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Aufbruch
in die Vergangenheit:
Das Helms-Museum
in Hamburg
ben, denn seine feste Etablierung in der Museumslandschaft Norddeutschlands ist unumstritten.
1898 wurde der Harburger Museumsverein gegründet, der den Grundstein für alle späteren Erfolge legte. Nach den ersten Museumsdirektoren
GERBER und BENECKE übernahm im Jahr 1930 der begeisterte Ausgräber WILLI WEGEWITZ die Leitung der Sammlung. Mit ihm begann die
Archäologie zum wichtigsten Anliegen des Museums zu werden.
Helms-Museum, Hauptgebäude
Stadtgeschichtliche Abteilung
Archäologische Dauerausstellung
Das Hamburger Helms-Museum ist eine Besonderheit. Seine genaue
Bezeichnung ist „Hamburger Museum für Archäologie und die Geschichte
Harburgs“, doch ist es allgemein unter dem Namen seines Gründers, des
Kaufmannes August Helms bekannt. Das Museum besitzt heute eine der
größten Sammlungen archäologischer Objekte Norddeutschlands. Modelle, Panoramen und zahlreiche Exponate zeigen die Entwicklung der
Menschen der Metropolregion Hamburg von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter. Das Helms-Museum im Hamburger Stadtteil Harburg blickt auf
eine mittlerweile 106jährige Geschichte zurück, die so spannend ist wie
die ausgestellten archäologischen Schätze. Man könnte die Geschichte
des Helms-Museums auch als lang ansteigende Erfolgskurve umschrei-
Im Zweiten Weltkrieg wurde das damalige Museumsgebäude schwer beschädigt, doch die Sammlung konnte gerettet werden, da sie größtenteils
ausgelagert war. 1955 wurde einer der ersten größeren Museumsneubauten nach dem Zweiten Weltkrieg die neue Heimat für die mittlerweile
beachtliche Sammlung. Nachdem Willi Wegewitz 1966 seinen Abschied
nahm, wurde CLAUS AHRENS Direktor. In seine Amtszeit fällt die Zusammenlegung aller archäologischen Bestände aus den staatlichen Museen Hamburgs in das Helms-Museum im Jahr 1972. Seit dieser Zeit ist
das Helms-Museum das einzige Fachmuseum für Vor- und Frühgeschichte Hamburgs. In dieser Zeit beginnt auch die Tradition der großen
Sonderausstellungen, die in jüngster Zeit für großes Aufsehen, nicht nur
in der Fachwelt, sorgen. Die erfolgreichsten Sonderausstellungen waren
„Das Gold der Skythen“, „Rom an der Niederelbe“, „Karthago“ und die
Jubiläumsausstellung zum 100jährigen Bestehen des Museums, um nur
einige zu nennen.
Unter Museumsdirektor RALF BUSCH wurde im Jahr 1987 die staatliche
Bodendenkmalpflege aus der Hamburger Kulturbehörde ins HelmsMuseum umgesiedelt und die Dreiteilung des Museums herbeigeführt.
Seitdem besteht das Museum aus dem Hauptgebäude, in dem sich heute
die Verwaltung und der Raum für Sonderausstellungen befindet, der Archäologischen Dauerausstellung und der stadtgeschichtlichen Abteilung,
die in einer denkmalgeschützten Feuerwache aus dem Jahre 1910 untergebracht ist.
MUSEUM AKTUELL März 2004
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Das Helms-Museum war bis 1999 staatliches Museum und ist heute eine
Stiftung öffentlichen Rechts.
Ein weiteres wichtiges Standbein des Helms-Museums ist die Museumspädagogik. Museumsgespräche, Führungen, Mitmachaktionen wie steinzeitliches Brotbacken, Feuersteinbearbeitung und Bronzegießen sowie
jährlich drei Ferienprogramme für Schulkinder haben eine große Tradition
und sind ein fester Bestandteil im Hamburger Leben.
Außenstelle des Museums ist der „Bischofsturm“ aus dem 11. Jahrhundert in der Hamburger Altstadt, wo die Keimzelle des heutigen Hamburg
liegt. Zwei bedeutende Bodendenkmäler, der Archäologische Wanderpfad Fischbeker Heide und der Burgwall von Hollenstedt werden ebenfalls vom Helms-Museum betreut.
Seit im Juni des vergangenen Jahres RAINER-MARIA WEISS neuer Direktor des Museums wurde, wird die große Tradition der Sonderausstellungen mit frischem Wind und großem Aufwand fortgeführt und verspricht
dem Haus eine glänzende Zukunft.
Die Portraits gehörten ursprünglich zu einer so genannten „Kaisergalerie“. Diese bestanden aus lebensgroßen Statuen und präsentierten die
vorangegangenen Kaiser und Mitglieder der Herrscherhäuser. Die Kaisergalerie, zu der die Portraitköpfe gehören, ist in das erste nachchristliche Jahrhundert einzuordnen und zeichnet sich vor allem dadurch aus,
daß sie mit Gaius Julius Caesar beginnt und nicht, wie sonst üblich, mit
Augustus.
Diese Sternstunde der Archäologie wurde erstmals außerhalb Italiens
gezeigt. Nach der Präsentation im Helms-Museum gehen die Portraits
auf die Reise nach Paris und in die USA.
Das nächste Vorhaben ist eine Sonderausstellung mit dem Titel „Pfeil
und Bogen“, die vom Museum Schwab Biel konzipiert wurde und in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Landesmuseum entstand.
Der Bogen war seit seiner Erfindung vor ca. 10.000 Jahren die wichtigste
Jagd- und Kampfwaffe. Mit Pfeil und Bogen haben sich die Menschen der
Jungsteinzeit ihre Nahrung beschafft und konnten so die bereits damals
immer wiederkehrenden Wirtschaftskrisen und Hungersnöte überstehen.
Pfeilbogenfunde aus schweizerischen Seeufersiedlungen, die übrigens
mit zu den weltweit ältesten erhaltenen Funden zählen, sind aufgrund
dieser kulturgeschichtlichen Bedeutung ganz besonders wertvolle Zeugen der Geschichte. Anhand von Originalfunden wird in der Ausstellung
die Geschichte des Bogens nachgezeichnet: Diese reicht von der paläolithischen Speerschleuder (vor ca. 18.000 Jahren) über die ersten
Schweizer Bögen aus der Zeit um 4300 v. Chr. bis hin zu technisch ausgereiften Exemplaren der ausgehenden Jungsteinzeit um 2500 v. Chr.
Eine kleine Bogenschützin im museumspädagogischen Programm zur Ausstellung „Pfeil und Bogen“
© Jürgen Junkmanns
Antonia Minor, Caesar und Titus in der Ausstellung „Caesar ist in der Stadt”
Nach der eleganten Präsentation „Ölands Gold“ ist das zweite Vorhaben,
für das Rainer-Maria Weiss verantwortlich zeichnet, die überaus erfolgreiche Ausstellung „Caesar ist in der Stadt“, die in einer aufwändigen
Präsentation vom 2. bis 29. Februar diesen Jahres zu sehen war. Anlaß
zu dieser Ausstellung waren drei im Sommer 2003 auf der sizilianischen
Vulkaninsel Pantelleria entdeckte römische Portraitköpfe.
Es handelt sich um die Portraits von Antonia Minor (36 v. Chr.- 37 n.
Chr.), der Nichte des Kaiser Augustus, Titus (39 n. Chr. – 81 n. Chr.), den
Erbauer des weltberühmten Kolosseums in Rom, und den berühmtesten
römischen Feldherrn und Politiker: Gaius Julius Caesar (100 – 44 v.
Chr.).
Die Ausstellung lädt ein zum Staunen und Lernen, aber auch zum Anfassen und Ausprobieren. Nachbildungen prähistorischer Werkzeuge und
Jagdgeräte können in die Hand genommen, prähistorische Langbögen
mit modernsten Bögen verglichen werden. Speziell auf Kinder ausgerichtete Multimedia-Programme vermitteln vertiefte Information zur Herstellung der Pfeilbögen. Die Ausstellung ist vom 15. April bis zum 26. September zu sehen.
Als weiterer Höhepunkt in diesem Jahr wird die mit großem Interesse erwartete Sonderausstellung „100.000 Jahre Sex“ ab Mitte Oktober 2004 zu
sehen sein. Unter diesem delikaten Titel verbirgt sich eine außergewöhnliche Ausstellung, die in den Niederlanden konzipiert wurde und seit November vorigen Jahres im Drents-Museum in Assen Scharen von Besuchern
anlockt. Wieder einmal ist das Helms-Museum die erste deutsche Station
einer herausragenden Schau. Mehr als 260 Exponate zum Thema Sex
werden einen archäologischen, historischen und bisweilen auch überaus
amüsanten Überblick über den Umgang der Menschen mit diesem Thema
durch die Jahrtausende geben. Ein umfassendes Begleitprogramm mit Vor-
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trägen und Führungen rundet die Präsentation ab und untermauert den
durchaus wissenschaftlichen Anspruch dieser Ausstellung.
Im Oktober 2002 startete eine ausgesprochen erfolgreiche Vortragsreihe
mit den übergeordneten Themen Archäologie, Archäoastronomie, Ägypten und frühe Neuzeit, die mit so namhaften Vortragenden wie HARALD
MELLER, WOLFHARD SCHLOSSER und MANFRED KORFMANN aufwarten kann.
Jungsteinzeit: 15.04.- 26.09.04; Sonderausstellung: 100.000 Jahre Sex:
13.10.04-15.01.05
Summary
Hamburg's „Museum of Archaeology and the History of Harburg“ as it is
officially called, is a very special institution in Hamburg. It is named after
merchant August Helms who founded Hamburg’s Museum Society in
1898. From the 1930s onward, there was an increase in archaeological
activities until 1972, when the Helms-Museum officially became Hamburg's only museum dedicated to archaeology. The Helms-Museum is located in three buildings, the main building contains the permanent exhibition of archaeological finds from the greater Hamburg area, and another
building is used for special exhibitions. A third building houses the documentary of Harburg’s history. The museum’s educational service offers a
wide range of interesting activities. Since the arrival of new director Rainer-Maria Weiss in 2003 the museum became even more famous for its
tradition of amazing special exhibitions. Titles like „Gold from Öland”,
„Ceasar is in the City” and „100.000 Years of Sex” are only some examples. Besides special exhibitions the Helms-Museum offers lectures about
archaeology and cares about special activities like re-modelling the 1000year-old bells of Hamburg’s first cathedral. International co-operation with
other museums and a motivated team are only two reasons for the success of the 106-year-old Helms-Museum.
Griechischer Krater (Weingefäß) mit erotischer Darstellung aus dem 5. Jh. v.
Chr. gezeigt im Rahmen der Ausstellung „100.000 Jahre Sex“
Die größten zukünftigen Projekte des Helms-Museums werden die zügig
geplante Neugestaltung der archäologischen Dauerausstellung, die das
Helms-Museum zu einer archäologischen Erlebniswelt von internationaler
Bedeutung machen wird, und die führende Beteiligung an der Konzeption
des für die nächste Zukunft geplanten internationalen Archäologiezentrums auf dem Domplatz in der Hamburger Innenstadt sein. Darüber hinaus wird es auch weiterhin große Sonderausstellungen geben.
Doch nicht nur Sonderausstellungen, Vorträge und die Museumspädagogik machen das Helms-Museum zu einem wichtigen Museum in Hamburg, sondern auch Aktivitäten, die über das eigentliche Betätigungsfeld
hinausgehen. Als jüngstes Beispiel sei hier der Nachguß der Hamburger
Domglocken aus dem 11. Jahrhundert genannt, die aufgrund zweier bei
Ausgrabungen in den 1980er Jahren auf dem Hamburger Domplatz entdeckten Glockengußgruben rekonstruiert wurden und eines Tages wieder
nach 1000 Jahren im neuen Archäologiezentrum klingen werden.
Die vielfältigen Betätigungen zeigen, daß das Helms-Museum vor allem
auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen
großschreibt. Der Betrieb des Museums ist nur möglich durch die Gewährung einer jährlichen staatlichen Zuwendung, die allerdings nur knapp
bemessen ist. Daher ist es notwendig, daß durch die Zusammenarbeit
mit Sponsoren, durch ehrenamtliche Helfer, herausragende Themen und
vor allem hoch motivierte Mitarbeiter ein finanzieller und ideeller Ausgleich geschaffen wird, durch den die Arbeit des Helms-Museums bisher
auf hervorragende Weise geglückt ist und durch den dies ohne Zweifel
auch in Zukunft der Fall sein wird.
Helms-Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, Öffnungszeiten: Di-So:
10-17 h, Mo geschlossen, www.helmsmuseum.de, [email protected];
Sonderausstellung: Pfeil und Bogen – Herstellung und Gebrauch in der
MUSEUM AKTUELL März 2004
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