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Tanganjika-CIowns : uni, gestreift und gepunktet;
vor allem jedoch rätselhaft
Text: Georg Zurlo (D 58 0481)
Eigentlich kommt man an Grundelbuntbarschen gar nicht vorbei, wenn man sich
erst einmal f ür Tanganjikaseecichliden begeistert hat. wenn man Tropheus moorii
und rr. duboisi pflegt, verschiedene Julidochromis häll und züchtet, an Lampro/ogus-Arten nicht heranmag, weil man ab und zu in seinem Gesellschaftsbecken
auch ein paar Jungtiere sehen möchte, dann pochen irgendwann unweigerlich
solch ein paar »k6gffigsu Kerls auf ihr Recht auf einen Stammplatz im Tanganjikabecken Nicht nur ihr lustiges Außeres und ihre ruckartige, manchmal richtig
ungeschickt aussehende schwimmweise, denen sie den Beinamen clowns
verdanken, machen sie interessant. lnteressant, ia faszinierend sind sie wohl durch
das geworden, was man über ihre Fortpflanzung gehört und gelesen hat. Mich
reizten sie allerdings am meisten durch das, was man von ihrer Brutpflege noch
nicht weiß, und das ist sicherlich noch eine Menge. und daß ich jetzt über meine
Erfahrungen mrt Grundelbuntbarschen berichte, hat nicht zuletzt etwas damit zu
tun, daß meine Beobachtungen den bisherigen Berichten in einer Reihe
von
Punkten nicht entsprechen. Doch dazu später.
Als ich vor etwa 1 3/4 Jahr zum ersten Mal spathodus erythrodon in einem Händlerbecken sah, konnte ich jedenfalls nicht widerstehen und nahm alle sechs Tiere mit,
die angeboten wurden. Nachdem ich mich gerade an die preise von Tanganjikasee-
cichliden gewöhnt hatte, kam mir auch der preis wie ein sonderangebot im
sommerschlußverkauf vor zwei Monate später bekam ich ebenfalls recht preisgünstig vier Eret
m od u s cyanostictus.
Heute schwimmen in meinem Becken (600 l) noch vier spathodus erythrodon
(leider drei Männchen und ein weibchen) und drei Eretmodus cyanostictus (zwei
Männchen, ein weibchen). Die beiden fehlenden Tiere gingen mir sozusagen auf
dem weg in dieses Becken »verloren«, denn ich habe jewerls unter verschiedenen
Bedingungen und rn verschiedenen Becken versucht, die clowns zu halten und zu
vermehren. Auf den verschiedenen stationen dieses weges, der nicht nur f ür die
clowns, sondern auch f ür mich recht dornenreich und auf regend war, habe ich eine
Reihe von Beobachtungen gemacht, die recht interessant sind. Einiges davon
könnte für den, der diese Tiere pflegen und züchten will, von praktischem Nutzen
sein, anderes macht die Frage der Art des Maulbrutverhaltens der clowns, das
schon immer von besonderem lnteresse schien, noch spannender, da noch
u
ngekl ärt.
Zuerst zu den spathodus erythrodon. Die sechs Tiere, die ich gekauft hatte,
wanderten für kurze zeil zur Beobachtung und euarantäne in ein 4o-Liter-Becken.
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DCG-lnfo l O(1 1) 1979
2ü.2A0
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Obwohl bei den Tieren Männchen und Weibchen weder in Größe noch in Färbung
einen Unterschied zeigten, hatte ich nach kurzer Zeit das Gefühl, daß sich ein
Pärchen absondere, soweit in einem 40-Liter-Becken davon die Rede sein kann.
Heute weiß ich, daß man bei den Tieren, die sich in einem Becken wohl f ühlen, die
Männchen an ihrer dunkleren Färbung, besonders an dem fast schwarzen unteren
Rand der Afterflosse recht gut erkennen kann Das Pärchen, daß es tatsächlich
eines war, stellte sich bald heraus, blieb in dem 40er Becken mit Steinaufbauten und
PJlanzenverstecken, die anderen Tiere kamen in ein Meterbecken mit Tropheus
duboisi, denn ich wollte Haltung und Zucht unter verschiedenen Bedingungen
erproben. lch hatte von der recht engen Paarbindung der Grundelbuntbarsche
gehört und hielt es deshalb nicht für ausgeschlossen, sie sozusagen in "Julidochromisu-Manier zu halten und zu züchten. Dies schien sich anfangs zu bestätigen.
Denn während unter den vier Tieren im großen Becken Schlägereien und zerfetzte
Flossen an der Tagesordnung waren (warum wurde mir später klar: drei Männchen
un<i ein Weibchen) verstand sich das einzeln gehaltene Pärchen glänzend. Von
gelegentlichen Plänkeleien abgesehen, schien die Harmonie perfekt. Sie fraßen
prächtig und nach einigerZeit kam es zu Balzspielen und dann auch schon bald
zum Ablaichen. Von diesem Tag an war es allerdings mit der Harmonie vorbei. Das
Weibchen durfte sich nicht mehr blicken lassen, sonst gab es Krach. Dies ist
übrigens eine Erfahrung, die sich bei pärchenweiser Alleinhaltung in kleinen
Becken auch bei den anderen Arten wiederholte. Wenn man dann f ür das Weibchen ein sicheres Versteck schafft (zur Kontrolle am besten an der Frontscheibe),
übersteht es die Brutzeit do( recht gut. lch halte das jedoch für keine Dauerlösung,
da die Aggressionen des Männchens auf die Dauer zu groß werden. Dieses Pärchen
laichte jedoch dreimal ab, bevor dieser Zeitpunkt eintrat. Und damit begannen
dann für mich die großen Uberaschungen. Einige Tage nach dem ersten Laichakt
waren die Eier aus dem Kehlsack des Weibchens verschwunden. Bei der zweiten
Brut ging es besser, und nach zwölf Tagen löste das Männchen das Weibchen bei
der Brutpflege ab. Also alles ganz ordnungsgemäß, wie es in den Zuchtberichten
über Eretmodus cyanostictus stand. lch setzte das Männchen allein in ein Becken
und nach 26 Tagen entließ es die Jungen. Diese sind etwa genauso lang wie f risch
entlassene Junge von Tropheus moorii, im Vergleich zu diesen aber bei weitem
nicht so hoch und kräftig im Körperbau. Die Jungtiere aller Clowns machen mir in
diesem Stadium einen ,hinfälligen«, manchmal sogarverhungerten Eindruck. Dadie
Elterniiere bei vollem Maul nichts fressen und unter Aquarienbedingungen die
Jungen meiner Ansicht nach verspätet entlassen, kann dieser Eindruck sogar
zutreffend sein.
Die Jungen über die ersten vierzehn Tage zu bringen, ist bei allen Arten eines der
größten Probleme. Zu dieser Zeit sind mir häufig Jungtiere eingegangen, bei
Spathodus erythrodon regelmäßig die gesamte Brut. Die Jungen nehmen kein
Trockenfutter, brauchen aber regelmäßig und viel Nahrung. Sie verstecken sich
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oao ,",o ro(r) ts7s 2o1-2oo
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Foto: Dr. W Staeck (D 100005)
Spathodus erythrodon
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oao,n,o ro(r)reTe 201.206
Foto: G. Zurlo (D 580481)
Tanganicodus irsacae ist ein seltener
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Pflegling
Fotos: Dr W. Staeck (D l0OOO5)
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anfangs sehr viel und lassen sich auch von Artemien oder wasserflöhen nicht ins
freie wasser locken. Die besten Ergebnisse brachten bisher starke wasserströmung und schräg dazu aufgestellte schieferplatten, unter denen sich die
clowns versteckten. Die strömung trieb dann immer wieder Futtertiere unter die
Platten, den Jungen direkt vor die Nase. Aufgrund dieser probleme und wegen der
geringen Größe der Jungtiere ist es mir bisher erst in einem einzigen Falle gelungen, Jungtiere, die ich im Gesellschaftsbecken Iieß, großzuziehen. Das waren
die ersten DREI Eretmodus cyanostictus-Jungen, die ich eines abends erstmals im
Becken sah, als sie sicher schon einige Wochen alt waren.
Doch zurück zu diesem spathodus erythrodon-pärchen. Nachdem sie nach dem
zweiten Laichen nacheinander Brutpflege getrieben hatten, übernahm dies beim
nächsten Mal nur das weibchen. obwohl ich auch diese Jungen nicht aufziehen
konnte, war jedoch klar, daß das weibchen die Brutpflege allein bis zum Ende
ausgeübt hatte. ln zwei aufeinander folgenden Laichzyklen beim gleichen pärchen
also verschiedene Formen der Brutpflege. Die gleiche Beobachtung habe ich
inzwischen übrigens auch bei Eretmodus cyanostictus gemacht, so daß sich
einige widersprüche zu früheren Berichten ergeben. während D Reinhold (1g76)
die Zuchtschwierigkeiten bei Eretmodus cyanostictus auf das Alleinsetzen der
weibchen zurückführte, beobachtete H Kunze (1977) bei spathodus erythrodon
nur die Brutpflege im weiblichen Geschlecht. Diese Art der Brutpflege konnte ich
bei spafhodus marlieri beobachten, die dritte clownart, die ich inzwischen halten
und nachziehen konnte
Hatte ich bei den beiden anderen Arten viele probleme und zum schluß gut ein
Dutzend junger Eretmodus, so war das Glück bei spathodus marlieri auf meiner
seite. Erst die Tiere überhaupt zu bekommen (ich habe die Art seitdem erst einmal
wieder im Handel gesehen) und dann ein großes, gesundes pärchen zu erhalten,
das nach drei ragen im neuen Becken ablaicht und mir pünkilich nach
drei
Wochen 15 Junge bescherte, von denen ich 6 großbekam. Der zweite Wurf schon
kurze zeil soäter brachte ca. 40 Junge, von denen 1 2 groß wurden Auf die probleme
dabei bin ich ja bereits eingegangen.
spathodus marlieri wird weitaus größer als die beiden anderen Arten. Mein
Pärchen erreichte ca 13 bzw. 10 cm Länge. Männchen zeigen je nach Alter einen
mehr oder minder großen Stirnbuckel Die Tiere sind einfarbig, je nach Stimmung
und Umgebung zwischen graugrün, hellbraun und hellbeige schwankend.
Die
Lippenpartie, besonders beim Männchen, zeigt einen hellblauen Glanz. lnteressant
ist die Färbung der Jungtiere. während sie in den ersten wochen nur zwischen
eintönig hell und dunkel wechselt, entwickelt sich bald ein blaugepunktetes
Muster auf grauem Grund, was die Jungen dann wie eine Miniaturausgabe von
Spathodus erythrodon aussehen läßt Diese Färbung geht dann bei 4-5 cm Länge
in die der erwachsenen Tiere über. Das Geschlecht läßt sich bei den Jungtieren
aufgrund des unterschiedlichen wachstums schon recht bald unterscheiden.
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Was bleibt also als Fazit aus den Beobachtungen an drei Arten von Grundelbuntbarschen
1.)
?
Haltung und Beobachtung, nicht jedoch die Zucht, sind am besten möglich in
großen Becken (auch Gesellschaftsbecken) ab 1 m. Man sollte die Tiere
paarweise einsetzen, also ruhig 2 Paare, die meist ihr Gleichgewicht finden.
Auch in großen Becken stehen Einzeltiere gegenüber einem Pärchen jedoch
auf verlorenem Posten.
2.\
3.)
Die Zucht ist fast nur rnöglich, wenn man die brutpflegenden Weibchen
einzeln setzt.
Die Frage ob die Grundelbuntbarsche Maulbrüter im männlichen und weiblichen Geschlecht sind oder nur im weiblichen, und damit auch die Frage
nach dem Entwicklungsstadium des Maulbrütens bei den Clowns erscheint
zumindest mir ungeklärter denn je.
Literalur:
Kunze, H (1977): Erfahrungsbericht über die Zucht von Spathodus erythrodon (BOULENGER,1g00);
DCG-Info 8(9) 1977: 1 77-178
Reinhold,D (1976a):BemerkungenüberPflegeundZuchtlonEretmoduscyanostictus,
(BOULENGER,
1898); DCG-lnf o 7(4) 1976: 67.71
Fteinhold,
D
Reinhold,
D
(1976 b): Zucht von Eretmodus cyanostictus (BOULENGER, 1898); DCG-tnfo 7(6) 1976: 101
(1977): Ein Nachtrag zur Zuchi \on Eretmodus cyanostictus (BOULENGER, 1898); DCGlnfo 8(1) 1977:20
Scheuermann, H (1975 a + b): Grundelbuntbarsche, interessant aber hinfättig, I + ll; DCG-tnfo 6(4)'1975:
33-52 und DCG-l n fo 6(8) 1 975: 1 1 6-'1 1 8
Staeck,
W
(1975): Die Grundelbuntbarsche des Tanganjikasees; Aquarien-Magazin 411975,
14O.141
Zum Betrieb eines biologischen Filters
Text: Jan Neuring (NL 98 0893)
Für mein 700 Liter-Becken mit den Abmaßen 120 x70 x 50 Zentimetern habe ich mir
einen biologischen Filter gebaut. Der Filter hat die Größe von 150 x 30 x 35 Zentimetern. Der Aquarien-Fi lter-Wasserkreislauf f unktioniert so:
ln die rechie, hintere Ecke des Aquariums wurde schräg eine Plexiglasscheibe mit
Silikonkleber eingebracht (Zeichnung 1 a). An der Unterseite der Plexiglasscheibe
ist eine Offnung eingeschnitten worden, durch die das Wasser in die abgeteilte
Ecke hochsteigt. Von der Oberfläche wird mit einem Abflußrohr das Wasser zum
Filter geleitet. Das gereinigte Wasser wird auf der anderen Aquarienseite wieder so
eingespritzt, daß im Aquarium kurz oberhalb des Bodengrundes eine Strömung
entsteht, durch welche die Abfallstoffe zum Filterabfluß getrieben werden (Zeichnung 1 b).
DCG-Info 10(l1) 1979 206-209
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