Facharbeit von Eva Wallner HÖRERZIEHUNG IM KINDESALTER Eingereicht bei Peter Wesenauer Hans Ebner Musikum Salzburg Schuljahr 2007/2008 Kleine Menschen große Ohren Hörerziehung im Kindesalter Vorwort Musikerziehung in der Volksschule hat die Aufgabe, alle Kinder zum Singen, Musizieren, bewussten Hören, zum Bewegen und zum kreativen, musikalischen Gestalten hinzuführen. Musikunterricht soll die Kinder zu lustbetonter, musikalischer Betätigung anleiten und ihnen die Möglichkeit geben, Freude, Bereicherung und Anregungen durch die Musik zu erfahren. Musikalische Aktivitäten wirken auf die Persönlichkeitsbildung von Kleinkindern, Volksschülern und Jugendlichen nachhaltig ein. Mir als Volksschullehrerin ist es daher ein großes Anliegen, Kindern so früh wie möglich Wege zur Musik zu öffnen, die Lust am aktiven Musizieren zu wecken und einfach meine Freude und Begeisterung zur Musik weitergeben zu dürfen. In meiner Facharbeit möchte ich speziell auf einen Teilbereich des Musikunterrichts eingehen, mit dem wir zwar unbewusst täglich zu tun haben, welcher aber neben Singen, Musizieren und Bewegung vielleicht doch immer ein bisschen zu kurz kommt, nämlich der Lehrplanbereich des bewussten Hörens. Auf der Suche nach einem geeigneten Thema für meine Facharbeit war mir wichtig, etwas auszuwählen, wovon ich selbst für meinen eigenen Musikunterricht profitieren kann. Beim Durchblättern des Lehrplans für Musik bin ich dann auf dieses Thema gestoßen. Gleich befragte ich meine Lehrerkollegen, die den Bereich der Hörerziehung zwar auch wichtig und interessant finden, mir jedoch ebenfalls bei meiner Materialiensuche nicht weiterhelfen konnten. Warum dieses Thema in der Volksschule keine sehr wichtige Rolle spielt, wurde mir erst bewusst, als ich auf der Suche nach Materialien und Fachliteratur bemerkte, dass es nur wenige Bücher zu diesem Thema gibt. In den meisten Büchern zur musikalischen Früherziehung und Musikerziehung in der Volksschule ist Hörerziehung auf wenige Seiten beschränkt und enthält nicht sehr viele Informationen. Meiner Meinung nach ist dies ein wesentlicher Grund dafür, dass Hörerziehung keinen hohen Stellenwert hat und nur wenige Pädagogen auch gezielte Aktivitäten zur Hörerziehung durchführen. Hörerziehung im Kindesalter -1- In meiner Arbeit möchte ich versuchen, die Wichtigkeit von musikalischer Hörerziehung zu verdeutlichen und neben einem kurzen theoretischen Teil auch praktische Übungen und Beispiele, die ich jetzt schon selbst ausprobiert habe erläutern. Hörerziehung im Kindesalter -2- 1. Hören 1.1 Der menschliche Hörbereich Über das schallübertragende Medium Luft erreichen die Schwingungen des Schallerregers unser Ohr. Hier folgt die Umwandlung der akustischen Reize in nervöse Impulse, die im Hörzentrum der Großhirnrinde geordnet und weiterverarbeitet werden. Ein gesundes menschliches Ohr nimmt Schwingungen von ca. 16 Hz in der Tiefe bis etwa 20 000 Hz im oberen Bereich wahr. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Fähigkeit ab. Töne um 16 Hz, das sind zum Beispiel die tiefsten Pedaltöne der Orgel, erscheinen uns jedoch nur als vibrierendes Brummen. Dagegen wirken die hohen Töne der Piccoloflöte um 3500 Hz auf uns schrill und zum Teil schon schmerzhaft. Noch höhere Frequenzen werden als Grundtöne kaum genutzt, sie bleiben den mitschwingenden Obertönen vorbehalten. Ein auf beiden Ohren gut hörender und im Hören geübter Mensch kann Differenzen bis 1/60 eines Ganztonschrittes feststellen. Ebenso vermag er über 300 Lautstärken auseinander zu halten. 1.1.1 Das absolute Gehör Als absolutes Gehör oder Tonhöhengedächtnis bezeichnet man das exakte Erkennen und Singen von Tonhöhen ohne äußere Hilfsmittel. Medizinische Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass fast jeder Mensch von Geburt an die Fähigkeit besitzt, ein absolutes Gehör zu entwickeln. Meistens wird diese Gabe aber im Laufe des Lebens verloren, weil sie nicht zur Anwendung kommt. Hört ein Kind eine bestimmte Melodie immer wieder in der gleichen Tonart, kann es eher ein absolutes Gehör entwickeln, als ein Kind, dem sämtliche Kinderlieder ständig in einer anderen Tonhöhe vorgesungen werden. Daher fördert auch das frühe Erlernen eines Musikinstrumentes die Entwicklung eines absoluten Gehörs. Hörerziehung im Kindesalter -3- 1.1.2 Das relative Gehör Unter relativem Gehör versteht man das Erfassen von Intervallen, Leitern, Klängen, Harmonien, Rhythmen, Formabläufe usw. Es ist für die Musizierpraxis das wichtigere und ist durch gezielte Gehörbildung zu schulen. Die meisten Menschen können Tonhöhen nur relativ unterscheiden, das heißt ihnen vorgespielte Töne nach Tonhöhe ordnen, jedoch nicht die absolute Tonhöhe erkennen. Sie singen Lieder korrekt nach, die Wahl der Tonart findet aber mehr oder weniger zufällig statt. Menschen mit relativem Gehör können im Rahmen der Gehörbildung lernen, durch Memorieren eines gegebenen Tones (z. B. von einer Stimmgabel) wie ein Absoluthörer Töne zu bestimmen und anzugeben. 1.2 Gehörschäden Neben der geistig-seelischen Überlastung durch akustische Einwirkungen spielen heute leider die körperlichen Schädigungen eine bedrohlich große Rolle: Die allzu laute Umwelt, die immer leistungsfähiger und kleiner werdenden Mittler und die heutigen Hörgewohnheiten (Lautstärke) verursachen zunehmend Gehörbeeinträchtigungen bei Menschen mittlerer und jüngerer Altersstufen. Besonders heimtückisch sind vor allem Kopfhörer. Die Gehörbelastungsgrenze ist mit ihnen schnell erreicht und überschritten, beim Hören überwiegen die Lustgefühle bei weitem, von Schmerz- oder Alarmsignalen keine Spur. Wenn eine Gehörsbeeinträchtigung festgestellt wird, haben sich bereits irreparable Schäden unbemerkt etabliert. Besonders überraschte mich die Tatsache, dass zum Beispiel Kopfhörer höhere Schallpegel erzeugen als Discos, werden aber natürlich nicht so stark empfunden. Die schwerwiegenden Folgen von zu lautem Musikhören werden meistens unterschätzt. Es ist daher von großer Bedeutung, Kinder früh genug aufzuklären, um sie vor derartigen Hörschäden zu bewahren. Für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist es entscheidend, dass eine Hörschädigung so früh wie möglich diagnostiziert und versorgt wird. Es gibt kein Kind, das zu jung oder zu stark beeinträchtigt ist, um eine Hördiagnostik durchführen zu können. Hörerziehung im Kindesalter -4- 1.2.1 Anzeichen einer unerkannten Schwerhörigkeit bei Kindern - Die gesprochene Sprache ist auffällig - Das Kind spricht sehr laut und liebt geräuschvolle Spiele - Verse und Lieder werden kaum mitgesprochen oder mitgesungen - Das Kind versteht in der großen Gruppe schlechter als im Dialog - Das Kind ist unkonzentriert beim Erzählen, Singen oder Vorlesen - Das Kind ist leicht ablenkbar - Das Kind ermüdet früher als andere Kinder - Das Kind hat Gleichgewichtsprobleme 2. Hörerziehung Musik bzw. Hörerziehung spielt bei der Entwicklung des Kindes eine große Rolle. Sie beeinflusst die gesamte Persönlichkeit des Kindes – vom Säugling über das Grundschulkind bis zum jugendlichen und erwachsenen Menschen. Hörerziehung kann in folgender Weise die kindliche Entwicklung positiv beeinflussen: • Die Umwelt, der die Neugier und Lernlust des Kindes gelten, weckt mit ihren Höranreizen Chancen zum Beobachten, Fragen, Experimentieren, Versuchen und Wiederholen. • Durch Hörerlebnisse lernt das Kind, seine Mitwelt besser zu unterscheiden. • Rhythmisches Sprechen und Singen üben einen guten Einfluss auf die Atmung, die richtige Betonung und die saubere Lautbildung aus. • Die Fähigkeit des Kindes, sich etwas zu merken und es wiederzugeben, wird mit Hilfe von einfachen Liedern positiv beeinflusst. • Musik bzw. Hörerziehung fördert die Aufmerksamkeit und Konzentration. • Rhythmisch- musikalische Bewegungsformen schulen die Grob- und Feinmotorik des Kindes. Die Kinder lernen, mit ihrem Körper, ihren Händen und Füßen besser zurechtzukommen. Hörerziehung im Kindesalter -5- • Musik bzw. Musik hören, erzeugt Atmosphäre, unterstützt Stimmungen, bietet Möglichkeiten, Gefühle wie Freude, Trauer oder Liebe auszudrücken. • Musik kann aber auch Ventil für Aggressionen sein, die im Lied oder im Rhythmus aufgefangen, gelenkt und ausgelebt werden können. 2.1 Wichtige Bereiche der Hörerziehung Bei Hörerziehung im Kindergarten bzw. in der Volksschule unterscheidet man zwei verschiedene Arten: • Auditive Wahrnehmungsförderung • Musikalische Hörerziehung Beides sind wichtige Bereiche der Hörerziehung, wobei die musikalische Hörerziehung sozusagen eine Fortsetzung der auditiven Wahrnehmungsförderung ist. Wenn Kinder verschiedene Töne oder Klänge von Instrumenten nicht differenziert wahrnehmen können, wird es ihnen auch nicht gelingen, ein Musikwerk differenziert zu hören. Ich möchte nun beide Arten der Hörerziehung näher beschreiben, wobei ich mich vor allem auf das Buch „Freude an Musik gewinnen“, von Hermann Große Jäger stützen werde. 2.1.1 Auditive Wahrnehmungserziehung Fast alle Kinder sind zur heutigen Zeit einer täglichen Reizüberflutung ausgesetzt. Dem Kind ist es kaum möglich während des Tages zur Ruhe zu kommen, da es ständig von Geräuschen und Stimmen umgeben ist. Dies beginnt häufig schon auf dem Weg in die Schule, wenn die Eltern das Radio im Auto einschalten. Die Berieselung mit Musik und anderen Geräuschen beginnt und setzt sich den ganzen Tag über fort. Sei es im Einkaufszentrum Hörerziehung im Kindesalter -6- oder im Wartezimmer eines Arztes, Musik erklingt zur heutigen Zeit schon fast überall. Durch die ständige Berieselung mit akustischen Reizen verliert das Kind die Fähigkeit bewusst hinzuhören und zu lauschen. Akustische Reize werden oft nur noch unbewusst wahrgenommen. Durch den ständigen Geräusche- und Lärmpegel wird das innere Ohr abgestumpft und vielen Kindern sind sogar nur noch laute Klänge und Töne zugänglich. Ziel der auditiven Wahrnehmungserziehung sollte es sein, dem entgegen zu wirken. Auf spielerische Art und Weise soll zu bewusstem Hinhören erzogen werden. „ Wir können den abstumpfenden Konsum von Musik nicht verbieten, wir können aber Verhaltensweisen üben, die vom Zwang des Musikkonsums unabhängig machen.“ (Hermann Große Jäger 1983, 136) 2.1.1.1 Inhalte der auditiven Wahrnehmungserziehung „Man will es nicht wahrhaben, aber es stimmt dennoch: Den wirklichen Wert eines Brotes schmeckt man dann, wenn man Hunger hat. Das Gleiche gilt für das Hören: Musik hat mehr Bedeutung, wenn man sie nicht immer zur Verfügung hat.“ (Hermann Große Jäger 1983, 137) Dies sollte man auch im Kindergarten und in der Schule nicht aus den Augen verlieren und mit den Kindern immer wieder bewusste Momente erleben, in denen keine Musik erklingt, und auch andere Geräusche nicht nur nebenbei auf uns einwirken. Es ist wichtig, auch Stille wahrzunehmen, und immer wieder Momente in den Alltag einzubringen, in denen man sich auf leise, vielleicht sogar weit entfernte Geräusche konzentriert. Hörerziehung im Kindesalter -7- Ich selbst habe in meiner Klasse das Ritual eingeführt, immer am Beginn des Morgenkreises darauf zu hören, was um uns geschieht, und was wir alles wahrnehmen können. Es ist erstaunlich, wie genau Kinder hinhören, und welche Geräusche sie dabei wahrnehmen. Nur wenn Kinder genau hinhören können und sich auf leise Geräusche konzentrieren können werden sie Musik differenziert wahrnehmen. Dieses Wahrnehmen wird vor allem durch das Erarbeiten der Parameter der Musik geübt und gefördert. Das Kennen und Erkennen der verschiedenen Eigenschaften der Musik ist auch Grundvoraussetzung für musikalische Hörerziehung beziehungsweise das Hören von komplexen Musikwerken. Die so genannten Parameter der Musik unterteilen wir in: Klangfarbe Die Klangfarbe hängt vom Material ab, mit dem ein Klang erzeugt wird. Dabei ist es zum Beispiel wichtig, mit den Kindern zu erarbeiten, aus welchem Material das Instrument gebaut ist. Ein Instrument aus Metall klingt anders als eines aus Holz. Weiters wird die Klangfarbe beeinflusst von der Art der Klangerzeugung. Instrumente können mit verschiedenen Gegenständen angeschlagen werden und klingen deshalb anders. Beispiele: • Geräuschememorie • Alltagsgeräusche erkennen • Klanggeschichten (z.B. Instrumente versch. Tieren zuordnen können) Klangraum / auditive Lokalisation Die Bezeichnung Klangraum meint den Ort bzw. die Richtung, aus der das Instrument erklingt. Dies verlangt die Fähigkeit, eine Geräuschquelle räumlich einzuordnen und die Richtung aus der ein Geräusch oder ein Klang kommt zu erkennen. Hörerziehung im Kindesalter -8- Bereits Kinder im Vorschulalter sind sehr gut fähig die Klangrichtung zu unterscheiden, was vor allem im Straßenverkehr eine wichtige Rolle spielt, um Gefahren frühzeitig erkennen zu können. Beispiel: • Blinde Kuh • Finden einer versteckten Geräuschquelle Klanghöhe Bei der Klanghöhe ist es wichtig, die Kinder nicht zu überfordern. Als Einstieg sollte man daher nur ganz hohe und ganz tiefe Töne verwenden. Erst mit der Zeit werden die Kinder es schaffen, auch „mittelhohe“ Töne von hohen und tiefen zu unterscheiden. Zum Erarbeiten dieses Bereiches dienen einfachste Möglichkeiten. Beispiel: • Töne mit ihrem Körper nachahmen • Klangstäbe der Höhe nach ordnen Hörerziehung im Kindesalter -9- Klangdauer In diesem Bereich geht es darum, wie lange ein Instrument das einmal angeschlagen wurde, klingt. Vorerst sollte jedes Instrument gesondert gehört und erarbeitet werden. Als zweiter Schritt können mit den Kindern die Instrumente auch eingeteilt werden. Die Zuordnung könnte zum Beispiel nach lang-, mittel- und kurzklingend erfolgen. Dabei ist es auch wichtig, die Kinder darauf hinzuweisen, dass man die Klangdauer bei bestimmten Instrumenten selbst verändern kann. Man kann den Klang einer Triangel verkürzen, wenn man den Ton „stoppt“, indem man die Hand auf den Klangkörper legt. Auch diesen Bereich der Tondauer können Kinder mit ihrem eigenen Körper erfahren. So lange ein Ton klingt, stehen sie, hört er auf, setzen sie sich auf den Boden. Um noch differenzierter zu hören, können sich die Kinder auch dem Ton entsprechend immer kleiner machen. Besonders eignen sich dazu der Gong und das große Becken. Beispiel: • Klangkette: Jedes Kind schlägt sein Instrument erst dann an, wenn der vorherige Ton vollständig verklungen ist • Grosses Becken und Gong Hörerziehung im Kindesalter - 10 - Lautstärke und Tempo Um mit Kindern klassische Musik bewusst hören zu können, ist es sehr wichtig, diese beiden Eigenschaften genau zu erarbeiten, da mit Lautstärke und Tempo sehr viel ausgedrückt werden kann. Mit diesen beiden Eigenschaften können Stimmungen und Gefühle in der Musik sehr gut wiedergegeben werden. Das Erarbeiten von Lautstärke und Tempo kann gut in den Schulalltag eingebaut werden. Wenn die Kinder beim Aufwärmen vor dem Turnen zur Trommel laufen, kann man sie durch unterschiedliches Spielen auf der Trommel zu differenziertem Hören auffordern. Die Kinder sollen sich entsprechend der Trommel bewegen. Spielt die Trommel schnell sollen sich auch die Kinder schnell bewegen und das Gleiche bei langsamen Trommelschlägen. Zum Erarbeiten von laut und leise können zum Beispiel den Trommelschlägen Tiere zugeordnet werden. Bei leisen Trommelschlägen dürfen sich die Kinder wie schleichende Katzen im Raum bewegen, bei lauten Trommelschlägen dürfen sie einen Elefanten nachahmen. Die Kinder können natürlich auch eigene Beispiele einbringen, welche Tiere sie welchen Schlägen zuordnen wollen. Beim Ausprobieren dieser Unterrichtseinheit habe ich festgestellt, dass sich Kinder sehr leicht dafür begeistern lassen, wenn man diese Übungen in für sie interessante Spiele verpackt. Um bei Kindern den Vorgang des unterscheidenden Hörens anzuregen, muss er mit Handeln und mit Anschauung verbunden sein. Nur was sie selbst erleben und ausprobieren können ist interessant und bleibt ihnen lange in Erinnerung. 2.1.2 Musikalische Hörerziehung Bei der musikalischen Hörerziehung geht es darum, Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Sie ist nicht auf akustische Einzelereignisse, sondern auf deren Bezug zueinander gerichtet. Hörerziehung im Kindesalter - 11 - Der Bereich der musikalischen Hörerziehung umfasst das • beiläufige Hören von Musikwerken und das • gesammelte Hören von Musikwerken Es ist sehr wichtig im Musikunterricht zwischen diesen beiden Bereichen zu unterscheiden. 2.1.2.1 Beiläufiges Hören von Musikwerken Im Kindergarten und in der Schule treten immer wieder Situationen auf, in denen Musik als Hintergrund eingespielt wird. Bei Stilleübungen und Legearbeiten wird oft Musik eingeschaltet, von den Kindern aber teilweise nicht wahrgenommen. Um dies zu verhindern, sollten die Kinder von den Pädagogen darauf aufmerksam gemacht werden, dass Musik im Hintergrund läuft. Sie sollten auch bei der Entscheidung welche Musik eingeschaltet wird, mitwirken dürfen. „Sie soll nicht einfach als klanglicher Hintergrund eingespielt werden, sich nicht unbemerkt einschleichen.“ (Große Jäger, Hermann 1983,144) Die Musik dient hier zur positiven Anregung und zur Verbesserung der Atmosphäre. Natürlich muss Musik nicht unbedingt von einem Tonträger kommen, sondern kann auch selbst gespielt werden. Wichtig ist, dass die Kinder das Instrument schon kennen, da sonst die Gefahr besteht, dass sie sich auf die Flöte im Hintergrund und nicht auf ihre eigentliche Tätigkeit konzentrieren. 2.1.2.2 Konzentriertes Musikhören Beim konzentrierten Hören von Musik ist es entscheidend, welche Methoden verwendet werden. Bei Kindern im Kindergarten scheidet die Sprache als Verständigungsmittel über die Musik weitgehend aus. Da bei Kindern die Fähigkeit über die Musik zu sprechen meist nur wenig entwickelt ist, kommt es zu der falschen Annahme, sie können Musikwerke nicht angemessen hören. Dies ist meiner Meinung nach Hörerziehung im Kindesalter - 12 - auch der Grund, warum das konzentrierte Hören von Musikwerken bei kleineren Kindern keinen besonderen Anklang findet. „Wer mit Kindern Musik hört, und sie in Bewegung, Zeichen, Farben und Spiel übersetzt, wird erstaunt sein, wie genau Kinder Musik hören können.“(Große Jäger, Hermann: 1983,144) Es gibt verschiedene Methoden, durch die nachweislich ein gesammeltes, erlebnisbetontes und gleichzeitig differenzierendes Musikhören von Kindern gefördert werden kann. Hier nun einige Methoden, die sich meiner Meinung nach besonders gut eignen: 2.2 Werkbegegnung Die erste Werkbegegnung sollte vom Lehrer aus möglichst objektiv und ohne Wertung erfolgen. Bei der Auswahl der Hörbeispiele sollte man sehr vielseitig sein und nach didaktischen Überlegungen vorgehen – Einseitigkeit ist bereits Manipulation. Dies schließt jedoch nicht aus, dass vorzüglich solche Kompositionen methodisch aufbereitet werden, zu denen der Lehrer eine besondere Beziehung hat. Das persönliche Engagement des Pädagogen kann für die Anbahnung eines Werkerlebnisses beim Schüler von großer Bedeutung sein. Der persönlichen Erlebnisfähigkeit des Schülers muss auf jeden Fall ein gewisser Freiraum geboten werden. Ein besonders wichtiger Erlebnishintergrund des Hörens ist das Erkennen und Wiedererkennen bestimmter Teile (musikalischer Themen). Es führt zu einem Lusterlebnis, das bereits beim Kleinkind beobachtet werden kann. Musikalische Wendungen erscheinen dem Hörer dann hervorstechend, wenn sie ihm vertraut sind. Der Lehrer hat nun die Möglichkeit, aufgrund dieser Kenntnis Musik auszuwählen, die in ihrer Struktur dem Schüler vertraut ist. Negative Vorurteile schaltet man durch unvorbelastete, unbekannte Beispiele aus und kann zusätzlich Neugierde und Interesse wecken. 2.2.1 Auswahl von Musikbeispielen Bei der Auswahl von Musikbeispielen, die im Unterricht eingesetzt werden sollen, sind einige Vorüberlegungen anzustellen. Musikalisch weniger erfahrene Hörerziehung im Kindesalter - 13 - Kinder hören komplexe Musik oft umso sachlicher, je jünger sie sind. Mit zunehmendem Alter häufen sich fachfremde Assoziationen. Die Hörerziehung muss aber nicht unbedingt mit kleinen einfachen Kompositionen begonnen werden, von denen man progressiv zu immer anspruchsvolleren Beispielen fortschreitet. Oft erregen große Orchesterkompositionen stärker die Aufmerksamkeit als einfache Klavierstücke. Das Prinzip vom Einfachen zum Komplizierten lässt sich so im Bereich der Höraufgaben für die Kinder verwirklichen. 2.2.2 Vorbereitungen vor dem ersten Hören von Musikstücken Vor dem ersten Hören ist es wichtig, dass eine möglichst spannungsfreie Atmosphäre in der Klasse herrscht, da die emotionale Bereitschaft, sich auf ein Musikstück einzulassen, in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Außerdem sollte die Umgebung aufgeräumt sein, denn äußere Unruhe überträgt sich oft auf die innere Verfassung. Es ist von Vorteil, wenn sich die Kinder beim ersten Hören nicht gegenseitig ansehen können oder die Augen schließen, damit sie durch Blicke von Mitschülern nicht abgelenkt werden können. Diese Vorbereitungen vor dem ersten Anhören gelten auch für alle anderen Formen der Musikbegegnung in der Hörerziehung. 2.2.3 Methoden des Musikhörens Durch Praxis und Reflexion wurden verschiedene Methoden entdeckt, durch die nachweislich ein gesammeltes, erlebnisbetontes und gleichzeitig differenzierendes Musikhören von Kindern gefördert werden kann. Allen gemeinsam ist, dass man handelnd mit Musik umgeht. Nicht allein der Erwachsene soll vorgeben, wie das geschieht – wichtig ist auch hier eine aufbauend – entwickelnde Methode, die Kindern Raum gibt, eigene Gestaltungsformen zu finden und einzubringen. Hörerziehung im Kindesalter - 14 - 2.2.3.1 Bewegung zur Musik Bewegung ist die ursprüngliche Antwort von Kindern auf Musik. Bei Kleinkindern sollte genau hier angesetzt werden. Kinder können bei dieser Methode die Körperbewegungen in Entsprechung zur Musik machen. Durch Bewegung können die Kinder das Tempo und Tempoveränderungen erleben, dynamische Veränderungen (laut – leiser) bemerken und auf die Gliederung der Musik aufmerksam werden, wenn jeder Teil eine eigene Bewegungsfigur bekommt. Kinder können so gemeinsam Tänze zu Musikstücken erfinden. Ideen der Kinder werden von den Pädagogen aufgenommen und gemeinsam mit den Kindern zu einem Tanz verarbeitet. Zur Bewegung nach Musik gehört auch das Mitspielen mit Körperinstrumenten, also Klatschen, Patschen und Stampfen. 2.2.3.2 Eine Geschichte zur Musik erfinden Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten um die Musik mit einer Geschichte zu verbinden. Zum einen ist es möglich, dass die Pädagogen selbst eine passende Geschichte zur Musik erzählen, und die Kinder zu „Akteuren“ werden. Die Geschichte kann zum Beispiel nachgespielt oder durch Bewegungen verdeutlicht werden. Um den Kindern aber auch selbst die Möglichkeit zu bieten sich in ihrem Hörverständnis zu überprüfen, sollte man es ihnen ermöglichen, nach einiger Zeit ohne Anleiten der Pädagogen die Geschichte nachzuspielen oder vielleicht sogar nachzuerzählen. Eine weitere Möglichkeit, die sich allerdings nur für Kinder eignet, die schon Erfahrungen im Bereich differenziertes Hören gemacht haben, wäre es, die Kinder selbst eine Geschichte dazu erzählen zu lassen. Da sich kleinere Kinder nicht vorrangig durch Sprache ausdrücken, ist es wichtig, vorher die Musik mit den Kindern zu erarbeiten. Dazu bieten sich die anderen Möglichkeiten an, die ich angeführt habe. Wenn die Kinder sich vorher zur Musik bewegt haben, wird es ihnen leichter fallen, die Musik in verschiedene Teile zu unterteilen und mit einer selbst erfundenen Handlung zu verbinden. Hörerziehung im Kindesalter - 15 - 2.2.3.3 Malen zur Musik Beim Malen zur Musik lassen sich zwei Stufen feststellen, diese sind aber oft nicht klar voneinander zu trennen. Erste Stufe: Die Zeichnungen der Kinder zeigen die emotionale Beeindruckung durch Musik in Verbindung mit außermusikalischen Inhalten. Innere Bilder, die die Musik erregt, werden wiedergegeben. Gefühle werden vor allem durch Farbe ausgedrückt. Diese Stufe wird auch als Stufe des gegenständlichen Malens bezeichnet. Beispiel: Bilder zur Musik von Vivaldi – „Der Frühling“ Die Kinder drücken hier ein inneres Bild, das die Musik bei ihnen auslöst aus. Einem Kind war es ein Bedürfnis, das Gewitter auszudrücken, dem anderen Kind war es hingegen wichtiger den herannahenden Regen zu verbildlichen. Es lässt sich schon hier erkennen, wie unterschiedlich die Zeichnungen sein können. Beim Malen zur Musik gibt es verschiedenste Möglichkeiten seine Gefühle auszudrücken, wobei es sehr wichtig ist, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt und die Kinder frei nach ihren Vorstellungen zeichnen können. Hörerziehung im Kindesalter - 16 - 2. Stufe: Die Zeichnungen sind geprägt von Linien und Grafiken, in denen musikalische Bewegungsimpulse wiedergegeben werden (Formabläufe). Solche grafische Zeichen deuten auf Strukturelemente der Musik hin. Beispiel: Lautstärke Beispiel: Melodieverlauf 2.2.3.4 Musik szenisch oder pantomimisch darstellen Musik regt Phantasie und Assoziationen an. Eine zur Musik erfundene Szene, die pantomimisch gespielt wird, richtet das Ohr auf die Musik aus. Wenn Musik und Szenenablauf zusammenpassen sollen, bleibt nichts anderes übrig, als sich gesammelt der Musik zuzuwenden. 2.2.3.5 Zur Musik auf einfachen Instrumenten spielen Diese Methode wird meist noch viel zu wenig genutzt. „Während ein Kind auf einem Instrument zu bestimmten Musikabschnitten mitspielt, fühlt es sich wie selbstverständlich in das Gesamte der Musik ein.“ (Grosse Jäger 1989, 53) Hörerziehung im Kindesalter - 17 - Das Kind passt sich der Musik an. Es muss im Tempo mithalten, es erspürt rhythmische Betonungen, es hört genau auf Beginn und Ende der Musik oder der Teile zu denen es mitspielt. Das Kind muss auch auf Mitspieler hören, und auf Mitspieler Rücksicht nehmen. Es werden also nicht nur musikalische Fähigkeiten gefördert, sondern das Kind in seiner Ganzheit. Um den Einstieg zu erleichtern besteht die Möglichkeit mit Kindern Kärtchen anzufertigen, mit denen angezeigt wird, wer gerade spielen darf. Mit der Zeit sollten die Kinder aber fähig sein, ohne die Hilfe dieser Kärtchen selbstständig differenziert zu hören. Natürlich gibt es auch noch andere Methoden um mit Kindern Musik differenziert zu hören. Meiner Meinung nach sind diese aber die wichtigsten, und jene, die ich selbst schon erprobt habe, und die sich mit Kleinkindern und Volksschulkindern am besten umsetzen lassen. Besonders wirksam sind diese Methoden des Musikhörens mit Kindern, wenn man sie miteinander verbindet. Das Finden, Kombinieren und Wechseln verschiedener Methoden des Hörens soll das Kennzeichen des Musikhörens mit heutigen Kindern sein. 3. Entwicklungsstufen der musikalischen Erziehung Musik hören ist eine ständige Aufgabe im Kindergarten und in der Grundschule. Die Hörfähigkeit spielt in der musikalischen Förderung eine ganz wesentliche Rolle, unabhängig vom Alter des Kindes. Das Kind beobachtet, hört, erkennt und ahnt noch. Je mehr das Kleinkind lernt, Töne und Geräusche zu unterscheiden, um so besser wird es später Gegenstände, Personen und Situationen erkennen. 3.1 Was der Fötus alles kann Dass das Kind hört, weiß man einerseits aus seinen Reaktionen auf Musik und auf laute Geräusche in der Außenwelt, andererseits aus seinen Reaktionen auf Hörerziehung im Kindesalter - 18 - die Herztöne der Mutter. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die „Betroffenheit“ des Fötus durch einen Reiz zu erkennen: - seine beschleunigte Herztätigkeit - seine gesteigerte Beweglichkeit Verschiedene Studien belegen, dass der Fötus bereits im Mutterleib Musik differenziert wahrnehmen kann. Während Vivaldi und Mozart den Fötus beruhigen, verursachen Brahms und Beethoven sowie Rockmusik heftige Bewegungen, die als Unbehagen gedeutet werden können. Manche Mütter berichteten, dass sie ab der 25. Woche kein Konzert mehr besuchen konnten, da das Kind im Rhythmus der Orchestertrommeln hüpfte. 3.2 Die Welt musikalisch erkunden - Säuglingsalter Kaum hat ein Kind das Licht der Welt erblickt, begibt es sich auf eine lange, spannende Entdeckungsreise. Mit seinen Sinnesorganen nimmt es sofort Kontakt zur Außenwelt auf und beginnt, etwas über ihre Merkmale zu lernen. Es lernt neuartige Gerüche kennen, sieht verschiedene Farben und Formen und hört die unterschiedlichsten Klänge. Schon bei der Geburt ist der Gehörsinn von Babys gut entwickelt. Nach der Geburt können sie die Stimme ihrer Mutter von anderen Stimmen unterscheiden, vermutlich weil sie diese schon vom Mutterleib kennen. Rhythmische Körperbewegungen zur Musik oder gleichmäßigen Geräuschen – wie etwa dem der Waschmaschine – ist ein Phänomen, dass bei fast allen Kindern, sobald sie sitzen können, bis etwa zum Ende des zweiten Lebensjahres zu beobachten ist. Das Baby lernt zunehmend besser, eine Abfolge von Lauten als gesamtes Muster zu erkennen. Es gelingt ihm sogar schon verschiedene Melodien zu unterscheiden. Wenn ein Kind ein Jahr alt ist, unterscheidet sich seine Hörfähigkeit kaum noch von jener der Erwachsenen. Ein Unterschied bleibt allerdings bestehen: Die Fähigkeit, tiefe Töne und Geräusche zu unterscheiden, ist erst nach einigen Lebensjahren voll entwickelt. Hörerziehung im Kindesalter - 19 - 3.3 Musik hören als Aufgabe der Kindergartenpädagogik Oft stellt sich die Frage, wie wird zum Hören in der Musikerziehung im Kindergarten erzogen. Erziehen wir die Kinder beim Singen, bei der Erfindung und Ordnung von Klängen, bei rhythmisch-musikalischer Erziehung und Kindertänzen nicht genug zum Hören? In der zeitgemäßen Musikerziehung sollte stets die Förderung des Hörens angestrebt werden. In der Vergangenheit ist man in der Musikerziehung im Kindergarten davon ausgegangen, dass es reicht, fast nur mit elementarer selbstgemachter Musik und gelegentlichen Hörübungen zu arbeiten. Erst in den letzten Jahren sieht es die Musikerziehung im Kindergarten als ihre eigenständige Aufgabe an, Kinder zum bewussten Hören komplexer Musik anzuregen. Kinder hören wie Erwachsene täglich viele Stunden Musik. Dadurch sind Gehör und Musikgeschmack schon vorgeprägt, wenn sie in den Kindergarten kommen. Diese absolute Reizüberflutung können wir immer wieder an vielen Kindern beobachten. Kinder müssen lernen, dass das innere Ohr nicht abgestumpft wird und nur noch auf laute und aggressive Klänge reagiert. Das innere Hören ist für die Menschwerdung des Menschen von größter Bedeutung. Erziehung und Einübung von Stille sind zahlreiche Möglichkeiten für die Musikerziehung im Kindergarten. Musik ist mehr, wenn sie nicht immer zur Verfügung steht! Der Mensch wird durch Musik in seinem ganzen Wesen erfasst. Wie Musik bereits auf Kleinkinder wirkt, sehe ich immer wieder in der Schule und bei Besuchen im Kindergarten. Kinder sind sofort vom Zauber der Musik gefangen. Jedes dieser Kinder ist musikalisch, weil es von der Musik berührt wird. Gerade Kleinkinder besitzen noch einen natürlichen Zugang zur Musik, sie reagieren spontan und unverfälscht, wenn sie eine Melodie hören. Was den Kindern die Beschäftigung mit Musik gibt, kann ihnen niemand jemals wieder nehmen. Musik macht es Kindern möglich, Gefühle auszudrücken, die sie nicht in Worte fassen können. Für jeden Pädagogen ist es möglich, ohne musikalische Vorbildung und mit wenigen Mitteln musikalisch viel zu erreichen, und die Herausforderung sinkt, wenn man es einfach immer wieder versucht. Hörerziehung im Kindesalter - 20 - 3.4 Musikunterricht in der Grundschule Musik und Musikunterricht sind integrierte Bestandteile unseres Schullebens. Musik begleitet uns durchs gesamte Schuljahr. Sie bereichert den Schulalltag und die Feste und Feiern im Jahresablauf. Die im Unterricht eingeübten Lieder und Musikstücke kommen in Gottesdiensten, bei kirchlichen Festen sowie bei Schul- und Klassenfesten zur Anwendung. Der Musikunterricht leistet einen Beitrag zur grundlegenden Bildung. Die gestalterischen Kräfte werden entwickelt und die Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit der Kinder erweitert. Beim eigenen Tun wird ein Hörverhalten angebahnt, das dazu befähigt, Musik bewusst wahrzunehmen. Im Musikunterricht soll die musikalische Hörfähigkeit des Kindes differenziert und verfeinert werden. Hierdurch werden Zugänge zu allen Arten von Musik eröffnet und Grundlagen für musikalisches Verständnis gelegt. 3.4.1 Bildungs- und Lehraufgaben zum Lehrplanbereich Hören - Geräusche und Klänge aus der Umwelt erkennen, benennen, nachahmen und in grafische Zeichen umsetzen. - Einige Musikinstrumente an ihrem Klang erkennen und benennen - Musik aus der Umwelt erfassen und dazu Stellung nehmen - Veränderungen im Verlauf von Musikbeispielen hören - Wirkungen von Höreindrücken beschreiben - Höreindrücke in grafische Zeichen umsetzen - Funktionsbereiche von Musik bestimmen - Komponisten und ihre Werke in beispielhaften Zusammenhängen kennen lernen - Musikalische Grundbegriffe erfassen und benennen Hörerziehung im Kindesalter - 21 - 4. Praktische Beispiele 4.1 Der Hummelflug von Nicolai Rimsky Korssakow Wie bin ich zu diesem Hörbeispiel gekommen: • Jahresthema: Rund um uns Musik • Empfehlung von Kollegen • Eigenes Interesse Welche Ziele möchte ich bei diesem Projekt vorrangig erreichen: • Spielerische Vermittlung der Parameter der Musik • Förderung der musikalischen Unterscheidungsfähigkeit • Differenziertes Hören eines Musikwerkes – dabei das Gelernte umsetzen • Kognitive Förderung: Sich den Ablauf der Musik merken und in Bewegung umsetzen • Musikalisch – rhythmische Förderung: Umsetzen des Gehörten in gezielte Bewegungen, verschiedene Abläufe erkennen und in Bewegung umsetzen können • Soziale/Emotionale Förderung: Auf andere Rücksicht nehmen (sehr schnelle Bewegungen), warten können bis ich dran komme beziehungsweise eine bestimmte Rolle oder ein bestimmtes Instrument spielen darf, Förderung des Selbstwertgefühls des Kindes Pädagogischer Wert: • Bewegungsförderung: sich zu verschiedenen Instrumenten bewegen • Emotionale/soziale Förderung: Rücksicht nehmen; warten können; jedes Kind kann irgendwann im Mittelpunkt stehen – Förderung des Selbstwertgefühls; sich an Regeln halten können • Kognitive Förderung: Aufgaben verstehen, merken und ausführen; Sprachförderung(verschiedene Begriffe kennen lernen und festigen) Hörerziehung im Kindesalter - 22 - Kurzer Unterrichtsablauf: • Sachinformation „Hummeln“ • Musikbeispiel anhören • Geschichte vorlesen oder frei erzählen • Geschichte gemeinsam mit den Kinder nachspielen • Kinder bewegen sich zur Musik • Zur Musik auf Instrumenten spielen • Zeichnen zur Musik 4.2 Die vier Jahreszeiten (Der Frühling) von Antonio Vivaldi Wie bin ich zu diesem Thema gekommen? • Klar strukturierter Aufbau • Das Stück war bereits einigen Schülern bekannt • gut geeignet für Instrumentenkunde Ziele: • Musikinstrumente am Klang erkennen und benennen • Veränderungen im Verlauf von Musikbeispielen hören • Wirkungen von Höreindrücken beschreiben • Höreindrücke in grafische Zeichen umsetzen • Gefühle und Stimmungen, die die Musik auslöst, wiedergeben • Eigenschaften des Frühlings den Abschnitten der Musik zuordnen Kurze Zusammenfassung des Ablaufs: • Hinführen zum Thema Frühling • Hören des Musikstücks • Über die vorkommenden Instrumente sprechen und diese der Musik zuordnen • Kinder malen Bilder, die die Musik bei ihnen auslöst • Zeichnen einer Hörleiste • Bewegung zur Musik mit Tüchern Hörerziehung im Kindesalter - 23 - Ich bin der Meinung, dass man an diesen beiden Hörbeispielen sehr gut erkennen kann, wie viele verschiedene Methoden es gibt, mit Kindern klassische Musikstücke zu hören. Es handelt sich hier um zwei unterschiedliche Musikwerke, was verdeutlichen soll, dass sich nicht nur eine bestimmte Art von Musik eignet. 4.3 Weitere empfehlenswerte Musikstücke • Peter und der Wolf (Sergej Prokofjew) • Karneval der Tiere (Camille Saint-Saens) • Die Zauberflöte (Wolfgang Amadeus Mozart) • Die Moldau ( Friedrich Smetana) Hörerziehung im Kindesalter - 24 -