HHL – Leipzig Graduate School of Management UNIPLAN

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HHL – Leipzig Graduate School of Management
UNIPLAN LiveTrends 2006
Steuerung des Kommunikationsmix
im Kundenbeziehungszyklus
Eine branchenübergreifende Befragung
von Marketingentscheidern unter besonderer
Berücksichtigung der Live Communication
Manfred Kirchgeorg
Christiane Springer
in Kooperation mit
UNIPLAN International GmbH & Co. KG
Arbeitspapier Nr. 71
2. erw. Auflage
Copyright: Lehrstuhl Marketingmanagement
Leipzig 2006
Jede Form der Weitergabe und Vervielfältigung
bedarf der Genehmigung des Herausgebers
I
Zusammenfassung
Zum dritten Mal hat der Lehrstuhl Marketingmanagement in Kooperation mit der Live
Communication Agentur Uniplan International 398 Marketingentscheider in 9 Branchen über den Status quo, die Entwicklung ihrer Kommunikationsstrategie und den
integrierten Einsatz von Instrumenten der Live Communication befragt. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Schwerpunkt auf die Ausrichtung der Kommunikationsinstrumente in einzelnen Kundenbeziehungsphasen gelegt. Als Grundlage für
diese Analyse wurde die Zusammensetzung der Kundenstruktur der befragten Unternehmen nach Neukunden, Stammkunden und abgewanderten Kunden ermittelt.
Branchenübergreifend zählen zwei Drittel der Kunden zu den Stammkunden, sodass
der Kundenbindung in zunehmend wettbewerbsintensiveren Märkten eine erfolgskritische Bedeutung zukommt. Die vorliegenden Ergebnisse geben Auskunft darüber,
wie Unternehmen ihre Kommunikationsinstrumente in den einzelnen Kundenbeziehungsphasen aussteuern. Live Communication-Instrumente wie Messen und Events
erlangen dabei einen besonderen Stellenwert bei der Stammkundenbindung. Allerdings wird auch deutlich, dass viele Unternehmen ihr Kommunikationsbudget noch
nicht effizient aussteuern, nach der Devise „klassische Werbung für alle“. Spezifische
Hinweise liefert die Studie auch zum Einsatz von Live Communication-Instrumenten
im Multi-Channel-Mix, um einen Überblick über die Einbeziehung aller Customer
Contact Points zu erlangen. Differenzierte Auswertungen zu Effizienzsteigerungspotenzialen von Messen als Marketinginstrument der Markenhersteller und Anregungen
über Messekonzepte der Zukunft vertiefen die Diskussion.
Summary
For the third time, the Department of Marketing Management has conducted a survey
in cooperation with the live communication agency Uniplan International. 398 marketing managers from 9 different industries have been interviewed to find out about the
status quo and the development of their communication strategy as well as their use
of live communication instruments. In this survey the main focus has been on the
adoption of communication instruments in several phases of customer relations. The
analysis was based on the classification of the clients of the interviewed companies
into new customers, regular customers and lost customers. Concerning a crosssectoral view, two-thirds can be seen as regular customers. So, in highly competitive
markets customer loyalty is a matter of special importance and crucial for the success of a company. The results show how companies use and control their communication instruments effectively in several phases of customer relations. Live communication instruments such as trade fairs and events achieve special importance in
the field of regular customer loyalty. Nevertheless, it is also obvious that many com-
II
panies do not control their communication budget effectively and therefore act according to the slogan “classical advertising for all”. For an overview of the use of all
customer contact points, the study provides specific details for using live communication instruments in a multi-channel-mix. Differentiated analyses concerning the efficiency increase in potentials for trade fairs as marketing instruments deepen the discussion.
III
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ V
Tabellenverzeichnis................................................................................................... VI
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................. VII
1.
2.
3.
Herausforderungen der Markenkommunikation im Kundenbeziehungszyklus ... 1
1.1
Kundenstatus und Kundenbeziehungszyklus als Informationsgrundlage der integrierten Kommunikation............................................... 1
1.2
Potenziale von Live Communication im Kundenbeziehungszyklus .......... 2
1.3
Zielsetzung und Bezugsrahmen der Untersuchung ................................. 5
Analyse der empirischen Befunde der Untersuchung......................................... 8
2.1
Stichprobenzusammensetzung und Erhebungsdesign ............................ 8
2.2
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Kundenstruktur.. 9
2.3
Effektivität des unternehmens- und branchenspezifischen
Kommunikationsmix im Kundenbeziehungszyklus ..................................13
2.4
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Budgetverteilung und Entwicklung von Live Communication-Instrumenten
im Kommunikationsmix ...........................................................................18
2.5
Analyse des unternehmens- und branchenspezifischen Stellenwertes
von Live Communication-Instrumenten im Multi-Channel-Management .21
2.6
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Durchführung
von Erfolgskontrollen bei Live Communication-Instrumenten..................24
Profilierungspotenziale von Messen und Events ...............................................28
3.1
Austauschbarkeit als Profilierungsproblem von Messen und Events ......28
3.2
Analyse der Differenzierungsdimensionen von Messen und Events .......29
3.3
Bedeutung und Entwicklung von Messen................................................32
IV
3.4
Analyse von Messekonzepten der Zukunft..............................................34
4.
Sonderauswertung: Einsatz von Live Communication-Instrumenten zur
Weltmeisterschaft 2006.....................................................................................37
5.
Zusammenfassung und Ausblick.......................................................................39
Literaturverzeichnis ................................................................................................... IX
Anhang ....................................................................................................................XVI
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Problemzonen und Abschmelzverluste im Kundenbeziehungszyklus..4
Abbildung 2:
Bezugsrahmen der Studie UNIPLAN LiveTrends 2006........................6
Abbildung 3:
Zusammensetzung des Befragungssamples .......................................9
Abbildung 4:
Kundenstruktur des Gesamtdurchschnitts .........................................10
Abbildung 5:
Kundenstruktur in verschiedenen Marktphasen .................................12
Abbildung 6:
Kundenstruktur der Branchen ............................................................13
Abbildung 7:
Eignungsgrad der Kommunikationsinstrumente in
unterschiedlichen Kundenbeziehungsphasen....................................15
Abbildung 8:
Budgetanteil für Marketing-Kommunikation am Gesamtumsatz.........18
Abbildung 9:
Erfolgskontrolle des Gesamtdurchschnitts .........................................26
Abbildung 10: Erfolgskontrolle der Branchen ............................................................27
Abbildung 11: Austauschbarkeit von Messeauftritten und Eventinszenierungen ......28
Abbildung 12: Differenzierungsdimensionen von Messeauftritten.............................30
Abbildung 13: Differenzierungsdimensionen von Eventinszenierungen....................31
Abbildung 14: Zukunftsbedeutung von Messen als Vertriebsschiene .......................33
Abbildung 15: Anforderungen an Messekonzepte der Zukunft .................................35
Abbildung 16: Imagebedeutung und Marketingaktivitäten der WM 2006 ..................38
VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Zusammenfassung der Phasenkonzepte zu Austauschbeziehungen ..3
Tabelle 2:
Branchenspezifischer Eignungsgrad der Kommunikationsinstrumente in unterschiedlichen Kundenbeziehungsphasen ............16
Tabelle 3:
Branchenspezifische Entwicklung der Budgetverteilung für
Marketing-Kommunikation (2005-2008) .............................................19
Tabelle 4:
Branchenspezifischer Einsatz der Vertriebskanäle und
Zukunftsbedeutung der Messen als Vertriebskanal ...........................23
VII
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Aufl.
Auflage
B2B
Business to Business
B2C
Business to Consumer
bspw.
beispielsweise
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
Diss.
Dissertation
Dr.
Doktor
€
Euro
e.V.
eingetragener Verein
erw.
erweitert
et al.
et alii
evtl.
eventuell
d.h.
das heißt
f.
folgende
ff.
fortfolgende
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GmbH & Co. KG
Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Compagnie
Kommanditgesellschaft
HHL
Handelshochschule Leipzig
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
Jg.
Jahrgang
KG
Kommanditgesellschaft
LC
Live Communication
VIII
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
MW
Mittelwert
n
Stichprobengröße
No.
Number
Nr.
Nummer
Prof.
Professor
S.
Seite
Tab.
Tabelle
TV
Television
u.a.
unter anderem
UAP
Unique Advertising Proposition
überarb.
überarbeitet
USP
Unique Selling Proposition
v.a.
vor allem
vgl.
vergleiche
Vol.
Volume
vollst.
vollständig
vs.
versus
z.B.
zum Beispiel
ZFP
Zeitschrift für Forschung und Praxis
z.T.
zum Teil
1
1.
Herausforderungen der Markenkommunikation im Kundenbeziehungszyklus
1.1
Kundenstatus und Kundenbeziehungszyklus als Informationsgrundlage
der integrierten Kommunikation
Neben der Neukundengewinnung erhält die Bindung von Stammkunden in etablierten Märkten einen herausragenden Stellenwert. In den 90er Jahren hat die Kundenbindungseuphorie vielfach einen Automatismus von Kundenbindung und Profitabilitätssteigerung propagiert.1 Verkannt wurde dabei, dass es den Stammkunden so
nicht gibt. Vielmehr ist sorgfältig nach den Ertragspotenzialen zwischen A-, B- und CKunden zu segmentieren.2 Kundenbindungsinstrumente, die sich für A-Kunden lohnen, können bei C-Kunden eine Fehlinvestition darstellen. Somit gilt es, die effizientesten Wege zu unterschiedlichen Stammkundensegmenten zu finden. Marketingentscheider stehen heute vor der Herausforderung, Kommunikation und Vertrieb
gezielt auf die einzelnen Phasen im Kundenbeziehungszyklus auszurichten.3
Ein kundenspezifischer Einsatz der Kommunikationsinstrumente im Kundenbeziehungszyklus erfordert zunächst eine Unterteilung des Kundenportfolios nach dem
jeweiligen Beziehungsstatus der Kunden bzw. danach, in welcher Beziehungsphase
sich die Kunden gegenüber dem Unternehmen bzw. einer Marke befinden. Im Marketingmanagement bilden Kundensegmentierungen eine elementare Voraussetzung
zur differenzierten Marktbearbeitung. Hierbei erfolgt vielfach eine Segmentierung
nach soziodemographischen, verhaltensbezogenen oder psychographischen Merkmalen. Ergänzt werden diese Analysen durch umsatz- und deckungsbeitragsbezogene ABC-Analysen, die Auskunft darüber geben, in welchem Ausmaß spezifische
Kundensegmente einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Mit der zunehmenden wissenschaftlichen Diskussion von Ansätzen des Beziehungsmarketings erfolgte
eine weiterführende Vertiefung der Kundensegmentierung durch die Berücksichtigung einzelner Beziehungsphasen.4 So fand bspw. die soziodemographische Kundensegmentierung vielfach als statische Analyse Verwendung. Da der Status des
Kunden im Beziehungszyklus jedoch grundlegenden Veränderungen unterworfen ist,
sind die Unternehmen in der Pflicht, eine dynamische Kundenanalyse zugrunde zu
legen.
Mit modernen CRM-Ansätzen wird eine Kundensegmentbearbeitung unter Berück1
2
3
4
Vgl. Reichheld, F./Sasser, E. (1990), S. 105ff.
Vgl. u.a. Reinartz, W./Kumar, V. (2002), S. 86ff.; Krafft, M./Götz, O. (2006), S. 343ff.; Blattberg, R.
C./Deighton, J. (1996), S. 136ff.; Georgi, D. (2005), S. 237ff.
Zur integrierten Einbeziehung von Kommunikations- und Vertriebskanälen siehe z.B. Payne,
A./Frow, P. (2005), S. 172ff.
Vgl. Georgi, D. (2005), S. 237. Zu den Merkmalen des Kundenbeziehungszyklus siehe z.B. Bruhn,
M. (2001), S. 49; Stauss, B. (2006), S. 424ff.
2
sichtigung des Kundenbeziehungsstatus möglich. Trotz der technischen Voraussetzungen werden in vielen Branchen und Unternehmen entsprechende Ansätze jedoch
nicht entsprechend genutzt und die notwendigen Kundendaten nicht erfasst und ausgewertet. Payne und Frow plädieren dafür, die Möglichkeiten der CRM-Ansätze auch
für eine abteilungsübergreifende Kundenbearbeitung effizienter einzusetzen: „... to
help companies avoid the potential problems associated with a narrow technological
definition of CRM“.5
Liegen entsprechende Kundenstrukturanalysen vor, so ergeben sich daraus wertvolle Hinweise für die Optimierung des Kommunikationsmix. Nach dem Anspruch
der integrierten Kommunikation6 sollten diese Informationen in den Planungsprozess
einfließen, um eine inhaltliche, formale und zeitliche Integration aller Kommunikationsinstrumente und Customer Contact Points zu erzielen. Es ist zu vermuten, dass
über die Steuerung der Kommunikationsaktivitäten im Kundenbeziehungszyklus Ansatzpunkte für Optimierungspotenziale aufgezeigt werden können. Somit widmet sich
die vorliegende Untersuchung insbesondere der Fragestellung, ob und in welcher
Form Unternehmen ihre Kommunikationsaktivitäten bereits auf den Kundenstatus im
Beziehungszyklus ausgerichtet haben.
1.2
Potenziale von Live Communication im Kundenbeziehungszyklus
In zunehmend gesättigten Märkten sind die Potenziale zur Gewinnung von Erstkäufern ausgereizt. Damit sind die Marketingaktivitäten auf die mehr oder weniger loyalen Wiederkäufer zu konzentrieren. I.d.R. sind Wiederkäufer je nach Branche, Produktkategorie und Wiederkaufzyklus mit den Marken und ausgewählten Anbietern
vertraut. Loyale Wiederkäufer bilden bei einem Anbieter die Stammkundenstruktur.
Geben sie ihre Anbieter- und Markenloyalität auf, dann werden sie zu Wechselkäufern und das von ihnen neu ausgewählte Unternehmen kann diese Wechselkäufer
als Neukunden und in der Folge als Erstkäufer registrieren. Aus der Unternehmenssicht ist es wichtig, die potenziellen und aktuellen Kunden im Beziehungszyklus zu
erfassen, um darauf aufbauend eine kunden- und phasenspezifische Ausrichtung der
Marketinginstrumente vornehmen zu können.
Wie einleitend dargelegt, ist zu erwarten, dass die Bindung profitabler Kunden an das
Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dabei ist es offensichtlich, dass
ein potenzieller Neukunde anders anzusprechen ist, als ein Kunde, der bereits
mehrmals beim Unternehmen gekauft hat und an der gezielten Inanspruchnahme
5
6
Payne, A./Frow, P. (2005), S. 174.
Vgl. Bruhn, M. (2005), S. 103ff.
3
von zusätzlichem Produktservices oder Cross-Sellingangeboten interessiert ist. Eine
Investition in eine Kampagne, die auf die Erhöhung des Bekanntheitsgrades einer
Marke ausgerichtet ist, wäre für Stammkunden nicht effizient. Hier sind andere Ziele
zur Kundenbindung anzustreben.
Zur Identifizierung von Kundenbeziehungsphasen werden in der Literatur unterschiedliche Konzepte vorgestellt, die die Entwicklung von Kundenbeziehungen im
Zeitablauf beschreiben (vgl. Tabelle 1). Sie unterscheiden sich in der Phasenabgrenzung, im Differenzierungsgrad der Phase und in ihrer theoretischen Begründung.
Teilweise basieren die Phasenabgrenzungen auf käuferverhaltenstheoretischen Modellen.
Beziehungsphasen
Autor
Ford
(1980)
Prerelationship
Early
Development
Frazier
(1983)
Initiation
Implementation
Review
Dwyer et al.
(1987)
Awareness
Exploration
Hentschel
(1991)
Kennenlernen
Homburg/
Daum
(1997)
Long Term
Final
Expansion
Commitment
Dissolution
Vertiefung
Routine
Infragestellung
Kenntnisnahme
Frühe
Entwicklung
Späte
Entwicklung
Höchste
Einbindung
Diller
(1995)
Vorbeziehung
Start
Penetration
Reife
Jung
(1999)
Suche
Vereinbarung
Anpassung/
Kontrolle
Beendigung
Stauss
(2000)
Anbahnung
Sozialisation
+ Gefährdung
Wachstum
+ Gefährdung
Reife
+ Gefährdung
Degeneration
Kündigung
Abstinenz
Bruhn
(2001)
Anbahnung
Sozialisation
Wachstum
Reife
Gefährdung
Auflösung
Abstinenz
Schmitz
(2001)
Anbahnung
Stabilisierung
Auflösung
Riesenbeck/
Perrey
(2004)
Bekanntheit
Vertrautheit
Engere
Auswahl
Kauf
Loyalität
Tabelle 1:
Krise/
Trennung
Rückgewinnung
Zusammenfassung der Phasenkonzepte zu Austauschbeziehungen7
Greift man den von Riesenbeck und Perrey verwendeten Funnel-Ansatz8 auf, so
lassen sich angelehnt an dem AIDA-Wirkungsmodell9 die in der Abbildung 1 darge7
8
9
Quelle: in Anlehnung an Lorbeer, A. (2003), S. 59.
Vgl. Riesenbeck, H./Perrey, J. (2005), S. 116ff.
Vgl. u.a. Bauer, H. H. et al. (2006), S. 259.
4
stellten Kundenbindungsphasen unterscheiden. Neukunden eines Anbieters müssen
zunächst die Marke und den Anbieter kennen, bevor sich ein Markenimage herausbilden kann, das die Phase der Vertrautheit beschreibt. Die im relevanten Set befindlichen Marken werden von den potenziellen Neukunden mehr oder weniger präferiert
und schließlich wird die Kaufentscheidung auf der Grundlage einer präferierten
Marke getroffen. Somit wird der Neukunde zum Erstkunden und durch den Wiederkauf zum Stammkunden.
Z Zielgruppenanteil
i e lg ru p p e n a n te i l
100 %
B
e ka n n Bekanntheit
h e it
V e r tr a u th e it
Vertrautheit
P r ä fe re n z
Präferenz
K au f
Kauf
L o y a li tä t
Loyalität
W ie d e r ka uf
B in d u n g s -
Beziehungsphasen
p h a s en
Abbildung 1: Problemzonen und Abschmelzverluste im Kundenbeziehungszyklus10
Vielfach werden Abschmelzverluste bei den in der Abbildung 1 gekennzeichneten
Phasen beobachtet, sodass hier eine besondere Gefahr der Unterbrechung des
Kundenbeziehungszyklus vorliegt. Im Rahmen eines Kundenbindungsmanagement
sind diese Phasen und Bindungslücken11 zu identifizieren, um mit entsprechenden
Marketingmaßnahmen den Abschmelzverlusten vorzubeugen. Insbesondere die Erhöhung der Verbundenheit erfordert Instrumente, die eine emotionale und multisensuale Ansprache des Kunden ermöglichen.
In einer durch Informationsüberlastung12 geprägten Kommunikationssituation wird
die Kontaktaufnahme und die Kommunikation im Kundenbeziehungszyklus erschwert, sodass der Wahl von geeigneten Instrumenten eine besondere Bedeutung
zukommt. In diesem Zusammenhang können Instrumente der Live Communication
einen besonderen Beitrag zur Kundenbindung leisten, der über die klassische Kommunikation vielfach nicht erzielt werden kann.
10
11
12
Quelle: Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S.1.
Zu den Bindungsursachen siehe u.a. Bruhn, M./Homburg, C. (2005), S. 10ff.; Stauss, B. (2006), S.
424ff.
Vgl. u.a. Wiedmann, K.-P. et al. (2000), S. 16f.; Bork, T. A. (1994), S. 57f.
5
Darüber hinaus ist Live Communication der einzige Kanal, bei dem alle Sinnesorgane der Zielgruppe zur Verankerung der Markenerlebnisse angesprochen werden
können. Die Aufnahme der Informationen aus der Umwelt erfolgt über sensorische
Systeme, den so genannten Rezeptorsystemen, d.h. über den Tast-, Geschmacks-,
Geruchs-, Gehör- und Gesichts-, sowie den Gleichgewichtssinn.13 Da das Markenbild
im Gedächtnis multimodal abgespeichert werden kann, ist es für den Erfolg im Markt
wesentlich, das Zusammenwirken von mehreren, gleichzeitig eingesetzten Reizmodalitäten zu nutzen.14
1.3
Zielsetzung und Bezugsrahmen der Untersuchung
Vor dem Hintergrund der skizzierten Herausforderungen wurde zum dritten Mal im
Herbst 2005 in Kooperation mit dem Unternehmen UNIPLAN International eine Befragung bei 400 Marketingentscheidern in 9 Branchen initiiert und durchgeführt. Neben Fragestellungen, die für einen Längsschnittvergleich mit den Studien15 der Vorjahre repliziert wurden, ist die aktuelle Befragung insbesondere auf die differenzierte Erfassung des Kommunikationsmix in einzelnen Kundenbindungsphasen sowie
auf die vertiefte Analyse von Messen und Events ausgerichtet worden. Im Einzelnen
sind Fragenkomplexe zu folgenden Themen einbezogen und operationalisiert worden:
Status quo der Kundenstruktur
Effizienz des Kommunikationsmix im Kundenbeziehungszyklus
Bedeutung von Live Communication im Kommunikationsmix
Differenzierungspotenziale von Live Communication-Instrumenten
Optimierungspotenziale beim Einsatz von Live Communication-Instrumenten
Live Communication im Multi-Channel-Mix
Kontrolle des Kommunikationserfolges beim Einsatz von Live CommunicationInstrumenten
Die Ergebnisse der Studie dienen einerseits der Vertiefung der Grundlagenforschung, die am Lehrstuhl Marketingmanagement seit zwei Jahren im Rahmen einer
eingerichteten Forschungsstelle „Live Communication“ im Competence Center Media
Management betrieben wird. Andererseits sollen die Erkenntnisse Marketingent13
14
15
Vgl. Domnick, I. (2005), S. 15f.
Vgl. Schütz, P. (2001), S. 150.; Esch, F.-R. (2005), S. 280.
Vgl. Kirchgeorg, M./Klante, O. (2003a).; Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a).
6
scheidern:
zentrale branchenübergreifende und -spezifische Benchmarkinformationen zur
Planung ihrer Markenkommunikation liefern
Hilfestellungen zur Optimierung des Einsatzes von Live CommunicationInstrumenten im Kundenbeziehungszyklus geben und
Trendinformationen für die strategische Ausrichtung der Kommunikationsaktivitäten bereitstellen.
In der Untersuchung werden auch spezifische Themen des Einsatzes der Live Communication-Instrumente Messen und Events erfasst. Damit sind die Ergebnisse ebenso für Unternehmen der Messewirtschaft von hoher Relevanz. So können differenzierte Aussagen über die Gründe für die zunehmende oder abnehmende Attraktivität von Messebeteiligungen sowie über die Ausrichtung der zukünftigen Generation
von Messen erlangt werden.
Die systematische Einbindung der zu untersuchenden Themenkomplexe und Variablen zeigt der managementorientierte Bezugsrahmen in Abbildung 2.
Situation
Verhalten
Output
Budget
11, 12
Marktsituation
26
Absatzkanäle
6
Kommunikations-
Kundenstatus
3
Instrumente im
Kundenbeziehungszyklus
4, 5,
(13)
Live Comunication7, 8, 9,
Instrumente
17, 18
Erfolgskontrolle
Nummern kennzeichnen
die jeweiligen Fragen
Maßnahmen zur
Effizienzsteigerung
10
Maßnahmen zur
Effektivitätssteigerung 15, 16
UnternehmensPerformance
22, 25
14
Soziodemographie
(Entscheidungsträger, Branche, etc.)
1, 2, 19, 20, 21, 23, 24, 27, 28
Abbildung 2: Bezugsrahmen der Studie UNIPLAN LiveTrends 2006
Es wurde von der Annahme ausgegangen, dass Branchenzugehörigkeit, Marktsituation, Markenrelevanz, Markenziele, Kundenstruktur und Unternehmensressourcen
den Kommunikationsmix wesentlich im Hinblick auf Budgetverteilung und Instrumenteeinsatz beeinflussen. Die eingesetzten Kommunikationsinstrumente leisten in Ab-
7
hängigkeit der im Unternehmen vorherrschenden Kundenstruktur einen unterschiedlichen Beitrag zur Unternehmensperformance, was sich in der Beurteilung ihrer Effektivität und Effizienz widerspiegelt. Der Ablauf der Kommunikationsplanung und die
Instrumenteintegration beeinflussen wiederum die Erfolgswirkungen des Kommunikationsmix und liefern auch Ansatzpunkte zur Optimierung des Einsatzes von Live
Communication-Instrumenten. Mit Hilfe des Bezugsrahmens können wissenschaftlich
fundierte Fragestellungen und Hypothesen über die Ausgestaltung des Kommunikationsmix im Kundenbindungszyklus sowie den Einsatz spezifischer Live Communication-Instrumente analysiert werden.
Angesichts des im Jahr 2006 in Deutschland stattfindenden Megaevents „Fußballweltmeisterschaft“ wurde in der aktuellen Studie eine Sonderauswertung zu diesem
Themenkomplex vorgenommen.
8
2.
Analyse der empirischen Befunde der Untersuchung
2.1
Stichprobenzusammensetzung und Erhebungsdesign
Zur fundierten branchenbezogenen Analyse der aufgezeigten Fragestellungen wurden in neun Branchen 398 führende Unternehmen und deren verantwortliche Manager im Bereich Marketing und Kommunikation befragt. Folgende Branchen wurden
in die Untersuchung einbezogen:
Automotive
High Tech/ Telecommunication
Fashion/ Lifestyle
Industry
Finance
Supplier
Food/ Beverages
Touristik
Health
Jene Unternehmen, die sich trotz branchenbezogener Vorauswahl nicht den vorgegebenen Branchenkategorien zuordnen ließen, wurden in der Sammelkategorie
„Sonstige“ zusammengefasst.
Die Feldarbeit erfolgte von August bis September 2005 durch TNS Infratest Holding
GmbH & Co. KG.16 Insgesamt wurden 2000 Unternehmen zur Mitwirkung an der Befragung kontaktiert, so dass mit einer Beteiligungsquote von 20% eine gute Resonanz erzielt werden konnte. Abbildung 3 stellt die Zusammensetzung des Befragungssamples im Überblick dar.
Von der Unternehmensgröße sind umsatzstarke Großunternehmen deutlich überdurchschnittlich in der Untersuchung vertreten, denn immerhin weisen 36,6% einen
Umsatz von über 1 Mrd. € aus. Aber auch mittelständische Unternehmen werden
durch das Untersuchungssample repräsentiert.
Hinsichtlich des Geschäftstyps ließen sich 22,6% dem Konsumgüter- (B2C) und
40,5% dem Investitionsgüterbereich (B2B) zuordnen, während 36,8% in beiden Bereichen ihre Produkte anbieten.
Angesichts des umfassenden Befragungssamples liefert die Studie sowohl für verschiedene Branchen wie auch für Groß- und mittelständische Unternehmen fundierte
Analysen sowie interessante Benchmark- und Trendinformationen.
16
Für die telefonischen Interviews wurde jeweils ein Zeitumfang von 30 bis 45 Minuten veranschlagt.
9
Gesamtstichprobe
n = 398
Geschäftstyp
Hauptsitz
Deutschland
Ausland
67,8%
32,2%
B2C
B2B
Mischform
22,6%
40,5%
36,8%
Branche
Automotive
Fashion/ Lifestyle
Finance
Food/ Beverages
Health
High Tech/ Telecommunication
Industry
Supplier
Touristik
Sonstige
9,8%
10,8%
10,8%
11,6%
11,1%
14,8%
11,6%
7,8%
7,3%
4,5%
Umsatz
bis 50 Mio. €
über 50 bis 200 Mio. €
über 200 bis 500 Mio. €
über 500 bis 1 Mrd. €
mehr als 1 Mrd. €
17,0%
22,2%
20,1%
4,1%
36,6%
Mitarbeiter
bis zu 200
über 200 bis 500
über 500 bis 1000
mehr als 1000
26,9%
14,1%
9,3%
49,7%
Position
Inhaber, Geschäftsführer
5,3%
Vorstand Marketing/ Kommunikation
5,0%
Bereichsleiter Marketing/ Kommunikation 59,2%
Sonstige
30,5%
Zuständigkeit
Gesamtunternehmen
Geschäftsbereich/ Marke
61,6%
38,4%
Abbildung 3: Zusammensetzung des Befragungssamples
2.2
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Kundenstruktur
Vor dem Hintergrund eines zunehmenden internationalen Wettbewerbs und gesättigter Märkte wird deutlich, dass die Kundenorientierung für die Unternehmen in der
heutigen Zeit einen besonderen Stellenwert besitzt.17 Eine intensive Kundenstrukturanalyse liefert den Marketingmanagern wichtige Hinweise für eine gezielte Marktund Kundenbearbeitung.
Die Neukundengewinnung durch Abwerbung der Kunden von den Konkurrenten
wird in gesättigten Märkten zunehmend erschwert, da die Konkurrenzintensität steigt
und jeder Anbieter die Kunden verstärkt umwirbt. Andererseits wirken die Angleichung der Produktqualitäten und die zunehmende Austauschbarkeit der Produkte
dem Kundenbindungsgedanken entgegen. Infolgedessen nehmen Kundenloyalitäten
in gesättigten Märkten vielfach ab. Dies führt dazu, dass die Unternehmen z.T. vergeblich einen Großteil der Werbeanstrengungen investieren, um Wechselkäufer von
den vermeintlichen Vorzügen des eigenen Produktprogramms zu überzeugen.18 Hingegen werden die Potenziale des bestehenden Kundenstamms oft unterschätzt. Die
17
18
Vgl. Zellner, G. (2003), S. 1. Darüber hinaus werden auch der Wertewandel im Kaufverhalten und
der Technologiewandel für eine stärkere Hinwendung zum Thema Kundenbindung angeführt. Vgl.
dazu Joho, C. (1996), S. 47ff.; Oevermann, D. (1996), S. 59ff.; Peter S. I. (1997), S. 1ff.
Vgl. Kunz, H. (1996), S. 15.
10
Folge: Eine teure Neukundengewinnung geht zu Lasten der Pflege von profitablen
Stammkunden.19 Allerdings zeigt heute eine Vielzahl von Analysen, dass die Gleichung „Stammkunde = profitabler Kunde“ nicht immer aufgeht20. Nicht jeder umworbene Stammkunde ist auch ein profitabler Kunde. Hier sind moderne Kundenbindungsansätze gefordert, durch eine Stammkundensegmentierung zielgruppenspezifische Kommunikationsaktivitäten21 zu steuern, um die Effizienz der Marketingmaßnahmen zu erhöhen.22
In der vorliegenden Untersuchung wurde der Kundenbeziehungsstatus durch die
prozentuale Verteilung der gesamten Kundenanzahl nach Erstkunden, Stammkunden und abgewanderten Kunden erfasst (vgl. Abbildung 4). Der Stammkundenanteil
liegt bei den befragten Unternehmen bei 74,2%.23 18% der Kundenbasis werden als
Neukunden eingestuft. Die Kundenabwanderungsrate liegt bei 7,8%.
„Wenn Sie einmal alle Kunden Ihres Unternehmens bzw. Ihres Geschäftsbereiches in Deutschland im Jahr 2004
betrachten, wie teilt sich Ihr Kundenstamm auf die drei Gruppen Neu- und Stammkunden sowie abgewanderte
Kunden auf?“
74,2%
18,0%
7,8%
Neukunden
Stammkunden
Abgewanderte Kunden
2005 n
max
= 238
Abbildung 4: Kundenstruktur des Gesamtdurchschnitts
Damit ist nahezu die Hälfte der Neukundengewinnungen notwendig, um abgewanderte Kunden zu ersetzen. Hier wird von den Unternehmen gern vernachlässigt, dass
19
20
21
22
23
Es ist nachgewiesen worden, dass sich eine Kundenbeziehung i.d.R. profitabler entwickelt, je länger sie andauert. Vgl. dazu Reichheld, F./Sasser, W. (1990), S. 111.
Vgl. u.a. Reinartz, W./Kumar, V. (2002), S. 86ff.; Krafft, M./Götz, O. (2006), S. 343ff.; Panzer, J.
(2003), S. 120ff.
Diller definiert Kundenbindung als ein System von Aktivitäten des Anbieters zur Verbesserung des
Transaktionsgeschehens, die zu positiveren Einstellungen der Kunden und daraus resultierender
Bereitschaft zu Folgekäufen führt. Vgl. dazu Diller, H. (1996), S. 83f.
Vgl. Bruhn, M./Georgi, D. (2005), S. 591ff.; Payne, A./Frow, P. (2005), S. 167ff.
Dieses Ergebnis wird auch durch die Studie „Kundenmonitor Deutschland“ bestätigt, die nachweisen konnte, dass erstmals seit vier Jahren die Kundenbindung der deutschen Verbraucher wieder
zunimmt. Vgl. dazu Service Barometer (Hrsg.) (2005).
11
die Kundenrückgewinnung erheblich kostengünstiger als die Neukundengewinnung
ist.24 Die Ergebnisse zeigen ein typisches Bild für gesättigte Märkte, in denen die
Neukundenpotenziale in hohem Maße ausgeschöpft und Unternehmen auf ihre
Stammkunden angewiesen sind.
Für die Zahleninterpretation ist es sinnvoll, folgende Fragestellungen zu prüfen: Ist
die Kundenbindung mit der Kundenzufriedenheit gleichzusetzen? Ergeben sich bzgl.
der Markt- und Unternehmensentwicklung Unterschiede in der Kundenstruktur? Und
wie setzt sich die Kundenstruktur in den einzelnen Branchen zusammen?
In einer Vielzahl von Veröffentlichungen wurde ein positiver Einfluss der Kundenzufriedenheit auf die Kundenbindung nachgewiesen.25 Grundsätzlich lässt sich auch
als gemeinsamer Nenner dieser Studien festhalten: Je zufriedener ein Kunde ist,
desto loyaler wird er sich verhalten und desto weniger Ressourcen werden für seine
Bindung an den Anbieter benötigt.26 Allerdings lässt sich die implizite Annahme, dass
zufriedene Kunden auch gebundene Kunden seien und somit durch ihr Verhalten zu
einer Ertragssteigerung des Unternehmens beitragen, nicht allgemeingültig bestätigen. Vielmehr wurde festgestellt, dass hohe Wechselquoten auch trotzt guter Zufriedenheitswerte eintreten können.27 Die Erklärung hierfür ergibt sich durch eine Reihe
von moderierenden Variablen wie Produktinvolvement, Wettbewerbsumfeld, Produkteigenschaften, Anbieteraktivitäten und Käufereigenschaften.28 Damit wird deutlich, dass der hohe Stammkundenanteil der befragten Unternehmen in der LiveTrends-Studie keine Garantie für zufriedene und profitable Kunden sein muss.
Hierfür wäre eine Segmentierung der Stammkunden nach ihrem Customer Live Time
Value und ihrer Zufriedenheit hilfreich.
Des Weiteren ergeben sich aus der Betrachtung von Marktentwicklung und Unternehmenserfolg zusätzliche Rückschlüsse für die Interpretation der Kundenstruktur
(vgl. Abbildung 5). Es ist bekannt, dass bei geringerem Marktwachstum der Einsatz
von Kundenbindung als strategisches Marketinginstrument wichtiger wird, weil die
Kosten der Neukundenakquisition steigen.29 Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen, die in stark wachsenden Märkten agieren, haben einen geringeren Neukunden- und abgewanderten Kundenanteil. Dafür steigt der Neukunden- und abgewanderte Kundenanteil – auf Kosten eines sinkenden Stammkundenanteils – bei jenen Unternehmen, die ihre Unternehmensentwicklung als unterdurchschnittlich erfolgreich einstufen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass erfolgreiche Unter24
25
26
27
28
29
Die Kostenrelation liegt bei etwa 1:3 bis 1:4. Vgl. dazu Heun, F. W. (2002), S. 20f.
Vgl. Homburg, C. et al. (1998), S. 93ff.
Vgl. Homburg, C./Rudolph, B. (1995), S. 43ff.
Vgl. Venohr, B./Zinke, C. (1998), S. 154.
Vgl. Homburg, C. et al. (1998), S. 100f.
Vgl. Kunze, K. (2000), S. 42.
12
nehmen es verstehen, ihre Stammkunden zu pflegen und überdurchschnittlich profitabel auszuschöpfen. Eine erhöhte Kundenfluktuation und der Ersatz von abgewanderten Kunden durch Neukundenakquisition wirken sich hingegen auf die Erfolgsentwicklung der Unternehmen eher negativ aus.
Umsatz, Elastizität
Entstehung
Wachstum
Reife bzw. Stagnation
Zeit
Rückgang
Marktentwicklung**
47
4
5,2%
11,8%
3
73
9,8%
2
17,5%
2
6,2%
18,7%
62
8,1%
15,5%
19,3%
73,8%
56
8,2%
20,2%
3
36
92
1
6,9%
72,8%
83,0%
4
6
8,7%
26,3%
8
12,5%
30,0%
5
57,5%
65,0%
Neukunden
71,6%
76,4%
75,1%
5
Unternehmenserfolg*
1
5
Stammkunden
* 1 = deutlich besser als der Markt bis 5 = deutlich schlechter als der Markt
** 1 = stark wachsend bis 5 = stark rückläufig
11,2%
35,0%
53,8%
Abgewanderte Kunden
2005 n
max
= 238
Abbildung 5: Kundenstruktur in verschiedenen Marktphasen
Betrachtet man die Kundenstruktur der befragten Unternehmen branchenbezogen
(vgl. Abbildung 6), so wird nochmals deutlich, welche besondere Bedeutung der
Stammkundenbindung heute zukommt. Der Stammkundenanteil liegt zwischen
knapp 60% in der Automotive-Branche und 80% in der Health-Branche. Die Grenzen
der Neukundengewinnung werden in vielen Branchen sichtbar, v.a. in der Healthund Food-Branche mit einem Neukundenanteil unter 15%. Dafür hält sich in diesen
13
27,7%
24,7%
24,6%
7,5%
5,9%
6,8%
74,7%
74,5%
73,7%
77,5%
79,7%
80,2%
17,2%
17,2%
16,9%
15,0%
14,4%
13,0%
Food &
Beverages
70,0%
9,4%
Supplier
67,8%
8,3%
Industry
Goods
59,8%
8,1%
High Tech
5,4%
12,5%
Fashion- /
Lifestyle
7,5%
Finance
100%
Touristik
Branchen der abgewanderte Kundenanteil in Grenzen. Dieser ist im Vergleich dazu
in der Automotive-Branche fast doppelt so hoch.
80%
60%
0%
Neukunden
Stammkunden
Health
20%
Automotive
40%
Abgewanderte Kunden
2005 n
max
= 238
Abbildung 6: Kundenstruktur der Branchen
Fest steht, erfolgreich werden in Zukunft nur die Marketing-Verantwortlichen sein, die
alle Wege zum Kunden kennen und effizient miteinander kombinieren. Im Kundenbeziehungszyklus darf kein „Customer Touch Point“ außer Acht gelassen werden,
insbesondere dann nicht, wenn es um die Bindung profitabler Stammkunden geht.
Fazit: Die Stammkunden prägen in allen Branchen die Kundenstruktur, während die
Neukundengewinnung zunehmend Grenzen erfährt. Angesichts des zunehmenden
Kundenwettbewerbs und der Sättigungserscheinungen stehen Unternehmen vor der
Herausforderung, das Potenzial ihrer Stammkunden optimal auszuschöpfen. Der
Einsatz der effizientesten Kommunikationsinstrumente zum richtigen Zeitpunkt im
Kundenbeziehungszyklus avanciert hierbei zum zentralen Erfolgsfaktor.
2.3
Effektivität des unternehmens- und branchenspezifischen Kommunikationsmix im Kundenbeziehungszyklus
Der Stellenwert der Kommunikation im Rahmen des Marketingmix hat sich aufgrund der Veränderung von Marktstrukturen und Wettbewerbsbedingungen in den
letzten Jahrzehnten kontinuierlich entwickelt – von der Phase der unsystematischen
Kommunikation in den 1950er Jahren bis hin zur Phase der Dialogkommunikation
14
seit dem Jahr 2000.30 Durch die steigende Anzahl der Medien erweist sich die
Auswahl an Gestaltungsoptionen des Kommunikationsprozesses als komplexe Problemstellung, die hohe Anforderungen an das Marketingmanagement und die Mediaplanung stellt.31 Angesichts der enormen Diskrepanz zwischen Informationsangebot
und Informationskonsum erlangt die Beantwortung der Frage, welche Kommunikationsmedien mit welchen Botschaften effektiv und effizient eingesetzt werden können,
eine essenzielle Bedeutung.
Das Problem der Effizienz stellt sich in der Kommunikationspolitik von Unternehmen
als Intramediavergleich dar, d.h. die Gegenüberstellung von alternativen Maßnahmen
innerhalb eines Kommunikationsinstrumentes unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten
(„To do the things right“). Im Gegensatz dazu ergibt sich das Problem der Effektivität
für die Unternehmen als Intermediavergleich, d.h. in der Frage nach der Wahl der
geeigneten Kommunikationsinstrumente für die Marktkommunikation („To do the right
things“).32
Bereits die Studie Uniplan LiveTrends 2004/2005 bestätigte hinsichtlich des Effektivitätsaspektes einen deutlichen Trend: Im Verlauf des Kundenbeziehungszyklus
entfalten die Kommunikationsinstrumente ihre Zielwirkung in unterschiedlichem Umfang.33 Während die Klassische Kommunikation beim Aufbau des Bekanntheitsgrades führend ist, sind Abschmelzverluste34 in den späteren Beziehungsphasen kaum
zu verhindern. Hier entfalten die Live Communication-Instrumente ihre zielgerechte
Wirkung.
Zur Präzisierung dieser fundierten Erkenntnisse wurden die Marketingmanager in der
aktuellen Studie gebeten, den Eignungsgrad35 von sechs Kommunikationsinstrumenten (Klassische Werbung, Messebeteiligung, Neue Medien, Promotionaktivitäten,
Events und Direktmailings) für die Erreichung vier verschiedener Marketing- und
Kommunikationsziele des Kundenbeziehungszyklus (Erhöhung der Markenbekanntheit, Aufbau von Markenvertrauen, Erhöhung des Abverkaufs, Stärkung der Kundenbindung) einzuschätzen.
30
31
32
33
34
35
Vgl. z.B. Schleuning, C. (1994); Bruhn, M. (2005), S. 71f.; Petersen, A. (2005), S. 167ff.
Die steigende Anspruchshaltung an die Kommunikation ergibt sich u.a. durch die Grenzen des
Produktwettbewerbs, sodass in vielen Branchen ein Übergang vom Produkt- zum Kommunikationswettbewerb feststellbar ist. Vgl. dazu ebenda, S. 71.
Vgl. Lasslop, I. (2003), S. 8f.
Vgl. Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S. 14ff.
Abschmelzverluste treten zum einen beim Übergang von der Markenbekanntheit zur Vertrautheit
auf, weil die Erfahrbarkeit der Markenwelt und die Demonstration der Markenqualität zur Herausbildung einer Markenpräferenz gewährleistet sein müssen. Zum anderen entstehen Abschmelzverluste beim Übergang vom Kauf zur Loyalität, wenn es darum geht, den Kontakt zum Kunden zu
pflegen und ihn an das Unternehmen und die Marke zu binden. Vgl. dazu ebenda, S. 2.
Der Eignungsgrad wurde auf einer 4er-Skala gemessen: „sehr gut geeignet“, „gut geeignet“, „weniger geeignet“ und „gar nicht geeignet“.
15
Das Ergebnis bestätigt (vgl. Abbildung 7), dass für 86% der befragten Unternehmen
die Klassische Werbung das Instrumente-Ranking beim Ziel „Erhöhung der Markenbekanntheit“ dominiert. Diese Überlegenheit verliert sie jedoch schon beim „Aufbau
von Markenvertrauen“, da der Eignungsgrad der Events und Messebeteiligung ebenbürtig eingeschätzt wird. In den weiteren Phasen des Kundenbeziehungszyklus wird
die Klassische Werbung dann von den anderen Instrumenten geradezu „durchgereicht“. Bei der „Erhöhung des Abverkaufs“ werden die Promotionaktivitäten anderen
Instrumenten vorgezogen. Diese Rolle übernehmen die Events anschließend bei der
„Stärkung der Kundenbindung“.
„Inwieweit sind folgende Kommunikationsinstrumente für Ihr Unternehmen bzw. für Ihren Geschäftsbereich dazu
geeignet, die folgenden Marketing- bzw. Kommunikationsziele – Erhöhung der Markenbekanntheit, Aufbau von
Markenvertrauen, Erhöhung des Abverkaufs und Stärkung der Kundenbindung – zu erreichen?“
Erhöhung der
Markenbekanntheit
100%
100%
Aufbau von
Markenvertrauen
-29,7%
Erhöhung des
Abverkaufs
-25,0%
Stärkung der
Kundenbindung
-36,0%
-33,7%
86,4%
geeignet
80%
80%
70,9%
67,1% 67,0% 65,6%
60%
60%
73,0% 71,9%
77,6%
74,5%
68,9%
56,7%
65,0%
54,8%
50,0%
67,9%
66,3%
59,8%
59,2%
48,5%
48,0%
52,3%
45,5%
40%
40%
43,9%
38,5%
20%
20%
nicht geeignet
0%
0%
20%
-20%
40%
-40%
13,6%
29,1%
32,9% 33,0% 34,4%
26,9% 28,1%
43,3%
60%
-60%
22,4%
25,6%
31,1%
32,1% 33,7%
34,9%
45,2%
40,2%
50,0% 52,0%
40,8%
51,5%
47,7%
54,5%
56,1%
61,5%
80%
-80%
Klassische Werbung
Messebeteiligung
Neue Medien
Promotionaktivitäten
Events
Direktmailings
2005 n
max
= 372
Abbildung 7: Eignungsgrad der Kommunikationsinstrumente in unterschiedlichen Kundenbeziehungsphasen
Die Überlegenheit des am häufigsten gegenüber dem am wenigsten eingesetzten
Kommunikationsinstrumentes pro Ziel ergibt sich aus der Differenz des Eignungsgrades36. Hier wird deutlich, dass es den Marketingmanagern bei der „Erhöhung des
Abverkaufs“ und der „Stärkung der Kundenbindung“ leichter fällt, eine klarere Differenzierung vorzunehmen als in den ersten beiden Kundenbeziehungsphasen. Es ist
jedoch darauf hinzuweisen, dass dieses Ergebnis branchenspezifisch unterschiedlich ausfällt. Aus diesem Grund sind in Tabelle 2 die besten (+) und schlechtesten (-)
36
Explizit wurde der Eignungsgrad nicht gemessen. Allerdings ist anzunehmen, dass die am häufigsten genannten Kommunikationsinstrumente in der jeweilige Kundenbindungsphase in ihrer Eignung höher eingestuft werden als die am wenigsten eingesetzten Instrumente.
16
Kommunikationsinstrumente und die Differenz des Eignungsgrades (in %) pro Ziel für
alle Branchen zusammengefasst dargestellt.
Erhöhung der
Aufbau von
Erhöhung des
Stärkung der
Markenbekanntheit
Markenvertrauen
Abverkaufs
Kundenbindung
+
+
Differenz
-
+
Differenz
-
+
Differenz
-
Differenz
-
Gesamt
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
29,7%
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
25,0%
+ Promotionaktivit.
- Neue Medien
36,0%
+ Events
- Klass. Werbung
33,7%
Automotive
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
38,5%
+ Events
- Promotionaktivit.
28,2%
+ Direktmailings
- Messebeteiligung
39,6%
+ Direktmailings
- Klass. Werbung
43,6%
Touristik
+ Neue Medien
- Messebeteiligung
14,3%
+ Klass. Werbung
- Promotionaktiv.
25,9%
+ Direktmailings
- Events
34,6%
+ Direktmailings
- Messebeteiligung
31,5%
Finance
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
37,7%
+ Klass. Werbung
- Messebeteiligung
44,3%
+ Direktmailings
- Messebeteiligung
43,5%
+ Events
- Promotionaktiv.
31,9%
Fashion
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
29,7%
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
29,7%
+ Promotionaktivit.
- Neue Medien
59,6%
+ Events
- Neue Medien
34,8%
High Tech
+ Neue Medien
- Direktmailings
39,7%
+ Events
- Direktmailings
41,7%
+ Promotionaktiv.
- Klass. Werbung
25,0%
+ Events
- Klass. Werbung
55,4%
Industry
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
30,3%
+ Messebeteiligung
- Direktmailings
45,9%
+ Promotionaktiv.
- Neue Medien
37,0%
+ Messebeteiligung
- Klass. Werbung
54,4%
Supplier
+ Klass. Werbung
- Direktmailings
33,6%
+ Events
- Neue Medien
43,7%
+ Promotionaktiv.
- Neue Medien
33,2%
+ Events
- Klass. Werbung
58,7%
Food
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
44,4%
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
40,0%
+ Promotionaktiv.
- Neue Medien
64,0%
+ Promotionaktiv.
- Neue Medien
37,8%
Health
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
40,2%
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
63,2%
+ Klass. Werbung
- Neue Medien
54,3%
+ Messebeteiligung
- Neue Medien
32,5%
Tabelle 2:
Branchenspezifischer Eignungsgrad der Kommunikationsinstrumente in unterschiedlichen Kundenbeziehungsphasen
Auf diese Weise wird auch deutlich, dass die Einschätzung des besten (am häufigsten eingesetzt) und schlechtesten (am wenigsten eingesetzt) Kommunikationsinstrumentes in den Branchen unterschiedlich ausfällt. Hier verhalten sich nur die Fashionund Supplier-Branche weitestgehend durchschnittskonform. Zur „Erhöhung der Markenbekanntheit“ plädieren die Entscheidungsträger der Touristik- und High TechBranche für die Neuen Medien. Beim „Aufbau von Markenvertrauen“ setzen die Automotive-, Supplier-, High Tech- und Industry-Branche auf Events und Messebeteiligungen. Bei der „Erhöhung des Abverkaufs“ bewerten die Automotive-, Touristik- und
Finance-Branche den Einsatz von Direktmailings als zielführend. Die Health-Branche
setzt dagegen vorrangig Klassische Werbung ein. Und für die abschließende Phase
des Kundenbeziehungszyklus nutzen die Automotive- und Touristik-Branche weiter-
17
führend die Direktmailings zur „Stärkung von Kundenbindung“, während die FoodBranche die Promotionaktivitäten einsetzt und die Industry- und Health-Branche die
Messebeteiligungen den Events vorziehen.
Demzufolge wird die Effektivität der vorgegebenen Kommunikationsinstrumente in
den verschiedenen Phasen des Kundenbeziehungszyklus von den Branchen äußerst
unterschiedlich eingestuft. Insofern ist vor Pauschalaussagen über eine Aussteuerung des Kommunikationsmix zu warnen.37 Da ein erfolgreiches Marketing den
Kunden über alle Phasen beim Kauf einer Marke begleiten soll, sind die MarketingRessourcen entlang des Kundenbeziehungszyklus bedarfsgerecht einzusetzen.
Die Kundenstruktur der befragten Unternehmen – mit einem hohen Anteil an Stammkunden – macht deutlich, wie bedeutend die Phase „Stärkung der Kundenbindung“
geworden ist. Insbesondere in Zeiten, in denen die Märkte zunehmend ihre Sättigungsgrenzen erreichen und viele Unternehmen unter einem hohen Kosten- und Ertragsdruck stehen, ist es wichtig, Kundenbindung und Kundenintegration als strategische Faktoren für zukünftigen Markterfolg anzuerkennen und zu nutzen. Hier werden
branchenübergreifend Live Communication-Instrumente, wie Messen und Events,
den Neuen Medien und der Klassischen Werbung vorgezogen. Die Erfahrbarkeit von
Produkt- und Markenleistungen durch eine persönliche Begegnung und einer aktiven
Einbeziehung der Kunden dient sowohl der authentischen als auch emotionalen Verankerung der Marke bei der Zielgruppe.
Fazit: Die Kunst der effizienten Bindung von Kunden erfordert ein differenziertes
Vorgehen im Kundenbindungszyklus. Gerade in wettbewerbsintensiven Märkten gewinnt die Aussteuerung der richtigen Kommunikationsinstrumente im Kundenbindungszyklus eine besondere Relevanz. Dabei sind auch die Kundenkontakte durch
die Vertriebskanäle bei der Kommunikationsplanung zu berücksichtigen. Während
die Klassische Werbung als Treiber der Markenbekanntheit eingesetzt werden kann,
so verliert sie, wenn es um die Stärkung der Kundenbindung geht. Events und Messen punkten bei Erstkontakten, Vertrauensaufbau und Kundenbindung und avancieren zu „Allround-Instrumenten“ im Kundenbeziehungszyklus
37
Ansonsten ist mit gravierenden Fehlallokationen von Marketingressourcen und erheblichen Einbußen bei der Kommunikationswirkung zu rechnen. Vgl. dazu Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S.
16.
18
2.4
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Budgetverteilung
und Entwicklung von Live Communication-Instrumenten im Kommunikationsmix
In Deutschland geht man insgesamt von einem Kommunikationsmarkt mit einem Volumen von über 60 Mrd. € aus.38 Dieser wird – nach Aussage von Prognos – in den
kommenden Jahren weiter stark anwachsen.39 Diese Entwicklungstendenz wird auch
in der aktuellen Uniplan LiveTrends 2006-Studie bestätigt.
Betrachtet man vorerst die Höhe des Gesamtbudgets für Marketing-Kommunikation
(vgl. Abbildung 8), so zeigen die Befragungsergebnisse, dass die Unternehmen
durchschnittlich 8,7% des Umsatzes für Marketing-Kommunikation investieren. Allerdings variiert der Umsatzanteil bei den befragten Unternehmen sehr stark – von 1%
bis über 20%.
„Auf wie viel Prozent des Umsatzes beläuft sich Ihr Gesamtbudget für Marketing-Kommunikation?“
Gesamtbudget* für Kommunikation
Unternehmen
kumuliert
>20,0%
14
6,7%
10,0% - 20,0%
16
14,4%
5,0% - 10,0%
56
41,3%
2,5% - 5,0%
59
69,7%
≤ 2,5%
63
100,0%
* gemessen am Umsatzanteil
2005 n
max
= 208
Abbildung 8: Budgetanteil für Marketing-Kommunikation am Gesamtumsatz
Die relativ hohen Kommunikationsbudgets gemessen am Gesamtumsatz erhöhen
den Zwang der Entscheidungsträger zur Rechenschaftslegung, inwieweit die Budgets tatsächlich effizient eingesetzt sind. Eine Reihe von Studien belegt, dass viele
Unternehmen mit der Wirkung ihrer Kommunikations- und Marketingmaßnahmen
nicht zufrieden sind.40 Mehrheitlich wird geäußert, dass mit den bestehenden Etats
38
39
40
Die Nettowerbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger beliefen sich in Deutschland auf etwa 19,3
Mrd. EUR im Jahre 2003. Zu dieser Zahl sind die Aufwendungen für andere Kommunikationsinstrumente, wie Verkaufsförderung, Public Relations, Direct Marketing, Sponsoring usw. hinzugerechnet worden. Vgl. dazu Bauer Media KG (Hrsg.) (2005), S. 28.; Bruhn, M. (2005), S. 74f.
Vgl. DIW/Prognos (Hrsg.) (1995), S. 142.
Vgl. Manager Bilanz (Hrsg.) (2002), S. 32.
19
die Wirksamkeit sogar verdoppelt werden könnte.41 Scheinbar hat der Ausspruch:
„Die Hälfte des Budgets für Kommunikation ist umsonst – nur welche?“42 nicht an
Aktualität verloren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Kommunikationsbudgets
für Maßnahmen gekürzt werden, sobald deren Werthaltigkeit nicht mehr offensichtlich ist. Für die Unternehmen stellt sich daher nicht nur die Frage, ob sie ihre Kommunikation ausweiten sollen, sondern auch wie sie mit den bestehenden Mitteln effektiver umgehen können.
Aus diesem Grund wurden die Unternehmen direkt gefragt, wie sich ihr Budget für
Marketing-Kommunikation in 2005 prozentual auf die folgenden Kommunikationsinstrumente verteilt und um wie viel Prozent sich das Budget für diese Instrumente im
Jahr 2008 verändern wird. Die Entwicklung der Budgetverteilung ist in Tabelle 3
zusammenfassend dargestellt.
Klassi-
Messe-
sche
beteili-
Werbung
2005
Promoti-
2008
gung
2005
2008
on-
SponsoPublic
Direkt-
Neue
Relations
mailings
Medien
Events
ring-
aktivitäten
2005
2008
aktivitäten
2005
2008
2005
2008
2005
2008
2005
2008
2005
Gesamt
28,2%
15,5%
14,0%
10,5%
10,1%
9,1%
7,5%
5,1%
Automotive
38,9%
17,1%
6,4%
12,1%
8,0%
7,7%
5,9%
3,9%
Touristik
26,4%
8,3%
7,9%
9,8%
14,2%
14,1%
16,6%
5,8%
Finance
44,0%
5,0%
4,0%
9,4%
7,1%
15,1%
6,6%
6,6%
Fashion
27,4%
14,9%
20,3%
9,3%
11,0%
6,1%
4,9%
6,3%
High Tech
20,2%
18,9%
9,9%
14,2%
11,5%
12,4%
8,8%
5,4%
Industry
25,2%
24,4%
14,3%
9,0%
9,7%
6,4%
9,2%
1,7%
Supplier
19,9%
19,1%
11,3%
16,7%
10,0%
5,8%
9,5%
5,8%
Food
32,8%
10,7%
29,2%
6,3%
7,9%
9,4%
5,0%
5,8%
Health
25,5%
13,0%
12,9%
8,1%
13,5%
15,0%
6,3%
4,0%
Legende:
Tabelle 3:
41
42
Steigerungsrate < 0,8
0,8 ≤ Steigerungsrate ≤ 1,2
1,2 < Steigerungsrate ≤ 1,6
2008
Steigerungsrate > 1,6
Branchenspezifische Entwicklung der Budgetverteilung für Marketing-Kommunikation (2005-2008)
Vgl. Friedrichsen, M./Konerding, J. (2003), S. 31.
Vgl. Kiene, G. (2003), S. 1.
20
Im Gesamtdurchschnitt zählen zu den budgetstärksten Instrumenten – wie auch
schon im Vorjahr43 – die Klassische Werbung, Messebeteiligung und Promotionaktivitäten. Diese Instrumente werden nach Aussage der befragten Unternehmen
auch in den kommenden drei Jahren nicht an Stabilität im Kommunikationsmix einbüßen. Nur in der Fashion-, Supplier- und Food-Branche werden die Promotionaktivitäten in Zukunft geringer eingesetzt. Ebenso reduziert die Food-Branche ihr Budget
für Messebeteiligungen.
Jeweils ein Zehntel des Gesamtbudgets wird für Events, Public Relations und Direktmailings ausgegeben. Abweichend vom Gesamtdurchschnitt gehören die Direktmailings in der Finance- und Health-Branche zu den budgetstärksten Instrumenten. Für diese Instrumente wird es in den meisten Branchen eine gleichbleibende bis
wachsende Entwicklung bis 2008 geben. Die einzige Ausnahme ist die FinanceBranche, die ihre Aktivitäten im Bereich Public Relations reduzieren möchte.
Auf absolutem Wachstumskurs befinden sich die Neuen Medien. Über alle Branchen
hinweg wird davon ausgegangen, dass der Anteil in den kommenden Jahren stark
wachsen wird. Einige Studien gehen sogar davon aus, dass die OnlineKommunikation die Klassische Werbung in den nächsten fünf Jahren überholen
wird.44 Allerdings muss mit solchen Prognosen vorsichtig umgegangen werden, denn
die Daten der letzten beiden LiveTrends-Studien zeigen, dass es einen Unterschied
zwischen Erkenntnis und Verwirklichung gibt. So liegen die durchschnittlichen Budgetanteile in 2005 weiterhin unter 10%, obwohl schon in der Studie Uniplan LiveTrends 2004/2005 ein außerordentlicher Bedeutungsschub für die kommenden
Jahre vorausgesagt wurde. Die Unternehmen reagieren also recht verhalten, wenn
es darum geht, neue Trends bei der Budgetverteilung zu berücksichtigen. In der Tourismus-Branche dagegen gehören die Neuen Medien bereits zu den budgetstärksten
Instrumenten.
Das schlechte Abschneiden der Sponsoringaktivitäten bei der Effektivitäts- und
Effizienzbewertung in der Studie Uniplan LiveTrends 2004/200545 bestätigt sich bei
der Budgetverteilung. Nur ein Fünftel des Gesamtbudgets wird für dieses Instrument
von den befragten Unternehmen vorgesehen. Dennoch wird die Zukunft der Sponsoringaktivitäten innerhalb der Branchen sehr kontrovers diskutiert. So erlebt das Instrument durch das Engagement der Fashion-, High Tech- und Industry-Branche geradezu ein Comeback, während sich die Finance- und Supplier-Branche dieser Euphorie nicht anschließen können.
43
44
45
Vgl. Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S. 8.
Vgl. Bauer Media KG (Hrsg.) (2006), S. 22.
Vgl. Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S. 17f.
21
Interessant bei dieser Auswertung ist, dass die Marketingmanager davon ausgehen,
dass die Budgets für Marketing-Kommunikation in den nächsten 3 Jahren steigen
werden. So wird mit durchschnittlich 14,9% mehr Budget gerechnet. V.a. die Touristik-, Health- und High Tech-Branche werden ihre Budgets erhöhen. Nur die FoodBranche geht von kaum steigenden Budgets aus. Damit ließe sich nur in dieser
Branche ein Budgetshifting aus den Zahlen für 2005 und den Prognosen für 2008
ableiten. Die Interpretation ließe sich jedoch nicht für den Gesamtdurchschnitt verallgemeinern.
Um die bestehenden Budgets gezielter einsetzen zu können, sind umfassende
Steuerungssysteme unumgänglich.46 Erst durch eine kontinuierliche Erfolgskontrolle werden die Unternehmen in der Lage sein, Kommunikationsmaßnahmen mit niedriger Effektivität zu identifizieren und zu eliminieren.
Fazit: Die Unternehmen reagieren recht verhalten, wenn es darum geht, neue
Trends bei der Budgetverteilung zu berücksichtigen. So nimmt die Klassische Werbung – gemessen an der aktuellen Budgetverteilung – weiterhin in allen Branchen
einen Leitcharakter ein und Live Communication-Instrumente gehören branchenübergreifend zu den Top 3 der budgetstärksten Instrumente. Die Neuen Medien dagegen werden bei der Budgetverteilung ihrem Wachstumspotenzial noch nicht gerecht. Für das Jahr 2008 haben die Unternehmen höhere Budgets für ihren Kommunikationsmix veranschlagt.
2.5
Analyse des unternehmens- und branchenspezifischen Stellenwertes
von Live Communication-Instrumenten im Multi-Channel-Management
Die Diskussion um Multi-Channel-Konzepte hat im letzten Jahrzehnt eine besondere Bedeutung erlangt.47 Zunehmende Sättigungserscheinungen auf den etablierten
Märkten und eine damit einhergehende Verschärfung des Wettbewerbs und ein zu
beobachtendes Multi-Channel-Kaufverhalten führte zu der Frage, inwieweit im Vertrieb wirklich alle vom Kunden gewünschten Kontaktpunkte bereitgestellt werden, um
einer Abwanderungsgefahr entgegenzuwirken.
Die klassische Abgrenzung zwischen den Marketingmix-Bereichen Distributions- und
Kommunikationspolitik ist unter dem Blickwinkel der Optimierung von Customer
46
47
Vgl. Piwinger, M./Porák, V. (Hrsg.) (2005), S. 25.
Vgl. u.a. Wegener, M. (2004), S. 197ff.; Specht, G./Fritz, W. (2005), S. 216ff.; Grimm, S./Röhricht,
J. (2003), S. 355.
22
Contact Points nicht mehr zielführend. Kunden werden durch eine Anzeige auf ein
Unternehmen aufmerksam, sie informieren sich per Internet und bestellen per E-Mail
weitere Informationen. Schließlich gehen sie in den stationären Handel oder auf eine
Messe um ein Produkt anzuschauen und bestellen es dann per Internet. Dieses kunden- und angebotsinduzierte Verhalten verdeutlicht, dass Multi-Channel-Strategien
für eine erfolgreiche Marktbehauptung in vielen Märkten unumgänglich sind. Die große Herausforderung besteht darin, durch gezielte Kundensegmentierung die effizientesten Vertriebs- und Kommunikationskanäle zu wählen, d.h. Kunden mit einem hohen Ertragspotenzial sind anders in einem Multi-Channel-Konzept einzubinden als
Stammkunden, deren Erfolgspotenzial sehr begrenzt ist.
Um die Verbindung zwischen Vertriebs- und Kommunikationskanälen explizit zu berücksichtigen, wurde in der vorliegenden Studie eine erste Bestandsaufnahme dazu
gemacht, welche Kanäle die befragten Unternehmen für den Vertrieb ihrer Produkte
bzw. Dienstleistungen nutzen. Hier lassen sich kaum branchenübergreifende Verallgemeinerungen ableiten, vielmehr ist je nach Branche und Produktkategorie die Ausrichtung von Vertrieb und Kommunikation unterschiedlich ausgeprägt. Eines wird allerdings deutlich: Innerhalb der Branchen werden zunehmend Multi-ChannelKonzepte verwirklicht und der Online-Kanal gewinnt nahezu in allen Branchen eine
zunehmende Relevanz.
Betrachtet man einige ausgewählte Branchen differenzierter, so gibt die Tabelle 4
sehr interessante Aufschlüsse über den Status quo und sich abzeichnende Entwicklungstendenzen. Im Bereich Food und Fashion dominiert der Einzelhandel und z.T.
der Großhandel als Vertriebskanal. Gemessen an den Kommunikationsbudgets setzen die Hersteller mit diesem Channel-Schwerpunkt im Bereich der Kommunikationsinstrumente auf Klassische Werbung und Promotionaktivitäten. Public Relations sowie Messebeteiligungen befinden sich dagegen zunehmend unter Druck (vgl. die
ausgewiesenen Anteil zur Zukunftsbedeutung der Messe). Die Erklärung hierfür ist
nicht monokausal. Die dramatisch fortschreitenden Konzentrationstendenzen im Lebensmittelhandel und im Fashionbereich sowie die Zunahme der so genannten „vertikalen Filialisten“ und neuer Postenanbieter (wie Aldi, Tchibo u.a.) führen dazu, dass
der Treffpunkt Messe für diese Großabnehmer im B2B-Bereich an Attraktivität verliert. Hersteller müssen sich ihren Key-Account-Kunden heute sehr intensiv widmen
und angesichts der Handelsmacht und Volumina werden Ordergeschäfte weniger auf
Messen als vielmehr in Jahresgesprächen und individuellen Einkaufsgesprächen
verhandelt. Auf der Endverbraucherseite zeigen Shopperanalysen im Bereich der
FMC-Kategorien (Fast Moving Consumer Goods), dass z.T. 80% der Shopper sich
erst vor dem Verkaufsregal für eine Marke entscheiden. Die Motivation des Handelspartners für POS-Promotions und der Markenauftritt im Outlet avanciert damit zu ei-
23
nem zentralen Erfolgsfaktor. Die zunehmende Bedeutung von Instore-Promotions
und Events direkt am POS unterstreichen diese Aussage.
Klass. Per-
Bedeutung
Stationärer
Versand-/
LC-
Digitaler Vertrieb
Vertrieb
sönlicher
der Messen
Vertrieb
Großhandel
Verkaufsfilialen
Haus- zu HausVerkauf
Kataloge
Telefonverkauf
Online-Dienste
Teleshopping
Events
Messen
abnehmend
zunehmend
max
n
Automotive
n
55,3%
41,1%
10,9%
42,5%
28,1%
53,9%
7,1%
48,4%
65,4%
-20,6%
+11,3%
= 38
60,5%
28,9%
68,4%
5,3%
52,6%
5,3%
57,9%
2,6%
55,3%
65,8%
-15,4%
+5,1%
Touristik
n
= 29
44,8%
19,2%
55,2%
6,9%
72,4%
58,6%
89,7%
17,2%
62,1%
69,0%
-24,1%
+10,3%
Finance
n
= 42
9,8%
4,9%
78,6%
47,5%
7,1%
35,7%
85,4%
7,1%
50,0%
47,6%
-4,8%
+16,7%
Fashion
n
= 43
93,0%
48,8%
52,4%
7,1%
62,8%
25,6%
34,9%
2,4%
41,9%
69,8%
-30,0%
+7,5%
High Tech
n
= 59
67,8%
67,8%
27,6%
5,3%
40,7%
39,0%
63,8%
15,5%
55,2%
74,6%
-22,8%
+10,5%
Industry
n
= 46
37,8%
48,9%
30,4%
13,3%
56,5%
26,1%
54,3%
6,5%
47,8%
78,3%
-6,5%
+15,2%
Supplier
n
= 31
61,3%
66,7%
29,0%
3,3%
60,0%
10,0%
43,3%
3,2%
41,9%
54,8%
-30,0%
+6,7%
Food
n
= 46
93,5%
93,5%
26,7%
2,2%
15,2%
21,7%
26,1%
4,3%
43,5%
67,4%
-31,1%
+6,7%
Health
n
= 44
59,1%
93,0%
16,3%
7,1%
34,1%
29,5%
40,9%
6,8%
36,4%
54,5%
-27,3%
+15,9%
Tabelle 4:
= 378
max
max
max
max
max
max
max
max
max
48
59,4%
Anzahl
Gesamt
in Zukunft
Einzelhandel
Vertrieb
Branchenspezifischer Einsatz der Vertriebskanäle und Zukunftsbedeutung der
Messen als Vertriebskanal
Auch mit Blick auf die weiteren Branchen bleibt festzuhalten, dass zukünftig die Veränderungsdynamik in den Vertriebskanalstrukturen Auswirkungen auf die Kommunikationskanäle hat und durch notwendige Multi-Channel-Strategien die Abstimmungserfordernisse zwischen Vertrieb und Kommunikation in erheblichem Maße zunehmen werden. Die integrierte Kommunikation greift zu kurz, wenn Kommunikation und
Vertrieb nicht abgestimmt sind. Live Commmunication-Instrumente eröffnen in Vertriebskanälen neue Formen der Kundenbegegnung und -bindung.
48
Die Zukunftsbedeutung der Messen als Vertriebskanal ist in Form von Nettoeffekten zunehmender
und abnehmender Bedeutung abgebildet.
24
Fazit: Die klassische Trennung des Marketingmix in Kommunikations- und Vertriebsbzw. Absatzkanalpolitik, die sich auch in unterschiedlichen organisatorischen Zuständigkeiten in Unternehmen niederschlägt, darf einer abgestimmten, auf den Kundenstatus ausgerichteten Kundenkommunikation nicht entgegenwirken. Die Abstimmung von Vertriebs- und Kommunikationskanälen bestimmt deshalb zunehmend den
Markenerfolg. Das Potenzial von Live Communication für Multi-Channel-Strategien
und ECR-Initiativen wird zunehmend von den Unternehmen erkannt und genutzt.
2.6
Analyse der unternehmens- und branchenspezifischen Durchführung
von Erfolgskontrollen bei Live Communication-Instrumenten
Im Kern verkörpert die Kontrolle des Kommunikationserfolges eine Abfolge von SollIst-Vergleichen zwecks Abweichungsanalyse und Auswertung für nachfolgende
Planungen.49 Sowohl die Zielsetzung, Strategien, Maßnahmen und die Art und Weise
ihrer Realisation sollten somit ständig auf dem Prüfstand stehen.50 Dabei wird die
Kontrolle der Entwicklungsschritte in der Vorbereitung, der laufenden Realisation und
des Ergebnisses der einzelnen Kommunikationsmaßnahmen unterschieden.
In der Studie Uniplan LiveTrends 2004/2005 wurde ermittelt, dass nur jedes zweite
Unternehmen regelmäßige Erfolgskontrollen beim Einsatz von Kommunikationsmaßnahmen durchführt, wobei die Größe oder die Branche der Unternehmen keine
signifikante Rolle spielen.
Die praktizierten Methoden der Erfolgskontrolle von Kommunikation sind insgesamt
stark einzeldisziplinär geprägt und weisen damit lediglich Teilaspekte der Gesamtkommunikation eines Unternehmens aus.51 Während es für viele Instrumente, wie
der Klassischen Werbung oder dem Internet, durchaus bewährte Messverfahren gibt,
verlässt man sich bei Messen, Events und Promotions wohl eher auf das Bauchgefühl. Als Gründe für die mangelnde Überprüfung der Maßnahmen wurden fehlende
Verfahren sowie Zeit- und Kostenersparnisse angeführt. Wird der Erfolg geprüft, so
sind die eingesetzten Controlling-Methoden meist wenig professionell. Von den Unternehmen, die angaben, regelmäßig ihren Erfolg zu prüfen, ziehen bspw. über 90%
der 387 befragten Unternehmen in 2004 v.a. Kontaktzahlen und „subjektive Einschätzungen“ für die Messung heran.52
49
50
51
52
Vgl. Kiene, G. (2003), S. 11ff.
Vgl. Ehrmann, H. (2004), S. 349.
Vgl. Piwinger, M./Porák, V. (Hrsg.) (2005), S. 47.
Vgl. Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S. 26.
25
Damit wird ein gravierendes Controlling-Defizit deutlich, das Fehleinschätzungen
fördert und zu falschen Konsequenzen in der Budgetverteilung führt. So verwundert
es bspw., dass die Klassische Werbung – beim Blick auf den Gesamtdurchschnitt –
bei der Budgetverteilung sowohl in 2005 als auch in 2008 den größten Anteil erzielen
wird, obwohl die Kundenbindung, Markentreue und Wiederkaufsrate zu den Zielen
gehören, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen.53 Betrachtet man die Kommunikation phasenspezifisch54, so spricht sich die Mehrheit der befragten Unternehmen dafür
aus, dass sich die Klassische Werbung v.a. zur Erhöhung der Markenbekanntheit
eignet. Nur knapp 6% der Unternehmen schätzen die Eignungsqualität der Klassischen Werbung, wenn es um die Stärkung der Kundenbindung geht. Gerade bei einem durchschnittlichen Stammkundenanteil von 74,2% und einer stagnierenden
Marktentwicklung, die 39,9% der befragten Unternehmen wahrnehmen, hätte man
bei der Klassischen Werbung eine andere Platzierung im Budgetranking erwartet.
Starre Denkmuster sorgen für risikoaverses Verhalten bei der Budgetfestlegung und
verhindern immer noch wichtige Weichenstellungen.
Uniplan LiveTrends 2006 fragte in diesem Jahr weiter nach, ob die Budgets für Erfolgskontrollen schon von Projektbeginn an eingeplant werden und wie viel Prozent
des Budgets für die Erfolgskontrolle vorgesehen sind.
Die Hälfte der befragten Unternehmen plant ein festes Budget für die Erfolgskontrolle ein. Davon berücksichtigen zwei Drittel der befragten Unternehmen bis zu 5%
ihres Budgets. Durchschnittlich sind es sogar 6,6%, da es einige wenige „VorzeigeUnternehmen“ gibt, die mehr als 10% ihres Budgets für die Erfolgskontrolle vorsehen. Auf die Live Communication bezogen, heißt das: Misst ein Unternehmen den
ROI einer Leitmesse, so investiert es gerade einmal 10.000 € für das Monitoring und
damit einen Bruchteil dessen, was der gesamte Markenauftritt kostet. Hier bestehen
eindeutig noch Optimierungspotenziale. Die Ausführungen sind in Abbildung 9 zusammengefasst dargestellt.
53
54
Bauer Media KG (Hrsg.) (2005), S. 5.
Siehe dazu die Ausführungen in Kap. 2.3.
26
„Planen Sie von Projektbeginn an ein festes Budget für die Erfolgskontrolle mit ein?“
„Wie viel Prozent Ihres Budgets planen Sie für die Erfolgskontrolle ein?“
„Welchen Betrag würden Sie für die Erfolgskontrolle einer Leitmesse maximal ausgeben?“
max. Betrag für die Erfolgskontrolle
einer Leitmesse
Budgetanteil für die
Erfolgskontrolle
5,5%
33,7%
31,3%
bis 5.000 €
15,4%
5.000 - 10.000 €
35,4%
10.000 - 15.000 €
42,7%
nein
∅ Budgetanteil von 6,6%
ja
57,3%
15.000 - 25.000 € 13,2%
25.000 - 35.000 €
35.000 - 50.000 €
über 50.000 €
45,4%
Budgetanteil von bis zu 2,5%
Budgetanteil größer 2,5% bis 5%
Budgetanteil größer 5% bis 10%
Budgetanteil größer 10%
2005 n
max
= 163
Abbildung 9: Erfolgskontrolle des Gesamtdurchschnitts
Die branchenbezogene Analyse zeigt: Die Supplier-, Industry- und AutomotiveBranche verwenden den geringsten Budgetanteil für die Erfolgskontrolle (vgl. Abbildung 10). In der Supplier-Branche wird sogar mehrheitlich angegeben, dass kein festes Budget von Projektbeginn an eingeplant wird. Zur „Ehrenrettung“ der AutomotiveBranche muss angemerkt werden, dass fast die Hälfte aller Marketingmanager zumindest für die Erfolgskontrolle von Leitmessen ein überdurchschnittliches Budget
von 15.000 bis 25.000 € vorsieht. Hierfür verwenden die Entscheider der IndustryBranche mehrheitlich nur ein Budget bis 10.000 €, merken allerdings selbst an, dass
sie sowohl bei der konsequenten Dokumentation der Messegespräche, als auch bei
der Bewertung der Messekontakte nach A/B/C-Kunden, Potenziale zur Effizienzsteigerung haben.
Die Fashion- und Health-Branche gehören zu den Branchen, die einen überdurchschnittlichen Budgetanteil von über 10% für die Erfolgskontrolle vorsehen. In der
Health-Branche wird von fast einem Zehntel der Unternehmen sogar ein Budget über
50.000 € für die Erfolgskontrolle der Leitmessen angesetzt. Daher sehen sie auch in
der Dokumentation der Messegespräche und in der Bewertung der Messekontakte
weniger Effizienzsteigerungspotenziale als der Durchschnitt.
27
„Wie viel Prozent Ihres Budgets planen Sie für die Erfolgskontrolle ein?“
38,4%
54,6%
16,7%
41,6%
42,9%
26,1%
24,0%
31,8%
Budgetanteil von bis zu 2,5%
Budgetanteil größer 2,5% bis 5%
Budgetanteil größer 5% bis 10%
Budgetanteil größer 10%
41,7%
Supplier
Health
0%
42,9%
Automotive
30,8%
13,6%
20,0%
52,0%
46,2%
27,3%
4,0%
60,9%
38,4%
Finance
36,3%
4,3%
8,7%
42,8%
28,6%
Fashion- /
Lifestyle
20%
4,8%
9,5%
21,4%
15,4%
60%
40%
7,1%
Industry
Goods
18,2%
7,7%
7,7%
Touristik
80%
15,4%
Food &
Beverages
18,2%
High Tech
100%
2005 n
max
= 398
Abbildung 10: Erfolgskontrolle der Branchen
Ein professionelles Management erfordert einen anderen Umgang mit dem Thema
Erfolgskontrolle. Es kann immer noch beobachtet werden, dass offensichtlich eine
gewisse Scheu vor dem Wort Kontrolle existiert.55 Erfolgskontrolle hat das Image
eines überflüssigen Kostenfaktors. Doch die Marketingmanager sollten diese nicht
als Maßnahme betrachten, die ausschließlich Geld kostet und Fehler aufdecken will,
sondern als eine Anregungsfunktion, mit der sich Geld sparen lässt. Nur so wird ein
kontinuierlicher Verbesserungsprozess in der Zielerreichung in Gang gesetzt.
Fazit: Erfolgreiche Markenführung wird an der effektiven und effizienten Erreichung
der angestrebten Ziele gemessen. Trotz der wachsenden Bedeutung der strategischen und operativen Markensteuerung fehlt es bisher an leistungsfähigen Ansätzen
einer integrativen Kontrolle des Kommunikationserfolges. Nur etwa jedes zweite Unternehmen sieht es als Notwendigkeit an, für diese Kontrolle von Projektbeginn an
ein festes Budget bereitzustellen, wenngleich ein früh angedachtes Konzept der Erfolgskontrolle ein erster Schritt zur gezielten Effizienzsteigerung ist.
55
Vgl. Ehrmann, H. (2004), S. 349.
28
3.
Profilierungspotenziale von Messen und Events
3.1
Austauschbarkeit als Profilierungsproblem von Messen und Events
Bereits in der Studie Uniplan LiveTrends 2004/2005 betonten die Marketingmanager den Stellenwert der Live Communication zur Demonstration von Markenqualitäten und zur erlebnisorientierten Darstellung von Markenwelten. Drei Viertel aller Marketingmanager halten die Live Communication für einen geeigneten Kanal zur Wettbewerbsdifferenzierung. Doch die Ergebnisse bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten
zurück und signalisieren erhebliche Optimierungspotenziale.
Denn auf die Frage, ob die Marketingmanager Messeauftritte bzw. Eventinszenierungen am Markt mehr oder weniger für austauschbar halten, antworteten nahezu
zwei Drittel der Befragten, dass sich die Messeauftritte in ihrer Branche gleichen.56
Bei Events sind 62% dieser Meinung (vgl. Abbildung 11).
„Wie stark stimmen Sie der folgenden Aussage über die Wahrnehmung und Inszenierung zu:
Im Grunde genommen sind viele Messeauftritte bzw. Eventinszenierungen am Markt mehr oder weniger austauschbar.“
Messeauftritte
Eventinszenierungen
8,1%
7,9%
21,7%
19,2%
30,5%
27,2%
42,4%
42,9%
stimme voll und ganz zu
stimme eher zu
stimme eher nicht zu
stimme überhaupt nicht zu
2004 n
max
= 387
Abbildung 11: Austauschbarkeit von Messeauftritten und Eventinszenierungen
Damit haben die Unternehmen ihr wichtigstes Ziel verfehlt, sollten doch gerade Live
Communication-Instrumente zur Wettbewerbsdifferenzierung genutzt werden. „Messeauftritte von der Stange“57 scheinen somit im extremen Widerspruch zur geforderten „Uniqueness“ in der Markenführung zu stehen. Die Einzigartigkeit kann erreicht
56
57
Auch andere Studien, wie z.B. die repräsentative Studie Messe- und Kommunikationsbau in
Deutschland 2005, belegen, dass Messe- und Kommunikationsbauten in Deutschland noch nicht in
ausreichendem Maße markenadäquat sind. Die Marke als Maßstab baulicher Umsetzung wird somit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Vgl. Holtmann Messe+Event GmbH et al. (Hrsg.)
(2005), S. 4.
Vgl. Zanger, C. (2003), S. 1073.; Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005a), S. 19f.
29
werden, wenn die Gestaltungselemente der Messeauftritte und Eventinszenierungen
konsequent aus der Markenstrategie und den Zielen der Unternehmen abgeleitet
werden. Nur auf diese Weise lassen sich Markenbotschaften glaubhaft zum Kunden
transportieren.
Dabei können im Vergleich zu Print-, TV oder Hörfunkmedien bei der Live Communication alle Sinnesorgane der Zielgruppe angesprochen werden.58 Die Inszenierung
von Infomotion59 und die Verankerung von Markenerlebnissen auf Messen und Events wird durch die übergreifende Ansprache multisensualer Reize, d.h. visueller60
(wie Bilder Formen, Farben, Licht), auditiver (wie Musik, Geräusche, Sprache), taktiler (wie Oberflächen, Böden), olfaktorischer (wie Gerüche), gustatorischer (wie Geschmack) und thermaler Ausprägung (wie Temperaturbedingung) ermöglicht.61
Dies impliziert, dass sich die Unternehmen in Zukunft mit einer stärkeren Multisensorischen Markenführung auseinandersetzen sollten. Die systematische Übersetzung der Markenwerte in alle Sinneskanäle bietet verbesserte Differenzierungsoptionen im Sinne einer Unique Advertising Proposition (UAP).62 Letztlich entscheidet jedoch die Umsetzung eines ganzheitlichen und authentischen Markenerlebnisses über alle Kundenberührungspunkte hinweg signifikant über den Erfolg oder Misserfolg
der Unternehmenskommunikation.
3.2
Analyse der Differenzierungsdimensionen von Messen und Events
Die Differenzierung bezeichnet ganz allgemein den Prozess der Unterscheidung.
Für Unternehmen bedeutet dies, im Positionierungs-/ Wahrnehmungsraum so nahe
wie möglich am Ideal der Zielgruppe und idealerweise zugleich so weit wie möglich
entfernt von den Konkurrenzmarken zu sein.63 Erreichbar wird diese Alleinstellung
u.a. durch das Besetzen einer strategischen Nische, die Einbeziehung neuer Eigenschaftsdimensionen und die Schaffung eines psychologischen Zusatznutzens.
58
59
60
61
62
63
Lindstrom äußert sich in seinem aktuellen Buch brand sense wie folgt: „Wenn Marken sich in Zukunft die Loyalität der Konsumenten verschaffen und erhalten wollen, brauchen sie eine Strategie,
die alle Sinne anspricht.“ Vgl. dazu Lindstrom, M. (2005), S. 7.
Infomotion bedeutet die Vermittlung von Information mittels Emotionen. Vgl. dazu Erber, S. (2000),
S. 132ff.
Drei Viertel aller Informationen werden über die Augen wahrgenommen. Vgl. dazu ebenda, S. 135.
Vgl. Thiemer, J. (204), S. 168; Hensel, C. (2005), S. 196f.
Die Einzigartigkeit der Kommunikationsstrategie (UAP) sollte dem Kunden den einmaligen Produktnutzen im Sinne der Unique Selling Proposition (USP) vermitteln. Vgl. Meffert, H. (2000), S.
711.
Vgl. Herrmann, S. (2005), S. 169. Soberman dagegen relativiert die Bedeutung der Differenzierung, da seiner Meinung nach alle Beteiligten nur über unvollkommene Informationen in der Realität verfügen. Er kommt daher zu der Einschätzung, dass die Differenzierung möglicherweise keine
profitable Strategie ist und Ressourcen vergeudet. Vgl. dazu Soberman, D. A. (2003), S. 130ff.
30
Uniplan LiveTrends 2006 ist der Frage nachgegangen, welche Kriterien geeignet
sind, um sich vom Messeauftritt bzw. von der Eventinszenierung des Wettbewerbers
zu unterscheiden.
Für die Verbesserung der Profilierungswirkungen eines Messestandes rückt nach
Ansicht der befragten Unternehmen der Mensch in den Mittelpunkt. Je motivierter
und qualifizierter das Standpersonal ist und je glaubwürdiger die Markenbotschaft
kommuniziert wird, um so größer sind die Chancen eine besondere Atmosphäre auf
dem Stand herzustellen, in der sich die Besucher wohlfühlen können (vgl. Abbildung
12). Wer es also schafft, eine besondere „Standatmosphäre“ auszulösen, macht aus
einem Messeauftritt ein unverwechselbares Messeerlebnis. Der „Hardware“ des
Standes, d.h. der Architektur oder Produktpräsentation wird derzeit eine eher geringe
Differenzierungswirkung zugesprochen.
„Welche der folgenden Messeparameter eignen sich zur Differenzierung Ihrer Messebeteiligungen gegenüber
anderen Wettbewerbern?“
MW
Atmosphäre auf dem Stand
(1,8)
Wissen des Standpersonals
(1,6)
Kommunikation der Markenbotschaft
(1,9)
Standort in der Halle
(1,8)
Corporate Design
(1,9)
Standarchitektur
(2,0)
Produktpräsentation
(2,0)
Markenimage der Veranstaltung
(2,1)
begleitende Kommunikation
(2,2)
Vernetzung der K.-Instrumente
(2,2)
Standaufteilung
(2,4)
Multimediale Medieninszenierung
(2,5)
Showprogramm
(2,7)
kein (4)
-80%
-60%
4
gering (3)
-40%
-20%
hoch (2)
0%
20%
40%
2,5
60%
80%
100%
1,5
1
2005 n
Abbildung 12:
MW
sehr hoch (1)
max
= 199
Differenzierungsdimensionen von Messeauftritten
Bei der Einschätzung der Profilierungswirkungen einer Eventinszenierung wird
als erstes ebenfalls die Atmosphäre auf der Veranstaltung genannt. Die Kommunikation der Markenbotschaft und das Erleben der Markenwelt am richtigen Ort ist den
Unternehmen hierbei zur Differenzierungswirkung wichtiger als die Einladung prominenter Gäste oder der Einsatz von Hostessen (vgl. Abbildung 13).
31
„Welche der folgenden Eventparameter eignen sich wie gut zur Differenzierung Ihrer Eventinszenierungen gegenüber anderen Wettbewerbern?“
MW
Atmosphäre auf der Veranstaltung
(1,7)
Kommunikation der Markenbotschaft
(1,9)
Location
(2,0)
Erleben der Markenwelt
(2,0)
Markenimage der Veranstaltung
(2,0)
Produktpräsentation
(2,0)
Dekoration und Ausstattung
(2,1)
Vernetzung der Komm.-Instrumente
(2,2)
Bewirtung und Catering
(2,4)
Showprogramm
(2,5)
Multimediale Medieninszenierung
(2,5)
Prominente Gäste
(2,6)
Einsatz von Hostessen
(2,7)
kein (4)
-80%
-60%
4
gering (3)
-40%
-20%
hoch (2)
0%
20%
40%
2,5
60%
80%
100%
1,5
1
2005 n
Abbildung 13:
MW
sehr hoch (1)
max
= 193
Differenzierungsdimensionen von Eventinszenierungen
Wenn die Atmosphäre für die Unternehmen sowohl bei Messeauftritten als auch bei
Eventinszenierung eine so wesentliche Rolle zur Differenzierung darstellt, so gilt es
diese im Folgenden näher zu analysieren: Atmosphäre wird als Stimmung verstanden, die von der äußeren Umgebung vermittelt und von der Zielgruppe subjektiv
empfunden wird. Als charakteristisches und abgrenzendes Merkmal zugleich gegenüber Emotionen, Gefühlen, Motiven und Bedürfnissen ist die Ungerichtetheit anzuführen, was bedeutet, dass Stimmungen nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet
sind.64 Zur näheren Begriffsbeschreibung lässt sich die Studie von Becker (1988)
heranziehen, der 72 Adjektive auf ihre Güte untersuchte und nach mehreren Faktorenanalysen zu folgender Dimensionseineinteilung von Stimmungen kam: Aktiviertheit vs. Deaktiviertheit, gehobene vs. gedrückte Stimmung und emotionale Gereiztheit vs. Ausgeglichenheit.65
Da die Stimmungsforschung in der Psychologie erst seit gut zwei Jahrzehnten und
im Marketing erst seit kurzem verstärkt betrieben wird, sind die Erkenntnisse auf diesem Gebiet z. T. noch recht rudimentär. Die zentrale und inzwischen gesicherte Erkenntnis lautet jedoch, dass der Erfolg marketingpolitischer Beeinflussung in einem
nicht zu unterschätzenden Ausmaß von der Stimmung der Zielgruppe abhängt.66
Stimmungen beeinflussen nicht nur das Wahrnehmen, Speichern und Erinnern, sie
64
65
66
Vgl. Nufer, G. (2002), S. 122.
Vgl. Becker, P. (1988), S. 345ff.; Piesinger, E. (2003), S. 5.
Vgl. Silberer, G. (1999), S. 131; Nufer, G. (2002), S. 122.
32
können selbst auch als Information dienen.67 Damit wird das Ergebnis der LiveTrends 2006-Studie zu den Differenzierungsdimensionen auf Messen und Events
bestätigt. Auch wenn die hohe Austauschbarkeit zeigt, dass die Unternehmen derzeit
noch Probleme haben, ihre Markenbotschaft stimmungsvoll zu kommunizieren. Wird
im Messe- und Event-Marketing bei der direkten und persönlichen Interaktion zwischen Aussteller und Besucher neben der zielgruppenspezifischen Ansprache auf
eine positive Atmosphäre geachtet, können einzigartige und nachhaltige Markenassoziationen geprägt werden.
Fazit: Die Mehrzahl der Messeauftritte und Eventinszenierungen sind austauschbar.
Die Möglichkeiten zur Differenzierung werden bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Messestand- und Eventgestaltung und -technik stellen dabei jedoch nur unterstützende Elemente dar. Im Vordergrund steht die glaubwürdige Vermittlung von Fachund Sozialkompetenz des Standpersonals und der Markenbotschaft für die Schaffung einer optimalen Standatmosphäre. Das zielgruppenspezifische Eingehen auf die
Messe- und Eventbesucher stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
3.3
Bedeutung und Entwicklung von Messen
Die Messewirtschaft nimmt im weltweiten Vergleich in Deutschland eine Sonderrolle
ein. Von den global führenden Messen der einzelnen Branchen finden nach Aussage
des AUMA-Verbandes gegenwärtig zwei Drittel in Deutschland statt. In Zahlen ausgedrückt, bedeutet dies: Jährlich werden rund 154 internationale Messen und Ausstellungen mit über 160.000 Ausstellern und knapp 10 Mio. Besuchern durchgeführt.68
Es ist daher wenig überraschend, dass die Unternehmen den Messebeteiligungen
einen hohen Stellenwert beimessen. Im Budgetranking belegen sie – wie schon im
Vorjahr – den zweiten Platz nach der Klassischen Werbung. Damit zählt die Messebeteiligung auch weiterhin zu einem der wichtigsten Instrumente im Kommunikationsmix.
Über zwei Drittel der Marketingmanager stuft die Bedeutung von Messen als Vertriebsschiene in der Zukunft als gleich bleibend hoch ein (vgl. Abbildung 14). Für
20,6% der befragten Unternehmen – v.a. aus der Food- und High Tech-Branche –
67
68
Vgl. Nufer, G. (2002), S. 123.
Vgl. AUMA Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (Hrsg.) (2005), S.
14.
33
fällt diese Vorhersage negativ aus. 11,3% der befragten Unternehmen – v.a. aus der
Finance-, Health- und Industry-Branche – rechnen indessen mit einer Bedeutungszunahme der Messen.
„Wird in Zukunft die Bedeutung von Messen als Vertriebsschiene für Ihr Unternehmen zunehmen,
gleich bleiben oder abnehmen?“
„Worin sehen Sie die wichtigsten Gründe für die Zunahme bzw. Abnahme?“ (offene Abfrage)
Gründe für die Abnahme:
20,6%
11,3%
- Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht
Gründe für die Zunahme:
- Internationalisierung von Messen
schreitet voran
- Messekosten sind zu hoch
- Emotionalisierung lässt sich durch
Eventcharakter erreichen
- Messe-Effektivität ist nicht vorhanden
- Messbarkeit ist schwierig
- Bekanntheitsgrad lässt sich erhöhen
- direkter Kundenkontakt bereits
vorhanden
- Kundennähe ist möglich
- direkter Kundenkontakt ist möglich
- Bedeutung alternativer Kommunikationsinstrumente wächst
- Pflege und Gewinnung von Kunden
ist möglich
- Messeziele werden nicht erreicht
- (ausschließlich) Image- und Präsenzpflicht
68,1%
- Attraktivität von Messen sinkt
- Besucherzahlen auf Messen sinken
- Demonstration von Image- und
Markenstärke
- Abverkauf lässt sich erhöhen
- Abverkauf auf Messen ist rückläufig
abnehmen
Abbildung 14:
max
gleich bleiben
zunehmen
2005
n = 398
max
Zunahme: n = 44
max
Abnahme: n = 80
Zukunftsbedeutung von Messen als Vertriebsschiene
Ihre Beliebtheit ist maßgeblich auf ihre Multifunktionalität zurückzuführen, d.h. mit
Messen können Aussteller und Besucher eine breite Palette an Zielen im Kundenbeziehungszyklus ansteuern. Sie dienen der Kundengewinnung ebenso wie der Kundenpflege und -bindung. Damit avancieren sie zu einem „Allround-Instrument“ für das
Management von Kundenbeziehungen.
Dennoch steht die Messebeteiligung wegen ihres relativ hohen Kosten- bzw. Budgetanteils bei vielen Unternehmen auf dem Prüfstand. Nicht zuletzt führt die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit dazu, dass Unternehmen einer erhöhten Komplexität und Fragmentierung bei der Festlegung ihres Messeveranstaltungsportfolios
ausgeliefert sind. So werden in zunehmendem Maße auch mit Unterstützung der
deutschen Messegesellschaften im Ausland, wie z.B. China, neue Branchenmessen
angeboten. Damit stellt sich die Frage, inwieweit bestehende Leitmessen ihre Position noch behaupten können oder ob substitutiv oder ergänzend neue Messeveranstaltungen zur Markterschließung in das Portfolio aufzunehmen sind.69 Gleichzeitig
steht die Messe als Kommunikationsinstrument im Wettbewerb mit einer Vielzahl anderer Kommunikationsinstrumente. Die Herausforderung wird in den kommenden
Jahren darin bestehen, Lösungen für das Effizienzproblem zu finden, um sich auch
69
Vgl. Kirchgeorg, M. (2005), S. 96f.; Kirchgeorg, M./ Springer, C. (2005b), S. 36ff.
34
weiterhin gegen alternative Kommunikationsinstrumente durchsetzen zu können.
Fazit: Über zwei Drittel der Marketingmanager stuft die Bedeutung von Messen im
Kommunikationsmix als gleich bleibend hoch ein. Die Stärken werden v.a. darin gesehen, einen internationalen Markteintritt zu ermöglichen und den direkten Kundenkontakt zu intensivieren. Als Herausforderung gilt es, das Kosten-Nutzen-Verhältnis
zu harmonisieren, in denen kritische Stimmen den Hauptgrund für eine Konsolidierung der Messen sehen.
3.4
Analyse von Messekonzepten der Zukunft
Die Messe hat sich im Laufe der Jahrhunderte in mehreren Entwicklungsstufen70 –
von der Tauschmesse zur Warenmesse, von der Mustermesse zur Fachmesse – zu
einem multifunktionalen Marketing- und Kommunikationsinstrument moderner Prägung entwickelt. Messen sind Marktplattformen und damit Spiegel nationaler und internationaler Märkte. Derzeit befindet sich die Messewirtschaft u.a. durch Globalisierungseinflüsse in einem Strukturwandel. Weltweit entstehen zahlreiche neue Messeplätze, etablierte Messen bauen ihre Ausstellungsfläche und Infrastruktur weiter aus
und Messen wechseln im In- und Ausland den Veranstaltungsort. Diese Veränderungen auf Aussteller- und Besucherseite beschleunigen den Veränderungsdruck traditioneller Messekonzepte.71 Deshalb ist es für alle Beteiligten wichtig, sich den Anforderungen an Messekonzepte der neuen Generation zu stellen, um adäquat auf
diese Veränderungen reagieren zu können.
Die Mehrheit der befragten Unternehmen wünscht sich weniger neue, sondern eine
Weiterentwicklung bestehender Messekonzepte. Der künftige Messe-Mehrwert besteht in einer zielgruppenorientierten und professionellen Messekommunikation aller
Beteiligten (vgl. Abbildung 15). Der Trend, dass sich die Messegesellschaften vom
Flächenanbieter zu einem kundenorientierten Servicedienstleister entwickeln, entspricht der von den Ausstellern geforderten Zielgruppenorientierung. Die Messen
können Aussteller und Besucherzielgruppen nur erfolgsversprechend identifizieren,
wenn sie in enger Abstimmung mit Ausstellern, Verbänden und Multiplikatoren eine
zielgerechte Positionierung einer Messe definieren, konzipieren und umsetzen72.
70
71
72
Zur Geschichte der Messen vgl. auch Rodekamp, V. (2003), S. 5f.
Vgl. Kirchgeorg, M./Springer, C. (2005b), S. 37.
Vgl. u.a. Schraudy, K. (2003), S. 491; Witt, J. (2003), S. 506ff.; Grimm, C. (2004), S. 39ff.; Robertz,
G. (1999), S.42ff.
35
„Wie müsste die 'neue Generation’ von Messen ihrer Meinung nach aussehen? Welche Chancen sollten Messegesellschaften und Aussteller besser nutzen?“ (offene Abfrage)
Fokussierung auf Zielgruppen
7,4%
Nutzung des Eventcharakters
5,2%
Mehr Messemarketing/ Messewerbung
4,5%
4,0%
Stärkere Profilierung / Positionierung
Verbesserung der Infrastruktur
3,8%
Reduktion der Kosten
3,6%
Konzentration der Messen
Mehr Service für Aussteller
Stärkere Kundenorientierung
3,3%
2,6%
2,4%
2005 n
max
= 221
Abbildung 15: Anforderungen an Messekonzepte der Zukunft
Den Messenveranstaltern kommt somit die Aufgabe zu, die richtigen Anbieter und
Nachfrager eines Marktes zusammenzubringen und die Rahmenbedingungen für ein
effektives und effizientes Marktgeschehen zu schaffen. Je mehr es gelingt, aus einer
Messe eine „Messe-Marke“ mit eindeutiger Positionierung zu machen, desto größer
sind die Zukunftschancen.73 Vom Veranstalter wird darüber hinaus verlangt, dass er
den Ausstellern neben der temporär gemieteten Immobilie Marketingunterstützung
bietet, d.h. weg vom bloßen Flächenvermieter hin zum Anbieter von integrierten
Kommunikationsleistungen und zum verlässlichen „Partner des Kunden“. Zur Aufklärung über professionelles Messemarketing gehört auch, dass der Veranstalter seine
Aussteller-Kunden mit auf Messemarketing und -kommunikation spezialisierten Fachleuten in Verbindung bringt.
In gleicher Weise sind die Fachleute gefordert, die Messekonzepte weiterzuentwickeln. Agenturen und Messebauer müssen in der Lage sein, das „Gesamtbild“ zu
sehen und mit entsprechenden Spezialisten zusammen zu arbeiten. Eine wirkungsvolle Architektur in Kombination aller anderen Gestaltungselemente ist Kommunikation per se. Das Hallen- und Standambiente und die direkte und persönliche Interaktion für ein aktives Erlebnis der Zielgruppe wird zukünftig mehr Beachtung erfahren
müssen.
Der Erfolg von Messen wird zukünftig mehr denn je durch das abgestimmte Zusammenspiel von Messeveranstaltern, Ausstellern, Agenturen und Besuchern im nationalen wie im internationalen Kontext bestimmt. Trotz des postulierten Umbruchs, mit
73
Vgl. Kirchgeorg, M./Klante, O. (2003b), S. 365ff.; Peters, M./Scharrer, S. (2003), S. 549ff.; Sasserath, M./Daly, N./Wenhart, C. (2003), S. 529ff.
36
dem sich die Messebranche auseinander setzen muss, kann die wirtschaftliche Zukunft verheißungsvoll sein.
Fazit: Von Messen der zukünftigen Generation wird eine verstärkte Zielgruppenfokussierung erwartet. Sowohl in der Themensetzung, Ansprache als auch in der Positionierung wird der Zielgruppenbezug verstärkt gefordert. Dieser Anspruch beinhaltet
große Herausforderungen für die Messegesellschaften zwischen Fokussierung und
Fragmentierung der Messethemen die richtige Balance zu finden. Dies kann nur erreicht werden, wenn Messegesellschaften sich zukünftig auf die Anforderungen der
Aussteller- und Besuchergruppen intensiv einstellen. Das Thema Kundenorientierung
und „Verstehen des Ausstellergeschäftes“ avancieren somit zukünftig zu zentralen
Erfolgsfaktoren des Messegeschäftes.
37
4.
Sonderauswertung: Einsatz von Live Communication-Instrumenten zur
Weltmeisterschaft 2006
Aus einer Vielzahl von Bewerbern erhielt Deutschland am 6. Juli 2000 durch das Exekutivkomitee des Fußballweltverbandes (FIFA) den Zuschlag für die Austragung
der Fußballweltmeisterschaft 2006. Die WM ist eines der herausragensten Sportereignisse in der Welt und bietet Deutschland als Ausrichtungsland die seltene
Chance, sich der breiten Weltöffentlichkeit zu präsentieren.
Die Spiele werden weltweit live übertragen und ziehen wie kaum ein anderes Sportereignis die globale mediale Aufmerksamkeit auf sich. Nach aktuellen Schätzungen erreicht die WM mit sämtlichen Spielen etwa 388 Millionen TV-Zuschauer. 3,5
Millionen Zuschauer in den Stadien werden zur WM erwartet, davon 1,5 Millionen
aus dem Ausland. Des Weiteren werden 15.000 Journalisten aus aller Welt aus
Deutschland berichten.74
Deutschland tritt als Gastgeber mit dem WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“
an. Gastlichkeit und Freundlichkeit sind keineswegs die primären Dimensionen, die
das Deutschlandbild bisher prägten. Eher werden Attribute wie Gewissenhaftigkeit,
Organisationstalent und Fleiß im Ausland eher als deutsche Tugenden gesehen. Die
WM kann das Image der Marke Deutschland deutlich „aufpolieren“. Schubkraft erlangt das Motto jedoch nur, wenn alle Austragungsstädte sowie letztlich die Bundesbürger bis hin zu den öffentlichen Institutionen als Gastgeber mit ihren Aktivitäten
gezielt auf das Motto „einzahlen“.
83% der befragten Unternehmen sehen hierfür gute Vorzeichen, denn sie schätzen
die Bedeutung der Weltmeisterschaft hinsichtlich des Imagegewinnes für Deutschland hoch bis sehr hoch ein.75 Zu den wichtigsten Instrumenten, die von den Unternehmen spezifisch für die Fußballweltmeisterschaft genutzt werden, zählen Events,
gefolgt von Promotion und klassischer Werbung (vgl. Abbildung 16). Das heißt, hier
setzen sich die Live Communication-Instrumente gegen die klassischen Kommunikationsinstrumente durch.
74
75
Die sozio-ökonomischen Auswirkungen der WM 2006 auf die Stadt Leipzig wurden im Sommersemester 2005 in einem Praxisprojekt am Lehrstuhl Marketingmanagement der HHL – Leipzig Graduate School of Management in Zusammenarbeit mit dem WM-Büro der Stadt Leipzig analysiert.
Auch andere Studien bestätigen, dass die Weltmeisterschaft vor allem als gute Werbung für Deutschland angesehen wird. Vgl. dazu u.a. Voeth, M. (2001), S. 14f.
38
„Welche Bedeutung hat die Weltmeisterschaft 2006 hinsichtlich des Imagegewinnes für Deutschland? Wenn Sie
das WM-Thema aufgreifen, so nennen Sie uns bitte die 3 wichtigsten Marketingaktivitäten, die Sie durchführen
werden.“ (offene Abfrage)
1,8%
15,2%
35,0%
Ranking
der wichtigsten Marketingaktivitäten
zur Weltmeisterschaft 2006:
1.
Events
2.
Promotion/ POS-Aktivitäten
3.
Klassische Werbung
48,0%
stimme voll und ganz zu
stimme eher zu
stimme eher nicht zu
stimme überhaupt nicht zu
Abbildung 16: Imagebedeutung und Marketingaktivitäten der WM 2006
2005 n
max
= 394
39
5.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Studie UNIPLAN LiveTrends 2006 repräsentiert das Meindungsbild von 398 Marketingmanagern aus neun Branchen zum Status Quo, den Entwicklungsperspektiven, den Planungsprozessen sowie den Erfolgswirkungen von Live CommunicationInstrumenten. Im Folgenden liefern 8 Thesen einen zusammenfassenden Überblick
über die Schlüsselergebnisse der Studie.
These 1:
Stammkundenbindung erlangt in gesättigten Märkten besondere Priorität
Die Stammkunden prägen in allen Branchen die Kundenstruktur, während die Neukundengewinnung zunehmend Grenzen erfährt. Angesichts des zunehmenden Kundenwettbewerbs und der Sättigungserscheinungen stehen Unternehmen vor der
Herausforderung, das Potenzial ihrer Stammkunden optimal auszuschöpfen. Der
Einsatz der effizientesten Kommunikationsinstrumente zum richtigen Zeitpunkt im
Kundenbeziehungszyklus avanciert hierbei zum zentralen Erfolgsfaktor.
These 2:
Kommunikationsmix ist spezifisch im Kundenbindungszyklus auszusteuern
Die Kunst der effizienten Bindung von Kunden erfordert ein differenziertes Vorgehen
im Kundenbindungszyklus. Gerade in wettbewerbsintensiven Märkten gewinnt die
Aussteuerung der richtigen Kommunikationsinstrumente im Kundenbindungszyklus
eine besondere Relevanz. Dabei sind auch die Kundenkontakte durch die Vertriebskanäle bei der Kommunikationsplanung zu berücksichtigen. Während die Klassische
Werbung als Treiber der Markenbekanntheit eingesetzt werden kann, so verliert sie,
wenn es um die Stärkung der Kundenbindung geht. Events und Messen punkten bei
Erstkontakten, Vertrauensaufbau und Kundenbindung und avancieren zu „AllroundInstrumenten“ im Kundenbeziehungszyklus.
These 3:
Live Communication-Instrumente gehören zu den budgetstärksten Kommunikationsinstrumenten
Die Unternehmen reagieren recht verhalten, wenn es darum geht, neue Trends bei
der Budgetverteilung zu berücksichtigen. So nimmt die Klassische Werbung – gemessen an der aktuellen Budgetverteilung – weiterhin in allen Branchen einen Leit-
40
charakter ein und Live Communication-Instrumente gehören branchenübergreifend
zu den Top 3 der budgetstärksten Instrumente. Die Neuen Medien dagegen werden
bei der Budgetverteilung ihrem Wachstumspotenzial noch nicht gerecht. Für das Jahr
2008 haben die Unternehmen höhere Budgets für ihren Kommunikationsmix veranschlagt.
These 4:
Kommunikationsmix und Multi-Channel-Strategie im Vertrieb sind zur Optimierung des Kundenkontaktes zu koordinieren
Die klassische Trennung des Marketingmix in Kommunikations- und Vertriebs- bzw.
Absatzkanalpolitik, die sich auch in unterschiedlichen organisatorischen Zuständigkeiten in Unternehmen niederschlägt, darf einer abgestimmten, auf den Kundenstatus ausgerichteten Kundenkommunikation nicht entgegenwirken. Eine Abstimmung
von Multi-Channel-Strategie und Kommunikationsmix ist notwendig. Die vorliegenden
Studienergebnisse zeigen Tendenzen auf, dass sich Veränderungen in der Vertriebskanalgestaltung auch Auswirkungen auf den zukünftigen Einsatz von Kommunikationsinstrumenten.
These 5:
Erfolgskontrolle wird auf Low-Budget-Niveau vernachlässigt
Erfolgreiche Markenführung wird an der effektiven und effizienten Erreichung der angestrebten Ziele gemessen. Trotz der wachsenden Bedeutung der strategischen und
operativen Markensteuerung fehlt es bisher an leistungsfähigen Ansätzen einer integrativen Kontrolle des Kommunikationserfolges. Nur etwa jedes zweite Unternehmen
sieht es als Notwendigkeit an, für diese Kontrolle von Projektbeginn an ein festes
Budget bereitzustellen, wenngleich ein früh angedachtes Konzept der Erfolgskontrolle ein erster Schritt zur gezielten Effizienzsteigerung ist.
These 6:
Atmosphäre gilt als wichtigster Differenzierungsfaktor auf Messen und
Events
Die Mehrzahl der Messeauftritte und Eventinszenierungen sind austauschbar. Die
Möglichkeiten zur Differenzierung werden bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Messestand- und Eventgestaltung und -technik stellen dabei jedoch nur unterstützende
Elemente dar. Im Vordergrund steht die glaubwürdige Vermittlung von Fach- und So-
41
zialkompetenz des Standpersonals und der Markenbotschaft für die Schaffung einer
optimalen Standatmosphäre. Das zielgruppenspezifische Eingehen auf die Messeund Eventbesucher stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
These 7:
Messebeteiligungen behaupten sich im Kommunikationsmix
Über zwei Drittel der Marketingmanager stuft die Bedeutung von Messen im Kommunikationsmix als gleich bleibend hoch ein. Die Stärken werden v.a. darin gesehen,
einen internationalen Markteintritt zu ermöglichen und den direkten Kundenkontakt
zu intensivieren. Als Herausforderung gilt es, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu harmonisieren, in denen kritische Stimmen den Hauptgrund für eine Konsolidierung der
Messen sehen.
These 8:
Zielgruppenfokussierung als Anforderung von Messen der neuen Generation
Von Messen der zukünftigen Generation wird eine verstärkte Zielgruppenfokussierung erwartet. Sowohl in der Themensetzung, Ansprache als auch in der Positionierung wird der Zielgruppenbezug verstärkt gefordert. Dieser Anspruch beinhaltet große Herausforderungen für die Messegesellschaften zwischen Fokussierung und
Fragmentierung der Messethemen die richtige Balance zu finden. Dies kann nur erreicht werden, wenn Messegesellschaften sich zukünftig auf die Anforderungen der
Aussteller- und Besuchergruppen intensiv einstellen. Das Thema Kundenorientierung
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Stauss, B. (2006): Grundlagen und Phasen der Kundenbeziehung - Der Kundenbeziehungs-Lebenszyklus, in: Hippner, H./Wilde, K. D. (Hrsg.): Grundlagen
des CRM, 2. Aufl., Wiesbaden, S. 421-442.
Thiemer, J. (2004): Erlebnisbetonte Kommunikationsplattformen als mögliches Instrument der Markenführung – dargestellt am Beispiel der Automobilindustrie, Diss., Universität Kassel 2004.
Venohr, B./Zinke, C. (1998): Kundenbindung als strategisches Unternehmensziel –
vom Konzept zur Umsetzung, in: Bruhn, M./Homburg, C. (Hrsg.): Handbuch Kundenbindungsmanagement – Grundlagen, Konzepte, Erfahrungen, Wiesbaden 1998, S. 152-168.
Voeth, M./Klein, A./Liehr, M. (2001): Akzeptanz und Einstellungen gegenüber dem
Sportereignis „WM 2006“ – Ergebnisse einer empirischen Basisstudie, Arbeitspapier Nr. 2, Duisburg 2001.
XV
Wegener, M. (2004): Erfolg durch kundenorientiertes Multi-Channel-Management, in:
Riekhof, H.-C. (Hrsg.): Retail Business in Deutschland, Wiesbaden 2004,
S. 197-218.
Wiedmann, K.-P./Walsh, G./Polotzek, D. (2000): Informationsüberlastung des Konsumenten – Stand der Forschung, Konzept und Messung, Hannover
2000.
Witt, J. (2003): Bedeutung von Non-Space-Produkten im Messewesen, in: Kirchgeorg, M. et al. (Hrsg.): Handbuch Messemanagement - Planung, Durchführung und Kontrolle von Messen, Kongressen und Events, Wiesbaden
2003, S. 503-511.
Zanger, C. (2003): Beurteilung des Erfolgs von Messeevents, in: Messen als Instrument der Live Communication, in: Kirchgeorg, M. et al. (Hrsg.): Handbuch
Messemanagement - Planung, Durchführung und Kontrolle von Messen,
Kongressen und Events, Wiesbaden 2003, S.1071-1090.
Zellner, G. (2003): Leistungsprozesse im Kundenbeziehungsmanagement - Identifizierung und Modellierung für ausgewählte Kundentypen, Diss., Universität
St. Gallen 2003.
XVI
Anhang
Anhang 1: Fragebogen der Untersuchung..............................................................XVII
XVII
Anhang 1: Fragebogen der Untersuchung
Einführung
Frage 1:
Zunächst habe ich eine Frage zu Ihrer Funktion im Unternehmen. Sind Sie hinsichtlich der Planung und des Einsatzes von Kommunikationsinstrumenten für das Gesamtunternehmen oder für einen Geschäftsbereich zuständig?
- Ja
- Gesamtunternehmen
- Geschäftsbereich
- Nein
- Sonstiges
Frage 2:
Welche Position haben Sie im Unternehmen inne?
- Inhaber \ Eigentümer
- Geschäftsführer
- Vorstand Marketing \ Kommunikation
- Bereichsleiter Marketing \ Kommunikation
- Sonstiges
Kundenbeziehung
Frage 3:
Wenn Sie einmal alle Kunden Ihres Unternehmens bzw. Ihres Geschäftsbereiches in
Deutschland im Jahr 2004 betrachten, wie teilt sich Ihr Kundenstamm auf die drei
Gruppen Erst- und Stammkunden sowie abgewanderte Kunden auf? Bitte sagen Sie
mir in etwa die prozentuale Verteilung Ihres Kundenstamms für ...
- Erstkunden
- Stammkunden
- Abgewanderte Kunden
Frage 4:
Wenn Sie sich alle Kommunikationsinstrumente vor Augen führen, die Ihr Unternehmen bzw. Ihr Geschäftsbereich nutzt. Welches ist aus Ihrer Sicht das wichtigste
XVIII
Kommunikationsinstrument bzw. ist am besten geeignet, um die folgenden Marketing- bzw. Kommunikationsziele zu erreichen? Wie ist das mit dem Ziel ...
- Steigerung der Markenbekanntheit
- Aufbau von Markensympathie und Markenvertrauen im Vorfeld des Kaufes
- Direkte Erhöhung des Abverkaufs der Marke
- Stärkung der Kundenbindung
Frage 5:
Inwieweit sind die folgenden Kommunikationsinstrumente für Ihr Unternehmen bzw.
für Ihren Geschäftsbereich dazu geeignet, die folgenden Marketing- bzw. Kommunikationsziele zu erreichen. Bitte geben Sie Ihre Einschätzung auf einer Skala von (1)
sehr gut geeignet, (2) gut geeignet, (3) weniger geeignet bis (4) gar nicht geeignet
ab. Wie ist das mit ...
- Klassischer Werbung bzw. Medienwerbung (z.B. TV-Spots, Anzeigen, Radio)
- Neuen Medien (wie Internet und Multimedia)
- Promotion Aktionen bzw. Verkaufsförderung
- Events (wie Kundenevents, Roadshows)
- Messebeteiligungen
- Direktmailings
Distribution
Frage 6a:
Welche Vertriebskanäle setzen Sie für den Absatz Ihrer Produkte bzw. Leistungen
ein?
- Haus-zu-Haus-Verkauf
- Großhandel
- Einzelhandel
- Verkaufsfilialen
- Kataloge
- Telefonverkauf
- Teleshopping
- Online Dienste bzw. Internet
- Events
- Messen
XIX
Frage 6b:
Wie teilt sich Ihr Umsatz in Deutschland in etwa auf Ihre Absatzkanäle auf?
- Haus-zu-Haus-Verkauf]
- Großhandel
- Einzelhandel
- Verkaufsfilialen
- Katalog
- Telefonverkauf
- Teleshopping
- Online Dienste / Internet
- Events
- Messen
Messen
Frage 7:
Wird in Zukunft die Bedeutung von Messen als Vertriebsschiene für Ihr Unternehmen
zunehmen, gleich bleiben oder abnehmen?
- zunehmen
- gleich bleiben
- abnehmen
Frage 8:
Worin sehen Sie die wichtigsten Gründe für die Zunahme? Worin sehen Sie die wichtigsten Gründe für die Abnahme?
Frage 9:
Wie müsste die "neue Generation" von Messen ihrer Meinung nach aussehen? Welche Chancen sollten Messegesellschaften und Aussteller besser nutzen?
Frage 10:
In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass bei Messebeteiligungen Kundenkontakte
nicht optimal vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet werden. Ich werde Ihnen
jetzt unterschiedliche Maßnahmen vorlesen, um Kundenpotenziale vor und nach einer Messebeteiligung besser abzuschöpfen. Bitte sagen Sie mir jeweils, ob Sie die
mögliche Effizienzsteigerung der entsprechenden Maßnahme als sehr hoch, hoch
oder gering einschätzen oder ob aus Ihrer Sicht keine Effizienzsteigerung zu erwar-
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ten ist. Wie ist das durch die Maßnahme ...
- Exakte Festlegung von Zielvorgaben für Messekontakte bzw. Kundenkontakte
- Zielgerichtete Einladung der Besucher im Vorfeld der Messe
- Konsequente Dokumentation der Messegespräche auf dem Stand
- Gespräche bzw. Dialog mit Stammkunden auf der Messe
- Akquisitionsgespräche mit Erstkunden auf der Messe
- Vereinbarung von Messe-Nach-Terminen auf dem Stand
- Bewertung bzw. Tracking der Messekontakte nach A/B/C Kunden
- Auftragsvergabe nach der Messe (also das Nachmessegeschäft)"
Kommunikationsbudget
Frage 11:
Auf wie viel Prozent des Umsatzes Ihres Unternehmens bzw. Ihres Geschäftsbereichs in Deutschland beläuft sich Ihr Gesamt-Budget für Marketing-Kommunikation
im Geschäftsjahr 2005?
- …%
Frage 12:
Wie verteilt sich im Jahr 2005 Ihr Budget für Marketing-Kommunikation prozentual in
etwa auf die folgenden Kommunikationsinstrumente? Ich werde die Instrumente zunächst einmal vorlesen und Sie dann bitten, das gesamte Kommunikationsbudget
auf die von Ihnen genutzten Instrumente so zu verteilen, dass sich in der Summe 100
% ergibt.
- Neue Medien
- Public-Relations
- Events
- Direktmailing
- Promotionaktivitäten
- Klassische Werbung
- Sponsoringaktivitäten
- Messebeteiligungen
Frage 13:
Und wenn Sie jetzt einmal an das Jahr 2008 denken. Bitte schätzen Sie jeweils, um
wie viel Prozent die jeweiligen Instrumente wachsen oder schrumpfen werden. Bitte
XXI
legen Sie für Ihre Bewertung die vermutete Budgetentwicklung Ihres Unternehmensoder Geschäftsbereiches zugrunde, d.h. wenn Sie insgesamt von einem GesamtBudgetwachstum ausgehen, dann ergibt sich nun in der Gesamtsumme eine Zahl
von mehr als 100%. Wie wird sich das Budget ändern für ...
- Neue Medien
- Public-Relations
- Events
- Direktmailing
- Promotionaktivitäten
- Klassische Werbung
- Sponsoringaktivitäten
- Messebeteiligungen
Frage 14a:
Planen Sie bei der Budgetierung der Kommunikationsmaßnahmen Ihres Unternehmens bzw. Ihres Geschäftsbereiches von Projektbeginn an ein festes Budget für die
Erfolgsmessung mit ein?
- Ja
- Nein
Frage 14b:
Wie viel Prozent Ihres Budgets planen Sie für die Erfolgskontrolle Ihrer Kommunikationsmaßnahmen ein?
- …%
Frage 14c:
Welchen Betrag würden Sie für die Erfolgskontrolle einer Leitmesse im Geschäftsjahr
2005 in ihrem Unternehmen bzw. Ihren Geschäftsbereich maximal ausgeben?
- bis 5.000 Euro
- 5.000 bis 10.000 Euro
- 10.000 bis 15.000 Euro
- 15.000 bis 25.000 Euro
- 25.000 bis 35.000 Euro
- 35.000 bis 50.000 Euro
- über 50.000 Euro
XXII
Differenzierungspotenzial
Frage 15:
Welche der folgenden Messeparameter eignen sich zur Differenzierung Ihrer Messebeteiligungen gegenüber anderen Wettbewerbern? Bitte denken Sie an die wichtigsten Messeaktivitäten Ihres Unternehmens oder Geschäftsbereiches in Deutschland.
Sagen Sie mir jeweils, ob Sie das Differenzierungspotenzial der folgenden Parameter
als sehr hoch, hoch oder gering einschätzen bzw. ob es nach Ihrer Ansicht kein Differenzierungspotenzial gegenüber dem Wettbewerb gibt. Wie ist das mit …
- dem Wissen des Standpersonals
- der Standarchitektur
- dem Corporate Design
- einer Produktpräsentation
- der Standaufteilung
- dem Standort in der Halle
- multimedialer Medieninszenierung
- einem Showprogramm
- begleitender Kommunikation
- der Vernetzung der Kommunikationsinstrumente
- dem Markenimage der Veranstaltung
- der Atmosphäre auf dem Stand
- der Kommunikation der Markenbotschaft
Frage 16:
Welche der folgenden Eventparameter eignen sich wie gut zur Differenzierung Ihrer
Event-Inszenierungen gegenüber anderen Wettbewerbern. Bitte denken Sie wiederum an die wichtigsten Eventaktivitäten Ihres Unternehmens oder Geschäftsbereiches
in Deutschland. Sagen Sie mir jeweils, ob Sie das Differenzierungspotenzial der folgenden Parameter als sehr hoch, hoch oder gering einschätzen bzw. ob es nach Ihrer Ansicht kein Differenzierungspotenzial gegenüber dem Wettbewerb gibt. Wie ist
das mit ...
- dem Einsatz von Hostessen
- der Location
- der Dekoration bzw. Ausstattung
- der Produktpräsentation
- der Bewirtung bzw. dem Catering
XXIII
- prominenten Gäste
- multimedialer Medieninszenierung
- dem Showprogramm
- der Vernetzung der Kommunikationsinstrumente
- dem Erleben der Markenwelt
- der Kommunikation der Markenbotschaft
- dem Markenimage der Veranstaltung
- der Atmosphäre auf der Veranstaltung
Trends
Frage 17:
Bitte sagen Sie mir für die folgenden Statements, wie stark diese für Ihr Unternehmen bzw. Ihren Geschäftsbereich in den kommenden Jahren zutreffen werden. Bitte
nutzen Sie hiefür wieder die Skala "trifft voll und ganz zu", "trifft eher zu", "trifft eher
nicht zu" oder "trifft überhaupt nicht zu".
- "Wir erwarten zunehmenden Konkurrenz durch asiatische Anbieter."
- "Wir haben uns auf den soziodemographischen Wandel bereits eingestellt."
- "Die Bedeutung der Unternehmensmarken wird in Zukunft steigen."
- "Die Kaufzurückhaltung stellt uns vor neue Herausforderungen."
- "Wir expandieren auf attraktiven Auslandsmärkten (z.B. in Asien, in Osteuropa) "
Frage 18a:
Wenn Sie das Thema "Weltmeisterschaft" nächstes Jahr in Ihrer Kommunikation
aufgreifen, so nennen Sie uns bitte die 3 wichtigsten Marketingaktivitäten, die Sie
durchführen werden.
Frage 18b:
Welche Bedeutung hat die Weltmeisterschaft hinsichtlich des Imagegewinnes für
Deutschland? Würde Sie sagen …
- sehr hohe Bedeutung
- hohe Bedeutung
- geringe Bedeutung
- sehr geringe Bedeutung
Soziodemographie
XXIV
Frage 19:
Welcher Branche gehört Ihr Unternehmen an?
- Automotive (Automobilhersteller)
- Supplier (Automobilzulieferer)
- Finance (Banken und Versicherungen)
- Health (Chemie und Pharma)
- Food & Beverages (Nahrungsmittel und Genussmittel)
- Fashion \ Lifestyle (Bekleidung, Textil)
- Industry Goods (Metallverarbeitung, Maschinenbau, Elektroindustrie)
- High Tech (Hardware, Software, Unterhaltungselektronik, Telekommunikation)
- Touristik (Hotels, Fluglinien, Autovermietungen)
Frage 20:
Wie hoch wird der Umsatz in Ihrem Verantwortungsbereich in 2005 voraussichtlich
sein?
- …€
Frage 21:
Befindet sich der Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland oder im Ausland?
- Deutschland
- Ausland
Frage 22:
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie in Ihrem Unternehmen?
- bis zu 100 Beschäftigte
- 101-200 Beschäftigte
- 201-300 Beschäftigte
- 301-400 Beschäftigte
- 401-500 Beschäftigte
- 501-750 Beschäftigte
- 751-1.000 Beschäftigte
-1.000 Beschäftigte und mehr
Frage 23:
Wie entwickelt sich Ihr Unternehmen bzw. Ihr Geschäftsbereich im Vergleich zum
XXV
Markt? Würden Sie sagen…
- deutlich besser als der Markt
- etwas besser als der Markt
- auf Marktniveau
- etwas schlechter als der Markt
- deutlich schlechter als der Markt
Frage 24:
Und wie entwickelt sich der Markt aus Ihrer Sicht? Würden Sie sagen ...
- stark wachsend
- etwas wachsend
- stagnierend
- etwas rückläufig
- stark rückläufig
Frage 25:
Liegt der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit Ihres Unternehmens bzw. Ihres Verantwortungsbereiches …
- eher im b2c Bereich
- eher im b2b Bereich
- eher in beiden Bereichen
Frage 26:
Sofern Sie mehrere Marken führen, verwenden Sie bei der Kommunikation ausschließlich ihre …
- Dachmarke
- Produktmarken
- beides
Damit sind wir am Ende der Befragung angekommen. Ich danke Ihnen ganz
herzlich für die Teilnahme und Ihre Kooperationsbereitschaft.
Frage 27:
Wenn Sie an der Zusendung eines Summary der Ergebnisse der Untersuchung interessiert sind, möchte ich Sie jetzt bitten, mir Ihre Anschrift mitzuteilen. Diese Anga-
XXVI
ben werden getrennt von Ihrem Interview aufgenommen, so dass die Anonymität Ihrer Aussagen selbstverständlich gewährleistet ist.
- Ja
- Nein
Frage 28:
Und wären Sie evtl. auch bereit, im nächsten Jahr an einer Folgestudie mitzuwirken?
Wir würden Sie in diesem Fall bei Wiederholung der Studie im nächsten Jahr wieder
anrufen.
- Ja
- Nein
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