1 Abiturprüfung Mathematik 2016 Baden-Württemberg Allgemeinbildende Gymnasien Wahlteil Analytische Geometrie / Stochastik Aufgabe B 1.1 und B 1.2 - Lösungen [email protected] www.elearning-freiburg.de Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 2 Aufgabe B 1.1 In einem Koordinatensystem beschreiben die Punkte π΄ 15 0 0 , π΅ 15 20 0 , und πΆ 0 20 6 Eckpunkte der rechteckigen Nutzfläche einer Tribüne (alle Koordinatenangaben in Meter). Die π₯1 π₯2 -Ebene stellt den Erdboden dar. Die Eckpunkte der Dachfläche liegen vertikal über den Eckpunkten der Nutzfläche. Die Dachfläche liegt in der durch πΈ: π₯1 − 3π₯3 = −27 beschriebenen Ebene (siehe Abbildung). π₯3 πΆ 1 π₯2 1 1 π΄ π₯1 π΅ Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 3 a) Bestimmen Sie eine Koordinatengleichung der Ebene, in der die Nutzfläche liegt. Berechnen Sie den Neigungswinkel der Nutzfläche gegen den Erdboden. Ermitteln Sie den Inhalt der Nutzfläche. (4 VP) Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 4 b) Aus Sicherheitsgründen muss die senkrecht zum Boden verlaufende Rückwand zwischen der Nutzfläche und der Dachfläche mindestens 2,5 m hoch sein. Überprüfen Sie, ob diese Bedingung erfüllt ist. Zur Installation von Lautsprechern wird eine 5,2 m lange, senkrecht zum Erdboden verlaufende Stütze montiert. Ihre Enden werden an der Kante π΅πΆ und am Dach der Tribüne fixiert. Berechnen Sie die Koordinaten des Punktes auf der Kante π΅πΆ, in dem das untere Ende der Stütze fixiert wird. (4 VP) π΄ 15 0 0 π΅ 15 20 0 πΆ 0 20 6 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 5 Lösung a) Koordinatengleichung der Ebene in der die Tribüne liegt Mit Hilfe der Punkte π΄, π΅ und πΆ kann man die beiden Richtungsvektoren π΅π΄ und π΅πΆ π΄ bestimmen: 0 15 15 π΅π΄ = 0 − 20 = −20 0 0 0 0 15 −15 π΅πΆ = 20 − 20 = 0 6 0 6 πΆ π΅ Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 0 π΅π΄ = −20 0 −15 π΅πΆ = 0 6 6 Mit dem Kreuzprodukt π΅π΄ × π΅πΆ lässt sich aus den beiden Richtungsvektoren ein Normalenvektor bestimmen: 0 −20 0 0 −20 0 −15 0 6 −15 0 6 −20 ⋅ 6 π΅π΄ × π΅πΆ = 0 ⋅ −15 0⋅0 0⋅0 0⋅6 − −20 ⋅ −15 −20 ⋅ 6 0 = 20 ⋅ −15 Da es bei einem Normalenvektor nicht auf die Länge ankommt, teilen wir 2 zunächst durch −20 und anschließend durch 3 und erhalten: π = 0 . 5 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 2 π= 0 5 π΄ 15 0 0 7 Mit dem Normalenvektor lässt sich nun eine Koordinatengleichung der Ebene aufstellen, nämlich πΉ: 2π₯1 + 5π₯3 = π mit einem noch unbekannten π. Da wir aber wissen, dass beispielsweise der Punkt π΄ in der Ebene liegt, können wir π΄ einsetzen und erhalten 2 ⋅ 15 + 5 ⋅ 0 = 30 = π. Damit haben wir die Ebenengleichung komplett. Ergebnis: Eine Koordinatengleichung der Ebene in der die Tribüne liegt lautet πΉ: 2π₯1 + 5π₯3 = 30. πΉ: 2π₯1 + 5π₯3 = 30 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 8 Neigungswinkel von π bezüglich des Erdbodens Für den Winkel zwischen zwei Ebenen verwendet man die Winkelformel cos πΌ = |π1 ⋅π2 | π1 ⋅|π2 | wobei π1 und π2 die Normalenvektoren der beiden Ebenen sind. 2 In unserem Fall ist π1 = 0 der Normalenvektor der Ebene πΉ. 5 0 Ein Normalenvektor für die Bodenfläche (die π₯1 π₯2 -Ebene) ist z.B. π2 = 0 . 1 Es gilt π1 ⋅ π2 = 2 ⋅ 0 + 0 ⋅ 0 + 5 ⋅ 1 = 5 sowie π1 = 22 + 52 = 29 und π2 = 1. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 π1 = 29 π2 = 1 π1 ⋅ π2 = 5 9 Einsetzen in die Winkelformel cos πΌ = cos πΌ = 5 29 |π1 ⋅π2 | π1 ⋅|π2 | liefert ≈ 0,92848. Mit dem GTR (siehe Abbildung rechts) erhält man daraus den Neigungswinkel πΌ ≈ 21,8°. Ergebnis: Die Tribüne ist um etwa 21,8° gegen den Boden geneigt. Hinweis: Vergessen Sie nicht, den GTR in den Modus DEGREE umzuschalten! π΄ 15 0 0 π΅ 15 20 0 πΆ 0 20 6 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 10 Inhalt der Nutzfläche πΆ An den Koordinaten der Punkte π΄, π΅ und πΆ kann man erkennen, dass die Tribüne rechtwinklig ist. Wir haben also lediglich die Fläche eines Rechtecks π΄ zu berechnen. 0 15 15 Es gilt π΄π΅ = 20 − 0 = 20 , d.h. π΄π΅ = 20. 0 0 0 0 15 −15 Weiterhin gilt π΅πΆ = 20 − 20 = 0 , 6 0 6 d.h. π΅πΆ = −15 2 + 62 = 261. π΅ Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 11 Der Flächeninhalt des Rechtecks ist somit gegeben durch: π΄ = 20 ⋅ 261 ≈ 323,1 Ergebnis: Die Tribüne hat eine Nutzfläche von etwa 323 m². π΄π΅ = 20 π΅πΆ = 261 πΆ 0 20 6 πΈ: π₯1 − 3π₯3 = −27 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 12 π₯3 Lösung b) π· ≥ 2,5? Werden die Sicherheitsbestimmungen eingehalten? πΆ 1 Wir formulieren die Frage einfach um: π₯2 1 1 Liegt die Dachfläche mindestens 2,5 m über π΄ dem hinteren Rand der Tribüne? π₯ 1 π΅ Der Punkt π· der Dachfläche liegt senkrecht über dem Punkt πΆ. Somit hat π· dieselbe π₯1 - und dieselbe π₯2 -Koordinate wie πΆ. Wir setzen daher die π₯1 - und die π₯2 -Koordinate von πΆ in die Ebenengleichung πΈ ein und bestimmen daraus die Höhenkoordinate π₯3 des Punktes π· und damit die des Dachs. Es folgt 0 − 3π₯3 = −27 also π₯3 = 9. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 πΆ 0 20 6 πΈ: π₯1 − 3π₯3 = −27 13 Der Punkt π· hat die Koordinaten π· 0 20 9 . Das Dach liegt drei Meter über der Nutzfläche, d.h. die Rückwand zwischen der Nutzfläche und des Dachs ist überall 3 m hoch. Ergebnis: Die Sicherheitsbestimmung, die eine Mindesthöhe der Rückwand von 2,5 m verlangt, wird eingehalten. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 π΅ 15 20 0 πΆ 0 20 6 πΈ: π₯1 − 3π₯3 = −27 14 Verankerungspunkt der Stütze Wir konstruieren uns eine zum Dach (genauer gesagt zur Ebene πΈ) parallele Hilfsebene π», die genau 5,2 m unterhalb des Dachs liegt. Danach bestimmen wir eine Geradengleichung für die Gerade π, auf der die Kante π΅πΆ liegt. Schließlich bestimmen wir den Schnitt von π mit π» und erhalten so den Verankerungspunkt π. Stütze 5,2 m πΈ π» π π΄ π΅ πΆ πΈ: π₯1 − 3π₯3 = −27 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 15 Schritt 1: Konstruktion der Hilfsebene π― Da π» parallel zu πΈ sein soll, können wir den Normalenvektor von πΈ für π» verwenden. Wir können also π»: π₯1 − 3π₯3 = π mit einem noch unbekannten π ansetzen. Nun suchen wir uns einen beliebigen Punkt π auf der Ebene πΈ, indem wir z.B. π₯1 = π₯2 = 0 setzen und aus der Ebenengleichung von πΈ π₯3 bestimmen. Wir erhalten 0 − 3π₯3 = −27 also π₯3 = 9. Somit ist π 0 0 9 ein Punkt auf πΈ. Der Punkt π‘ 0 0 3,8 , der 5,2 m unter π liegt muss damit ein Punkt der Hilfsebene π» sein. Wenn wir die Koordinaten von π‘ in π» einsetzen erhalten wir π und damit die komplette Gleichung von π». Es folgt 0 − 3 ⋅ 3,8 = −11,4 = π und damit π»: π₯1 − 3π₯3 = −11,4. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 π΅ 15 20 0 πΆ 0 20 6 π»: π₯1 − 3π₯3 = −11,4 16 Schritt 2: Aufstellen der Geradengleichung für die Kante π©πͺ Die Gerade π, auf der die Kante π΅πΆ liegt ist gegeben durch π: π₯ = ππ΅ + π ⋅ π΅πΆ 15 −15 Durch Einsetzen erhält man π: π₯ = 20 + π ⋅ 0 . 0 6 Schritt 3: Schnitt von π mit π― Ein Punkt auf π hat die Koordinaten 15 − 15π 20 6π . Diese setzen wir ein in π» und erhalten: 15 − 15π − 18π = −11,4 ⇔ 15 − 33π = −11,4 ⇔ −33π = −26,4 ⇔ π = 0,8 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 15 −15 π: π₯ = 20 + π ⋅ 0 0 6 π = 0,8 17 Schritt 4: Ermittlung der Koordinaten des Verankerungspunktes π½ 3 15 −15 Einsetzen von π = 0,8 in π liefert 20 + 0,8 ⋅ 0 = 20 . 4,8 0 6 Ergebnis: Der Verankerungspunkt π der Stütze hat die Koordinaten π(3 20 4,8). Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 18 Aufgabe B 1.2 Bei einem Spiel wird ein idealer Würfel verwendet, dessen Netz in der Abbildung dargestellt ist. a) Der Würfel wird 2-mal geworfen. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Augensumme der beiden Würfe 3 beträgt. Nun wird der Würfel 12-mal geworfen. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er mindestens 4-mal die Augenzahl 2 zeigt. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 19 Die Beschriftung des Würfels soll so geändert werden, dass man bei 12-mailgem Werfen des Würfels mit mindestens 99 % Wahrscheinlichkeit mindestens 4-mal die Augenzahl 3 erhält. Auf wie vielen Seiten muss dann die Augenzahl 3 mindestens stehen? (4 VP) b) Ein Spieler hat die Vermutung, dass der ursprüngliche Würfel zu oft die Augenzahl 3 zeigt. Die Nullhypothese 1 π»0 : „Die Wahrscheinlichkeit für die Augenzahl 3 beträgt höchstens .“ 6 soll durch eine Stichprobe mit 100 Würfen auf einem Signifikanzniveau von 1 % getestet werden. Formulieren Sie die dazugehörige Entscheidungsregel in Worten. (3 VP) Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 20 Lösung a) Wahrscheinlichkeit für Augensumme π Die Wahrscheinlichkeiten bei einem Wurf sind folgende: 3 1 2 1 π(π΄π’ππππ§πβπ 1) = = , π(π΄π’ππππ§πβπ 2) = = und π(π΄π’ππππ§πβπ 3) = 6 1 . 6 2 6 3 Bei zweimaligem Würfeln kann die Augensumme 3 nur durch die Kombination (1,2) oder (2,1) zustande kommen. Da beide Kombinationen dieselbe Wahrscheinlichkeit haben gilt 1 1 1 π π΄π’ππππ π’πππ 3 = 2 ⋅ π 1,2 = 2 ⋅ ⋅ = ≈ 33,3% 2 3 3 Ergebnis: Die Ausgensumme 3 wird mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 33% geworfen. π(π΄π’ππππ§πβπ 2) = Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 21 Wahrscheinlichkeit für mindestens π-mal Augenzahl π bei ππ Würfen Bei diese Art von Versuch handelt es sich um ein Bernoulli-Experiment, genauer gesagt um eine Bernoulli-Kette der Länge 12. Die „Trefferwahrscheinlichkeit“, also die Wahrscheinlichkeit für Augenzahl 2 1 ist π = . 3 Die Anzahl der Würfe werde repräsentiert durch die Zufallsvariable π. Zu bestimmen ist also π π ≥ 4 . Gemäß den Rechenregeln ist π π ≥ 4 = 1 − π π ≤ 3 . Die rechte Seite der Gleichung können Sie mit dem GTR berechnen, indem Sie 1-binomcdf(12,1/3,3) eingeben (die Funktion binomcdf erhalten Sie über 2ND distr). Sie erhalten das folgende Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit für mindestens 4-mal Augenzahl 2 bei 12 Würfen beträgt 0,6069 also etwa 61%. 1 3 Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 22 Anzahl der Seitenflächen mit einer π 12mal Werfen, mindestens 4mal Augenzahl 3 mit eine WS von min. 99%. Wir haben eine unbekannte Anzahl π an Seiten mit Augenzahl 3, daher ist π die „Trefferwahrscheinlichkeit“ π = . 6 Das formale ausrechnen der gesuchten Wahrscheinlichkeit wäre sehr kompliziert. Ein einfacherer Weg besteht darin, die verschiedenen Werte für π auszuprobieren und mit dem GTR nachzurechnen. 3 6 1 2 Versuch 1 z.B. mit π = 3, also π = = : Wir bestimmen π π ≥ 4 = 1 − π π ≤ 3 mit dem GTR und erhalten nach Eingabe von 1-binomcdf(12,1/2,3) den Wert 0,927 < 0,99. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 23 4 6 2 3 Versuch 2 mit π = 4, also π = = : Eingabe von 1-binomcdf(12,2/3,3) liefert den Wert 0,996 > 0,99. Ergebnis: Die Augenzahl 3 muss auf mindestens 4 Seiten vorliegen, damit man bei 12maligem Würfeln mit einer Mindestwahrscheinlichkeit von 99% eine 3 wirft. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 24 Lösung b) Entscheidungsregel Wir haben folgende Eckdaten: 1 π»0 : π ≤ , Stichprobenumfang π = 100, Signifikanzniveau = 1 % = 0,01. 6 Wir haben einen rechtsseitigen Test, denn wenn die Augenzahl 3 öfter als „erwartet“ erscheint, dann muss π»0 abgelehnt werden. Der Ablehnungsbereich hat folglich die Gestalt π, … , 100 . Unsere Aufgabe besteht also darin, einen konkreten Wert für π zu bestimmen. Wie üblich bezeichnen wir die Anzahl der Dreien mit der Zufallsvariablen π. Gesucht ist also ein kleinstmögliches π, so dass π π ≥ π ≤ 0,01 gilt. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 25 Leider lässt sich π π ≥ π nicht direkt mit dem GTR berechnen. π(π≤π−1) Daher formen wir um: π π ≥ π ≤ 0,01 βΊ 1 − π π ≤ π − 1 ≤ 0,01 π(π≥π) π Geben Sie im Y-Editor Ihres GTR bei Y1 den Ausdruck 1-binomcdf(100,1/6,X-1) ein und lassen Sie sich mit 2ND Table die Wertetabelle anzeigen, siehe rechts. Hier lesen Sie ab π π ≥ 26 ≈ 0,011 > 0,01 bzw. π π ≥ 27 ≈ 0,006 < 0,01, d.h. für π = 27 liegen wir erstmals unter dem Signifikanzniveau. Bei 27 oder mehr Dreien muss die Nullhypothese abgelehnt werden. Entscheidungsregel => siehe nächste Folie. Wahlteil 2016 – Aufgabe B 1 26 Ergebnis: Die Entscheidungsregel lautet: Wenn in einer Stichprobe von 100 Würfen 27 oder mehr Dreien beobachtet werden, so muss die Nullhypothese bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von höchstens 0,6% (was kleiner als die Forderung von 1% ist) abgelehnt werden. Erscheint die 3 weniger als 27 Mal, so kann die Nullhypothese angenommen werden.