Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Seminar Süd 2004/2005 Autoren: Esther Scheucher Roman Rudorfer Datum: 15. September 2004 letzte Überarbeitung: 30. Dezember 2004 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS 2 GESCHICHTE 5 DIE HAUPTKOMPONENTEN DER MUSIK UND IHRE THERAPEUTISCHE WIRKUNG 5 Klang 5 Rhythmus 6 Melodie 6 Dynamik 6 WIRKUNGEN VON MUSIK 6 Physiologische Aspekte 6 Psychologische Aspekte 7 Sozialpsychologische Aspekte 7 Therapeutische Wirkungen musikalischer Spielkonzepte 8 DEFINITION VON MUSIKTHERAPIE 8 DENKMODELLE IN DER MUSIKTHERAPIE 8 Das medizinische Modell 8 Das psychodynamische Modell 9 Das lerntheoretische Modell 9 Das humanistisch-existenzialistische Modell 9 ALLGEMEINE ZIELE DER MUSIKTHERAPIE Esther Scheucher Roman Rudorfer 10 15. September 2004 Seite 2 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten FORMEN DER MUSIKTHERAPIE 11 Rezeptive Musiktherapie vs. Aktive Musiktherapie 11 Einzel- vs. Gruppenmusiktherapie 12 Gerichtete vs. Ungerichtete Musiktherapie 12 SYSTEMATIK MUSIKTHERAPEUTISCHER METHODEN 13 Einteilung nach der Art der Inhalte Konfliktzentrierte Musiktherapie Erlebniszentrierte Musiktherapie Übungszentrierte Musiktherapie Therapeutisches Musizieren 13 13 13 14 14 Einteilung nach theoretischen Grundlagen und Konzepten Analytische Musiktherapie Gestalttherapeutische Musiktherapie Klientenzentrierte Musiktherapie Verhaltenstherapeutische Musiktherapie Kognitive Musiktherapie Therapie nach Juliette Alvin Therapie nach Paul Nordoff und Clive Robbins Tomatis-Methode ("Akustische Geburt") Therapie nach Gertrud Orff Die anthroposophische Musiktherapie 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16 17 INSTRUMENTE IN DER MUSIKTHERAPIE 17 Körpereigene Instrumente und die Stimme 17 Traditionelle Musikinstrumente 17 Außereuropäische Instrumente 18 Speziell hergestellte Instrumente 18 EINSATZ IN DER ARBEIT MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN 18 EINGRIFF IN VIER BEREICHE MIT MUSIKALISCHEN METHODEN 19 Emotional domain 19 Social domain 19 Physical domain 19 Cognitive domain 19 Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 3 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten ABGRENZUNG DER MUSIKTHERAPIE ALS PSYCHOTHERAPIE VON DER MUSIKTHERAPIE IN DER PÄDAGOGIK UND SONDERPÄDAGOGIK 20 INDIKATION EINER MUSIKTHERAPIE UND EINSATZGEBIETE 22 Musiktherapie in der Psychotherapie 22 Musiktherapie in der Medizin und Rehabilitation 23 Musiktherapie in der Heil- und Sonderpädagogik Geistige und Körperliche Behinderung Lernbehinderung Kindlicher Autismus Autismus Verhaltensstörungen Sprachstörungen Störungen der Wahrnehmung 23 23 24 24 24 25 25 25 Musiktherapie in der Schule 26 VORTEILE DER MUSIKTHERAPIE 26 KRITIKPUNKTE 27 AUSBLICK 28 RESÜMEE 28 GLOSSAR 29 Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 4 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Geschichte Historisch gesehen geht die Musiktherapie auf jahrhundertealte Formen zurück und wurde schon sehr früh in ihrer Bedeutung als Heilkunde erkannt. Die harmonisierende Wirkung von Musik, ihre Ordnung stiftenden und ausgleichenden Kräfte setzten die Heiler als therapeutische Mittel gezielt ein. Elementare Bedeutung hatte sie und hat sie in einigen Kulturen noch heute - als magisches Werkzeug zur Bewältigung von Naturkräften, im kultisch-ekstatischen Raum zur Besänftigung von Geistern und Göttern sowie zur Überwindung von Krankheit und Tod. Die Geschichte gibt uns reichlich Zeugnis davon. So überlieferten ägyptische Papyri, dass damals Priesterärzte bestimmte Beschwörungsmusiken anwendeten, um die Fruchtbarkeit von Frauen zu beeinflussen. Das alte Testament berichtet von der Heilung des depressiven Saul durch Musik des Harfenspiels Davids (ca. 1000 v.Chr.). Auch Pythagoras, Platon und Aristoteles wiesen auf die Kraft der Musik hin. Die „reinigende“ Wirkung der Musik soll in der Abreaktion „belastender Affektstauungen“ liegen. Im Mittelalter wurden Erkenntnisse der Antike über die Heilwirkung der Musik weniger beachtet. Zum Beispiel wurde in mittelalterlichen Hospitälern Musik zur Behandlung schlafloser Patienten angewandt. Im ausgehenden Mittelalter nahm das Interesse an der Musik als therapeutisches Mittel wieder zu und seit der Neuzeit wurden zahlreiche neue Theorien und Methoden einer Musikheilkunst entwickelt. Es scheint aber, dass die heute praktizierte moderne Musiktherapie nichts anderes darstellt, als eine Rückbesinnung auf alte Erfahrungen und Praktiken. Die Hauptkomponenten der Musik und ihre therapeutische Wirkung Klang Der Klang wird oft als Gefühlskraft beschrieben. So verbindet sich diese Komponente musiktherapeutisch mit Störungen und Defiziten der Gefühlswelt, der Affektivität (Gesamtheit des menschlichen Gefühls- u. Gemütslebens) und Emotionalität. Klänge lösen Gefühle aus und Gefühle können in Klängen ausgedrückt werden. So ermöglicht der Klang durch ein Mitfühlen eine Vorstellung von den Gefühlen, die den Patienten bewegen. Sprachlich würde meist nur eine Annäherung an ein aktuelles Gefühl gelingen. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 5 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Rhythmus Der Rhythmus ist direkter mit dem körperlichen Empfinden verbunden. Rhythmus geht „ins Blut“ oder „in die Beine“ und regt die Bewegung an. Auch unser Körper ist rhythmisch organisiert (Herzschlag, Schlaf-Wach-Rhythmus, Atemrhythmus, Hormonzyklen...). Er gibt uns Halt durch Ordnung und Strukturierung und wird deshalb musiktherapeutisch mit allen Störungen des Zeitempfindens, der Einteilung, der Planung und Strukturierung verknüpft. Melodie Die Komponente Melodie spricht die Haltung, die Meinung, die Überzeugungen oder einfach eine Geschichte an. Melodien haben Individualität und persönliches Profil und werden therapeutisch unterschiedlich eingesetzt. Bedeutsam ist vor allem ihr Wiedererkennungswert. Dynamik Dynamische Faktoren, wie Tempo, Lautstärke oder Intensität sind Ausdruck von Kräfteverhältnissen. Diese dynamischen Kräfte sind Elemente des Willens und Wollens. Dynamik ist die Kraft des Wunsches oder des Willens zur Bewegung, zum Durchhalten oder zur Verwandlung. Durch Ängste werden diese Kräfte verstärkt oder geschwächt. Willenskräfte können aber auch Ängste auslösen. Ziel der dynamischen Kräfte ist das Entstehen einer Balance, die Schwingungen in die eine oder andere Richtung ermöglicht, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Das ist vergleichbar mit unserem seelischen Gleichgewicht. Die Ausgeglichenheit zwischen den Extremen unserer Gefühle, zwischen Handeln und Denken, zwischen Rationalität und Intuition ist ein Ziel jeder Psychotherapie, nicht nur der musiktherapeutischen Psychotherapie. Wirkungen von Musik Physiologische Aspekte Musik kann die vegetativen Funktionen in gewissem Maße steuern und zu einer Harmonisierung führen. Durch die Wahrnehmung von Musik werden unter anderem Atmung, Blutdruck, Muskeltonus (normaler Spannungszustand eines Muskels), Durchblutung und Hautwiderstand beeinflusst. Rhythmusbetonte Musik führt zu ei- Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 6 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten nem Mitgehen und Steigerung der Puls- und Atemfrequenz und kann so zu Zwecken der Aktivierung bei Lethargie und Erschöpfungszuständen angewandt werden. Beruhigende Musik führt zur Verminderung von Spannungszuständen durch Herabsetzen der vegetativen Funktionen und wird zur Entspannung eingesetzt oder kann Entspannungsübungen unterstützen. Psychologische Aspekte Zahlreiche Äußerungen lassen sich dazu in der Literatur finden, teilweise zeigen sich jedoch auch widersprüchliche Ergebnisse. Wir reagieren affektiv auf Musik, die Musik kann unsere Stimmungslage beeinflussen. Durch das Empfinden von verschiedenen Formen von Musik können unterschiedliche Gefühlszustände wie Freude, Trauer, Zufriedenheit oder Ekel ausgelöst und geweckt werden. Es wird auch die gezielte Modifikation von Gefühlen und Stimmungen beschrieben (z.B. durch eine musikalische Umstimmungstherapie). 1. Bewusstes Hören von Musik bewirkt eine Entfaltung von Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit, ein Abbau von seelischen Spannungen und die Vermittlung des Gefühls der Geborgenheit. 2. Aktives Musizieren, Singen und Improvisieren unterstützen die Entfaltung der Persönlichkeit und die Entwicklung von Kreativität und Phantasie. 3. Musikhören und Musizieren können zum Abbau von Konzentrationsstörungen, Lernhemmungen und Gedächtnisproblemen beitragen, Leistungskapazitäten werden wiederhergestellt oder erhöht. Auch Unsicherheit, Nervosität, depressive Verstimmungen, Frustration und Aggressionen werden positiv beeinflusst. Sozialpsychologische Aspekte Musik stellt die Möglichkeit zur nonverbalen Kommunikation dar. Sie ist eine emotionale Kommunikationsform und Kontaktmittel. Musik ist Gruppen bildend. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Gemeinschaftsbildung werden durch gemeinsames Musizieren gefördert. Therapeutische Bedeutung besteht hier in der Möglichkeit, Interaktions- und Kontaktstörungen anzugehen. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 7 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Therapeutische Wirkungen musikalischer Spielkonzepte 1. Zentrierung (Herstellung von Aufmerksamkeit und Interesse) 2. Aktivierung (Förderung der Beweglichkeit und des Ausdrucks) 3. Sensibilisierung (Förderung der Wahrnehmung) 4. Ausgleich (Ausdruck von Spannungen und ein Umgang mit Extremen) Definition von Musiktherapie Musiktherapie ist die kontrollierte Anwendung von Musik in der Behandlung von psychischen und physischen Störungen. (Juliette Alvin) Musiktherapie ist die gezielte Arbeit mit Musik bzw. akustischen Mitteln zu therapeutischen Zwecken. (Harm Willms) Der gravierende Unterschied zu anderen Verfahren besteht darin, dass Musiktherapie schwerpunktmäßig im nonverbalen Bereich der Patienten-TherapeutenBeziehung ansetzt und von da ausgehend die Möglichkeit anbietet, die Schranke der Verbalisierungsfähigkeit zu bearbeiten. Denkmodelle in der Musiktherapie Das medizinische Modell Eine psychische Erkrankung wird aus medizinischer Sicht als Störung im biochemischen Gleichgewicht gesehen, durch Störungen innerhalb des Organismus verursacht. Sie werden insofern genauso betrachtet wie andere Erkrankungen auch. Die Anwendung von Musik unter diesem Gesichtspunkt sollte im Sinne einer „musikalischen Pharmakologie“ (Wissenschaft von Art und Aufbau der Heilmittel, ihren Wirkungen und Anwendungsgebieten) stattfinden. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 8 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Musik sollte die Vorgänge hinter den Symptomen oder die Symptome selbst beeinflussen, heilend und manipulierend wirken. Anwendung finden Ansätze dieses Modells in der Neurologie, Geburtsvorbereitung und vor allem in der Schmerztherapie, sowie in der prä-, peri- und postnatalen Behandlung von Neugeborenen. Das psychodynamische Modell In der Psychoanalyse liegen die eigentlichen Wurzeln der Musiktherapie. Die psychoanalytisch orientierte Musiktherapie soll dem Patienten direkt helfen und mit Hilfe eines Beziehungsangebotes eine Balance der Persönlichkeit erlangen. Ziele liegen z.B. in der Stärkung der ICH-Struktur, Wachstum der Selbstakzeptanz oder in der Bewältigung hemmender Konflikte. Musik stellt hier ein Übermittlungsobjekt zwischen Patient und Therapeut dar. Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse spielen dabei eine große Rolle. Die Art der musikalischen Improvisation soll Rückschlüsse auf die psychische Struktur des Patienten vermitteln. In diesem Ansatz wird eher nach der Struktur des dahinter stehenden Konflikts gefragt, es geht nicht vordergründig um die Symptombeseitigung wie im medizinischen Modell. Das lerntheoretische Modell Musik wird hier als unabhängige Variable verstanden, die sich nach abhängigen Variablen wie dem Verhalten des Patienten richtet. Man versucht das mit behavioristischen Methoden wie Konditionierung, Gegenkonditionierung, Desensibilisierung oder Lernen am Modell. Diese Aspekte werden z.B. auf die Arbeit mit verhaltensgestörten und schwer behinderten Kindern übertragen. In klassischer Form spielt lerntheoretisch orientierte Musiktherapie in Österreich jedoch kaum eine Rolle. In Kombination mit anderen Verfahren hat sie dennoch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Das humanistisch-existenzialistische Modell Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Jeder Mensch wird als wertvoll respektiert. Nach diesem Ansatz soll eine Therapie herausragende und unvergessliche Erlebnisse als Quelle für neue Kraft, neues Wachstum und persönliche Veränderungen schaffen. Musik ist nicht nur primär Symptombehandlung, sondern trägt Wachstumskräfte und Entwicklungspotentiale in sich. So lassen sich auch in der Arbeit mit Schwerstbehinderten Wachstumsprozesse initiieren. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 9 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Allgemeine Ziele der Musiktherapie • körperliche und seelische Entspannung / Stressbewältigung • Abbau von Hemmungen und Angstzuständen • Verhaltenskorrektur • Förderung der Gruppendynamik durch gemeinsame Zielsetzung • Evozieren von verdeckten emotionalen, schöpferischen und konstruktiven Kräften • Förderung von Selbsterfahrung und der Fähigkeit zur sozialen Interaktion und Kommunikation • Abbau von engstirnigem Denken (Berücksichtigung von Bedürfnissen Anderer) • Suizidprophylaxe (Vorbeugung), Psychoprophylaxe • Eröffnung neuer Lebensperspektiven • Entwicklung emotionaler Ausdrucksmöglichkeiten • Verbesserung von Selbst- und Umweltverständnis • Entwicklung einer psychischen und physischen Stabilität Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 10 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Formen der Musiktherapie Rezeptive Musiktherapie vs. Aktive Musiktherapie Rezeptiv • die Entfaltung emotionaler Wirkung im konzentrativen Anhören von Musik gemeinsam mit dem Therapeuten und eventuell mit anderen Gruppenteilnehmern • Im Anschluss daran wird über die dabei auftretenden Assoziationen und Emotionen gesprochen. • die Wahrnehmung steht im Mittelpunkt Mittel • Klassische Orchester- und Chorwerke • Außereuropäische Musikstücke • meditative Musik • Kombination von Musik und Atemtraining, Muskelentspannung, Bewegung, Tanz Esther Scheucher Roman Rudorfer Aktiv • Patienten gestalten aktiv den musikalischen Prozess mit • Arbeit mit freier Improvisation (daher haben auch musikalisch ungeübte oder völlig unmusikalische Personen die Chance in den musiktherapeutischen Prozess einzusteigen) • das Musizieren steht im Mittelpunkt Mittel • eine Vielfalt von Instrumenten, Körperinstrumente, Singen 15. September 2004 Seite 11 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Ziele • Üben von Hingabefähigkeit • Verbesserung nehmung • Aktivierung lungskräfte der eigener Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Ziele • Versuch, Konflikte musikalisch aufzudecken und zu bearbeiten • Erfolgserlebnisse aufbauen • Steigerung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls • Entfaltung von Ressourcen • Gruppenmusizieren soll den Sozialkontakt und die Interaktion erleichtern, Anpassungsund Durchsetzungsvermögen fördern SelbstwahrSelbsthei- Einzel- vs. Gruppenmusiktherapie Einzel • aktive oder rezeptive Therapie • Patienten werden durch einen oder mehrere Therapeuten betreut Gruppe • aktive oder rezeptive Therapie mit einer Gruppe • Es geht um die Ausnutzung der in der Gruppe herrschenden Beziehungsdynamik. Gerichtete vs. Ungerichtete Musiktherapie Gerichtet • charakteristisch ist eine zielgerichtete therapeutische Absicht • es besteht eine genaue und individuelle Indikationsstellung Esther Scheucher Roman Rudorfer Ungerichtet • ist ein weniger situations- und persönlichkeitsspezifisches Vorgehen • kann so auch für eine größere Anzahl von Patienten in gleicher Weise und zur selben Zeit zur Anwendung kommen 15. September 2004 Seite 12 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Aktive und rezeptive Einzel- und Gruppenmusiktherapie wird häufig mit anderen psychotherapeutischen Formen verbunden, z.B. mit Psychodrama, Tanztherapien (Eurythmie, konzentrative Entspannungstherapie), Kunsttherapien (Malen Zeichnen, Gestalten) oder mit Ausdruckstherapien (als integrative Kunsttherapie) und Atemtherapien. Musiktherapie ist nicht nur an stationäre Einrichtungen gebunden. Gerade auch ambulante Betreuung ist möglich und notwendig, um flächendeckende Angebote zu gewährleisten. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden je nach Notwenigkeit, je nach Indikation, aktiv oder rezeptiv in einer Einzel-Musiktherapie oder GruppenMusiktherapie betreut. Eine Einzeltherapie ist unter anderem dann angebracht, wenn Beeinträchtigungen einen Gruppenkontakt nicht erlauben, z.B. autistische (in Gedanken und Tagträume versponnen) oder mutistische (absichtliche oder psychisch bedingte Stummheit) Kinder lassen sich anfangs besser einzeln fördern. Dementsprechend ist das Musizieren in Vereinen vor allem bei deprimierten Kindern und bei Personen, die unter sozialen Beziehungs- und Kommunikationsstörungen leiden, anzuraten. Systematik musiktherapeutischer Methoden Einteilung nach der Art der Inhalte Konfliktzentrierte Musiktherapie Sie ist auf die Bearbeitung von Konflikten zentriert und stellt eine besondere Form der Psychotherapie dar. Zum Beispiel werden über musikalische Rollenspiele die Gefühle des Patienten erkundet, verborgene Konflikte herausgearbeitet und bewusst gemacht. Auch werden die Lebensumstände, die zu diesen Konflikten geführt haben, aufgedeckt und bearbeitet. Konfliktzentrierte Musiktherapie kommt im Allgemeinen in klinischer Umgebung vor. Erlebniszentrierte Musiktherapie Im Zentrum steht nicht die Lösung von Konflikten, sondern die Klienten sollen neue emotionale Erfahrungen mit sich und anderen machen. Das eigene Erleben, Phantasie und Kreativität stehen im Mittelpunkt. Ziel ist die Förderung persönlicher Identität und psychischer Reifung. Besonders wertvoll ist die erlebniszentrierte Arbeit mit geistig Behinderten, mutistischen und autistischen Kindern oder Personen mit spastischen (mit Erhöhung des Muskeltonus) Störungen. Nonverbal werden Vertrauen Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 13 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten und Selbstsicherheit aufgebaut und ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Auch in der Arbeit mit schwerst- oder mehrfachbehinderten Menschen hat sich die erlebniszentrierte Therapie oft als einzige Möglichkeit der Kontaktaufnahme erwiesen. Man spricht hier von einer Basal-Stimulation. Ein Sonderfall von Basal-Stimulation ist die Einflussnahme auf frühgeborene Säuglinge im Brutkasten. Übungszentrierte Musiktherapie Sie findet überwiegend im Bereich der Sonderpädagogik statt. Durch musikalische Betätigung können Lerninhalte leichter vermittelt und besser eingeprägt werden, soziale Verhaltensweisen können ausprobiert und eingeübt werden und Aggressionen in Gruppen können abgebaut werden. Seh- und Hörbehinderte können Wahrnehmungsreste schulen und nach Unfällen oder Schlaganfällen werden motorische und kognitive (das Wahrnehmen, Denken, Erkennen betreffend) Bereiche gefördert. Therapeutisches Musizieren Es geht hier in erster Linie um das Musizieren mit behinderten, aggressiven oder zurückgezogenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Im Zentrum steht die musikalische Arbeit mit dem Ziel des emotionalen Wachstums und der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und des Gemeinschaftssinns. Einteilung nach theoretischen Grundlagen und Konzepten Zum einen gibt es musiktherapeutische Methoden, die als Teil einer bestehenden psychotherapeutischen Schule aufgefasst werden, z.B. der analytischen, verhaltenstherapeutischen, klientenzentrierten oder kognitiven Psychotherapie. Hier wird musiktherapeutisches Handeln anhand von Begriffen aus diesen Schulen beschrieben. Analytische Musiktherapie Durch gemeinsame Improvisation wird versucht, das Innenleben des Patienten zu erkunden, um unbewusste Gefühle zu entdecken, zum Ausdruck zu bringen und durchzuarbeiten. Der Klang hat hier eine besondere Bedeutung. In einer Klangproduktion, die durch Phantasiethemen wie z.B. „im Wald spazieren“ oder „einen Berg besteigen“ angeregt wird, kann Unbewusstes symbolisch zum Ausdruck kommen. Gestalttherapeutische Musiktherapie Es geht um die gemeinsame Suche nach dem „Hintergrund“ der Persönlichkeit des Patienten. Mittels verschiedener Instrumente, die als „Hot Seat“ dienen sollen, versucht der Patient Teile seines Selbst auszudrücken. Der Therapeut kann im musika- Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 14 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten lischen Rollenspiel Persönlichkeitsteile übernehmen, sodass der Patient mit seinem Selbst musikalisch kommuniziert. Klientenzentrierte Musiktherapie Therapeutisches Verhalten wie Akzeptanz und Empathie wird versucht musikalisch umzusetzen. Vielfach wird mit Menschen gearbeitet, die sehr zurückgezogen sind und denen es an Selbstvertrauen mangelt. In diesem Rahmen wird das Verhalten des Patienten durch musikalische Imitation und Unterstützung bestätigt. Jedes Verhalten wird zugelassen und bestätigt, auch wenn es noch so abweichend ist. Indem der Therapeut das gleiche Tempo, die gleiche Dynamik und Rhythmik der Musik des Patienten übernimmt, kann er ihm nonverbal signalisieren: „Ich bin für dich da und finde wichtig, was du fühlst.“. Verhaltenstherapeutische Musiktherapie Musik wird hier rezeptiv und aktiv als Verstärker eingesetzt, z.B. wird Verhalten rezeptiv dadurch verstärkt, dass Patienten Musik hören oder ausführen dürfen, wenn sie das gewünschte Verhalten gezeigt haben. Neben der Verstärkung gibt es auch die Konditionierung. Musik wird als Stimulus eingesetzt, der einem schon vorhandenen Angst auslösenden Stimulus entgegenwirkt. In der systematischen Desensibilisierung wird mit der am wenigsten beängstigenden Situation angefangen. Dabei wird der Patient durch Musik in Entspannung gesetzt, die der Angst entgegenwirken soll. Gelingt die Entspannung wird zur nächst stärkeren Angstsituation fortgeschritten. Kognitive Musiktherapie Es wird versucht, die irrationalen Gedanken und Ängste der Patienten durch Lieder mit Text zu verändern. Zum anderen gibt es die Auffassung, dass die Musiktherapie eine eigenständige Therapieform ist, die daher eigene Begriffe benötigt. Therapeutisches Handeln wird hier ausschließlich mit musikalischen Termini umschrieben. Therapie nach Juliette Alvin Musiktherapeutische Arbeit findet speziell mit autistischen Kindern und Jugendlichen statt. Sie betont das ganze Musikerleben, das neben der Aktivierung kognitiver Prozesse auch auf die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse zielt. Wesentliches Element ist die Arbeit mit der Stimme. Dabei wird das Hörbewusstsein des Kindes entwickelt. Musik und Klang lösen eine sprachliche oder stimmliche Reaktion aus, die eine Vorstufe des Sprechens darstellen kann. Diese Reaktionen zeigen zumindest das Be- Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 15 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten dürfnis der Kinder sich mitzuteilen. Auch Bewegungen und Improvisationen stellen wichtige Elemente dar. Endziel der Therapie ist die soziale Eingliederung des autistischen Kindes. Therapie nach Paul Nordoff und Clive Robbins Es ist im Wesentlichen ein klinischer Ansatz, der für die Arbeit in Psychiatrie, Neurologie, Innere Medizin und Pädiatrie erweitert wurde. Er dient der Behandlung behinderter und autistischer Kinder. Ziel ist es, die Kommunikationsfähigkeit in der Musik und durch die Musik zu erhöhen. Ihr Konzept ist nicht nur auf Kinder mit besonderer musikalischer Begabung begrenzt. Die Therapeuten sprechen vom „Music Child“, d.h. von einer angeborenen individuellen Musikalität, die jedes Kind besitzt. Ihrer Meinung nach ist das kindlich-musikalische Empfindungsvermögen universal. Diese Musiktherapie wird in der Regel von zwei Therapeuten durchgeführt. Ein Therapeut spielt zumeist auf dem Klavier, während der Co-Therapeut dem Kind Hilfestellungen gibt, um auf verschiedenen Instrumenten mit dem Therapeuten in Interaktion zu treten. Dissonanzen und Synkopen sind wesentliche Komponenten dieses Ansatzes. Diese extrem spannungsreiche Musik soll die Aktivität und Vitalität wecken und die Aufmerksamkeit erhöhen. Auch vokale Improvisationen (zur Entwicklung der Sprachfähigkeit) werden eingesetzt. Tomatis-Methode ("Akustische Geburt") Tomatis verwendet fast ausschließlich Musik von Mozart, wobei Bass- und Mittelfrequenzen herausgefiltert worden sind. Dies soll zur Stärkung der Hörleistung führen, besonders der Knochenleitung. Bei Kindern soll die Methode der "Akustischen Geburt" Einfluss auf Lern- und Verhaltensstörungen und Stottern nehmen. Hierbei wird mit der Stimme der Mutter gearbeitet. Die Stimme wird stark verfremdet, sodass die Mutter unerkannt bleibt. Im Laufe der Sitzung wird diese Verfremdung immer mehr aufgegeben. Die "Akustische Geburt" wird dann als gelungen angesehen, wenn das Kind die Stimme seiner Mutter erkennt. Therapie nach Gertrud Orff Das ist eine auf der Grundlage des Orff-Schulwerks und Orff-Instrumentariums entwickelte Therapieform. Sie wird vor allem bei geistigen, körperlichen und sinnesbehinderten Kindern eingesetzt. Auch bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und bei Kindern mit autistischen Störungen. Bei diesem Ansatz wird keine Trennung von Musik, Wort und Bewegung vorgenommen, er ist multisensorisch zu verstehen. Orff versucht die natürliche Einheit von visuellen, akustischen und taktilen (den Tastsinn betreffenden) Reizen, die sich in Gestik und Mimik äußern, zu berücksichtigen. So wird das Material, das neben spezifischen Instrumenten auch andere Gegenstände umfasst, gezielt von drei therapeutischen Ansatzpunkten her eingesetzt: taktil-, optisch- und akustisch-therapeutisch. Entsprechend Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 16 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten der Kapazität des Kindes werden die verschiedenen Sinne gleichzeitig oder hintereinander angesprochen. Mit dem Material soll ökonomisch umgegangen werden, wenig Material beschränkt nicht, sondern bereichert. Die anthroposophische Musiktherapie Sie greift auf die Theorien von Rudolf Steiner zurück. Die äußeren Unterschiede zu anderen Richtungen werden vor allem auch am Instrumentarium deutlich: Leier, Harfe, Kantele, Streichpsalter, Kalevala-Obertonflöten, Schalmei und Krummhorn gehören dazu. Musikalische Elemente, wie Klangfarbe (Instrument), Harmonie und Takt sind in einem zweidimensionalen System von Mensch und Musik eingespannt. Man spricht vom „Geistig-Seelischen“, das sich dem „Leiblichen“ des Menschen entzieht, um in das Musikalische einzutauchen. Rhythmische Musik wird mit eurythmischen (gleich-, regelmäßig gegliederten) Bewegungsübungen, Atemübungen, Summen und Singen verbunden. Die Übungen finden in teilweise abgedunkelten Räumen oder mit Farblicht erleuchteten Räumen statt. Instrumente in der Musiktherapie Körpereigene Instrumente und die Stimme Klatschen, Stampfen, Schnalzen, Schmatzen, aber auch Summen oder Singen von Melodien oder Liedern, die Improvisation von Melodien zu Texten oder die Begleitung von Tanz und rhythmischen Bewegungen mit spontanen verbalen Äußerungen Körpereigene Instrumente sind bei schweren Behinderungen oft die einzigen selbstständigen musikalischen Tätigkeiten und das Singen von Liedern ist z.B. bedeutsam für die Sprachförderung. Die Stimme ist auch ein wichtiges Medium, mit dem Gefühle ausgedrückt werden können, was häufig spontan in einem Lachen, Schreien oder Singen geschieht. Traditionelle Musikinstrumente Gitarre, Klavier, Blockflöte, Streichinstrumente, Orff-Instrumentarium (Pauken, Trommeln, Triangeln, Xylophone) Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 17 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Außereuropäische Instrumente Djembe, Bongo, lateinamerikanische Rasseln, indonesische Bambusinstrumente, australisches Didjeridoo Speziell hergestellte Instrumente Instrumente aus Umweltmaterialen, Schrott, Gebrauchsgegenstände, wie Topfdeckel, Kochtöpfe, ... Gerade für das Musizieren mit behinderten Menschen muss oft nach besonderen Möglichkeiten gesucht werden. Der Einsatz selbst hergestellter Instrumente findet großen Anklang und ist auch therapeutisch äußerst wertvoll, weil die Instrumente einen besonders hohen Identifikationswert besitzen. Welche Musikinstrumente für eine Sitzung ausgewählt werden, hängt von den Gefühlen und dem Ausdrucksbedürfnis des Einzelnen ab. Auch die Auswahl der Musik soll anfangs der momentanen emotionalen Lage des Patienten angepasst werden. Mit der Auswahl der Musik stimmt sich der Therapeut auf den Patienten ein. Für eine beabsichtigte Veränderung im psychischen Erleben müssen Musik und Instrumente verändert werden. Einsatz in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Ein wichtiges Instrumentarium ist die Trommel. In uralten Heiltraditionen hat die Trommel ihren festen Platz beim Singen, beim Tanz oder als Medium von Trance und Meditation. Ihr Spiel soll den Ausdruck besonders starker Gefühle ermöglichen, Aufmerksamkeit und musikalische Reaktionen wecken. Vor allem in der Therapie mit emotional und sozial gestörten Kindern und Jugendlichen werden verstärkt Percussioninstrumente verwendet. Neben der Trommel finden auch Bongos oder lateinamerikanische Rhythmusinstrumente Anwendung. So können z.B. Aggressionen ausgedrückt und in gemeinsames musikalisches Spielen umgewandelt werden. Gehemmte Kinder lernen mit ihren Gefühlen und Spannungen besser umzugehen. Musikinstrumente sind Mittel zum spontanen Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen, als Kommunikationsmittel, mit denen Botschaften ausgetauscht werden können. Des Weiteren ist auch der Umgang mit Grenzbereichen des Handelns und der Wahrnehmung bedeutsam. Die Kinder Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 18 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten können etwas Neues ausprobieren, können Grenzen des bisher Bekannten überschreiten. Eingriff in vier Bereiche mit musikalischen Methoden Emotional domain Durch Liedtexte können Diskussionen eingeleitet werden, gemeinsames Komponieren, Singen und Musizieren bietet die Gelegenheit, Gefühle, Ideen, Meinungen und Wertvorstellungen auszudrücken und können das Selbstwertgefühl stärken. Social domain Beim Musizieren im Verein werden Fähigkeiten zur angemessenen Interaktion geübt und sozialer Kontakt wird erleichtert. Physical domain Bei Musik, Tanz, Bewegung oder szenischer Aufführung können Energie, Ärger oder Frustration ausagiert werden. Cognitive domain Zusätzlich führt die Musik auch zu kognitiven Lernleistungen, Verbesserungen im Schreiben, Lesen und Sprechen, Verbesserung von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistungen. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 19 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Abgrenzung der Musiktherapie als Psychotherapie von der Musiktherapie in der Pädagogik und Sonderpädagogik Beim Umgang mit Musik findet man sich fortwährend im Schnittfeld mehrerer Arbeitsfelder. Alle Bereiche sind eng miteinander verflochten, gerade im Bereich der Sonderpädagogik, weil sie sich das gleiche Medium und gemeinsame Wurzeln teilen. Unterschiede gibt es jedoch hinsichtlich Zielgruppe und Anspruch. Therapie (Psychotherapie): bezieht sich auf die Beseitigung von Beeinträchtigungen, auf eine Veränderung vom Krankhaften zum Gesunden Pädagogik: bezieht sich auf die Veränderung und Differenzierung von Kenntnissen und Fertigkeiten von einem mittleren auf ein höheres Niveau Sonderpädagogik: bezieht sich auf das Lernen im Umgang mit einer dauerhaften Behinderung Die Anteile pädagogischer und therapeutischer Intervention verändern sich nach Tischler je nach der Schwere einer Störung. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 20 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Umgang mit Musik im Schnittfeld von Pädagogik, Sonderpädagogik und Therapie (nach Tischler 1983) In der allgemein bildenden Schule werden im Musikunterricht musikalische Grundkenntnisse und Wissen über die Musikkultur vermittelt. Der Musikunterricht trägt zudem noch zur Psychohygiene und Problemprophylaxe bei und hat positive Auswirkungen auf den Schulalltag. Es werden auch musiktherapeutische Maßnahmen bei Problemfällen angewendet (man spricht von so genannten Schüler-PatientInnen). Der Unterricht in einer Sonderschule beinhaltet nicht nur das Lernen von Musik, sondern auch Lernen mit Hilfe von Musik. Viele Musikschulen haben das therapeutische Musizieren mit Behinderten bereits integriert und Musikhochschulen beschäftigen sich ebenfalls mit therapeutischen Aspekten. Dagegen enthält die musikpsychotherapeutische Sitzung in einer Klinik auch pädagogische Anteile. Z.B. müssen die Patienten lernen, mit den Instrumenten umzugehen, durch Unterweisung, durch Imitationslernen oder durch Ausprobieren. Hier zeigt sich somit auch, dass Musiktherapie nicht immer gleich verstanden wird und sich nicht immer als eine Form von Psychotherapie bezeichnen lässt. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 21 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Indikation einer Musiktherapie und Einsatzgebiete Musiktherapie ist immer dann angeraten, wenn Menschen sich mit ihren Gefühlen und Konflikten leichter nonverbal als verbal auseinandersetzen können oder wenn die verbale Kommunikation zwischen Therapeut und Patient gestört oder problembehaftet ist oder sein könnte. Es lassen sich „gute“ Erfolge bei Patienten erzielen, deren Probleme im Bereich der Wahrnehmung und des Ausdrucks eigener Emotionen liegen, die Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich haben, die antriebsarm sind oder deren Kreativität, Flexibilität und Erlebnis- und Genussfähigkeit eingeschränkt ist. Musiktherapie sollte als Baustein innerhalb eines weit gefächerten therapeutischen Angebots, im Kontext einer Gesamtbehandlung nicht fehlen. Musiktherapie in der Psychotherapie Diese Form von Therapie kann bei einem breiten Spektrum psychischer, psychiatrischer und psychosomatischer Störungen und Krankheiten eingesetzt werden. • Depressionen, Angststörungen, Zwangserkrankungen • Hyperkinetische Störungen • Ess-Störungen • Schizophrenie • allergische Erkrankungen • Verdauungsstörungen • Patienten, die nicht fähig sind zu sprechen, z.B. Autisten, Psychotiker, Hirngeschädigte • Suchterkrankungen Bei tiefen emotionalen Verletzungen, z.B. nach sexuellem Missbrauch oder körperlichen Misshandlungen, die nur sehr schwer verbal zu bearbeiten sind, erweist sich Musiktherapie als besonders effektiv. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 22 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen findet Musikpsychotherapie großes Interesse. Die Erfolge der Arbeit mit kranken Kindern können darauf zurückgeführt werden, dass Musiktherapie als einzige Therapieform ohne differenzierte sprachliche Fähigkeiten auskommt und Kinder so leichter erreicht werden können. Der Musiktherapie kommt dabei auch der hohe Aufforderungscharakter der Instrumente und deren elementaren Spielweise zugute. Nahezu jedes Kind verspürt große Lust auf einem Instrument zu spielen. Musiktherapie in der Medizin und Rehabilitation Indem Musik das vegetative Nervensystem positiv beeinflusst, wird sie verstärkt in der klinischen Behandlung funktional eingesetzt. Die größte Rolle spielt sie dabei in der Anästhesie und in der Behandlung von Schmerzpatienten, besonders bei Krebserkrankungen. Viele Kliniken nutzen gezielt Musik, um Narkose- und Schmerzmittel zu reduzieren, direkt zur Schmerzlinderung oder um den Patienten in Angstzuständen zu entkrampfen. In der Geburtshilfe hat sich Musik neben der Schmerzlinderung auch zur Entspannung der Atmosphäre im Kreißsaal bewährt. In der Neurologie werden musikalische Trainingsprogramme zur Aktivierung und Antriebsförderung von Schlaganfallpatienten oder nach Schädel-Hirn-Traumen eingesetzt. Musikalische Rhythmusübungen sollen die Motorik und die Koordination von Bewegungsabläufen verbessern. Zu erwähnen ist auch der sinnvolle Einsatz bei alten Menschen, bei unheilbar kranken Menschen und in der Sterbebegleitung. Musiktherapie in der Heil- und Sonderpädagogik In diesem Bereich findet die Musiktherapie in Kombination mit Mal- und Schreibübungen oder Sing- und Bewegungsspielen bevorzugt Anwendung. Geistige und Körperliche Behinderung Als großes Problem erweist sich vor allem die soziale Isolation von behinderten Kindern und Jugendlichen. Musik bietet hier eine großartige Möglichkeit für eine Integration der Betroffenen, vor allem in der gemeinsamen Anwendung bei behinderten und nicht behinderten Kindern. Es hat sich gezeigt, dass selbst Schwerstbehinderte Musikalität und ein außergewöhnliches Interesse an Musik und Instrumenten besit- Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 23 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten zen. Musik scheint demnach ein ideales Medium zu sein, benachteiligten Kindern Freude, Glück und das Gefühl des Beteiligtseins und des Erfolgs zu vermitteln, ihnen auch die Möglichkeit zu bieten, sich auszudrücken und sich zu verwirklichen. So sollen zwischenmenschliche Beziehungen verbessert und vor allem das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Die Kombination mit Tanz und Bewegung wirkt sich vor allem positiv auf körperlich behinderte Kinder aus, indem motorische Kontrolle und Muskelkoordination geschult werden. Lernbehinderung Ziele: • akustische Sensibilisierung • Förderung von Konzentration, Gedächtnis und Aufmerksamkeit • Steigerung der Ausdrucksfähigkeit • Vermittlung von Erfolgserlebnissen und Schaffung von Lernmotivation • Verbesserung verbaler Leistungen • Steigerung der Reaktionsfähigkeit Kindlicher Autismus Ziele: • Schaffung erster, primitiver Kontakte zur Umwelt, Heraustreten aus der emotionalen Isolation • Sprachentwicklung Autismus Ziele: • Förderung der sozialen Interaktionsfähigkeit • Verbesserung des Körper- und Selbstgefühls Musik vermag in die Erfahrung menschlichen Kontaktes hineinzuführen. Sie kann, indem sie eine wortlose und entspannte Umgebung schafft, dem Patienten Aktivität und Selbstständigkeit ermöglichen und auch bei schweren Kontaktstörungen ein Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 24 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten erstes Näher kommen erlauben. Für diesen Erstkontakt scheint eine Einzeltherapie ohne starres und festgelegtes Vorgehen notwendig. Die Arbeit mit autistischen Kindern ist eines der erfolgreichsten Tätigkeitsgebiete der Musiktherapie. Verhaltensstörungen Ziele: • Training des sozialen Verhaltens und Anpassung an die Umwelt • Kontrollieren und Trainieren der Motorik • Erlernen von Selbstdisziplin, Ordnung und Ausgeglichenheit Aktives Musizieren in Gruppen hat eine integrierende Wirkung auf verhaltensgestörte Kinder und fördert über das Akzeptieren musikalischer Regeln die soziale Anpassung. Durch bewegungsunterstützende Musikimprovisation kann gesteigerter Bewegungsdrang kontrolliert ausgelebt werden. Sprachstörungen Ziele: • Entwicklung eines Gefühls für Rhythmus und Koordination • Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit Die Übungen (bestehend aus Bewegung, instrumentellen Musizieren und Sprechübungen) beziehen sich dabei auf den Körper-, Sprach- und Atemrhythmus. Störungen der Wahrnehmung Ziele: • am wichtigsten ist hier die soziale Integration • Schulung der Sinnesfähigkeit Selbst für taube Kinder stellt die Musiktherapie kein Hindernis dar. Tiefe Töne können nämlich nicht nur gehört, sondern auch gefühlt werden. Tanzen und Bewegung nach gefühlter Musik kann ein wichtiger Beitrag zur sozialen Integration sein. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 25 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Musiktherapie in der Schule Psychopathogene Bedingungen wie Stress, Selbstentfremdung oder Kompetenzverlust, sowie die damit verbundenen pathologischen Entwicklungen bedürfen effiziente Interventionen. Die Fülle von depressiven Erkrankungen, Suizidversuchen, Angststörungen, Zwangshandlungen und Essstörungen unter Kindern und Jugendlichen stellen besonders auch die Schule vor die Aufgabe psychischer und psychosomatischer Prophylaxe. Die Schule ist eine Institution, die großflächig und langfristig intervenieren vermag. Gerade damit dürfte und sollte ihr künftig eine wichtige Funktion im Vorfeld von Therapie zukommen. Das betrifft vor allem den Musikunterricht, Kunsterziehung, Religionsunterricht, Philosophie oder Ethik. So thematisieren z.B. Standartwerke im Musikunterricht häufig Gehalte psychotherapeutischer Relevanz, wie Suizidproblematiken. Hier zeigt sich eine Chance für einen pathologisch und psychodynamisch reflektierenden Musikunterricht. Untersuchungen haben gezeigt, dass gemeinsames Musikhören und Musizieren im Musikunterricht große Effekte im emotionalen Klima hervorrufen, die sich auf andere Fächer zu übertragen scheinen. Nachgewiesen wurden signifikante Verbesserungen der Empathie, des Selbstwertgefühls und des Vertrauens der Schüler untereinander. Durch gemeinsame musikalische Aktivitäten, z.B. im Schulchor oder -orchester, können die kommunikativen Möglichkeiten der Schüler erweitert werden, neues soziales Verhalten ausprobiert und geübt werden. Musik lässt sich auch zur Entspannung und zur Begleitung von kreativen anderen Tätigkeiten wie Malen oder Schreiben einsetzen. Vorteile der Musiktherapie • Musiktherapie ermöglicht nonverbale Kommunikation Das ist das eigentliche Spezifikum der Musiktherapie. Neben der auditiven Wahrnehmung steht die Beobachtung des eigenen und fremden Körpers in seiner Mimik und Gestik im Vordergrund. Musik ist eine Sprache der Gefühle. Es kann emotional miteinander in einem angstfreien Raum kommuniziert werden. Das ist auch besonders wichtig bei Patienten, die nicht fähig sind zu sprechen, wie Autisten oder geistig und körperlich behinderte Menschen. Die Erfolge der Arbeit mit kranken Kindern können darauf zurückgeführt werden, dass Musiktherapie als einzige Therapieform Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 26 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten ohne differenzierte sprachliche Fähigkeiten auskommt und damit besonders Kinder leichter erreicht. • Musiktherapie transformiert „böse“ in „gute“ Erfahrungen Musik kann den Zugang zu tieferen seelischen Bereichen öffnen und ermöglicht, negative traumatische Erlebnisse des Patienten gezielt mit Klängen, Rhythmen und Melodien wiederzubeleben und neu erfahrbar zu machen. • Musiktherapie ermöglicht spontane Handlungen in der Improvisation Eine freie Improvisation ermöglicht spontanes Agieren, Verhalten und Erleben, wodurch alte Erfahrungen wiederbelebt, aber auch neue Verhaltensweisen probiert werden können. • Musiktherapie ermöglicht die Abreaktion von Gefühlen In der freien Improvisation spielt die Katharsis als Abreaktion von starken Gefühlen eine besondere Rolle. Wut oder Hass, Liebe oder Sehnsucht können so musikalisch ausgedrückt werden, was leichter ist, als darüber zu reden. Kritikpunkte • Die Systematik musiktherapeutischer Methoden erweist sich nicht als trennscharf. • Es gibt viele theoretische Ansätze, die sich nicht in einem schlüssigen Grundkonzept vereinen lassen. • Oft handelt es sich um viele pseudowissenschaftliche Grundannahmen und um nicht beweisbare, widersprüchliche Vorstellungen innerhalb eines Konzeptes. • Nur relativ globale Indikationskonzepte werden vorgelegt. • Form und Ablauf musiktherapeutischer Arbeit sind nicht festgelegt. • Es gibt nur wenig exakt beobachtete Studien zur Wirkung von Musiktherapie und dann oft nur mit mangelhafter Methodik. Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 27 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Ausblick Um das Image der Musiktherapie zu erhöhen und um die Musiktherapie als Psychotherapie nach dem Psychotherapeutengesetz anzuerkennen, sollte eine klare Abgrenzung der einzelnen Therapieformen und die genaue Definition der Indikationen und Anforderungen an die jeweiligen Therapeuten angestrebt werden. Empirisch genaue Evaluationen und Untersuchungen werden gefordert, um das Fach auch nach wissenschaftlichen Standards weiterzuentwickeln. Trotzdem ist inzwischen unumstritten, dass die Musiktherapie einen wesentlichen Wirkungsfaktor in einem Gesamtbehandlungskonzept darstellt. Sie kann einen Rahmen schaffen, in dem sich kranke Menschen selbst reaktivieren können und Selbstheilungstendenzen wirksam werden. Ihre nonverbale Art spricht behinderte und nicht behinderte Menschen gleichermaßen an und schafft so eine gute Möglichkeit zu einem gemeinsamen Miteinander. Resümee Abschließend ist zu erwähnen, dass eine Therapie in Vereinen bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Zu behaupten, Musikvereine seien Musiktherapie im medizinischen Sinn, wäre absolut überzogen. Allerdings können scheinbar „kleinere Probleme“, die von Betroffenen (meist Jugendlichen) oft als gewaltig empfunden werden, in einer Gruppe (wie z.B. einem Musikverein) in einer Art und Weise therapiert werden, die sonst nirgends möglich wäre. Eine Gruppe bietet eine gute Gelegenheit wieder Halt zu finden, um sich in der Gesellschaft wieder zu integrieren. Auch sollte der psychologische Aspekt im Musikverein nicht außer Acht gelassen werden. Anhand des Beispiels „Thörl“ ist erkennbar, dass nicht nur das Musizieren Therapie ist, sondern allein die Gemeinschaft einen großen Teil der Therapie ausmacht. Durch den Kontakt mit Anderen und das Austauschen von Gedanken und Erlebtem wird ein Schritt in Richtung „Besserung“ der derzeitigen Situation erwirkt. Das Wissen, in einer bestimmten Lage nicht allein zu sein, gibt Hoffnung und Auftrieb. Musik – Ein Therapiemittel in der Medizin! Auch im Musikverein? Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 28 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten Glossar -A- -E- Affekt Empathie heftige Erregung, Zustand einer außergewöhnlichen seelischen Angespanntheit Anästhesie Ausschaltung der Schmerzempfindung (z.B. durch Narkose) Autismus psychische Störung, die sich in krankhafter Ichbezogenheit und affektiver Teilnahmslosigkeit, Verlust des Umweltkontaktes und Flucht in die eigene Phantasiewelt äußert. -BBehaviorismus amerikanische sozialpsychologische Forschungsrichtung, die durch das Studium des Verhaltens von Lebewesen deren seelische Merkmale zu erfassen versucht -D- Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellung anderer Menschen einzufühlen (Psychol.) empirisch erfahrungsgemäß, aus der Erfahrung, Beobachtung Eurythmie Bewegungskunst und –therapie, bei der Gesprochenes, Vokal- und Instrumentalmusik in Ausdrucksbewegungen umgesetzt werden -IIndikation Grund oder Umstand, eine bestimmte (ärztliche) Maßnahme durchzuführen Interaktion aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen, Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern (Psychol., Soziol.) Dissonanz Zusammenklang von Tönen, der als Missklang empfunden wird und nach der überlieferten Harmonielehre eine Auflösung fordert (Mus.) Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 29 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin -KKatharsis das Sichbefreien von seelischen Konflikten und inneren Spannungen durch eine emotionale Abreaktion (Psychol.) kognitiv die Erkenntnis betreffend; erkenntnismäßig -LLethargie 1. krankheitsbedingte Schlafsucht mit Bewusstseinsstörungen (z.B. bei Vergiftungen; Med.) 2. körperliche und seelische Trägheit; Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten -NNeurologie 1. Wissenschaft von Aufbau und Funktion des Nervensystems. 2. Wissenschaft von den Nervenkrankheiten, ihrer Entstehung und Behandlung -PPädiatrie Teilgebiet der Medizin, auf dem man sich mit den Krankheiten des Säuglings- und Kindesalters befasst; Kinderheilkunde. pathogen krankheitserregend, verursachend (Med.) Krankheiten pathologisch krankhaft -MMotorik 1. Gesamtheit der willkürlichen aktiven Muskelbewegungen (Med.) 2. die Bewegungen (Gestik, Mimik) eines Menschen als Ausdruck der Persönlichkeit (Psychol.) Mutismus absichtliche oder psychisch bedingte Stummheit; Stummheit ohne organischen Defekt (Med.) perinatal den Zeitraum kurz vor, während und nach der Entbindung betreffend (Med.) Pharmakologie Wissenschaft von Art und Aufbau der Heilmittel, ihren Wirkungen und Anwendungsgebieten postnatal nach der Geburt pränatal vor der Geburt, der Geburt vorausgehend (Med.) Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 30 von 31 Musik Ein Therapiemittel in der Medizin Prophylaxe Vorbeugung, vorbeugende Maßnahme; Verhütung von Krankheiten (Med.) Psychodrama Psychotherapeutische Methode, die den Kranken dazu anregt, seine Konflikte schauspielerisch vorzuführen, um sich so von ihnen zu befreien. Psychohygiene Wissenschaft, Lehre von der Erhaltung der seelischen Gesundheit Seminararbeit ÖBV-Seminar für Jugendreferenten -TTonus der durch Nerveneinfluss beständig aufrechterhaltene Spannungszustand der Gewebe, besonders der Muskeln (Med.) -Vvegetativ dem Willen nicht unterliegend (von Nerven; Med.) Psychosomatik Wissenschaft von der Bedeutung seelischer Vorgänge für Entstehung und Verlauf körperlicher Krankheiten (Med.) -SSchizophrenie Bewusstseinsspaltung, Verlust des inneren Zusammenhangs der geistigen Persönlichkeit (Med.) spastisch krampfhaft, krampfartig, verkrampft (vom Spannungszustand der Muskulatur) Stimulus Reiz, Antrieb Synkope Betonung eines unbetonten Taktwertes (während die betonten Werte ohne Akzent bleiben; Mus.) Esther Scheucher Roman Rudorfer 15. September 2004 Seite 31 von 31