Kirsten Hehmeyer Pressebüro Richard-Wagner-Straße 10, 10585 Berlin Telefon: +49 [0]30-343 84 207/208, Fax: -416 Mobil: +49[0]1724064782 [email protected] www.deutscheoperberlin.de Stiftung Oper in Berlin Benjamin Britten DIE SCHÄNDUNG DER LUCRETIA Oper in zwei Akten Libretto von Roland Duncan nach dem Schauspiel „Le Viol de Lucrèce“ von André Obey Uraufführung am 12. Juli 1946 in Mr. and Mrs. John Christie's Opera House, Glyndebourne In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln, Dauer: ca. 2 ¼ Stunden, eine Pause Musikalische Leitung Regie Bühne Kostüme Licht Nicholas Carter Fiona Shaw Michael Levine Deborah Andrews nach Nicky Gillibrand Simon Fraulo nach Paul Anderson Male Chorus Female Chorus Collatinus Junius Tarquinius Lucretia Bianca Lucia Thomas Blondelle Ingela Brimberg Andrew Harris Seth Carico Duncan Rock Katarina Bradić Ronnita Miller Elena Tsallagova Orchester der Deutschen Oper Berlin Eine Produktion des Glyndebourne Festival Premiere am 14. November 2014 um 19.30 Uhr, weitere Vorstellung am 16. November um 18 Uhr im Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin DIE SCHÄNDUNG DER LUCRETIA ist die dritte Premiere eines Britten-Werkes, seit im Januar 2013 die gefeierte Produktion PETER GRIMES unter musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles und in der Inszenierung von David Alden den Auftakt zum Britten-Jahr (dem 100. Geburtstag des Komponisten) bildete. Es folgte im Mai 2014 BILLY BUDD, vom gleichen Team auf die Bühne gebracht. Der Erfolg der beiden Produktionen an der Deutschen Oper Berlin macht deutlich, wie eindrucksvoll der Komponist mit der großen Form umzugehen verstand: Kaum jemand weiß stark besetzte Chöre auf der Bühne so differenziert und handlungstragend einzusetzen wie er, seine Behandlung der Orchesterinstrumente ist wegweisend, ohne die Tradition, der sich Britten immer verpflichtet fühlte, preiszugeben. Dabei bleibt Britten immer er selbst – in jeder Phrase und jedem Ton. Sein starkes Interesse für gesellschaftliche Außenseiter, sichtbar in der Themenwahl vieler seiner Opern, korrespondierte jedoch früh mit dem Wunsch, seine Werke nicht ausschließlich auf den großen etablierten Bühnen zu zeigen, sondern auch Menschen Zugang zu verschaffen, die beispielsweise auf dem Land leben oder aus anderen Gründen nicht die Voraussetzungen mitbringen, in die kulturellen Zentren zu reisen. Das bedeutete, dass für ihn Oper nicht nur im großen Format stattfinden sollte. Trotz des Erfolges von PETER GRIMES entschloss er sich daher, sein nächstes Werk für die Opernbühne gleichsam als Kontrastprogramm anzulegen: Zusammen mit engen Vertrauten wie dem Sänger Peter Pears oder dem Regisseur Eric Crozier, die zum Mitarbeiter-Kreis aus der PETER GRIMES-Zeit gehörten, entwickelte er das Konzept der Kammeroper („chamber opera“), das wie ein Gegenentwurf zu der monumentalen Tragödie um den Outlaw-Fischer Grimes wirkt. Auf der Bühne erscheinen lediglich acht Solisten, das Orchester besteht aus 13 Musikern, und der Chor, als Teil des solistischen Ensembles, gar nur aus jeweils einem Mann und einer Frau. Davon abgesehen, erfüllt aber auch dieses reduzierte Format alles, was Britten an einer „großen“ Oper wichtig war: Die Instrumentierung – ein Streichquintett, ein Holzbläser-Quartett, Horn, Harfe, Schlagwerk und ein Klavier – ist so raffiniert gestaltet, dass der Eindruck eines vollen Orchesters entsteht, obwohl jedes Instrument solistisch gespielt wird. Und auch das Sujet ist gewichtig und existenziell: Es geht um die tugendhafte Römerin Lucretia, die sich nach der Vergewaltigung durch den Prinzen Tarquinius selbst tötet, weil sie glaubt, nur durch ihren Tod die Schande von sich und ihrem Mann abwenden zu können. Obwohl die Handlung in der Antike spielt, gelingt es Britten, sie vor allem durch den Einsatz des Chores auf beklemmende Art mit der Gegenwart zu verknüpfen. Mit THE RAPE OF LUCRETIA hat der Komponist Geschichte geschrieben: Er gilt, nicht ganz zu Unrecht, als Erfinder des Operngenres der „Kammeroper“, wenn man darunter ein abendfüllendes Bühnenwerk mit kleiner musikalischer Besetzung und unaufwändigem Bühnenbild versteht, das nichtsdestoweniger von erheblicher inhaltlicher Relevanz ist. Da derzeit die Sanierungsarbeiten auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin noch fertiggestellt werden, ist das relativ selten präsentierte Werk im Haus der Berliner Festspiele n einer Inszenierung der britischen Schauspielerin und Regisseurin Fiona Shaw zu erleben. Die Titelpartie übernimmt Katarina Bradić, ihren Vergewaltiger Tarquinius Noel Bouley und in den solistischen Partien des „male chorus“ und „female chorus“ sind Thomas Blondelle und Ingela Brimberg zu erleben. Die Irin Fiona Shaw gehört zu den bekanntesten Bühnen- und Filmschauspielerinnen in Großbritannien, ihre langjährige enge Zusammenarbeit mit der Regisseurin Deborah Warner brachte sie u.a. auch zu den Salzburger Festspielen. Die Produktion hatte im Oktober 2013 beim Glyndebourne Festival on tour Premiere und wird wegen ihres großen Erfolges zu den Festspielen 2015 dort wieder zu sehen sein – Fiona Shaw und Nicholas Carter studieren das Werk in Berlin mit dem Ensemble der Deutschen Oper ein.