10. Thurgauer Technologietag 'Sich mit den Visionen der Kunden beschäftigen und nicht mit den eigenen.' Dr. Michael Reinhold, Institut für Marketing, Universität St. Gallen Dr. Jochen Schauenburg, Schauenburg Consulting, DE-Markdorf Auch wir müssen innovieren … Seite 2 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Einleitung – Was wollen Kunden? • Warum soll man sich mit den Visionen der Kunden beschäftigen und nicht mit den eigenen? • Der Nutzen, den das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen stiftet, hilft den Kunden Visionen zu verwirklichen. Nutzen heisst: Mehr Umsatz und/oder weniger Kosten. • Daher zeigen wir Ihnen, wie man den Kundennutzen messbar macht und den Markterfolg von Innovationen absichert. • Marketing ist dabei ein kritischer Erfolgsfaktor, denn bei 78 % aller fehlgeschlagenen Innovationen hat das ‚Marketing‘ versagt, und nur in 15 % der Fälle die Technik. Quelle: Eigene Darstellung Seite 3 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Marketing ist kritischer Erfolgsfaktor • Bei 78 % aller fehlgeschlagenen Innovationen hat das ‚Marketing‘ versagt, und nur in 15 % der Fälle die Technik! • • • • • • ‚Elektronische Mausefalle‘ Me-too-Produkt Schwäche im Wettbewerb Preiszerfall Technische Schwäche Umweltprobleme 28% 24% 13% 13% 15% 7% 78% Quelle: Kienbaum Studie 1993 Seite 4 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Erfolgschancen von Innovationen 100 % Verlust: 24 Mittelmass: 17 Erfolg: 11 (0.6 %) - 81 % - 52 % Ideen/Visionen: Projekte: 1919 (100%) 369 Produkte: 176 - 70% Nach 3 Jahren noch auf dem Markt: 52 Quelle: Kienbaum Studie 1993 Seite 5 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Märkte und Kunden Idee GrundlagenForschung • Experimente • Hypothesen Kunden = Menschen mit Bedürfnissen (Märkte) Wissenschaftl. Arbeiten Doktorarbeiten, Diplomarbeiten, (Patente) Angewandte Forschung Geistiges Eigentum Patente / Lizenzen / Verfahren / Prozesse Prozess Fertigung Baugruppen für OEM „HardwareAnbieter“ Geräte Anlagen Alternative Anwendungen Systeme „Service Anbieter“ Dienstleistungen Quelle: Eigene Darstellung Seite 6 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 hoch Innovationen und Märkte „Imitationen“ „New to the world“Angebote Innovationen Neuheitsgrad für das Unternehmen Modifikation Differenzierung gering Markterweiterung Marktdurchdringung gering hoch Neuheitsgrad für den Markt Quelle: In Anlehnung an Booz-Allen & Hamilton, 1982 Seite 7 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 hoch gering Neuheitsgrad für das Unternehmen Herausforderungen in der Leistungsinnovation • Technik • Marktzugang Marktdurchdringung • • • • Technik Marktzugang Kundennutzen Geschäftsmodell • Marktzugang • Kundennutzen • Geschäftsmodell gering hoch Neuheitsgrad für den Markt Quelle: In Anlehnung an Booz-Allen & Hamilton, 1982 Seite 8 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Fazit: Vier Kernherausforderungen 1. Technik 2. Marktzugang 3. Kundennutzen 4. Geschäftsmodell Seite 9 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Vier Kernherausforderungen 1. Technik 2. Marktzugang 3. Kundennutzen 4. Geschäftsmodell Seite 10 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Unterschiedlicher Marktzugang Outside-in-Perspektive Inside-out-Perspektive Auswahl einer Branche/Markt Identifikation der eigenen Ressourcen und Kompetenzen (orientiert an der Attraktivität der Branche/des Marktes) Formulierung einer Strategie (unter Beachtung der Strategien des Wettbewerbes) + Einsatz der notwendigen Ressourcen. Interne oder externe Beschaffung der Ressourcen Auswahl der Märkte, in denen sich diese „Assets“ am effektivsten einsetzen lassen Optimaler Einsatz der Assets a) Vermarktung als Endprodukt b) Vermarktung als Kernprodukt c) Vermarktung als „Asset“ In Anlehnung an: Teece/Pisano/Shuen 1997 Seite 11 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Vier Kernherausforderungen 1. Technik 2. Marktzugang 3. Kundennutzen 4. Geschäftsmodell Seite 12 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Kundennutzen als kaufentscheidende Grösse • Hypothese: ein Kunde wird sich unter Wettbewerbsbedingungen mit grösster Wahrscheinlichkeit für denjenigen Anbieter entscheiden, der ihm den höchsten, wahrgenommenen Nutzen bietet. • Dieser Kundennutzen beinhaltet alle Einflussgrössen auf den Kaufentscheid und enthält sowohl objektive als auch rein subjektiv wahrgenommene Grössen. Anbieter Leistung Nutzen Kunde Bedürfnis & Nachfrage Quelle: Eigene Darstellung Seite 13 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Kundennutzen Foto: M. Hintermann, Zürich Seite 14 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Struktur und Metrik des Kundennutzen PN Kundennutzen PN = Produktnutzen PNt = Technischer PN PNk = Kommerzieller PN PNo = Operationeller PN MP = Marktposition © Schauenburg Consulting Die Fa. Schauenburg Consulting (DE-Markdorf) hat zusammen mit dem IfM-HSG ein lineares Scoring-Modell entwickelt, um zusammen mit Kunden und Lieferanten eine Bewertung durchzuführen und die Marktposition relativ zum Wettbewerb zu bestimmen. Seite 15 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Technischer Produktnutzen Faserverbund (PNt) Nutzenerwartungen werden zu 100 % erfüllt (N = 4) Nutzenerwartungen werden zu 0 % erfüllt (N = 0) Holz Titan Aluminium Stahl GFK Technischer Produktnutzen CFK Erläuterungen zu den Abbildungen 7 und 8: Die tatsächlichen Noten liegen im Bereich 1,72 N 3,07 In diesem Bereich gelten folgende Farben: Flugzeug Passagiersitz = 75,1% bis 100 % des Notenbereiches; sehr interessant Segelmast = 50,1% bis 75 % des Notenbereiches; überprüfen Tennisschläger = 25,1% bis 50 % des Notenbereiches; weniger interessant Roboterarm = 0% bis 25 % des Notenbereiches; uninteressant Fahrrad Laufräder = Abstufung wegen Nichterfüllung eines KO Kriteriums PN Kundennutzen Quelle: Schauenburg Consulting Seite 16 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Metallwarenfabrik Nägeli AG Seestrasse 4 8594 Güttingen Praxisfall 1: Roboterarm der Fa. Nägeli Swiss AG aus CFK Produkt: Roboterarm gefertigt mit innovativen Materialien und einem neuartigen Herstellprozess (vorgestellt am Technologietag 2008). Quelle: Nägeli Swiss AG Thurgauer Technologietag 2010 Analyse: Produktnutzen Roboterarm (PN) Höhere Geschwindigkeit und daher 50 % mehr Durchsatz Gleiche Leistung bei geringerem, bzw. höhere Leistung bei gleichem Aufwand PN Kundennutzen Niedrigere Fertigungskosten Der Kunde kann seine Marktposition im Wettbewerb stärken. Der Roboterarm ersetzt 1:1 einen aus Metallen gefertigten Arm. Quelle: Eigene Darstellung Seite 18 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Praxisfall 2: Flugzeugsitze aus CFK Flugzeug-Passagiersitze für die Touristenklasse werden von allen Anbietern weltweit mit Aluminiumstrukturen angeboten. Ein neuer Wettbewerber kam ins Spiel, der diese Sitze mit CFK-Strukturen anbot, die sehr interessante Gewichtsreduzierungen aufweisen. Ein weltweit mittelgrosser Anbieter für diese Flugzeug-Passagiersitze stand vor einigen Jahren vor der Frage, ebenfalls Sitze mit CFK Strukturen anzubieten oder die Aluminiumtechnologie weiter zu verbessern. Quelle: Schauenburg Consulting Thurgauer Technologietag 2010 Resultat: Kundennutzen der wichtigsten Anbieter Flugzeugsitze: Notendefinitionen: 2,93 Eigenes Unternehmen (Alu) Nutzenerwartungen erf üllt bei 4 = zu 100 % 3 = zu 75 % 3,29 Wettbewerber 1 (Alu) 2 = zu 50 % 1 = zu 25 % 0 = zu 0 % 2,04 Wettbewerber 2 (CFK) 3,13 Wettbewerber 3 (Alu) 3,13 Wettbewerber 4 (Alu) 3,08 Wettbewerber 5 (Alu) 2,86 Wettbewerber 6 (Alu) 1 1,5 2 2,5 3 3,5 Noten Quelle: Schauenburg Consulting Seite 20 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Fazit zur Innovation Flugzeugsitz aus CFK • Aus CFK gefertigte Flugzeug-Passagiersitze für die Touristenklasse generieren trotz der in der Luftfahrt so wichtigen Gewichtsreduzierungen keinerlei Nutzengewinn. Der CFKProduktnutzen ist deutlich geringer als der der Aluminiumstrukturen. • Der Anbieter entschied, keine CFK-Sitze zu entwickeln und statt dessen die vorhandenen Ressourcen in eine Verbesserung der eigenen Marktposition und in die konsequente Weiterentwicklung von Aluminiumsitzen zu investieren. • Die Marktposition konnte deutlich verbessert werden: Der Anbieter hat sich zu einem Weltmarkführer in dieser Sitzklasse entwickelt. • Bis heute werden weltweit Flugzeug-Passagiersitze nur mit Aluminiumstrukturen angeboten. Trotz der enormen Gewichtsersparnisse konnten bislang bei CFK-Strukturen keine Nutzengewinne ausgewiesen werden. Quelle: Schauenburg Consulting Seite 21 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Vier Kernherausforderungen 1. Technik 2. Marktzugang 3. Kundennutzen 4. Geschäftsmodell Seite 22 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Geschäftsmodell (Ertragsmodell) Idee GrundlagenForschung • Experimente • Hypothesen Marketing Prozesse = Informationsaustausch über die Firmengrenzen Wissenschaftl. Arbeiten Doktorarbeiten, Diplomarbeiten, (Patente) Angewandte Forschung Alternativen der Firmengrenzen Geistiges Eigentum Patente / Lizenzen / Prozess Verfahren / Prozesse Fertigung Geräte Anlagen Baugruppen für OEM „HardwareAnbieter“ Alternative Anwendungen Quelle: Eigene Darstellung Systeme „Service Anbieter“ Dienstleistungen Rückfluss der Geldmittel Seite 23 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Fazit: Vier Kernherausforderung sind simultan zu meistern! 1. 2. 3. 4. Technik Marktzugang Kundennutzen Geschäftsmodell Seite 24 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010 Und jetzt starten sie zum Markterfolg durch! Albatross, Stewart Isl., NZ. Foto: M. Reinhold Seite 25 - 19.03.2010 – 10. Thurgauer Technologietag © IfM - Dr. M. Reinhold – 2010