Gregory Porter – musikalische, markttechnische und didaktische Dimensionen Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Magister Artium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz vorgelegt von ANDREAS DERLER Diese Arbeit wurde im Rahmen der Studienrichtung Lehramt Musikerziehung am Institut für Jazzforschung unter der Betreuung von Univ. Prof. Dr. Phil. M.A. André Doehring verfasst. Graz, Juli 2016 1 Abstract Deutsch Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem US-amerikanischen Sänger Gregory Porter. Um einen möglichst vielfältigen Zugang zu seiner Person schaffen zu können, gliedert sich die Arbeit in drei Teile: Im ersten Teil der Arbeit wird Porters Musik in das Blickfeld gerückt. Anhand der Analyse seiner bisher veröffentlichten Alben und seiner Live-Performances soll einerseits festgestellt werden, warum Porter als Jazz-Sänger international einen so großen Erfolg verzeichnen kann und andererseits, ob Porter zu einem typischen Vertreter von Jazz-Musik gezählt werden kann. Im zweiten Teil werden Berichterstattungen über Porter in den Medien analysiert. Diese Analysen sollen aufzeigen, wie und warum ein bestimmtes Image von Porter medial kreiert wird. Diese beiden Teile fließen in den dritten mit ein, in welchem didaktische Überlegungen rund um Porter im schulischen Musikunterricht angestellt werden. Englisch This diploma thesis deals with the US singer Gregory Porter. To show as many facets of his person as possible, the thesis is divided into 3 parts: The first part focuses attention on Porter’s music. Based on the analysis of his previously released albums as well as his live performances, on the one hand the reasons for Porter’s great international success shall be determined. On the other hand it shall be established whether Porter can be seen as a typical representative of jazz music. In the second part of this thesis media reports on Porter are being analysed. These analyses are supposed to illustrate how and why media has created a certain image of Porter. Drawing also on the first two parts, the third part of this thesis discusses didactic considerations in the context of Porter and school music lessons. 2 Danksagung: Ich möchte mich an dieser Stelle bei folgenden Menschen bedanken, die mich bei der Erstellung dieser Arbeit besonders unterstützt haben: Bei Hr. Prof. Doehring, der mir stets mit fachlichen Hilfestellungen zur Seite gestanden ist. Bei meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht haben und mich in jeder erdenklichen Art und Weise unterstützt haben. Bei meinem Bruder für die Hilfestellungen beim Verfassen des Abstracts in englischer Sprache. Bei meinen Freunden, die mir stets diverse Hilfestellungen geboten und mir moralischen Beistand geleistet haben. 3 Inhaltsverzeichnis 1.EINLEITUNG ......................................................................................................................5 2. LEBEN ..............................................................................................................................6 3. MUSIKALISCHE DIMENSIONEN ....................................................................................... 14 3.1 Alben.............................................................................................................................. 14 3.1.1 Water.......................................................................................................................... 14 3.1.2 Be Good ...................................................................................................................... 20 2.1.3 Liquid Spirit ................................................................................................................. 26 2.1.4 Take Me To The Alley ................................................................................................. 32 3.2 SONGS ................................................................................................................................. 37 3.3 LIVE-PERFORMANCES ............................................................................................................. 49 2.3.1 Besetzung bei Live-Auftritten ..................................................................................... 49 3.3.2 Porters öffentliche Auftritte ....................................................................................... 54 2.3.2.1 Gastauftritt bei „The Voice of Germany“ ........................................................................................... 55 3.3.2.2 Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival ............................................................................................. 57 3.4 PORTERS GESANG .................................................................................................................. 61 3.5 SONGTEXTE ........................................................................................................................... 64 3.6 GENRE-DISKURS .................................................................................................................... 71 4. MARKTTECHNISCHE DIMENSION .................................................................................... 73 4.1 POPMUSIKJOURNALISMUS ....................................................................................................... 73 4.2 ANALYSE EXEMPLARISCH AUSGEWÄHLTER BERICHTERSTATTUNGEN ÜBER PORTER ............................. 76 4.2.1 Einzelanalysen ............................................................................................................ 76 4.2.2 Vergleichende Analyse ............................................................................................... 90 4.3 FAZIT ................................................................................................................................... 96 5. DIDAKTISCHE DIMENSION .............................................................................................. 98 5.1 LEHRPLANMÄßIGE BILDUNGSZIELE ............................................................................................ 99 5.2 BEITRÄGE ZU DEN BILDUNGSBEREICHEN ................................................................................... 102 5.3 LEHRSTOFF.......................................................................................................................... 104 5.3.1 Unterrichtsideen ....................................................................................................... 104 5.3.2 Lehrplanbezug .......................................................................................................... 108 6. ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................. 110 7. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................... 112 8. DISKOGRAPHIE ............................................................................................................ 120 9. ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................ 121 10. ANHANG .................................................................................................................... 122 4 1.Einleitung Gregory Porter schafft es, als einer der wenigen aktuellen Vertreter von Jazz-Musik, Aufmerksamkeit in den internationalen Medien zu bekommen. Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, das „Phänomen“ Gregory Porter besser zu verstehen. Zunächst ergibt sich für mich die Frage, welche Art von Musik Porter macht und warum er als Jazz-Sänger international solch eine Popularität genießt. Weiters wird der Frage nachgegangen, wie Porter durch die internationalen Medien vermarktet wird und schließlich werden von mir als angehenden Musikpädagogen Überlegungen angestellt, ob die Behandlung Porters im schulischen Musikunterricht eine Berechtigung hat beziehungsweise wie Porter und dessen Musik in der Schule vermittelt werden könnte. Dazu werden im Anschluss an einen einführenden biographischen Teil zunächst Porters vier veröffentlichte Solo-Alben analysiert, wobei zusätzlich exemplarisch noch detailliertere Einzelsong-Analysen durchgeführt werden. Weiters werden Porters Gesang, seine Live-Performances und auch seine Songtexte in den Fokus gerückt. Nach Betrachtung dieser Teilaspekte wird der Versuch unternommen, seine Musik zu kategorisieren und darzustellen, ob Porter tatsächlich als ein typischer Vertreter von Jazz-Musik angesehen werden kann. Im weiteren Verlauf werden verschiedene Beiträge über Porter aus Zeitschriften und Tageszeitungen analysiert, um festzustellen, wie Porter medial dargestellt wird. Zusätzlich wird am Beispiel Porters aufgezeigt, wie moderner Musikjournalismus funktioniert. Diese Analysen münden schließlich in einen didaktischen Teil, in dem aufgezeigt wird, dass die gewonnenen Erkenntnisse durchaus sinnvoll auch in der Schule vermittelt werden können. Dazu wird der Lehrplan als Bezugspunkt herangezogen, um zu verdeutlichen, welche Lehrziele und Lehrplanvorgaben durch eine Thematisierung Porters im Unterricht erreicht werden können und welche Methoden dazu sinnführend sind. Ich beschränke mich dabei jedoch auf den AHS-Lehrplan für die Oberstufe. 5 2. Leben (Abb. 1) Gregory Porter wurde am 4. November 1971 in Los Angeles geboren und wuchs gemeinsam mit sieben weiteren Geschwistern auf. Gregory ist das zweitjüngste Kind, er hat vier Brüder und drei Schwestern. Die Familie wohnte in Los Angeles, bis Gregory sieben Jahre alt war, danach zog sie schließlich in die kalifornische Kleinstadt Bakersfield um. In East Bakersfield predigte seine Mutter Ruth in kleinen Ladenkirchen und arbeitete in den 80er Jahren auch als Krankenschwester (vgl. Broecking 2015: 11). »Wenn jemand Hilfe brauchte, ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, zum anziehen [sic] und nicht wussten, wer ihr Vater ist – wo sie hinging, hatte das Elend ein Gesicht« (ebd.). Seinen von der Mutter geschiedenen Vater sah er äußerst selten, vielleicht zu Geburtstagen oder zu Weihnachten. Erst bei der Beerdigung seines verstorbenen 6 Vaters erfuhr Gregory davon, dass sein Vater ein guter Sänger gewesen sei (vgl. ebd.:12). »I learnt at his funeral he was a great singer. There is some of him in me and I have to thank him for that. The very thing that I`m living off right now is from him. This voice« (Moreton 2014). »Ich hoffe, dass die Erfahrung eines abwesenden Vaters mich selbst zu einem besseren Vater macht. Dass mein Sohn einen Vater hat, auf den er sich verlassen kann und der ihm den Rücken stärkt. Das habe ich vermisst« (Broecking 2015:11). Porter erinnert sich daran, dass er schon als Kind Sänger werden wollte. Durch die Erziehung seiner Mutter Ruth bekam er immer wieder Musik zu hören und auch das gemeinsame Singen innerhalb der Familie beeinflusste ihn (vgl. Geisenhanslücke 2014). In Bakersfield lebten viele Arbeiter, die aus dem Süden stammten - aus Texas und Arkansas. Porter gibt an, mit dem Blues- und Gospelsound, den die Arbeiter scheinbar ebenfalls aus ihrer Heimat mitgebracht hätten, aufgewachsen zu sein (vgl. Broecking 2015: 11). Porter berichtet davon, dass seine Mutter ihn und auch die anderen Geschwister oftmals in der Kirche singen ließ und er sehr inspiriert davon war. Manchmal sang er alleine, manchmal zu einem nicht-gestimmten Klavier. In dieser Zeit fand er auch zu seinem Glauben, der für ihn eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt. Porter, der vor allem von der Gospelmusik in den Kirchen geprägt ist, erinnert sich weiters daran, seine Mutter als Kind gefragt zu haben (vgl. ebd.: 12f.): »Ist es okay, wenn ich Sänger werde und keine Gospels singe? Ich will über Liebe singen.« Sie sagte daraufhin: »Gott hat uns die Liebe gegeben, und es tut uns gut, darüber zu singen« (ebd.: 28). In zahlreichen Interviews berichtet Porter über die extrem wichtige Beziehung zu seiner Mutter, die ihn auch immer wieder zur Musik ermutigte, ihm beistand und ihn unterstützte. Um die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu bekommen, half er ihr oft beim Kochen und auch die Liebe zum Singen verband ihn mit ihr. Seine Mutter sang ebenfalls in einem Gospelchor (vgl. Broecking 2015.: 12). Neben den schönen Dingen, wie gute Freunde, guter Zusammenhalt unter den Geschwistern, Basketballspiele und Sommerwettkämpfe, berichtet Porter auch von schweren Zeiten in seiner Kindheit und Jugend, die geprägt waren von Rassismus und Hass. Er berichtet davon, wie der Klu-Klux-Klan auch noch in den späten 7 1970er und frühen 1980er Jahren in Bakersfield aktiv war und er und seine Geschwister darunter litten (vgl. ebd). »Als ich klein war [sic] urinierten Leute in Bierflaschen, um sie dann durch die Fenster in unser Haus zu werfen« (ebd.). Darüber hinaus berichtet Porter davon, dass sein Bruder zweimal angeschossen worden sei, weil dieser nachts in Gegenden ging, in denen man als Schwarzer nicht zu gehen hatte. Er überlebte diese Anschläge jedoch. Ebenfalls erzählt Porter, dass sein Auto direkt vor der Haustüre angezündet worden sei und auch davon, dass er mit seiner Jugendliebe nicht ausgehen hätte dürfen. Die Eltern des Mädchens sagten, dass es ihnen zu wertvoll sei, um es mit einem Schwarzen ausgehen zu lassen (vgl. Mach 2014). Auch schildert Porter, dass eines Nachts ein riesiges Holzkreuz unmittelbar vor seinem Schlafzimmerfenster in Flammen gestanden sei (vgl. Broecking 2015: 12). Seine Mutter habe ihn jedoch immer wieder auf sehr konsequente Weise ermutigt. »Deine Kultur, Dein Stil, das Essen, das Du magst, die Art, wie Du Dein Haar trägst, wie Du sprichst – das alles ist gut [sic] !« (ebd.: 13). Er besuchte die Eissler Elementary und Junior High Highland High School, welche er 1989 abschloss. Laurel Merlino, die gemeinsam mit Porter in der Theater-AG der Highland war, erinnert sich an einen Auftritt Porters an der Highland: »Er sang eine a capella-Version [sic] von Amazing Grace und nach einem Moment gespannter Stille reagierte das Publikum mit Standing Ovations.« Weiters: »Bis dahin hatte niemand gewusst, dass er singen konnte, doch was da gerade passierte, war etwas ganz Besonderes. Es wäre eine große Verschwendung seines Talents gewesen, hätte er diese Laufbahn nicht eingeschlagen« (ebd.: 15). Gemeinsam mit seinem Bruder arbeitete er in dieser Zeit auch als Zeitungsausträger für die Morgenausgabe des Californian. Diesen Job erhielten die beiden nur, indem sie sich älter ausgaben. Somit versorgten sie also zahlreiche Haushalte, bevor sie in die Schule gingen. Als Jugendlicher spielte Porter Basketball und Football und erwies sich als vielversprechender Sportler (vgl. ebd.:14). Aufgrund dessen bekam Porter nach seinem Abschluss an der Highschool auch ein Sportstipendium an der San Diego State University und trainierte hier in weiterer Folge für seine Profi-Karriere, die er jedoch aufgrund einer Schulterverletzung aufgeben musste. Während einer neunmonatigen Reha entdeckte er in San Diego 8 einen Club, wo er regelmäßig an Jazz Jam Sessions teilnahm. Diese Zeit veränderte sein Leben (vgl. ebd.: 15): »I was in rehab for nine months, and I needed some solace and distraction. I was in town one day and I sort of stumbled into a jazz jam session, and kept going back. This was when the singing bug really bit.« (Hewett 2014) Aufgrund seiner Verletzung machte er eine sehr schwere Zeit durch und er verbrachte von nun an zahlreiche einsame Stunden, um sich in der Universitätsbibliothek unzählige Jazzplatten anzuhören (vgl. ebd.). »It was lonely, but when you´re learning your craft you need periods of loneliness, to find out what you´re own sound is« (Hewett 2014). Porter begann nun, an der Universität in San Diego Stadtplanung zu studieren, um eine solide Ausbildung zu haben und er wollte, dass sich seine Mutter keine Sorgen um seine Zukunft machen sollte (vgl. Geisenhanslücke 2014). Während Porter an der State University für Stadtplanung eingeschrieben war, sang er bei zahlreichen Jam Sessions in der Stadt (vgl. Broecking 2015: 17). Bei einer dieser Jam Sessions traf er auch auf den Musiker, Komponisten, Forscher und Autor George Lewis, der in der Columbia University Musiktheorie und Komposition lehrte. Nachdem er bei dieser Jam Session über Giant Steps von John Coltrane scattete, fragte ihn Lewis, was er mit seinem Talent anfangen wolle und ob er Interesse hätte, daran zu arbeiten. So lud Lewis Porter in seinen Kurs ein, obwohl er nicht in seinem Fachbereich eingeschrieben war – Porter studierte ja gar nicht Musik. Dieser Kurs war eigentlich ein Jazz-Ensemble für Instrumentalisten (vgl. ebd.). George Lewis: »Nach zwei Tönen war klar, dass Gregory zum Kern des Ensembles gehören musste. Er sang so großartig und die anderen Studenten bewunderten ihn« (Broecking 2015: 18). Auch Kamau Kenyatta leitete oftmals das Ensemble und vertrat somit George Lewis. Kamau Kenyatta: »Das war ein Jazz-Ensemble für Instrumentalisten, es gab also gar kein Material für Gregory. Da sang er die Bläser-Stimmen. Mir war von Anfang an klar, was für ein enormes Talent er hat, und ich schlug ihm vor, ein eigenes Repertoire mit ihm zu erarbeiten. Gregory nahm mich beim Wort und wir wurden Freunde« (Broecking 2015: 63). Porter erinnert sich auch, dass Kenyatta damals vor allem sein Gehör schulte, indem er ihm brasilianische, mexikanische und kubanische Musik vorspielte und auch noch 9 viele verschiedene Sänger, um die Kanäle zu öffnen. Ebenso brachte er ihm die Feinheiten des Hörens und des Schreibens bei. Schließlich wurde auch Porters erstes Album Water 2010 von Kenyatta produziert (vgl. ebd.). Porter gibt an, dass er mit einer zusätzlichen Belastung in der Zeit seiner Schulterverletzung zu kämpfen hatte, nämlich mit der Krebserkrankung seiner Mutter (Brustkrebs), an welcher Ruth Porter in den 1990ern schließlich auch verstarb. Kurz vor ihrem Tod wurde sie nach Hause gebracht, um die restliche Zeit bei ihrer Familie verbringen zu können (vgl. Moreton 2014): Porter: »She was literally on her death bed, she had been sent home to be with her family, connected up to the oxygen. The thing was cranked right up but she still could not breathe« (ebd.). Laut Porter hat seine Mutter jedoch einen wesentlichen Anteil daran, dass er schließlich wirklich ein professioneller Sänger wurde, denn wenige Tage vor ihrem Tod bat sie ihn, nicht Stadtplaner zu werden, sondern Sänger (vgl. Broecking 2015: 30). Porter: »She was like, ‚Ah! Don´t forget about the music! It´s the best thing you do!‘« (Moreton 2014). Porter erzählt, dass seine Mutter zwei Tage nach diesen Worten verstorben sei und er danach eine äußerst schwere Zeit durchlebt hätte: »When she passed I was gone. I didn´t sing for a long time. Almost a year. I went to be with my brother, to get some inspiration just to get up in the morning. Then I did remember what she had said, once I was able to heal enough to deal with people looking at me« (ebd.). Nach dem Tod seiner Mutter zog Porter auch für ein Jahr nach Fresno, um seine Gefühle zu ordnen. In Fresno hatte Porter schließlich auch seinen ersten professionellen Gig, nämlich beim dortigen Jazz-Festival. Hier knüpfte Porter auch weitere wichtige musikalische Kontake, wie etwa dem Saxophonisten David Murray, der ihn später einlud, auf seinem Album zu singen (vgl. Broecking 2015: 63). Ein weiterer glücklicher Zufall in der Karriere Porters war, dass sein musikalischer Mentor Kenyatta 1998 das Album Remembers The Unforgettable Nat King Cole des bekannten Flötisten Hubert Laws produzierte und den großen Nat King Cole Fan Porter ins Studio einlud. Dort hörte Laws zufällig, wie Porter den Charlie-Chaplin-Klassiker Smile sang. Dieser war davon so begeistert, dass er ihn spontan bat, an den Aufnahmesessions teilzunehmen (vgl. jazzecho.de 2016). Über 10 Hubert Laws Schwester Eloise wurde Porter 1999 zu einem der Sänger und Schauspieler des Musicals It Ain´t Nothing But The Blues, das schließlich auch am Broadway aufgeführt wurde. Die Show wurde im selben Jahr für vier Tony Awards und drei Drama Desk Awards nominiert und Porter wurde von der New York Times als herausragender Gesangsstar dieser Show gefeiert (vgl. Broecking 2015: 17). Porter zog Ende der 1990er Jahre schließlich auch von Kalifornien nach New York City, zuerst nach Harlem, dann nach Midtown Manhattan und schließlich nach Brooklyn. 2003 schrieb Porter auch das Musical Nat King Cole and Me – A Musical Healing, das für ihn persönlich sehr wichtig war: »Es kam sehr gut an, das gab mir die Zuversicht, weiterhin Lieder zu komponieren« (Hewett 2014). Neben zahlreichen kleineren Gigs und Musical- und Theaterauftritten, arbeitete Porter auch längere Zeit im Coffeeshop seines Bruders, wo er für das Kochen der Suppen zuständig war. Porter erinnert sich daran zurück und lacht: »Man, those old ladies in that street, they still asking when I'm gonna make them some more black bean turkey chilli soup!« (Hewett 2014). Porters Karriere begann jedoch eigentlich Anfang 2000 in Russland, als ihn in den USA kaum noch jemand kannte. Ein russischer Konzertveranstalter hörte ihn in New York und obwohl Porter noch kein eigenes Album hatte (nur Demobänder), konnte Porter in einigen großen Konzerthallen vor vielen Leuten auftreten (vgl. Broecking 2015: 24). Sein erstes offizielles Album Water wurde 2010 veröffentlicht und sogleich für einen Grammy als Best Vocal Album nominiert. 2011 wurde Porter durch sein Debutalbum und einige Auftritte auch für den deutschen Markt entdeckt und international immer bekannter. 2012 folgte sein 2. Album Be Good und schließlich 2014 sein 3. Album Liquid Spirit, wofür er auch den begehrten Grammy als Best Vocal Album gewann (Broecking 2015: 31). Am 11.5. 2016 startete seine Take Me To The Alley-Tour, wo Porter sein 4. Album präsentiert (vgl. Jazzecho 2016). Porter wohnt mit seiner aus Russland stammenden Frau und ihrem gemeinsamen Sohn Demyan, der 2013 geboren wurde, in Brooklyn (vgl. Broecking 2015: 15). Anmerkungen zur Biographie: Wichtig ist es mir, persönlich darauf hinzuweisen, dass sich das bisherige Leben von Gregory Porter nur andeutungsweise rekonstruieren lässt. Der größte Teil der 11 biographischen Daten Porters ergibt sich aus den persönlichen Angaben des Künstlers selbst – etwa durch Interviews. Auffällig hierbei ist, dass Porter immer wieder bestimmte Erlebnisse oder Erinnerungen hervorhebt beziehungsweise betont, wie etwa die Beziehung zu seiner Mutter Ruth. Über viele Lebensabschnitte Porters weiß man nur sehr wenig oder überhaupt nichts. Somit komme ich zu dem Schluss, dass Porter der Öffentlichkeit nur sehr gezielt Informationen über sein Leben preisgibt und man dadurch ein bestimmtes Bild des Künstlers erhält beziehungsweise ein Image konstruiert wird, das jedoch nicht unbedingt zutreffend sein muss (aber natürlich auch zutreffend sein kann) und während einige Daten vielerseits bestätigt sind, kann die Richtigkeit anderer Daten nur sehr schwer überprüft werden. Um die großen Lücken seiner Biografie aufzuzeigen, führe ich nochmals eine Zusammenfassung beziehungsweise Überlegungen zu den bisher gesammelten Daten an: -Porter lebt bis zu seinem 7. Lebensjahr in Los Angeles. -Danach zieht er mit seiner Familie nach Bakersfield. (Über die Kindheit erfährt man schon einiges). -Porter besucht die Eissler Elementary und Junior High Highland High School und schließt diese 1989 als 18-Jähriger ab. Parallel dazu war er auch als Zeitungsausträger tätig. -Porter bekommt ein Sportstipendium an der San Diego State University, nach einer Schulterverletzung wechselt er sein Fachgebiet und studiert an der selben Universität Stadtplanung. (Ab diesem Zeitpunkt sind alle zeitlichen Angaben beziehungsweise Lebensdaten nur sehr vage: Seine Mutter stirbt in den 90ern, er dürfte in etwa 25 Jahre alt gewesen sein. Ob er einen Präsenzdienst geleistet hat, bleibt unklar. Er singt und tritt bereits öfters während seiner Studienzeit auf. Wann beziehungsweise ob er sein Studium beendet hat, bleibt unklar.) -Porter nimmt 2010 sein erstes Album auf und wird langsam bekannt. (Einige Dinge erfährt man aus dieser Zeit, so etwa, dass er ein Musical schrieb, zahlreiche Gigs hatte, ab 2003 in New York lebte, Musicaldarsteller war und in der Suppenküche seines Bruders arbeitete. Wahrscheinlich lebte er finanziell sehr bescheiden, hatte 12 keinen richtigen/fixen Job, konnte sich mit verschiedenen Gigs vielleicht über Wasser halten. Auch Privates erfährt man nicht. Für eine Zeitdauer von geschätzten 15 Jahren gibt es nur sehr vage Daten. Während dieser Phase könnte theoretisch sehr viel geschehen sein, das Porter nicht in der Öffentlichkeit thematisieren will aus welchen Gründen auch immer). Über den Stil der Berichterstattungen sowie die Art dieser gefundenen Informationen wird unter Punkt 4 dieser Arbeit noch einiges mehr zu erfahren sein. 13 3. Musikalische Dimensionen In den folgenden Unterkapiteln wird Porters bisheriges musikalisches Schaffen – also seine bisher veröffentlichten Alben – analysiert, wobei zusätzlich jeweils ein Song pro Album noch detaillierter in den Fokus genommen wird. Diese Beispiele sollen dazu dienen, seine Musik besser zu verstehen. Darüber hinaus soll der Versuch unternommen werden, Porters Songtexte näher zu beleuchten sowie seine Live-Performances zu beschreiben. 3.1 Alben Gregory Porter hat bis jetzt (Stand: Mai 2016) vier eigene Alben (Solo-Alben) veröffentlicht (vgl. discogs.com): Water (2010), Be Good (2012), Liquid Spirit (2013), Take Me to the Alley (2016). Kollaboalben und Remixes mit der Beteiligung Porters werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Die Solo-Alben werden im Folgenden näher beschrieben. 3.1.1 Water (Abb.2) 14 Als Einstieg werden im Folgenden einige Beispiele aufgezeigt, wie beziehungsweise was die Presse über das Album schreibt und wie somit ihr Urteil über das Album ausfällt: »Intelligent lyrics...startling voice and well marshalled charisma...mark him out as a substantial addition to the canon of jazz singing« (Le Gendre 2011). »His voice is a commanding instrument that lends itself beautifully to the varied tempos and mixed material represented on this album« (Gamble 2011). »Water brings to the forefront a new talent in Gregory Porter, an artist who has a number of classic, familiar elements in his style, but whose approach brings a freshness that both jazz and soul fans should love. I think Nat King Cole would be pleased. Highly recommended« (soultracks.com). Anhand dieser Pressebeurteilungen wird ersichtlich, dass das Album eine durchwegs positive Resonanz erhielt und von der Presse empfohlen wurde, was natürlich eine tolle Werbung darstellt. Porters erstes Album erschien am 01.11.2010 und wurde für die kleine unabhängige Jazzfirma Motema Music produziert (vgl. Broecking 2015: 24). Aufgenommen wurde das Abum am 19. und 20. August 2009 in Brooklyn, New York. Produziert wurde das Album von Kamau Kenyatta und für Mix und Mastering zeigt sich Geoff/Tyler Recording verantwortlich. Mitwirkende Musiker des Albums sind: Chip Crawford (piano) Aaron James (bass) Emanuel Harold (drums) Chuck McPherson (drums) Melvin Vines (trumpet) Curtis Taylor (trumpet) Yosuke Sato (alto sax) James Spaulding (alto sax) 15 Kafele Bandele (trumpet) Robert Stringer (trombone) Gregory Porter (vocals) Folgende 11 Songs befinden sich auf diesem Album: Illusion (3:02) Pretty (6:19) Magic cup (6:11) Skylark (8:17) Black Nile (4:55) Wisdom (9:30) 1960 What? (12:36) But Beautiful (5:34) Lonely one (5:41) Water (4:01) Feeling good (3:01) (vgl. Gregory Porter 2010) Das Album wurde schließlich auch 2011 für einen Grammy in der Kategorie Best Jazz Vocal Album nominiert, musste sich jedoch Dee Dee Bridgewater mit Eleanora Fagan (1915-1959): To Billie with Love from Dee Dee Bridgewater geschlagen geben (vgl. Broecking 2015: 24). Porter meint selbst über sein Album: »It´s an album of love and protest.« And: »It´s pretty and it´s ugly, like the blues, like the people that the music comes from. I think about these things when I´m writing. But when I bring it to fruition, I try to make it feeling« (Gregory Porter 2010). Porter weiters: »Ich versuchte, die Songs für Water organisch zu schreiben. Das, was in dem Moment in meinem Herzen spürbar ist. Water, der Titelsong, ist nicht wirklich ein typischer Gospel-Song. Aber Wasser ist in der Bibel symbolisch für Reinigung, Erneuerung und erneutes Wachstum. Die Themen der Songs sind in 16 gewisser Weise wie eine Taufe. Sie waschen den Schmerz und die Ärgernisse des Lebens fort. Auch in dem Song Wisdom« (Broecking 2015: 24). Auch seine Mutter inspirierte Porter zum Titelsong seines ersten Albums: »Meine Mutter sprach immer vom Wasser, der Erneuerung und Reinigung, dem ganz besonderen Energiefluss« (ebd.: 29). Porter komponierte die meisten Songs dieses Albums selbst, lediglich die Songs Skylark, Black Nile, But Beautiful und Feeling Good stammen nicht von ihm. Die Arrangements der Songs stammen von Porter selbst, dem Produzenten Kamau Kenyatta und dem Pianisten Chip Crawford (vgl. Gregory Porter 2010). Seine Eröffnungsnummer Illusion ist eine melancholische Liebesballade, die eine Trennung thematisiert. Der Song weist eine sehr bescheidene Besetzung auf – es ist ein Duett bestehend aus Klavier (Chip Crawford) und Gesang (Gregory Porter). Verändert wird die Besetzung beim Song Pretty: Hier eröffnet Aaron James mit einer Basslinie, die sich während des ganzen Songs fortsetzt. Hinzu kommt Emanuel Harold am Schlagzeug mit einem klassischen Swing-Rhythmus. Auch die Bläser Melvin Vines (Trompete), Yoske Sato (Alt-Saxophon) und Robert Stringer (Posaune) werden in diesem Song gefordert. Nachdem die Bläser im Satz ein Intro spielen, bevor Porter mit seinem Gesang einsetzt, folgt im weiteren Verlauf auch ein etwa zweieinhalb minütiges, künstlerisch hochwertiges, Saxophon- und Posaunensolo. Porter schwärmt hier von einer bestimmten Frau. Der Song endet, wie er beginnt: Aaron James alleine am Bass. Mit Porters Song Magic Cup folgt eine schwungvolle Liebeserklärung an seine morgendliche Tasse Kaffee, die jedoch auch deshalb noch besser schmeckt, weil er von der Kaffee-Verkäuferin offensichtlich angetan ist, wie er vor einer Live-Version erklärt. Auch dieser Song wird von den Bläsern untermalt sowie durch ein virtuoses Saxophon- und Trompetensolo aufgewertet. Mit Skylark, But Beautiful und Feeling Good bedient sich Porter an altbekannten und erfolgreichen Jazz-Standards, welchen er jedoch in sehr schlichter Besetzung (hauptsächlich Klavierbegleitung) einen sehr eigenen Charakter verleiht. Besonders auffällig ist die Version Porters von Feeling Good, welche zugleich den Abschlusstitel des Albums darstellt, bei der Porter ausschließlich auf seinen Gesang setzt. Feeling Good wurde von Anthony Newley and Leslie Bricusse komponiert und wurde bereits von Künstlern wie John Coltrane 17 oder Michael Buble interpretiert (vgl. ebd.) Bei der Hard-Bop-Nummer Black Nile bedient sich Porter am musikalischen Material von Wayne Shorter1 und dieser Song ist neben virtuosen Scat-Einlagen von Porter geprägt von den Soli des legendären Saxophonisten James Spaulding. Für den Text von Black Nile, das auf dem Album von Wayne Shorter eigentlich rein instrumental arrangiert wurde, bediente sich Porter bei Luba Raashiek, der diese Gesangslinie viele Jahre zuvor textete (vgl. Nastos 2016). Auch beim darauffolgenden Song Wisdom, der von einer durchgehenden Basslinie (Aaron James) getragen wird, wird dem GastSaxophonisten James Spaulding sehr viel Freiraum für Improvisation gelassen, gefolgt von einer Improvisation von Chip Crawford am Klavier. Porter komponierte diesen Song in Zusammenarbeit mit Daniel Jackson. Der Song beinhaltet sehr wenig Text, dieser wird jedoch durch den Melodieverlauf sehr in die Länge gezogen und schließlich auch wiederholt. »It´s a song of deep spiritual force« (vgl. Gregory Porter 2010). Auffällig ist, dass Porter am Ende des Songs auf den Text des traditionellen Gospels Wade In The Water übergeht. Porter sagt dazu: «Das passierte einfach im Studio, ich hatte es vorher nicht geplant. Aber die Unterhaltung, die ich in diesem Lied führe, ist mit den weisen Älteren. Um den Jüngeren in der Gruppe zu zeigen, wie sie ihr Leben und ihre musikalische Reise durch weise Ratschläge erleichtern können. Die Älteren ebnen den Weg für uns, sie waten für uns durch das Wasser und erkunden die Untiefen und die flachen, sicheren Stellen« (Broecking 2015: 25). Die Songs Lonely One und Water sind wieder Eigenkompositionen von Porter. Während Lonely One in sehr ruhigem Tempo eine äußerst melancholische Stimmung ausdrückt und mit Bläser, Schlagzeug und Bass instrumentiert wird, folgt mit dem Titelsong Water wie bei Illusion und dem Standard But Beautiful wieder ein sehr ruhiges Duett aus Klavier und Gesang. Einen Kontrast setzt Porter mit seinem energiegeladenen Song 1960 What?.2 Die große Abwechslung zwischen flotteren Songs (Pretty, Black Nile..) und ruhigeren Songs (Skylark, But Beautiful..) könnte wie bei den Gezeiten als Ebbe und Flut aufgefasst werden, was dem Album-Titel Wasser entgegenkommt (vgl. soulsite.de 2016). 1 US-amerikanischer Jazz-Saxophonist und Komponist; Black Nile ist ein Song seines Jazz-Albums Night Dreamer. 2 Nähere Informationen zu diesem Song finden sich unter Punkt 3.2 18 Aufgenommen wurde das Album in einem großen, offenen Raum. Porter sagt über die Aufnahmebedingungen: »I wanted to get a live sound, the feeling of this music just coming together. Any cool things that happened, just happened. That´s the way it went down« (Porter, Water 2010). Durch die Besetzung mit Trompete(n), Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Bass wird eine typische Jazz-Atmosphäre erschaffen (vgl. soulsite.de 2016). 19 3.1.2 Be Good (Abb.3) Auch dieses Album wurde von der Presse sehr positiv bewertet, wie an folgenden Zitaten deutlich wird: »Vocal jazz is a difficult art, not helped by nostalgia acts and lame razzmatazz. But Porter has made the best vocal album for an age, following his impressive debut Water with a leap forward into greatness« (Johnson 2012). »The singing is immaculate all the way through, and there's plenty of blowing space from some dynamic improvisers, notably saxophonists Yosuke Sato and Tivon Pennicott« (Fordham 2012). »Californian-born New Yorker Gregory Porter shot to fame with his debut album, Water, in 2010, earning a Grammy nomination for Best Jazz Vocal in the process. This follow-up comes with high expectations, but fans of authentically soulful vocals and luxuriant horn-heavy arrangements need not worry, Porter has, in a word, nailed it« (Spicer 2012). Porters zweites Album Be Good wurde am 14.2.2012 veröffentlicht und wurde – wie sein erstes Album Water - für das Plattenlabel Motema Music produziert. Der 20 Produzent dieses Albums war jedoch Brian Bacchus. Bacchus hatte zuvor bereits mit Stars wie Joe Lovano, Cassandra Wilson oder Norah Jones (Grammy-Gewinn mit Come away with me) zusammengearbeitet. Eng verbunden bleibt Porter aber auch mit dem Produzenten seines vorherigen Albums Kamau Kenyatta, der als CoProduzent und Arrangeur der Bläser fungiert und weiters auch als SopranSaxophonist auf dem Album zu hören ist (vgl. motema.com 2016). Für Mix und Mastering zeigt sich Liberty Ellman verantwortlich, aufgenommen wurde von Mike Marciano. Das Album wurde von 20. – 22. Juni 2011 in Brooklyn, New York aufgenommen (vgl. Gregory Porter 2012). Der Produzent Brian Bacchus und Porter lernten sich über einen gemeinsamen Freund kennen und erkannten sogleich eine musikalische Verbundenheit, die schließlich zur Zusammenarbeit im Studio führte. Bacchus meint über Porter: »Gregory is the real deal and a revelation in terms of new male jazz singers, but I think that his voice coupled with his songwriting may be the thing that leaves most listeners with their mouths open. There have been many solid singer songwriters coming from under the jazz umbrella of the last 10 years that are mostly brimming with folk and country influences. Gregory is the first that I’m hearing that is squarely coming out of a real classic soul bag (i.e. Bill Withers, Curtis Mayfield, Donny Hathaway) as a songwriter, but with both feet firmly planted in jazz’s soil« (ebd.). Mitwirkende Musiker des Albums sind: Chip Crawford (piano) Aaron James (bass) Emanuel Harrold (drums) Yosuke Sato (alto sax) Keyon Harrold (trumpet/flugelhorn) Tivon Pennicott (tenor sax) Kemau Kenyatta (soprano sax) Gregory Porter (vocals) Folgende zwölf Songs befinden sich auf diesem Album: Painted On Canvas (4:44) 21 Be Good (Lion´s Song) (6:24) On My Way To Harlem (7:42) Real Good Hands (4:48) The Way You Want To Live (4:25) When Did You Learn? (4:20) Imitation Of Life (3:10) Mother´s Song (6:58) Our Love (3:31) Bling Bling (5:59) Work Song (6:30) God Bless The Child (3:35) (vgl. ebd.) Single-Auskopplungen dieses Albums sind die Songs On My Way To Harlem, Real Good Hands und Be Good (Lion´s Song). Letzterer wird auch bei den 55. Grammy Award für eine Auszeichnung in der Kategorie Best Traditional R&B Performance nominiert (Broecking 2015: 25). Die höchste Chartplatzierung konnte das Album in den Niederlanden erreichen, wo das Album Platz 10 belegen konnte (vgl. discogs.com 2016). Porter selbst meint über sein zweites Album: »The entire album is just another organic expression of the music that is within me, leaning in the jazz direction. It's jazz but I'm influenced by soul, gospel, and R&B. I consider myself wholeheartedly a jazz singer, but I'm just informed by the other genres. They're artificial lines that I don't think make any sense really (vgl. Waring 2012). Eröffnet wird das Album mit dem emotionalen Song Painted On Canvas in der für Porter eher gewöhnlichen Besetzung mit Schlagzeug, Bass, Klavier und Saxophon. Bezüglich der etwas verschlüsselten Aussage des Songs meint Porter: »I write from a personal place. It's about human beings: we can be so silly and foolish and cruel sometimes« (ebd.). Weiters meint Porter in einem Interview: In Painted on Canvas von meinem Album Be Good geht es um beiderseitigen Respekt. We´re all like children / we´re painted on canvases. Wir respektieren Dich so, wie Du bist. Ich 22 schaue mir Deine Farben an und ich zeige Dir meine Farben. Anstatt uns gegenseitig mit Farbe zu bewerfen [sic] (Broecking 2015: 61f). Der Produzent des ersten Albums Water, Kamau Kenyatta, spielt hier ein Solo mit Sopran-Saxophon, im Anschluss daran Pianist Chip Crawford. Ähnlich im Charakter ist auch der sehr ruhige und getragene Titelsong des Albums Be Good (Lion´s Song)3, der ebenfalls auf metaphorische Art und Weise auf den persönlichen Freiraum in einer Beziehung anspielt beziehungsweise auch das Ende einer Beziehung behandelt. Jedoch weist Porter auch darauf hin, dass dieser Song auch aus einer politischen und psychologischen Perspektive gehört werden kann, auch wenn das nicht sein primäres Anliegen ist (vgl. Broecking 2015: 76). Freiraum wird auch dem Saxophonisten Yosuke Sato für eine gefühlvolle Improvisation gelassen. Schwungvoller wird es beim Song On My Way To Harlem, bei dem Porter - nach einem Intro von Schlagzeug, Bass, Klavier und Saxophon - über seine Wiederkehr nach Harlem singt: »In dem Song On my way to Harlem geht es darum, wie sich die Nachbarschaft verändert hat, wie sich Gentrifizierung anfühlt und was für Folgen sie für die Menschen in der Gegend hat“ (Broecking 2015: 67). Besonders profilieren kann sich bei diesem Song Keyon Harrold, dem etwa zwei Minuten für Solis auf Trompete und Flügelhorn zur Verfügung stehen (vgl. Gregory Porter 2012). Beim Song Real Good Hands werden Porters Gedanken über Familie zum Ausdruck gebracht. Für Porter selbst wird in diesem Song auch ein gewisser Protest ausgedrückt - trotz des ruhigen Charakters des Songs: „So kitschig Real Good Hands in manchen Ohren auch klingen mag, für mich ist es ein Protest-Song“ (Broecking 2015: 60). Ebenfalls ein sehr ruhiger, entspannter Song folgt schließlich mit The Way You Want To Live, der ausnahmsweise gänzlich ohne Bläser auskommt. Lediglich Schlagzeug, Bass, Klavier und Porters Stimme sind auf diesem Song zu hören. Den Solo-Part übernimmt Chip Crawford am Klavier. Beim nächsten Song When Did You Learn? singt Porter über die Regeln der Liebe, dementsprechend ruhig und romantisch ist auch dieser Song, der jedoch auf einen Solo-Part verzichtet. Sehr ruhig wird dieser Song auch schließlich -rein instrumental - beendet. Yosuke Sato am Saxophon ist lediglich für ein paar Sekunden des Songs im Hintergrund zu hören, ansonsten findet sich hier die gleiche Besetzung wie beim vorherigen Song The Way You Want To Live. Anders ist die Besetzung beim Song Imitation Of Life: Ähnlich wie bei Porters erstem Album wird hier Porters Stimme 3 Mehr Informationen zu diesem Song sind unter Punkt 3.2 zu finden 23 lediglich von Chip Crawford am Klavier begleitet. Dieser Song ist noch verträumter, romantischer und ruhiger als die gesamten vorhergehenden Songs und wiederum singt Porter über die Liebe. Dieser Song ist der erste auf diesem Album, der nicht von Porter selbst geschrieben wurde. Ursprünglich war Imitation Of Life der Titelsong eines Films von 1959, der sogar für einen Oskar nominiert wurde. Gesungen wurde der Song damals von Earl Grant und geschrieben wurde dieser von Paul Francis Webster und Sammy Fain (vgl. montema.com 2016). Zum Song Mother´s Song gibt Porter an, eine ganz spezielle Beziehung zu haben. Er widmet diesen Song seiner Mutter Ruth. Zum ersten Mal singt Porter diesen Song 2012 im Jazzclub Catalina Bar & Grill am Sunset Boulevard in Hollywood (vgl. Broecking 2015: 31). Über diesen Auftritt sagt Porter: »Ich sang ihn für meine Brüder und Schwestern im Publikum. Ich schrieb ihn für sie und als ich ihn ihnen dort das erste Mal vorsang, brach ich beinahe zusammen. Es traf mich mitten ins Herz. Sie dort zu haben, brachte den Songtext nach Hause für mich« (ebd.). Der Song klingt jedoch weniger melancholisch als die vorangehenden Songs und ist auch für drei Bläser (Trompete, Alt-Saxophon, Tenor-Saxophon) arrangiert. Arrangeur der Bläser ist Kamau Kenyatta (vgl. Gregory Porter 2012). Our Love findet sich wieder in der Tradition der ruhigen Songs dieses Albums. Porters Gesang, der sich einmal mehr um die Liebe dreht, wird unterstützt von Einwürfen des Saxophonisten Yosuke Sato und einer Klavier-Improvisation von Chip Crawford. Ganz anders und untypisch für dieses Album wirkt der Song Bling Bling: Der Song wirkt beinahe a-tonal und ist geprägt von wilden Scatt-Einlagen Porters. Profilieren können sich hier auch die Instrumentalisten. Über äußerst wilde Rhythmen des Schlagzeugers Emanuel Harrold spielt (im enorm hohen Tempo) Aaron James auf seinem Bass einen Walking-Bass und Yosuke Sato zeigt in einem enorm aufwendigen Solo sein ganzes Können. Als Nächstes folgt eine Cover-Version des Standards Work Song, der von Nat Adderley und Oscar Brown Jr. komponiert wurde. Der Text wurde 1960 über einen angeketteten Sträfling geschrieben, der zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde, weil er aus Hunger gestohlen hatte (vgl Broecking 2015: 9). Auch dieses Cover wird neben Porter von zwei starken Solo-Parts bestimmt, nämlich der beiden Saxophonisten Yosuke Sato und Tivon Pennicott. Den Abschluss dieses Albums bildet der Song God Bless The Child. Auch bei diesem Song handelt es sich um einen Jazz-Standard aus 1941 von Billie Holliday und Arthur Herzog, Jr. Wie beim Schlusstitel des ersten Albums singt Porter dieses Cover in einer berührenden A24 capella-Version. »Real Good Hands is worthy of Gil, and God Bless the Child could make a banker cry« (Johnson 2012). Zusammenfassend für dieses Album eignet sich sehr gut ein Teil der Kritik von Chris Nickson: »It's a daring move, and one that works as it showcases the tenderness in his voice, with an almost liquid quality in the singing, the emotions hinted at rather than laid out. It's a superb climax to a disc that should certainly help Porter's star rise even further« (Nickson 2012). 25 3.1.3 Liquid Spirit (Abb.4) Auch für dieses Album fielen die Kritiken der Presse äußerst positiv aus, wie an diesen Beispielen deutlich wird: »On Liquid Spirit, his first album for Blue Note Records, Porter goes after the heart and soul of his listeners by blending stirring love ballads, gospel grooves, and blues harmonies together; all genres which reflect his eclectic sound« (Grandison 2013). »Liquid Spirit is his third album and it heralds a move to a major label, Blue Note. Maybe that just raises expectations even higher. No matter - Porter meets, and even exceeds, such expectations« (Lindsay 2013). Liquid Spirit ist Porters 3. Studioalbum, das am 2. September 2013 veröffentlicht wurde. Porter wechselte sein Plattenlabel und somit ist dieses Album das erste, das vom Plattenlabel Blue Note Records4 produziert wurde. 4 Blue Note Records ist ein traditionsreiches Label für Jazzmusik, das 1939 von Alfred Lion und Francis Wolff in New York gegründet wurde. 26 Produzent des Albums ist wie beim vorherigen Album Brian Bacchus, CoProduzent ist wiederum Kamau Kenyatta. Aufgenommen wurde in New York (Sear Sound) am 28./29./30. März 2013 sowie am 15. April 2013. Für Mix beziehungsweise Mastering sind Jay Newland und Mark Wilder verantwortlich. Die Songs wurden von Gregory Porter, Kamau Kenyatta und Chip Crawford arrangiert (vgl. Gregory Porter 2013). Porters drittes Album wurde erneut für einen Grammy nominiert und diesen konnte er auch schließlich am 26. Jänner 2014 bei der 56. Grammy-Verleihung in Los Angeles in der Kategorie Best Vocal Jazz Album gewinnen (vgl. Broecking 2015: 10). Mitwirkende Musiker des Albums sind: Chip Crawford (piano) Aaron James (bass) Emanuel Harrold (drums) Yosuke Sato (alto sax) Tivon Pennicott (tenor sax) Curtis Taylor (trumpet) Glenn Patscha (Hammond B3 organ, Fender Rhodes) Gregory Porter (vocals) Folgende 14 Songs befinden sich auf dem Album: No Love Dying (3:55) Liquid Spirit (3:37) Lonesome Lover (3:10) Water Under Bridges (3:31) Hey Laura (3:20) Musical Genocide (3:45) Wolfcry (4:08) Free (4:59) Brown Grass (4:16) Wind Song (3:23) The In Crowd (3:35) Movin´ (4:47) 27 When Love Was King (6:52) I Fall In Love To Easily (7:48) (vgl. Gregory Porter 2013) Liquid Spirit wurde schnell zu einem globalen Phänomen, verkaufte sich millionenfach und wurde zum meistgestreamten Jazz-Album aller Zeiten mit über 20 Millionen Streams. Im Vereinten Königreich und Deutschland konnte das Album Platinum erreichen. Porter konnte mit diesem Album auch den Grammy in der Kategorie Best Jazz Vocal Album gewinnen und wurde weiters nominiert für die Kategorie Best Tradional R&B Performance (bluenote.com 2016). Die höchste Chartplatzierung konnte das Album in den Niederlanden erreichen (Platz 6), gefolgt von Dänemark (Platz 7). In Österreich konnte das Album den 25. Platz erreichen (vgl. discogs.com 2016). Komponist der Songs ist bis auf drei Ausnahmen (Lonesome Lover, The In Crowd, I Fall In Love To Easily) Gregory Porter selbst (vgl. Gregory Porter 2013). Eröffnet wird Porters drittes Album mit dem Song No Love Dying. Die Besetzung mit Bass, Schlagzeug, Klavier und Saxophon ist hier wenig überraschend. Wenig überraschend ist auch, dass Porter über die Liebe singt. Und dass diese stirbt, will Porter auf keinen Fall. Wenig überraschend ist auch der Aufbau. Nach einem verträumten Intro von Bass, Schlagzeug und Piano setzt Porters Gesang ein. Nach einem Saxophon-Solo wiederholt Porter die Lyrics des ersten Teils. Wie facettenreich Porters drittes Album ist, zeigt aber schon der zweite Song, der Titelsong des Albums, Liquid Spirit: »Eben noch ruhig und sentimental, strotzt `Liquid Spirit` nur so vor Lebensfreude. Darin symbolisiert Porter Wasser als flüssigen Lebensgeist, der vom Menschen in künstlichen Flüssen und Stauseen festgehalten wird. Dabei könnte er doch freigelassen so viel mehr bewirken« (ebd.). Porter beginnt hier nur mit dem Bassisten in einem mitreißenden Beat, auf der Zwei und Vier hört man ein durchgehendes Klatschen. Markante Bläserriffs (Tenor-Saxophon und Trompete sind hier auch zu hören) ergänzen den Song. Mit Lonesome Lover von Max Roach und Abbey Lincoln folgt das erste Cover des Albums. John Fordham beschreibt das Cover folgendermaßen: »…Lonesome Lover is a 28 coolly smouldering mid-tempo feature that could have graced a Blue Note set back in the 1960s« (Fordham 2012). Mit seiner Eigenkomposition Water Under Bridges folgt eine zarte, lyrische Ballade, bei welcher sich Porter nur von seinem Pianisten Chip Crawford begleiten lässt. Bruce Lindsay beschreibt den Song folgendermaßen: »The sad but beautiful `Water Under Bridges` keeps things really simple: just Porter's voice and Crawford's piano. The result is a three and a half minute triumph: bluesy, heartfelt and heartbreaking« (Lindsay 2013). Porter erinnert sich bei diesem Song an seine letzte Liebe. Beim Song Hey Laura5 ist erstmals Glenn Patscha auf seiner Hammond B3 Orgel zu hören, mit der er einen sanften, unaufdringlichen Klangteppich schafft. Yosuke Sato brilliert hier einmal mehr mit einem kurzen Solo-Part und wie so oft, wiederholt Porter nach dem Solo noch einmal den ersten Teil seiner Lyrics, die sich wieder um die Liebe drehen. Der Song Musical Genocide ist geprägt von einer markanten rhythmischen Basslinie, welche teilweise auch vom Pianisten mitgespielt wird. Mit diesem Song drückt Porter sein Unbehagen über die momentane Musik-Gegenwart aus, wie auch schon der Titel andeutet. Porter: »In den 70er Jahren existierten noch sehr viele Lieder, die von der Liebe, der Familie, dem Planeten sprachen. Inzwischen gibt es jede Menge Musik da draußen, die einfach nur aus einer enormen Leere besteht, das ist der Tod des Soul« (Engels 2013b). Einen wesentlichen Beitrag in diesem Song liefern auch die Bläser (Alt-Saxophon, Tenor-Saxophon, Trompete) mit markanten Riffs. Auch der Organist/Keyboarder Glenn Patscha ist im Hintergrund zu hören. In einem vollkommen anderen Charakter ist der darauffolgende Song Wolfcry, bei welchem Porter neuerlich nur von seinem Pianisten Chip Crawford im verträumten Stil begleitet wird. Im Mittelpunkt dieser Ballade steht jedoch eindeutig nur Porters gefühlvoller Gesang. »One of the many gems on the album, `Wolfcry` is a soft, piano based tune where Porter feels helpless after falling in love with a brokenhearted woman and solemnly declares: `After I have saved you and gathered all the pieces of your heart, that’s when it starts / You gain your confidence and leave your innocence and vulnerability with me`« (Grandison 2013). Der offensichtlich autobiographische Song Free, welcher neben Porter auch von Zak Najor komponiert wurde, handelt von den Opfern, die seine Eltern für ihn bringen mussten und zählt zu seinen mid-tempo Songs, der eindeutig einen Soul-Charakter aufweist (vgl.telegraph.co.uk 2013). Dieser Song wurde auch wieder mit Porters vollen Besetzung eingespielt und erneut darf Yosuke Sato am Alt-Saxophon brillieren. Und auch im nächsten Song Brown Grass spielt Sato 5 Detaillierte Informationen zum Song finden sich unter dem Punkt 2.2 29 ein Solo, diesmal jedoch viel kürzer und er kommt hier mit wenigen, ruhigen Tönen aus. Auf die anderen Bläser wird gänzlich verzichtet. Obwohl auch dieser Song sehr melancholisch ist, wirkt er jedoch viel jazziger als etwa der Song Wolfcry, diesen Charakter machen sicherlich auch der Schlagzeuger Emanuel Harrold und der Bassist Aaron James aus. Im Gegensatz dazu: »`Wind Song` is more upbeat, a celebration« (Lindsay 2013). Bei diesem Song sind wieder Bläserriffs zu hören und der Pianist spielt hier ein längeres Solo. Porter vergleicht hier den Klang der Natur mit dem Klang der Liebe. Mit dem Song The In Crowd folgt schließlich ein weiteres Cover von Billy Page aus den 60er Jahren.6 Auf Bläser wird hier gänzlich verzichtet. Bruce Lindsay beschreibt den Song folgendermaßen: »Soul classic `The In Crowd` swings, Harrold and James laying down the groove, Crawford crafting a strong solo and Porter making it clear that he's in with the `In` crowd—not boasting, just telling it like it is« (ebd.). Inspiration für diesen Song war für Porter der Wechsel zum Jazz-Major-Label Blue Note Records. Porter sagt darüber: »Ein paar Wochen, nachdem der Deal klar war, habe ich von Ramsey Lewis „The In Crowd“ ausgewählt, als eine Frage an mich selbst. Gehöre ich jetzt zur In Crowd? Gehöre ich zum inneren Kreis des Jazz dazu? Die Leute, die mich beobachten, sagen ja. Ich selber fühle mich immer noch als Außenseiter, ich bin mir nicht sicher« (Broecking 2015: 65). Über den nächsten Song Movin schreibt Lindsey: »The saxophones of Yosuke Sato and Tivon Pennicott come together to excellent effect on the hard bop-come-gospel flavoured title track, the soulful `Movin'…« (ebd.). Porter beklagt sich in diesem Song über eine Frau, die sich scheinbar immer mehr von ihm distanziert. Sehr ruhig wird es beim darauffolgenden Song When Love Was King. Besetzt wird dieser Song mit Klavier, Schlagzeug, Bass und natürlich Porters Stimme. Porter zeigt hier seinen äußerst großen Stimmumfang. Auffällig bei diesem Song ist hier auch ein kurzes Solo des Bassisten Aaron James. Weiters ist auch die Länge dieses und des darauffolgenden Schluss-Songs I Fall In Love Too Easily, die sich doch deutlich von der Länge der übrigen Songs unterscheiden. Wie bei seinen zwei vorigen Alben beendet Porter auch dieses Album mit einem Cover. I Fall In Love Too Easily wurde von Sammy Cahn und Jule Styne komponiert und wird, typisch für Porters Schluss-Songs, sehr schlicht begleitet – diesmal lediglich von Bass und Klavier. Einmal mehr spielt hier Chip Crawford ein romantisches Solo, das stolze 2:30 min dauert. Auch seine letzten beiden Songs handeln von Liebe, wie sich auch schon an den Titeln erkennen lässt. 6 Ramsey Lewis hat eine instrumentale Version des Songs ein Jahr später aufgenommen. 30 Über das musikalische Genre des Albums schreibt David Maurer: »Als reines Jazz-Album kann `Liquid Spirit` kaum bezeichnet werden. Dafür erscheinen andere Elemente, besonders der Soul, zu präsent und fast ebenbürtig. Aber genau das macht den Reiz der Platte aus. Dass Gregory Porter wahre Jazz-Nerds bezaubert, darf bezweifelt werden. Definitiv bringt er aber auch mit seinem neuen Album den Jazz einem breiteren Publikum näher« (Maurer 2013). Bruce Lindsey meint abschließend: »There are performances on Liquid Spirit that could readily be considered for jazz, R&B, soul or gospel awards. Porter makes the transition between genres with apparently effortless ease - he's a singer and a songwriter at the top of his game and Liquid Spirit is an inspiration« (Lindsay 2013). 31 3.1.4 Take Me To The Alley (Abb. 5) Auch die Pressestimmen zu Porters 4. Soloalbum fielen durchwegs sehr positiv aus, wie man an folgenden Beispielen erkennen kann: »Mit Take Me To The Alley, dem heißerwarteten [sic] Nachfolger seines sensationellen Blue-Note-Debüts Liquid Spirit, festigt er nun seinen Ruf, der beeindruckendste Jazzsänger und Songwriter seiner Generation zu sein« (jpc.de 2016). »Take Me To The Alley, Porter's follow-up to the Grammy-winning Liquid Spirit (Blue Note, 2013) and his fourth album in total, is a passion-fueled collection of music filled with inspired heart-on-sleeve meditations, from-the-mountain-top sermons, glimpses at what could've been, and musical testimonials. It's completely in keeping with his previous work - full of emotional highs and lows, built on a blend of the earthy and cosmopolitan - and just as addictive. It only takes one listen to get hooked« (Bilawsky 2016). »Song by song, story by story, Take Me to the Alley proves to be just as good as Liquid Spirit - and all the more a miracle because this kind of “classic” stuff, jazz-infused soul pop that deals with real adult feelings, can’t be easy to toss off or churn out. Every song sounds earned, not just by life but by musical wisdom« (Layman 2016). 32 Mit Take Me To The Alley veröffentlichte Porter sein 4. Studioalbum. Veröffentlicht wurde das Album am 6. Mai 2016 (vgl. bluenote.com 2016). Es ist das zweite Album, das vom Plattenlabel Blue Note Records produziert wurde. Wie beim vorherigen Album ist auch hier Kamau Kenyatta, neben Porter selbst, der Produzent des Albums. Aufgenommen wurde das Album vom 28. September bis 1. Oktober 2015 in New York unter der Leitung von Jay Newland, weiters in Hollywood am 26. und 27. Oktober 2015 unter der Leitung von Charlie Paakkari. Für den Mix zeigt sich Jay Newland verantwortlich. Die Arrangements stammen – wie beim vorigen Album – von Gregory Porter, Kamau Kenyatta und Chip Crawford. Für die Bläser-Arrangements sind Kamau Kenyatta und Keyon Harrold verantwortlich (vgl. Gregory Porter 2016). Bei den JJA Jazz Awards 2016 wurde Porter zum Male Singer of the Year gewählt (vgl. gregroyporter.com 2016). Mitwirkende Musiker des Albums sind: Gregory Porter (voice) Alicia Olatuja (voice) Chip Crawford (piano) Aaron James (bass) Emanuel Harrold (drums) Keyon Harrold (trumpet) Yosuke Sato (alto saxophone) Tivon Pennicott (tenor saxophone) Ondrej Pivec (organ) Folgende 12 Songs befinden sich auf dem Album: Holding On (5:02) Don´t Lose Your Steam (3:18) Take Me To The Alley (5:17) Daydream (3:52) Consequence Of Love (3:20) In Fashion (4:35) More Than A Woman (3:31) In Heaven (4:18) Insanity (5:37) 33 Don´t Be A Fool (4:32) Fan The Flame (4:12) French African Queen (3:46) (Gregory Porter 2016) Komponiert wurden die Songs - bis auf Holding On, Daydream und In Heaven wieder von Gregory Porter selbst (vgl. ebd.). Die höchste Chartplatzierung konnte das Album in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich, jeweils mit dem 5. Platz, erreichen (vgl. discogs.com 2016). Eröffnet wird das Album mit dem Song Holding On, der im Kapitel 3.2 detailliert beschrieben wird. Der 2. Titel dieses Albums ist mit Don´t Lose Your Steam eine äußerst schwungvolle Komposition. Markant sind neben den gemeinsamen BläserLinien die funkigen Fills des Organisten Ondrej Pivec. Der Alt-Saxophonist Yosuke Sato spielt hier auch sein erstes Solo. Der Song ist seinem 3-jährigen Sohn Damyan gewidmet (vgl. Jarenwattananon 2016). Dan Bilawsky schreibt in seiner Kritik folgendes über den Song: »Second up is the swoon-inducing Don't Lose Your Steam, a Stevie Wonder-worthy original with R&B, soul, funk, and rock in its DNA. Porter testifies and brings the thunder, the horns riff, the rhythm section locks in the groove, and organist Ondrej Pivec adds the glissandos and the grease« (Bilawsky 2016). Beim Titel-Song des Albums Take Me To The Alley singt Porter von einer neuerlichen Wiederankunft Christus, der sich um die verlorenen Seelen kümmern wird. Er singt, obwohl der Song langsam, verträumt und melancholisch klingt, von Hoffnung und macht Mut. Getragen wird der Song von einer immer wiederkehrenden Bass-Figur, der Pianist Chip Crawford unterstützt mit sanften Klängen. Nachdem Porter den ersten Teil des Songs alleine singt, singt ab dem ersten Refrain die Gastsängerin Alicia Olatuja im Hintergrund eine zweite Stimme (vorwiegend im Terzabstand) beziehungsweise wechselt sich schließlich mit Porters Gesang ab. Alexis Petridis schreibt über den Song: »The title track offers up a parable about the second coming of Christ, its sternness at odds with the pacific piano playing and Alicia Olatuja’s pillowy backing vocals« (Petridis 2016). Somit ist dies Porters erster Album-Song, den er gemeinsam mit einem Gastsänger/einer Gastsängerin singt. Der nächste Song Daydream ist wiederum seinem Sohn Damyan gewidmet. Diesmal singt er jedoch direkt über seinen Sohn, der seinen 34 Weg im Leben finden soll. Auch in diesem Song werden gewisse Teile zweistimmig gesungen, diesmal sind jedoch beide Stimmen von Porter selbst aufgenommen. Beim Schreiben des Songs wurde Porter von Craig Dawson unterstützt (vlg. Gregory Porter 2016). Über den nächsten Song schreibt Thom Jurek sehr treffend: »Consequence of Love is one of the finest moments here, a tender midtempo ballad offered with the nononsense conviction that reveals love may be beyond the measurement of the rational, but commitment to it remains necessary for the revelation of its truth« (Jurek 2016). Unterstützt wird der Song wiederum, in Ergänzung zu Porters üblichen Besetzung, von den souligen Klängen des Organisten Ondrej Pivec. Aufgewertet wird der Song zusätzlich von einem kurzen Tenor-Saxophon-Solo, gespielt von Tivon Pennicott. Der Song In Fashion wird eröffnet von einem kurzen Intro gespielt von Klavier, Schlagzeug und Bass. Dieser Groove setzt sich über den kompletten Song hindurch fort. Und Porter scattet mit den schlichten Lauten „fa-doe-ba-do-ba-do“. Auch Pianist Chip Crawford wertet den Song mit einigen bluesigen Licks auf. Ungewöhnlich ist hier auch der Text Porters, indem er über Kleidungsstile und Mode singt. »The song is simple, built like a pop song, but it contains elements that come directly from the soul-jazz of the 1960s. And it is catchy as can be« (Layman 2016). Auch den Song More Than A Woman beschreibt Layman sehr trefflich: »More Than a Woman is an appreciation of a mother, tender and minor, a song that celebrates mom’s love but that — from its musical tone alone — reminds us that mothers tend to leave us behind. And, again, the alto sax solo by Yosuke Sato beautifully reinforces the feeling without words« (ebda.). In seinem Songtext spielt Porter hier mit religiösen Metaphern, wahrscheinlich auch deshalb, weil seine Mutter Predigerin war. Der Song In Heaven wurde von Darlene Andrews geschrieben und ist somit der einzige Song, der nicht zumindest zu einem Teil von Porter stammt (vgl. Gregory Porter 2016). Porter besingt hier seine Verwandtschaft, die nicht mehr auf Erden verweilt. Ungewöhnlich für Porters musikalischen Stil finden sich hier Salsa-Rhythmen, über die neuerlich Trompeter Keyon Harrold gekonnt improvisiert. Ernste Töne werden in der düsteren Ballade Insanity angeschlagen, bei welcher erneut Harrold ein längeres Solo spielt. Porter thematisiert hier Beziehungen, die längst zu Ende sind, obwohl es sich die Involvierten nicht eingestehen wollen. Beim Song Don´t Be A Fool wird Porter erneut vom Background-Gesang der Sängerin Alicia Olatuja unterstützt. Organist Ondrej Pivec legt hier wieder einen zarten Klangteppich und Yosuke Sato spielt ein kurzes Solo. »In der glimmenden Ballade `Don't Be A Fool` gibt Porter allen romantischen Luftikussen weise Ratschläge und gesteht dabei auch 35 seine eigenen Unzulänglichkeiten auf dem Gebiet ein« (jpc.de 2016). Eine schwungvolle Nummer folgt schließlich wieder mit Fan The Flame, welche von einem Swing-Rhythmus und einem Walking-Bass vorangetragen wird und auch mehrere kurze Solo-Spots dürfen hier nicht fehlen. »In der schneidenden Hardbop-Nummer Fan The Flame ruft Porter wiederum zum energischen, aber gewaltfreien Protest gegen die vielen Ungerechtigkeiten auf« (ebd.). Der Schluss-Song wird von Thom Jurek sehr treffend beschrieben: »The artful, strident narrative in French African Queen is accompanied in feverish modal form by the ensemble, accented by fluid rhythms that touch on Latin and African grooves (check the Fela Kuti-inspired horns to boot)« (Jurek 2016). Auffällig bei diesem Album ist im Vergleich zu den ersten drei, dass hier keine Songs in schlichter Besetzung (Klavier und Gesang) oder A-capella-Versionen zu finden sind und auch keine Covers oder Jazz-Standards mehr vorkommen. »Take Me To The Alley doesn't break new frontiers for Porter, nor for the genre delimiter he's said to represent, but those aren't the aesthetic ideals it seeks to reach. If forced, you'd call it pop-jazz, except it's the rare kind, with a simplicity unblemished by artistic compromise. Or maybe it's just that the now-familiar sound of his own design has become genuinely popular, even before Disclosure entered the picture, and it's a pleasure to see that sort of talent find its own way« (Jarenwattananon 2016). 36 3.2 Songs Exemplarisch werden im Folgenden vier Songs detaillierter analysiert. Jeder der Songs soll dabei repräsentativ für jeweils ein Album stehen. Bei der Auswahl wurde weiters darauf geachtet, dass sich die Songs bezüglich des Genres voneinander unterscheiden. 1960 What? (vgl. Gregory Porter 2010a) Der Song 1960 What? ist mit 12 Minuten und 36 Sekunden der längste Song der vier Solo-Alben Porters. Der Song entwickelt eine enorme Power und Energie und wirkt vor allem durch die verschobenen 16tel Phrasierungen des Schlagzeugers Emanuel Harrold sehr schnell, das Tempo der Viertel liegt allerdings „nur“ bei 96 Schlägen pro Minute (Beats per minute) – also eigentlich ein moderates Tempo. Eine der wichtigsten Rollen in diesem Song spielt eindeutig der Bassist Aaron James. Dieser spielt eine durchgehende Bass-Linie, die als die treibende Kraft und als rhythmischer Anhaltspunkt gesehen werden kann. Er spielt dabei eine kurze Phrase (eintaktig mit einer Achtel als Auftakt), die während des gesamten Songs klar und deutlich zu hören ist. Gespielt wird folgende Linie, bestehend aus vier Noten, wovon die ersten drei staccato gespielt werden: Mithilfe dieser schlichten Walking-Bass-Linie, wie sie im Genre des Jazz häufig vorkommt, signalisiert der Bass auch das tonale Zentrum dieses Songs, nämlich GMoll. James eröffnet den Song solistisch mithilfe dieser Linie. Seine Bass-Figur spielt James vier Takte. (Obwohl die Bass-Figur eintaktig ist, kann man sich als Grundeinheit 4-taktige Phrasen vorstellen, welche das Grundgefühl des Songs bestimmen. Diese Grundeinheiten können in der Vorstellung wieder zu 8-taktigen, 37 16-taktigen oder sogar 32-taktigen Phrasen erweitert werden. Dieses Phrasengefühl spielt etwa bei den folgenden Soli eine wesentliche Rolle.) Im Anschluss daran setzt Harrold am Schlagzeug (mit einem Auftakt) ein. Sein Schlagzeugspiel ist geprägt von verschiedensten rhythmischen Verschiebungen (Off-Beats), die er hauptsächlich am Ride-Becken spielt. Immer wieder setzt er auch etwa rhythmische Akzente, vor allem durch vereinzelte „Rim-Shots“. Weitere vier Takte später setzt auch der Pianist Crawford (wieder mit einem Auftakt) ein und verleiht dem Song durch verschiedenst-realisierte Voicings rund um das tonale Zentrum G-Moll erst den richtigen Jazz-Charakter. Geprägt ist der Song auch durch die Dynamik, die von allen beteiligten erzeugt wird. Erzeugt wird dieser große Dynamik-Unterschied während den verschiedenen Phasen des Songs vor allem durch den Pianisten, der je nach Phase des Songs sehr zurückhaltend spielt oder auch kurze solistische Phrasen einwirft. Die Dynamik innerhalb dieses Songs ist auch deshalb so wichtig, weil der Song keine unterschiedlichen Akkorde aufweist. Der Song wird also über zwölf Minuten von der Klangfarbe G-Moll bestimmt. Somit spielt die Dynamik und die Abwechslung verschiedener Teile (z.B. Soli) eine umso wichtigere Rolle. Während des Songs sind auch immer wieder längere Solis von einzelnen Bläsern zu hören und jedes einzelne Solo wird langsam (auch durch die Dynamik der restlichen Band) zu einem Höhepunkt aufgebaut, der schließlich langsam wieder abflacht. Einen wesentlichen Beitrag in diesem Song liefern auch die Bläser (Posaune, Trompete, Saxophon). Abgesehen von den einzelnen Bläser-Soli spielen diese ein sehr markantes Bläserriff, welche wiederum aus vier Takten besteht und sich des Öfteren im Laufe des Songs wiederholt. Diese Bläserlinie wird einstimmig, jedoch in unterschiedlichen Tonlagen realisiert und endet schließlich mit einem aufgeteilten G-moll-Akkord, jedoch mit der Non als höchsten Ton und somit Melodie-Ton, der einen interessanten Charakter erzeugt. Um diesen spannenden Akkord noch zusätzlich interessanter zu gestalten, wird dieser zusätzlich auch mit einem „crescendo“ realisiert. 38 Ein weiterer interessanter Effekt des Songs ist das „Call and Response“-Muster, das an verschiedenen Stellen des Songs eingesetzt wird. Dieses Muster gilt als typisch für den Einsatz in Spirituals, Gospels, Blues oder Jazz. Porter ist der Vorsänger und ein Männerchor antwortet ihm: Porter: „Chor“: Ain't no need for sunlight! Chor: (Ain't no need for sunlight) Ain't no need for moon light! (Ain't no need for moon light) Ain't no need for street light (Ain't no need for street light) It's burning really bright, (burning real bright) some folks say we gonna fight, (gonna fight) cos' this here thing just ain't right, (Ain't right) Auch Porters Gesang ist geprägt von starker dynamischer Varianz und zeichnet sich vor allem durch eine äußerst komplexe Rhythmik aus. Da der Song also von der unterschiedlichen Dynamik, den jazzigen Voicings des Pianisten, den rhythmischen Verschiebungen, den Bläsern und verschieden Soli lebt, weist er einen komplett eigenen Charakter auf und kann in keinster Weise mit einem typischen Pop-Song verglichen werden. Auch die Länge des Songs wäre für einen Pop-Song undenkbar. Be Good (vgl. Gregory Porter 2012a) Bei dieser Komposition handelt es sich um einen Jazzwalzer. Das bedeutet also, der Song wurde im ¾-Takt geschrieben und wird in einem moderaten Tempo (ca. 90 Schläge pro Minute) gespielt. Außerdem werden die Achtel-Noten im Swingbeziehungsweise Triolen-Feeling gespielt. Auffällig an diesem Song ist eine immer wiederkehrende harmonische Phrase, die gleichzeitig die Einleitung des Songs und die Strophen darstellt (Teil A). Mit wenigen Ausnahmen besteht der 7-minütige(!) Song aus dieser Phrase, die dem Song eine sehr relaxte Stimmung verleiht. 39 Das Intro (Einleitung) wird ausschließlich mittels Bass, Klavier und Schlagzeug realisiert. Während der Bass dieselbe harmonische Phrase jedes Mal gleich spielt, ändert der Pianist nach dem Intro leicht seine Linie und spielt unaufdringliche Voicings - bestehend jedoch aus dem gleichen harmonischen Material. Um den ruhigen, relaxten Charakter nicht zu zerstören, sondern im Gegenteil, diesen zu unterstützen, verwendet Emanuel Harrold hier keine gewöhnlichen Sticks, sondern Jazzbesen. Diese Jazzbesen werden eingesetzt, um einen besonders weichen und fließenden Klang zu erzeugen, der besonders bei Jazz-Balladen sehr beliebt ist. Harrold spielt hier eine sogenannte „Wisch-Technik“ und erzeugt damit einen rhythmisch-rauschenden Klang. Er verfolgt diese Technik während des gesamten weiteren Verlaufs des Songs und spielt nur sehr wenige Fills. Teil A: Im Anschluss an das Intro setzt Porter mit seinem Gesang ein, der entsprechend dem Charakter des Stücks als „laid-back“ bezeichnet werden kann. Er vermittelt also durch seinen Gesang einen äußerst ruhigen Charakter. Auch Porter singt über die sich ständig wiederholende harmonische Phrase eine ähnliche Melodie. Diese immer wiederkehrende harmonische Linie wird erstmals nach etwa 40 Sekunden des Songs unterbrochen. Hier endet Porters erste Strophe und es folgt ein viertaktiger Übergang, der zum zweiten Teil (Teil B) instrumental überleitet. Eventuell kann dieser Teil B auch als Refrain angesehen werden. Als Übergang zum Refrain oder Teil B verfolgen die Musiker also folgendes harmonisches Muster: 40 / Dm / Dm / Gsus4 / G (F9) / Harmonisch ist hier also interessant, dass hier als Übergang zum 2. Teil G-Dur gewählt wird, denn dieser Akkord ist eigentlich, gesehen von Bb-Dur als Tonika, ein nicht-leitereigener Akkord. D-Moll ist die leitereigene 3. Stufe in Bb-Dur und wäre gleichzeitig die 5. Stufe von G-Moll, jedoch folgt der überraschende Akkord G-Dur. Schließlich folgt nach dem Durchgangsakkord auch noch als erster Akkord des 2. Teils Em7(b5), der ebenfalls kein leitereigener Akkord von Bb-Dur als Tonika ist. Teil B weist also harmonisch gesehen wieder einen vollkommen neuen Charakter auf. Dieser 2. Teil ist insgesamt harmonisch sehr interessant: Geprägt ist dieser 2. Teil (Teil B) nämlich von einem chromatischen Abgang von Em7(b5) bis C#dim7. Dieser chromatische Abgang wiederholt sich schließlich genau gleich, jedoch mit dem wesentlichen Unterschied, dass beim 2. Mal der Durchgang nicht bis C#dim7 führt, sondern diesmal nach Dm7 schließlich auf F7(9) endet. Dieser Akkord weist einen Dominant-Charakter auf und stellt somit einen Übergang zur Ursprungstonart Bb-Dur dar und es schließt wieder Teil A an. Unterstützt wird dieser chromatische Abfall des 2. Teils auch jedes Mal durch einen Bläsersatz. Teil B: Em7(b5) Ebm She said lions are made for cages Dm7 C#dim7 Just to look at in delight Em7(b5) Ebm You dare note let `em walk around Dm F7(9) Bb… `cause they might just bite Der Saxophonist Sato spielt auch in diesem Song ein Solo, bei dem er über die Akkorde beider Teile des Songs spielt – er improvisiert also über die Form: A B A. Zu den Lyrics des Songs sind unter dem Punkt „Songtexte“ weitere Informationen zu finden. 41 Im Vergleich zu einem typischen Pop-Song ist hier jedoch ungewöhnlich, dass man das Gefühl hat, der Refrain (falls man Teil B als Refrain bezeichnen will) mündet in die Strophe und nicht umgekehrt. Der Refrain ist hier also ein Übergang, der durch die Strophe (Teil A) wieder aufgelöst wird. Dies wird auch durch das Saxophonsolo deutlich, das nach Teil B wieder auf Teil A zurückkehrt und auch der Schluss des Songs wird durch Teil A erreicht. Bei einem Pop-Song wäre es eher ungewöhnlich, wenn der Song nicht mit dem Refrain endet. Die Begriffe Strophe (Verse) und Refrain sind hier also nur bedingt passend. Weiters wäre für einen Pop-Song schon alleine die Taktart und die Länge des Songs ungewöhnlich. Auch die Phrasierung der Achtel-Noten hört man häufig im Jazz-Bereich, jedoch selten im Pop. Weitere Elemente des Songs, die nicht unbedingt zum Pop-Genre passen, sind das Saxophon-Solo beziehungsweise die Länge des Saxophonsolos und auch die harmonische Komplexität des Songs vor allem im 2. Teil. Hey Laura (vgl. Gregory Porter 2013a) Thom Jurek beschreibt diesen Song treffend: »`Hey Laura` is characterized by Porter's relaxed but utterly sincere delivery, and packs a knock-out emotional punch in his protagonist's plea to the object of his affection« (Jurek 2016). Der Song erklingt in D-Dur und steht im 4/4-Takt, wobei das Tempo der ViertelNote ungefähr bei 80 Schlägen pro Minute (Beats per minute) liegt und enthält nur leitereigene Töne und Akkorde. Der Song steht im 4/4-Takt und das Tempo der Vierteil-Noten liegt ungefähr bei 80 Schlägen pro Minute, gespielt wird er von Bass, Klavier, Schlagzeug, Saxophon und Orgel. Geprägt ist der Song hauptsächlich von Porters souligen Gesang und er vermittelt ein sehr relaxtes, romantisches Gefühl. Der Song könnte in drei Teile gegliedert werden: Teil A: Dieser Teil kann als eine der Strophen gesehen werden, welche von Porter gesungen wird. Der Song beginnt auch mit diesem Teil, welcher sich schließlich wiederholt (1. + 2. Strophe). Nach dem Teil B folgt nochmals dieser Teil (3. Strophe), dabei singt Porter dieselben Lyrics wie in der 1. Strophe. 42 Die Gesangsmelodie in Verbindung mit den Akkorden könnte in etwa folgendermaßen notiert werden: Teil B: Dieser Teil stellt ein Saxophon-Solo dar, gespielt von Yosuke Sato am AltSaxophon, dar. Dieses Solo folgt allerdings neuen harmonischen Richtlinien. Harmonisch ist das Solo geprägt von drei sich wiederholenden Akkorden innerhalb von zwei Takten. Der ungefähre Verlauf Satos Solo soll hier abgebildet werden: 43 Wie anhand dieser Notation ersichtlich wird, verwendet Sato vorwiegend leitereigenes Material aus D-Dur (größtenteils Pentatonik). Auf „tensions“ oder „avoid notes“ verzichtet er weitgehend. Lediglich gegen Schluss spielt er eine kleine Terz, wodurch er dem Solo einen etwas bluesigeren Charakter verleiht. Er spielt also ein Solo, dass auf Ausgefallenes verzichtet und somit für den entspannten Charakter des Songs sehr passend erscheint. Teil C: Dieser Teil kann als Outro bezeichnet werden. Dieses Outro setzt sich lediglich aus sechs Takten zusammen und Porter wiederholt innerhalb dieser Takte seine Anfangsphrase Hey Laura it´s me noch dreimal, welche Crawford am Klavier mit kleinen Fills bereichert. Innerhalb dieses Outros gibt es keine Akkordwechsel mehr, der Song klingt auf der Tonika (D-Dur) aus. Aufgewertet wird der Song auch vom Organisten, der jeweils sanft und unaufdringlich im Hintergrund zu hören ist. Dieser legt jedoch nur einen Klangteppich, indem er die jeweiligen Akkorde spielt, jedoch keinerlei rhythmische Motive mitspielt. Auch Klavier und Bass und Schlagzeug werden sehr zurückhaltend und schlicht gespielt. Im gesamten Song kommen nur sechs verschiedene Akkorde vor. Diese Akkorde sind ausgehend von D-Dur als Tonika allesamt leitereigene Akkorde. 44 D / Em7 / G / A / Hm7 / F#m7 oder in Stufen: I / II / IV/ V / VI / III Der gesamte Song ist von der harmonischen Abfolge her sehr einfach gehalten und weist von den Harmonien große Ähnlichkeiten mit einem typischen Pop-Song auf. Was jedoch nicht unbedingt für einen Pop-Song spricht, ist das Saxophon-Solo und weiters, dass der Song eigentlich keinen Refrain aufweist. Holding On (vgl. Gregory Porter 2016a) Holding On ist ursprünglich ein Song vom Elektronik-Duo Disclosure des Albums Caracal, das ebenso von Gregory Porter gesungen wird. Der Song wurde von Howard Lawrence, Porter und Jimmy Napes geschrieben und konnte in den US Dance Club Songs Platz 1 erreichen (wikipedia.org 2016). Der Eröffnungssong des 4. Albums ist Porters eigene Version dieses Songs. Dieser wurde neben Porter von James John Napier, Guy William Lawrence und Howard Lawrence geschrieben beziehungsweise für Porter arrangiert (vgl. Gregory Porter 2016). Thom Jurek beschreibt den Song folgendermaßen: »The leadoff track, unsurprisingly, is his own version of Holding On, with a double-timed, brushed hihat, Motown-esque bassline, and crystalline piano. It skirts the edges of pop-soul yet remains in the jazz camp. Porter's lyrics are direct, confessional, and poetic« (Jurek 2016). Der Song weist einen sehr ruhigen, getragenen Charakter auf, der auch aufgrund des Schlagzeugers Emanuel Harrold entsteht. Aus Live-Versionen wird ersichtlich, dass dieser eine Kombination aus 16tel Bewegungen auf der Hi-Hat mit einem gewöhnlichen Stick und einer Wischtechnik mit einem Jazzbesen spielt, um diesen ruhigen Charakter zu erzeugen. Markante Betonungen werden fast zur Gänze weggelassen, manchmal spielt er leichte Akzente auf der Hi-Hat. Erst ab dem 2. Refrain und dem Trompeten-Solo sind kurze Fills beziehungsweise Snare-Schläge auf der Zwei und Vier zu hören. Das Tempo des Songs liegt etwa bei 100 Schlägen pro Minute (Beats per minute). 45 Harmonisch kann der Song in zwei Teile gegliedert werden. Die Strophen (Teil A) sind hierbei von folgenden zweitaktigen harmonischen Strukturen geprägt, wie man am Beispiel der ersten Strophe erkennen kann. Teil A: Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 Weight of love on my shoulders Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 I thought that it would be easier than this Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 I thought my heart had grown colder Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 But the warmth of your kiss, I can´t dismiss Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 Though my past has left me bruised Gm7(9) Dm7 Ebmaj7 I ain´t hiding from the truth Gm7(9) Dm7 C7(9) When the truth won´t let me lie right next to you Auch die markante Basslinie und die rhythmisch etwas verschobenen Klaviervoicings (Off-Beats) orientieren sich an diesem hier ersichtlichen immer wiederkehrenden Harmonie-Schema. Auch beim Trompetensolo wird über die Harmonien von Teil A improvisiert. Teil B kann als Refrain bezeichnet werden und wird von folgenden Harmonien bestimmt: 46 Teil B: Bb But it´s holding on Gm And it´s holding strong Eb Even though I tried to make it F/A Played the part, but I can´t shake it Als tonales Zentrum dieses Songs kann entweder G-Moll oder auch Bb-Dur angesehen werden (je nachdem, ob man sich an Teil A oder Teil B orientiert). Während des gesamten Songs kommen (egal ob man nun von G-Moll oder Bb-Dur ausgeht) bis auf einen Akkord lediglich leitereigene Akkorde vor. Die Ausnahme bildet der Übergangsakkord zum Refrain, nämlich C7(9). Dieser leitet jedoch in der Funktion einer Doppeldominante zum ersten Akkord des Refrains (Bb-Dur) über. Ungewöhnlich für die Songs Porters ist, dass sich der Song recht eindeutig in Strophen und Refrain gliedern lässt, was bei den meisten anderen seiner Songs eher zweifelhaft ist. Auffällig ist auch, dass die Akkordfolge des Refrains als (fast) typischer „Turn Around“ bezeichnet werden kann. Der letzte Akkord wird allerdings mit A im Bass gespielt. Somit wird er leicht verändert, könnte jedoch auch als gewöhnlicher F-Dur Akkord gespielt werden, ohne den Charakter des Songs wesentlich zu verändern. Ein „Turn Around“ sieht folgendermaßen aus: Im konkreten Fall (also dem Refrain) gehe ich von Bb-Dur als Tonika aus. T / Tp / S / D / bzw. Bb/Gm/Eb/ F/ oder in Stufen: I / VI / IV / V Zahlreiche Popsongs arbeiten mit dieser standardisierten Formel, teils sind einzelne Songteile davon bestimmt, teils komplette Songs. Einige Beispiele für diese harmonische Formel aus der Popwelt wären etwa: 47 Jason Mraz – I´m Yours Elton John – Can You Feel The Love Tonight U2 – With Or Without You The Beatles – Let it Be Bob Marley – No Woman No Cry etc. Auch Jurek (Eröffnungszitat) bemerkt, dass sich Porter hier an der Grenze zur Popmusik befindet. Während die Strophe aufgrund der verschobenen Voicings und dem verträumten Charakter der Akkorde (welche in dieser Form wahrscheinlich äußerst selten in Pop-Songs vorkommen) für mich eher zur Jazzmusik zu rechnen ist, ist der Refrain typisch für Mainstream-Popmusik. Die Instrumentierung, Porters Gesang und das jazzige Trompetensolo wären jedoch wiederum untypisch für einen Popsong. 48 3.3 Live-Performances (Abb.6) In diesem Abschnitt wird Porters Tour-Leben genauer untersucht. Dazu wird zunächst Porters Live-Band vorgestellt. Exemplarisch werden abschließend zwei öffentliche Auftritte Porters näher beleuchtet, um aufzuzeigen, wie sich Porter und seine Band bei Auftritten präsentieren. Auch Porters Live-Musik soll in den Fokus genommen werden und mögliche Differenzen zur Studiomusik aufgezeigt werden. 2.3.1 Besetzung bei Live-Auftritten Zur Standardbesetzung bei den Live-Auftritten sind schon seit 2011 dieselben Musiker zu zählen, die Porter bei Auftritten auf der ganzen Welt begleiten. Porter und Pianist Chip Crawford geben an, dass sich die Band und somit die Besetzung für einen großen Teil der Live-Auftritte Porters bei einer Jam-Session in einer Bar namens St. Nicks Pub kennengelernt habe. In weiterer Folge bestanden die Betreiber der Bar darauf, dass die gleiche Besetzung (Aaron James, Yosuke Sato, Emanuel Harrold, Chip Crawford und 49 Gregory Porter regelmäßig hier spielen sollten, was sie schließlich auch machten - dabei lernten sich die Musiker gut kennen (vgl. Murph 2012). Porter: »We have played so much together that it was only natural that when things started happening for me that I would use them. We know each other so well. I love what they all do« (ebd.). Emanuel Harrold (drums) (Abb.7) Harrold gibt an, mehr als hundert Verwandte zu haben, die entweder Musiker oder Sänger sind, sein Weg war also schon vorgezeichnet. Keyon Harrold, sein Bruder, ist ebenfalls bei zwei Alben Porters (Take Me To The Alley, Be Good) zu hören. Obwohl er angibt, dass er schon als Kind Schlagzeuger werden wollte, bestand sein Großvater darauf, dass er Horn, Bariton und Trompete lernen sollte. Mit 17 fokussierte er sich ganz auf seine Schlagzeugkarriere (vgl. Johnson 2016). Zusammengearbeitet (Tour/Aufnahmen/Auftritte) hat Harrold bereits mit Musikern wie etwa James Spaulding, John Hicks, Ronnie Mathews, Donald Brown, Rene McLean, Roy Hargrove, Tony Allen, Bill Saxton, Willie Akins, Kids in The Hall & Hypnotic Brass Ensemble uvm. An zahlreichen Produktionen im Bereich Pop und Hip-Hop arbeitet Harrold aktuell (emanuelharrold.com 2016). »Emanuel Harrold percussive sound is nominated, awarded, appreciated and recognized globally« (ebd.). 50 Albert „Chip“ Crawford (piano) (Abb.8) Der Pianist stammt aus North Carolina und machte bereits mit 14 Jahren seine ersten Aufnahmen. Er besuchte das Berklee College of Music in den 70er Jahren. Weiters machte er seinen Master in Musik 1991 und er lehrte schließlich an der Duke Univerisity, North Carolina Central University und an der Shepard Magnet School. Er war Mitbegründer der Gruppe „Workshoppe“ und tourte und arbeitete in Europa und den USA mit Four Tops, Joe Zawinul, Donald Byrd, Isaac Hayes, Houston Person und dem Produzenten Teo Macero. Ebenfallls gewann er den 1. Platz bei der International Songwriter´s Competition in der Kategorie Jazz für seine Komposition „The Wrestler“ (vgl. zoominfo.com 2016). Porter meint über Crawford: »And Chip he knows what I like. He's got that feeling! He knows how to connect Coltrane, the church and rhythm and blues« (Thomas 2014). 51 Aaron James (bass) (Abb.9) (keine Informationen zu seiner Person) 52 Yosuke Sato (alto sax) (Abb.10) Sato wurde in Tokio geboren und begann auf der High School Jazz-Gitarre zu spielen und wechselte sein Hauptinstrument auf Trompete als er die Universität besuchte. Nach seiner Graduierung begann er Saxophon zu spielen und Jahre später begann er, in Sapporo professionell Musik zu machen (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). In einem Interview erzählt er, sein erstes Saxophon erst mit 26 Jahren gekauft zu haben – vom Extra-Lohn seiner Firma, bei welcher er zu dieser Zeit arbeitete (vgl. Alonso 2014). 2008 zog Sato nach New York und wurde Mitglied der Band „Harlem Jazz Machine“ als Saxophonist. Die Band spielte öfters im St. Nicks Pub, wo er auch Porter kennenlernte (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). Nachdem Sato vier Jahre als Tour-Musiker für Porter gearbeitet hatte, gab er 2015 bekannt, nicht mehr aktives Tour-Mitglied von Porter zu sein, um sich auf seine eigenen musikalischen Projekte konzentrieren zu können (vgl. jazzfm.com 2015). Sato arbeitet als Saxophonist, Flötist, Klarinettist, Arrangeur, Komponist und Lehrer (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). Auf seiner FacebookSeite schrieb Sato 2015 über den Ausstieg aus der Live-Tour Besetzung: »Hello my Facebook friends, I have been working as a member of US singer Gregory Porter's tour band for these 4 years, and now I am concentrating on my own music 53 project so you might not see my appearances on his tours as of today. Thank you very much for your support and hope you could give amazing G. Porter and his fabulous band even more love than you have done« (jazzfm.com 2015). 3.3.2 Porters öffentliche Auftritte Wirft man einen Blick auf Porters vergangene Auftritte, wird schnell klar, dass sich seine Auftritte nicht auf seine Heimat oder gar seinen Heimat-Kontinent beschränken lassen, sondern Porter tourte unermüdlich von einer Stadt zur nächsten und hatte bereits Auftritte in Asien, Europa, Nord- und Südamerika. Auffällig ist jedoch, dass die meisten seiner Auftritte in Europa und nicht in den USA stattfanden (vgl. bandsintown.com 2016). Auch ein Blick auf seine in Zukunft geplanten Auftritte verraten, dass vor allem Konzerte in den USA und einer Vielzahl von Städten in Europa geplant sind (auch zwei Auftritte in Österreich bis 2017). Weiters sind auch geplante Auftritte in Australien ersichtlich (vgl. gregyporter.com 2016). Bezüglich seines Tour-Lebens und auf die Frage, ob er seinen großen Erfolg überhaupt selbst bemerkt hat, sagt Porter: »Ich habe nicht viel davon mitbekommen, denn ich war in diesen zwei Jahren eigentlich ständig unterwegs. Ich bin von Konzert zu Konzert gereist, und überall saßen Menschen, die meine Musik hören wollten. Ich habe mich darauf konzentriert, ihnen eine gute Show zu liefern - ganz gleich, ob ich in einem Klub gespielt habe oder vor 15.000 Menschen. Es fühlt sich aber noch immer unglaublich an« (Borcholte / Dettmer 2016). Nach Beobachtung zahlreicher Live-Auftritte Porters ist für mich ersichtlich, dass er den größten Teil dieser mit seiner Standard-Live-Besetzung absolviert, die in Punkt 2.3.1 näher beschrieben wurde. Kürzere Auftritte, etwa in Fernsehoder Radioshows absolvierte er auch oftmals nur mit seinem Pianisten Chip Crawford. Jedoch hatte Porter darüber hinaus zahlreiche Gastauftritte, bei welchen er mit Big-Bands, Orchester (wie etwa dem Metropole Orchestra in Amsterdam) oder auch anderen bekannten Musikern, wie etwa seinem Kollegen bei Blue Note Records, Jamie Cullom, auftrat und die ihm mittlerweile zu internationaler Beliebtheit und Bekanntheit verholfen haben. Eine enge 54 Verbindung hat Porter auch mit Deutschland, wo er besonders häufig Auftritte hatte beziehungsweise hat und wo er mit seinem Album Liquid Spirit auch neben den Niederlanden die Top Ten der Chart erreichen konnte (vgl. 2.1.3). Interessant ist, dass Porter in Europa (vor allem in Deutschland) größere Erfolge als in seiner Heimat feiern konnte und sich noch größerer Beliebtheit erfreut, deshalb absolviert er auch so viele Live-Auftritte in Europa. Über die Gründe dieses Phänomens meint Porter in einem Interview: »Auf jeden Fall ist es aber so, dass Sie in Europa unsere Musik, den Jazz, genauso behandeln und bewerten wie andere Musik, wie Pop oder Rock. In den USA wirst du in die kleine Schachtel deines Genres gesteckt, und es hängt von vielen Faktoren ab, ob du wieder herausgelassen wirst. Der Erfolg, den ich in Europa habe, für den ich vor allem dem deutschen Publikum zutiefst dankbar bin, hat mir auch gezeigt, wer ich in Wahrheit bin, als Künstler« (ebd.). Besonders zwei Auftritte verhalfen Porter in der Vergangenheit zu einer großen Bekanntheit und Beliebtheit in Deutschland, nämlich ein Gastauftritt bei Max Herres „MTV Unplugged Kahedi Radio Show“ (2013), wo er mit diesem gemeinsam die beiden Songs Vida und So wundervoll sang und Porters Auftritt bei „The Voice of Germany“ im Dezember 2014, wo er seinen Song Hey Laura präsentierte. Exemplarisch sollen nun zwei Auftritte Porters, nämlich der soeben erwähnte Gastauftritt bei „The Voice of Germany“ sowie ein größerer Auftritt mit seiner LiveBand beim Lowlands-Festival in den Niederlanden, ebenfalls aus dem Jahr 2014, näher analysiert werden. Das Augenmerk soll dabei auf Porters Auftreten und Verhalten auf der Bühne im Allgemeinen liegen. Weiters soll ein Vergleich seiner Live-Performances mit seiner Studioversionen angestellt werden. 2.3.2.1 Gastauftritt bei „The Voice of Germany“ Ein Video dieses Auftritts findet sich online: http://www.the-voice-of- germany.at/video/416-gregory-porter-mit-hey-laura-clip (Zugriff: 1.7.2016) 55 Interessant bei diesem Auftritt sind vor allem die Rahmenbedingungen. Porter wird hier nämlich bei einer äußerst erfolgreichen Gesangs-Castingshow, die im deutschen Fernsehen auf ProSieben und Sat.1 ausgestrahlt wurde beziehungsweise noch immer wird, als „Stargast“ angekündigt und präsentiert. Dieser Aspekt ist natürlich eine tolle Werbung für Porter, da schon der durchschnittliche Teilnehmer dieser Show als äußerst talentiert gilt, er jedoch kein Teilnehmer, sondern „Stargast“ ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses TV-Auftritts ist, dass eine Sendung bei dieser 4. Staffel durchschnittlich von 3,52 Millionen Zuschauern via Fernseher verfolgt wurde. Dies führte zu 12% Marktanteil und wenn man sich die Werberelevanten ansieht, so fuhren die TVStationen zusammen 20,3% Markanteil ein (vgl. qotenmeter.de 2014). Somit also eine perfekte Werbung für Porter. Performt wird lediglich der Song Hey Laura, welcher sich ebenfalls auf dem Album Liquid Spirit finden lässt (vgl. 3.1.3 / 3.2). Porter präsentiert sich hier im Stile eines Gentlemans, indem er ein weißes Hemd, darüber ein Gilet und weiters einen edlen Anzug trägt. Auf dem Kopf trägt Porter sein Markenzeichen, seine dunke Ballonmütze. Aufgrund dieses Markenzeichens wird Porter mittlerweile auf der ganzen Welt erkannt (vgl. auch 4.2). Zu dieser ruhigen Ballade ist es wenig überraschend, dass sich Porter keinen Schritt bewegt, lediglich mit seinen Händen unterstützt er gestikulierend die Emotionen des Songs. Zwischendurch schließt er seine Augen, um sich scheinbar mehr auf seine Gefühle und Emotionen konzentrieren zu können. Das Gesangsmikrofon hält er nicht selbst, sondern ist an einem Mikrofonständer vor Porter fixiert. Der Song erklingt eine Spur langsamer als die Studioversion. Porter ist auf der Bühne lediglich mit zwei Musikern zu sehen, seinem Pianisten Chip Crawford und einem für mich unbekannten Tenor-Saxophonisten. Allerdings verstecken sich hinter dieser Bühne noch die Musiker, welche die SängerInnen der Show musikalisch begleiten. Diese kann man in ganz kurzen Sequenzen auch beim Spielen beobachten. So sind wie bei der OriginalVersion Bass, Schlagzeug, Klavier und Orgel zu hören. Auffällig bei dieser Version sind jedoch E-Gitarren-Fills, die scheinbar vom E-Gitarristen der Show-Band gespielt werden, was somit für eine wirkliche Live-Performance sprechen würde. Was mich jedoch etwas an der Live-Theorie zweifeln lässt, ist der Saxophonist: Nachdem er an der gleichen Stelle wie im Original ein Solo spielt, das jedoch etwas verändert erklingt im Vergleich zur Studioversion (er spielt auch Tenor- , nicht wie auf dem Album AltSaxophon), setzt er kurz ab, bevor Porter seinen nächsten Part singt. Anschließend setzt er aber sogleich wieder an und gibt vor weiterzuspielen, dennoch kann ich hier kein 56 Saxophon mehr hören. Auch die Finger- und Tastenbewegungen des Pianisten lassen mich sehr daran zweifeln, dass die Performance tatsächlich live geliefert wurde. Ich persönlich glaube, dass es sich hierbei um eine Playback-Version handelt. Dennoch sind alle Zuschauer im Saal scheinbar begeistert, man hört das Publikum im Saal etwas unrythmisch auf 2 und 4 klatschen (daher sollte zumindest das Klatschen wirklich live sein) und sowohl die Teilnehmer der Show als auch die Coaches (Stars wie Stefanie Kloß und die „Fantastischen Vier“) werfen bewundernde Blicke auf Porter. Zusammengefasst handelt es sich um eine perfekte Werbung für Porter - die Wenigsten werden darüber nachdenken, ob er hier wirklich live singt oder nicht. 3.3.2.2 Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival Ein Video des Auftritts findet sich online: https://www.youtube.com/watch?v=rYz76ZqS1c0 (Zugriff: 1.7.2016) „Lowlands“ ist ein Musikfestival, das seit 1993 in den Niederlanden abgehalten wird und dieses wird etwa von 55 000 Zuschauern jedes Jahr besucht. Der Musikfokus liegt eigentlich auf Rock, Pop, Dance, Hip-Hop, Alternative (vgl. wikipedia.org). Porter passt eigentlich nicht perfekt für das beschriebene musikalische Genre des Festivals, trotzdem mangelt es bei seinem Konzert keinesfalls an Zuschauern, die Stimmung ist sehr gut. Das im Folgenden beschriebene Konzert Porters wurde im Rahmen dieses Festivals 2014 abgehalten. Porter gibt hier mit seiner üblichen Standard-Livebesetzung (siehe oben) ein 55 Minuten dauerndes Konzert. Zum Einstieg stellt Porter kurz die Band vor und jeder Einzelne erhält tosenden Applaus vom Publikum. Porter und seine Band scheinen also absolut nicht unbekannt zu sein. Porter zeigt sich sichtlich gut gelaunt und weist darauf hin, dass sie einige Songs des (damals) neuen Albums Liquid Spirit und Songs der älteren Alben Be Good und Water performen werden. Auch bei diesem Konzert präsentiert sich Porter nobel gekleidet mit blauem Sakko, grauem Hemd, brauner Hose und seiner Ballonmütze. Auch die restlichen Bandmitglieder präsentieren sich eher edel gekleidet (in Sakkos, Hemden, Gilets) und wirken trotzdem sehr cool und hip (teilweise durch Sonnenbrillen und extravagente Kopfbedeckungen). Im Prinzip entspricht dieser Kleidungsstil einem Mix aus dem Jazz-Look der Vergangenheit, bei dem es wichtig war, edel und vornehm gekleidet zu sein und einem neueren Trend, bei dem es wichtig 57 ist, so lässig gekleidet zu sein, dass man den Eindruck bekommen könnte, es sei dem Künstler völlig egal, wie er gekleidet ist. Auch die Kopfbedeckung hat im Jazz eine lange Tradition, bis auf den Bassisten tragen alle eine Jazzmütze. Das Bühnenbild ist nicht sehr aufregend gestaltet, lediglich „Gregory Porter“ steht in weißer Schrift über den Musikern. Etwas spannender ist die Lichtshow, zahlreiche sich bewegende Scheinwerfer sind auf Porter und die Musiker gerichtet und wechseln dabei ständig ihre Farbe. Porter steht wieder vor einem Mikrofon, welches an einem Ständer fixiert ist. Dieses Mikrofon ist vergoldet, macht also auf jeden Fall schon einmal einen guten Eindruck. Der erste Song Free wird auf der Studio-Version mit einem Bläsersatz realisiert, der nun jedoch nicht zur Verfügung steht. So spielt etwa das Bläserintro der Pianist Crawford, später spielt Sato mit Hilfe eines Geräts am Boden (evtl. Harmonizer) mehrstimmige Linien. Durch diesen Effekt hört sich sein alleiniges Spielen wie ein gesamter Bläsersatz an. Auffällig ist auch die Länge des ersten Songs: Bei dieser LiveAufnahme dauert der erste Song über sechs Minuten, obwohl er im Original etwa fünf Minuten dauert, wobei das Tempo in etwa gleich gewählt wurde. Ausschlaggebend hierfür ist sicherlich das enorm lange Saxophon-Solo von Sato, der gleich zu Beginn sehr schnell und virtuos spielt. Dem Publikum wird das Gefühl vermittelt: Diese Musiker können wirklich etwas. Obwohl Porter keine großartige Choreographie hinlegt, bewegt er sich doch mit zu diesem schwungvollen Song und fordert auch das Publikum während des Songs anhand von Handbewegungen auf, mitzusingen. Gleich nach diesem Song folgt begeisterter Beifall und Jubel des Publikums, Porter kommt offensichtlich sehr gut an. »Peace and love ya. Thank you«, ist die Antwort Porters. Der nächste Song No Love Dying dauert statt 3:55 Minuten auf dem Album etwa sechs Minuten. Nachdem die gleiche Besetzung sowohl live als auch auf der Aufnahme spielt, ließe sich der Song leicht 1:1 nachspielen. Es wird jedoch ein langsameres Tempo gewählt, für Saxophonist Sato wird wiederum sehr viel Zeit eingeplant und zum Schluss improvisiert Porter noch scheinbar frei nach seinem Belieben und muntert auch das Publikum erfolgreich auf, mitzusingen. Das Publikum scheint begeistert zu sein und der Applaus nach diesem Song ist noch größer als nach dem ersten. Interessant ist auch, dass Porter seine Melodien in wenigen Fällen original nachsingt. Er singt den gleichen Text in einer sehr ähnlichen Melodieabfolge, jedoch gerne rhythmisch etwas nach vorne oder hinten verlegt. Rhythmisch wirkt Porter extrem sicher. Auffällig ist auch, dass Porter nicht unbedingt im absoluten Mittelpunkt steht. Bei den Solis weicht Porter ein 58 paar Schritte zurück und beobachtet lächelnd den Solisten. Auch die anderen Musiker scheinen sich offensichtlich über den jeweiligen Solisten zu freuen. Dem einzelnen Musiker wird also sehr viel Platz eingeräumt. Beim nächsten Song Liquid Spirit fordert Porter das Publikum auf, mitzuklatschen und auch er klatscht den ganzen Song durch, was eine durchaus beachtliche Leistung darstellt, denn dieses Klatschen in Verbindung mit seinem rythmisch schwierigen Gesang erfordert eine gewisse rythmische Unabhängigkeit, die er ohne Zweifel aufweist. Auch die anderen Musiker animieren das Publikum, wenn sie nicht gerade selbst spielen. Diesmal zeigt auch Crawford auf seinem Keyboard (er spielt hier live nicht auf einem Flügel) sein großes Können. Er improvisiert in einer Art und Weise, die harmonisch schwer nachzuvollziehen ist, indem er für sich selbst zusätzliche Zwischenharmonien als Ergänzung zu jenen Harmonien findet, welche die anderen Musiker spielen. Selbst einem Musiklaien wird bei diesem Konzert klar, dass es sich um gelernte, routinierte Jazzmusiker handelt, die extrem sicher sind, in dem, was sie tun. Mit Hey Laura folgt ein Song, der Original in einer sehr ähnlichen Besetzung gespielt wird und obwohl Porter und seine Band wieder eine freie Version für diesen Song finden, scheinen ihn viele aus dem Publikum wiederzuerkennen und zu genießen. Die fast achtminütige Version des Work Songs wird mit einem Schlagzeugsolo eröffnet und hat kaum Ähnlichkeiten mit der AlbumVersion, außer natürlich der ungefähren melodischen und harmonischen Struktur. Der Saxophonist Sato scheint hier sein Letztes zu geben und auch Porter legt scheinbar alle seine Energie in diesen Song. Das Publikum scheint erneut extrem begeistert zu sein, Porter genießt dies mit einem Lächeln und nimmt cool einen Schluck aus einer Mineralwasserflasche. Schließlich leitet er mit ein paar Worten thematisch zum nächsten Song Musical Genocide über: »I love the music, I love the blues, I love the soul – and I gotta keep it alive!« Auch hier wird schon alleine das Intro besonders ausgekostet, indem Porter viel später über die Linie von Bass, Klavier und Schlagzeug einsteigt. Zudem wird die Grundlinie schon etwas verändert gespielt, langsamer und vor allem durch den Pianisten wirkt die Linie etwas funkiger. Der Song ist erneut durch zahlreiche Abweichungen vom Orinal geprägt. Porter variiert die Hauptmelodie, improvisiert gerne mit bestimmten Phrasen, Sato und Crawford wird viel Platz für Soli eingeräumt, welche man nicht ansatzweise auf dem Original (und auch nicht auf anderen Live-Versionen) hören kann. Crawford macht es auch sichtlich Spaß sein Solo mit der bekannten Melodie aus Ladies Night von „Kool and the Gang“ zu starten (und 59 auch die anderen Musiker scheinen amüsiert darüber). Am Schluss improvisiert Porter über eine Gesangslinie, die das Publikum für ihn singt: I do not agree, noo! Ein wesentlicher Aspekt des darauffolgenden Song Movin´ ist auf der der Originalversion das zweistimmige Saxohonspiel von Sato und Pennicott (Alt- und Tenorsaxophon). Das Problem, live nur mit einem Saxophonisten besetzt zu sein, wird teilweise durch Crawford am Klavier gelöst, indem er diese Linien am Klavier realisiert und teilweise durch das Effekt-Gerät von Sato, welches eine Zweistimmigkeit ermöglicht. Der letzte Song dauert stolze zehn Minuten, ist jedoch trotzdem der einzige Song, der live somit kürzer gespielt wird als im Original. Es handelt sich um den Song 1960 What?, also eine groovige Stimmungsnummer. Nachdem die durchgängige Grundlinie vom Bass erklingt, beginnt das Publikum sogleich begeistert im Rhythmus mitzuklatschen. Während dies passiert, bedankt sich Porter beim Publikum mit den Worten: »Thank you so much ladies and gentlemen, you´ve been a wonderful audience!« Anschließend stellt er nochmals seine Musiker einzeln unter tosendem Applaus vor. Mit einem für Porters Verhältnisse hohen Halteton verabschiedet sich Porter vom begeisternd applaudierenden Publikum und er geht von der Bühne. Es folgt jedoch noch ein musikalisches Outro, bis schließlich auch die Musiker unter ständigem Beifall grinsend von der Bühne abtreten. Auffällig ist also, dass Porter sich nicht unbedingt in den Mittelpunkt des Geschehens drängt, obwohl nur sein Name im Hintergrund abgebildet ist und nur sein Name eigentlich vermarktet wird. Sieht man sich nur dieses Konzert an, würde man den Eindruck bekommen, alle dieser Musiker auf der Bühne sind gleichwertig – Porter ist nur der Sänger dieser Band. Den einzelnen Musikern wird so viel Platz und Aufmerksamkeit eingeräumt, dass man wahrscheinlich Fan von jedem (oder eben von keinem) wird beziehungsweise ist. Die Live-Versionen unterscheiden sich doch in vielen Punkten von den Versionen der Studio-Alben. Der Unterschied ist jedoch keinesfalls so markant, dass man die Songs nicht wiedererkennen würde. Das macht Porter natürlich für einen Live-Besuch sehr interessant, wenn man ihn prinzipiell gut findet. Live wird auch sehr deutlich, dass es sich wirklich weitgehend um Jazz-Musik handelt, da sehr viel Platz für Soli eingeräumt wird, insgesamt sehr viel improvisiert wird (auch mit dem Publikum) und die Soli so beeindruckend gespielt werden, dass man erkennt, diese Musiker sind Meister im Improvisieren – auch Porter selbst. 60 3.4 Porters Gesang Porters Stimme beziehungsweise sein Gesang weist einen sehr hohen Wiedererkennungswert auf und vielfach wurde sein Gesang in der Presse gelobt. Wichtige Elemente und Hintergründe seines Gesangs werden im Folgenden näher beleuchtet. Porter nennt des Öfteren Sänger und Sängerinnen, welche seinen Sound mitgeprägt und mitbeeinflusst haben. Hört man sich diese SängerInnen an, kann man bezüglich der Klangfarbe und der Phrasierung durchaus Parallelen erkennen. Als sein größter musikalischer Einfluss nennt Porter Nat King Cole. In einem Interview meinte Porter: »I liked the style of his rich, gentle voice« (Smyth 2014). Porter meint weiters über Cole: »Coles Gesang wirkt so leicht und mühelos. Alles ist an seinem Platz, seine Musik hat Ewigkeitscharakter. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, er singt allein für mich. Genau das möchte ich auch bei meinen Hörern hervorrufen« (Broecking 2015: 17). Weiters gibt Porter an, vom Sound der 70er Jahre geprägt zu sein: Zu seinen Vorbildern als Sänger zählt er Donny Hathaway, Bill Withers und Lou Rawls (vgl. ebd.). Musikkritiker beurteilen Porters Klangfarbe und Gesangsstil folgendermaßen: »Gregory Porter has a warm, mellow, baritone voice with a heavy bass bottom, plush with soft brass notes that glide like liquid honey« (McCormick 2016). Und weiter: »His unabashedly old-fashioned style conjures up easy-on-the-ear nightclub jazz pitched somewhere between the warm croon of Nat King Cole and light swing of Moondance-era Van Morrison, with notes of gospel, blues and soul« (ebd.). Der Musikkritiker Spicer schrieb Folgendes über Porters Stimme: »Porter’s voice is a marvel: a warm, assured tenor with precise, impeccable intonation, completely at home in classy originals that – like all good jazz – seem to bathe in timeless familiarity« (Spicer 2012). 61 Porters Stimmumfang (Bruststimme) liegt liegt bei etwa zwei Oktaven (ca. F – f1). Zumindest bewegt er sich bei Live-Versionen sowie seinen Studioaufnahmen innerhalb dieses Tonumfangs und kann somit als Bariton eingestuft werden. Qualitativ kann ich zwischen Porters Live-Gesang und seinen Studioversionen keinen wesentlichen Unterschied festmachen. Porter singt auch live qualitativ hochwertig und extrem sicher. Porters Gesang lässt sich offensichtlich (genauso wenig wie sein musikalisches Genre insgesamt) keinem bestimmten Stil zuordnen, jedoch setzt Porter folgende Gesangselemente ein: - Crooning: Dieser Stil entwickelte sich etwa ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre im Kontext von Rundfunkübertragungen und zeichnet sich durch die Wärme und Identität der Stimme aus. Ab den 1940er Jahren entwickelte sich ein Image des „All American Crooners, das vor allem von Frank Sinatra weitergeführt wurde (vgl. Pfleiderer 2015: 53f). Porters Gesang ist sehr wesentlich von diesem Stil geprägt. - Shouting: Dies kann als Schreien oder lautes Rufen bezeichnet werden und wurde in der afroamerikanischen Gesangstradtition zum Stilmerkmal. Geprägt ist das Shouting von einem hohen subglottischen Druck und leicht gesenktem Kehlkopf. Bekannte Vertreter sind etwa Mahilia Jackson (Gospel Shouter) oder Ma Rainey (Blues Shouter, vgl. ebd.: 57). Porter setzt diese Technik beispielsweis bei verschiedenen Versionen von Adderley´s Work Song ein. - Scatgesang: Dieser Gesangsstil bezeichnet einen stimmlichen Ausdruck, der nicht zwangsläufig an einen zu vertonenden Text gebungenden ist, der einen Inhalt transportiert. Eine typische Vertreterin, die diesen Stil gerne einsetzte, war Ella Fitzgerald (vgl. ebd.: 68). Porter wendet diesen Stil bei einigen seiner Songs an, speziell jedoch bei Live-Auftritten. Ein Beispiel wäre etwa der Song Bling Bling. Weitere Auffälligkeiten - Porters Gesang ist geprägt von einem starken Vibrato- und Tremolo-Einsatz. Auch „schleift“ Porter seine Töne gerne etwas an (Bending) und singt somit die Töne nicht direkt an. - Porters Gesangsmelodien sind häufig geprägt von einer komplexen Rhythmik, wie an folgendem Beispiel (Anfangsteil des Songs No Love Dying) nochmals ersichtlich gemacht werden soll. 62 63 3.5 Songtexte Porter gibt in einem Interview an (vgl. Brown 2012), die meisten seiner Songs selbst zu schreiben und auch anhand der Analyse Porters Solo-Alben wird dies ersichtlich. Um genau zu sein, wird angegeben, dass Porter für sein erstes Album Water sieben der elf Songs selbst geschrieben hat (den Song Wisdom jedoch in Zusammenarbeit mit Daniel Jackson). Bei seinem zweiten Album Be Good hat Porter selbst neun der zwölf Songs selbst geschrieben und auf seinem dritten Album Liquid Spirit wird angegeben, dass Porter hier elf der insgesamt vierzehn Songs selbst geschrieben hat (den Song Free jedoch in Zusammenarbeit mit Zak Najor). Beim letzen Album Porters hat Porter laut den Angaben neun von zwölf Songs selbst geschrieben. Von den analysierten Alben sollte Porter also 36 von 49 Songs selbst geschrieben haben, wenn die Angaben stimmen. Jene Songs, welche Porter nicht selbst geschrieben hat, sind großteils (Jazz)Standards (vgl. Alben). Porter kann als Songwriter bezeichnet werden, der also (großteils) seine eigenen Texte schreibt. Nachdem er nicht nur seine Texte schreibt, sondern diese auch selbst vertont und singt, kann Porter durchaus auch als SingerSongwriter bezeichnet werden. Dabei ist jedoch anzumerken, dass Porter jedoch bei der Vertonung seiner Texte natürlich auch Hilfe von anderen Leuten bekommt, wie bereits aus der Analyse der Alben ersichtlich wird. Arrangiert werden seine Songs vor allem (neben Porter selbst) von Kamau Kenyatta und Chip Crawford. Brian Bacchus meint über Porter als Songwriter: »…I think that his voice coupled with his songwriting may be the thing that leaves most listeners with their mouths open…« (motema.com 2016). Über den Schreibprozess seiner Songs gibt Porter an, dass dieser bei jedem Song unterschiedlich abläuft. In einem Interview mit Charles Waring meint er dazu Folgendes: »Generally, it will start with a phrase and I'll build the front part or the back part of that phrase. But a song from my last album, 'Illusion,' just kind of wrote itself and it was like a long poem that just flowed together. It was the same way I think for 'On My Way to Harlem' - sometimes the melody, the bass line and the lyric will come to me all at one time. Sometimes I work on it a little bit one day and then I'll come back to it a week later. My process is different. It's different for every song« (Waring 2012). 64 Im selben Interview verrät Porter, dass er seine Songs mit Hilfe eines Klaviers schreibt: »…it's a slow process with the piano. When inspiration for the music hits me, the initial thing I use is my cell phone, or a mini recorder, then I can pick out melodies sometimes later on myself or I'll get with Chip Crawford, my piano player, and we move a lot faster when I work with him. Generally it'll be all done before I can get down to put it on paper. It'll just be snippets and sections in my brain and I'll put it all together and onto paper« (ebd.). Weiters verrät Porter: »Es ist so, dass mir zumeist Text und Melodie zugleich einfallen. Komponieren ist ein Vorgang, bei dem Herz und Hirn miteinander mysteriös kommunizieren« (Tosic 2016). Porters Texte sind ausschließlich auf Englisch verfasst. Die Häufigkeit von Englisch bei großen internationalen Erfolgsstücken ist so eklatant, dass Englisch gleichzeitig auch eine halbvariable Bedingung für einen größeren internationalen Erfolg angesehen werden muss (vgl. Kramarz: 2014: 265). Somit ist es für Porter sicherlich ein Vorteil, dass Englisch seine Muttersprache ist und ohne diese Grundbedingung wäre sein mittlerweile großer internationaler Erfolg wahrscheinlich nicht möglich. Thematisch ist an seinen Songs natürlich auffällig, dass ein großer Teil seiner Songs von Liebe (und der dazugehörigen Problematik) handelt. Interessant dabei ist, dass diese Thematik auch im Bereich der Popmusik eine offensichtliche Empfehlung darstellt, um einen internationalen Hit zu landen. Etwa 70% aller erfolgreichen Popsongs behandeln ebenfalls diese Thematik(vgl. ebd.: 269). Porter: »I like to sing about love and all of its forms. The confused love. The backwards love. The clandestine love. Sometimes hate is a confused love« (Brown 2012). Als typisches Beispiel eines Songs über Liebe und der dazugehörigen Problematik könnte der Song Hey Laura angeführt werden. Die erste Strophe des Songs lautet folgendermaßen: Hey Laura it's me Sorry but I had to ring your doorbell so late But there's something bothering me 65 I really am sorry but it just couldn't wait Is there someone else instead of me Go ahead and lie to me and I will believe You're not in love with him and this fool can see That the rivers of your love flow up hill to me Hier singt Porter von seinen Bedenken und Ängsten in Bezug auf seine Geliebte Laura. Er hofft offensichtlich, dass sie nur ihn liebt und keinen anderen. Weitere Beispiele von Songs über Liebe im weiteren Sinne wären etwa: Illusion, Lonesome Lover, Movin`, Be Good, I Fall In Love Too Easily (Cover), Wolfcry, Water Under Bridges etc. Thematisch ist an Porters Texten weiters auffällig, dass sie oftmals von (politischen) Missständen und sozialen Ungerechtigkeiten sprechen. Seine Songs stellen eine Form von Protest dar, der teilweise subtiler, teils ganz direkt artikuliert wird. Porter meint in einem Interview über den Protest in seinen Songs: »Protest gehört zu den Grundlagen des Jazz, der aus dem Blues entstanden ist. Da lässt sich eine direkte Verbindungslinie zum HipHop ziehen« (Borcholte / Dettmer 2016). Im selbigen Interview meint Porter auf die Frage, ob Jazz so geeignet ist für Protest, weil er die freieste aller musikalischen Ausdrucksformen ist: »Ich glaube schon. Es ist großartige Musik, die progressiv ist und vorantreibt, die mehr gegenseitigen Respekt und Offenheit befördert, eine Offenheit des Denkens« (ebd.). Einer der auffälligsten Protestsongs Porters ist der Song 1960 What? auf seinem ersten Album, welcher die Ermordung von Martin Luther King und den Rassismus in den Sechzigern thematisiert: 1960 What? 1960 Who? 1960 What? 1960 Who? 19, hey, the Motor City is burning, ya'll That ain't right There was a man, voice of the people 66 Standing on the balcony, of the Loraine Motel Shots rang out, yes, it was a gun He was the only one, to fall down, ya'll That ain't right, then his people screamed Porter will damit aufzeigen, dass der Rassismus auch heute noch nicht überwunden ist und auch er selbst noch heute mit Rassismus konfrontiert wird. Porter: »I don’t say ’1970, what?’ or ’1980, what?’ but the timelessness of the song is implied, for when it happens in the next ten years. I hope it doesn’t, but it probably will. It’s a recurring story if we don’t learn from history« (ebd.). Ein weiteres Beispiel dieser thematischen Kategorie wäre etwa der Song When Love Was King. Vergleicht man dazu die Thematik erfolgreicher Pop-Songs, so kann man feststellen, dass nicht einmal drei Prozent dieser eine vergleichbare Thematik aufweisen (vgl. Kramarz 2014: 323). Hier weicht Porter also von der gängigen Praxis populärer Musik ab. Weitere immer wiederkehrende Elemente Porters Texte sind etwa Familie, Respekt, Freiheit, Zerrissenheit und Schmerz (vlg. Broecking 2015: 56). Ein weiteres wesentliches Merkmal der Songs Porters ist der autobiographische, persönliche Zugang, den Porter immer wieder in seine Songs miteinfließen lässt. Zumindest behauptet Porter dies in verschiedensten Interviews und dies scheint auch weitgehend naheliegend zu sein. Porter: »I think when I'm connected to something that I care deeply about I'm able to emote« (Waring 2012). Bei folgenden Beispielen etwa gibt Porter solch einen persönlichen Hintergrund an: Mother´s Song - ein Song über seine eigene Mutter Ruth, die schließlich an Krebs verstarb (vgl. Broecking 2015: 31). …A mother who taught all of her children to love and be loved by eatch other… Painted On Canvas 67 - Er singt über jene Zeit, als er als Ensemblemitglied der Theater-AG spielte und Mitglied der Highland Football-Mannschaft war (vlg. Broecking 2015: 15). ..Can I get some greens and some blues?... Grün und Blau waren die Farben des Highland Teams (vgl. ebd.). Pretty - Er singt über ein Mädchen aus Pakistan, das er kannte. Porter gibt an, dass sie fünf bis sechs Kamele besaß und (für ihn) unglaubliche braune Augen hatte (vgl. Waring 2012). But when you go Better when you do You'll see a brown eyed girl Who changed my world for good On My Way To Harlem - Porter beschreibt hier seine Wiederkehr nach Harlem und wie sich die Umgebung für ihn dort verändert hat (vgl.Broecking 2015: 67). I found out on my way to Harlem Ellington you don't live 'round here He moved away one day so they say From Harlem I can hear his echos still Now now now you can't keep me away from where I was born I was baptized by my daddy's horn »Meine Songs beginnen meistens mit einer persönlichen Erfahrung", erklärt er seine Vorgehensweise. "Ich versuche aber, keine allzu starre Perspektive einzunehmen. Ich möchte jeden Hörer auf seine oder ihre ganz spezielle Art berühren. Dabei kommt es auf die Lyrics genau so an wie auf das, das man zwischen den Zeilen lesen kann« (vgl. Waring 2012). 68 Eine weitere Auffälligkeit der Texte Porters sind die verschiedenen Bedeutungsebenen seiner Texte sowie die vielen bildhaften Ausdrücke, welche in den Texten vorkommen. Einige Beispiele hierzu sind: Be Good She said lion's are made for cages Just too look at in delight You dare not let em walk around 'cause they might just bite Does she know what she does when she dances around my cage? - Porter beschreibt hier eine Frau, die um einen Löwenkäfig tanzt, meint damit jedoch sich selbst, der sich in der Beziehung vorkommt wie ein Löwe, der in einen Käfig gesperrt ist und in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Water Under Bridges Somebody told me: "Get over it." It's like water under bridges That have already burned. - Hier wird bereits der Titel des Songs zur Metapher. Porter verwendet hier diesen bildhaften Ausdruck beziehungsweise diesen Vergleich, um damit eine gescheiterte Beziehung auszudrücken, die keine Chance mehr hat. Painted On Canvas We are like children We're painted on canvases Picking up shades as we go We start off with gesso brushed on by people we know Watch your technique as you go 69 - Diese gesamte erste Strophe präsentiert sich hier wiederum als ein Sprachspiel bestehend aus mehreren bildhaften Ausdrücken. Porter beschreibt hier (aus seiner Sicht), dass die Kinder dieser Erde wie die verschieden Farben einer Farbpalette sind und will damit auf die Wichtigkeit gegenseiten Respekts hinweisen. More Than A Woman She never walked on water She never turned that water to wine But being 'round her made my blind eyes see - Porter spielt hier offensichtlich auf die Bibel an und spielt hier mit einer religiösen Metaphorik, um seine Gefühle für seine Mutter auszudrücken, welche Pastorin war. Weitere Beispiele für die bildhafte Sprachverwendung Porters: The folk are thirsty Because of man's unnatural hand (Liquid Spirit) Cos' baby I'm not fooling around And fall into these open arms of love (Don´t Be A Fool) Weight of love on my shoulders (Holding On) No matter what they say, you see, the game for me is you (Consequence Of Love) Why couldn´t I have realized The gravity of telling lies Whose weight now shows upon (Don´t Be A Fool) How did we ever lose our way And try to say, love is a losing game 70 Should have never tried to play (Insanity) 3.6 Genre-Diskurs In allen Unterkapiteln der musikalischen Dimension schwingt die Frage mit, zu welchem Genre Porter nun wirklich gezählt werden kann beziehungsweise ob Porter nun überhaupt als Jazz-Musiker bezeichnet werden kann oder gar schon als Vertreter von Popmusik gilt. Betrachtet man Porters musikalische Erfolge und Auszeichnungen näher, ergeben sich dabei kleine Widersprüche: So konnte etwa Porters drittes Album einen Grammy in der Kategorie Best Vocal Jazz Album gewinnen, während beispielsweise die SingleAuskopplung Be Good (Lion´s Song) aus seinem zweiten Album Be Good für einen Grammy in der Kategorie Best Traditional R&B Performance nominiert wurde. Weiters konnte er in Zusammerarbeit mit dem Elektronik-Duo Disclosure mit dem Song Holding On etwa den ersten Platz in den US Dance Club Songs erreichen. Auch die Medien beschreiben sein Genre nicht unbedingt einheitlich: »…but whose approach brings a freshness that both jazz and soul fans should love…« (soultracks.com) »…If forced, you'd call it pop-jazz, except it's the rare kind, with a simplicity unblemished by artistic compromise…« (Jarenwattananon 2016) »Als reines Jazz-Album kann `Liquid Spirit` kaum bezeichnet werden. Dafür erscheinen andere Elemente, besonders der Soul, zu präsent und fast ebenbürtig… « (Maurer 2013) »There are performances on Liquid Spirit that could readily be considered for jazz, R&B, soul or gospel awards« (Lindsay 2013). Durch die Analyse der vier Studioalben wurde deutlich, dass sich die Songs innerhalb der Alben genremäßig bereits deutlich voneinander unterscheiden. So finden sich beispielsweise auf Porters zweitem Album Be Good die etwas poppige Ballade Painted 71 On Canvas, neue Interpretationen der Jazz-Standards God Bless The Child und Work Song, der Song Be Good, welcher wie zuvor erwähnt für einen Grammy in der Kategorie Best Traditional R&B Performance nominiert wurde oder auch der Song Bling Bling, welcher beinahe a-tonal realisiert wird und von wilden Soli und ScatEinlagen Porters geprägt ist. Vergleicht man jedoch die vier Studioalben untereinander, so lässt sich dennoch eine leichte Entwicklung der Musik Porters in Richtung Mainstream feststellen. Auch bei den Analysen einzelner Songs konnte festgestellt werden, dass sich diese nicht eindeutig und klar einem gewissen musikalischen Genre zuordnen lassen, sondern sich aus unterschiedlichen Genre-Elementen zusammensetzen. So konnten beispielsweise im Song Holding On eindeutige Mainstream-Pop Merkmale festgestellt werden, während der 1960 What? verschiedenste Merkmale aufweist, die im Bereich Mainstream-Musik undenkbar erscheinen. Porters Standard-Besetzung steht eigentlich für Jazz: »Durch die Besetzung mit Trompete(n), Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Bass wird eine typische Jazz-Atmosphäre erschaffen (vgl. soulsite.de 2016). Diese Jazz-Atmosphäre erschafft Porter auch bei den meisten seiner Live-Auftritte. Das analysierte Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival macht sehr deutlich, dass auf der Bühne durchaus gelernte Jazz-Musiker sitzen, welche eindeutig Jazzmusik spielen. Dies ist beispielsweise an den vielen beeindruckend improvisierten Solis zu erkennen. Selbst das Outfit Porters und jenes der Musiker entspricht dem Stil von Jazzmusikern. An Porters Songtexten wird ersichtlich, dass diese durchaus eine Vielzahl von Menschen ansprechen können und denen von Popsongs zumindest ähneln. Aus zahlreichen Analysen muss festgestellt werden, dass Porters Genre nicht eindeutig definierbar ist. Auffallend ist, dass er für einen Sänger, der dem Jazz zumindest stark verbunden ist, mittlerweile äußerst populär ist – vielleicht gerade deshalb, weil er genreübergreifende Musik macht. Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung Porters weitergeht. 72 4. Markttechnische Dimension Ziel dieses Kapitels soll es sein, anhand ausgewählter Berichterstattungen über Porter in verschiedenen Musikzeitschriften (und Zeitungsartikeln) zu analysieren, auf welche Art und Weise Porter medial dargestellt wird und welches Image von Porter gezeichnet wird. Weiters soll am Beispiel Porters aufgezeigt werden, wie (Pop)Musikjournalismus funktioniert. Zur Funktionsweise des (Pop)Musikjournalismus soll zunächst ein allgemeiner Einstieg gewählt werden. Abschließend wird ein Fazit mit den wichtigsten Erkenntnissen gezogen. 4.1 Popmusikjournalismus Popmusikjournalistische Inhalte erscheinen in Print- und Onlinemedien, weiters auch in Radio- und Fernsehformaten, welche hier und auch in weiterer Folge nicht berücksichtigt werden. Dass popmusikjournalistische Quellen oftmals unrefklektiert übernommen werden, ist sehr in Frage zu stellen und wird am folgenden Beispiel ersichtlich, welches Doehring in einem seiner Werke über Popmusikjournalismus nennt (vgl Doehring 2015): Das 1967 erschienene Beatles-Album Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band belegte beispielsweise Platz 1 der von der Musikzeitschrift Rolling Stone erstellten und veröffentlichten Liste der „500 besten Alben aller Zeiten“. Aus dieser Quelle könnte man nun in einer oberflächlichen Lesart schließen, dass dieses Album wirklich das beste Album aller Zeiten sei – so wird es im populären Diskurs oftmals getan und in der (Musik-)Wissenschaft jedoch selten hinterfragt. In einer distanzierten Betrachtung kann man aus dieser Quelle lediglich schließen, dass diese Zeitschrift eine Rangliste von Popmusik-Alben erstellte und befand, Sgt. Pepper´s sei das bedeutendste Album. Dass jedoch der Rolling Stone vor dem Hintergrund einer spezifischen Geschichte mit einem Führungsanspruch auf dem Feld des Popmusikjournalismus agiert, dass sich in der Besitz- und Organisationsstruktur spezielle Erwartungs- und Handlungsstrukturen ausgebildet haben und dass die Publikation dieser Bewertung eine bestens verkäufliche Nachricht darstellt, das sind unter anderem Informationen, die dieser Quelle mit mehr Aufwand entnommen werden könnten (vgl. Doehring 2015: 89f). Ein ähnliches Phänomen, welches von Musikmagazinen häufig angepriesen wird, wäre etwa eine 73 „Platte des Monats“. Dadurch ergibt sich natürlich ein kulturelles wie auch ökonomisches Kapital (vgl. Doehring 2011: 278). Sichtbar wird durch solche Phänomene, dass durch Popmusikjournalismus Wirklichkeiten aus ein und derselben Perspektive konstruiert werden. In weiterer Folge (dies wird durch Studien sichtbar) ist feststellbar, dass sozialer Einfluss in Form der Kenntnis existierender Werturteile anderer Personen das individuelle Wertungsverhalten lenkt (vgl. ebd.: 280). Musikmagazine (in gedruckter Form oder online-verfügbar) zeichnen sich durch die spezielle Thematik, seiner besonderen Geschichte und Entwicklung, seine sich am Kunstmusikdiskurs der Romantik orientierende Sicht auf Musik und Musiker, seinen sich von diesem jedoch unterscheidenden Tonfall der Kommunikation darüber (die etablierte Position des Subjektivismus) sowie durch eine arbeitsteilige Organisationsstruktur, welche von weitgehend nicht festangestellten Beschäftigung einer relativ homogenen Gruppe höher ausgebildeter, weißer Männer zwischen 30 - 35 Jahren geprägt ist, aus. Diese Umstände lenken das Denken und Handeln der Medienakteure (vlg ebd.: 91f). Innerhalb dieser Voraussetzungen wird Popmusikjournalismus als eine Ware produziert, welche als Gegenstand von Unterhaltung und Information von den LeserInnen gekauft werden soll. Zum anderen stellt Popmusikjournalismus jedoch auch eine Ware für den Markt der werbetreibenden Industrie her, indem er – neben seinen reaktionell erstellten und betreuten Teil - einen weiteren als Ort für die Bewerbung mehr oder weniger musikbezogenen Produkte der Kategorie „Lifestyle“ anbietet. Leser- und Anzeigenmarkt stellen für den Popmusikjournalismus die beiden traditionellen Erlösquellen dar (vgl. ebd.: S.95) Festzustellen ist dabei (nach einer vergleichenden Analyse der Anzeigestruktur der deutschen Zeitschriften Rolling Stone, Intro und Spex der Jahre 1994-1998), dass der Anteil von nicht-musikbezogener Werbung deutlich steigt und auch der Anteil von selbstbezüglicher Werbung (z. B. Abonnentenwerbung). Außerdem ist erkennbar, dass Angebote hergestellt werden, welche über den journalistischen Rahmen deutlich hinauswachsen. So agieren Magazine beispielsweise als Konzertveranstalter (vgl. ebda.: S. 96). Eine weitere Möglichkeit, den Anzeigenmarkt auszubauen, liegt in der Verfeinerung der Zusammenarbeit von PopmusikjournalistInnen und Werbetreibenden. Zum Beispiel kann das redaktionelle Marketing dazu beitragen, die eigentlich vorgeschriebene Trennung von redaktionell erstelltem und gekauftem Inhalt zu verschleiern. Somit bedeutet Musikjournalismus also, sich in einem Netzwerk aus gegenseitigen Abhängigkeiten zu bewegen. Diese Abhängigkeiten und Umstände 74 wirken sich natürlich auch auf die in der Medienbranche tätigen Menschen, ihren beruflichen Praxen sowie ihre Sicht der Dinge aus und sind daher in einen Zusammenhang zu stellen. Somit geben diese Akteure innerhalb dieses Netzes aus Abhängigkeiten und Ermöglichungsoptionen der einen oder eben einer anderen Möglichkeit den Vorzug. (vgl. ebda.: S. 97f). Musikkommunikatoren (Dohring bezeichnet so die Gruppe von AkteurInnen an den zentralen Positionen Popmusikbedeutungen) der medialen Produktion und Vermittlung von sind somit nicht mehr bloße Beobachter, sondern Teil des Geschehens. Musikjournalisten erscheinenen in ihrer Berufsrolle ebenso als Künstler, die in künstlerischen Texten über konstvolle Musik von Musikern schreiben, die auch als Künstler dargestellt werden (vgl. Doehring 2011: 33f). Sieht man sich dieses Feld näher an, so erkennt man, dass sie zwar über eine gewisse lebensgeschichtlich angeeignete musikalische Urteilskraft verfügen, die ihnen Auskunft über „gute“ oder „schlechte“ Musik erlaubt, tatsächlich ist es jedoch meist ihre Urteilsfähigkeit, das Abwägen struktureller, organisatorischer und somit ökonomischer Folgen ihres Tuns, welche sie dann zum tatsächlichen beruflichen Handeln veranlasst. Aufgrund ihrer Abhängigkeiten erfordert dies von den Musikkommunikatoren auch etwa, sich über das persönliche Gefallen hinaus zu engagieren. Denn machen sie das nicht wegen der Musik (d.h. gefällt sie ihnen persönlich nicht), müssen sie es eventuell trotzdem für das Magazin tun – und somit im Endeffekt doch für sich (vgl. Doehring 2015: S.100). Somit ist es von wesentlicher Bedeutung, dass diese Zusammenhänge berücksichtigt werden, wenn popmusikjournalistische Quellen für die wissenschaftliche Arbeit benutzt werden. Weiterhind bleibt nach fast vierzig Jahren Popmusikjournalismus die Aufforderung zur Erstellung eines „brauchbaren, nämlich materialistischen Abrisses der Geschichte der populären Musik“ weitgehend uneingelöst (vlg ebd.: S.110) 75 4.2 Analyse exemplarisch ausgewählter Berichterstattungen über Porter Für diese Arbeit musste eine bestimmte Auswahl an unterschiedlichen (elektronischen) Zeitschriften und Tageszeitungen vorgenommen werden. Wichtig dabei war mir dabei ein möglichst vielfältiger Zugang. So werden im Folgenden sowohl Musikzeitschriften als auch Tageszeitungen (also ohne musikalischen Hintergrund), elektronische und gedruckte Medien analysiert. Auch von der zeitlichen Auswahl handelt es sich um Berichte aus den Jahren 2013, 2014 beziehungsweise 2016 – jedoch reduziert sich die Berichterstattung auf die Alben Liquid Spirit und Take Me To The Alley. Weiters handelt es sich um Medien, welche Jazzmusik grundsätzlich einen sehr unterschiedlichen Stellenwert einräumen und darüber hinaus handelt es sich bei den analysierten Beiträgen um verschiedene Textsorten, wie z.B. Interview, Artikel, Feature etc. Zudem wurde auch bewusst auf eine Auswahl geachtet, die sich aus unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Österreich, USA – somit auch englischsprachig) zusammensetzt. Auch die Quantität dieser Beiträge ist sehr unterschiedlich (von mehreren Seiten bis hin zu einem kurzen Absatz). Ziel soll es also sein, trotz dieser enormen Vielfalt der Beiträge, gewisse Parallelen und Auffälligkeiten herauszufiltern und darzustellen. Im Folgenden werden die einzelnen Musikzeitschriften/Tageszeitungen in Verbindung mit ihrem Beitrag über Porter beschränkt auf ihre wesentlichen Informationen - näher dargestellt beziehungsweise interpretiert, um jene im nächsten Schritt auf die Parallelen hin zu untersuchen. 4.2.1 Einzelanalysen Jazzzeitung: Jazz-Soul-Katharsis: Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen (Claus Lochbihler) Bei der „Jazzzeitung“ handelte es sich um eine Jazz-Zeitschrift, die Printausgabe wurde 2014 eingestellt. Eine Online-Ausgabe gibt es jedoch noch immer. Behandelt wurden in der „Jazzzeitung“ vorwiegend aktuelle Jazz-Nachrichten (vorwiegend aus Deutschland), Interviews, Portraits und Rezensionen über bestimmte Produkte und 76 Nachrichten über Workshops und Festivals. Die Zeitschrift wurde von der ConBrioVerlagsgesellschaft in Regensburg herausgegeben (vgl. wikipedia.org 2016a). Dass Porter in dieser Zeitschrift thematisiert wurde, ist wenig verwunderlich, nachdem sich die Zeitschrift vorwiegend um Jazzbeiträge bemüht und außerdem vor allem Neuigkeiten aus Deutschland thematisiert werden. Und der Beitrag thematisiert auch einen Auftritt Porters in Deutschland. Der behandelte Beitrag stammt aus der Online-Ausgabe dieser Zeitschrift aus dem Jahr 2014 (vgl. Lochbihler 2014). Porter präsentierte zu der Zeit sein 3. Album Liquid Spirit. Der Artikel stellt sich also als Bericht beziehungsweise als eine Auftritts-Rezension dar. Berichtet wird von Lochbihler über einen Auftritt Porters in der Muffathalle. Was steckt also in diesem Bericht? Der Titel des Berichts ist zugleich ein positiv besetztes Wortspiel: Porter macht Jazzund Soulmusik und der Autor vergleicht seine Musik offensichtlich als Katharsis. Dass Porter „den Spirit fließen lässt“, ist natürlich auch auf den Titel des präsentierten Albums, nämlich Liquid Spirit zu beziehen. In der Überschrift steckt eigentlich sehr großes Lob. Formal ist der Bericht in sieben Absätze gegliedert, wobei nach dem 2. Absatz zuerst eine Werbeanzeige (Trivago), danach mehrere Bilder des Auftritts folgen. Quantitativ berichtet Lochbihler einiges. Was inhaltlich dahintersteckt: Über das Musikalische schreibt er: Porter sei laut dem Autor „soulful und jazzig zugleich“, weiters habe er „eine mächtige Stimme“ und „kommt nie kitschig rüber“. Weiters: Porter singt Songs „mit einem Charisma, das sich aus einer mächtigen Stimme und einem breiten, wohlwollenden Lächeln nährt“. Porter singe „so unglaublich gut, wie er mit seiner seltsamen Kopf- und Halsbedeckungs-Kombi aus Mütze und Schal aussieht“. Und er betont, dass Porter ein Singer-Songwriter ist. Porters Jazz „spielt sich an sich ganz nah an den afro-amerikanischen Wurzeln ab“ und „Porters Stimme hat aber auch ein reiches Bouquet an Soul-Einflüssen“. Der Autor schwärmt weiter: „Wenn es aktuell jemanden gibt, der als Sänger das stilistische Kontinuum afro-amerikanischer Musik verkörpert – von Jazz bis Soul -, dann Gregory Porter.“ Darüber hinaus wird Porters Band gelobt, allerdings gibt es eine kleine Kritik am Saxophonisten Sato. Lochbihler ärgert sich über die Zwischenauftritte von Max Herre, denn andernfalls wäre mehr Zeit für Porter geblieben – ein riesen Kompliment (für Porter). 77 Darüber hinaus wird Porters positiver Typ gelobt: Porter „hebt sich von vielen anderen Jazzsängern und –sängerinnen angenehm ab: Da steht keiner auf der Bühne, der für seinen Live-Act auf Crooner, Diva oder irgendeinen anderen Archetypus des ImageMarketing macht. Kein Sinatra- oder Sonstwas-Darsteller, wo das Posen so wichtig oder gar wichtiger ist als der Gesang. Auch niemand, wo sich das Great American Songbook retromäßig noch einmal – zum wievielten Male? – selbst verdaut. Sondern einer, der so ungewöhnlich gut singt…“. Zusätzlich bemerkt der Autor beim Gesang Porters, dass er an die verändernde Kraft von (Nächsten-) Liebe und Fürsorge glaube und sich dafür einsetze, niemals aufzugeben. Auch über Porters Biographie weiß der Autor bescheid: Er beschreibt, dass sich sein Vater als Kind davongestohlen hatte und deswegen klinge er ähnlich wie sein Vorbild Nat King Cole, dem er zu seinem Ersatzvater gemacht hätte. Eine weitere Information: Als Zuschauer hätte man ein einmaliges Erlebnis erlebt. Das Konzert war restlos ausverkauft und als Jazzmusiker würde man sich wünschen, so ein Konzert spielen zu dürfen – Porter schafft das. Zusammenfassend ist dieser Artikel natürlich ein unglaublich positiver Bericht über Porter, sowohl seine Musik, seine Performance als auch sein Charakter wird fast ins Unermessliche hochgejubelt – eine Top-Werbung somit für Porter. Jemand, der sich überlegt, ein Porter-Konzert zu besuchen, wird nach dem Lesen dieses Artikels wohl mit einer höheren Wahrscheinlichkeit hingehen. Da es ein Konzertbericht ist, wird hauptsächlich über das Musikalische geschrieben, jedoch wurden auch gewisse andere Aspekte behandelt, wie etwa auch die persönliche Biographie Porters. Jazzthetik: Gregory Porter – Der Geisterbeschwörer Rolf Thomas Auch bei der Zeitschrift „Jazzthetik“ handelt es sich um eine Musikzeitschrift mit dem Schwerpunkt auf Jazz-Musik. Jedoch lautet der Untertitel des Magazins „Magazin für Jazz & Anderes“, denn das Magazin beschäftigt sich nicht ausschließlich mit JazzMusik, sondern auch mit Musikstilen wie Electronica, Ambient und Weltmusik, Blues und Progressive Rock. Diese Zeitschrift gibt es seit 1987 im deutschsprachigen Raum (vgl. wikipedia.org 2016b). 78 Auch in dieser Zeitschrift scheint es wenig überraschend zu sein, einen Beitrag über Porter zu entdecken, jedoch musste ich lange recherchieren, um einen Beitrag über Porter in dieser Zeitschrift zu finden. Somit fand ich diesen Beitrag auch im OnlineArchiv des Magazins und es lässt sich kein Veröffentlichungsdatum finden. Da jedoch des Öfteren verschiedene Aspekte und Songs des Albums Liquid Spirit thematisiert werden und schon bereits der Titel des Artikels darauf anspielt, wird der Artikel aus dem Jahr 2013 oder 2014 stammen (vgl. Thomas). Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Feature, der Text ist also kein reiner Bericht, sondern vermischt Züge einer Reportage (viele direkte Reden) mit grundlegenden Informationen. Anlass des Zusammentreffens des Autors mit Porter (den er offensichtlich getroffen hat) ist (hauptsächlich) dessen Album Liquid Spirit. Der Titel des Textes ist natürlich eine interessante Anspielung auf das Album Liquid Spirit. Fomal ist dieses Feature wieder in mehrere Absätze gegliedert. Lediglich ein mysteriös wirkendes Bild von Porter ist abgebildet, und auf der rechten Seite ist Platz für Werbung: Es handelt sich dabei ausschließlich um musikalische Werbung beziehungsweise Eigenwerbung des Magazins. Nach dem 2. Absatz folgt ein Untertitel („Der Botschafter“) und nach weiteren zwei Absätzen folgt der nächste Untertitel („Tongue in Cheek“), der wieder für zwei weitere Absätze gewählt wurde. Quantitativ wird man mit sehr viel Text konfrontiert. Gewechselt wird zwischen direkten Reden Porters und weiteren Informationen des Autors Rolf Thomas. Die zentralen Punkte sollen im Folgenden herausgefiltert werden: Über seine eigene Musik sagt Porter selbst: Der „Liquid Spirit“ sei „Musik, Kultur, Liebe“. Und er höre teilweise, dass die Leute Musiker wie ihn suchen und seine Musik wollen, teilweise werde man von der Musikindustrie vom Weg abgebracht. Über den Stil seiner Musik beziehungsweise über seine Einflüsse sagt Porter, dass er in seiner Kindheit Country, Gospel und Blues gesungen habe. Weiters spricht er über sein altes und neues Plattenlabel: Er sei dankbar, eine Chance vom Motema-Album eine Chance ermöglicht bekommen zu haben und gehöre im Herzen noch zur Motema-Familie. Ein Angebot von Blue Note könne man sich allerdings nicht entgehen lassen. Porter betont, dass er als Künstler etwas zu sagen habe und deshalb viel Zeit in seine eigenen Songtexte lege. Cover-Songs, die er interpretiert, rechtfertigt er mit einer sehr 79 engen Verbindung zu jenen Songs beziehungsweise will er an die Ursprungs-Interpreten erinnern. Er bestätigt weiters, dass er viele Angebote von anderen Musikern habe, gemeinsam etwas zu machen und erzählt von einem Angebot von David Murray, der seine Musik „gut findet“. Er möchte auch auf jeden Fall mit dem Kern seiner bewährten Band weitermachen. Welche Informationen ergänzt der Autor? Thomas eröffnet die Debatte um seinen Musikstil: „Was für eine Musik das nun ist, darüber streiten die Gelehrten. Manchen erscheint Gregory Porter als altertümlicher Soulsänger, für andere hat er den Blues, und natürlich hat er in seiner Kindheit den Gospel aufgesogen. Da erscheint es eigentlich nur folgerichtig, ihm mit dem großzügigen Label Jazz ein weit geschneidertes Kostüm anzulegen“. Auch die Songtexte und Songs lobt der Autor: Es gelingen Porter durch seine Texte „berührende naturnahe Bilder“ und „bewegende Reminiszenzen an die Vergangenheit“. Auch die Cover-Versionen lobt Thomas. Das größte musikalische Lob versteckt sich mitten im Text, wo Rolf meint: „…und natürlich klingt Porter auch hier wieder so superb, dass er mit seiner Fassung neue Maßstäbe setzt…“ Zudem schreibt er über Porters bisherige Erfolge: „Beide Platten ernteten höchstes Kritikerlob wie auch Grammy-Nominierungen, und zwar in den Kategorien Best Jazz Vocal Album und Best Traditional R&B Performance.“ Und er schreibt vom „kometenhaften Aufstieg“ Porters. Zu Porters Typ und Wesen wird sein „freundlicher Ton“ erwähnt. Zusammenfassend ist dieses Feature extrem postiv für Porter. Nicht nur, weil ihm quantitativ sehr viel Platz eingeräumt wurde, sondern auch die Art und Weise, wie Thomas über Porter schreibt, fällt extrem positiv für Porter aus. Zusätzlich wird seine Musik generell und vor allem sein Album Liquid Spirit sehr beworben. Auch Porter schafft es wunderbar, zugleich bodenständig, nett, bescheiden, freundlich zu wirken und gleichzeitig sich selbst zu bewerben und ein postives Image seiner Person zu entwerfen. 80 Rondo Gregory Porter. Seelsorger. Vom Football-Spieler zum Verteidiger der schwarzen Musiktradition: Der neue Star des Jazz-Gesangs liebt Vögel und will wie Wasser sein. Josef Engels Auch bei der Zeitschrift „Rondo“ handelt es sich um eine Musikzeitschrift, jedoch ist diese Musikzeitschrift eher im Bereich der klassischen Musik angesiedelt, auch jedoch für den Bereich Jazz. Die Zeitschrift enthält Interviews, Rezensionen und Berichte. Im deutschsprachigen Raum ist „Rondo“ das auflagenstärkste deutschsprachige „SpecialInterest-Magazin“ im Bereich klassischer Musik. Die Papier-Ausgabe gibt es seit 1991 (vgl wikipedia.org 2016c). Da Porter auf keinen Fall dem klassischen Bereich zuzuordnen ist, ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass Porter in diesem Magazin thematisiert wird. Trotzdem lassen sich auch in diesem Magazin einige Jazz-Beiträge finden. Interessant ist, dass es sich um ein ausliegendes Magazin handelt und dieses somit vollumfänglich durch die Industrie beziehungsweise die Zusammerarbeit mit ihr finanziert wird. In weiterer Folge bedeutet das also, dass die Musikindustrie Interesse daran hat, Produkte von Porter zu bewerben und ein Geschäft mit Porter zu machen. Die Gattung des Beitrags (vgl. Engels 2013) würde ich am ehesten als Fachartikel bezeichnen. Es befinden sich ein paar wörtliche Reden Porters in diesem Beitrag, jedoch hat man nicht das Gefühl, Porter saß unmittelbar vor dem Schreiben dieses Beitrags beim Autor Engels. Also handelt es sich um keinen Bericht, keine Rezension und kein Feature (wie zuvor). Inhaltlich wird am ehesten wiederum dessen Album Liquid Spirit thematisiert. Beim Titel handelt es sich wieder um zahlreiche Anspielungenen, nämlich auf den Song No Love Dying (er thematisiert die Heilung eines Vogels) und den Song beziehungsweise das Album Liquid Spirit. Zusätzlich enthält bereits der Titel Elemente aus der Biographie Porters. Formal ist der Artikel folgendermaßen gegliedert: Über dem Titel ist ein größeres Bild platziert, welches Porter im edlen Anzug abbildet. (Der Anzug ist der gleiche wie auf dem Titelbild seines Albums Liquid Spirit und somit wurde ein Foto aus einer Reihe von Fotos ausgewählt, die für das Album gemacht wurden. Das genau gleiche Foto 81 kann man auch bei anderen Beiträgen finden). Schließlich folgt ein einziger Absatz, der jedoch quantitativ schon eine gewisse Länge aufweist. Als krönender Abschluss wird das Album beworben. Zusätzlich finden sich auf der Seite Eigenwerbung und weitere musikalische Werbungen. Was schreibt Engels nun im Wesentlichen? Er beschreibt Porters Typ und Wesen, sowohl innerlich also auch äußerlich. Dazu einige Punkte: Porter sei eine „der bemerkenswertesten Erscheinungen der aktuellen Jazzszene“. Weiters: „Über 1,90 Meter misst er, hat das mächtige Kreuz eines Türstehers und trägt als Erkennungszeichen stets Mütze und eine Art Sturmhaube, was entfernt an den Kopfschutz eines Boxers erinnert.“ Wenn Porter den Mund öffnet, „kann man sich keinen sanfteren Menschen vorstellen“. Weiters: „Da steckt zweifellos ein großes Herz in einem nicht minder mächtigen Körper“. Auch bemerkt der Autor, dass Porter davon singt, Respekt vor kleinen Dingen zu haben, von der Liebe zu seiner Mutter oder zur Natur. Auch Biographisches über Porter, also sein schwieriger Lebensweg, fehlt nicht in diesem Artikel, denn er beschreibt Porters Karriere als Football-Spieler, seine Schulterverletzung und die Richtungsweisung zur Sängerkarriere aufgrund der Verletzung. Auch über Porters musikalische Vorbilder und seinen stilübergreifenden Gesang schreibt Engels: „Abbey Lincoln, deren `Lonesome Lover` er auf der CD interpretiert, Nat King Cole, den Chor der mütterlichen Kirchengemeinde, Leon Thomas sowie Nina Simone zählt der Vokalist und Lyriker zu seinen wichtigsten Inspirationsquellen.“ Auch über seine Musik schreibt Engels, jedoch sehr oberflächlich: Das Wasser sei Porters Vorbild im Bezug auf das Album, er singe über die Liebe und benennt Missstände durch seine Musik. Porter tätigt für diesen Beitrag auch einige Aussagen (dass er mit Engels wirklich gesprochen hat für diesen Beitrag, wage ich zu bezweifeln und wird in weiterer Folge noch deutlicher werden): Über sein Wesen, seinen Typ und Charakter sagt er scheinbar selbst: „Oh ja, ich liebe die Natur, meine Frau lacht mich immer aus, wenn ich rausgehe, um Vögel zu beobachten.“ Über seinen Musikstil: Er sei ein „Jazzsänger, der vom Blues, von den Gospels und der Soul-Musik beeinflusst wurde“. 82 Er ärgere sich zudem über die momentane Situation in der Musikindustrie und thematisiert dies in seinem Song Musical Genocide: „In den 70er Jahren existierten noch sehr viele Lieder, die von der Liebe, der Familie, dem Planeten sprachen. Inzwischen gibt es jede Menge Musik da draußen, die einfach nur aus einer enormen Leere besteht. Das ist der Tod des Soul.“ Enorm interessant ist diese letzte Aussage deshalb, weil die genau wörtlich gleich formulierte Aussage bei einem Artikel in „Die Welt“ (vgl. Engels 2013b), einer deutschen Tageszeitung zu finden ist. Auch die Aussage über seinen Musikstil ist wortwörtlich genau gleich im Beitrag in „Die Welt“ übernommen. Welch ein Zufall also, dass es sich auch um den gleichen Autor handelt! Der gesamte Artikel ist jedoch nicht gleich, viele ähnliche inhaltliche Aspekte sind jedoch zu finden. Zusammenfassend ist hier zu erkennen, dass hier sehr wenig über Porters Musik ausgesagt wird, jedoch wiederum Porters Hintergrund, seine positive Art etc. hervorgehoben werden. Offensichtlich schreiben viele Medien sehr ähnliche beziehungsweise die gleichen (manchmal sogar identischen) Punkte über Porter, über den ein äußerst positives Image konstruiert wird, der gelobt und eindeutig beworben wird. Der Standard Gregory Porter: Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes Ljubisa Tosic Beim „Standard“ handelt es sich im Gegensatz zu den bisherigen Beiträgen um keine Musikzeitschrift, sondern um eine österreichische Tageszeitung. Diese Tageszeitung wurde 1988 von Oscar Bronner gegründet (vgl. wikipedia.org 2016d). Der Beitrag über Porter findet sich auch hier in der Online-Ausgabe des „Standards“ (vgl. Tosic 2016). Dass sich ein solch langer Artikel eines Jazz-Musikers in einer österreichischen Tageszeitung befindet, ist sicherlich nicht selbstverständlich und spricht für den mittlerweile (2016) hohen Bekanntheitsgrad des Musikers. Ein paar Wochen vor dem Erscheinen des Artikels wurde Porters neuestes Album Take Me To The Alley veröffentlicht. Gattungsspezifisch würde ich diesen Beitrag wieder als Fachartikel bezeichnen. 83 Der Titel spielt diesmal nicht auf sein Album oder seine Songs an, sondern auf Porters Biographie. Sein bestehendes Image wird dadurch bestärkt: Durch sein Leiden und seinen Schmerz, welchen er ertragen musste, konnte er gereift als Sänger hervorgehen. Formal ist der Artikel in mehrere Absätze gegliedert, zwei fett hervorgehobene untergeordnete Titel („Traum vom Footballspieler“ / „Entspannt, soulig“) gliedern den Artikel zusätzlich. Lediglich ein kleines Bild Porters wurde ausgewählt. Zudem findet sich wieder Eigenwerbung und ganz am Ende des Beitrags sieht man Werbung für die „Nova Jazz & Blues Night“, bei der Porter auftritt. Hier wird auch der Zweck des Artikels klar, er stellt eine Werbung für Porter dar. Quantitativ ist der Artikel sehr lang (vor allem für einen Jazz-Musiker in einer österreichischen Tageszeitung). Was über Porters Musik und sein neues Album geschrieben wird, ist dabei lediglich Folgendes: „Auf seinem entspannten souligen Album Take Me To The Alley lässt sich auch eine samtige Stimme genießen, die etwas von Sammy Davis Jr. hat und deren cremiger Grundcharakter Breitenwirkung garantiert, ohne allzu gefällig zu sein.“ Zusätzlich wird erwähnt, dass Porter „seine Lieder (samt Text) selbst komponiert“. Biographisches darf in diesem Artikel nicht fehlen: Abgesehen von Titel und Untertitel schreibt die Autorin: „Porter wollte eigentlich als professioneller Footballspieler durchstarten. Er erlitt jedoch eine Schulterverletzung, die alle Träume pulverisierte und eine Identitätskrise auslöste.“ Porters Musikstil und bisheriger Erfolg wird erwähnt: „Porter ist selbst zurzeit ein Hit. Seit dem Erfolg seines Albums Liquid Spirit ist der Mann aus Bakersfield (nördlich von Los Angeles) mit seinem Mix aus Jazz, Soul, Gospel und Rhythm and Blues gut für volle Säle und Grammys.“ Auch schreibt sie von einem „Sprung in die Stratosphäre“. Was sagt Porter selbst? Indem er seine Musik beschreibt, unterstreicht er zugleich seinen positiven Typ und sein positives Weltbild: Er thematisiert mit seiner Musik „die Höhen und Tiefen des Daseins“. Dies aber in der Hoffnung “auch für andere würde es Bedeutung erlangen. Ich thematisiere die Fragen, die Schwächen, die wir alle haben. Die ganze Zeit cool sein zu wollen, ist nicht realistisch. Man muss ehrlich sein“. Und: „Ich will die Leute nicht manipulieren, ich will sie anregen.“ Weiters meint Porter: „Ich hoffe, in den Jazz eine Emotionalität bringen zu können, die vermisst wurde. Prinzipiell finde ich: Beim Künstler sollte ein individuelles Charisma existent sein. Als Hörer will ich ihn, den 84 Künstler, also dessen Persönlichkeit hören. Etwa so wie bei Leon Thomas oder Nat King Cole.“ In Verbindung mit seiner Biographie und dramatischen Lebensgeschichte: „Ich bin nun nach Bakersfield zurückgezogen, wo meine Brüder und Schwestern leben und wo ich die Energie meiner verstorbenen Mutter spüren kann." Weiters: „Damals starb auch meine Mutter an Krebs. Es war eine sehr dunkle, kritische Zeit, es dauerte Jahre, bis ich das physisch und psychisch bewältigt hatte. Das Seltsame: Mit dem Singen kam die Lösung der Krise, ich ging zu Sessions, ich machte singend Schritte aus dem Schmerz heraus. Und ich merkte, dass ich positives Feedback für das, was ich tat, bekam. So blieb ich dabei." Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass der Beitrag eine perfekte Werbung für Porter generell, für sein neues Album sowie für die „Nova Jazz & Blues Night“ darstellt. Interessant ist auch, dass die gleichen Punkte wie aus den Beiträgen 2013 / 2014 erwähnt wurden. DownBeat Gregory Porter - „I started being me“ Allen Morrison Bei dieser Zeitschrift handelt es sich um ein US-amerikanisches Jazz-Magazin mit der weltweit höchsten Auflage und auch der ersten Zeitschrift dieses Musik-Genres. Erstmals wurde die Zeitschrift 1934 in Chicago veröffentlicht (vgl. wikipedia.org 2016e). Natürlich ist es wenig verwunderlich, dass ein US-amerikanisches JazzMagazin einen Beitrag über den Amerikaner bringt, nachdem dieser sein neues Album Take Me To The Alley herausgebracht hat. Da es sich um ein englischsprachiges Magazin handelt, ist natürlich auch dieser Beitrag auf Englisch. Genremäßig handelt es sich bei diesem Beitrag (vgl. Morrison 2016) einerseits wiederum um einen Fachartikel, andererseits auch um ein Interview, der Beitrag ist also aufgeteilt in zwei Teile. Formal besteht der Beitrag aus fünf Seiten. Die erste Doppelseite ist geprägt von einem Bild Porters, dass sich über beide Seiten erstreckt, Porter ist in singender, gestikulierender Pose abgebildet. Der Fachartikel erstreckt sich über lediglich eine halbe Seite dieser Doppelseite. Auf der nächsten Seite startet das Interview mit Porter, eine Viertelseite wird jedoch für ein weiteres Bild Porters genutzt. Die nächste Seite ist eine 85 musikbezogene Werbung. Bei der letzten Seite des Beitrags wird Porters Interview zu Ende gebracht, ein Drittel der Seite wird jedoch wieder mit musikbezogener Werbung besetzt. Zuerst soll der kurze Fachartikel analysiert werden: Auch hier scheint die Biographie Porters sehr wichtig: „Porter´s parents were both preachers in Bakersfield, California. After they divorced, Porter was raised by his mother, Ruth Porter, a local businesswoman who preached in a storefront church and devoted much of her time and money to personally helping indigent and disabled people.“ In Bezug auf seine Musik werden sein positiver Typ, seine Werte, ebenfalls in Verbindung mit seiner Mutter indirekt aufgezeigt: „On the phone recently, he quoted lyrics from his new song `Don´t Lose Your Steam,` imparting a message about tenacity and self-reliance, a message that he got from his mother.“ Weiters: „When you speak with Gregory, it is unusual if the conversation goes for five consecutive minutes without him mentioning her profound influence on his life and songwriting.“ Seine bisherigen Erfolge werden ausführlich erwähnt: „..following last year´s Liquid Spirit, which netted him a Grammy Award in the category Best Jazz Vocal Album. That disc also helped him top the Male Vocalist category in both the 2013 and 2014 DownBeat Critics Poll. More strikingly, in an age of relatively puny album sales for pop music-let alone jazz-Liquid Spirit sold over 1 million copies worldwide. It also became the most streamed jazz album ever, with over 20 million streams.“ Porters Musik und auch seine Fähigkeit, Genres zu verbinden, wird gelobt: „Porter´s music has an elastic quality that allows him to reach across genres; he has dramatically expanded his audience through keen partnerships with r&b artists and musicians from the world of electronic dance music (EDM).“ Darüber hinaus wird Porters restliche Band gelobt. Was sagt nun Porter im Interview? In Bezug auf seine Musik geht er erneut auf seine Verbindung mit seiner Mutter ein und zeigt seine positive Welthaltung: „I feel their (his family´s) energy in my music. Some oft the songs on the new album actually came about by way of missing home.“ Weiters glaubt Porter, dass seine Mutter stolz auf den Song Take Me To The Alley wäre. Und: „I´m extraordinarily thankful to the community of jazz for accepting me just as I am.“ Über sein Songwriting und Stil meint er: „My albums are a document of what I´m feeling at the time. There´s a lot going on in a writer´s head, and there are choices you 86 have to make. Do I wanna be a jazz-head? A soul man? But when I´m writing, I don´t think about that.“ Weiters thematisiert Porter in diesem Interview - wie er mit Kritik umgeht - was er über die Verbindung zum Dance-/Electonic-Genre (gemeinsamer Song und Auftritt mit Disclosure) denkt - seine Erlebnisse mit der Sängerin Alicia Olatuja (singt mit ihm gemeinsam auf dem Album. Zusammenfassend ist dies ein weiterer Beitrag über Porter, der einem das Gefühl vermittelt(!), Porter näher kennenzulernen und das meiste über ihn zu wissen. Man kann sich mit ihm identifizieren und er wirkt sehr bodenständig, bescheiden und sympathisch. Die Musik wird wiederum gelobt, quantitativ wird sehr viel über ihn berichtet (mittlerweile hat er einen hohen Stellenwert). Wiederum handelt es sich um eine äußerst gelungene Werbung. Rolling Stone Gregory Porter. Take Me To The Alley. Nicht mehr als grundsolide - wenn da nicht diese Stimme wäre. Klaus von Seckendorf Beim „Rolling Stone“ handelt es sich um ein Musikmagazin, das hauptsächlich Rockmusik und die Popkultur beleuchtet. Gegründet wurd der „Rolling Stone“ 1967 in San Francisco. Es handelt sich als um ein US-amerikanisches Magazin, jedoch konnte eine deutsche Ausgabe 1994 erfolgreich am Markt etabliert werden (vgl. wikipedia.org 2016f). Porter passt also genre-mäßig nicht unbedingt für dieses Magazin, es wird sich also eher um eine Ausnahme handeln. In diesem Fall besteht die Ausnahme darin, dass sein Album Take Me To The Alley neu erschienen ist. Der Beitrag (vgl. Von Seckendorf 2016) befindet sich in der Online-Version der deutschen Ausgabe des „Rolling Stone“. Bezüglich des Genres dieses Beitrags handelt es sich um eine Album-Rezension. Formal ist der Beitrag in zwei kurze Absätze gegliedert. Ein Album-Cover seines neuen Albums ist abgebildet, dieses wird schließlich auch rezensiert. Quantitativ ist dies mit Abstand der kürzeste, der bisher analysierten Beiträge. Die Seite ist bespickt mit Werbung, teils Eigenwerbung, teils nicht-musikbezogene Werbung. Gleich unter der 87 Überschrift sieht man die Kurzfassung der Rezension – das Album erhält drei von fünf Sternen (es handelt sich hier offensichtlich um die Bewertung des Albums. Bei einer Album-Rezension sollte eigentlich ausschließlich die Musik des Albums beschrieben werden, jedoch werden andere Informationen mithineinverpackt. Über Porters positiven Typ wird Folgendes erwähnt: Porter sei ein „Gutmensch“ und „bodenständig“. Folgender Satz unterstreicht auch Porters positiven Typ und hebt auch dessen bisherigen Erfolg hervor: „Selbst der Labelwechsel von Motéma zu Blue Note, wo sein Album `Liquid Spirit` 2013 durch die Decke ging, scheint bei ihm verzeihlich.“ Auch Persönliches über Porter verpackt der Autor: Porter sei „unlängst von Brooklyn nach Bakersfiel/CA zurückgezogen, um seinen Geschwistern nahe zu sein“. Musikalisch wird Porter eigentlich sehr gelobt: Von Seckendorf bezeichnet Porter als „großartigen Sänger“. Jedoch wird das Album sehr kritsch bewertet. Der Schlusssatz des Beitrags ist eigentlich sehr negativ für das Album, wie gerade erwähnt, jedoch sehr positiv für Porter als Person und Sänger (Porter ist jedoch auch für die Arrangements mitverantwortlich): „Würde bitte jemand diesen großartigen Sänger mit Songs und Arrangements versorgen, die mehr Spannung ins grundgütige Geschehen bringen?“ Es ist somit auffällig, dass dies der erste Beitrag über Porter war, der auch (zumindest ein bisschen) kritisch ist und nicht nur eine Lobeshymne darstellt. Porter als Person und als Sänger wird jedoch auch in diesem Beitrag beworben. Vielleicht fällt die Bewertung für das Album Porters auch deswegen nicht ideal aus, da es sich wie bereits erwähnt um ein Rock-/Popmagazin handelt. Kurier Gregory Porter – Ein Grenzgänger im Jazz und im Leben Brigitte Schokarth Der „Kurier“ ist eine österreichische Tageszeitung mit überregionaler Ausrichtung. 1996 startete mit kurier.at eine Online-Ausgabe der Tageszeitung (vgl.wikipedia.org 2016g). Es scheint zunächst nicht unbedingt naheliegend, dass in einer österreichischen Tageszeitung ein Artikel dieser Länge von Porter erscheint. Um einiges klarer wird dies jedoch, wenn man sich den untergeordneten Titel des Beitrags (vgl. Schokarth 2016) ansieht. Dieser lautet: „Der Star des Kurier-Festivals Nova Jazz & Blues Night im Interview.“ Die Tageszeitung ist also Mitsponsor für das Festival. Hier wird also deutlich: Es handelt sich bei diesem Beitrag um eine reine Werbung. Wenn man den 88 Beitrag gattungsspezifisch nicht als Werbung bezeichnen will, so handelt es sich um einen Mix aus Interview und Fachartikel. Formal ist der Beitrag in mehrere kleine Absätze gegliedert, zu Beginn des Artikels ist ein Porter im edlen Mantel groß abgebildet. Ein weiterer untergeordneter Titel („Brennende Kreuze“) leitet die letzten Absätze ein. Neben nicht-musikbezogener Werbung und Eigenwerbung folgt direkt im Anschluss an den Beitrag der Hinweis (also Werbung) für das Festival. Der Titel stellt eine Anspielung auf Porters Musikstil dar und der Untertitel deutet Porters schwierige Lebensumstände an. Zu Porters Biographie und schwierigen Lebensumständen wird Folgendes erwähnt: „Seine Mutter war Pastorin, weshalb er schon früh in der Kirche Gospel-Songs sang. Aber die Lebensumstände als Kind prägten ihn noch mehr.“ Sein bisheriger Erfolg wird erwähnt: Sein Album Liquid Spirit habe in Österreich Doppelplatin erreicht. Auch sein genreübergreifender Musikstil wird thematisiert: „Er hat mit dem britischen Dance-Duo Disclosure gearbeitet und sich Tracks von DJ Claptone remixen lassen. Er mag es, Genre-Grenzen zu sprengen, viele seiner Genre-Kollegen aber nicht.“ Was sagt nun Porter selbst in diesem „Interview“? Auch er erzählt wiederum bestimmte biographische Aspekte, die in Verbindung mit seinen schwierigen Lebensumständen stehen: „Wir haben deutlich Rassismus zu spüren bekommen", sagt er. "Sie haben immer wieder Melonen oder Kürbisse durch die Fenster geworfen, einmal sogar brennende Kreuze in den Vorgarten. Mein Bruder wurde erschossen. Und Nigger wurde ich so oft genannt, dass es gar nichts mehr bedeutet hat.“ Diese Erlebnisse würden in Verbindung mit seiner Musik stehen: Es ginge im Song Fan The Flames um genau diese Erlebnisse. Auch seine Mutter wird wiederum von ihm thematisiert, diese stehe auch in Verbindung mit seiner Musik und auch sein positives Weltbild wird dadurch vermittelt: „Sie (seine Mutter) hat sich in Bakersfield, wo ich aufgewachsen bin, absichtlich Kirchen in der schlimmsten Gegend geben lassen. Wir waren umgeben von Prostitution, Drogen, Obdachlosen. Ihr Credo war: Dort werde ich am meisten gebraucht, dort kann ich am meisten bewirken." Und weiters: „Das Wichtigste, was sie mir gegeben hat, war die Goldene Regel: Behandle alle Menschen so, wie du gerne behandelt werden willst. 89 Die gilt in jeder Kultur und Religion, egal ob Buddhismus, Christentum oder Islam. Und diese Haltung kommt heute in meiner Musik raus." Das Ziel, mit Porter zu sympathisieren, scheint auch hier auf jeden Fall erreicht worden zu sein. Man bekommt fast Mitleid mit Porter, der so viel Schwieriges in seinem Leben erleben hat müssen. In Verbindung mit der Erwähnung seines bisherigen Erfolgs empfiehlt es sich also unbedingt, zum beworbenen Festival zu gehen. Der Beitrag stellt somit wiederum eine äußerst gelungene Werbung dar. 4.2.2 Vergleichende Analyse Wie bereits aus den Einzelanalysen der Zeitschriften beziehungsweise Tageszeitungen ersichtlich wurde, werden bestimmte Aspekte über Porter immer wieder thematisiert. Einerseits werden bestimmte Aspekte von den Verfassern der Artikel in den Mittelpunkt gestellt, andererseits wird auch an den Aussagen Porters selbst, welche in den Beiträgen veröffentlicht wurden, deutlich, dass er offensichtlich sehr gerne gewisse Themen immer wieder erwähnt oder hervorhebt. Diese Thematisierung und Wiederholung diverser Aspekte ist also nach einer intensiven Beschäftigung mit den Berichterstattungen sehr auffällig und zugleich interessant, da Porter dadurch selbst indirekt beworben wird oder sich selbst bewirbt. Im Folgenden werden diese Aspekte nochmals zusammengefasst beziehungsweise vergleichend dargestellt. Unterschieden wird bei dieser Analyse jedoch zwischen der Perspektive der AutorInnen und den Selbstaussagen Porters innerhalb dieser behandelten Beiträge. Zentrale Aspekte der Berichterstattung Ein wichtiger Punkt ist mit Sicherheit der Titel der Beiträge, denn dieser entscheidet meist darüber, ob jemand wirklich den Beitrag liest oder eben nicht. Bei den analysierten Beiträgen lässt sich durchaus feststellen, dass alle AutorInnen versucht haben, den Titel möglichst originell und interessant zu formulieren. Die Leute sollen neugierig auf Gregory Porter werden. Dazu wurden Formulierungen ausgewählt, die auf gewisse Aspekte Porters anspielen. Anspielungen lassen sich etwa in Bezug auf Porters Biographie finden („Vom Footballspieler zum Verteidiger der schwarzen Musiktradition“, „Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes“), auf dessen Album 90 („Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen“, „Der Geisterbeschwörer“, „Der neue Star des Jazz-Gesangs liebt Vögel und will wie Wasser sein“), oder auf dessen Musikstil („Jazz-Soul-Katharsis“, „Ein Grenzgänger im Jazz und im Leben“). Teilweise steckt auch ein Lob, eine Werbung oder Empfehlung im Titel: „Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen“, „Der neue Star des Jazz-Gesangs“, „Nicht mehr als grundsolide – wenn da nicht diese Stimme wäre“. An diesen Beispielen sieht man, dass sich die AutorInnen wirklich Gedanken gemacht haben, Aufmerksamkeit auf Gregory Porter zu lenken, teilweise auch mittels Wortspielen oder Sprachbilder. Auch wird ersichtlich, dass bereits die Titel der Beiträge Werbung für Porter darstellen (abgesehen vom Beitrag im „Rolling Stone“, der einen Mix aus Werbung und Kritik an Porter darstellt). Porters Musik wird innerhalb der Beiträge natürlich thematisiert (schließlich ist er Musiker), auch wenn auffällig ist, dass diese nur sehr oberflächlich thematisiert wird. Hier merkt man natürlich auch einen Unterschied, ob es sich etwa um eine JazzZeitschrift oder um eine Tageszeitung handelt. Natürlich spielt auch der Zweck des Beitrags (z.B. Albumrezension) eine Rolle. Der Hauptzweck der Thematisierung der Musik Porters bleibt jedoch, dass dessen Musik beworben wird. Hier einige Beispiele aus den Beiträgen, bei welchen in verschiedenster Weise positiv über Porters Musik geschrieben wurde: Porter habe „eine mächtige Stimme“ (Jazzzeitung), „…und natürlich klingt Porter auch hier wieder so superb, dass er mit seiner Fassung neue Maßstäbe setzt…“ (Jazzthetik), er singe über die Liebe und benennt Missstände durch seine Musik (Rondo), „Auf seinem entspannten souligen Album Take Me To The Alley lässt sich auch eine samtige Stimme genießen, die etwas von Sammy Davis Jr. hat und deren cremiger Grundcharakter Breitenwirkung garantiert, ohne allzu gefällig zu sein.“ (Standard), „Porter´s music has an elastic quality…“ (DownBeat), Von Seckendorf bezeichnet Porter als „großartigen Sänger“ (Rolling Stone). Lediglich im Kurier wurde nichts (!) über Porters Musik geschrieben, hier wurde seine Musik „nur“ indirekt gelobt. An den vorhergehenden Beispielen kann man vermuten, welch großen Einfluss diese Komplimente und Empfehlungen für die Musik Porters auf 91 einen Leser/eine Leserin haben werden. In dieser Kategorie wird also Porters Musik direkt beworben. Indirekt wird Porters Musik ebenfalls beworben. Häufig wird in den Beiträgen Porters Stil und Genre thematisiert. Hier wird hauptsächlich Porters Fähigkeit in den Vordergrund gerückt, Genres erfolgreich miteinander zu verbinden. Dies wird deshalb thematisiert und erwähnt, um Porter von anderen Künstlern abzuheben und zu differenzieren. Porter wird aufgrund dessen interessant (gemacht). Auf Porters genreübergreifenden Musikstil wird in jedem der Beiträge (außer auf die kurze AlbumRezension im Rolling Stone) explizit eingegangen. Beispiele aus den Beiträgen hierfür sind: „Wenn es aktuell jemanden gibt, der als Sänger das stilistische Kontinuum afroamerikanischer Musik verkörpert – von Jazz bis Soul -, dann Gregory Porter.“ (Jazzzeitung) Seit dem Erfolg seines Albums Liquid Spirit ist der Mann aus Bakersfield (nördlich von Los Angeles) mit seinem Mix aus Jazz, Soul, Gospel und Rhythm and Blues gut für volle Säle und Grammys.“ (Der Standard) Ein weiterer Aspekt, der für Porter indirekt als musikalische Werbung genutzt wird, ist, dass Porter seine Songtexte (größtenteils) selbst schreibt. Auch dies ist ein Aspekt, welcher in den meisten Beiträgen erwähnt wurde. Jedoch ist auch entscheidend, dass Porter nicht nur ein Singer-Songwriter ist (was alleine schon positiv besetzt ist), sondern dass er dafür viel Lob erntet. Beispiele dazu sind: Es gelingen Porter durch seine Texte „berührende naturnahe Bilder“ und „bewegende Reminiszenzen an die Vergangenheit“. (Jazzthetik) „When you speak with Gregory, it is unusual if the conversation goes for five consecutive minutes without him mentioning her profound influence on his life and songwriting.“ (DownBeat) Auch Porters bisherige Erfolge werden in beinahe allen Beiträgen erwähnt, welche sich durchaus hören (und lesen) lassen können. Auch wenn man Porter bis zum Zeitpunkt des Lesens noch nicht gekannt hatte, so ist man natürlich leicht beeindruckt von bestimmten Erfolgen, die Porter aufweisen kann. Mit diesen Erfolgen kann also leicht Werbung gemacht werden. Einige Beispiele aus den Beiträgen hierfür sind: 92 „Beide Platten ernteten höchstes Kritikerlob wie auch Grammy-Nominierungen, und zwar in den Kategorien Best Jazz Vocal Album und Best Traditional R&B Performance.“ (Jazzthetik) „..following last year´s Liquid Spirit, which netted him a Grammy Award in the category Best Jazz Vocal Album. That disc also helped him top the Male Vocalist category in both the 2013 and 2014 DownBeat Critics Poll. More strikingly, in an age of relatively puny album sales for pop music-let alone jazz-Liquid Spirit sold over 1 million copies worldwide. It also became the most streamed jazz album ever, with over 20 million streams.“ (DownBeat) „Selbst der Labelwechsel von Motéma zu Blue Note, wo sein Album `Liquid Spirit` 2013 durch die Decke ging, scheint bei ihm verzeihlich.“ (Rolling Stone) Posititv hervorgehoben wird des Öfteren auch Porters Band, was natürlich ein nicht unwesentlicher Faktor in Bezug auf Porters Musik ist. Aus diesem Blickwinkel wiederum betrachtet, ist es erstaunlich, wie wenig über die Band (also quantitativ in den Beiträgen) geschrieben wird. Hier wird deutlich, es verkauft sich eigentlich seine Person und sein Name. Wird die Band jedoch positiv hervorgehoben, bedeutet dies eine Werbung für Porter und dessen Musik. Ein Beispiel dazu: „Kenyatta helped arrange the new album, along with Porter and pianist/musical director Chip Crawford, leading a sparkling band that includes…“ (DownBeat) Abgesehen von musikalischen Aspekten spielt offenbar Porters Biographie eine zentrale Rolle in den Beiträgen. In jedem (!) Beitrag werden biographische Elemente miteingebunden. Auffallend dabei ist, dass vorwiegend Schicksalhaftes in seiner Kindheit/Jugend thematisiert wird. Das für mich Entscheidende hierbei ist wiederum, dass Porters schicksalhafte Leidengeschichte rund um Rassismus, seine lebensverändernde Schulterverletzung und der dramatische Krebstod seiner Mutter zum Anlass genommen wird, seine Person interessant vermarkten zu können. Man bekommt dadurch das Gefühl vermittelt, Porter besser zu kennen und zu verstehen. Die Botschaft im Hintergrund könnte etwa so lauten: „Porter hat soviel in seinem Leben mitgemacht, dass er es jetzt besonders verdient, Erfolg zu haben.“ Es ist meiner Meinung nach also nicht zufällig, dass die enge Verbindung zu seiner Mutter, den Rassismus in seiner Jugend (und auch heute noch) oder sein dramatischer Wendepunkt im Leben (die Schulterverletzung) oder zumindest über einzelne dieser Aspekte immer wieder 93 berichtet wird. Porter will also offensichtlich, dass möglichst viele Leute diese „Fakten“ kennen. Mit seiner dramatischen Lebensgeschichte/Biographie werden auch immer wieder Songs und Texte in Verbindung gebracht. Gerade diese Zusammenhänge scheinen besonders interessant zu sein, um darüber zu berichten. Als prototypisches Beispiel wird hier nur der Titel des Beitrags aus dem Standard ausgewählt: „Gregory Porter: Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes“ (Der Standard) Hervorgehoben wird in den Beiträgen auch häufig Porters positive Weltanschauung, sein positiver Typ/Charakter und positive Eigenschaften. Dadurch wird natürlich erreicht, dass Porter als sympathisch und postiv wahrgenommen wird. Dies stellt somit wiederum eine positive Werbung für seine Person dar (obwohl es nichts mit seiner Musik zu tun hat). Einige Beispiele dazu sind: „Da steht keiner auf der Bühne, der für seinen Live-Act auf Crooner, Diva oder irgendeinen anderen Archetypus das Image-Marketing macht. Kein Sinatra- oder Sonstwas-Darsteller, wo das Posen so wichtig oder gar wichtiger ist als der Gesang. Auch niemand, wo sich das Great American Songbook retromäßig noch einmal – zum wievielten Male? – selbst verdaut. Sondern einer, der so ungewöhnlich gut singt…“. (Jazzzeitung) Wenn Porter den Mund öffnet, „kann man sich keinen sanfteren Menschen vorstellen“. (Rondo) Porter sei ein „Gutmensch“ und „bodenständig“. (Rolling Stone) Ein weiterer Aspekt, der gerne und oft erwähnt wird, ist Porters Kopfbedeckung. Diese Kopfbedeckung stellt einen enorm wichtigen Wiedererkennungswert für Porter dar. Äußerst interessant ist, dass Porter genau die gleichen Punkte thematisiert, die ansonsten auch über ihn geschrieben werden. Auffällig ist etwa, dass er selbst immer wieder seine Mutter erwähnt und welch unglaublich großen Einfluss diese auf sein Leben hätte. Somit bringt er selbst auch immer wieder Songs beziehungsweise Songtexte in Verbindung mit seiner Mutter oder seiner Leidensgeschichte. Es gelingt ihm dadurch, seine Musik für sein Publikum interessanter wirken zu lassen. Er gibt sich 94 zudem (auch in seinen Aussagen) sehr bescheiden, bodenständig und positiv. Porter wirkt also äußerst sympathisch und bewirbt sich dadurch selbst. 95 4.3 Fazit Wie bereits unter Punkt 4.1 näher ausgeführt wurde, befindet sich der Musikjournalismus in einem Netzwerk bestehend aus verschiedensten Abhängigkeiten. Weiters wird unter der Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten und Voraussetzungen Musikjournalismus als Ware produziert. Dem Zielpublikum entsprechend muss also Unterhaltung und Information geboten werden, schließlich soll das entsprechende Magazin gekauft werden (und das am besten regelmäßig). Jedoch wird speziell bei der vorgenommenen Analyse schnell deutlich, dass auch der Musikjournalismus eine Ware für den Markt herstellt. Wie anhand der Einzelanalysen der Zeitschriften (und Tageszeitungen) deutlich wird, bietet jeder der behandelten Beiträge Platz für Werbung. Sei es nun Eigenwerbung, musikbezogene Werbung oder auch nicht-musikbezogene Werbung – jeder der Beiträge beinhaltet Werbung. Durch Werbung können sich diese Zeitschriften schließlich auch (zu einem maßgeblichen Teil) finanzieren. Am Beispiel der Zeitschrift „Rondo“ wird auch schnell deutlich, warum diese einen Beitrag über Gregory Porter enthält. Da „Rondo“ von der Musikindustrie finanziert wird, erhofft man sich natürlich einen positiven Effekt für diese. „Rondo“ bewarb also indirekt Porter, somit sollen die LeserInnen natürlich auch in weiterer Folge Porters Musik kaufen (CDs oder auch etwa Karten für ein Live-Konzert). Noch deutlicher ist dies vielleicht am Beispiel des Beitrags aus dem „Kurier“ erkennbar. Gleich im Anschluss an den Beitrag findet sich eine Information (=Werbung) für ein Festival, bei welchem Porter auftritt und bei welchem „zufällig“ der „Kurier“ als Sponsor fungiert. Wie ebenfalls unter Punkt 4.1 erwähnt, verfügen „Musikkommunikatoren“ durchaus über eine gewisse musikalische Urteilskraft, jedoch müssen sie die strukturellen, organisatorischen und die ökonomischen Folgen ihres Tuns beurteilen, bevor sie Entscheidungen treffen und über Musik urteilen. Anhand der Beiträge wird ersichtlich, dass Verfasser der Beiträge die Musik Porters extrem positiv beurteilen. Ob dies jedoch wirklich der Fall wäre ohne diese gewissen Abhängigkeiten innerhalb dieses Netzwerkes, ist zu bezweifeln. Lediglich von Seckendorf beurteilt die Musik Porters (in diesem Fall Porters letztes Album) durchaus kritischer. Sehr auffällig ist wirklich, dass (wie ich unter 4.2 beschrieben habe) Beiträge, welche vollkommen unterschiedliche Kriterien aufweisen, immer wieder diese gleichen Aspekte thematisieren. 96 Dies ist natürlich kein Zufall, denn wie gute Werbung für Porters Musik in Form von Beiträgen aussehen kann, habe ich unter den verschiedensten behandelten Aspekten aufgezeigt. Dieses Thematisieren der immer gleichen Elemente deutet auch darauf hin, dass die Musikindustrie bereits im Vorfeld (etwa vor dem Erscheinen eines neuen Albums) mit Informationen über Porter versorgt wird. Deutlich wird dieses Phänomen auch anhand der Bilder, die für die Beiträge verwendet wurden. Bezieht sich ein Beitrag auf das Album Liquid Spirit, wird Porter meistens im gleichen Anzug abgebildet. Für das Erscheinen des Albums wurde von Porters „Team“ also eine Reihe von Fotos erstellt, welche von den Medien verwendet werden können. Durch die an die Medien weitergegebenen Informationen wird somit auch ein bestimmtes Image von Porter erzeugt. Doch nicht nur anhand der Art und Weise der Berichterstattung, sondern auch durch die Selbstaussagen Porters wird ein Image kreiert, das äußerst positiv für Porter ausfällt und wiederum eine Werbung für seine Musik darstellt. Silke Borgstedt schreibt dazu passend Folgendes: „Auch ein Musiker lässt sich als Produkt beziehungsweise als Produktkonglomerat verstehen, dessen Image einen wesentlichen Beitrag zum Gesamterfolg leistet“ (Borgstedt 2008: 86). 97 5. Didaktische Dimension Im folgenden Kapitel wird erhoben, welche Bildungs- und Lehraufgabe der Lehrplan für Musikerziehung in der AHS-Oberstufe vorgibt und inwieweit die Behandlung von Gregory Porter im Unterricht dazu beitragen würde, diese Bildungsziele zu erreichen (vgl. https://www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_ahs_oberstufe.html). Dazu werden zunächst im Lehrplan verankerte Bildungsziele zitiert. Zu diesen Zitaten folgt schließlich ein Kommentar, der aufzeigen soll, inwieweit sich diese Bildungsziele durch die Behandlung von Gregory Porter im Unterricht verknüpfen lassen. Ebenfalls wird aufgezeigt, inwieweit die Thematisierung Porters (Musik) einen Beitrag zu den lehrplanmäßigen Bildungsbereichen liefert. Im Anschluss daran werden konkrete Unterrichtsideen in Verbindung mit dem Lehrstoff gebracht. Dadurch wird die Thematisierung Porters im Unterricht nicht nur gerechtfertigt, sondern auch aufgezeigt, wie dieser Unterricht in der schulischen Praxis aussehen kann. Ich beschränke mich deshalb auf den Lehrplan der AHS-Oberstufe, da mir die Thematisierung Porters in der Oberstufe zweckmäßiger erscheint und ansonsten der Rahmen dieser Arbeit gesprengt werden würde. Dennoch soll erwähnt werden, dass der Lehrplan der Unterstufe viele Parallelen mit dem der Oberstufe aufweist und dass die Thematisierung Porters durchaus auch in der Unterstufe seine Berechtigung hätte – vor allem in der 4. Klasse. 98 5.1 Lehrplanmäßige Bildungsziele Musik ist ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Existenz und Teil der kulturellen Allgemeinbildung. Musikalische Bildung ist in der Wechselwirkung von Musikpraxis, Musikkunde und Musikrezeption begründet. Kommentar: Die Behandlung von Porter im Unterricht würde natürlich eine kulturelle Bereicherung und somit auch zur Erweiterung der Allgemeinbildung beitragen. Die Musik Porters kann praktisch ausgeführt werden, kann theoretisch analysiert werden und in einen kulturhistorischen Kontext gestellt werden. Der Musikunterricht soll zu einem selbstständigen, weiterführenden Umgang mit Musik auf der Basis von Handlungsorientiertheit anregen. Dabei ist auf Ausgewogenheit zwischen kultureller Tradition und aktuellem musikalischen Geschehen zu achten. Kommentar: Da sich die Musik Porters aktuell hoher Beliebtheit erfreut und gut anbietet, im Unterricht praktisch realisiert zu werden, wird den SuS ein Zugang zur Jazz-Musik ermöglicht und somit werden sie zusätzlich angeregt, Jazz-Musik auch außerhalb der Schule zu praktizieren. Porter bietet sich geradezu an, als aktuelles Beispiel innerhalb der Jazz-Tradition herangezogen zu werden. Der Musikunterricht soll eine aufgeschlossene Haltung gegenüber allen musikalischen Äußerungen fördern und Verurteile gegenüber dem Neuen und dem Anderen überwinden helfen. Kommentar: Die SuS lernen mit Porter einen afro-amerikanischen Künstler kennen, der selbst angibt, mit zahlreichen Vorurteilen kämpfen zu müssen. Es soll somit ein 99 Bewusstsein geschaffen werden, dass Vorurteile und Fremdenhass noch immer eine Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Die SuS sollen lernen, der Kunst aus anderen Ländern und Kulturkreisen Wertschätzung entgegenzubringen. Ein wesentliches Ziel ist der Erwerb der Fähigkeit, Musik in einen kulturhistorischen und thematischen Kontext richtig einordnen zu können. Differenzierte und vergleichende Auseinandersetzung mit möglichst vielfältigen musikalischen Bereichen, Epochen, Ausdrucks- und Erscheinungsformen in Praxis und Theorie stellt das sicher. Kommentar: Gregory Porter ist als ein Repräsentant von Jazz-Musik zu sehen. Diese Musikrichtung hat eine längere Tradition, welche die SuS kennenlernen sollen, um Porters Musik schließlich besser zu verstehen. Auch die praktische und theoretische Thematisierung der Musik Porters kann zu einem besseren Verständnis dieser Musikrichtung führen. Das künstlerische Potenzial und der intellektuelle Reifungsprozess sowie die damit verbundene Identitätsfindung der Schülerinnen und Schüler sollen gefördert werden. Kommentar: Anhand der praktischen Auseinandersetzung mit der Musik Porters wird das künstlerische Potenzial der SuS erweitert. Auch die theoretische und kritische Auseinanderstzung mit dieser Musik soll zum individuellen Reifungsprozess beitragen. Die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen, wie Konzentrationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Selbstdisziplin, Teamfähigkeit, Kooperation und Koordination sowie Toleranz und Kritikfähigkeit ist Aufgabe aller Bereiche des Musikunterrichts. 100 Kommentar: Sowohl die theoretische als auch die praktische Auseinandersetzung mit Porters Musik fördert die personale Kompetenz und vor allem gemeinsames Musizieren fordert und fördert die soziale Kompetenz. Die (kritische) Auseinandersetzung mit Musik aus anderen Kulturkreisen fördert die Tolerenz. Vor allem, da Porter ein Farbiger ist und auch die Jazz-/Gospel-/Bluesgeschichte vorwiegend von Farbigen geprägt wurde, kann die Beschäftigung mit deren Kunst dazu beitragen, Rassenvorurteile abzubauen. Die Schülerinnen und Schüler sollen zum Verständnis soziokultureller Gegebenheiten des Musiklebens die Wechselwirkungen von Individuum, Kultur und Gesellschaft erfassen. Kommentar: Die Musik Porters muss in einen gewissen kulturhistorischen Kontext gesetzt werden. Den großen Erfolg Porters in unserer Gesellschaft kritisch zu erkunden stellt mit Sicherheit eine interessante Aufgabenstellung im Unterricht dar. Die Schulung des Musikhörens soll die musikalisch-ästhetische Wahrnehmungs- und Unterscheidungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler verbessern. Daraus soll die Fähigkeit zur kritischen Reflexion des Musikangebots, der verschiedenen Funktionen von Musik sowie der Medien als kultureller Faktor erwachsen. Kommentar: Durch das Hören Porters Musik können Verbindungen und Differenzen zur Mainstream Pop-Musik aufgezeigt werden. Somit lernen die SuS auch, das momentan vorherrschende musikalische Angebot und die wesentliche Rolle der Medien besser zu reflektieren. 101 5.2 Beiträge zu den Bildungsbereichen Der Lehrplan fordert vom Musikunterricht Beiträge zu folgenden grundlegenden Bildungsbereichen: - Sprache und Kommunikation - Mensch und Gesellschaft - Natur und Technik - Gesundheit und Bewegung - Kreativität und Gestaltung In den folgenden Ausführungen wird deutlich, dass die Thematisierung Porters und seiner Musik Beiträge zu allen übergeordneten Bildungsbereichen liefern kann. Sprache und Kommunikation Vor allem das praktische Musizieren (Singen oder instrumentales Musizieren) der Musik Porters kann als eine Form der Kommunikation angesehen werden. Auch die kritische Auseinandersetzung mit der Musik und das Reflektieren darüber fördert die kommunikative Kompetenz der SuS. Das Verstehen der Musik eines afroamerikanischen Musikers und dessen kulturellen Hintergrunds kann auch ohne gut ausgeprägte Englisch-Kenntnisse ermöglicht werden. Auch das Zusammenwirken Porters Musik und dessen Sprache führt zu erhöhten emotionelen Empfindungen. Durch das gemeinsame Singen seiner Musik wird zudem der Umgang mit der eigenen Stimme geschult. Mensch und Gesellschaft Am Beispiel Porter kann gut verdeutlicht werden (wie auch in der „markttechnischen Dimension“ dieser Arbeit ausführlich behandelt wurde), welche wichtige Rolle die Medien für den Erfolg eines Musikers einnehmen, wie diese Medien arbeiten und wer vom Erfolg des Musikers profitiert. Wirtschaftliche Zusammenhänge im Bereich der Musik können also somit gut aufgezeigt werden. 102 Natur und Technik Neben der bereits angeführten Beschäftigung mit dem „Phänomen“ Porter mithilfe neuer Medien (z. B. Youtube, Online-Medien) könnten beispielsweise die Funktionsweise und akustische Merkmale von typischen Instrumenten im JazzBereich (z.B. Saxophon) besprochen werden und am Beispiel Porters Band demonstriert werden. Gesundheit und Bewegung Die Auseinandersetzung mit Jazz-Musik und der Musik Porters und die kritische Reflexion dieser fördert die mentalen Fähigkeiten der SuS. Auch kann ein Anstoß gegeben werden, Jazz-Musik (bzw. Musik anderer Kulturkreise generell) als Lebensbereicherung zu erfahren. Eventuell können auch tänzerische Choreographien zu Porters Musik entwickelt werden, welche in weiterer Folge die Körperkoordination schulen. Kreativität und Gestaltung Vor allem die Ermutigung der SuS zu musikalischen Improvisationen, zu welchen Porter und seine Band einerseits als Motivation und Inspiration herangezogen werden können und andererseits auch als musikalische Grundlage dienen können, fördert die Entwicklung von Fantasie und Kreativität. 103 5.3 Lehrstoff Der Lehrstoff der Oberstufe ist in drei größere Bereiche eingeteilt: - Musikpraxis - Musikkunde - Musikrezeption Im Lehrplan wird auch darauf hingewiesen, dass diese drei Bereiche immer im Zusammenhang zu sehen sind, dem jeweiligen Lernziel entsprechend. Es werden im Folgenden konkrete Unterrichtsideen formuliert, welche anschließend in Verbindung mit dem Lehrplan gestellt werden. 5.3.1 Unterrichtsideen Praktisches Musizieren der Musik Porters: Nicht alle seiner Songs sind dazu geeignet, im Unterricht gesungen zu werden, dennoch finden sich Werke, die sich gut in der Schule umsetzen lassen. Songs von Porter im Unterricht zu realisieren, bietet sich auf vielfältige Weise an: Einige SuS könnten aufgrund Porters großer Popularität seine Songs bereits kennen, was sich natürlich positiv auf die Motivation auswirkt. Porters Musik ist teilweise an der Grenze zur populären Musik und findet daher bei den meisten SuS sicherlich großen Anklang. Einige seiner Werke sind vom Schwierigkeitsgrad eher einfach gehalten und lassen sich daher auch in Klassen gut umsetzen, wo kein musikalisch hochwertiger Grundlevel vorhanden ist. Im Anhang befinden sich Leedsheets von Songs, welche ich für besonders geeignet finde, um im Unterricht gesungen beziehungsweise gespielt zu werden. Diese Songs können nicht nur im Plenum gesungen werden, sondern lassen sich auch instrumental vom Schwierigkeitsgrad leicht umsetzen. Je nach Klasse können diese Songs auch leicht von einer Klassenband umgesetzt werden. Natürlich klingen diese Songs schon 104 mit einer simplen Klavierbegleitung, welche von einem Lehrer/einer Lehrerin oder eventuell einem Schüler/einer Schülerin gespielt wird, sehr gut. Diese Songs können in sehr vielfältiger Weise in das Unterrichtsgeschehen integriert werden: Die Songs werden ohne einen bestimmten Kontext gesungen. Stimmtraining kann und soll regelmäßiger Bestandteil des Unterrichts sein. Gregory Porter als Künstler wurde/wird im Unterricht behandelt und es wird eine Verbindung zur Musikpraxis hergestellt. Jazzmusik wurde wurde/wird im Unterricht behandelt und es wird eine Verbindung zu Musikpraxis hergestellt. Harmonische Strukturen, die im Song auftreten (z.B. Moll-Blues) werden/wurden besprochen … Improvisation: Im Anhang befindet sich das Leedsheet des Songs Grandma´s Hands, welcher 1971 von Bill Withers geschrieben wurde. Auf Youtube findet sich ein Cover dieses Songs von Gregory Porter und und Ben L `Oncle Soul, welcher als Grundlage für eine Improvisationsübung in der Schule dienen könnte: https://www.youtube.com/watch?v=3Y_55ZKTzyo Da dieser Song eine sehr einfache harmonische Struktur aufweist, eignet er sich besonders gut für Improvisationen der SuS. Diese können je nach musikalischem Level der Klasse unterschiedlich gestaltet werden. Sind gewisse instrumentale Kenntnisse bei einigen SuS in der Klasse vorhanden, kann der Song leicht von ihnen selbst gespielt werden, ansonsten kann der Lehrer/die Lehrerin für die instrumentale Begleitung (Klavier/Gitarre) sorgen. Die Soli der SuS können instrumental oder vokal realisiert werden. Die besondere immer wiederkehrende Form dieses Songs (eine Form des MollBlues) kann natürlich auch theoretisch besprochen werden. 105 Die SuS können zusätzlich das Call and Response – Schema kennenlernen und praktisch ausprobieren, indem der Lehrer/die Lehrerin beispielsweise als Vorsänger fungiert. Das Video kann als zusätzliche Motivation gezeigt werden oder theoretische Erklärungen über die Form des Songs unterstützen. Auseinandersetzung mit der Person Gregory Porter: Möglichkeiten/Tipps /Anregungen: Die SuS könnten selbst im Internet (PCs, Smartphones) nach Informationen recherchieren (so wird auch die Medienkompetenz gefördert). Die SuS können in Gruppen aufgeteilt werden und recherchieren nach unterschiedlichen Informationen rund um Porter und präsentieren ihre Ergebnisse anschließend im Plenum (eine Gruppe recherchiert zur Biographie Porters, eine Gruppe nach seinen bisherigen musikalischen Erfolgen etc.) Der Lehrer / die Lehrerin präsentiert der Klasse Informationen zu Gregory Porter (aufgewertet kann diese Methode durch Hörbeispiele, kurze Interviews etc. werden) Der Lehrer zeigt den SuS einen Beitrag über Porter (z.B. ARTE-Dokumentation „Durch die Nacht mit Gregory Porter + Cassandra Wilson) via Youtube oder andere seiner zahlreichen Interviews via Youtube, die teilweise auch gut mit seiner Musik verknüpft und sehr informativ sind) und die SuS notieren sich wichtige Informationen. Musikjournalismus: Am Beispiel Porter kann den SuS vermittelt werden, wie moderner Musikjournalismus funktioniert. Wie anhand dieser Arbeit aufgezeigt wurde, steht der kommerzielle Erfolg eines Musikers in enger Verbindung mit medialer Berichterstattung und Image. 106 Die SuS bekommen Beiträge aus Musikzeitschriften/Tageszeitungen. Diese werden beispielsweise in Partnerarbeit analysiert und gemeinsam im Plenum schließlich diskutiert. Diese Analysen können auch im Rahmen etwa einer vorwissenschaftlichen Arbeit durchgeführt werden. Die Funktionsweise von modernem Musikjournalismus kann natürlich auch vom Lehrer/der Lehrerin selbst erläutert und beispielsweise an gewissen Beiträgen demonstriert werden. Diese Thematik könnte auch im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichts (Deutsch/Musik beziehungsweise Englisch/Musik) behandet werden. Besonders interessant wäre die Thematik natürlich für die SuS, wenn bereits einige Stunden zu Porter und seiner Musik abgehalten wurden und ein gewisses Vorwissen bereits vorhanden ist. Weitere Unterrichtsanregungen: Porter kann jederzeit als aktuelles Beispiel für einen Vertreter von Jazz-Musik (oder auch Gospel/Soul/Blues) dienen. Auch kann Porter als Künstler demonstriert werden, der diese Musikrichtungen erfolgreich vereint. Wird Jazz-Geschichte im Unterrichtsgeschehen behandelt, kann mit Porter ein toller Gegenwartsbezug hergestellt werden. Anhand Portes Live-Auftritten kann eine typische Jazz-Besetzung demonstriert und besprochen werden. Anhand Porters Musik können verschiedenste Phänomene, wie etwa Walking-Bass, Synkopen, Aufbau eines improvisierten Solos, Improvisation allgemein, bestimmte harmonische Strukturen, Jazz-Akkorde (vierstimmige Akkorde), Swing-Rhythmus etc. demonstriert und besprochen werden. Die Entstehung und Entwicklung von Jazz-Standards kann am Beispiel Porter sehr gut demonstriert werden (z.B. Work Song). Porters Songtexte können im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichts (Deutsch / Musik) in Hinblick auf Sprachbilder analysiert werden. Porter eignet sich sehr gut für einen fächerübergreifenden Unterricht ………….. 107 5.3.2 Lehrplanbezug Anhand der vorgestellten Unterrichtsideen werden einen Vielzahl an Kompetenzen und Lernzielen abgedeckt, die im Lehrplan gefordert sind. Welche der geforderten Kompetenzen und Lernziele genau abgedeckt werden, wird im weiteren Verlauf angeführt. An der langen Liste wird nochmals sehr deutlich, dass die Thematisierung Porters im Unterricht nicht nur seine Berechtigung hat, sondern darüber hinaus eine Empfehlung darstellt. Im Lehrplan wird 5. und 6. Klasse sowie 7. und 8. Klasse separat behandelt. Im Folgenden wird ausschließlich auf die 7. und 8. Klasse Bezug genommen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Kompetenzen und Lernziele der 6. und 7. Klasse weitgehend äußerst ähnlich beschrieben sind. Musikpraxis o Singen und vokales Gestalten, instrumentales Musizieren, Improvisation, rhythmisches Gestalten, aktives Hören, Erwerb eines vielfältigen Musikrepertoires o Ausführen komplexerer Rhythmen, Patterns aus Jazz und Popularmusik, ohne und mit Notenvorlage o Hören, Singen und Musizieren komplexerer Melodienstrukturen o Repertoireerwerb österreichischer, europäischer und außereuropäischer Lieder und Musikstücke aus unterschiedlichen Stilen und Epochen o Erweiterung des harmonischen Spektrums o Erkennen, Nachvollziehen und Gestalten komplexerer homophoner und polyphoner Formen o freies und programmatisches Improvisieren o Erarbeiten und Präsentieren eines stilistisch vielseitigen Repertoires o Aktionen zur Vernetzung von Musik mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen Musikkunde: o Theorie und Geschichte der Musik, akustische und instrumentenkundliche Grundlagen, Formenlehre und Werkkunde o themenzentrierte Aufarbeitung von Musik im kultur- und sozialhistorischen Kontext 108 o instrumentale und vokale Formen und Gattungen in Verbindung mit Werkkunde in ihrer historischen Entwicklung o Selbst- und Fremdbild von Künstlerinnen und Künstlern o Verleich musikalischer Gestaltungsprinzipien und Erkennen zeitbedingter Schwerpunkte und typischer stilistischer Merkmale in verschiedenen Epochen Musikrezeption: o Interpretation, Werkverständnis im kulturhistorischen Kontext, kritische Auseinandersetzung mit den vielfältigen Erscheinungsformen von Musik, Erwerb eines vielfältigen Hörrepertoires, Begegnung mit außerschulischen Kulturtragenden, Musikvermittlerinnen- und vermittlern sowie Künstlerinnen und Künstlern o Verstehen von Informations- und Aussagegehalt von Musik und ihren Wirkungen auf den Hörer o Erkennen der Zusammenhänge zwischen Komposition und soziokulturellem, politischem, religiösem und philosophischem Umfeld o Vergleichen von Interpretationen o Bewusstmachen und Interpretieren musikhistorischer Entwicklungen aus der Sicht der Gegenwart o Entwickeln eines ästhetischen Bewusstseins in der Vernetzung von musikpraktischen und kognitiven Inhalten 109 6. Zusammenfassung Die ursprüngliche Motivation für diese Arbeit war es, das „Phänomen“ Gregory Porter in seiner Ganzheit besser zu verstehen. So konnten die Fragestellungen dieser Arbeit sehr gut beantwortet werden, auch wenn teilweise aufgezeigt wurde, dass eine eindeutige Antwort wahrscheinlich nicht möglich ist. Zunächst wurde an der Biographie Porters deutlich, dass nur bestimmte Informationen über sein Leben angeführt werden. Diese teils großen „Lücken“ in seiner Lebensgeschichte können durchaus in Verbindung mit seiner Vermarktung und seinem auch über die Medien erzeugten Image gebracht werden. Dass die Verbindung zwischen seiner Biographie und seiner Vermarktung so stark sein würde, hätte ich am Beginn meiner Recherchen nicht gedacht. Ein weiterer wichtiger Punkt dieser Arbeit war es auch, die Musik Porters besser verstehen zu können und die Frage zu beantworten, ob Porter nun als ein prototypischer Vertreter von Jazz-Musik gesehen werden kann. Zusammenfassend wurde durch die Analysen aufgezeigt, dass diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann. Porters Musik unterscheidet sich beispielsweise bereits innerhalb einzelner Alben sehr stark und kann daher keinem eindeutigen Genre zugeordnet werden. Was jedoch deutlich wurde, ist, dass Porters Musik davon geprägt ist, Elemente verschiedener Genres in einem fließenden Übergang zu verbinden. Auffällig war ebenfalls, dass sich Porter teilweise, vor allem auch mit seinem aktuellen Solo-Album, sehr nahe an der Grenze zur Popularmusik befindet. Dadurch scheint es auch möglich zu sein, ein enorm großes und vielfältiges Publikum anzusprechen. Anhand anderer Songs wurde jedoch aufgezeigt, dass diese keinesfalls in der Tradition populärer Musik stehen. Durch die exemplarische Analyse Porters Live-Auftritte wurde deutlich, dass er und seine LiveBand absolut als typische Jazzmusiker betrachtet werden können. Wie bereits erwähnt, steht die Biographie Porters überraschenderweise in einem engen Zusammenhang mit der markttechnischen Dimension dieser Arbeit. Anhand der Analyse einer Reihe von Beiträgen über Porter wurde ersichtlich, dass immer wieder die gleichen Elemente in der Berichterstattung auftauchen. Es ist also davon auszugehen, dass diese Elemente nicht grundlos in der Presse auftauchen (und zunächst einmal an die Presse weitergegeben werden), sondern, dass dadurch Porters Lebensgeschichte und 110 seine Persönlichkeit an sich noch interessanter gemacht werden, um in weiterer Folge daraus Kapital schlagen zu können. Auch wurde festgestellt, dass die Beiträge als eine enorme Werbung für Porter und seine Musik angesehen werden können. Von dieser Werbung profitiert allerdings nicht auschließlich Porter, sondern die gesamte Musikindustrie. Ebenfalls wurde am Beispiel Porters ersichtlich, wie moderner Musikjournalismus funktioniert. Darüber hinaus konnte verdeutlicht werden, dass die Behandlung Porters im Unterricht nicht nur seine Berechtigung hat, sondern darüber hinausgehend eine gute Möglichkeit bietet, verschiedenste vom Lehrplan geforderte Kompetenzen zu fördern. Auch wurden zahlreiche Unterrichtsideen formuliert, die von jedem Musiklehrer / jeder Musiklehrerin im schulischen Bereich aufgegriffen werden können. 111 7. Literaturverzeichnis Alonso, Enrique (2014). „An interview with Yosuke Sato“. In: http://jazzineurope.mfmmedia.nl/2014/11/an-interview-with-yosuke-sato/ (Stand: 13.9.2014, Zugriff: 1.7.2016) Bandsintown.com (2016). http://www.bandsintown.com/GregoryPorter/past_events?page=15 (Zugriff: 1.7.2016) Bilawsky, Dan (2016). „Gregory Porter: Take Me To The Alley“. 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Diskographie Alben: Gregory Porter (2012). Be Good. Motema 233488. Gregory Porter (2013). Liquid Spirit. Blue Note 0602537410538. Gregory Porter (2016). Take Me To The Alley. Blue Note 0602547814432. Gregory Porter (2010). Water. Motema 233170. Songs: Gregory Porter (2010a). „1960 What?“. Auf: Water. Motema 233170. Gregory Porter (2012a). „Be Good (Lion´s Song)“. Auf: Be Good. Motema 233488. Gregory Porter (2013a). „Hey Laura“. Auf: Liquid Spirit. Blue Note 0602537410538. Gregory Porter (2016a). „Holding On“. Auf: Take Me To The Alley. Blue Note 0602547814432. 120 9. Abbildungsverzeichnis Abb.1.: http://www.allmusic.com/artist/gregory-porter-mn0001682702 Abb.2: http://www.gregoryporter.com/2015/10/28/water/ Abb.3: http://lyrics.wikia.com/wiki/Gregory_Porter:Be_Good_(2012) Abb.4: http://www.giantstep.net/index.php/tag/gregory-porter/ Abb.5: https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/gregory-porter-take-me-to-thealley/hnum/2068786 Abb.6: http://daanmuziek.blogspot.co.at/2014/08/lowlands-2014-zaterdag-16-augustusmet.html Abb.7: http://bosphoruscymbals.com/artists/ Abb.8: http://jazztimes.com/community/articles/109527-gregory-porter-cookin-at-thejazz-room Abb.9: http://didierleclair.tumblr.com/post/111959416627/aaron-james-superb-bassplayer-on-gregory Abb.10: http://www.jazz24.org/2013/06/gregory-porter-footballs-loss-jazzs-gain/ 121 10. Anhang Leadsheet Grandma´s Hands (Bill Withers) Leadsheet Holding On (Gregory Porter) Leadsheet Hey Laura (Gregory Porter) 122 123 124 125 126 127 128