Aulonocara nyassae REGAN,1921 ( Kaiserbu ntbarsch) von Friedrich Staats (D 4901) ( F ische, Zuchtberichtl war wieder einmal so weit: Diesen Fisch muß ich haben! Koste es, was es wolle ! Und es kostete I An- und aufgeregt durch den Bericht von Herrn Dr.. staeck in der DATZ vomApril 1974, lenkte ich bei der Rückreise aus dem Süden, natürlich rein zufällig, die Fahrt dorthin, wo der Kaiserbarsch, Aulonocara nyassae, angeboten wurde. Es standen noch drei Tiere zum Verkauf an. Zwei hatten die Farbpracht, die wir ja rnittlerweile von unseren DCG-Dia her kennen. Das dritte Exemplar war deutlich blasser gefärbt, hatte eine abgerundete Rücken- und Afterflosse, war von kleinerem Wuchs und schmalerem Körperbau' Es konnte also ein WeibEs chen sein. Zu Hause angekomrnen, setzte ich die stolze Neuerwerbung in mein 1500 l-Becken. Hierin schwammen bereits 10 - 12 Pseudotropheus zebra, etwa eine gleiche Anzahl Pseudotropheus ornatus, mehrere Labidochromis caereleus, 4 Aequidens hercules und ein großes Paar Haplochromis moorii. Die Neuankömmlinge wurden erst einmal gehetzt, aber in dem großen Becken fanden sich genügend Ausweich- und versteckmöglichkeiten, auch erreichten sie mühelos ihr Futter, Nun hoffte ich, daß die immerhin recht stattlichen Kaiserbarsche von etwa 9-10 cm Größe sich nach einigen Tagen ein Revier erobert haben würden. Doch das geschah nicht, und sie erinnerten in ihrem verhalten sehr an Haplochrornis johnstoni. Auch ihre Schwimmweise und ihre gesarnten Bewegungsabläufe sind denen, der vorher genannten Art, sehr äihnlich. Nach einiger Zeit entschloß ich mich dazu, alle übrigen Cich-Iiden in ein anderes Becken umzusetzen' Nur die PeIvicachromis pulcher und 4 Julidochromis marlieri beließ ich im Behäl- ter. Und erst jetzt entfalteten die Neulinge ihre ganze Pracht ! Dermoch erfolgte die nächste Enttäuschung recht bald: Das vermeintliche Weibchen entpuppte sich zu einem ebenfalls herrlichen Männchen! Die Abrundungen der After- und Rückenflosse waren durch Verbiß so geformt worden und 17 wuchsen nun wieder vollständig nach. Schließlich besorgte ich mir aus dem Hamburger Raum 3 Kaiserbuntbarschweibchen. Ein paar gab ich an einen anderen Interessenten ab. erst konnte ich den sehr deutlichen Geschlechtsdimorphismus feststellen: Die weiblichen Tiere sind völlig unscheinbar graubraun gefärbt und mit 9 mehr oder weniger stark hervortretenden dunklen Querbinden gezeichnet- Die Rückenflosse säumt ein schmaler heller Streifen. und die Flanken schimmern je nach Lichteinfall mehr oder weniger im matten Silber. Der Gesamtkörperbau der Weibchen ist schlanker und nicht so hochNun rückig wie derjenige der Männchen. Außerdem erscheint der Kopf spitzer und etwas 1änger. Wenn ich an anderer Stelle gelesen habe, daß die Kaiserbuntbarsche zurückhaltende Fresser seien, so kann ich dem nicht beipllichten, meine Tiere fressen äußerst gierig und stopfen sich regelrecht vo1l. Allerdings lege ich besonderen wert auf abwechslungsreiches vier- bis fünfmaliges Füttern pro Tag. Ich gebe Wasserflöhe, alle Arten von Mückenlarven, Bachflohkrebse, Tubifex (seltener), Rinderherz, mageres Schabefleisch und Trocken- futterUm kräftigere Farben zu erzielen, wurdeein besonderes Trockenfutter empfohlen, das ich auch über längere Zeit verfütter habe. Und ich glaube sagen zu können, daß meine Fische dadurch an Gesamtfarbintensität gewonnen haben. Die beiden Mäanchen hatten sich inzwischen das Becken in zwei Reviere aufgeteilt, deren Grenzen von ihnen aber keinesfalls streng bewacht oder besonders respektiert ururden und gingen zusammen durchaus friedlich ans Futter, ohne sich dabei, wie sonst gerade in dieser Situation üblich, zu attackieren. Sie drohten sich hin und wieder an und boten sich dabei unter Flossenspreizen und schwalzschlagen die Breitseiten. In dieser phase präsentierten sie sich irr ihrer herrlichen Färbung. Hierbei konnte ich individuelle Farbunterschiede zwischen ihnen bemerken. Das etwas größere Männchen war insgesamt herler gefärbt, dadurch traten die dunkelblauen Querstreifen intensiver hervor und gaben so einen sehr wirkungsvol- DCG-lnfo 6 (3) 1975: 17-32 18 Ien Kontrast zu der hellblauen Grundfärbung des Körpers. Bei den dunk- leren Tier trat diese Kontrastwirkung nicht so wirkungsvotl in Erscheinung, seine Prunkfärbung tendierte zum Blauvioletten. Inzwischen waren 3 Monate vergangen, die Männchen maßen etwa 15 cm und die Weichenl0cm. Letztere zeigten auch schon Laichansatz, nur mit dem Ablaichen wollte es nichts werden. Die Wassertemperatur betrug 27o, der pH-Wqrt schwanlcte zwischen 7,5 und ?,8. Die Gesamthärte des Wassers lag bei 11oOp Am 16, September 1974 war es nun soweit: Als ich des Morgens in mein ich meinen Augen nicht. Die sonst lriedtichen Kaiserbuntbarschmännchen tobten gegeneinander in einem wütenden Kampf, sie faßten sich in ihre Mäu1er, die schon ganz weiß waren und rissen sich Becken schaute, traute arg hin und her. Auch die Flossen waren eingerissen, und auf den Körper_ seiten fehlten einige Schuppen. Sie standen in höchster Erregung und erstrahlten in schillernder Farbpracht. Aber die pflicht rief, und ich konn_ te das phantastische Spiel leider nicht weiter verfolgen. AIs ich am Nach._ mittag nach Hause kam, hatten sich meine Kaiser wieder beruhigt und waren friedlich wie vorher, ein wenig lädiert sahen sie schon aus, Die eine der beiden kaiserlichen Damen hatte die Schnauze voII und sich in eine Felsengrotte zurückgezogen. Nach 10 Tagen versuchte ich meinen alten Trick, während der Nacht mit Hilfe der Taschenlampe die schlaf trunkene Dame herauszufangen, aber es gelang mir nicht. - Vielleicht sind Wildfänge noch besonders reaktionsschnell. - Als ich eines Abends wieder vor meinem Becken saß, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Eben, im Moment, war dem Kaiserbuntbarschweibchen ein helles Jungtier aus dem MauI geschlilpft und im nächsten Augenblick zwei weitere Fisch- chen aus der linken Kiemenspalte. sofort wurden die Kteinen von den anderen Beckeninsassen verspeist, Ich sprang sogleich auf, machte meinen oberkörper frei und tauchte ins Becken hinein, um wieder einmal die Felsenaufbauten herauszustemmen. Meine Frau und meine Tochter haben speziell für diesen FalI schon ein ganz bestimmtes mitleidiges Lächeln parat, aber was macht' s ! Naeh einigen Mühen hatte ich meine Kaiserin im separaten BehäIter von 240 I Inhalt, und sie belohnte mir sofort meine sorgenvolle und anstrengende Tätigkeit mit 30 Jungfischen' Erst jetzt fing ich an zu rechnen, es war tatsächlich der 17. Tag nach dem AbIaichen, an dem das weibchen die Jungen schon ausgespuckt hatte sie waren ? - I mm groß, und die Aufzucht bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten. Trockenfutter nahmen sie allerdings nicht an. Bis Anfang Dezember hatten die Jungtiere ohne einen einzigen AusfaII eine Größe von 3,5 4 cm erreicht. Die anflingliche helle Braunfärbung wich nach 6-B Wochen einer dunklen Grundfarbe mit 9 schrxrärzlichen Querstreifen, Färbung und Streifung entsprach damit dem Habitus der Weibchen' Die Alttiere sind bis jetzt best:indig weitergewachsen, und die Männchen dürften inzwischen 15 cm überschritten haben. vergesetlschaftet habe ich die Aulonocara nyassae mit einer anderen nicht weniger schönen Kaiserbuntbarschart, dem Trematocranus species, der uns ja auch schon durch ein DCG-Dia vorgestellt wurde, In Größe und Verhalten paßI ztt diesen Kaiserbuntbarschen ganz sicher der Haplochrorrds johnstoni, den ich auch in absehbarer Zeit hinzusetzen werde, Der Aulonocara ist eine herrliche Bereicherung der Aquaristik. Es werden oftmals Neuentdeckungen eingeführt und angepriesen, die nur um der Neuigkeit willen Beachtung finden und dann relativ schnell wieder in der Versenkung des Vergessens untertauchen. Ich glaube, daß das beim Kaiserbuntbarsch nicht geschieht; es sei denn, er verliert in den Nachzuchtgenerationen seine strahlende Schönheit. Auch wird der Uneingeweihte diesen Fisch einfach übersehen, da sein Jugendkleid wenig attraktiv ist' DCG-lnfo 6 {3) 1975: 17-32 20