Skiunterricht für Kinder mit Autismus

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Aktivpunkt
PLUSPUNKT 4/2011
Skiunterricht für Kinder mit Autismus
Kinder mit Autismus können Skifahren lernen. Nebst der oftmals grossen Freude, die das Skifahren den autistischen Kindern vermittelt, erweitert es ihre Bewegungsfähigkeiten, ihre Koordination und kann sie zu einem
Erfolgserlebnis führen. Zusätzlich kann regelmässiger Sport Menschen mit Autismus helfen, Angst und Hyperaktivität abzubauen.
AUTISMUS
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BEGRIFFSERKLÄRUNG:
Autismus wird von der WHO als tiefgreifende Entwicklungsstörung beschrieben, ist keiner Behinderungsgruppe zugeordnet und stammt aus dem Griechischen mit der Bedeutung «sehr auf sich bezogen sein».
Es gibt 3 Haupttypen von Autismus:
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Veränderte Wahrnehmung
und Sinneserfahrungen:
UÊÜber- oder Unterempfindlichkeiten
einzelner Sinnesbereiche und/oder
Schwierigkeiten, aufgenommene Reize
sinnvoll zu interpretieren
Ñ
Verändertes Sozialverhalten:
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UÊSpielt und kommuniziert nicht mit
anderen Kindern
UÊFehlendes Verständnis für Abläufe
innerhalb einer Gruppe
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SYMPTOME
Ó
Ô
Störung der Sprache und
Kommunikationsfähigkeit
Stereotype und repetitive
Verhaltensmuster
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Äussere Merkmale:
UÊLeerer Gesichtsausdruck mit einem auf
unbestimmte Distanz gerichteten Blick
Weiterführende Literatur:
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Die aktuelle Situation – Bedeutung
im Skiunterricht mit Kindern mit Autismus
Personale Gegebenheiten:
Situative Gegebenheiten:
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Aktivpunkt
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Unterrichtsbeispiel
Unterrichtsziel/Inhalt: Schneegewöhnung
und Erwerben der Schrittformen
Methode (Wie gehe ich vor?)
Speziell zu beachten
UÊDem Kind die Skier in die Hände geben, damit es sie fühlen kann
UÊIm Flachen einen Ski anziehen, im Stand treten, seitwärts
treten, eine vorgegebene Strecke damit gehen-gleiten
UÊMit beiden Skiern seitwärts einen Teppich oder auf einem
Seil hochgehen, Bewegung zeigen, das Kind taktil führen
UÊZu einem späteren Zeitpunkt gleiches Vorgehen beim
Gehen im Scherschritt
UÊAuf Bezugsperson zurückgreifen, um Kommunikationsmöglichkeiten und Gewohnheiten des Kindes mit Autismus kennenzulernen
UÊEinfache und gezielte Nutzung der verbalen Kommunikation
UÊEine ruhige Umgebung hilft dem Kind mit Autismus, die
Konzentration aufrechtzuerhalten
UÊSicher auftreten, denn Unsicherheit überträgt sich auf
das Kind; ein sicheres Verhalten unsererseits gibt ihm Halt
UÊEinsatz von Teppich erleichtert das Erwerben der Schrittform
Unterrichtsziel/Inhalt: Erwerben
von Fahren und Bremsen im Plug
Methode (Wie gehe ich vor?)
Speziell zu beachten
Fahren in der Falllinie:
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UÊFahrt im auslaufenden Gelände auf beiden Skiern
vorzeigen und ausprobieren lassen
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UÊBeobachten, wie das Kind auf die neue Gleiterfahrung
reagiert
UÊKinder mit Autismus können teilweise keine Gefahren
einschätzen, deshalb die Sicherheit jederzeit gewährleisten
UÊKinder mit Autismus können aber auch mit grosser Angst
auf neue Erfahrungen reagieren: langsames Herantasten
an die Gleiterfahrung
UÊHilfsmittel wie Stangen, Ring zum Erwerben vom Fahren
einsetzen sowie Skiverbindung, Fegbürste, Seil zum Erwerben vom Bremsen im Pflug
UÊVisuelle Hilfsmittel erleichtern das Lernen
UÊLaminierte Fotos mit Unterrichtszielen neben den verbalen
Anweisungen und Demonstrationen einsetzen
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Bremsen im Pflug:
UÊOhne oder mit Skischuhen: Ferse des Kindes nach aussen
drehen
UÊIm Stand mit Skiern: Pflug zeigen, Skier des Kindes in
Pflugposition führen
UÊIm auslaufenden Gelände Skiende des Kindes nach aussen
drehen. Skilehrer fährt rückwärts vor dem Kind
UÊAm Ort des Bremsens Seil in der Dreiecksform des Pflugs
auf den Boden legen
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Aktivpunkt
Unterrichtsziel/Inhalt: Pflugdrehen
erwerben
Methode (Wie gehe ich vor?)
Speziell zu beachten
UÊSeil in Kurvenform auf den Boden legen, daran entlangfahren
UÊKurve um Stangen oder Hindernisse
UÊSeite an Seite, mit einer Stange verbunden, neben dem
Kind fahren, Drehimpuls geben
UÊSkiverbindung mit seitlich festgemachtem Seil einsetzen,
damit das Kind mit Autismus durch das Erleben der
Bewegung lernen kann.
UÊEinfaches Gelände wählen
UÊOffene Fragen können verwirren, deshalb geschlossene
Fragen bevorzugen
UÊBei ersten Fahrten ausserhalb des Übungshangs das
Verhalten des Kindes in Bezug auf Sicherheit beobachten
Unterrichtsziel/Inhalt: Sicheres
Liftfahren
Methode (Wie gehe ich vor?)
Speziell zu beachten
Bügellift:
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UÊVor der Liftbenutzung Information des Liftpersonals
UÊIst die Ausstiegsstelle beim Bügellift überwacht?
UÊBeim ersten Mal Sesselliftfahren viel Ruhe vermitteln
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UÊAnfangs alleine mit dem Gast Sessellift fahren, um eine
Reizüberflutung zu vermeiden
UÊBei starker Unruhe auf dem Sessellift auf andere Lifte ausweichen oder wenn nicht möglich, das Kind zur eigenen
Sicherheit mit einem Klettergurt, Repschnur und Karabiner
am Sessellift befestigen
Sessellift:
UÊMit dem von Autismus betroffenen Kind zum Sessellift
gehen und den Liftbenützern zuschauen.
UÊGemeinsam mit dem Kind Sessellift fahren, während
der Fahrt auf Reaktionen des Kindes gefasst sein
Text und Fotos: Manuela Brunner
Weiterführende Informationen:
Manuela Brunner, ActiveMotion, Schneesportschule für adaptierten Unterricht, 3800 Unterseen, www.activemotion.ch
Traduction/traduzione: www.plusport.ch/plusport/pluspunkt.html (français/italiano)
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