Theorien der Persönlichkeit Wintersemester 2008/2009 Gabriele Helga Franke 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 1 10. Theorien der Persönlichkeit Kapitel 1 GHF im WiSe 2008 / 2009 an der HS MDSDL(FH) im Studiengang Rehabilitationspsychologie, B.Sc., 1. Semester Von alltäglichen Beobachtungen zu systematischen Theorien 2. Die wissenschaftliche Untersuchung Wiederholung 2 1. Von alltäglichen Beobachtungen zu systematischen Theorien 1. In unserem Bemühen, menschliches Verhalten zu beobachten, zu erklären und vorauszusagen, handeln wir alle als Persönlichkeitspsychologen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 3 1. Von alltäglichen Beobachtungen zu systematischen Theorien 2. In Zusammenhang mit dem Funktionieren des Menschen gehen Persönlichkeitstheorien auf die Fragen des „Was“ (Struktur), „Warum“ (Prozess) und „Wie“ (Wachstum und Entwicklung) ein sowie auf Fragen nach Psychopathologie und Persönlichkeitsveränderung. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 4 1. Von alltäglichen Beobachtungen zu systematischen Theorien 3. 4. Persönlichkeitstheoretiker antworten auf Fragen durch die Definition wesentlicher Merkmale ihrer Theorie. Persönlichkeitspsychologen beobachten systematisch, formulieren ihre Theorie ausführlich und sorgen für eine strenge Überprüfung ihrer Vorhersagen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 5 1. Von alltäglichen Beobachtungen zu systematischen Theorien 5. 6. Bei der Bewertung von Theorien interessieren wir uns für die Bandbreite, die Einfachheit und die Relevanz für die Forschung. Theorien ordnen das, was bekannt ist, und regen zu Antworten auf Fragen zu den Dingen an, die noch nicht bekannt sind. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 6 10. Theorien der Persönlichkeit Kapitel 2 GHF im WiSe 2008 / 2009 an der HS MDSDL(FH) im Studiengang Rehabilitationspsychologie, B.Sc., 1. Semester Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 7 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit 1. 2. Welche Art von Informationen braucht man, um die Persönlichkeit zu untersuchen? Was heißt es, wenn gesagt wird, dass es bei wissenschaftlichen Beobachtungen auf die „Reliabilität“ und die „Validität“ ankommt? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 8 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit 3. Wie sollen wir bei der Untersuchung von Personen vorgehen? 1. 2. 3. Forschungen im Labor oder Feldstudien in der natürlichen Umwelt? Selbstbeurteilung oder Fremdbeurteilung? Viele Versuchspersonen oder nur eine Person untersuchen? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 9 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit 4. Inwieweit wird die Person „das gleiche Bild“ vermitteln, wenn sie von unterschiedlichen Standpunkten oder Perspektiven untersucht wird? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 10 Die Daten der Persönlichkeitspsychologie L-Daten – life record data O-Daten – observer data T-Daten – test data S-Daten – self-report data LOTS of data – „jede Menge Daten“ 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 11 L-Daten – life record data Lebenslaufdaten Daten aus der Lebensgeschichte der Person Zeugnisse Krankenakten Gerichtsakten Stehen oftmals nicht zur Verfügung 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 12 O-Daten – observer data Beobachterdaten Fremdbeurteilung durch eine oder mehrere wichtige andere Personen (significant others) Eltern, Freunde Lehrer, Erzieher, Betreuer 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 13 O-Daten – observer data Beobachterdaten Fragebogenerhebung, d.h. standardisierte Erhebung in Bezug auf Persönlichkeitsmerkmale Freundlichkeit, Offenheit, Gewissenhaftigkeit Oder in Bezug auf konkretes Verhalten Verbale Aggression, körperliche Aggression 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 14 T-Daten – test data Testdaten Daten, die aus Experimenten oder standardisierten Tests gewonnen wurden Beispiel für einen Standardtest: Hamburg-Wechsler -Intelligenztest für Kinder – HAWIK-IV 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 15 T-Daten – test data HAWIK-IV Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder - IV Übersetzung und Adaption der WISC-IV® von David Wechsler 1. Auflage F. Petermann und U. Petermann EINSATZBEREICH: Der HAWIK-IV ist ein Intelligenztest zur Erfassung allgemeiner und spezifischer intellektueller Fähigkeiten bei Kindern von 6;0 bis 16;11 Jahren, der sich an der bewährten Wechsler-Tradition orientiert und gleichzeitig auf neuesten Erkenntnissen kognitionspsychologischer wie auch klinischer Forschung basiert. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 16 T-Daten – test data HAWIK-IV Der HAWIK-IV enthält insgesamt 15 Untertests. Die Erfassung der fünf Intelligenzwerte · Sprachverständnis · Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken · Arbeitsgedächtnis · Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie des · Gesamt-IQ-Wertes ermöglichen es dem Anwender, ein fundiertes und differenziertes Bild des kognitiven Entwicklungsstandes zu erstellen. Zusätzlich können auf der Untertestebene weitere Analysen vorgenommen werden. So ermöglicht die Profilanalyse sehr differenzierte Aussagen über Stärken und Schwächen eines Kindes. Zusätzlich liefern Prozessanalysen wertvolle Hinweise für eine gezielte Therapieplanung. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 17 T-Daten – test data HAWIK-IV repräsentative und umfassende Neunormierung · attraktive und kindgerechte Testmaterialien · anwenderfreundliches Manual sowie Protokollbogen · ökonomische Testdurchführung · ZUVERLÄSSIGKEIT: Die Reliabilität der Untertests variiert zwischen r = .76 und r = .91 und auf Indexebene zwischen r = .87 und r = .94. Für den Gesamttest beträgt sie r = .97. GÜLTIGKEIT: Es liegen Studien zur faktoriellen und zur kriteriumsbezogenen Validität vor. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 18 T-Daten – test data HAWIK-IV NORMEN: 1.650 Kinder aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. BEARBEITUNGSDAUER: Die Bearbeitungszeit beträgt zwischen 60 und 90 Minuten. In Anwendung seit 2007. 03 130 01 Test komplett bestehend aus: Manual, 25 Protokollbogen, je 25 Aufgabenhefte 1A, 1B und 2, 1 Set Mosaik-Test, Stimulus-Buch, 1 Set Auswertungsschablonen und Koffer 1.098,00 € 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 19 S-Daten – self-report data Informationen, die von den Probanden selbst geliefert werden Selbstaussagen, Selbstbeurteilungen Z.B. als Antworten in Persönlichkeitsfragebogen 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 20 LOTS of data… Welche Frage auch immer untersucht werden soll und welche Methode man auch immer wählt, ein Forschungsprojekt kann nur erfolgreich sein, wenn die Verfahren, die eingesetzt werden, zwei Qualitäten besitzen 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 21 LOTS of data… 1. 2. Die Beobachtungen müssen reproduzierbar sein Die Messung muss sich auf das theoretische Konzept beziehen, das im Rahmen der Untersuchung interessiert, d.h. die Messungen müssen RELIABEL und VALIDE sein 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 22 Forschungsziele: Reliabilität, Validität, ethisches Verhalten Unsere Fragen und Methoden müssen 1. (durch andere Wissenschaftler) reproduzierbare Ergebnisse erbringen ⇒ Reliabilität 2. Sich auf ein konkretes theoretisches Konzept (auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft) beziehen ⇒ Validität 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 23 Reliabilität = Zuverlässigkeit 1. 2. 3. 4. Reproduzierbarkeit der Ergebnisse Retest-Reliabilität Paralleltest-Reliabilität Testhalbierungs-Reliabilität Innere Konsistenz 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 24 Reliabilität = Zuverlässigkeit 1. 2. Retest-Reliabilität ⇒ ergibt die wiederholte Messung (ohne Intervention) die gleichen Ergebnisse? Paralleltest-Reliabilität ⇒ ergeben die Messungen mit zwei parallelen Testversionen die gleichen Ergebnisse? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 25 Reliabilität = Zuverlässigkeit 3. 4. Testhalbierungs-Reliabilität ⇒ messen zwei – nach der Durchführung ermittelte – Testhälften die gleichen Ergebnisse? Innere Konsistenz ⇒ korrelieren die Testaufgaben miteinander? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 26 Validität = Gültigkeit Spiegelt unsere Messung tatsächlich das zugrunde liegende theoretische Konstrukt wider? 1. Inhaltsvalidität 2. Augenscheinvalidität 3. Konstruktvalidität 4. Kriteriumsvalidität 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 27 Validität = Gültigkeit 1. 2. Inhaltsvalidität ⇒ inwieweit erfasst der Test das zu messende Merkmal repräsentativ? Augenscheinvalidität ⇒ inwieweit ist die Messintention des Tests für den Probanden per Augenschein wahrnehmbar? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 28 Validität = Gültigkeit 3. 4. Konstruktvalidität ⇒ inwieweit kann man von der Messung durch den Test auf die Ausprägung des zugrunde liegenden Konstrukts schließen? Kriteriumsvalidität ⇒ in welchem Ausmaß hängt das Testergebnis mit einem Außenkriterium zusammen? 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 29 Die Ethik der Forschung Wir müssen unsere Untersuchungen mit Achtung vor der und mit Sorge um die Würde und das Wohlergehen der Probanden durchzuführen. Zu diskutierende Stichwörter Milgram-Experiment Zimbardo-Experiment 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 30 Drei allgemeine Forschungsansätze Alle Persönlichkeitsforscher verfolgen die Ziele der Reliabilität, Validität und Theorieentwicklung Sie unterscheiden sich in ihrer Forschungsstrategie, d.h. in der Art und Weise ihrer forschenden Tätigkeit 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 31 Drei allgemeine Forschungsansätze 1. 2. 3. Fallstudien und klinische Forschung Persönlichkeitsfragebogen und korrelative Forschung Laborstudien und experimentelle Forschung 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 32 Fallstudien und klinische Forschung Fallstudie = Untersuchung einer Person Klinische Forschung = Untersuchung einer Person mit z.B. psychischer Störung und Behandlung dieser Störung Problem der Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse Problem des Erkennens kausaler Zusammenhänge daher… 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 33 Persönlichkeitsfragebogen und korrelative Forschung Bei der korrelativen Forschung misst der Forscher zwei oder mehrere Variablen und ermittelt, inwieweit sie miteinander verbunden sind. Messungen anhand von Fragebogen spielen in der korrelativen Forschung eine besonders wichtige Rolle. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 34 Persönlichkeitsfragebogen und korrelative Forschung Problem der relativ oberflächlichen Datenerhebung Problem des Erkennens kausaler Zusammenhänge 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 35 Laborstudien und experimentelle Forschung Zur experimentellen Forschung gehört die Manipulation von ein oder mehreren Variablen, um einen kausalen Zusammenhang zu jeweiligen Auswirkungen auf das Ergebnis herzustellen. Problem der Künstlichkeit der Laborsituation 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 36 Kapitel 2 10. Theorien der Persönlichkeit Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit GHF im WiSe 2008 / 2009 an der HS MDSDL(FH) im Studiengang Rehabilitationspsychologie, B.Sc., 1. Semester Zusammenfassung 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 37 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 1. Bei der Forschung geht es um die systematische Untersuchung der Beziehung zwischen Phänomenen oder Ereignissen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 38 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 2. Bei der Persönlichkeitsforschung erhält man vier Arten von Daten 1. 2. 3. 4. 5. L-Daten – life record data O-Daten – observer data T-Daten – test data S-Daten – self-report data LOTS – jede Menge Daten 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 39 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 3. Drei Ansätze der Persönlichkeitsforschung sind 1. 2. 3. Klinische Forschung Laborexperiment Korrelative Forschung anhand von Fragebögen 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 40 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 4. Alle Forschungsansätze haben das Ziel, dem Kriterium der Reliabilität und Validität gerecht zu werden d.h. Beobachtungen zu machen, die reproduziert werden können, und einen Nachweis dafür liefern, dass ein Zusammenhang mit den Konzepten besteht, die interessieren. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 41 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 5. Da es bei jedem Forschungsvorhaben um Menschen geht, muss sich die Forschung in Zusammenhang mit der Behandlung von Versuchspersonen und der Berichterstattung auch ethischen Fragen stellen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 42 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 6. Bei der klinischen Forschung geht es um die intensive Untersuchung von Individuen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 43 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 7. Bei der korrelativen Forschung misst der Forscher zwei oder mehrere Variablen und ermittelt, inwieweit sie miteinander verbunden sind. Messungen anhand von Fragebogen spielen in der korrelativen Forschung eine besonders wichtige Rolle. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 44 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 8. Zur experimentellen Forschung gehört die Manipulation von ein oder mehreren Variablen, um einen kausalen Zusammenhang zu jeweiligen Auswirkungen auf das Ergebnis herzustellen. 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 45 2. Die wissenschaftliche Untersuchung der Persönlichkeit - Zusammenfassung 9. Persönlichkeitstheorien unterscheiden sich in ihrer Vorliebe für bestimmte Datenarten und Forschungsansätze. Es gibt Verbindungen zwischen THEORIE DATENART und FORSCHUNGSMETHODE 2. Die wissenschaftliche Untersuchung 46