Ahmad ist Mohammed und Ahmad / Muhammad wird von Jesus als der kommende Beistand und Tröster gesehen. Dies beschreibt Mikel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen. Interreligiöses Zusammenleben auf der Iberischen Halbinsel (6.–17. Jahrhundert). Hg. im Auftrag der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) von Reinhard Kirste. Übersetzung aus dem Spanischen (Kastilischen) von Jürgen Kuhlmann unter Mitarbeit von Ilke Ettemeyer. Redaktionelle Bearbeitung der Übersetzung: Pino Valero Cuadra (Universität Alicante). Frankkfurt/M.: Lembeck 2002, S. 127-130 Das hier redaktionell eingefügte Bild erläutert die Nähe von Ahmad zu Muhammad und macht deutlich, die Verheißung des Heiligen Geistes für Muslime zur Verheißung für den Propheten Mohammed wird. und gleichzeitig die damit zusammenhängende Gebetshaltung, die sich aus dem Namen Mohammeds gewissermaßen ableitet: Stehen, Beugen, sich Niederwerfen, Sitzen. Diese Haltungen sind beim täglichen Pflichtgebet der Muslime in dieser Reihenfolge zu beobachten. 3.2.8. Jesus kündigt Mohammeds Ankunft an „In der islamischen Prophetenreihe erfüllt Jesus eine doppelte Aufgabe: das Modell Mohammeds als Vorläufer darzustellen und vor ihm zurückzutreten. Mehr noch: Nach islamischem Verständnis hat Jesus die Ankunft Mohammeds nach ihm direkt angekündigt. Ähnlich wie für die Christen Jesu Kommen vom Alten Testament prophezeit wurde, glauben die Muslime an die Voraussagen der Ankunft Mohammeds, die in den jüdisch-christlichen Schriften enthalten sind trotz der Entstellungen, welche Juden und Christen an solchen Prophetenworten vorgenommen haben, die Mohammed 207 ankündigten. Der islamische Glaube, Mohammed sei von den Propheten vor ihm voraus verkündigt worden, gründet sich auf zahlreiche koranische Texte. Einer davon bezieht sich direkt auf Jesus: "Und da sprach Jesus, der Sohn der Maria: 'O ihr Kinder Israels, ich bin Gottes Gesandter bei euch, der Bestätiger dessen, was von der Tora vor mir gewesen ist und Bringer der frohen Botschaft eines Gesandte, der nach mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein'. Und als er zu ihnen mit den Beweisen kam, sprachen sie: 'Das ist offenkundiger Zauber.' " (Sure 61,6) Nach Ansicht der Muslime bezieht sich dieser Text auf die Verse des Johannes-Evangeliums, in denen Jesus nach christlichem Verständnis die Ankunft des Trösters, des Heiligen Geistes vorhersagt: "Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster (Fürsprecher, Beistand) geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein." (Joh 14, 16-17) "Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben, über die Gerechtigkeit, dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen. (Joh 16,7-15) In der Sure 61,5 steht nun Ahmad. Ahmad und Moham(m)ed sind aber im arabischen Schriftbild faktisch identisch. Das wird sofort deutlich, wenn man die Vokalzeichen fortlässt: hmd bzw. mhmd. Diese Identität spielt nun auch von der Übersetzung vom Griechischen ins Arabische eine erhebliche 208a Rolle. Dazu merkt ein moderner islamischer Korankommentar an: 1 "Ahmad oder Muhammad ('der Gelobte') ist eine fast genau Übersetzung des griechischen Wortes 'Periclytos' Im heute vorliegenden Johannesevangelium (vgl. Joh 14,16; 16,7) steht das Wort 'Tröster' für das griechische Wort 'Paracletos', das wörtlich jemanden bezeichnet, der sich für jemanden einsetzt, jemandem hilft, ihm ein lieber Freund ist. Unsere Gelehrten wandten dagegen ein, dass 'Paracletos' eine Entstellung des Wortes 'Perycletos' ist und in der ursprünglichen Saussage Jesus unser Prophet (Mohammed) mit dem Namen 'Ahmad' genannt wurde. Aber selbst wenn das Wort 'Paracletos' richtig ist, kann es auf den Propheten Mohammed angewendet werden, der 'eine Barmherzigkeit für die Welten' (vgl. Sure 21,107) und 'gütig, barmherzig gegen die Gläubigen' (vgl. Sure 9,128) ist." Diese Vorhersage passt zur Prophetie, wie sie überall in den drei Religionen verstanden wird: als Verheissung, die sich erfüllen muss. Sie passt auch zur Struktur islamischer Prophetie, welche die Werte der geschichtlichen Gestalten in sich aufnimmt, die in der Reihe der Propheten Mohammed 209 vorausgegangen sind. Mohammed selbst behauptet in Botschaften, die er an bestimmte Herrscher 210 seiner Zeit sendet, er sei von den früheren Propheten angekündigt worden, auch von Jesus. Mag die Echtheit dieser Botschaftstexte auch bestreitbar sein, zeigen sie doch ein sehr altes Bewusstsein dieser Prophezeihungen in der muslimischen Gemeinde. Andalusien brachte sehr bald muslimische Theologen hervor, die ziemlich tief in die christlichen Schriften eindrangen, um in ihnen nach Spuren solcher Prophezeiungen über Mohammed zu suchen, trotz des islamischen Vorurteils, diese Schriften seien von den Juden und Christen geändert und verdorben worden, um in ihnen die Texte zu löschen, die Mohammed erwähnen. Ibn Hazm von Córdoba (11. Jh.) widmete diesem Thema viele Seiten, zumal er dafür als Experte galt, 211 zumindest von späteren Autoren zitiert wurde. Ein Jahrhundert später bezog sich Áhmad Ibn-AsSamad Al-Jázrahi von Córdoba in verschiedenen Kapiteln auf dieses Argument, und zwar in seiner 212 Polemik gegen einen christlichen Priester in Toledo. Vor allem aber behandelt Abdallah At-Tarchumán / Anselm Turmeda im letzten Kapitel seines antichristlichen Werkes die biblischen Prophezeiungen über Mohammed: "9. Kapitel: Bestätigung des Prophetencharakters unseres Herrn und Herrschers Mohammed - Gott segne ihn mit vollem Heil - gemäßs den Texten der Tora, der Psalmen, der Evangelien und Prophetenverkündigungen, über seine Sendung und die Dauer seiner Religion bis zum Ende der Zeiten - Gottes Segen sei mit ihm und mit 213 ihnen allen." Als Haupttexte zitiert und kommentiert werden: Gn 16,6-12; Dt 18,18; 33, 2-3; Psalmen 22 (21),8-17; Habakuk 3,3: Micha 4,1-5; Jesaja 42, 1-9. Am meisten beeindruckt waren die Muslime jedoch von den Verheißungen des Parakleten im Johannes-Evangelium. Abdallah At-Tarchumán widmet einige wunderschöne Seiten seiner Bekehrung in Bologna, nachdem sein alter Professor ihm erklärt hatte, der von Jesus verheißene Paraklet sei Mohammed, der Prophet des Islam. Auf ihn wandte er die schon erwähnten Verse aus dem Johannesevangelium an: "Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Tröster senden, der Tröster, der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird (Joh 14,16); und: Wenn der Tröster wiederkommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit (Joh 15: 26). Wenn ich euch nicht verlassen würde, käme der Tröster nicht zu euch. Doch wenn ich weggehe, will ich ihn zu euch senden" (Joh 16, 7). Diese Texte entsprechen dem ebenfalls schon erwähnten Koranvers (Sure 61,6) wo Ahmad als 214 arabische Übersetzung des griechischen "Paraklet") mit Mohammed identifiziert wird. Anselm Turmeda /Abdallah At-Tarchumán kommt zum Ergebnis: "Das ist die Beschreibung unseres Propheten Mohammed - Gott segne und behüte ihn - der schon seit alters beschrieben worden ist, so dass ihn nur leugnen kann, wer von Gott, dem Erhabenen, verlassen und aus den Pforten seines Erbarmens 215 verworfen worden ist." Diese Verheißung ergibt sich nach muslimischer Vorstellung aus der tiefen Übereinstimmung zwischen den Propheten Gottes. Viele Hadithe, also Mohammed zugeschriebene Überlieferungen bestätigen, 216 dass er Jesus für den ihm nächsten Propheten gehalten hat. Deshalb warfen viele Muslime den Christen vor, sie hätten Christi Zeugnis für Mohammed verfälscht und es so unternommen, die Prophetische Harmonie und das Einverständnis zwischen Mohammed und seinen gottgesandten Vorläufern zu zerbrechen.“ Reinhard Kirste Relpäd/Ahmad-Mohammed, 23.11.08 2