RE2_WIW_62_Germanen_1-15.qxp 03.02.2010 11:04 Uhr Seite 4 Caesar und die Germanen Römische Legionäre umdrängten den groß gewachsenen galliWie verlief die erste Begegnung schen Händler, Caesars mit den der die KriegerGermanen? scharen des germanischen Heerkönigs Ariovist persönlich gesehen hatte. Mit wachsendem Entsetzen hörten sie seinen Bericht: „Riesengroß sind die Germanen, von übermenschlicher Kraft, dabei unglaublich tapfer und waffengeübt. Das Schrecklichste aber ist ihr Blick, der so eisenhart und messerscharf dem Gegner ins innerste Mark dringt, dass er allen Kampfeswillen lähmt. Mit ohrenbetäubendem Gebrüll stürzen sie sich in die Schlacht und steigern sich dabei in eine solche Kampfeswut, dass kein Gegner ihnen standhalten kann. Ich sage 4 euch, wenn ihr Bedauernswerten gegen diese Feinde kämpfen müsst, gibt es nur eins: Macht vorher euer Testament.“ Damit wandte er sich zum Gehen. Worum ging es? Wir befinden uns im Jahr 58 v. Chr. in Vesontio, dem heutigen Besançon. Hierher hatte Gaius Julius Caesar seine Legionen geführt und ein Heerlager errichtet, denn er rechnete mit einem Kampf gegen die Germanen unter ihrem Heerkönig Ariovist. Caesar, der römische Spitzenpolitiker und geniale Feldherr, war seit einigen Monaten Statthalter der römischen Provinz Gallia Narbonensis (etwa das heutige Südfrankreich). Ariovist war ein Heerkönig aus dem rechtsrheinisch siedelnden Stamm der Sueben. Um 70 v. Chr. hatte er – von gallischen Stämmen Ein gallischer Händler verbreitet im römischen Feldlager Schreckensnachrichten über die Germanen des Ariovist. ALS STÖRENFRIEDE, schlimmer als alle anderen Feinde Roms, beschrieb der römische Geschichtsschreiber Tacitus (ca. 55–116 n. Chr.) die Germanen: „Nicht die Samniten, nicht die Karthager, nicht die Gallier, nicht die Spanier, nicht einmal die Parther haben uns so oft herausgefordert wie die Germanen; ja gefährlicher als die Macht der Arsakiden ist dieses Volk mit seinem Freiheitswillen.“