Universität Rostock Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Finanzwissenschaft Prof. Dr. R. Fenge Dipl.-Vw. Romy Pohl Finanzwissenschaft I: Staat und Allokation 4. Aufgabenblatt 1) Definieren Sie die beiden Hauptkriterien für öffentliche Güter und ordnen Sie folgende Güter den sich ergebenden Güterkategorien (Private Güter, Reine und Unreine Öffentliche Güter und Mautgüter) zu: Deich, TV-Sendung, Lebensmittel, Landesverteidigung, Software, Kabelfernsehen, Auto, Straße in der Hauptverkehrszeit, Straße um 2 Uhr morgens, Fischgründe in Weltmeeren, Internet, öffentliche Brücke, Wald, Laterne. 2) Gegeben sei eine Ökonomie mit zwei Haushalten A und B. Diese erzielen Nutzen durch den Konsum eines privaten Gutes X und eines öffentlichen Gutes G. Die Nutzenfunktionen der beiden Haushalte lauten: und . Des Weiteren gelte: und . Die Produktionsmöglichkeit zur Herstellung der beiden Güter ist durch folgende Transformationskurve spezifiziert H(X, G) = 0. Der Nutzen fest vorgegeben. des Haushalts B sei durch Leiten Sie die Regel zur optimalen Bereitstellung öffentlicher Güter her und stellen Sie diese grafisch dar! 3) Gegeben sei eine Ökonomie mit zwei Individuen. Ihre Nutzenfunktionen und , die gesamtwirtschaftliche seien Transformationskurve sei , wobei die Gesamtmenge des privaten Gutes ist. G ist die Menge des öffentlichen Gutes. a) Ermitteln Sie für ein vorgegebenes Nutzenniveau die Pareto-optimalen Mengen G, X, x A, x B und die Nutzenniveaus, die sich für beide Individuen daraus ergeben (Samuelson-Bedingung). b) Ändert sich die optimale Menge des öffentlichen Gutes G oder des privaten gutes X, wenn ein beliebiges anderes Niveau für vorgegeben wird? Was ändert sich bei ? c) Betrachten Sie nun eine private Bereitstellung. Individuum A hat ein Einkommen von IA und entscheidet über seinen Beitrag b A, Individuum B hat ein Einkommen IB und entscheidet über seinen Beitrag b B . Der Preis des privaten Gutes sei Eins. Die Kostenfunktion für das öffentliche Gut sei C(G) = 4G. Wie viel von dem öffentlichen Gut wird Individuum A und wie viel wird Individuum B nachfragen? Vergleichen Sie das Ergebnis mit der pareto-optimalen Lösung in (a). 4) Gegeben sind zwei Haushalte h=1,2 mit den Nutzenfunktionen und , wobei xh , h = 1,2 für den jeweiligen privaten Konsum der Haushalte und G für das öffentliche Gut steht. Das Einkommen der Haushalte sind y1 =20 und y 2 =10. Die Preise für das öffentliche und das private Gut sind p G = p x = 1 und die Kostenfunktion für die Produktion des öffentlichen Gutes ist C(G) = G. a) Berechnen Sie die effiziente Bereitstellungsmenge G. Sind die vom Staat für das Lindahl Gleichgewicht vorgegebenen Kostenanteile in Höhe von jeweils 4/8 pro Haushalt effizient? Falls nicht, zeigen Sie mit welchen Kostenanteilen die effiziente Bereitstellung des öffentlichen Gutes garantiert wird (Gehen sie dabei in Schritten vor). b) Mit welchem Problem muss der Staat rechnen, wenn er diese Form der Finanzierung umsetzen will? c) Erstellen Sie eine Grafik, die die Bereitstellung des öffentlichen Gutes entsprechend dem Lindahl-Mechanismus darstellt und zeichnen Sie die Kostenanteile der Haushalte ein. 5) Das öffentliche Gut G sei in beliebiger Menge zu Grenzkosten von 2 Geldeinheiten herstellbar. Nehmen Sie an, dass zwei Individuen dieses Gut konsumieren. Diese Individuen habe folgende marginale und . Zahlungsbereitschaften: a) Welche Menge des öffentlichen Gutes würde der staatliche Planer bereitstellen? b) Beschreiben Sie einen Mechanismus, der die Individuen zu wahrheitsgemäßer Angabe ihrer Zahlungsbereitschaften veranlasst. c) Berechnen Sie die Pauschalsteuer, die die Hälfte an den Gesamtkosten betragen soll. Wie hoch sind die Clarke-Steuern und die Gesamtzahllasten der Individuen? Decken die Gesamtsteuerzahlungen der Individuen die Kosten für das öffentliche Gut? Wie hoch muss der Pauschalbetrag sein, damit die Kosten gedeckt sind? d) Nehmen Sie an, Individuum B durchschaut den Mechanismus nicht und denkt, dass er sich durch Untertreibung seiner MZB einen Vorteil verschaffen kann. Er bekundet die marginale Zahlungsbereitschaft: . Individuum A sagt weiterhin die Wahrheit. Bestimmen Sie die durch den Mechanismus implementierte Menge des öffentlichen Gutes und vergleichen sie mit der Samuelson-Menge. Wie groß ist der Schaden, den Individuum B sich zufügt? 6) Das Niveau des öffentlichen Gutes wird durch eine Mehrheitswahl bestimmt. N=3 Wähler entscheiden anhand ihrer linear fallenden MZBs und konstanter Grenzkosten. a) Welches effiziente Wahlverhalten verfolgen die Wähler? b) Zeigen Sie anhand eines Nutzen-öffentliches Gütermengen-Diagramms dass bei diesem Wahlverhalten Eingipfligkeit in den Präferenzen vorherrscht. c) Argumentieren Sie anhand folgender Präferenzordnung warum sich bei der Mehrheitswahl der Medianwähler durchsetzt. Unter welcher Bedingung garantiert der Medianwähler ein effizientes Kollektivgüterangebot? GA GB GC A 1 2 3 B 3 1 2 C 3 2 1 1 = hohe Präferenz 2 = mittlere Präferenz 3 = niedrige Präferenz d) Was passiert bei asymmetrisch verteilten Präferenzen? In welcher Höhe wird das öffentliche Gut vom Medianwähler gewählt, wenn die Einkommensverteilung linkssteil und mit der Präferenzverteilung korreliert ist? 7) Was versteht man unter zyklischen Mehrheiten (vgl. Condorcet-Paradox)? Verdeutlichen Sie dies anhand des folgenden Beispiels: a) Die WG von Anne, Bert und Cäsar lädt zur House-Warming-Party ein. Es soll darüber abgestimmt werden, ob den Gästen Bier, Wein oder Sekt angeboten werden soll. Die Präferenzen der drei Mitbewohner, verteilen sich wie folgt: Präferenz 1. 2. 3. Anne Sekt Bier Wein Bert Wein Sekt Bier Cäsar Bier Wein Sekt b) Wann treten zyklische Mehrheiten nicht auf? c) Warum beeinflusst die Zyklizität das Abstimmungsergebnis?