Verkaufsförderung © b+d - Agentur für verkaufsfördernde Kommunikation Kleine Absatzförderer Auf die richtige Auswahl der Produktzugaben kommt es an, wenn die Zugaben die Kaufbereitschaft erhöhen sollen, so das zentrale Ergebnis einer Studie des UnileverStiftungslehrstuhls für Marketing an der Universität Jena. Produktzugaben sollen Absatz und möglichst auch Markenimage steigern. von Roland Helm, Antje Mark und Sabine Bley absatzwirtschaft Science Factory 3/2007 7 Verkaufsförderung Kasten Bier mit Pilsglas, Müsli mit Springseil, Marzipan mit Miniradio, Calvados mit Zauberwürfel oder Spielzeug bei Kinderzeitschriften: das sind einige mehr oder weniger typische Beispiele für das, was sich Konsumgüterunternehmen als Produktzugaben einfallen lassen. Sie sind ein beliebtes Verkaufsförderungsinstrument, um Produkte für Konsumenten attraktiver zu gestalten und um Absatzsteigerungen zu generieren. Dabe geht es neben der Auslösung von Probierkäufen auch um die Generierung von Wiederholungskäufen. Seit dem Wegfall der Zugabeverordnung und des Rabattgesetzes in Deutschland sind für Unternehmen neue Möglichkeiten hinsichtlich des Einsatzes von Verkaufsförderungsinstrumenten entstanden. Insbesondere hochwertige Produktzugaben finden seither in der Praxis häufig Verwendung. Berücksichtigt man, dass der Einsatz von Produktzugaben für die Hersteller mit erheblichen Kosten verbunden ist, so erscheint ungeachtet dieser Beliebtheit der willkürliche Einsatz dieses Verkaufsförderungsinstrumentariums fraglich, insbesondere vor dem Hintergrund, dass empirische Befunde bisher keine eindeutig positive Wirkung von Produktzugaben auf den Absatz belegen konnten. So können Zugaben sogar zu einer negativen Wirkung bezüglich der Kaufwahrscheinlichkeit des Aktionsproduktes führen, wenn Konsumenten die Zugabe beispielsweise als Manipulationsabsicht des Herstellers wahrnehmen. In Anbetracht dieser empirischen Befunde stellt sich die Frage nach einer systematischen Überprüfung der Wirkung von Zugaben, um gezielte Handlungsempfehlungen hinsichtlich eines sinnvollen und effektiven Einsatzes von Produktzugaben ableiten zu können. Aus diesem Grund wurde eine empirische Studie durchgeführt, in der die Wirkung von Produktzugaben in Abhängigkeit ihrer Wertigkeit und ihres funktionalen Bezugs zum Aktionsprodukt analysiert wurde. Das experimentelle Untersuchungsdesign ist der Abbildung zu entnehmen. Bei der Auswahl des Aktionsproduktes (Zeitschriftenabonnement eines Wirtschaftsmagazins) wurde darauf geachtet, dass ein für Produktzugaben typisches Produkt verwendet wurde und dass es für die Probanden (Studenten) eine ausreichende Relevanz besitzt. Dies ermöglicht es, die Studienergebnisse auch auf Produktbereiche zu übertragen, die hinsichtlich des Produktwertes und des Kaufrisikos dem Zeitschriftenabonnement vergleichbar sind. EINFLUSS VON WERT UND FIT EINER PRODUKTZUGABE Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sowohl der Wert einer Produktzugabe als auch ihr funktionaler Zusammenhang zum Aktionsprodukt einen positiven Einfluss auf die Beurteilung einer Produktzugabe aufweisen. Dabei messen die Konsumenten dem Wert einer Zugabe eine wesentlich höhere Bedeutung bei als dem funktionalen Bezug zum Produkt. Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass bei hochwertigen Zugaben der Produktfit offenbar keine Rolle bei der Beurteilung einer Zugabe spielt, jedoch im Falle einer geringwertigen Zugabe ein hoher funktionaler Bezug zum Aktionsprodukt als Voraussetzung für eine gute Bewertung der Zugabe angesehen werden kann. Die Ergebnisse der Studie zeigen außerdem, dass hochwertige Zugaben eine bessere Bewertung des Promotionangebots bewirken als geringwertige Zugaben. Allerdings führt der Einsatz hochwertiger Zugaben lediglich zu einer relativ schwachen positiven Wirkung der Zugaben hinsichtlich der Beurteilung des Promotionangebots. Auf den Einsatz geringwertiger Produktzugaben sollte verzichtet werden, da dies negative Ausstrahlungseffekte auf das Aktionsprodukt hat und nur zu einer äußerst geringen Kaufbereitschaft führt (siehe Grafik). Als Ursache dieser Bewertungsunterschiede kann folgende Überlegung angeführt werden: Ein Promotionangebot wird um so besser beurteilt, je besser die Produktzugabe und je besser das Aktionsprodukt bewertet werden. Folglich lässt sich auch nachvollziehen, dass bei einer entsprechend schlechteren Bewertung der Zugabe, wie im Falle der geringwertigen Zugaben Hörbuch und Schuhputzset, das Promotionangebot ebenfalls schlechter bewertet wird. Weiterhin belegen die Ergebnisse bei Zugaben, die über einen hohen funktionalen Bezug zum Aktionsprodukt verfügen Untersuchungsdesign Gruppe Aktionsprodukt I Produktzugabe Wertigkeit Produktfit Buchband hochwertig produktnah Hörbuch geringwertig produktnah Schnurlostelefon hochwertig produktfern Schuhputzset geringwertig produktfern Probandenzahl 51 46 44 51 absatzwirtschaft II III Abonnement Wirtschaftsmagazin ‚FAKT’ IV Science Factory 3/2007 8 Verkaufsförderung Bewertung der Zugaben bei einer entsprechend schlechteren Bewertung der Zugabe, wie im Falle der geringwertigen Zugaben Hörbuch und Schuhputzset, auch nur eine entsprechend geringe Absicht vorhanden ist, das Produktbündel zu kaufen. Interessant an diesem Befund ist die Tatsache, dass die Bewertung der Produktzugabe direkt eine bestimmte Kaufverhaltensabsicht nach sich zieht, ohne vorher eine Einstellungsänderung in Bezug auf das Aktionsprodukt zu verursachen. Das bedeutet für den Hersteller, dass er zum Beispiel durch eine entsprechend attraktive und hochwertige Zugabe direkt eine Kaufhandlung für sein Produkt auslösen kann. Durchschnittliche Bewertung der Zugaben 4,3 4,9 Buchband 5,1 3,1 4,3 4,8 4,7 Schnurlostelefon 3,0 3,2 4,6 Hörbuch 4,0 2,7 2,2 4,9 Schuhputzset 3,2 2,2 1 2 3 Einstellung zur Zugabe Einstellung zum Produkt Einstellung zum Produktbündel 1 = negative, …, 7 = positiv 4 5 6 7 Kaufabsicht 1 = gering, …, 7 = hoch (Buchband, Hörbuch), dass Konsumenten ihre Einstellung zu einer Zugabe zusätzlich über das Aktionsprodukt auf das Promotionangebot transferieren. Das bedeutet für Hersteller, dass sich der Einsatz von hochwertigen Produktzugaben mit hohem Fit insbesondere auch für Produkte lohnt, bei denen bereits eine sehr positive Einstellung bei den Konsumenten vorliegt, da sich somit die positiven Einstellungseffekte des Aktionsproduktes mit der Zugabe verstärken lassen. UNTERNEHMENPOLITISCHE FOLGERUNGEN Unternehmen sollten bei der Auswahl von Produktzugaben in erster Linie auf für Konsumenten attraktive und hochwertige Produktzugaben zurückgreifen. Wird aus Kostengründen eine geringwertigere Zugabe gewählt, so sollten Unternehmen darauf achten, dass diese Produktzugabe einen hohen funktionalen Bezug zum Aktionsprodukt aufweist. Auslösen einer Kaufhandlung Weiterhin wird durch die Untersuchung belegt, je besser eine Produktzugabe und folglich das Produktbündel bewertet wird, um so höher ist die Absicht der Konsumenten, das Promotionangebot zu erwerben. Folglich lässt sich auch hier nachvollziehen, dass Manipulation der Kunden? Im Rahmen der Untersuchung wurde auch der Frage nachgegangen, inwiefern die Befragten das Promotionangebot als Manipulation durch den Hersteller wahrnehmen. Hier trat erstaunliches zu Tage. Prinzipiell wurden die Produktzugaben mit einem geringen Fit zum Aktionsprodukt eher als Manipulation durch den Hersteller wahrgenommen als die Zugaben mit hohem Fit. Die Kunden „durchschauen“ die Verkaufsbemühungen der Hersteller und bewerten in Folge dessen auch das Promotionangebot schlechter. Festzuhalten bleibt, dass die Befragten derartige Manipulationsabsichten der Hersteller nur bei Zugaben mit geringem Fit, nicht jedoch bei Zugaben mit einem hohen Fit zum Aktionsprodukt unterstellen. EMPFEHLUNG Die Ergebnisse haben gezeigt, dass sich positive Einstellungseffekte in Bezug auf Promotionaktionen mit Zugaben und in dessen Folge Absatzsteigerungen am ehesten mit hochwertigen Produktzugaben, die über einen hohen funktionalen Zusammenhang zum Aktionsprodukt verfügen, realisieren lassen. Sofern Anbieter auf Zugaben zurückgreifen, die nur einen geringen Produktfit aufweisen, besteht die Gefahr von Reaktanzen der Konsumenten, da sie die Anreicherung der Produkte mit Zugaben als Manipulation des Herstellers wahrnehmen. Diese Gefahr ist gerade bei den Konsumenten groß, die nicht zu den ausgesprochenen „Schnäppchenjägern“ gehören. AUTOREN Prof. Dr. Roland Helm ist Inhaber des Unilever-Stiftungslehrstuhl für Allgemeine BWL Absatzwirtschaft, Marketing und Handel an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Antje Mark (Mi.) und Sabine Bley (re.) sind Mitarbeiterinnen von Prof. Helm. Kontakt: [email protected] absatzwirtschaft Science Factory 3/2007 9