Fachhochschule Münster Fachbereich Maschinenbau Prof. Dr. L. Göllmann H ÄUFIG AUFTRETENDE UND VERMEIDBARE F EHLER F REQUENTLY O CCURRING AND AVOIDABLE M ISTAKES In diesem Dokument werden einige, insbesondere in Klausuren häufig auftretende Fehler beschrieben. 1. komplexe Zahlen FALSCH ist beispielsweise p √ |4 + 3i | = 16 + 9i2 = 16−9. Bei der Betragsberechnung einer komplexen Zahl hat das i nichts in der Wurzel zu suchen. Es gilt für a, b ∈ R p | a + bi | = a2 + b2 RICHTIG ist also: √ |4 + 3i | = 16+9 = 5. 2. FALSCH ist, dass jede komplexe Zahl einen 4-er Zyklus beim Potenzieren besitzt! Eine komplexe Zahl muss nicht einmal zyklisch sein. Notwendig für zyklische Zahlen ist, dass sie auf dem Einheitskreis liegen. Hierbei sind neben dem 4-er Zyklus bei i oder −i auch weitere, sogar beliebige Zyklen möglich. Die n-te Einheitswurzel ξ n = exp(2πi/n) hat einen n-fachen Zyklus. So besitzt beispielsweise die komplexe Zahl √ 1 3 z= + i = exp(πi/3) = exp(2πi/6) = ξ 6 2 2 einen 6-er Zyklus. 3. Partielle Integration FALSCH ist beispielsweise: Z 1 0 x xe dx = = [ xe x ]10 − Z t e x dx 0 x 1 [ xe ]0 − [e x ]10 1 0 = 1 · e − 0 · e − e1 − e0 Hier wurde nicht beachtet, dass die durch das zweite Integral gegebene Differenz als Ganzes vom ersten Term subtrahiert werden muss. Es fehlen also die Klammern um die Differenz e1 − e0 . Wenn sie nicht notiert werden, dann muss ein Zeichenwechsel erfolgen. 1 RICHTIG IST: Z 1 0 x xe dx = [ xe x ]10 − Z t 0 e x dx = [ xe x ]10 − [e x ]10 = 1 · e1 − 0 · e0 − e1 + e0 4. Nullstellenberechnung bei Polynomen UNGÜNSTIG ist es im folgenden Beispiel ( x − 1)( x3 + 3x2 + 3x + 1) = 0 ⇐⇒ x4 + 3x3 + 3x2 + x − x3 − 3x2 − 3x − 1 = 0 ⇐⇒ x4 + 2x3 − 2x − 1 = 0, das Polynom auszumultiplizieren. Was beim Differenzieren und Integrieren die Arbeit erleichtert, ist für die Nullstellensuche in der Regel schlecht. Hier sind faktorisierte Formen der bessere Weg: ( x − 1)( x3 + 3x2 + 3x + 1) = 0 ⇐⇒ ( x − 1)( x + 1)3 = 0 ⇐⇒ x ∈ {1, −1} Um zu nachvollziehen zu können, warum x3 + 3x2 + 3x + 1 = ( x + 1)3 ist, werfe man einen Blick auf das PASCALsche Dreieck! Es gibt also zwei Nullstellen: x = 1 mit algebraischer Vielfachheit 1 (also einfach) und x = −1 mit algebraischer Vielfachheit 3 (also dreifach). 5. Berechnung von Eigenräumen Ein FEHLER liegt vor, wenn innerhalb der Berechung eines Eigenraums eine reguläre Matrix im Tableau auftaucht. Beispielsweise ist λ = 3 kein Eigenwert der Matrix ¶ µ 1 0 A= 0 2 Wenn nun (beispielsweise durch einen vorausgegangenen Rechenfehler bedingt) versucht wird, den Eigenraum zum (falschen) Eigenwert λ = 3 zu berechnen, so muss es zu einem Widerspruch kommen: µ ¶ −2 0 VA,λ = Kern( A − λE2 ) = Kern( A − 3E2 ) = Kern . 0 1 Die Matrix µ ¶ −2 0 0 1 ist aber regulär, der Kern besteht nur aus dem Nullvektor. Eigenräume sind aber mindestens eindimensional, sie enthalten nicht-triviale Vektoren als Eigenvektoren. Eigenvektoren sind stets nicht-trivial! Es kann auch passieren, dass zwar der Eigenwert stimmt, während der elementaren Umformungen jedoch ein Rechenfehler auftritt, der die sonst singuläre Matrix regulär macht. Sollte also im Verlauf der Eigenraum-Berechnung eine reguläre Matrix auftreten, so liegt STETS ein Fehler vor! 2 6. Sprachliche Ungenauigkeit Reelle Zahlen sind auch komplexe Zahlen (R ⊂ C). Um auszudrücken, dass eine Zahl z nicht reell ist, sollte nicht die Sprechweise verwendet werden z ist komplex“, son” dern einfach nur z ist nicht reell“. Wenn also eine Aufgabe gestellt wird der Art: ” Berechnen Sie alle komplexen Nullstellen von ( x2 − 1)( x2 + 1) = 0, so sind alle Nullstellen x ∈ C gemeint, also neben den nicht reellen Nullstellen −i und i auch die beiden reellen Nullstellen −1 und 1. ... to be continued ... 3