[1] Parachromis gulosus wurde bereits 1859 von Louis Agassiz beschrieben. Mit dieser Beschreibung stellte er gleichzeitig die Gattung Parachromis auf. Parachromis ist aus dem Griechischen und bedeutet In der Nähe von –Para- Chromis – Gattung der Riffbarsche. Wenn man jetzt Kleinlich wird müsste Parachromis gulosus man nach den neueren Erkenntnissen die Nähe zu den Riffbarschen in Frage stellen. Damals jedenfalls war es so! Ich hoffe dass die Wissenschaft nun solche Namen wie Parachromis, weil sie auf Grund von DNA-Sequenzanalysen uns nun etwas anderes sagen, dennoch erhalten lässt. Gulosus kommt aus dem Lateinischen und bedeute „Großmaul“. Also ein Großmaul das wohl nahe verwandt mit der Gattung Chromis ist. Ob das mit der Gattung „Chromis“ stimmt kann ich nicht sagen, aber ich kann sagen dass es mit dem Großmaul absolut treffend ist. Bild 1 Nicht viele werden mit Parachromis gulosus etwas anfangen können. Hierbei handelt es sich um einen „nomen oblitum“, einen vergessenen Namen. Erst 1997 wurde bekannt das P. gulosus im Jahre 1866 noch einmal beschrieben worden ist. Kullander und Hartel untersuchten 1997 das Typusmaterial von Agassiz und stellten fest dass diese Art mit einer von Günther beschriebenen Art übereinstimmt und stellten zugleich Parachromis als gültige Gattung wieder auf. Günther beschrieb damals Heros managuensis. Im Gegensatz zu den Tieren von Agassiz welche, aus dem Nikaragua-See stammen, kommen die von Günther beschriebenen Tiere aus dem Managua-See in Nikaragua. Nach meinen Unterlagen taucht Heros managuensis bei Günther erst 1869 in „The Fishes of Central [2] Amerika“ auf. Das Typusmaterial sammelte Capt. Dow im Lake Managua. Geschrieben hat Günther das Werk 1864 bis 1866 und veröffentlicht wurde es erst 1869. Fälschlicher Weise wird oft das Jahr 1862 als Datum der Erstbeschreibung genannt. In diesem Jahr erschien das große Werk „Cataloug oft the Fishes in the British Museum“, dort beschrieb Günther eine ganze Reihe neue Cichliden aber Bild 2 Heros managuensis war da noch nicht dabei. Also gibt es seit 1997 Parachromis managuensis. Wann P. managuensis das erste Mal in Deutschland eingeführt wurde ist mir nicht bekannt. Es dürfte so Ende der 70er Anfang der 80er Jahre unseres letzten Jahrhunderts gewesen sein. Jedenfalls war er ab 1985 fest in Deutschland etabliert. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet hat P. managuensis in den großen Seen Nikaraguas. Auf Grund seiner Größe, immerhin bis zu 50 cm, war und ist er dort ein wichtiger und beliebter Speisefisch. Dies war wohl auch der Beweggrund sein Verbreitungsgebiet künstlich zu erweitern. Zudem eignet er sich auf Grund seines schnelle Wachstumes und seiner sich in Grenzen haltenden Aggression unter einander ideal zur Teichzucht. So schaffte es der Mensch dass man Parachromis managuensis in zahlreichen weiteren mittelamerikanischen Ländern findet. Leider nicht mehr so zahlreich in den Teichen, denn dort wurde er mittlerweile durch afrikanische Tilapien ersetzt, aber dafür hat er sich außerhalb der Teiche, in den natürlichen Seen und Flüßen gut eingelebt. Egal ob Mexiko oder Guatemala, Belize oder Costa Rica überall trift man auch auf P. managuensis.2011 konnte ich sie selbst auf der Pazifikseite Guatemalas fangen, in Belize wird er nachgewiesen (pers. Mitteilung Peter Buchhauser) genauso wie in El Salvador. So verwundert es nicht, dass wir von P. managuensis einige Varianten kennen und unterscheiden. Die Unterschiede sind zwar recht geringfügig in Form und Maserung aber sie sind vorhanden. Aber im Großen und Ganzen lassen sie sich alle wie folgt beschreiben. Die Grundfarbe ist ein weißliches Grau welches gelegentlich, vor allem im Kopfbereich, zu etwas Gelb tendiert. Zahlreiche unregelmäßige schwarze Flecke und Linien überziehen den gesamten Körper. [3] Gerade als Jungfische und Semi-Adult zeigen sie ein kräftiges schwarzes Längsband das sich in mehrere Flecken aufteilt. Dieses kann sich gerade im Alter immer öfter und immer länger verschwinden. So zeigen alter Tiere oft gar keinen Längsstreifen. Ihr Körper ist nur noch mit einer schönen Bild 3 Maserung bestehend aus schwarz/weißen Linien gezeichnet. Die Geschlechter lassen sich relativ schwer bestimmen. Es gibt keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Einige Merkmale und/oder Besonderheiten gibt es dennoch Bild 4 die uns die Geschlechterunterscheidung etwas erleichtern können. Hat man einmal ein sicheres Paar zusammen stehen sind die Unterschiede letztlich klar. Schwierig ist es aus einer Gruppe heraus mit relativ gleich großen Tieren. Die Männchen wachsen idR. Voran und übertreffen in den meisten Fällen bei der Endgröße die Weibchen recht deutlich. Die Zeichnung der Weibchen unterhalb ihres Längsbandes wirkt im Gegensatz zu den Männchen oft heller und verwaschener. Ab der Geschlechtsreife wirken die Weibchen dicker rundlicher in der Bauchpartie. Da Parachromis managuensis recht früh Geschlechtsreif wird die Geschlechterfrage entsprechend früh von den Tieren selbst beantwortet. Mit einer Größe von nur 10 – 12 cm beginnen die Tiere bereits einen Platz für ihr erstes Gelege zu suchen. Haben sie sich einmal erfolgreich fortgepflanzt tun sie es ab jetzt sehr regelmäßig und mit viel Erfolg. Dieses frühe Erreichen der Geschlechtsreife und das erfolgreiche [4] Fortpflanzen bei den noch kleinen und jungen Weibchen absolut hinderlich eine entsprechende Endgröße zu erreichen. An Stelle des Wachstumes wird die Energie dann leider zum größten Teil in den Fortpflanzungsprozess und die Brutpflege gesteckt. So wachsen die Männchen noch schneller und haben dann all zu oft ein wesentlich kleinere Partnerin an ihrer Seite. Vermeiden lässt sich dieser manchmal schon zu schmunzelnder Größenunterschied in dem man die beiden einfach an der Fortpflanzung hindert. Dies klappt am besten natürlich durch räumliches trennen. Ein Verpaaren von Semi-adulten oder adulten Tieren stellt bei P. managuensis eigentlich kein Problem dar. Die zu erwartende Endgröße bei den Männchen liegt in unseren Aquarien bei mind. 40 cm. Selten auch etwas größer. Tiere mit 50 cm habe ich noch nicht gesehen. Bild 5 Bild 6 [5] Regan stellte 1905 die Sektion „Parapetenia“ auf und siedelte dort neben einigen weiteren Cichliden auch managuensis, motoaguensis, friedrichsthalii und dovii an. Auf Grund ihrer typischen Körperform verraten sie ihr räuberisches leben. Heute fassen wir die großen Räuber als „Guapote“ zusammen was so viel bedeutet wie „Hübscher“. Es ist nicht immer einfach und sicherlich auch nicht immer richtig Cichliden nach Aggressivität einzuteilen. Aber innerhalb der Guapotes ist es eine relativ sichere Sache. Vor allem in Bezug auf eine Vergesellschaftung sind gesammelte Erfahrungswerte verschiedener Pfleger immer Hilfreich. Jedoch muß auch gesagt werden das Ausnahmen stets die Regel Bild 7 bestätigen. So kann man im allgemeinem sagen dass der Parachromis managuensis zu dem etwas harmloseren Vertreter dieser Gattung gehört. Einzig der Parachromis loisellei lässt sich vielleicht als noch lieber bezeichnen (nicht im Jungfischalter). Nicht zuletzt aus diesem Grund ist ein P. managuensis für mich der ideale Partner wenn es um Vergesellschaftung geht. In entsprechenden Aquarien lässt er sich mit verschiedenen weiteren mittelamerikanischen Buntbarschen vergesellschaften. Aquarien mit einer Grundfläche von 2,00m x 0,60m sind einem Paar zur Verfügung zu stellen. In einem solchen Behälter kann man ihn gerne noch ein oder zwei Paar andere Gattungen zur Gesellschaft geben. Bei größeren Arten sind eventuell auch größere Aquarien zu wählen, bei kleineren Arten ist darauf zu achte dass diese nicht als Futter angesehen werden können. Als idealen Kontrast sehe ich unsere jetzigen Paraneetroplus-Arten. Parachromis managuensis ist ein ruhiger Fisch welcher sich seiner Kraft aber durchaus bewusst ist. Vielleicht gerade deshalb steht er oft über den Dingen. Er droht gerne mit weit aufgerissenem Maul und schiebt potenzielle Feinde aus seinem Revier. Dies aber stets ohne den anderen Fisch zu verletzen und auch meist nur während der Brutzeit. Ausserhalb der Brutpflege stehen sie ruhig im Aquarium oder ziehen majestätisch ihre Runden ohne andere Tiere großartig zu beachten oder zu stören. Entsprechend seiner Größe benötigt er viel Schwimmraum. Wo gegen sein Revier aber viel kleiner ausfällt. Auch das macht ihm zu einem idealen Bewohner. P. managuensis ist recht produktiv. Große Paare können schon mal bis zu 1000 Jungfische auf einmal in die Welt setzen und diese recht erfolgreich beschützen und heran ziehen. Aber schon bei Tieren mit 20 – 25 cm ist es immer ein Augenschmaus wenn das Paar mit einer Staubwolke bestehend aus 500 Jungfischen durch das [6] Aquarium zieht. Mit was für einer Ruhe und Gelassenheit dies abläuft ist fantastisch. Natürlich wissen die Eltern dennoch ihre freche Brut zu verteidigen. Parachromis managuensis ist von Natur aus ein Fischfresser. Dort ernährt er sich wohl fast ausschließlich von Fisch. In unseren Aquarien nimmt er jedes Ersatzfutter an. P. managuensis gewöhnt sich recht schnell an eine Futtersorte und wird eine andere Sorte verweigern. Deshalb ist hier die Abwechslung umso wichtiger. Neben Trockenfutter in Form von Sticks und Granulaten bekommen sie bei mir 1-2-mal die Woche noch Frostfutter gereicht. Dieses besteht aus Krill, Bachflohkrebsen und Shrimps. Gelegentlich ist auch mal ein kleiner Fisch anderer Nachzuchten dabei. Aber auch mal eine Erbse verirrt sich gelegentlich in das große gierige Maul und Regenwürmer sind, natürlich in zurückhaltenden Mengen, immer eine willkommene Abwechslung. Bei einem Umsetzen oder Neukauf von Parachromis managuensis kann er schon mal für einige Tage beleidigt sein und alles ihm gereichte Futter verschmähen. Aber das gibt sich mit der Zeit. Der Hunger überwiegt irgendwann. Auch wenn es einem lange vor kommt besteht zu nächst kein Grund zur Sorge. Gesund ernährt kann man viele Jahre Freude an seinen Tieren haben. Im Alter sagt man dem P. managuensis nach, das er an Attraktivität verliert. Dies kann ich so nicht bestätigen. Vielmehr sehe ich die zu früh eintretenden Verformungen wie ein krummer Rücken oder eine extrem konkav wirkende Stirn als Ursache für eine Haltung in zu kleinen Aquarien. Ein in die Jahre gekommener Guapote kann sicherlich an Form und Farbe etwas ein büßen. Aber mal ehrlich, ein Blick in den Spiegel kann uns zeigen das es nicht nur den Fischen so gehen kann. Was die Wasserwerte angeht ist ein Parachromis managuensis nicht anspruchsvoll. Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist selbstverständlich. Die Pflegetemperatur liegt bei 22°C-30°C. Optimal liegt sie bei 24°C-26°C. Alles in Allem ist er bei entsprechender Aquariengröße ein idealer Pflegling. Für eine Vergesellschaftung eignen sich daher auch eine ganze Reihe verschiedener Cichliden. Immer abhängig von der Aquariengröße! So eignen sich ganz vorzüglich viele Vertreter der Gattung Paraneetroplus. Für mich eine ideale Vergesellschaftung ist immer P. managuensis mit Paraneetroplus melanurus. Nicht zu Letzt weil es sich bei beiden Arten um absolute Lieblinge von mir handelt. Natürlich ergeben sich aber auch viele weiter Möglichkeiten. Bild 8 [7] Parachromis managuensis ist in Deutschland als eine gesicherte Art zu sehen. Das heißt wir brauchen keine Angst zu haben das dieser Fisch jemals aus unseren Aquarien verschwinden wird. Wovor wir wohl ehr etwas Angst haben sollten ist die ständige Inzucht. Ständig werden Bruder mit Schwester verpaart, aus der Brut wieder Bruder und Schwester und wieder und wieder. Wenn wir weiterhin schöne und gesunde Fische haben wollen müßen wir daran etwas ändern. Für eine Erhaltungszucht sehe ich es mittlerweile sogar als Grundsatz an nicht ständig Geschwister mit einander zu verpaaren. Der Inzuchtkoeffizent, also die Wahrscheinlichkeit auch schlechte Merkmale und Erbkrankheiten weiter zu geben, erhöht sich stetig. Aber gerade bei Vorkommensvarianten sicherlich ein schwieriges Unterfangen und dort sicherlich noch gar nicht so nötig wie bei den vielen Parachromis managuensis bei denen keine Auskunft über die Herkunft mehr möglich ist. Also bei unseren normalen Aquarienpopulationen. Gerade Hobbyzüchter denen es doch hin und wieder gelingt eine größere Anzahl an Nachzuchten erfolgreich auf den Markt zu verteilen können in diesem Punkt wesentliches leisten. Das sich Paare vorzugsweise aus kleinen Gruppen bilden ist wahr, jedoch ist es bei P. managuensis gar kein Problem auch erwachsene Tiere mit einander zu verpaare. Dies vereinfacht die ganze Sache. Denkt mal darüber nach. Wir sollten früh genug einer Degeneration unserer Cichliden entgegen wirken. Vielleicht doch mal über den eigenen Rand seines Fischkellers schauen, Kontakte knüpfen, pflegen oder wieder aufleben lassen. Geeignete Medien stehen uns ja zur Verfügung. Aber auch in Hinblick auf die Entnahme aus der Natur, welche sich ja auch Jahr für Jahr immer schwieriger gestaltet, scheint eine vernünftige Nachzucht immer wichtiger. In diesem Sinne hoffe ich dass wir auch noch in vielen Jahren nicht nur Parachromis managuensis in Deutschland pflegen sondern dass wir weiterhin große und gesund P. managuensis pflegen. Dieser Cichlide hat es verdient! Bild 9 [8] Bild 10 Bild 1 – 4 P. managuensis Belize #1+2 in Brutpflegefärbung #3+4 normal (3=Männchen. 4=Weibchen) Bild 5 P. managuensis Aquariumpopulation Bild 6 P. managuensis El Salvador (Weibchen) Bild 7 P. managuensis gelbe Morphe Bild 8 P. managuensis Mexiko Bild 9 P. managuensis Lake Nicaragua Bild 10 P. managuensis Lake Nicaragua Beide in Brutfärbung Beide Bilder von Markus Meister Der Rest von mir. © 2015 Michael Pilack