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Von Herodes bis
Bar Kochba
Neutestamentliche Zeitgeschichte verstehen
Siegfried F. Weber
Neutestamentliche Zeitgeschichte verstehen
„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“
Gal. 4,4
Siegfried F. Weber
© by Siegfried F. Weber, Großheide 3. überarbeitete Auflage
2016 (2001)
1
Inhaltsverzeichnis
Einführung: Caesar, Antonius, Augustus, und Kleopatra und die Ankunft des
Retters .................................................................................................................... 3
1. Herodes I. , d. Gr. .................................................................................................. 6
1.1. Der letzte Hasmonäerkönig ............................................................................ 6
1.2. Die Hohepriester - Frage................................................................................ 7
1.3. Herodes als Opportunist .................................................................................. 7
1.4. Tod der Mariamne I. ....................................................................................... 7
1.5. Bautätigkeit des Herodes d. Gr. ...................................................................... 8
1.6. Die Söhne des Herodes ................................................................................... 9
1.7. Die Finanzreform des Augustus ................................................................... 10
1.8. Der Kindermord ............................................................................................ 11
1.9. Der Tod des Herodes d. Gr. .......................................................................... 13
2. Die Nachfolger Herodes des Gr. ...................................................................... 13
2.1. Archelaus: ..................................................................................................... 13
Exkurs: Präfekt (Prokurator), Prokonsul, Pilatus und Prätorium ..................... 14
2.2. Herodes Philippus ......................................................................................... 16
2.3. Herodes Antipas ............................................................................................ 16
2.4. Herodes Agrippa I. ........................................................................................ 18
2.5. Herodes Agrippa II. ...................................................................................... 20
2.6. Die Prokuratoren Felix und Festus ............................................................... 20
2.6.1. Felix ........................................................................................................ 20
2.6.2. Festus ...................................................................................................... 21
3. Der jüdische Krieg............................................................................................... 23
3.1. Beginn der Unruhen ...................................................................................... 23
3.2. Die Römer schlagen zurück .......................................................................... 23
3.3. Der Fall Jerusalems ....................................................................................... 23
3.4 Masada ........................................................................................................... 26
3.5. Die Zeit nach Masada ................................................................................... 27
4. Der letzte Aufstand unter Bar Kochba 135 n. Chr. ............................................. 27
5. Literatur über Tabellen und Karten der ntl. Zeitgeschichte ................................ 29
6. Anhang I – VI – Tabellen und Karten ................................................................. 29
7. Literatur und Hinweise ........................................................................................ 36
2
Einführung: Caesar, Antonius, Augustus, und Kleopatra und die
Ankunft des Retters
Drei Männer und eine Frau bestimmen das zukünftige Schicksal Roms: Caesar, Antonius, Augustus und Cleopatra.1
Drei Städte regieren das Mittelmeer: Rom, Karthago (heute Tunis) und Alexandria (Ägypten).
Nach jahrzehntelangen Schlachten hat Rom die nordafrikanische Stadt Karthago 2 besiegt. Nun
streckt der berühmteste Feldherr Roms Julius Caesar (Eroberer Galliens3) seine Fühler nach
Ägypten aus. Doch hier wird im Jahre 52 v. Chr. ein siebzehnjähriges Mädchen Königin: Kleopatra.
Im Jahre 48 v. Chr. wird sie von machthungrigen Feinden aus Alexandrien vertrieben. Caesar
erreicht unterdessen mit seinem Heer Ägypten, wirft sich auf den Boden und ruft: „Da halte ich
dich, Afrika!“4 Cleopatra lässt sich in einen Teppich wickeln. Dieser wird vor die Füße Caesars
gelegt und entrollt. Er staunt nicht schlecht, verliebt sich in das junge Mädchen und setzt sie
wieder als Königin ein. Im Sommer 47 v. Chr. bringt sie einen Sohn zur Welt, den einzigen
Sohn, der Caesar geschenkt wird. Er erhält den Namen Ptolomäus Caesar. Der Doppelname ist
ein Programm: Das Kind soll der Erbe römischer Macht und ägyptischer Tradition werden, der
Universalerbe der antiken Weltreiche.
Im Jahre 46 v. Chr. folgt die Königin des Ostens mit dem göttlichen Kinde dem großen Caesar
nach Rom. In diesen Monaten reift in dem Römer Caesar der große Gedanke einer Weltmonarchie östlichen Stils, legitimiert durch die Heirat mit der Erbin der Pharaonen, verklärt durch die
göttliche Anbetung des herrschenden Monarchen. Ein Weltreich, das von Gibraltar bis nach Persien reicht und das Mittelmeer wie einen Binnensee umschließt – so wie es die junge Kleopatra
geträumt hat. Schon rüstet Caesar zum entscheidenden Feldzug gegen die Parther, die Herren des
Euphratlandes. Doch da wird Caesar am 15. März 44 v. Chr. von einer Gruppe altrömischer Republikaner unter der Führung von Brutus und Cassius ermordet.
Kleopatra flieht nach Ägypten, wo sie wieder ihren Thron einnimmt.
In Rom gibt es zwei mächtige Männer, die die Nachfolge Caesars antreten wollen: Octavian
(der Großneffe Caesars) und Antonius. Antonius zieht in den Orient, um dort die Herrschaft
Roms zu festigen. Octavian bleibt in Rom, um dort seine Macht auszubauen.
In Tarsus (der Heimatstadt des Apostels Paulus) lernt Antonius die Kleopatra kennen, wobei sein
Schicksal sogleich besiegelt ist.5 Sie kommt mit einem Prachtschiff mit Pupursegeln und das
Heck mit Gold verziert, begleitet von 60 Schiffen. Er folgt ihr nach Ägypten. Ihre vereinigte
Macht steht drohend gegen Octavian im Westen. Antonius nimmt Kleopatra zur Frau. Sie hat nur
ein Ziel: Macht über Ägypten und Unabhängigkeit von Rom.
Octavian verfolgt die Vorgänge im Osten mit der lauernden Gelassenheit eines Löwen, der auf
sein Opfer wartet. Antonius kann seine Macht im Orient ausdehnen. Nun gibt es zwischen den
1
Staufer, Christus u. die Caesaren, S. 45-73.
Zu den punischen Kriegen vgl. dtv-Atlas zur Weltgeschichte, I, 81
3
Eroberungszüge Cäsars: dtv-Atlas, I, 91
4
Heinrich Stadelmann: Kleopatra, S. 19.
5
Heinrich Stadelmann: Kleopatra, S. 120
2
3
Rivalen keine Kompromisse mehr. Jeder Sieg des Antonius ist eine Niederlage Roms. Denn jeder Sieg des Antonius ist ein Sieg Kleopatras! Ein Mann, der einer Ägypterin Schleppe trägt, der
seinen Triumphzug6 nicht in Rom feiert, sondern in Alexandria, der die römischen Provinzen an
Ausländer verschenkt, der ist kein Römer mehr.
Im Spätsommer des Jahres 32 v. Chr. erklärt der Senat von Rom der Königin Kleopatra den
Krieg. Mit der Führung des Feldzuges wird der dreißigjährige Octavian betraut.
Antonius und Kleopatra wollen noch im Herbst 32 v. Chr. nach Italien übersetzen und Rom erstürmen. Aber sie verspäten sich, müssen in Griechenland überwintern und verbringen ihre Zeit
mit rauschenden Festen.
Octavian kommt unterdessen mit seiner Kriegsflotte nach Griechenland, wo er bei Aktium die
Schiffe von Antonius in die Enge treibt und monatelang blockiert. Schließlich besiegen die Römer die Flotte des Antonius. Die Seeschlacht bei Aktium 32 v. Chr. steht für die politische
Wende in Rom: Octavian hat nun keine Konkurrenten mehr. Er kann allein herrschen. Aus der
Republik Rom wird eine Monarchie.
Kleopatra erkennt sofort den Ernst der Lage und kehrt zurück nach Ägypten. Antonius folgt ihr.7
Doch sie kümmert sich nicht mehr um ihren Gatten und bereitet sich auf die Ankunft des Octavians vor. Octavian rückt mit seine Truppen in Ägypten vor. Hinter dem Rücken ihres Gemahls
schickt sie ihre Truppen zu dem römischen Feldherrn, die sich mit ihm verbünden. Antonius
rechnet nun mit den Truppen von Herodes d. Gr. Doch dieser ist wie Kleopatra mit allen Wassern gewaschen und lässt sein Heer zu spät ankommen. Antonius erkennt seine verzweifelte Lage und stürzt sich ins Schwert.
Als Octavian vor Kleopatra erscheint, da umwirbt sie ihn mit ihrem weiblichen Charme. Doch
der Imperator bleibt kühn. Er will sie in Rom in seinem Triumphzug öffentlich zur Schau stellen.
Als die römischen Soldaten die Königin abholen wollen, entdecken sie ihren Leichnam in königlicher Würde auf ihrem Bett.
Nun sind für Octavian in Rom alle Türen offen. Im Jahre 27 v. Chr. überträgt der Senat auf
Octavian das Amt des Oberbefehlshabers der Streitkräfte des Imperiums: Die Bezeichnung „Imperator“ wird zum Titel des Kaisers.8 Ihm wird der göttliche Würdenamen Augustus verliehen,
d. h. der Anbetungswürdige, der Erhabene. In diesem Sinne bezeichnet ihn der römische Dichter Virgil als „den Weltheiland, der kommen soll.“9 Im Jahre 12 v. Chr. wird
Augustus Pontifex Maximus (eigentlich „der höchste Brückenbauer“, also „der höchste Priester“, der die Religion bestimmt) und 2 v. Chr. erhält er den Titel „pater patriae“ (Vater des Vaterlandes).10 Augustus ist der Begründer des römischen Kaisertums (des
Prinzipats). Die Machstellung des Princeps (des Ersten des Senats) beruht rechtlich auf einer
Reihe ihm verliehener Sonderrechte, faktisch auf dem Oberbefehl über das Heer. Die bisherigen
6
Nach erfolgreichen Schlachten kehrt der Feldherr mit seinem Gefolge nach Rom zurück. Dann zieht er auf dem
Triumphwagen glorreich in die Stadt ein. Auf dem Triumphwagen sind die besiegten Könige gebunden, gefolgt von
gefangenen Soldaten. Das Volk steht am Straßenrand, jubelt dem Feldherrn zu und verspottet die Gefangenen. Der
Apostel Paulus gebraucht dieses Bild vom Triumphzug in Kol. 2, 15 in Bezug auf den Sieg Jesu über Satan.
7
Heinrich Stadelmann: Kleopatra, S. 260
8
Vorher durften sich auch andere Feldherren als Imperatoren bezeichnen lassen, und zwar dann, wenn in einer
Schlacht mindestens 6000 Feinde niedergemetzelt worden waren (Jos., bell., VI, 16, Fußnote). Cäsar: dtv-Atlas, I,
91.
9
Staufer, Christus und die Caesaren, S. 75.
10
Brockhaus Enzyklopädie, Bd. 2, S. 328 f.
4
republikanischen11 Elemente werden durch monarchische Tendenzen in den Hintergrund gedrängt. Augustus nennt sich selbst Imperator Caesar Divi filius (Oberbefehlshaber, Kaiser,
Sohn Gottes). Auch der Titel „Heiland und Retter“ (griech. „Soter“) wird ihm zuerkannt. In
den Gedichten Vergils ist von einem Friedensreich12 die Rede, das durch die Ankunft (Advent)
des Kyrios (des Herrn) aufgerichtet wird.13 Diese Hoffnung also gab es, dass das römische Reich
einmal ein Friedensreich sein würde. Auf diesen Friedensbringer wartete man.
Auch die späteren Kaiser nennen sich „Soter“ () und „Erschienene“ ( = Epiphanie). Der Kaiserkult14 wurde im 2. Jh. n. Chr. zu einer Gefahr für das Christentum. Denn wer dem Kaiser
nicht räucherte, der erkannte ihn nicht als Gottkaiser, als den Heiland und Retter für die Menschheit, als den erschienenen Gott (oder Gottes Sohn) an, der war auch eine Gefahr für Rom und
musste liquidiert werden. Es kam zu großen Christenverfolgungen.
Nun verstehen wir, weshalb der Prophet Daniel das vierte Reich, nämlich Rom, als
das antichristliche bezeichnet, das den Höchsten lästert (Dan. 7,25). Gerade zu dem
Zeitpunkt, als Gott seinen Sohn, den Heiland und Retter („Soter“) in die Welt sendet, da treten
die römischen Kaiser als Gottkaiser, Söhne Gottes, Retter und als Herren auf – ein taktischer
Plan des Feindes Gottes (ein Antipol), um die Menschheit zu verführen. Christus ist der Erschienene (2. Tim. 1,10: Erste Ankunft des Sohnes Gottes) und der Erscheinende (2. Thess. 2,8: Zweites Kommen Christi auf die Erde, um das Friedensreich aufzurichten). Viele Menschen erkennen, das Jesus der wahre Friedensbringer ist, der wahre Heiland und Retter („Soter“: Luk. 2,11 !
Joh. 14,6).
„Denn euch ist heute der Heiland (der Retter: der „Soter“) geboren, welcher ist
Christus (der Messias: der Gesalbte), der Herr (der Kyrios), in der Stadt Davids.“
Luk. 2,11.
Jetzt erst verstehen wir die brisante und aktuelle Aussage dieses Verses: Für die Heiden in der
Welt bedeutet diese Ankündigung in der Nacht: Der eigentliche, wahre Retter („Soter“) ist gekommen, der den Menschen Frieden bringt. JESUS ist der einzige (!) HERR (Kyrios), d. h. der
einzige Weltherrscher, der Anbetungswürdige15
Und für die Juden bedeutet diese Nacht: Endlich hat sich die alttestamentliche Prophetie erfüllt.
Der Messias ist da.
Für Rom und für viele Juden, die Jesus nicht erkannten, war diese Engelsankündigung eine Herausforderung, intolerant, anmaßend, eben ein Antipol, d. h. der Mensch muss sich nun entscheiden: Entweder Kaiserkult oder JESUS! Entweder Rom oder Bethlehem! Beides zusammen geht
nicht!
11
Zur römischen Republik: NTAK, I, 143ff.
12
Selbst die pagane Welt weiß um das kommende Friedensreich, nur in verkehrter Weise.
E. Lohse, Umwelt, S. 161.
14
Gigon, S. 78
15
Auch jetzt heißt es noch, dem Staat zu dienen, aber man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen, die sich
anmaßen, selber Gott zu sein.
13
5
Noch heute hat die Proklamation von Luk. 2,11 nichts an Aktualität und Brisanz verloren, im
Zeitalter des Pluralismus, wo man angeblich die Wahrheit in allen Religionen entdecken will.
Doch Gottes Wort hat sich und wird sich bewahrheiten: Dieser erschienene Mensch Jesus ist
zugleich der Sohn Gottes (Matth. 16,16), der König aller Könige und HERR (Kyrios) aller Herren (Offb. 19,16).
Die Herren der Welt gehen, aber unser HERR kommt!
1. Herodes I. , d. Gr.
Herodes d. Gr. regierte von 37 v. Chr. bis 4 v. Chr. Von allen Herodianern ist er wohl der bekannteste und durch seinen Kindermord zur Zeit der Geburt Jesu auch der berüchtigte Herrscher.
Doch auch seine Söhne werden im NT erwähnt: Wer hat nicht schon einmal den Namen Herodes
Antipas oder Herodes Philippus gehört? Wir wollen uns nun einen Überblick über die einzelnen
Herodianer verschaffen und entsprechende Textstellen in der Bibel dazu lesen.
Wie kam Herodes an die Macht, nachdem über 100 Jahre lang die Hasmonäer (Makkabäer) über
Israel regiert hatten? Seit 37 v. Chr. hatten die Römer entgültig Israel unter Kontrolle. Hätten sie
nicht einen Römer als Regenten über das Land setzen können? Auf keinen Fall! Denn das hätte
das jüdische Volk nicht geduldet. Ein Bürgerkrieg ohne Ende hätte es im Land gegeben. Da kam
Herodes den Römern gerade im rechten Augenblick.
Vom jüdischen Volk wurde allein die Hasmonäerdynastie anerkannt: Der Herrscher musste ein
Jude sein.
Die Vorteile des Herodes:
- Er war Idumäer (zwangsjudaisiert durch Hyrkan I.)
- Heirat der Mariamne I., die aus dem Hause der Hasmonäer stammte. Dadurch erhielt Herodes die königliche Würde.
- Herodes war Römer (dieses Privileg hatte sein Vater Antipater erhalten). Somit konnte er
sich auf röm. Hilfe verlassen. Die Römer duldeten ihn als Regenten in ihrem besetzten Gebiet. Er war den Römern untertan. Dennoch hatte er aber freie Hand zum Regieren.
1.1. Der letzte Hasmonäerkönig
Antigonus regierte von 40 – 37 v Chr. Er wurde durch die Parther eingesetzt. Herodes war mit
seiner Frau nach Rom geflohen. Nachdem die Römer die Parther geschlagen hatten, konnte Herodes mit seiner Truppe in Israel einmarschieren. Er erobert Jerusalem und lässt Antigonus enthaupten.
6
1.2. Die Hohepriester - Frage
Herodes durfte das Amt eines Hohenpriesters wegen seines idumäischen Blutes nicht übernehmen. Mariamne I. setzte sich dafür ein, dass ihr Bruder Aristobul III. dieses Amt bekommen sollte.
Des Herodes listiger Plan bestand darin, dass der noch minderjährige Aristobul III. beim Tauchen im Schwimmbecken nicht mehr an die Oberfläche kam.
1.3. Herodes als Opportunist
Zwei mächtige römische Senatoren machten sich die Herrschaft strittig: Antonius im Osten und
Octavian im Westen.
In Ägypten fand die Entscheidungsschlacht statt. Antonius, verbündet mit der ägyptischen Herrscherin Kleopatra, zitierte Herodes mit seinem Heer zu sich, um gegen den anrückenden Octavian zu kämpfen. Doch wer im Krieg auf der falschen Seite kämpft, ist der dumme. Herodes lässt
seine Truppen so langsam gehen, dass er „ zu spät“ kommt.
Als Octavian mit seinen Schiffen Ägypten erreicht und das Land einnimmt, findet er Antonius
und Kleopatra Tod vor.16
Zu dem Sieger Octavian spricht Herodes: „Achte nicht darauf, wessen Freund ich war, sondern
wessen ich in der Zukunft sein werde.“ Octavian wird der erste Kaiser in Rom (vorher regierte
allein der Senat: Republik) und nennt sich von nun an Augustus (vgl. Luk. 2,1).17
Herodes erobert in kurzer Zeit mit der Hilfe von römischen und jüdischen Söldnertruppen ein
großes Gebiet: Idumäa, Judäa, Samaria, Galiläa, Batanäa, Dekapolis und Peräa.
Augustus bestätigt Herodes als König. Er nennt sich gerne König!18 Dulden das die Römer ohne
weiteres? Hatten sie nicht zu befürchten, dass Herodes einen eigenen Staat gründet? Nein, denn
das Römische Imperium war zu mächtig. Alle Länder rund um das Mittelmeer hatten sie fest
unter Kontrolle. Herodes war den Römern untertan und somit durfte er sich König nennen. Der
Titel war für Rom nur ein Kinderspiel.
1.4. Tod der Mariamne I.
Kehren wir nun zurück zu Herodes d. Gr. und zu seiner Frau Mariamne I., also zu den politischen Verhältnissen in Israel zur Zeit der Geburt Jesu.
Folgender Befehl sollte stets bei langer Abwesenheit des Herodes befolgt werden: Wenn er nicht
zurückkäme, sollte seine Frau umgebracht werden. Als Marianne I. das herausbekam, wurde sie
so sehr verbittert, dass sie gegen ihn kämpfte. Obwohl Herodes seine Frau sehr liebte, ließ er sie
dennoch hinrichten.
Die Dynastie blieb dennoch bestehen, weil Mariamne ihm bereits zwei Söhne geschenkt hatte:
Alexander und Aristobul (vgl. Tabellen): Ihre Erziehung genossen sie in Rom.
16
Jos., bell, I, 20
Tenney, die Welt des NT, S. 22
18
Jos., bell., I,14
17
7
1.5. Bautätigkeit des Herodes d. Gr.
Berühmt wurde Herodes I. durch seine große Bautätigkeit.
Um den Juden seine Gunst zu erzeigen, restaurierte Herodes den Tempel zu Jerusalem. Er erhielt
die Gestalt wieder, die er einst zur Zeit des Königs Salomo hatte. Die Aussage von Jh. 2,20 bezieht sich mit auf diese Bautätigkeit. Von dem sog. herodianischen Tempel blieb nur die Klagemauer übrig. Somit liegt in Mt. 24, 1.2 kein Widerspruch zur Archäologie vor.
Aber auch die hellenistischen Städte baute er aus.
Die Festung auf dem Masada-Felsen geht ebenfalls auf Herodes I. zurück.
Die Burg Antonia nordwestlich des Tempels ließ er restaurieren.
An der Küste ließ Herodes eine neue Stadt errichten und nannte sie Caesarea Maritima19 (benannt nach dem Kaiser). Vorher existierte dort am Mittelmeer nur ein kleiner Hafen. Nun baute Herodes I. an dieser Stelle eine
große Stadt. Israel-Reisende können sich heute die Ausgrabungen anschauen: Das Aquädukt (die 15m hohe Wasserleitung), das Theater (4000
Sitzplätze) und das Hippodrom (Pferderennbahn mit 10.000 Plätzen). Dort
in Caesarea weihte er dem Augustus (Gott- Kaiser) einen Tempel. Das hätte ein richtiger Jude
nicht getan.
Inzwischen entdeckte man auch Überreste vom Palast des Herodes. Der Palast lag im Südteil der
Stadt auf einer steil ins Meer vorspringenden Felszunge. Zuerst gelangte man in einen Speisesaal
mit luxuriösen Mosaiken. Dann folgte ein 35 Meter langes Schwimmbecken. Herodes und seine
Gäste konnten, auf drei Seiten von hoch aufbrausenden Meereswogen umgeben, in einem ruhigen, geheizten Swimming-Pool baden. Ins Meer vorgeschoben befand sich abschließend eine
halbrunde Empfangshalle mit Meerblick.20
Caesarea ist uns im NT weiter bekannt durch das Wirken des Philippus (Apg. 8,40), durch Petrus
(Apg. 10) und durch die zweijährige Gefangenschaft des Paulus. Von Paulus heißt es: „Er ließ
Paulus im Palast (wörtlich: Praetorium) des Herodes in Gewahrsam halten“ (Apg. 23,35). In
Caesarea fand man auch eine Steintafel mit dem Namen „Pilatus“.21
An der Stelle der zerstörten Stadt Samaria wurde ebenfalls eine neue Stadt gebaut: Sebaste, zu
Ehren des Augustus (vormals Octavian): sebastan (gr.) – augustus (lat.) = der Erhabene.
Das Herodion wurde als Festungspalast auf dem 758 Meter hohen Hügel 12 km südlich von Jerusalem gebaut. Die Festung wurde nach Herodes benannt. Im Mai 2007 wurde dort am Fuße des
Berges das Grab des Herodes gefunden.22
19
Maritima: Meer = Cäsarea am Meer (Mittelmeer).
R. Riesner in: Idea spektrum 2 / 93, S. 21.
21
Abb. in: Das Gr. BL, III, S. 1213
20
8
1.6. Die Söhne des Herodes
Nach dem Tode der Mariamne I. kehrte die erste Frau des Herodes an den Hof zurück: Doris,
natürlich mit ihrem Sohn Antipater (vgl. Tabellen).
Kurz darauf kamen Alexander und Aristobul (die Söhne der Mariamne I.: Siehe Tabellen) aus
Rom. Sie behandelten ihren Halbbruder, der keine Bildung besaß, wie einen Dorfschreiber. Es
kam zu Reibungen.
Giftmischungen wurden entdeckt. Und das Gerücht ging um, dass die Söhne der Marianne I.
ihren Vater beseitigen wollten. Daraufhin ließ Herodes seine Söhne Alexander und Aristobul
hinrichten.
Antipater wurde nach Rom geschickt23, um später als Thronfolger bestätigt zu werden. Er bekam sie von den Römern. Zurück aus Rom, wollte er sogleich die Herrschaft an sich reißen. Herodes entdeckte zuvor das Gift24 und ließ Antipater eliminieren.
Aus dieser Zeit stammt die Aussage des Augustus: „ Ich möchte lieber das Mastschwein (gr.
hyos) des Herodes sein als sein eigener Sohn (gr. hyios).“
Die Dynastiepläne waren nun dahin, denn die übrigen 6 Söhne entstammten nicht dem Hasmonäergeschlecht.
Herodes war verbittert und krank. Weil er seine Mariamne I. nicht vergessen konnte, heiratete
er eine weitere Frau und nannte sie einfach Mariamne II. (Tabelle). Von Mariamne II. kommt
Herodes Boethos Philippus, der Onkel der Herodias, die in wilder Ehe mit Herodes Antipas lebte
(Matth. 14).
Von der vierten Frau des Herodes, Malthake, stammen Archelaus (Mt. 2,22) und Herodes Antipas (Mt. 14).
Auch mit einer gewissen Kleopatra von Jerusalem hatte Herodes einen Sohn: Herodes Philippus
(Lk. 3,1).
Eines wusste Herodes d. Gr. aus dem Alten Testament: Es gab bei den Juden die Messiaserwartung. Wenn der Messias kommt, dann wird jener als König regieren. Herodes müsste als Idumäer
den Königsthron räumen.
22
Reflektierende Lektüre über das Leben des Herodes d. Gr.: factum 1/2000: Peter Fimmel u. Rolf Höneisen: Herodes I. König und Kindermörder.
23
Josesphus: Jüd. Krieg, I, 31
24
Wenn man mit so viel Gift zu tun hat, dann ist es nicht verwunderlich, wenn die Könige einen Mundschenken,
einen Vorkoster hatten (vgl. Gen. 40,1).
9
1.7. Die Finanzreform des Augustus
Grundlage: Lk. 2,1-2
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zurzeit, da Quirinius Statthalter (Präfekt) in
Syrien war.“
In dem Bibeltext wird von einer Volkszählung gesprochen und davon, dass
Quirinius Statthalter von Syrien war. Der Bericht des Josephus lautet etwas
anders. Wir wollen beide Fakten unter die Lupe nehmen.
Kaiser Augustus musste unbedingt die Staatsfinanzen sanieren:
- Es gab kein System, um die Zahlfähigkeit der Bevölkerung zu erfassen.
- Es gab keine Meldeämter
- Von einer Buchführung war keine Rede
- Deshalb wurde nun die erste Volkszählung durchgeführt.
Die zwei Schätzungen
Augustus berichtet in seinem Rechenschaftsbericht (Monumentum Ancyranum), dass er mehrmals Schätzungen durchführen ließ. Es gab zwei Arten von Schätzungen, die zu verschiedenen
Zeiten durchgeführt wurden: Den „census populi Romani“, die Zählung römischer Bürger und
den Provinzialzensus des Volkes.
Der Provinzialzensus gliedert sich in zwei Teile:
1.Teil: Apographe, d. h. die Aufschreibung von Personen.
2.Teil: Die Apotimesis, d. h. die eigentliche Schätzung der Vermögenswerte.
Auch diese beiden Schätzungen des Provinzialzensus fanden zu unterschiedlichen Zeitpunkten
statt.
Wer war Prokurator von Syrien?
Publius Sulpicius Quirinius (Vulgata: Cyrenius) war „legatus Augusti pro praetore“, d. h. Stellvertreter des Kaisers in der Provinz Syrien. Es wurde inzwischen eine Grabplatte entdeckt, worauf dieser Titel von Quirinius bestätigt wird.
Die offizielle Prokuratorenliste von Syrien lautet folgendermaßen:
1. Quirinius: 11 v. Chr. – 8 v. Chr.
2. Saturnius: 8 v. Chr. – 6 v. Chr.
3. Varus: ab 6 v. Chr. (Jos., bell., I,31)
4. Quirinius: zusammen mit Varus in außerordentlicher Mission (auch solche konnten dann
als Prokuratoren angeredet werden).
10
Der Bericht des Josephus:
Josephus berichtet davon, dass Quirinius im Jahre 6 n. Chr. eine Volkszählung durchführen ließ
und dass es dabei zu einem Aufstand durch den Gaulaniter Judas (vgl. Apg. 5,37) gekommen sei
(ant. Jud. XVIII, 1,1 u. 2,1).
Lösungsvorschläge25:
 Es gab zwei Schätzungen: Die erste erfolgte zur Zeit der Geburt Jesu. Dabei handelt es sich
um die Schätzung der Personen (die Apographe). Lukas bezeichnet diese Schätzung als die
erste des Provinzialzensus. Quirinius war zu diesem Zeitpunkt in außerordentlicher Mission
in Syrien (als Varus Prokurator von Syrien war) und führte eine Schätzung in Israel durch.
Wer in außerordentlicher Mission tätig war, konnte ebenfalls als Prokurator bezeichnet werden (dafür gibt es viele Belege).
 Durch eine Inschrift ist uns jetzt auch eine syrische Schätzung unter einem gewissen Quirinius bekannt. (CH. Rengstorf, Luk., NTD, S. 28).
 Die zweite Schätzung (Vermögenswerte, die Apotimesis) fand dann 6 n. Chr. statt, während
ein gewisser Judas einen Aufstand anzettelte (Apg. 5,37). So auch Josephus.
 Nicht immer sind alle Geschichtsdaten überliefert. Was für Lukas und die Leser der Evangelien im 1. Jh. n. Chr. selbstverständlich nachvollziehbar war, dass ist bei uns nach 2000 Jahren nicht immer mehr der Fall. Wir lassen die Fakten so stehen wie sie sind, ohne sogleich
Harmonierungsversuche zu unternehmen.
 Lukas recherchiert die Geschichte sorgfältig (Lk. 1, 1-4!), er befragt Zeugen, lässt sich durch
Augenzeugen aufklären und schreibt alles unter der Leitung des Hl. Geistes auf. Der Geist
leitet in alle Wahrheit und irrt nicht.
1.8. Der Kindermord
Textgrundlage: Mt. 2, 1 - 8. 16 - 18
16 Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus
und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren,
nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
17 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht :
18 »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und
wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«
Mt. 2, 16 – 18
Als Herodes alt, krank und verbittert war, tauchen die Weisen aus dem Osten auf.
Mt. 2,1: Den neugeborenen König suchen sie selbstverständlich im königlichen Schloß zu Jerusalem.
Mt. 2,2:
25
Herodes reagiert nicht mit einem Zornesausbruch; dafür war er viel zu schlau.
Zur gesamten Diskussion vgl. A. Rehn in: Das Gr. BL, Bd. III, S. 1361 -1363
11
Mt. 2, 3: „und er erschrak und mit ihm das ganze Jerusalem.“ Weshalb ganz Jerusalem? Weil
das Volk nun neue messianische Unruhen erwartete (= Krieg).
Mt. 2, 4: Herodes lässt Schriftgelehrte kommen. So wenig kennt er sich in der Schrift aus!
„Christus“ ist das griechische Wort für den hebräischen Begriff „ Messias“ (der Gesalbte).
Vers 5: „ Zu Bethlehem“! Nun weiß der fanatische König, wo er suchen muss.
Vers 6: »Und du, Bethlehem im jüdischen Land, bist keineswegs die kleinste unter den Städten
in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
Aber wenn die Juden schon gefragt werden, wo der Messias geboren wird, dann wollen sie in
ironischer Weise auch dies betonen: „ ......aus dir. ...“, d.h. aus Bethlehem und nicht aus Jerusalem. Die Nachkommen des Herodes sind in Jerusalem zur Welt gekommen. Sie haben also keinen messianischen Anspruch.
Zu Vers 6 gibt es bei den Rabbinern zwei Auslegungsmöglichkeiten (bzw. zu Mi. 5, 1):
a) Theologie des Leidens: Der Messias wird in größter Niedrigkeit und Armut in der entlegendesten Stelle geboren.
b) Theologie der Herrlichkeit (theologia gloriae): Der Messias ist aber gar nicht so gering, denn
er ist der Herr. Der „Hegemonos“ (griech. h`gou,menoj) ist ein Herrscher, ein Fürst, der das
Volk Gottes weiden wird. Jesus ist Hirte und Herrscher zugleich.
Die Schriftgelehrten vertraten eine theologia gloriae (b), d.h. der Messias wird der Hirte und der
König des ganzen Volkes Israel sein.
Vers 7: Die Weisen hatten einen langen Weg hinter sich. Wie viel Zeit war seit der Geburt
Christi vergangen? Die ungefähre Zeitspanne wird indirekt in Vers 11 gegeben: Die Weisen gingen in das Haus (th.n oivki,an : Haus). Joseph und Maria hatten inzwischen Unterkunft in einem
Haus gefunden, nachdem die Volkszählung vorüber war. Monate waren vergangen. Herodes
wollte sicher gehen und legt die Grenze bei 2 Jahren fest. Bis zu diesem Alter werden alle Kinder in Bethlehem und Umgebung getötet (V. 16).
Vers 16: der Kindermord wird in der Profangeschichte nicht erwähnt; auch bei Josephus nicht.
Der Charakter aber des Herodes spricht für die Authentizität des biblischen Berichtes.
12
1.9. Der Tod des Herodes d. Gr.
Im hohen und greisen Alter lässt Herodes noch am Vorbau des Tempels zu Jerusalem einen Adler (das Zeichen Roms) anbringen.26 Fanatische Pharisäer entfernen ihn. Herodes lässt sie daraufhin lebendig verbrennen.
Sein Tod sollte kein Freudenfest, sondern ein Trauerfest sein. Deshalb sollten am Sterbetag prominente Leute getötet werden. Als Herodes dann starb, wurden jene freigelassen.
2. Die Nachfolger Herodes des Gr.
Herodes d. Gr. hatte neun Söhne. Drei hatte er hinrichten lassen. Von den gebliebenen sechs
hatte er dreien sein Reich versprochen:
1. Archelaus (Jos.: Jüd. Krieg, II,1)
2. Herodes Philippus (Jos.: Jüd. Krieg, II,6)
3. Herodes Antipas
2.1. Archelaus:
Archelaus bekommt Judäa (einschließlich Idumäa und Samaria27) und regiert nur von 4 v. Chr. 6 n. Chr. Erwähnt wird er in Mt. 2, 22:
„Als er (Josef) aber hörte, dass Archelaus in Judäa König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er
sich, dorthin zu gehen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott und zog ins galiläische Land.“
Archelaus hatte den Charakter seines Vaters geerbt. Das kommt in Mt. 2,22 zum Ausdruck: Joseph und Maria meiden die Königsstadt Jerusalem und ziehen gemäß einer Offenbarung nach
Nazareth. Archelaus hat sich König nennen lassen, doch haben die Römer diesen Titel nicht bestätigt.
Archelaus war kein fähiger Politiker.28 Das spürten die Juden, und es kam zu Aufständen. Der
römische Legat Varus aus Syrien musste mit seinen Legionen eingreifen, und er vollzog 2000
Kreuzigungen.29 Archelaus wurde bald seines Amtes enthoben. Er wurde nach Vienna in Gallien
verbannt.30 Und die Römer übernahmen fortan selbst die Herrschaft in Judäa (einschließlich Samaria). Judäa war nun kein Sattelitenstaat mehr, sondern das Land gehörte unmittelbar zum
römischen Imperium. Von nun an regierten hier röm. Prokuratoren, die mit ihren Auxiliartruppen unruhige Gebiete kontrollierten. Der berühmteste Prokurator von Judäa ist wohl Pontius
26
Jos.: Jüd. Krieg, I, 33.
T. Dowley: Atlas, S. 59. Vgl. auch Jos.: Jüd. Krieg, II,6,3.
28
Jos.: Jüd. Krieg, II, 1,2-3.
29
Jos.: Jüd. Krieg, II, 2,2.
30
Jos.: Jüd. Krieg, II, 7,3.
27
13
Pilatus. Die Prokuratoren von Judäa regierten meist in Caesarea am Meer (vgl. Apg. 23, 23. 33),
um vor den Unruhestiftern in Jerusalem in Sicherheit zu sein.
In der Burg Antonia blieb nur eine kleine Abteilung röm. Soldaten. Zu den Festtagen zog dann
der Prokurator nach Jerusalem, um dort sofort zur Stelle zu sein, falls es zu Unruhen kommen
sollte.
Die oberste Rechtsgewalt lag nun in der Hand des Stadthalters. Das jüdische Synedrium durfte
zwar die religiösen Angelegenheiten selbst regeln, doch durfte es keine Todesurteile erlassen
(Joh 18, 31).31
Exkurs: Präfekt (Prokurator), Prokonsul, Pilatus und Prätorium
1. Der Präfekt (Prokurator)
Der Präfekt32 (Prokurator) war kaiserlicher Legat in den römischen unbefriedigten Provinzen.
Sie waren unmittelbare Vertreter der kaiserlichen unbefriedigten Provinzen. Sie unterstanden
also direkt dem Kaiser. Die Präfekten wurden dort eingesetzt, wo es immer wieder zu Aufständen kommen konnte. Ihnen standen deshalb Auxiliartruppen zu Seite. Zunächst führten sie den
Titel eines Präfekten, erst unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) tritt der Titel Prokurator auf.33
Der griechische Begriff für Prokurator lautet „hegemoneuontos“ (h`gemoneu,ontoj ) oder „hegemon“ (): ML 1912: Landpfleger, ML 1984 / ELB rev.: Statthalter.
Römische Präfekten (Prokuratoren) waren zum Beispiel:
- Quirinius (Lk. 2,2) : Syrien
- Pilatus (Lk. 3,1 ; Mt. 27,2. 11 ff.; 28,14; Lk. 20,20): Judäa (einschl. Samaria).
- Felix: Apg. 23, 24.26.33; 24, 1.10: Judäa
- Festus: Apg. 26, 30 ; (24, 27): Judäa
2. Der Prokonsul
Die Prokonsuln waren Vertreter der konsularischen (und kaiserlichen) befriedeten Provinzen.
Die Prokonsuln (oder Prätoren, ML 1912: Landvogt; ML 1984: Statthalter; ELB rev.: Prokonsul; Griechisch: „Anthypato“: avnqupa,tou) waren auch Verwalter bestimmter römischer Kolonien. Die römischen
Kolonien waren Siedlungen mit vornehmlich römischen Bürgern und sie hatten das Recht auf eine bestimmte Selbstverwaltung.
Vgl. Apg. 13, 7-8 (Zypern, wo der Prokonsul Sergius Paulus durch den Apostel Paulus zum Glauben an
Jesus kommt); Apg. 18, 12 ( Korinth); 19, 38 (Ephesus).
Die Prokonsulen wurden von Liktoren (strathgoi. „strategoi“34: Stadtrichter / Hauptleute) und Quästoren
begleitet und unterstützt (Apg. 16, 22).
31
Die Steinigung des Jakobus fand in dem Interregnum zwischen zwei Prokuratoren statt und stellte auf jeden Fall
eine Kompetenzüberschreitung dar (F.F.Bruce, Zeitgeschichte des NT, Teil 1, S. 206 f.).
32
NTAK, I, 149-158.
33
Tacitus (pace Tacitus, Ann. 15,44) nennt Pilatus einen Prokurator (H.F.Bayer: Das Evangelium nach Markus,
HTA, Witten, 2008, Exkurs 14: Pontius Pilatus). Vgl. auch NTAK, I, 148.
34
Der im griechischen Neuen Testament verwendete Begriff „strategos“ hat mehrere Bedeutungen: Prätor, Hauptmann oder auch Tempelhauptmann des jüdischen Tempels in Jerusalem.
14
3. Pontius Pilatus
Pontius Pilatus war von 26 - 36 n. Chr. Präfekt (Prokurator) von Judäa.35 Im Jahre 1961 wurde in Cäsarea
am Mittelmeer der sogenannte Pilatus-Stein gefunden mit den lateinischen Initialen: Pontius Pilatus
praefectus Judaeae.36 Der jüdische Schriftsteller Philo von Alexandria berichtet, dass die Amtsführung
von Pilatus aus „Bestechlichkeit, Gewalttätigkeit, Räubereien, Misshandlungen, Beleidigungen, fortgesetzten Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren, fortwährender, unerträglicher Grausamkeit“ bestanden
habe.37 Er nahm keine Rücksicht auf das religiöse Empfinden der Juden und ließ eines Nachts römische
Feldzeichen, die die Bilder des Kaisers trugen, nach Jerusalem bringen.38 Erst als die Juden erklärten,
lieber sterben zu wollen als eine Verletzung des jüdischen Gesetzes zu ertragen, gab er schließlich den
Befehl, die Feldzeichen wieder aus der Stadt zu entfernen.
Pilatus ließ auch Geld dem Tempelschatz (hebr. Korban) entnehmen39, um eine Wasserleitung zu bauen.
Als einmal galiläische Pilger in Jerusalem opfern wollten, richtete er unter ihnen ein Blutbad an:
Es kamen aber zu der Zeit einige, die berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. (Luk. 13,1)
Des Umsturzes verdächtige Personen ließ er verhaften und töten (vgl. Mk 15, 7). Pilatus bleibt eine Quelle der Irritation. Der Kaiser Tiberius zieht ihn 36 n. Chr. ab, weil er wiederum ein unnützes Blutbad unter
den Samaritern inszeniert hatte.40 Er musste sich schließlich in Rom vor Gericht verantworten. Seine historischen Spuren verlieren sich. Heute steht im Jerusalem-Museum der Pilatusstein neben dem KaiphasSarkophag.
4. Das Prätorium
Das Prätorium (griech. „praitorion“, lat. „praetorium”) bezeichnet den Amtssitz eines römischen Statthalters, dessen Gebäude zugleich als Kaserne (Mt. 27,27; Mk. 15,16) dienten. Es gab z. B. ein Prätorium in
Cäsarea, der ehemalige Palast des Herodes, wo Felix den Paulus verhörte (Apg. 23,35). In Jerusalem befand sich das Prätorium wohl nicht in der Burg Antonia, sondern im Palast des Herodes gegenüber der
Südwest-Ecke des Tempels.41 In der Burg Antonia gab es eine römische Garnison, die den Tempelberg
bewachte (Apg. 21, 27-40). Die Prokuratoren jedoch benutzten den Palast des Herodes als Prätorium. Vor
dem Prätorium, in dem Jesus von Pilatus verhört (Jh. 18,33) und von Soldaten verspottet wurde (Mt.
27,27; Mk. 15,16), befand sich ein Steinpflaster (Jh. 19,13: Gabbata: griech. „lithostrotos“ = Steinpflaster; auf hebräsich, d. h. aramäsich „gabata“ = von „gabbetha“ = Anhöhe) mit dem Richterstuhl (griech.
„bema“: Jh. 19,13).42
35
Zusammenfassung: Bayer, a.a.O.: 550-552.
NTAK, I, 127. Bayer, a.a.O., 550.
37
Legatio ad Gaium 302 in E. Lohse, Umwelt, S. 27.
38
Jos.: Jüd. Krieg, II, 9,2.
39
Jos.: Jüd. Krieg, II, 9,4.
40
Jos.: Geschichte des jüd. Volkes, 18,85-87.
41
Stadtplan bei Rienecker/Maier, Lexikon zur Bibel, Sp. 794.
42
Vgl. Rienecker/Maier, Lexikon zur Bibel, Sp. 1247 f. und R. Riesner in: Das Gr. BL, III, S. 1221 ff. / Vgl. auch
die Stadtkarte von Jerusalem: T. Dowley, Atlas, S. 65.
36
15
2.2. Herodes Philippus
Herodes Philippus regierte von 4 v. Chr. – 34 n. Chr. (vgl. Lk. 3,1 ).43
Herodes Philippus, Sohn der Kleopatra und Herodes d. Gr., war Tetrarch der Bezirke nordöstlich des Sees Genezareth: Ituräa, Gaulanitis, Batanäa, Auranitis u. Trachonitis (vgl. Landkarten).44
Im Klassischen Griechisch ist ein Tetrarch (lat. „tetra“ = vier) jemand der über den vierten
Teil eines Gebietes regiert (daher der Name „Vierfürst“, so ML 1912 u. ELB, besser als ML
1984: Landesfürst). In diesem Fall über den vierten Teil des Gebietes von Herodes d. Gr.
Die Römer dagegen bezeichneten jeden Herrscher über einen Teil einer orientalischen Provinz
als Tetrarchen.45
In dem Gebiet von Herodes Philippus herrschte eine entspannte Atmosphäre. Auf seinen Reisen
führte er jeweils einen Richterstuhl mit sich, damit er alle Justizfälle sofort erledigen konnte.
Nördlich des Hule–Sees baute er die Stadt Panion46 (heute Banias) um47, die er seinen und den
Namen des Kaisers gab: Caesarea Philippi. Das geschah im Jahre 4 v. Chr., also ist damit der
Kaiser Augustus gemeint. Hier fand auch das Bekenntnis des Petrus statt (Mt. 16, 16).48
In Kapernaum befand sich eine kleine Grenz- und Zollstation, der eine Wachmannschaft des
Herodes Antipas lag, deren Kommandant in Mt 8, 5-13; Lk 7,1-10 erwähnt wird (Hauptmann
von Kapernaum).
Herodes Philippus war der erste jüdische Herrscher, der Münzen prägen ließ, die das Bildnis des
römischen Kaisers tragen. Da die von ihm regierte Bevölkerung nur zu einem kleinen Teil jüdisch war, brauchte er auf das Bedenken der Juden, kein Menschenbildnis herzustellen, keine
Rücksicht zu nehmen. H. Philippus starb ohne Nachkommen zu hinterlassen.
2.3. Herodes Antipas
a) Das Gebiet des Herodes Antipas
Der zweite Sohn des Herodes d. Gr., der einige Gebiete49 erbte, war Herodes Antipas, der 4 v.
Chr. bis 39 n. Chr. regierte (vgl. dazu Luk. 3,1). Er war ein hinterlistiger und schlauer Mensch.
Er regierte über Galiläa und Peräa.50 In seinem Gebiet wuchs Jesus von Nazareth auf.
43
Jos.: Jüd. Krieg, II, 6,3.
Vgl. T. Dowley, Atlas, S. 59 und Oxford Bible Atlas, p. 86
45
D. H. Wheaton in: Das Gr. BL, III, S. 1542
46
factum 5 / 2004, S. 17
47
Vgl. Rainer Riesner in: GBL, I, 225.
48
Begleitlektüre: factum 5/2004: Alexander Schick / Carsten P. Thiede: Pan, Augustus, Christus, 16-23.
49
Jos.: Jüd. Krieg, II, 6,3.
44
16
b) Tiberias
Herodes Antipas baute am See Genezareth eine Stadt, die er zu Ehren des Kaisers Tiberius den
Namen Tiberias gab.51 Deshalb wird auch manchmal der See Genezareth See Tiberias genannt
(Joh. 6,1; 21,1). Während der Bautätigkeit wurde ein alter Friedhof mit Totengebeinen freigelegt.
Die Juden reagierten sehr empfindlich, wenn eine Stadt auf einem Friedhof gebaut wurde, weil
man dann unrein wird (Lev. 21,1). Der Tetrarch baute trotzdem weiter. Als er aber dann mit dem
Bau fertig war, bekam er für die Stadt keine Bewohner. Herodes Antipas hat daraufhin kriminelle und sozialschwache Leute dort zwangsangesiedelt. Es waren alles Leute, die es mit der jüdischen Frömmigkeit nicht so ernst genommen haben und deshalb war dieses Gebiet auch in dem
jüdischen Krieg nicht so sehr hineingezogen worden. Die Stadt blieb unzerstört. Später wurde
hier in Tiberias die Mischna geschrieben und auch der palästinensische Talmud wurde in dieser
Stadt verfasst. In Tiberias befinden sich die Gräber von Rabbi Aqiba (1. Jh. n. Chr.) und von
Maimonides (1138-1204 n. Chr.).
c) Herodes Antipas und Johannes der Täufer
Der Wunsch des H. Antipas bestand darin, dass er einmal ein so großes Gebiet wie sein Vater
regieren würde. Dazu musste er die hasmonäische Dynastie fortsetzen. Das konnte er nicht, weil
er kein Hasmonäer war. Er entstammte dem idumäischen Geschlecht. Er hätte Herodias, seine
Nichte, heiraten müssen, die Nachfahre der Mariamne I., denn sie entstammte hasmonäischen
Geschlechts (siehe genealogische Tabellen). Außerdem war Herodias schon vergeben, und zwar
an ihren Onkel Herodes Philippus Boethos. Josephus nennt den Mann der Herodias einfach Herodes, Matthäus (14,3) und Markus (6,17) nennen ihn dagegen Philippus (man darf ihn also nicht
52
mit dem Tetrarchen Herodes Philippus aus Luk. 3,1 verwechseln: Punkt 2,2). Die Perikope von Matthäus umfasst 12 Verse, die des Markus 15 Verse.
Was sollte H. Antipas nur tun?
Bei einem Treffen in Rom lernte H. Antipas die Herodias kennen und beide schlossen einen
Komplott. Sie verließ mit ihrer Tochter Salome ihren Mann (Herodes Philippus Boethos) und
Herodes Antipas schickte seine Frau, eine Tochter des Nabatäerkönigs Aretas53, fort. Dann zogen beide (Herodias und Herodes Antipas) zusammen.
Wenn Johannes der Täufer sagt, dass es nicht gut ist, diese Frau zu nehmen54, heißt es, dass
eventuelle Nachkommen aus dieser Ehe uneheliche Kinder sind und keine Thronerben sein können (vgl. Mt. 14). Johannes hatte ihn also an der empfindlichsten Stelle getroffen.
Herodes Antipas ließ Johannes d. T. daraufhin gefangen setzen, aber töten wollte er ihn nicht,
denn er hörte ihn gern (Mk. 6,20). Das war der Herodias gar nicht recht. Als H. Antipas seinen
Geburtstag in einer reinen Männerclique (vgl. Mk. 6,21) feierte und das Fest mit viel Alkohol
den Höhepunkt erreicht hatte, da ließ Herodias ihre Tochter Salome (vgl. Tabelle) plötzlich als
Tänzerin auftreten. Antipas war davon in seinem betrunkenen Zustand so begeistert, dass er ihr
50
Vgl. Tim Dowley: Atlas, 59.
Karte: T. Dowley: Atlas, 62.
52
Vgl. F. F. Bruce, Zeitgeschichte NT, Teil 1, S. 31. Siehe auch Jos.: Jüd. Krieg, II, 9,6.
53
Der Nabatäerkönig Aretas rächte sich an H. Antipas und brachte ihm eine empfindliche Niederlage bei.
54
Johannes d. Täufer erkennt die erste Ehe zwischen Herodes Philippus Boethos mit Herodias an (Schöpfungsordnung), das Zusammenleben zwischen Herodes Antipas und der Herodias als Konkubine aber nicht.
51
17
die Hälfte seines Königreichs versprach (Mk. 6, 23). Das hätte er im nüchternen Zustand nicht
getan, weil die Römer das Wort „ König oder Königreich“ nicht gerne hörten. Salome geht hinaus, um sich mit ihrer Mutter zu besprechen (Mk. 6, 24), ein Hinweis, dass es sich nur um eine
reine Männergesellschaft handelte. Salome fordert daraufhin den Kopf Johannes des Täufers.
Die Stimmung schlägt sofort um, aber Herodias hat ihr Ziel erreicht (Mk. 6, 28c).
d) Herodes Antipas und Jesus
Jesus wirkte in seinem Herrschaftsbereich.
Als Antipas von Jesu Wundern erfuhr, da meinte er zunächst, dass Johannes der Täufer auferstanden wäre (Mk. 6, 14). Deshalb wollte der Tetrarch Jesus gerne sehen (Lk. 9,9)
Aber Jesus durchschaut diesen Mann und nennt ihn wegen seiner Hinterlistigkeit einen Fuchs
(Lk. 13, 31-32). Als später Pilatus in dem Verhör Jesu erfährt, dass der Nazarener eigentlich in
die Hände des Herodes Antipas gehört, da schickt er ihn zu demselben, der sich gerade in Jerusalem aufhält.55 Jener aber legte Jesus ein weißes Kleid um und schickt ihn zu Pilatus zurück.
Daraufhin werden Pilatus und Herodes Antipas Freunde. Zuvor waren sie einander Feind, weil
Antipas Dynastiepläne hatte und sein Gebiet erweitern wollte (Lk. 23, 6-12). Wenn die Welt über
das Christentum urteilt, ist sie sich einig.
e) Das Ende des Herodes Antipas
Herodias lag dem Antipas in den Ohren.56 Er solle sich doch vom Kaiser Caligula die Königswürde erbeten. Caligula schöpfte in Bezug auf sein Machtstreben Verdacht und ließ Herodes
Antipas nach Lugdunum (Lyon) in Gallien verbannen.
2.4. Herodes Agrippa I.
A. Der Name
Der römische Thronanwärter Antonius, der den Osten beherrschte, hatte einen Feldherrn namens
Agrippa, zu Ehren des Antonius gab Herodes d. Gr. seinen Enkeln den Beinamen Agrippa.
B. Herodes Agrippa I. als Marktaufseher
Herodes Antipas, der Tetrarch von Galiläa, benötigte nach dem Bau der Stadt Tiberias einen
Marktaufseher für dieselbe. Da erinnerte ihn seine Konkubine Herodias daran, dass sie noch einen Bruder hat, nämlich Herodes Agrippa I., Sohn des hingerichteten Aristobul.
Herodes Agrippa I. wurde in Rom erzogen und nun bekam er die Stelle als Marktaufseher bei
seinem Onkel in Tiberias. Aber bald war ihm dieser Posten zu gering. Und weil er Schulden
machte, musste er alsbald fliehen, und zwar nach Rom.
55
56
Vgl. Stadtkarte bei Tim Dowley, Atlas, 65: Palast des Herodes Antipas.
Vgl. Jos.: Jüd. Krieg, II, 9,6.
18
C. Herodes Agrippa I. – König von Trachonitis
König von Trachonitis (37n. Chr. - 44 n. Chr.): Vgl. Landkarten.
Wer sollte nach dem Tode des Herodes Philippus Tetrarch von Trachonitis (einschließlich Batanäa, Auranitis, Gaulanitis und Ituräa)57 werden?
Herodes Agrippa I. saß in Rom im Gefängnis. Doch als Kaiser Tiberius starb und Caligula die
Macht ergriff, wendete sich das Blatt. Caligula hat seine Jugendfreunde aus dem Gefängnis entlassen, darunter Herodes Agrippas I. Und Caligula gab ihm sogar die Königskrone und schickte
ihn nach Trachonitis.
Sein Onkel Herodes Antipas wollte nun auch die Königskrone erhaschen. Doch daraus wurde
nichts. Denn Kaiser Caligula entthronte ihn. Nun wurde Herodes Agrippa I. auch König von Galiläa und Peräa. Und 41 n. Chr. bekam Herodes Agrippa I. auch noch Judäa (einschließlich Samaria u. Idumäa).58 Nun regierte er das Reich, das einst sein Großvater beherrscht hatte. Es ist
schon von Nutzen, wenn man des Kaisers Freund ist.59
Kaiser Caligula verlangte, dass im Tempel zu Jerusalem sein Standbild aufgerichtet werden sollte. Doch ehe es dazu kam, wurde er ermordet.60
D. Biblischer Bezug
Textstelle: Apg 12
Herodes Agrippa I. benahm sich nach Außen hin als frommer Jude. Die Christen aber ließ er
verfolgen. Er tötete Jakobus, den Bruder des Johannes (Apg. 12, 2) Und als er merkte, dass er
den Juden darin eine Gunst erwies, ging er noch härter gegen die Christen vor. Er ließ auch Petrus ins Gefängnis werfen.
Es heißt im biblischen Text (Apg. 12,20), dass Agrippa sich im Streit mit Tyrus und Sidon befand. Handelte es sich um einen Handelskonflikt? Josephus schweigt darüber. Tyrus und Sidon
gehörten wohl zur Enklave des Großreiches Agrippas und wahrscheinlich hatten sie wegen dem
Konflikt mit Agrippa Angst vor Sanktionen und vor einem wirtschaftlichen Ruin.
Josephus berichtet, dass Agrippa sich während eines Festes als ein Gott verehren ließ und dann
plötzlich so heftige Schmerzen bekam, dass er daran starb. Seine letzten Worte: „Unsterblich
nennt ihr mich und doch streckt der Tod schon seine Arme nach mir aus.“61
Die Bibel konstatiert: „… da schlug ihn der Engel des Herrn, weil er die Ehre nicht Gott gab“
(Apg. 12, 23).
57
T. Dowley, Atlas, S. 59.
Somit ist Judäa innerhalb der Amtszeit des Herodes Agrippa I. keine kaiserliche Provinz mehr, sondern ein Klientelstaat.
59
Über die Freigiebigkeit des Herodes Agrippa I. siehe Jos.: Jüd. Alt. XIX, 7,3. Seine Bautätigkeit: Jos.: Gesch.
XIX, 7,5. Sein Tod: ebd. XIX, 8,1-2.
60
Jos.: Jüd. Krieg, II, 10, 1-5.
61
Jos.: Jüd. Alt. XIX, 8,2.
58
19
2.5. Herodes Agrippa II.
Apg.25, 13 – 26, 32
Einige Zeit nach dem Tode Agrippas I. erhält der Sohn Herodes Agrippa II. nicht das ganze
Herrschaftsgebiet des Vaters, sondern nur die Gebiete, die einst Herodes Philippus regiert hatte,
also nordöstlich des Sees Genezareth.62
Herodes Agrippa II. regierte von 50 n. Chr. – ca. 94 n. Chr.
Judäa wird wiederum den römischen Prokuratoren unterstellt: Felix und Festus, um nur die bekanntesten zu nennen oder Flavius Silva, der Belagerer von Masada.63
Allerdings darf Herodes Agrippa II. über das hohepriesterliche Amt verfügen.
Anstoß rief er dadurch hervor, dass er ständig seine Schwester Berenike bei sich hatte (Apg. 25,
13). Sie setzte sich aber positiv für die Juden ein, berichtet Josephus.64
Man erzählte sich, dass die Geschwister in blutschänderische Gemeinschaft lebten.
Von Herodes Agrippa II. wird in Apg 25, 13 - 26, 32 berichtet. Da Herodes Agrippa II. sich mit
den jüdischen Traditionen gut auskennt, wird ihm bei einem Besuch in Caesarea bei Festus der
Apostel Paulus vorgeführt. Durch das Zeugnis des Paulus ist Agrippa II. so sehr angesprochen,
dass er beinahe Christ geworden wäre (Apg. 26, 28).
Agrippa II. bleibt lange an der Macht. Er verfolgt den Untergang Jerusalems. Josephus berichtet
im 2. Buch des Jüdischen Krieges von ihm.
Mit Herodes Agrippa II. enden die herodianischen Studien während des
neutestamentlichen Zeitalters. Durch die Vertreibung der Juden aus dem
Land zerplatzen alle Dynastiepläne von Herrschaft und Königtum.
2.6. Die Prokuratoren Felix und Festus
2.6.1. Felix
Felix war von 52 n. Chr. – 59 n. Chr. Prokurator in Judäa.
Von Kaiser Claudius wissen wir, dass er eine Kinderlähmung gehabt hat. Er hatte sich wenig in
der Öffentlichkeit gezeigt und sich wenig mit seinen Dienern und Sklaven angefreundet. Als er
Kaiser wurde, hat er seine Freunde in hohe Stellungen hinein berufen, darunter Felix (der Glückliche). Felix wurde Prokurator von Judäa. Als er einmal Herodes Agrippa I. besucht65, lernt er
dort dessen Tochter Drusilla kennen. Drusilla war eine Hasmonäerin, die aber schon vergeben
war. Dennoch nahm Felix sie zur Frau (Apg. 24, 24: „Drusilla, die eine Jüdin war“). Drusilla
träumte nun von einer neuen hasmonäischen Dynastie. Sie hatten auch einen Sohn. Er ist die
letzte Spur, die wir von der hasmonäischen - herodianischen Tafel besitzen.
62
Oxford Bible Atlas, p. 91. Vgl. auch NTAK, I, 150. Dazu kommen noch Abilene und Arca (Syrien).
Siehe Tabelle mit den Prokuratoren von Judäa bei M. C. Tenney, Die Welt des NT, Anhang, S. 460.
64
Jos.: Jüd. Krieg, II, 15,1.
65
Der Besuch fand also statt, als Herodes Agrippa I. noch lebte.
63
20
Als Paulus ihm von Keuschheit, Gerechtigkeit und dem zukünftigen Gericht erzählt, ist es kein
Wunder, dass er erschrak (Apg 24, 25). Dennoch blieb er hinterlistig und wollte den Apostel
gegen eine Kaution frei geben (Apg 24, 26). Was er bei dem Missionar nicht schaffte, dass gelang ihm bei den Juden (Apg 25, 27).
Tacitus schreibt über Felix: „In aller Grausamkeit und Lüsternheit hat er königliches Recht in
sklavischer Sinnesart gehandhabt.“66
2.6.2. Festus
Der Prokuratorenwechsel gehört zu den festen Daten, die wir haben, ca. 60 n. Chr.! Damit beginnt nun Apg 25. Festus ist ein sehr gewissenhafter römischer Beamte, der sich strikt an die
römische Staatsordnung hält. Weil Rom solche Beamte hatte, konnte sich das System halten.
Nachdem Festus die Akten des Paulus durchgesehen hatte, merkte er, dass es sich bei der Missionstätigkeit um eine weltweite Sache handelt. Das übersteigt seine Kompetenz, weil er nur für
Judäa zuständig ist. Deshalb ist er froh, als Herodes Agrippa II. aus Trachonitis kommt. Er
kommt, um Festus, den Neuankömmling, zu begrüßen (Apg 25, 13). Eigentlich hätte Festus sich
bei Agrippa II. vorstellen müssen; aber das hatte er nun nicht mehr nötig, weil der König zu dem
neuen Kaiser Nero keine näheren Beziehungen hatte. Agrippa II. konnte dem Festus nichts
Schädliches tun.
Festus weiß nicht, was er dem Kaiser in Bezug auf Paulus schreiben soll (Apg 25, 26). Er kennt
sich mit der Problematik nicht aus. Agrippa II. aber schon. Paulus hat deshalb am nächsten Tag
vor Festus und Agrippa II. zu erscheinen. Dem Festus hätte es genügt, wenn die Juristen anwesend gewesen wären. Aber Agrippa II. und Bernice lieben es, wenn von der Veranstaltung eine
Show gemacht wird. Deshalb kommen sie mit großen Gepränge (meta. pollh/j fantasi,aj
mit viel Pomp, Gepränge, Apg. 25, 23).
Paulus erzählt nun seine Bekehrungsgeschichte. Wie reagiert daraufhin der kühne Festus?
Er meint, dass Paulus rast, also außer sich geraten sei. Er gebraucht den Fachausdruck für Ekstase (Mai,nh| : „Maine“). Daher kommt der Ausdruck „Mantik“.
„Als er aber dies zu seiner Verteidigung sagte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist
von Sinnen! Das große Wissen macht dich wahnsinnig (ta. polla, se gra,mmata eivj mani,an
peritre,pei)“ - (Apg. 26, 24 ML).
Festus kennt die Mantik, die Mysterien, die Verzückung, die Ekstase. Er erkennt, dass Paulus
von einer anderen Welt redet. Er sieht auch, dass hinter dem Gesagten nicht der Geist der Mantik
steckt. Die Rede des Paulus ist nicht eines Kriminellen, der sich verteidigt. Festus hat das erkannt.
66
Tacitus, Historien, V, 9 in: E. Lohse, Umwelt, S. 31.
21
Festus weiß nun, dass das Studium der vielen Schriften Paulus in das Denken einer jenseitigen
Welt gebracht haben. Was sind das für Schriften? Festus kennt nur die Mysterienschriften. Agrippa II. dagegen kennt diese Schriften: Es sind die Propheten. Paulus weiß es.
„Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du glaubst.“ (Apg. 26,27).
Eine peinlichere Frage konnte Paulus in dieser Situation nicht stellen. Wenn Agrippa II. die
Antwort stehen lässt, dann käme gleich die Zusatzfrage: Welcher ist nun der wahre Messias?
Jesus Christus oder der, auf den die Messerstecher (die Zeloten) warten?
Aber soweit darf Agrippa II. das Gespräch nicht kommen lassen, denn dann hätte er die Juden
gegen sich. Agrippa II. ist in der Zwickmühle: Er will sowohl ein guter Römer sein als auch ein
Judenfreund. Er darf sich auch nicht ganz und gar zu dem messianischen Glauben bekennen,
weil sich der Krieg schon anbahnte und dann hätte er die Römer gegen sich. Agrippa II. will
Paulus loswerden und stellt nun das sachliche Urteil:
„Agrippa aber sagte zu Festus: Dieser Mensch könnte freigelassen werden, wenn er sich nicht
auf den Kaiser berufen hätte.“ (Apg. 26, 32).
Festus weiß jetzt aber, was er Rom zu berichten hat.
Nach Rom
Festus schickt Paulus nach Rom, und zwar mit einem Begleitschreiben (vgl. Apg. 28,16). Der
Inhalt muss positiv geklungen haben, denn der Apostel bekommt ein Privat - Quartier und nur
einen Bewacher. Es wäre kein Problem, seinen Bewacher abzulenken und zu fliehen. Aber sie
wussten, dass Paulus kein Verbrecher war. Rom kontrollierte seine Gegner durch Spionage. Der
Bewacher hatte zwei Jahre Zeit, die neue Religion kennenzulernen. Er kannte sämtliche Freunde
des Paulus. Ebenfalls las man seine Briefe. Vier kanonische Briefe schrieb der Apostel bei seiner
ersten Gefangenschaft in Rom: Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon. Aus seinen Briefen
und aus seinem Verhalten konnten die Römer schließen, dass man als Christ der Obrigkeit untertan sein sollte. Nun wussten die Römer, dass er kein Revolutionär war. Aber sollten sie ihn frei
lassen? Das durften sie nicht, denn damit hätten sie das Christentum als „religio licita“ (als anerkannte Religion) bestätigt.
Die Römer hatten eine andere Möglichkeit nach ihrem Gesetz: Paulus wurde freigelassen, aber
nicht freigesprochen (vgl. Apg. 28,30 und Phil. 2,24).
Diese Frist dauerte bei Paulus zwei Jahre. In dieser Zwischenzeit besuchte er einige Gemeinden
in Kleinasien. In seiner zweiten Gefangenschaft schrieb er den letzten Brief, den 2. Timotheusbrief.
Danach kam er bei der Christenverfolgung unter Nero ums Leben. Gemäß der Verheißung durch
Jesus hat er sicherlich vor Kaiser Nero das Evangelium bezeugt (Apg. 27,24).
Als römischer Bürger wurde er nicht gekreuzigt, sondern enthauptet.
22
3. Der jüdische Krieg
3.1. Beginn der Unruhen
Gessius Florus67, der Prokurator von Judäa, raubt 66 n. Chr. siebzehn Talente aus dem Tempelschatz.68 Empörte Juden verhöhnen den Prokurator, indem sie in Jerusalem umhergehen und für
den armen Statthalter um Geld betteln. Florus lässt daraufhin die Stadt plündern.
Die Juden geraten darüber in Wut, formieren sich und werfen die Römer aus der Stadt heraus.
Jerusalem befindet sich nun in der Hand der Aufständischen. Man stellte das Opfer, das täglich
dem römischen Kaiser Nero dargebracht wurde, ein. Das war ein Zeichen des offenen Aufruhrs.
Der günstige Zeitpunkt für die Zeloten war endlich gekommen.
Der Hohepriester Eleazer, der vergeblich das Volk beschwichtigen wollte, wurde ermordet. Der
römische Prokurator von Syrien rückte mit Hilfstruppen heran, aber es gelang ihm nicht Jerusalem zu nehmen.
Der Gegenschlag der Juden war so stark, dass die Römer Judäa verlassen mussten. Und schließlich gewannen die Juden auch noch Galiläa. Dorthin schickten sie den jungen Priester Flavius
Josephus, der die Stellung halten sollte.69
3.2. Die Römer schlagen zurück
Kaiser Nero beauftragt Vespasian, seinen tüchtigsten General, den Krieg gegen die Juden zu
führen. Vespasian geht mit seinem Sohn Titus in den Orient. Zunächst gewannen sie Galiläa.
Flavius Josephus schlug sich vorzeitig auf die Seite der Römer. Er sagte dem Vespasian voraus,
dass er Kaiser werden würde. Vespasian schenkte ihm das Leben und Josephus blieb im römischen Hauptquartier. Hier schrieb er die Geschichte des Jüdischen Krieges. Im Jahre 67 n. Chr.
befand sich ganz Galiläa wieder in der Hand der Römer.
3.3. Der Fall Jerusalems
Als die Christen spüren, dass für Judäa keine Hoffnung mehr besteht, fliehen sie nach Pella in
Peräa im Ostjordanland.70
Bereits Jesus hat den Untergang Jerusalems und die Zerstörung des Tempels angekündigt:
„Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier
nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Mt. 24,2
Im Lukasevangelium spricht der HERR:
20 Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt,
dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist.
67
Vgl. die Tabelle der röm. Prokuratoren bei M. C. Tenney, Umwelt, Anhang, S. 460.
Jos.: Jüd. Krieg, II, 14,6 und II, 17.
69
Jos.: Jüd. Krieg, II, 20.
70
Euseb, Eccl. III,5
68
23
21 Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und
wer auf dem Lande ist, komme nicht herein.
22 Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde alles, was geschrieben ist (vgl.
Jes. 65,12-15).
23 Weh aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf
Erden sein und Zorn über dies Volk kommen,
24 und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle
Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt
sind. Lk. 21, 20-24
In Bezug auf den Terminus „Tage der Vergeltung“ vgl. Mt. 22,7 (Rache / Bestrafung).
In Lk. 19, 43 – 44 wird uns der Grund für die Zerstörung Jerusalems gegeben:
„Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen,
44 und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein
auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden
bist.“
Auch das Gleichnis vom Hochzeitsfest in Mt. 22 bietet einen Hinweis auf die Vernichtung der
Stadt:
„Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und
zündete ihre Stadt an.“ Mt. 22, 7
Im Jahre 69 n. Chr. wird Vespasian von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Nun ist sein
Sohn Titus mit der Fortführung des Krieges beschäftigt.
Im Jahre 70 n. Chr. wird Jerusalem von 4 Legionen und starken Auxiliartruppen belagert und
schließlich gewonnen. Der Tempel wird verbrannt. Die Westmauer des herodianischen Tempels
bleibt stehen. Titus kann noch gerade ins Allerheiligste eindringen. Doch das Allerheiligste war
leer. Deshalb sagten die Römer: Die Juden seien Atheisten, weil sie kein Gottesbild haben. Der
Siebenarmige Leuchter und der Schaubrottisch aus dem Heiligsten nimmt er mit, um sie später
im Triumphzug mitzuführen. Dieser Triumphzug ist noch heute auf dem Titusbogen in Rom71
zu sehen.
An dieser Stelle wollen wir den Augenzeugen Josephus hören, der den Fall Jerusalems miterlebt
hat72:
Titus ließ Sturmböcke gegen die westliche Galerie des inneren Tempelhofes heranbringen.
„Schon ehe dies geschah, hatte übrigens der stärkste Widder trotz sechstägigen unausgesetzten
Stossens nicht das mindeste gegen die Mauerwand ausrichten können, und so widerstanden die
Quadern wegen ihrer Größe und der Festigkeit ihres Gefüges auch jetzt den neu hinzugekommenen Maschinen. Andere untergruben mittlerweile die Fundamente des nördlichen Thores und
brachen nach angestrengter Arbeit die vordersten Steine los, während das Thor selbst, von den
71
Eine Abb. findet sich in: Die Einzigartigkeit des NT, S. 55. Besser bei Grundmann, Umwelt, III, Tafel 171. Sehr
schöne Abb. auch im Lexikon zur Bibel, Rienecker/Maier, Sp. 1328 b (Tafel 69).
24
inneren Quadern gehalten, stehen blieb. Nunmehr verzweifelten die Römer an der Wirksamkeit
ihrer Maschinen und Hebel, und legten deshalb Leitern an die Halle an. Die Juden gaben sich
keine Mühe, sie dabei zu stören; kaum aber waren die Römer oben angelangt, als sie sich ihnen
entgegenwarfen und sie teils rücklings von der Mauer hinunterstießen, teils gegen die Brüstung
drängten und niedermachten.“73
„Unterdessen hatten die Soldaten bereits Feuer an die Thore gelegt, und das überall schmelzende Silber eröffnete den Flammen den Zugang zu dem hölzernen Gebälk, von wo sie prasselnd
hervorbrachen und die Hallen ergriffen.“
Schnell breitete sich das Feuer aus. Titus wollte eigentlich den Tempel erhalten, doch wurden die
Römer in dem Gemetzel mit den Juden nicht mehr Herr der Feuerflammen, so dass bald der ganze Tempel brannte. Nach der Eroberung des Tempels betrat der römische Feldherr mit seinen
Offizieren das Heiligtum des Tempels.
Mit Beute waren alle Soldaten so beladen, dass in Syrien das Pfund Gold um die Hälfte seines
Wertes im Preise sank.74
Nun wurde die Oberstadt eingenommen:
„Da die obere Stadt wegen ihrer Lage auf einem Abhang ohne Dämme nicht einzunehmen war,
beorderte der Caesar75 am zwanzigsten des Monats Loos die einzelnen Abteilungen seines Heeres zur Schanzarbeit.“ (Vgl. Luk. 19, 43).
Josephus berichtet im Zusammenhang mit der Eroberung Jerusalems von Himmelserscheinungen
zu dieser Zeit: Ein schwertähnliches Gestirn tauchte am Himmel auf; ein Komet blieb ein ganzes
Jahr lang am Himmel; nachts leuchtete ein Licht, das den Altar und den Tempel umstrahle und
durch die Wolken sah man bewaffnete Scharen reiten.76
Anschließend erobert Titus mit seinen vier Legionen den Rest der Stadt. Josephus berichtet, dass
sich knapp 3 Millionen Juden in der Stadt befanden, und zwar deshalb, weil es das Fest der ungesäuerten Brote gab, dass zusammen mit dem Passahfest gefeiert wurde.77 Die Angabe kann
stimmen, weil das Passahfest nur in Verbindung mit dem Tempel zu Jerusalem gefeiert werden
72
Im 16. Buch des Jüdischen Krieges beschreibt Josephus ausführlich die Eroberung Jerusalems.
Jos., bell., VI, 4
74
Es wird erzählt, dass das Gold des Tempels beim Brand in die Fugen der Steine zerfloss. Als nach einigen Tagen
der Brand geloschen und die Steine abgekühlt waren, zerlegten die römischen Soldaten Stein um Stein den Tempel,
um das Gold herauszukratzen. Somit habe sich das Wort Jesu erfüllt, dass kein Stein auf dem anderen bleiben werden (Matth. 24,2).
75
Gemeint ist nicht der Kaiser, sondern der Feldherr Titus, bzw. der Feldherr handelt im Auftrag des Kaisers.
76
Jos., bell., VI, 5. Einige Ausleger (vgl. David Chilton, die grosse Trübsal, Reformatorischer Verlag Beese, HH,
1996, S. 99 f.) meinen, dass sich an dieser Stelle manche Prophezeiungen der alttestamentlichen Propheten erfüllen
würden, die von Himmelserscheinungen am Tage des HERRN sprechen. Vgl. Jes. 13, 6-16; Joel 3 u. a. Aber die
prophezeiten Erscheinungen des AT sind ganz anders als die, von denen Josephus berichtet und außerdem beziehen
sie sich auf die letzte Zeit, also auf die Endzeit.
77
Jos., bell., VI, 9.
73
25
konnte. Selbst Josephus sieht diesen Zeitpunkt der Eroberung als göttliches Gefüge an, also als
Gericht Gottes über sein Volk.
Tausende von Menschen kamen bei dem Gemetzel ums Leben. Viele versteckten sich in den
Tunneln unter der Stadt und verhungerten dort. Die schönsten und größten Jünglinge wurden am
Leben gelassen, um sie für den Triumphzug aufzubewahren. Andere wurden in die Bergwerke
Ägyptens geschickt, manche wurden als Sklaven verkauft, und wieder andere kamen bei Tierfestspielen ums Leben.
In Rom ließ Vespasian der Friedensgöttin einen Tempel errichten und brachte da hinein einige
goldene Prachtstücke aus dem Tempel zu Jerusalem.78
3.4 Masada
Masada ist eine Festung auf einem hohen, unzugänglichen Berg am Westufer des Toten Meeres,
südlich von Engedi. Die Festung wurde von dem Hohepriester Jonathan (dem Bruder des Judas
Makkabäus) um 150 v. Chr. gebaut. Von Herodes d. Gr. wurde sie dann renoviert und erweitert.
Josephus zeigt eindrückliche Kenntnisse der Anlage.79 Unterhalb der Gipfelmauer ließ Herodes
einen Drei-Terassen-Palast anfertigen. Herodes sorgte vor. Wenn es einmal einen Putsch geben
sollte, dann würde er sich hier verschanzen. Vom Palast aus führte zur Gipfelhöhe ein in Stein
gehauener, von Außen unsichtbarer Weg. Der Gipfel war keine Spitze, sondern eine große Plattform mit Gebäuden, Ackerland (genug Getreide war vorhanden) und vielen großen Zisternen, in
denen in den Regenzeiten das Wasser gesammelt wurde.
Dorthin zogen sich nun einige Juden, die Sikarier, mit ihrem Anführer Eleazar zurück (73 n.
Chr.), nach Josephus sollen es 960 Personen gewesen sein (einschließlich Frauen und Kinder).
Die Sikarier (Dolchmänner) waren eine Untergruppe der Zeloten; sie trugen einen kleinen gekrümmten Dolch bei sich, den sie ihren Gegnern bei Festzügen in den Rücken stießen. 80 Aus der
Zeit des Herodes gab es dort noch genügend Waffen. Zum Berg hinauf führten zwei Wege: Der
Schlangenpfad, der sehr gefährlich war, weil er von tiefen Schluchten begleitet wurde und von
einem Westweg, der durch einen großen Turm unterbrochen wurde, so dass man nicht weitergehen konnte.
Die Römer lagerten sich mit ihrem Prokurator Flavius Silva am Fuße des Berges. Mehrere Kastelle umlagerten die Festung. Noch heute kann man die Ruinen der Kastelle gut erkennen.
Masada ließ er zudem mit einer Ringmauer umgeben, die mit Wachposten besetzt waren, um
mögliche Fluchtgelegenheiten abzuschneiden. Die Nahrungsmittel und das Trinkwasser mussten
aus weiter Ferne herbeigeschafft werden (evtl. Engedi).
78
Jos., bell., VII, 5
Jos., bell., VII, 8.
80
Grundmann, I, S. 167.
79
26
Die römische Taktik bestand darin, sie aushungern zu lassen, damit sie sich schließlich ergaben.
Doch die Juden waren bestens ausgerüstet. Daraufhin bauten die Römer eine riesige Rampe aus
Sand, hoch bis zur Spitze des Berges.81 Als Arbeiter verwendeten sie Juden, weil diese nicht
angegriffen wurden. Mit Katapulten und Rammböcken griffen die Römer dann an.82 Als sie
schließlich doch die Festung stürmten, erschraken sie. Vor ihren Augen lagen die Toten. Sie hatten alle Selbstmord begangen, damit die Römer keinen Triumphzug veranstalten konnten. Das
geschah im Jahre 73 n. Chr. Nur 2 Frauen mit 5 Kindern fanden sie lebend in einer Trinkwasserleitung vor.
Noch heute sieht man dort am Fuße des Berges die Befestigungsanlagen der Römer.83
Seit der Staatsgründung Israels 1948 werden die israelischen Soldaten auf Masada vereidigt, und
zwar sollen sie bis zum Tod kämpfen.
3.5. Die Zeit nach Masada
Frieden kehrte wieder ins Land. Die Juden durften ihre Religion frei ausüben, sofern sie nicht
politisch missbraucht wurde.
Aber mit dem Tempel war nun auch der Opferkult untergegangen.
Der Gottesdienst wurde in den Synagogen abgehalten. Die Tempelsteuer wurde weiterhin eingesammelt, allerdings war sie an den Römern abzugeben.
In Jamnia (Jabne) fand sich ein neues Synedrium zusammen, dem keine Priester und Ältesten
mehr angehörten, sondern nur Schriftgelehrte. Hier wurde dann auch der alttestamentliche Kanon 90 n. Chr. bestätigt.
4. Der letzte Aufstand unter Bar Kochba 135 n. Chr.
Kaiser Hadrian ( 117 nC – 138 nC ) befahl, dass an der Stelle des Tempels zu Jerusalem ein Heiligtum für den Jupiter errichtet werden sollte. Zudem verbot er die Beschneidung.
Noch einmal konstituierten sich die Juden und brachten Jerusalem und auch Judäa in ihre Gewalt.
Führer der Aufständischen wurde Bar Kochba.
Jener wurde von Rabbi Aqiba als der verheißene Sternensohn von 4. Mose 24, 17 begrüßt. Würde Bar Kochba wirklich der Messias sein, dann könnten die Juden das römische Joch endlich von
sich schütteln.
Doch es kam anders:
Bar Kochba wurde mit seinen Patrioten von den Römern vernichtend geschlagen. Der angebliche
Messias kam uns Leben.
81
Abbildung: T. Dowley, Atlas, S. 72. Siehe auch Abb. bei A. Millard, Schätze aus biblischer Zeit, S. 177.
Abb.: T. Dowley, Atlas, S. 72.
83
Bilder: Das Gr. BL , II , S. 932- 933 und Tim Dowley, Atlas, S. 72.
82
27
Damit war die Hoffnung, er werde als der Messias die Heilszeit heraufführen, zunichte geworden.
Die Juden wurden daraufhin weltweit zerstreut. Ihnen wurde verboten, Jerusalem zu betreten.
Auf den Trümmern der Stadt entstand eine neue, die von Nichtjuden bewohnt wurde.
Kaiser Hadrian (131 n. Chr.) gab der neuen Stadt den Namen „Colonia Aelia Capitolina“. Sie
wurde römische Kolonie. Der Bauplan der römischen Kolonie prägt bis heute den Verlauf der
Straßen in der Altstadt.
Er ließ an der Stelle des jüdischen Tempels einen Jupitertempel errichten: Jupiter Capitolinus.84
Das Wort „Capitolina“ steht a) für Burg und b) für den Jupitertempel.
Die Namensgebung „Capitolina“ geschieht also zu Ehren des Jupiter(tempels).
Der Name „Aelia“ ist ein Zusatzname Hadrians.
In der byzantinischen Zeit (5. Jh. n. Chr.) entstand der „Cardo Maximus“, eine Säulenstraße mit
Läden in Nord-Süd-Richtung. Noch heute können Besucher auf der „Cardo Maximus“ flanieren.
Voll Trauer gedachten die Juden alljährlich am 9. Ab ( Juli /August ) der Zerstörung Jerusalems.
Im 4. Jh. n. Chr. wurde es ihnen dann erlaubt, jeweils am 9. Ab die Stadt zu betreten und an der
Mauer, die vom herodianischen Tempel übrig geblieben war, ihre Klagegebete zu verrichten
(Klagemauer).
Epilog:
Hier endet die neutestamentliche Zeitgeschichte. An dieser Stelle müsste mit einer Geschichte
des Judentums fortgesetzt werden. Wir schließen die zeitgeschichtliche Darstellung mit den
Worten Jesu aus Lk. 21, 24:
„Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis
die Zeiten der Heiden erfüllt sind.“
84
Vgl. R. Riesner: „Jerusalem“ in: GBL, II, 672f.
28
5. Literatur über Tabellen und Karten der ntl. Zeitgeschichte
1. Tabellen zum herodianischen Herrscherhaus:
2) Examensmappe der BMO: Chronologische Tabellen zum NT: Punkt 9: Stammbaum des herodianischen Herrscherhauses.
3) Weitere Tabellen:
a) M.C.Tenney, Die Welt des NT: Anhang.
b) Rienecker/Maier: Lexikon zur Bibel, Sp. 691 f.
2. Die Herrschaftsgebiete der Herodianer:
1) Rienecker/Maier: Lexikon zur Bibel, Sp. 687 ff.
2) Tim Dowley, Atlas – Bibel und Geschichte des Christentums, S. 59
3) Oxford Bible Atlas, p. 86 s.
3. Tabellen zu den Römischen Kaisern:
1) Examensmappe der BMO: Chronologische Tabellen NT: Punkt 7: Kaiser, römische Statthalter und Herrscher.
2) David F. Payne, Panorama der biblischen Geschichte.
4. Tabellen zu den römischen Prokuratoren:
1) Examensmappe der BMO: Chronologische Tabellen NT: Punkt 7: Kaiser, römische Statthalter und Herrscher.
2) M.C.Tenney, Die Welt des NT, Anhang.
3) David F. Payne, Panorama der biblischen Geschichte.
5. Pflichtlektüre zur neutestamentlichen Zeitgeschichte mit Prüfung:
Merrill C. Tenney, Die Welt des NT, Teil 1.
6. Anhang I – VI – Tabellen und Karten
Anhang I:
Anhang II:
Anhang III:
Anhang IV:
Anhang V:
Anhang VI:
Haus des Herodes d. Gr.
Familie des Herodes
Landkarte Israel: Die Territorien der Herodianer
Stadtkarte von Jerusalem zurzeit JESU
Die römischen Prokuratoren im 1. Jh. n. Chr.
Die römischen Kaiser im 1. Jh. n. Chr.
29
30
31
Anhang III: Territorien der Herodianer
32
Anhang IV: Stadtkarte von Jerusalem im 1. Jh. n. Chr.
33
Anhang V: Die römischen Prokuratoren im 1. Jh. n. Chr.
34
Anhang VI: Die römischen Kaiser im 1. Jh. n. Chr.
Die römischen Kaiser
Zeit
30 v.Chr. – 14 n.Chr.
14 – 37 n. Chr.
Name
Augustus
Tiberius
Ereignis
Geburt Christi
Wirken und Tod Christi
(Adoptivsohn von
Augustus)
37 – 41 n. Chr.
Caligula
(Stiefelchen)
41 – 54 n. Chr.
Claudius
54 – 68 n. Chr.
Nero
68 n. Chr.
69 n. Chr.
69 n. Chr.
69 – 79 Chr.
Galba
Otho
Vitellius
Vespasian
79 – 81 n.Chr.
Titus
81 – 96 n. Chr.
Domitian
96 – 98 n. Chr.
98 – 117 n. Chr.
Nerva
Trajan
117 – 138 n. Chr.
Hadrian
Hinweis
Lk. 2,1
Lk. 3,1
Stadt Tiberias am See Genezareth
Wollte sein Standbild im
Tempel von Jerusalem
aufrichten lassen. Vorhaben scheiterte wegen seinem vorzeiten Tod.
Hungernot.
Vertreibung der Juden aus
Rom.
Prozess gegen Paulus.
Tod des Petrus.
Brand Roms: Christenverfolgung
Apg. 11, 28
Apg. 18,2 Priscilla u. Aquilla.
Sueton schreibt: Aufruhr in
Rom wegen einem “Chrestus”
(Christus?).
Apg. 25, 10-12
Apg. 27, 24
2.Tim. 4, 16.17
Das sog. Dreikaiserjahr.
Zerstörung Jerusalems.
Eroberung Massadas.
Titusbogen in Rom mit
Darstellungen der Eroberung Jerusalems.
Titel „dominus et deus“
(Herr u. Gott).
Johannes auf Patmos.
Erstes Gesetz, das die
Christenverfolgung regelt.
An der Stelle des Tempels
in Jerusalem entsteht ein
Jupiterheiligtum.
Juden dürfen die Stadt
nicht betreten.
Lk. 19,43f; 21, 20-24;
Mt. 22,7; 24,2
Offb. 1,9
Der neue Name der Stadt:
Colonia Aelia Capitolina =
Röm. Kolonie; Kapitol (Festung, Tempel) des Aelia (Zusatzname Hadrians).
35
7. Literatur und Hinweise

Wenn nicht anders erwähnt, wurde die Martin Luthe r Übersetzung von 1984, Deutsche
Bibelgesellschaft, Stuttgart, verwendet.

Die übrigen verwendeten Bibelausgaben, Übersetzungen sowie die Schriftfonds der zitie rten Verse entstammen „Bible Works 4.0“ (1999) bis 7.0 (2007), distributet by Hermeneut ika Bible Research Sotfware, Big Fork, Montana, USA.

Der Text wurde mit Microsoft Word 2007-2010 (Microsoft Corporation) erstellt und fo rmatiert.

Biblische ClipArts entstammen Masters Art Collection Nr. 7, ClipArts zur Bibel, Agathos
Verlag, Exxlesia Equipment, H. T. Mislisch, Sonthofen.

Weitere ClipArts sind PrintMaster Gold Deluxe 4.0 entnommen, Mindscape I nternational,
Mülheim a.d.R., 1997.
A.) Primärliteratur
1. Dio Cassius (155-235 n. Chr.): Römische Geschichte (700 v. Chr. bis 229 n. Chr., in Fragmenten erhalten).
2. Eusebius: Kirchengeschichte, hrsg. v. Heinrich Kraft, Kösel Verlag, München, 19812 (Euseb., Eccl.)
3. Josephus, Flavius: Geschichte des Jüdischen Krieges (fachliche Abkürzung: „bell.“ = lat.
„bellum“ = Krieg: bell. I, 1,1 = Buch I, Kapitel 1, Paragraph 1), übersetzt von Heinrich Clementz, Fourier Verlag, Wiesbaden. (Jos., Jüd. Krieg oder einfach: Jos., bell.).
4. Josephus, Flavius: Jüdische Altertümer (fachliche Abk.: ant. = Antiquitates = Altertümer),
Fourier Verlag, Wiesbaden. Übersetzt von H. Clementz. (Jos., Jüd. Alt.).
5. Sueton (70 – 130 n. Chr.): De Vita Caesarum (über die römischen Herrscher: Von Caesar bis
Domitian).
6. Tacitus (58 – 116 n. Chr.): Annalen (römische Geschichte von Augustus bis Nero).
B.) Werke zur neutestamentlichen Zeitgeschichte
1. Charles K. Barrett / Klaus Jürgen Thornton: Texte zur Umwelt des Neuen Testaments, UTB
1591, J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) Verlag, Tübingen, 1991 (2. erw. Auflage).
2. Beek, M.A.: Geschichte Israels. Von Abraham bis Bar Kochba, Walter Kohlhammr, Stuttgart, 1983, 184 S.
3. Bruce, Frederick F.: Zeitgeschichte des NT, TVG, Brockhaus, Wuppertal, 1986 (2 Teile in
einem Band). (Bruce, ZG). Neuerer Titel: F. F. Bruce, Basiswissen NT, Zeitgeschichte von
Kyros bis Konstantin, Brockhaus Verlag.
4. Bruce, Frederick F.: Außerbiblische Zeugnisse über JESUS und das frühe Christentum,
TVG, Brunnen-Verlag, Gießen, 52007.
36
5. Ehrlich, E.L.: Geschichte Israels von den Anfängen bis zur Zerstörung des Tempels (70
n.Chr.), Walter de Gruyter, Berlin, 1980, 158 S.
6. Fohrer, G.: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, UTB, 1990. (Fohrer,
Geschichte Israels).
7. Gafni, Shlomo S. (Yosch): Die Einzigartigkeit des Neuen Testaments, Hänssler, Neuhausen,
1983. (Die Einzigartigkeit des NT).
8. Gigon, Olof: Die antike Kultur und das Christentum, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn,
Gütersloh, 1966 (Gigon).
9. Graetz, Heinrich: Geschichte der Juden in 13 Bde., arani-Verlag, Berlin, 1998, ReprintAusgabe (Graetz, Gesch. d. Juden). Über die Herodianer und über den Untergang des jüdischen Staates: Bd. 3, Teil 1 (ab 9. Kapitel) und Bd. 3, Teil 2.
10. Gunneweg, A.H.J.: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis Bar Kochba und von Theodor
Herzl bis zur Gegenwart, Walter Kohlhammer, Stuttgart, 1989, 256 S.
11. Hans-G. Kippenberg / Gerd A. Wewers (Hg.): Textbuch zur neutestamentlichen
Zeitgeschichte, NTD Ergänzungen Bd. 8, Göttingen, 1979.
12. Bernd Kollmann: Einführung in die Neutestamentliche Zeitgeschichte, Darmstadt, 2006.
13. Werner Georg Kümmel / H. Lichtenberger: Jüdische Schriften aus hellenistischrömischer Zeit, 5 Bde. (in mehreren Teilbänden), Gütersloh, 1973-1998
14. Leipoldt, Johannes und Grundmann, Walter, Hrsg.: Umwelt des Christentums, Bd. 1 (Geschichte), Bd. 2 (Texte), Bd. 3 (Bilder), Evangelische Verlagsanstalt, Berlin, 19908 (Leipoldth / Grundmann, Umwelt).
15. Lohse, Eduard: Umwelt des NT, NTD Ergänzungsreihe 1, V & R, Göttingen, 1980 (E.Lohse,
Umwelt).
16. Maier, Johann / Schubert, Kurt: Die Qumran-Essener, UTB, Ernst Reinhardt Verlag, München, 1992.
17. Metzger, M.: Grundriss der Geschichte Israels, Neukirchener Verlag, Neukirchen – Vluyn,
1990, 249 S.
18. Millard, Alan R.: Schätze aus biblischer Zeit, Brunnen Verlag, Giessen, 1986. (Millard,
Schätze).
19. Millard, Alan R.: Pergament und Papyrus, Tafeln und Ton (Lesen und Schreiben zurzeit
Jesu), Brunnen, Gießen.
20. Neues Testamant und Antike Kultur, hrsg. v. Kurt Erlemann / Karl Leo Loethlichs: 5
Bde., Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn, 2004 ff. (NTAK).
Bd. 1: Prolegomena – Quellen – Geschichte (22004)
Bd. 2: Familie – Gesellschaft – Wirtschaft (2005)
Bd. 3: Weltauffassung – Kult – Ethos (2005)
Bd. 4: Gesamtregister, Tafeln (2006)
37
Bd. 5: Texte und Urkunden (2008)
(Dieses fünfbändige Werk wird das neue Standardwerk zur Umwelt des NT, so Eckhard Schnabel in seiner
Buchrezension zum ersten Band im Jahrbuch für evangelikale Theologie 2005. Die einzelnen Kapitel von
NTAK zu über 100 Themen des Gesamtwerkes wurden von 80 renommierten Wissenschaftlern geschrieben).
21. Pauly: Der kleine Pauly: Lexikon der Antike. Auf der Grundlage von Pauly’s Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter,
bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer, 5 Bände, Dtv,
1975.
22. Tenney, M. C.: Die Welt des NT, Verlag der Francke-Buchhandlung, Marburg an der Lahn,
1979 (Tenney, Welt des NT). Über die ntl. Zeitgeschichte: Teil 1.
23. Thiede, Carsten Peter / Viktor, Ulrich / Stingelin, Urs: Antike Kultur und Neues Testament,
Brunnen, Gießen, 2003.
24. Stadelmann, Heinrich: Kleopatra – Ägyptens letzte Königin, Paul Aretz Verlag, Dresden,
1924 (H. Stadlemann: Kleopatra)
25. Staufer, Ethelbert: Christus und die Caesaren, Siebenstern Taschenbuch Verlag, München
und Hamburg, 1966 (Staufer, Christus u. die Caesaren)
C) Nachschlagewerke
1. Bauer, Walter: Griechisch-Deutsches Wörterbuch zum NT, Walter de Gruyter, Berlin, 19715
(W. Bauer, WBNT).
2. Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bde., F.A. Brockhaus, Mannheim, 19.Auflage. (Brockhaus
Enzyklopädie).
3. Das Große Bibellexikon, hrsg. v. H. Burkhardt, F. Grünzweig, F. Laubach, G. Maier, Bd. 1 –
3, Brockhaus und Brunnen, Wuppertal und Giessen, 1987/88/89 (Das Gr. BL).
4. Dowley, Tim:Atlas – Bibel und Geschichte des Christentums, Brockhaus, Wupperal, 1997
(Dowley, Atlas).
5. Dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Bd. 1-2, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 198520
(dtv-Atlas).
6. Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, hrsg. v. H. Burkhardt u. U. Swarat, 3
Bde., Brockhaus, Wuppertal, 19982, (Ev. Lex. für Theologie u. Gemeinde).
7. May, H. G., Hrsg.: Oxford Bible Atlas, Oxford University Press, New York and Toronto,
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