2. VEKTORANALYSIS 2.1 Kurven Definition: Ein Weg ist eine stetige Abbildung aus einem Intervall I = [a; b] ∈ R in den R๐ : f : I → R๐ • f ist in dem Fall ein Weg in R๐ . • Das Bild f(t) des Weges wird als Kurve in R๐ bezeichnet. • f(a) ist Anfangspunkt und f(b) der Endpunkt der Kurve. • Eine geschlossene Kurve liegt vor für f(a) = f(b). Anmerkung: Wir beschränken uns, wenn nicht anders gekennzeichnet, auf Wege innerhalb des R๐ , nicht ๐ถ ๐ .) 1 Parameterdarstellung der Kurve: ๐ฅ1 (๐ก) ๐ฅ2 (๐ก) Eine stetige Funktion ๐ฅ(t) = des Parameters t ∈ I und โฎ ๐ฅ๐ (๐ก) I ∈ R wird als Parameterdarstellung der Kurve f(t) bezeichnet. Beispiele: a) Parabel: R2 R→ ๐โถ t → ( t, at 2 ) Dieser Parametergleichung entspricht den beiden Gleichungen: x=t y = at² 2 Beispiele: b) Ellipse: [ 0, 2π ] ๐ฑโถ t → R2 → (a cos (t), b sin (t) ) x = a cos (t) y = b sin (t) ๏ ๐ฅ2 ๐2 + ๐ฆ2 ๐2 = 1(Ellipsengleichung) Für a = b erhält man die Parameterdarstellung eines Kreises mit dem Radius r = a. 3 Ein und dieselbe Kurve kann verschiedene Parameterdarstellungen (Wege) haben: Zwei Parameterdarstellungen ๐ฑ ๐ : I1 → R๐ und ๐ฑ ๐ : I2 → R๐ beschreiben dieselbe Kurve, wenn es eine stetige, monoton steigende Funktion g gibt mit ๐ฑ ๐ (t) = ๐ฑ ๐ (g(t)) Beispiel: R2 R→ ๐ฑ ๐ (t) = t → (t, at 2 ) R2 R → ๐ฑ ๐ (t) = 3 t → (t 3 , at 6 ) g(t) = t³ 4 Die Parameterdarstellung einer Kurve wird auch als Vektordarstellung bezeichnet: ๐ฅ1 (t) ๐ (t) = ๐ฅ1 (t) ๐๐ฅ + ๐ฅ2 (t) ๐๐ฆ + ๐ฅ3 (t) ๐๐ง = ๐ฅ2 (t) . ๐ฅ3 (t) Hierbei sind ๐๐ฅ , ๐๐ฆ und ๐๐ง die Einheitsvektoren eines kartesischen Koordinatensystems: 1 ๐x = 0 , 0 0 ๐y = 1 , 0 0 ๐z = 0 . 1 5 Eigenschaften einer Kurve: Es sei I ⊂ R ein Intervall und ๐ (t) = ๐ฅ1 (t) ๐ฅ2 (t) โฎ ๐ฅ๐ (t) für alle t ∈ I eine Parameterdarstellung einer Kurve. 1. Die Kurve ๐ (t) ist genau dann stetig, wenn alle ๐ฅ๐ (t) stetig sind. 2. Die Kurve ๐ (t) ist auf dem Intervall I differenzierbar, wenn alle ๐ฅ๐ (t) auf I differenzierbar sind. ๐ฅ1 ´t) ๐ฅ2 ´(t) 3. Die erste Ableitung ๐´(t) ist gegeben zu ๐´(t) = . โฎ ๐ฅ๐ ´(t) 6 4. Analog heißt eine Kurve n-fach differenzierbar, wenn alle ๐ฅ๐ (t) auf I n-fach differenzierbar sind. 5. Die n-te Ableitung ist gegeben zu ๐ฅ (๐) (t) = ๐ฅ1 ๐ ๐ก ๐ฅ2 ๐ ๐ก โฎ ๐ฅ๐ ๐ ๐ก . 7 2.2 Vektorielle Darstellung einer Kurve Die Parameterdarstellung einer ebenen Kurve C in einem kartesischen Koordinatensystem laute: C: x = x(t) und y = y(t) mit t ∈ [ ๐ก1 ; ๐ก2 ] Der zum Parameterwert t gehörige Kurvenpunkt P( x(t),y(t) ) ist dann eindeutig durch seinen Ortsvektor ๐ฅ(๐ก) ๐(P) = x(t) ๐๐ฅ + y(t) ๐๐ฆ = = ๐(t) gegeben. ๐ฆ(๐ก) 8 2.2 Vektorielle Darstellung einer Kurve Allgemein wird ein von einem reellen Parameter t abhängiger Vektor ๐ = ๐(t) mit ๐๐ฅ (t) ๐ = ๐(t) = ๐๐ฅ (t) ๐๐ฅ + ๐๐ฆ (t) ๐๐ฆ + ๐๐ง (t) ๐๐ง = ๐๐ฆ (t) ; t ∈ [ ๐ก1 ; ๐ก2 ] ๐๐ง (t) als Vektorfunktion des Parameters t bezeichnet. Die Vektorkoordinaten sind dabei reelle Funktionen des Parameters t: ๐๐ฅ = ๐๐ฅ (t); ๐๐ฆ = ๐๐ฆ (t); ๐๐ง = ๐๐ง (t) . 9 2.2.1 Tangentenvektor Die Differentiation eines parameterabhängigen Ortsvektors ๐(t) nach dem Parameter t erfolgt komponentenweise und führt wiederum zu einem Vektor, der als Tangentenvektor bezeichnet wird: z.B. Tangentenvektor einer Raumkurve ๐๐ฅ (t) ๐ ๐ = ๐ (t) = ๐๐ฅ (t) ๐๐ฅ + ๐๐ฆ (t) ๐๐ฆ + ๐๐ง (t) ๐๐ง = ๐๐ฆ (t) ๐๐ก ๐๐ง (t) ; t ∈ [ ๐ก1 ; ๐ก2 ] Der Tangentenvektor ๐ (t) liegt in der Kurventangente (daher stammt auch die Bezeichnung) und zeigt in die Richtung, in die sich der Kurvenpunkt P mit wachsendem Parameterwert t bewegen würde. 10 Ableitungsregeln für Summen und Produkte von Vektoren Seien ๐(t), ๐(t) differenzierbare Vektorfunktionen und ๐(t) eine differenzierbare Skalarfunktion, dann gelten folgende Regeln der Differentiation: • • • • ๐ { ๐ + ๐} = ๐ + ๐ ๐๐ก ๐ { ๐ • ๐} = ๐ • ๐ + ๐ • ๐ ๐๐ก ๐ { ๐ โจฏ ๐} = ๐ โจฏ ๐ + ๐ โจฏ ๐ ๐๐ก ๐ { ๐ • ๐} = ๐ • ๐ + ๐ • ๐ ๐๐ก Summenregel Produktregel für Skalarprodukt Produktregel für Vektorprodukt Produktregel für skalare Multiplikation 11 2.2.2 Bogenlänge einer Kurve Liegt die Kurvengleichung in der expliziten Form y = f(x) vor, so gilt für die Länge des Bogens vom Kurvenpunkt P1 bis zum Kurvenpunkt P2 die Formel ๐2 s = ๐ 1 + (๐ฆ´)2 ๐๐ฅ. Die Kurve kann man auch durch einen Ortsvektor beschreiben: ๐ฅ(๐ก) ๐(t) = x(t) • ๐๐ฅ + y(t) • ๐๐ฆ = ๐ฆ(๐ก) mit t ∈ [ ๐ก1 , ๐ก2 ] ๐(t) 12 Bogenlänge einer Kurve Zwischen der Tangentensteigung y´ und den Ableitungen ๐ฅ und ๐ฆ von ๐(t) besteht der Zusammenhang y´ = ๏ s= = = ๐2 ๐ 1 + (๐ฆ´)2 ๐๐ฅ ๐ 2 ๐ฅ²+๐ฆ² ๐๐ฅ ๐ ๐ฅ² ๐ก2 2 ๐ฅ ² + ๐ฆ² ๐ก1 = ๐๐ก = ๐2 ๐ ๐ฆ ๐ฅ . 1 + (๐ฆ ๐ฅ)2 ๐๐ฅ ๐๐ 2 ๐ฅ²+๐ฆ² ๐๐ฅ ๐ ๐ ๐๐ ๐ฅ² ๐ ๐ ๐ก2 = ๐ก | ๐ | ๐๐ก . 1 = ๐ก2 ๐ก1 2 ๐ฅ²+๐ฆ² ๐ฅ ๐ฅ ๐๐ก Das Differential der Bogenlänge s lautet daher ds = ๐ ๐² + ๐² ๐ ๐ = | ๐ | ๐ ๐ und wird als Bogen- oder Linienelement, auch Bogendifferential bezeichnet. 13 Bogenlänge einer Raumkurve Bei einer Raumkurve erweitert sich die Integralform entsprechend um die 3.Dimension ( hier z ) ๐ก 2 ๐ก ๏ s = ๐ก 2 ๐ฅ² + ๐ฆ² + ๐² ๐๐ก = ๐ก 2 | ๐ | ๐๐ก . 1 1 Das Differential der Bogenlänge s lautet daher 2 ds = ๐ฅ² + ๐ฆ² + ๐ง² ๐๐ก = | ๐ | ๐๐ก 14 2.3 Parameterdarstellung von Geraden und Ebenen Parameterdarstellung einer Geraden ๐ (t) durch den Punkt ๐ฅ0 ๐0 (๐ฅ0 , ๐ฆ0 , ๐ง0 ) : ๐ (t) = ๐ฆ0 + t ๐ ( = ๐0 + t ๐ = ๐(t) ) ๐ง0 ๐ ist Vektor, der parallel zu ๐ (t) ist. Beispiel: Die Parameterdarstellung der Tangente ๐ (s) an die Kurve ๐ฅ(t) für t = ๐ก0 lautet: ๐ (s) = ๐ฅ(๐ก0 ) + s ๐ฅ0 (๐ก0 ) 15 2.3 Parameterdarstellung von Geraden und Ebenen Parameterdarstellung einer Ebene: Für die Parameterdarstellung einer Fläche im R³ werden 2 Parameter benötigt. Das einfachstes Beispiel hierfür ist eine Ebene. Eine Ebene im R³ wird von zwei linear unabhängigen Vektoren ๐ und ๐ aufgespannt. Parameterdarstellung einer Ebene ๐ (r,s), die den Punkt ๐0 (๐ฅ0 , ๐ฆ0 , ๐ง0 ) enthält, ๐ฅ0 ๐(r,s) = ๐ฆ0 + r ๐ + s ๐ ๐ง0 ๐0 (๐ฅ0 , ๐ฆ0 , ๐ง0 ) enthält, ๐(r,s) = ๐๐ + r ๐ + s ๐ 16 Tangentialebene: Eine Fläche im R³, die durch die Funktion f(x,y) = z beschrieben wird, kann am Punkt P0 (x0 , y0 , z0 ) durch die Tangentialebene approximiert werden (vgl. Mathe I). Parameterdarstellung der Tangentialebene durch ๐๐ (๐ฑ๐ , ๐ฒ๐ , ๐ณ๐ ) ๐ฅ0 0 1 ๐(r,s) = ๐ฆ0 + r 0 + s 1 ๐ง0 ๐๐ฆ ๐๐ฅ Herleitung: Das totale Differential dz lautet: dz = ๐๐ฅ dx + ๐๐ฆ dy ๏ญ ๐๐ฅ dx beschreibt die Änderung von z in x-Richtung, ๏ญ ๐๐ฆ dy beschreibt die Änderung von z in y-Richtung. 17 Normalenvektor Ebenen werden gerne durch einen Normalenvektor ๐ beschrieben. ๐ steht senkrecht zu allen Vektoren innerhalb der Ebene. Vorteil: Die Orientierung der Ebene im Raum kann durch einen einzigen Vektor beschrieben werden. Für eine Tangentialebene gilt: 0 1 ๐= 0 x 1 ๐๐ฆ ๐๐ฅ −๐๐ฆ => ๐ = −๐๐ฅ 1 . 18 2.4 Skalar- und Vektorfelder Ein Skalarfeld ist eine Abbildung, die jedem Punkt im Raum einen Skalar zuordnet. Definition Es sei m ≥ 2 und A ⊂ R๐ . Eine Abbildung U : A → R wird als Skalarfeld bzw. skalares Feld bezeichnet. Beispiele: • Temperatur • Potential einer Ladung • Dichte • Luftdruck Mathematisch gesehen entspricht ein Skalarfeld einer Funktion von m Variablen: U = U(๐ฅ1 , ๐ฅ2 , … , ๐ฅ๐ ). 19 Wichtige Skalarfelder: 1. Ebenes Feld: U(x, y, z) = ๐0 = constant 2. Zentralsymmetrisches Feld: U(x,y,z) = V( ๐ฅ² + ๐ฆ² + ๐ง²) =V(r) Beispiel: Potential einer Punktladung mit ๐ 1 U(x,y,z) = 4๐๐0 ๐ 3. Axialsymmetrisches Feld: U(x,y,z) = V( ๐ฅ² + ๐ฆ²) =V(r) 20 2.4 Skalar- und Vektorfelder Niveauflächen: Als Niveauflächen eines Skalarfeldes U(x,y,z) bezeichnet man die Flächen, auf denen der Wert von U konstant ist. Entsprechend spricht man von Niveaulinien für U(x,y). Stationäre Skalarfelder: In der Realität ist es durchaus nicht selten, dass U von der Zeit abhängt: U(t) = U( x(t) , y(t), z(t) ). Beispiel 1: Änderung der Temperatur in der Umgebung einer Herdplatte, die gerade eingeschaltet worden ist. Beispiel 2: Meerestemperatur Bei einem Skalarfeld beschränkt man sich auf zeitunabhängige (stationäre) Phänomene. 21 2.4 Skalar- und Vektorfelder Ein Vektorfeld ist eine Abbildung, die jeden Punkt eines Raumes einen Vektor zuordnet. Definition: Es sei m ≥ 2 und A ⊂ R๐ . Eine Abbildung V: A → R๐ wird als Vektorfeld bezeichnet. Beispiel: allgemeines Vektorfeld im R³ ๐1 (x,y,z) ๐ (x,y,z) = ๐2 (x,y,z) ๐3 (x,y,z) 22 Beispiele: • Elektrische Feld • Geschwindigkeit der Teilchen einer strömenden Flüssigkeit โฎ Darstellungen eines Vektorfeldes: • • โฎ Feldlinien Vektorschar 23 Elektrische Feld In der Chemie befasst man sich mit Elektronen im Feld von Atomkernen. Im weiteren werden wir daher das elektrische Feld näher betrachten: • Eine positive Punktladung ๐ช๐ = Z • e führt in ihrer Umgebung zu einem elektrischen Feld. ๐ช๐ sei im Ursprung des Koordinatensystems ( Protonen im Atomkern ). • Auf eine negative Punktladung ๐๐ = 1•(-e) ( Hüllelektron ) wirkt eine zum Ursprung gerichtete Kraft ๐ญ . ๐ • Nach dem Coulomb-Gesetz gilt: ( F ~ - ๐ ) ๐ญ=๐บ๐ r ๐๐ = ๐ ๐ ๐ ๐๐ |๐๐ | ๐๐ ๐บ๐ ๐² ๐ ๐๐ (Material-) Konstante, Abstand zwischen ๐1 und ๐2 Einheitsvektor, der von ๐1 nach ๐2 zeigt 24 Wenn ๐ช๐ die Koordinaten x, y, z hat, gilt: ๐ hängt vom Ort x, y, z (Abstand r) und der Ladung ๐ช๐ ab. Die Ladung ๐ช๐ ist in der Regel konstant. Wir betrachten den Fall ๐ช๐ = -1 (z.B. für ein Elektron). ๏ Über das Coulomb-Gesetz wird jedem Punkt im Raum ein Vektor ๐ญ zugeordnet. Es liegt ein Vektorfeld ๐ vor. Elektrische Feld ๐ = - ๐1 1 4๐๐0 ๐ 2 ๐๐ . Die Niveauflächen von dem elektrische Feld ๐ฌ sind Kugelschalen mit dem Radius ๐0 = | ๐ |. Bild © Uni Graz 25 Elektrisches Feld und Skalarfeld: Dem elektrische Feld ๐ฌ(๐) kann ein Skalarfeld W(r) zugeordnet werden, wenn man die Arbeit W betrachtet, die benötigt wird um eine Ladung ๐2 im Raum zu bewegen. • Da lim ๐ธ(๐) = 0, wird r = ∞ als Bezugspunkt (Nullpunkt) ๐→∞ • • • • • gewählt. Betrachtet wird per Definition eine positive Elementarladung: ๐2 = 1. Zentralsymmetrische Potential: Es wird nur der Abstand r betrachtet. W(r) ist die Arbeit, die erforderlich ist, um die Punktladung ๐2 von ๐1 = ∞ nach r zu bringen. W(r) ist unabhängig vom Weg. Jedem Punkt r im Raum wird ein Skalar W(r) zugeordnet. 26 2.5 Gradient Gradient Am Beispiel des elektrischen Feldes haben wir gesehen, dass ein enger Zusammenhang zwischen Skalarfelder und Vektorfeldern besteht. In diesem Abschnitt wird eine Funktion vorgestellt, die einem partiell differenzierbaren Skalarfeld U(x, y, z) ein Vektorfeld ๐ (x, y, z) zuordnet. Das Vektorfeld soll die Änderung von U bei einer Bewegung vom Ort ๐ = (x, y, z) zum Ort ๐ + d ๐ beschreiben. Voraussetzung hierzu ist, dass U(x, y, z) partiell differenzierbar ist. 27 1. Wie ändert sich der U(x, y, z) bei einer kleinen Bewegung im Raum? โ๐ฅ Betrachtet wird zunächst eine kleine Bewegung um โ ๐ = โ๐ฆ โ๐ง Es gilt: U(x + โx, y + โy, z + โz) = U(x, y, z) + โU โU = U(x+โx, y+โy, z+โz) - U(x, y, z) 2. U(x+โx,y+โy,z+โz) kann durch eine Taylorentwicklung approximiert werden ๐๐ผ ๐๐ผ ๐๐ผ U(x + โx, y + โy, z + โz) ≈ U(x, y, z) + โx + โy + โz +… ๐๐ ๐๐ ๐๐ U(x + โx, y + โy, z + โz) - U(x, y, z) = โU โU ≈ ๐๐ผ โx ๐๐ + ๐๐ผ โy ๐๐ + ๐๐ผ โz ๐๐ 28 3. Beim Übergang von einer kleinen Änderung โ๐ zu einer ๐๐ฅ beliebig kleinen (infinitesimalen) Änderung ๐๐ = ๐๐ฆ gilt: ๐๐ง ๐๐ ๐๐ ๐๐ โU → ๐ U ≈ ๐x + ๐y + ๐z ๐ U ๐๐ฅ ๐๐ฆ ๐๐ง ≈ ๐ผ๐ ๐ x +๐ผ๐ ๐ y + ๐ผ๐ ๐ z Die gleichen Überlegungen führten in „Mathematik 1“ bei der Herleitung des totalen Differentials zum selben Ergebnis. dU ist das totale Differential der Funktion U(x,y,z). An dieser Stelle soll das totale Differential im Rahmen der Vektoranalysis behandelt werden. 29 3. Beim Übergang von einer kleinen Änderung โ๐ zu einer ๐๐ฅ beliebig kleinen (infinitesimalen) Änderung ๐๐ = ๐๐ฆ gilt: ๐๐ง ๐๐ ๐๐ ๐๐ โU → ๐ U ≈ ๐x + ๐y + ๐z ๐ U ๐๐ฅ ๐๐ฆ ๐๐ง ≈ ๐ผ๐ ๐ x +๐ผ๐ ๐ y + ๐ผ๐ ๐ z „Skalarprodukt“ 30 ๐ ๐ d๐ = ๐ ๐ sei der Vektor, der eine beliebig kleine Änderung im ๐ ๐ R³ beschreibt. Für die Änderung dU eines partiell differenzierbaren Skalarfeldes U(x,y,z) bei einer Bewegung in Richtung d๐ gilt: dU = ๐๐ ๐๐ฅ ๐๐ ๐๐ฆ ๐๐ ๐๐ง • ๐ ๐ ๐ ๐ . ๐ ๐ Das totale Differential dU entspricht dem Skalarprodukt von d๐ mit einem Vektor, der die 1.partiellen Ableitungen von U nach x, y bzw. z enthält. 31 dU = ๐๐ผ ๐๐ ๐๐ผ ๐๐ ๐๐ผ ๐๐ ๐ ๐ ๐ ๐ . ๐ ๐ • Dieser Vektor wird als Gradient von U bezeichnet. Schreibweise: grad U grad U = ๐๐ผ ๐๐ ๐๐ผ ๐๐ ๐๐ผ ๐๐ = ๐ผ๐ ๐ผ๐ . ๐ผ๐ 32 Verallgemeinerung auf den ๐น๐ Gegeben sei ein skalares Feld U(๐ฅ1 , ๐ฅ2 , … , ๐ฅ๐ ), dessen partielle Ableitungen ๐๐ฅ๐ für alle ๐ฅ๐ existieren. Der Gradient von U, grad U, ist ein Vektor des Rn , der gegeben ist zu: ๐๐ฅ1 ๐๐ฅ2 grad U = = ๐๐ฅ1 ๐๐ฅ1 +๐๐ฅ2 ๐๐ฅ2 + …. + ๐๐ฅ๐ ๐๐ฅ๐ โฎ ๐๐ฅ๐ Das totale Differential dU ist das Skalarprodukt von grad U mit d๐: ๐๐ฅ1 ๐๐ฅ1 ๐๐ฅ2 ๐๐ฅ2 dU = • = ๐ ๐ซ๐๐ ๐ • d๐ โฎ โฎ ๐๐ฅ๐ ๐๐ฅ๐ Bem.: Die Menge der Gradienten von U bilden ein Vektorfeld. 33 Nabla-Operator: Für die Beschreibung des Gradienten wird gerne der sogenannten Nabla-Operator ๐ต verwendet. Der Nabla-Operator ist ein vektorartiger Operator des Rn . ๐ Komponenten sind die partiellen Ableitungsoperatoren . ๐๐ฅ๐ Als Symbol verwendet man ๐ป oder ๐ป ๐ต= ๐ ๐๐ ๐ ๐๐ ๐ ๐๐ im R3 bzw. ๐ต = ๐ ๐๐๐ ๐ ๐๐๐ โฎ im Rn ๐ ๐๐๐ 34 In Kugelkoordinaten lautet der Nabla-Operator: ๐ป= ๐ ๐r ๐๐ + ๐ ๐ ๐ ๐๐ ๐๐ + ๐ ๐ ๐๐๐๐ ๐ ๐๐ ๐๐ Die Vektoren ๐r, ๐๐ und ๐๐ sind die Einheitsvektoren in Kugelkoordinaten. Die Anwendung des Nabla-Operator auf ein Skalarfeld ergibt das Vektorfeld der Gradienten: ๐ต • U = grad U ( = grad U ) 35 Eigenschaften des Gradienten: • Für das totale Differential dU gilt: dU = grad U • d๐ = < grad U, d๐ > = | grad U | |d๐| cos (๐) Hierbei ist ๐ der Winkel zwischen gradU und d๐. • dU wird maximal, wenn cos (๐) = 1 mit ๐ = 0, d.h. wenn d๐ parallel zu grad U ist. Der Vektor grad U zeigt daher in Richtung des größten Anstieges von U. • Bei einer Bewegung entlang einer Niveaufläche gilt: dU = 0 => grad U • d๐ = 0 ๏ณ grad U โด d๐ d.h. der Gradient steht in jedem Punkt P senkrecht zu der Niveauflächen durch P. 36 Beispiel: Das Skalarfeld U(x,y,z) ist gegeben zu U = x² + y² + z². Speziell: 2๐ฅ gradU = 2๐ฆ = 2 ๐ mit 2๐ง 2 grad U(1,2,3) = 4 = 2 6 ๐ฅ ๐= ๐ฆ ๐ง 1 2 3 Die Niveauflächen von U stellen Kugelschalen um den Ursprung mit dem Radius r = x² + y² + z² dar. 37 Beispiel 2: Elektrisches Potential einer Punktladung ๐2 = -1 im Abstand r von der positiven Punktladung ๐1 = 1. (๐1 liege im Ursprung, d.h. ๐ฅ0 = 0, ๐ฆ0 = 0, ๐ง0 = 0): Das Skalarfeld U(r) lautet U(r)= U(r) ==- ๐1 4๐๐0 ๐1 4๐๐0 •1 •1 ๐1 1 4๐๐0 ๐ =- ๐1 1 4๐๐0 ๐ = (x−๐ฅ0 )² + (y−๐ฆ0 )² + (z−๐ง0 )² x² + y² + z² 38 Beispiel 2: ๐1 1 4๐๐0 ๐ Elektrisches Potential einer Punktladung U(r)= U(r) =- 1 ๐1 4๐๐0 mit r = x² + y² + z² x² + y² + z² Die Berechnung des Gradienten grad U(r) liefert ๐ตU = ๐ ๐๐ฅ ๐ ๐๐ฆ ๐ ๐๐ง 3 ๐ตU = ๐1 4๐๐0 (- ๐1 4๐๐0 1 x² + y² + z² ๐ฅ x² + y² + z² ๐ฆ 3 x² + y² + z² ๐ง 3 ) x² + y² + z² = ๐1 4๐๐0 ๐ฅ ๐³ ๐ฆ ๐³ ๐ง ๐³ 39 Beispiel 2: Elektrisches Potential einer Punktladung U(r)= U(r) =- ๐1 4๐๐0 1 x² + y² + z² ๐1 1 4๐๐0 ๐ x² + y² + z² mit r = ๐ฅ 3 ๐ตU = x² + y² + z² ๐ฆ ๐1 4๐๐0 3 x² + y² + z² = ๐ฅ ๐³ ๐ฆ ๐³ ๐ง ๐³ ๐1 4๐๐0 ๐ง 3 ๐ตU = ๐1 4๐๐0 • x² + y² + z² 1 ๐² ๐๐ mit ๐๐ = ๐ฅ ๐ ๐ฆ ๐ ๐ง ๐ = 1 ๐ ๐1 1 4๐๐0 ๐² = ๐ฅ ๐ฆ ๐ง ๐ฅ ๐ ๐ฆ ๐ ๐ง ๐ . 40 Beispiel 2: Vergleich : Elektrische Feld ๐ธ = - ๐1 1 4๐๐0 ๐ 2 ๐๐ mit ๐ปU = ๐1 4๐๐0 • 1 ๐² ๐๐ Bis auf einen Faktor von -1 ist dies das elektrische Feld. => Das Elektrisches Feld kann als der negativer Gradient des elektrischen Potentials beschrieben werden: ๐ฌ = -๐ตU = −๐๐๐๐ U. Bitte beachten: Bei einem zentralsymmetrischen Problem wird auch in kartesischen Koordinaten sehr gerne die Abkürzung r = x² + y² + z² verwendet. Wenn partielle Ableitungen berechnet werden, muss man in dem Fall daran denken, dass r von x, y und z abhängt. 41 Richtungsableitung: Der Gradient grad U zeigt in die Richtung der maximalen Änderung von U. ๐๐ผ Die Richtungsableitung beschreibt die Änderung von U in Richtung des Vektor ๐: Beispiel: ๐๐ ๐๐ผ ๐๐ = (grad U ) • ๐ |๐| . U(x,y) = x² + y² ๐ฅ gradU = 2 ๐ฆ 2 Die Richtungsableitung in Richtung ๐ = : 0 ๐๐ 1 2 = grad U = 2x. ๐๐ 2 0 42 Rechenregeln: • • • • • grad c grad c U grad ( U + V ) grad (U+c) grad ( U V ) = 0, wenn c eine Konstante ist. = c grad U = grad U + grad V = grad U = U grad V + V grad U Rechenregeln: • • • • • ๐ตc ๐ตcU ๐ต(U+V) ๐ต(U+c) ๐ต(UV) = 0, wenn c eine Konstante ist. =c๐ตU =๐ตU+๐ตV =๐ตU =U๐ตV+V๐ตU 43