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Die Welt nach dem Ersten Weltkrieg
1. Der Versailler Frieden
1.1 Die 14 Punkte Wilsons
Im Januar 1918 hatte der amerikanische Präsident Wilson in 14 Punkten sein
Friedensprogramm bekanntgegeben. Es enthielt einerseits die wichtigsten Kriegsziele der
Alliierten, unter Betonung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, andererseits
entwickelte es auch Vorschläge für eine gerechte und stabile Friedensordnung. So forderte
Wilson Abschaffung der Geheimdiplomatie, Freiheit der Meere, Abrüstung und einen
Völkerbund. Die deutsche Regierung hatte sich bei ihrer Bitte um Waffenstillstand auf diese
14 Punkte bezogen, aber schon die Waffenstillstandsverhandlungen hatten gezeigt, dass die
Sieger noch andere Ziele verfolgten.
1.2 Die Friedenskonferenz und die Ziele der "Grossen Drei"
Am 18. Januar 1919 begannen die Friedensverhandlungen in Paris. Nach langen
Verhandlungen wurde am 28. Juni wurde im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles der
Friedensvertrag unterzeichnet. Anders als bei früheren Friedenskonferenzen, etwa dem
Wiener Kongress 1814/15, waren in Paris die besiegten Staaten von den Verhandlungen
ausgeschlossen und konnten nur schriftlich zu den Vertragsentwürfen Stellung nehmen. Die
Plenarversammlung der 32 auf der Konferenz vertretenen Staaten hatte dabei nur geringe
Bedeutung. Mehr und mehr blieben die entscheidenden Verhandlungen den "Grossen Drei"
vorbehalten, dem Franzosen Clemenceau, dem englischen Premierminister Lloyd George
und dem Amerikaner Wilson. Doch die Interessen der Grossen Drei waren unterschiedlich.
Wilson wollte seine 14 Punkte verwirklichen, er wollte vor allem einen freien Welthandel und
eines Völkerbunds zur kollektiven Friedenssicherung. Frankreich wollte Deutschland stark
schwächen, um den Frieden zu sichern und gleichzeitig die Hegemonie Frankreichs in
Europa. Ausserdem wollte es einen Sicherheitsgürtel (cordon sanitaire) in Ostmitteleuropa
gegen Deutschland und Russland aufbauen, deshalb sollte auch ein starkes Polen
entstehen. Grossbritannien vertat seine traditionelle Politik der Balance of Power und war
deshalb gegen eine Hegemonie Frankreichs in Europa und eine zu starke Schwächung
Deutschlands. Deutschland sollte ein Gegengewicht zu Frankreich bilden. Ausserdem sollte
Deutschland nicht isoliert werden, damit der Bolschewismus nicht auf Deutschland
übergreifen konnte. Deshalb sollte Deutschland nur seine Kolonien und seine Flotte
verlieren.
1.3 Die Konsequenzen des Versailler Vertrags
Deutschland verlor Grenzgebiete mit 70000 km2 Fläche und 6 1/2 Millionen Einwohnern:
Elsass-Lothringen wurde an Frankreich zurückgegeben, den größten Teil der Provinzen
Posen und Westpreußen erhielt der neugebildete polnische Staat. Damit trennte ein
Polnischer Korridor Ostpreußen vom Reich. Danzig wurde "Freie Stadt". Das Memelgebiet
wurde Litauen übergeben. In anderen Grenzzonen fanden Volksabstimmungen statt. Dabei
kam es zu Gebietsteilungen mit Polen in Oberschlesien und mit Dänemark in Schleswig. Das
südliche Ostpreußen blieb bei Deutschland, Eupen-Malmedy kam zu Belgien.
Deutschland verlor alle Kolonien. Die Gebiete links des Rheins sollten bis zu 15 Jahren von
den Siegermächten besetzt bleiben. Eine Zone von 50 km Breite östlich des Rheins musste
entmilitarisiert werden. Das Saargebiet mit seinen Kohlengruben wurde dem französischen
Wirtschaftsgebiet eingegliedert. Politisch wurde es dem Völkerbund unterstellt; nach 15
Jahren sollte seine Bevölkerung in einer Abstimmung über eine Rückkehr zum Reich
entscheiden.
Alle schweren Waffen, Flugzeuge, Panzer und U-Boote waren dem Reich verboten. Das
Heer durfte nicht mehr als 100 000 Berufssoldaten umfassen. Die Wehrpflicht wurde
abgeschafft. Gemäss Artikel 231 übernahm Deutschland die Alleinschuld am Krieg und
musste deshalb Entschädigungen (Reparationen) bezahlen. Im Versailler Vertrag gelang es
nicht, eine dauerhafte, stabile Ordnung für Europa zu schaffen. In Deutschland führten die
Umstände der Vertragsverhandlungen, bei denen Deutschland ausgeschlossen blieb, und
die Unterzeichnung unter dem Druck der Drohung einer Kriegsfortsetzung zur Ablehnung
des Vertrages als „Diktatfrieden“ oder – in der Sprache der Rechten – zum „Schanddiktat“
von Versailles.
Artikel 231 des Versailler Vertrages
„Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, dass Deutschland
und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten
und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den
Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“
Article 231 du traité de Versaillles
„ Les gouvernements alliés et associés déclarent et l’Allemagne reconnaît que l’Allemagne et ses
alliés sont responsables, pour les avoir causés, de toutes les pertes et de tous les dommages subis
par les gouvernements alliés et associés et leurs nationaux en conséquence de la guerre qui leur a
été imposée par l’agression de l’Allemagne et des ses alliés.“
2
Arbeitsblatt zum Versailler Vertrag
Die wichtigten Punkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Deutschland verliert ______% seiner Fläche und _____% seiner Bevölkerung.
2. Deutschland verliert alle _____________________________.
3. Das Saargebiet bleibt ______ Jahre unter der Kontrolle des ______________________.
Die Produktionserträge fallen an ___________________.
4. Deutschland übernimmt gemäss Artikel 231 die _______________________________.
Deshalb muss es für alle Schäden an Personen und Sachen aufkommen und
____________________________ zahlen.
5. Die gesamte ______________________ muss ausgeliefert werden.
6. Deutschlands Ströme werden _____________________________.
7. Das linksrheinische Gebiet wird ______________________ und Zonen um Köln, Koblenz,
Mainz und Kehl bleiben als Pfand für die Vertragserfüllung ________________.
8. Deutschlands Heer wird __________________________________________.
Alle schweren Waffen sind verboten.
Dieser Friedensvertrag war demütigend für Deutschland.
Deshalb legte der als __________________________________ von Versailles bezeichnete
Vertrag bereits den Grundstein für spätere Konflikte in Europa.
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Arbeitsblatt: Schüttelsätze – Versailler Friedensvertrag
1. Versailler | Deutschland | war | ein | zwischen | und | Alliierten | den | Vertrag | Der |
Friedensvertrag
2. die | feierliche | 1871 | stattgefunden | hatte | des | Deutschen | Gründung | Reiches | In |
Versailles
3. Vertrag | arbeiteten | Alliierten | Beteiligung | aus | ohne | den | Die | Deutschlands | die
4. und | Der | Deutschlands | eine | Gebietsabtretungen | sah | einseitige | vor | Abrüstung |
Vertrag
5. Unter | nun | französisch | anderem | Elsass-Lothringen | wurde
6. trennte | vom | nun | Korridor | genannte | Deutschland | restlichen | polnische | so | Der |
Ostpreußen
7. Ersten | Artikel | die | wurde | des | 231 | Im | Ausbruch | Deutschen | den | am |
Alleinschuld zugewiesen | Weltkrieges
8. für | sein | Reparationszahlungen | Alleinschuld | die | sollte | Diese | Grundlage
9. Vertrages | Proteststurm | Die | des | aus | Bedingungen | lösten | Deutschland | in | einen
10. Die | Rechte | politische | versuchte | , | als | damit | schaden | Republik | hinzustellen |
und | für | dieses | "Schanddiktat" | Parteien | der | die | Verantwortliche | zu |
republikanischen
1. Der Versailler Vertrag war ein Friedensvertrag zwischen Deutschland und den Alliierten.
2. In Versailles hatte 1871 die feierliche Gründung des Deutschen Reiches stattgefunden.
3. Die Alliierten arbeiteten den Vertrag ohne die Beteiligung Deutschlands aus.
4. Der Vertrag sah Gebietsabtretungen Deutschlands und eine einseitige Abrüstung vor.
5. Unter anderem wurde nun Elsass-Lothringen französisch.
6. Der so genannte polnische Korridor trennte nun Ostpreußen vom restlichen Deutschland.
7. Im Artikel 231 wurde den Deutschen die Alleinschuld am Ausbruch des 1. Weltkrieges
zugewiesen.
8. Diese Alleinschuld sollte die Grundlage für Reparationszahlungen sein.
9. Die Bedingungen des Vertrages lösten in Deutschland einen Proteststurm aus.
10. Die politische Rechte versuchte, die republikanischen Parteien als Verantwortliche für
dieses "Schanddiktat" hinzustellen und damit der Republik zu schaden.
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1.4 Der Völkerbund (Société des Nations – League of Nations)
1.4.1 Die Gründung des Völkerbund
Wilsons Forderung nach einer internationalen Gemeinschaft zur Sicherung des Friedens
konnte auf der im Januar 1919 beginnenden Pariser Friedenskonferenz erfolgreich
umgesetzt werden. Die teilnehmenden Staaten beschlossen die Gründung des Völkerbunds,
dessen Satzung als Artikel 1 bis 26 Bestandteil des Versailler Vertrags wurde. Mit
Inkrafttreten des Vertrags am 10. Januar 1920 nahm der Völkerbund mit Hauptsitz in Genf
seine Arbeit offiziell auf.
Mitglieder des Völkerbunds waren zuerst 32 Siegermächte des Kriegs sowie 13 neutrale
Staaten. Bis 1937 erwarben 21 weitere Staaten die Mitgliedschaft. Die USA, durch den Krieg
zur führenden Weltmacht aufgestiegen, traten der Organisation nicht bei (Politik des
Isolationismus). Während Österreich dem Völkerbund 1920 beitreten durfte, konnte das
Deutschen Reich als besiegtem Land erst 1926 beitreten. Die Satzung des Völkerbunds war
Teil des Versailler Vertrags und der Pariser Vorortsverträge, d.h. der Friedensverträge mit
Österreich, Ungarn, Bulgarien und der Türkei
1.4.2 Ziele und Aufgaben und des Völkerbundes
Der Völkerbund wollte, dass alle Streitfragen zwischen den Völkern friedlich gelöst werden
könnten. Dies kam schon in der Präambel der Satzung zum Ausdruck.
In der Erwägung, daß es zur Förderung der Zusammenarbeit unter den Nationen und zur
Gewährleistung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit wesentlich ist,
bestimmte Verpflichtungen zu übernehmen, ... - nicht zum Kriege zu schreiten, in aller Öffentlichkeit
auf Gerechtigkeit und Ehre gegründete internationale Beziehungen zu unterhalten, ... - die
Vorschriften des internationalen Rechtes, die fürderhin als Richtschnur für das tatsächliche Verhalten
der Regierungen anerkannt sind, genau zu beobachten, ... - die Gerechtigkeit herrschen zu lassen
und alle Vertragsverpflichtungen in den gegenseitigen Beziehungen der organisierten Völker peinlich
zu achten, ... nehmen die Hohen vertragschließenden Teile die gegenwärtige Satzung, die den
Völkerbund errichtet, an.
Les Hautes Parties Contractantes,
Considérant que, pour développer la coopération entre les nations et pour leur garantir la paix et la
sûreté, il importe d’accepter certaines obligations de ne pas recourir à la guerre, d’entretenir au grand
jour des relations internationales fondées sur la justice et l’honneur, d’observer rigoureusement les
prescriptions du droit international, reconnues désormais comme règle de conduite effective des
Gouvernements, de faire régner la justice et de respecter scrupuleusement toutes les obligations des
Traités dans les rapports mutuels des peuples organisés, adoptent le présent Pacte qui institue la
Société des Nations.
Hauptanliegen des Völkerbunds war die Förderung der Zusammenarbeit unter den Nationen
und die Gewährleistung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit
(Friedenssicherung, kollektive Sicherheit). Die Mitglieder waren verpflichtet, ihre
Streitigkeiten friedlich zu lösen. Um dies zu erreichen, schrieb die Satzung die Abrüstung in
den einzelnen Staaten vor. Weiterhin galt, dass im Falle von Streitigkeiten unter den Staaten
zuerst der Völkerbund angerufen werden musste. Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten
sollte somit nur noch möglich sein, wenn alle friedlichen Verhandlungsmaßnahmen
scheiterten. Ausserdem sollte der Völkerbund die internationalen Verträge überwachen, die
nationalen Minderheiten schützen und die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit
unter den Nationen fördern. Auch in der Flüchtlingshilfe war der Völkerbund tätig
(Nansenpass). Dem Völkerbund angeschlossen sind verschieden Organisationen, z.B. der
Internationale Gerichtshof in Den Haag (la Cour permanente internationale de justice de la
5
Haye),
das
Internationale
Arbeitsamt,
Kommissionen
für
soziale
Fragen,
Flüchtlingsprobleme, usw. Der Völkerbund übernimmt oder kontrolliert auch die Verwaltung
der ehemaligen Kolonien Deutschlands, des Saargebiets, Danzigs und von Teilen des
früheren türkischen Reichs. Der Völkerbund entwickelte ein Mandatssystem. Nach diesem
Verfahren wurden diese Gebiete unter Mandatsverwaltung gestellt, die ein dazu beauftragtes
Mitglied unter Aufsicht des Völkerbundes ausübte.
1.4.3 Aufbau des Völkerbunds
Die Satzung des Völkerbundes sah als oberstes Organ eine einmal im Jahr
zusammentretende Vollversammlung, die Bundesversammlung, vor, in der jedes Mitglied
eine Stimme hatte. Daneben gab es den Völkerbundsrat, bei dem das Schwergewicht der
Arbeit lag. In ihm waren die Großmächte ständig vertreten, dazu kamen Vertreter kleinerer
Staaten, die von der Vollversammlung auf Zeit gewählt wurden. Das Generalsekretariat des
Bundes hatte seinen Sitz in Genf.
1.4.4 Bewertung des Völkerbunds
Für das weltweite Renommee der neuen Institution wurde es verhängnisvoll, dass die USA
Mitglied des Völkerbundes wurden, weil das amerikanische Parlament den Plan seines
Präsidenten ablehnte (Isolationismus). Deutschland und seine Verbündeten (mit Ausnahme
von Österreich) sowie die Sowjetunion waren zunächst von der Mitgliedschaft
ausgeschlossen. So erhielten Frankreich und England ein starkes Übergewicht. Damit
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schien der Völkerbund ein Instrument der Siegermächte zu sein, der die Ordnung von
Versailles verewigen sollte. Dennoch war er nicht ohne Wirkung: Er bot den Staatsmännern
Gelegenheit, Konflikte durch Gespräche zu entschärfen.
1.5 Die Neuordnung Ostmitteleuropas
Die Friedensbedingungen, die Deutschlands Verbündeten auferlegt wurden, waren von
ähnlicher Härte wie diejenigen der Versailler Vertrag. Die Verträge wurden ebenfalls in
Vororten von Paris unterzeichnet, so dass man zusammenfassend von den Pariser
Vorortverträgen spricht.
Die meisten Gebiete, auf die Russland im Frieden von Brest-Litowsk hatte verzichten
müssen, erhielt es auch 1919 auch nicht zurück: Finnland, das Baltikum und RussischPolen. Außerdem annektierten die Rumänen Bessarabien. Die dadurch entstandene
Randzone im Westen Russlands wurde erweitert durch die Aufteilung des Vielvölkerstaates
Österreich-Ungarn. Grundlage der Neuordnung der staatlichen Verhältnisse sollte das
Selbstbestimmungsrecht der Völker sein. Es erwies sich jedoch als unmöglich, dieses
Prinzip gerecht anzuwenden, weil die Völker nicht eindeutig voneinander abgegrenzt lebten
Jeder neugebildeter Staat wies deshalb auch Minderheiten auf. Die wirtschaftlichen und
sozialen Verhältnisse trugen zur Unruhe bei. In den meisten Ländern gab es eine kleine
Gruppe einflussreicher Großgrundbesitzer und eine grosse Gruppe landloser Bauern. Ein
bürgerlicher Mittelstand fehlte fast immer, ebenso ein politisch bewusstes Proletariat. Zum
Ausbau einer funktionierenden Industrie kam es nur in Finnland und in der
Tschechoslowakei. In den andern Staaten führten die nationalen und sozialen Spannungen
dazu, dass der Versuch, demokratische Regierungssysteme aufzubauen, nur teilweise und
zeitweilig gelang. So war statt eines befriedeten Raumes eine neue Schütterzone
entstanden.
7
Neben dem Versailler Vertrag mit Deutschland wurden auf der Friedenskonferenz von 1919
auch Verträge mit Österreich (St. Germain, 10.9.1919), Ungarn (Trianon, 4.6.1920), der
Türkei (Sèvres, 10.8.1919) und Bulgarien (Neuilly, 27.11.1919) abgeschlossen. Sie
begründeten eine neue Ordnung im östlichen Mitteleuropa.
Die Aufteilung Mitteleuropas vor und nach dem Ersten Weltkrieg
1.5.1 Die neuen Staaten
Neben Finnland und den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen entstanden
folgende neue Staaten.
1.5.1.1 Polen
Polen war der grösste der neuen Staaten. Es setzte sich aus ehemals russischem,
österreichischem und deutschem Gebiet zusammen. Die neue Grenzziehung, die
keineswegs überall den Volkstumsgrenzen entsprach, vergrösserte die alten Spannungen.
Die Alliierten hatten dem neuen Staat freien Zugang zur Ostsee und einen Anteil am
oberschlesischen Industriegebiet gewährt. In beiden Gebieten wohnten neben Polen auch
Deutsche, die nun unter polnische Herrschaft gelangten. Damit aber waren die Polen noch
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nicht zufrieden. Sie versuchten, durch Aufstände ganz Oberschlesien in ihre Hand zu
bekommen, erhoben Ansprüche auf tschechisches und litauisches Gebiet und griffen 1920
das durch den Bürgerkrieg geschwächte Russland an, um weite Teile Weissrusslands und
der Ukraine ihrem Staat einzuverleiben. Doch die Rote Armee drang im Gegenangriff bis in
die Nähe Warschaus vor. Nur mit französischer Unterstützung gelang es dem polnischen
Marschall Pilsudski, die Russen zu schlagen. Die Grenze Polens wurde anstelle der von den
Alliierten festgelegten "Curzon-Linie" nun weit nach Osten vorgeschoben, über 5 Millionen
Weißrussen und Ukrainer dem Staat einverleibt. Pilsudski herrschte seit 1926 als Diktator; er
stützte sich auf die Armee, aus der nach seinem Tode (1935) auch die Nachfolger
hervorgingen.
1.5.1.2 Die Tschechoslowakei
Die Tschechoslowakei war ein typischer Nationalitätenstaat: Neben den Tschechen, die
etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, lebten in dem Land rund 3 Millionen Deutsche,
2 Millionen Slowaken, dazu noch ungefähr 1 Million Ungarn und Ukrainer. Die westliche
Staatshälfte war wirtschaftlich recht gut entwickelt, der soziale Abstand zu den östlichen
Teilen des weitgestreckten Landes war erheblich. Der Staat litt unter der Gegnerschaft
seiner deutschen und ungarischen Einwohner, die gegen ihren Willen unter seine Herrschaft
geraten waren, sowie unter dem sozialen Gefälle zwischen Tschechen und Slowaken.
Immerhin gelang es dem Land die demokratische Regierungsform zu bewahren und
zeitweise auch Vertreter der Minderheiten zur Mitarbeit in der Regierung zu gewinnen. Ein
Bündnis mit Frankreich und die "Kleine Entente" mit Jugoslawien und Rumänien sollten das
Land außenpolitisch absichern.
1.5.1.3 Jugoslawien
Jugoslawien (eigentlich: Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) war auch ein
Nationalitätenstaat. Mit seiner Gründung verwirklichten die Serben ihren Traum vom
grossserbischen Reich. Außer ihnen wohnten Kroaten, Slowenen, Bosniaken und Albaner in
dem Land. Scharf waren auch die religiösen Gegensätze: die katholischen Kroaten wehrten
sich gegen die Vorherrschaft der griechisch-orthodoxen Serben, ausserdem gab es noch
eine starke muslimische Minderheit. Der Versuch, das Land demokratisch zu regieren,
scheiterte an den nationalen Auseinandersetzungen. Der König regierte fortan autoritär.
1.5.2 Das Schicksal der Verlierer des Ersten Weltkriegs
1.5.2.1 Österreich
Da sich die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn am 28. Oktober 1918 aufgelöst hatte,
verhandelten die Alliierten mit „Deutschösterreich“ ohne Ungarn über einen Friedensvertrag.
Das Abkommen wurde am 10. September 1919 in dem Pariser Vorort Saint-Germain
abgeschlossen. Es trat am 16. Juli 1920 nach dem Abschluss des Friedensvertrags von
Trianon mit dem ebenfalls betroffenen Ungarn in Kraft.
Österreich musste die neu entstandenen Staaten Jugoslawien, Tschechoslowakei und Polen
und besonders die volle Souveränität Ungarns anerkennen. Der Vertrag legte Österreichs
Status als Bundesstaat und den Schutz der nationalen Minderheiten fest. Die Größe der
Armee wurde auf 30.000 Soldaten begrenzt. Außerdem musste sich Österreich mit der
Zahlung von Reparationen und dem Verlust von Teilen seines Staatsgebiets einverstanden
erklären. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde verboten. Bisher hatte
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Österreich-Ungarn 50 Millionen Einwohner. Das neugeschaffene Österreich zählte nur noch
6 Millionen Einwohner, und 1,8 Millionen davon lebten in der Hauptstadt Wien. Zwischen der
Hauptstadt und den ländlich geprägten anderen Landesteilen existierten grosse politische
und soziale Spannungen.
1.5.2.2 Ungarn
Im ungarischen Reststaat, der nach Gebietsabtretungen
Rumänien und Jugoslawien entstanden war, kam es zu einer
unter der Führung von Béla Kuhn und einem Bürgerkrieg.
Räterepublik beendet und Admiral Horthy, der auf die Hilfe
übernahm die Macht. Er stützte sich auf die Armee und die
wurden soziale Reformen in Ungarn verhindert.
an die Tschechoslowakei,
Gründung einer Räterepublik
Nach 133 Tagen wurde die
der Alliierten zählen konnte,
Grossgrundbesitzer, dadurch
1.5.2.3 Die Türkei
Die Türkei sollte nach dem Friedensvertrag von Sèvres (1920) neben den arabischen und
armenischen Gebieten auch den Rest ihrer europäischen Gebiete mit Ausnahme von
Istanbul verlieren. Ausserdem wollten die Alliierten Teile der von Griechen bewohnten
Westküste Kleinasiens von der Türkei abtrennen. Als griechische Truppen von der
kleinasiatischen Küste ins Landesinnere vordrangen, organisierte General Mustafa Kemal
den türkischen Widerstand. Es gelang ihm, die griechische Invasionsarmee entscheidend zu
schlagen. Eine Million Griechen, die an der Westküste und in Istanbul lebten, wurde
gezwungen das Land zu verlassen. Kemal setzte den Sultan ab, rief die Republik aus,
machte Ankara zur neuen Hauptstadt und wurde selbst Staatspräsident. In neuen
Friedensvertrag von Lausanne (1923) erhielt die Türkei das gesamt kleinasiatische Gebiet
und einen Teil der europäischen Gebiete zurück.
Mustafa Kemal Atatürk (der Vater der Türken) versuchte die neue Republik zu modernisieren
(Kemalismus). Beispielsweise wurden Schulen gegründet, um gegen den Analphabetismus
zu kämpfen, die europäische Schrift statt der arabischen wurde eingeführt, die Frauen
erhielten das Wahlrecht und mussten nicht mehr den traditionellen Schleier tragen.
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2. Italien und der Faschismus
2.1 Die faschistische Diktatur in Italien
Italien vor und nach dem Ersten Weltkrieg
Die Italiener fühlten sich durch die Ergebnisse der Pariser Vorortverträge betrogen. Zwar
erhielt Italien Südtirol und das Gebiet um Triest, doch seine Hoffnung, die Adria durch den
Gewinn der dalmatinischen Küste ganz zu beherrschen und seinen Kolonialbesitz in Afrika
zu vergrössern, war enttäuscht worden. Vor allem Angehörige des Bürgertums und Adels
deuteten den „verstümmelten Sieg“ als Beweis für die Schwäche der linksliberalen
Regierung. Viele Italiener sahen den Staat in eine Krise geraten, weil es der Regierung nicht
gelang, Streiks und Fabrikbesetzungen zu verhindern, mit denen die Industriearbeiter
Lohnerhöhungen und ausreichende Arbeitsplätze erreichen wollten. Gleichzeitig nahmen die
Auseinandersetzungen zwischen Grossgrundbesitzern, Landarbeitern und Kleinbauern, die
eine Landreform forderten, zu. Auch hier blieb die Regierung passiv. Der ehemalige Sozialist
Benito Mussolini (1883-1945) nutzte die zerrütteten innenpolitischen Verhältnisse und die
Schwäche der parlamentarischen Demokratie in Italien aus, um an die Macht zu kommen.
Seine Anhänger fand er hauptsächlich unter den Bürgern der Ober- und Mittelschicht: Sie
befürchteten eine sozialistische Revolution und damit den Verlust ihrer Stellung und ihres
Eigentums und wandten sich deshalb Mussolini zu.
Benito Mussolini wurde 1883 als Sohn eines sozialistischen Bauern und Schmieds
geboren. 1901 schloss er seine Ausbildung mit dem Lehrerdiplom ab und wurde Mitglied der
PSI (Sozialistische Partei Italiens). Ein Jahr später ging er in die Schweiz, um dem
Militärdienst zu entfliehen. Nach seiner Rückkehr nach Italien absolvierte er 1905/06 den
Militärdienst und arbeitete anschliessend als Lehrer und Journalist. 1912 wurde er zum
Chefredaktor der sozialistischen Zeitung „Avanti“ ernannt. 1914 warb er als leidenschaftlicher
11
Nationalist für den Kriegseintritt Italiens. Nach seinem Ausschluss aus der PSI gründete er
die nationalistische Zeitung „Popolo d’Italia“. Ab 1915 kämpfte er als Soldat im Ersten
Weltkrieg. Schwer verwundet wurde er 1917 aus der Armee entlassen.
Mussolini in der Uniform des Duce mit seinem römischen Vorbild
1919 gründete Mussolini die faschistischen Kampfbünde, „fasci di combattimento“, in
denen sich vor allem ehemalige Offiziere, Studenten und Schüler sammelten. Diese
organisierten sich militärisch und gaben sich auch durch ihre uniforme Kleidung – schwarze
Hemden – den Anschein einer Militärtruppe. (Man nennt sie deshalb auch die faschistischen
Schwarzhemden). Sie erhielten Zulauf von Schülern und Studenten, vor allem aber von
Handwerkern, Bauern, Angestellten und Beamten, also von Angehörigen der Mittelschicht,
die sich vor einer sozialistischen Revolution fürchteten
Der Name fasci di combattimento“, stammte von den "Fasces", den altrömischen
Rutenbündeln, aus denen ein Beil hervorsah. Dieses Zeichen der Gewalt über Leben und
Tod wurde das Symbol der Bewegung, das römische Imperium sollte dem faschistischen
Italien als Vorbild dienen.
In der Demokratie sah Mussolini nur einen Ausdruck der Schwäche. Der Staat sei wichtiger
als der Einzelmensch. Kampf und Gewalt sollten die Haltung der Menschen bestimmen.
"Glauben, Kämpfen, Gehorchen!" rief der „Duce“ Mussolini den Massen zu. Die
faschistische Bewegung mit ihren uniformierten Kampfverbänden, ihrem "römischen Gruss"
und Mussolinis diktatorische Staatsführung wurden zum Vorbild für ähnliche Bewegungen in
anderen Ländern, darunter auch für den Nationalsozialismus in Deutschland.
Die Faschisten brannten sozialistische und kommunistische Parteibüros und
Zeitungsredaktionen nieder und ermordeten oder misshandelten viele politische Gegner.
Industrielle und Grossgrundbesitzer, die einen Sieg der Linken fürchteten, unterstützten sie
finanziell, die Polizei stellte sich ihnen nicht in den Weg. 1921 gründetem die Faschisten die
Faschistische Nationalpartei PNF (Partito Nazionale Fascista) und nahmen an den
Parlamentwahlen teil, bei denen sie 34 Sitze erreichten.
12
„Tatsachen“ des Faschismus
Am 20. September 1922 hielt Mussolini in Udine eine Rede, die später als „Jungfernrede des
Faschismus“ galt:
Ich bin für straffeste Disziplin, und zwar müssen wir in erster Linie und in aller Strenge uns selbst
disziplinieren, sonst haben wir kein Recht, die Nation in Zucht und Ordnung zu hal- ten. Nur
Manneszucht in der Nation verschafft Italien Gehör bei den Regierungen anderer Länder ... Wir
verwerfen die demokratische Lehre, wonach man immer nur mit Predigten und Unterweisungen in
mehr oder minder milder Weise vorgehen soll. Zu gegebener Zeit muss Disziplin in Form eines
Befehls oder eines Gewaltaktes an den Tag treten ... Das Recht zu befehlen kann einzig und allein
durch Gehorsam erworben werden, durch den demütigen und geheiligten Stolz auf den eigenen
Gehorsam ... Ich komme nun zur Frage der Anwendung von Gewalt. Gewalt ist nicht unmoralisch, sie
ist im Gegenteil manchmal moralisch ... Ende Juli und im August haben wir nach systematischer
Anwendung von Gewalt binnen achtundvierzig Stunden erreicht, was wir mit Predigten und
Unterweisungen nicht in achtundvierzig Jahren erreicht hätten ... Ihr wisst, ich bin kein Verehrer dieser
neuen Gottheit, der Masse. Sie ist eine Schöpfung der Demokraten und der Sozialisten. Nur weil sie
zahlreich sind, sollen sie Recht haben. Das ist falsch ... Jedenfalls haben wir geschichtliche Beweise
dafür, dass tief eindringende Veränderungen in der menschlichen Gesellschaft stets zuerst von
Minderheiten, einer Hand voll Menschen, herbeigeführt worden sind.
Reden, die die Welt bewegten, 10. Aufl., Stuttgart (Mundus) 1989, S. 287 ff
Extraits du discours-fleuve de plus de 2 heures prononcé à Udine, le 20 septembre 1922 (à la veille
de la “Marche sur Rome”)
Moi, je suis pour la discipline rigide. Nous devons nous imposer à nous-mêmes une discipline de fer,
parce qu’autrement, nous n’aurons pas le droit de l’imposer à la nation. Et c’est seulement à travers la
discipline de la nation que l’Italie pourra se faire entendre dans le concert des autres nations. (...)
Nous repoussons le dogme démocratique selon lequel on devrait procéder éternellement par
sermons, par prédications et prêches de nature plus ou moins libérale. A un moment donné, il faut
que la discipline s’exprime, dans la forme, sous l’aspect d’un acte de force et de commandement. (...)
C’est seulement en obéissant, c’est seulement en ayant l’orgueil humble mais sacré d’obéir que se
conquiert ensuite le droit de commander. (...) à la fin de juillet et d’août, en quarante-huit heures de
violence systématique et guerrière, nous avons obtenu ce que nous n’aurions pas obtenu en
quarante-huit années de prédication et de propagande (...) Vous savez que je n’adore pas la nouvelle
divinité : la masse. C’est une création de la démocratie et du socialisme. Seulement parce qu’ils sont
nombreux ils doivent avoir raison. Absolument pas.(...) En tout cas, l’histoire démontre que toujours
des minorités, insignifiantes au départ, ont produit de profonds bouleversements dans les sociétés
humaines.
Lucien Jaume & Alain Laquièze . Interpréter les textes politiques. Les cahiers du CEVIPOF, 29, avril
2005, p. 58-60
Obschon die Wahlen ergeben hatten, dass die Faschisten im Volk nur über einen geringen
Anhang verfügten, ergriffen sie 1922 die Macht: Mussolini versammelte 40000 Mann seiner
Kampfgruppen in Neapel und befahl ihnen den "Marsch nach Rom". Bevor sie Rom
erreichten, hatte der König bereits Mussolini zum Ministerpräsidenten ernannt. Weder die
schwache Regierung noch die Armee leisteten Widerstand.
Die Faschisten waren zunächst in der Regierung neben Nationalisten und Konservativen in
der Minderheit. In den folgenden Jahren bauten die Faschisten ihre Position aus: durch
Propaganda, durch Terror, aber auch durch gesetzliche Maßnahmen. So wurde das
Wahlgesetz zu ihren Gunsten geändert, die Opposition unterdrückt. Die Pressefreiheit wurde
aufgehoben und es wurden politische Vereine verboten. Das Bürgertum fand sich damit ab;
die Ruhe, die nun im Lande herrschte, war ihm wichtiger als die Freiheiten, die es verlor. An
die Stelle der Gewerkschaften traten Berufsverbände, Korporationen, die die Anweisungen
der Regierung auszuführen hatten. So wurde Italien ein totalitärer Einparteienstaat, in dem
der Wille des Duce (Führer) alles entschied.
Handel und Wirtschaft wurden erfolgreich gefördert. In der Aussenpolitik war Mussolini im
ersten Jahrzehnt seiner Herrschaft zurückhaltend; mit einigen Staaten schloss er Verträge,
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die sich gegen Jugoslawien richteten. Einen grossen Erfolg erzielte er durch ein Abkommen
mit der katholischen Kirche, deren Verhältnis zum italienischen Staat seit 1870 sehr
gespannt gewesen war. Die Umgebung der Peterskirche in Rom, die "Vatikan-Stadt", wurde
1929 als souveränes Hoheitsgebiet des Papstes anerkannt.
2.2 Der Faschismus
2.2.1 Definition des Faschismus
Faschismus ist die Eigenbezeichnung der politischen Bewegung, die unter Benito
Mussolini 1922 in Italien die Macht übernahm und für ihr Herrschaftssystem (katholischkonservativ) bis 1945. Allgemein bezeichnet der Begriff Systeme mit sehr
nationalistischer, antidemokratischer und antikommunistischer Ideologie und
autoritären Strukturen, die zwischen den beiden Weltkriegen entstanden.
Der Begriff kommt von lat. fasces: Rutenbündel mit Beil, die in Rom als Machtsymbol der
römischen Magistrate von den Liktoren getragen wurden. Ab 1926 ist das Rutenbündel
offizielles italienisches Staatssymbol.
2.2.2 Merkmale des Faschismus
Zentrales Merkmal des Faschismus ist eine strenge Hierarchie nach dem Führerprinzip;
an der Spitze der faschistischen Bewegung steht immer ein Führer (ital.: Duce). Die
Volksgemeinschaft wird mystisiert, die nationalen Eigeninteressen verabsolutiert, die
Geschichte des eigenen Volkes verherrlicht und verklärt. Es besteht eine grosse Sehnsucht
nach Krieg und Diktatur. Faschismus ist immer verbunden mit Totalitarismus, d.h. das
Ziel ist die Erreichung einer Einheitsparteiendiktatur, in der die herrschende Partei Staat
und Gesellschaft vollkommen unter Kontrolle hat und in der alles Demokratische fehlt. Der
faschistische Staat ist als Gesellschaft jenseits von Kapitalismus und Klassenkampf gedacht,
die auf der Volksgemeinschaft basiert, in der Minderheiten (ethisch, religiös, politisch)
keinen Platz haben. Minderheiten und Randgruppen werden zur Lösung sozialer
Spannungen und anderer Konflikte als Sündenböcke gebraucht. Anhänger des Faschismus
sind stets stark aggressiv und gewaltbereit politische Überzeugungsarbeit wird mittels
kämpferischer Propaganda und Terror geleistet, mit denen paramilitärische Verbände die
Gegner einschüchtern und ausschalten. Die aktiven Anhänger sind fast immer jüngere
Männer.
2.2.3 Verbreitung des Faschimus
Fast alle europäischen und viele südamerikanische Staaten hatten faschistische
Bewegungen: z.B.
• Deutschland: am 30. Januar 1933 übernimmt Adolf Hitler, der Führer der
Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), die Macht.
• Spanischer Bürgerkrieg (1936-1939): die Falange unter Francisco Franco kommt
durch Militärputsch mit deutscher und italienischer Hilfe an die Macht, kann sich bis
1975 halten.
• In Portugal schafft Antonio de Oliveira Salazar den Estado Novo, ein faschistisch
ausgerichtetes Regime (1928 bis Ende der 60er Jahre).
• In Österreich entwickelt sich der Austrofaschismus.
• Während des Zweiten Weltkriegs verhilft Deutschland mehreren faschistischen
Regimen zur Macht (z.B. der Ustascha in Kroatien).
14
3. Das Britische Commonwealth und die Entwicklung in Asien
3.1 Großbritannien
Großbritannien war nach dem Ersten Weltkrieg nicht bereit, seine Politik durch Bündnisse in
Europa festzulegen. Zu dieser Haltung trug auch der wachsende Einfluss der Dominions bei,
deren Interessen nur wenig von der Lage in Europa berührt wurden. Seine imperialistischen
Ziele in Afrika und im Nahen Osten hatte Großbritannien in den Vorortverträgen erreicht. Das
Verhältnis zu Frankreich litt zwar unter Meinungsverschiedenheiten, vor allem wegen des
Nahen Ostens, doch blieb eine enge Bindung bestehen.
Im Zweiparteiensystem Großbritanniens trat eine wichtige Veränderung ein: Die LabourParty nahm den Platz der Liberalen ein; ihre pazifistische Einstellung blieb nicht ohne
Einfluss auf die britische Politik. Die Konservativen blieben aber meistens führend. In der
Weltwirtschaftskrise aber arbeiteten die Parteien zusammen in einem Kabinett der
"nationalen Koalition", um die Krise zu überwinden
3.2 Das Commonwealth
Der Erste Weltkrieg beschleunigte die Umwandlung des Empire in ein Commonwealth.
Die Dominions hatten dem Mutterland wertvolle militärische und wirtschaftliche Hilfe geleistet
und leistungsfähige Industrien entwickelt. In England setzte sich die Überzeugung durch,
dass durch eine Zusammenarbeit mit unabhängigen Dominions eine wirkungsvollere Politik
erreicht werden konnte als früher im Empire. Der Anfang dieser Idee reicht bis in die Mitte
des 19. Jahrhunderts zurück, als sich die britische Regierung mit Autonomiebestrebungen in
ihren überseeischen Kolonien konfrontiert sah. Um die Existenz des “British Empire“ zu
sichern, erlaubte sie den Siedlern die teilweise Selbstverwaltung. Weitere Zugeständnisse
führten schließlich zur Gründung des ersten sogenannten Dominion (Kanada; 1867). In der
Folgezeit erlangten weitere Kolonien den Status als Dominion. Auf der "Imperial Conference"
1926 wurde das "British Commonwealth of Nations" gegründet. 1931 erhielten im Statut
von Westminster die Dominions volle Gleichberechtigung. Die Mitglieder des " British
Commonwealth of Nations" blieben "durch eine gemeinsame Treuepflicht gegenüber der
Krone" verbunden. Dieses lose politische Band wurde durch wirtschaftliche Vereinbarungen
verstärkt. Auf der Konferenz von Ottawa 1932 gewährten die Mitglieder des Commonwealth
sich gegenseitig Vorzugszölle bzw. Zollfreiheit.
Das neugeschaffene "British Commonwealth of Nations" umfasste Grossbritannien mit
seinen Kolonien und die folgenden unabhängigen Dominions: Kanada, Neufundland (seit
1934 nicht mehr eigenständiges Dominion, seit 1949 Teil Kanadas), Australien, Neuseeland,
Südafrikanische Union und den irischen Freistaat (bis 1949).
3.3 Der Nahe Osten
Die Türkei musste im Friedensvertrag von Neuilly auf ihre Gebiete im Nahen Osten
verzichten. Hier war die Lage sehr kompliziert: Die Briten hatten den Arabern im Ersten
Weltkrieg, um sie als Bundesgenossen im Kampf gegen die Türkei zu gewinnen, die
Unabhängigkeit versprochen. Sie hatten aber auch gleichzeitig den Juden in der so
genannten Balfour-Deklaration zugesichert, dass in Palästina eine "nationale Heimstätte des
jüdischen Volkes" entstehen solle.
Die Lösung, die gefunden wurde, enttäuschte die Araber tief: Das arabische Gebiet wurde
aufgeteilt. England erhielt eine bedeutende Stellung. Es gründete das Königreich Irak und
15
das Emirat Transjordanien, beide blieben von ihm abhängig. Palästina behielt es als
"Mandatsgebiet" in unmittelbarer Verwaltung. Den Juden wurde nur eine beschränkte
Einwanderung gestattet. Frankreich erhielt Syrien und den Libanon gegen den Willen der
Bevölkerung zugesprochen. So blieb nur Ibn Saud, der Herrscher über die im Inneren
Arabiens wohnenden Wahhabiten, wirklich unabhängig, der 1924 Mekka eroberte und damit
sein Reich bis ans Rote Meer ausdehnte (das spätere Saudiarabien). Die Bedeutung dieses
Staates wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg erkennbar.
In Ägypten hatten sich schon früher nationalistische Strömungen entwickelt. England kam
ihnen entgegen, indem es seine Protektoratsherrschaft aufgab und dem Land die
Souveränität verlieh. Doch blieben britische Truppen weiterhin im Land stationiert, der
Suezkanal und der Sudan blieben in britischer Hand.
Großbritannien beherrschte nun neben dem Seeweg nach Indien auch eine Landverbindung
zum Persischen Golf. Die wichtigsten Ölquellen wurden von britischen Gesellschaften
ausgebeutet, außer in Saudi-Arabien, wo die Amerikaner auf Ölsuche gingen. Die
Landverbindungen gewannen noch an Bedeutung, als der Bau von "Pipelines" begann.
Dennoch war Englands Stellung nicht unangefochten. Der Erste Weltkrieg war nicht ohne
Auswirkungen geblieben, Noch waren England und Frankreich stark genug, sich über ihre
Versprechungen hinwegzusetzen. Weder sie noch die von ihnen abhängige arabische
Führungsschicht konnten aber verhindern, dass sich vor allem unter den jüngeren Arabern
nationalrevolutionäre "panarabische" Strömungen entwickelten, die die völlige
Selbständigkeit der islamischen Staatenwelt im Nahen Osten erstrebten.
16
3.4 Indiens Streben nach Selbständigkeit
Der Erste Weltkrieg verstärkte den Wunsch der Inder nach Selbstregierung. Eine Million
indischer Soldaten diente in der britischen Armee; aus Indien flossen hohe Beträge in die
britische Kriegskasse. Die Inder wollten nun auch vom Kriegsziel der Alliierten, dem
Selbstbestimmungsrecht der Völker profitieren. Bei Kriegsende kam es zu Unruhen, die
blutig niedergeschlagen wurden. Die eingeleiteten Reformen waren den Indern nicht genug.
In zwei großen Organisationen, dem Nationalkongreß und der Moslemliga, sammelte sich
die indische Unabhängigkeitsbewegung. Einer Selbstregierung standen aber auch die
inneren Verhältnisse entgegen: der große Gegensatz zwischen Hindus und der
muslimischen Minderheit, das Kastenwesen und die Herrschaft zahlreicher Fürsten.
Gandhi (1869-1948) wurde der wichtigste Führer des indischen Freiheitskampfes. Er hatte in
England Jura studiert. Es gelang ihm, den Gedanken der Freiheit in die Massen zu tragen.
Sie nannten ihn "Mahatma", Große Seele. Gandhi wandte eine neue Methode des
politischen Kampfes an: den gewaltlosen Widerstand. Kein Inder sollte britische Waren
kaufen, Steuern sollten nicht gezahlt werden. Die Engländer hatten eine Salzsteuer
eingeführt und sogar verboten, an den Meeresküsten Salz zu gewinnen, Mit einer Gruppe
von Anhängern zog Gandhi zum Meer. (Salzmarsch) An der Küste hob Gandhi etwas Salz
auf, Tausende folgten seinem Beispiel. Gandhi wurde verhaftet, mit ihm füllten 60 000 die
Gefängnisse. Ohne Widerstand ließen sie sich verhaften. Noch mehrmals wurde Gandhi ins
Gefängnis geworfen, mehrmals trat er darauf in den Hungerstreik.
Salzmarsch: Gandhis bekannteste gewaltfreie Aktion
war der Marsch über 24 Tage an die Küste.
Immer wieder versuchte er auch, die Konkurrenz zwischen Hindus und Moslems zu
beenden; er nahm, um den Kastengeist der Hindus zu brechen, Parias, "Unberührbare", in
sein Haus auf und bemühte sich um die Bildung der Landarmen und um bessere
hygienische Verhältnisse,
Großbritanniens Lage war schwierig. Die Moslems verlangten Sonderrechte, Gandhi und die
Kongresspartei wehrten sich dagegen; sie sahen die indische Einheit gefährdet. Auch die
internationale Situation verbot es Großbritannien, seine indische Stellung zu sehr zu
schwächen. 1935 gab das britische Parlament Indien eine neue Verfassung. Die
Provinzialregierungen kamen vollständig in indische Hände. Nur die Zentralregierung
behielten sich die Engländer vor. Das genügte den Indern nicht. Sie forderten den DominionStatus. Ihr Kampf ging weiter.
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3.5. Der Ferne Osten
Nach dem Krieg beunruhigten das Schicksal Chinas und der imperialistische Expansion der
Japaner die USA und die Commonwealth-Länder. Die Japaner hatten im Krieg ihren Einfluss
auf weite Teile Nordostchinas und auf die chinesische Wirtschaft ausgedehnt. Durch den
Versailler Friedensvertrag erhielt Japan deutschen Südseeinseln. Damit war Japan auch in
die Weite des Pazifik vorgestoßen.
3.5.1China im Bürgerkrieg
Die von Sun Yat-sen 1911 geschaffene Republik China litt unter den Armeeführern, die
über die Provinzen des Reiches weitgehend selbständig herrschten und sich untereinander
in einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg bekämpften. Nur im Süden des Landes konnte sich
Sun Yat-sen mit seiner Volkspartei (Komintang, KMT) behaupten. Er rief das Volk zum
Kampf gegen die Herrschaft des Militärs und gegen den starken, durch alte Verträge
gesicherten wirtschaftlichen Einfluss der weißen Kapitalisten auf. Sun Yat-sen verbündete
sich für diesen Kampf mit der Kommunistischen Partei Chinas, zu deren Gründern Mao
Dsedong gehörte, und fand die Unterstützung der Sowjetunion, doch blieben seine Erfolge
gering.
Nach Sun Yat-sens Tod (1925) eroberte der Führer der Komintang-Truppen, Chiang Kaischek, Nordchina. Sehr bald geriet er in Kämpfe mit den Kommunisten und dem linken
Flügel der "Volkspartei". Mao Dsedong hatte die kommunistische Revolutionstheorie den
chinesischen Verhältnissen angepasst und eine revolutionäre Bauernbewegung entfacht. In
Südchina gründete er eine Chinesische Sowjetrepublik, in der die Ländereien der
Großgrundbesitzer an die Kleinbauern verteilt wurden. Seine Rote Armee leistete mehrere
Jahre den Angriffen Chiang Kai-scheks erfolgreich Widerstand; 1934 musste sie sich aber
aus dem Gebiet zurückziehen. Auf dem Langen Marsch, auf dem er den größten Teil seiner
Soldaten verlor, führte Mao sie in eine abgelegene Nordprovinz, wo sie sich behaupten
konnte.
Chinesische Sowjetrepublik und Langer Marsch
Seit 1932 musste Chiang Kai-schek die Kräfte des Landes gegen das Vordringen Japans
18
sammeln. Die sozialen Verhältnisse im Land änderten sich unter seiner Regierung kaum;
sie brachte vor allem der Masse der chinesischen Kleinbauern und Pächter, die mit ihren
kinderreichen Familien in großer Armut lebten und durch die Bürgerkriege noch tiefer ins
Elend geraten waren, keine Erleichterungen.
3.5.2 Das Ausgreifen Japans nach dem Festland
Rasch stieg die Bevölkerungszahl Japans an; dem entsprach die Ausweitung der
industriellen Produktion. Im Innern kam es zu Unruhen. Offiziere suchten durch Attentate die
fortschreitende Demokratisierung aufzuhalten und eine nationalistische Außenpolitik zu
erzwingen. Die Weltwirtschaftskrise begünstigte ihren Einfluss.
Da Japan neue Rohstoff-, Absatz- und Siedlungsgebiete suchte, hatte es die Jahre des
chinesischen Bürgerkriegs dazu benutzt, in der Mandschurei wirtschaftlich festen Fuß zu
fassen. 1931 besetzte es das ganze Gebiet. Es begründete den Satellitenstaat
Mandschukuo. Von dort aus drangen die Japaner in die Innere Mongolei und bis in die
Nähe Pekings vor. 1932 kam es zu heftigen Kämpfen um Schanghai.
Seit 1936 beherrschte die Armee die Politik Japans. Sie wollte die wirtschaftliche
Kontrolle Chinas. Dabei stieß Japan auf die Gegnerschaft des chinesischen
Nationalismus und Kommunismus und geriet außerdem in Gegensatz zu den USA und
dem Commonwealth, die ihre eigenen Interessen bedroht sahen und kein
großostasiatisches Imperiums Japans wollten. 1937 begann Japan die Unterwerfung ganz
Chinas; es besetzte große Gebiete im Osten des Landes. Die britisch-amerikanische
Unterstützung für Chiang Kai-schek, der sich ins Landesinnere nach Chongqing
(Tschungking) zurückgezogen hatte, wurde schwierig, als die Japaner fast alle wichtigen
Hafenstädte des Landes erobert hatten. Trotzdem war es Japan, als 1939 in Europa der
Krieg ausbrach, nicht gelungen, die chinesischen Armeen auszuschalten. Auch die
Kommunisten beteiligten sich am Kampf gegen die Japaner.
19
4. Die USA: Von Wilson bis Roosevelt
4.1 Die Wendung zum Isolationismus
Weite Kreise des amerikanischen Volkes wollten nach Kriegsende, dass ihr Land sich nicht
mehr um die Probleme der europäischen Politik kümmern sollte. Sie forderten die Rückkehr
zur früheren isolationistischen Haltung der USA und befürchteten, dass durch eine
Mitgliedschaft im Völkerbund die außenpolitische Entscheidungsfreiheit des Landes
eingeschränkt würde. Der amerikanische Senat ließ Präsident Wilson im Stich und
verweigerte die Annahme des Versailler Vertrages sowie den Eintritt in den Völkerbund.
1921 schlossen die USA einen Sonderfrieden mit Deutschland.
Bei den Präsidentschaftswahlen des Jahres 1920 erlitten die Demokraten eine schwere
Niederlage; von nun an regierten bis 1933 Präsidenten, die der Republikanischen Partei
angehörten. Der Wunsch, das Land aus weltpolitischen Spannungen herauszuhalten, ließ
sich allerdings nur teilweise verwirklichen. Rüstungsfragen, Auseinandersetzungen in
Ostasien und die Regelung der finanziellen Kriegsfolgen zwangen die amerikanische
Regierung immer wieder zur Teilnahme an internationalen Verhandlungen.
Das war nicht zuletzt eine Folge davon, dass die USA in wirtschaftlicher Hinsicht die
führende Weltmacht geworden waren. Mit Hilfe ihres Kapitals kontrollierten sie nun weite
Teile der Welt, besonders Mittel- und Südamerika. Das veranlasste sie auch dazu, immer
wieder in Lateinamerikas einzugreifen, wenn ihre politischen oder wirtschaftlichen Interessen
dort durch Revolutionen bedroht waren.
Eine Flottenkonferenz in Washington setzte 1922 die Seerüstung der großen Mächte fest,
ein erster Schritt zu einer wirkungsvollen Rüstungsbegrenzung. Grossbritannien musste
dabei auf seine alte Vormachtstellung verzichten und den Aufstieg der USA zu einer
gleichwertigen Welt- und Seemacht akzeptieren. Japan blieb den angelsächsischen Staaten
noch eindeutig unterlegen (Grossbritannien - USA - Japan - Italien - Frankreich =
5:5:3:1,75:1,75).
4.2"Back to Normalcy
Der Krieg hatte dazu geführt, dass der Staat sich stark in die Gesellschaft und die Wirtschaft
eingemischt hatte (Dirigismus). In kurzer Zeit war mit grossen Geldmitteln die
Industrieproduktion, vor allem für die Rüstung, gewaltig ausgeweitet worden. Die Wehrpflicht
war eingeführt worden. Um Streiks zu verhindern, hatte die Regierung sogar begonnen,
Beziehungen zu den Gewerkschaften aufzubauen.
Diese Interventionen des Staates in die Wirtschaft und auch in die Privatsphäre
widersprachen den herrschenden Ansichten im Volk. Sie waren während des Krieges als
notwendig hingenommen worden. Nach dessen Beendigung aber fürchtete man, dass
Wilson und seine Demokratische Partei die starke Stellung des Staates beibehalten und
möglicherweise für soziale Reformen nutzen wollten. Das führte - neben der Abneigung
gegen Wilsons Völkerbundspolitik - zu dem großen Wahlsieg der Republikaner von 1920.
Deren Präsidentschaftskandidat Harding hatte den Bürgern versprochen, das Land zurück
zum früheren Normalzustand, "back to normalcy", zu führen. Das bedeutete den Abbau
der Interventionen des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft, wieder freies Spiel der Kräfte
im Wirtschaftsleben mit allen Freiheiten für das Big Business und Verfolgung aller
Organisationen und Menschen, die soziale Reformen wollten und nun, unter dem Eindruck
der bolschewistischen Herrschaft in Russland, als Rote diskriminiert wurden.
20
Zu dieser Zeit wehrten sich Mittelstand und Facharbeiter zunehmend gegen die
Einwanderer aus Ost- und Südeuropa, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten die der
"alten" Einwanderer aus Großbritannien, Skandinavien und Deutschland weit übertrafen und
die die Masse der ungelernten, für niedrigen Lohn arbeitenden Menschen in den
Industriestädten darstellten. Durch mehrere Gesetze wurde ihr Immigration stark
eingeschränkt. Der Gewerkschaftsbund American Federation of Labor (AFL), der nur die
Interessen der alten Einwanderer vertrat, unterstützte diese Einwanderungspolitik.
Herkunft der Einwanderer in die USA (in Prozenten)
Gesamtzahl (in 1 000) 1861/80 1881/1900 1901/10
davon aus
5126
8933
8795
Nord-, Mittel-,
89,5
65,9
23,7
Westeuropa, Kanada
Ost-, Südost-,
4,6
31,8
71,7
Südeuropa
Mexiko, Westindien
0,6
0,7
1,8
1911/20
5736
30,3
1921/30
4107
53,0
1931/40
528
59,3
60,2
28,1
27,1
6,0
13,0
7,2
(US Department of Justice, Immigration and Naturalization Service, Philadelphia, Pa.)
Im 19. Jahrhundert hatte die schwarze Bevölkerung der USA vorwiegend in den
Südstaaten gelebt. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung gab es
nicht mehr genug Arbeit in der Landwirtschaft. So begann eine Abwanderung in die
Industriestädte des Nordostens. Arm kamen die Neger, arm blieben sie als ungelernte
Arbeiter. Die Vorurteile der Weißen gegen sie waren noch größer als die gegen die "neuen"
Einwanderer. Die Gewerkschaften nahmen sie nicht auf. Aus ihren Wohnvierteln zog bald
die weiße Bevölkerung aus. Es entstanden Slums, aus denen ein Aufstieg kaum möglich
war, weil deren Bewohner von vornherein benachteiligt waren bei der schulischen
Versorgung, in den hygienischen Verhältnissen, selbst in den Verkehrsverbindungen.
Schwarze Bevölkerung einiger Großstädte (in 1 000)
1910
1920
1930
Chicago
44
109
258
Detroit
6
42
129
New York
91
152
340
Philadelphia
85
136
223
(Mitchell Okun / Stephen H. Bronz, The Challenge of America, New York 1973, S. 604)
Die Landwirtschaft hatte im Krieg ihre Produktion stark vergrössert, da sie auch die
Verbündeten in Europa unterstützen musste. Nun überschwemmten ihre Produkte den
Binnenmarkt, teilweise sanken deren Preise unter die Selbstkosten, teilweise waren die
Produkte sogar unverkäuflich. Die Farmer verarmten, Höfe wurden versteigert. Die
Regierung griff nicht ein: Jeder sollte sich selbst helfen. Wer in Not geriet, habe nur nicht hart
genug gearbeitet. Die grosse Mehrzahl der Bürger stimmte mit dieser Auffassung überein,
sie entsprach der gesellschaftlichen und politischen Einstellung, wie sie sich im vorigen
Jahrhundert im Lande entwickelt hatte: Staatliche Fürsorge führe zu einem asozialen
Verhalten der Armen.
21
4.3 Von der Prosperity zur Weltwirtschaftskrise
Nach dem Ende des Krieges kam es in den USA zu einer Rezession, weil es die Industrie
keinen genügend grossen Absatzmarkt mehr hatte. Die Alliierten mussten beginnen, ihre
Kriegsschulden zurückzubezahlen. Aber neue Erfindungen und technologische Fortschritte
führten zusammen mit einem Überfluss an Kapital zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte, zu
einer Prosperity.
Die Autoproduktion erreichte Jahr für Jahr neue Rekordzahlen. Führend dabei waren lange
Zeit die Fabriken Henry Fords, der als erster die Fließband-Fertigung in der Großproduktion
eingesetzt hatte und Autos baute, die billig genug waren, um vom Mittelstand und auch von
seinen Facharbeitern, die er gut bezahlte, gekauft zu werden. Der Bau großer Autobahnen,
von Ölraffinerien, Tankstellen, Werkstätten war eine logische Folge, die weitere Arbeitsplätze
schuf. Die Bauindustrie fand Aufträge bei der Errichtung der Wolkenkratzer, die nun ein
Wahrzeichen amerikanischer Großstädte, aber auch der Macht der großen Konzerne
wurden. Dazu kam der Bau von Suburbs, Vorstädten mit den Eigenheimen der
Mittelschichten, die erst möglich wurden, als die Besitzer über ein Auto verfügten.
Das Radio begann als Mittel, um in ganz Amerika Werbung zu machen, immer wichtiger zu
werden. Die Leute sollten dadurch immer mehr konsumieren. Der Konsum wurde auch
ermöglicht durch so genannte Ratenkäufe. Die Traumfabrik Hollywood wurde das Zentrum
der Filmindustrie. Ihre Filme mit ihrem oftmals verfälschten Bild vom American Way of Life
und der amerikanischen Geschichte dominierten bald die Kinos in vielen Ländern
Ein großer Optimismus machte sich im Landes der "unbegrenzten Möglichkeiten" breit.
Aber die Schattenseiten übersah man: Die Armut der Farmer, das Elend der
Slumbewohner, das Aufkommen des organisierten Verbrechens, der Gangster, zu dem das
seit 1920 bestehende totale Alkoholverbot ("Prohibition") wesentlich beitrug, das einen
Schmuggel großen Ausmaßes zur Folge hatte, der oft durch korrupte Politiker und
bestechliche Polizisten gedeckt wurde.
Die Industrieproduktion der USA lag 1929 um 75% über der von 1913. Die Hoffnung,
daß das Wirtschaftswachstum andauern würde, verführte weite Kreise des Volkes zu einer
ungehemmten Aktienspekulation: Man kaufte mit geliehenem Geld Aktien in der
Erwartung, sie mit Gewinn wieder verkaufen zu können.
Es kam aber zu einer Überproduktionskrise, aus der eine Weltwirtschaftskrise entstand.
Farmer und Industrielle konnten ihre Waren nicht mehr verkaufen. Die Lagerbestände
wurden immer größer, sie drückten auf die Preise. Die Aktionäre wurden ängstlich; ihre
Geldgeber forderten die geliehenen Gelder zurück. Große Mengen von Aktien wurden an der
Börse zum Verkauf angeboten. Die Kurse stürzten. Der Wert der Aktien sank innerhalb
einer Woche Ende Oktober 1929 nahezu um die Hälfte, also um viele Milliarden Dollar.
Ängstlich forderten die Sparer ihre Einlagen zurück, die Kassen aber waren bald leer; viele
Banken brachen zusammen, viele Sparer verloren ihr Geld. Da man die Produkte nicht
mehr verkaufen konnte, wurden immer mehr Firmen geschlossen. Die arbeitslos
gewordenen Menschen und die verarmten Sparer fehlten nun die Käufer weitgehend.
Dadurch sank der Absatz noch weiter, die Produktion wurde wieder verkleinert, die
Arbeitslosenzahl vergrößerte sich erneut. Schließlich waren 12 Millionen Menschen, mehr
als ein Viertel aller Arbeitnehmer in den USA, ohne Arbeit. 1932 betrug die Produktion nur
noch 48% derjenigen des Jahres 1929
22
Arbeitsblatt: USA: Die Goldenen Zwanziger Jahre
M 1 Eine Meinung zum Thema „Geschäft“ in den 1920er Jahren
Als Präsident Calvin Coolidge sagte, dass „die Aufgabe Amerikas das Geschäft“ sei,
drückte er damit das aus, was viele Menschen während der 1920er Jahre dachten. Wie
weit dies ausgelegt werden kann, lässt sich an einem Auszug aus einem Artikel des
Journalisten Edward E. Purinton von 1921 ablesen:
„Heutzutage steht Amerika verglichen mit allen Staaten der Welt nur für eine Idee: das
Geschäft.
Das vornehmste Spiel ist das Geschäft. Die Belohnungen sind für jedermann erreichbar und
jeder kann gewinnen. Es gibt keine Begünstigten – die Vorsehung krönt stets die Karriere
des Mannes, der es verdient. Und in diesem Spiel gibt es kein ‚Glück’ – man hat das
Vergnügen, ein Risiko einzugehen, aber man muss andererseits dabei so nüchtern sein,
dass man die Sicherheit nicht aus dem Auge verliert. Ganz auf sich gestellt hat man über die
Geschwindigkeit und die Größe der eigenen Gewinne zu bestimmen; auf andere Mitspieler
braucht man im Spiel nicht zu warten, man ist immer selbst am Zug. Und der Wahlspruch
heißt nicht ‚Nieder mit dem Konkurrenten!’, sondern vielmehr ‚Brich den eigenen Rekord!’
oder ‚Mach es heute besser!’ oder ‚Mach ein Meisterstück aus jeder Arbeit!’ (…)
Die umfassendste Erziehung leistet das Geschäftsleben. Eine angemessene Mischung aus
Studium, Arbeit und Leben ist unentbehrlich für den Fortschritt. (…) In der Schule des
Geschäftslebens bringt man sich zudem die Dinge selbst bei und lernt am meisten aus den
eigenen Fehlern. Was man hier lernt, macht einen überlebensfähig, das ist der einzige
wirkliche Test. Das Geschäft bietet die besten Lebenschancen überhaupt.“
M 2 Wohlstand für alle?
M 2.1 Herbert Hoover im Wahlkampf 1928:
„Wir in Amerika sind heutzutage dem finanziellen Sieg über die Armut näher als je zuvor in
der Geschichte unseres Landes. Der Arme verschwindet aus unserer Mitte. (…) Unsere
Arbeiter können mit ihrem durchschnittlichen Wochenlohn heute zwei- bis dreimal mehr Brot
und Butter kaufen als ein Lohnempfänger irgendwo in Europa.“
M 2.2 Der Historiker David A. Shannon schrieb den folgenden Text in „Between the
Wars: America 1914 – 1941“ (1965):
„In den 1920er Jahren war Amerika eine relativ wohlhabende Gesellschaft. Der Überfluss
ermöglichte es den Amerikanern, ihre Lebensweise beträchtlich zu verändern, sich ein Auto
zu kaufen und ein Radio, ins Kino zu gehen, ihre Schulen zu verbessern und ihre Kinder ein
paar Jahre länger zur Schule zu schicken als sie selbst hingehen konnten.“
Aufgaben:
• Schreibe Vor- und Nachteile des amerikanischen Systems auf. Stimmst du den
Autoren zu? Begründe deine Antwort.
• Definiere das Wort „Wohlstand“. Kann wirklich jeder reich werden? Fertige eine
Liste der Dinge an, die die Grundlage für persönlichen Erfolg bilden.
• Welche Rolle spielt die Regierung in der amerikanischen Wirtschaft
23
Arbeitsblatt: USA: Weltwirtschaftskrise
M 1 Mit dem Auto ins Armenhaus
Der Humorist und Kritiker des amerikanischen Lebensstils Will Rogers:
„Wir haben mehr Weizen, mehr Mais, mehr Esswaren, mehr Baumwolle, mehr Geld auf der
Bank, mehr von allem in der Welt als irgendeine andere Nation zu irgendeinem Zeitpunkt je
zur Verfügung hatte, und trotzdem verhungern wir. Wir sind die erste Nation der
Weltgeschichte, die mit dem Auto ins Armenhaus fährt.“
M 2 Schafe töten
Ein Bauer im Februar 1932:
„In den Städten New York und Chicago sah ich Männer die Mülltonnen nach Fleischresten
durchsuchen. Ich sprach mit einem Mann in einem Chicagoer Restaurant. Er erzählte mir
von seinen Erfahrungen mit der Schafzucht. Er sagte, er habe in diesem Herbst 3000 Schafe
getötet und sie in den Canyon hinabgeworfen, weil es $ 1.10 kostet, ein Schaf [zum
Schlachthof] zu befördern, und dann würde er weniger als einen Dollar für ein Schaf
bekommen. Er sagte, er könne es sich nicht leisten, die Schafe zu füttern, und er wolle sie
nicht einfach verhungern lassen, deshalb habe er ihnen die Kehle durchgeschnitten und sie
in den Canyon geworfen.“
M 3 Nichts zu Essen
Ein Stadtangestellter aus Philadelphia (Frühjahr 1932):
„Eine Frau sagte mir, sie habe sich 50 Cent von einem Freund geborgt und altbackenes Brot
für 3 ½ Cent pro Laib gekauft, und das sei alles gewesen, was sie für elf Tage hatten,
abgesehen von ein bis zwei warmen Mahlzeiten. (…) Eine andere Frau ging an den Docks
entlang und sammelte Gemüse auf, das von den Wagen gefallen war. Manchmal schenkten
ihr die Fischhändler am Ende des Tages etwas Fisch. Es kam zweimal vor, dass diese
Familie anderthalb Tage ganz ohne Nahrung war.“
M 4 Die Bedrückung durch die Große Depression
M 4.1 Oscar Heline, ein Bauer aus Iowa:
„Der Überlebenskampf, den die Leute durchzustehen hatten, war beinah unfassbar. Ein
Mann lebte sein Leben lang auf seinem eigenen Bauernhof, er wurde ihm weggenommen.
Eins nach dem Anderen. (…) Er verlor nicht nur den Bauernhof, sondern es war ihm auch
unmöglich, sich aus seinen Schulden zu befreien. (…) Zuerst nahm man ihm den Bauernhof,
dann das Vieh, dann die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen, sogar den Hausrat.
Und dann wurde er vor die Tür gesetzt. (…)“
M 4.2 Tom Sutton:
„Ich glaube nicht, dass wir ein grundsätzlich revolutionsbereites Land sind. Wir haben eine
zu große Mittelschicht. Die Mittelschicht tendiert zu Apathie. Und eine apathische
Mittelschicht verleiht einem System Stabilität. Sie lässt sich nicht begeistert mitreißen weder
in die eine noch in die andere Richtung. Vielleicht werden wir Aufruhr erleben, vielleicht
Schießereien. Vielleicht wird es Aufstände geben wie die der Bauern in Iowa. Aber wir
werden keine Revolution haben.“
Aufgaben:
• Kannst du dir vorstellen, wie die Menschen in der Zeit der Depression gelebt
haben? (M 1–M 4.1)
• Was macht die Begriffe „Depression“ und „Wohlstand“ relativ? Erläutere, ob
Menschen ständig mehr Güter benötigen, um glücklich zu sein.
• Du bist einer der Bauern, die alles verloren haben, und du schreibst an einen
Verwandten in Boston, weil du Hilfe brauchst.
24
4.4 Roosevelt und der New Deal
Die Regierung des Präsidenten Hoover fand in dieser Krisensituation keine Lösungen. In den
Wahlen des Jahres 1932 trat gegen Hoover als Kandidat der Demokratischen Partei
FrankIin D. Roosevelt an. Er stammte aus einer reichen New Yorker Familie und hatte als
Gouverneur des Staates New York er eine moderne Sozialgesetzgebung eingeleilet. In den
Wahlkampf zog er mit dem Versprechen, durch einen New Deal (Neuausteilung der
Spielkarten) "für den vergessenen Mann auf der Straße" zu sorgen, für eine Belebung der
Wirtschaft und damit für die Überwindung von Arbeitslosigkeit und Armut. Eine große
Mehrheit der Wähler schenkte ihm Vertrauen Bis zu seinem Tod 1945 wurde er - ein
einmaliger Vorgang in der US-Geschichte - noch dreimal wiedergewählt.
Roosevelt leitete eine Fülle von Maßnahmen ein, von denen aber viele scheiterten; dennoch
vermochte er durch seinen Optimismus und sein Selbstvertrauen die Hoffnungslosigkeit, die
die Amerikaner erfaßt hatte, zu überwinden. Roosevelt gelang es durch staatliche
Arbeitsprogramme, die er mittels einer schnell wachsenden Staatsverschuldung
finanzierte, mehreren Millionen Menschen wenigstens zeitweise wieder Arbeit zu
verschaffen: Straßen, Schulen, Krankenhäuser, Flugplätze wurden gebaut oder erneuert. Am
erfolgreichsten war die Einrichtung der Tennessee-Valley-Authority (TVA). Mit diesem
staatlichen Unternehmen wurde ein riesiges Elendsgebiet saniert. Die Banken kamen unter
staatliche Kontrolle; dadurch gewannen die Sparer wieder Vertrauen. Sein Versuch, die
Agrarpreise durch Produktionseinschränkungen zu stützen - die Farmer erhielten dafür
Prämien - misslang weitgehend; das Elend der Landarbeiter wurde kaum gemindert.
Seit 1935 wandte sich Roosevelt vor allem der Sozialgesetzgebung zu. Für die Amerikaner
war das ein scharfer Ruck nach links, viele opponierten. Kinderarbeit wurde verboten,
Mindestlöhne wurden verordnet, Arbeitslosen-, Invaliden- und Altersversicherungen
eingeführt. Auch Studenten, Schüler, Künstler, Wissenschaftler erhielten staatliche Hilfe.
Erhöhte Steuern deckten einen Teil der Kosten. Gleichzeitig wurde auch die Macht der
großen Konzerne beschnitten. Viele dieser Maßnahmen waren - verglichen mit den sozialen
Sicherungen in den europäischen Industrieländern - unzulänglich; für amerikanische
Verhältnisse und Denkgewohnheiten aber waren sie nahezu revolutionär.
Das galt auch für Roosevelts Politik gegenüber den Gewerkschaften: Der Kongreß
genehmigte seine Gesetzesvorlagen, die endlich den Gewerkschaften Organisations-,
Verhandlungs- und Streikrecht gewährten und sie damit als gleichberechtigte Partner der
Unternehmer anerkannten.
Der New Deal bedeutete den Bruch mit den Grundsätzen des uneingeschränkten
Wirtschaftsliberalismus. Großunternehmen und Banken mußten staatliche Eingriffe
hinnehmen, statt wie bisher weitgehend die Politiker zu beherrschen. Neben Geschäftswelt
und Landwirtschaft trat mit Unterstützung der Regierung als dritte gesellschaftliche Macht
die organisierte Arbeiterschaft. Die USA waren nunmehr auf dem Weg zu einem
modernen Sozialstaat.
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