Was uns auf den Magen schlägt – und was dagegen hilft

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
v o m
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Was uns auf den Magen schlägt – und was dagegen hilft
Sodbrennen, Magenkrämpfe, Übelkeit – unser Magen ist ein sensibles Organ. Er reagiert auf schlechte Essgewohnheiten, Infektionen oder Stress mit Schleimhautentzündungen, Magenkrämpfen oder sogar Magengeschwüren. Jeder Dritte leidet gelegentlich unter Sodbrennen.
Während manche das Brennen hinter der
Brust nur nach zu starkem Kaffee oder fettem Essen spüren, ist es für viele ein ständiger, unangenehmer Begleiter. Um die genauen Ursachen herausfinden und behandeln zu können, sollte man sich bei länger
anhaltenden Beschwerden gründlich untersuchen lassen. Wir haben Prof. Patrick Michl, Gastroenterologe am Universitätsklinikum Halle zu verschiedenen Magenbeschwerden befragt.
Frage: Viele haben gelegentlich Sodbrennen, manche werden ständig davon geplagt. Wann raten Sie zu einer Abklärung?
Antwort: Sodbrennen ist eine Volkskrankheit, die viele von uns kennen. Es gibt jedoch Patienten, die davon mehrfach täglich
gequält werden und in ihrer Lebensqualität
deutlich beeinträchtigt sind. Wenn das Sodbrennen regelmäßig über mehrere Jahre
auftritt, dann sollte man eine weitere Abklärung machen. Das gilt auch, wenn gleichzeitig Schmerzen oder Schwierigkeiten beim
Schlucken oder gar ein unfreiwilliger Gewichtsverlust oder eine Blutarmut auftreten.
Frage: Das Brennen hinter der Brust kennt
jeder. Wie macht sich Sodbrennen noch
bemerkbar?
Antwort: Neben dem typischen Sodbrennen
kann die Säure, die nach oben gelangt,
auch Beschwerden verursachen, bei denen
man nicht gleich an die Speiseröhre denkt.
Zum Beispiel bei Heiserkeit, Reizhusten oder
Asthmaanfällen. Gelegentlich kann die Säure auch richtige Schmerzen hinter dem
Brustbein verursachen, bei denen schwer zu
unterscheiden ist, ob sie von der Speiseröhre
oder sogar vom Herz kommen.
Frage: Sodbrennen ist sehr unangenehm, ist
es auch gefährlich?
Antwort: Das Sodbrennen an sich ist in den
meisten Fällen nicht gefährlich. Aber es
kann gelegentlich zu Entzündungen in der
Speiseröhre führen, die bei jahrelangem
Bestehen auch zu chronischen Veränderungen in der Speiseröhre führen können, die
im schlimmsten Falle auch zu einer Krebsentstehung führen können. Deshalb empfiehlt man bei Refluxbeschwerden, die über
mehrere Jahre bestehen, eine Magenspiegelung durchzuführen, um diese Schleimhaut1
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veränderungen nachzuweisen beziehungsweise auszuschließen.
Frage: Was sind die Ursachen für Sodbrennen?
Antwort: Der Grund liegt bei einer Schwäche des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen. Das führt dazu, dass die
Magensäure vom Magen, wo sie hingehört,
nach oben in die Speiseröhre gelangen
kann.
Diese Schließmuskelschwäche wird oft begünstigt durch Übergewicht, was zu einer
Druckerhöhung im Bauchraum führt oder
auch durch zu enge Kleidung (beispielsweise einen zu engen Gürtel), die den Mageninhalt nach oben drückt.
Der zweite Faktor neben der Schließmuskelschwäche ist die Magensäure. Die produziert der Körper zur Verdauung, aber körperlicher Stress oder falsche Ernährung kann
die Säureproduktion noch steigern. Einige
dieser Faktoren kann man als Betroffener
beeinflussen, wie durch Gewichtsreduktion
bei Übergewicht, Kissen unter den Kopf bei
nächtlichem Sodbrennen, Vermeidung von
Mahlzeiten am späten Abend und Verzicht
auf bestimmte Nahrungsmittel.
Frage: Es gibt auch viele Medikamente, die
uns gründlich auf den Magen schlagen und
Magengeschwüre oder Magenblutungen
auslösen können. Welche sind das?
Antwort: Ganz überwiegend sind das heutzutage Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac, die über eine Veränderung der
Durchblutung der Magenschleimhaut das
Risiko für ein Magengeschwür erhöhen
können. Darüber hinaus können viele gerinnungshemmende Medikamente wie ASS
oder Marcumar/Falithrom, die für viele Patienten mit Herzerkrankungen ganz wichtig
sind, das Risiko für Blutungen im Magen
erhöhen.
Frage: Hinter einem Magengeschwür steckt
in 60 Prozent der Fälle ein Keim, der die
Schleimhaut im Magen angreift, der Helicobacter pylori. Womit kann man ihm zu
Leibe rücken?
Antwort: Man muss dazu sagen, dass die
Häufigkeit von Helicobacterinfektionen in
Mitteleuropa durch verbesserte Hygienebedingungen in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Trotzdem ist der Helicobacter
immer noch eine wichtige Ursache von Magen
und
Zwölffingerdarmgeschwüren.
Wenn man ihn festgestellt hat, dann gibt es
eine relativ einfache Behandlung, die aus
zwei Antibiotika und einem Säureblocker
besteht.
Allerdings haben wir momentan – wie in
anderen Bereichen der Medizin auch – das
Problem, dass es zunehmend resistente Helicobacter-Stämme gibt, das heißt, Bakterien, denen die Standard-Antibiotikatherapie
nichts antun kann. Deswegen ist es wichtig,
nach einer solchen Therapie den Behandlungserfolg vier bis acht Wochen später zu
überprüfen, mit einem einfachen Atemtest.
Wenn der Helicobacter dann noch immer da
ist, muss man mit anderen Antibiotika einen
neuen Versuch starten.
Frage: Häufig steckt hinter Magenproblemen auch einfach nur zu viel Stress. Was
raten Sie Ihren Patienten, wenn Sie merken,
dass Stress der Auslöser für die Beschwerden ist?
Antwort: Es kommt gar nicht selten vor,
dass man bei der medizinischen Abklärung
nichts Gravierendes findet, die Patienten
aber trotzdem immer wieder unter Schmerzen in der Magengegend leiden. Oft geht
dies einher mit körperlichen oder psychischen Belastungssituationen. Ich denke, ein
wichtiger Faktor, den der Arzt beisteuern
kann, ist die Beruhigung, dass keine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt.
Das Wichtigste ist in diesem Zusammenhang, sich für den Patienten Zeit zu nehmen
und die Befunde und möglichen Zusammenhänge zu erklären. Dazu müssen natürlich auch manchmal Empfehlungen kommen, den Lebensstil zu ändern, gezielt eine
Auszeit zu nehmen, Entspannungstechniken
zu versuchen oder auch professionelle Hilfe
durch einen Psychologen oder Psychotherapeuten anzunehmen.
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Keine Angst vor einer Magenspiegelung!
Waltraud G. steht ihre erste Magenspiegelung bevor. Sie hat schon seit längerem unklare Bauchschmerzen. Bei der Untersuchung soll jetzt die Ursache dafür gefunden
werden. Bevor es mit der Spiegelung losgehen kann, wird die 60-Jährige für den kleinen Eingriff vorbereitet. Dazu bekommt sie
zunächst ein kleines Schnäppschen, wie der
Pfleger es nennt. Es dient zum Entschäumen
des Magens. Als nächstes bekommt sie ein
Rachenspray, das den Rachen betäubt. Danach darf sie eine halbe bis dreiviertel Stunde nichts essen, weil sie sich dabei verschlucken könnte. Die lokale Betäubung unterbindet den Würgereflex, wenn das Untersuchungsgerät eingeführt wird.
Jetzt kann Dr. Lars Fechner kommen, der
Magen-Spezialist, der die Untersuchung
durchführt. Waltraud G. hat sich für eine
Sedierung entschieden, eine kleine Schlafspritze. Die lässt sie gleich tief einschlafen.
Jeder Patient bekommt einen Beißring, damit niemand im Schlaf auf das teure Endoskop beißt. Schon nach einer Minute ist die
Patientin im Land der Träume. Dr. Fechner
schiebt jetzt das Endoskop über die Speiseröhre bis in den Magen. Mit der Schleimhaut in Speiseröhre und Magen scheint alles
in Ordnung zu sein, sie hat eine zartrosa
Farbe. Dann geht es bis in den oberen
Darmtrakt, den Zwölffingerdarm. Fast einen
ganzen Meter schiebt Dr. Fechner das Endoskop in die Patientin. Auch hier scheint auf
den ersten Blick alles in Ordnung. Um chronische Entzündungsprozesse oder Magenbakterien sicher auszuschließen, werden mit
dem Endoskop Gewebeproben im Magen
und im oberen Dünndarm entnommen. Sie
werden später im Labor analysiert. Nach
nicht einmal fünf Minuten ist die Magenspiegelung beendet. Das, was der Gasteroenterologe durch die Endoskop-Kamera
sehen konnte, war unauffällig. Sicherheit
wird die Gewebeuntersuchung bringen zum
Ausschluss von Magenbakterien. Keine zwei
Minuten später ist Frau G. wieder wach.
Eine Magenspiegelung ist nichts, wovor
man Angst haben muss, findet die Patientin.
Alles ganz harmlos.
Die besten Ernährungstipps gegen Sodbrennen und Magenkrämpfe
Generell gilt: Man sollte dem Magen nicht
zu häufig üppiges Essen aufbürden. Auch
fettiges Essen ist eine echte Herausforderung für unsere Verdauung und fordert
Höchstleistungen. Danach unbedingt eine
längere Pause von mindestens vier Stunden
einlegen.
Sodbrennen
Meiden Sie Speisen, die die Säureproduktion zusätzlich ankurbeln. Das sind vor allem
Scharfmacher wie Meerrettich, Senf, Chili,
Ingwer, Knoblauch, Pepperoni und Pfeffer.
Auch fettes Fleisch und Wurst fördern die
Säureproduktion.
Viele glauben, dass vor allem säurehaltige
Lebensmittel dem Magen schaden, doch das
Gegenteil ist der Fall: Besonders sauer reagiert unser Magen auf Süßes wie Kuchen,
Pudding, Kompott, sehr süßes Obst, Schokolade, Kekse und Co.,
Zucker ist ein sogenannter Säurelocker, regt
also die Säureproduktion an.
Auch Tomaten und Tomatenketchup befördern Sodbrennen. Gleiches gilt für Alkohol.
Gesund sind Stoffe, die die Magensäure
binden und die Verdauung fördern, vor allem basische Lebensmittel wie Kartoffeln
und viele Gemüse, aber auch Haferflocken
und eiweißreiche Lebensmittel wie mageres
Fleisch und Fisch. Achten Sie auf eine reichliche Ballasstoffzufuhr, was die Verdauung
zusätzlich ankurbelt. Die meisten Gemüse,
aber auch Trockenfrüchte und Saaten unterstützen den Verdauungsprozess.
Es klingt widersprüchlich, aber es hilft tatsächlich: Ein Glas stilles Wasser mit einem Teelöffel
Zitronensaft reguliert die Säureproduktion, weil die Zitrone im Körper basisch wirkt.
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Neben der Magensäure ist vor allem die
Muskelbewegung von Speiseröhre und Magen wichtig für eine gesunde Verdauung.
Die Bewegung der Speiseröhre kann man
zum Beispiel durch das Kauen von (mildem)
Kaugummi fördern. Das regt außerdem die
Speichelproduktion im Mund an, was auch
dabei hilft, die Verdauung im Magen zu
unterstützen.
Magenkrämpfe
Vorbeugend gegen Magenkrämpfe sollte
man alles meiden, was stark bläht oder
schwer verdaulich ist, zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen oder Linsen.
Auch Zwiebeln, Vollkornbrot und fettes
Essen machen dem Magen zu schaffen und
sollten in dem Fall lieber gemieden werden.
Mageres Fleisch, Eier, Fisch und gegartes
Gemüse sind leichter verdaulich. Kräutertees
wie Fenchel- oder Anistee und Gewürze wie
Kümmel entspannen den Magen. Auch hier
gilt: auf Scharfes, Fettiges und Süßes lieber
verzichten, gegartes Gemüse essen, Mineralwasser ohne Kohlensäure trinken, auf
Alkohol und Zigaretten verzichten
Atmen gegen Magenkrämpfe
Magenkrämpfe, Sodbrennen, Bauchschmerzen – kann man diese Symptome mit Yoga
einfach weg atmen? Ja, behauptet Physiotherapeutin Gitte Baumeier. Sie hat gute
Erfahrungen damit gemacht. Stress war der
Hallenserin auf den Magen geschlagen.
Und das ist gar nicht so selten. Kristian Bettke, Yogalehrer aus Halle, kennt viele solcher
Fälle: „Weil der Bauchraum eine empfindliche Zone ist, die auf Stress reagiert. Und
man kann nicht mehr in den Bauch atmen,
er ist zugeschnürt, blockiert.“ Yoga steuert
dem Stressmagen mit speziellen Atemübungen entgegen. Wer tief ein- und ausatmet,
bringt das Zwerchfell in Bewegung. Der
Magen direkt darunter schwingt dann wellenartig im Rhythmus der Atmung mit. Die
Eigenbewegung des Magens und die Verdauung kommen somit besser in Schwung,
Verspannungen lösen sich. Viele Yogaübungen zielen darauf ab, zu einer natürlichen tiefen Atmung zurückzukehren. Aber
das gelingt nicht von heute auf morgen.
Gitte Baumeier musste sich an die tiefen
Atemzüge erst langsam herantasten: „Am
Anfang, als es ganz schlimm war, musste
ich das aber wirklich vorsichtig machen – so
mehr in Annäherung des Bauches, also
eben im Sitzen. Und dann wurde das aber
immer lockerer.“
Viele Atemübungen macht Gitte Baumeier
jetzt zur Entspannung zu Hause. Zum Beispiel diese: Beim Ausatmen zuerst den
Bauch senken und danach den Brustkorb.
Beim Einatmen soll sich erst der Brustkorb
heben und dann der Bauch. Wichtig ist,
dass das in den Alltag einfließt. Also umso
öfter man das macht, umso mehr automatisiert sich das und diese normale Atmung
kommt wieder ganz normal ins Spiel. Ihre
Magenprobleme konnte Gitte Baumeier so
im wahrsten Sinne des Wortes weg atmen.
Also: Einfach mal ausprobieren, es lohnt
sich!
Bedrohlicher Speiseröhrenverschluss
Es ist Freitagabend. Nach einer stressigen Woche will sich Thomas W. zu Hause nur noch entspannen und mit seiner Familie im Garten grillen. Doch aus dem entspannten Abend wird
nichts. Schon nach ein paar Bissen kann er nicht mehr schlucken. Irgendetwas scheint in der
Speiseröhre fest zu stecken. Er denkt, er habe habe zu schnell gegessen oder zu hektisch oder
beim Essen geredet. Er versucht den Brocken herunter zu spülen. Doch es hilft nicht. Sein Magen scheint irgendwie komplett verschlossen zu sein. Er spürt ein schmerzhaftes Druckgefühl.
Als der Würgereiz und die Schmerzen anhalten, ruft seine Frau den Notarzt.
Das Druckgefühl in der Brust, die Schmerzen – was ist die Ursache? Ist es am Ende das Herz?
Der 44-Jährige wird in die Notaufnahme des Uniklinikums Halle gebracht. Blutuntersuchung,
EKG und dann die Entwarnung: das Herz ist völlig in Ordnung. Als nächstes muss Thomas W.
zur Magenspiegelung. Unter Vollnarkose wird die Speiseröhre begutachtet. Die sieht gut aus,
der Brocken scheint sich aufgelöst zu haben. Auch der Magen ist in Ordnung. Es findet sich kein
Hinweis für einen Tumor im Magen oder der Speiseröhre. Insgesamt ist alles normal. Fünf Tage
bleibt Thomas W. im Krankenhaus bis schließlich eine Röntgenaufnahme Aufschluss bringt.
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Das Kontrastmittel, das die Speiseröhre runterrutscht, zeigt eine Verzögerung am Übergang
zwischen Speiseröhre und Magen. Das Kontrastmittel kommt nicht weiter, es staut sich.
Der Schließmuskel, der normalerweise die Speise von der Speiseröhre in den Magen geleiten
sollte, verkrampft sich. Und das führt dazu, dass die Speise nicht richtig in den Magen gelangt.
Hier kann nur eine Operation Abhilfe schaffen.
Gäste im Studio
Prof. Patrick Michl, Gastroenterologe Universitätsklinikum Halle
Sabine Neuweiler, FÄ für Allgemeinmedizin, Naturheilkunde, Ayurveda, Berlin
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Anschrift/ Thema der nächsten Sendung
MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“
Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund;
E-Mail: [email protected]
Sendung vom 11.06.2015: „Wenn Nahrung krank macht“
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