jahrhundert
v. Chr. und nimmt einen Großteil des
Häuserblocks ein: Auf den Eingang folgt ein
geschlossener und im ‘ersten Stil’* dekorierter
Raum (hinter der aufgemalten, im ‘zweiten Stil’*
ausgeführten Tür versteckt sich eine frühere
Türöffnung, die zugemauert wurde). Im
Dienstbotenbereich finden sich die Küche und das
bemalte Lararium (Hausaltar) zur Anbetung der
Laren (Hausgötter): Diese sind oben dargestellt,
zusammen mit der Schlange Agathodaimon
(Hüterin des Herdfeuers) und dem Genius, der
Schutzgottheit des Hausherren. Im Peristylium*
sind die Gipsabgüsse von Holzschränken und
Türen des Hauses zu sehen. Zu bewundern sind
auch dem späten ‘dritten Stil’* zugeschriebene
Malereien auf weißem Grund: Im Triklinium*
befindet sich die berühmte mythologische Szene,
in der Amphion und Zethos Dirke dafür
bestrafen, dass sie deren Mutter misshandelt hat,
indem sie sie auf einen wilden Stier binden. In
diesem Raum wurden auch wertvolles Essgeschirr
(aufgehäuft, womöglich wegen der im Haus
ablaufenden Renovierungsarbeiten) und eine
Bronzestatue von Apoll gefunden, der
möglicherweise ein Tablett in den Armen hält.
Haus des Schiffes Europa
55
Die Zimmer dieses Hauses öffnen sich zum
Peristylium* hin, von wo aus man den
weitschweifigen Garten erreicht, wo Saubohnen
angepflanzt wurden, vielleicht auch Zwiebeln und
Kohl, Reben, exotische Pflanzen (im ersten
vorchristlichen bis zum 1. Jahrhundert n. Chr.
verbreiteten sich Kirsch-, Pfirsich-, Aprikosen- und
Pistazienbäume aus dem Orient), von denen man
Samen oder Setzlinge in 28 Tontöpfen entlang
der Außenmauer fand, sowie Zitronenbäume, die
– wie es scheint – von den Juden eingeführt
wurden und hoch geschätzt waren wegen ihrer
Heilkräfte, zum Mundspülen und zum Schutz der
Kleidung vor Mottenbefall. Im Stall am Ende des
Gartens wurden Tiere gezüchtet. Das Haus
verdankt seine Bezeichnung einer Wandmalerei
an der Nordmauer des Peristyls*, die ein
Frachtschiff mit dem Namen EUROPA darstellt
(ein Bezug auf die griechische Heldin, die von
dem als Stier verkleideten Zeus/Jupiter im Meer
geraubt wurde).
Garten der Fliehenden
56
Ein weitläufiges Gelände, in dem Wein angebaut
wurde und in dem sich die Gipsgüsse mehrerer
Opfer des Ausbruchs von 79 n. Chr. finden, die
vom Ascheregen eingeholt wurden, während sie
Zuflucht suchten. Giuseppe Fiorelli, von 18601875 Leiter der Ausgrabungsarbeiten in Pompeji,
führte die Gipsabdruckmethode ein, die im
Wesentlichen noch heute angewandt wird:
In den Hohlraum, der nach der Verwesung der
Körper der Opfer in der Ascheschicht verblieben
ist, gießt man flüssigen Gips, der nach dem
Abbinden dessen Form wiedergibt.
Zwischen den Weinstöcken befand sich auch ein
Triklinium* mit Liegen aus Mauerwerk, das zum
Speisen im Freien diente.
Haus des Herkulesgartens
57
Ursprünglich war die Anlage dieses Gebäudes dem
'Reihenhaustyp' (3. Jahrhundert v. Chr.)
zuzuordnen, der in den Regionen (Stadtbezirken)
1 und 2 weit verbreitet war. Der Eingang weist
Schlafgemächer (cubicula) an den Seiten auf und
führt zum Hof, der als Atrium diente: Von hier
erreicht man über einen Flur, der zwischen
anderen Räumen hindurchführt, den hortus
(Garten) am Ende des Anwesens. Die enorme
Grünfläche hinter dem Haus wurde Mitte des 1.
Jahrhunderts v. Chr. anstelle ganzer fünf
Behausungen des 'Reihenhaustyps' aus der gleichen
Zeit angelegt: Paläobotanische Untersuchungen
haben gezeigt, dass hier vor allem Duft- und
Aromapflanzen angebaut wurden, weshalb man
davon ausgehen kann, dass es sich bei dem Besitzer
um einen Parfümmacher handelte. Im mittleren Teil
der Ostwand des Gartens befindet sich ein
Triklinium* aus Mauerwerk zum Speisen im Freien,
daneben ein Altar und ein Schrein, die dem
Herkuleskult gewidmet waren. Der hier auch
aufgefundenen Herkulesstatue aus Marmor
verdankt das Haus seine Bezeichnung.
Haus des D. Octavius Quartio
58
Dieses Haus, benannt nach Loreius Tiburtinus,
gehörte D. Octavius Quartio, wie aus dem Siegelring
hervorgeht, der am Eingang gefunden wurde. Zum
Teil erkennt man noch den ursprünglichen Aufbau
aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.: Zum Atrium, dem
Herzstück des Hauses, gehen die Schlafzimmer
(cubicula) und das Triklinium*. Auf der zum
Amphitheater gehenden Seite, die nach dem Jahr 62
n. Chr. wiederhergerichtet wurde, ist ein Garten
erhalten geblieben, der voll üppigen Grüns und
Wasserflächen war: Dieser war den Zweithäusern
im Grünen nachempfunden, ganz im Zeichen der
damaligen ‘Landhausmode’. Der Garten
untergliedert sich in zwei lange Becken (euripus) in
‘T’-Form. Der obere euripus mit Säulengang war
durch am alten Ägypten, der Heimat des Kults der
Göttin Isis*, inspirierte Statuen verziert: In der Mitte
findet sich eine kleine Andachtsstätte mit mehreren
Brunnen und am Ende eine Doppelliege zum
Speisen im Freien mit einer Nische, die einer kleinen
Höhle nachempfunden und mit mythologischen
Fresken dekoriert ist. Der untere euripus, der sich in
drei kleinere Becken (möglicherweise für Fische)
unterteilt, durchzieht den gesamten Garten und war
mit Laubengängen verziert, die vor kurzem
wiederhergestellt worden sind.
Haus der Muschelvenus
59
Von einer der 1943 auf Pompeji abgeworfenen
Bomben beschädigt und 1952 ausgegraben,
scheint dieses Haus auf den Grundmauern eines
älteren Hauses errichtet zu sein, wobei das
Peristylium* und das Triklinium* erweitert und
die Räume neu gezogen wurden, so dass fast alle
Räume auf den Garten gingen. Die eindrucksvolle
Wandmalerei an der Südwand hat dieses Haus
berühmt gemacht: Sie stellt einen üppigen grünen
Garten mit vielen Tieren, einer niedrigen
Umzäunung und weiteren Dekorationen dar und
ist in drei Abschnitte unterteilt: rechts ein
Brunnenbecken mit Vögeln, links eine Marsstatue
und in der Mitte ein Fenster, das sich zum Meer
hin zu öffnen scheint, wo die Göttin Venus in
Begleitung zweier Putten einer Muschel entsteigt
und von den Wellen nach Pompeji getrieben
wird, dessen Schutzgöttin sie war. Trotz der eher
kläglichen künstlerischen Ausführung entbehrt
der Bildaufbau nicht eines gewissen theatralischen
Effekts, wenn man die Malerei aus etwas Distanz
betrachtet.
Amphitheater
60
Circa 70 v. Chr. von den Duoviren* Q. Valgus und
M. Porcius errichtet, gehört diese Arena zu den
ältesten und am besten erhaltenen
Amphitheatern und bot mehr als 20.000
Zuschauern Platz. Die cavea (Zuschauerraum) ist
in drei Sektoren unterteilt: die ima cavea (erster
Rang) für bedeutende Bürger, gefolgt von dem
mittleren (media) und dem höchsten (summa)
Rang für die anderen Zuschauer. Auf den
Tribünen schützte zumeist ein Sonnendach aus
Segeltuch die Zuschauer. Das Bauwerk war für
die Austragung von Gladiatorenkämpfen
bestimmt. In der Hauptachse der Arena befanden
sich zwei Türen: Durch die eine marschierten die
todgeweihten Spielteilnehmer herein, durch die
andere wurden Tote und Verletzte
hinausgetragen. Im Jahr 59 n. Chr. lieferten sich
aufbrausende pompejanische und nucerische
‘Fans’ ein brutales Handgemenge, woraufhin die
Arena für zehn Jahre gesperrt wurde (dieses
Edikt wurde jedoch gleich nach dem Erdbeben
von 62 n. Chr. widerrufen): Es ist gut möglich,
dass hinter diesem Vorfall der Groll der
Pompejaner gegen Nuceria steckte, das kurz
zuvor römische Kolonie geworden war und einen
Teil des pompejanischen Territoriums
zugesprochen bekommen hatte.
Die Grösse Palästra
61
Dieses große rechteckige Gebäude mit
Säulengängen auf drei Seiten und einem
Schwimmbad in der Mitte stammt aus der Zeit von
Kaiser Augustus: Es stellte Grünflächen zur
Leibesertüchtigung der Jugendvereinigungen zur
Verfügung, denen eine besondere Förderung
seitens der kaiserlichen Propaganda zuteil wurde.
Der Kaiser wurde in einem gesonderten Raum in
der Mitte des Westsäulengangs verehrt.
Die Doppelreihe der am Säulengang gepflanzten
Platanen, von deren Wurzeln Gipsabdrücke
gemacht worden sind, spendete zusätzlichen
Schatten. Die Portale auf der Ostseite, die beim
Erdbeben von 62 n. Chr. schwere Schäden erlitten,
wurden als Ziegelmauerwerk* wieder hergestellt;
noch beim Ausbruch des Vesuvs lag die nördliche
Mauer in Trümmern und wurde nun vor kurzem
restauriert. Von der Südseite aus gelangte man zu
einer Latrine: Um diese zu reinigen, führte eine
Rinne fließendes Wasser aus dem Schwimmbad zu.
Nuzerisches Tor: Nekropole
62
Gleich außerhalb des nuzerischen Stadttors
erstreckt sich die eindrucksvolle Nekropole
mit Exedra*- und schreinförmigen
Grabsteinen. Das Grabgebäude aus der Zeit
Tiberius’ (14-37 n. Chr.) zeichnet sich durch
seine architektonische Pracht aus und wurde
von Eumachia, einer Venuspriesterin, für sich
und ihre Familie erbaut: Auf einer
Hochterrasse erhebt sich die Exedra* mit
einer einfriedungsartig zurückversetzten
Grabkammer. Das in Zementwerk* errichtete
Gebäude war mit Tuffstein aus Nuceria
verkleidet und in Nischen mit Statuen
unterteilt, die durch Halbsäulen getrennt
waren und oben mit einem Zierfries
abschlossen. Das Grab wurde zwischen zwei
älteren schreinartigen Grabkammern aus der
Spätzeit der römischen Republik eingefügt, die
aus einem Podium bestanden, auf dem sich die
Cella mit den Statuen der Verstorbenen
erhob.
Nuzerisches Tor
63
Das heute sichtbare Tor im Südostabschnitt
der Stadtmauer stammt aus dem 4.
Jahrhundert v. Chr. und wurde gleich nach der
samnitischen Eroberung Pompejis errichtet,
obschon es zu späterer Zeit mehrmals
restauriert wurde. Es ist nach Nuceria
benannt, weil hier die Straße zu dieser Stadt
begann. Das Tor zeigt gewisse Ähnlichkeiten
zum Stabiae- und Nola-Tor auf: Auf der zur
Stadt gewandten Seite befindet sich nämlich
ein Raum mit Tonnengewölbe (in dem das
eigentliche Tor untergebracht war), auf den ein
Korridor mit zwei Schutzwällen an den Enden
folgt, die den Eingangsbereich sicherten.
Das Tor ist aus Kalksteinblöcken erbaut und
wirkt besonders hoch, weil sich das
Straßenbett später abgesenkt hat.
Die angrenzenden Mauern sind auf der
Innenseite aus Kalk- und Tuffsteinblöcken und
außen aus Kalkstein erbaut und mit Erde
gefüllt, auf welcher der Wachrundgang verlief.
Nola-Tor und Stadtmauer
64
Das Nola-Tor trägt diesen Namen, weil hier
die Straße nach Nola ihren Anfang nahm.
Eine Inschrift in oskischer Sprache (heute nicht
mehr vorhanden) an der Fassade des Tors
schreibt seine Errichtung dem meddix tuticus
(oberster Beamter) Vibius Popidius (ca. 3.
Jahrhundert v. Chr.) zu. Es weist Paramente
(Außenwände) in Quaderbauweise, die aus
aufgeschichteten Tuffsteinblöcken bestanden,
und ein als Zementwerk ausgeführtes
Tonnengewölbe auf. In den Schlussstein des
Innenbogens ist der Kopf Minervas gemeißelt,
wahrscheinlich, um den Eingang zur Stadt
unter den Schutz der Götter zu stellen.
Außerhalb des Tors befinden sich zwei
Schutzwälle, die mit den Stadtmauern
verbunden sind: Sie dienten dazu, dass
eventuelle Belagerer eine gefährliche Schlucht
ohne jede Deckung hätten überqueren
müssen. Der Südabschnitt der Stadtmauer, der
rechts liegt, wenn man die Stadt verlässt,
wurde über 100 m als Zementwerk*
wiederhergestellt, möglicherweise nach dem
Jahr 100 v. Chr. Im nördlichen Abschnitt blieb
dagegen die zweifache Struktur mit einem
Sockel aus Kalkstein und den Aufbauten aus
Tuffstein erhalten.
Nola-Tor: Nekropole
65
Östlich der durch das Nola-Tor führenden
Ausfallstraße befindet sich ein Friedhof mit drei
Gräbern. In der Grabstätte mit der rechteckigen
Einfriedung ist M. Obellius Firmus bestattet, eine
der bedeutendsten Persönlichkeiten der letzten
Jahres Pompejis. Innerhalb der Einfriedung
befanden sich eine Grabstele, die Glasurne, das
Loch für die Votivgaben und Überreste des
Scheiterhaufens. Die anderen zwei Grabstätten
sind vom Exedra*-Typ. Das eine davon ist ein
anonymes Grab, während im zweiten Aesquilia
Polla beigesetzt ist, die Gattin des N. Herennius
Celsus, ein zu Augustus’ Zeiten sehr
einflussreicher Mann: In der Mitte befindet sich
ein Podest mit einer ionischen Säule, auf dem
eine Marmorvase thront, die nach der
römischen Bestattungssymbolik das läuternde
Wasser zum Waschen der Verstorbenen
enthielt.
Haus der Geometrischen Mosaiken
66
Dieses große Anwesen mit mehr als 60
Räumen entstand aus zwei älteren Häusern
(Ende des 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr.) mit
Eingängen bei den Hausnummern 14 und 16:
Seine heute sichtbare Gestalt erhielt es nach
dem Erdbeben von 62 n. Chr., als die
Außenfassade (in opus reticulatum, d. h.
Rasterwerk*) und die Wände des Hauses
Nr. 16 erneuert wurden, das dann zum
Hauptgebäude wurde (nur dieses der beiden
Häuser kann man heute besichtigen). Mit
einem herrlichen Ausblick an den
Südwesthängen der Stadt gelegen, weist das
Haus die typische Raumauslegung auf: Auf den
Eingang folgt das Atrium (dieses hier zählt zu
den größten von ganz Pompeji) mit einem
quadratischen impluvium*; darauf das
Tablinum*, von wo aus man zum Säulengang
und zum großzügigen Peristylium* gelangte.
Sehr interessant ist die erhalten gebliebene
Dekoration der Fußböden in Terrakottaschutt*
mit einem reizvollen geometrisch gemusterten
Schwarz-Weiß-Mosaik.
Thermopolivm Vetvtivs Placidvs
67
Die für Pompeji charakteristischen und dort
weit verbreiteten thermopolia (ganze 89
wurden gefunden) waren eine Art 'Snackbar'Lokale, in denen Getränke und warme Speisen
gereicht wurden (daher dieser griechische
Name): Es war damals üblich, das prandium
(Mittagessen) außer Haus einzunehmen.
Der schlichte Aufbau dieser Schenke ist sehr
typisch: ein zur Straße hin offenes Lokal mit
gemauertem Tresen, der häufig dekoriert war
und in den die dolia (große Tongefäße)
eingelassen waren, die die angebotene Ware
enthielten. In manchen Schenken konnte man
sich auch zum Speisen im Hinterzimmer
niederlassen. Bei diesem thermopolium fällt ein
stuck- und freskenverziertes Lararium
(Hausaltar) auf: Zu Seiten des Genius
(Schutzgeist) des Wirtes wurden die Laren
(Hausgötter) und Merkur (Gott des Handels)
sowie Dionysos/Bacchus (Gott des Weines)
verehrt. Im an das Lokal angeschlossenen
Haus ist ein interessantes Triklinium* zu
bewundern, das im späten ‘dritten Stil’*
verziert ist.
Thermopolivm Caupona
68
Die für Pompeji charakteristischen und dort
weit verbreiteten thermopolia (ganze 89
wurden gefunden) waren eine Art 'Snackbar'Lokale, in denen Getränke und warme Speisen
gereicht wurden (daher dieser griechische
Name): Es war damals üblich, das prandium
(Mittagessen) außer Haus einzunehmen.
Der schlichte Aufbau dieser Schenke ist sehr
typisch: ein zur Straße hin offenes Lokal mit
gemauertem Tresen, der häufig dekoriert war
und in den die dolia (große Tongefäße)
eingelassen waren, die die angebotene Ware
enthielten. In manchen Schenken konnte man
sich auch zum Speisen im Hinterzimmer
niederlassen.
Ehrenbögen
69
Diese Bögen aus Ziegelmauerwerk*, früher
einmal mit Marmor verkleidet, bilden einen
eindrucksvollen Abschluss der Nordseite des
Forums zu Ehren der kaiserlichen Familie. Von
den beiden Bögen zu den Seiten des
Jupitertempels wird der westliche Augustus
zugeschrieben, der östliche dagegen Nero.
Dieser wurde jedoch möglicherweise nach
Neros Tod (68 n. Chr.) und Ächtung
niedergerissen, um die Sicht auf den anderen,
dahinter befindlichen Bogen am Nordeingang
des Forums nicht zu versperren. Dieser weist an
einer Frontseite zwei Nischen auf, in denen sich
Statuen Neros und Drusus' befanden, sowie an
der anderen zwei Brunnen: Auf diesem Bogen
thronte früher eine Reiterstatue (möglicherweise
von Kaiser Tiberius). Der andere Bogen, der sich
hinten am Anfang der Gasse Vicolo di Mercurio
befindet, ist nach Caligula benannt, weil in der
Nähe einer Reiterstatue gefunden wurde, die
vielleicht Kaiser Caligula darstellte und
wahrscheinlich auf dem Bogen aufgestellt war.
Glossar
Atlanten: gehauene Stützpfeiler,
die Männergestalten darstellen
compluvium: Öffnung in der
Mitte des Atriumdaches in
Wohnhäusern, durch die das
Regenwasser ins impluvium*
gelangte
Dekurion: Mitglied des
städtischen Senats, gewöhnlich
ein ehemaliger Stadtverwalter
dritter Stil: Wandmalerei-Stil
(20 v. Chr. - 50 n. Chr.), auch
‘Ornamentalstil’ genannt, bei
dem die Fläche durch
architektonische Elemente,
Pflanzen oder Linien streng
senkrecht und waagerecht
unterteilt wird, in deren Mitte
sich Zierelemente und
Figurentafeln befinden
Duoviren: oberste Verwalter
und Richter der Stadt, von
denen jährlich zwei gewählt
wurden, die nach ihrer Amtszeit
zu Senatoren berufen wurden
erster Stil: Wandmalerei-Stil (3.
bis Anfang des 1. Jahrhunderts v.
Chr.), auch 'Strukturstil' genannt,
durch die bei Wänden die
Quaderbauweise* oder eine
Verkleidung mit Marmorplatten
imitiert wird
Exedra: apsisartiger Raum, in
dem man sich aufhielt und
unterhielt
Fachwerk: Bauweise, bei der
zuerst ein waagerechtes und
senkrechtes Gerüst aus großen
Steinblöcken errichtet und die
Freiräume dazwischen
anschließend mit kleineren
Steinen gefüllt wurden
impluvium: niedriges Becken in
der Mitte des Atriums in
Wohnhäusern, das zur
Sammlung von Regenwasser
diente, das durch das
compluvium* im Dach hineinfiel
Isis: ägyptische Göttin der
Natur, Frau des Osiris und
Mutter von Horus, mit Hörnern
oder Kuhkopf dargestellt. Der
Isis- und Serapiskult, der von
den ägyptischen Ptolemäern im
3. Jahrhundert v. Chr. wieder
eingeführt wurde, verbreitete
sich Ende des 2. Jahrhunderts in
Italien (das Serapium von
Pozzuoli stammt von 105 v.
Chr.) und fand zahlreiche
Anhänger, vor allem in den
unteren Bevölkerungsschichten,
da ihnen der Isiskult das Heil
nach dem Tode verhieß
Lagerquader: über dem
Kapitell (Säulenabschluss)
liegendes Bauelement mit
tragender und zuweilen auch
dekorativer Funktion
Lavaschutt: festgestampfter
Fußbodenbelag aus
Lavagesteinschutt, Kalk und Sand
libertus: freigelassener Sklave,
dessen Kinder zu freien Bürgern
wurden
Metope: gehauenes oder
gemaltes rechteckiges
Reliefelement, das im dorischen
Fries zwischen zwei Triglyphen
angeordnet ist
Glossar
opus craticium: Billigbauweise
mit Fachwerkrahmen aus Holz,
dessen Fächer mit einer Masse
aus Steinen, Kalk und Schlamm
gefüllt wurden
opus incertum: Bauweise mit
zwei Außenmauern aus
mittelgroßen Steinen (gleicher
oder auch unterschiedlicher Art)
und einer als Zementwerk*
ausgeführten Füllung
opus sectile: Fußboden- und
Wanddekoration aus
Marmorplatten, die
geometrische oder figürliche
Motive darstellt
Peristyl, Peristylium: Garten
mit Säulenumgang
Quaderbauweise: Bauweise,
bei der große Steinquader ohne
Mörtel und versetzt
aufgeschichtet wurden
Rasterwerk: Bauweise mit
einer als Zementwerk*
ausgeführten Füllung und einer
Verkleidung aus
tetraederstumpfförmigen
Blöcken, deren schmalerer Teil
nach innen und die Basis nach
außen gerichtet war, so dass sie
ein Rautenmuster bildeten
Tablinum: repräsentativer
Empfangssaal des Hauses,
zwischen Atrium und
Peristylium* gelegen
Terrakottaschutt:
festgestampfte Masse aus
Terrakottaschutt, Kalk und Sand,
wurde als
feuchtigkeitsbeständiger
Fußboden- und Wandbelag
verwendet
Triglyph: Element des
dorischen Frieses, das
abwechselnd mit der Metope*
verwendet wird und drei
senkrechte Rillen aufweist
Triklinium: Esszimmer, in dem
man auf an drei Raumseiten
angeordneten Liegen speiste
vierter Stil: Wandmalerei-Stil
(zweite Hälfte des 1.
Jahrhunderts n. Chr.), auch
‘phantastischer Stil’ genannt, der
die Architekturphantasien des
‘zweiten Stils’* und den
Dekorationsreichtum des
‘dritten Stils’* erweitert
Zementwerk: Bauweise, bei
der die Tragstruktur aus einer
Stein- und Mörtelmasse bestand
Ziegelmauerwerk: Bauweise
mit einer als Zementwerk*
ausgeführten Füllung und
Außenwänden aus
unterschiedlich großen Ziegeln
oder Backsteinen, die eben- und
gleichmäßig aufgeschichtet
wurden
zweiter Stil: Wandmalerei-Stil
(Anfang des 1. Jahrhunderts bis
20 v. Chr.), auch ‘Architekturstil’
genannt, mit Bauwerk-Motiven,
die nicht mit Stuck, sondern als
Malereien sowie in
perspektivischer
Darstellungsweise ausgeführt
wurden
© 2015 Soprintendenza Speciale per Pompei, Ercolano e Stabia
In diesem kleinen
Reiseführer finden
Sie kurze
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zum Besuch der
wichtigsten
Ausgrabungsstellen.
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