absatzwirtschaft.de G 1021 / Deutschland & Östereich 9,25 € 7-2009 absatzwirtschaft Zeitschrift für Marketing Interview: MT Aerospace als Ausstatter fürs All egionales Marketing: R Geomarketing wird immer zielgenauer arketing Life: M Zu Besuch bei Porsche Mobile Marktforschung Mit dem Handy in neue Zielgruppen Titelstory → Mobile Marktforschung Wie weit ist die mobile Autor: Christian Thunig 20 absatzwirtschaft 7/2009 © ?????? Marktforschung? Ist mobile Marktforschung der nächste Hype oder eine ernst zu nehmende Erhebungsmethode, die vor der Tür steht? Fest steht: Online wurde vor rund zehn Jahren unterschätzt. absatzwirtschaft 7/2009 21 Titelstory → Mobile Marktforschung »Mobile Marktforschung bietet gleichermaßen besseren Zugang zu Business-Entscheidern wie auch zu Menschen in Entwicklungsländern.« TNS-Mitgründerin und beliebte Keynote-Speakerin: Dr. Liz Nelson sieht großes Potenzial für den Einsatz des Mobiltelefons in der Verbrauchermarktforschung. Es wiederholt sich alles. Vor rund zehn Jahren war es die Online-Marktforschung, die kritisch beäugt wurde. Aktuell ist es die mobile Marktforschung, also die Befragung per Fragebogen über mobile Endgeräte wie Handys. Dabei hat die Online-Marktforschung einen mustergültigen Siegeszug angetreten und macht mittlerweile sowohl in Deutschland als auch weltweit im Erhebungsmix (persönliches Interview, Telefon, Versand von schriftlicher Befragung) etwa ein Drittel aus. Im Jahr 2000 waren es in Deutschland gerade mal drei Prozent. Dennoch zögern beim mobilen Ansatz Unternehmen wie auch die Marktforschungsinstitute. „Die bewegen sich einfach zu langsam,“ meint jedenfalls Liz Nelson. Man sollte auf sie hören, denn sie ist nicht irgendwer. Wem der Name irgendwie bekannt vorkommt, liegt völlig richtig. Sie ist das „N“ von TNS oder Taylor Nelson Sofres. Sie ist nicht nur 1965 eine der Gründer eines der weltweit führenden Marktforschungs­ unternehmen, sondern entwickelte auch Marktforschungsprinzipien mit, die heute als Industriegrundlage gelten. 1992 stieg sie bei TNS aus und dann vor rund zehn Jahren wieder in die Branche ein. Seitdem ist sie eine Speerspitze für die Online- und mobile Marktforschung. 2006 schließlich gründete sie das Unternehmen Q Research in Großbritannien mit, das handybasierte Online-Umfragen nutzt, um Einstellungen und Meinungen junger Menschen zu untersuchen. Für sie ist die zögerliche Haltung ein Deja-vú-Erlebnis. Und wie weit sind die Institute nun tatsächlich? Der norwegische Marktforschungs-Softwarehersteller Confirmit wollte es wissen und befragte 2008 in Nordamerika, Europa und Asien 215 Marktforschungsunternehmen. Ergebnis: Nur 3,7 Prozent der angeschriebenen Institute hatte sich bereits mit mobiler Marktforschung beschäftigt. Für Deutschland interviewten im April 2009 Globalpark, ein Anbieter für Befragungssoftware, und absatzwirtschaft gemeinsam insgesamt 46 Institute in Deutschland. Fazit: Rund ein Drittel (13 Institute) hat immerhin schon mobile Marktforschung betrieben. Die Hälfte davon würde es auf jeden Fall wieder nutzen. Aber die Unternehmen müssen mitziehen. Und das scheint noch lange nicht der Fall. Zu dieser Fragestellung bemühte die absatzwirtschaft das eigene gemeinsam mit 22 absatzwirtschaft 7/2009 dem Marktforschungsunternehmen Innofact betriebene Marketing-Entscheider-Panel. Insgesamt 130 MarketingEntscheider aus den verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen machten mit. Nur ein Drittel kennt den Begriff „Mobile Marktfoschung“, und nur vier Prozent haben bisher damit gearbeitet. Für 74 Prozent ist der mobile Ansatz noch nicht einmal in der Planung. Ist es nun wieder ein neuer Hype? Diese Frage drängt sich natürlich automatisch auf: Braucht es Mobile, weil Online jetzt durch ist und es etwas Neues geben muss. Oder ist es eine Weiterentwicklung des Online-Kanals? „Mobile Marktforschung, also das Übermitteln von Fragebögen beispielsweise über Handy, erlaubt einen noch schnelleren und direkteren Zugang zu den Menschen als das Internet“, konstatiert Dr. Lorenz Gräf, Vorstand der Globalpark AG und Veranstalter der weltweit ersten Konferenz für mobile Marktforschung. Die Unternehmen, insbesondere die sich an den Endkonsumenten wenden, dürsten eigentlich genau danach. „Die Autoindustrie freut sich, dass sie schon heute Probanden während des Vorführens neuer Fahrzeug- oder Innenraumkonzepte direkt befragen kann“, betont Wolfgang Dombrowski, COO bei Ipsos Deutschland. Denn die herkömmlichen Verfahren sind den betrieblichen Marktforschern und ihren Marketingabteilungen zu langsam, zu sehr Vergangenheitsbewältigung, zu wenig mit Bezug zum Endkonsumentenhandeln. Wie nutzen Menschen Computer, Programme, Medien? Der erste Eindruck, wie der neue Schokoladenriegel schmeckt. Welche Emotionen kommen beim Talentwettbewerb über den TV-Sender? Wie wirkt das Krisenmanagement? Die Marktforscher wollen nicht nach zwei Tagen befragen, wie es war. Nicht weil die Ergebnisse dann zu spät vorlägen, sondern weil beim nachträglichen Beurteilen das ursprüngliche Gefühl des Probanden verwässert oder verfälscht wäre. Und tatsächlich zeigt sich bei vielen Fallstudien, dass in kürzerer Zeit mehr Teilnehmer bei einer Mobilbefragung reagieren als bei Online-Befragungen. So stellt Frédéric-Charles Petit, CEO der Toluna Group, fest, dass sich in einzelnen Fällen die Reaktionszeit von Nicht-Mobil- zu Mobilbefragungen glatt Bewährte Praxis: Bei IP Deutschland gehört mobile Befragung (XHTML-MP-Format) zum Standard – insbesondere bei Werbe­ wirkungsstudien von größeren mobilen Kampagnen, wie hier Sony Ericsson, um keinen Medienbruch zu erzeugen. von 5,3 auf 2,6 Stunden halbierte. Selbst die SMS-Einladung zu einem Online-Fragebogen kann schon eine Verbesserung der Reaktionszeit bedeuten – im konkreten Fall von über sechs Stunden auf knapp unter vier. Globalpark-Gründer Gräf stellte fest, dass bei Tests im Schnitt 40 Prozent der Befragungs­ ergebnisse innerhalb der ersten Stunde vorlagen. Aber Schnelligkeit ist nicht alles. Mobile Marktforschung könnte eine ganze Reihe von Problemen lösen, wie zum Beispiel die schwindenden Erreichbarkeiten von Teilnehmern. Innofact-Chef Karsten Polthier betont: „Es ist dramatisch, wie wenig noch überredet werden können, sich telefonisch interviewen zu lassen.“ Und das geht durch alle Bereiche: die Gutverdienenden, hinter denen die Unternehmen so oft her sind, oder die begehrten Businessentscheider, die man mittlerweile nur noch sonntags vielleicht um elf Uhr zur Befragung bekäme, die aber dann natürlich auch nicht wollen, die jugendliche Altersgruppe unter 25 Jahre, die trotz Online-Sozialisation für Marktforscher ein hartes Brot ist, ganz abgesehen davon, dass Festnetzanschlüsse auf dem Rückzug sind und damit die CATI-Befragung unter Druck gerät. Das Handy ist hingegen der alles entscheidende Zugang zu dieser Zielgruppe. Liz Nelsons Q Research fand nämlich heraus, dass Jugendliche am wenigsten für einen Tag auf ihr Handy verzichten könnten (63 Prozent), gefolgt von den Freunden (60 Prozent) und dem Internet (50 Prozent). Danach kommen übrigens erst die Eltern (39 Prozent) und Geschwister (29 Prozent). Das Handy wäre also in der Altersgruppe die wichtigste Schnittstelle für DIE WICHTIGSTEN VORTEILE UND GRÖSSTEN BARRIEREN Relevante Vorteile von mobiler Marktforschung Zeitnahe/sehr kurzfristige Befragungen, z.B. eventbezogen �� % Ortsunabhängige Befragungen/ jederzeit erreichbar �� % Mobile Zielgruppen sind gut zu erreichen �� % Hohe Rücklaufgeschwindigkeit Große Befragungsbasis (große Endgeräteverbreitung) �� % �� % Barrieren/Probleme bei mobiler Marktforschung Mangelnde Akzeptanz mancher Zielgruppen (z.B. B�B-Entscheider) �� % Zweifel an validen Ergebnissen/ Repräsentativität �� % Mangelnde Auskunftsbereitschaft/ Responserate eher gering �� % Sehr aufwendig/ kostenintensiv Bisher noch keinen Bezug zu/ noch nicht damit beschäftigt �� % �� % Quelle: Innofact AG Licht und Schatten: Die 130 Teilnehmer beim Deutschen Marketing-Entscheiderpanel (DMP) der absatzwirtschaft in Zusammenarbeit mit Innofact sehen noch einige Probleme (rechtes Diagramm), die noch einer Lösung harren. Befragt wurden Marketing-Entscheider, wobei nur fünf tatsächlich schon mobile Marktforschung angewendet haben. Interessant ist, dass die Teilnehmer des DMP dieselben Vorteile sogar in ähnlicher Rangfolge sehen (linkes Diagramm) wie die 46 durch Globalpark und absatzwirtschaft befragten Marktforschungsinstitute: zeitnahe Befragung (74 Prozent), mobile Zielgruppen gut zu erreichen (61 Prozent), ortsunabhängige Befragung (59 Prozent), hohe Rücklaufgeschwindigkeit (52 Prozent). absatzwirtschaft 7/2009 23 Titelstory → Mobile Marktforschung »Mobile Marktforschung erlaubt einen noch schnelleren und direkteren Zugang zu den Menschen als das Internet.« Dr. Lorenz Gräf: Der Globalpark-Gründer war auch Geburtshelfer bei der Online-Marktforschung. die Marktforschung. Auch in Entwicklungsländern oder in Regionen, wo das Handy den PC und das Festnetztelefon gleich mehrfach überf lügelt hat, bietet der mobile Ansatz eine echte Lösung. Selbst in Italien, Dänemark, dem Ver­ einigten Königreich oder Deutschland liegt die Verbreitung der Handys bei nahezu 100 Prozent – mit dem Ergebnis, dass auch hierzulande Menschen am besten über ihr Mobiltelefon kontaktiert werden können. Neben der Erreichbarkeit bietet das Handy auch die Möglichkeit, dass die Probanden ihr Handeln in Form von Konsumententagebüchern per Foto oder Film dokumentieren – Stichwort „beobachtende Marktforschung“. „Über das Handy ist es möglich, kontinuierliche Untersuchungen durchzuführen oder je nach Event oder Aufenthaltsort Befragungen zu starten“, betont Ulrich Maier, Telekommunikationsexperte bei TNS Infratest. frage teilnehmen würden: Nur 12, 2 Prozent bejahten – oder: 87,8 Prozent verneinten. Allerdings ist das graue Theorie, ähnlich wie die Sonntagsfrage. Denn immerhin machten dann bei einer konkreten Befragung von 3 000 Probanden via Handy 23 Prozent mit. Sicherlich erreicht man hier im Moment noch eine Zielgruppe mit höherem männlichen Anteil, die tendenziell eher jünger und höher gebildet ist. Die Technik und Kosten sind, wie gesagt, noch Hürden. Derzeit geben laut TNS Infratest weltweit 41 Prozent der Konsumenten an, ein internetfähiges Mobiltelefon zu besitzen. In Deutschland sind es immerhin schon deutlich mehr als 60 Prozent. Aber der Datentarif macht hier und da noch einen Strich durch die Rechnung. Zwar haben Flatrates, Freivolumen oder Freiminuten die Nutzung des mobilen Internets stark ansteigen lassen, dennoch gibt ein Drittel der Nichtnutzer an, ihnen sei das mobile Internet noch zu teuer. In Deutschland sind das sogar 42 Prozent. Hier sind die Mobilfunkanbieter gefordert. Zudem gibt es derzeit etwa 5 000 unterschiedliche HandyModelle auf dem Markt – und damit die Anforderung, dass Mobilbefragungen an unterschiedliche Bildschirmauf lösungen und Internetbrowser angepasst werden müssen. Lorenz Gräf betont: „Grundsätzlich sind die Probleme lösbar oder sogar gelöst. Mit fünf unterschiedlichen Gerätetypen wäre Natürlich gibt es gute Gründe für die Zurückhaltung der Unternehmen und auch der Institute. Wolfgang Dombrowski bringt es auf den Punkt: „Die Verbreitung von mobiler Marktforschung hängt sehr an der technischen Entwicklung. Unterschiedliche Handytypen, verschiedene Displaygrößen und hohe Kosten verhindern bisher einen Durchbruch.“ Wenn ein großer Teil der Handys aber webfähig sei und die Tarifwelten Befragungen zu geringen Kosten ermöglichten, könne die Erhebungsmethode sehr schnell Fuß fassen. Lorenz Gräf schätzt sogar, dass Mobilbefragungen in drei bis fünf Jahren zum Standardrepertoire der Marktforschung gehören. Immerhin, die tatsächliche Nutzung des mobilen Zugangs liegt schon bei rund 20 Prozent der deutIn Februar dieses Jahres gab es die Mobile Research Conference in London. Es war bis dato die überhaupt schen Handynutzer, wie TNS Infratest in einer großangelegten Studie mit über erste Veranstaltung, die sich ausschließlich mit mobiler 20 000 Probanden aus 32 Ländern jüngst Marktforschung auseinandersetzte. Organisator und herausfand. Weltweit sind es immerhin Ausrichter war Softwareanbieter Globalpark. Das Proschon 16 Prozent. Aber diese Nutzer gramm, interessante Blog-Posts und die vollständigen müssen auch teilnehmen wollen. Der – und empfehlenswerten – Vortragsunterlagen gibt es Kölner Online-Panelbetreiber Respondi unter http://www.mobileresearch09.com/index.php/ machte den Test und fragte rund 1 600 page/presentations-mrc-2009 ← Menschen, ob sie an einer mobilen Um- ↘ Mobile Research Conference 24 absatzwirtschaft 7/2009 Titelstory → Mobile Marktforschung ↘ Wie weit sind die Institute? 30 Institute kennen mobile Marktforschung. 22 sehen das Thema als sehr oder eher wichtig an. 18 planen mobile Marktforschung. 13 machen mobile Marktforschung. 7 würden die Erhebungsmethode wieder einsetzen. Befragung von Globalpark und absatzwirtschaft unter 46 Marktforschungsunternehmen das Leben aber sicherlich einfacher.“ Allerdings lassen sich die technischen Hürden auch noch auf andere Weise kreativ umgehen: Ipsos hat 150 Handys einheitlich ausgerüstet und kann diese an Probanden aushändigen: keine Kosten, keine technischen Hürden. Ein anderes entscheidendes Thema ist die Befragungslänge. Experten gehen davon aus, dass statt 30 Fragen bei Onlinevielleicht noch fünf bis sieben bei SMS-Befragungen und 15 bei mobile Web-Anwendungen vertretbar sind. Sandra Schmidt, Projektleiterin Mediaforschung beim Fernsehvermarkter IP Deutschland, betont: „Wir halten die Fragebögen für die mobile Befragung bewusst deutlich kürzer als in Online-Studien. Zum einen, weil noch immer vielen Usern Streamingkosten bei der mobilen Internetnutzung entstehen, und zum anderen, weil wir aus eigenen Untersuchungen wissen, dass das mobile Internet häufig dann genutzt wird, wenn es gilt, kurze Wartesituationen oder Leerzeiten zu überbrücken. Rund fünf Minuten sollte deshalb eine mobile Befragung nicht überschreiten.“ Die Do’s und Dont’s fasst Meaning-Chef Tim Macer, Experte für die Auswahl und Implementierung sowie Trends und Innovationen bei Marktforschungs-Software, so zusammen: „Man sollte sich der Grenzen von mobiler Befragung bewusst sein: nicht zu viele oder zu lange Fragen, Vorsicht ↘ Ergebnisse zum Deutschen Marketing-Entscheider-Panel Erheben Unternehmen und Werbetreibende Daten schon über keiten, aber auch die pragmatischen Hemmnisse der mobilen mobile Marktforschung? Und wenn nicht, was sind die Hinde- Marktforschung werden von den Experten des Deutschen rungsgründe? Das waren ausgewählte Fragen, die den Teilneh- Marketing-Entscheider-Panels erkannt. Im Moment fehlt es im Markt aber an Fantasie für konkrete Fragestelmern des Deutschen Marketing-Entscheider-Palungen, bei denen sich die Vorteile der Methode nels (DMP), das gemeinsam von absatzwirtschaft entfalten können.“ Hinzu kommt, dass Bedenund den Marktforschern von Innofact betrieben ken hinsichtlich des Datenschutzes bestehen. wird, gestellt wurden. Aktuell haben 130 TeilnehAußerdem gibt es Schwierigkeiten aufgrund der mer, unter anderem aus den Bereichen Medien, Handel/Banken/Versicherung, Chemie, Telekomunterschiedlichen Geräteausstattungen. munikation und Konsumgüter, mitgemacht. FaDie absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing – zit der nichtrepräsentativen Online-Befragung und da sMarktforschungsinstitut Innofact AG im März 2009: Nur fünf Unternehmen oder vier haben gemeinsam das Deutsche MarketingProzent hatten sich bisher an mobile BefragunEntscheider-Panel (DMP) aufgebaut. Das DMP gen, also Erhebung über mobile Endgeräte wie gilt als das Experten-Barometer für Marketing Karsten Polthier, Sprecher des das Handy, herangetraut. Weitere 22 Prozent in Deutschland. Es dient Marketing-EntscheiVorstands der Innofact AG haben das Tool in Planung. dern aus allen Branchen zur Unterstützung in Immerhin 38 Prozent halten aber die mobile Marktforschung in ihrem beruflichen Alltag und zur Einschätzung neuer Trends. ein bis zwei Jahren für „sehr oder eher wichtig“. Dabei kannten Teilnehmer des Panels können dabei nur Entscheider aus dem 64 Prozent bis dato nicht einmal den Begriff „mobile Markt­ Marketing werden. Wer Interesse hat, regelmäßig an Befragunforschung“. Karsten Polthier, Sprecher des Vorstands der Inno­ gen des DMP teilzunehmen, wendet sich an Christian Thunig fact AG, kommentiert die Ergebnisse: „Die neuen Möglich­ ([email protected]). ← 26 absatzwirtschaft 7/2009 »Die Verbreitung von mobiler Marktforschung hängt sehr an der technischen Entwicklung. Unterschiedliche Handytypen, und hohe Kosten verhindern bisher einen Durchbruch.« Ipsos-COO Wolfgang Dombrowski: „In zwei Jahren könnte es soweit sein.“ mit Videos und Audios, denn die Probanden könnten den Ton ausgeschaltet haben, und am besten richtet man sich auf die niedrigste gängige technische Anforderung bei den Geräten aus.“ Eine weitere Regel hält Skopos-Gründer Olaf Hofmann bereit: Eine rein mobile Befragung hält er nur in Ausnahme­ fällen für sinnvoll. Nämlich dann, wenn es auf unmittelbare Reaktionen wie in der Medienforschung (Nutzung von Zeitschriften, TV, Radio) oder der Eventevaluation (Messe, Sportveranstaltungen) ankommt oder die Zielgruppe gerade ohne PC ist – beispielsweise im Urlaub weilt. Ansonsten sollten Befragungen so angelegt werden, dass sie einfach online wie mobil funktionieren: „Eine ausschließlich mobile Befragung bietet keine Vorteile, da meiner Ansicht nach die technischen Hürden und Nachteile noch zu schwer wiegen. Internetbefragungen sollten einfach so auf bereitet werden, dass sie auch mobil ohne Einschränkung abruf bar sind. Hier siehe ich auch den eigentlichen Zusatznutzen dieses Kanals.“ Das setzt natürlich voraus, dass die Teilnehmer auch zugestimmt haben, mobil kontaktiert zu werden. Selbst wer in der glücklichen Lage ist, ein eigenes Online-Panel zu haben, muss auf jeden Fall die Einwilligung einholen, am besten per Doppel-Opt-in, wie Toluna-Chef Petit betont. Der sensible Umgang mit den Probandendaten steht zwingend an oberster Stelle. Nicht umsonst sammelt Ipsos schon Daten von willigen „Mobil-Probanden“, damit man bereit ist, wenn es richtig losgeht. Wolfgang Dombrowski schätzt, dass es in zwei Jahren soweit ist. Dann werde die Altersgrenze, bis zu der Repräsentativität sichergestellt sei, bei immerhin 45 bis 50 Jahren liegen und Surfen auf dem Handy, PDA oder Smartphone zum täglichen Leben gehören. Egal wie, keiner der Experten hält mobile Marketingforschung für einen kurzfristigen Trend oder Hype. Sondern für eine weitere Säule im Erhebungsmix. Liz Nelson kann zumindest in dieser Hinsicht zufrieden sein. ← KEINE KOMPROMISSE: MARKETING DER NEUEN REALITÄT SAVE THE DATE 37. DEUTSCHER MARKETING-TAG AM FREITAG, DEN 30. OKTOBER 2009 IN BERLIN