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Naturschutz und Landschaftspflege
Höhlen - Fledermäuse - 1 -
Auszug aus der §24a Kartierungsanleitung Ba-Wü: Höhlen - Stollen
22. Geomorphologische Sonderformen
22.10 Höhle oder Stollen FFH 8310
Beschreibung:
Natürlich entstandene oder seit längerer Zeit nicht genutzte, künstliche, unterirdische Hohlräurne
Verbreitungsschwerpunkte:
Schwäbische Alb (Höhlen), Schwarzwald und Odenwald (Stollen).
Untergliederung:
22.11 Höhle FFH 8310
Natürlich entstandene unterirdische Hohlräume, in Baden-Württemberg weitgehend auf Kalkgebiete beschränkt und in Folge Auslaugung und Erosion durch Höhlengewässer entstanden.
Zum Biotoptyp Höhlen gehören auch die Höhleneingänge mit der speziellen Balmenvegetation.
22.12 Stollen
Künstlich entstandene, nicht gemauerte, unterirdische Hohlräume, zum Beispiel die Erzstollen
des Schwarzwaldes.
Typische Pflanzengesellschaft:
Scharfkraut-Balmengesellschaft (Sisymbrio-Asperuginetum) am Höhleneingang mit den kennzeichnenden Pflanzenarten Sisymbrium austriacum, Asperugo procumbens, Bromus sterilis, Bromus tectorum, Chenopodium hybridum.
Bedingungen zur Erfassung als §-24a-Biotop:
Erfaßt werden nicht touristisch erschlossene oder nicht intensiv genutzte Höhlenbereiche. Künstliche Hohlräume werden nur erfaßt, wenn sie nicht ausgemauert sowie seit längerer Zeit nicht
genutzt sind.
Unterschiede zur offenen Felsbildung(21.10):
Kein gewachsener Fels, sondern Ansammlung von Gesteinsbruchstücken oder Lockermaterial.
Bedingungen zur Erfassung als §-24a-Biotop:
Erfaßt werden alle auf weitgehend natürliche Weise entstandenen Gesteinshalden mit bis zu
50% Gehölzbewuchs.
Zu
-
verschlüsselnde Eigenschaften:
Hang in Bewegung (220)
mit Felsarten (533)
flechtenreich (512)
moosreich (514)
Naturschutz und Landschaftspflege
Höhlen - Fledermäuse - 2 -
5.3.2 Fledermäuse
K. RICHARZ
Fledermäuse benötigen aufgrund ihrer Lebensweise und Mobilität im Jahreszyklus sehr unterschiedliche Teillebensräume, die sich nach einer Grobgliederung ihrer Funktion in Winterquartiere,
Sommer- und Wochenstubenquartiere sowie Jagdbiotope unterscheiden lassen
Die 22 in Deutschland nachgewiesenen Arten bilden heute eine der gefährdetsten Tiergruppen. Als
Ursachen für diese Entwicklung sind folgende, komplex zusammenwirkende anthropogene Schadfaktoren zu nennen: Verlust geeigneter Quartiere, insbesondere der Wochenstuben- und Winterquartiere,
Vergiftung durch Dachimprägnierungen und -konservierungen, starke Beunruhigung und gezielte Vernichtung, Uniformierung der Landschaft, Einbringen von Giften in den Naturhaushalt, usw. .
Die Giftbelastung der Umwelt wirkt sich in direkt auf die Verringerung des Beuteangebotes an Insekten
aus, direkt führt sie über die Nahrungskette zu Schadstoffbelastungen der Fledermäuse. Die Verknappung des Nahrungsangebots (wohl auch die direkte Giftbelastung selbst) zählen sicher zu den Hauptgefährdungsursachen.
Als Jagdbiotope benötigen alle Arten struk turreiche Landschaften. Einige Fledermaus arten bevorzugen jeweils spezielle Biotopstruk turen wie lichte Baumbestände oder Gewässer reichtum.
Aus den Sommer- und Winterquartieransprüchen der einzelnen Arten läßt sich ableiten, welche Veränderungen für ihren Rückgang weiterhin ausschlaggebend sind und wo Schutz maßnahmen einsetzen
können.
Insgesamt sind zur Erhaltung und Sanierung der einheimischen Fledermauspopulationen folgende Entwicklungsziele anzustreben: weitgehender Verzicht auf Gifteinsätze, Beibehaltung traditioneller landwirtschaftlicher Wirtschaftsformen, Umkehrung der weitflächigen und teilweise sehr starken
Landschaftsveränderungen, Beendigung der Beunruhigung und Verfolgung der Tiere durch den Menschen, Erhaltung bestehender Quartiere und Erweiterung des Quartierangebots.
Obwohl zahlreiche Fragen zur Quartierwahl und den Biotopansprüchen der einheimischen Arten noch
offen sind, wird die Klassifizierung von Tab. 67 vorgeschlagen. Die Zusammenstellung erfolgte nach
Angaben bei BLAB (1980), GEBHARD (1982), RICHARZ (1984), RicilARZ, STUTZ und HAFFNER
(1984).
Weitere Hinweise finden sich in der angegebenen Literatur.
1), 2) Wärmeliebend, trockenwarme und höhlenreiche Landschaftsräume bevorzugend; Sommer- und
Winterquartier immer eng benachbart.
Die Arten 6, 8, 9, 12, 14, 16, 18, 19 überwintern auch in Felsspalten.
4) Einschließlich Mauerspalten; Wasserfledermäuse auch in feucht-kühlen Mauerspalten von Flußbrükken
5) Baumhöhlen und -spaltenbewohnende Arten nehmen im Sommer ersatzweise auch Fledermauskästen und Nistkästen an.
6) Nur an hohen und sehr hohen Gebäuden (z. B. Mehrfamilienhäuser, Schulhäuser, Hochhäuser,
Fabrikgebäude).
x Schwerpunkt
x Nebenvorkommen
Naturschutz und Landschaftspflege
Höhlen - Fledermäuse - 3 -
Naturschutz und Landschaftspflege
Höhlen - Fledermäuse - 4 -
Fledermäuse
Einige Hinweise zum Fledermausschutz (mit Links)
Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz
Der Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz ist ein verbandsübergreifender Zusammenschluß von Mitgliedern der anerkannten Naturschutzverbände BUND, GNOR, NABU und POLLICHIA sowie Mitarbeitern wissenschaftlicher Institute. Derzeit weist der Arbeitskreis ca. 60 aktive Mitglieder auf. Zwei ehrenamtliche Sprecher vertreten den Arbeitskreis nach aussen und leiten zusammen mit einem achtköpfigen Beirat die Geschäfte. Im Beirat
sind Vertreter der vier tragenden Verbände, der drei ehemaligen Regierungsbezirke, ein Öffentlichkeitsreferent
und ein Referent für Jugendarbeit vertreten. Jährlich findet eine Mitgliederversammlung in Zusammenhang mit
einer Fachtagung statt. Regional werden von den Mitgliedern eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen
durchgeführt (Vorträge, Exkursionen, Seminare), die bei der Bevölkerung und den Medien ein immer größeres
Echo finden und die allen fledermauskundlich Interessierten offenstehen.
Wenn Sie Fragen zum Fledermausschutz haben, oder an der Teilnahme an einer unserer Veranstaltungen bzw. an
einer Mitarbeit interessiert sind, rufen Sie uns einfach an. Die beiden Sprecher bzw. die regionalen Vertreter des
Arbeitskreises stehen Ihnen für Auskünfte gerne zur Verfügung. Alle Schutz- und Erfassungsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz sollten mit den jeweils zuständigen Gebietsbetreuern abgesprochen werden. Sofern für eine Verwaltungseinheit kein spezieller Betreuer benannt ist, dient der jeweils übergeordnete Koordinator als Ansprechpartner.
Zur effektiven Erhebung der Fledermausbestände ist der Arbeitskreis auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Kennen Sie Quartiere von Fledermäusen, haben Sie tote Tiere gefunden oder haben Sie Fragen, dann wenden Sie sich bitte an einen der Mitarbeiter des Arbeitskreises, der in Ihrer Region tätig ist. Auskunft über die Zuständigkeiten erhalten Sie auf der jeweilige Regierungsbezirksseite. Sie können uns Ihr Anliegen aber auch unter
[email protected] mailen. Wir werden schnellstens Ihren Gebietsbetreuer informieren, der sich dann mit
Ihnen in Verbindung setzt.
Kranke oder geschwächte Tiere
Finden Sie kranke oder geschwächte Tiere, sollte eine Kontaktaufnahme besonders eilig, das heißt telefonisch, erfolgen. Eine schnelle Reaktion ist oftmals lebensrettend. Nehmen Sie das Tier mit Handschuhen oder einem Tuch
vorsichtig auf. Vor Angst oder Schreck können Fledermäuse zubeißen. Bringen Sie das Tier vorerst in einer dicht
schließenden Schachtel unter, die Sie mit Luftlöchern versehen haben. Achtung: Fledermäuse sind Ausbruchskünstler! Ein Tuch oder Haushaltspapier, daß man gefaltet in den Behälter legt, trägt zur Beruhigung des Tieres
bei, da sich Fledermäuse gerne in Spalten verstecken. Geben Sie dem Tier unter Umständen mit Hilfe einer Pipette Wasser. Leckt die Fledermaus nicht selbständig daran, nötigen Sie sie nicht weiter. Auch wenn Fledermäuse
versehentlich in Ihre Wohnung einfliegen, sollten Sie sich an den Arbeitskreis wenden. Bewahren Sie vor allem
Ruhe. Die Tiere richten keinen Schaden an und sind völlig harmlos.
http://www.fledermausschutz-rlp.de/
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Höhlen - Fledermäuse - 5 -
Infos über einen Fledermausschutzgruppe in Berlin
Was kann man für den Fledermaus- und Naturschutz in Berlin tun?
Fledermäuse sind gefährdet. Fledermäuse brauchen Freunde damit auch sie in der Stadt ein zu Hause haben
können!
Sie können Ihr Haus fledermausfreundlich sanieren. Keller und Dachböden können z.B. durch spezielle "Fledermausziegel" und "Eulenlöcher" für Gebäudefledermäuse zugänglich bleiben. Holzschutzmaßnahmen auf Dachböden sollten mit für Fledermäuse unbedenklichen Methoden durchgeführt werden, und das zur "fledermausfreien"
Zeit. Verschließen Sie nicht jede Spalte und lassen Sie sich von einem Fledermausfachmann beraten, wenn diese
possierlichen und nützlichen Tiere bei Ihnen als Untermieter zu finden sind. Klären Sie Ihre Nachbarn auf, damit
die Tiere nicht plötzlich verjagd werden.
Höhlenbäume in Berlin sind wichtig für Waldfledermäuse. Nicht jeder alte Baum muß aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Fragen Sie nach, wenn Sie sehen, daß Bäume gefällt werden. Setzen Sie sich für mehr naturnahe
Grünflächen in Ihrem Stadtteil ein. Fledermäuse und andere Tiere fühlen sich dort wohl und Sie sicherlich auch.
Auch Ihr eigener Garten wird durch den Verzicht giftiger Pfanzenschutzmittel, durch die Anpflanzung von heimischen Gewächsen und das Zulassen von sich spontan entwickelnder Vegetation fledermausfreundlicher.
Beobachten Sie selber Fledermäuse - ohne sie zu stören. Sie können im Sommer an einen der Berliner Waldseen
gehen und ab der Dämmerung mit einer starken Taschenlampe Fledermäusen über der Wasseroberfläche bei
der Jagd zusehen. So lernen Sie die Tiere besser kennen. Erzählen Sie Ihren Freunden und Bekannten von den
Fledermäusen, denn Tiere, die man kennt, kann man auch besser schützen. Wenn Ihre Kinder das Schöne und
Nützliche an der Natur erkennen, werden sie auch respektvoller damit umgehen.
Das Anbringen eines Fledermausbrettes an einer geschützten Stelle eines Hauses ist eine gute Alternative für die
verschwindenden Spaltenverstecke. Vor allem Zwerg- und Breitflügelfledermäuse nutzen diese im Sommer in Berlin für die Aufzucht der Jungen.
...und Sie können den Verein zum Schutz bedrohter Säugetierarten e.V. - Vespertilio als Fördermitglied unterstützen.
http://www.fledermaus-online.de/
Weshalb eigentlich Fledertier- Schutz (Fledermaus- Schutz) ?
Fledertiere, umgangssprachlich Fledermäuse, sind die einzigen fliegenden Säugetiere unserer Heimat, die sich in
absoluter Dunkelheit mit Ultraschall orientieren können. Länger als die Menschen auf dieser Welt, doch durch ihr
Wirken vom Aussterben bedroht. In unserem modernen Leben werden sämtliche beschreibbaren Effekte in Statistiken gefaßt. Im Bereich der Natur sind es die ROTEN LISTEN, auf denen zusammengestellt wird, wer oder was
wann und wo aus unserer Umwelt verschschwindet. Hintergründe dieser Entwicklung zeigen die ab oben links
aufgelisteten ANPICKBUTTONS ( z.B. Inhalt, Analysen).
Arbeitskreis Fledertierschutz Solingen e.V. AKFSG
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Höhlen - Fledermäuse - 6 -
Womit gerechnet werden muß:
Zerstörung, Aufbruch, Verschüttung und Vermüllung von Quartieren
Ein Beispiel für unverantwortliches Handeln von Mitbürgern sind die permanenten Vermüllungen der Stollen und
Stolleneingänge. Es ist unglaublich, was hier alles nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn!" deponiert
wird. Bei jeden Stollenkontrollen nehmen wir reichlich Abfall mit: zerschlagene Glasflaschen, zerschlagenes Porzellan, Dosen, Zeitungspapierstapel, alte Kleidung, Bauschutt, Baumaterialien und sonstiges sind noch harmlos.
Daran gewöhnt, immer den "Normalfall" zu sehen, fragt man sich, warum ein so massiver Schutz der Quartiere
vor Störung notwendig ist. Schließlich bricht man bei seinen Nachbarn auch nicht ein oder begeht Hausfriedensbruch. Es gibt vielfältige Interessen einen Stollen aufzusuchen. Zum einen ist es z.B. bei vielen Kindern und Jugendlichen Neugier und Abenteuerlust oder z.B. bei Nichtseßhaften der Versuch, ein Dach über den Kopf zu bekommen.
Im "Normalfall" sind diese Personengruppen zu 99,999 % durch ein Gitter abgehalten und respektieren den Verschluß. Sorgen machen die 0,001 %, die nicht akzeptieren, daß der Schutz von vom Aussterben bedrohter Tiere
hier Vorrang vor ihrem kulturellen Bedürfnis "Spaß zu haben" hat. Hochgerechnet ist 0,001 % z.B. von 160.000
Einwohnern Solingens eine Person. Entschließt sich diese Person kriminelle Energie zu entwickeln, so ist ein Verschluß nicht mehr zu halten.
Eine Zerstörung eines Quartiers hat es bisher glücklicherweise noch nicht gegeben.
Als bisher extremstes Beispiel kann der Aufbruch des Verschlusses des unteren Einganges der Kohlestollen in Glüdern genannt werden. Derjenige, der hier am Werke war, hat mit Hammer und Meißel mehrere Stunden daran
gearbeitet, eine Ziegelwand zu öffnen um in das Quartier einzudringen. Ein weiteres Beispiel sind Brückenarbeiten am Eschbach. Die Baufirma hat schlicht und einfach den Verschluß aufgefext und den Stollen als Sickergrube
für Schlammwasser benutzt. In der Photodokumentation kann das verbliebene mit dicken Schrauben gesicherte
herausnehmbare Rohr erkannt werden.
Ein weiteres Beispiel ist der Versuch, wohl mit einem Wagenheber, den Verschluß von Quartieren in Burg zu öffnen. Der Versuch, die Rohre so auseinanderzubiegen, daß ein Durchschlüpfen möglich wird, scheiterte. Nachdem wir diesen Versuch bemerkt hatten, brachten wir zusätzliche senkrechte Querverstrebungen an.
Ein weiteres Beispiel ist das "Abladen" des Frustes darüber, daß ein Quartier plötzlich nicht mehr begehbar ist, indem der Eingang verschüttet wird. Mehrfach ist am Horizontalverschluß an der Wupper der Eingang mit Hangschutt verschlossen worden, so daß die Tiere nicht ein-, bzw. ausfliegen konnten. Inzwischen (1995) sind die Zuschüttversuche eingestellt worden, ansonsten hätten wir eine Betonplatte über die seitlichen Betonstützen legen
müssen, was aber u.U. Einfluß auf das Mikroklima des Stollens nimmt.
Pflege
Fund von hilflosen Fledertieren
Der Wortteil "Schutz" in "Fledertierschutz" bedeutet mehr als nur den Schutz der Quartiere. Gerät ein Tier selbst in
Not, versucht der Arbeitskreis selbst zu helfen oder er vermittelt Hilfe.
Ein Beispiel:
Im November 1993 gab es einige Frosttage, die durchziehende Zweifarbfledermäuse getroffen haben. Diese
Fernflieger können bis zu 1.000 km zwischen ihrem Sommer- und Winterquartier liegen haben. Wir erhielten einen Alarmruf und fanden eine Zweifarbfledermaus vor, die sich in eine Wohnung geflüchtet hatte und erst nicht
bemerkt wurde. Sie hat in der Zeit bis zu ihrer Entdeckung stark gelitten und war sehr untergewichtig. Es blieb uns
nichts anderes übgrig, als sie über den Winter zu bringen. Im März 1994, nachdem sie in ihrem Heim, einem
Holzkasten, immer unruhiger wurde, entließen wir sie in einen Fledertierkasten des Ittertals in ihre Freiheit und
zum Rückflug in ihr Sommerquartier.
http://fledermaus.wtal.de/akfsg.htm
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Höhlen - Fledermäuse - 7 -
Fledermäuse
Mit etwa 1000 Arten bilden die Fledermäuse und Flughunde nach den Nagetieren die zweitgrößte Säugetierordnung (Fledertiere oder Chiroptera). Vor 40 Millionenjahren haben sie sich den nächtlichen Luftraum erobert.
Fledermäuse sind die einzigen aktiv fliegenden Säugetiere. Der Flügel wird aus einer Flughaut gebildet, die sich
zwischen den verlängerten Finger- und Handknochen und den Beinen aufspannt. Nur der kurz gebliebene Daumen ragt heraus und besitzt eine Kralle, mit der sich die Fledermäuse beim Klettern zusätzlich festhalten können.
in Deutschland gibt es 22 Arten, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Alle europäischen Fledermäuse fressen ausschließlich Insekten und Spinnentiere und sind somit wichtige Schädlingsbekämpfer. Bis zur Hälfte des
eigenen Körpergewichts muß ein Tier pro Nacht an Nahrung zu sich nehmen.
Die Augen der Fledermäuse sind wenig leistungsfähig. Mit Hilfe der Echoortung sind sie dennoch in der Lage,
selbst bei völliger Dunkelheit Beute zu jagen. Dazu stoßen Fledermäuse für uns unhörbare Laute im Ultraschallbereich zwischen ca. 20 000 Hz und 120 000 Hz aus. Die Rufe werden durch Mund oder Nase ausgesandt.
Beim Auftreffen auf ein Hindernis werden die Schallwellen zurückgeworfen und gelangen als Echo in das Ohr.
Der Zeitunterschied zwischen Schallaussendung und Rückkehr ist ein Maß für die Entfernung, die Stärke des
Echos für die Größe des Gegenstandes. Fledermäuse erhalten so ein „akustisches Bild“ von ihrer Umwelt. Untereinander verständigen sie sich über sogenannte Soziallaute, die auch für uns hörbar sind.
Fledermäuse verbringen den Winter in frostfreien Höhlen, Stollen und Kellern. Während des Winterschlafs senken sie ihren Stoffwechsel ab, das Herz schlägt nur noch 10-20mal pro Minute, die Körpertemperatur sinkt bis
auf 4 Grad Celsius, die Atempausen können bis zu einer Stunde lang sein! Um den Winter überdauern zu können, haben sich die Fledermäuse im Spätsommer Fettreserven angefressen. Das sogenannte „Braune Fettgewebe“, das sich im Hals- und Schulterbereich bildet, wird ausschließlich für die zitterfreie Wärmeproduktion genutzt
und sorgt dafür, daß die Tiere nach dem Winterschlaf wieder aufwachen können.
Ende April machen sich die Tiere auf den Weg zu ihren Sommerquartieren, die in Bäumen oder Gebäuden sein
können. Die Weibchen bilden dann sogenannte Wochenstuben, in denen sie den Nachwuchs aufziehen, die
Männchen haben meist eigene Quartiere. Erst während der Paarungszeit im Spätsommer werden die Männchen
wieder in der Kolonie geduldet.
Freßfeinde der Fledermäuse sind Greifvögel, Eulen, Marder und Katzen. Der Mensch bedroht durch die Vernichtung ihrer Lebensräume und Quartiere ihren Bestand.
Literatur
Fledermäuse Baden-Württembergs 11, Veröffentlichung Landesamt für Umweltschutz, Karlsruhe,1993
J. Gebhard: Unsere Fledermäuse. Veröffentlichung Naturhistorisches Museum Basel, 1991
Fledermäuse brauchen Freunde, Naturschutzjugend Deutschland Geschäftsstelle, Königsträßle 74, 70597 Stuttgart, 1996
G. Neuweiler: Biologie der Fledermäuse, Stuttgart, 1993
K. Richards, A. Limbrunner: Fledermäuse, fliegende Kobolde der Nacht. Stuttgart, 1992
W. Schober, E. Grimmberger: Die Fledermäuse Europas. Kosmos Naturführer, Stuttgart, 1987
W. Schober: Mit Echolot und Ultraschall. 1996 Tonkassetten
H. Limpens, A. Roschen: Bestimmung der mitteleuropäischen Fledermäuse anhand ihrer Rufe,
NaBu Projektgruppe, Am Vorwerk 10, 27432 Bremervörde 1995
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Höhlen - Fledermäuse - 8 -
Bildtexte Diaserie
Bild 1: Graue Langohrfledermaus bei der Jagd
Das Graue Langohr (Plecotus austriacus) wiegt etwa 9 g. Es jagt in warmen, heckenreichen Regionen und unter
Straßenlampen nach Nachtfaltern. Zusätzlich zur Echoortung nehmen Langohrfledermäuse mit ihren Ohnen
auch die leisen Geräusche wahr, die die Beute selbst verursacht. Sie können wie Kolibris im Rüttelflug, an einer
Stelle „stehend“, die Beute gezielt anfliegen. Das Nahrungsspektrum reicht von Nachtfaltern, kleinen Käfern über
Spinnen zu Ohrwürmern.
Bild 2: Braunes Langohr beim Ausflug Das häufiger vorkommende Braune Langohr (Plecotus auritus) jagt in
Parks und Wäldern,
Langohrfledermäuse bevorzugen Quartiere in hohlen Bäumen, verbringen aber den Sommer auch auf Dachböden und hinter Holzverkleidungen.
Bild 3: Große Hufeisennase
Die Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) und die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)
sind in Deutschland fast ausgestorben. Die Große Hufeisennase wiegt ca. 30 g und gehört somit eher zu den
Schwergewichten unter den einheimischen Fledermäusen. Hufeisennasen sind Nahrungsspezialisten und fressen
nur bestimmte Nachtfalter und Käfer. Sie haben dabei einen besonderen Jagdstil entwickelt, die sogenannte
Wartenjagd. Sie hängen sich dazu an Äste und warten, bis ein Insekt vorbeifliegt. Erst dann fliegen sie los. Die
Vernichtung reich strukturierter Lebensräume und der insektizideinsatz hat dazu geführt, daß vor allem Nahrungsspezialisten wie die Hufeisennasen nicht mehr genügend geeignete Beute finden.
Im Sommer bewohnen Hufeisennasen Dachstühle und wärmere Stollen. An Decken und Balken hängen die Tiere, einzeln oder in Gruppen, mit dem Kopf nach unten. Für die Blutzirkulation ist dies kein Nachteil, wie man
annehmen könnte. Das sauerstoffarme Blut fließt mit Hilfe der Schwerkraft aus dem Körper zum Herz zurück und
kann schnell wieder mit Sauerstoff angereichert werden.
Hufeisennasen können im Gegensatz zu den anderen einheimischen Arten (Durchschittsalter ca. 5-6 Jahre) bis zu
30 Jahre alt werden.
Bild 4.- Große Hufeisennase (Nasenaufsatz)
Hufeisennasen senden die UltraschallLaute durch die Nase aus. ihr hufeisenförmiger Nasenaufsatz bündelt die
austretenden Schallwellen in Richtung Beute besonders gut. Hufeisennasen können anhand der zurückkommenden Echos nicht nur Beute aufspüren, sondern auch verschiedene Beutetiere voneinander unterscheiden,
Bild 5: Großes Mausohr, aus dem Dachstuhl ausfliegend
Das Große Mausohr (Myotis myotis) ist zusammen mit dem Großen Abendsegler eine unserer größten einheimischen Fledermäuse. Es wiegt ca. 40 g. Mausohren bilden im Sommer auf Dachböden in Kirchen oder alten Gebäuden oft große Kolonien mit über 800 Tieren. Durch den engen Kontakt mit dem Gebälk sind sie besonders
durch giftige Holzschutzmittel gefährdet, die sie über Atmung, Haut oder bei der täglichen Fellpflege aufnehmen
können.
Bild 6.- Großes Mausohr (Portrait)
Mit seinen großen Ohren kann auch das Mausohr Geräusche von Beutetieren wahrnehmen. Seine Jagdgebiete
sind vorwiegend unterholzfreie Mischwälder oder frisch gemähte Wiesen. Laufkäfer, Grillen, Heuschrecken und
sogar Schmetterlingsraupen werden vom Boden abgesammelt. Dabei wirft sich die Fledermaus mit ausgestreckten Flügeln auf die Beute, sucht dann den Boden unter ihrer Flügelfläche ab, nimmt das Insekt ins Maul und fliegt
fressend davon. Um zu den Jagdgebieten zu kommen, legen Mausohren oftmals weite Strecken (bis zu 20 km)
zurück.
Bild 7.- Kleine Bartfledermaus
Die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) gehört mit 5. g und einer Flügelspannweite von 20 cm zu unseren
kleinsten Fledermäusen. Sie schläft im Sommer hinter Fensterläden, Holz- oder Dachverkleidungen und in Mauerritzen. Bartfledermäuse ernähren sich von Eintagsfliegen, kleinen Mücken und Nachtfaltern.
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Höhlen - Fledermäuse - 9 -
Bild 8: Großer Abendsegler
Der große Abendsegler (Nyctalus noctula) fliegt schon zu Beginn der Dämmerung aus, was zu seiner Namensgebung führte. Er jagt sehr hoch, oft über Flüssen und Gewässern nach Insekten. Abendsegler erzeugen dabei
Ortungslaute, deren tieffrequente Anteile für uns hörbar sind.
Alte Spechthöhlen oder Astlöcher werden von ihnen als Quartiere genutzt. Abendsegler, die in Höhlen überwintern, legen im Herbst oft lange Flugstrecken zu ihren Winterquartieren zurück. Bekannt sind Abendsegler, die von
der Schweiz nach Polen wandern oder von Norddeutschland in die Schweiz. Während der Wanderungen beziehen sie oft für einige Tage Zwischenquartiere in Baumhöhlen oder Nistkästen. Die Männchen nutzen diese als
Paarungsquartiere. Mit ihren Balzgesängen locken sie so Nacht für Nacht vorbeiziehende Weibchen an.
Bei Fledermäusen werden die Spermien nach der Paarung von dem Weibchen im Uterus bis zum Frühjahr aufbewahrt, erst dann findet die eigentliche Befruchtung der Eizelle statt. Ein Weibchen paart sich oft mit mehreren
Männchen, ein Männchen mit mehreren Weibchen.
Bild 9: Saugendes Jungtier der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Fledermausweibchen haben eine Tragzeit von ca. 2 Monaten. Eine Periode regnerischer, kalter Tage kann diese aber verlängern. Meist bringt ein
Weibchen ein blindes und nacktes Junges zur Welt. Das Neugeborene krabbelt nach der Geburt sofort an die
Zitzen der Mutter, wo es sich die ersten Tage festsaugt. In dieser Zeit wird das Junge noch mit auf die nächtlichen
jagdflüge genommen.
Bild 10: Zweifarbfledermaus mit Jungtieren
Bei einigen Arten, wie bei der Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) gibt es Zwillingsgeburten, wobei diese oft
nicht eineiig sind, Die Jungen haben nach zehn Tagen ein Fell und die Augen sind geöffnet. In diesem Alter werden sie nicht mehr auf die Jagd mitgenommen, sondern am Schlafplatz zurückgelassen. Große Kolonien bilden
regelrechte Kindergärten, in denen sich der Nachwuchs, dicht zusammengedrängt, gegenseitig vor Unterkühlung
und Austrocknung schätzt. Mehrmals in der Nacht kommt das Muttertier und säugt ihr Junges. jedes Jungtier
stößt individuelle Laute aus, anhand derer die Mutter ihr Kind wiederfinden und von anderen Jungtieren der
Gruppe unterscheiden kann. Nur bei Quartierwechsel wird der Nachwuchs, an der Zitze festgesaugt, noch mitgenommen. Mit 8 Wochen sind sie ausgewachsen, und folgen den Alttieren auf den nächtlichen Jagdflügen.
Zweifarbfledermäuse bewohnten ursprünglich Felsspalten, als Kul-turfolger findet man sie heute vorwiegend in
Mauerritzen und Spalten an Gebäuden.
Bild 11: Vampirkolonie
Die auf Blut spezialisierten Vampirfledermäuse (3 Arten) gibt es nur in Mittelund Südamerika.
Der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus) ernährt sich überwiegend vom Blut von Säugetieren. Bevorzugte
Beute sind Haustiere (Vieh), aber auch Menschen können von Vampiren gebissen werden. Tagsüber findet man
sie meist zusammen mit anderen Fledermäusen in hohlen Bäumen und Höhlen. Das Sozialverhalten von Vampiren ist gut untersucht. Vampirmännchen besitzen einen Harem, in dem aber auch rangniedere Männchen geduldet werden. Auch füttern sie sich gegenseitig mit Blut, wenn Tiere krank sind oder in der Nacht kein Beutetier
gefunden haben. Junge Vampire sind erst sehr spät, mit 10 Monaten erwachsen. Auch sie werden gefüttert, bis
sie selbst in der Lage sind, Beute und damit genügend Blut zu finden. Vampire nutzen zusätzlich zur Echoortung
noch ihren guten Geruchs- und Temperatursinn zum Aufspüren der Beute.
Durch die Abholzung der Regenwälder und das dadurch gewonnene Weideländ hat sich die Anzahl der Rinder
und dadurch auch die Zahl der Vampire in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Bild 12: Vampirgebiß
Der hier gezeigte Vampir gehört zu einer Art, die sich vom Blut der Vögel und Reptilien ernährt. Vampire haben
zwei scharfe, dreieckige Schneidezähne. Nur mit diesen und nicht mit den langen Eckzähnen, entgegen der
Vampirdarsteller im Film, ritzt er seine Opfer an. Das geschieht so sorgsam, daß das Beutetier nichts davon
merkt. Mit der Zunge wird dann das Blut aufgeleckt. Vampire nehmen so bis zu 40 ml Blut auf, was in etwa ihrem eigenen Körpergewicht entspricht. Damit sich die Bißstelle nicht so schnell schließt, werden mit dem Speichel
gerinnungshemmende Stoffe eingebracht. Daher heilen solche Wunden schlecht. Vampire suchen, sofern möglich, jede Nacht das selbe Beutetier auf und können so immer wieder an der alten Wunde lecken. Der Blutverlust
ist für das Opfer nicht tödlich, gefährlich sind die Krankheiten, die dabei übertragen werden, wie Tollwut und
Viehseuchen sowie Sekundärinfektionen der Wunde. Deshalb werden Vampirquartiere von den Viehzüchtern
systematisch ausgeräuchert. Leider werden dabei auch viele andere nützliche Fledermäuse mit vernichtet.
pe, Am Vorwerk 10, 27432 Bremervörde 1995
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