Wintersemester 10/11 Analysis für Informatiker (Prof. Dr. Bürgisser) M u s t e r l ö s u n g z u Ü b u n g s b l a t t 1 0 Aufgabe 41: (Bedingte Konvergenz von Reihen, 5 Punkte) Beweisen Sie, dass die folgende Reihe bedingt konvergiert, also konvergiert, aber nicht absolut konvergiert: ∞ X 1 (−1)n 2n + (−1)n n=0 Musterlösung: 1 1 1 1 ≥ ≥ 2n + (−1)n 2n + 1 2n+2 ∞ ∞ X X 1 1 1 nicht · eine divergente Minorante. Deshalb konvergiert (−1)n 2 m 2n + (−1)n m=2 n=0 ∞ X 1 1 absolut. Aber (−1)n konvergiert nach dem Leibniz-Kriterium, denn aus 2n+1 ≤ n 2n + (−1) n=0 und somit ist 1 2n+(−1)n ≤ 1 2n−1 folgt 0 = lim n→∞ also lim n→∞ 1 1 1 ≤ lim = 0, ≤ lim n n→∞ n→∞ 2n + 1 2n + (−1) 2n − 1 1 = 0. 2n + (−1)n Aufgabe 42: (Umordnung, 5 Punkte) Beweise, dass es eine Umordnung der Summanden der alternierenden harmonische Reihe ∞ X 1 (−1)n+1 gibt, so dass die Reihe divergiert, d.h. zeige die Existenz einer Bijektion π : n n=1 ∞ X 1 N → N, so dass (−1)π(n)+1 divergiert. π(n) n=1 Hinweis: Betrachte die Konvergenz der Reihen ∞ X k=1 − ∞ X 1 1 und . 2k 2k − 1 k=1 Musterlösung: Beide Reihen aus dem Hinweis konvergieren uneigentlich, denn in beiden Reihen findet kein Vorzei∞ X 1 1 chenwechsel statt und es ist jeweils · eine divergente Minorante für die Reihe der Beträge. 2 k k=1 1 Wir konstruieren nun die Permutation π und wählen dafür ein beliebiges ε > 0. Sei ak := 2k und 1 bk := 2k−1 . Wir definieren dafür rekursiv natürliche Zahlen ni wie folgt: n1 ist die kleinste Zahl, so dass ni+1 X Pn1 −a1 + j=1 bj ≥ ε. Für bereits definiertes ni sei ni+1 die kleinste Zahl, so dass −ai+1 + bj ≥ ε. Diese Zahlen ni existieren, weil gente Reihe P∞ k=1 bk j=ni +1 uneigentlich gegen ∞ konvergiert. Wir haben also die diver- −a1 + b1 + b2 + · · · + bn1 −a2 + bn1 +1 + bn1 +2 + · · · + bn2 · · · −ai+1 + bni +1 + bni +2 + · · · + bni+1 · · · , | {z }| {z } | {z } ≥ε ≥ε ≥ε welche zu folgender Permutation π gehört: π= 1 2 3 4 5 2 1 3 5 7 ··· ··· n1 + 1 2n1 − 1 n1 + 2 4 n1 + 3 2n1 + 1 ··· ··· n2 + 2 2n2 − 1 ··· ··· ··· ··· ni + i + 1 2i ni + i + 2 2ni + 1 ··· ··· ni+1 + i + 1 2ni+1 − 1 ··· ··· Aufgabe 43: (, δ-Stetigkeit, 5 Punkte) Zeigen Sie unter Verwendung der , δ-Bedingung, dass die Funktion f : R → R, f (x) := x−1 , x2 + 1 in x0 = −1 stetig ist. Musterlösung: Sei ε > 0 beliebig. Wähle δ := ε. Sei x ∈ R beliebig mit |x + 1| = |x − x0 | < δ. Dann ist 2 x x + x x(x + 1) x−1 <δ=ε + 1 = 2 = = |x + 1| · |f (x) − f (x0 )| = 2 x +1 x + 1 x2 + 1 | {z } x2 + 1 | {z } <δ ≤1 und somit ist f stetig in x0 = −1. Aufgabe 44: (Stetigkeit von Polynomen, 5 Punkte) Seien a0 , a1 , . . . , ad ∈ R, d ∈ N, und p(x) = a0 +a1 x+. . .+ad xd . Zeigen Sie, dass das Polynom p als Funktion p : R → R stetig ist. Hinweis: Sie dürfen den Satz aus der Vorlesung verwenden, dass die Summe, die Differenz und das Produkt von stetigen Funktionen wieder stetig ist. Musterlösung: Beweis durch vollständige Induktion nach dem Grad d ∈ N. Induktionsanfang (d = 0): Die konstante Funktion x 7→ a0 ist stetig nach Vorlesung. Induktionsschritt (d−1 → d): Sei p(x) = a0 +a1 x+. . .+ad xd . Dann ist nach Induktionsvoraussetzung die Funktion x 7→ a0 + a1 x + . . . + ad−1 xd−1 stetig. Weiter sind x 7→ x und x 7→ ad stetig, und weil Produkte von stetigen Funktionen stetig sind, ist x 7→ ad xd stetig, also ist a0 + a1 x + . . . + ad−1 xd−1 + ad xd stetig als Summe stetiger Funktionen. Aufgabe 45: (Stetige Fortsetzbarkeit, 5 Punkte) Für eine Teilmenge X ⊆ R nennt man eine Funktion f : X → R stetig auf R fortsetzbar, wenn es eine stetige Funktion g : R → R gibt mit f (x) = g(x) für alle x ∈ X. Beweisen 3 −1 oder widerlegen Sie die stetige Fortsetzbarkeit auf R der Funktion f : R\{1} → R, x 7→ xx−1 . Musterlösung: Wähle g : R → R, g(x) = x2 + x + 1. 2 3 +x+1) −1 = (x−1)·(x = x2 + x + 1 = g(x). Für alle x 6= 1 gilt f (x) = xx−1 x−1 Die Funktion g ist stetig nach Aufgabe 44.