CT, 26.11.2013 - beim Bachchor Coburg

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DIENSTAG, 26. NOVEMBER 2013
Feuilleton
Berührende Klänge der Hoffnung „Glory
Gospel
„Es ist vielleicht das interessanteste
Requiem der gesamten Musikgeschichte.“
LORENZO DA RIO ÜBER BENJAMIN BRITTENS „WAR REQUIEM“
KULTUR-TIPP I
So wird die
Coburger
Erstaufführung von
Benjamin Brittens
„War Requiem“ in St.
Moriz zum
außergewöhnlichen
Erlebnis für zahlreiche
Zuhörer.
MUSIK
Singers“
Dörfles-Esbach — Das Ensemble
„The Glory Gospel Singers“
gastiert am Sonntag (1. Dezember, 18 Uhr) in der evangelischen Kirche in Dörfles-Esbach. Seit mehr als 14 Jahren
touren „The Glory Gospel Singers“ durch Europa und treten
nicht nur in Kirchen, sondern
auch in traditionsreichen Konzertsälen wie dem Leipziger
Gewandhaus auf. Nach dem
Konzert in Dörfles-Esbach
kommt das Ensemble übrigens
bald schon wieder in die Region
– am Samstag, 25. Januar (17
Uhr) gastieren die „Gospel Singers“ in der St. Johanneskirche
Seßlach. – Vorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle
(Tel.
09561/888-125).
ct
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
JOCHEN BERGER
Coburg — Dieses Konzert ist eine
Reise in die Nacht und doch zugleich eine Reise ins Licht. Während Benjamin Brittens „War
Requiem“ bei seiner Coburger
Erstaufführung in eindringlichen Worten und noch eindringlicheren Klängen von den Schrecken des Krieges singt, zieht
draußen vor den hohen Kirchenfenstern von St. Moriz eine
kalte Novembernacht herauf.
Doch je dunkler die Nacht
wird, je drohender die Musik das
Wüten des Krieges beschreibt,
desto dringlicher wird immer
wieder auch der Wunsch nach
Frieden und Versöhnung laut.
Und ganz am Ende lässt Britten
dann tatsächlich die Hoffnung
zunächst zart, aber doch unwiderstehlich aufblühen.
„Let us sleep now“ – „Lass
uns jetzt schlafen“ singen Tenor
und Bariton in einem Gedicht
Wilfred Owens, der als Captain
der britischen Armee 1918 in
den letzten Tagen des Ersten
Weltkriegs sein Leben verlor.
Tenor und Bariton verkörpern
dabei zwei feindliche Soldaten,
die sich im Tode begegnen und
einander verzeihen. Schließlich
singt der Chor noch auf den lateinischen Text der Totenmesse
seine letzte Bitte um Frieden:
„Requiescant in pace. Amen.“
Dann ist Stille – tiefe, ernste Stille. In diese Stille hinein tönt
dann die große Glocke von St.
Moriz – eine Totenglocke, die
zugleich eine Friedensglocke ist.
Danach erst löst sich die Spannung der Zuhörer auf in Applaus, ausdauernden Applaus.
KULTUR-TIPP II
SitzkissenKonzerte
Coburg — Das Sitzkissenkonzert
„Musikalische Scherze“ im
Spiegelsaal des Landestheaters
verzeichnet große Nachfrage.
Deshalb gibt es einen Zusatztermin. Vor der bereits geplanten Aufführung am Donnerstag, 5. Dezember, findet am
Freitag, 28. November, eine
Zusatzaufführung statt. Beide
Konzerte unter der Leitung
von Anna-Sophie Brünning beginnen um 10 Uhr. Eintrittskarten in der Tageblatt-Geschäftsstelle und an der Theaterkasse.
ct
Radio-Tipp
Brittens „Peter Grimes“
im Rundfunk
Großer Andrang an der Kasse
Der 24. November 2013 in St.
Moriz – ein ganz besonderer Tag
im Coburger Konzertkalender.
Gut ein halbes Jahrhundert nach
der Uraufführung in Coventry
erlebt Benjamin Brittens „War
Requiem“ seine Erstaufführung
in der Vestestadt. Und dieses
Konzert, nur zwei Tage nach
Brittens 100. Geburtstag, beginnt mit viertelstündiger Verspätung. Denn draußen vor dem
Haupteingang der Morizkirche
staut sich noch eine große Schar
an Zuhörern. Andrang an der
Kasse bei einem Werk aus der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – auch dieser Umstand belegt, dass Brittens „War Requiem“ eine gewiss nicht gewöhnliche Komposition ist.
Außergewöhnlich schon der
äußere Aufwand dieses Konzertes, der freilich keineswegs nur
äußerlich ist. Denn dieses Konzert ist ein Klang gewordenes
Gemeinschaftswerk als Kooperation zwischen der „Musica
Mauritiana“ und dem Landestheater Coburg. Rund 200 Mitwirkende lassen die Coburger
Erstaufführung von Brittens
„War Requiem“ zu einem ganz
besonderen Ereignis werden.
Der Coburger Bachchor, die Jugendkantorei St. Moriz, verstärkt durch Schüler verschiedener Coburger Schulen, dazu das
Ein großes Aufgebot an Mitwirkenden versammelte die Erstaufführung des „War Requiems“. Neben dem Coburger Bachchor (oben) unter Leitung
von Peter Stenglein (Foto rechts unten) zählte dazu auch die erweiterte Jugendkantorei (Mitte). Als Vokalsolisten überzeugten die Sopranistin
Celeste Siciliano (kleines Foto mittlere Reihe rechts), der Tenor Jan Korab und der Bariton Martin Trepl (Foto links unten von links).Fotos: Jochen Berger
erweiterte Philharmonische Orchester des Landestheaters,
schließlich gleich drei Dirigenten – schon rein äußerlich ist das
Konzert am Ewigkeitssonntag
gewiss kein ganz gewöhnliches
Konzert.
Mit Gigantomanie freilich hat
dieser äußere Aufwand ganz und
gar nichts zu tun. Denn Britten
benutzt das reichhaltige Instrumentarium samt Orgel keineswegs zu klanglichem Bombast.
Vielmehr setzt er die geballte
Macht des Orchesters nur an wenigen, klug ausgewählten Stellen
ganz gezielt und dann mit umso
nachdrücklicher Wirkung ein.
Ansonsten aber fächert Britten
den Klang immer wieder weit
auf, setzt genau platzierte Akzente.
Erweiterte Jugendkantorei
Der nachdrückliche Erfolg dieser Aufführung trägt viele Namen. Das fängt bei der erweiterten Jugendkantorei St. Moriz an,
die unter Leitung von Katja
Heußel und von Markus Ewald
an der Orgel begleitet von der
Orgelempore herab helle Klänge
hinab ins Kirchenschiff schweben lässt – Klänge der Hoffnung,
Bitten um Erlösung. Der Coburger Bachchor, von Peter Stenglein in monatelanger Probenarbeit gründlich auf diese anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet hat, singt ebenso konzentriert wie engagiert und immer
im Bestreben, die gestalterischen Vorstellungen seines Dirigenten möglichst bruchlos in
Klang zu verwandeln.
Schrecken des Jüngsten Gerichts
Das gelingt mit großem Einsatz
und großer Überzeugungskraft
– in den wuchtigen Ausbrüchen,
die von den Schrecken des
Jüngsten Gerichts erzählen,
ebenso wie in den demütigen
Bitten des „Agnus Dei“. Dabei
agiert der Chor unter Stengleins
konzentrierter Leitung im
Klang stets ausgewogen. Stenglein leitet freilich nicht nur „seinen“ Bachchor jederzeit souverän. Bei ihm bündeln sich vielmehr letztlich auch die verschiedenen gestalterischen Impulse
dieser Aufführung.
Ein ganz entscheidender Faktor für das Gelingen dieser Aufführung ist das Philharmonische
Orchester des Landestheaters,
das sich bei diesem Konzert
gleich als doppelter Klangkörper präsentiert. Als großes Orchester begleitet es unter Peter
Stengleins Leitung den Chor, als
reaktionsschnell
agierendes
Kammerorchester unter dem
umsichtigen Dirigat Lorenzo Da
Rios die beiden männlichen Solostimmen. Zwei Solisten aus
den Reihen das LandestheaterChors überzeugen mit klarer
Diktion und konzentrierter Gestaltungskraft, die sich ganz in
den Dienst des Werks stellt: der
Tenor Jan Korab und der Bariton
Martin Trepl. Gut abgestimmt
sind die vielen Übergänge zwischen großem Orchester und
Kammerorchester.
Kraft und inniger Ausdruck
Celeste Siciliano, als Amelia in
Verdis „Maskenball“ zu Gast am
Landestheater, schwebt mit ihrem strahlkräftigen Sopran bei
Bedarf scheinbar mühelos auch
über dem geballten Fortissimo
des Orchesters und verbindet
doch zugleich klangliche Durchsetzungskraft mit innigem Ausdruck.
Alle zusammen aber, Chöre
und Solisten, Orchester und
Kammerorchester, ziehen das
Publikum mit dieser Aufführung in Bann, weil sie selbst in
Bann gezogen sind von der Ausdruckskraft, von der musikalischen Macht dieses Werkes. Eine
Aufführung, die nachklingen
wird, nachdem die Glocken und
der Applaus verstummt sind.
Mein Thema ist
der Krieg und
das Mitleid, das der
Krieg bringt. Die
Poesie liegt im
Mitleid.
Wilfred Owen
Dichter
Bilder
Viele weitere Fotos aus der Morizkirche finden Sie bei uns online
München — Mit einer Opernaufnahme erinnert der Bayerische
Rundfunk an den 100. Geburtstag des britischen Komponisten Benjamin Britten. Auf
BR Klassik erklingt heute ab
19.05 Uhr Brittens bekannteste
Oper „Peter Grimes“. Die Aufnahme mit dem Britten-Pears
Orchestra unter der Leitung
von Steuart Bedford entstand in
diesem Jahr.
ct
Übrigens…
…ist das Traumpoaar der Klasik keines mehr: Die OpernStars Anna Netrebko (42) und
Erwin Schrott (40) haben sich
getrennt. Das teilte Netrebkos
Pressebüro am Montag in
München mit. die Trennung
nach sechs Jahren Beziehung
sei „einvernehmlich“. Die Sopranistin nannt in einer Stellungnahme „unsere beruflichen Verpflichtungen und die
daraus resultierenden Entfernungen und andauernden
Trennungszeiten“ als Grund
für die Trennung.
dpa
Feuilleton
Jochen Berger
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Dr. Carolin Herrmann 09561/888-175
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