Gregory Porter – musikalische, markttechnische und didaktische

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Gregory Porter – musikalische, markttechnische
und didaktische Dimensionen
Diplomarbeit
Zur Erlangung des akademischen Grades Magister Artium
an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
vorgelegt von
ANDREAS DERLER
Diese Arbeit wurde im Rahmen der Studienrichtung Lehramt Musikerziehung
am Institut für Jazzforschung
unter der Betreuung von
Univ. Prof. Dr. Phil. M.A. André Doehring
verfasst.
Graz, Juli 2016
1
Abstract
Deutsch
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem US-amerikanischen Sänger
Gregory Porter. Um einen möglichst vielfältigen Zugang zu seiner Person schaffen zu
können, gliedert sich die Arbeit in drei Teile: Im ersten Teil der Arbeit wird Porters
Musik in das Blickfeld gerückt. Anhand der Analyse seiner bisher veröffentlichten
Alben und seiner Live-Performances soll einerseits festgestellt werden, warum Porter
als Jazz-Sänger international einen so großen Erfolg verzeichnen kann und andererseits,
ob Porter zu einem typischen Vertreter von Jazz-Musik gezählt werden kann. Im
zweiten Teil werden Berichterstattungen über Porter in den Medien analysiert. Diese
Analysen sollen aufzeigen, wie und warum ein bestimmtes Image von Porter medial
kreiert wird. Diese beiden Teile fließen in den dritten mit ein, in welchem didaktische
Überlegungen rund um Porter im schulischen Musikunterricht angestellt werden.
Englisch
This diploma thesis deals with the US singer Gregory Porter. To show as many facets of
his person as possible, the thesis is divided into 3 parts: The first part focuses attention
on Porter’s music. Based on the analysis of his previously released albums as well as his
live performances, on the one hand the reasons for Porter’s great international success
shall be determined. On the other hand it shall be established whether Porter can be seen
as a typical representative of jazz music. In the second part of this thesis media reports
on Porter are being analysed. These analyses are supposed to illustrate how and why
media has created a certain image of Porter. Drawing also on the first two parts, the
third part of this thesis discusses didactic considerations in the context of Porter and
school music lessons.
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Danksagung:
Ich möchte mich an dieser Stelle bei folgenden Menschen bedanken, die mich bei
der Erstellung dieser Arbeit besonders unterstützt haben:
 Bei Hr. Prof. Doehring, der mir stets mit fachlichen Hilfestellungen zur Seite
gestanden ist.
 Bei meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht haben und mich in
jeder erdenklichen Art und Weise unterstützt haben.
 Bei meinem Bruder für die Hilfestellungen beim Verfassen des Abstracts in
englischer Sprache.
 Bei meinen Freunden, die mir stets diverse Hilfestellungen geboten und mir
moralischen Beistand geleistet haben.
3
Inhaltsverzeichnis
1.EINLEITUNG ......................................................................................................................5
2. LEBEN ..............................................................................................................................6
3. MUSIKALISCHE DIMENSIONEN ....................................................................................... 14
3.1 Alben.............................................................................................................................. 14
3.1.1 Water.......................................................................................................................... 14
3.1.2 Be Good ...................................................................................................................... 20
2.1.3 Liquid Spirit ................................................................................................................. 26
2.1.4 Take Me To The Alley ................................................................................................. 32
3.2 SONGS ................................................................................................................................. 37
3.3 LIVE-PERFORMANCES ............................................................................................................. 49
2.3.1 Besetzung bei Live-Auftritten ..................................................................................... 49
3.3.2 Porters öffentliche Auftritte ....................................................................................... 54
2.3.2.1 Gastauftritt bei „The Voice of Germany“ ........................................................................................... 55
3.3.2.2 Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival ............................................................................................. 57
3.4 PORTERS GESANG .................................................................................................................. 61
3.5 SONGTEXTE ........................................................................................................................... 64
3.6 GENRE-DISKURS .................................................................................................................... 71
4. MARKTTECHNISCHE DIMENSION .................................................................................... 73
4.1 POPMUSIKJOURNALISMUS ....................................................................................................... 73
4.2 ANALYSE EXEMPLARISCH AUSGEWÄHLTER BERICHTERSTATTUNGEN ÜBER PORTER ............................. 76
4.2.1 Einzelanalysen ............................................................................................................ 76
4.2.2 Vergleichende Analyse ............................................................................................... 90
4.3 FAZIT ................................................................................................................................... 96
5. DIDAKTISCHE DIMENSION .............................................................................................. 98
5.1 LEHRPLANMÄßIGE BILDUNGSZIELE ............................................................................................ 99
5.2 BEITRÄGE ZU DEN BILDUNGSBEREICHEN ................................................................................... 102
5.3 LEHRSTOFF.......................................................................................................................... 104
5.3.1 Unterrichtsideen ....................................................................................................... 104
5.3.2 Lehrplanbezug .......................................................................................................... 108
6. ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................. 110
7. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................... 112
8. DISKOGRAPHIE ............................................................................................................ 120
9. ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................ 121
10. ANHANG .................................................................................................................... 122
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1.Einleitung
Gregory Porter schafft es, als einer der wenigen aktuellen Vertreter von Jazz-Musik,
Aufmerksamkeit in den internationalen Medien zu bekommen. Die vorliegende Arbeit
unternimmt den Versuch, das „Phänomen“ Gregory Porter besser zu verstehen.
Zunächst ergibt sich für mich die Frage, welche Art von Musik Porter macht und warum
er als Jazz-Sänger international solch eine Popularität genießt. Weiters wird der Frage
nachgegangen, wie Porter durch die internationalen Medien vermarktet wird und
schließlich werden von mir als angehenden Musikpädagogen Überlegungen angestellt,
ob die Behandlung Porters im schulischen Musikunterricht eine Berechtigung hat
beziehungsweise wie Porter und dessen Musik in der Schule vermittelt werden könnte.
Dazu werden im Anschluss an einen einführenden biographischen Teil zunächst Porters
vier veröffentlichte Solo-Alben analysiert, wobei zusätzlich exemplarisch noch
detailliertere Einzelsong-Analysen durchgeführt werden. Weiters werden Porters
Gesang, seine Live-Performances und auch seine Songtexte in den Fokus gerückt. Nach
Betrachtung dieser Teilaspekte wird der Versuch unternommen, seine Musik zu
kategorisieren und darzustellen, ob Porter tatsächlich als ein typischer Vertreter von
Jazz-Musik angesehen werden kann.
Im weiteren Verlauf werden verschiedene Beiträge über Porter aus Zeitschriften und
Tageszeitungen analysiert, um festzustellen, wie Porter medial dargestellt wird.
Zusätzlich wird am Beispiel Porters aufgezeigt, wie moderner Musikjournalismus
funktioniert.
Diese Analysen münden schließlich in einen didaktischen Teil, in dem aufgezeigt wird,
dass die gewonnenen Erkenntnisse durchaus sinnvoll auch in der Schule vermittelt
werden können. Dazu wird der Lehrplan als Bezugspunkt herangezogen, um zu
verdeutlichen, welche Lehrziele und Lehrplanvorgaben durch eine Thematisierung
Porters im Unterricht erreicht werden können und welche Methoden dazu sinnführend
sind. Ich beschränke mich dabei jedoch auf den AHS-Lehrplan für die Oberstufe.
5
2. Leben
(Abb. 1)
Gregory Porter wurde am 4. November 1971 in Los Angeles geboren und wuchs
gemeinsam mit sieben weiteren Geschwistern auf. Gregory ist das zweitjüngste
Kind, er hat vier Brüder und drei Schwestern. Die Familie wohnte in Los Angeles,
bis Gregory sieben Jahre alt war, danach zog sie schließlich in die kalifornische
Kleinstadt Bakersfield um. In East Bakersfield predigte seine Mutter Ruth in kleinen
Ladenkirchen und arbeitete in den 80er Jahren auch als Krankenschwester (vgl.
Broecking 2015: 11).
»Wenn jemand Hilfe brauchte, ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, zum
anziehen [sic] und nicht wussten, wer ihr Vater ist – wo sie hinging, hatte das Elend
ein Gesicht« (ebd.).
Seinen von der Mutter geschiedenen Vater sah er äußerst selten, vielleicht zu
Geburtstagen oder zu Weihnachten. Erst bei der Beerdigung seines verstorbenen
6
Vaters erfuhr Gregory davon, dass sein Vater ein guter Sänger gewesen sei (vgl.
ebd.:12).
»I learnt at his funeral he was a great singer. There is some of him in me and I have
to thank him for that. The very thing that I`m living off right now is from him. This
voice« (Moreton 2014).
»Ich hoffe, dass die Erfahrung eines abwesenden Vaters mich selbst zu einem
besseren Vater macht. Dass mein Sohn einen Vater hat, auf den er sich verlassen
kann und der ihm den Rücken stärkt. Das habe ich vermisst« (Broecking 2015:11).
Porter erinnert sich daran, dass er schon als Kind Sänger werden wollte. Durch die
Erziehung seiner Mutter Ruth bekam er immer wieder Musik zu hören und auch das
gemeinsame Singen innerhalb der Familie beeinflusste ihn (vgl. Geisenhanslücke
2014). In Bakersfield lebten viele Arbeiter, die aus dem Süden stammten - aus
Texas und Arkansas. Porter gibt an, mit dem Blues- und Gospelsound, den die
Arbeiter scheinbar ebenfalls aus ihrer Heimat mitgebracht hätten, aufgewachsen zu
sein (vgl. Broecking 2015: 11). Porter berichtet davon, dass seine Mutter ihn und
auch die anderen Geschwister oftmals in der Kirche singen ließ und er sehr inspiriert
davon war. Manchmal sang er alleine, manchmal zu einem nicht-gestimmten
Klavier. In dieser Zeit fand er auch zu seinem Glauben, der für ihn eine wichtige
Rolle in seinem Leben spielt. Porter, der vor allem von der Gospelmusik in den
Kirchen geprägt ist, erinnert sich weiters daran, seine Mutter als Kind gefragt zu
haben (vgl. ebd.: 12f.):
»Ist es okay, wenn ich Sänger werde und keine Gospels singe? Ich will über Liebe
singen.« Sie sagte daraufhin: »Gott hat uns die Liebe gegeben, und es tut uns gut,
darüber zu singen« (ebd.: 28).
In zahlreichen Interviews berichtet Porter über die extrem wichtige Beziehung zu
seiner Mutter, die ihn auch immer wieder zur Musik ermutigte, ihm beistand und ihn
unterstützte. Um die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu bekommen, half er ihr oft
beim Kochen und auch die Liebe zum Singen verband ihn mit ihr. Seine Mutter
sang ebenfalls in einem Gospelchor (vgl. Broecking 2015.: 12).
Neben den schönen Dingen, wie gute Freunde, guter Zusammenhalt unter den
Geschwistern, Basketballspiele und Sommerwettkämpfe, berichtet Porter auch von
schweren Zeiten in seiner Kindheit und Jugend, die geprägt waren von Rassismus
und Hass. Er berichtet davon, wie der Klu-Klux-Klan auch noch in den späten
7
1970er und frühen 1980er Jahren in Bakersfield aktiv war und er und seine
Geschwister darunter litten (vgl. ebd).
»Als ich klein war [sic] urinierten Leute in Bierflaschen, um sie dann durch die
Fenster in unser Haus zu werfen« (ebd.).
Darüber hinaus berichtet Porter davon, dass sein Bruder zweimal angeschossen
worden sei, weil dieser nachts in Gegenden ging, in denen man als Schwarzer nicht
zu gehen hatte. Er überlebte diese Anschläge jedoch. Ebenfalls erzählt Porter, dass
sein Auto direkt vor der Haustüre angezündet worden sei und auch davon, dass er
mit seiner Jugendliebe nicht ausgehen hätte dürfen. Die Eltern des Mädchens sagten,
dass es ihnen zu wertvoll sei, um es mit einem Schwarzen ausgehen zu lassen (vgl.
Mach 2014). Auch schildert Porter, dass eines Nachts ein riesiges Holzkreuz
unmittelbar vor seinem Schlafzimmerfenster in Flammen gestanden sei (vgl.
Broecking 2015: 12). Seine Mutter habe ihn jedoch immer wieder auf sehr
konsequente Weise ermutigt.
»Deine Kultur, Dein Stil, das Essen, das Du magst, die Art, wie Du Dein Haar
trägst, wie Du sprichst – das alles ist gut [sic] !« (ebd.: 13).
Er besuchte die Eissler Elementary und Junior High Highland High School, welche
er 1989 abschloss. Laurel Merlino, die gemeinsam mit Porter in der Theater-AG der
Highland war, erinnert sich an einen Auftritt Porters an der Highland:
»Er sang eine a capella-Version [sic] von Amazing Grace und nach einem Moment
gespannter Stille reagierte das Publikum mit Standing Ovations.« Weiters: »Bis
dahin hatte niemand gewusst, dass er singen konnte, doch was da gerade passierte,
war etwas ganz Besonderes. Es wäre eine große Verschwendung seines Talents
gewesen, hätte er diese Laufbahn nicht eingeschlagen« (ebd.: 15).
Gemeinsam mit seinem Bruder arbeitete er in dieser Zeit auch als Zeitungsausträger
für die Morgenausgabe des Californian. Diesen Job erhielten die beiden nur, indem
sie sich älter ausgaben. Somit versorgten sie also zahlreiche Haushalte, bevor sie in
die Schule gingen. Als Jugendlicher spielte Porter Basketball und Football und
erwies sich als vielversprechender Sportler (vgl. ebd.:14).
Aufgrund dessen bekam Porter nach seinem Abschluss an der Highschool auch ein
Sportstipendium an der San Diego State University und trainierte hier in weiterer
Folge für seine Profi-Karriere, die er jedoch aufgrund einer Schulterverletzung
aufgeben musste. Während einer neunmonatigen Reha entdeckte er in San Diego
8
einen Club, wo er regelmäßig an Jazz Jam Sessions teilnahm. Diese Zeit veränderte
sein Leben (vgl. ebd.: 15):
»I was in rehab for nine months, and I needed some solace and distraction. I was in
town one day and I sort of stumbled into a jazz jam session, and kept going back.
This was when the singing bug really bit.« (Hewett 2014)
Aufgrund seiner Verletzung machte er eine sehr schwere Zeit durch und er
verbrachte von nun an zahlreiche einsame Stunden, um sich in
der
Universitätsbibliothek unzählige Jazzplatten anzuhören (vgl. ebd.).
»It was lonely, but when you´re learning your craft you need periods of loneliness,
to find out what you´re own sound is« (Hewett 2014).
Porter begann nun, an der Universität in San Diego Stadtplanung zu studieren, um
eine solide Ausbildung zu haben und er wollte, dass sich seine Mutter keine Sorgen
um seine Zukunft machen sollte (vgl. Geisenhanslücke 2014). Während Porter an
der State University für Stadtplanung eingeschrieben war, sang er bei zahlreichen
Jam Sessions in der Stadt (vgl. Broecking 2015: 17). Bei einer dieser Jam Sessions
traf er auch auf den Musiker, Komponisten, Forscher und Autor George Lewis, der
in der Columbia University Musiktheorie und Komposition lehrte. Nachdem er bei
dieser Jam Session über Giant Steps von John Coltrane scattete, fragte ihn Lewis,
was er mit seinem Talent anfangen wolle und ob er Interesse hätte, daran zu
arbeiten. So lud Lewis Porter in seinen Kurs ein, obwohl er nicht in seinem
Fachbereich eingeschrieben war – Porter studierte ja gar nicht Musik. Dieser Kurs
war eigentlich ein Jazz-Ensemble für Instrumentalisten (vgl. ebd.).
George Lewis: »Nach zwei Tönen war klar, dass Gregory zum Kern des Ensembles
gehören musste. Er sang so großartig und die anderen Studenten bewunderten ihn«
(Broecking 2015: 18).
Auch Kamau Kenyatta leitete oftmals das Ensemble und vertrat somit George
Lewis.
Kamau Kenyatta: »Das war ein Jazz-Ensemble für Instrumentalisten, es gab also gar
kein Material für Gregory. Da sang er die Bläser-Stimmen. Mir war von Anfang an
klar, was für ein enormes Talent er hat, und ich schlug ihm vor, ein eigenes
Repertoire mit ihm zu erarbeiten. Gregory nahm mich beim Wort und wir wurden
Freunde« (Broecking 2015: 63).
Porter erinnert sich auch, dass Kenyatta damals vor allem sein Gehör schulte, indem
er ihm brasilianische, mexikanische und kubanische Musik vorspielte und auch noch
9
viele verschiedene Sänger, um die Kanäle zu öffnen. Ebenso brachte er ihm die
Feinheiten des Hörens und des Schreibens bei. Schließlich wurde auch Porters erstes
Album Water 2010 von Kenyatta produziert (vgl. ebd.).
Porter gibt an, dass er mit einer zusätzlichen Belastung in der Zeit seiner
Schulterverletzung zu kämpfen hatte, nämlich mit der Krebserkrankung seiner
Mutter (Brustkrebs), an welcher Ruth Porter in den 1990ern schließlich auch
verstarb. Kurz vor ihrem Tod wurde sie nach Hause gebracht, um die restliche Zeit
bei ihrer Familie verbringen zu können (vgl. Moreton 2014):
Porter: »She was literally on her death bed, she had been sent home to be with her
family, connected up to the oxygen. The thing was cranked right up but she still
could not breathe« (ebd.).
Laut Porter hat seine Mutter jedoch einen wesentlichen Anteil daran, dass er
schließlich wirklich ein professioneller Sänger wurde, denn wenige Tage vor ihrem
Tod bat sie ihn, nicht Stadtplaner zu werden, sondern Sänger (vgl. Broecking 2015:
30).
Porter: »She was like, ‚Ah! Don´t forget about the music! It´s the best thing you
do!‘« (Moreton 2014).
Porter erzählt, dass seine Mutter zwei Tage nach diesen Worten verstorben sei und
er danach eine äußerst schwere Zeit durchlebt hätte:
»When she passed I was gone. I didn´t sing for a long time. Almost a year. I went to
be with my brother, to get some inspiration just to get up in the morning. Then I did
remember what she had said, once I was able to heal enough to deal with people
looking at me« (ebd.).
Nach dem Tod seiner Mutter zog Porter auch für ein Jahr nach Fresno, um seine
Gefühle zu ordnen. In Fresno hatte Porter schließlich auch seinen ersten
professionellen Gig, nämlich beim dortigen Jazz-Festival. Hier knüpfte Porter auch
weitere wichtige musikalische Kontake, wie etwa dem Saxophonisten David
Murray, der ihn später einlud, auf seinem Album zu singen (vgl. Broecking 2015:
63). Ein weiterer glücklicher Zufall in der Karriere Porters war, dass sein
musikalischer Mentor Kenyatta 1998 das Album Remembers The Unforgettable Nat
King Cole des bekannten Flötisten Hubert Laws produzierte und den großen Nat
King Cole Fan Porter ins Studio einlud. Dort hörte Laws zufällig, wie Porter den
Charlie-Chaplin-Klassiker Smile sang. Dieser war davon so begeistert, dass er ihn
spontan bat, an den Aufnahmesessions teilzunehmen (vgl. jazzecho.de 2016). Über
10
Hubert Laws Schwester Eloise wurde Porter 1999 zu einem der Sänger und
Schauspieler des Musicals It Ain´t Nothing But The Blues, das schließlich auch am
Broadway aufgeführt wurde. Die Show wurde im selben Jahr für vier Tony Awards
und drei Drama Desk Awards nominiert und Porter wurde von der New York Times
als herausragender Gesangsstar dieser Show gefeiert (vgl. Broecking 2015: 17).
Porter zog Ende der 1990er Jahre schließlich auch von Kalifornien nach New York
City, zuerst nach Harlem, dann nach Midtown Manhattan und schließlich nach
Brooklyn. 2003 schrieb Porter auch das Musical Nat King Cole and Me – A Musical
Healing, das für ihn persönlich sehr wichtig war: »Es kam sehr gut an, das gab mir
die Zuversicht, weiterhin Lieder zu komponieren« (Hewett 2014).
Neben zahlreichen kleineren Gigs und Musical- und Theaterauftritten, arbeitete
Porter auch längere Zeit im Coffeeshop seines Bruders, wo er für das Kochen der
Suppen zuständig war. Porter erinnert sich daran zurück und lacht:
»Man, those old ladies in that street, they still asking when I'm gonna make them
some more black bean turkey chilli soup!« (Hewett 2014).
Porters Karriere begann jedoch eigentlich Anfang 2000 in Russland, als ihn in den
USA kaum noch jemand kannte. Ein russischer Konzertveranstalter hörte ihn in
New York und obwohl Porter noch kein eigenes Album hatte (nur Demobänder),
konnte Porter in einigen großen Konzerthallen vor vielen Leuten auftreten (vgl.
Broecking 2015: 24).
Sein erstes offizielles Album Water wurde 2010 veröffentlicht und sogleich für
einen Grammy als Best Vocal Album nominiert. 2011 wurde Porter durch sein
Debutalbum und einige Auftritte auch für den deutschen Markt entdeckt und
international immer bekannter. 2012 folgte sein 2. Album Be Good und schließlich
2014 sein 3. Album Liquid Spirit, wofür er auch den begehrten Grammy als Best
Vocal Album gewann (Broecking 2015: 31). Am 11.5. 2016 startete seine Take Me
To The Alley-Tour, wo Porter sein 4. Album präsentiert (vgl. Jazzecho 2016).
Porter wohnt mit seiner aus Russland stammenden Frau und ihrem gemeinsamen
Sohn Demyan, der 2013 geboren wurde, in Brooklyn (vgl. Broecking 2015: 15).
Anmerkungen zur Biographie:
Wichtig ist es mir, persönlich darauf hinzuweisen, dass sich das bisherige Leben
von Gregory Porter nur andeutungsweise rekonstruieren lässt. Der größte Teil der
11
biographischen Daten Porters ergibt sich aus den persönlichen Angaben des
Künstlers selbst – etwa durch Interviews. Auffällig hierbei ist, dass Porter immer
wieder bestimmte Erlebnisse oder Erinnerungen hervorhebt beziehungsweise betont,
wie etwa die Beziehung zu seiner Mutter Ruth. Über viele Lebensabschnitte Porters
weiß man nur sehr wenig oder überhaupt nichts. Somit komme ich zu dem Schluss,
dass Porter der Öffentlichkeit nur sehr gezielt Informationen über sein Leben
preisgibt
und
man
dadurch
ein
bestimmtes
Bild
des
Künstlers
erhält
beziehungsweise ein Image konstruiert wird, das jedoch nicht unbedingt zutreffend
sein muss (aber natürlich auch zutreffend sein kann) und während einige Daten
vielerseits bestätigt sind, kann die Richtigkeit anderer Daten nur sehr schwer
überprüft werden.
Um die großen Lücken seiner Biografie aufzuzeigen, führe ich nochmals eine
Zusammenfassung beziehungsweise Überlegungen zu den bisher gesammelten
Daten an:
-Porter lebt bis zu seinem 7. Lebensjahr in Los Angeles.
-Danach zieht er mit seiner Familie nach Bakersfield. (Über die Kindheit erfährt
man schon einiges).
-Porter besucht die Eissler Elementary und Junior High Highland High School und
schließt diese 1989 als 18-Jähriger ab. Parallel dazu war er auch als
Zeitungsausträger tätig.
-Porter bekommt ein Sportstipendium an der San Diego State University, nach einer
Schulterverletzung wechselt er sein Fachgebiet und studiert an der selben
Universität Stadtplanung. (Ab diesem Zeitpunkt sind alle zeitlichen Angaben
beziehungsweise Lebensdaten nur sehr vage: Seine Mutter stirbt in den 90ern, er
dürfte in etwa 25 Jahre alt gewesen sein. Ob er einen Präsenzdienst geleistet hat,
bleibt unklar. Er singt und tritt bereits öfters während seiner Studienzeit auf. Wann
beziehungsweise ob er sein Studium beendet hat, bleibt unklar.)
-Porter nimmt 2010 sein erstes Album auf und wird langsam bekannt. (Einige Dinge
erfährt man aus dieser Zeit, so etwa, dass er ein Musical schrieb, zahlreiche Gigs
hatte, ab 2003 in New York lebte, Musicaldarsteller war und in der Suppenküche
seines Bruders arbeitete. Wahrscheinlich lebte er finanziell sehr bescheiden, hatte
12
keinen richtigen/fixen Job, konnte sich mit verschiedenen Gigs vielleicht über
Wasser halten. Auch Privates erfährt man nicht. Für eine Zeitdauer von geschätzten
15 Jahren gibt es nur sehr vage Daten. Während dieser Phase könnte theoretisch
sehr viel geschehen sein, das Porter nicht in der Öffentlichkeit thematisieren will aus welchen Gründen auch immer).
Über den Stil der Berichterstattungen sowie die Art dieser gefundenen
Informationen wird unter Punkt 4 dieser Arbeit noch einiges mehr zu erfahren sein.
13
3. Musikalische Dimensionen
In den folgenden Unterkapiteln wird Porters bisheriges musikalisches Schaffen –
also seine bisher veröffentlichten Alben – analysiert, wobei zusätzlich jeweils ein
Song pro Album noch detaillierter in den Fokus genommen wird. Diese Beispiele
sollen dazu dienen, seine Musik besser zu verstehen. Darüber hinaus soll der
Versuch unternommen werden, Porters Songtexte näher zu beleuchten sowie seine
Live-Performances zu beschreiben.
3.1 Alben
Gregory Porter hat bis jetzt (Stand: Mai 2016) vier eigene Alben (Solo-Alben)
veröffentlicht (vgl. discogs.com): Water (2010), Be Good (2012), Liquid Spirit
(2013), Take Me to the Alley (2016). Kollaboalben und Remixes mit der
Beteiligung Porters werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Die Solo-Alben
werden im Folgenden näher beschrieben.
3.1.1 Water
(Abb.2)
14
Als Einstieg werden im Folgenden einige Beispiele aufgezeigt, wie beziehungsweise
was die Presse über das Album schreibt und wie somit ihr Urteil über das Album
ausfällt:
»Intelligent lyrics...startling voice and well marshalled charisma...mark him out as a
substantial addition to the canon of jazz singing« (Le Gendre 2011).
»His voice is a commanding instrument that lends itself beautifully to the varied
tempos and mixed material represented on this album« (Gamble 2011).
»Water brings to the forefront a new talent in Gregory Porter, an artist who has a
number of classic, familiar elements in his style, but whose approach brings a
freshness that both jazz and soul fans should love. I think Nat King Cole would be
pleased. Highly recommended« (soultracks.com).
Anhand dieser Pressebeurteilungen wird ersichtlich, dass das Album eine
durchwegs positive Resonanz erhielt und von der Presse empfohlen wurde, was
natürlich eine tolle Werbung darstellt.
Porters erstes Album erschien am 01.11.2010 und wurde für die kleine unabhängige
Jazzfirma Motema Music produziert (vgl. Broecking 2015: 24). Aufgenommen
wurde das Abum am 19. und 20. August 2009 in Brooklyn, New York. Produziert
wurde das Album von Kamau Kenyatta und für Mix und Mastering zeigt sich
Geoff/Tyler Recording verantwortlich.
Mitwirkende Musiker des Albums sind:

Chip Crawford (piano)

Aaron James (bass)

Emanuel Harold (drums)

Chuck McPherson (drums)

Melvin Vines (trumpet)

Curtis Taylor (trumpet)

Yosuke Sato (alto sax)

James Spaulding (alto sax)
15

Kafele Bandele (trumpet)

Robert Stringer (trombone)

Gregory Porter (vocals)
Folgende 11 Songs befinden sich auf diesem Album:

Illusion
(3:02)

Pretty
(6:19)

Magic cup
(6:11)

Skylark
(8:17)

Black Nile
(4:55)

Wisdom
(9:30)

1960 What?
(12:36)

But Beautiful
(5:34)

Lonely one
(5:41)

Water
(4:01)

Feeling good
(3:01)
(vgl. Gregory Porter 2010)
Das Album wurde schließlich auch 2011 für einen Grammy in der Kategorie Best
Jazz Vocal Album nominiert, musste sich jedoch Dee Dee Bridgewater mit
Eleanora Fagan (1915-1959): To Billie with Love from Dee Dee Bridgewater
geschlagen geben (vgl. Broecking 2015: 24).
Porter meint selbst über sein Album: »It´s an album of love and protest.« And: »It´s
pretty and it´s ugly, like the blues, like the people that the music comes from. I think
about these things when I´m writing. But when I bring it to fruition, I try to make it
feeling« (Gregory Porter 2010).
Porter weiters: »Ich versuchte, die Songs für Water organisch zu schreiben. Das,
was in dem Moment in meinem Herzen spürbar ist. Water, der Titelsong, ist nicht
wirklich ein typischer Gospel-Song. Aber Wasser ist in der Bibel symbolisch für
Reinigung, Erneuerung und erneutes Wachstum. Die Themen der Songs sind in
16
gewisser Weise wie eine Taufe. Sie waschen den Schmerz und die Ärgernisse des
Lebens fort. Auch in dem Song Wisdom« (Broecking 2015: 24).
Auch seine Mutter inspirierte Porter zum Titelsong seines ersten Albums: »Meine
Mutter sprach immer vom Wasser, der Erneuerung und Reinigung, dem ganz
besonderen Energiefluss« (ebd.: 29).
Porter komponierte die meisten Songs dieses Albums selbst, lediglich die Songs
Skylark, Black Nile, But Beautiful und Feeling Good stammen nicht von ihm. Die
Arrangements der Songs stammen von Porter selbst, dem Produzenten Kamau
Kenyatta und dem Pianisten Chip Crawford (vgl. Gregory Porter 2010).
Seine Eröffnungsnummer Illusion ist eine melancholische Liebesballade, die eine
Trennung thematisiert. Der Song weist eine sehr bescheidene Besetzung auf – es ist
ein Duett bestehend aus Klavier (Chip Crawford) und Gesang (Gregory Porter).
Verändert wird die Besetzung beim Song Pretty: Hier eröffnet Aaron James mit
einer Basslinie, die sich während des ganzen Songs fortsetzt. Hinzu kommt Emanuel
Harold am Schlagzeug mit einem klassischen Swing-Rhythmus. Auch die Bläser
Melvin Vines (Trompete), Yoske Sato (Alt-Saxophon) und Robert Stringer
(Posaune) werden in diesem Song gefordert. Nachdem die Bläser im Satz ein Intro
spielen, bevor Porter mit seinem Gesang einsetzt, folgt im weiteren Verlauf auch ein
etwa
zweieinhalb
minütiges,
künstlerisch
hochwertiges,
Saxophon-
und
Posaunensolo. Porter schwärmt hier von einer bestimmten Frau. Der Song endet,
wie er beginnt: Aaron James alleine am Bass. Mit Porters Song Magic Cup folgt
eine schwungvolle Liebeserklärung an seine morgendliche Tasse Kaffee, die jedoch
auch deshalb noch besser schmeckt, weil er von der Kaffee-Verkäuferin
offensichtlich angetan ist, wie er vor einer Live-Version erklärt. Auch dieser Song
wird von den Bläsern untermalt sowie durch ein virtuoses Saxophon- und
Trompetensolo aufgewertet. Mit Skylark, But Beautiful und Feeling Good bedient
sich Porter an altbekannten und erfolgreichen Jazz-Standards, welchen er jedoch in
sehr schlichter Besetzung (hauptsächlich Klavierbegleitung) einen sehr eigenen
Charakter verleiht. Besonders auffällig ist die Version Porters von Feeling Good,
welche zugleich den Abschlusstitel des Albums darstellt, bei der Porter
ausschließlich auf seinen Gesang setzt. Feeling Good wurde von Anthony Newley
and Leslie Bricusse komponiert und wurde bereits von Künstlern wie John Coltrane
17
oder Michael Buble interpretiert (vgl. ebd.) Bei der Hard-Bop-Nummer Black Nile
bedient sich Porter am musikalischen Material von Wayne Shorter1 und dieser Song
ist neben virtuosen Scat-Einlagen von Porter geprägt von den Soli des legendären
Saxophonisten James Spaulding. Für den Text von Black Nile, das auf dem Album
von Wayne Shorter eigentlich rein instrumental arrangiert wurde, bediente sich
Porter bei Luba Raashiek, der diese Gesangslinie viele Jahre zuvor textete (vgl.
Nastos 2016).
Auch beim darauffolgenden Song Wisdom, der von einer
durchgehenden Basslinie (Aaron James) getragen wird, wird dem GastSaxophonisten James Spaulding sehr viel Freiraum für Improvisation gelassen,
gefolgt von einer Improvisation von Chip Crawford am Klavier. Porter komponierte
diesen Song in Zusammenarbeit mit Daniel Jackson. Der Song beinhaltet sehr wenig
Text, dieser wird jedoch durch den Melodieverlauf sehr in die Länge gezogen und
schließlich auch wiederholt. »It´s a song of deep spiritual force« (vgl. Gregory
Porter 2010). Auffällig ist, dass Porter am Ende des Songs auf den Text des
traditionellen Gospels Wade In The Water übergeht. Porter sagt dazu:
«Das passierte einfach im Studio, ich hatte es vorher nicht geplant. Aber die
Unterhaltung, die ich in diesem Lied führe, ist mit den weisen Älteren. Um den
Jüngeren in der Gruppe zu zeigen, wie sie ihr Leben und ihre musikalische Reise
durch weise Ratschläge erleichtern können. Die Älteren ebnen den Weg für uns, sie
waten für uns durch das Wasser und erkunden die Untiefen und die flachen, sicheren
Stellen« (Broecking 2015: 25).
Die Songs Lonely One und Water sind wieder Eigenkompositionen von Porter.
Während Lonely One in sehr ruhigem Tempo eine äußerst melancholische
Stimmung ausdrückt und mit Bläser, Schlagzeug und Bass instrumentiert wird, folgt
mit dem Titelsong Water wie bei Illusion und dem Standard But Beautiful wieder
ein sehr ruhiges Duett aus Klavier und Gesang. Einen Kontrast setzt Porter mit
seinem energiegeladenen Song 1960 What?.2
Die große Abwechslung zwischen flotteren Songs (Pretty, Black Nile..) und
ruhigeren Songs (Skylark, But Beautiful..) könnte wie bei den Gezeiten als Ebbe und
Flut aufgefasst werden, was dem Album-Titel Wasser entgegenkommt (vgl.
soulsite.de 2016).
1
US-amerikanischer Jazz-Saxophonist und Komponist; Black Nile ist ein Song seines Jazz-Albums Night
Dreamer.
2
Nähere Informationen zu diesem Song finden sich unter Punkt 3.2
18
Aufgenommen wurde das Album in einem großen, offenen Raum. Porter sagt über
die Aufnahmebedingungen: »I wanted to get a live sound, the feeling of this music
just coming together. Any cool things that happened, just happened. That´s the way
it went down« (Porter, Water 2010).
Durch die Besetzung mit Trompete(n), Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Bass
wird eine typische Jazz-Atmosphäre erschaffen (vgl. soulsite.de 2016).
19
3.1.2 Be Good
(Abb.3)
Auch dieses Album wurde von der Presse sehr positiv bewertet, wie an folgenden
Zitaten deutlich wird:
»Vocal jazz is a difficult art, not helped by nostalgia acts and lame razzmatazz. But
Porter has made the best vocal album for an age, following his impressive debut
Water with a leap forward into greatness« (Johnson 2012).
»The singing is immaculate all the way through, and there's plenty of blowing space
from some dynamic improvisers, notably saxophonists Yosuke Sato and Tivon
Pennicott« (Fordham 2012).
»Californian-born New Yorker Gregory Porter shot to fame with his debut album,
Water, in 2010, earning a Grammy nomination for Best Jazz Vocal in the process.
This follow-up comes with high expectations, but fans of authentically soulful
vocals and luxuriant horn-heavy arrangements need not worry, Porter has, in a word,
nailed it« (Spicer 2012).
Porters zweites Album Be Good wurde am 14.2.2012 veröffentlicht und wurde –
wie sein erstes Album Water - für das Plattenlabel Motema Music produziert. Der
20
Produzent dieses Albums war jedoch Brian Bacchus. Bacchus hatte zuvor bereits
mit Stars wie Joe Lovano, Cassandra Wilson oder Norah Jones (Grammy-Gewinn
mit Come away with me) zusammengearbeitet. Eng verbunden bleibt Porter aber
auch mit dem Produzenten seines vorherigen Albums Kamau Kenyatta, der als CoProduzent und Arrangeur der Bläser fungiert und weiters auch als SopranSaxophonist auf dem Album zu hören ist (vgl. motema.com 2016). Für Mix und
Mastering zeigt sich Liberty Ellman verantwortlich, aufgenommen wurde von Mike
Marciano. Das Album wurde von 20. – 22. Juni 2011 in Brooklyn, New York
aufgenommen (vgl. Gregory Porter 2012).
Der Produzent Brian Bacchus und Porter lernten sich über einen gemeinsamen
Freund kennen und erkannten sogleich eine musikalische Verbundenheit, die
schließlich zur Zusammenarbeit im Studio führte. Bacchus meint über Porter:
»Gregory is the real deal and a revelation in terms of new male jazz singers, but I
think that his voice coupled with his songwriting may be the thing that leaves most
listeners with their mouths open. There have been many solid singer songwriters
coming from under the jazz umbrella of the last 10 years that are mostly brimming
with folk and country influences. Gregory is the first that I’m hearing that is
squarely coming out of a real classic soul bag (i.e. Bill Withers, Curtis Mayfield,
Donny Hathaway) as a songwriter, but with both feet firmly planted in jazz’s soil«
(ebd.).
Mitwirkende Musiker des Albums sind:

Chip Crawford (piano)

Aaron James (bass)

Emanuel Harrold (drums)

Yosuke Sato (alto sax)

Keyon Harrold (trumpet/flugelhorn)

Tivon Pennicott (tenor sax)

Kemau Kenyatta (soprano sax)

Gregory Porter (vocals)
Folgende zwölf Songs befinden sich auf diesem Album:

Painted On Canvas
(4:44)
21

Be Good (Lion´s Song)
(6:24)

On My Way To Harlem
(7:42)

Real Good Hands
(4:48)

The Way You Want To Live
(4:25)

When Did You Learn?
(4:20)

Imitation Of Life
(3:10)

Mother´s Song
(6:58)

Our Love
(3:31)

Bling Bling
(5:59)

Work Song
(6:30)

God Bless The Child
(3:35)
(vgl. ebd.)
Single-Auskopplungen dieses Albums sind die Songs On My Way To Harlem, Real
Good Hands und Be Good (Lion´s Song). Letzterer wird auch bei den 55. Grammy
Award für eine Auszeichnung in der Kategorie Best Traditional R&B Performance
nominiert (Broecking 2015: 25). Die höchste Chartplatzierung konnte das Album in
den Niederlanden erreichen, wo das Album Platz 10 belegen konnte (vgl.
discogs.com 2016).
Porter selbst meint über sein zweites Album:
»The entire album is just another organic expression of the music that is within me,
leaning in the jazz direction. It's jazz but I'm influenced by soul, gospel, and R&B. I
consider myself wholeheartedly a jazz singer, but I'm just informed by the other
genres. They're artificial lines that I don't think make any sense really (vgl. Waring
2012).
Eröffnet wird das Album mit dem emotionalen Song Painted On Canvas in der für
Porter eher gewöhnlichen Besetzung mit Schlagzeug, Bass, Klavier und Saxophon.
Bezüglich der etwas verschlüsselten Aussage des Songs meint Porter: »I write from
a personal place. It's about human beings: we can be so silly and foolish and cruel
sometimes« (ebd.). Weiters meint Porter in einem Interview: In Painted on Canvas
von meinem Album Be Good geht es um beiderseitigen Respekt. We´re all like
children / we´re painted on canvases. Wir respektieren Dich so, wie Du bist. Ich
22
schaue mir Deine Farben an und ich zeige Dir meine Farben. Anstatt uns
gegenseitig mit Farbe zu bewerfen [sic] (Broecking 2015: 61f). Der Produzent des
ersten Albums Water, Kamau Kenyatta, spielt hier ein Solo mit Sopran-Saxophon,
im Anschluss daran Pianist Chip Crawford. Ähnlich im Charakter ist auch der sehr
ruhige und getragene Titelsong des Albums Be Good (Lion´s Song)3, der ebenfalls
auf metaphorische Art und Weise auf den persönlichen Freiraum in einer Beziehung
anspielt beziehungsweise auch das Ende einer Beziehung behandelt. Jedoch weist
Porter auch darauf hin, dass dieser Song auch aus einer politischen und
psychologischen Perspektive gehört werden kann, auch wenn das nicht sein
primäres Anliegen ist (vgl. Broecking 2015: 76). Freiraum wird auch dem
Saxophonisten Yosuke Sato für eine gefühlvolle Improvisation gelassen.
Schwungvoller wird es beim Song On My Way To Harlem, bei dem Porter - nach
einem Intro von Schlagzeug, Bass, Klavier und Saxophon - über seine Wiederkehr
nach Harlem singt: »In dem Song On my way to Harlem geht es darum, wie sich die
Nachbarschaft verändert hat, wie sich Gentrifizierung anfühlt und was für Folgen sie
für die Menschen in der Gegend hat“ (Broecking 2015: 67). Besonders profilieren
kann sich bei diesem Song Keyon Harrold, dem etwa zwei Minuten für Solis auf
Trompete und Flügelhorn zur Verfügung stehen (vgl. Gregory Porter 2012). Beim
Song Real Good Hands werden Porters Gedanken über Familie zum Ausdruck
gebracht. Für Porter selbst wird in diesem Song auch ein gewisser Protest
ausgedrückt - trotz des ruhigen Charakters des Songs: „So kitschig Real Good
Hands in manchen Ohren auch klingen mag, für mich ist es ein Protest-Song“
(Broecking 2015: 60). Ebenfalls ein sehr ruhiger, entspannter Song folgt schließlich
mit The Way You Want To Live, der ausnahmsweise gänzlich ohne Bläser
auskommt. Lediglich Schlagzeug, Bass, Klavier und Porters Stimme sind auf
diesem Song zu hören. Den Solo-Part übernimmt Chip Crawford am Klavier. Beim
nächsten Song When Did You Learn? singt Porter über die Regeln der Liebe,
dementsprechend ruhig und romantisch ist auch dieser Song, der jedoch auf einen
Solo-Part verzichtet. Sehr ruhig wird dieser Song auch schließlich -rein instrumental
- beendet. Yosuke Sato am Saxophon ist lediglich für ein paar Sekunden des Songs
im Hintergrund zu hören, ansonsten findet sich hier die gleiche Besetzung wie beim
vorherigen Song The Way You Want To Live. Anders ist die Besetzung beim Song
Imitation Of Life: Ähnlich wie bei Porters erstem Album wird hier Porters Stimme
3
Mehr Informationen zu diesem Song sind unter Punkt 3.2 zu finden
23
lediglich von Chip Crawford am Klavier begleitet. Dieser Song ist noch verträumter,
romantischer und ruhiger als die gesamten vorhergehenden Songs und wiederum
singt Porter über die Liebe. Dieser Song ist der erste auf diesem Album, der nicht
von Porter selbst geschrieben wurde. Ursprünglich war Imitation Of Life der
Titelsong eines Films von 1959, der sogar für einen Oskar nominiert wurde.
Gesungen wurde der Song damals von Earl Grant und geschrieben wurde dieser von
Paul Francis Webster und Sammy Fain (vgl. montema.com 2016). Zum Song
Mother´s Song gibt Porter an, eine ganz spezielle Beziehung zu haben. Er widmet
diesen Song seiner Mutter Ruth. Zum ersten Mal singt Porter diesen Song 2012 im
Jazzclub Catalina Bar & Grill am Sunset Boulevard in Hollywood (vgl. Broecking
2015: 31). Über diesen Auftritt sagt Porter: »Ich sang ihn für meine Brüder und
Schwestern im Publikum. Ich schrieb ihn für sie und als ich ihn ihnen dort das erste
Mal vorsang, brach ich beinahe zusammen. Es traf mich mitten ins Herz. Sie dort zu
haben, brachte den Songtext nach Hause für mich« (ebd.). Der Song klingt jedoch
weniger melancholisch als die vorangehenden Songs und ist auch für drei Bläser
(Trompete, Alt-Saxophon, Tenor-Saxophon) arrangiert. Arrangeur der Bläser ist
Kamau Kenyatta (vgl. Gregory Porter 2012). Our Love findet sich wieder in der
Tradition der ruhigen Songs dieses Albums. Porters Gesang, der sich einmal mehr
um die Liebe dreht, wird unterstützt von Einwürfen des Saxophonisten Yosuke Sato
und einer Klavier-Improvisation von Chip Crawford. Ganz anders und untypisch für
dieses Album wirkt der Song Bling Bling: Der Song wirkt beinahe a-tonal und ist
geprägt von wilden Scatt-Einlagen Porters. Profilieren können sich hier auch die
Instrumentalisten. Über äußerst wilde Rhythmen des Schlagzeugers
Emanuel
Harrold spielt (im enorm hohen Tempo) Aaron James auf seinem Bass einen
Walking-Bass und Yosuke Sato zeigt in einem enorm aufwendigen Solo sein ganzes
Können. Als Nächstes folgt eine Cover-Version des Standards Work Song, der von
Nat Adderley und Oscar Brown Jr. komponiert wurde. Der Text wurde 1960 über
einen angeketteten Sträfling geschrieben, der zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt
wurde, weil er aus Hunger gestohlen hatte (vgl Broecking 2015: 9). Auch dieses
Cover wird neben Porter von zwei starken Solo-Parts bestimmt, nämlich der beiden
Saxophonisten Yosuke Sato und Tivon Pennicott. Den Abschluss dieses Albums
bildet der Song God Bless The Child. Auch bei diesem Song handelt es sich um
einen Jazz-Standard aus 1941 von Billie Holliday und Arthur Herzog, Jr. Wie beim
Schlusstitel des ersten Albums singt Porter dieses Cover in einer berührenden A24
capella-Version. »Real Good Hands is worthy of Gil, and God Bless the Child could
make a banker cry« (Johnson 2012).
Zusammenfassend für dieses Album eignet sich sehr gut ein Teil der Kritik von
Chris Nickson:
»It's a daring move, and one that works as it showcases the tenderness in his voice,
with an almost liquid quality in the singing, the emotions hinted at rather than laid
out. It's a superb climax to a disc that should certainly help Porter's star rise even
further« (Nickson 2012).
25
3.1.3 Liquid Spirit
(Abb.4)
Auch für dieses Album fielen die Kritiken der Presse äußerst positiv aus, wie an
diesen Beispielen deutlich wird:
»On Liquid Spirit, his first album for Blue Note Records, Porter goes after the heart
and soul of his listeners by blending stirring love ballads, gospel grooves, and blues
harmonies together; all genres which reflect his eclectic sound« (Grandison 2013).
»Liquid Spirit is his third album and it heralds a move to a major label, Blue Note.
Maybe that just raises expectations even higher. No matter - Porter meets, and even
exceeds, such expectations« (Lindsay 2013).
Liquid Spirit ist Porters 3. Studioalbum, das am 2. September 2013 veröffentlicht
wurde. Porter wechselte sein Plattenlabel und somit ist dieses Album das erste, das
vom Plattenlabel Blue Note Records4 produziert wurde.
4
Blue Note Records ist ein traditionsreiches Label für Jazzmusik, das 1939 von Alfred Lion und Francis
Wolff in New York gegründet wurde.
26
Produzent des Albums ist wie beim vorherigen Album Brian Bacchus, CoProduzent ist wiederum Kamau Kenyatta. Aufgenommen wurde in New York (Sear
Sound) am 28./29./30. März 2013 sowie am 15. April 2013. Für Mix
beziehungsweise Mastering sind Jay Newland und Mark Wilder verantwortlich. Die
Songs wurden von Gregory Porter, Kamau Kenyatta und Chip Crawford arrangiert
(vgl. Gregory Porter 2013).
Porters drittes Album wurde erneut für einen Grammy nominiert und diesen konnte
er auch schließlich am 26. Jänner 2014 bei der 56. Grammy-Verleihung in Los
Angeles in der Kategorie Best Vocal Jazz Album gewinnen (vgl. Broecking 2015:
10).
Mitwirkende Musiker des Albums sind:

Chip Crawford (piano)

Aaron James (bass)

Emanuel Harrold (drums)

Yosuke Sato (alto sax)

Tivon Pennicott (tenor sax)

Curtis Taylor (trumpet)

Glenn Patscha (Hammond B3 organ, Fender Rhodes)

Gregory Porter (vocals)
Folgende 14 Songs befinden sich auf dem Album:

No Love Dying
(3:55)

Liquid Spirit
(3:37)

Lonesome Lover
(3:10)

Water Under Bridges
(3:31)

Hey Laura
(3:20)

Musical Genocide
(3:45)

Wolfcry
(4:08)

Free
(4:59)

Brown Grass
(4:16)

Wind Song
(3:23)

The In Crowd
(3:35)

Movin´
(4:47)
27

When Love Was King
(6:52)

I Fall In Love To Easily
(7:48)
(vgl. Gregory Porter 2013)
Liquid Spirit wurde schnell zu einem globalen Phänomen, verkaufte sich millionenfach
und wurde zum meistgestreamten Jazz-Album aller Zeiten mit über 20 Millionen
Streams. Im Vereinten Königreich und Deutschland konnte das Album Platinum
erreichen. Porter konnte mit diesem Album auch den Grammy in der Kategorie Best
Jazz Vocal Album gewinnen und wurde weiters nominiert für die Kategorie Best
Tradional R&B Performance (bluenote.com 2016).
Die höchste Chartplatzierung konnte das Album in den Niederlanden erreichen (Platz
6), gefolgt von Dänemark (Platz 7). In Österreich konnte das Album den 25. Platz
erreichen (vgl. discogs.com 2016).
Komponist der Songs ist bis auf drei Ausnahmen (Lonesome Lover, The In Crowd, I
Fall In Love To Easily) Gregory Porter selbst (vgl. Gregory Porter 2013).
Eröffnet wird Porters drittes Album mit dem Song No Love Dying. Die Besetzung mit
Bass, Schlagzeug, Klavier und Saxophon ist hier wenig überraschend. Wenig
überraschend ist auch, dass Porter über die Liebe singt. Und dass diese stirbt, will Porter
auf keinen Fall. Wenig überraschend ist auch der Aufbau. Nach einem verträumten Intro
von Bass, Schlagzeug und Piano setzt Porters Gesang ein. Nach einem Saxophon-Solo
wiederholt Porter die Lyrics des ersten Teils. Wie facettenreich Porters drittes Album
ist, zeigt aber schon der zweite Song, der Titelsong des Albums, Liquid Spirit: »Eben
noch ruhig und sentimental, strotzt `Liquid Spirit` nur so vor Lebensfreude. Darin
symbolisiert Porter Wasser als flüssigen Lebensgeist, der vom Menschen in künstlichen
Flüssen und Stauseen festgehalten wird. Dabei könnte er doch freigelassen so viel mehr
bewirken« (ebd.). Porter beginnt hier nur mit dem Bassisten in einem mitreißenden
Beat, auf der Zwei und Vier hört man ein durchgehendes Klatschen. Markante
Bläserriffs (Tenor-Saxophon und Trompete sind hier auch zu hören) ergänzen den Song.
Mit Lonesome Lover von Max Roach und Abbey Lincoln folgt das erste Cover des
Albums. John Fordham beschreibt das Cover folgendermaßen: »…Lonesome Lover is a
28
coolly smouldering mid-tempo feature that could have graced a Blue Note set back in
the 1960s« (Fordham 2012). Mit seiner Eigenkomposition Water Under Bridges folgt
eine zarte, lyrische Ballade, bei welcher sich Porter nur von seinem Pianisten Chip
Crawford begleiten lässt. Bruce Lindsay beschreibt den Song folgendermaßen: »The sad
but beautiful `Water Under Bridges` keeps things really simple: just Porter's voice and
Crawford's piano. The result is a three and a half minute triumph: bluesy, heartfelt and
heartbreaking« (Lindsay 2013). Porter erinnert sich bei diesem Song an seine letzte
Liebe. Beim Song Hey Laura5 ist erstmals Glenn Patscha auf seiner Hammond B3
Orgel zu hören, mit der er einen sanften, unaufdringlichen Klangteppich schafft. Yosuke
Sato brilliert hier einmal mehr mit einem kurzen Solo-Part und wie so oft, wiederholt
Porter nach dem Solo noch einmal den ersten Teil seiner Lyrics, die sich wieder um die
Liebe drehen. Der Song Musical Genocide ist geprägt von einer markanten
rhythmischen Basslinie, welche teilweise auch vom Pianisten mitgespielt wird. Mit
diesem Song drückt Porter sein Unbehagen über die momentane Musik-Gegenwart aus,
wie auch schon der Titel andeutet. Porter: »In den 70er Jahren existierten noch sehr
viele Lieder, die von der Liebe, der Familie, dem Planeten sprachen. Inzwischen gibt es
jede Menge Musik da draußen, die einfach nur aus einer enormen Leere besteht, das ist
der Tod des Soul« (Engels 2013b). Einen wesentlichen Beitrag in diesem Song liefern
auch die Bläser (Alt-Saxophon, Tenor-Saxophon, Trompete) mit markanten Riffs. Auch
der Organist/Keyboarder Glenn Patscha ist im Hintergrund zu hören. In einem
vollkommen anderen Charakter ist der darauffolgende Song Wolfcry, bei welchem
Porter neuerlich nur von seinem Pianisten Chip Crawford im verträumten Stil begleitet
wird. Im Mittelpunkt dieser Ballade steht jedoch eindeutig nur Porters gefühlvoller
Gesang. »One of the many gems on the album, `Wolfcry` is a soft, piano based tune
where Porter feels helpless after falling in love with a brokenhearted woman and
solemnly declares: `After I have saved you and gathered all the pieces of your heart,
that’s when it starts / You gain your confidence and leave your innocence and
vulnerability with me`« (Grandison 2013). Der offensichtlich autobiographische Song
Free, welcher neben Porter auch von Zak Najor komponiert wurde, handelt von den
Opfern, die seine Eltern für ihn bringen mussten und zählt zu seinen mid-tempo Songs,
der eindeutig einen Soul-Charakter aufweist (vgl.telegraph.co.uk 2013). Dieser Song
wurde auch wieder mit Porters vollen Besetzung eingespielt und erneut darf Yosuke
Sato am Alt-Saxophon brillieren. Und auch im nächsten Song Brown Grass spielt Sato
5
Detaillierte Informationen zum Song finden sich unter dem Punkt 2.2
29
ein Solo, diesmal jedoch viel kürzer und er kommt hier mit wenigen, ruhigen Tönen
aus. Auf die anderen Bläser wird gänzlich verzichtet. Obwohl auch dieser Song sehr
melancholisch ist, wirkt er jedoch viel jazziger als etwa der Song Wolfcry, diesen
Charakter machen sicherlich auch der Schlagzeuger Emanuel Harrold und der Bassist
Aaron James aus. Im Gegensatz dazu: »`Wind Song` is more upbeat, a celebration«
(Lindsay 2013). Bei diesem Song sind wieder Bläserriffs zu hören und der Pianist spielt
hier ein längeres Solo. Porter vergleicht hier den Klang der Natur mit dem Klang der
Liebe. Mit dem Song The In Crowd folgt schließlich ein weiteres Cover von Billy Page
aus den 60er Jahren.6 Auf Bläser wird hier gänzlich verzichtet. Bruce Lindsay
beschreibt den Song folgendermaßen: »Soul classic `The In Crowd` swings, Harrold
and James laying down the groove, Crawford crafting a strong solo and Porter making it
clear that he's in with the `In` crowd—not boasting, just telling it like it is« (ebd.).
Inspiration für diesen Song war für Porter der Wechsel zum Jazz-Major-Label Blue
Note Records. Porter sagt darüber: »Ein paar Wochen, nachdem der Deal klar war, habe
ich von Ramsey Lewis „The In Crowd“ ausgewählt, als eine Frage an mich selbst.
Gehöre ich jetzt zur In Crowd? Gehöre ich zum inneren Kreis des Jazz dazu? Die Leute,
die mich beobachten, sagen ja. Ich selber fühle mich immer noch als Außenseiter, ich
bin mir nicht sicher« (Broecking 2015: 65). Über den nächsten Song Movin schreibt
Lindsey: »The saxophones of Yosuke Sato and Tivon Pennicott come together to
excellent effect on the hard bop-come-gospel flavoured title track, the soulful
`Movin'…« (ebd.). Porter beklagt sich in diesem Song über eine Frau, die sich scheinbar
immer mehr von ihm distanziert. Sehr ruhig wird es beim darauffolgenden Song When
Love Was King. Besetzt wird dieser Song mit Klavier, Schlagzeug, Bass und natürlich
Porters Stimme. Porter zeigt hier seinen äußerst großen Stimmumfang. Auffällig bei
diesem Song ist hier auch ein kurzes Solo des Bassisten Aaron James. Weiters ist auch
die Länge dieses und des darauffolgenden Schluss-Songs I Fall In Love Too Easily, die
sich doch deutlich von der Länge der übrigen Songs unterscheiden. Wie bei seinen zwei
vorigen Alben beendet Porter auch dieses Album mit einem Cover. I Fall In Love Too
Easily wurde von Sammy Cahn und Jule Styne komponiert und wird, typisch für Porters
Schluss-Songs, sehr schlicht begleitet – diesmal lediglich von Bass und Klavier. Einmal
mehr spielt hier Chip Crawford ein romantisches Solo, das stolze 2:30 min dauert. Auch
seine letzten beiden Songs handeln von Liebe, wie sich auch schon an den Titeln
erkennen lässt.
6
Ramsey Lewis hat eine instrumentale Version des Songs ein Jahr später aufgenommen.
30
Über das musikalische Genre des Albums schreibt David Maurer:
»Als reines Jazz-Album kann `Liquid Spirit` kaum bezeichnet werden. Dafür erscheinen
andere Elemente, besonders der Soul, zu präsent und fast ebenbürtig. Aber genau das
macht den Reiz der Platte aus. Dass Gregory Porter wahre Jazz-Nerds bezaubert, darf
bezweifelt werden. Definitiv bringt er aber auch mit seinem neuen Album den Jazz
einem breiteren Publikum näher« (Maurer 2013).
Bruce Lindsey meint abschließend:
»There are performances on Liquid Spirit that could readily be considered for jazz,
R&B, soul or gospel awards. Porter makes the transition between genres with
apparently effortless ease - he's a singer and a songwriter at the top of his game and
Liquid Spirit is an inspiration« (Lindsay 2013).
31
3.1.4 Take Me To The Alley
(Abb. 5)
Auch die Pressestimmen zu Porters 4. Soloalbum fielen durchwegs sehr positiv aus, wie
man an folgenden Beispielen erkennen kann:
»Mit Take Me To The Alley, dem heißerwarteten [sic] Nachfolger seines sensationellen
Blue-Note-Debüts Liquid Spirit, festigt er nun seinen Ruf, der beeindruckendste
Jazzsänger und Songwriter seiner Generation zu sein« (jpc.de 2016).
»Take Me To The Alley, Porter's follow-up to the Grammy-winning Liquid Spirit (Blue
Note, 2013) and his fourth album in total, is a passion-fueled collection of music filled
with inspired heart-on-sleeve meditations, from-the-mountain-top sermons, glimpses at
what could've been, and musical testimonials. It's completely in keeping with his
previous work - full of emotional highs and lows, built on a blend of the earthy and
cosmopolitan - and just as addictive. It only takes one listen to get hooked« (Bilawsky
2016).
»Song by song, story by story, Take Me to the Alley proves to be just as good as Liquid
Spirit - and all the more a miracle because this kind of “classic” stuff, jazz-infused soul
pop that deals with real adult feelings, can’t be easy to toss off or churn out. Every song
sounds earned, not just by life but by musical wisdom« (Layman 2016).
32
Mit Take Me To The Alley veröffentlichte Porter sein 4. Studioalbum. Veröffentlicht
wurde das Album am 6. Mai 2016 (vgl. bluenote.com 2016). Es ist das zweite Album,
das vom Plattenlabel Blue Note Records produziert wurde. Wie beim vorherigen Album
ist auch hier Kamau Kenyatta, neben Porter selbst, der Produzent des Albums.
Aufgenommen wurde das Album vom 28. September bis 1. Oktober 2015 in New York
unter der Leitung von Jay Newland, weiters in Hollywood am 26. und 27. Oktober 2015
unter der Leitung von Charlie Paakkari. Für den Mix zeigt sich Jay Newland
verantwortlich. Die Arrangements stammen – wie beim vorigen Album – von Gregory
Porter, Kamau Kenyatta und Chip Crawford. Für die Bläser-Arrangements sind Kamau
Kenyatta und Keyon Harrold verantwortlich (vgl. Gregory Porter 2016).
Bei den JJA Jazz Awards 2016 wurde Porter zum Male Singer of the Year gewählt (vgl.
gregroyporter.com 2016).
Mitwirkende Musiker des Albums sind:

Gregory Porter (voice)

Alicia Olatuja (voice)

Chip Crawford (piano)

Aaron James (bass)

Emanuel Harrold (drums)

Keyon Harrold (trumpet)

Yosuke Sato (alto saxophone)

Tivon Pennicott (tenor saxophone)

Ondrej Pivec (organ)
Folgende 12 Songs befinden sich auf dem Album:

Holding On
(5:02)

Don´t Lose Your Steam
(3:18)

Take Me To The Alley
(5:17)

Daydream
(3:52)

Consequence Of Love
(3:20)

In Fashion
(4:35)

More Than A Woman
(3:31)

In Heaven
(4:18)

Insanity
(5:37)
33

Don´t Be A Fool
(4:32)

Fan The Flame
(4:12)

French African Queen
(3:46)
(Gregory Porter 2016)
Komponiert wurden die Songs - bis auf Holding On, Daydream und In Heaven wieder
von Gregory Porter selbst (vgl. ebd.). Die höchste Chartplatzierung konnte das Album
in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich, jeweils mit dem 5. Platz, erreichen
(vgl. discogs.com 2016).
Eröffnet wird das Album mit dem Song Holding On, der im Kapitel 3.2 detailliert
beschrieben wird. Der 2. Titel dieses Albums ist mit Don´t Lose Your Steam eine
äußerst schwungvolle Komposition. Markant sind neben den gemeinsamen BläserLinien die funkigen Fills des Organisten Ondrej Pivec. Der Alt-Saxophonist Yosuke
Sato spielt hier auch sein erstes Solo. Der Song ist seinem 3-jährigen Sohn Damyan
gewidmet (vgl. Jarenwattananon 2016). Dan Bilawsky schreibt in seiner Kritik
folgendes über den Song:
»Second up is the swoon-inducing Don't Lose Your Steam, a Stevie Wonder-worthy
original with R&B, soul, funk, and rock in its DNA. Porter testifies and brings the
thunder, the horns riff, the rhythm section locks in the groove, and organist Ondrej
Pivec adds the glissandos and the grease« (Bilawsky 2016). Beim Titel-Song des
Albums Take Me To The Alley singt Porter von einer neuerlichen Wiederankunft
Christus, der sich um die verlorenen Seelen kümmern wird. Er singt, obwohl der Song
langsam, verträumt und melancholisch klingt, von Hoffnung und macht Mut. Getragen
wird der Song von einer immer wiederkehrenden Bass-Figur, der Pianist Chip Crawford
unterstützt mit sanften Klängen. Nachdem Porter den ersten Teil des Songs alleine
singt, singt ab dem ersten Refrain die Gastsängerin Alicia Olatuja im Hintergrund eine
zweite Stimme (vorwiegend im Terzabstand) beziehungsweise wechselt sich schließlich
mit Porters Gesang ab. Alexis Petridis schreibt über den Song: »The title track offers up
a parable about the second coming of Christ, its sternness at odds with the pacific piano
playing and Alicia Olatuja’s pillowy backing vocals« (Petridis 2016).
Somit ist dies Porters erster Album-Song, den er gemeinsam mit einem
Gastsänger/einer Gastsängerin singt. Der nächste Song Daydream ist wiederum seinem
Sohn Damyan gewidmet. Diesmal singt er jedoch direkt über seinen Sohn, der seinen
34
Weg im Leben finden soll. Auch in diesem Song werden gewisse Teile zweistimmig
gesungen, diesmal sind jedoch beide Stimmen von Porter selbst aufgenommen. Beim
Schreiben des Songs wurde Porter von Craig Dawson unterstützt (vlg. Gregory Porter
2016). Über den nächsten Song schreibt Thom Jurek sehr treffend: »Consequence of
Love is one of the finest moments here, a tender midtempo ballad offered with the nononsense conviction that reveals love may be beyond the measurement of the rational,
but commitment to it remains necessary for the revelation of its truth« (Jurek 2016).
Unterstützt wird der Song wiederum, in Ergänzung zu Porters üblichen Besetzung, von
den souligen Klängen des Organisten Ondrej Pivec. Aufgewertet wird der Song
zusätzlich von einem kurzen Tenor-Saxophon-Solo, gespielt von Tivon Pennicott. Der
Song In Fashion wird eröffnet von einem kurzen Intro gespielt von Klavier, Schlagzeug
und Bass. Dieser Groove setzt sich über den kompletten Song hindurch fort. Und Porter
scattet mit den schlichten Lauten „fa-doe-ba-do-ba-do“. Auch Pianist Chip Crawford
wertet den Song mit einigen bluesigen Licks auf. Ungewöhnlich ist hier auch der Text
Porters, indem er über Kleidungsstile und Mode singt. »The song is simple, built like a
pop song, but it contains elements that come directly from the soul-jazz of the 1960s.
And it is catchy as can be« (Layman 2016). Auch den Song More Than A Woman
beschreibt Layman sehr trefflich: »More Than a Woman is an appreciation of a mother,
tender and minor, a song that celebrates mom’s love but that — from its musical tone
alone — reminds us that mothers tend to leave us behind. And, again, the alto sax solo
by Yosuke Sato beautifully reinforces the feeling without words« (ebda.). In seinem
Songtext spielt Porter hier mit religiösen Metaphern, wahrscheinlich auch deshalb, weil
seine Mutter Predigerin war. Der Song In Heaven wurde von Darlene Andrews
geschrieben und ist somit der einzige Song, der nicht zumindest zu einem Teil von
Porter stammt (vgl. Gregory Porter 2016). Porter besingt hier seine Verwandtschaft, die
nicht mehr auf Erden verweilt. Ungewöhnlich für Porters musikalischen Stil finden sich
hier Salsa-Rhythmen, über die neuerlich Trompeter Keyon Harrold gekonnt
improvisiert. Ernste Töne werden in der düsteren Ballade Insanity angeschlagen, bei
welcher erneut Harrold ein längeres Solo spielt. Porter thematisiert hier Beziehungen,
die längst zu Ende sind, obwohl es sich die Involvierten nicht eingestehen wollen. Beim
Song Don´t Be A Fool wird Porter erneut vom Background-Gesang der Sängerin Alicia
Olatuja unterstützt. Organist Ondrej Pivec legt hier wieder einen zarten Klangteppich
und Yosuke Sato spielt ein kurzes Solo. »In der glimmenden Ballade `Don't Be A Fool`
gibt Porter allen romantischen Luftikussen weise Ratschläge und gesteht dabei auch
35
seine eigenen Unzulänglichkeiten auf dem Gebiet ein« (jpc.de 2016). Eine
schwungvolle Nummer folgt schließlich wieder mit Fan The Flame, welche von einem
Swing-Rhythmus und einem Walking-Bass vorangetragen wird und auch mehrere kurze
Solo-Spots dürfen hier nicht fehlen. »In der schneidenden Hardbop-Nummer Fan The
Flame ruft Porter wiederum zum energischen, aber gewaltfreien Protest gegen die
vielen Ungerechtigkeiten auf« (ebd.).
Der Schluss-Song wird von Thom Jurek sehr
treffend beschrieben: »The artful, strident narrative in French African Queen is
accompanied in feverish modal form by the ensemble, accented by fluid rhythms that
touch on Latin and African grooves (check the Fela Kuti-inspired horns to boot)« (Jurek
2016).
Auffällig bei diesem Album ist im Vergleich zu den ersten drei, dass hier keine Songs
in schlichter Besetzung (Klavier und Gesang) oder A-capella-Versionen zu finden sind
und auch keine Covers oder Jazz-Standards mehr vorkommen.
»Take Me To The Alley doesn't break new frontiers for Porter, nor for the genre
delimiter he's said to represent, but those aren't the aesthetic ideals it seeks to reach. If
forced, you'd call it pop-jazz, except it's the rare kind, with a simplicity unblemished by
artistic compromise. Or maybe it's just that the now-familiar sound of his own design
has become genuinely popular, even before Disclosure entered the picture, and it's a
pleasure to see that sort of talent find its own way« (Jarenwattananon 2016).
36
3.2 Songs
Exemplarisch werden im Folgenden vier Songs detaillierter analysiert. Jeder der
Songs soll dabei repräsentativ für jeweils ein Album stehen. Bei der Auswahl wurde
weiters darauf geachtet, dass sich die Songs bezüglich des Genres voneinander
unterscheiden.
 1960 What?
(vgl. Gregory Porter 2010a)
Der Song 1960 What? ist mit 12 Minuten und 36 Sekunden der längste Song der
vier Solo-Alben Porters. Der Song entwickelt eine enorme Power und Energie und
wirkt vor allem durch die verschobenen 16tel Phrasierungen des Schlagzeugers
Emanuel Harrold sehr schnell, das Tempo der Viertel liegt allerdings „nur“ bei 96
Schlägen pro Minute (Beats per minute) – also eigentlich ein moderates Tempo.
Eine der wichtigsten Rollen in diesem Song spielt eindeutig der Bassist Aaron
James. Dieser spielt eine durchgehende Bass-Linie, die als die treibende Kraft und
als rhythmischer Anhaltspunkt gesehen werden kann. Er spielt dabei eine kurze
Phrase (eintaktig mit einer Achtel als Auftakt), die während des gesamten Songs
klar und deutlich zu hören ist. Gespielt wird folgende Linie, bestehend aus vier
Noten, wovon die ersten drei staccato gespielt werden:
Mithilfe dieser schlichten Walking-Bass-Linie, wie sie im Genre des Jazz häufig
vorkommt, signalisiert der Bass auch das tonale Zentrum dieses Songs, nämlich GMoll.
James eröffnet den Song solistisch mithilfe dieser Linie. Seine Bass-Figur spielt
James vier Takte. (Obwohl die Bass-Figur eintaktig ist, kann man sich als
Grundeinheit 4-taktige Phrasen vorstellen, welche das Grundgefühl des Songs
bestimmen. Diese Grundeinheiten können in der Vorstellung wieder zu 8-taktigen,
37
16-taktigen oder sogar 32-taktigen Phrasen erweitert werden. Dieses Phrasengefühl
spielt etwa bei den folgenden Soli eine wesentliche Rolle.) Im Anschluss daran setzt
Harrold am Schlagzeug (mit einem Auftakt) ein. Sein Schlagzeugspiel ist geprägt
von verschiedensten rhythmischen Verschiebungen (Off-Beats), die er hauptsächlich
am Ride-Becken spielt. Immer wieder setzt er auch etwa rhythmische Akzente, vor
allem durch vereinzelte „Rim-Shots“. Weitere vier Takte später setzt auch der
Pianist Crawford (wieder mit einem Auftakt) ein und verleiht dem Song durch
verschiedenst-realisierte Voicings rund um das tonale Zentrum G-Moll erst den
richtigen Jazz-Charakter. Geprägt ist der Song auch durch die Dynamik, die von
allen beteiligten erzeugt wird. Erzeugt wird dieser große Dynamik-Unterschied
während den verschiedenen Phasen des Songs vor allem durch den Pianisten, der je
nach Phase des Songs sehr zurückhaltend spielt oder auch kurze solistische Phrasen
einwirft. Die Dynamik innerhalb dieses Songs ist auch deshalb so wichtig, weil der
Song keine unterschiedlichen Akkorde aufweist. Der Song wird also über zwölf
Minuten von der Klangfarbe G-Moll bestimmt. Somit spielt die Dynamik und die
Abwechslung verschiedener Teile (z.B. Soli) eine umso wichtigere Rolle. Während
des Songs sind auch immer wieder längere Solis von einzelnen Bläsern zu hören
und jedes einzelne Solo wird langsam (auch durch die Dynamik der restlichen
Band) zu einem Höhepunkt aufgebaut, der schließlich langsam wieder abflacht.
Einen wesentlichen Beitrag in diesem Song liefern auch die Bläser (Posaune,
Trompete, Saxophon). Abgesehen von den einzelnen Bläser-Soli spielen diese ein
sehr markantes Bläserriff, welche wiederum aus vier Takten besteht und sich des
Öfteren im Laufe des Songs wiederholt.
Diese Bläserlinie wird einstimmig, jedoch in unterschiedlichen Tonlagen realisiert
und endet schließlich mit einem aufgeteilten G-moll-Akkord, jedoch mit der Non als
höchsten Ton und somit Melodie-Ton, der einen interessanten Charakter erzeugt.
Um diesen spannenden Akkord noch zusätzlich interessanter zu gestalten, wird
dieser zusätzlich auch mit einem „crescendo“ realisiert.
38
Ein weiterer interessanter Effekt des Songs ist das „Call and Response“-Muster, das
an verschiedenen Stellen des Songs eingesetzt wird. Dieses Muster gilt als typisch
für den Einsatz in Spirituals, Gospels, Blues oder Jazz.
Porter ist der Vorsänger und ein Männerchor antwortet ihm:
Porter:
„Chor“:
Ain't no need for sunlight! Chor:
(Ain't no need for sunlight)
Ain't no need for moon light!
(Ain't no need for moon light)
Ain't no need for street light
(Ain't no need for street light)
It's burning really bright,
(burning real bright)
some folks say we gonna fight,
(gonna fight)
cos' this here thing just ain't right,
(Ain't right)
Auch Porters Gesang ist geprägt von starker dynamischer Varianz und zeichnet sich
vor allem durch eine äußerst komplexe Rhythmik aus. Da der Song also von der
unterschiedlichen Dynamik, den jazzigen Voicings des Pianisten, den rhythmischen
Verschiebungen, den Bläsern und verschieden Soli lebt, weist er einen komplett
eigenen Charakter auf und kann in keinster Weise mit einem typischen Pop-Song
verglichen werden. Auch die Länge des Songs wäre für einen Pop-Song undenkbar.
 Be Good
(vgl. Gregory Porter 2012a)
Bei dieser Komposition handelt es sich um einen Jazzwalzer. Das bedeutet also, der
Song wurde im ¾-Takt geschrieben und wird in einem moderaten Tempo (ca. 90
Schläge pro Minute) gespielt. Außerdem werden die Achtel-Noten im Swingbeziehungsweise Triolen-Feeling gespielt.
Auffällig an diesem Song ist eine immer wiederkehrende harmonische Phrase, die
gleichzeitig die Einleitung des Songs und die Strophen darstellt (Teil A). Mit
wenigen Ausnahmen besteht der 7-minütige(!) Song aus dieser Phrase, die dem
Song eine sehr relaxte Stimmung verleiht.
39
Das Intro (Einleitung) wird ausschließlich mittels Bass, Klavier und Schlagzeug
realisiert. Während der Bass dieselbe harmonische Phrase jedes Mal gleich spielt,
ändert der Pianist nach dem Intro leicht seine Linie und spielt unaufdringliche
Voicings - bestehend jedoch aus dem gleichen harmonischen Material. Um den
ruhigen, relaxten Charakter nicht zu zerstören, sondern im Gegenteil, diesen zu
unterstützen, verwendet Emanuel Harrold hier keine gewöhnlichen Sticks, sondern
Jazzbesen. Diese Jazzbesen werden eingesetzt, um einen besonders weichen und
fließenden Klang zu erzeugen, der besonders bei Jazz-Balladen sehr beliebt ist.
Harrold spielt hier eine sogenannte „Wisch-Technik“ und erzeugt damit einen
rhythmisch-rauschenden Klang. Er verfolgt diese Technik während des gesamten
weiteren Verlaufs des Songs und spielt nur sehr wenige Fills.
Teil A:
Im Anschluss an das Intro setzt Porter mit seinem Gesang ein, der entsprechend dem
Charakter des Stücks als „laid-back“ bezeichnet werden kann. Er vermittelt also
durch seinen Gesang einen äußerst ruhigen Charakter. Auch Porter singt über die
sich ständig wiederholende harmonische Phrase eine ähnliche Melodie.
Diese immer wiederkehrende harmonische Linie wird erstmals nach etwa 40
Sekunden des Songs unterbrochen. Hier endet Porters erste Strophe und es folgt ein
viertaktiger Übergang, der zum zweiten Teil (Teil B) instrumental überleitet.
Eventuell kann dieser Teil B auch als Refrain angesehen werden.
Als Übergang zum Refrain oder Teil B verfolgen die Musiker also folgendes
harmonisches Muster:
40
/ Dm / Dm / Gsus4 / G (F9) /
Harmonisch ist hier also interessant, dass hier als Übergang zum 2. Teil G-Dur
gewählt wird, denn dieser Akkord ist eigentlich, gesehen von Bb-Dur als Tonika,
ein nicht-leitereigener Akkord. D-Moll ist die leitereigene 3. Stufe in Bb-Dur und
wäre gleichzeitig die 5. Stufe von G-Moll, jedoch folgt der überraschende Akkord
G-Dur. Schließlich folgt nach dem Durchgangsakkord auch noch als erster Akkord
des 2. Teils Em7(b5), der ebenfalls kein leitereigener Akkord von Bb-Dur als
Tonika ist. Teil B weist also harmonisch gesehen wieder einen vollkommen neuen
Charakter auf. Dieser 2. Teil ist insgesamt harmonisch sehr interessant: Geprägt ist
dieser 2. Teil (Teil B) nämlich von einem chromatischen Abgang von Em7(b5) bis
C#dim7. Dieser chromatische Abgang wiederholt sich schließlich genau gleich,
jedoch mit dem wesentlichen Unterschied, dass beim 2. Mal der Durchgang nicht
bis C#dim7 führt, sondern diesmal nach Dm7 schließlich auf F7(9) endet. Dieser
Akkord weist einen Dominant-Charakter auf und stellt somit einen Übergang zur
Ursprungstonart Bb-Dur dar und es schließt wieder Teil A an. Unterstützt wird
dieser chromatische Abfall des 2. Teils auch jedes Mal durch einen Bläsersatz.
Teil B:
Em7(b5)
Ebm
She said lions are made for cages
Dm7
C#dim7
Just to look at in delight
Em7(b5)
Ebm
You dare note let `em walk around
Dm
F7(9)
Bb…
`cause they might just bite
Der Saxophonist Sato spielt auch in diesem Song ein Solo, bei dem er über die
Akkorde beider Teile des Songs spielt – er improvisiert also über die Form: A B A.
Zu den Lyrics des Songs sind unter dem Punkt „Songtexte“ weitere Informationen
zu finden.
41
Im Vergleich zu einem typischen Pop-Song ist hier jedoch ungewöhnlich, dass man
das Gefühl hat, der Refrain (falls man Teil B als Refrain bezeichnen will) mündet in
die Strophe und nicht umgekehrt. Der Refrain ist hier also ein Übergang, der durch
die Strophe (Teil A) wieder aufgelöst wird. Dies wird auch durch das Saxophonsolo
deutlich, das nach Teil B wieder auf Teil A zurückkehrt und auch der Schluss des
Songs wird durch Teil A erreicht. Bei einem Pop-Song wäre es eher ungewöhnlich,
wenn der Song nicht mit dem Refrain endet. Die Begriffe Strophe (Verse) und
Refrain sind hier also nur bedingt passend. Weiters wäre für einen Pop-Song schon
alleine die Taktart und die Länge des Songs ungewöhnlich. Auch die Phrasierung
der Achtel-Noten hört man häufig im Jazz-Bereich, jedoch selten im Pop. Weitere
Elemente des Songs, die nicht unbedingt zum Pop-Genre passen, sind das
Saxophon-Solo beziehungsweise die Länge des Saxophonsolos und auch die
harmonische Komplexität des Songs vor allem im 2. Teil.
 Hey Laura
(vgl. Gregory Porter 2013a)
Thom Jurek beschreibt diesen Song treffend: »`Hey Laura` is characterized by
Porter's relaxed but utterly sincere delivery, and packs a knock-out emotional punch
in his protagonist's plea to the object of his affection« (Jurek 2016).
Der Song erklingt in D-Dur und steht im 4/4-Takt, wobei das Tempo der ViertelNote ungefähr bei 80 Schlägen pro Minute (Beats per minute) liegt und enthält nur
leitereigene Töne und Akkorde. Der Song steht im 4/4-Takt und das Tempo der
Vierteil-Noten liegt ungefähr bei 80 Schlägen pro Minute, gespielt wird er von Bass,
Klavier, Schlagzeug, Saxophon und Orgel. Geprägt ist der Song hauptsächlich von
Porters souligen Gesang und er vermittelt ein sehr relaxtes, romantisches Gefühl.
Der Song könnte in drei Teile gegliedert werden:
Teil A:
Dieser Teil kann als eine der Strophen gesehen werden, welche von Porter gesungen
wird. Der Song beginnt auch mit diesem Teil, welcher sich schließlich wiederholt
(1. + 2. Strophe). Nach dem Teil B folgt nochmals dieser Teil (3. Strophe), dabei
singt Porter dieselben Lyrics wie in der 1. Strophe.
42
Die Gesangsmelodie in Verbindung mit den Akkorden könnte in etwa
folgendermaßen notiert werden:
Teil B:
Dieser Teil stellt ein Saxophon-Solo dar, gespielt von Yosuke Sato am AltSaxophon, dar. Dieses Solo folgt allerdings neuen harmonischen Richtlinien.
Harmonisch ist das Solo geprägt von drei sich wiederholenden Akkorden innerhalb
von zwei Takten. Der ungefähre Verlauf Satos Solo soll hier abgebildet werden:
43
Wie anhand dieser Notation ersichtlich wird, verwendet Sato vorwiegend
leitereigenes Material aus D-Dur (größtenteils Pentatonik). Auf „tensions“ oder
„avoid notes“ verzichtet er weitgehend. Lediglich gegen Schluss spielt er eine kleine
Terz, wodurch er dem Solo einen etwas bluesigeren Charakter verleiht. Er spielt also
ein Solo, dass auf Ausgefallenes verzichtet und somit für den entspannten Charakter
des Songs sehr passend erscheint.
Teil C:
Dieser Teil kann als Outro bezeichnet werden. Dieses Outro setzt sich lediglich aus
sechs Takten zusammen und Porter wiederholt innerhalb dieser Takte seine
Anfangsphrase Hey Laura it´s me noch dreimal, welche Crawford am Klavier mit
kleinen Fills bereichert. Innerhalb dieses Outros gibt es keine Akkordwechsel mehr,
der Song klingt auf der Tonika (D-Dur) aus.
Aufgewertet wird der Song auch vom Organisten, der jeweils sanft und
unaufdringlich im Hintergrund zu hören ist. Dieser legt jedoch nur einen
Klangteppich, indem er die jeweiligen Akkorde spielt, jedoch keinerlei rhythmische
Motive mitspielt. Auch Klavier und Bass und Schlagzeug werden sehr
zurückhaltend und schlicht gespielt.
Im gesamten Song kommen nur sechs verschiedene Akkorde vor. Diese Akkorde
sind ausgehend von D-Dur als Tonika allesamt leitereigene Akkorde.
44
D / Em7 / G / A / Hm7 / F#m7 oder in Stufen: I / II / IV/ V / VI / III
Der gesamte Song ist von der harmonischen Abfolge her sehr einfach gehalten und
weist von den Harmonien große Ähnlichkeiten mit einem typischen Pop-Song auf.
Was jedoch nicht unbedingt für einen Pop-Song spricht, ist das Saxophon-Solo und
weiters, dass der Song eigentlich keinen Refrain aufweist.
 Holding On
(vgl. Gregory Porter 2016a)
Holding On ist ursprünglich ein Song vom Elektronik-Duo Disclosure des Albums
Caracal, das ebenso von Gregory Porter gesungen wird. Der Song wurde von
Howard Lawrence, Porter und Jimmy Napes geschrieben und konnte in den US
Dance Club Songs Platz 1 erreichen (wikipedia.org 2016).
Der Eröffnungssong des 4. Albums ist Porters eigene Version dieses Songs. Dieser
wurde neben Porter von James John Napier, Guy William Lawrence und Howard
Lawrence geschrieben beziehungsweise für Porter arrangiert (vgl. Gregory Porter
2016).
Thom Jurek beschreibt den Song folgendermaßen:
»The leadoff track,
unsurprisingly, is his own version of Holding On, with a double-timed, brushed hihat, Motown-esque bassline, and crystalline piano. It skirts the edges of pop-soul yet
remains in the jazz camp. Porter's lyrics are direct, confessional, and poetic« (Jurek
2016).
Der Song weist einen sehr ruhigen, getragenen Charakter auf, der auch aufgrund des
Schlagzeugers Emanuel Harrold entsteht. Aus Live-Versionen wird ersichtlich, dass
dieser eine Kombination aus 16tel Bewegungen auf der Hi-Hat mit einem
gewöhnlichen Stick und einer Wischtechnik mit einem Jazzbesen spielt, um diesen
ruhigen Charakter zu erzeugen. Markante Betonungen werden fast zur Gänze
weggelassen, manchmal spielt er leichte Akzente auf der Hi-Hat. Erst ab dem 2.
Refrain und dem Trompeten-Solo sind kurze Fills beziehungsweise Snare-Schläge
auf der Zwei und Vier zu hören. Das Tempo des Songs liegt etwa bei 100 Schlägen
pro Minute (Beats per minute).
45
Harmonisch kann der Song in zwei Teile gegliedert werden.
Die Strophen (Teil A) sind hierbei von folgenden zweitaktigen harmonischen
Strukturen geprägt, wie man am Beispiel der ersten Strophe erkennen kann.
Teil A:
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
Weight of love on my shoulders
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
I thought that it would be easier than this
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
I thought my heart had grown colder
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
But the warmth of your kiss, I can´t dismiss
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
Though my past has left me bruised
Gm7(9)
Dm7
Ebmaj7
I ain´t hiding from the truth
Gm7(9)
Dm7
C7(9)
When the truth won´t let me lie right next to you
Auch
die
markante
Basslinie
und
die
rhythmisch
etwas
verschobenen
Klaviervoicings (Off-Beats) orientieren sich an diesem hier ersichtlichen immer
wiederkehrenden Harmonie-Schema. Auch beim Trompetensolo wird über die
Harmonien von Teil A improvisiert.
Teil B kann als Refrain bezeichnet werden und wird von folgenden Harmonien
bestimmt:
46
Teil B:
Bb
But it´s holding on
Gm
And it´s holding strong
Eb
Even though I tried to make it
F/A
Played the part, but I can´t shake it
Als tonales Zentrum dieses Songs kann entweder G-Moll oder auch Bb-Dur
angesehen werden (je nachdem, ob man sich an Teil A oder Teil B orientiert).
Während des gesamten Songs kommen (egal ob man nun von G-Moll oder Bb-Dur
ausgeht) bis auf einen Akkord lediglich leitereigene Akkorde vor. Die Ausnahme
bildet der Übergangsakkord zum Refrain, nämlich C7(9). Dieser leitet jedoch in der
Funktion einer Doppeldominante zum ersten Akkord des Refrains (Bb-Dur) über.
Ungewöhnlich für die Songs Porters ist, dass sich der Song recht eindeutig in
Strophen und Refrain gliedern lässt, was bei den meisten anderen seiner Songs eher
zweifelhaft ist. Auffällig ist auch, dass die Akkordfolge des Refrains als (fast)
typischer „Turn Around“ bezeichnet werden kann. Der letzte Akkord wird
allerdings mit A im Bass gespielt. Somit wird er leicht verändert, könnte jedoch
auch als gewöhnlicher F-Dur Akkord gespielt werden, ohne den Charakter des
Songs wesentlich zu verändern.
Ein „Turn Around“ sieht folgendermaßen aus:
Im konkreten Fall (also dem Refrain) gehe ich von Bb-Dur als Tonika aus.
T / Tp / S / D / bzw.
Bb/Gm/Eb/ F/ oder in Stufen: I / VI / IV / V
Zahlreiche Popsongs arbeiten mit dieser standardisierten Formel, teils sind einzelne
Songteile davon bestimmt, teils komplette Songs. Einige Beispiele für diese
harmonische Formel aus der Popwelt wären etwa:
47
Jason Mraz – I´m Yours
Elton John – Can You Feel The Love Tonight
U2 – With Or Without You
The Beatles – Let it Be
Bob Marley – No Woman No Cry etc.
Auch Jurek (Eröffnungszitat) bemerkt, dass sich Porter hier an der Grenze zur
Popmusik befindet. Während die Strophe aufgrund der verschobenen Voicings und
dem verträumten Charakter der Akkorde (welche in dieser Form wahrscheinlich
äußerst selten in Pop-Songs vorkommen) für mich eher zur Jazzmusik zu rechnen
ist, ist der Refrain typisch für Mainstream-Popmusik. Die Instrumentierung, Porters
Gesang und das jazzige Trompetensolo wären jedoch wiederum untypisch für einen
Popsong.
48
3.3 Live-Performances
(Abb.6)
In diesem Abschnitt wird Porters Tour-Leben genauer untersucht. Dazu wird zunächst
Porters Live-Band vorgestellt. Exemplarisch werden abschließend zwei öffentliche
Auftritte Porters näher beleuchtet, um aufzuzeigen, wie sich Porter und seine Band bei
Auftritten präsentieren. Auch Porters Live-Musik soll in den Fokus genommen werden
und mögliche Differenzen zur Studiomusik aufgezeigt werden.
2.3.1 Besetzung bei Live-Auftritten
Zur Standardbesetzung bei den Live-Auftritten sind schon seit 2011 dieselben Musiker
zu zählen, die Porter bei Auftritten auf der ganzen Welt begleiten. Porter und Pianist
Chip Crawford geben an, dass sich die Band und somit die Besetzung für einen großen
Teil der Live-Auftritte Porters bei einer Jam-Session in einer Bar namens St. Nicks Pub
kennengelernt habe. In weiterer Folge bestanden die Betreiber der Bar darauf, dass die
gleiche Besetzung (Aaron James, Yosuke Sato, Emanuel Harrold, Chip Crawford und
49
Gregory Porter regelmäßig hier spielen sollten, was sie schließlich auch machten - dabei
lernten sich die Musiker gut kennen (vgl. Murph 2012). Porter: »We have played so
much together that it was only natural that when things started happening for me that I
would use them. We know each other so well. I love what they all do« (ebd.).

Emanuel Harrold (drums)
(Abb.7)
Harrold gibt an, mehr als hundert Verwandte zu haben, die entweder Musiker oder
Sänger sind, sein Weg war also schon vorgezeichnet. Keyon Harrold, sein Bruder, ist
ebenfalls bei zwei Alben Porters (Take Me To The Alley, Be Good) zu hören. Obwohl er
angibt, dass er schon als Kind Schlagzeuger werden wollte, bestand sein Großvater
darauf, dass er Horn, Bariton und Trompete lernen sollte. Mit 17 fokussierte er sich
ganz auf seine Schlagzeugkarriere (vgl. Johnson 2016). Zusammengearbeitet
(Tour/Aufnahmen/Auftritte) hat Harrold bereits mit Musikern wie etwa James
Spaulding, John Hicks, Ronnie Mathews, Donald Brown, Rene McLean, Roy Hargrove,
Tony Allen, Bill Saxton, Willie Akins, Kids in The Hall & Hypnotic Brass Ensemble
uvm. An zahlreichen Produktionen im Bereich Pop und Hip-Hop arbeitet Harrold
aktuell (emanuelharrold.com 2016).
»Emanuel Harrold percussive sound is nominated, awarded, appreciated and recognized
globally« (ebd.).
50

Albert „Chip“ Crawford (piano)
(Abb.8)
Der Pianist stammt aus North Carolina und machte bereits mit 14 Jahren seine ersten
Aufnahmen. Er besuchte das Berklee College of Music in den 70er Jahren. Weiters
machte er seinen Master in Musik 1991 und er lehrte schließlich an der Duke
Univerisity, North Carolina Central University und an der Shepard Magnet School. Er
war Mitbegründer der Gruppe „Workshoppe“ und tourte und arbeitete in Europa und
den USA mit Four Tops, Joe Zawinul, Donald Byrd, Isaac Hayes, Houston Person und
dem Produzenten Teo Macero. Ebenfallls gewann er den 1. Platz bei der International
Songwriter´s Competition in der Kategorie Jazz für seine Komposition „The Wrestler“
(vgl. zoominfo.com 2016).
Porter meint über Crawford: »And Chip he knows what I like. He's got that feeling! He
knows how to connect Coltrane, the church and rhythm and blues« (Thomas 2014).
51

Aaron James (bass)
(Abb.9)
(keine Informationen zu seiner Person)
52

Yosuke Sato (alto sax)
(Abb.10)
Sato wurde in Tokio geboren und begann auf der High School Jazz-Gitarre zu spielen
und wechselte sein Hauptinstrument auf Trompete als er die Universität besuchte. Nach
seiner Graduierung begann er Saxophon zu spielen und Jahre später begann er, in
Sapporo professionell Musik zu machen (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). In einem
Interview erzählt er, sein erstes Saxophon erst mit 26 Jahren gekauft zu haben – vom
Extra-Lohn seiner Firma, bei welcher er zu dieser Zeit arbeitete (vgl. Alonso 2014).
2008 zog Sato nach New York und wurde Mitglied der Band „Harlem Jazz Machine“
als Saxophonist. Die Band spielte öfters im St. Nicks Pub, wo er auch Porter
kennenlernte (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). Nachdem Sato vier Jahre als Tour-Musiker
für Porter gearbeitet hatte, gab er 2015 bekannt, nicht mehr aktives Tour-Mitglied von
Porter zu sein, um sich auf seine eigenen musikalischen Projekte konzentrieren zu
können (vgl. jazzfm.com 2015). Sato arbeitet als Saxophonist, Flötist, Klarinettist,
Arrangeur, Komponist und Lehrer (vgl. yosukesato.sub.jp 2016). Auf seiner FacebookSeite schrieb Sato 2015 über den Ausstieg aus der Live-Tour Besetzung:
»Hello my Facebook friends, I have been working as a member of US singer Gregory
Porter's tour band for these 4 years, and now I am concentrating on my own music
53
project so you might not see my appearances on his tours as of today. Thank you very
much for your support and hope you could give amazing G. Porter and his fabulous
band even more love than you have done« (jazzfm.com 2015).
3.3.2 Porters öffentliche Auftritte
Wirft man einen Blick auf Porters vergangene Auftritte, wird schnell klar, dass
sich seine Auftritte nicht auf seine Heimat oder gar seinen Heimat-Kontinent
beschränken lassen, sondern Porter tourte unermüdlich von einer Stadt zur
nächsten und hatte bereits Auftritte in Asien, Europa, Nord- und Südamerika.
Auffällig ist jedoch, dass die meisten seiner Auftritte in Europa und nicht in den
USA stattfanden (vgl. bandsintown.com 2016).
Auch ein Blick auf seine in Zukunft geplanten Auftritte verraten, dass vor allem
Konzerte in den USA und einer Vielzahl von Städten in Europa geplant sind
(auch zwei Auftritte in Österreich bis 2017). Weiters sind auch geplante Auftritte
in Australien ersichtlich (vgl. gregyporter.com 2016).
Bezüglich seines Tour-Lebens und auf die Frage, ob er seinen großen Erfolg
überhaupt selbst bemerkt hat, sagt Porter:
»Ich habe nicht viel davon mitbekommen, denn ich war in diesen zwei Jahren eigentlich
ständig unterwegs. Ich bin von Konzert zu Konzert gereist, und überall saßen
Menschen, die meine Musik hören wollten. Ich habe mich darauf konzentriert, ihnen
eine gute Show zu liefern - ganz gleich, ob ich in einem Klub gespielt habe oder vor
15.000 Menschen. Es fühlt sich aber noch immer unglaublich an« (Borcholte / Dettmer
2016).
Nach Beobachtung zahlreicher Live-Auftritte Porters ist für mich ersichtlich,
dass er den größten Teil dieser mit seiner Standard-Live-Besetzung absolviert,
die in Punkt 2.3.1 näher beschrieben wurde. Kürzere Auftritte, etwa in Fernsehoder Radioshows absolvierte er auch oftmals nur mit seinem Pianisten Chip
Crawford. Jedoch hatte Porter darüber hinaus zahlreiche Gastauftritte, bei
welchen er mit Big-Bands, Orchester (wie etwa dem Metropole Orchestra in
Amsterdam) oder auch anderen bekannten Musikern, wie etwa seinem Kollegen
bei Blue Note Records, Jamie Cullom, auftrat und die ihm mittlerweile zu
internationaler Beliebtheit und Bekanntheit verholfen haben.
Eine enge
54
Verbindung hat Porter auch mit Deutschland, wo er besonders häufig Auftritte
hatte beziehungsweise hat und wo er mit seinem Album Liquid Spirit auch neben
den Niederlanden die Top Ten der Chart erreichen konnte (vgl. 2.1.3). Interessant
ist, dass Porter in Europa (vor allem in Deutschland) größere Erfolge als in seiner
Heimat feiern konnte und sich noch größerer Beliebtheit erfreut, deshalb
absolviert er auch so viele Live-Auftritte in Europa. Über die Gründe dieses
Phänomens meint Porter in einem Interview:
»Auf jeden Fall ist es aber so, dass Sie in Europa unsere Musik, den Jazz, genauso
behandeln und bewerten wie andere Musik, wie Pop oder Rock. In den USA wirst du in
die kleine Schachtel deines Genres gesteckt, und es hängt von vielen Faktoren ab, ob du
wieder herausgelassen wirst. Der Erfolg, den ich in Europa habe, für den ich vor allem
dem deutschen Publikum zutiefst dankbar bin, hat mir auch gezeigt, wer ich in Wahrheit
bin, als Künstler« (ebd.).
Besonders zwei Auftritte verhalfen Porter in der Vergangenheit zu einer großen
Bekanntheit und Beliebtheit in Deutschland, nämlich ein Gastauftritt bei Max Herres
„MTV Unplugged Kahedi Radio Show“ (2013), wo er mit diesem gemeinsam die
beiden Songs Vida und So wundervoll sang und Porters Auftritt bei „The Voice of
Germany“ im Dezember 2014, wo er seinen Song Hey Laura präsentierte.
Exemplarisch sollen nun zwei Auftritte Porters, nämlich der soeben erwähnte
Gastauftritt bei „The Voice of Germany“ sowie ein größerer Auftritt mit seiner LiveBand beim Lowlands-Festival in den Niederlanden, ebenfalls aus dem Jahr 2014, näher
analysiert werden. Das Augenmerk soll dabei auf Porters Auftreten und Verhalten auf
der Bühne im Allgemeinen liegen. Weiters soll ein Vergleich seiner Live-Performances
mit seiner Studioversionen angestellt werden.
2.3.2.1 Gastauftritt bei „The Voice of Germany“
Ein
Video
dieses
Auftritts
findet
sich
online:
http://www.the-voice-of-
germany.at/video/416-gregory-porter-mit-hey-laura-clip (Zugriff: 1.7.2016)
55
Interessant bei diesem Auftritt sind vor allem die Rahmenbedingungen. Porter wird hier
nämlich bei einer äußerst erfolgreichen Gesangs-Castingshow, die im deutschen
Fernsehen auf ProSieben und Sat.1 ausgestrahlt wurde beziehungsweise noch immer
wird, als „Stargast“ angekündigt und präsentiert. Dieser Aspekt ist natürlich eine tolle
Werbung für Porter, da schon der durchschnittliche Teilnehmer dieser Show als äußerst
talentiert gilt, er jedoch kein Teilnehmer, sondern „Stargast“ ist. Ein weiterer wichtiger
Aspekt dieses TV-Auftritts ist, dass eine Sendung bei dieser 4. Staffel durchschnittlich
von 3,52 Millionen Zuschauern via Fernseher verfolgt wurde. Dies führte zu 12%
Marktanteil und wenn man sich die Werberelevanten ansieht, so fuhren die TVStationen zusammen 20,3% Markanteil ein (vgl. qotenmeter.de 2014). Somit also eine
perfekte Werbung für Porter.
Performt wird lediglich der Song Hey Laura, welcher sich ebenfalls auf dem Album
Liquid Spirit finden lässt (vgl. 3.1.3 / 3.2). Porter präsentiert sich hier im Stile eines
Gentlemans, indem er ein weißes Hemd, darüber ein Gilet und weiters einen edlen
Anzug trägt. Auf dem Kopf trägt Porter sein Markenzeichen, seine dunke Ballonmütze.
Aufgrund dieses Markenzeichens wird Porter mittlerweile auf der ganzen Welt erkannt
(vgl. auch 4.2). Zu dieser ruhigen Ballade ist es wenig überraschend, dass sich Porter
keinen Schritt bewegt, lediglich mit seinen Händen unterstützt er gestikulierend die
Emotionen des Songs. Zwischendurch schließt er seine Augen, um sich scheinbar mehr
auf seine Gefühle und Emotionen konzentrieren zu können. Das Gesangsmikrofon hält
er nicht selbst, sondern ist an einem Mikrofonständer vor Porter fixiert. Der Song
erklingt eine Spur langsamer als die Studioversion. Porter ist auf der Bühne lediglich
mit zwei Musikern zu sehen, seinem Pianisten Chip Crawford und einem für mich
unbekannten Tenor-Saxophonisten. Allerdings verstecken sich hinter dieser Bühne noch
die Musiker, welche die SängerInnen der Show musikalisch begleiten. Diese kann man
in ganz kurzen Sequenzen auch beim Spielen beobachten. So sind wie bei der OriginalVersion Bass, Schlagzeug, Klavier und Orgel zu hören. Auffällig bei dieser Version
sind jedoch E-Gitarren-Fills, die scheinbar vom E-Gitarristen der Show-Band gespielt
werden, was somit für eine wirkliche Live-Performance sprechen würde. Was mich
jedoch etwas an der Live-Theorie zweifeln lässt, ist der Saxophonist: Nachdem er an der
gleichen Stelle wie im Original ein Solo spielt, das jedoch etwas verändert erklingt im
Vergleich zur Studioversion (er spielt auch Tenor- , nicht wie auf dem Album AltSaxophon), setzt er kurz ab, bevor Porter seinen nächsten Part singt. Anschließend setzt
er aber sogleich wieder an und gibt vor weiterzuspielen, dennoch kann ich hier kein
56
Saxophon mehr hören. Auch die Finger- und Tastenbewegungen des Pianisten lassen
mich sehr daran zweifeln, dass die Performance tatsächlich live geliefert wurde. Ich
persönlich glaube, dass es sich hierbei um eine Playback-Version handelt. Dennoch sind
alle Zuschauer im Saal scheinbar begeistert, man hört das Publikum im Saal etwas
unrythmisch auf 2 und 4 klatschen (daher sollte zumindest das Klatschen wirklich live
sein) und sowohl die Teilnehmer der Show als auch die Coaches (Stars wie Stefanie
Kloß und die „Fantastischen Vier“) werfen bewundernde Blicke auf Porter.
Zusammengefasst handelt es sich um eine perfekte Werbung für Porter - die Wenigsten
werden darüber nachdenken, ob er hier wirklich live singt oder nicht.
3.3.2.2 Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival
Ein
Video
des
Auftritts
findet
sich
online:
https://www.youtube.com/watch?v=rYz76ZqS1c0 (Zugriff: 1.7.2016)
„Lowlands“ ist ein Musikfestival, das seit 1993 in den Niederlanden abgehalten wird
und dieses wird etwa von 55 000 Zuschauern jedes Jahr besucht. Der Musikfokus liegt
eigentlich auf Rock, Pop, Dance, Hip-Hop, Alternative (vgl. wikipedia.org). Porter passt
eigentlich nicht perfekt
für das beschriebene musikalische Genre des Festivals,
trotzdem mangelt es bei seinem Konzert keinesfalls an Zuschauern, die Stimmung ist
sehr gut. Das im Folgenden beschriebene Konzert Porters wurde im Rahmen dieses
Festivals 2014 abgehalten.
Porter gibt hier mit seiner üblichen Standard-Livebesetzung (siehe oben) ein 55
Minuten dauerndes Konzert. Zum Einstieg stellt Porter kurz die Band vor und jeder
Einzelne erhält tosenden Applaus vom Publikum. Porter und seine Band scheinen also
absolut nicht unbekannt zu sein. Porter zeigt sich sichtlich gut gelaunt und weist darauf
hin, dass sie einige Songs des (damals) neuen Albums Liquid Spirit und Songs der
älteren Alben Be Good und Water performen werden. Auch bei diesem Konzert
präsentiert sich Porter nobel gekleidet mit blauem Sakko, grauem Hemd, brauner Hose
und seiner Ballonmütze. Auch die restlichen Bandmitglieder präsentieren sich eher edel
gekleidet (in Sakkos, Hemden, Gilets) und wirken trotzdem sehr cool und hip (teilweise
durch Sonnenbrillen und extravagente Kopfbedeckungen). Im Prinzip entspricht dieser
Kleidungsstil einem Mix aus dem Jazz-Look der Vergangenheit, bei dem es wichtig
war, edel und vornehm gekleidet zu sein und einem neueren Trend, bei dem es wichtig
57
ist, so lässig gekleidet zu sein, dass man den Eindruck bekommen könnte, es sei dem
Künstler völlig egal, wie er gekleidet ist. Auch die Kopfbedeckung hat im Jazz eine
lange Tradition, bis auf den Bassisten tragen alle eine Jazzmütze. Das Bühnenbild ist
nicht sehr aufregend gestaltet, lediglich „Gregory Porter“ steht in weißer Schrift über
den Musikern. Etwas spannender ist die Lichtshow, zahlreiche sich bewegende
Scheinwerfer sind auf Porter und die Musiker gerichtet und wechseln dabei ständig ihre
Farbe. Porter steht wieder vor einem Mikrofon, welches an einem Ständer fixiert ist.
Dieses Mikrofon ist vergoldet, macht also auf jeden Fall schon einmal einen guten
Eindruck.
Der erste Song Free wird auf der Studio-Version mit einem Bläsersatz realisiert, der
nun jedoch nicht zur Verfügung steht. So spielt etwa das Bläserintro der Pianist
Crawford, später spielt Sato mit Hilfe eines Geräts am Boden (evtl. Harmonizer)
mehrstimmige Linien. Durch diesen Effekt hört sich sein alleiniges Spielen wie ein
gesamter Bläsersatz an. Auffällig ist auch die Länge des ersten Songs: Bei dieser LiveAufnahme dauert der erste Song über sechs Minuten, obwohl er im Original etwa fünf
Minuten dauert, wobei das Tempo in etwa gleich gewählt wurde. Ausschlaggebend
hierfür ist sicherlich das enorm lange Saxophon-Solo von Sato, der gleich zu Beginn
sehr schnell und virtuos spielt. Dem Publikum wird das Gefühl vermittelt: Diese
Musiker können wirklich etwas. Obwohl Porter keine großartige Choreographie hinlegt,
bewegt er sich doch mit zu diesem schwungvollen Song und fordert auch das Publikum
während des Songs anhand von Handbewegungen auf, mitzusingen. Gleich nach diesem
Song folgt begeisterter Beifall und Jubel des Publikums, Porter kommt offensichtlich
sehr gut an. »Peace and love ya. Thank you«, ist die Antwort Porters. Der nächste Song
No Love Dying dauert statt 3:55 Minuten auf dem Album etwa sechs Minuten.
Nachdem die gleiche Besetzung sowohl live als auch auf der Aufnahme spielt, ließe
sich der Song leicht 1:1 nachspielen. Es wird jedoch ein langsameres Tempo gewählt,
für Saxophonist Sato wird wiederum sehr viel Zeit eingeplant und zum Schluss
improvisiert Porter noch scheinbar frei nach seinem Belieben und muntert auch das
Publikum erfolgreich auf, mitzusingen. Das Publikum scheint begeistert zu sein und der
Applaus nach diesem Song ist noch größer als nach dem ersten. Interessant ist auch,
dass Porter seine Melodien in wenigen Fällen original nachsingt. Er singt den gleichen
Text in einer sehr ähnlichen Melodieabfolge, jedoch gerne rhythmisch etwas nach vorne
oder hinten verlegt. Rhythmisch wirkt Porter extrem sicher. Auffällig ist auch, dass
Porter nicht unbedingt im absoluten Mittelpunkt steht. Bei den Solis weicht Porter ein
58
paar Schritte zurück und beobachtet lächelnd den Solisten. Auch die anderen Musiker
scheinen sich offensichtlich über den jeweiligen Solisten zu freuen. Dem einzelnen
Musiker wird also sehr viel Platz eingeräumt. Beim nächsten Song Liquid Spirit fordert
Porter das Publikum auf, mitzuklatschen und auch er klatscht den ganzen Song durch,
was eine durchaus beachtliche Leistung darstellt, denn dieses Klatschen in Verbindung
mit seinem rythmisch schwierigen Gesang erfordert eine gewisse rythmische
Unabhängigkeit, die er ohne Zweifel aufweist. Auch die anderen Musiker animieren das
Publikum, wenn sie nicht gerade selbst spielen. Diesmal zeigt auch Crawford auf
seinem Keyboard (er spielt hier live nicht auf einem Flügel) sein großes Können. Er
improvisiert in einer Art und Weise, die harmonisch schwer nachzuvollziehen ist, indem
er für sich selbst zusätzliche Zwischenharmonien als Ergänzung zu jenen Harmonien
findet, welche die anderen Musiker spielen. Selbst einem Musiklaien wird bei diesem
Konzert klar, dass es sich um gelernte, routinierte Jazzmusiker handelt, die extrem
sicher sind, in dem, was sie tun. Mit Hey Laura folgt ein Song, der Original in einer
sehr ähnlichen Besetzung gespielt wird und obwohl Porter und seine Band wieder eine
freie Version für diesen Song finden, scheinen ihn viele aus dem Publikum
wiederzuerkennen und zu genießen. Die fast achtminütige Version des Work Songs wird
mit einem Schlagzeugsolo eröffnet und hat kaum Ähnlichkeiten mit der AlbumVersion, außer natürlich der ungefähren melodischen und harmonischen Struktur. Der
Saxophonist Sato scheint hier sein Letztes zu geben und auch Porter legt scheinbar alle
seine Energie in diesen Song. Das Publikum scheint erneut extrem begeistert zu sein,
Porter genießt dies mit einem Lächeln und nimmt cool einen Schluck aus einer
Mineralwasserflasche. Schließlich leitet er mit ein paar Worten thematisch zum
nächsten Song Musical Genocide über: »I love the music, I love the blues, I love the
soul – and I gotta keep it alive!« Auch hier wird schon alleine das Intro besonders
ausgekostet, indem Porter viel später über die Linie von Bass, Klavier und Schlagzeug
einsteigt. Zudem wird die Grundlinie schon etwas verändert gespielt, langsamer und vor
allem durch den Pianisten wirkt die Linie etwas funkiger. Der Song ist erneut durch
zahlreiche Abweichungen vom Orinal geprägt. Porter variiert die Hauptmelodie,
improvisiert gerne mit bestimmten Phrasen, Sato und Crawford wird viel Platz für Soli
eingeräumt, welche man nicht ansatzweise auf dem Original (und auch nicht auf
anderen Live-Versionen) hören kann. Crawford macht es auch sichtlich Spaß sein Solo
mit der bekannten Melodie aus Ladies Night von „Kool and the Gang“ zu starten (und
59
auch die anderen Musiker scheinen amüsiert darüber). Am Schluss improvisiert Porter
über eine Gesangslinie, die das Publikum für ihn singt: I do not agree, noo!
Ein wesentlicher Aspekt des darauffolgenden Song Movin´ ist auf der der
Originalversion das zweistimmige Saxohonspiel von Sato und Pennicott (Alt- und
Tenorsaxophon). Das Problem, live nur mit einem Saxophonisten besetzt zu sein, wird
teilweise durch Crawford am Klavier gelöst, indem er diese Linien am Klavier realisiert
und teilweise durch das Effekt-Gerät von Sato, welches eine Zweistimmigkeit
ermöglicht. Der letzte Song dauert stolze zehn Minuten, ist jedoch trotzdem der einzige
Song, der live somit kürzer gespielt wird als im Original. Es handelt sich um den Song
1960 What?, also eine groovige Stimmungsnummer. Nachdem die durchgängige
Grundlinie vom Bass erklingt, beginnt das Publikum sogleich begeistert im Rhythmus
mitzuklatschen. Während dies passiert, bedankt sich Porter beim Publikum mit den
Worten: »Thank you so much ladies and gentlemen, you´ve been a wonderful
audience!« Anschließend stellt er nochmals seine Musiker einzeln unter tosendem
Applaus vor. Mit einem für Porters Verhältnisse hohen Halteton verabschiedet sich
Porter vom begeisternd applaudierenden Publikum und er geht von der Bühne. Es folgt
jedoch noch ein musikalisches Outro, bis schließlich auch die Musiker unter ständigem
Beifall grinsend von der Bühne abtreten.
Auffällig ist also, dass Porter sich nicht unbedingt in den Mittelpunkt des Geschehens
drängt, obwohl nur sein Name im Hintergrund abgebildet ist und nur sein Name
eigentlich vermarktet wird. Sieht man sich nur dieses Konzert an, würde man den
Eindruck bekommen, alle dieser Musiker auf der Bühne sind gleichwertig – Porter ist
nur der Sänger dieser Band. Den einzelnen Musikern wird so viel Platz und
Aufmerksamkeit eingeräumt, dass man wahrscheinlich Fan von jedem (oder eben von
keinem) wird beziehungsweise ist. Die Live-Versionen unterscheiden sich doch in
vielen Punkten von den Versionen der Studio-Alben. Der Unterschied ist jedoch
keinesfalls so markant, dass man die Songs nicht wiedererkennen würde. Das macht
Porter natürlich für einen Live-Besuch sehr interessant, wenn man ihn prinzipiell gut
findet. Live wird auch sehr deutlich, dass es sich wirklich weitgehend um Jazz-Musik
handelt, da sehr viel Platz für Soli eingeräumt wird, insgesamt sehr viel improvisiert
wird (auch mit dem Publikum) und die Soli so beeindruckend gespielt werden, dass
man erkennt, diese Musiker sind Meister im Improvisieren – auch Porter selbst.
60
3.4 Porters Gesang
Porters
Stimme
beziehungsweise
sein
Gesang
weist
einen
sehr
hohen
Wiedererkennungswert auf und vielfach wurde sein Gesang in der Presse gelobt.
Wichtige Elemente und Hintergründe seines Gesangs werden im Folgenden näher
beleuchtet.
Porter nennt des Öfteren Sänger und Sängerinnen, welche seinen Sound mitgeprägt und
mitbeeinflusst haben. Hört man sich diese SängerInnen an, kann man bezüglich der
Klangfarbe und der Phrasierung durchaus Parallelen erkennen. Als sein größter
musikalischer Einfluss nennt Porter Nat King Cole.
In einem Interview meinte Porter: »I liked the style of his rich, gentle voice« (Smyth
2014). Porter meint weiters über Cole:
»Coles Gesang wirkt so leicht und mühelos. Alles ist an seinem Platz, seine Musik hat
Ewigkeitscharakter. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, er singt allein für mich. Genau
das möchte ich auch bei meinen Hörern hervorrufen« (Broecking 2015: 17).
Weiters gibt Porter an, vom Sound der 70er Jahre geprägt zu sein: Zu seinen Vorbildern
als Sänger zählt er Donny Hathaway, Bill Withers und Lou Rawls (vgl. ebd.).
Musikkritiker beurteilen Porters Klangfarbe und Gesangsstil folgendermaßen:
»Gregory Porter has a warm, mellow, baritone voice with a heavy bass bottom, plush
with soft brass notes that glide like liquid honey« (McCormick 2016).
Und weiter:
»His unabashedly old-fashioned style conjures up easy-on-the-ear nightclub jazz
pitched somewhere between the warm croon of Nat King Cole and light swing of
Moondance-era Van Morrison, with notes of gospel, blues and soul« (ebd.).
Der Musikkritiker Spicer schrieb Folgendes über Porters Stimme:
»Porter’s voice is a marvel: a warm, assured tenor with precise, impeccable intonation,
completely at home in classy originals that – like all good jazz – seem to bathe in
timeless familiarity« (Spicer 2012).
61
Porters Stimmumfang (Bruststimme) liegt liegt bei etwa zwei Oktaven (ca. F – f1).
Zumindest bewegt er sich bei Live-Versionen sowie seinen Studioaufnahmen innerhalb
dieses Tonumfangs und kann somit als Bariton eingestuft werden. Qualitativ kann ich
zwischen Porters Live-Gesang und seinen Studioversionen keinen wesentlichen
Unterschied festmachen. Porter singt auch live qualitativ hochwertig und extrem sicher.
Porters Gesang lässt sich offensichtlich (genauso wenig wie sein musikalisches Genre
insgesamt) keinem bestimmten Stil zuordnen, jedoch setzt Porter folgende
Gesangselemente ein:
-
Crooning: Dieser Stil entwickelte sich etwa ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre
im Kontext von Rundfunkübertragungen und zeichnet sich durch die Wärme und
Identität der Stimme aus. Ab den 1940er Jahren entwickelte sich ein Image des „All
American Crooners, das vor allem von Frank Sinatra weitergeführt wurde (vgl.
Pfleiderer 2015: 53f). Porters Gesang ist sehr wesentlich von diesem Stil geprägt.
-
Shouting: Dies kann als Schreien oder lautes Rufen bezeichnet werden und wurde in
der afroamerikanischen Gesangstradtition zum Stilmerkmal. Geprägt ist das Shouting
von einem hohen subglottischen Druck und leicht gesenktem Kehlkopf. Bekannte
Vertreter sind etwa Mahilia Jackson (Gospel Shouter) oder
Ma Rainey (Blues
Shouter, vgl. ebd.: 57). Porter setzt diese Technik beispielsweis bei verschiedenen
Versionen von Adderley´s Work Song ein.
-
Scatgesang: Dieser Gesangsstil bezeichnet einen stimmlichen Ausdruck, der nicht
zwangsläufig an einen zu vertonenden Text gebungenden ist, der einen Inhalt
transportiert. Eine typische Vertreterin, die diesen Stil gerne einsetzte, war Ella
Fitzgerald (vgl. ebd.: 68). Porter wendet diesen Stil bei einigen seiner Songs an,
speziell jedoch bei Live-Auftritten. Ein Beispiel wäre etwa der Song Bling Bling.
Weitere Auffälligkeiten
-
Porters Gesang ist geprägt von einem starken Vibrato- und Tremolo-Einsatz. Auch
„schleift“ Porter seine Töne gerne etwas an (Bending) und singt somit die Töne nicht
direkt an.
-
Porters Gesangsmelodien sind häufig geprägt von einer komplexen Rhythmik, wie an
folgendem Beispiel (Anfangsteil des Songs No Love Dying) nochmals ersichtlich
gemacht werden soll.
62
63
3.5 Songtexte
Porter gibt in einem Interview an (vgl. Brown 2012), die meisten seiner Songs selbst zu
schreiben und auch anhand der Analyse Porters Solo-Alben wird dies ersichtlich. Um
genau zu sein, wird angegeben, dass Porter für sein erstes Album Water sieben der elf
Songs selbst geschrieben hat (den Song Wisdom jedoch in Zusammenarbeit mit Daniel
Jackson). Bei seinem zweiten Album Be Good hat Porter selbst neun der zwölf Songs
selbst geschrieben und auf seinem dritten Album Liquid Spirit wird angegeben, dass
Porter hier elf der insgesamt vierzehn Songs selbst geschrieben hat (den Song Free
jedoch in Zusammenarbeit mit Zak Najor). Beim letzen Album Porters hat Porter laut
den Angaben neun von zwölf Songs selbst geschrieben. Von den analysierten Alben
sollte Porter also 36 von 49 Songs selbst geschrieben haben, wenn die Angaben
stimmen. Jene Songs, welche Porter nicht selbst geschrieben hat, sind großteils (Jazz)Standards (vgl. Alben). Porter kann als Songwriter bezeichnet werden, der also
(großteils) seine eigenen Texte schreibt. Nachdem er nicht nur seine Texte schreibt,
sondern diese auch selbst vertont und singt, kann Porter durchaus auch als SingerSongwriter bezeichnet werden. Dabei ist jedoch anzumerken, dass Porter jedoch bei der
Vertonung seiner Texte natürlich auch Hilfe von anderen Leuten bekommt, wie bereits
aus der Analyse der Alben ersichtlich wird. Arrangiert werden seine Songs vor allem
(neben Porter selbst) von Kamau Kenyatta und Chip Crawford. Brian Bacchus meint
über Porter als Songwriter:
»…I think that his voice coupled with his songwriting may be the thing that leaves most
listeners with their mouths open…« (motema.com 2016).
Über den Schreibprozess seiner Songs gibt Porter an, dass dieser bei jedem Song
unterschiedlich abläuft. In einem Interview mit Charles Waring meint er dazu
Folgendes:
»Generally, it will start with a phrase and I'll build the front part or the back part of that
phrase. But a song from my last album, 'Illusion,' just kind of wrote itself and it was like
a long poem that just flowed together. It was the same way I think for 'On My Way to
Harlem' - sometimes the melody, the bass line and the lyric will come to me all at one
time. Sometimes I work on it a little bit one day and then I'll come back to it a week
later. My process is different. It's different for every song« (Waring 2012).
64
Im selben Interview verrät Porter, dass er seine Songs mit Hilfe eines Klaviers schreibt:
»…it's a slow process with the piano. When inspiration for the music hits me, the initial
thing I use is my cell phone, or a mini recorder, then I can pick out melodies sometimes
later on myself or I'll get with Chip Crawford, my piano player, and we move a lot
faster when I work with him. Generally it'll be all done before I can get down to put it
on paper. It'll just be snippets and sections in my brain and I'll put it all together and
onto paper« (ebd.).
Weiters verrät Porter:
»Es ist so, dass mir zumeist Text und Melodie zugleich einfallen. Komponieren ist ein
Vorgang, bei dem Herz und Hirn miteinander mysteriös kommunizieren« (Tosic 2016).
Porters Texte sind ausschließlich auf Englisch verfasst. Die Häufigkeit von Englisch bei
großen internationalen Erfolgsstücken ist so eklatant, dass Englisch gleichzeitig auch
eine halbvariable Bedingung für einen größeren internationalen Erfolg angesehen
werden muss (vgl. Kramarz: 2014: 265). Somit ist es für Porter sicherlich ein Vorteil,
dass Englisch seine Muttersprache ist und ohne diese Grundbedingung wäre sein
mittlerweile großer internationaler Erfolg wahrscheinlich nicht möglich.
Thematisch ist an seinen Songs natürlich auffällig, dass ein großer Teil seiner Songs
von Liebe (und der dazugehörigen Problematik) handelt. Interessant dabei ist, dass diese
Thematik auch im Bereich der Popmusik eine offensichtliche Empfehlung darstellt, um
einen internationalen Hit zu landen. Etwa 70% aller erfolgreichen Popsongs behandeln
ebenfalls diese Thematik(vgl. ebd.: 269). Porter:
»I like to sing about love and all of its forms. The confused love. The backwards love.
The clandestine love. Sometimes hate is a confused love« (Brown 2012).
Als typisches Beispiel eines Songs über Liebe und der dazugehörigen Problematik
könnte der Song Hey Laura angeführt werden. Die erste Strophe des Songs lautet
folgendermaßen:
Hey Laura it's me
Sorry but I had to ring your doorbell so late
But there's something bothering me
65
I really am sorry but it just couldn't wait
Is there someone else instead of me
Go ahead and lie to me and I will believe
You're not in love with him and this fool can see
That the rivers of your love flow up hill to me
Hier singt Porter von seinen Bedenken und Ängsten in Bezug auf seine Geliebte Laura.
Er hofft offensichtlich, dass sie nur ihn liebt und keinen anderen.
Weitere Beispiele von Songs über Liebe im weiteren Sinne wären etwa:
Illusion, Lonesome Lover, Movin`, Be Good, I Fall In Love Too Easily (Cover),
Wolfcry, Water Under Bridges etc.
Thematisch ist an Porters Texten weiters auffällig, dass sie oftmals von (politischen)
Missständen und sozialen Ungerechtigkeiten sprechen. Seine Songs stellen eine Form
von Protest dar, der teilweise subtiler, teils ganz direkt artikuliert wird. Porter meint in
einem Interview über den Protest in seinen Songs:
»Protest gehört zu den Grundlagen des Jazz, der aus dem Blues entstanden ist. Da lässt
sich eine direkte Verbindungslinie zum HipHop ziehen« (Borcholte / Dettmer 2016). Im
selbigen Interview meint Porter auf die Frage, ob Jazz so geeignet ist für Protest, weil er
die freieste aller musikalischen Ausdrucksformen ist:
»Ich glaube schon. Es ist großartige Musik, die progressiv ist und vorantreibt, die mehr
gegenseitigen Respekt und Offenheit befördert, eine Offenheit des Denkens« (ebd.).
Einer der auffälligsten Protestsongs Porters ist der Song 1960 What? auf seinem ersten
Album, welcher die Ermordung von Martin Luther King und den Rassismus in den
Sechzigern thematisiert:
1960 What? 1960 Who?
1960 What? 1960 Who?
19, hey, the Motor City is burning, ya'll
That ain't right
There was a man, voice of the people
66
Standing on the balcony, of the Loraine Motel
Shots rang out, yes, it was a gun
He was the only one, to fall down, ya'll
That ain't right, then his people screamed
Porter will damit aufzeigen, dass der Rassismus auch heute noch nicht überwunden ist
und auch er selbst noch heute mit Rassismus konfrontiert wird.
Porter:
»I don’t say ’1970, what?’ or ’1980, what?’ but the timelessness of the song is implied,
for when it happens in the next ten years. I hope it doesn’t, but it probably will. It’s a
recurring story if we don’t learn from history« (ebd.).
Ein weiteres Beispiel dieser thematischen Kategorie wäre etwa der Song When Love
Was King.
Vergleicht man dazu die Thematik erfolgreicher Pop-Songs, so kann man feststellen,
dass nicht einmal drei Prozent dieser eine vergleichbare Thematik aufweisen (vgl.
Kramarz 2014: 323). Hier weicht Porter also von der gängigen Praxis populärer Musik
ab.
Weitere immer wiederkehrende Elemente Porters Texte sind etwa Familie, Respekt,
Freiheit, Zerrissenheit und Schmerz (vlg. Broecking 2015: 56).
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Songs Porters ist der autobiographische,
persönliche Zugang, den Porter immer wieder in seine Songs miteinfließen lässt.
Zumindest behauptet Porter dies in verschiedensten Interviews und dies scheint auch
weitgehend naheliegend zu sein. Porter: »I think when I'm connected to something that I
care deeply about I'm able to emote« (Waring 2012).
Bei folgenden Beispielen etwa gibt Porter solch einen persönlichen Hintergrund an:

Mother´s Song
-
ein Song über seine eigene Mutter Ruth, die schließlich an Krebs verstarb (vgl.
Broecking 2015: 31).
…A mother who taught all of her children to love and be loved by eatch other…

Painted On Canvas
67
-
Er singt über jene Zeit, als er als Ensemblemitglied der Theater-AG spielte und
Mitglied der Highland Football-Mannschaft war (vlg. Broecking 2015: 15).
..Can I get some greens and some blues?... Grün und Blau waren die Farben des
Highland Teams (vgl. ebd.).

Pretty
-
Er singt über ein Mädchen aus Pakistan, das er kannte. Porter gibt an, dass sie fünf
bis sechs Kamele besaß und (für ihn) unglaubliche braune Augen hatte (vgl. Waring
2012).
But when you go
Better when you do
You'll see a brown eyed girl
Who changed my world for good

On My Way To Harlem
-
Porter beschreibt hier seine Wiederkehr nach Harlem und wie sich die Umgebung für
ihn dort verändert hat (vgl.Broecking 2015: 67).
I found out on my way to Harlem
Ellington you don't live 'round here
He moved away one day so they say
From Harlem
I can hear his echos still
Now now now you can't keep me away from where I was born
I was baptized by my daddy's horn
»Meine Songs beginnen meistens mit einer persönlichen Erfahrung", erklärt er seine
Vorgehensweise. "Ich versuche aber, keine allzu starre Perspektive einzunehmen. Ich
möchte jeden Hörer auf seine oder ihre ganz spezielle Art berühren. Dabei kommt es
auf die Lyrics genau so an wie auf das, das man zwischen den Zeilen lesen kann«
(vgl. Waring 2012).
68
Eine
weitere
Auffälligkeit
der
Texte
Porters
sind
die
verschiedenen
Bedeutungsebenen seiner Texte sowie die vielen bildhaften Ausdrücke, welche in
den Texten vorkommen. Einige Beispiele hierzu sind:

Be Good
She said lion's are made for cages
Just too look at in delight
You dare not let em walk around
'cause they might just bite
Does she know what she does when she dances around my cage?
-
Porter beschreibt hier eine Frau, die um einen Löwenkäfig tanzt, meint damit jedoch
sich selbst, der sich in der Beziehung vorkommt wie ein Löwe, der in einen Käfig
gesperrt ist und in seiner Freiheit eingeschränkt wird.

Water Under Bridges
Somebody told me: "Get over it."
It's like water under bridges
That have already burned.
-
Hier wird bereits der Titel des Songs zur Metapher. Porter verwendet hier diesen
bildhaften Ausdruck beziehungsweise diesen Vergleich, um damit eine gescheiterte
Beziehung auszudrücken, die keine Chance mehr hat.

Painted On Canvas
We are like children
We're painted on canvases
Picking up shades as we go
We start off with gesso
brushed on by people we know
Watch your technique as you go
69
-
Diese gesamte erste Strophe präsentiert sich hier wiederum als ein Sprachspiel
bestehend aus mehreren bildhaften Ausdrücken. Porter beschreibt hier (aus seiner
Sicht), dass die Kinder dieser Erde wie die verschieden Farben einer Farbpalette sind
und will damit auf die Wichtigkeit gegenseiten Respekts hinweisen.

More Than A Woman
She never walked on water
She never turned that water to wine
But being 'round her made my blind eyes see
-
Porter spielt hier offensichtlich auf die Bibel an und spielt hier mit einer religiösen
Metaphorik, um seine Gefühle für seine Mutter auszudrücken, welche Pastorin war.
Weitere Beispiele für die bildhafte Sprachverwendung Porters:

The folk are thirsty
Because of man's unnatural hand (Liquid Spirit)

Cos' baby I'm not fooling around
And fall into these open arms of love (Don´t Be A Fool)

Weight of love on my shoulders (Holding On)

No matter what they say, you see,
the game for me is you (Consequence Of Love)

Why couldn´t I have realized
The gravity of telling lies
Whose weight now shows upon (Don´t Be A Fool)

How did we ever lose our way
And try to say, love is a losing game
70
Should have never tried to play (Insanity)
3.6 Genre-Diskurs
In allen Unterkapiteln der musikalischen Dimension schwingt die Frage mit, zu
welchem Genre Porter nun wirklich gezählt werden kann beziehungsweise ob Porter
nun überhaupt als Jazz-Musiker bezeichnet werden kann oder gar schon als Vertreter
von Popmusik gilt.
Betrachtet man Porters musikalische Erfolge und Auszeichnungen näher, ergeben sich
dabei kleine Widersprüche: So konnte etwa Porters drittes Album einen Grammy in der
Kategorie Best Vocal Jazz Album gewinnen, während beispielsweise die SingleAuskopplung Be Good (Lion´s Song) aus seinem zweiten Album Be Good für einen
Grammy in der Kategorie Best Traditional R&B Performance nominiert wurde. Weiters
konnte er in Zusammerarbeit mit dem Elektronik-Duo Disclosure mit dem Song
Holding On etwa den ersten Platz in den US Dance Club Songs erreichen. Auch die
Medien beschreiben sein Genre nicht unbedingt einheitlich:
»…but whose approach brings a freshness that both jazz and soul fans should love…«
(soultracks.com)
»…If forced, you'd call it pop-jazz, except it's the rare kind, with a simplicity
unblemished by artistic compromise…« (Jarenwattananon 2016)
»Als reines Jazz-Album kann `Liquid Spirit` kaum bezeichnet werden. Dafür erscheinen
andere Elemente, besonders der Soul, zu präsent und fast ebenbürtig… « (Maurer 2013)
»There are performances on Liquid Spirit that could readily be considered for jazz,
R&B, soul or gospel awards« (Lindsay 2013).
Durch die Analyse der vier Studioalben wurde deutlich, dass sich die Songs innerhalb
der Alben genremäßig bereits deutlich voneinander unterscheiden. So finden sich
beispielsweise auf Porters zweitem Album Be Good die etwas poppige Ballade Painted
71
On Canvas, neue Interpretationen der Jazz-Standards God Bless The Child und Work
Song, der Song Be Good, welcher wie zuvor erwähnt für einen Grammy in der
Kategorie Best Traditional R&B Performance nominiert wurde oder auch der Song
Bling Bling, welcher beinahe a-tonal realisiert wird und von wilden Soli und ScatEinlagen Porters geprägt ist. Vergleicht man jedoch die vier Studioalben untereinander,
so lässt sich dennoch eine leichte Entwicklung der Musik Porters in Richtung
Mainstream feststellen.
Auch bei den Analysen einzelner Songs konnte festgestellt werden, dass sich diese nicht
eindeutig und klar einem gewissen musikalischen Genre zuordnen lassen, sondern sich
aus unterschiedlichen Genre-Elementen zusammensetzen. So konnten beispielsweise im
Song Holding On eindeutige Mainstream-Pop Merkmale festgestellt werden, während
der 1960 What? verschiedenste Merkmale aufweist, die im Bereich Mainstream-Musik
undenkbar erscheinen.
Porters Standard-Besetzung steht eigentlich für Jazz:
»Durch die Besetzung mit Trompete(n), Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Bass wird
eine typische Jazz-Atmosphäre erschaffen (vgl. soulsite.de 2016).
Diese Jazz-Atmosphäre erschafft Porter auch bei den meisten seiner Live-Auftritte. Das
analysierte Live-Konzert beim „Lowlands“-Festival macht sehr deutlich, dass auf der
Bühne durchaus gelernte Jazz-Musiker sitzen, welche eindeutig Jazzmusik spielen. Dies
ist beispielsweise an den vielen beeindruckend improvisierten Solis zu erkennen. Selbst
das Outfit Porters und jenes der Musiker entspricht dem Stil von Jazzmusikern.
An Porters Songtexten wird ersichtlich, dass diese durchaus eine Vielzahl von
Menschen ansprechen können und denen von Popsongs zumindest ähneln.
Aus zahlreichen Analysen muss festgestellt werden, dass Porters Genre nicht eindeutig
definierbar ist. Auffallend ist, dass er für einen Sänger, der dem Jazz zumindest stark
verbunden ist, mittlerweile äußerst populär ist – vielleicht gerade deshalb, weil er
genreübergreifende Musik macht. Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung Porters
weitergeht.
72
4. Markttechnische Dimension
Ziel dieses Kapitels soll es sein, anhand ausgewählter Berichterstattungen über Porter in
verschiedenen Musikzeitschriften (und Zeitungsartikeln) zu analysieren, auf welche Art
und Weise Porter medial dargestellt wird und welches Image von Porter gezeichnet
wird. Weiters soll am Beispiel Porters aufgezeigt werden, wie (Pop)Musikjournalismus
funktioniert. Zur Funktionsweise des (Pop)Musikjournalismus
soll zunächst ein
allgemeiner Einstieg gewählt werden. Abschließend wird ein Fazit mit den wichtigsten
Erkenntnissen gezogen.
4.1 Popmusikjournalismus
Popmusikjournalistische Inhalte erscheinen in Print- und Onlinemedien, weiters auch in
Radio- und Fernsehformaten, welche hier und auch in weiterer Folge nicht
berücksichtigt werden. Dass popmusikjournalistische Quellen oftmals unrefklektiert
übernommen werden, ist sehr in Frage zu stellen und wird am folgenden Beispiel
ersichtlich, welches Doehring in einem seiner Werke über Popmusikjournalismus nennt
(vgl Doehring 2015):
Das 1967 erschienene Beatles-Album Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band belegte
beispielsweise Platz 1 der von der Musikzeitschrift Rolling Stone erstellten und
veröffentlichten Liste der „500 besten Alben aller Zeiten“. Aus dieser Quelle könnte
man nun in einer oberflächlichen Lesart schließen, dass dieses Album wirklich das beste
Album aller Zeiten sei – so wird es im populären Diskurs oftmals getan und in der
(Musik-)Wissenschaft jedoch selten hinterfragt. In einer distanzierten Betrachtung kann
man aus dieser Quelle lediglich schließen, dass diese Zeitschrift eine Rangliste von
Popmusik-Alben erstellte und befand, Sgt. Pepper´s sei das bedeutendste Album. Dass
jedoch der Rolling Stone vor dem Hintergrund einer spezifischen Geschichte mit einem
Führungsanspruch auf dem Feld des Popmusikjournalismus agiert, dass sich in der
Besitz- und Organisationsstruktur spezielle Erwartungs- und Handlungsstrukturen
ausgebildet haben und dass die Publikation dieser Bewertung eine bestens verkäufliche
Nachricht darstellt, das sind unter anderem Informationen, die dieser Quelle mit mehr
Aufwand entnommen werden könnten (vgl. Doehring 2015: 89f). Ein ähnliches
Phänomen, welches von Musikmagazinen häufig angepriesen wird, wäre etwa eine
73
„Platte des Monats“. Dadurch ergibt sich natürlich ein kulturelles wie auch
ökonomisches Kapital (vgl. Doehring 2011: 278). Sichtbar wird durch solche
Phänomene, dass durch Popmusikjournalismus Wirklichkeiten aus ein und derselben
Perspektive konstruiert werden. In weiterer Folge (dies wird durch Studien sichtbar) ist
feststellbar, dass sozialer Einfluss in Form der Kenntnis existierender Werturteile
anderer Personen das individuelle Wertungsverhalten lenkt (vgl. ebd.: 280).
Musikmagazine (in gedruckter Form oder online-verfügbar) zeichnen sich durch die
spezielle Thematik, seiner besonderen Geschichte und Entwicklung, seine sich am
Kunstmusikdiskurs der Romantik orientierende Sicht auf Musik und Musiker, seinen
sich von diesem jedoch unterscheidenden Tonfall der Kommunikation darüber (die
etablierte
Position
des
Subjektivismus)
sowie
durch
eine
arbeitsteilige
Organisationsstruktur, welche von weitgehend nicht festangestellten Beschäftigung
einer relativ homogenen Gruppe höher ausgebildeter, weißer Männer zwischen 30 - 35
Jahren geprägt ist, aus. Diese Umstände lenken das Denken und Handeln der
Medienakteure
(vlg
ebd.:
91f).
Innerhalb
dieser
Voraussetzungen
wird
Popmusikjournalismus als eine Ware produziert, welche als Gegenstand von
Unterhaltung und Information von den LeserInnen gekauft werden soll. Zum anderen
stellt Popmusikjournalismus jedoch auch eine Ware für den Markt der werbetreibenden
Industrie her, indem er – neben seinen reaktionell erstellten und betreuten Teil - einen
weiteren als Ort für die Bewerbung mehr oder weniger musikbezogenen Produkte der
Kategorie
„Lifestyle“
anbietet.
Leser-
und
Anzeigenmarkt
stellen
für
den
Popmusikjournalismus die beiden traditionellen Erlösquellen dar (vgl. ebd.: S.95)
Festzustellen ist dabei (nach einer vergleichenden Analyse der Anzeigestruktur der
deutschen Zeitschriften Rolling Stone, Intro und Spex der Jahre 1994-1998), dass der
Anteil von nicht-musikbezogener Werbung deutlich steigt und auch der Anteil von
selbstbezüglicher Werbung (z. B. Abonnentenwerbung). Außerdem ist erkennbar, dass
Angebote hergestellt werden, welche über den journalistischen Rahmen deutlich
hinauswachsen. So agieren Magazine beispielsweise als Konzertveranstalter (vgl. ebda.:
S. 96). Eine weitere Möglichkeit, den Anzeigenmarkt auszubauen, liegt in der
Verfeinerung der Zusammenarbeit von PopmusikjournalistInnen und Werbetreibenden.
Zum Beispiel kann das redaktionelle Marketing dazu beitragen, die eigentlich
vorgeschriebene Trennung von redaktionell erstelltem und gekauftem Inhalt zu
verschleiern. Somit bedeutet Musikjournalismus also, sich in einem Netzwerk aus
gegenseitigen Abhängigkeiten zu bewegen. Diese Abhängigkeiten und Umstände
74
wirken sich natürlich auch auf die in der Medienbranche tätigen Menschen, ihren
beruflichen Praxen sowie ihre Sicht der Dinge aus und sind daher in einen
Zusammenhang zu stellen. Somit geben diese Akteure innerhalb dieses Netzes aus
Abhängigkeiten und Ermöglichungsoptionen der einen oder eben einer anderen
Möglichkeit den Vorzug. (vgl. ebda.: S. 97f).
Musikkommunikatoren (Dohring bezeichnet so die Gruppe von AkteurInnen an den
zentralen
Positionen
Popmusikbedeutungen)
der
medialen
Produktion
und
Vermittlung
von
sind somit nicht mehr bloße Beobachter, sondern Teil des
Geschehens. Musikjournalisten erscheinenen in ihrer Berufsrolle ebenso als Künstler,
die in künstlerischen Texten über konstvolle Musik von Musikern schreiben, die auch
als Künstler dargestellt werden (vgl. Doehring 2011: 33f). Sieht man sich dieses Feld
näher an, so erkennt man, dass sie zwar über eine gewisse lebensgeschichtlich
angeeignete musikalische Urteilskraft verfügen, die ihnen Auskunft über „gute“ oder
„schlechte“ Musik erlaubt, tatsächlich ist es jedoch meist ihre Urteilsfähigkeit, das
Abwägen struktureller, organisatorischer und somit ökonomischer Folgen ihres Tuns,
welche sie dann zum tatsächlichen beruflichen Handeln veranlasst. Aufgrund ihrer
Abhängigkeiten erfordert dies von den Musikkommunikatoren auch etwa, sich über das
persönliche Gefallen hinaus zu engagieren. Denn machen sie das nicht wegen der Musik
(d.h. gefällt sie ihnen persönlich nicht), müssen sie es eventuell trotzdem für das
Magazin tun – und somit im Endeffekt doch für sich (vgl. Doehring 2015: S.100). Somit
ist es von wesentlicher Bedeutung, dass diese Zusammenhänge berücksichtigt werden,
wenn popmusikjournalistische Quellen für die wissenschaftliche Arbeit benutzt werden.
Weiterhind bleibt nach fast vierzig Jahren Popmusikjournalismus die Aufforderung zur
Erstellung eines „brauchbaren, nämlich materialistischen Abrisses der Geschichte der
populären Musik“ weitgehend uneingelöst (vlg ebd.: S.110)
75
4.2 Analyse exemplarisch ausgewählter Berichterstattungen über
Porter
Für diese Arbeit musste eine bestimmte Auswahl an unterschiedlichen (elektronischen)
Zeitschriften und Tageszeitungen vorgenommen werden. Wichtig dabei war mir dabei
ein möglichst vielfältiger Zugang. So werden im Folgenden sowohl Musikzeitschriften
als auch Tageszeitungen (also ohne musikalischen Hintergrund), elektronische und
gedruckte Medien analysiert. Auch von der zeitlichen Auswahl handelt es sich um
Berichte aus den Jahren 2013, 2014 beziehungsweise 2016 – jedoch reduziert sich die
Berichterstattung auf die Alben Liquid Spirit und Take Me To The Alley. Weiters
handelt
es
sich
um
Medien,
welche
Jazzmusik
grundsätzlich
einen
sehr
unterschiedlichen Stellenwert einräumen und darüber hinaus handelt es sich bei den
analysierten Beiträgen um verschiedene Textsorten, wie z.B. Interview, Artikel, Feature
etc. Zudem wurde auch bewusst auf eine Auswahl geachtet, die sich aus
unterschiedlichen
Ländern
(Deutschland,
Österreich,
USA
–
somit
auch
englischsprachig) zusammensetzt. Auch die Quantität dieser Beiträge ist sehr
unterschiedlich (von mehreren Seiten bis hin zu einem kurzen Absatz). Ziel soll es also
sein, trotz dieser enormen Vielfalt der Beiträge, gewisse Parallelen und Auffälligkeiten
herauszufiltern
und
darzustellen.
Im
Folgenden
werden
die
einzelnen
Musikzeitschriften/Tageszeitungen in Verbindung mit ihrem Beitrag über Porter beschränkt auf ihre wesentlichen Informationen - näher dargestellt beziehungsweise
interpretiert, um jene im nächsten Schritt auf die Parallelen hin zu untersuchen.
4.2.1 Einzelanalysen
Jazzzeitung:
Jazz-Soul-Katharsis: Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen
(Claus Lochbihler)
Bei der „Jazzzeitung“ handelte es sich um eine Jazz-Zeitschrift, die Printausgabe wurde
2014 eingestellt. Eine Online-Ausgabe gibt es jedoch noch immer. Behandelt wurden in
der
„Jazzzeitung“
vorwiegend
aktuelle
Jazz-Nachrichten
(vorwiegend
aus
Deutschland), Interviews, Portraits und Rezensionen über bestimmte Produkte und
76
Nachrichten über Workshops und Festivals. Die Zeitschrift wurde von der ConBrioVerlagsgesellschaft in Regensburg herausgegeben (vgl. wikipedia.org 2016a). Dass
Porter in dieser Zeitschrift thematisiert wurde, ist wenig verwunderlich, nachdem sich
die Zeitschrift vorwiegend um Jazzbeiträge bemüht und
außerdem vor allem
Neuigkeiten aus Deutschland thematisiert werden. Und der Beitrag thematisiert auch
einen Auftritt Porters in Deutschland.
Der behandelte Beitrag stammt aus der Online-Ausgabe dieser Zeitschrift aus dem Jahr
2014 (vgl. Lochbihler 2014). Porter präsentierte zu der Zeit sein 3. Album Liquid Spirit.
Der Artikel stellt sich also als Bericht beziehungsweise als eine Auftritts-Rezension dar.
Berichtet wird von Lochbihler über einen Auftritt Porters in der Muffathalle. Was steckt
also in diesem Bericht?
Der Titel des Berichts ist zugleich ein positiv besetztes Wortspiel: Porter macht Jazzund Soulmusik und der Autor vergleicht seine Musik offensichtlich als Katharsis. Dass
Porter „den Spirit fließen lässt“, ist natürlich auch auf den Titel des präsentierten
Albums, nämlich Liquid Spirit zu beziehen. In der Überschrift steckt eigentlich sehr
großes Lob.
Formal ist der Bericht in sieben Absätze gegliedert, wobei nach dem 2. Absatz zuerst
eine Werbeanzeige (Trivago), danach mehrere Bilder des Auftritts folgen. Quantitativ
berichtet Lochbihler einiges. Was inhaltlich dahintersteckt:
Über das Musikalische schreibt er: Porter sei laut dem Autor „soulful und jazzig
zugleich“, weiters habe er „eine mächtige Stimme“ und „kommt nie kitschig rüber“.
Weiters: Porter singt Songs „mit einem Charisma, das sich aus einer mächtigen Stimme
und einem breiten, wohlwollenden Lächeln nährt“. Porter singe „so unglaublich gut,
wie er mit seiner seltsamen Kopf- und Halsbedeckungs-Kombi aus Mütze und Schal
aussieht“. Und er betont, dass Porter ein Singer-Songwriter ist. Porters Jazz „spielt sich
an sich ganz nah an den afro-amerikanischen Wurzeln ab“ und „Porters Stimme hat aber
auch ein reiches Bouquet an Soul-Einflüssen“. Der Autor schwärmt weiter: „Wenn es
aktuell jemanden gibt, der als Sänger das stilistische Kontinuum afro-amerikanischer
Musik verkörpert – von Jazz bis Soul -, dann Gregory Porter.“ Darüber hinaus wird
Porters Band gelobt, allerdings gibt es eine kleine Kritik am Saxophonisten Sato.
Lochbihler ärgert sich über die Zwischenauftritte von Max Herre, denn andernfalls wäre
mehr Zeit für Porter geblieben – ein riesen Kompliment (für Porter).
77
Darüber hinaus wird Porters positiver Typ gelobt: Porter „hebt sich von vielen anderen
Jazzsängern und –sängerinnen angenehm ab: Da steht keiner auf der Bühne, der für
seinen Live-Act auf Crooner, Diva oder irgendeinen anderen Archetypus des ImageMarketing macht. Kein Sinatra- oder Sonstwas-Darsteller, wo das Posen so wichtig oder
gar wichtiger ist als der Gesang. Auch niemand, wo sich das Great American Songbook
retromäßig noch einmal – zum wievielten Male? – selbst verdaut. Sondern einer, der so
ungewöhnlich gut singt…“. Zusätzlich bemerkt der Autor beim Gesang Porters, dass er
an die verändernde Kraft von (Nächsten-) Liebe und Fürsorge glaube und sich dafür
einsetze, niemals aufzugeben.
Auch über Porters Biographie weiß der Autor bescheid: Er beschreibt, dass sich sein
Vater als Kind davongestohlen hatte und deswegen klinge er ähnlich wie sein Vorbild
Nat King Cole, dem er zu seinem Ersatzvater gemacht hätte.
Eine weitere Information: Als Zuschauer hätte man ein einmaliges Erlebnis erlebt. Das
Konzert war restlos ausverkauft und als Jazzmusiker würde man sich wünschen, so ein
Konzert spielen zu dürfen – Porter schafft das.
Zusammenfassend ist dieser Artikel natürlich ein unglaublich positiver Bericht über
Porter, sowohl seine Musik, seine Performance als auch sein Charakter wird fast ins
Unermessliche hochgejubelt – eine Top-Werbung somit für Porter. Jemand, der sich
überlegt, ein Porter-Konzert zu besuchen, wird nach dem Lesen dieses Artikels wohl
mit einer höheren Wahrscheinlichkeit hingehen. Da es ein Konzertbericht ist, wird
hauptsächlich über das Musikalische geschrieben, jedoch wurden auch gewisse andere
Aspekte behandelt, wie etwa auch die persönliche Biographie Porters.
Jazzthetik:
Gregory Porter – Der Geisterbeschwörer
Rolf Thomas
Auch bei der Zeitschrift „Jazzthetik“ handelt es sich um eine Musikzeitschrift mit dem
Schwerpunkt auf Jazz-Musik. Jedoch lautet der Untertitel des Magazins „Magazin für
Jazz & Anderes“, denn das Magazin beschäftigt sich nicht ausschließlich mit JazzMusik, sondern auch mit Musikstilen wie Electronica, Ambient und Weltmusik, Blues
und Progressive Rock. Diese Zeitschrift gibt es seit 1987 im deutschsprachigen Raum
(vgl. wikipedia.org 2016b).
78
Auch in dieser Zeitschrift scheint es wenig überraschend zu sein, einen Beitrag über
Porter zu entdecken, jedoch musste ich lange recherchieren, um einen Beitrag über
Porter in dieser Zeitschrift zu finden. Somit fand ich diesen Beitrag auch im OnlineArchiv des Magazins und es lässt sich kein Veröffentlichungsdatum finden. Da jedoch
des Öfteren verschiedene Aspekte und Songs des Albums Liquid Spirit thematisiert
werden und schon bereits der Titel des Artikels darauf anspielt, wird der Artikel aus
dem Jahr 2013 oder 2014 stammen (vgl. Thomas). Bei diesem Beitrag handelt es sich
um ein Feature, der Text ist also kein reiner Bericht, sondern vermischt Züge einer
Reportage (viele direkte Reden) mit grundlegenden Informationen. Anlass des
Zusammentreffens des Autors mit Porter (den er offensichtlich getroffen hat) ist
(hauptsächlich) dessen Album Liquid Spirit.
Der Titel des Textes ist natürlich eine interessante Anspielung auf das Album Liquid
Spirit.
Fomal ist dieses Feature wieder in mehrere Absätze gegliedert. Lediglich ein mysteriös
wirkendes Bild von Porter ist abgebildet, und auf der rechten Seite ist Platz für
Werbung: Es handelt sich dabei ausschließlich um musikalische Werbung
beziehungsweise Eigenwerbung des Magazins. Nach dem 2. Absatz folgt ein Untertitel
(„Der Botschafter“) und nach weiteren zwei Absätzen folgt der nächste Untertitel
(„Tongue in Cheek“), der wieder für zwei weitere Absätze gewählt wurde. Quantitativ
wird man mit sehr viel Text konfrontiert. Gewechselt wird zwischen direkten Reden
Porters und weiteren Informationen des Autors Rolf Thomas. Die zentralen Punkte
sollen im Folgenden herausgefiltert werden:
Über seine eigene Musik sagt Porter selbst: Der „Liquid Spirit“ sei „Musik, Kultur,
Liebe“. Und er höre teilweise, dass die Leute Musiker wie ihn suchen und seine Musik
wollen, teilweise werde man von der Musikindustrie vom Weg abgebracht. Über den
Stil seiner Musik beziehungsweise über seine Einflüsse sagt Porter, dass er in seiner
Kindheit Country, Gospel und Blues gesungen habe.
Weiters spricht er über sein altes und neues Plattenlabel: Er sei dankbar, eine Chance
vom Motema-Album eine Chance ermöglicht bekommen zu haben und gehöre im
Herzen noch zur Motema-Familie. Ein Angebot von Blue Note könne man sich
allerdings nicht entgehen lassen.
Porter betont, dass er als Künstler etwas zu sagen habe und deshalb viel Zeit in seine
eigenen Songtexte lege. Cover-Songs, die er interpretiert, rechtfertigt er mit einer sehr
79
engen Verbindung zu jenen Songs beziehungsweise will er an die Ursprungs-Interpreten
erinnern.
Er bestätigt weiters, dass er viele Angebote von anderen Musikern habe, gemeinsam
etwas zu machen und erzählt von einem Angebot von David Murray, der seine Musik
„gut findet“.
Er möchte auch auf jeden Fall mit dem Kern seiner bewährten Band weitermachen.
Welche Informationen ergänzt der Autor?
Thomas eröffnet die Debatte um seinen Musikstil:
„Was für eine Musik das nun ist, darüber streiten die Gelehrten. Manchen erscheint
Gregory Porter als altertümlicher Soulsänger, für andere hat er den Blues, und natürlich
hat er in seiner Kindheit den Gospel aufgesogen. Da erscheint es eigentlich nur
folgerichtig, ihm mit dem großzügigen Label Jazz ein weit geschneidertes Kostüm
anzulegen“.
Auch die Songtexte und Songs lobt der Autor:
Es gelingen Porter durch seine Texte „berührende naturnahe Bilder“ und „bewegende
Reminiszenzen an die Vergangenheit“. Auch die Cover-Versionen lobt Thomas.
Das größte musikalische Lob versteckt sich mitten im Text, wo Rolf meint: „…und
natürlich klingt Porter auch hier wieder so superb, dass er mit seiner Fassung neue
Maßstäbe setzt…“
Zudem schreibt er über Porters bisherige Erfolge: „Beide Platten ernteten höchstes
Kritikerlob wie auch Grammy-Nominierungen, und zwar in den Kategorien Best Jazz
Vocal Album und Best Traditional R&B Performance.“ Und er schreibt vom
„kometenhaften Aufstieg“ Porters.
Zu Porters Typ und Wesen wird sein „freundlicher Ton“ erwähnt.
Zusammenfassend ist dieses Feature extrem postiv für Porter. Nicht nur, weil ihm
quantitativ sehr viel Platz eingeräumt wurde, sondern auch die Art und Weise, wie
Thomas über Porter schreibt, fällt extrem positiv für Porter aus. Zusätzlich wird seine
Musik generell und vor allem sein Album Liquid Spirit sehr beworben.
Auch Porter schafft es wunderbar, zugleich bodenständig, nett, bescheiden, freundlich
zu wirken und gleichzeitig sich selbst zu bewerben und ein postives Image seiner
Person zu entwerfen.
80
Rondo
Gregory Porter. Seelsorger. Vom Football-Spieler zum Verteidiger der
schwarzen Musiktradition: Der neue Star des Jazz-Gesangs liebt Vögel und
will wie Wasser sein.
Josef Engels
Auch bei der Zeitschrift „Rondo“ handelt es sich um eine Musikzeitschrift, jedoch ist
diese Musikzeitschrift eher im Bereich der klassischen Musik angesiedelt, auch jedoch
für den Bereich Jazz. Die Zeitschrift enthält Interviews, Rezensionen und Berichte. Im
deutschsprachigen Raum ist „Rondo“ das auflagenstärkste deutschsprachige „SpecialInterest-Magazin“ im Bereich klassischer Musik. Die Papier-Ausgabe gibt es seit 1991
(vgl wikipedia.org 2016c). Da Porter auf keinen Fall dem klassischen Bereich
zuzuordnen ist, ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass Porter in diesem Magazin
thematisiert wird. Trotzdem lassen sich auch in diesem Magazin einige Jazz-Beiträge
finden. Interessant ist, dass es sich um ein ausliegendes Magazin handelt und dieses
somit vollumfänglich durch die Industrie beziehungsweise die Zusammerarbeit mit ihr
finanziert wird. In weiterer Folge bedeutet das also, dass die Musikindustrie Interesse
daran hat, Produkte von Porter zu bewerben und ein Geschäft mit Porter zu machen.
Die Gattung des Beitrags (vgl. Engels 2013) würde ich am ehesten als Fachartikel
bezeichnen. Es befinden sich ein paar wörtliche Reden Porters in diesem Beitrag, jedoch
hat man nicht das Gefühl, Porter saß unmittelbar vor dem Schreiben dieses Beitrags
beim Autor Engels. Also handelt es sich um keinen Bericht, keine Rezension und kein
Feature (wie zuvor). Inhaltlich wird am ehesten wiederum dessen Album Liquid Spirit
thematisiert.
Beim Titel handelt es sich wieder um zahlreiche Anspielungenen, nämlich auf den Song
No Love Dying (er thematisiert die Heilung eines Vogels) und den Song
beziehungsweise das Album Liquid Spirit. Zusätzlich enthält bereits der Titel Elemente
aus der Biographie Porters.
Formal ist der Artikel folgendermaßen gegliedert: Über dem Titel ist ein größeres Bild
platziert, welches Porter im edlen Anzug abbildet. (Der Anzug ist der gleiche wie auf
dem Titelbild seines Albums Liquid Spirit und somit wurde ein Foto aus einer Reihe
von Fotos ausgewählt, die für das Album gemacht wurden. Das genau gleiche Foto
81
kann man auch bei anderen Beiträgen finden). Schließlich folgt ein einziger Absatz, der
jedoch quantitativ schon eine gewisse Länge aufweist. Als krönender Abschluss wird
das Album beworben. Zusätzlich finden sich auf der Seite Eigenwerbung und weitere
musikalische Werbungen.
Was schreibt Engels nun im Wesentlichen?
Er beschreibt Porters Typ und Wesen, sowohl innerlich also auch äußerlich. Dazu einige
Punkte: Porter sei eine „der bemerkenswertesten Erscheinungen
der aktuellen
Jazzszene“. Weiters: „Über 1,90 Meter misst er, hat das mächtige Kreuz eines
Türstehers und trägt als Erkennungszeichen stets Mütze und eine Art Sturmhaube, was
entfernt an den Kopfschutz eines Boxers erinnert.“ Wenn Porter den Mund öffnet,
„kann man sich keinen sanfteren Menschen vorstellen“. Weiters: „Da steckt zweifellos
ein großes Herz in einem nicht minder mächtigen Körper“. Auch bemerkt der Autor,
dass Porter davon singt, Respekt vor kleinen Dingen zu haben, von der Liebe zu seiner
Mutter oder zur Natur.
Auch Biographisches über Porter, also sein schwieriger Lebensweg, fehlt nicht in
diesem Artikel, denn er beschreibt Porters Karriere als Football-Spieler, seine
Schulterverletzung und die Richtungsweisung zur Sängerkarriere aufgrund der
Verletzung.
Auch über Porters musikalische Vorbilder und seinen stilübergreifenden Gesang
schreibt Engels: „Abbey Lincoln, deren `Lonesome Lover` er auf der CD interpretiert,
Nat King Cole, den Chor der mütterlichen Kirchengemeinde, Leon Thomas sowie Nina
Simone zählt der Vokalist und Lyriker zu seinen wichtigsten Inspirationsquellen.“
Auch über seine Musik schreibt Engels, jedoch sehr oberflächlich: Das Wasser sei
Porters Vorbild im Bezug auf das Album, er singe über die Liebe und benennt
Missstände durch seine Musik.
Porter tätigt für diesen Beitrag auch einige Aussagen (dass er mit Engels wirklich
gesprochen hat für diesen Beitrag, wage ich zu bezweifeln und wird in weiterer Folge
noch deutlicher werden):
Über sein Wesen, seinen Typ und Charakter sagt er scheinbar selbst:
„Oh ja, ich liebe die Natur, meine Frau lacht mich immer aus, wenn ich rausgehe, um
Vögel zu beobachten.“
Über seinen Musikstil:
Er sei ein „Jazzsänger, der vom Blues, von den Gospels und der Soul-Musik beeinflusst
wurde“.
82
Er ärgere sich zudem über die momentane Situation in der Musikindustrie und
thematisiert dies in seinem Song Musical Genocide:
„In den 70er Jahren existierten noch sehr viele Lieder, die von der Liebe, der Familie,
dem Planeten sprachen. Inzwischen gibt es jede Menge Musik da draußen, die einfach
nur aus einer enormen Leere besteht. Das ist der Tod des Soul.“
Enorm interessant ist diese letzte Aussage deshalb, weil die genau wörtlich gleich
formulierte Aussage bei einem Artikel in „Die Welt“ (vgl. Engels 2013b), einer
deutschen Tageszeitung zu finden ist.
Auch die Aussage über seinen Musikstil ist wortwörtlich genau gleich im Beitrag in
„Die Welt“ übernommen. Welch ein Zufall also, dass es sich auch um den gleichen
Autor handelt! Der gesamte Artikel ist jedoch nicht gleich, viele ähnliche inhaltliche
Aspekte sind jedoch zu finden.
Zusammenfassend ist hier zu erkennen, dass hier sehr wenig über Porters Musik
ausgesagt wird, jedoch wiederum Porters Hintergrund, seine positive Art etc.
hervorgehoben werden. Offensichtlich schreiben viele Medien sehr ähnliche
beziehungsweise die gleichen (manchmal sogar identischen) Punkte über Porter, über
den ein äußerst positives Image konstruiert wird, der gelobt und eindeutig beworben
wird.
Der Standard
Gregory Porter: Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes
Ljubisa Tosic
Beim „Standard“ handelt es sich im Gegensatz zu den bisherigen Beiträgen um keine
Musikzeitschrift, sondern um eine österreichische Tageszeitung. Diese Tageszeitung
wurde 1988 von Oscar Bronner gegründet (vgl. wikipedia.org 2016d). Der Beitrag über
Porter findet sich auch hier in der Online-Ausgabe des „Standards“ (vgl. Tosic 2016).
Dass sich ein solch langer Artikel eines Jazz-Musikers in einer österreichischen
Tageszeitung befindet, ist sicherlich nicht selbstverständlich und spricht für den
mittlerweile (2016) hohen Bekanntheitsgrad des Musikers. Ein paar Wochen vor dem
Erscheinen des Artikels wurde Porters neuestes Album Take Me To The Alley
veröffentlicht. Gattungsspezifisch würde ich diesen Beitrag wieder als Fachartikel
bezeichnen.
83
Der Titel spielt diesmal nicht auf sein Album oder seine Songs an, sondern auf Porters
Biographie. Sein bestehendes Image wird dadurch bestärkt: Durch sein Leiden und
seinen Schmerz, welchen er ertragen musste, konnte er gereift als Sänger hervorgehen.
Formal ist der Artikel in mehrere Absätze gegliedert, zwei fett hervorgehobene
untergeordnete Titel („Traum vom Footballspieler“ / „Entspannt, soulig“) gliedern den
Artikel zusätzlich. Lediglich ein kleines Bild Porters wurde ausgewählt. Zudem findet
sich wieder Eigenwerbung und ganz am Ende des Beitrags sieht man Werbung für die
„Nova Jazz & Blues Night“, bei der Porter auftritt. Hier wird auch der Zweck des
Artikels klar, er stellt eine Werbung für Porter dar. Quantitativ ist der Artikel sehr lang
(vor allem für einen Jazz-Musiker in einer österreichischen Tageszeitung). Was über
Porters Musik und sein neues Album geschrieben wird, ist dabei lediglich Folgendes:
„Auf seinem entspannten souligen Album Take Me To The Alley lässt sich auch eine
samtige Stimme genießen, die etwas von Sammy Davis Jr. hat und deren cremiger
Grundcharakter Breitenwirkung garantiert, ohne allzu gefällig zu sein.“ Zusätzlich wird
erwähnt, dass Porter „seine Lieder (samt Text) selbst komponiert“.
Biographisches darf in diesem Artikel nicht fehlen: Abgesehen von Titel und Untertitel
schreibt die Autorin:
„Porter wollte eigentlich als professioneller Footballspieler
durchstarten. Er erlitt jedoch eine Schulterverletzung, die alle Träume pulverisierte und
eine Identitätskrise auslöste.“
Porters Musikstil und bisheriger Erfolg wird erwähnt: „Porter ist selbst zurzeit ein Hit.
Seit dem Erfolg seines Albums Liquid Spirit ist der Mann aus Bakersfield (nördlich von
Los Angeles) mit seinem Mix aus Jazz, Soul, Gospel und Rhythm and Blues gut für
volle Säle und Grammys.“ Auch schreibt sie von einem „Sprung in die Stratosphäre“.
Was sagt Porter selbst?
Indem er seine Musik beschreibt, unterstreicht er zugleich seinen positiven Typ und sein
positives Weltbild: Er thematisiert mit seiner Musik „die Höhen und Tiefen des
Daseins“. Dies aber in der Hoffnung “auch für andere würde es Bedeutung erlangen. Ich
thematisiere die Fragen, die Schwächen, die wir alle haben. Die ganze Zeit cool sein zu
wollen, ist nicht realistisch. Man muss ehrlich sein“. Und: „Ich will die Leute nicht
manipulieren, ich will sie anregen.“ Weiters meint Porter: „Ich hoffe, in den Jazz eine
Emotionalität bringen zu können, die vermisst wurde. Prinzipiell finde ich: Beim
Künstler sollte ein individuelles Charisma existent sein. Als Hörer will ich ihn, den
84
Künstler, also dessen Persönlichkeit hören. Etwa so wie bei Leon Thomas oder Nat
King Cole.“
In Verbindung mit seiner Biographie und dramatischen Lebensgeschichte: „Ich bin nun
nach Bakersfield zurückgezogen, wo meine Brüder und Schwestern leben und wo ich
die Energie meiner verstorbenen Mutter spüren kann." Weiters: „Damals starb auch
meine Mutter an Krebs. Es war eine sehr dunkle, kritische Zeit, es dauerte Jahre, bis ich
das physisch und psychisch bewältigt hatte. Das Seltsame: Mit dem Singen kam die
Lösung der Krise, ich ging zu Sessions, ich machte singend Schritte aus dem Schmerz
heraus. Und ich merkte, dass ich positives Feedback für das, was ich tat, bekam. So
blieb ich dabei."
Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass der Beitrag eine perfekte Werbung für
Porter generell, für sein neues Album sowie für die „Nova Jazz & Blues Night“
darstellt. Interessant ist auch, dass die gleichen Punkte wie aus den Beiträgen 2013 /
2014 erwähnt wurden.
DownBeat
Gregory Porter - „I started being me“
Allen Morrison
Bei dieser Zeitschrift handelt es sich um ein US-amerikanisches Jazz-Magazin mit der
weltweit höchsten Auflage und auch der ersten Zeitschrift dieses Musik-Genres.
Erstmals wurde die Zeitschrift 1934 in Chicago veröffentlicht (vgl. wikipedia.org
2016e). Natürlich ist es wenig verwunderlich, dass ein US-amerikanisches JazzMagazin einen Beitrag über den Amerikaner bringt, nachdem dieser sein neues Album
Take Me To The Alley herausgebracht hat. Da es sich um ein englischsprachiges
Magazin handelt, ist natürlich auch dieser Beitrag auf Englisch. Genremäßig handelt es
sich bei diesem Beitrag (vgl. Morrison 2016) einerseits wiederum um einen Fachartikel,
andererseits auch um ein Interview, der Beitrag ist also aufgeteilt in zwei Teile.
Formal besteht der Beitrag aus fünf Seiten. Die erste Doppelseite ist geprägt von einem
Bild Porters, dass sich über beide Seiten erstreckt, Porter ist in singender,
gestikulierender Pose abgebildet. Der Fachartikel erstreckt sich über lediglich eine halbe
Seite dieser Doppelseite. Auf der nächsten Seite startet das Interview mit Porter, eine
Viertelseite wird jedoch für ein weiteres Bild Porters genutzt. Die nächste Seite ist eine
85
musikbezogene Werbung. Bei der letzten Seite des Beitrags wird Porters Interview zu
Ende gebracht, ein Drittel der Seite wird jedoch wieder mit musikbezogener Werbung
besetzt. Zuerst soll der kurze Fachartikel analysiert werden:
Auch hier scheint die Biographie Porters sehr wichtig: „Porter´s parents were both
preachers in Bakersfield, California. After they divorced, Porter was raised by his
mother, Ruth Porter, a local businesswoman who preached in a storefront church and
devoted much of her time and money to personally helping indigent and disabled
people.“ In Bezug auf seine Musik werden sein positiver Typ, seine Werte, ebenfalls in
Verbindung mit seiner Mutter indirekt aufgezeigt: „On the phone recently, he quoted
lyrics from his new song `Don´t Lose Your Steam,` imparting a message about tenacity
and self-reliance, a message that he got from his mother.“ Weiters: „When you speak
with Gregory, it is unusual if the conversation goes for five consecutive minutes without
him mentioning her profound influence on his life and songwriting.“
Seine bisherigen Erfolge werden ausführlich erwähnt: „..following last year´s Liquid
Spirit, which netted him a Grammy Award in the category Best Jazz Vocal Album. That
disc also helped him top the Male Vocalist category in both the 2013 and 2014
DownBeat Critics Poll. More strikingly, in an age of relatively puny album sales for pop
music-let alone jazz-Liquid Spirit sold over 1 million copies worldwide. It also became
the most streamed jazz album ever, with over 20 million streams.“
Porters Musik und auch seine Fähigkeit, Genres zu verbinden, wird gelobt: „Porter´s
music has an elastic quality that allows him to reach across genres; he has dramatically
expanded his audience through keen partnerships with r&b artists and musicians from
the world of electronic dance music (EDM).“
Darüber hinaus wird Porters restliche Band gelobt.
Was sagt nun Porter im Interview?
In Bezug auf seine Musik geht er erneut auf seine Verbindung mit seiner Mutter ein und
zeigt seine positive Welthaltung: „I feel their (his family´s) energy in my music. Some
oft the songs on the new album actually came about by way of missing home.“ Weiters
glaubt Porter, dass seine Mutter stolz auf den Song Take Me To The Alley wäre.
Und: „I´m extraordinarily thankful to the community of jazz for accepting me just as I
am.“
Über sein Songwriting und Stil meint er: „My albums are a document of what I´m
feeling at the time. There´s a lot going on in a writer´s head, and there are choices you
86
have to make. Do I wanna be a jazz-head? A soul man? But when I´m writing, I don´t
think about that.“
Weiters thematisiert Porter in diesem Interview
- wie er mit Kritik umgeht
- was er über die Verbindung zum Dance-/Electonic-Genre (gemeinsamer Song und
Auftritt mit Disclosure) denkt
- seine Erlebnisse mit der Sängerin Alicia Olatuja (singt mit ihm gemeinsam auf dem
Album.
Zusammenfassend ist dies ein weiterer Beitrag über Porter, der einem das Gefühl
vermittelt(!), Porter näher kennenzulernen und das meiste über ihn zu wissen. Man kann
sich mit ihm identifizieren und er wirkt sehr bodenständig, bescheiden und sympathisch.
Die Musik wird wiederum gelobt, quantitativ wird sehr viel über ihn berichtet
(mittlerweile hat er einen hohen Stellenwert). Wiederum handelt es sich um eine äußerst
gelungene Werbung.
Rolling Stone
Gregory Porter. Take Me To The Alley. Nicht mehr als grundsolide - wenn da
nicht diese Stimme wäre.
Klaus von Seckendorf
Beim „Rolling Stone“ handelt es sich um ein Musikmagazin, das hauptsächlich
Rockmusik und die Popkultur beleuchtet. Gegründet wurd der „Rolling Stone“ 1967 in
San Francisco. Es handelt sich als um ein US-amerikanisches Magazin, jedoch konnte
eine deutsche Ausgabe 1994 erfolgreich am Markt etabliert werden (vgl. wikipedia.org
2016f). Porter passt also genre-mäßig nicht unbedingt für dieses Magazin, es wird sich
also eher um eine Ausnahme handeln. In diesem Fall besteht die Ausnahme darin, dass
sein Album Take Me To The Alley neu erschienen ist. Der Beitrag (vgl. Von Seckendorf
2016) befindet sich in der Online-Version der deutschen Ausgabe des „Rolling Stone“.
Bezüglich des Genres dieses Beitrags handelt es sich um eine Album-Rezension.
Formal ist der Beitrag in zwei kurze Absätze gegliedert. Ein Album-Cover seines neuen
Albums ist abgebildet, dieses wird schließlich auch rezensiert. Quantitativ ist dies mit
Abstand der kürzeste, der bisher analysierten Beiträge. Die Seite ist bespickt mit
Werbung, teils Eigenwerbung, teils nicht-musikbezogene Werbung. Gleich unter der
87
Überschrift sieht man die Kurzfassung der Rezension – das Album erhält drei von fünf
Sternen (es handelt sich hier offensichtlich um die Bewertung des Albums. Bei einer
Album-Rezension sollte eigentlich ausschließlich die Musik des Albums beschrieben
werden, jedoch werden andere Informationen mithineinverpackt.
Über Porters positiven Typ wird Folgendes erwähnt: Porter sei ein „Gutmensch“ und
„bodenständig“. Folgender Satz unterstreicht auch Porters positiven Typ und hebt auch
dessen bisherigen Erfolg hervor: „Selbst der Labelwechsel von Motéma zu Blue Note,
wo sein Album `Liquid Spirit` 2013 durch die Decke ging, scheint bei ihm verzeihlich.“
Auch Persönliches über Porter verpackt der Autor: Porter sei „unlängst von Brooklyn
nach Bakersfiel/CA zurückgezogen, um seinen Geschwistern nahe zu sein“.
Musikalisch wird Porter eigentlich sehr gelobt: Von Seckendorf bezeichnet Porter als
„großartigen Sänger“. Jedoch wird das Album sehr kritsch bewertet. Der Schlusssatz
des Beitrags ist eigentlich sehr negativ für das Album, wie gerade erwähnt, jedoch sehr
positiv für Porter als Person und Sänger (Porter ist jedoch auch für die Arrangements
mitverantwortlich): „Würde bitte jemand diesen großartigen Sänger mit Songs und
Arrangements versorgen, die mehr Spannung ins grundgütige Geschehen bringen?“
Es ist somit auffällig, dass dies der erste Beitrag über Porter war, der auch (zumindest
ein bisschen) kritisch ist und nicht nur eine Lobeshymne darstellt. Porter als Person und
als Sänger wird jedoch auch in diesem Beitrag beworben. Vielleicht fällt die Bewertung
für das Album Porters auch deswegen nicht ideal aus, da es sich wie bereits erwähnt um
ein Rock-/Popmagazin handelt.
Kurier
Gregory Porter – Ein Grenzgänger im Jazz und im Leben
Brigitte Schokarth
Der „Kurier“ ist eine österreichische Tageszeitung mit überregionaler Ausrichtung.
1996 startete mit kurier.at eine Online-Ausgabe der Tageszeitung (vgl.wikipedia.org
2016g). Es scheint zunächst nicht unbedingt naheliegend, dass in einer österreichischen
Tageszeitung ein Artikel dieser Länge von Porter erscheint. Um einiges klarer wird dies
jedoch, wenn man sich den untergeordneten Titel des Beitrags (vgl. Schokarth 2016)
ansieht. Dieser lautet: „Der Star des Kurier-Festivals Nova Jazz & Blues Night im
Interview.“ Die Tageszeitung ist also Mitsponsor für das Festival. Hier wird also
deutlich: Es handelt sich bei diesem Beitrag um eine reine Werbung. Wenn man den
88
Beitrag gattungsspezifisch nicht als Werbung bezeichnen will, so handelt es sich um
einen Mix aus Interview und Fachartikel.
Formal ist der Beitrag in mehrere kleine Absätze gegliedert, zu Beginn des Artikels ist
ein Porter im edlen Mantel groß abgebildet. Ein weiterer untergeordneter Titel
(„Brennende Kreuze“) leitet die letzten Absätze ein. Neben nicht-musikbezogener
Werbung und Eigenwerbung folgt direkt im Anschluss an den Beitrag der Hinweis (also
Werbung) für das Festival.
Der Titel stellt eine Anspielung auf Porters Musikstil dar und der Untertitel deutet
Porters schwierige Lebensumstände an.
Zu Porters Biographie und schwierigen Lebensumständen wird Folgendes erwähnt:
„Seine Mutter war Pastorin, weshalb er schon früh in der Kirche Gospel-Songs sang.
Aber die Lebensumstände als Kind prägten ihn noch mehr.“
Sein bisheriger Erfolg wird erwähnt: Sein Album Liquid Spirit habe in Österreich
Doppelplatin erreicht.
Auch sein genreübergreifender Musikstil wird thematisiert: „Er hat mit dem britischen
Dance-Duo Disclosure gearbeitet und sich Tracks von DJ Claptone remixen lassen. Er
mag es, Genre-Grenzen zu sprengen, viele seiner Genre-Kollegen aber nicht.“
Was sagt nun Porter selbst in diesem „Interview“?
Auch er erzählt wiederum bestimmte biographische Aspekte, die in Verbindung mit
seinen schwierigen Lebensumständen stehen: „Wir haben deutlich Rassismus zu spüren
bekommen", sagt er. "Sie haben immer wieder Melonen oder Kürbisse durch die
Fenster geworfen, einmal sogar brennende Kreuze in den Vorgarten. Mein Bruder
wurde erschossen. Und Nigger wurde ich so oft genannt, dass es gar nichts mehr
bedeutet hat.“
Diese Erlebnisse würden in Verbindung mit seiner Musik stehen: Es ginge im Song Fan
The Flames um genau diese Erlebnisse.
Auch seine Mutter wird wiederum von ihm thematisiert, diese stehe auch in Verbindung
mit seiner Musik und auch sein positives Weltbild wird dadurch vermittelt:
„Sie (seine Mutter) hat sich in Bakersfield, wo ich aufgewachsen bin, absichtlich
Kirchen in der schlimmsten Gegend geben lassen. Wir waren umgeben von Prostitution,
Drogen, Obdachlosen. Ihr Credo war: Dort werde ich am meisten gebraucht, dort kann
ich am meisten bewirken." Und weiters: „Das Wichtigste, was sie mir gegeben hat, war
die Goldene Regel: Behandle alle Menschen so, wie du gerne behandelt werden willst.
89
Die gilt in jeder Kultur und Religion, egal ob Buddhismus, Christentum oder Islam.
Und diese Haltung kommt heute in meiner Musik raus."
Das Ziel, mit Porter zu sympathisieren, scheint auch hier auf jeden Fall erreicht worden
zu sein. Man bekommt fast Mitleid mit Porter, der so viel Schwieriges in seinem Leben
erleben hat müssen. In Verbindung mit der Erwähnung seines bisherigen Erfolgs
empfiehlt es sich also unbedingt, zum beworbenen Festival zu gehen. Der Beitrag stellt
somit wiederum eine äußerst gelungene Werbung dar.
4.2.2 Vergleichende Analyse
Wie bereits aus den Einzelanalysen der Zeitschriften beziehungsweise Tageszeitungen
ersichtlich wurde, werden bestimmte Aspekte über Porter immer wieder thematisiert.
Einerseits werden bestimmte Aspekte von den Verfassern der Artikel in den Mittelpunkt
gestellt, andererseits wird auch an den Aussagen Porters selbst, welche in den Beiträgen
veröffentlicht wurden, deutlich, dass er offensichtlich sehr gerne gewisse Themen
immer wieder erwähnt oder hervorhebt. Diese Thematisierung und Wiederholung
diverser
Aspekte
ist
also
nach
einer
intensiven
Beschäftigung
mit
den
Berichterstattungen sehr auffällig und zugleich interessant, da Porter dadurch selbst
indirekt beworben wird oder sich selbst bewirbt. Im Folgenden werden diese Aspekte
nochmals zusammengefasst beziehungsweise vergleichend dargestellt. Unterschieden
wird bei dieser Analyse jedoch zwischen der Perspektive der AutorInnen und den
Selbstaussagen Porters innerhalb dieser behandelten Beiträge.
Zentrale Aspekte der Berichterstattung
Ein wichtiger Punkt ist mit Sicherheit der Titel der Beiträge, denn dieser entscheidet
meist darüber, ob jemand wirklich den Beitrag liest oder eben nicht. Bei den
analysierten Beiträgen lässt sich durchaus feststellen, dass alle AutorInnen versucht
haben, den Titel möglichst originell und interessant zu formulieren. Die Leute sollen
neugierig auf Gregory Porter werden. Dazu wurden Formulierungen ausgewählt, die auf
gewisse Aspekte Porters anspielen. Anspielungen lassen sich etwa in Bezug auf Porters
Biographie
finden
(„Vom
Footballspieler
zum
Verteidiger
der
schwarzen
Musiktradition“, „Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes“), auf dessen Album
90
(„Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen“, „Der Geisterbeschwörer“,
„Der neue Star des Jazz-Gesangs liebt Vögel und will wie Wasser sein“), oder auf
dessen Musikstil („Jazz-Soul-Katharsis“, „Ein Grenzgänger im Jazz und im Leben“).
Teilweise steckt auch ein Lob, eine Werbung oder Empfehlung im Titel: „Gregory
Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen“, „Der neue Star des Jazz-Gesangs“,
„Nicht mehr als grundsolide – wenn da nicht diese Stimme wäre“.
An diesen Beispielen sieht man, dass sich die AutorInnen wirklich Gedanken gemacht
haben, Aufmerksamkeit auf Gregory Porter zu lenken, teilweise auch mittels
Wortspielen oder Sprachbilder. Auch wird ersichtlich, dass bereits die Titel der Beiträge
Werbung für Porter darstellen (abgesehen vom Beitrag im „Rolling Stone“, der einen
Mix aus Werbung und Kritik an Porter darstellt).
Porters Musik wird innerhalb der Beiträge natürlich thematisiert (schließlich ist er
Musiker), auch wenn auffällig ist, dass diese nur sehr oberflächlich thematisiert wird.
Hier merkt man natürlich auch einen Unterschied, ob es sich etwa um eine JazzZeitschrift oder um eine Tageszeitung handelt. Natürlich spielt auch der Zweck des
Beitrags (z.B. Albumrezension) eine Rolle. Der Hauptzweck der Thematisierung der
Musik Porters bleibt jedoch, dass dessen Musik beworben wird. Hier einige Beispiele
aus den Beiträgen, bei welchen in verschiedenster Weise positiv über Porters Musik
geschrieben wurde:
Porter habe „eine mächtige Stimme“ (Jazzzeitung), „…und natürlich klingt Porter auch
hier wieder so superb, dass er mit seiner Fassung neue Maßstäbe setzt…“ (Jazzthetik),
er singe über die Liebe und benennt Missstände durch seine Musik (Rondo), „Auf
seinem entspannten souligen Album Take Me To The Alley lässt sich auch eine samtige
Stimme genießen, die etwas von Sammy Davis Jr. hat und deren cremiger
Grundcharakter Breitenwirkung garantiert, ohne allzu gefällig zu sein.“ (Standard),
„Porter´s music has an elastic quality…“ (DownBeat), Von Seckendorf bezeichnet
Porter als „großartigen Sänger“ (Rolling Stone).
Lediglich im Kurier wurde nichts (!) über Porters Musik geschrieben, hier wurde seine
Musik „nur“ indirekt gelobt. An den vorhergehenden Beispielen kann man vermuten,
welch großen Einfluss diese Komplimente und Empfehlungen für die Musik Porters auf
91
einen Leser/eine Leserin haben werden. In dieser Kategorie wird also Porters Musik
direkt beworben.
Indirekt wird Porters Musik ebenfalls beworben. Häufig wird in den Beiträgen Porters
Stil und Genre thematisiert. Hier wird hauptsächlich Porters Fähigkeit in den
Vordergrund gerückt, Genres erfolgreich miteinander zu verbinden. Dies wird deshalb
thematisiert und erwähnt, um Porter von anderen Künstlern abzuheben und zu
differenzieren. Porter wird aufgrund dessen interessant (gemacht). Auf Porters
genreübergreifenden Musikstil wird in jedem der Beiträge (außer auf die kurze AlbumRezension im Rolling Stone) explizit eingegangen. Beispiele aus den Beiträgen hierfür
sind:
„Wenn es aktuell jemanden gibt, der als Sänger das stilistische Kontinuum afroamerikanischer Musik verkörpert – von Jazz bis Soul -, dann Gregory Porter.“
(Jazzzeitung)
Seit dem Erfolg seines Albums Liquid Spirit ist der Mann aus Bakersfield (nördlich von
Los Angeles) mit seinem Mix aus Jazz, Soul, Gospel und Rhythm and Blues gut für
volle Säle und Grammys.“ (Der Standard)
Ein weiterer Aspekt, der für Porter indirekt als musikalische Werbung genutzt wird, ist,
dass Porter seine Songtexte (größtenteils) selbst schreibt. Auch dies ist ein Aspekt,
welcher in den meisten Beiträgen erwähnt wurde. Jedoch ist auch entscheidend, dass
Porter nicht nur ein Singer-Songwriter ist (was alleine schon positiv besetzt ist),
sondern dass er dafür viel Lob erntet. Beispiele dazu sind:
Es gelingen Porter durch seine Texte „berührende naturnahe Bilder“ und „bewegende
Reminiszenzen an die Vergangenheit“. (Jazzthetik) „When you speak with Gregory, it
is unusual if the conversation goes for five consecutive minutes without him mentioning
her profound influence on his life and songwriting.“ (DownBeat)
Auch Porters bisherige Erfolge werden in beinahe allen Beiträgen erwähnt, welche
sich durchaus hören (und lesen) lassen können. Auch wenn man Porter bis zum
Zeitpunkt des Lesens noch nicht gekannt hatte, so ist man natürlich leicht beeindruckt
von bestimmten Erfolgen, die Porter aufweisen kann. Mit diesen Erfolgen kann also
leicht Werbung gemacht werden. Einige Beispiele aus den Beiträgen hierfür sind:
92
„Beide Platten ernteten höchstes Kritikerlob wie auch Grammy-Nominierungen, und
zwar in den Kategorien Best Jazz Vocal Album und Best Traditional R&B
Performance.“ (Jazzthetik)
„..following last year´s Liquid Spirit, which netted him a Grammy Award in the
category Best Jazz Vocal Album. That disc also helped him top the Male Vocalist
category in both the 2013 and 2014 DownBeat Critics Poll. More strikingly, in an age of
relatively puny album sales for pop music-let alone jazz-Liquid Spirit sold over 1
million copies worldwide. It also became the most streamed jazz album ever, with over
20 million streams.“ (DownBeat)
„Selbst der Labelwechsel von Motéma zu Blue Note, wo sein Album `Liquid Spirit`
2013 durch die Decke ging, scheint bei ihm verzeihlich.“ (Rolling Stone)
Posititv hervorgehoben wird des Öfteren auch Porters Band, was natürlich ein nicht
unwesentlicher Faktor in Bezug auf Porters Musik ist. Aus diesem Blickwinkel
wiederum betrachtet, ist es erstaunlich, wie wenig über die Band (also quantitativ in den
Beiträgen) geschrieben wird. Hier wird deutlich, es verkauft sich eigentlich seine Person
und sein Name. Wird die Band jedoch positiv hervorgehoben, bedeutet dies eine
Werbung für Porter und dessen Musik. Ein Beispiel dazu:
„Kenyatta helped arrange the new album, along with Porter and pianist/musical director
Chip Crawford, leading a sparkling band that includes…“ (DownBeat)
Abgesehen von musikalischen Aspekten spielt offenbar Porters Biographie eine
zentrale Rolle in den Beiträgen. In jedem (!) Beitrag werden biographische Elemente
miteingebunden. Auffallend dabei ist, dass vorwiegend Schicksalhaftes in seiner
Kindheit/Jugend thematisiert wird. Das für mich Entscheidende hierbei ist wiederum,
dass
Porters
schicksalhafte
Leidengeschichte
rund
um
Rassismus,
seine
lebensverändernde Schulterverletzung und der dramatische Krebstod seiner Mutter zum
Anlass genommen wird, seine Person interessant vermarkten zu können. Man bekommt
dadurch das Gefühl vermittelt, Porter besser zu kennen und zu verstehen. Die Botschaft
im Hintergrund könnte etwa so lauten: „Porter hat soviel in seinem Leben mitgemacht,
dass er es jetzt besonders verdient, Erfolg zu haben.“ Es ist meiner Meinung nach also
nicht zufällig, dass die enge Verbindung zu seiner Mutter, den Rassismus in seiner
Jugend (und auch heute noch) oder sein dramatischer Wendepunkt im Leben (die
Schulterverletzung) oder zumindest über einzelne dieser Aspekte immer wieder
93
berichtet wird. Porter will also offensichtlich, dass möglichst viele Leute diese „Fakten“
kennen. Mit seiner dramatischen Lebensgeschichte/Biographie werden auch immer
wieder Songs und Texte in Verbindung gebracht. Gerade diese Zusammenhänge
scheinen besonders interessant zu sein, um darüber zu berichten. Als prototypisches
Beispiel wird hier nur der Titel des Beitrags aus dem Standard ausgewählt:
„Gregory Porter: Gesänge aus dem Archiv des Schmerzes“ (Der Standard)
Hervorgehoben wird in den Beiträgen auch häufig Porters positive Weltanschauung,
sein positiver Typ/Charakter und positive Eigenschaften. Dadurch wird natürlich
erreicht, dass Porter als sympathisch und postiv wahrgenommen wird. Dies stellt somit
wiederum eine positive Werbung für seine Person dar (obwohl es nichts mit seiner
Musik zu tun hat). Einige Beispiele dazu sind:
„Da steht keiner auf der Bühne, der für seinen Live-Act auf Crooner, Diva oder
irgendeinen anderen Archetypus das Image-Marketing macht. Kein Sinatra- oder
Sonstwas-Darsteller, wo das Posen so wichtig oder gar wichtiger ist als der Gesang.
Auch niemand, wo sich das Great American Songbook retromäßig noch einmal – zum
wievielten Male? – selbst verdaut. Sondern einer, der so ungewöhnlich gut singt…“.
(Jazzzeitung)
Wenn Porter den Mund öffnet, „kann man sich keinen sanfteren Menschen vorstellen“.
(Rondo)
Porter sei ein „Gutmensch“ und „bodenständig“. (Rolling Stone)
Ein weiterer Aspekt, der gerne und oft erwähnt wird, ist Porters Kopfbedeckung.
Diese Kopfbedeckung stellt einen enorm wichtigen Wiedererkennungswert für Porter
dar.
Äußerst interessant ist, dass Porter genau die gleichen Punkte thematisiert, die
ansonsten auch über ihn geschrieben werden. Auffällig ist etwa, dass er selbst immer
wieder seine Mutter erwähnt und welch unglaublich großen Einfluss diese auf sein
Leben hätte. Somit bringt er selbst auch immer wieder Songs beziehungsweise
Songtexte in Verbindung mit seiner Mutter oder seiner Leidensgeschichte. Es gelingt
ihm dadurch, seine Musik für sein Publikum interessanter wirken zu lassen. Er gibt sich
94
zudem (auch in seinen Aussagen) sehr bescheiden, bodenständig und positiv. Porter
wirkt also äußerst sympathisch und bewirbt sich dadurch selbst.
95
4.3 Fazit
Wie
bereits
unter
Punkt
4.1
näher
ausgeführt
wurde,
befindet
sich
der
Musikjournalismus in einem Netzwerk bestehend aus verschiedensten Abhängigkeiten.
Weiters wird unter der Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten und Voraussetzungen
Musikjournalismus als Ware produziert. Dem Zielpublikum entsprechend muss also
Unterhaltung und Information geboten werden, schließlich soll das entsprechende
Magazin gekauft werden (und das am besten regelmäßig). Jedoch wird speziell bei der
vorgenommenen Analyse schnell deutlich, dass auch der Musikjournalismus eine Ware
für den Markt herstellt. Wie anhand der Einzelanalysen der Zeitschriften (und
Tageszeitungen) deutlich wird, bietet jeder der behandelten Beiträge Platz für Werbung.
Sei es nun Eigenwerbung, musikbezogene Werbung oder auch nicht-musikbezogene
Werbung – jeder der Beiträge beinhaltet Werbung. Durch Werbung können sich diese
Zeitschriften schließlich auch (zu einem maßgeblichen Teil) finanzieren. Am Beispiel
der Zeitschrift „Rondo“ wird auch schnell deutlich, warum diese einen Beitrag über
Gregory Porter enthält. Da „Rondo“ von der Musikindustrie finanziert wird, erhofft man
sich natürlich einen positiven Effekt für diese. „Rondo“ bewarb also indirekt Porter,
somit sollen die LeserInnen natürlich auch in weiterer Folge Porters Musik kaufen (CDs
oder auch etwa Karten für ein Live-Konzert).
Noch deutlicher ist dies vielleicht am Beispiel des Beitrags aus dem „Kurier“ erkennbar.
Gleich im Anschluss an den Beitrag findet sich eine Information (=Werbung) für ein
Festival, bei welchem Porter auftritt und bei welchem „zufällig“ der „Kurier“ als
Sponsor
fungiert.
Wie
ebenfalls
unter
Punkt
4.1
erwähnt,
verfügen
„Musikkommunikatoren“ durchaus über eine gewisse musikalische Urteilskraft, jedoch
müssen sie die strukturellen, organisatorischen und die ökonomischen Folgen ihres
Tuns beurteilen, bevor sie Entscheidungen treffen und über Musik urteilen. Anhand der
Beiträge wird ersichtlich, dass Verfasser der Beiträge die Musik Porters extrem positiv
beurteilen. Ob dies jedoch wirklich der Fall wäre ohne diese gewissen Abhängigkeiten
innerhalb dieses Netzwerkes, ist zu bezweifeln. Lediglich von Seckendorf beurteilt die
Musik Porters (in diesem Fall Porters letztes Album) durchaus kritischer. Sehr auffällig
ist wirklich, dass (wie ich unter 4.2 beschrieben habe) Beiträge, welche vollkommen
unterschiedliche Kriterien aufweisen, immer wieder diese gleichen Aspekte
thematisieren.
96
Dies ist natürlich kein Zufall, denn wie gute Werbung für Porters Musik in Form von
Beiträgen aussehen kann, habe ich unter den verschiedensten behandelten Aspekten
aufgezeigt. Dieses Thematisieren der immer gleichen Elemente deutet auch darauf hin,
dass die Musikindustrie bereits im Vorfeld (etwa vor dem Erscheinen eines neuen
Albums) mit Informationen über Porter versorgt wird. Deutlich wird dieses Phänomen
auch anhand der Bilder, die für die Beiträge verwendet wurden. Bezieht sich ein Beitrag
auf das Album Liquid Spirit, wird Porter meistens im gleichen Anzug abgebildet. Für
das Erscheinen des Albums wurde von Porters „Team“ also eine Reihe von Fotos
erstellt, welche von den Medien verwendet werden können.
Durch die an die Medien weitergegebenen Informationen wird somit auch ein
bestimmtes Image von Porter erzeugt. Doch nicht nur anhand der Art und Weise der
Berichterstattung, sondern auch durch die Selbstaussagen Porters wird ein Image
kreiert, das äußerst positiv für Porter ausfällt und wiederum eine Werbung für seine
Musik darstellt. Silke Borgstedt schreibt dazu passend Folgendes: „Auch ein Musiker
lässt sich als Produkt beziehungsweise als Produktkonglomerat verstehen, dessen Image
einen wesentlichen Beitrag zum Gesamterfolg leistet“ (Borgstedt 2008: 86).
97
5. Didaktische Dimension
Im folgenden Kapitel wird erhoben, welche Bildungs- und Lehraufgabe der Lehrplan
für Musikerziehung in der AHS-Oberstufe vorgibt und inwieweit die Behandlung von
Gregory Porter im Unterricht dazu beitragen würde, diese Bildungsziele zu erreichen
(vgl. https://www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_ahs_oberstufe.html).
Dazu werden zunächst im Lehrplan verankerte Bildungsziele zitiert. Zu diesen Zitaten
folgt schließlich ein Kommentar, der aufzeigen soll, inwieweit sich diese Bildungsziele
durch die Behandlung von Gregory Porter im Unterricht verknüpfen lassen. Ebenfalls
wird aufgezeigt, inwieweit die Thematisierung Porters (Musik) einen Beitrag zu den
lehrplanmäßigen Bildungsbereichen liefert. Im Anschluss daran werden konkrete
Unterrichtsideen in Verbindung mit dem Lehrstoff gebracht. Dadurch wird die
Thematisierung Porters im Unterricht nicht nur gerechtfertigt, sondern auch aufgezeigt,
wie dieser Unterricht in der schulischen Praxis aussehen kann. Ich beschränke mich
deshalb auf den Lehrplan der AHS-Oberstufe, da mir die Thematisierung Porters in der
Oberstufe zweckmäßiger erscheint und ansonsten der Rahmen dieser Arbeit gesprengt
werden würde. Dennoch soll erwähnt werden, dass der Lehrplan der Unterstufe viele
Parallelen mit dem der Oberstufe aufweist und dass die Thematisierung Porters
durchaus auch in der Unterstufe seine Berechtigung hätte – vor allem in der 4. Klasse.
98
5.1 Lehrplanmäßige Bildungsziele

Musik ist ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Existenz und Teil der kulturellen
Allgemeinbildung. Musikalische Bildung ist in der Wechselwirkung von Musikpraxis,
Musikkunde und Musikrezeption begründet.
Kommentar:
 Die Behandlung von Porter im Unterricht würde natürlich eine kulturelle
Bereicherung und somit auch zur Erweiterung der Allgemeinbildung beitragen. Die
Musik Porters kann praktisch ausgeführt werden, kann theoretisch analysiert werden
und in einen kulturhistorischen Kontext gestellt werden.

Der Musikunterricht soll zu einem selbstständigen, weiterführenden Umgang mit
Musik auf der Basis von Handlungsorientiertheit anregen. Dabei ist auf
Ausgewogenheit zwischen kultureller Tradition und aktuellem musikalischen
Geschehen zu achten.
Kommentar:
 Da sich die Musik Porters aktuell hoher Beliebtheit erfreut und gut anbietet, im
Unterricht praktisch realisiert zu werden, wird den SuS ein Zugang zur Jazz-Musik
ermöglicht und somit werden sie zusätzlich angeregt, Jazz-Musik auch außerhalb der
Schule zu praktizieren. Porter bietet sich geradezu an, als aktuelles Beispiel innerhalb
der Jazz-Tradition herangezogen zu werden.

Der
Musikunterricht
soll
eine
aufgeschlossene
Haltung
gegenüber
allen
musikalischen Äußerungen fördern und Verurteile gegenüber dem Neuen und dem
Anderen überwinden helfen.
Kommentar:
 Die SuS lernen mit Porter einen afro-amerikanischen Künstler kennen, der selbst
angibt, mit zahlreichen Vorurteilen kämpfen zu müssen. Es soll somit ein
99
Bewusstsein geschaffen werden, dass Vorurteile und Fremdenhass noch immer eine
Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Die SuS sollen lernen, der Kunst aus anderen
Ländern und Kulturkreisen Wertschätzung entgegenzubringen.

Ein wesentliches Ziel ist der Erwerb der Fähigkeit, Musik in einen kulturhistorischen
und thematischen Kontext richtig einordnen zu können. Differenzierte und
vergleichende
Auseinandersetzung
mit
möglichst
vielfältigen
musikalischen
Bereichen, Epochen, Ausdrucks- und Erscheinungsformen in Praxis und Theorie
stellt das sicher.
Kommentar:
 Gregory Porter ist als ein Repräsentant von Jazz-Musik zu sehen. Diese
Musikrichtung hat eine längere Tradition, welche die SuS kennenlernen sollen, um
Porters Musik schließlich besser zu verstehen. Auch die praktische und theoretische
Thematisierung der Musik Porters kann zu einem besseren Verständnis dieser
Musikrichtung führen.

Das künstlerische Potenzial und der intellektuelle Reifungsprozess sowie die damit
verbundene Identitätsfindung der Schülerinnen und Schüler sollen gefördert werden.
Kommentar:
 Anhand der praktischen Auseinandersetzung mit der Musik Porters wird das
künstlerische Potenzial der SuS erweitert. Auch die theoretische und kritische
Auseinanderstzung mit dieser Musik soll zum individuellen Reifungsprozess
beitragen.

Die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen, wie Konzentrationsfähigkeit,
Leistungsbereitschaft, Selbstdisziplin, Teamfähigkeit, Kooperation und Koordination
sowie Toleranz und Kritikfähigkeit ist Aufgabe aller Bereiche des Musikunterrichts.
100
Kommentar:
 Sowohl die theoretische als auch die praktische Auseinandersetzung mit Porters
Musik fördert die personale Kompetenz und vor allem gemeinsames Musizieren
fordert und fördert die soziale Kompetenz. Die (kritische) Auseinandersetzung mit
Musik aus anderen Kulturkreisen fördert die Tolerenz. Vor allem, da Porter ein
Farbiger ist und auch die Jazz-/Gospel-/Bluesgeschichte vorwiegend von Farbigen
geprägt wurde, kann die Beschäftigung mit deren Kunst dazu beitragen,
Rassenvorurteile abzubauen.

Die
Schülerinnen
und
Schüler
sollen
zum
Verständnis
soziokultureller
Gegebenheiten des Musiklebens die Wechselwirkungen von Individuum, Kultur und
Gesellschaft erfassen.
Kommentar:
 Die Musik Porters muss in einen gewissen kulturhistorischen Kontext gesetzt
werden. Den großen Erfolg Porters in unserer Gesellschaft kritisch zu erkunden stellt
mit Sicherheit eine interessante Aufgabenstellung im Unterricht dar.

Die Schulung des Musikhörens soll die musikalisch-ästhetische Wahrnehmungs- und
Unterscheidungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler verbessern. Daraus soll die
Fähigkeit zur kritischen Reflexion des Musikangebots, der verschiedenen Funktionen
von Musik sowie der Medien als kultureller Faktor erwachsen.
Kommentar:
 Durch das Hören Porters Musik können Verbindungen und Differenzen zur
Mainstream Pop-Musik aufgezeigt werden. Somit lernen die SuS auch, das
momentan vorherrschende musikalische Angebot und die wesentliche Rolle der
Medien besser zu reflektieren.
101
5.2 Beiträge zu den Bildungsbereichen
Der Lehrplan fordert vom Musikunterricht Beiträge zu folgenden grundlegenden
Bildungsbereichen:
-
Sprache und Kommunikation
-
Mensch und Gesellschaft
-
Natur und Technik
-
Gesundheit und Bewegung
-
Kreativität und Gestaltung
In den folgenden Ausführungen wird deutlich, dass die Thematisierung Porters und
seiner Musik Beiträge zu allen übergeordneten Bildungsbereichen liefern kann.
Sprache und Kommunikation
 Vor allem das praktische Musizieren (Singen oder instrumentales Musizieren) der
Musik Porters kann als eine Form der Kommunikation angesehen werden. Auch die
kritische Auseinandersetzung mit der Musik und das Reflektieren darüber fördert die
kommunikative Kompetenz der SuS. Das Verstehen der Musik eines afroamerikanischen Musikers und dessen kulturellen Hintergrunds kann auch ohne gut
ausgeprägte Englisch-Kenntnisse ermöglicht werden. Auch das Zusammenwirken
Porters Musik und dessen Sprache führt zu erhöhten emotionelen Empfindungen.
Durch das gemeinsame Singen seiner Musik wird zudem der Umgang mit der
eigenen Stimme geschult.
Mensch und Gesellschaft
 Am Beispiel Porter kann gut verdeutlicht werden (wie auch in der „markttechnischen
Dimension“ dieser Arbeit ausführlich behandelt wurde), welche wichtige Rolle die
Medien für den Erfolg eines Musikers einnehmen, wie diese Medien arbeiten und
wer vom Erfolg des Musikers profitiert. Wirtschaftliche Zusammenhänge im Bereich
der Musik können also somit gut aufgezeigt werden.
102
Natur und Technik
 Neben der bereits angeführten Beschäftigung mit dem „Phänomen“ Porter mithilfe
neuer Medien (z. B. Youtube, Online-Medien) könnten beispielsweise die
Funktionsweise und akustische Merkmale von typischen Instrumenten im JazzBereich (z.B. Saxophon) besprochen werden und am Beispiel Porters Band
demonstriert werden.
Gesundheit und Bewegung
 Die Auseinandersetzung mit Jazz-Musik und der Musik Porters und die kritische
Reflexion dieser fördert die mentalen Fähigkeiten der SuS. Auch kann ein Anstoß
gegeben werden, Jazz-Musik (bzw. Musik anderer Kulturkreise generell) als
Lebensbereicherung zu erfahren. Eventuell können auch tänzerische Choreographien
zu
Porters
Musik
entwickelt
werden,
welche
in
weiterer
Folge
die
Körperkoordination schulen.
Kreativität und Gestaltung
 Vor allem die Ermutigung der SuS zu musikalischen Improvisationen, zu welchen
Porter und seine Band einerseits als Motivation und Inspiration herangezogen
werden können und andererseits auch als musikalische Grundlage dienen können,
fördert die Entwicklung von Fantasie und Kreativität.
103
5.3 Lehrstoff
Der Lehrstoff der Oberstufe ist in drei größere Bereiche eingeteilt:
-
Musikpraxis
-
Musikkunde
-
Musikrezeption
Im Lehrplan wird auch darauf hingewiesen, dass diese drei Bereiche immer im
Zusammenhang zu sehen sind, dem jeweiligen Lernziel entsprechend. Es werden im
Folgenden konkrete Unterrichtsideen formuliert, welche anschließend in Verbindung
mit dem Lehrplan gestellt werden.
5.3.1 Unterrichtsideen
Praktisches Musizieren der Musik Porters:
Nicht alle seiner Songs sind dazu geeignet, im Unterricht gesungen zu werden, dennoch
finden sich Werke, die sich gut in der Schule umsetzen lassen. Songs von Porter im
Unterricht zu realisieren, bietet sich auf vielfältige Weise an:
 Einige SuS könnten aufgrund Porters großer Popularität seine Songs bereits kennen,
was sich natürlich positiv auf die Motivation auswirkt.
 Porters Musik ist teilweise an der Grenze zur populären Musik und findet daher bei
den meisten SuS sicherlich großen Anklang.
 Einige seiner Werke sind vom Schwierigkeitsgrad eher einfach gehalten und lassen
sich daher auch in Klassen gut umsetzen, wo kein musikalisch hochwertiger
Grundlevel vorhanden ist.
Im Anhang befinden sich Leedsheets von Songs, welche ich für besonders geeignet
finde, um im Unterricht gesungen beziehungsweise gespielt zu werden. Diese Songs
können nicht nur im Plenum gesungen werden, sondern lassen sich auch instrumental
vom Schwierigkeitsgrad leicht umsetzen. Je nach Klasse können diese Songs auch
leicht von einer Klassenband umgesetzt werden. Natürlich klingen diese Songs schon
104
mit einer simplen Klavierbegleitung, welche von einem Lehrer/einer Lehrerin oder
eventuell einem Schüler/einer Schülerin gespielt wird, sehr gut.
Diese Songs können in sehr vielfältiger Weise in das Unterrichtsgeschehen integriert
werden:
 Die Songs werden ohne einen bestimmten Kontext gesungen. Stimmtraining kann
und soll regelmäßiger Bestandteil des Unterrichts sein.
 Gregory Porter als Künstler wurde/wird im Unterricht behandelt und es wird eine
Verbindung zur Musikpraxis hergestellt.
 Jazzmusik wurde wurde/wird im Unterricht behandelt und es wird eine Verbindung
zu Musikpraxis hergestellt.
 Harmonische Strukturen, die im Song auftreten (z.B. Moll-Blues) werden/wurden
besprochen
 …
Improvisation:
Im Anhang befindet sich das Leedsheet des Songs Grandma´s Hands, welcher 1971 von
Bill Withers geschrieben wurde. Auf Youtube findet sich ein Cover dieses Songs von
Gregory Porter und und Ben L `Oncle Soul, welcher als Grundlage für eine
Improvisationsübung
in
der
Schule
dienen
könnte:
https://www.youtube.com/watch?v=3Y_55ZKTzyo

Da dieser Song eine sehr einfache harmonische Struktur aufweist, eignet er sich
besonders gut für Improvisationen der SuS.

Diese können je nach musikalischem Level der Klasse unterschiedlich gestaltet
werden.

Sind gewisse instrumentale Kenntnisse bei einigen SuS in der Klasse vorhanden,
kann der Song leicht von ihnen selbst gespielt werden, ansonsten kann der Lehrer/die
Lehrerin für die instrumentale Begleitung (Klavier/Gitarre) sorgen.

Die Soli der SuS können instrumental oder vokal realisiert werden.

Die besondere immer wiederkehrende Form dieses Songs (eine Form des MollBlues) kann natürlich auch theoretisch besprochen werden.
105

Die SuS können zusätzlich das Call and Response – Schema kennenlernen und
praktisch ausprobieren, indem der Lehrer/die Lehrerin beispielsweise als Vorsänger
fungiert.
Das Video kann als zusätzliche Motivation gezeigt werden oder theoretische
Erklärungen über die Form des Songs unterstützen.
Auseinandersetzung mit der Person Gregory Porter:
Möglichkeiten/Tipps /Anregungen:
 Die SuS könnten selbst im Internet (PCs, Smartphones) nach Informationen
recherchieren (so wird auch die Medienkompetenz gefördert).
 Die SuS können in Gruppen aufgeteilt werden und recherchieren nach
unterschiedlichen Informationen rund um Porter und präsentieren ihre Ergebnisse
anschließend im Plenum (eine Gruppe recherchiert zur Biographie Porters, eine
Gruppe nach seinen bisherigen musikalischen Erfolgen etc.)
 Der Lehrer / die Lehrerin präsentiert der Klasse Informationen zu Gregory Porter
(aufgewertet kann diese Methode durch Hörbeispiele, kurze Interviews etc. werden)
 Der Lehrer zeigt den SuS einen Beitrag über Porter (z.B. ARTE-Dokumentation
„Durch die Nacht mit Gregory Porter + Cassandra Wilson) via Youtube oder andere
seiner zahlreichen Interviews via Youtube, die teilweise auch gut mit seiner Musik
verknüpft und sehr informativ sind) und die SuS notieren sich wichtige
Informationen.
Musikjournalismus:
Am Beispiel Porter kann den SuS vermittelt werden, wie moderner Musikjournalismus
funktioniert. Wie anhand dieser Arbeit aufgezeigt wurde, steht der kommerzielle Erfolg
eines Musikers in enger Verbindung mit medialer Berichterstattung und Image.
106
 Die SuS bekommen Beiträge aus Musikzeitschriften/Tageszeitungen. Diese werden
beispielsweise in Partnerarbeit analysiert und gemeinsam im Plenum schließlich
diskutiert.
 Diese Analysen können auch im Rahmen etwa einer vorwissenschaftlichen Arbeit
durchgeführt werden.
 Die Funktionsweise von modernem Musikjournalismus kann natürlich auch vom
Lehrer/der Lehrerin selbst erläutert und beispielsweise an gewissen Beiträgen
demonstriert werden.
 Diese Thematik könnte auch im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichts
(Deutsch/Musik beziehungsweise Englisch/Musik) behandet werden.
 Besonders interessant wäre die Thematik natürlich für die SuS, wenn bereits einige
Stunden zu Porter und seiner Musik abgehalten wurden und ein gewisses Vorwissen
bereits vorhanden ist.
Weitere Unterrichtsanregungen:
 Porter kann jederzeit als aktuelles Beispiel für einen Vertreter von Jazz-Musik (oder
auch Gospel/Soul/Blues) dienen. Auch kann Porter als Künstler demonstriert werden,
der diese Musikrichtungen erfolgreich vereint.
 Wird Jazz-Geschichte im Unterrichtsgeschehen behandelt, kann mit Porter ein toller
Gegenwartsbezug hergestellt werden.
 Anhand Portes Live-Auftritten kann eine typische Jazz-Besetzung demonstriert und
besprochen werden.
 Anhand Porters Musik können verschiedenste Phänomene, wie etwa Walking-Bass,
Synkopen, Aufbau eines improvisierten Solos, Improvisation allgemein, bestimmte
harmonische Strukturen, Jazz-Akkorde (vierstimmige Akkorde), Swing-Rhythmus
etc. demonstriert und besprochen werden.
 Die Entstehung und Entwicklung von Jazz-Standards kann am Beispiel Porter sehr
gut demonstriert werden (z.B. Work Song).
 Porters Songtexte können im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichts
(Deutsch / Musik) in Hinblick auf Sprachbilder analysiert werden.
 Porter eignet sich sehr gut für einen fächerübergreifenden Unterricht
 …………..
107
5.3.2 Lehrplanbezug
Anhand der vorgestellten Unterrichtsideen werden einen Vielzahl an Kompetenzen und
Lernzielen abgedeckt, die im Lehrplan gefordert sind. Welche der geforderten
Kompetenzen und Lernziele genau abgedeckt werden, wird im weiteren Verlauf
angeführt. An der langen Liste wird nochmals sehr deutlich, dass die Thematisierung
Porters im Unterricht nicht nur seine Berechtigung hat, sondern darüber hinaus eine
Empfehlung darstellt. Im Lehrplan wird 5. und 6. Klasse sowie 7. und 8. Klasse separat
behandelt. Im Folgenden wird ausschließlich auf die 7. und 8. Klasse Bezug genommen.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Kompetenzen und Lernziele der 6. und 7.
Klasse weitgehend äußerst ähnlich beschrieben sind.
Musikpraxis
o Singen
und
vokales
Gestalten,
instrumentales
Musizieren,
Improvisation,
rhythmisches Gestalten, aktives Hören, Erwerb eines vielfältigen Musikrepertoires
o Ausführen komplexerer Rhythmen, Patterns aus Jazz und Popularmusik, ohne und
mit Notenvorlage
o Hören, Singen und Musizieren komplexerer Melodienstrukturen
o Repertoireerwerb österreichischer, europäischer und außereuropäischer Lieder und
Musikstücke aus unterschiedlichen Stilen und Epochen
o Erweiterung des harmonischen Spektrums
o Erkennen, Nachvollziehen und Gestalten komplexerer homophoner und polyphoner
Formen
o freies und programmatisches Improvisieren
o Erarbeiten und Präsentieren eines stilistisch vielseitigen Repertoires
o Aktionen zur Vernetzung von Musik mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen
Musikkunde:
o Theorie und Geschichte der Musik, akustische und instrumentenkundliche
Grundlagen, Formenlehre und Werkkunde
o themenzentrierte Aufarbeitung von Musik im kultur- und sozialhistorischen Kontext
108
o instrumentale und vokale Formen und Gattungen in Verbindung mit Werkkunde in
ihrer historischen Entwicklung
o Selbst- und Fremdbild von Künstlerinnen und Künstlern
o Verleich
musikalischer
Gestaltungsprinzipien
und
Erkennen
zeitbedingter
Schwerpunkte und typischer stilistischer Merkmale in verschiedenen Epochen
Musikrezeption:
o Interpretation,
Werkverständnis
im
kulturhistorischen
Kontext,
kritische
Auseinandersetzung mit den vielfältigen Erscheinungsformen von Musik, Erwerb
eines vielfältigen Hörrepertoires, Begegnung mit außerschulischen Kulturtragenden,
Musikvermittlerinnen- und vermittlern sowie Künstlerinnen und Künstlern
o Verstehen von Informations- und Aussagegehalt von Musik und ihren Wirkungen
auf den Hörer
o Erkennen der Zusammenhänge zwischen Komposition und soziokulturellem,
politischem, religiösem und philosophischem Umfeld
o Vergleichen von Interpretationen
o Bewusstmachen und Interpretieren musikhistorischer Entwicklungen aus der Sicht
der Gegenwart
o Entwickeln eines ästhetischen Bewusstseins in der Vernetzung von musikpraktischen
und kognitiven Inhalten
109
6. Zusammenfassung
Die ursprüngliche Motivation für diese Arbeit war es, das „Phänomen“ Gregory Porter
in seiner Ganzheit besser zu verstehen. So konnten die Fragestellungen dieser Arbeit
sehr gut beantwortet werden, auch wenn teilweise aufgezeigt wurde, dass eine
eindeutige Antwort wahrscheinlich nicht möglich ist.
Zunächst wurde an der Biographie Porters deutlich, dass nur bestimmte Informationen
über sein Leben angeführt werden. Diese teils großen „Lücken“ in seiner
Lebensgeschichte können durchaus in Verbindung mit seiner Vermarktung und seinem
auch über die Medien erzeugten Image gebracht werden. Dass die Verbindung zwischen
seiner Biographie und seiner Vermarktung so stark sein würde, hätte ich am Beginn
meiner Recherchen nicht gedacht.
Ein weiterer wichtiger Punkt dieser Arbeit war es auch, die Musik Porters besser
verstehen zu können und die Frage zu beantworten, ob Porter nun als ein prototypischer
Vertreter von Jazz-Musik gesehen werden kann. Zusammenfassend wurde durch die
Analysen aufgezeigt, dass diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann. Porters
Musik unterscheidet sich beispielsweise bereits innerhalb einzelner Alben sehr stark
und kann daher keinem eindeutigen Genre zugeordnet werden. Was jedoch deutlich
wurde, ist, dass Porters Musik davon geprägt ist, Elemente verschiedener Genres in
einem fließenden Übergang zu verbinden. Auffällig war ebenfalls, dass sich Porter
teilweise, vor allem auch mit seinem aktuellen Solo-Album, sehr nahe an der Grenze
zur Popularmusik befindet. Dadurch scheint es auch möglich zu sein, ein enorm großes
und vielfältiges Publikum anzusprechen. Anhand anderer Songs wurde jedoch
aufgezeigt, dass diese keinesfalls in der Tradition populärer Musik stehen. Durch die
exemplarische Analyse Porters Live-Auftritte wurde deutlich, dass er und seine LiveBand absolut als typische Jazzmusiker betrachtet werden können.
Wie bereits erwähnt, steht die Biographie Porters überraschenderweise in einem engen
Zusammenhang mit der markttechnischen Dimension dieser Arbeit. Anhand der
Analyse einer Reihe von Beiträgen über Porter wurde ersichtlich, dass immer wieder die
gleichen Elemente in der Berichterstattung auftauchen. Es ist also davon auszugehen,
dass diese Elemente nicht grundlos in der Presse auftauchen (und zunächst einmal an
die Presse weitergegeben werden), sondern, dass dadurch Porters Lebensgeschichte und
110
seine Persönlichkeit an sich noch interessanter gemacht werden, um in weiterer Folge
daraus Kapital schlagen zu können. Auch wurde festgestellt, dass die Beiträge als eine
enorme Werbung für Porter und seine Musik angesehen werden können. Von dieser
Werbung profitiert allerdings nicht auschließlich Porter, sondern die gesamte
Musikindustrie. Ebenfalls wurde am Beispiel Porters ersichtlich, wie moderner
Musikjournalismus funktioniert.
Darüber hinaus konnte verdeutlicht werden, dass die Behandlung Porters im Unterricht
nicht nur seine Berechtigung hat, sondern darüber hinausgehend eine gute Möglichkeit
bietet, verschiedenste vom Lehrplan geforderte Kompetenzen zu fördern. Auch wurden
zahlreiche Unterrichtsideen formuliert, die von jedem Musiklehrer / jeder Musiklehrerin
im schulischen Bereich aufgegriffen werden können.
111
7. Literaturverzeichnis
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8. Diskographie
Alben:
Gregory Porter (2012). Be Good. Motema 233488.
Gregory Porter (2013). Liquid Spirit. Blue Note 0602537410538.
Gregory Porter (2016). Take Me To The Alley. Blue Note 0602547814432.
Gregory Porter (2010). Water. Motema 233170.
Songs:
Gregory Porter (2010a). „1960 What?“. Auf: Water. Motema 233170.
Gregory Porter (2012a). „Be Good (Lion´s Song)“. Auf: Be Good. Motema 233488.
Gregory Porter (2013a). „Hey Laura“. Auf: Liquid Spirit. Blue Note 0602537410538.
Gregory Porter (2016a). „Holding On“. Auf: Take Me To The Alley. Blue Note
0602547814432.
120
9. Abbildungsverzeichnis
Abb.1.: http://www.allmusic.com/artist/gregory-porter-mn0001682702
Abb.2: http://www.gregoryporter.com/2015/10/28/water/
Abb.3: http://lyrics.wikia.com/wiki/Gregory_Porter:Be_Good_(2012)
Abb.4: http://www.giantstep.net/index.php/tag/gregory-porter/
Abb.5: https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/gregory-porter-take-me-to-thealley/hnum/2068786
Abb.6: http://daanmuziek.blogspot.co.at/2014/08/lowlands-2014-zaterdag-16-augustusmet.html
Abb.7: http://bosphoruscymbals.com/artists/
Abb.8: http://jazztimes.com/community/articles/109527-gregory-porter-cookin-at-thejazz-room
Abb.9: http://didierleclair.tumblr.com/post/111959416627/aaron-james-superb-bassplayer-on-gregory
Abb.10: http://www.jazz24.org/2013/06/gregory-porter-footballs-loss-jazzs-gain/
121
10. Anhang
 Leadsheet Grandma´s Hands (Bill Withers)
 Leadsheet Holding On (Gregory Porter)
 Leadsheet Hey Laura (Gregory Porter)
122
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