I :00 O :0 'CO l>- Penzig, Rudolph Arthur Schopenhauer und die menschliche Willensfreiheit "CO ^mnii^mj^'^fmm^^w^ .^ Jl:- l^irü:^ B 3149 F7P4 1879 'm^^^£i:mi^i:Ai\^im:^3i^^wtiin i Digitized by the Internet Archive in 2009 with funding from University of Toronto http://www.archive.org/details/arthurschopenhauOOpenz : Arthur Schopenhauer und die menschliche Willensfreiheit. Inaugural-Dissertation zur Erlaiioijiig der pliiiosopiiisclieii Doetomürde veifasst iukI mit Genehmigung der philosophischen Facultät der Yerehiätsn Frisdrichs - Universität Halle - Wittenisrg mit den aiigeliHugten Thesen üttentlicL vertheidigt am 29. 3Iäiz 1879, Vormittags 12 Uhr von Rudolph Penzig aus Sai.iitz (Sdilcsien). ^""^ Opponenten Bernhard Hoffmann, Dr. ),hil. Ulrich Bär, caud. phij. HALLE Plütz'solip a S., Diiclnliuckerci. R A ^^ . , ^O^H 5 EINLEITUNG. i/as Problem von der „Freiheit des mensclilicheii Willens-' g-ilt gemeiniglich für eine jener uralten Fragen der Philosophie, welche in demselben Mass, als sich dieselbe aus einer vagen Natm-speculation zur Anthropologie und Psychologie verinnerlichte, dann in einer Reihe mannigfaltiger von einem Jahrhundert dem anderen überwiesen, hervorgetreten, j\Iodificationen auch als ein Erbtheil alter Zeit noch immer unan uns gekommen sei und der Beantwortung nach wie vor harre. Soviel Wahi-es diese Auffassung auch in sich endlich gelöst schliessen mag, so ist sie doch keineswegs in allen Punkten Während nämlich zu allen Zeiten ohne Unterschied der sog. common sense", der „gesunde Menschenver„Ich kann thun. was ich stand" mit dem einfachen Urtheil zutreffend. ,. : will" die Sache abgethan die Berechtigung, wähnte und der Philosophie sogar nach der Freiheit des WoUens selbst zu dem eigentlichen Problem in fragen, bestiitt, haben sich mit der Philosophie stets die mannichfaltigsten mehr oder weniger verwandten Fragen metaphysischer oder theologischer Art so eng verquickt, dass schon die scharfe Präcision der eigentwie sie erst nach Hume's Angriff und Kant's lichen Frage, Begiündung des Cansalitätsbegritts möglich war, einen wesentNoth that es vor allen Dingen, lichen Fortschritt involvii't. zu erkennen, dass das Yerhältniss von Nothwendigkeit und Freiheit, ihr Widerstreit und ihre Versöhnung in irgend welcher Speculation, dass das Verhalten menschlicher Selbstthätigkeit zu göttlicher Gnade, ja selbst dass die logische Untersuchung über den Streit der Begiiffe Möglichkeit. Wirklichkeit und Nothwendigkeit, so nahe diese Gegenstände auch dem Metaphysiker und Theologen an unserem Problem zu liegen scheinen, dennoch nur geeignet sind, die unbefangene empiiische Unter- ; _ 4 — suchung des positiven Thatbestandes zu erschweren, ja zu dass die Frage nach der fälschen; es musste klar werden, weder Freiheit des menschlichen Willens der Metaphj^sik, noch der Ethik, noch der Dialektik zunächst angehört, dass sie keine andere ist, als die Wesen Frage nach dem jener Function oder jener Acte des selbstbewussten Wesens, welche wir mit dem zusammentassendeu Worte „Willen'' bezeichnen und dass sie als solche ebenso vor das Forum des kiitischeu Psychologen im weitesten Sinn, als vor das des Anatomen und des Statistikers gehört. Wenn indess auch erst die neuere Zeit, die, abgewandt von transscendentalen Phantasien, sich auf die Erforschung der gegebenen Welt beschränkt, unserem Problem die, unserer Ansicht nach, einzig richtige Gestalt gegeben hat und es so gleichsam erst geschaifen, so ist ihr der Weg dazu aller- dings schon durch die Forschung der alten Philosophie ge- bahnt worden. War es doch überhaupt erst die Philosophie, welche die Frage, wenn auch vorerst noch schief und unrichtig, der unwissenschaftlichen scheinenden „Jta To Bewusstsein 9^avfidC,£iv ol Genügsamkeit mit dem an- der Freiheit gegenüber, aufwarf. av&Qcojcoi xcü vvv t6 xal jiqcotov Verwunderung über die abwechselnde Macht und Ohnmacht des Menschen gegenüber den ihn umgebenden Naturgewalten, den ihn bestimmenden und drängenden Leidenschaften, konnte zum Nachdenken über das, was „bei uns steht, oder nicht bei uns'*, über „TO k(p rjfilv^' und „t6 (ir Icp ?jfiiv" führen. Für den unphilosopliisch Denkenden sind Nothwendigkeit und Freiheit TjQ^avTo (filooo(feiv^^, sagt Aristoteles Erfahi'ungsbegriffe einen Widerstreit als Zwang , die, ; erst die als solche beglaubigt, kommen können; wo eben gar nicht in die, äusserlich gedachte, Nothwendigkeit aufhört, fängt für ihn die Freiheit an, die er nur als das „sich bethätigen können" eines an sich als fertig vorausgesetzten Willens fasst, über dessen Beschaffenheit nachzugrübeln er sich ebensowenig gedi'ungen fühlt, wie etwa über die Gesetze seines täglich un- bewusst geübten logischen Denkens. Diesem verwischenden und unbestimmten Frieden der Erlahiuugsbegritie muss die — — 5 Philosophie durch eine streng präcise begriffliche Fassung und Gegenüberstellung der Extreme ein Ende machen, und wir können Herbart*) nicht beipflichten, der im Interesse einer vorzugsweisen ethischen der Meinung ist, dass ,.dem Versöhnung der beiden Begriffe Worte Freiheit eine solche Prä- wodurch es das strenge Gegentheil des Determinismus anzeigen würde, nicht aufgedrungen-' werden könne. Aber die Untersuchung darf hierbei nicht stehen bleiben. Sind die ßegiiffe der Nothwendigkeit und Freiheit erst dui'ch scharfe Entgegensetzung aus dem Nebel der schwankenden Erfahrungsbestimmung in das helle Licht der Dialektik gerückt, dann cision, erst kann man ihre wirkliche Versöhnung suchen, nicht mit Hülfe ethischer oder metaphysischer Voraussetzungen, sondern durch eine rein sachliche der realen Welt, üntersucchung des Thatbestandes mit den Hülfsmitteln welche uns Natur- , wissenschaft, Anthropologie, Völkerpsychologie, Statistik endlich Selbstbeobachtung an Hand die man hoffen Dazu aber geben. gehört vor Allem die Kenntniss des Willens selbst und wie konnte ; zu einer auch nur vorläufigen Aussage über die , Grenzen, die Competenz, kurz das keit zu gelangen, wenn Wesen einer Geistesthätig- in der neuesten Zeit sich die sätze noch so schroff' gegenüberstehen, dass man Gegen- auf der einen ihm nichts als die Reflexbewegung motorischer und sensorischer Nerven **) sieht, während auf der anderen Seite ein hervonagender Theologe'"'*) erklärt, dass ,,das Moment der Selbstbestimmung so wesentlich im Begriff des Willens Seite in liegt, ja so sehr dieser Begriff selbst der Wille in diesem Sinne frei die Frage, ob die Materie Nun ist allerdings ist schwer nicht zu , *) vollständigen , , ob als sei." verkennen, der Lösung einer solchen Principienfrage annähernd dass die Frage ist, nicht mehi' Sinn hat Sammlung ja , wir von von der blossen des Zur Lehre vou der Freiheit des WUlens, dass selbst 8. Materials Brief, ed Hartenstein, op. IX, p. 373. 74. *) Meynert, vom Gehirn der dem Geweben, Leipzig der Lehre vou •*> Zeller, i. d. theolog. Säugethiere, in iStricker's Handbuch 1871. p. 694 ff. Jahrb, 1846. V, p. 388 ff. l* — -- 6 noch liimmelweit entfernt sind. Während über 'Ins sog. Bewusstsein der i'reiheit uns die scharfsinnigen Deductionen und Selbstbeobachtungen fast aller Philosophen seit Piaton zu Gebote stehen, welche nur den einen Fehler haben sich fast durchgängig auf das Schärfste unter einander zu wider, sprechen, ist auf dem Gebiet einer rationellen „physiologischen Psychologie'"', der Gehirnforschung, logie Statistik trotz der und kaum Wir verweisen Anfang gemaclit. ein die einschlägigen vergleichenden Anthropo- grossen Verdienste Einzelner hier kurz auf Untersuchungen von Wundt"), für Gehirn- forschuug Hitzig**), Lotze***) und KussmauP'***) für eine auf Experimenten beruhenden Psychologie, während für die Statistik neben ihrem Begründer Queteletf) gerade in Beziehung auf unser Problem nennen sind. Wagnerff) und Drobisch ff f ) zu Alle diese Bemühv.ngen bilden nur eine erste z. Th. ganz neu anzulegenden Wege zur Einführung der exact- naturwissenschaftlichen Methode auch auf die Untersuchung sog. innerer, psychologischer Vorgänge. Etappe auf dem Es kann uns daher nicht in den Sinn kommen, schon jetzt eine kritische Untersuchung über die Willensfreiheit des Menschen, die sich auf diesem empirischen Boden stützen könnte, zu versuchen. Was für jetzt ziu^ Lösung dieser schwie- rigen Frage gethan werden kann, und mühseligen Forscherarbeit, ist, neben jener empirischen die Kritik dessen, was uns das philosophische Bewusstsein unserer Vorgänger wirklich Positives überliefert hat, insbesondere die genaue Prüfung der angeblichen Thatsachen des Bewusstseins , welche durch Physiologische Psjchologie. Leipz. 1873. Auch: Vorlesungen über *) Menschen- und Thierseele, Leipz. 1863. Untersuchungen über das Gehirn. Berlin 1874. **) ***) Mediciuische Psychologie ****) 1852. Untersuchungen über das Seelenleben d. neugeborenen Menschen. Leipr. u. Heidelberg 1859. t) sonders Du p. 65 Systeme social et des lois, qui le regissent. Paria 1848. be- flf. tt) Die Gesetzmässigkeit in den scheinbar willkürliclien Hamburg 1864. ttt) Moralstatistik und Willenfreiheit. 1867. Handlungen Selbstbeobachtung von den meisten Denkern verbürgt werden. Wir erinnern uns dabei an das Wort und Beispiel Kant's, der „die Selbstbeobachtung für ein Werk von vielleicht grösserer Schwierigkeit'- hält, als die richtige Beurtheilung Anderer, indem der „Forscher seines Inneren leichtlich statt blos zu beobachten, manches in das Selbstbewusstsein hineintrage'' — daher auch Kant seine empirische Psychologie wesentlich auf die Beobachtung Anderer gründete. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Hauptphasen, welche die Frage nach der Willensfreiheit durchlaufen hat, wird genügen, um uns auf die Betrachtung und Kritik der letzten ausführlichen und im einem geschlossenen philosophischen Zusammenhang mit System aufgestelltem Theorie, der Ansicht Arthur Schopeuhauer's über die Freiheit des Willens, vorzubereiten; gerade in dieser sammeln sich wie in einem Brennpunkt, die Irrthümer und das Richtige der früheren Anschauungen; sie eignet, ist deshalb vorzugsweise ge- einer positiven Untersuchung das Feld zu bereiten. In der Gestalt einer Frage nach dem AVesen des mensch- lichen AA'illens existirte, wie bereits oben angedentet, nnser Problem für die alte Philosophie nicht; wohl aber enthielten die Untersuchungen der Alten über das Verhältniss von Nothwendigkeit und Freiheit, über den Begriif des övrarov und , die praktischen Fragen der Erziehung und Sittlichkeit Elemente, welche mehr und mehr das Denken auf die Frage, selbständige Kraft ob denn der Willen wii'klich eine freie , sei, hinlenken musste. Wie Trendelenburg in seiner Unter- suchung über das Verhältniss der Begriffe Nothwendigkeit und Freiheit *) mit überzeugender Klarheit nachgewiesen, kam alte Philosophie über das Missverhältniss zwischen die der metaphysischen ten, , wenigstens in der Idee überall postulir- Nothwendigkeit des Geschehens und der ethischen Frei- Zwar war Homer Handelns nicht heraus. heit des digkeit der Furcht," wie sie uns bei Göttern waltende ,uo(Qa, als artj jr8JtQmf/ev)] , bei Sophokles entgegentritt , sollte, „Nothwenden und den Ti-agikern „Nothwendigkeit wie aber diese Noth- **) einer der erkannten Ursachen'* gewichen ***) wendigkeit gedacht werden die als die über , ob als ein blind waltendes Naturgesetz, oder als schöpferisches Walten eines vorbestim- menden Geistes, das beantworteten die einzelnen Schulen je nach den transceudenten Speculationen ihrer Häupter. Nachdem schon im vovg des Anaxag'^ras, deutlicher und umfas- sender dann in der ütqövom des Sokrates, den iötaL Platon's *) Histor. Beiträge zur Philosophie 11, **) Vgl. a. vcixä tativ Kui ***) Herodot 1,91. &tä Diog. Laert. rr/v I, ]». 112ff. Berlin 1855. TtsnQcofiivi^v (loiQrjv dnocpvyeeiv ddv- 77. So sagt schon Heraklit (Stob, eclog. phvs. I. p. 60 ed. Heeren): Xöyov ix rr/g ivuitioSgofiias di^fiiovi)y6v xäv ovtwv. iinuQiiivrjv öi — ) — — 9 und endlich der h-Enysia des Aristoteles, der Zweckbegriff angefangen hatte, den der \^^rkenden Ursache zu verdrängen, spitzte sich diei Aufgabe, das Yerhältniss von Nothwendigkeit und Freiheit in der Natur begrifflich zu erfassen, immer dem Versuch einer Harmonisirung der causa effi- schärfer zu ciens mit der causa finalis zu d. h. au die Stelle nüchterner Forschung traten gewagte Speculatiouen, die, weit entfernt, die Thatsachen der Erfahrung zu erklären, diese vielmehr ganz verliessen, und im begrifflichen Spiel der Gegensätze , weder zu einem wirklichen Frieden unter einander, noch zu einer consequgnzvollen einheitlichen Durchbildung kamen. So ist bei Piaton im Timaeus weder in metaphj'sischem Betracht ein anschauliches Bild vom Eingehen der iöea in die vX?^, oder von der Vermählung von Kothwendigkeit und Freiheit, erreicht denn sowohl das &Hor, wie das dvayxalov bleiben nach Piatons ausdrücklichen AVorten GwaAria an der Welt- — bildung — freiheit mit noch auch der gegenüber der sachen , für die postulirte ethische Willens- ist Annahme eine Basis vorzeitlichen That, einer freien absoluten Bedingtheit durch zeitlichen gewonnen das Walten grundlosen Zufalls, dieser reale Determinismus hebt die Möglichkeit einer sittlichen Erziehung auf. *) Aristoteles flüchtet die durch die Herleitung sich schehens aus dem vovq Ur- jene Freiheit verschwimmt in ; alles Bei Ge- bedrohte Freiheit in das Gebiet '^*) vom Verstand bestimmten Handelns, selbst wieder aus dem rjd^oq, dem Wesen des ***) welches indess der Vernunftwesen, entspringt: für dieses aber finden wir ausser der ^vcuc keine Bedingung weiter, die für die Freiheit Raum Hesse. Auch sind die Aussprüche des Aristoteles über das 7}^oc selbst durchaus doppeldeutig und bisweilen geradezu entgegengesetzt, f *) nXiov iln'Xii -Kfil Kespubl. X, 017. (XQSTri jj tlutzov dvzfjg iitaczog 'üCiv.wg aQXiiv xal tniuflitc^ui. **) Phya. V, 4. p. 228 *'*) eth. Nicora. III, 1 a. r/Hiv irtc'.qin, . . ccdianotov, — xfj IWd. p. 1100, I, b. 30. r\v o-'t^. I, di dyn&ij 20. meteorol. ff. tifiwv Kai drtfice^wv 'JväyAtj nävTmnvta 2. III, p. 339. a. äga fi) xax»/ UQKTTfiv. 21. -1. ttjg (pvoicag dfjkov, wg orx uU.ü 8id uvug ^uug alxlug xoig «s dlr}9(Ö9 tvtvxi- t) Vgl. Eth. Niconi. X, 10. icp . t'S,ii. rö fii-v ovv ~ Nicht kiaier — 10 Lehre der Stoa, ist die uhiie sich des ver- die, steckten Widerspruches auch nur bewusst zu werden, auf der einen Seite das ofioXoyovftevcog xij zur Voraussetzung hat, fordert, auch von der starren dem Ausdruck durch Diogenianus ^ijv, was die Freiheit Gottes spricht, der, nach eifmQfuj'/] eines des Seneca: *) semper paret, sequitur; <pvou auf der andern Seite aber ciuidem scripsit sed fata, Dagegen wissen wir seniel iussit. dass in Chrysipp's Schrift über das Ver- , hänguiss der Satz stand: xal jiaQ ijfiäg jtoXXa ylyi'sö^hai'^*). Dass der Atomismus eines Epikur und Lucrez der Boden sein sollte, mit der Lustlehre, verbunden , eine Freiheit w^o lässt sich schwer annehmen; denn auch, abgesehen von jener Setzung des Willens erwachsen könne, und in der That ist des absoluten Zufalls in der Frage nach der Annäherung der Atome, nur die ,,voluntas, quae materiem refrenavit per membra" ***) kalt behauptet, ohne alle Andeutung eines Versuch's, sie in das gesetzmässige Getriebe der Weltmaschiue einzuordnen. Endlich sehen wir im Neoplatonismus eine theosophisch- mystische Speculation jene mit Mühe erst gesonder- ten und scharf begrenzten Begriffe der Nothwendigkeit ihres Gegensatzes in und absolute Einheit einer totalen Un- die bestimmtheit zusammenschmelzen, so dass die alternde Philo- Taumel der absoluten Ideutitätslehre wie Kronos Kind verschlingt. Ueber die nun folgende Periode können wir kürzer hin- sophie im — schliesslich ihr eigenes So lange die Philosophie bei der Theologie Aveggehen. aiv vTTciQX^'^' 111 ov^ifjV (I 1 7. £9' vo(sihv vyirls. icp' misirt A. Etil. Magii. yuQ öoKsi iKcccta I, xrjäv 9, *) De provid. di'Ojtic'JfCÖ'OK Kttl'Aväyurjv I, p. y.ccl , .5. Etil. r.cd iözcL Magu. I, Kuv.ia i] »jO-cöv Vgl. avxriv vnägxsiv TÖrAilK a. -aal cpvosi ncog ?%on£v siQvg Ix Phaedr. fragm. vol. x^v sIvtxL y.oivy)v **) Euseb. praep. evaug. III, 8. ***) Lucret. de rer. nat. II, 276. . , Gegeu deu Satz 11. i] q)CivXovg pole- yaQ y.al 13. Uäei diKctiOL nai ysvtrjjff. 2. v.cd nävtcov cpvaiv Plutarcli de fato 178. . dUaiog' ovös yag trotzdem findet sich Eth. Nicom. VI, tov dia xr^v 6;ioüüs de xai <xQf:Tr) ysvsa&ai xo enovdatovg stvca ri^iv oaipQoviKol KKi KvdQfioi xßi phys. fj Eth. Eiideui. 11,6-10. des Sokrates: ovk yov öl Kai Tiiiiv idv ys ßovkrjxctL adfiiog cov navasrai j\Iagd- c. ovzag KvdXo- «ort Ei(iaQ[iivrjv 11. Stobaeiis, ecl. — - 11 können wir eine rein philosophische Behandlung unserer Frage nicht erwarten, wenn man auch die Menge des dabei aufgewendeten Scharfsinnes anerkennen dienste verrichtete, Das muss. an der Frage war ein theologische Interesse ganz anderes, als das philosophische. Detenninisten und *) Indeterniinisten unterschieden sich weniger in der Auffassung Mensehen zu der Xatiu" und ihren GeBestimmung der Thätigkeit des Menschen des Verhältnisses des setzen dem . als in der göttlichen Erlösungswillen gegenüber: von einer exact- Untersuchung konnte daher keine Rede empiiischen die Intensität des religiösen Abhängigkeitsgefühles,, die me sein; Wär- des Glaubens, entschied bald nach dieser, bald nach jener So Seite. bekanntlich Augustin.**) wie ist maiorem dei gloriam ..aber" ist bei sich alle Selbstthätigkeit aber (denn ein Adam erfahren unfrei, ist der neue was aber der Mensch eigentTiitt nun dem tiefen religiösen göttlicher Gebundenheit lich sei. — gi'osser verlor in immer dabei) jenes servum arbitrium verwandelt dem wahlhaft Gläubigen durch göttliche Gnade wieder in ein libentm: der alte tiei in sein Der jlensch Naclifolger Luther,***) Determinist. wii* nicht. ; Gefühl das Interesse an humanistischer Bildung und logischer •usequenz entgegen, so man wahrhaft sieht verzweifelte Versuche zur Hannonisining der Gegensätze, wofür das A\'erk des Joh. Scotus Erigena, de praedestinatione Dei (ed. Floss) That klassisches Muster ist. Umgekehit, wie AuMagnus: der natürliche Mensch hat liberum arbitrium. aber die Tugend, das eigentliche ein in der gustin, ein lehite Albertus — Gebiet freier sittlicher Selbstbestimmung, wird nur von Gott im Herzen des Menschen gewirkt. bundenheit, ünfi-eiheit *) riiT). I, die Möglichkeit §. ovTS öi Ol tnaivoif ovrt ol tpöyoi 17. iir) De lib. Kay.iag oierjg arbitr. auch wieder Imleterminist. ***) De 111, 1>^, de lib. . . . I, tii Ge- von diesem bei Cleni. Alex. nual, ov9 «t TJ}g ögfif,i xai üqioQ- ori unltoia ö 9f6s uff r/Uiv iv Dagegen arb. .'^telJe ov9' fpvx^g ix^^^V? ^'1* i^ovaCav Tr,g du' dy>.ovoiov rqg mmiag nvaitiog. ft^C, . ist sittliche sich Belehren'! ist in iliesom Betraclit schon eine noküang dinaiai **} ist Freiheit je 12. uacii theolopischem Bedarf de »ninii quantitatc c. 3. aervo arbitrio ed. Seb. Schmidt, Strasaburg 1707. p. 220 ff. allgeil» einen — 12 Gesetz zu emancipiren, Thomas von Aquino nennt jenes die „göttliche Freiheit-' im Menschen, dieses die eigentlich „menschliche Freiheit" — werden leere Na- die Begriffe men, mit denen im Interesse religiöser Fuudamentalanschannn- gen ein geistvolles Spiel getrieben wird, ^\enn auch auf der Synode zu Ephesus 431 der Pelagianismus von der oekumenischeu Kirche verurtheilt worden ist, so hat in dogmatischer Beziehung doch auch keine einzige ausdrücklich den Augustinismus anerkannt, und in der That beherrscht der Semipelagianismus noch heut nicht nur die katholische sondern , sondern auch die protestantische Lehre. Wenden uns nun der neueren Philosophie zu, wii- um auch hier ein kurzes Facit ihrer Bemühungen blem zu ziehen. Einen gewaltigen Schritt vorwärts hat selbe allerdings gethan; die zu reden, physique;" Frage trat jetzt, um um unser Prodie- mit Comte*) dem „etat theologique" in den „etat methanicht mehr das Verhältniss des Menschen willens aus Gott gegenüber, sondern überhaupt seine Stellung gegen die Denken wurde der Untersuchung un- Erkenntniss, gegen das terworfen und so der letzten scharfen Fassung der Frage, ihrer Versetzung in den „etat positif," vorgearbeitet. Freilich sehen Avir nebenbei auch immer noch die Nachwirkungen des religiös-ethischen Interesses in der Postulirung der Freiheit, wenn man tesius: tam '^*) in me sie nicht nachweisen konnte. So belehrt uns Car- quam „Sola est voluntas sive arbitrii libertas, tan- experior, ut nullius maioris ideam apprehendam." Die „innere Erfahrung," d.h. verständlich: das ethisch -dogmatische Interesse, falls nicht „äussere Freiheit" verstanden werden unter der libertas nur die s. g. muss herhalten. Dagegen leuchtet der Gedanke einer Gebundenheit des Willens an die Erkenntniss, die in absoluter Vollkommenheit dann soll, eine sittliche Freiheit constituiren würde, aus der Stelle ***) : Si semper, quid de eo, *) **) quod verum et bouum esset iudicandum sit, prira. ***; Passion. Auiia. I, eligendum vgl Philosophie positive Paris I80O. Mcdidat. de clare viderem, 1, cf. oliserv. deliberarem, 1. philos. IV. Priucip. phil. p. 50. nunquam nietaph. 1. 1. §. 39. — atque — 13 numquam quamvis plane über, ita, So tarnen indifferens Xothwendigkeit des Guten in der höchsten denkbaren Erkenntnissentwicklung, die für uns freiesse possem." fällt die mit dem freien "Wollen desselben zusammen. Ganz anders Spinoza. Eiitillt von der höchsten Achtung vor dem strengen Causalitätsgesetz lässt er *) Ursache an Ursache sich schliessen und schreckt nicht vor dem regressus in infi- lich Ideal bleibt, ditum zurück — da ja doch zuletzt sachen versinken in Nothwendigkeit" (eine Xothwendigkeit, Freiheit nennen könnte!) Wohl manifestirt. alle seine endlichen. Ur- der ^Substanz," die sich .immanenter ebenso gut gibt Spinoza eine gewisse physische Frei- Menschen seinem Vorgänger zu. epist. 62, das „invitum agere" ; , man Denken und Ausdehnung in heit des gegenüberstellt mit die dem Zwang äusserer wenn er der in „necessario agere-' bewusst behen-scht uns nicht immer, aber stets die Xothwendigkeit: diese indess lässt nun ein- mal für die libertas aequilibrii keinen Raum, und mit voller Consequenz erklärt denn auch unser Philosoph ohne die vorsichtigen Restrictionen seiner früheren Gesinnungsverwandten das Bewusstseiu einer Willensfreiheit aus Unwissenheit. Nur ein fiü- Selbs täuschung Philosoph, ein Engländer, Hobbes, hatte vor ihm es gew^agt, so rücksichtslos der herrschenden Meinung entgegenzutreten, **) auch in der nächsten Folgezeit waren es Ausländer, die den strengen Determinis- mus veitraten :**') in Ansicht Leibnitzens, Deutschland trat mit der versöhnlichen welche das Bewusstseiu der nächsten Zeit beherrschte, ein entschiedener Rückschritt ein, insofern war das Problem, das nach Spinoza ein rein metaphysisches Eth. '*) tas, sed II, prop. mens ad hoc 48: In mente nulla est absoluta sivc libeia etiam ab alia detenninata I, prop. .32. **) m, De sibi bonuin, haec itennn ab et qnae alia, et sie in infinitum, prop. 2. cive et est, volviii- volendum determinatur a causa, vel ad illud I, c. 7. ad fugam, Fertur unus quisque ad ap]tetitionem quod eius, maximi malorum naturalinm, quae sibi malum est mors, idque est, eius. quod niaximeque auteni necessitate quadain Daturae uon miuore, quam qua fertur la}ti8 deorsum. — ***) Hmne, Essay on liberty and necessity. — Priestley, The ctrine of pLiloaopiiical uccessity, — Voltaire, le philosophe ignorant, c. do13, — 14 — (da nach der Anerkenninig der dnrcligängigen Geltung des nur mehr die Causalitätsgesetzes in der Erscheiniingswelt ursprüngliche immanente ren blieb) Bewegung der „Substanz"* zu erklä- wieder in den Nebel unklarer Begriffslestimmun- Leibnitz scbliesst sich an Carte= an mit der nachdrücklichen Behauptung, dass l'esprit Teutendement die Erkenntniss den Willen oder beeintlusst :*) Et c'est dans ce sens. qne j"ai contume de dire, gen zurückgeworfen ward. sius — — que Tentendement peut determiner suivant volonte la la prevalence des perceptions et raisons d'une maniere, qui lors meme, qu' eile est certaine et infaillible, incline sans necessiter. diesem Stichwort „incliner sans necessiter" Mit sind wir glücklich wieder in jener klangvollen philosophischen Sprache uns statt angelangt, die — der Begriffe Worte bietet.**) — Xoth wendigkeit und obendrein dennoch eine determination von absoluter Gewissheit. Von den Motiven erfahren wir weiter, dass sie im „esprit" liegen doch lassen wir Leibnitz selbst sprechen:***) Les motifs Eeiz, aber keine — comme n'agissent point sur l'esprit, mais sont des dispositions ä veut que ici, anx plus agii'. meme forts, et l'indifferent comme s'ils fois aux il. y avait d'autres les motifs, qui comme Ton motifs foibles motifs, c'est separer etaient hors de poids est distingue de 1ü balance, et le poids sur la balance, Aiusi vouloir, quelque l'esprit prefere Tesprit des motifs, le agit en vertu des c'est plutöt l'esprit, qui comme dispositions pour agir, que si lui, comme dans l'esprit les motifs, en vertu desquels l'esprit rejetteroit ou accepteroit les motifs: Au lieu, que dans la verite dispositions, car que il precedentes. Ainsi il l'esprit si agiroit est dispose d'agii\" ) compreunent toutes les raisons, ***') Vgl. a. mais encore preferoit — So scheint der esprit nur die Tüeodicee in, 288. Opp. philos. ed. l'inclination contre soi-meme et autrement, Nonveaux essays sur Tentendement humaÜJ, =*) les quiviennent des passions ou d'autres impres- foible ä la forte, qu' les motifs peut avoir pour agir volontairement, ne compreunent pas seulement ils les inclinations, sions l'esprit Erdmann, p. 764". II, eh. 21. §. 8. — Gesammtsumme — 15 aller ,.Dispositionen", oder die Executivgewalt für den Beschluss eines kleinen Parlamentes von Motiven zu was man aber die „Dispositionen", welche nicht nur solche des Verstandes, sondern auch der Leidenschaften sein; als und des „Gefühls" überhaupt, sind, zu denken habe, ob es auch Motive oder Dispositionen gebe, die aus dem \\'illen selbst, als solchem, fliessen, nach welchem Princip das eine Motiv über das andere den Sieg davon trage, ob endlich das Resultanten-Motiv mit stricter Nothwendigkeit wirke das sind alles Fragen, auf die uns Leibnitz keine Antwort er- — und doch sind gerade sie es, auf ung unseres Problems Alles ankommt. theilt, die bei der Entscheid- — Mit dem Fortschritt der exacten Wissenschaften indess, welche die Gesetzmässigkeit von immer mehreren scheinbar willkürlichen Handlungen nachwiesen, also mit dem Allgemeinerwerden der Anerken- nung lückenloser Nothwendigkeit im Weltverlauf, musste sich der Gegensatz ethischen Freiheitsbedürfnisses und speculativer Freiheitslosigkeit immer mehr verschärfen. In Kaufs Theorie von der Willensfreiheit nud in den modificiiteu Ansichten seiner Nachfolger sehen wir den klassischen Ausdruck dieser Antinomie. Gegenüber der gerade durch die Kritik der reinen Vernunft evident in's Licht des Cansalitätsgesetzes, gestellten Allgemeingültigkeit das wenigstens Erscheinung und Erkenntniss die für die Welt der stricte Noth^\ eiidigkeit zur Herrscherin macht,') half sich der grosse Meister, gestützt auf die Thatsache einer sittlichen Zurechnung nahme der I' mit der An- , Freiheit als einer „transscendentalen Idee," einer reiheit, die nur das „erdachte Unbedingte in ßücksicht des Verhältnisses von Ursache und Wirkung," Welt Vennögeus die in einer in- telligibeln des Dinges an sich erfolgende H3'postasiruug des , „ eine Cansalreihe anzufangen , " ist — und seitdem haben sich fast alle Vertheidiger der Willenstieiheit Watten des dargebotenen Hilfsmittels bedient, nämlich der Flüchtung der Freiheit in die intelligible mit philosophischen *) Krit. d. reiu. Vernunft (Koaenkr.) p. Veruunft, 5 AuH. 23ü. p. 577. 8'2ü. Kritik d. prakt. — Welt des Unerkennbaren. 16 — Wir werden *) diesen Punkt, in welchen gerade Schopenhauer mit Kant fast vollständig übereinstimmt, noch einer eingehenden Besprechung zu unterziehen haben, wenden uns nun aber mit üebergehung des im Wesentlichen nichts Neues enthaltenden ürtheils von Schelling **) über die Willensfreiheit zur Darstellung der Schopen- hauer'schen Lehre, welche neben der von Kant übernommenen Grundunterscheidung von Erscheinung und intelligibler Welt, dennoch selbständige Elemente um eine gesonderte, zumal an einseitig ihr in genügender Anzahl enthält, eingehende Besprechung zu erfordern, das Unvermögen der Speculation, die Frage nach metaphj'sischen Begriffen zu lösen, auf das Deutlichste hervortritt. *) Krit. d. — rem. Yernimft p. 560 — 582. Krit. der prakt. Vernunft 224-231. **) Untersuchung über die menschliche Freiheit, p. 465—471. p. Darstellung von Sdiopeiiliauer's lehre. — freilich in einem Dass ein Philosoph, dem der Willen über den gewöhnlichen Sprachgebrauch erweiterten das metaphj'sische Princip der gesammten WelterSinne etwas — klärung auch der Frage nach ist, der Beschaffenheit des menschlichen Willens besonders nahe treten musste, vornherein wahrscheinlich. der Spezial- Abhandlung Schopenhauer's Willens"*) des menschlichen ist von So finden wir denn auch neben wo „über die Freiheit er auf inductiven Wege und ohne Rücksicht auf seine Metaphj'sik an das Problem seinem Hauptwerk, der „Welt als Wille und herantritt, in Vorstellung"**) entsprechende eine deductive Erörterung, welche aus speculativen Vorauszetzungen zu ihrem Resultat Leugnung der Freiheit gelangt, während einer modificirten füi- das nähere Verständniss seiner Ansicht auch die Schrift „Ueber den Willen in der Natur***) sowie seine Polemik gegen Kantf) schätzenswerthe Aufschlüsse ertheilt. wir uns zunächst der erstgenannten Schrift zu. Ehe Schopenhauer an kgl. die Wenden Beantwortung der von der dänischen Akademie gestellten Preisfrage, ob nämlicli die Freiheit des menschlichen Willens sich aus dem Selbst- bewusstsein beweisen lasse, geht, macht er uus mit seinen Frage kommenden Begriffe: Freiheit, Nothwendigkeit und Selbstbewusstsein bekannt. Danach ist ihm Freiheit zunächst ein rein negativer Begriff, und Definitionen *) der in Opera omn. ed. J. FraueiiBtädt, 6 voll. welcher Ausgabe durchweg citirt wird. *) *) Vol. IL III. Vül. IV, t) Vol. II, p. 1—147. 491 ff. o\>. Leipzig 1873—74. IV, 1—102. n.acli — „die bedeutet nichst, als — 18 Abwesenheit alles Je nach der verschieden möglichen Natur Hindernden." hindernden der Factoren unterscheid'et er eine physische, iutellectuelle und Die beiden ersteren gehören nicht vor moralische Freiheit. das Forum des Philosophen, denn sie beziehen sich nur auf das ungehinderte Können des de facto Gewollten erst ; die Frage nach dem Vorliandensein einer moralischen Freiheit führt uns auf den Kernpunkt der Untersuchung, nämlich das Bestimmtsein oder Unbestimmtsein des WoUens selbst. Zugleich tritt der Begriff der Freiheit hier aus seiner bisherigen = frei dem eigenen Willen gemäss Gegensatz zu dem Begriff der Noth- Unbestimmtheit, wonach galt, in einen scharfen wendigkeit. Wenn diese nämlich mit „der identisch ist Folge aus einem zureichenden Grunde", so muss Freiheit jetzt analog der Kantischen Erklärung als „Vermögen, eine Cau- von selbst salreihe anzufangen" , gleich der Abwesenheit eines zureichenden Grundes, oder gleich absoluter Zufälligkeit sein. — ImBewusstsein zwei Theile , das unterscheidet ferner Schopenhauer eigentliche das Wollen „ Selbstbewusstsein " , dessen und das „Bewusstsein andrer Dinge", welches durch die an der Grenze zwischen beiden liegenden apriorischen Denkformen Zeit, Raum und Causalität öbject niu' ist, , bedingt ist. Analj^tisch, durch in beiden liegen, ist Menschen erscheint, enthalten nun zu untersuchen, ob der Wille des sich aus sich ersten Abschnitt, wo Betrachtung der Data, die selbst bestimmt, oder nicht. der „Wille vor dem — Im Selbstbewusstsein" wird nun gezeigt, dass in diesem weiter nichts ist, als das Bewusstsein der oben erwähnten „phy- sischen Freiheit", welches, darauf gestützt, dass jeder Willens- act zugleich Leibesbewegung was ich will. Das Wollen ist, aussagt: ich kann thuu, selbst ist dabei stets conditio sine qua non wie es aber selbst beschaffen sei und wovon bestimmt, darüber weiss das Selbstbewusstsein nichts zu sagen, zumal da es den schliesslichen Ausfall eines Wollens stets erst ; empirisch durch die erfolgte That erfährt. Motive zum Wollen, gleichsam die im Gleichgewicht schwebende Kraft des Willens erst auslösen, kommen stets erst durch das Bewusst- die — sein andrer Dinge 19 - in das Selbstbewusstsein hinein; an jenes müssen wir uns also wenden mit unserer Frage, ob bei gegebenem zureichendem Motiv die That mit Nothwendigkeit erfolgt, oder ob im Willen selbst, also ohne noch eine vis repugnautiae verborgen Hier, vor jedes Motiv, ist. dem Bewusstsein anderer Dinge, ist nun nicht der Wille an sich unser Object, sondern zunächst nur willens- begabte Wesen; dieser anscheinende Nachtheil gleicht sich aber überreich aus durch die ungleich grössere Vollkommenheit unseres Werkzeuges zur Beobachtung ; war dort nur das „dunkle Selbstbewusstsein", so steht uns hier der Verstand Die allgemeinste Form des Ver- und die Sinne zu Gebote. standes ist der Causalität: keine Veränderung das Gesetz ohne Ursache ; war es doch überhaupt erst diese Verstandes- Welt der übjecte, den ganzen und in den ebenso apriorischen Verstandesformen von Zeit und Raum die Basis errichtete, auf welcher der Name „Veränderung" In der Welt der realen Objecto erst irgend einen Sinn hat. form, welche uns die ganze also Inhalt des Bewusstseins anderer Dinge, schuf*) tritt uns nun der Hauptunterschied von „organischen" und „anorganischen" Wesen verschiedene Art von entgegen, und demgemäss auch eine Veränderung. sachen Leben — — Schopenhauer gliedert Veränderungen, die auf Uranorganische Welt - auf Reize - vegetatives dieselbe recht scharfsinnig und auf Motive — in animalisches Leben — erfolgen. Die letzteren zerfallen wieder in rein intuitive und dem eigentlichen begabten Wesen zukommen. stracte Motive, deren erstere den mit Intellect keit einer gleichzeitigen Auffassung in ab- Thier, letztere Die Möglich- abstracter Denk- oder Erinnerungsmotive neben den unmittelbar gegenwärtigen und anschaulichen (nebenbei nach Schopenhauer die einzige Auf- gabe der „Vernunft" im Unterschied vom „Verstand") giebt dem Menschen eine relative oder comparative Freiheit, nämlich im Vergleich zu dem an Gegenwart und Anschauung gefesselten •) Vgl. „Ueber die vierfache Wurzel des Sotzes Grund, VoL 1, p. 27. vom zureichenden — 20 — Thier, sie vermittelt die Möglichkeit einer wii'd die Wahl. Gleichwohl Nothwendigkeit der durchgängigen Motivation, die ja nur eine specielle Gestalt des Causalitätsgesetzes nicht berührt. — In der ist, davon aufsteigenden Reihe von Ursach, Reiz und Motiv nimmt nicht der Grad der Nothwendigkeit, mit welcher Wii'kung, Reaction und Handlung erfolgt, ab, nur die Anschaulichkeit und Verständlichkeit des Vorgangs für unseren Intellect, je höher wir kommen. Gilt von der anorganischen nur durch Ursachen bewegten AVeit noch der Satz, „Wii'kung und Gegenwirkung sind einander sondern Grad der Wii'kung ist dem Grad der Ursache genau angemessen" so verschwinden diese beiden Anhaltspunkte schon in der sich auf Reize bewegenden Welt; das gleich" und „der — Subject des Reizes braucht keine Gegenwirkung zu erleiden, auch können die kleinsten Reize die grössten Veränderungen zu Wege bringen. In der Welt der auf Motive handelnden Wesen gar ist zwischen Motiv und Handlung so wenig äusser- nachweisbarer Zusammenhang, ja selbst dem handelnden Subjecte wird sehr häufig die geheime Veranlassung seiner lich anscheinend freien Entschliessung so wenig klar, dass die gänzliche Leugnung eines Causalnexus durch Annahme einer absoluten Freiheit völlig erklärbar, nichtsdestoweniger aber ebenso unberechtigt als ungereimt ist, da nicht ersichtlich ist, wie durch die grössere Unerkennbarkeit eines Vorgangs Wesen, das durchweg in der Sphäre der Nothwendigkeit liegt, geändert werden könnte. Bei dem Versuche, eine sein absolute Freiheit, ein liberum arbitrium indifferentiae zu denken, muss in der That und buchstäblich der Verstand stille stehen, , denn er hat, nach Wegnahme der Form der Causalität, keine andere, ein solches zu denken. Alle Veränderung indess, mag sie • auf Ursachen, Reize oder Motive erfolgen, setzt eine ursprüngliche Kraft voraus in dem, worauf gewii^kt werden, oder was sich verändern soll. Diese, selbst unerklärbar, ist das Princip aller Erklärung; die Ursachen bestimmen nur die Punkte der Aeusserungen dieser Ki^aft. Der Mensch nennt diese Kraft, welche bei ihm — — 21 von den Motiven ausgelöst wird, Willen. Wille ist viduell — denn Speciell bestimmter Der Charakter des Menschen Charakter, ist indi- bei aller Aehnlichkeit der Species sind doch die moralischen Anlagen, ganz ebenso wie die intellectuellen — — empirisch denn er jedem Individuum verschieden wird erst an seinen Früchten, den Thaten, langsam im Verin lauf des Lebens erkannt — er ist constant — denn es ändert sich wohl mit der Erziehung der Yorrath möglicher Motive, d. h. was durch die Erkenntniss, nicht aber der Charakter selbst, die Existenz des Gewissens, das allererst hierdurch möglich wird, bewiesen wird — angeboren, endlich — denn die Verschiedenheit des Handelns zweier Menschen von gleicher Erziehung, Bildung etc. tiellen Unterschied ihi^es ist nur durch einen essen- Characters erklärbar für aber in die Erkenntniss einer Lehi'e verflüchtigen. ; den Grund da- verlegen, hiesse die Moral Jede Handlung ist durch die beiden Factoren, Charakter und Motiv, schlechthin bestimmt. Thun folgt ganz und gar aus dem Sein esse; „quidquid fit, necessario fit et — aliter zu Das operari sequitur factum esse non potnit." Hatte nun Schopenhauer bis hierher ein wahrhaft vernichtendes Gericht über den Begriff einer motivlosen Freiheit des Zufalls gehalten, so wendet er sich nun, nach einer kurzen Blumenlese aus den identischen Aussprüchen früherer Philo- sophen, Theologen und Dichter, in einem Schlussabschuitt einer „höheren Ansicht'' zu. Anknüpfend an eine bisher absichtlich übergangene Be- wusstseinsthatsache, „das völlig deutliche und sichere Gefühl der Verantwortlichkeit" für unser Thun, welches dem Ich als dem Thäter seine Thaten ziu'echnet, kommt Schopenhauer noch einmal auf jenen subjectiven Factor jeder That, den Charakter, zurück und häuft auf diesen die ganze Schuld oder das ganze Verdienst. Ein anderer Charakter, d. h. ein anders bestimmtes Sein, hätte, so meint er, unter dem Druck derselben Motive auch ein anderes Thun ergeben; das Gefühl der Verantwortlichkeit geht also auf das Sein des Meuscheu. 2* — 9.2 — Wo aber Verantwortlichkeit ist, da ist Freiheit, das Sein des und dies Menschen mnss also seine eigene freie That sein Mysterium wird erklärt mit Zuhülfenahnie des „intelligiblen Charakters'', des Willens als Ding als sich, welcher aus der Kealität der Erscheinungswelt hinausgerückt und über den — engen Schi'anken der menschlichen Vorstellungsformen Raum und Freiheit handlung; Die der Welt als Vorstellung nicht anzutreffen, ist also in transcendent, sie ist Zeit, Causalität, sich absolut frei selbst bestimmt. - Soweit unser Philosoph in jener Ab- werden nur Weniges vor der Hand noch aus wii' seinen anderen Schriften hinzuzufügen haben. Wie Schopenhauer in seinen Hauptwerk mit grosser Aus- nachgewiesen zu haben glaubt, und wie er in der Abhandlung über den Willen in der Natur durch Zeug- führlichkeit nisse der Physiologie, Pathologie, xlnatomie, Pflanzenphysiologie, physischen Astronomie, Linguistik ist des Weiteren erhärtet, etc. das Prius alles Seins, das Ding an sich schlechthin, welches Werden dem allem Sein und Dieser Wille. ist schöpferisch zu philosophii'enden Grunde Zuhülfenahme der Erkenntniss, mittelbar, ohne punkt seines Ich"s bekannt. Der Leib liegt, ist der ganz un- Subject als Central- die Objectivation desselben für den erkennenden Verstand; dieser selbst aber, oder genauer das Gehii-n mit all seinen Functionen, die Objectivation eines Special- WoUens, ist nur desErkennenwoUens;*) metaphysisch, der Intellect nur physisch, also der Wille ist wenn mit Spinoza reden wollten, ein Accidens gegenüber wii- Auch der Substanz. die Auffassung der uns scheinungswelt ändert daran nichts; denn umgebenden Er- wenn der „theo- retische Egoismus", dessen philosophische Berechtigung aber Schopenhauer nicht anerkennt,**) auch, die ganze Welt leugnend, ihr vorstellenden Individuums zugestehen wollte, so demselben Maasse, als der Intellect, der sie in *) Op. vol. **) Op. m, omn. c. sog. äussere nur eine Existenz im Intellect des jeweilig 19. 20. p. 294. vol. II, § 19, p. 124. wäre doch sie erzeugt, ; — — 23 nur eine Objectivation des Willens; wenn man aber mit Schopenhauer durch einen Analogieschhiss der Welt der Objecte eine Existenz ausserhalb des Gehirns des vorstellenden Subjekts, also eine gewisse Realität, zuerkennen mag, so kann doch diese Realität eben auch keine andere wk von der Willens ; sein, als die einzige, unmittelbar Kenntniss haben, d. h. also die , ganze Summe und Durch diese De- Seienden geht im Willen ohne Rest auf*). duction gewinnt nun hier nämlich die des des Denkbaren Schopenhauer die metaphysische Basis für seine Freiheit des Willens ; indem an sich aus der Erscheinung herausnimmt, er ihn als befreit er ihn von den vier Gestaltungen des Satzes vom Grunde Erscheinung beherrscht. scheinung ist, ist es dei auch alle Insofern nun ii'gend ein Ding Er- durchaus unfrei; insofern aber jeder Er- scheinung das Ding an sich zu Grunde liegt, ist in . Ding ist es diesem Sinne auch der Mensch unfrei und sein freier intelligibler Charakter prägt sich in empirischen Charakter aus. ^ frei; so frei zugleich einem unfreien Diese Freiheit hat indess der Mensch mit allen Objecten der Erfahrung gemein, insofeni allen das Ding an sich irgendwie zu Grunde liegt. Eine ganz speciell ihm zukommende Freiheit aber besitzt er noch in seiner Eigenschaft als ..höchste Objectivation des Willens", welche mit einem so hohen Grade von Erkenntniss verbunden ist. dass dieselbe das Wesen des Willens selbst aufzufassen vermag und die Nichtigkeit seines blinden Strebens aufzudecken. Der so hoch gesteigerte Intellect, der ..den Schleier der Maja zerrissen", kann nun zur Selbstverneinung des Willens führen; der in seinem innersten Wesen durchschaute Wille von seinem bisherigen erkenntnisslosen Wollen, das auf die Bejahung des Lebens gerichtet war, ab und hebt sich unter den Pliänomenen der Heiligkeit wendet sich dann freiwillig und Selbstverleugnung selbst auf. Diese Möglichkeit ist eine dem Menschen ganz allein zukommende P'reiheit, und hier steigt also die intelligible Freiheit aus ihrer ») Op. vol. U, Buch IV, § 55, p. 337 ff. transcendeuten — Höhe herab 24 — Die metaphysische Deduction in die Erscheiuuug. der Willensfreiheit geht, wie wir sehen und nachher wohl zu beachten haben werden, über die im ersten Abschnitt gegebene Darstellung hinaus; allerdings nur in diesem Punkte; der weitere Xachweiss der durchgängigen Herrschaft der NothAvendigkeit über die Erscheinimgswelt deckt sich lichen mit dem oben gegebenen wir ; imWeseut- kijnnen daher nach dieser summarischen Uebersicht über die Lehre unseres Philosophen nunmehr zur Kritik derselben übergehen. — Kritik der Theorie Scliopenliauer's. Wenn die philosophische Kritik , wie Fr. A. Lauge ein- mal sagt*), ihre walu'e Aufgabe nicht zunächst daiin hat, zu zeigen, dass eine Lehre unhaltbar ist, sondern wie ihr Vertreter zu seinem Irrthum gekommen, und ferner, welche Bedeutung dieselbe trotz ihrer Mängel den Fortschritt der für Erkenntniss hat, so wird sich unser Augenmerk naturgemäss auf diese drei Punkte zu richten haben. Wir werden die inneren Widersprüche, welche einerseits also Schopenhauers Ansicht anhaften, aufzuzeigen haben, dann den tiefern Grund, aus welchem sie entsprungen aufsuchen und andererseits be- urtheilen milssen, ob und inwiefern die von ihm vertretene Theorie die Lösung der Frage gefördert hat. Zweierlei muss von einem Philosophen, der es unternimmt, vom Boden eines geschlossenen Systems aus eine so schwierige Untersuchung, wie die über die Freiheit des Willens, anzustellen, gefordert werden : einmal die logische Unantastbarkeit und Lückenlosigkeit seiner Schlusskette selbst, andererseits von ihm gefundenen Resultates dazu, die Tauglichkeit des anerkannten Thatsachen, von denen seine Untersuchung die ausging, zu erklären und begreifbar zu macheu. Man sollte glauben, dass dieser elementare Satz, der die Grundlage für alle dass Wissenschaft bildet, allzu selbstverständlich wäre, als man ihn hier noch einmal aussprechen müsste. aber durchaus nicht so. Dem Dem ist für die Wissenschaft unent- behrlichenPostulat der durchgängigenBegreiflichkeit aer Welt wii-d, und zwar nicht nur von Theologen, sondern auch von Philosophen ebenso hartnäckig ein letzter frommer Verzicht auf das Begreifen insbesondere ethischer *) Logiscbe Studien, laerlohn 1877, y. 4. — — 2fi entgegengestellt. So hat und man gestatte uns diese kleine Abschweifung, da dieselbe geeignet ist. auch auf unsere der Stellung gegen Schopenhauer einiges Licht zu vrerlen von Schopenhauer nicht nur behaupteten, sondern nachgewiesenen Undenkbarkeit der Willensfreiheit im strict inde- metaphysLsclier Thatsacheii oder - Jürgen Bona Meyer — nichts Anderes entgegenzusetzen, terniinistischen Sinne, als den trivialen Hinweis darauf, dass uns ja überhaupt alles Werden und Denken unbegreiflich sei."^) Getreu seinem Glauben an eine, .Seele- deducirt er, dass diese als ein „schon bestimmtes, mit verschiedenen Kräften ausgestattetes Etwas'* auf die Welt kommt — die Willensfi-eiheit ist nun natürlich nur eine dieser Kräfte des so heiTlich ausgestatteten Etwas. Das „Etwas'' der Scholastik, und nun harmlos daraus. Wenn bestimmtes ist, wie uns Meyer glauben in der That recht zu bedauern, dass die Essentia repräsentirt die Existentia entwickelt sich nun diesesEtwas ein machen er zu will, seiner Wort gewählt Bezeichnung nicht ein Seele ist — etwas „bestimmteres'* einem „Etwas*' sich gewiss für den gewöhnlichen Verstand ist Doch wenig schwer. das ein hat, als „Etwas*-; unter etwas zu denken, — so so ist es Etwas nicht das ist Meyer dunkel ja unsere alte tausendjährige Freundin, die liebe sondeni einzig und allein entwicklung unserer .,der Hergang jener Kraft- oder „wie die Seele es anfängt, Seele--, aus sich den Anfang einer Reihe von Wirkungen zu Gewiss, auch uns dunkel, und darum eben ist dies die Wissenschaft, diu-ch eine leicht einige Lichtstrahlen sorgfältige aufzufangen erzielen.'*' müht sich Untersuchung viel- — aber Meyer tröstet nun einmal unbegreiflich wie alles Werden; damit Punktum; an Seele und Willeusfi'eiheit wii-d aber nun sich sofort: es ist Es ist der alte Salto mortale vom Wissen zum Glauben, der nun schon .Jahrhunderte hindiu'ch stets von Neuem executii-t wh*d, anstatt dass das Wissen gerade aus erst recht geglaubt. den Hindernissen, die Ki-aft schöpfen sollte sich ihm in den Weg zum Weiterstreben. *) Philosoph, Zeitfragen. Bonn 1870, p. 205 ff. stellen, neue Nui- bleibt nicht — warum man dann überhaupt recht verständlich, stand in — 27 Unkosten setzt, den Ver- erst von der hohen Aufgabe der Wissen- und mühselig mit dem grossesten Eifer alle ausfüllt und wegi'äumt auf einem Wege, der doch früher oder später in einen Abgnind endigt. Wozu der ganze Lärm, wenn uns die Willensschaft spricht, kleineren Löcher und Unebenheiten freiheit am Schluss wieder Anstoss zum Begi-eifenwollen gab. Mag sein, nicht begreiflich oft I) zu dass dieser oder jener Vorgang ist — eben den sie der besonnene Forscher auch hie nnd da (und leider noch recht gezwungen Er- dieselbe imbegi-eifliche als fahrungsthatsache aufgetischt wu'd, als welche dem Urtheil bis jetzt noch sowde er dasselbe verkehi't in die An- erkennung einer Unbegi^eiflichkeit hat Vei-stand als solcher, und Wissenschaft ein Ende. Wü' müssen also an unserer Forderung festhalten: Widerspnichslosigkeit der Deduction und Möglichkeit, die Thatsachen der Willensäusserungen ohne Rest begreiflich zu machen. Beiden Ansprüchen ist Schopenhauer gerecht nicht geworden. Gerade unser Philosoph bekanntlich ein Todfeind ist Schelling - Hegel'schen Richtung in der Philosophie, welche sich für ihre geistreichen und blendenden Speculatiouen auf eine intuitive Vernunfterkenntniss bemht die nicht um- jener . in dem Vermögen abstracien, disciirsiven Denkens bestehen, sondern gewisse Vemunftideen (wozu leider Kant selbst mit seinen Ideen der praktischen Veniunft den Anstoss gegeben) gleichsam als ideae innatae enthalten nun so als Vorkämpfer eines nüchtenien soll. , Wenn wii- ihn stets auf die Basis des Realen zurückgehenden Denkens energisch Front machen sehen gegen jene Wortphilosophie, bei der nur zu oft das Wort den Begiiff vertreten muss. so sollte man erwarten, ihn selbst von diesem Fehler frei zu finden. Wir werden indess sogleich erfahren, dass auch hier der scharfe Kritiker dem eigenen System gegenüber Messer und Sonde anzuwenden hat. Dem Hauptvorwurf in dieser vei-ges-sen Hinsicht unterliegt Scho- penhauer überall da. wo er über Kant hiuausgehend das von Diesem in weiser Beschränkung unerkennbar gelassene Ding — — 28 an sich uns als Willen nachzuweisen sucht, kurz in seiner ganzen Lelu-e von der intelligiblen Welt und den Ideen. Sehen wir uns zunächst nach der Quelle um, aus welcher uns die Erkenntuiss von jeuer über der gewöhnlichen sinnlichen Erfahrung liegenden wir denn, bekannt dass erfahrnen uns nui' Eaum und Causalitätsgesetz. In der Abhandlung Wurzel des Satzes vom zureichenden vierfache die Da wii'd. Vorstellung als durch die Sinne und die apriorischen Verstandes- wii*d formen Zeit, über Welt zu Theil ganze Welt die Grunde wird mit scharfer Polemik jeder Versuch abgewiesen das Causalitätsgesetz aus seiner subjectiven Sphäre in eine Geltung auch einzig und als allein: Objecte realen welche 1) für die für die stets in 2) doch oder die Vernunft, des Subjecfs, das Ding an sich zu versetzen; füi- Welt der Vorstellung oder die Welt der abstracten Begriffe, Anschauungen wurzeln müssen, '3) füi" die Raum und apriorischen Erkenntnissformen Zeit und endlich 4) füi' das indi\iduell — dagegen nicht bestimmte Subject des jedesmaligen Wolleus für es gilt das Wollen überhaupt oder den AVillen abgesehen von seiner Objectivatiou, das Ding an Nun sich. ist eigenen Angabe das Causalitätsgesetz die einzige Erkenntniss ; nach seiner Form aller seine allgemeine Definition desselben behauptet kurzweg „dass ohne diese der Form nach a priori bestimmbare Verbindung nichts für sich Bestehendes und Unabhänauch nichts Einzelnes und Abgerissenes, Object für uns giges, werden kann", dass es ausserhalb unserer Erkenntniss d. h. Fällt also das liegt.*) salitätsgesetz, so ist Ding an offenbar, sich nicht das es nie unter das Cau- Object für uns werden kann. Hier war Kant stehen geblieben und hatte das Ding an sich ohne alle Bestimmung gelassen. Trotzdem sehen wir Schopenhauer weiter gehen und uns das Ding an sich plötzlich als alten AVie ist guten Bekannten im Willen präsentiren. das möglich? Seine Abhandlung über das metaphysishe Bedürfniss des Menschen" Indem er aus der *) **) ^"=0 giebt uns darüber Aufschluss. „Verwunderung über das Dasein Op. omn. vol. Op. omn. Tol. I, § 16 p. 27. m, cap. 17 p. 175 ff. 203 ff. selbst," — zu welchem der dem — 29 einseitigen Dienst der Motivation des Willens sich entziehende Intellect bei der Betrachtung des Leidens, Uebels, Todes etc. Menschen als des dürfniss gelangt, das metaphysische Beberechtigt folgert und dessen Existenz durch die Religions- und Philosophie - Systeme aller Zeiten belegt, findet er für die Befriedigung dieses Bedürfnisses und die Möglichkeit einer über die Erfahrung hinausgehenden Erkenntniss als Quell und Fundament sein, in in seiner — das Selbstbewusst- Eigenschaft als ein sich seiner unmittelbar innerer Erfahrung Er bewusster Wille. unterscheidet danach jedenfalls die durch das Causalitätsgesetz vermittelte Erfahrung streng von einer andern unmittelbaren, die man nnt einem allerdings nicht ganz passenden „intuitive Namen vielleicht Erfahrung" nennen könnte; nennt er doch selbst im Gegensatz zu Kaut die Metaphysik eine Erfahrungswissenschaft, und ein Wissen, das einerseits geschöpft ist aus der Anschauung der äusseren Welt, andererseits aus dem Selbstbewusstsein. ') Dass aber im Selbstbewusstsein sich das Selbst gerade als Wille und als Ding an sich erkennt, erhält seine Bestätigung dm-ch die nur durch zielte Möglichkeit, die Welt und alles diese Aufiassung er- Werden so, als Ob- jectivation des AVillens, zu verstehen. nun auf diese unmittelbare Eikenntniss im Selbstbewusstsein näher eingehen denn eine sachliche WiderWii* müssen ; legung der Ansicht unseres Philosophen über die Freiheit des Willens ist unmöglich, ehe wir nicht einmal die speculative Basis des Willens als Ding an sich zerstört haben, und ferner die intelligible W^elt, der Erscheinungswelt das schliessliche receptaculum der aus verjagten Freiheit, als Täuschung nachgewiesen. Jene im Selbstbewusstsein gegebene unmittelbare Erkenntniss ist nämlich nach den eigenen Principien Schopenhauers erstens: nicht möglich, zweitens : ist das, *) a. a. was uns Schopenhauer 0. p. 201. als solcJie darbietet, ~ — 30 nicht „unmittelbare Erkenntniss", sondern Abstraction, gehört also in das Gebiet der Vernunft gesetz, und unter das Causalitäts- und das Selbstbewusstseiu nach seiner eigenen Be- drittens: ist stimmung nicht der Ort, in welchem eine solche Erkenntniss Platz haben könnte. Schopenhauer selbst belehrt uns einmal, dass der kühne den er mit der Entdeckung des Kant'schen Grenz- Schritt, sich unserem Bewusstsein, in die Welt des Dinges an gemacht zu haben vorgab, nur ein blendender Schein ist. Die Erwägung nämlich, dass ja das uns so intim Be- begriffs in kannte, der Wille, um uns, d. h. sich selbst, überhaupt in Form bekannt zu werden, schon offenbar die Form eines Objectes, wie man sich diese auch denken mag, angenommen haben muss, dass wir mit einem Wort irgend einer nicht den Willen an sich, sondern den Willen in der in uns selbst real gewordenen Objectivation im Selbstbewusstseiu finden, nöthigt zwischen ist ihm folgende merkwürdige Stelle ab *) : „ . . . In- wohl zu beachten, dass auch die innere Wahr- nehmung, welche wir von unserem eigenen Willen haben, noch keineswegs eine erschöpfende und adäquate Erkenntniss des Dinges an sich liefert." Nachdem er dann die Nothwendigkeit Unvollkommenheit unserer Erkenntniss dadurch nachgewiesen, dass selbst im SelbstbeAvusstsein die Form von dieser Subject und Object, Erkennendem und Erkanntem, lutellect und Willen, sowie die Form der Zeit unentbehrliche Voraussetzungen sind, fährt er fort: „Dennoch hat in dieser inneren Erkenntniss das Ding an sich seinen Schleier zwar zum grossen Theil abgeworfen, tritt aber doch nicht ganz nackt auf . . aber dennoch . ist die Wahrnehmung , in der wir die Regungen und Acte des eigenen Willens erkennen, unmittelbarer, als jede andere; sie ist Ding an sich am bei der Punkt, Weitem wo das unmittelbarsten in die Erscheinung tritt Nähe vom erkennenden Subject beleuchtet daher wird, eben der also intim erkannte Vorgang der Ausund in ''j grösster Op. oma. Vol. III. cap. 18. p. 220. — allerer jedes anderen zu werden einzig und allein geeignet Die Kautische Unerkeunbarkeit des Dinges an sich wird also dahin modiflcirt, dass dasselbe nur nicht schlechthin und von Grund aus erkennbar ist, dass dagegen die relativ ist." unmittelbarste Erscheinung desselben in der alleinigen der Zeit dasselbe bei uns vertritt. Form „Demzufolge", fährt er auch nach diesem letzten und äussersten Schritt Frage aufwerfen, was denn jener Wille, der sich in der "Welt und als die Welt selbst darstellt, zuletzt schlechthin an sich sei? d. h. was er sei, ganz abgesehen davon, fort, „lässt sich die dass er d. h. sich als Wille darstellt oder überhaupt erscheint, — überhaupt erkannt wird? Diese Frage ist nie zu das Erkanntwerden selbst schon dem Ansichsein widerspricht." Diese Stelle scheint dem gewandten Vertheidiger Schopenhauers gegen beantworten, weil, wie gesagt, alle Augriffe, Julius Frauenstädt,'') nicht gegenwärtig gewesen zu sein, wenn er seine Bemerkung, dass ein ursprünglich Reales zwar seine Realität nicht aus dem Vorgestelltwerden schöpfe, aber doch unbeschadet seiner werden könne, in dem Satze Realität vorgestellt gipfeln lässt: „Das Ding an sich verliert durch sein Yorgestelltwerden nicht sein Ansichsein." Woher hat aber Frauenstädt sein „ursprünglich Reales"? Ein „ursprünglich in ii'gend einer Reales-', ein Sein oder Nichtsein, das nicht Weise für uns offenbare Kenologie. werden kann, ist Was weder gar nichts, ja selbst der positiv dazu; alle Begriffe dem Versuch, ein nicht — oder nicht vorgestellt , ist, ist eine nicht erkannt real, noch iiTeal, sondern einfach Name eines „Nichts" ist noch zu gehen uns buchstäblich aus bei Etwas ohne Subject zu denken.**) ist alle Objectsbeziehung auf ein Somit ist das eigentliche Ding au „Unsere Zeit" Zeitschr. für Litteratur etc. V, 1869. p. 770. vgl. a. „über den Willen in der Natur" op. IV, p^ 12. „Wir sehen von unserem realistischen, äusseren, das Objective, die Naturwesen, als das schlechthin Gegebene nehmenden Standpunkt aus, was der Intellect seinem Zweck und Ursprung nach ist und zu welcher Klasse von Phänomenen er gehört: daraus erkennen wir, (iusufeni a priori) dass er auf blosse Erscheinungen beschränkt sein muss, und das«, was in ihm sich darstellt, immer nur ein hauptsächlich subjcctiv Bedingtes, also ein muiidus phaenomenon sein kann .... nie aber eiu Erkennen der Dinge nach dem, was sie an sich sein und wie sie an sich zusammenhängen mögen." *) in **) Man — — — 32 der überhaupt nicht objectivirte Wille, uns richtig wieder sich, raüssten, um endlich zu ihm zu kommen, Formen des Bewusstseins anderer Dinge, um kurzen Ausdruck zu gebrauchen, inclusive der Form und wir entschlüpft, nicht nur die diesen der Zeit, sondern sogar die des Selbstbewusstseins, das reine Von einem „unmittelbaren Be- Objectsverhältniss, abziehen. wusst werden des Dinges an sich als Wille kann also keine Eede sein ; sehen wir nun einmal zu, was uns denn eigentlich Schopenhauer unter diesem Titel vorsetzt, und damit kommen wir zu unserem zweiten Vorwurf. So sehr sich der Schöpfer des ersten Systems des Pessimismus eben im Interesse desselben gelegentlich davor ver- man in seinem alles schaffenden und beherrschenden Naturwillen eine blosse Abstraction sehe, so sehr er insbesondere seine von Piaton übernommenen Ideen im dritten wahrt, dass Theil der „Welt als Wille und Vorstellung" schick zu schützen versucht, dass man gegen das Ge- in ihnen nur Vernunft- Abstractionen, nicht reale Grössen zu erblicken vermeine, so wenig kann man ihn von dem Vorwurf freisprechen, die subjectiven Formen Eealitäten tive haben. discursiven seinem Dasjenige, was Denkens unberechtigt als objeczu Grunde gelegt zu Welts5^stem er uns als Inhalt jenes unmittelbaren Bewusstseins vom Ding an sich bietet, That nichts als eine seinen entsprechende Abstraction. ist nämlich in der Voraussetzungen nicht einmal — Im Chemismus und in der Mechanik, im Leben der Pflanze und des Thieres fand Scho- penhauer ein aller Bewegung und allem Leben zu Grunde liegendes jener X; und sein Hauptverdienst ist es, geheimnissvollen Kraft, die bald im die Identität anorganischen Leben auf Ursache, bald im vegetativen auf Reize, bald im animalen auf Motive hervortritt, durch seine kühne Hypothese auf das Nachdrücklichste hervorgehoben zu haben denn es ist in der That nicht einzusehen, warum man diesen drei ; Unbegreiflichkeiten gegenüber, die sich doch schliesslich auf die Unbegreiflichkeit einer drei Namen, den Veränderung überhaupt einer mechanischen, benskraft, in Anspruch nehmen sollte. reducii^en, organischen und Le- Die ganze angebliche — — 33 intime Bekanntschaft aber mit dieser Kraft, ist sicli, wegung ist mittelst dem Ding an aus der Tliatsache vorhandener Be- eine Illusion; des Causalitätsgesetzes nur der Begriff Bewegenden, einer Kraft, oder wie man es nennen abstrahirt; nur das ,,Dass," nicht das „Wie" seines Vorhandenseins wird von der Vernunft behauptet. Nun aber eines wolle, Schopenhauer einen legt gerade mit dem Namen grossen des ,. Werth darauf, dieses Willens-' zu bezeichnen. X Ueber seine Berechtigung dazu streiten auf der einen Seite Trende- Haym, lenburg *) und **) auf der anderen Frauenstädt (a.a. Unserer Meinung nach 0.). mehr, als ein Wortstreit. ist die Controverse nicht viel Trendelenbuig will das Identische den Bewegungen auf Ursachen, Eeize und Motive mit dem Namen der untersten („Kraft"), Schopenhauer mit dem der obersten Stufe bezeichnen; der Vorgang ist aber sachlich bei beiden Ziehe ich von den mir bekannten Naturkräften die derselbe. verschiedne Art ihrer AVii'kung, das „Wie," die ausschliessliche Bewegung unter dem Princip gleicher Gegenwirkung, in den drei Objectivationsstufen Schopenhauer's, Gravitation, Cohäsion, chemische Verwandtschaft so erhalte ich der Bewegung nämlich den diese genau , das, abstracte in ein der aber durch durchaus uuanschauliches Ganz ebenso indess gewinne ich Fallenlassen aller Bestimmungen des indi- Nebelbild verflüchtigt durch successives w. ab, , Begriff" einer Kraft, Fassung s, was auch den beiden andern Arten zu Grunde liegt, auf Reize und auf Motive nackten u. ist. viduellen Willens, als: Bedingtheit durch die Erkenntniss u.a. denselben farblosen Rest, den ich mit demselben Recht als ,.Kraft im allgemeinen Sinn" der ursächlich bedingten Natur- der vegetativen und animalischen Lebenski-aft überordnen kann, wie als „Willen im allgemeinen Sinn" dem Natur- und individuellen Willen; ich erhalte zwei gleichkraft nebst Wenn aber werthige, d.h. gleich inhaltsleere, Begriffe. erhöhte eine Berechtigung, Schopenhauer, wie zu vermuthen, *) **) Logische Uutersuchuugcu. 2. Aull. II, Arthur Schopeuhauer, Berlin 1864. lu7 ff. — X jenes - 34 „Willen" zu nennen, daraus herleiten wollte, dassin dem durch Motive bestimmten Willen, die, Ansicht seiner nach, höchste Objectivatiousstufe des Willens, die uns überhaupt bekannt sei, erreicht sei, so würde er zuerst die Frage zu be- antworten haben, mit welchem Recht gerade diese Stufe des vom Intellect beleuchteten Willens die höchste zu nennen sei — was ihm wohl schwer gerade diese, Grund, würde. Denn der äussere dem menschlichen Intellect endi- fallen mit gende, Werthscala aufzustellen, ver; im menschlichen ist offenbar nur ein subjecti- Bewusstseiu reflectirt sich natürlich die Willensobjectivation gerade so, dass dies Bewusstseiu sich als den Schlussstein des ganzen Weltgebäudes erkennt Berechtigung ist also nur relativ, und seine ; ein innerer Grund, so mr müssen fragen, welchem Sinn überhaupt hier von Werthunterschieden die doch davon noch später bei derBeurtbeiEede sein kann lung der Ideenlehre. Vor allen Dingen gilt es, zu constatiren, dass die Benennung des Dinges an sich als Wille in der That keinerlei Fortschritt in der positiven Bestimmung dieses X getroffen hat, der neue Namen giebt uns über die Art zu classificiren, schwerlich zu finden; ja, in — seiner Wii-ksamkeit nicht dem einfachen Grunde, selben Werth hat, wie den geringsten Aufschluss — aus weil ein „Wille an sich" genau den- „Kraft an sich," nämlich den eine einer leeren Abstraction. Nicht ganz zutreffend ist ein weiterer , von Haym be- sonders gegen das Schopenhauer'sche Ding an sich erhobener Vorwurf, nämlich der, dass Schopenhauer neben der Erkenntnisslosigkeit des Willens dennoch immanente Zweck- eine mässigkeit desselben behaupte und also auch hier über die Negation hinaus positive Begriffe in das Ding an sich führe. Nicht ganz zutreffend, sagen ohne jeden Grund. So sagt chem Schoppenhauer „Der Wille, von wel- redet, ist offenkundig der erkenntniss- der Wille vor der Geburt der Vorstellungsformen, unter lose, der Haym: ein- wiewohl auch nicht wii', Hand dagegen hilft. Der sichtsvoller; der menschliche, dem benimmt sich stillschweigend werden ihm „blinde Wille" der Intellect sehen als ein sehender, ab- Zwecke, und mit — Soden Zwecken Gedanken, wir müssen wohl sagen ungedachte : Gedanken, geliehen. In demselbem Athera wird uns die Zumuthung gemacht, alle Erkenntniss von ihm ausgeschlossen, und dennoch Erkenntniss, weil Absicht, in ihm latent 7A\ denken. diesem Widerspruch bleibt In Schopenhauer mit einer bewunderungswürdig harmlosen Zuversichtlichkeit hän- gen ; in dieser Zuversicht nimmt er keinen Anstand, an und aus der Vorstellungsweit Hergänge zu beweisen, die abgesehen von der Vorstellung, in — dem puren Willen, keinerlei Sinn haben.'' •"•'') Frauenstädt beruft sich diesem wuchtigen Angriff gegen- über auf die Erscheinung des Instincts, eines Beispiels als zweckmässigen Wii'kens ohne Erkenntniss, verhüllt aber dadurch die Sache uud den wahren Sinn der Schopenhauer'schen Lehre. „Zwecke" nie beigelegt, sonst hat Schopenhauer würde er freilich der schen Angriffes erliegen müssen, D. keit." h. wendigkeit, dem Naturwillen wohl Logik des Haym'- wohl aber „Zweckmässig- Die Begriffe einer Absicht, eines Zwecks, Nothu. a. können ebensowenig dem Willen im Sinne Schopenhauers zugeschrieben werden, wie überhaupt positive Bestimmungen dem Ding an sich. Wenn gleichwohl eine Zweckmässigkeit von diesem Willen behauptet wiixl, so kann nach der von Schopenhauer selbst **) gegebenen Analj'se von Kant's „Kritik der teleologischen Urtheilskraft" nichts dies anderes heissen, als dass das an sich zwecklose Walten des Naturwillens in unserem mit Erkenntniss und Motivation der ZweckmäsGerade» reflectiren kann. au der Eruns Zeit Raumes und der ausgestatteten Bewusstsein sich nur in sigkeitsvorstellung wie die Formen des kenntniss des Raum - und Zeitlosen hindern principium agendi, oder Motivalionsgesetz, , so hindert das die Auffassung „Unser Intellect," so dem die Dinge von Worte, eigene einer unmotivirten Zweckmässigkeit. Schopenhauers Aussen und mittelbar gegeben werden, der also nie das Innere derselben, wodurch sie entstehen und bestehen, sondern blos lauten *) A. a. O. p. 26. **) Kritik der Kautisclieu PliilosopUie , Op. vol 11, p. C31 ff. l — ihre Aussenseite erkennt, — 36 kann den orga- sich eine gewisse, nischen Naturproducten eigenthümliche Beschaftenheit nicht anders fasslich machen, als durch Analogie, indem er sie mit den vergleicht von Menschen absichtlich Begriff von diesem bestimmt wird. gefertigten Zweck und den deren Beschaffenheit durch einen Werken, Diese Analogie hin- ist reichend die Uebereiustimmung aller ihrer Theile zum Ganzen uns fasslich zu machen und dadurch sogar den Leitfaden zu ihrer Untersuchung abzugeben, aber keineswegs darf sie desshalb zum wirklichen Erklärungsgruud des Ursprungs und , Daseins solcher Körper gemacht werden digkeit, sie so zu begreifen, ist ; denn die Nothwen- subjectiven Ursprungs/' Gerade jener Instinct, den uns Frauenstädt kenntnissloser Zweckmässigkeit entgegenhält, — als Beispiel erist doch offen- bar nur der Verlegeuheitsausdruck für ein total Unbekannals die thatsächliche Forderung des tes, und beweist nichts , Bewusstseins, alles Leben und Geschehen in der Form der Motivation zu denken, da hier für den bisher noch fehlenden zm-eichendeu Grund der im Thierleben beobachteten zweckmässigen Handlungen selbst mit dem blossen Wort vorlieb genommen wird. Ganz wie der naive Realist für seine objective, im ewigen Raum gegründete Körperwelt eines raumlo- sen „Schöpfers-^ derselben benöthigte, so fordert der feinere zweckmässigen Weltzwecksetzenden Intellect — der Feh- Realismus, beider Betrachtung der organisation einen ler aber bleibt so grob, wie zuvor, die subjective vidueller Auffassung ist als objective Eigenschaft dahinterstehendes Ding an sich übertragen. lich Form indi- auf ein Macht nun wii'k- Schopenhauer, trotz seiner scharfen Zurückweisung jedes phj'siko-teleologischen Gottesbeweises, aus dieser auch von uns anerkannten Zweckmässigkeit eine Bestimmung des Willens als Ding an sich, so ist er von dem obigen Fehler nicht ganz freizusprechen, wiewohl vielleicht nur sein Ausdruck ein schiefer ist. Die schlimmen Folgen davon aber zeigen sich der dem zweckmässi- schon in Frauenstädt's Ausführungen, gen Natui'willen sogar „eine ganz andersartige, höhere, weisere, dui'chdringeudere Erkenntniss, als die uns allein bekannte des ; — 37 — animalischen Intellects (Gehirn)'-' beizulegen nicht Bedenken ein Verfahren, wobei, wie in dem ..Unbewussten'- trägt, E, Hartmann's, oft enbar die Negation alles Bekannten wieder Bedingung heraufgeschraubt wird. Die Thatsachen einer anschemend erkenntnisslosen ZweckV. zum Eauge einer positiven mässigkeit, wie sie uns in den organischen Bildungen, der Corporisation, u. im Instinct, in den Kunsttrieben der Thiere A. entgegentreten nur soll man , sind deshalb keineswegs zu leugnen nicht glauben, wirklich etwas deutlicher ge- macht zu haben, wenn man zur Erklärung der Angemessenheit der organischen Bildungen für ihi'e Zwecke mit Schopenhauer das Paradoxon aufstellt*): eine Endursache sei ein Motiv, welches auf ein Wesen wirke von dem es nicht erkannt werde, während doch für uns im Motiv Erkanntwerden und Wirken eins sind, oder wenn man an Stelle der „erkenntnisslosen Zweckmässigkeit" „Instinct" oder Wirkung des Unbewussten" setzt. Für uns ist freilich die Erklärung aus Endursachen oder Zwecken die vollkommenere; sie kann aber immer nur in sehi' beschränktem Maass, nämlich in der Erklärung der Handlungen menschlicher oder überhaupt intellectbegabter Wesen auf Wahrscheinlichkeit Anspruch erheben, während wii* in der anorganischen und vegetativen Natur , ,. last ausschliesslich auf die Schlimmer aber, sind. kommene Erklärung aus als wirkenden Ursachen angewiesen wenn auch nicht ganz voll- eine, diesen, die sich doch auf den breiten Boden des Experiments stützen kann, ist eine mehr oder weniger willkürliche, welche durch eine dem menschlichen Handeln analoge Zweckunterschiebung es unternimmt, die Räthsel der Natur nicht sowohl zu erklären, als geistreich zu umschreiben. Aber freilich, wie blendend ist es nicht, z. B. Frauenstädt unsere Unwissenheit über die Art des Wirkens jenes Naturwillens hypostasirt mit dem pomp- wenn haften Namen Die Sache „immanenten Zweckmässigkeit an sich!" Alles was ist trägt eben in viel einfacher. einer liegt , seinem Sein die Assecuianz. wenn ich *) Op. omu. vol. 111, c. 26 p. 378, so sagen soll, auf — 38 — ;zweckmässig ist, was e x i s t i r t zweckmässig. Natürlic h ist dabei Zweckmässigkeit bei sich und was existirt, ist Voraussetzung, was wohl heut nach dem aUmähligen Schwinden zum des empörenden Märchens, welches die ganze Welt nur Nutzen und Vergnügen des Menschen geschaifen sein zugestanden gelten kann, dass jedes Wesen, es als lässt, sei in unsern Augen so niedrig, wie es wolle, Selbstzweck ist. Ohne dass man sich, etwa nach Art des Empedokles, auf mj^stische Speculationen über mögliche Weltbildungsversuche einzulassen braucht, kann man doch soviel behaupten, Sein, oder doch das Bestehenbleiben was sich nachher in die , unserem Intellect dass eben das Probe für das, ist Zweckmässigkeit als ist ein für alle Mal Wurzel abgeschnitten mit der einfachen und täglich für den aufmerksamen Beobachter der Natur bestätigten Bemerkung, dass die „naturgemässe'* oder „zweckmässige" Entwicklung ein Specialfall unter Tausenden von Missbildungen, die fast im Augenblick ihres Entstehens auch wieder vergehen, die seltene Ausnahme von der allgemeinen Regel, ist; der Blick, welcher die kolossale Verschwendung, die die Natur Aller anthropomorphen Teleologie reflectirt. die mit Lebenskeimen und Individuen treibt, übersieht, müsste nach Maassgabe unseres Intellects nicht Zweckmässigkeit, „Wenn sondern totale Unzweckmässigkeit constatiren. überhaupt'' soll, wenn strahl sagt Schopenhauer einmal, es Welt geben „eine ihre Planeten wenigstens so lange, wie der Licht- um eines entlegenen Fixsterns braucht, zu ihnen zu gelangen, bestehen und nicht, wie Lessing's Sohn, gleich nach — so der Geburt wieder abfahren sollen nicht so ungeschickt gezimmert sein, dass durfte sie freilich schon das Grund- Die von dem landläufigen Optimismus so gepriesene Zweckmässigkeit geht also auch nach Schopenhauer nur gerade bis zum Bestehenkönnen; eine obgerüst den Einsturz drohte. '^ jective Bestimmung des Dinges an aber abzugeben, derThat ist auch sie nicht also völlig leer, dies sich oder Naturwillens im Stande. Ding an sich, Es bleibt in eineAbstraction, der allgemeinste und Grenzbegriff des menschlichen Denkens, und ebenso arm, wie es an positiven Bestimmungen ist, — ebenso reich es an ist Unzeitlichkeit , — 39 Bezeichnnng-en Umäumlichkeit negativer Art. wie Selbst Franenstädt etc. ist genötbigt, die „Relativität" des Begriffes der Unzeitlichkeit anzuerkennen — des Unzeitlichkeit Seins"', ,. das beisst aber weiter nichts, als .^Freiheit des Willensactes"', „Ursubject" (nachdem Schopenhauer den Satz: kein Subject ohne Object und vice versa selbst so energisch betont hat) sind rein — — negative Grenzbegriffe unseres Denkens. Sprache derartige Worte ; Freilich bildet die aber der Denker, der einen posi- tiven Inhalt damit zu verbinden strebt, gleicht, wie Fr. A. Lange*) einmal treffend sagt, dem Fisch, der zwar nur im Wasser schwimmen, aber doch auch mit dem Kopf an die Glaswände seines Gefängnisses stossen kann; so vermögen auch wo nur in den apriorischen Verstandesformen zu denken, wii' wh' aber aus ihnen hinauswollen, da stossen wir auf diese Was Grenzbegriöe. für den Fisch das Denker das „Für uns"; das „An sich" aller Versuche Schopenhauers bleibt Ding an sich Abstraction, das Wasser, das ist die Glaswand. also, dem Trotz wie wir sehen, das namenlose unbestimmte X, und Aveder die Bezeichnung als Wille, noch gar als zweckmässiger Wille ohne Erkenntniss, vermag uns darüber hinwegzutäuschen. Nun soll indess drittens nach Schopenhauer das Selbst- bewnisstsein der Ort sein; wie prüfen füi' die Erkenntniss des wii' also seine sie sich in Aussagen dem gleichnamigen Abschnitt Man lung über die Willensfreiheit finden. Dinges an sich über dies Bewusstsein, seiner Abhand- hat über die Op- Trennung des Bewusstseins in Selbstbewusstsein und Bewusstsein anderer Dinge nicht mit Unrecht Bedenken geäussert, so namentlich Herbart in seiner Recension des Schopenliauer'schen S)\stems **) und ausportunität der von Seh. beliebten fühi'licherDr. Gacquoin***), *) — Geschichte des MafcrialisiiiuK, **) ***) Dp. omu. cfl. I. «Ics ist, Autl. Jserlohn 1H77. Jl, Hartenstein, vnl. XII, Ueber die Freiheit 1873, p. 14. indess. so richtig es inciischl. i>. 369 Willens. ff. Leipz. Gymn. ]-. dass l;». 18.52. Prog. Giessen ; _ 40 — eine vollkommene Isolation bei der gegenseitigen Bedingtheit der Theüe nicht durchführbar wieder beide durch erst winnen, so wüi'deu wii' ist, und umgekehi-t, dass contrapositio ihren Inhalt ge- uns doch diese Hülfsunterscheidung wenn uns Schopenhauer nur deutlich wie denn in dem Selbstbewusstsein, das nach gefallen lassen können, gemacht hätte, Angabe „dunkel seiuer wie ein gut geschwärztes Fern- ist, rohr" eine klare Erkenntniss, und nun gar die Erkenn tniss des Willens als Ding an sich zu Stande indess lässt er uns im Stich kommen kann. Hier denn im Selbstbewusstsein geht nach der Angabe des sonst gegen Unbegreiflichkeiten so miss; Wunder vor, und zwar ein im Ich objectivirende Naturwille ist gleichzeitig Subject und Object der Erkenntniss; erkenntnisslos, schafft er sich selbst erst das Organ, mit trauischen Philosophen, ein Wunder xat '") Isoyfiv. Der . . . sich welchem er sich seiner bewnsst werden soll. Er objectivii't sich im Leib, der nichts als die unmittelbarste Erscheinungsform des Natiu'willens ist, speciell im Gehirn, so dass jede Willensbewegung auf unbegreifliche Art sogleich Leibesaction Nim ist.**) also ist das Bewusstsein aber Gehirufunction, selbst auch nur Objectivation des Willens und sein Product daher kann das Selbstbewusstsein sich offenbar nur des Erscheinungswillens vation als , der jedesmaligen individuellen Willensobjecti- bewusst werden. Ich seines Schopenhauer mittelst des „Wunders y.ar Gleichwohl führt asoy/jv'^ uns als In- halt des Selbstbewusstseins nicht nur das wollende Subject, sondern den Willen als Ding an sich, abgesehen von seiuer Objectivation auf. ohne den Versuch, zu erklären, auf welchem Op. omn. vol. 111, *) bewusstsein**) betont, p. 226 u. Herbart wendet sich dass häufig, z. wenig Leibesbewegung mieden c. -wird. Doch 19 .,Ueber den Primat des Willens im Selbst- ü. B. ist, a. a. beim 0. auch gegen diese Behauptung und ,.BetrügenwoUen" die WUlensaction so dass diese ^äelmehr auf das Aengstlichste ver- scheint H. hier den Ausdruck „Leibesbewegung" zu eng zu fassen, denn auch Nervenen-eguug und Gehiiiifuuction, die doch auch beim Betrügenwolleu, wie bei jeder seelischen Thätigkeit Platz greifen, sind „LeibesbeweguDgen^ im Sinne Schopenhauers. — Wege — 41 Schranken individueller Gebundenheit überund den weiten Gesichtspunkt des über alle Erscheinung erhabenen Willens einnehmen könne. So stehen wir am Ende wieder vor jener Anerkennung der Unbegreiflichkeit eines Vorgangs, der der Wissenschaft ein Ende macht anstatt eines Beweises haben wir nm- die Behauptung einer mystischen, unbegreiflichen und unmittelbaren Bekanntschaft mit dem Ding an sich vor uns. es die schi'eiten ; Vielleicht aber ist das Selbstbewusstsein , das unserem „metaphysischen Bedürfniss'' nicht abhelfen konnte, im Stande uns des Freiheit die individuellen Damit kommen wir nun auf zu bezeugen? Willens die speciellere Theorie Schopen- Die dänische wissenschaftliche Akademie hatte so und Schopenhauer antwortet in den drei ersten hauer's. — gefragt Vierteln seiner Preisschrift mit einem entschiedenen Nein, und üben-ascht uns im letzten Viertel seiner Arbeit mit einem : ebenso entschiedenen : Zunächst erfahi'en wir den weite- Ja. reu Inhalt des Selbstbewusstseins was in unbegreiflichen Actes Leibesaction ist. ertheilt es keine was : Urtheil nämlich das Bewusstsein ist, , „ich nach dem jede Willensregung auch Warum und wie man aber wolle, darüber Auskunft, sondern bleibt starrköpfig stehen was ich will, dass will ich, und das kann ich thun. Ein vollkommenes auf den tautologischen Satz ferner ; kann thun, was ich will," Schopenhauer's Sprache nur die Umschreibung jenes der „physischen Freiheit": ich will, : wie Gacquoin richtig hervorhebt das hier diesem , „dunkeln" Selbstbewusstsein zugeschrieben wird! Wir erfah- dem Inhalt desselben, Nachdem Schopenliauer an ren aber später immer noch mehr von eben in jenem letzten Abschnitt. der Hand des Kantischen Idealismus und mittelst der Aprio- rität des Causalitätsgesetzes der Freiheit jede nichtet, in nung, aufzutreten, intelligible Hoffnung ver- dem Bewusstsein anderer Dinge, oder der Welt — entrückt aus metaphysisches Postulat. Erschei- er dieselbe bekanntlich in die dem empirischen Begriff Die Veranlassung wird ein dazu aber gibt ihm, wie er dies auch in der Schrift „über die Grundlage der — Moral'"' *) — 42 Veraut- auerkeuut, die augebliclie Thatsaclie des wahr," bewortlichkeitsbewusstseins. merkt Schopenhauer, ,.dass unsere Handhmgen von einem und Ursprimglicbkeit Bewusstseiu der Eigeumächtig-keit „Es begleitet sind, vermöge dessen bleibt wii' sie als unser Werk erken- nen, und Jeder mit untrüglicher Gewissheit sich als den wirklichen Thäter seiner Thaten, Da nun antwortlich fühlt. und für dieselben moralisch ver- aber die Verantwortlichkeit eine Möglichkeit, anders gehandelt zu haben irgend eine Weise voraussetzt, Verantwortlichkeit mittelbar die Verantwortlichkeit ist , so liegt mithin Freiheit, auf im Bewusstseiu der auch das der Freiheit." Also anerkannte ßewusstseinsthatsache. Welches Bewusstseins? In dem Bewusstseiu anderer Dinge kann sie nicht wohl liegen, da in demselben das Ich nur als erkennendes Subject, um so zu sagen: als Brennpunkt der Gehiinfimction gegenüber den Objecten der Erscheinung enthalten ist, und kein Datum über das Ich selbst sich vorfindet. Also gewinnt unser Selbstbewusstsein doch noch sich dieser auch dies zum Inhalt? Schopenhauer kann Verantwortlichkeit sgefUlli Consequenz nicht entziehen, nachdem er einmal den verhängnissvollen Schritt gethan, keitsbewusstsein pure anzuerkennen. das Verautwortlich- Nun mehr: Verantwortlichkeit ist keit anders gehandelt zu haben, mithin, Handeln nach unserem Philosophen tender Wille ist, ist das Bewusstseiu niu' in kein Halten der Möglich- wenn schon Erscheinung tre- der Möglichkeit, anders gewollt zu haben. So läge also im Selbstbewusstsein, dass doch nur sagen was alles ich will, das will ich, dennoch das Bewusstsein aber anders wollen können? Was ist dies : soll: ich hätte denn anders, als das Bewusstsein nicht der physischen, sondern der morali- schen Freiheit? Aber freilich, gerettet muss die Freiheit doch werden ä tout prix und wäre es auch nur eine ..intelligible Freiheit" auf Kosten früherer Behauptungen und der nüch- ternen Logik. Wir kommen auf das Verantwortlichkeitsbe- wusstsein noch einmal zurück; untersuchen wir jetzt einmal *) Op. oian, vol. IV, §, 10. p. 175. — die „iiitelligible ~ 43 Freiheit/' die imsder eigeuthümlichen Ideenlehre unseres Philosophen näher bringen wird. Wir rufen uns die Definition Schopenhauers von Frei- danach heit überhaupt in das Gedächtniss zurilck; negativer Begriff, irgend welcher moralischer, bedeutet nur nämlich Schi^anken, materieller, ist sie ein Abwesenheit die intellectueller und worauf er seine Einthei- eine Unterscheidung, lung der Freiheit in physische, intellectuelle imd moralische Welche Art Schranken, so fragen wii', nun durch die intelligible Freiheit negiit? Die intelligible Welt ist die Welt des Dinges an sich; selbstverständlich können weder materielle Hindernisse des Willens, noch intellectuelle existiren, da ja nichts in dieser Welt ist, Freiheit gründete. wii'd indess noch nicht einmal einen Intellect erzeugt hat. Moralische Hindernisse aber könnten nur in dem Vorhandensein ii'gend welcher mit Nothwendigkeit auftretenals der grosse Urwille, der der Motive liegen — doch auch die Motivation des Willens eine Darstellung des Satzes ist *) vom Grunde der ja aber Nun muss man fra, an das Ding an sich nicht heranreicht. gen : .Hat es einen Sinn, von Freiheit, also Abwesenheit aller Schranken, zu sprechen in einem Gebiet, nicht einmal denkbar sind tives, ':? Hat wo Schranken gar eine Negation ohne ein posi- das zu negiren wäre, irgend welche Bedeutung? Gewiss Wenn nun aber Schopenhauer auch vermuthlich selbst zugeben würde, dass die Freiheit vom Ding an sich nur prädicii't werden könne im Hinblick auf die Erscheinungswelt, nicht. welche das gi'ade AViderspiel derselben sei, so lässt er sich leider weiterhin obendrein verleiten, diesem rehi negati- als ven Grenzbegriff doch positiven Gehi.lt geben einmal mit der Behauptung, Eisregiou in in die durch die Lehre In seiner *) diese der unnahbaren in des .,An sich" thronende Freiheit dennoch auch einem Fall heit aus dass zu wollen, vom Erscheinung treten könne, andererseits intelligiblen (.'harakter. deductiven Ableitung der intelligiblen Frei- dem Zusammenhang Ueber die 4fac]ie Wurzel seines Systems, . . . etc. die Op. oma. Vol. I, er gleichp. 145. _ berechtigt neben inductive Erörterung die in seiner Preis- sehen wir jene intelligible Freiheit ihr recep- schrift stellt, und taculuni verlassen „Am Ende — 44 Vorstellungswelt herabsteigen. in die unserer Betrachtung" *) so sagt er, „wird sich ergeben, dass durch dieselbe Erkenntniss (nämlich die Er- kenntniss vom Wesen der Welt als Wille), indem der Wille auf sich selbst bezieht, sie neinung desselben möglich ist; Ding an kann, eine seiner zukommend, nie solchem I'all Aufhebung und Selbstver- vollkommensten so dass die Freiheit, sich in in in der Erscheinung sich zeigen auch in aieser hervortritt und, indem das der Erscheinung zu Grunde liegende sie während Wesen aufhebt, diese selbst in der Zeit noch fortdauert, einen derspruch der Man Erscheinung welche sonst als nur dem Erscheinung mit sich selbst Wi- hervorbringt." denke: jene Freiheit, der contradictorische Gegensatz der Noth wendigkeit, das hypostatisirte Nichtsein aller Hin- dernisse, der abstracte Grenzbegriff — tritt freiwillig in die Erscheinungswelt, avo die Causalität ihr unentrinnbares Scepter schwingt, und macht nun mit einem Schlage dieser Herrschaft Wer sieht nicht, dass hier im Handumdrehen aus dem negativen Begrift" eine starke positive Kraft geworden ist! Der mit intelligibler Freiheit begabte Wille im Reiche ein Ende. der Nothwendigkeit an — sich man die welche , ein in die Erscheinung tretendes Ding Und nun sehe coutradictio in adjecto! Ausführung dieses unvollziehbaren Gedankens! Der im Quietismus, wie Schopenhauer die Krönung seines bezeichnet hat, sich widersprochen habende Wille ist Systems offenbar genöthigt, sich plötzlich zu theilen, denn, wir erfahren ja, die Erscheinung dauert nichts desto Aveuiger, trotz aller Willens- umkehr, in der Zeit fort. Wer in aller Welt, welches Ding an sich steckt denn nun noch hinter den Willensacten des lebenden Körpers, von den rein vegetativen Functionen an , bis zu den animalischen, den Verstandes- und Vernuuftacteu, bei einem solchen aus der „Sansara" in die flohenen? *) ist „Nirwana" Ent- ja doch selbst der sündige Geschlechtstrieb, der Op. Olim. vol. II, p. yat» if. — ,-tärkste - 45 Repräsentant der Bejahung des Lebens, griüidlicheu Desavoiiirung, die ihm der der trotz sich selbst verneinende Wille hat zu Theil v.erden lassen, noch nicht beruhigt, da uns Schopenhauer belehrt, dass die Verneinung des — nicht etwa eine sofortige — sagen wir WoUens Wiedergeburt des ganzen Menschen, sondern ein erst mit dem Leben schlies- sender Kampfprocess mit den noch immer starken Angriffen des das Leben bejahenden Willens dieses Systems hätte seinen Autor, Die Consequenz *) ist. wenn er wirklich etwas von der starren Hartnäckigkeit der orientalischen Asketen und indischen Büsser besessen hätte, unfehlbar zur Wahl des freiwilligen Hungertodes führen müssen, den er bei seiner die Berechtigung — oder vielmehr — des Selbstmordes ausdrücklich von scharfen Polemik gegen gegen die Opportunität allen andern Arten, bei denen die schnellere Todesart schon ein Element von AViilensbejahuug , weil Furcht vor Schmerz enthält, unterscheidet, **) ohne indess zu verfolgen. den G-edanken weiter Die erste und einzige Anstrengung der „intel- ligibleu Freiheit," eine positive Grösse zu Verneinung des Willens zum Leben, werden durch muss die als missluugen bezeichnet werden. Die Grundlage indessen, auf welcher es unserem Philosophen möglich w^ard, seine intelligible Freiheit als positive lösse einzuschwärzen, ist seine har acter." lier Lehre vom „intelligiblen Offenbar deckt sich dieser Begriff" mit ,.platonischeu Idee" Hauptwerk, Buch des Menschen, den er gründlich erläutert hat. III, alle Species dieser AVeit, sie in dem seinem Wie nämlich mögen nun der organischen oder anorganischen Natur angehören, nur Objectivationen ein und desselben A\'illens, des „Dinges an sich," sind, so liegt ihnen auch allen eine besondere Gestalt der Willensobjectiviruug als Urbild und Vorbihl zu Grunde, die platonische Idee der welche in der unendlichen Reihe ihrer Individuen von dem seiner ludinur sucoessiv ziu- Erscheinung: konnut Species, . *) Op. omu. vol. n, **) Op. üiim. vol. §. n, §. Ü8 p. Dt), 41G p. tt". -17-1. p. 402. sich vidiialität in - 46 auf Momente entäussernden Genie aber auch Augenblicken künstlischer Extase geschaut werden kann. Die des Willens stellt Objectivation sich also der wissen- schaftlich-nüchterneu Betrachtung stufenmässig dar, und erst gesammte Welt der Ideen ist seine adäquate ObjectivaHomo sapiens L. " nach SchopenSo hat nun auch die tion. ,, hauer eine Idee zum Urbild, hier aber geht er noch weiter. Während anorganische, vegetative und schlechthin ani- die male Natur sich mit einer Idee der Species begnügen muss, da hier angeblich das Individuum ganz geht, Gattung in der auf- der Mensch weniger bescheiden, sondern fordert pro ist Kopf auch seine eigenthümliche Idee, Forderung wird den intelligiblen Cha- durch die im Menschen ganz besonders hervortretende starke Individuation Diese rakter. *) die sich in seiner Corporisation, seines Gehirns, z. begründet B, in der starken Furchung in der überaus scrupulösen Befriedigung des Geschlechtstriebes **) Auswahl u. a. in ausspricht. der — Abgesehen nun von den neueren Untersuchungen, die den Glauben an eine unfehlbare abgeschlossene Species, welcher die Voraussetzung der Ideenlehre ist, sehr erschüttert haben, abgesehen auch ferner von der Erwägung, duelle scharfe Bestimmtheit naturgemäss wieder am Menschen völlig deutlich wir nicht berechtigt sind, dass die indivi- dem Menschen nur werden kann, und dass den übrigen Naturwesen, die wir mit speciesfremden (wenn der Ausdruck erlaubt ist) Augen ansehen, jene strenge Individuation schlankweg abzusprechen — so unterliegt doch überhaupt die ganze Ideenlehre Scho- penhauer's einem schwerwiegenden Bedenken. auch einmal jenes Geben wir ihm unmittelbare Bewusstwerden des eignen Willens als Ding an sich und den darauf gebauten Analogieschluss, dass das Wesen erscheinenden aller Objecte in Willen besteht, zu, so fragt sich doch sehr, ob wir mit der Aufstellung *) "*) liebe. von Ideen nicht schon über die Bewusstseins- Op, omn. vol. II, §. 26. p. Op. omn. vol. III, e. 156 ff. 44. über die Metaphysik der Geschlechts- - 47 — thatsache hinausgegangen sind nnd die Erkenntnissformen der Erscheinungswelt fälschlich auf das Ding an sich angewandt Denn wie haben. hören sollen. *). sollen Da denkbar machen? wir uns die Stufenfolge der Ideen die Ideen der intelligiblen Welt ange- eine zeitliche oder räumliche selbst- so ist Wenn verständlich ausgeschlossen. aber Schopenhauer wii' häufig die anorganische Natur als ..niediigste Objectivation" bezeichnen hören, so kann man nicht gut an etwas anderes denken, als an eine Stufenfolge des Eauges oder der subjecti- Dass aber dieser durchaus subjective und variable Factor unmöglich in die intelligible Welt hineingetragen werden kann, ist theils schon erwähnt, theils wii'd ven Werthschätzung. es weiter unten liegen. Nun noch einer ausfükrlicheren Erörterung untereinmal der Wille als Ding an sich, wie in soll jedem individuellen menschlichen Bewusstsein, jeder Idee voll und ganz enthalten sein, auch so während in die jedes- malige Gestalt von Individuum oder Species nur der Erschei- — und doch objectiund seinem Wesen adäquat nur in der ganzen Reihe der Ideen. Welcher Welt gehören denn nun eigentlich die Ideen an, der Erscheinungswelt, oder nung, also unserer Vorstellung, angehört virt sich der Wille vollständig Schopenhauer behauptet das Letz- der des Dinges an sich? Dann aber tere. ist durchaus nicht einzusehen, woher eine welche nur durch das principium individuatiouis, Raum und Zeit, möglich wiid, eine Bestimmtheit, überhaupt eine Abgrenzung der Ideen von einander möglich werden Vielheit, als sollte. Entweder der ganze Wille ist — und dann selben ohne allen praktischen nung, und musste dann - oder endlich sie ist in ist sie als ein Werth scharfe — Raum und oder sie Zeit ist sich, des- Erschei- nachweisbar sein Abstraction der Vernunft; dies aber weist Schopenhauer entschieden uemachte Ding an Synonymon die Idee allemal das ganze zui'ück durch die von ihm Unterscheidung**) des Vernunftbegriffs, welcher auf der Anschauung der Vor^stellungswelt ruhe, und ) Op. oiu. vol. III, c. 29. 1». 410. 417. *•; Op. yuai. Vol. ii, §. 49; vgl. a. 111, c. 29. p. 418. — — 48 der Idee, welche höchstens, g-leichsam Gnadengeschenk als aber auch nur auf Augenblicke höchster Selbst- der Natiu\ dem Genie entäusserung die uns Schopenliauer Die eigene Definition, sichtbar wird. von der Idee gibt, nämlich: ,,eine an- bestimmte und feste Stufe der Objectivation des scliauliche, Willens, sofern er Ding an sich ist" enthält in der Forderung der Anschaulichkeit, der Bestimmtheit, und der Bezeichnung als Stufe Zusatz: Elemente aus der Erscheinungswelt, die mit dem ,.sofern er Ding an sich ist" aufs Schärfste con- trastiren. Von diesem Vorwurf wird denn nun zunächst auch unser Charakter" getroffen wir müssen ihn uns indess näher ansehen. Er ist also der xqojtotvjcoz noch auch sonst einer unendlichen Reihe von exrvjtoi, die von ihm nach Mass„intelligibler ; gabe der Verhältnisse möglich sind; und jeder in der Succesder Acte eines Lebens sich darstellende empiiische sion Charakter ist Charakters. keit, nur der Abdruck eines Dieser nun mithin der Freiheit, sein solchen intelligiblen der Träger der Verantwortlich- soll ; denn diese nicht oft genug betonen kann, aus in das ,.Esse". das Sein, gewiesen. wie Schopenhauer ist, dem „Operari", dem Thuu. Das Verantwortlichkeits- bewusstsein sagt also jetzt nicht mehr: ich handeln können, sondern: ich hätte anders sein können; die Schuld, wie das Verdienst, liegt nur die eignen Worte unseres Philosophen.) im Sein (ich brauche Hatten wir vor- — hin schon den Ort für dies Bewusstsein, in Schopenhauers Sj'stem wenigstens, nicht finden können, so müssen Der Wille sagt seinen Inhalt verurtheilen. in wusstsein zu sich selbst: ich hätte anders sein, wollen anders hätte können. Anders — als? wii' hier diesem Bed. h. Nun doch wohl anders als die Erfahrung mir im empirischen Charakter das Bild meines Wie ist denn nun aber der intelligiblen Charakters zeigt. iutelligible Charakter? Wenn Verantwortlichkeit haben sittlich oder unsittlich! Wie sittlich und in hinein? Was unsittlich ist ich jenes soll, denn dann s. g. Bewusstsein der doch wohl gut oder schlecht, aber, reichen denn die Begriffe die Sphäre des Dinges au sich ihr realer Gehalt? Wii' denken, — — 49 eine philosophische Ethik müsste sich zu allererst die Frage vorlegen: giebt es überliaiipt „An ein sich Sittliches Unsittliches", giebt es schlechthin allgemeine oder und uothwendige moralische Werthe, die mit derselben Consequenz, wie ein Naturgesetz, jeden Menschen ohne Ausnahme mit ihi-em kategorischen Imperativ verpflichten ? Schopenhauer hat selbst mit gewohnter scharfer Ki'itik den Anspruch Kaut's auf die Apriorität seines kategorischen Imperativ's zurückgewiesen, und denselben als einen h3'pothetischen enthüllt"^), hier aber übernimmt er mit naiver Harmlosigkeit die landläufigen Schulbegriffe sittlich und unsittlich in seinen Moralcodex.**; Obendrein ist ihm damit gar nicht geholfen, denn auch jetzt würde Schopenhauers Wille im intelligiblen Charakter wieder vor dem Schwarz und Weiss, vor Sittlich und Unsittlich stehen und wählen müssen, wenn er später das Bewusstsein der Verantwortlichkeit haben soll, und. da die libertas aequilibrii von unsern Philosophen endgültig beseitigt ist, wieder in irgend einer Weise motivh"t, d. h. für das Sittliche oder Unsittliche von Natur disponirt sein müssen. Die ganze Schwierigkeit, entgehen wir der wollten, ist von Neuem man wieder in der intelligiblen Welt auferstanden, und vergeblich nach Charakter so, dem Grund, weshalb fragt dieser intelligible jener so objectivirt habe; kurz die intelligible grundlose Freiheit Zudem schlagen. sich ist ist in die den schönsten Fatalismus umge- Voraussetzung eines Verantwort- lichkeitsbewusstseins abhängig von der Identität des indivi- duellen Willens mit dem intelligiblen Charakterwilleu. Verantwortlichkeit die Mit Bedingung für jede Art der Identität des Angeklagten mit dem Recht fordert Liebmann***) als Thäter, und vermisst diese bei Schopenhauer, weil der Tiiäter. der intelligible Charakterwille, nicht gleich *) vgl a. Op. omn. § 22 p. **) Op. ***) vol. IV, 264 ,.über die Grund la,t;c aer omu. p. :»i"rai. «; i. |i. i.'Htj. ff. vol. IV, a. a. O. p. 11(3. „Ueber dcu iudividuellcu Beweis Stnttgart 186G. dem Angeklagten, 7ü S. für die Irciiieit duij Willeus.- — dem individuellen Willen, gen sagt, — 50 Das, wasFrauenstädt*) dage- sei. nicht geeignet, uns zu einem milderen Urtlieil ist Gewiss enthält, worauf er besonderen Werth zu legen scheint, die im Esse liegende Verantwortlichkeit implicite auch die für das Operari, denn dies ist nur die in zu stimmen. der Zeit sich auseinanderlegende Gestalt des Esse, da aber Frauenstädt selbst zugesteht, „dass ein Standpunkt, der das Indi\aduum ganz und gar nur für ein Product von ausserhalb seiner liegenden Ursachen hält, diese Freiheit leugnen müsse," so musste er uns zeigen, inwiefern der individuelle Wille bei der Genesis des intelligibleu Charakters betheiligt ist, denn eben die einfache Behauptung der Identität jedes Ich's mit dem Naturwillen, dem Ding an läufig erörtert, nicht sich, wie wir oben weit- ist, Dem probehaltig. Satz, den Schopen- hauer bei seiner Leugnung der Freiheit in der Erscheinungswelt, aufstellt: „was geschehen ist, hätte nicht anders geschehen können," müssen wir den andern entgegenhalten: was hätte nicht anders sein können „hätte" führt uns auf die welcher es anders sein konnte, d einem Motiv ; h. nach einer Ursache oder mit der Frage nach diesem ist aber die Freilieit verdrängt. — wollte sich vom eignen Denkvermögen losmachen, Schopenhauer wollte Freiheit in die intelligible Welt sich versetzte — zusehen, dass der Versuch fehlschlug. Ehe wir nun nach ist, denn schon dies hypothetische Frage nach der Bedingung, unter ;" selbst — es entrinnen, als er die war voraus- diesen allgemeineren Betrachtungen, welche uns die Mängel des der Lehre von der Wille asfreiheit zu Grunde liegenden Sj^stems und die logische Undenkbarkeit einer intelligiblen Freiheit aufgedeckt haben, zu der Beant- wortung der Frage übergehen, ob die von Schopenhauer selbst anerkannten Thatsachen des Bewusstsein sich durch Leuguung einer empirischen und Behauptung einer intelligiblen dem am Eingang unser Augenmerk kurz Freiheit erklären lassen, müssen wir, getreu unserer Kritik aufgestellten Prinzip, darauf richten, aus welchem Grunde *) „Unsere Zeit" Leipzig 1869, V, 2 p. wolil 686 ff. unser sonst so — — 51 klarer Philosoph, der in allen Detailfragen eine musterhafte Schärfe des Urtheils zeigt, in den Systems dieselbe vermissen lässt. Prinzipit-]) fragen seines Den Fingerzeig dazu giebt uns wieder sein Vertlieidiger, Frauenstädt, der allen Einwürfen seiner Gegner einen trefflichen Schild entgegenzuhalten weiss, nämlich die Uüterscheidung von Relati\ität imd Absolutheit. "V\'enn Abhängigkeit Schopenhauer zwar die durchgängige vom Wollen behauptet des Erkenuens — andererseits aber ein . willenloses Erkennen im aesthetischen Genuss bestehen lässt wenn er den Willen zum Prinzip alles Geschehens — macht, anderei'seits aber einer Selbstverneinung des Willens (wobei offenbar eine Art des Willens . also ein Geschehen, sich losreisst aus der dm-chgängigen nothwendigen Bedingtheit durch sein Prinzip und sich feindlich gegen dies kehlt.) das Wort einemal zui' Mu redet 1 1 er fordert), der apriorischen er die Individuation das einen Intellect für den andererseits Formen des räum- und die Ideen wenn der Erkenntniss macht (indem erst die Vielheit der Individuen Dasein — zeitlos die Vielheit Intellects schildert, Kampf um's erst hinstellt als — Folge wenn er dann aber wiederum bestimmten Stufenfolge der dann erfahren wii' bei unserer Verwunderung über die Möglichkeit einer Harmonie unter solchen Widersprüchen theils durch ihn selbst, theils dui'ch Frauen- von einer anschaulichen, Ideen spricht, städt . dass : u. ä. erstens jene Willenlosigkeit des aesthetischen Erkennens tine relative ist. dass zweitens jene unbedingte oder absolute Herrschaft des Willens über alles Geschehen im Grunde doch nur relativ ist. dass femer die Idealität Raum und Zeit nur eine relative ist, inso- der Vielheit in fern ihr eine reale Vielheit zui' Seite steht, dass endlich auch die Raum- und Zeitlosigkeit der Ideen relativ gemeint Wie Schädel Wir glaubten nun schon soviel erfahren ist. zu haben, über das. was die Welt an sich sei — aber un- barmherzig wird uns mit der Linken wieder genommen, was Wenn sich zwei Menschen darüber die Rechte gegeben hatte. Ding weiss oder schwarz sei, welchen Dank meint man wohl, wiudeu sie dem klugen Vennittler zollen, stritten, ob ein 4 — der an — 52 heranträte und sagte: „Lieben Leute, ihr irrt sie beide; du hast Unrecht, denn das Ding ist in derThat nicht absolut schwarz, sondern nur relativ schwarz, sofern es näm- und auch lich nicht weiss ist kann absolut weiss Du hast Unrecht, denn auch ich's nicht finden, vulgäre I^ild, es schildert aber vortrefflich Realismus und Idealismus so, wie sie höchstens relativ weiss, Man sofern es nämlich nicht schwarz ist." ; entweder verzeihe uns das den Streit zwischen existirt die Welt wirklich uns in der Vielheit der Objecte erscheint, oder es giebt nur das Ich, das in seinem Bewusstsein die ganze Welt erzeugt und beherbergt. die Welt sei lum kommt Schopenhauer und sagt und Vorstellung, nicht real -ideal, Wille d. h. absolut real und nicht absolut ideal; zwei Negationen aber zusammengeschmiedet geben nocii lange keine Position; eine solche aber hatte uns der Philosoph versprochen, da er gerade darauf stets Werth legt, dass sein System uns nur das „Was" „Warum" oder „Wodurch" aufzeige; That hat er uns nur gesagt, was sie nicht ist. Macht er auch bisweilen vom Kantischen Idealismus aus einen Anlauf, streng consequent zu werden und mit dem „theoretischen Egoismus" der nichts als das Ich als real gelten lässt, zu der Welt, nicht etwa ihr in der endigen, so verfällt er doch immer wieder durch den Ana^ logieschluss, dass alle Vorstellungen, ebenso wie die des eignen Körpers, ebenfalls Objectivation des Dinges au sich sind, in den krassesten Realismus. Er zieht dadurch der ganzen Argumentation gegen die empirische Freiheit, die sich ja nui' auf den subjectiven Ursprung der Erscheinung und auf die Form der Vorstellung in Zeit, Raum und CausaliBoden unter den Füssen weg, da dann in der Behauptung aufgestellt werden könnte, so ungeheuer- subjective tät stützt, den That die lich sie Welt auf den ersten Blick auch aussieht, dass in der realen eine unbedingte Freiheit herrschte, von der wir nur Kunde haben, weil unser Verstand nur Nothwendigkeitsbeziehungen aufzufassen fähig ist. Seine wohlw^ollende Betrachtung*) des Spiritismus Geistersehens uud deshalb keine , *) Op. oma. vol. V, „Parerga" p. 241 ff. , — aller Art von Magie lässt Gedanken diesen Hier weit abliegend erscheinen. ganzen Lebensanschauung — 53 ist als nicht gar der Grundfehler seiner dieser nicht überwundene, sondern ; nur verschleierte Widerspruch zog mit magischer Kraft alle anderen Halbheiten und Widersprüche nach sich. Und es ist derselbe Streitpunkt, in das Kantische der heute noch die Philosophie theils Lager, theils in den naiven Realismus der materialistischen Naturphilosophie hineintreibt. -- Wir wenden uns nun zu der Frage, ob die von Schopen- hauer selbst leider unbesehen aus der schulmässigen theolo- herübergenommenen Bewusstseinsthatsachen, Ethik gischen welche bisher stets für die Freiheit des Willens angerufen wurden, in seinem System eine Stelle finden und erklärt sind. wieder anf das Bewusstsein der Da stossen wir zunächst Verantwortlichkeit, und, obwohl schon oben gezeigt worden, dass für dies Bewusstsein weder Ort noch Inhalt in dem Zusammenhang der Schopenhauer'schen Deduction auf- müssen wir doch hier noch einmal kurz darauf zurückkommen. Die Annahme eines fix und fertig im zufinden ist, so Menschen liegenden Verantwortlichkeitsbewusstseins ist eine zweischneidige W^affe, sowohl für den Deterministen, wie für Das einfache Gefühl „Thäter seiner wie Schopenhauer will, kann nicht wohl sein einziger Inhalt sein, denn von jedem nicht geradezu der Herrschaft seines Verstandes beraubten Menschen nehmen wir an, dass er als selbstbewusstes Ich handle und genau den Indeterministen. Thaten zu sein", Handelnde oder Gehandelthabende er selbst ohne dass er dazu eines besonderen Verantwortlichkeitsbewusstseins bedürfte; es liegt mehr darin, wisse, ob dieser sei oder nicht sei, was das Verantwortlichkeitsbewusstsein zur das Gefühl einer UnHauptstütze der Sittlichkeit macht nämlich das, freiheit, einer Gebundenheit Wenn mich an irgend eine sittliche Norm. muss frei nicht Handelns meines Bedingtheit bei einer den Satz der Indeterminist sein, weil sonst, dui'ch — allein, Sinn mehr haben die Idee würde , so aufstellt: „ich der Verantwortlichkeit keinen mag er wohl die s. g. mora- — 54 — Gebunden- lische Freiheit des Theologen, d. h. die allgemeine unter ein einziges und allgemeines Sittengesetz, damit heit schützen, nimmer aber die philosophische Frage erledigen, ja Diese weiss nichts von gutem oder bösem auch nur anrühren. Willen, von servum oder liberum arbitrium des Unerlösten oder Erlösten, sie fragt ganz kalt und uninteressirt die wii'kt noch ein Anderes mit? Wille und was aus Bedingen : Motive den Willen mit eiseiner Xothwendigkeit ist oder , Mit andern Worten: was ist Charakter, eigene Kräfte, oder Resultanten dem Zusammenwirken äusserer Ursachen ? Darüber aber meldet uns das Verantwortlichkeit sgefühl ebensowenig etwas, wie überhaupt Gefühle über rein empirisch zu lösende Fragen der Wissenschaft etwas sagen. Wenn aber andererseits der Determinist die Verantwortlichkeit unbekümmert in sein System aufnimmt, so hat er in dem schon an eine sittliche Norm ge- bundenen Willen sich selbst den Zugang zu einer unbefangenen Untersuchung über das, was Willen ist, versperrt und macht sich einer surreptio elenchi schuldig. im Gegensatz zu Schopenhauer Liebmann viel richtiger sein der Verantwortlichkeit, so wie es in der Welt gefasst wird, deckte Sünden, als „das ßewusstseiu, oder die vom definii't a. a. 0. dass Bewusst- That von auch füi' aller unent- weltlichen Richter nicht ge- werden, einstehen zu müssen und eigentlich gestraft werden zu sollen." Da haben wir Sünde, überweltlichen Richter (schon der Name „Verantwortung" deutet verständlich genug straft auf einen Fragenden, dem Antwort zu geben fälligkeit und kategorisches offenbar einfach Soll mit vorausgesetzt, was ist, hin) Straf- einem Schlage; es sich erst ist durch eine scharfe psychologische Untersuchung als berechtigt erweisen musste. So hatte auch Kant, ausgehend von der angeblichen Bewusstseinsthatsache der Vorstellung eines Sollens die Selbst- bestimmung als eine nothweudige Voraussetzung dieser Be- die Willensfreiheit wurde ihm Wege, obwohl unbeweisbar, ein Postulat der praktischen Vernunft, Es ist überaus interessant, die Polemik Schopenhauer's gegen dies Verfahi'en, aas er im Grunde genau wusstseinsthatsache gefordert ; auf diesem ebenso mit Hülfe des Verantwortlichkeitsbewusstseius anstatt ; — — 55 der Sollvorstellung einschlug, zu vergleichen.*) verständliche Annahme eines Sollens und einer Pflicht Die selbst- sittlicher Gesetze, so deducirt er, d. h. ist das jiqcötov tpsvöog Kant's die Philosophie soll nur das Gegebene, das wirklich Seiende erklären, musste also die Prüfung der Existenz solcher sittlichen Gesetze vor allen Dingen unternehmen. Gesetz, für den menschlichen Willen aber, sei das der Causalität in der Form Das einzige das wir kennen, der Motivation ; ein kate- gorisches Solleu sei ein Unding, jedes Sollen nur hypothetisch, bedingt durch Strafe und Belohnung. d. h. schläge fallen seine — Wie Keulen- eigenen Worte auf jenes landläufig aus übernommene Yerantwortlichkeitsbewusstsein, Behauptung eines allgemeinen Sittengesetzes, eines an sich Guten und Bösen, eines überii^dischen Gottes mit Strafe und Belohnung in der der Theologie eine Pandorabüchse, die in ihrem Innern die Hand, trägt. Wollte Schopenhauer aber ein Yerantwortlich- keitsbewusstsein nur nach Maassgabe der jeweiligen sittlichen Erkeuntniss annehmen, also die Existenz allgemeiner noth- wendiger sittlicher Gesetze leugnen, so verwandelt er die Sittlichkeit in Erkeuntniss, ein Vorwurf, den er zAvar ge- legentlich**) energisch zurückzuweisen bemüht ist, dem er aber auch im weiteren Verlauf seines Ideenganges nicht zu entrinnen vermag (wenn es nämlich ein Vorwurf ist, wie er allerdings mit dem meisten Ethikern annahm), wie wir gleicli Behandlung der Pteue als Bewusstseinsthatsache sehen. Diese nämlich ist ihm kein Affect des Willens, keine Aenderuug des Charakters, dessen Constanz er ja im Gegenin seiner behauptet, sondern eine Aenderuug theil Wenn also Jean Jacques Rousseau er selbst provocirt, in nach seinem Geständniss seinem Alter von der Reue Marion der Erkenn tniss. — ein Beispiel, über in auf welches den „Confessions-' Verleumdung der des von ihm selbst die in seinen Kinderjahien, die er verübten Diebstahls ruhig bezichtigen Hess, tief und schmerzlich ergriffen wurde, so soll er erst jetzt die nöthige sittliche *) Op. omn. **) Op. onui. iiicht lehilar. über die GnnifUa.f^e der M^ral, § 4. „Die Tugend IV, Gruiidl. du-r Moral, § 20. vol. IV, vol. ist n — — 56 Erkeuutniss von der Uusittliclikeit seiner Hxjndlungsweise gewonnen haben nud im Moment der Tliat uiclit? Das ist allerdings schwer glaublicli ; der Mangel au -'rkeuntuiss konnte auch später nicht Object der Reue werden, wohl aber konnte der später von dem damals stärksten Motiv, der Furcht vor Strafe, frei gewordene Wille ungehindert dem der Er- in keuutniss der ünsittlichkeit der Verleumdung liegenden Motiv Raum geben und die damalige falsche Handlungsweise beJa noch mehr, das ganze Grundprincip der Ethik dauern. Schopeuhauer's, das Mitleid, ist ja weiter nichts als ein Pro- dukt der Erkenutniss*), es entspringt aus des Schleiers der Maja-' , d. h. dem „Zerreisseu aus der das Subject durch- dringenden Erkenntniss von der wesentlichen Identität (wofür die Formel im Sanskrit: „tat twam asi*' Erscheinungen der realen Welt. aller „das bist Du") Was bedürfen — Eng zusammen hängt damit weiter Zeugniss? hauptung der Co stanz und Augeboreuheit die wii- Be- des Cha- Nicht der Charakter, die ein und für alle Mal ge- rakters. gebene Willensrichtung, wie sie sich in der Empirie ausein- anderlegt, wii'd besser oder schlechter, sondern er erhält nur mit der wachsenden Erkenntniss einen grösseren Reichthum von Motiven, die ihn nach Maassgabe der Erziehung zu einer immer consequenteren Entwicklung seiner wahren Beschaffeuheit treiben. Dies führt uns auf die überaus schwankende und unbestimmte Darstellung Schopenhauers von dem YerDas Motiv gehört natürlicli hältniss von AVille und Motiv. gänzlich dem „Bewusstseiu anderer Dinge" an und wirkt mit der Xothwendigkeit des allgemeinen G-esetzes der Causalität. Wie auf die Ursache die Wirkung, auf den Reiz die Bewe- gung, so folgt auf das Motiv die Handlung. es, als hebt, ob — — wie besonders Gacquoin a. a. Sonach scheint 0. treffend hervor- der Conflict, die eigentliche Wahl, gänzlich aus dem Willen herausgenommen und in das Reich der Motive versetzt ist ; der Wille ist dann nur der ausführende Factor des durch das stärkste Motiv, oder durch das Zusammenwirken mehi"erer *) Op. oum. vul. IV, cx. a. 0. § lt>, p. 208. § 22 p. 271 ff. 0/ Motive (das man sich nach Analogie des Parallelogramms der Kräfte deutlich macheu kann) gegebenen Entschlusses; die dem Willen genommen und an die Motive geDoch aber erfahren wir bald darauf, dass keine Ur- Causalität ist geben. sache, kein Motiv ganz allein aus sich heraus eine Wii-kmig oder Handlung heiTorbiingt gleichsam nnr sondern dass , eine latente Kraft, den Willen, auslöst, in r*ausalität nicht lich welchem die Dieser anscheinende Widerspruch liegt. so sie schlimm; Schopenhauer würde ihn wahre ist frei- jedenfalls was Gacquoin entgangen ist, Ueberlegung, dass ja höherem, metaphysischen Sinn die in zurückweisen mit der einfachen, Motive auch weiter nichts als Objectivationen des Willens sind und in diesem Sinn die Causalität, Medium der Motive, das seine wahre Ansicht ist wenn auch stets ihren Quell dui'ch im Willen habe; offenbar die: der al'gemeine Xatur- und eine andere Kraft ausser bewegt den menschlichen individuellen Willen, und zwar diesen wille ist der allein wirkende, ihm gibt es nicht; er seiner Objectivation als Motiv in mit Nothwendigkeit. Verhäugnissvoll ist es aber für ihn, dass den Unterschied zwischen jeder beliebigen Vorstellung und einer Vorstellung, die zum Motiv -^ii-d, weder überhaupt geer würdigt, noch erklärt hat. Wie eine Vorstellung zum Motiv wird, das musste gezeigt werden; und diese Untersuchung hätte den Philosophen dann auf den von ihm grö ilich ver- nachlässigten oder vielmehr ganz übergange.ien Begriff des Interesses oder der Werthschätzung geführt. zum Motiv werde, ist ganz bestimmte Beziehung zum Wohl oder liebige Vorstellung eine Damit Subjects habe, eine be- es nöthig, dass sie auf welches sie wii-ken soll. Wehe (Natürlich des ist Wohl und Wehe im denkbar weitesten Sinne zu nehmen, damit man nicht hierin einen Panegyricus auf den nacktesten hier Egoismus erblickt!) Fehlt diese Beziehung, was übiigens genug eintreten wird, von einer Wirkung auf den ^^'illen gar nicht die Rede, nicht etwa weil hier die Nothwendigkeit des Wirkens für eine entwickelte Erkenntniss selten gänzlich, so ist eines Motiv's aussetzte, sondern weil Motiv da ist. überhaupt gar kein Die Erkenntniss aber Ist ea, die uns immer ; mehr — 58 die Bezieliungen autlerer ]\Ieusclieii eigenem Wolil und den Nebel Wehe zertheilt, in und Dinge zu unserem aufdeckt; wie die aufgehende Sonne welchem wir bis dahin, ein verschwin- dender Punkt im unendlichen Dunstmeer, allein zu sein glaubten, und uns erst die nahestehenden Gegenstände, dann die ferneren, endlich den unbegrenzten Horizont erblicken lässt, so erlöst uns der Intellect aus der Isoliihaft unseren engen Ich's und zeigt uns in seiner steigenden Ausbildung die starken Bande, an die Familie, dann an das Volk, die Menschund endlich an die ganze belebte und unbelebte Natui' Je höher diese Erkenntniss, desto grösser natürlich fesseln. der Eeichthum an Motiven je mehr Motive, desto verwickelter die uns erst heit ; und desto minder anschaulich ist der Conflict derselben; an der Nothwendigkeit aber, mit der sowohl das einfache Einzelmotiv als das stärkste Motiv unter einer Anzahl schwächerer wii'kt, ändert die Erkenntniss, Anzahl von Motiven, nichts. d. h. die grössere oder geringere dem Auftreten des Freiheit aus dem AVillen Ist aber mit nothwendig wirkenden Motivs die ausgeschlossen, so konnte noch der Versuch gemacht werden, sie vor dem Motiv auftreten zu lassen als eine Freiheit des etwa seinen Vorrath an Motiven beliebig sammeln könnte. So versucht Drobisch*) eine derartige Freiheit in der „Möglichkeit der Ueberlegung vor dem Handeln'* Intellects, der sich zu finden. Das ist aber eine rein formale Freiheit, die auf derselben Linie steht, wie die s, „physische Freiheit" g. ; sie besagt weiter nichts, als dass der Intellect, das Medium der Motive, von allen Stömngen sich befinden dem frei und in normalen Zustand muss, wenn der Wille ungestört von fremden soll, also den Paroxysmus Trunkenheit etc. mit dem philosophischen Problem hat diese Freiheit ebenso Einflüssen wirklich stärksten Motiv folgen Ausschluss von Wahnsinn , , wenig, wie die physische Freiheit, etwas zu thun. Obendrein hängt jene Ueberlegung vor der Handlung ebenfalls von dem Grade der Erkenntniss ab ; gebildete Intellect hält hier gleichsam Musterung *) M'jraltttatistik und Wülenöfireiiieit. z. Th. der besonnene und durch- Hamburg 18G7. über die — — 59 ihm zu Gebote stehende Armee von Motiven; bei dem niedigsten Grad sittlicher Biklung, wo fast nur auf anschauliche Motive gehandelt wird, findet diese üeberlegung nicht emmal statt; sie ist selbst als Gewöhnung das Eesultat einer erst verhällnissmässig hohen sittlichen Einsicht. muss a. a. 0. schliesslich zngeben , ursprünglicher Besitz des Menschen, fähigung ist, die um und Uebung bedarf." Selbst Drobisch dass „diese Freiheit kein sondern nur eine Be- Fertigkeit zu werden, der Ausbildung Von einer Freiheit des Intellects, ^e geeignet wäre uns den Verlust der Willensfreiheit zu ersetzen, könnte reden, wenn man beweisen könnte, dass Entwicklung desselben ganz unabhängig von allen nicht die in man nur dann der Macht des Individuums stehenden Verhältnissen erfolge — eine monströse Behauptung. Die ganze Möglichkeit einer Erziehung, die in der versuchsweisen Zufühiung neuer Motive an den zu bildenden Intel lect durch Aufklärung über sein wahres Wohl und Wehe besteht, ist durch diese Auffassung von Vf'ille und Motiv bedingt. Wenn Schopenhauer trotzdem und Angeborenheit des Charakters behauptet, so kann er, da wir die Pflicht haben einen solchen Denker möglichst in meliorem partem auszulegen, angesichts seiner Anerkennung einer successiven Entwicklung des Charakters und der Bedingtheit des Willens durch Motive nur dies meinen: Angeboren ist der Charakter nur insofern, als Blutdui'ch die von den Eltern überkommene Corporisation mischung u. A., also durch physische Bestimmtheiten der Oreine gewisse Constanz , ganisation, die eine gewisse psychische Richtung bedingt Erblichkeit gewisser Neigungen etc. Naturwissenschaft auch da anerkannt, wo wird ja sie ist von — der die physische Gnmdlage dieser Erscheinung z. Z. noch nicht aufzeigen kann. Von einer Constanz des Charakters kann man nur in demselben Sinne sprechen, in welchem man in der Statistik einen con.stanten Praetor, der sich hier aus Maximen oder bleibenden Motiven zusammengesetzt würde, den variablen Factoren, momentan eintretenden anschaulichen Vorstelund Lockungen bestehen würden, entgegensetzt. die hier aus lungen Zu beachten ist, dass auch dieser coDstante Factor erst unter dem Eiiifluss 60 — der Eltern, der Fainilie. des Gemeinwesens, der geographischen und politischen Heiniathsverhältnisse, endlich der individuellen Lebensgeschichte, schlägt. Wenn allmählig sich nieder- nimmt, Schopenhauer daran Anstoss dass zwei Menschen, die unter den gleichen Umständen, derselben Umgebung, Erziehung u. s. w. aufgewachsen seien, doch in dem gleichen Fall der Wahl zwei ganz verschiedene Entschlüsse fassen könnten, (hierauf gründet er nämlich die Lelire von der Angeborenheit des Characters), so muss ihm zunächst aufgegeben werden, wirklich einen solchen Fall, der mit der Genauigkeit eines chemischen und phj^sischen Ex- periments behandelt werden müsste, nachzuweisen; aber, dies gelänge ihm, so Werthbeziehuug, das, wie zum Motiv macht, allein ein liegt wii' gesetzt doch in dem Element der gesehen, die Vorstellung erst vollkommen subjectiver Factor vor, der schon vollkommen genügte, die Incongruenz der beiden Entschlüsse schehen, zu erklären. Giebt man auch, "v\ie oben ge- eben erwähnten an- die Unveränderlichkeit jener geborenen physischen und psychischen Bestimmtheit der Organisation zu, die eben, einmal gegeben, ein unveränderliches und unwiderrufliches Factum ist, so involvirt doch schon die Aenderuug der Erkeuntniss, die ja mit Xothwendigkeit den Willen beheiTScht, auch eine Aenderung des Willens; oder noch schärfer: die ist, Avie der Determinismus will, der Wille nur Executivgewalt der Erkeuntniss, so liegt die Charakter- bestimmtheit nicht mehr im Willen, sondern in der Erkeuntniss, und Aeuderung der Erkenutniss des Charakters. ist unmittelbar Aenderung ^Yie wollte auch Schopenhauer bei der An- nahme der Constanz des Charakters im „katholische, schärfsten Sinn jene transcendentale Veränderung" eines Menschen, der nach der Erkenntniss vom Wesen der Welt in der Selbst- verneiuung des Willens, im Quietismus, das moralische Faoit der pessimistischen Lehi'e seines Meisters ohne wenigstens hier eine Ausnahme zieht, erklären, in der Unveränderlich- keit des Charaktere zu machen, wie er es oben zu Gunsten der Freiheit gethan? Eine Lücke aber in der Constanz bringt diese ganz zu Fall. So hat unser Denker sich hier offenbar — 61 — nicht zu eiuer klaren und in sich conseciuenten Ansicht über die moralischen gewusst. Thatsachen des Bewusstseins durclizuarbeiten So nahe schon dem Punkte, avo die Ethik dem Gebiet des Glaubens durch ihre Anerkennung und Behandlung Wissen entzogen werden konnte, vermochte er es doch nicht durch eine ganz voriu'theilsfreie Untersuchung der Thatsächlichkeit der Bewusstseinsthatsachen den Boden zu säubern für eine Darstellung der Ethik welche ihm selbst als ein als die einzig richtige erscheint, , Soll zum Gegenstand nämlich welche nicht das hat, sondern welche die moralischen Handlungen (und doch wohl auch Begriffe) auf ihr eigentEine solche liches psj'chologiscLes Fundament zirrückfühi't. Untersuchung würde ihn davor bewahrt haben, seine Lehre von der Willensfreiheit mit einem Aufwand von Kunstfertigkeit den Weder angeblichen Bewusstseinsthatsachen anzupassen. seine Darstellung des Verantwortlicnkeitsbewusstseins, von dem weiterhin dann der Begriff des Gewissens und der Pflicht unmittelbar abhängen, noch des Charakters kann mit dem behaupteten Determinismus in Einklang gebracht werden. Es bleibt uns nun noch übrig nachdem sich uns die positive Lehi'e Schopenhauers weder vor dem Richterstuhl der Logik, noch vor dem Tribunal der Empirie genügend zu , legitimireu vermocht hat, ganz kiu-z darauf hinzuweisen, wel- chen Fortschritt trotz alledem dieser speculative Versuch in der Geschichte unseres bisher noch ungelösten Problem bezeichnet. FiU's Erste mnss man, wie dies auch dieJiuy derPreisgegenüber anerkannt hat, ein wich- schiift unseres Philosophen tiges Resultat verzeichnen, nämlich den nach unserer Ansicht vollkommen gelungenen Nachweis, dass sich iniBewusstsein des billig und geA\ öhnlich die Berufung auf dasselbe auch ist, Data betreffs der Lösung der rein theoietisclieu Frage weder finden, noch finden krmnen. Dasjenige, worauf Menschen, so sich der gewöhnliche ^lenschenverstand stets zurückzielit, das was man wolle hat Schopenund hoffentlich auf immer aus der Discussion über die Frage wie kann ich wollen V die den Bewusstsein, thun zu können hauer trefflich abgefertigt : , , — Kern des philosophischen Streites bildet, verAnerkennung des Ver- eigentlichen Hat bannt. — C^a er auch später durch die antwortlichkeitsbewusstseius die Freiheit dennoch wieder auf krummen ^Yegen in das Bewusstsein einzuschmuggeln gesucht, so richtete sich dieser Versuch, gelungen ist, wie uns hotientlich zu zeigen Das Problem an seinen eigenen Deductionen. ist ein für r.llemal dem gefährlichen Gebiet der Selbstbeobach- tung und den darauf gebauten Schlüssen entzogen und in die reine Lult der Empirie versetzt; und man kann jetzt ruhig jene leider noch so zahbeichen Weisen, die der wissenschaftlichen Deduction mit lächelndem liches Bewusstsein Munde entgegensetzen, eigenes untrüg- ihr ihrer stolzen Sicherheit überlassen. Mustergültig ist aber auch zweitens die Polemik Scho- penhauers gegen das liberum arbitrium indifferentiae den bedingungslosen Indeterminismus, "Willens, bequem genug, in der den Zufall das oler , Wesen Wenn setzt. des auch hier Schopenhauer wesentlich in die Fusstapfen Kant's tritt, so gebührt doch seiner Entwickelung der Allgemeingültigkeit des Gesetzes der Causalität, wie es uns namentlich in der Abhandlung über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde vorliegt, in ihrer flüssigen Klarheit und Ueberzeugungskraft eine ehrenvolle Stelle neben der, wenn auch eben gedachten, so gründlich Darstellung seines Altmeisters. — aber minder lichtvollen „Kein Wollen ohne Motiv" das rauss für jede spätere Untersuchung der erste Grund- satz sein, ganz ebenso wie der Satz: Ursache" es füi' jede fussende Wissenschaft ganzen Motivation, tellect alles „keine Wirkung ohne experimentirende und ist. wie Die auf sie allerdings Erfahrung Kenntniss vollständige der nur einem idealen In- innewohnen könnte, gibt die vollständige Kenntniss so dass in der That ein Intellect, der mit Male den ganzen gegenwärtigen Zustand der Welt Handelns, einem auch nur einen Augenblick überschauen könnte, mit absoluter Sicherheit aus dieser Weltform-el alles Geschehen Werden der künftigen Welt zu berechnen vermöchte. Yon Schopenhauer selbst seiner intelligibleu Freiheit und Diese zum — 63 — Trotz behauptete Ansicht gibt zweien seiner Kiitiker, Jürgen Bona Meyer und Gacquoin, Anstoss und sie bemühen sich, die anscheinende Strenge dieser Behauptung, nicht zum Yortheil der logischen Consequenz, zu mildern. mag Hier dage- gen noch eine kurze Bemerkung Platz finden, da allerdings mit dieser Behauptung die ausnahmslose und unbedingte Determination des Willens durch Motive, die wir eben als eine Haupterrungenschaft aus der Schopenhauer'schen Untersuchung hervorheben, steht und wenn — lallt. Gacquoin meint, dass jener Dass " alles Geschehens und Handelns übersehen könnte, dennoch das „Wie" desselben, Intellect , er auch das „ das der freien künstlerischen Production anheimfällt, entzogen bleiben müsste. gegen Ofienbar ist jenem hier stets Intellect, Voraussetzung seiner absoluten Vollkommenheit, die der unterscheidende Mangel unserer beschränkten Einsicht, nämlich die Verschiedenheit des ,.Dass" und „Wie" unterge- Für den schoben. Geist, der die völlige Summe des „ Dass" überschaut, kann es ein davon getrenntes „Wie" nicht mehr geben, wenn anders jedes „Wie," Form, die d. h. ebenfalls zwar mit Nothwendigkeit, bedingt ist durch naFactoren. Ein Raphael konnte mit derselben inne- bedingt, und türJiche ren Nothwendigkeit eben nur seine herrlichen Gestalten auf Leinwand zaubern, mit welcher vielleicht neben ihm ein Tüncher seine rohen Zeribilder zusammenklexte. Alles „Wie" beruht doch im letzten Grund stets auf einem jede Fwm „Dass," auf thatsächlich gegebenen Verhältnissen; in und mit dem Entstehen eines neuen Seins ist auch unweigerlich Die zweite Ausnahseine ganz bestimmte Form gegeben. die , — - Meyer — von der durchgehenden Motivation des Willens sich finden soll, führt uns auf das nachgerade berüchtigt gewordene P^xperiment mit dem Esel des Buridan. Nach der übereinstimmenden Meime, die besonders nach J. B. nung unserer beiden Gewährsmänner ist dies - allerdings — ein Experiment, dass jeder Mensch sofort cum grano salis anstellen könne, um sich zu überzeugen, dass bei der völligen IndiÜ'erenz zwischen zwei Motiven der „freie Wille" zu jeder Zeit eine „formelle Differenz" schaffen könne. Schade — — 64 von Gacqucin noch von Meyer nur, dass erstens uns \^ecler ein Fall von solch' absoluter Indifferenz zwischen zwei völlig gleichgültigen Handlungen angegeben recht schwer fallen dürfte nichts nützt. f,;r Das von Meyer den es gleichgültig bleibt oder aufsteht, leidet , was übrigens diese .,for= der Freiheit gar angefühi'te Beispiel eines ^lensei, ob er auf dein Stuhle sitzen an dem Fehler, dass es nicht eine "Wahl zwischen zwei gleichwerthigen, tensivität motivii-endeu — wii^d dass zweitens uns für die Behauptung nielle Differenz-- schen. — und mit gleicher In- d. h. Handlungen, sondern zwischen Nicht- handelu und Handeln uns vorführt. Mit dem ..klaren und deutlichen Bewusstsein eines Jeden" aber, „es hänge nur von oder das Andere zu thun" das Eine seinem Willen ab, Schopenhauer wenig gedient, denn er unterscheidet eben ses ..Bewusstsein der physischen Freiheit-' eigentlichen Problem, ob das scharf von ist die- dem Wollen des Einen oder des An- deren in diesem Fall an ein Motiv gebunden sei, oder nicht. Dass muss Gacquoin merkwüi^direr Weise es dies aber ist, selbst zugeben, bejaht. *) obwohl er es „Freilich liefert,''' erwähnte Experiment. ,.dies einer absoluten Freiheit, vorhergeht. .... gleichen Objecten . lut nicht denkbar, Experiment nicht die Gewissheit Entscheidung aber zwischen zwei zwischen zwei in gleicher Weise interes- kann ohne Vermittlung von tiveu geschehen." wir ihm überlassen. einem Athem verneint und da immer ein Motiv der Wahl die Handlungen sii'endeu in so äussert er sich über das vor- 'Mo- Die Vermittlung dieser Sätze müssen Man prüfe sich nui' selbst; es ist abso- dass ein Mensch zwischen zwei Handlun- gen, die ihm völlig gleichwerthig sind, die eine vollziehe ohne Motiv. Das Zünglein der Wage, deren rechte und Unke Schale je einen Centner tragen, bleibt ebenso unbewegt, als wenn gar kein Ge"^\icht sich geltend machte. Der Mensch wii'd zwar nicht, wie der Buridansche Esel, zwischen seinen Heubündeln vei hungern, aber er wird die eine oder die andi'e Handlung thun nicht motivlos, sondern getrieben von dem — *) A. a. 0. p. 32. — Motiv einfachen allein also der Erkeuntniss, dass er eine Handlung doch zu ein und derselben Zeit nur ausführen könne, aus dem ßewusstsein seiner natürlichen Gebundenheit Raum an Zeit und — — 65 an die Stelle den Motivs Das tritt. Namen Werth hinaus, das dann eben — faute de mieux aus innerlichen Gründen prävaliren- eines denn ist — Es kein Handeln ohne Motiv. wenn man auf also wohl, legt, eine „formelle Differenz ,'• aber durchaus bleibt also dabei, das libe- rum arbitrium indifierentiae ist ein für alle Mal abgethan. Damit hängt das dritte wichtige Resultat der Bemühungen Schopenhauers eng zusammen, nämlich die hier erreichte scharfe Präcision welches lange wiesen, um Fragen Frage heisst des philosophischen eigentlich Zeit gebraucht hat, wie sich aus der wissenschaftliche Pointe zuzuspitzen. in eine jetzt: Werdens mit Was ist Wille? der stricter ist, positive Diese eigene die selbst- als Piinzip Nothwendigkeit sich manifestirt ? Die Antwort setzen wir noch aus, chung nachge- Vermischung mit den heterogensten thätige Kraft oder Theil jener Naturkraft, alles Problems, am Anfang so stark — auch die Versu- aus der Negation des erstenGliedes unserer Disjunction Folgerungen für die Wahrheit des zweiten Gliedes zu ziehen. Diese Negation genügt nicht, um die von Jahr- hunderten behaupteten Thatsachen des moralischen Bewusstseins zu erklären, die, einmal unleugbar vorhanden, physiolo- gisch, psj'chologisch müssen. Es ist der den wir gewiesen — oder Weg - pathologisch begriffen werden nüchterner, ruhiger Empirie, auf werden, um an Stelle der Schul- und Katechismuspsychologie, die mit Worten zu erklären liebt, eine rationelle, von ihren Schwestern, der Physiologie,Ethnologie kurz Anthropologie im abscliliessende weitesten Sinne, Psychologie hat doch, auf eben diesem sich nicht streng als Wissenschaft zu Wege gewinnen; allein, die Naturwissenscliaft den Bann mehr oder weniger oberflächlicher „Systeme-' zu überwinden vermocht und jenen Reichthum positiver Erkenntnisse zu gewinnen, der den Grundstock jeder späteren auf wahrhafte Naturerkenntniss basirten Weltanschauung zu bilden berufen ist. Hier gerade tritt nun der letzte Fortschiitt, — 66 — den wir gerade der mit solchem Scliarfsiun unternommeneu Untersucliung unseres grossen Pliilosoplien verdanken,, deutlich hervor er ; sollen ist ein mittelbarer, nämlich wir lernen. : Der bisher ausseinenFehlern umfassende und letzte praktische Versuch, durch blosse Speculation und metaphysidie Versetzung — wir glauben, es sche Construction unser Problem zu lösen, der Freiheit in eine intelligible Welt, aussprechen zu können — ist geht missglückt; er inneren Wiedersprüchen zu Grunde. an seinen — Der kategorische Imperativ Feuerbach's „Begnüge dich mit der gegebenen Welt!" muss immer und immer wieder : durch das Fehlschlagen aller Träumereien hinausfliegenden Philosophie — hoch über die Erscheinung werden, ehe die unbeschadet ihres Rechtes auf durch That- sachen gestützte Hj'pothesen — befestigt sich ernstlich ihrer positiven Aufgabe zuwendet, der hehren Aufgabe: die Welt zu begreifen. — VITA. Rudolph Penzig, Natus sum, MDCCCLV a. III. d. in vico Silesiae. Samitz appellato, qui Cal. Febr. non multum ab oppido Haj'iiau abest. patre Ludovico, qui ecclesiastico munere fuiictus a. MDCCCLXXII Liguitiae praematura morte mihi eripiebatur, niatre Bertha e gente Sculteta, iam a. MDCCCLXI Primis litterarum elementis Vratis- defuncta. laviae in gymnasio Elisabetano imbutus puer decem anuorum patrem secutus sum Lignitiam, ubi gj^mnasii a viris praecla- rissimis a. Müller et Güthliug udministrati omnes ordines ab MDCCCLXIV mine usque ad a. MDCCCLXXIY Exr- percurri. feliciter sustentato uiideviginti annos natus Vratislaviae per tria semestria theologiae evaugelicae operam dedi, plissime Tum receptione adiutus in Halis per bienuium Studium quamquam initio cum liberalitate aiii- convictum Sedlnitzkyanum. meum absolvi; hie auteni, beneficio convictus Harrachii theologo oblato utebar, tarnen, magna quia fides evangelica antea penitus animo insita magis magisque dubitationi cedere coepit, sum theologiae Studium deserere coactus et philoso- phiae studio, quippe quod ne theologus quidem neglexi, sex, qui relinquebantur, mensis dedi. unde viverem, magistri munere et in schola Sclmepfenthaliana Non possum praeterquod cum fidem evangelicam animo meo diutius satis- et privatim Vratislaviae mittere, Deinde, quod non habebam, functus sum. iacere non posse mihi in dies magis persuaserim, non dubitavi ecclesiam christianam derelinquere et dissidentium iii;- mero me adscribendum curare. Liceat facto h. 1. liberalissime gratias agere me viris adiuverunt in claris, studio; qui consilio et inprimis viris quorum scholas licuit mihi audire; e quibus, illis cum omnes afferre longum sit, nomino Reuter, Gess, Köstliii, Riehm, Kahler, Haym. PJrdmann, Keil, Hiller, Dittenbergcr Nam licet aberraverim ab eorum doctrina et rationc^ alios. tamen numquam obliviscar, magnam eruditionis meae qualiseruditissimis, cunque partem debere me eorum vocibus. These s. I. 8chopeiihaueri doctrina, qua qiiae siimmam omnium reriim sint per se ipsae, ponit in voluntate, ipsiiis consequentiis refutatur. II. Philosopliorum qiiaestio de libertate voliintatis eadem est, humanae ac qiiaestio de volimtatis et existentia et essentia. Pertinet igitur ad psychologiam rationalem, non ad speculationera metaphysicam. III. in natura Nihil esse Iiumani viribus percipi atque ordine rerum, quin ingenii possit, ab omni scientia statuendum est ut postulatum. IV. Quaevis fides subiecti aestimatione obiecta, suscipere. numquam I. e : religiosa vel ; quamquam scientiae Omnis moralis posita est sola in igitur pertinet ad scientiae partes quantulascunque debet scientia penitus aliena est a religione. PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS PO« UNIVERSITY OF TORONTO LIBR Pen zig, Rudolph Arthur Schopenhauei menschliche Willensfr«