wärmedämmung im faktencheck

Werbung
WÄRMEDÄMMUNG IM FAKTENCHECK
Ohne Wärmdämmung keine Energiewende. Doch die öffentliche und mediale Diskussion zeigt: Es
besteht Informationsbedarf. Neben rationalen Themen wie Energieeinsparung und Wirtschaftlichkeit
werden Aspekte wie Baukultur, Brandschutz oder Algenbewuchs intensiv und zuweilen emotional
diskutiert. Deshalb hier einige Fakten im Überblick:
Brandschutz und WDVS
In Deutschland gelten strenge Brandschutzvorschriften, selbstverständlich auch für wärmegedämmte
Fassaden. Der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V. widmet dem Brandverhalten von
WDVS seit über 30 Jahren größte Aufmerksamkeit – und dies nicht nur in der prüftechnischen
Absicherung vorhandener Systeme, sondern auch bei der Entwicklung neuer Systeme oder
konstruktiver Besonderheiten. Oberste Ziele sind eine brandschutztechnisch sichere Verarbeitung
und Ausführung sowie die kontinuierliche Verbesserung der brandschutztechnischen Qualität des
WDVS im Gebrauchszustand. Im Jahr 2005 wurden auf eigene Initiative des Fachverbands WDVS
angesichts sich abzeichnender Steigerungen der Dämmstoffdicken Versuche an einem
Abbruchgebäude durchgeführt. Sie führten zur bauaufsichtlichen Zulassung von umlaufenden
Brandriegeln als Alternative zu den bereits früher nachgewiesenen Maßnahmen zum Sturzschutz. Die
Versuche wurden abgestimmt mit Bauaufsicht und Feuerwehr. Als relevantes Szenario wurde dabei
der Raumbrand festgelegt.
Nach Medienberichten über Brandereignisse im Zusammenhang mit WDVS hat sich die
Bauministerkonferenz des Bundes 2012 dem Thema Brandschutz angenommen und „bestätigt, dass
entsprechend der Zulassung hergestellte WDVS mit Polystyrol-Dämmstoffen sicher sind“ (Merkblatt
der Bauministerkonferenz, Stand 18.06.2015). Die tatsächliche Zahl von Fassadenbränden, bei denen
WDVS eine Rolle spielen, ist gering einzuschätzen, wenngleich eine detaillierte Statistik fehlt.
Zugenommen hat jedoch nach Erkenntnissen der von der Bauministerkonferenz eingesetzten
Expertengruppe die Häufigkeit einer Brandentstehung unmittelbar vor der Fassade, u.a. durch
brennende Müllcontainer oder Sperrmüll. Dieses Szenario einer Brandeinwirkung von außen wurde
im Rahmen eines Forschungsvorhabens im Auftrag der Bauministerkonferenz ohne
Industriebeteiligung untersucht. Dabei wurden zusätzliche Maßnahmen identifiziert, um WDVS mit
EPS-Dämmstoffen gegen dieses Brandrisiko noch besser zu schützen. Der Fachverband WDVS hat
seine Mitglieder nach Bekanntgabe der ersten DIBt-Hinweise auf die sich abzeichnenden
Zulassungsänderungen informiert und empfohlen, die Maßnahmen bereits frühzeitig umzusetzen.
Die Aktualisierung der Technischen Systeminformation WDVS und Brandschutz läuft und wird zur
Verfügung stehen, sobald die Zulassungsänderungen endgültig bekannt sind.
Der Fachverband WDVS empfiehlt darüber hinaus seit Jahren, bei der Ausführung von WDVS mit
Polystyrol-Dämmstoffen die Brandschutzmaßnahmen Sturzschutz bzw. Brandriegel grundsätzlich bei
allen Gebäudeklassen anzuwenden, auch wenn die Landesbauordnungen dies für Gebäude der
Klassen 1 bis 3 (bis 7 m Höhe) nicht zwingend erfordern. Diese Empfehlung gilt auch für die
zusätzlichen Brandriegel.
Weiterführende Informationen: Aktuelles zum Brandschutz von WDVS
Seite |1
Algen und Pilze auf WDVS
Algen und Pilze zählen zu den ältesten Lebensarten der Erde. Sie kommen nahezu überall in
unterschiedlichsten Ausprägungen vor und sind kein spezifisches Phänomen wärmegedämmter
Fassaden. Nach Erkenntnissen des Fraunhofer Instituts kommt es grundsätzlich auf allen
Außenbauteil-Oberflächen zu einer zunehmenden Belastung mit Algen und Pilzen. Ursache hierfür ist
ein günstiges Wachstumsklima durch die kontinuierlich abnehmende Luftverschmutzung und die
Zunahme nährstoffreicher Einträge z.B. aus der Landwirtschaft. Überall dort, wo Fassadenflächen
einer starken Feuchtebelastung ausgesetzt sind, steigt das Risiko für einen Befall.
Deshalb gilt der Grundsatz: Was trocken ist, bleibt algenfrei. Die beste Chance, Algenbewuchs an der
Fassade zu vermeiden, bieten bauliche Vorkehrungen wie beispielsweise größere Dachüberstände.
Zudem sollte die Belastung einer Fassade mit Spritzwasser vermieden werden. PKW oder
Heizungsanlagen erhalten eine regelmäßige Inspektion. Dies sollte auch für die Fassade gelten. Der
Fachverband WDVS empfiehlt Bauherren, mit dem Fachhandwerker einen Wartungsvertrag für die
Fassade abzuschließen. Kleinere Befallflächen können so unmittelbar beseitigt und eine weitere
Ausbreitung verhindert werden. Auf diese Weise bleibt die Fassade optisch schön und der technisch
einwandfreie Zustand des WDVS wird auch aus brandschutztechnischer Sicht auf Dauer
sichergestellt.
Weiterführende Informationen: „WDVS – trockene Fassaden“
Rückbau und Recycling von WDVS
Entsorgungsprobleme durch zurückgebaute Wärmedämm-Verbundsysteme sind in den nächsten
Jahrzehnten nicht zu erwarten. Auf diesen kurzen Nenner kommen Experten des Fraunhofer-Instituts
für Bauphysik Holzkirchen (IBP) und des Forschungsinstituts für Wärmeschutz
München (FIW) im Abschlussbericht einer vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung BMVBS im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ geförderten und vom
Fachverband WDVS sowie dem Industrieverband Hartschaum initiierten Forschungsarbeit. EPSDämmstoffe werden überwiegend der thermischen Verwertung und damit der Energiegewinnung
zugeführt.
Die Rückführung in den Stoffkreislauf kann über das sogenannte CreaSolv-Verfahren geschehen.
Dabei werden die Rohstoffe, die zur Produktion der Dämmstoffe eingesetzt werden,
zurückgewonnen. Derzeit ist dieses Verfahren aufgrund des geringen Aufkommens aus dem Rückbau
von WDVS nicht wirtschaftlich. Die Gründe für die derzeit geringen Abfallmengen bei Dämmstoffen
liegen zum einen in der Lebensdauer von WDVS, die in der Regel weit mehr als 40 Jahre beträgt, wie
jüngst eine Langzeitstudie bestätigt hat. Zum anderen in der Tatsache, dass WärmedämmVerbundsysteme in vielen Fällen aufgedoppelt statt rückgebaut werden. Damit wird der Lebenszyklus
von WDVS weiter verlängert und zusätzlich kann die Optik der Fassade dabei verbessert werden.
Dennoch arbeitet ein Projektteam derzeit an der Errichtung einer Pilotanlage zur Umsetzung des
Recycling-Verfahrens. Der Fachverband WDVS begrüßt dieses Projekt, denn es stellt die konsequente
Fortsetzung des Forschungsprojektes und der Aktivitäten des Fachverbandes in Richtung einer
vollständigen Kreislaufwirtschaft für WDVS mit EPS- und XPS-Dämmstoffen dar.
Weiterführende Informationen:
Positionspapier
Recycling-Studie Fraunhofer IBP
Forschungsreport Langzeitverhalten Fraunhofer IBP
Seite |2
Architektur und WDVS
In einigen Veröffentlichungen wird Wärmedämmung mit dem Ende der Baukultur gleichgesetzt: Ziel
der „Dämmstofflobby“ sei es, jedes Fachwerk und jeden Gründerzeitbau hinter einer dicken und
gesichtslosen Dämmstoffschicht verschwinden zu lassen. Tatsächlich aber kann eine gedämmte
Fassade sogar eine deutliche optische Verbesserung bewirken.
Eine fachgerecht angebrachte Fassadendämmung verbindet effektiven Wärmeschutz mit der
Möglichkeit, außergewöhnliche Ideen oder klassisches Design zu verwirklichen. Eine breite Palette an
Dämmstoffen erfüllt die unterschiedlichsten Ansprüche an Ökologie, Wirtschaftlichkeit sowie
Technik. Bei der Oberflächengestaltung ist beinahe alles möglich: formgebende Strukturputze,
faszinierende Farbwelten, schimmernde Keramik, glänzendes Metall, Natur pur in Holz und Stein
geben jedem Gebäude ein ganz individuelles „Gesicht“. Sollen oder dürfen Fassaden von außen nicht
verändert werden (z. B. aus Gründen des Denkmalschutzes), stellt die Innendämmung eine sinnvolle
Alternative dar.
Weiterführende Informationen:
„Design und Gestaltung“
Broschüre „Design – Wärme – Schutz“
Weitere Informationen zum Thema „Fassadendämmung – was stimmt und was nicht“ finden Sie
auch unter www.daemmen-lohnt-sich.de
Stand: 14.11.2015
Seite |3
Herunterladen