Spielzeit 16/17 Dezember – Juli

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Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
»Professor Bernhardi« von Arthur Schnitzler, Regie: Thomas Ostermeier
»Der eingebildete Kranke« von Molière, Regie: Michael Thalheimer
»Toter Hund in der Chemischen Reinigung: Die Starken« von Angélica Liddell, Regie: Angélica Liddell
»Peng« von Marius von Mayenburg, Regie: Marius von Mayenburg
»Dantons Tod« von Georg Büchner, Regie: Peter Kleinert
»LOVE HURTS IN TINDER TIMES« von Patrick Wengenroth, Realisation: Patrick Wengenroth
Nr. 2
Thomas Bading fotografiert von Brigitte Lacombe
Lise Risom Olsen fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Jörg Hartmann fotografiert von Brigitte Lacombe
Renato Schuch fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Jule Böwe fotografiert von Brigitte Lacombe
Iris Becher fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Moritz Gottwald fotografiert von Brigitte Lacombe
Eva Meckbach fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Lars Eidinger fotografiert von Brigitte Lacombe
Regine Zimmermann fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Laurenz Laufenberg fotografiert von Brigitte Lacombe
Felix Römer fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Christoph Gawenda fotografiert von Brigitte Lacombe
Lukas Turtur fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
Marie Burchard fotografiert von Brigitte Lacombe
Andreas Schröders fotografiert von Brigitte Lacombe
Spielzeit 16/17 Dezember – Juli
»Professor Bernhardi« von Arthur Schnitzler, Regie: Thomas Ostermeier
»Der eingebildete Kranke« von Molière, Regie: Michael Thalheimer
»Toter Hund in der Chemischen Reinigung: Die Starken« von Angélica Liddell, Regie: Angélica Liddell
»Peng« von Marius von Mayenburg, Regie: Marius von Mayenburg
»Dantons Tod« von Georg Büchner, Regie: Peter Kleinert
»LOVE HURTS IN TINDER TIMES« von Patrick Wengenroth, Realisation: Patrick Wengenroth
Nr. 2
»Eine Art permanenter Mai ’68«
Didier Eribon im Gespräch mit Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer
Didier Eribon wurde 1953 in Reims geboren. Er studierte Philosophie, ist Autor und hat eine Professur für Soziologie an
der Universität von Amiens. In »Rückkehr nach Reims« erzählt er von der doppelten Scham, die ihn als Homosexueller und
als Arbeitersohn belastete. Er fragt, was soziale Herkunft in einer neoliberalen Gesellschaft bedeutet, und warum sich das
französische Arbeitermilieu heute von den linken Parteien abwendet und im Diskurs des rechtsextremen Front National
wiederfindet.
Thomas Ostermeier: Da Sie in Ihrem
Buch »Rückkehr nach Reims« einen recht
persönlichen Ton anschlagen, möchte ich
Ihnen von meinem persönlichen Lebensweg erzählen, der Ihrem ein wenig ähnelt.
Meine Eltern kamen aus einer eher einfachen Schicht; mein Vater war niederrangiger Soldat; begonnen hatte er als Schneider, wie seine Mutter. Und weil er aus
einem so armen Milieu kam, entschied er
sich, Soldat zu werden, um seine Familie
zu ernähren. Meine Mutter war Verkäuferin.
In meiner gesamten Kindheit war es absolut nicht vorgesehen, dass meine Brüder
und ich auf das Gymnasium gehen. Dass
wir dort hingingen, war nur der Tatsache geschuldet, dass wir uns dafür stark
machten. Mein Vater war so, wie Sie Ihren
beschreiben: ein »Haustyrann« – inklusive häuslicher Gewalt und Alkoholismus.
Und das war seltsamerweise, und im Gegensatz zu Ihnen, für mich eine Motivation, zu kämpfen – und hat mir einen Grund
gegeben, Theater zu machen. Und als ich
1996 begann, Regie zu führen, habe ich
mit Stücken Karriere gemacht, die sich mit
der sozialen Frage auseinandersetzen, wie
»Shopping and Fucking« von Mark Ravenhill, ein Stück über No Future-Jugendliche ohne Zukunftsperspektiven mit sehr
schlecht bezahlten Jobs, Kleinkriminelle.
Später, als ich an die Schaubühne kam,
sagte ich mir: Ich möchte weiter in dieser
Richtung arbeiten; also inszenierte ich ein
Stück, das sich »Personenkreis 3.1« nannte, über Obdachlose, Drogenabhängige, Alkoholiker, Arbeitslose. Es wurde ein
großer Flop, die Leute verließen den Saal.
Weil ich in einer Institution des Großbürgertums angekommen war und all diese Marginalisierten auf der Bühne zeigte.
Nach diesem ersten Schock begann ich
sofort, die soziale Frage im Inneren des
bürgerlichen Milieus selbst zu behandeln.
Ich arbeitete also über die Angst vor dem
sozialen Abstieg.
Interview
Didier Eribon: Ja, Privilegien zu ver­
lieren.
TO: Und plötzlich funktionierte es:
Alle diese Bourgeois haben sich wiedererkannt – denn das war die Zeit, als mit
Gerhard Schröder und der Agenda 2010
die Angst auch in der bürgerlichen Klasse
etabliert wurde, um den Neoliberalismus
durchzusetzen. Nachdem ich Ihr Buch gelesen hatte, das für mich eine Offenbarung
war – weil ich diese meine Vergangenheit
völlig vergessen hatte, die soziale Frage,
die Frage der Klassen – fragte ich mich:
Wie ist es möglich, diese Frage in einer
bürgerlichen Institution zu behandeln?
Oder, um es einfacher zu sagen: Wie holt
man marginalisierte Menschen ins Theater,
wie spricht man im Theater marginalisierte
Menschen an? Oder ist das sogar unmöglich? Wie spricht man Ihre Familie, meine
Familie an? Wie kommt man zu einem Diskurs mit dieser Arbeiterklasse?
DE: Das sind zwei Fragen: Wie man
in der Kunst und besonders am Theater
über die unteren Klassen spricht, ist bereits ein schwieriges Problem. Doch das
ist nicht dasselbe, wie sich zu fragen,
wie man die unteren Klassen ansprechen
kann. Man kann heute sehr gut alle prekarisierten Menschen darstellen. Es ist
nicht einfach, aber man kann sie auf einer
Theater­bühne darstellen. Doch das Publikum wird dem angehören, was ich die
Kulturbourgeoisie nenne, die Bourgeoisie, die kulturelle Institutionen frequentiert. Selbst wenn das Theaterstück von
Arbeitern handelt, sind im Saal keine Arbeiter. Das war eine der großen Fragen,
die sich zum Beispiel Leute wie Jean Vilar
gestellt haben: Wie macht man Volkstheater? Und ich glaube, dass diese Frage
nicht zu lösen ist, wenn man im Theaterraum bleibt. Denn wenn die Leute nicht
ins Theater gehen, dann deshalb, weil sie
dazu kein Verhältnis haben. Jean Vilar hatte sehr schöne Ideen, besonders mit dem
Festival von Avignon, aber dorthin fahren
nicht die unteren Klassen.
TO: Ich habe in Avignon jemanden
getroffen, der mir sagte: Wissen Sie, Herr
Ostermeier, ich komme aus der Arbeiterschicht; ich lebe in Nordfrankreich, ich
komme jeden Sommer nach Avignon: Wir
wohnen auf dem Campingplatz und essen
Sandwiches, um Ihr Stück zu sehen.
DE: Ja, natürlich, es gibt immer Ausnahmen. Und ich respektiere sehr, was
Jean Vilar erreichen wollte. Nichtsdestotrotz scheint mir, dass der Bildungszugang
hier die wesentliche Frage ist, und wenn
man sich ansieht, wer Kulturinstitutionen
frequentiert, sind das fast alles Menschen,
die das Schulsystem durchlaufen und einen höheren Abschluss haben. Wenn man
also feststellt, dass es da eine Korrelation
gibt, muss man auch sehen, dass das bedeutet, dass jene, die nicht in den Kulturinstitutionen sind, die sind, die durch das
Schulsystem ausgesondert wurden. Und
daher ist die erste Frage nicht die nach der
Kulturinstitution; die wirkliche Frage lautet: Warum werden die Kinder der unteren
Klassen vom Schulsystem systematisch
ausgesondert? Pierre Bourdieu hat großartige Analysen über das Schulsystem als
Maschine zur Reproduktion der sozialen
Klassen vorgelegt; wer die höchsten und
prestigeträchtigsten Bildungsabschlüsse erreicht, sind solche, die so die gesellschaftlichen Positionen erreichen, die sie
bereits von Anfang an innehatten, und der
Schulabschluss legiti­miert diese Position
nun. Die Kinder der Bourgeoisie gehen auf
die Eliteschulen; und werden alle Machtpositionen einnehmen – wirtschaftlich, kulturell, politisch. Es ist ein- und dasselbe
Milieu, das die unteren Klassen ignoriert.
Die ausgesprochen schwierige Frage lau-
18
tet: Haben Kunst und Kulturinstitutionen
nicht auch die Funktion, die sozialen Klassen zu reproduzieren? Und, sobald man
diese Feststellung getroffen hat, wie kann
man die Situation verändern? In Frankreich
wurden in den Arbeitervorstädten Theater
geschaffen. Er­gebnis: Nun reist das intellektuelle Milieu aus dem Zentrum von Paris
in kostenlosen Shuttle-Bussen zu diesen
Theatern. Ich sage nicht, dass es ein völliger Misserfolg war. Aber man muss schon
sehen, dass man das Theatermilieu nicht
oder nur wenig verändert, indem man Theater in die Arbeitervorstädte bringt, trotz
der Bemühungen derer, die diese Institutionen leiten.
TO: Wie ist das Problem der Ban­
lieues zu lösen? Jean-Marc Ayrault stellte
mir diese Frage, als er nach den Attentaten in Paris nach Berlin kam: Wie kann
man mit Kultur erreichen, dass es in den
Banlieues mehr Integration gibt? Und darauf antwortete ich: Die Sozialpolitik muss
verändert werden. Das hat nichts mit der
Kultur zu tun – wir können nicht Ihre Arbeit
machen.
DE: Selbstverständlich! Man kann
nicht glauben, dass die Kunst die gesellschaftlichen Probleme lösen kann, die die
politischen Verantwortungsträger nicht
einmal versuchen zu lösen. Die Leute, die
nicht mehr in die Schule gehen wollen,
weil sie denken, dass die Schule nicht für
sie gemacht ist, werden nicht ins Theater gehen. Das sind Gegenden, in denen
der Staat seine Rolle, seine Funktion als
öffentlicher Dienst aufgegeben hat. Das
Schulsystem sollte im Zentrum unserer politischen Überlegungen stehen. Wenn junge Männer aus dem Schulsystem aussteigen, weil für sie ein echter Mann zu sein
bedeutet, auf der Straße zu sein, ergeben
sich daraus Phänomene wie Gangs und
auch Kriminalität. Und die Antwort lautet: Gefängnis. Heute ist es ganz deutlich:
18-jährige Jungen werden wegen eines
kleinen Delikts ins Gefängnis gesteckt und
kommen radikalisiert wieder heraus, mit
der Idee, einen Terroranschlag zu verüben.
Daher muss die Bildungspolitik überdacht
und die katastrophale Strafpolitik verändert werden. Und als eine Ministerin wie
Christiane Taubira versuchte, die Strafpolitik zu verändern, und sagte: Wir werden
alternative Strafen einführen, wurde ihr vorgeworfen, dass sie Kriminellen helfen wolle. Ihre Strafpolitik war höchst intelligent
und basierte auf Studien aus allen europä-
Interview
ischen Ländern; aber sie konnte sie nicht
durchsetzen, weil selbst die linke Regierung, der sie angehörte, von ihren vernünftigen, weisen Vorschlägen entsetzt war.
Wenn also die Regierungen sich nicht für
die Kunst interessieren, kein Geld dafür
hergeben, keine Subventionen vorsehen,
und es plötzlich Probleme gibt – und sie
dann die Künstler fragen: Was sollen wir
tun? lacht – Aber daran hätte man vor 30
Jahren denken müssen! Den Schulen Geld
geben.
Florian Borchmeyer: Ich frage mich
allerdings, ob die Förderung der Schule
allein zu einer Lösung führen kann. In den
70er Jahren wurde in Deutschland versucht, in marginalisierten Vierteln Schulen
für alle zu errichten: Gesamtschulen, in denen es keine Trennung zwischen dem
Gymnasium, das traditionell dem Bürgertum vorbehalten war, und den eher für die
unteren Klassen bestimmten Schulformen
gab. Meine Eltern begannen ihre Laufbahn
als Lehrer an einer solchen Schule – und
mussten sich mit den Grenzen dieses
Modells auseinandersetzen: Die Jugendlichen aus diesen Vierteln hatten schon vor
ihrer Einschulung von ihren eigenen
Familien und ihren Freunden die Ideologie
übernommen, dass die Schule etwas für
die gebildeten Klassen ist, und es für sie
besser wäre, Geld verdienen zu gehen, anstatt mit Bildung Zeit zu vergeuden. Die
Schule wird nicht als mögliches Instrument zum sozialen und wirtschaftlichen
Aufstieg betrachtet. So gleicht die implizite
Angst, sich in eine Bildungsinstitution zu
begeben, jener, in eine kulturelle Institution
zu gehen. Dieses Problem können nicht
allein die Lehrenden innerhalb einer
Bildungsinstitution lösen.
DE: Ich weiß schon, dass man diese Situationen nicht schnell einfach so
regeln kann, und was Sie sagen, ist völlig richtig: Der Ausschluss der Kinder der
unteren Klassen funktioniert aus dem einfachen Grund so leicht, dass er durch
Selbstausschluss funktioniert. Die Kinder der unteren Klassen werden von vorn­
herein ausgesondert, weil sie diesem Ausschluss durch die schulische Institution
keinen ­Widerstand leisten. Die Kinder der
unteren Klassen wissen, dass sie sowieso keine Anwälte oder Ärzte werden, und
reduzieren ihre subjektiven Erwartungen
auf das Niveau der objektiven Aussichten, was sie erreichen können. Und dadurch schließen sie sich selbst aus, weil
sie bereits ausgeschlossen sind. Für die
Kinder der Bourgeoisie stellt sich die Frage nicht: Man studiert, das ist völlig klar.
Für die Kinder der unteren Klassen ist es
genauso offensichtlich, aber umgekehrt:
Man studiert nicht, das bringt nichts, das
ist nichts für uns. Um sich in eine Zukunft
zu projizieren, muss die Möglichkeit bestehen, dass es diese Zukunft auch geben wird. In Frankreich ist das Schulsystem der Ort, an dem die sozialen Klassen
und damit die wirtschaftlichen Voraussetzungen sich Jahrzehnt um Jahrzehnt, Generation um Generation produzieren und
reproduzieren. Es gibt soziale Klassen,
und das Schulsystem vollzieht, produziert
und reproduziert sie. Und wenn ich sage,
dass das in Frankreich stattfindet, muss
ich dazu sagen, dass das auch fast überall
sonst genauso stattfindet.
TO: Welche Beziehungen hat die
Linke zu dieser Arbeiterklasse? Wenn ich
Ihr Buch richtig verstanden habe, ist einer Ihrer Gedanken, dass linke Menschen,
sobald sie in politischen, wirtschaftlichen
oder kulturellen Machtpositionen ankommen, vergessen, dass sie die Pflicht haben, die Avantgarde der Emanzipation der
Arbeiterklasse zu bilden.
DE: Als die Linke in Frankreich Anfang der 80er Jahre an die Macht kam,
war offen­sichtlich, dass die Minister nicht
aus der unteren Schicht stammten. Sie
waren Kinder der Bourgeoisie, die aus der
ENA, aus den Schulen der Macht kamen,
mit denselben Laufbahnen, denselben
Karrieren, derselben sozialen Herkunft. In
meinem Buch »D’une révolution conserva­
trice et de ses effets sur la gauche fran­
çaise« (»Zu einer konservativen Revo­lution
und deren Auswirkungen auf die französische Linke«) aus dem Jahr 2007 sagte ich:
François Hollande als Parteivorsitzender
des Parti Socialiste – ein Technokrat, ein
reines Produkt der ENA –, das bedeutet
20 % für den Front National in zehn Jahren. Und das war, als er Parteivorsitzender
des PS wurde. Sie können sich vorstellen,
François Hollande als Präsident, das bedeutet 30, 40 % für den FN heute. Weil
das Technokraten sind, die die soziale
Wirklichkeit nur über statistische Tabellen
wahrnehmen.
TO: Was denken Sie über Philippe
Martinez, der heute an der Spitze der Con­
fédération générale du travail steht? Er ist
ein echter Arbeiter.
19
DE: Die französischen Medien haben­
ihn als archaisch, absurd hingestellt; ein
alter Marxist, ein alter Linker. Philippe
Martinez wurde von den Journalisten während der Streiks im vergangenen Frühling
geradezu beschimpft. Und man sieht: Die
Journalisten haben dieselben Schulen absolviert wie das politische Personal. Ich
stimme mit Martinez in vielem nicht überein. Aber ich stelle fest, dass die Art, wie
er in den französischen Medien behandelt
wurde, schlicht und einfach auf Klassenverachtung und Klassenrassismus im Bezug auf einen Arbeiter zurückzuführen ist.
Man sieht nie Arbeiter im französischen
Fernsehen, außer es handelt sich um einen Gewerkschafter wie ihn, weil man gezwungen war, ihn einzuladen. Die Fragen
der Journalisten waren etwa: »Herr Martinez, wollen Sie Frankreich vernichten?«
Niemals würde man, wenn Fillon sagt,
er wolle 500.000 Beamtenposten abschaffen, besonders in der Bildung, oder
die Sozialleistungen abschaffen, fragen:
»Herr Fillon, Sie werden also Frankreich
vernichten?«
TO: Wie kann man in so einem Fall als
linker Intellektueller überleben, wenn man
aus strategischen Gründen Fillon gegen
Marine le Pen verteidigen muss?
DE: Ich werde François Fillon nicht
gegen Marine le Pen verteidigen, so viel
ist sicher. François Fillon ist ein Reaktionärer. Wir befinden uns in einer schrecklichen Sackgasse. Der Diskurs des PS heute lautet folgendermaßen: »Wenn ihr nicht
im ersten Wahlgang für uns stimmt, werdet ihr Fillon und Marine le Pen im zweiten
Wahlgang haben und gezwungen sein, Fillon zu wählen.« Meine persönliche Antwort
darauf ist: Wenn die Situation heute so
ist, dann ist das eure Schuld! Im zweiten
Wahlgang kann man gegen den FN stimmen – für jemanden, der ein Demokrat ist.
Nun ist François Fillon aber kein Demokrat. Er ist letztlich ein Mann der extremen
Rechten. Er ist eine Mischung aus einem
wirtschaftlichen Ultraliberalismus und einem sozialen und kulturellen Ultrakonservativismus. Er ist gleichzeitig der Kandidat
der Bankiers und der konservativsten Kräfte der katholischen Kirche, all jener, die bei
der Manif pour tous gegen die Ehe für alle
auf die Straße gegangen sind. Für mich
ist es unmöglich, mich zwischen ihm und
Marine le Pen zu entscheiden, selbst wenn
ich es natürlich vorziehen würde, wenn es
er und nicht sie würde – aber ich könnte
nicht für François Fillon stimmen.
Interview
TO: Um 30 Jahre zurückzugehen, vor
dieses ganze politische Elend: Sie beginnen Ihr Buch damit – und ich habe mich
gefragt, ob Sie sich dessen bewusst sind
– über Alzheimer und Ihre Angst zu sprechen, diese Krankheit zu haben – hat das
damit zu tun, dass man Alzheimer meiner
Meinung nach sozusagen als Metapher
für die Linke einsetzen könnte? Die an einer Art Alzheimer leidet, die Arbeiterklasse vergessen hat? Sie erinnert sich nicht
mehr, worin ihre historische Aufgabe besteht. Und zudem, um all das zu vermeiden, wäre nicht eine Art Erinnerung an
den Kampf der Arbeiterklasse notwendig,
braucht es für die Linke nicht eine Art ethischen Fundamentalismus?
DE: Die Frage der Erinnerung ist eine
komplexe Frage, weil sich die Welt offensichtlich verändert und das linke Denken
sich neu formulieren, neu erfinden, neu erschaffen muss. Die Linke kann man nicht
definieren, man kann sie nicht festmachen,
eine Definition festschreiben, was die Linke ist. Sobald man die Definition festschreibt, gibt es keine Linke mehr.
Art Kampf zwischen großen Einheiten eine
historische Mission zu erfüllen hat.
TO: Ja, aber: Wie kann etwas verändert werden, wenn nicht über eine Revolution? Wie kann man diese Welt von Ausbeutern und Arbeitern verändern?
DE: Einerseits: Das Konzept der sozialen Klasse zu verändern, bedeutet nicht,
auf jegliches Konzept von sozialen Klassen
zu verzichten. Ich glaube, dass man eine
Linke denken muss, die mit den Sorgen
der unteren Klassen verbunden ist. Das
soll nicht heißen, die Revolution zu denken,
das soll heißen: den Welfare State, soziale
Absicherung, Bildungszugang, Zugang zu
medizinischer Versorgung zu denken …
TO: … also alles Werte der traditionellen Sozialdemokratie …
TO: Ich glaube, dass es im Gegenteil
ganz einfach ist. Marx sagt: »All jene, die
ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um zu
überleben, sind Arbeiter.»
DE: … ja, wenn Sie so wollen, der traditionellen – die die Sozialdemokratie von
heute ablehnt. Aber ich bin für eine radikale Veränderung der gesellschaftlichen
Formen, die sich in der heutigen Welt abgelagert haben … Und im Zentrum meiner
Konzeption von Politik stehen die sozialen
und kulturellen Kämpfe … Ich bin also von
der Sozialdemokratie sehr weit entfernt.
Wirklich sehr, sehr weit entfernt.
DE: Nein, aktuell hat der Parti Socia­
liste in Frankreich absolut nichts mehr mit
der Arbeiterklasse, mit den Arbeiterkämpfen zu tun. Es gab eine Verschiebung nach
rechts, wobei der Parti Socialiste dieselben intellektuellen Bezugspunkte hat wie
die Rechte; dieselben Ideologien. Über
Sartre zu sprechen ist in ihren Augen archaisch; dafür verehren sie Raymond
Aron. Als wäre Aron nicht archaischer als
Sartre. Und es gab eine von den Universitäten, von der Politik ausgehende ideolo­
gische Arbeit, die von den Industriebossen und den Banken finanziert wurde,
deren Ziel es war, den politischen Diskurs
der Linken zu modernisieren. Und »modernisieren« bedeutet immer: ihn nach rechts
zu verschieben. Gegen diese falsche Linke, diese rechte Linke also, müssen meiner Meinung nach die Denkkategorien
der Linken im Allgemeinen dringend neu
erfunden werden. Zum Beispiel kann das
Konzept der sozialen Klasse heute nicht
mehr dasselbe sein, das Marx im 19. Jahrhundert vorlegte. Und ich denke, dass wir
heute auf die Mythologie, so würde ich
das ausdrücken, der Revolution verzichten
müssen – einer Arbeiterklasse, die in einer
FB: Wenn das Problem nur darin bestünde, dass die Linke ihre eigenen
Grundideen vergessen hat, wäre die Lösung recht einfach zu finden: Wieder eine
echte Sozialdemokratie ins Leben rufen
und sich wieder an die Arbeiterklassen
richten. Eine Linke links von der Linken
nach den Prinzipien der traditionellen Linken wiederzubeleben, wie in Deutschland
mit Die Linke – statt etwa nach dem Modell Podemos in mehreren Ländern einen
sozusagen patriotischen linken Populismus neu zu gründen … Allerdings verliert
die Linke derzeit genau mit den Parteien,
die auf einen derartigen patriotischen Populismus verzichten, der dem der Rechten
stark ähnelt – wie in Deutschland im Fall
der Linken, die eben die klassischen Werte der Linken vertritt – ihre Wähler an die
extreme Rechte. Es scheint also, dass die
Rezepte der klassischen Sozialdemokratie im Moment nicht mehr so gut funktionieren. Gleichzeitig stammen die Parteispitzen dieser Linken – im Unterschied zu
einer klassischen Sozialdemokratie, die
häufig von Vertretern der Arbeiterbewegung geführt wurde – fast alle aus den
gebildeten Schichten. Sogar diese »Linke
20
links von der Linken«, die die alten Werte
der Sozialdemokratie wieder auferstehen
lässt, hat die Beziehung zur Arbeiterklasse
völlig verloren.
DE: Aber in Frankreich sind auch die
Persönlichkeiten der extremen Rechten
Anwälte, Ärzte, Akademiker. Marine Le Pen
war Anwältin, alle Leute in ihrem Umfeld
sind Anwälte oder Akademiker.
TO: Genau! Und wenn man in die Vereinigten Staaten blickt, steht an der Spitze
der populistischen Bewegung …
DE: … ein Milliardär! Es ist also klar,
dass es nicht nur die Herkunft ist, die für
Erfolg bei den unteren Klassen sorgt. Diese Situation ist das Ergebnis einer 30
Jahre andauernden Entwicklung im politischen und sozialen Leben. Diese 30-jährige Entwicklung muss analysiert werden.
Und hier können vielleicht die Kunst, die
Literatur, das Denken eine sehr wichtige
Rolle spielen, um aufzuzeigen, was passiert ist.
TO: Wenn ich mir allerdings vorstelle,
an der Spitze einer Bewegung zu stehen,
die – um zu provozieren – sehr »kulturpessimistisch« ist, die sagt: Ja, das Privatfernsehen, die populäre Unterhaltung mit der
Werbung in der Öffentlichkeit müssen verboten werden, man muss aufhören Sneakers zu tragen; keine Mode mehr; man
muss wieder zurück zu einem gewissen
linken Puritanismus.
DE: Ah, das ist Alain Badiou, der konservative Ideologe, berühmt für seinen
nostalgischen Konservativismus, die Verbindung mit Lacan, dem reaktionären Denker der 1930er, und mit Stalin … das ergibt eine tödliche Mischung, tödlich für die
Linke und für das Denken. Das bin nicht
ich! lacht … Ich bin das Gegenteil von alledem – von Puritanismus, Disziplin, Ordnung, Männlichkeit, Antifeminismus, usw.
… keine Nike-Turnschuhe kaufen … Ich
denke, dass man den Leuten nicht verbieten kann, fernzusehen oder Sportschuhe
zu kaufen, die sie kaufen wollen. Wir sind
nicht eine einzige Person. Im Alltag sind
wir Konsumenten, sind Opfer der Werbung. Aber wir sind nicht dieselben, wenn
es eine soziale Bewegung gibt, eine Gewerkschaft, die für Forderungen eintritt,
wenn es eine Partei gibt, die für Mobilisierung sorgt. Und es gibt Mobilisierung; ich
habe an Demonstrationen gegen das Gesetz zur Arbeitsreform, die Loi travail, teil-
Interview
genommen. Die sozialistische Regierung
schickte die Polizei, setzte Tränengas ein.
Es ist offensichtlich, dass die sozialdemokratischen Regierungen an der gesamten
aktuellen Situation Verantwortung tragen.
Und für mich geht es nicht darum, eine
Sozialdemokratie wiederherzustellen; es
geht darum, eine Linke zu denken, die sich
auf die sozialen Bewegungen in ihrer Vielfalt stützt. Herbert Marcuse sagte einmal
Anfang der 70er Jahre: Die Arbeiterklasse
ist verbürgerlicht. Die Revolution wird kommen, sie wird sich in neuen sozialen Bewegungen verankern: der Studentenbewegung, der feministischen Bewegung, der
schwarzen Bürgerrechtsbewegung usw.,
denen er viel Bedeutung zumaß. Sein Irrtum war, dass er im Feminismus eine revolutionäre Kraft sah, die den Sozialismus
einführen würde. Mein Problem mit sich
als marxistisch verstehenden Denkern ist
ihre »totalisierende«, »organische« Konzeption des Gesellschaftskörpers.
Dagegen sehe ich sehr weitgehende
soziale Bewegungen, deren Sprecher bis
zu einem gewissen Grad Jeremy Corbyn
oder Bernie Sanders sind, oder Podemos
zum Beispiel … Das sind sehr mächtige
soziale Bewegungen, die für Rechte, für
Organisation eintreten, die Politik verändern. Es gibt mehrere »Linke«, und ich teile
nicht die Vorstellung, dass es auf der einen Seite die Arbeiterklasse, auf der anderen die Bourgeoisie gibt, und alles andere
wären bourgeoise Nebenprojekte. Es gibt
Möglichkeiten, eine Linke der sozialen Veränderung, eine radikale Linke zu denken,
ohne an Arbeiterrevolution und rote Fahne
zu denken.
FB: Aber es ist dennoch ein bemerkenswertes Phänomen, dass die Arbeiterklasse auch in allen diesen neuen linken
Bewegungen kaum präsent ist, und noch
weniger auf der Ebene der parlamentarischen Repräsentation. Müsste man sich
nicht radikaler die Frage stellen, wie eine
politische Repräsentation, eine Regierung
oder Legislative, vielmehr die Gesamtheit
der Bevölkerungsschichten repräsentieren
kann … Um das zu erreichen, gibt es ziemlich konkrete Vorschläge, wie jenen, den
neulich David van Reybrouck, der belgische Schriftsteller, entwickelt hat, der ein
Buch »Gegen Wahlen« geschrieben hat
und darin zu einer Rückkehr zu einem Gedanken der attischen Demokratie aufruft:
eine Auslosung der Repräsentanten des
Volkes, was zwangsläufig einen Durchschnitt aller sozialen Klassen ergibt. Dagegen haben Sie in »Rückkehr nach Reims«
geschrieben: Sie würden nicht wollen,
dass Ihre eigene Mutter oder Ihr Bruder
ausgelost würden, um Sie zu regieren.
Das hat mich sehr überrascht. Ein derartiges Verfahren wurde in Irland durchgeführt, um eine Verfassungsreform auszuarbeiten, wobei die Hälfte der Teilnehmer
dieser gesetzgebenden Versammlung keine Berufspolitiker waren, sondern ausgelost wurden. Und diese Versammlung hat
unter anderem die Homoehe in Irland ermöglicht.
TO: Ein Glückstreffer! Das Gegenteil
wäre auch möglich gewesen …
FB: … offensichtlich, aber die historische Tatsache ist, dass nicht das Gegenteil entschieden wurde – was bei einer
Volksabstimmung vielleicht der Fall gewesen wäre. Die Anonymität einer Wahlkabine kann mehr als eine kollektive, öffent­
liche Debatte die schlimmsten Impulse, die
asozialen Gefühle hervorkehren. Dagegen
hat eine ausgeloste Versammlung ihre Entscheidungen durch eine Partizipationsmöglichkeit, einen kollektiven und gesellschaftlichen Austausch getroffen.
DE: Nein, die Auslosung wird zum
Gegenteil führen: dass die Einzelnen isoliert genommen werden, so wie sie sind.
Es gibt kollektive Debatten, die Dynamiken, ein Ressentiment erzeugen, denen
ich sehr misstraue. In »Rückkehr nach
Reims« versuche ich, die Rolle der politischen Parteien zu denken. Sie stellen einen Rahmen zur Verfügung, der es den
Einzelnen erlaubt, ihrer gelebten Erfahrung
Sinn zu verleihen. Und wenn ich sehe,
wie ganze Teile der französischen unteren
Klassen vom Parti Communiste zum Front
National übergelaufen sind, dass also dieselben Leute, die in denselben Verhältnissen leben, völlig gegensätzliche politische Entscheidungen treffen können, weil
ihnen sehr gegensätzliche Parteien für
ihre gelebte Erfahrung einen Sinn anbieten. Je nach dem Sinn, den Sie dem geben, denkt man sich als Arbeiterklasse, als
soziale Bewegungen und Teil der Linken;
oder man denkt sie sich als Franzosen, die
sich gegen die Invasion der Einwanderer,
der Flüchtlinge etc. verteidigen. Dieselbe
gelebte Erfahrung kann eine andere Bedeutung annehmen, je nachdem, auf welche Partei Sie sich bezieht. Es gibt keine
spontane, reine, unschuldige Meinung. Es
gibt immer Filter, einen theoretischen oder
politischen Rahmen, welche die Wahrnehmungen prägen, selbst wenn diese Rah-
21
menbedingungen nicht als solche sichtbar
oder ausgesprochen sind. Eine derartige Auslosung befürworte ich höchstens
auf lokaler Ebene. Wenn Sie auf nationaler Ebene Mitglieder meiner Familie auslosen, ist mir sogar der Parti Socialiste als
Kriegspartei, glaube ich, noch lieber. Weil
der Diskurs meiner Mutter der Diskurs
des Front National ist. Aber meine Mutter ist eine sehr intelligente, sehr energische Frau, und sie wird eher andere davon
überzeugen, wie sie zu denken, als umgekehrt. Meine Mutter hat eine Geschichte, sie war links, sie wurde von den linken
Regierungen enttäuscht. Wenn Sie sie
auslosen, um an einer Versammlung teilzunehmen, kommt sie dort mit dieser ganzen
Geschichte und mit ihren Impulsen hin.
Dagegen besteht die Rolle der Parteien
darin, vorzuschlagen, wie die soziale Welt
gesehen werden kann, Wahrnehmungsrahmen für die soziale Welt und ihre Herausforderungen anzubieten.
TO: Und es gibt auch Denunzierungen. Ich wurde vielfach als Arrivist denunziert, da ich aus einem Arbeitermilieu
komme und eine Institution leite – manche
Menschen aus der bürgerlichen Klasse
sind da neidisch. Ich habe das im sozialdemokratischen Milieu erlebt: Man hat vor
allem nicht das Recht, am Tisch des sozialdemokratischen Großbürgertums den
Mund aufzumachen.
DE: Und diejenigen, die das sagen,
sind diejenigen, die finden, dass der Platz
schon immer für sie reserviert war, während die Arbeiter Leute sind, die keine
Sprache haben. Und die außerdem nicht
sprechen würden, wenn es keine Partei
oder Gewerkschaft gäbe, die in ihrem Namen, aber auch gleichzeitig an ihrer Stelle
spricht. Aber wenn es diese Leute nicht
gäbe, die für sie sprechen …
TO: Sie fordern von den linken Eliten,
dass sie in ihrem eigenen Leben, durch
ihren eigenen Blick ein Beispiel geben:
Wenn ich die Flüchtlinge willkommen heiße, muss ich gleichzeitig der Arbeiterklasse zuhören. Ich habe zweimal mit dem
größten deutschen Schauspieler gearbeitet, mit Gert Voss, der viel Shakespeare gespielt hat. Ich habe mit ihm einen
Shakespeare gemacht, »Maß für Maß«, ein
Stück, das sich mit dieser Frage beschäftigt. Er spielte den Herzog und meinte, die
Menschen seien nicht zur Macht begabt.
Wie also ist mit diesem Problem umzugehen, dass die Macht durch die Macht ins
Lächerliche gezogen wird?
TO: … gäbe es überhaupt kein Sprechen. Deshalb bewundere ich Ihren Mut
so sehr, von Ihrer Scham zu sprechen. Es
ist mutig, weil das kein Brief an Ihren besten Freund ist, sondern ein Buch, das veröffentlicht wurde; das würde ich mich nie
trauen, ich spreche fast nie darüber. Meine Familie war absolut nicht akademisch.
Aber sie haben das Theater geliebt. Und
meine Mutter verfolgte bis zu ihrem viel zu
frühen Tod alle meine Arbeiten. Sie träumte davon, bei einer Premiere dabei zu sein.
Und ich schämte mich zu sehr, um sie einzuladen. Ich konnte die Vorstellung nicht
ertragen, dass bei der Premierenfeier Leute sagen könnten: Wer ist diese merkwürdige Frau, die mit Thomas spricht …? Ah,
das ist seine Mutter!
DE: Unsere Aufgabe als Künstler und
Intellektuelle besteht in kritischer Wachsamkeit: uns immer gegen die Macht zu
stellen, selbst wenn es eine linke Macht ist,
die uns angeblich vertritt. Wir müssen auf
Seiten der Schutzlosen stehen. Aber wie
kann man erreichen, dass die Schutzlosesten im politischen Raum vertreten sind? Es
fehlt die Vertretung der unteren Klassen im
politischen Raum. Dabei gab es das vor 30
Jahren noch. Und es ist immer deprimierend zu denken, dass in der akademischen
Welt kein einziger Professor aus einem einfachen Milieu stammt. Denn wenn man aus
einem Arbeitermilieu kommt, kennt man die
Wirklichkeit; und die Tatsache, dass kein
Soziologe oder Historiker aus der Welt der
Arbeiter kommt, führt zu starken Verzerrungen in den Darstellungen, selbst wenn sie
sich als »wissenschaftlich« präsentieren.
DE: Ich kenne dieses Schamgefühl.
Als ich dieses Buch geschrieben habe,
war das die Auswirkung einer persön­
lichen Krise. Als mein Vater gestorben ist,
habe ich aus irgendeinem Grund plötzlich
meine Vergangenheit wiedergefunden; die
Arbeiterklasse in mir; alles, was ich beiseite geschoben hatte, das aber immer noch
da war; und ich sagte mir: Im Grunde bin
ich ein geteiltes Wesen. Es gibt im sozialen Leben eine Klassenstruktur, und ich
bin eine Art lebende Inkarnation davon. Ich
wirke an der Klassenherrschaft mit, indem
ich mich meiner Vergangenheit als Arbeitersohn schäme. Ich bin links, ich kämpfe
für die Rechte der Arbeiter; und gleichzeitig wirke ich durch dieses Schamgefühl,
das ich in Bezug auf meine Familie empfinde, an der Erhaltung der Klassenstruktur
der Gesellschaft mit.
Interview
TO: Es war also mehr eine politische
Aktion als eine Mutprobe? Eine mutige politische Aktion.
DE: Es war für mich sehr schwierig, dieses Buch zu schreiben, und als ich
es meiner Herausgeberin schickte, war
sie sehr glücklich. Und dann schickte ich
ihr eine Nachricht und sagte: »Ich möchte, dass wir die Veröffentlichung zurückziehen.« Sie sagte mir: »Aber es ist schon
in der Druckerei, das Buch wird erscheinen.« Ich dachte: Es ist Wahnsinn, das zu
tun – für mich, für meine Familie. Das ist
ein zu persönliches Buch. Aber tatsächlich
habe ich hunderte Briefe von Menschen
erhalten, die mir sagten: Sie beschreiben
da mein Leben. Also habe ich mir gesagt:
Das ist keine individuelle Erfahrung. Es ist
eine kollektive Erfahrung, die sich bislang
nicht ausdrücken konnte. Also hatte ich –
um Sartres Begriffe zu übernehmen – eine
Art Übergang von der Serialität zum Kollektiv vollzogen.
FB: In Ihrem Buch präsentieren Sie
zwei Arten von Scham: die Scham aufgrund der Herkunft aus der Arbeiterklasse; und die Scham aufgrund der Zugehörigkeit zu einer sexuellen Minderheit. Um
Ihre Scham wegen Ihrer Homosexualität
zu überwinden, mussten Sie in Ihrer Biographie die Klassenherkunft ausblenden.
Allerdings sind, aus der Perspektive einer
Emanzipationsbewegung gedacht, beide
Arten von Scham das Produkt der Machtmechanismen einer bürgerlichen Gesellschaft. Und insofern liegt vielleicht genau
darin das große Problem der zeitgenössischen Linken, dass es scheint, als seien diese beiden Gebiete – die doch zwei
Seiten eines einzigen Kampfes sind: des
Kampfes gegen die wirtschaftliche Unterdrückung und des Kampfes für die Rechte
der Minderheiten – miteinander inkompatibel. Slavoj Žižek meinte in Bezug auf Hillary
Clinton, dass der Neoliberalismus sich
heutzutage leicht der Frage der Minderheiten annimmt. De facto ist es für die Industriemacht gleich, ob Sie zugewandert,
schwarz, homosexuell sind oder nicht, alles ist in Ordnung, sofern Sie nur Kunde
und Konsument sind.
DE: Sie können Kunde und Konsument sein, aber als Schwarzer sind sie
trotzdem Opfer einer Herrschaftsform.
Žižek sieht nur eine Herrschaftsform, die
wirtschaftliche Herrschaft. Ich finde seine
Aussagen – verzeihen Sie – empörend,
widerlich. Wenn Sie schwarz sind und
22
Opfer von Rassismus, erleben Sie nicht
nur Beleidigungen, sondern körperliche
Aggression. Und als Schwuler weiß ich,
wie oft ich beleidigt, bedroht wurde, und
natürlich ist meine Existenz als Schwuler
heute mit dem Neoliberalismus kompatibel. Und trotz allem möchte ich nicht unter dem Vorwand, dass sie mit dem Neoliberalismus kompatibel sind, auf meine
Rechte als Schwuler verzichten. Ebenso
verhält es sich mit dem Recht auf Abtreibung: Die Frauen haben sich das Recht
auf Abtreibung erkämpft, sie haben es bekommen; es ist vollkommen kompatibel
mit dem Neoliberalismus, und ich denke,
es ist trotz allem wichtig. Die Rechte von
gleichgeschlechtlichen Paaren und Familien mit homosexuellen Eltern zum Bespiel sind sehr wichtig: Natürlich sind sie
mit dem Kapitalismus kompatibel, obwohl
weder die Kapitalisten noch die neoliberale Rechte es sehr gerne sehen. Aber
es sind sehr wichtige Rechte. Übrigens
muss ich anmerken, dass ich nicht oft erlebt habe, dass Margaret Thatcher oder
Ronald Reagan meine Rechte verteidigten – vielmehr habe ich sie gemeinsam
mit anderen erobert; das waren nicht die
neoliberalen Politiker. Alles, was gewissen Leuten nicht passt, wird dem Neoliberalismus zugeschrieben. Das sind Leute,
die ihren homophoben, antifeministischen
Impulsen einen theoretischen Rahmen geben. Ihr lacanianisches Denken wird zum
allgemeinen Interpretationsrahmen: Wenn
alles schiefläuft, dann deshalb, weil es
keine Väter mehr gibt und junge Männer
einen Vater brauchen; die von den Feministinnen errichtete postpatriarchale Gesellschaft muss angeprangert werden;
und wir müssen zur Polarität Frau/ Mann
zurückkehren, usw.; wenn das also für sie
nicht mit dem Neoliberalismus kompatibel
ist, überlasse ich sie ihren autoritären, populistischen, männerzentrierten und heterosexistischen Wahnvorstellungen.
Die Diskurse dieser Leute sind ganz einfach antifeministisch, homophob … Was
sie »Revolution« oder »Kommunismus«
nennen, macht mir Angst. Das weckt in
mir die Angst, die ich als Jugendlicher hatte, als das »scared gay kid«, um das es in
einem Gedicht von Ginsberg geht. Wir
müssten also wieder den Mund halten? In
das Schweigen zurückfallen, aus dem wir
uns unter so vielen Schwierigkeiten glücklicherweise befreit haben? Man hat den
Eindruck, der große Feind dieser pseudorevolutionären Linken – die, man beachte,
dasselbe sagt wie die katholische extreme Rechte – sei das Erbe des Mai 1968.
Interview
Und ich möchte eben dieses vielgestaltige
Erbe verteidigen und erneuern.
FB: Diese machistischen und antifeministischen Impulse in der zeitgenössischen Linken sind vielleicht die Verlängerung eines inhärenten Widerspruchs über
fast die gesamte Geschichte der klassischen Linken hinweg – insbesondere der
marxistisch inspirierten Linken, wie Sie
bereits erwähnt haben: die Unterdrückung
von Minderheiten, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie – und nebenbei
bemerkt auch der Faschismus – werden
nur als Resultat der Machtmechanismen
des Kapitalismus und seines Klassensystems wahrgenommen. Sie werden demnach verschwinden, sobald eine klassenlose Gesellschaft geschaffen wird. Nehmen
wir das Beispiel des verstorbenen Führers
der kubanischen Revolution: Er verkündete
die Gleichheit der Geschlechter und der
Rassen. Doch in Wirklichkeit herrschte
das, was der Volksmund »machismo-leninismo« nannte: Das Politbüro bestand fast
ausschließlich aus weißen, heterosexuellen Männern, während die Homosexuellen zum Produkt der westlichen Dekadenz
erklärt und in tropische Gulags gesperrt
wurden. Welche mögliche Traditionslinie, welche möglichen Modelle sehen Sie
also für eine emanzipatorische Linke von
heute, die die Fragen des Klassenkampfs
und des Kampfs für die Minderheiten vereinen würde? Sie zitieren übrigens in Ihrem Buch einen schönen Satz aus den
Demonstrationen vom Mai ’68: »Französischer Arbeiter, migrantischer Arbeiter: derselbe Chef, derselbe Kampf« …
DE: Ich denke, wir müssen uns von
der Idee der Homogenität der politischen
Zeitlichkeit verabschieden, die allein von
der Instanz der Wirtschaft bestimmt wird.
Die Zeit der Politik ist grundsätzlich heterogen: Kämpfe brechen aus, verfestigen
sich, dauern an, um diesem oder jenem
Herrschaftsmodus, dieser oder jener Form
von Macht zu trotzen, und jeder dieser
Kämpfe hat seine Geschichte, seine Dyna­
mik, seine Erfolge und Misserfolge … Aber
an diesen Verwerfungen in der Kontinuität
der sozialen Ordnung, an diesen Bruchlinien muss die Arbeit des kritischen Denkens
ansetzen. Die feministischen Bewegungen, die LGBT-Bewegungen, die antirassistischen Bewegungen, die Bewegungen
für Minderheitenrechte, die Umweltbewegungen erweitern schon seit langem das
Feld der Politik. Und auf diese Pluralität
der Bewegungen und Kämpfe stützt sich
die Linke, ebenso wie auf die Kämpfe der
Arbeiterbewegungen oder der unteren
Klassen. Ich habe bereits genügend verurteilt, dass die Linke an der Regierung die
unteren Klassen vergessen hat, um nicht
zu akzeptieren, dass wir heute aufgefordert
werden, umgekehrt die Kämpfe zu vergessen, die – um sie zu disqualifizieren – als
»Identitätskämpfe« bezeichnet werden. Alle
diese Kämpfe sind jedoch ganz gleich legitim. Sie überlappen sich allerdings nicht
unbedingt. Jeder verteidigt spezifische Interessen. Und diese können sogar miteinander in Konflikt geraten, manche Kämpfe
können bei anderen Kämpfen sogar Unverständnis oder Ablehnung hervorrufen. Das
ändert absolut nichts daran, dass sie sich
auch überschneiden können: der Kampf
der Frauen für das Recht auf Abtreibung
und Verhütung hat auch den Arbeiterinnen
genutzt, das versteht sich von selbst. Und
wir haben bereits auf die Intersektionalität hingewiesen: Eine prekäre schwarze
Frau befindet sich am Schnittpunkt mehrerer Herrschaftsformen und daher mehrerer Kämpfe, und eben ausgehend von
dieser vielfach dominierten Identität ist es
möglich, eine komplexe und radikale Gesellschaftskritik anzusetzen. Es gibt Augenblicke, an denen sich die Kämpfe synchronisieren: noch einmal der Mai 1968 in
Frankreich. Ansonsten, in den weniger intensiven Perioden, müssen wir wahrscheinlich im gleichen Sinne weitermachen und
dabei den gesellschaftlichen Kampf als Koexistenz einer Vielfalt von politischen, sozialen, kulturellen Bewegungen verstehen.
Eine Art von permanentem Mai ’68, wenn
Sie so wollen.
Aus dem Französischen von Brita Pohl.
23
Überall
witterst
du Ver­
rat.*
*aus: »Professor Bernhardi«
»Professor Bernhardi« von Arthur Schnitzler, Regie: Thomas
Ostermeier
In einer Fassung von Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer
Mit: Damir Avdic, Veronika Bachfischer, Thomas Bading, Robert Beyer, Johannes Flaschberger, Christoph Gawenda, Moritz
Gottwald, Jörg Hartmann, Laurenz Laufenberg, Eva Meckbach, David Ruland, Sebastian Schwarz, Konrad Singer, Lukas
Turtur, Hans-Jochen Wagner
Bühne: Jan Pappelbaum Kostüme: Nina Wetzel Musik: Malte Beckenbach Bildregie: Matthias Schellenberg Kamera: Moritz von Dungern, Joseph Campbell, Florian Baumgarten Videodesign: Jake Witlen Dramaturgie: Florian
Borchmeyer Licht: Erich Schneider Wandzeichnungen: Katharina Ziemke
Premiere am 17. Dezember 2016
de Internist Bernhardi, Direktor einer renommierten Privatklinik,
verweigert einem Pfarrer, der eine Patientin die Sterbesakramente
spenden möchte, den Zugang zu deren Zimmer. Im Endstadium
einer tödlichen Blutvergiftung, Folge einer unsachgemäßen
Abtreibung, deliriert die junge Frau, sie sei völlig geheilt. Bernhardi
hält es für seine ärztlich-humanistische Pflicht, ihr ein »glückliches
Sterben« zu ermöglichen und sie nicht aus dieser Illusion zu reißen.
Der Pfarrer wiederum besteht auf seinem religiösen Auftrag als
Seelsorger. Beide scheitern: Während sie diskutieren, verstirbt die
Kranke – zuvor noch alarmiert durch das Pflegepersonal, das
gegen den Willen des Arztes den Besuch des Pfarrers ankündigte. Für den jüdischstämmigen Bernhardi weitet sich der unglückliche Zwischenfall rasch zu einem politischen Skandal aus, der
seine Existenz und die der Klinik zu ruinieren droht.
»Professor Bernhardi« ist einer der wenigen dramatischen Texte,
die minutiös einen beruflichen Kontext jenseits der emotionalen
und familiären Hintergründe seiner Figuren entfalten. Die Arbeitswelt des Krankenhauses wird zugleich zum modellhaften Ausschnitt einer von Karrierismus, Konkurrenz und Ressentiment
dominierten Gesellschaft, deren unterschwellige Triebkraft der
Antisemitismus ist. In seiner Inszenierung von Schnitzlers Komödie – als die der Autor sein Stück doppelbödig bezeichnete –
geht Thomas Ostermeier dabei besonders der Frage nach, wie
ein isolierter Vorfall von einer Gruppe systematisch für die eigenen Machtbestrebungen und Partikularinteressen instrumentalisiert werden kann; wie scheinbar unbestreitbare Fakten diskursiv
so weit verbogen und relativiert werden, bis das »objektiv Richtige« zusehends seine bestimmbaren Konturen verliert. Was bleibt
von der Wahrheit übrig, wenn sie zwischen divergierenden
Deutungen immer weiter zerrieben wird?
Premiere
en Specialist for internal medicine Bernhardi, the director of a
prestigious private clinic, refuses to allow a priest into the room
of a patient to whom the priest wants to give the last rites. In the
final stages of a deadly sepsis, caused by an improper abortion, the delirious young woman believes she is fully recovered
and Bernhardi sees it as his medical duty to grant her a »happy
death« and not to destroy her delusion. The priest in turn insists
upon his religious mission as the saviour of souls. Both men fail:
whilst they argue, the patient dies – but not before she has been
startled by the nursing staff who, against the doctor’s wishes,
have announced the priest’s visit. For Bernhardi, who is of Jewish
descent, this unfortunate incident quickly escalates into a political scandal which threatens to ruin his existence and that of the
clinic. He is accused of a targeted attack on the religious feelings
of Christians. Soon a rampant latent anti-Semitism breaks out
into the open. The clinic’s board of trustees resigns as a protest against Bernhardi. »Professor Bernhardi« is one of the few
dramatic texts which meticulously develops a professional context
beyond the emotional and family backgrounds of its characters.
At the same time, the hospital workplace comes to represent a
cross section of a society dominated by careerism, competition
and resentment, underpinned by the latent driving force of its antiSemitism. In his production of Schnitzler’s comedy – as the writer
ambiguously termed his play – Thomas Ostermeier particularly explores the question of how a group can systematically manipulate
an isolated incident in order to serve its own aspirations for power and special interests; how apparently incontestable facts can
be twisted and relativised to the point where the »objective truth«
rapidly loses its definable shape. What remains of the truth when
it is increasingly crushed between opposing interpretations?
25
O mein
Gott, ich
bin tot.*
*aus: »Der eingebildete Kranke«
»Der eingebildete Kranke« von Molière, Regie: Michael Thalheimer
Deutsch von Hans Weigel
Mit: Iris Becher, Jule Böwe, Ulrich Hoppe, Peter Moltzen, Felix Römer, Renato Schuch, Kay Bartholomäus Schulze, Alina
Stiegler, Regine Zimmermann
Bühne: Olaf Altmann Kostüme: Michaela Barth Musik: Bert Wrede Dramaturgie: Maja Zade Licht: Norman Plathe
Premiere am 18. Januar 2017
de Argan hat Angst vor dem Tod. Um sich davor zu schützen,
beobachtet er akribisch jede minutiöse Veränderung seines
Körpers, spürt und horcht nach eventuellen Krankheiten. Er lässt
sich täglich den Darm reinigen, schluckt unnötige Pillen, trinkt
teure, speziell für ihn gefertigte Mixturen und ernährt so ein
ganzes Heer von Ärzten. Doch nicht nur die Mediziner gieren
nach seinem Geld: Béline, seine zweite Ehefrau, täuscht die
Liebe zu ihm nur vor und arbeitet heimlich daran, die Kontrolle
über sein Vermögen zu erlangen. Als Argan seine Tochter
Angélique dazu zwingen will, in eine Arztfamilie einzuheiraten,
damit er rund um die Uhr betreut werden und gleichzeitig Geld
sparen kann, bittet Angélique ihre Dienerin um Hilfe. Toinette hat
die Ereignisse im Haushalt lange kritisch beobachtet und beginnt
eine Intrige zu spinnen, die Argan endgültig die Augen öffnen
soll: über seine eigene Hypochondrie, die parasitären Ärzte und
seine betrügerische Frau ...
Argan is terrified of death. To protect himself against it, he
painstakingly observes every minute change in his body, on
the constant lookout for potential diseases. He has his bowel
cleansed on a daily basis, takes unnecessary pills, swallows
expensive tonics mixed especially for him and so feeds an entire
army of doctors. But it is not just the medics who are after his
money: his second wife Béline only pretends to love him whilst
secretly plotting for control over his fortune. When Argan wants
to force his daughter Angélique to marry into a family of doctors
so he can secure round-the-clock treatment whilst at the same
time saving money, Angélique asks her maid Toinette for help.
Toinette has been observing the household’s goings on with a
critical eye for some time and begins to plot an intrigue which is
intended to finally open Argan’s eyes to his own hypochondria,
his parasitic doctors and his deceitful wife ...
Molières letztes Stück ist eine große Charakterstudie über einen
Mann, der mit seinem Wahn und seiner Egomanie sein ganzes
Umfeld beherrscht, und eine scharfe Analyse der Mechanismen
der Manipulation und des Betrugs. Molière selbst spielte die
Titelrolle in seiner eigenen Inszenierung im Pariser Théâtre du
Palais-Royal; während der vierten Vorstellung, am 17. Februar
1673, bekam er einen Blutsturz und starb wenige Stunden später.
Molière’s final play is a grand character study of a man who controls everything around him with his delusions and egomania, and
an astute analysis of the mechanisms of manipulation and deceit.
Molière himself played the title role in his own production at the
Théâtre du Palais-Royal in Paris. During the fourth performance,
on 17 February 1673, he suffered a violent haemorrhage and died
a few hours later.
Michael Thalheimer, der bereits 2013 an der Schaubühne
»Tartuffe« inszenierte, setzt mit »Der eingebildete Kranke« seine
Beschäftigung mit Molière fort.
Michael Thalheimer, who already directed »Tartuffe« at the
Schaubühne in 2013, now continues his work on Molière with
»The Imaginary Invalid«.
Premiere
en
27
In Europa
wird kein
gutes Brot
mehr ge­
backen.*
*aus: »Toter Hund in der Chemischen Reinigung: Die Starken«
»Toter Hund in der Chemischen Reinigung:
Die Starken« von Angélica Liddell, Regie: Angélica Liddell
Deutschsprachige Erstaufführung
Deutsch von Klaus Laabs
Mit: Damir Avdic, Iris Becher, Ulrich Hoppe, Renato Schuch, Lukas Turtur, Regine Zimmermann
Bühne und Kostüme: Angélica Liddell Mitarbeit Regie: Gumersindo Puche Sounddesign: Antonio Navarro Licht: Carlos Marquerie Dramaturgie: Florian Borchmeyer Premiere am 30. März 2017
de Die spanische Autorin, Regisseurin und Performerin Angélica
Liddell gehört zu den herausragenden Figuren der internationalen Theaterszene. Sprachmächtig schreibt sie in ihren Texten
gegen Gewalt, Chauvinismus und Vulgarität an und entdeckt dabei stets die größten Abgründe und Widersprüche in sich selbst.
Mit »Toter Hund in der Chemischen Reinigung: Die Starken«
inszeniert sie zum ersten Mal einen Text mit einem deutschen
Ensemble. Europa in einer dystopischen Zukunft: Die Regierung
hat die Phase der »Sicherheit« ausgerufen. Alle Migranten sind
deportiert, jede Kriminalität eliminiert. Nur in einer chemischen
Reinigung treffen fünf marginalisierte Existenzen aufeinander,
in deren Geschichten buchstäblich die »schmutzige Wäsche«
gesellschaftlich verdrängter Erniedrigung, Ausgrenzung und
Schuld ans Tageslicht kommt. Reinigungsangestellter Octavio
treibt Unzucht mit der Wäsche seiner Kunden und klammert
sich in zweideutiger Weise an seine Schwester, die Prostituierte
Getsemaní. Zu ihnen flüchtet der Museumswächter Lazar, der
seinen Job quittiert hat, da ihm die Sicherheit der Kunstschätze
Panikattacken verursacht. Lazar begehrt die Lehrerin Hadewijch,
die ihren letzten Arbeitsplatz verlor, weil sie Sex mit einem Zwölfjährigen hatte. In der Reinigung sucht sie nach ihrem entlaufenen
Hund Rameau – ohne zu wissen, dass dieser von Octavio in
einem Anfall von Verfolgungswahn erschlagen wurde. Der tote
Hund meldet sich allerdings in höchst vitalen Beschimpfungskaskaden zu Wort: Dargestellt wird er von einem Schauspieler,
dessen Gage für die Theaterleitung billiger kommt als die eines
Hundes. Durch den geheimnisvollen Combeferre, Spielmeister
dieser schmerzhaften Versuchsanordnung, verwebt Liddell die
Handlung mit den Schriften Rousseaus und Diderots. Dabei entsteht das Schreckensszenario einer degenerierten Gesellschaft,
die durch das Versprechen von absoluter Sicherheit ihre Freiheit
verloren hat: Die Grenzen sind zu, aber die Menschen leben
noch immer in Angst und Paranoia.
Premiere
The Spanish writer, director and performer Angélica Liddell
is one of the most prominent figures in the international theatre
scene. With her texts she eloquently rails against violence, chauvanism and vulgarity and, in doing so, always discovers the most
yawning abysses and largest contradictions to be in herself.
»Dead Dog at Dry Cleaners: The Strong« is the first text she is
staging with a German ensemble.
Europe in a dystopian future: the government has declared a
period of »security«. All immigrants have been deported, all crime
has been eliminated. But in one dry cleaner’s five marginalised
souls meet whose stories literally bring to the light of day the
»dirty linen« of humiliation, exclusion and guilt that society has
repressed.
Dry-cleaner Octavio fornicates with his customers’ washing and
clings onto, in both senses of the word, his sister, the prostitute
Getsemaní. Taking refuge with them is museum guard Lazar who
has quit his job because being responsible for the security of
works of art causes him to have panic attacks. Lazar lusts after
the teacher Hadewijch who lost her last job because she had sex
with a 12-year-old boy. She comes into the dry cleaners searching for her lost dog Rameau – not realising he has been slain by
Octavio in a fit of paranoia. The dead dog is nevertheless given
striking voice in a colourful stream of abuse – he is played by an
actor whose performance fee is cheaper than that of a real dog.
Via the mysterious Combeferre, puppet-master of this painful experimental set-up, Liddell interweaves the plot with the writings
of Rousseau and Diderot and, in doing so, creates the nightmare
scenario of a degenerate society which, through the promise of
absolute security, has lost its freedom: the borders are closed
but the people still live in a constant state of fear and paranoia.
en
29
Festival Internationale Neue Dramatik: »Demokratie und Tragödie«
30. März – 9. April 2017
Die europäischen und westlichen Demokratien befinden sich in
einem einschneidenden Umbruchprozess: Staatspleiten, stärkerer
Einfluss von Wirtschaftsinteressen und Lobbyismus auf politische
Entscheidungen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich,
Arbeitslosigkeit, Terrorismus, knappe Ressourcen, zurückkehrender Nationalismus und Rechtspopulismus bedrohen sozialen Frieden, Solidarität und offene Grenzen. Vor dem Hintergrund dieses
düsteren Panoramas versammelt das Festival Internationale Neue
Dramatik 2017 unter dem Motto »Demokratie und Tragödie« Inszenierungen von international renommierten Theatermacher_innen.
Seit der griechischen Antike sind Demokratie und Tragödie miteinander verbunden. Denn hinter der attischen Demokratie stand die
Erfahrung der Tragödie als politisches Bewusstsein und Beschreibung des Daseins. Die versammelte Öffentlichkeit sollte sich über
die Darstellung all der Affekte und schuldhaften Verstrickungen,
welche in der politischen Wirklichkeit verdrängt wurden, durch Mitleid und Erschrecken von ebenjenen reinigen.
de
Anknüpfend an diese Ursprünge des Theaters beschäftigen
sich die bei FIND 2017 präsentierten Arbeiten mit dem aktuellen Stand der Demokratie, ihrer Gefährdung, ihrer verdrängten
Schuld und ihren Widersprüchlichkeiten. Sie befragen das gesellschaftliche und familiäre Erbe, unsere Konzepte von Gemeinschaft sowie den Platz des Individuums darin und denken auf der
Bühne darüber nach, wie wir in Zukunft zusammen leben können.
Angélica Liddell (Madrid) arbeitet zum ersten Mal an einem En­
semble-­Theater und inszeniert mit Schauspielerinnen und Schauspielern der Schaubühne »Toter Hund in der Chemischen Reinigung: Die Starken«. Aus der Perspektive der heutigen (Post-)Demokratie blickt Romeo Castellucci (Cesena) auf »Democracy in
America« (1835) von Alexis de Tocqueville als Wendepunkt des
europäischen Denkens über das Staatswesen. Assoziativ folgt
Castelluccis Inszenierung der Geschichte dieses jungen Franzosen, der mit Erstaunen und Erschrecken auf die amerikanische
Demokratie blickt. »Tristesses. Une comédie« von Anne-Cécile
Vandalem (Brüssel/Liège) spielt in einem Europa der Gegenwart, in dem Rechts­populisten zunehmend Einfluss gewinnen, unter ihnen die nordeuropäische »Partei des völkischen Erwachens«
von Martha Heiger. Auf der fiktiven dänischen Insel »Tristesses«
wird die Leiche von Marthas Mutter gefunden. Sie hat sich erhängt und ist in eine dänische Flagge gewickelt. Martha kommt
zur Beerdigung. Zwei junge Mädchen planen, die Politikerin, die
ihre Zukunft bedroht, zu vernichten. Doch am Beerdigungstag
kippt die Situation. Mit schwarzem Humor legt Vandalem die Hysterisierung gegenwärtiger Politik offen. Die Inszenierung »Hamnet« des irischen Theaterkollektivs Dead Centre (Dublin/London)
ist Shakespeares einzigem Sohn gewidmet, der im Alter von elf
Jahren starb. Aus allen Stücken Shakespeares werden die Szenen gesampelt, in denen Eltern mit ihren Kindern sprechen. Das
Publikum nimmt die Rolle der Eltern an. Es entwickelt sich ein
Denk­raum zwischen zwei Generationen, die sich befragen, welches Erbe sie weitergeben und erhalten wollen. Das kolumbianische Kollektiv Mapa Teatro (Bogotá) zeigt »Anatomie der Gewalt
in Kolumbien«, ein Panorama der Welle der Gewalt, die das Land
seit über einem halben Jahrhundert bestimmt. Teil 1 verwandelt
ein afro-kolumbianisches Ritual in eine delirierende Performance:
Maskierte, als Frauen verkleidete Männer ziehen durch die Straßen und peitschen alle aus, die nicht maskiert und transvestiert
sind. Teil 2 führt den Geist eines ermordeten Drogenmafia-Chefs
vor, der im kolumbianischen Dschungel in Begleitung seiner Braut
den Gespenstern der eigenen Vergangenheit in die Augen sehen
muss. In Teil 3 wartet eine Familie vorm Radio auf die Nachricht
einer Revolution, die nie stattfinden wird. Christophe Meierhans
(Brüssel) zeigt mit »Verein zur Aufhebung des Notwendigen« ein
Abendessen über die Demokratie. Die Zuschauer bereiten nach
einem von Meierhans verfassten Kochbuch ein Zwei-Gänge-Menü
samt Apéro und Getränken zu. Die Küche wird zum Theaterkollektiv oder individuell getroffener, allgemein bindender Entscheidungen. Das Essen schmeckt so wie deren Summe – ein Experiment
mit offenem Ausgang.»Acceso« ist die erste Theaterarbeit des
vielfach preisgekrönten chilenischen Filmregisseurs (»Neruda«,
»Jackie«, »El Club«) Pablo Larraín (Santiago de Chile). Der
Schauspieler Roberto Farías ist darin Sandokan, ein Außenseiter,
der im Transantiago-Bus Billigprodukte an die Leute bringt. Nach
und nach er­­zählt er aus seiner Vergangenheit, die geprägt ist von
Armut, Gewalt und sexuellem Missbrauch, und entwirft eine schonungslose Anklage gegen ein tief korruptes System. »Tijuana« des
jungen mexikanischen Theaterkollektivs Lagartijas tiradas al sol
(Mexiko Stadt) ist Teil eines Triptychons mit dem Titel »Die Demokratie in Mexiko« und basiert auf einem realen Selbstversuch:
Autor und Performer Gabino ­Rodríguez arbeitet sechs Monate
für den Mindestlohn unter falscher Identität in einer Montagefabrik der Grenzstadt Tijuana. Dabei wird er nicht nur mit menschenverachtenden Ausbeutungsmethoden und einer aus dem Versagen staatlicher Ordnung resultierenden Selbstjustiz unter den Arbeitern konfrontiert, sondern auch mit seinen eigenen Widersprüchen und sozialen Vorurteilen als bürgerlicher Künstler.
Weitere Programmpunkte werden Ende Februar bekannt gegeben. Und natürlich gibt es Publikumsgespräche, Diskussionsformate und Partys.
Gefördert durch die
Festival Internationale Neue Dramatik »Demokratie und Tragödie«
30
Festival of International New Drama: »Democracy and Tragedy«
30th March – 9th April 2017
en European and Western democracies find themselves in a se­
vere process of radical change: national bankruptcies, an evergrowing influence of economic interests and lobbying on political
decision-making, the increasing gulf between the rich and the
poor, unemployment, terrorism, scarcity of resources and the
reversion to nationalism and right-wing populism threaten social
harmony, solidarity and open borders.
Against the backdrop of this gloomy panorama, the 2017 Festival
of International New Drama is drawing together productions from
internationally renowned theatre-makers under the collective title
of »Democracy and Tragedy«, two concepts which have been
closely linked since Ancient Greece. For Attic democracy was
predicated upon the experience of tragedy as political consciousness and a delineation of existence. The depiction of all
the emotions and culpable entanglements which were repressed
in political reality was intended to purge the gathered public, via
pity and fear, of those very emotions and entanglements.
Following these origins of the theatre, the works presented in
FIND 2017 address the current state of democracy, its imperilment, repressed guilt and contradictions. They interrogate social
and family inheritances and our concept of community as well as
the individual’s place within it and use the stage to contemplate
how we can live together in the future.
Angélica Liddell (Madrid) is working for the first time with an
ensemble theatre, directs actors from the Schaubühne in her play
»Dead Dog at the Dry Cleaner’s: The Strong«. From the perspective of today’s (post)democracy Romeo Castellucci (Cesena)
identifies Alexis de Tocqueville’s »Democracy in America« from
1835 as the turning point in European thought about the state
per se. Castellucci’s production associatively follows the story of
this young Frenchman who contemplates American democracy
with both wonder and fear. »Tristesses. Une comédie« by AnneCécile Vandalem (Brussels/Liège) is set in a contemporary Europe where right-wing populists are gaining a growing influence,
including Martha Heiger’s North European »Party of National
Awakening«. On the fictional Danish island of »Tristesses« the
body of Martha’s mother is discovered. She has hanged herself
and is wrapped in a Danish flag. Martha attends her funeral. Two
young girls plot to assassinate this politician who is threatening
their future. But on the day of the funeral itself, the situation changes dramatically. Using black humour, Vandalem lays bare how
contemporary politics is rendered hysterical. The production of
»Hamnet« by Irish theatre collective Dead Centre (Dublin/London) is dedicated to Shakespeare’s only son who died at the age
of eleven. From all of Shakespeare’s plays, the scenes in which
parents talk to their children are sampled. The audience takes on
the role of the parents. A thinking space develops between two
Festival of International New Drama »Democracy and Tragedy«
generations who ask themselves which legacies they wish respectively to pass on and receive. The Colombian collective Mapa
Teatro (Bogotá) is showing »Anatomy of Violence in Colombia«, a
panorama of the wave of violence which has defined the country
for over half a century. Part 1 turns an Afro-Colombian ritual into
a delirious performance: masked men dressed as women trek
through the streets whipping everyone who is not masked and a
transvestite. Part 2 presents the ghost of a murdered drug mafia
overlord who, in the company of his bride, must look the ghosts of
his own past in the eye. In Part 3 a family wait in front of the radio
for news of a revolution that will never come to pass. In »Verein
zur Aufhebung des Notwendigen – A Hundred Wars to World
Peace« Christophe Meierhans (Brussels) throws a dinner party
about democracy. Following recipes from a cookery book written
by Meierhans, the audience prepares a two-course menu complete with appetisers and drinks. The kitchen becomes a theatre of
generally binding decisions made collectively or individually. The
food will taste exactly like the sum of these decisions – an experiment with an open ending. »Acceso« is the first theatrical work
by multi-award-winning Chilean film director (»Neruda«, »Jackie«,
»El Club«) Pablo Larraín (Santiago de Chile). Actor Roberto
Farías plays Sandokan, an outsider who flogs cheap goods to
passengers on the Transantiago bus. Bit by bit, he tells stories
from his past which was shaped by poverty, violence and sexual
abuse and creates a savage indictment against a deeply corrupt
system. »Tijuana« by young Mexican theatre collective Lagartijas
tiradas al sol (Mexico City) is part of a triptych entitled »Democracy in Mexico« and is based on an actual personal experiment:
for six months writer and performer Gabino Rodríguez worked for
minimum wage under an assumed identity on a factory assembly
line in the border city of Tijuana. Whilst there he was not only
confronted with inhuman methods of exploitation and vigilantism
amongst the workers as a result of a failing system of law and
order but also with his own contradictions and social prejudices
as a middle-class artist.
Information on further programme items will be available from
the end of February. And of course there will also be post-show
talks, panel discussions and parties.
Funded by the German Federal Cultural Foundation
31
Wir haben
ein Problem.*
*aus: »Peng«
»Peng« von Marius von Mayenburg, Regie: Marius
von Mayenburg
Uraufführung
Mit: Damir Avdic, Robert Beyer, Marie Burchard, Eva Meckbach, Sebastian Schwarz, Lukas Turtur
Bühne und Kostüme: Nina Wetzel Musik: Matthias Grübel Video: Sébastien Dupuoey Dramaturgie: Maja Zade
Premiere Anfang Juni 2017
de In eine Welt, in der alles gleichzeitig stattfindet, der Elternabend der Kinder, die Besetzung der Krim, die Frage, ob Filterkaffee vielleicht doch besser ist als Espresso, das Massaker an
Zivilisten im Südsudan, die Suche nach dem lichtdurchfluteten
Stuckaltbau und die endgültige Vernichtung unseres Planeten
durch Treibhausgase – in diese Welt wird ein Kind geboren, eine
Wassergeburt, ganz natürlich, ein namenloses Kind im Prenzlauer
Berg, das antritt, unser aller Leben zu verändern, ein für allemal.
Ein kleiner Junge, natürlich hochbegabt, der schon im Mutterleib
seine Zwillingsschwester erdrosselt, um rechtzeitig klarzumachen,
dass nichts, aber auch gar nichts ihn aufhalten wird auf seinem
Weg nach oben. Unaufhaltsam, unbeirrbar – weder Vater noch
Mutter, kein Lehrer und auch nicht der Drohnenkrieg der USA
werden ihn stoppen, wenn es darum geht, unserer Welt, die
gewaltig aus den Fugen eiert, seinen Stempel aufzudrücken. Je
heftiger er in den Weichboden stürzt, desto höher schnellt er danach empor. Und so erleben wir seinen rasanten Aufstieg, gegen
den Widerstand seiner hingerissenen Eltern, gegen die Schule
und alle Bildungsinstitutionen, die seiner Höchstbegabung nicht
gerecht werden können, gegen alles, was vor ihm da war und ihn
nicht bedingungslos liebt, gegen alles, was nicht für ihn ist und
sich weigert, ihn mit grenzenloser Macht auszustatten, gegen den
Rest einer Welt, die aus den Fugen – aber das hatten wir schon.
Wir erleben seinen Aufstieg, seinen Fall erleben wir nicht. Denn
nichts wird ihn stoppen. Nicht mal er selbst.
Premiere
In a world where everything happens at once – the school
parents’ evening, the occupation of the Crimea, the question of
whether filter coffee is better than espresso after all, the massacre of civilians in South Sudan, the search for a light-flooded
period flat with stucco and the ultimate destruction of our planet
by greenhouse gasses – into this world a child is born, a waterbirth, totally natural, a nameless child in Berlin’s Prenzlauer Berg
district who sets out to change all our lives once and for all. A
young boy, highly-gifted of course, who already in the womb
throttles his twin sister to make it crystal clear from the start
that nothing, but absolutely nothing will impede his progress to
the top. Inexorable, unswerving – neither his father nor mother,
neither a teacher nor USA drone warfare will stop him when it
comes to putting his mark on a world, our world, which is majorly
out of joint. The harder he falls onto the crash mat, the higher
he rebounds. And so we witness his swift ascent against the
opposition of his besotted parents, against the school and every
educational institute unable to cope with his extreme talent,
against everything which was there before him and fails to give
him unconditional love, against everything that is not on his side
and refuses to grant him unlimited power, against the rest of a
world which is majorly out of ... but we’ve had that already. We
witness his rise but not his fall. Because nothing will stop him.
Not even he himself.
en
33
»Dantons Tod« von Georg Büchner, Regie: Peter Kleinert
In einer Fassung des Ensembles
Mit: Jonas Dassler, Monika Freienberger, Lola Fuchs, Daniel Mühe, Vincent Redetzki, Esra Schreier, Lukas T. Sperber,
Gustav Schmidt, Paul Maximilian Schulze
Bühne: Alena Georgi Kostüme: Susanne Uhl Musikalische Leitung: Lenny Mockridge Dramaturgie: Nils Haarmann Licht: Erich Schneider
Premiere am 3. Dezember 2016
Koproduktion mit der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin und dem Théâtre National de Bretagne Rennes.
de Kann ein gerechtes System, in dem alle Menschen in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zusammenleben, politisch
durchgesetzt werden? Welchen Preis hat es, Verantwortung zu
übernehmen, gegen herrschendes Unrecht und für eine Utopie
zu kämpfen? Oder sollte man gar nicht erst kämpfen und gleich
resignieren, weil der Mensch, der immer auch »lügt, mordet,
stiehlt« zur Verwirklichung solcher Ideale einfach nicht fähig ist?
Im Jahr 1794 gerät die Französische Revolution endgültig in die
Krise: Zwar ist nach der Verkündigung der allgemeinen Menschenrechte, Verfassungsgebung und Bildung einer Nationalversammlung die Monarchie gestürzt und die Republik begründet,
die Träger der Revolution, das Volk und die einfachen Bürger,
leben jedoch weiterhin in Elend, Armut und Hungersnot. Die
Reichtümer der Entmachteten sind in den Händen einer neuen
Elite aufgeteilt und der herrschende Terror, nach dem König immer weiteren Gegnern der Revolution den Kopf abzuschlagen,
ist momentan das einzige, das voranschreitet. Unter den Revolutionären herrscht Uneinigkeit, wie nun weiter Politik gemacht
werden soll: Wie viel Freiheit darf in dieser Lage der Gleichheit,
wie viel Gleichheit der Freiheit geopfert werden? Robespierre
tritt dafür ein, die Gleichheit aller Menschen und der Besitzverhältnisse weiter durchzusetzen. Der Terror, jeden Gegner dieses
Ziels zu guillotinieren, ist ihm zu diesem Zweck ein legitimes Mittel. Danton schaut desillusioniert auf die Grausamkeiten, welche
die hohen Ideale der Revolution mit Blut besudelt haben. Er ist
der Ansicht, dass das Morden aufhören und eine neue Ordnung
etabliert werden muss, in der jeder in Freiheit leben und nach
seinem eigenen Vorteil streben darf. Er verteidigt damit nicht nur
die Menschlichkeit, sondern auch die eigenen Privilegien, denn
seit der Revolution lebt er in Reichtum und verbringt seine Zeit
lieber mit Prostituierten und Glücksspiel als mit Politik.
Peter Kleinert und sein Ensemble Studierender des 3. Jahres der
Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« nehmen den Konflikt zwischen Idealismus und Realpolitik in Büchners Stück zum
Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit der Frage nach der
Verwirklichung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der
Welt von heute.
Premiere im Studio
en Can a just system in which everyone co-exists in liberty,
equality and fraternity be politically achieved? What is the price
of taking on the responsibility to fight against prevailing injustice
and for a utopian dream? Or should we not bother to fight at all
and just give in because human beings who constantly »lie, kill
and steal« are simply not fit for the realisation of such ideals?
In 1794 the French Revolution is well and truly descending into
crisis: the proclamation of universal human rights, the creation of
a constitution and formation of a national assembly means the
monarchy is toppled and the republic is founded but the bearers
of the revolution, the people and the common citizens, continue
to live in misery, poverty and starvation. The spoils of the deposed have been divided up into the hands of a new elite and
the Reign of Terror which decapitates the king and countless
other opponents of the revolution is the only thing currently
making any progress. Discord rules amongst the revolutionaries
about which political direction to take from here: in such a
situation, how much freedom may be sacrificed for equality, how
much equality for freedom? Robespierre champions universal
equality of all people and of property ownership. To him the
Terror, guillotining every opponent of this goal, is a legitimate
means of achieving this objective. Danton looks with disillusion
upon the barbarities which have besmirched the high ideals of
the revolution with blood. He believes the murdering must stop
and a new order be established in which everyone can live in
freedom and strive after their own interests. In this, he is defending not only humanity but also his own privileges: since the
revolution he has been living in luxury and prefers to spend his
time with prostitutes and gambling rather than with politics.
Peter Kleinert and his ensemble of third year students from
the »Ernst Busch« Academy of Dramatic Arts take the conflict
between idealism and pragmatism in Büchner’s play as a starting
point to explore the question of the realisation of liberty, equality
and fraternity in today’s world.
34
»LOVE HURTS IN TINDER TIM ES«
von Patrick Wengenroth, Realisation:
Patrick Wengenroth
Mit: Lise Risom Olsen, Andreas Schröders, Mark Waschke, Patrick Wengenroth und Matze Kloppe
Bühne: Mascha Mazur Mitarbeit Bühne: Céline Demars Kostüme: Ulrike Gutbrod Dramaturgie: Sina Katharina Flubacher
Musik: Matze Kloppe Premiere am 28. Januar 2017
Love is a catastrophe
Look what it’s done to me
Brought me down here so low
stranded, nowhere to go
(Pet Shop Boys)
de Der Mensch ist ein Abgrund. OK. Alles klar. Dann springen wir
doch mal rein. Kopfüber in diesen Schlamassel aus Sehnsüchten,
Ängsten, biologischen und sozialen Bedingtheiten. Deeply
(gender) troubled and deeply in need of love. Aber – Achtung!
Achtung! – LOVE IS A BATTLEFIELD und LOVE IS BLINDNESS und LOVE IS A CATASTROPHE und überhaupt: LOVE
HURTS. Soweit ist sich die Popkultur einig. LIEBE ist vor allem
eins: ein riesengroßer Müllberg, auf dem Frau und Mann und
alles dazwischen Zeit ihres Lebens herumkrabbeln und sich an
den ganzen fluffigen Kissen, die da zwischen den Scherben und
Stahlträgern herumliegen, blutige Schrammen holen. Und kaum
sind die Narben verschorft, verspüren sie den unheimlichen Drang
sie wieder aufzukratzen, um nachzuschauen, ob das Blut immer
noch so rot ist wie die berühmte Sonne, die angeblich andauernd bei Capri im Meer versinkt. Schluss damit. Machen wir den
unseligen Zweierbeziehungen endlich ein Ende – POLYAMORIE
ist das neue alte Ding! Ich bin ein Einhorn und liebe wen und so
viele ich will. Ich schmeiße jeden Tag die unfassbarsten Partys
in meinem Atelier und weißt du, was ...? DU BIST HERZLICH
EINGELADEN! WE ARE A MATCH! Denn nur FREUNDE sind
FRIENDS – BITTE BITTE KLICK MICH! JETZT und HIER!
Premiere im Studio
The human being is an abyss. Okay. Fine. Let’s jump right in.
Headlong into this mess of longings, anxieties, biological and
social determinations. Deeply (gender) troubled and deeply in
need of love. But – Look out! Beware! – LOVE IS A BATTLEFIELD and LOVE IS BLINDNESS and LOVE IS A CATASTROPHE and, anyway: LOVE HURTS. At least upon that, pop culture
is agreed. LOVE is, above all, a giant heap of rubbish upon
which woman and man and everything in-between spend their
lives crawling about, acquiring bloody scratches on all the fluffy
cushions strewn between the shards and steel girders. And no
sooner have the scars scabbed over then they have an incredible
compulsion to pick at them and see whether the blood is still as
crimson as the famous sun which seems to be constantly sinking
into the sea off the isle of Capri.
Enough of all that. Let’s finally bring this ill-fated monogamy
to an end – POLYAMORY is the new old thing! I am a unicorn
and I love whoever and as many as I want. Every day I throw
the most fantastic parties in my studio and guess what...? YOU
ARE CORDIALLY INVITED! WE ARE A MATCH! Because only
FRIENDS are friends – PLEASE, PLEASE CLICK ON ME!
HERE and NOW!
en
35
»Bella Figura«
von Yasmina Reza
Übersetzung von Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer
Uraufführung
Regie: Thomas Ostermeier
de Ein Mann und eine Frau auf einem Parkplatz eines Restaurants in der
Provinz. Sie, Andrea, eine alleinstehende Mutter und Pharma-Assistentin,
befindet sich noch immer im Auto. Ihr Liebhaber Boris, ein Glasereiunternehmer, versucht sie zum Aussteigen zu überreden – trotz des Fehlers, den
er gerade begangen hat: zu erwähnen, dass das Restaurant ihm von seiner
Frau empfohlen wurde ...
en A man and a woman in a car-park outside a country restaurant. She,
single mother and pharmaceutical technician Andrea, is still in the car.
Her lover, glazing entrepreneur Boris, is trying to persuade her to get out
– despite the faux-pas he has just commited: mentioning the fact that this
restaurant was recommended to him by his wife ...
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen.
»Dämonen«
von Lars Norén, Deutsch von Angelika Gundlach
Regie: Thomas Ostermeier
de Frank und Katarina, kinderlos und Ende dreißig, bekommen Besuch
von den Nachbarn Jenna und Tomas, die zwei Kinder haben. Der Abend
beginnt als freundliches »Paare besuchen Paare« und gleitet in eine Nacht
der ungeplanten Entgleisungen. Die vier verstricken sich in einer Kette von
Demütigungen, sexuellen Provokationen, ungewollten Beichten und exhibitionistischen Übergriffen.
en Frank and Katarina, childless and in their late thirties, receive a visit from
their neighbours Jenna and Tomas who have two children. The evening
begins innocuously as a friendly couples’ meeting and spirals into a night
of unplanned fauxpas, humiliations, provocations and attacks.
»Das Kalkwerk«
nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Bernhard
in einer Bühnenfassung von Philipp Preuss
Regie: Philipp Preuss
de Konrad ersteigert ein stillgelegtes Kalkwerk, um dort eine ein­zigartige
Studie über das Gehör zu verfassen. Seine gelähmte Frau dient ihm dabei
als Versuchskaninchen. Doch nach und nach erkennt Konrad, dass ihr die
Disziplin fehlt, um ihm zu helfen und er seine Studie nie zu Papier bringen
wird. Thomas Bernhards Roman, hier als Monolog adaptiert, erzählt die Geschichte einer verzweifelten Obsession.
en Konrad buys a house in a remote lime works to write a unique treatise
on hearing. His paralysed wife serves as his guinea-pig. Gradually Konrad
realizes that she lacks the discipline to help him with his experiments and
that he will never be able to put his thoughts down on paper. Thomas
Bernhard’s novel, here adapted as a monologue, tells the story of a desperate obsession.
»Der Fremde«
von Albert Camus, Deutsch von Uli Aumüller, in einer Bühnenfassung
von Philipp Preuss, Regie: Philipp Preuss
de Am Strand von Algier tötet der Franzose Meursault einen Araber. Im
anschließenden Gerichtsprozess verteidigt er sich nicht, obwohl am Ende
sein Todesurteil steht. Er, der passive Zuschauer seines Lebens, verfolgt
was ihm passiert so leidenschaftslos, als ginge es um einen Anderen.
Und es scheint, das Todesurteil würde weniger mit dem Mord an dem
namenlos bleibenden Araber begründet als mit eben jener Gleichgültigkeit
Meursaults, die dieser als der Welt inhärent begreift.
en On the beach at Algiers the Frenchman Meursault kills an Arab. He
offers no defence in the ensuing trial, although it will end in his death sentence. He, as the passive spectator of his own life, follows what is happening to himself so dispassionately as if it were happening to someone else.
And it appears that the reason for the death sentence is less the murder
of the Arab, who remains nameless throughout, than his own apathy which
Meursault understands to be inherent in the world.
Repertoire
36
»Der geteilte Himmel«
von Christa Wolf
Bühnenfassung von Armin Petras nach Motiven der gleichnamigen
Erzählung
Regie: Armin Petras
de In seiner Dramatisierung von Christa Wolfs Roman zeigt Armin Petras
eine berührende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Gründungsjahre der DDR und begibt sich auf die Reise in eine Zeit, in der Utopien noch
möglich schienen.
en In his adaptation of Christa Wolf’s novel Armin Petras tells a moving
love story set against the backdrop of the founding years of the GDR and
examines a time when utopias still seemed possible.
»Der talentierte Mr. Ripley«
von Patricia Highsmith, Deutsch von Melanie Walz
Eine Fassung von Jan-Christoph Gockel und Nils Haarmann
Regie: Jan-Christoph Gockel
Tom Ripleys große Chance: Ein reicher New Yorker Werftbesitz­er
schickt ihn nach Italien. Er soll dessen Sohn Dickie zurückholen, der dort
das süße Leben genießt. Ripleys Faszination für den charismatischen Playboy schlägt bald um in eine mörderische Sehnsucht: Dickie zu beseitigen
und in seine Identität zu schlüpfen.
en Tom Ripley’s big chance: A rich New York dockyard owner sends him
to Italy. He’s meant to bring the dockyard owner’s son Dickie, who is living
the good life, back home. Ripley’s fascination for this charismatic playboy
quickly takes a sinister turn; he murders him and takes on his identity.
Im Rahmen des europäischen Theaternetzwerks Prospero.
de
»Die Ehe der Maria Braun«
nach einer Vorlage von Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch: Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich
Regie: Thomas Ostermeier
de BRD zur Nachkriegszeit. Maria Braun treibt Tauschhandel und lässt sich
von einem GI aushalten. Als eines Tages ihr im Krieg verschollener Gatte in
der Tür steht, erschlägt sie ihren Liebhaber. Ihr Mann nimmt die Schuld auf
sich und geht für sie ins Gefängnis. Derweil spart Maria auf Wohlstand für
die Zeit nach der Entlassung. Ein Irrtum mit hohem Preis.
en Post-war West Germany. Maria Braun barters goods and allows a GI to
keep her. One day when her husband – presumed lost in the war – turns
up at her door, she bludgeons her lover to death. Her husband takes the
blame and goes to prison in her place. Meanwhile, Maria starts saving up
for better times after his release. An error with a high price.
Eine Übernahme der Münchner Kammerspiele.
»Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969«
von Frank Witzel
Theaterfassung von Armin Petras und Maja Zade
Uraufführung, Regie: Armin Petras
de Für die berührend-komische Geschichte eines Jungen aus der hessischen Provinz, der sich einbildet, dass er die Rote Armee Fraktion erfunden
hat, erhielt Frank Witzel 2015 den deutschen Buchpreis. Witzel zeigt eine
minutiöse Rekonstruktion der alten Bundesrepublik und das politische Erwachen eines Landes, das gerade beginnt, sich vom Muff der Nachkriegszeit zu befreien.
en Frank Witzel won the 2015 German Book Prize for his humorous yet
touching story of a boy from the Hessian provinces who convinces himself
he invented the Red Army Faction. Witzel shows a meticulous reconstruction
of the old West Germany and the political awakening of a country which is
just beginning to shake off the mustiness of the immediate post-war years.
Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart.
Repertoire
37
»Die kleinen Füchse – The Little Foxes«
von Lillian Hellman, Deutsch von Bernd Samland
Fassung für die Schaubühne von Thomas Ostermeier und
Florian Borchmeyer, Regie: Thomas Ostermeier
de Bankiersgattin Regina sehnt sich nach einem Leben in Auto­nomie. Anders als ihren beiden Brüdern Ben und Oscar ist es Regina nie gelungen,
eine eigenständige Existenz aufzubauen – jenseits ihrer Rolle als Ehefrau.
Als der attraktive Investor Mar­shall den Geschwistern eine Beteiligung an
einem lukrativen Unternehmen anbietet, sieht Regina ihre Chance gekommen: die Brüder benötigen ihre finanzielle Beteiligung.
en Regina, a banker’s wife longs for a self-determined life. Unlike her
brothers Oscar and Ben Regina has never managed to esta­blished an independent existence for herself outside her role as a wife. When Marshall,
an investor, offers the siblings a share in a soon-to-be launched company,
Regina sees her chance: her brothers need her financial contribution.
»Ein Volksfeind«
von Henrik Ibsen, Bearbeitung von Florian Borchmeyer
Regie: Thomas Ostermeier
de Badearzt Dr. Stockmann entdeckt, dass das Heilwasser seines Heimatorts verseucht ist. Das will er öffentlich machen. Honoratioren und Presse
sichern ihm Unterstützung zu. Nur sein Bruder, der Stadtrat, fürchtet um ein
Schwinden der Kurgäste und stellt sich ihm entgegen – mit allen Mitteln
der Intrige. Plötzlich schwindet Stockmanns Rückhalt. Welche Chance hat
die Wahrheit in einer durchökonomisierten Gesellschaft?
en Dr. Stockmann discovers that the source of drinking and spa water is
riddled with bacteria. He wants to publish these findings. Influential citizens
and local journalists promise their support. However, his brother Peter,
Member of City Council, raises some serious concerns: The economic
prosperity of the spa town will be threatened. Suddenly the support for
Stockmann begins to wane. What is the potential for transparency in a
commercialised society?
»FEAR«
Ein Stück von Falk Richter, Uraufführung
Regie: Falk Richter
de Falk Richters Stück untersucht mit Schauspielern und Tänzern eine
Gesellschaft, die zugleich in Angst und im Aufbruch lebt: Überall in Europa
kehren Nationalismus, Rassismus, Sexismus und ein längst überkommen
geglaubtes reaktionäres Denken zurück. Zugleich leben immer mehr Menschen jenseits simpler Definitionen von Zugehörigkeit, Familie, Beziehung
und Identität. Wie hält eine Gesellschaft diesen Zwiespalt aus?
en Collaborating with actors and dancers, Falk Richter’s play investigates a
society which exists simultaneously in a state of fear and activism: throughout Europe nationalism, racism, sexism and reactionary ideas long-believed to have been vanquished are once again rearing their heads. At the
same time, more and more people are living beyond simplistic definitions
of belonging, family, relationships and identity. How can a society sustain
such a dichotomy?
»Fräulein Julie«
frei nach August Strindberg
Eine Fassung von Katie Mitchell
Deutsch von Maja Zade
Regie: Katie Mitchell, Leo Warner
de Während einer Nacht flirten die adlige Julie und ihr Diener Jean, lieben
und streiten sich, bis Jean schließlich Julie zum Selbstmord drängt. Jeans
Verlobte, die Köchin Kristin, wird ungewollt Zeugin des Geschlechterkampfs in der Küche. Katie Mitchell und Leo Warner zeigen in einem live
auf der Bühne produzierten Film Kristins Blick auf das Liebesdrama.
en During one night the aristocratic Julie and her servant Jean flirt, love and
fight with each other until Jean pushes her to suicide. Jean’s fiancée, the
cook Kristin, becomes the unwilling witness to this battle of the sexes in
the kitchen. Katie Mitchell and Leo Warner show her view of the love story
in a film produced live on stage.
Repertoire
38
»Gier«
von Sarah Kane, Deutsch von Marius von Mayenburg
Deutschsprachige Erstaufführung
Regie: Thomas Ostermeier
de Zwei Frauen und zwei Männer. Sie sprechen von ihrer Liebe, von
Hoffnung, Sehnsucht, Verlangen, Verzweiflung und Einsamkeit. Ein vierstimmiger Abgesang auf die Liebe, dessen Bitterkeit in spannungsreichem
Kontrast steht zu seiner sprachlichen Wucht und Schönheit.
en Two women and two men. They speak of their love, of hope, longing,
desire, despair and loneliness. A four-part swan song on love, whose bitterness stands in stark contrast to its linguistic momentum and beauty.
»Hamlet«
von William Shakespeare
Deutsch von Marius von Mayenburg
Regie: Thomas Ostermeier
de Hamlets Suche nach Wahrheit inmitten eines korrupten poli­tischen
Systems endet im Wahnsinn, der ihn selbst und seine ganze Welt in den
Untergang reißt.
en Hamlet’s search for truth in the middle of a corrupt political system ends in
madness, which destroys both him and his whole world.
Koproduktion mit dem Hellenic Festival Athen und dem Festival d’Avignon.
»Hedda Gabler«
von Henrik Ibsen
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
Regie: Thomas Ostermeier
de Hedda zerrinnt ihr Lebensplan zwischen den Fingern. Von der Ehe mit
dem ungeliebten Tesman hatte sie sich ein Leben in ökonomischer Sorglosigkeit versprochen. Als sich diese Verheißung des bürgerlichen Glücks
nicht einlöst, verfällt sie in Hass auf sich und ihre Umwelt: Ein emotionaler
Amoklauf.
en Hedda watches her life slipping through her fingers. With her marriage
to the unloved Tesman she had promised herself a life without money troubles. But when this promise of bourgeois happiness isn’t redeemed, she
begins to hate both herself and her world: An emotional riot.
»Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
von Milo Rau, Uraufführung, Regie: Milo Rau
de Milo Rau begibt sich gemeinsam mit seinem Team in die politischen
Brennpunkte der heutigen Zeit: Auf die Mittelmeerroute der Flüchtlinge
aus dem Nahen Osten und ins kongolesische Bürgerkriegsgebiet. Der aus
Interviews mit NGO-Mitarbeitern, Geistlichen und Kriegsopfern in Afrika
und Europa gespeiste Doppel-Monolog betritt dabei bewusst widersprüch­
liches Gelände: Wie ertragen wir das Elend der Anderen, warum schauen
wir es uns an? Warum wiegt ein Toter an den Toren Europas mehr als
1000 Tote in den kongolesischen Bürgerkriegsgebieten?
en Milo Rau and his ensemble journey to the political hot spots of our age:
the Mediterranean routes of refugees from the Middle East and the Congolese civil war zones. This double-monologue, underpinned by interviews
with NGO workers, clerics and victims of war in Africa and Europe, intentionally ventures into controversial terrain: how do we bear the suffering of
others and why do we look at it? Why does one dead person at the gates
of Europe outweigh a thousand deaths in the Congolese civil war zones?
Repertoire
39
»NEVER FOREVER«
von Falk Richter und TOTAL BRUTAL, Uraufführung
Text und Regie: Falk Richter
de Die Menschen in »NEVER FOREVER« finden keine Ruhe.
Sie tauchen ins Digitale ab und arbeiten bis zur Erschöpfung – vor allem
an sich selbst. Vereinzelt, narzisstisch und abgekämpft sehnt sich jeder
von ihnen nach Aufmerksamkeit und trägt eine verdrängte Wut in sich. Falk
Richter sucht erneut den Grenzgang zwischen Schauspiel und Tanz und
arbeitet zum ersten Mal mit Nir de Volff und seinen Tänzern der Kompanie
TOTAL BRUTAL zusammen.
en There is no rest for the characters in »NEVER FOREVER«. They
descend into the digital world and work to the point of exhaustion – especially upon themselves. Isolated, narcissistic and worn out, they each yearn
for attention and hold suppressed anger in check. Once again, Falk Richter
seeks to cross the borders between drama and dance, for the first time
working with Nir de Volff and his dancers from the TOTAL BRUTAL dance
company.
»Ödipus der Tyrann«
nach Sophokles/Friedrich Hölderlin
Regie: Romeo Castellucci
de Unablässig fordert eine Seuche Todesopfer. König Ödipus soll laut dem
Orakel den früheren König Laios ermordet und die Strafe der Götter provoziert haben. Erzürnt verdächtigt Ödipus Kreon und Teiresias einer Intrige,
bis ihm Beweise untrüglich vor Augen führen, dass er selbst Sohn des
Laios ist, seinen eigenen Vater getötet und seine eigene Mutter Jokaste
geheiratet hat.
en A plague is laying waste to the land. King Oedipus is, according to the
oracle, supposed to have killed King Laius, and thus provoked the punishment of the gods. Incensed, Oedipus suspects a plot by Creon and
Tiresias until evidence is brought before him which unmistakably proves
that he himself is Laius’ son, who slayed his father and married his own
mother, Jocasta.
»Ophelias Zimmer«
mit Texten von Alice Birch, Uraufführung
Deutsch von Gerhild Steinbuch
Regie: Katie Mitchell
de In Shakespeares »Hamlet« hat Ophelia fünf Szenen, in denen sie als
mani­puliert, bedroht und nicht zurechnungsfähig dargestellt wird. Aber was
geschieht in Ophelias Zimmer? Die Inszenierung schaut hinter die Ästhetisierung von Ophelia und hinterfragt unsere Faszination für all die klassischen Dramen, in deren Zentrum männliche Helden immer und immer
wieder Frauen zerstören.
en In Shakespeare’s »Hamlet« Ophelia has five scenes in which she is
portrayed as manipulated, threatened and insane. But what goes on in
Ophelia’s room? The production looks behind the aestheticisation of
Ophelia and challenges our fascination with all those classic dramas
revolving around male heroes who destroy women time and again.
Koproduktion mit dem Royal Court Theatre London.
»Richard III.«
von William Shakespeare
Übersetzung und Fassung von Marius von Mayenburg
Regie: Thomas Ostermeier
de Richard ist hässlich. Ein Krüppel, der auf den Schlachtfeldern der
Rosenkriege seiner Familie gute Dienste geleistet hat. Aber das Ende des
Krieges bringt Richard keinen Frieden, zu tief sitzt sein Hass auf den Rest
der Welt. Seine Kontrahenten spielt er mit politischem Geschick gegeneinander aus, skrupellos instru­mentalisiert er den Ehrgeiz anderer für seinen
eigenen und schreitet mit weißer Weste durch ein unermessliches Blutbad,
bis er niemanden mehr über sich hat und die Krone ihm gehört.
en Richard is hideous. A cripple who, on the battlefields of the Wars of the
Roses, served his family well. But the end of the war brings Richard no
peace. His hatred for the rest of the world lies too deep. He plays off his
rivals against each other with political cunning, unscrupulously exploits the
ambitions of others for his own ends and strides spotless through an immense bloodbath until there is no one left above him and the crown is his.
Repertoire
40
»Schatten (Eurydike sagt)«
von Elfriede Jelinek
Regie: Katie Mitchell
Eurydike kehrt aus dem Reich des Todes zurück in das Leben. Während ihrer Reise erinnert sie sich, wie sie zu Lebzeiten als Autorin stets
im Schatten ihres Geliebten Orpheus stand, in einer Gesellschaft, die für
sie keinen eigenständigen Platz vorgesehen hatte. Je näher sie dem Ende
ihrer Reise kommt, desto klarer wird sie sich über die Tatsache, dass ihr
die schattenhafte Nicht-Existenz im Jenseits viel lieber ist, als ein fremdbestimmtes Leben im Körper einer Frau.
en Eurydice journeys back to life from Hades. On her travels she recalls
how, during her life as an author, she was always in the shadow of her
beloved Orpheus in a society which refused to grant her an independent
position of her own. The closer she comes to the end of her journey, the
more she realises that she much prefers her shadowy non-existence in the
netherworld to the externally controlled life in the body of a woman.
de
»Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch«
von Rodrigo García, Deutsch von Philipp Löhle
Deutschsprachige Erstaufführung, Regie: Rodrigo García
de In einer schlaflosen Nacht schnappt sich ein entnervter Familienvater all
seine Ersparnisse, seine zwei Söhne und ein Taxi. Er lässt kurzerhand Peter
Sloterdijk einfliegen, um schließlich in den Prado einzusteigen und sich im
Angesicht der Gemälde von Goya genüsslich die Nacht um die Ohren zu
schlagen.
en One sleepless night, an unnerved father grabs all his savings, his two
sons and a taxi. He flies in Peter Sloterdijk, and ends up in the Prado to
burn the midnight oil in the company of Goya’s paintings.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
»Stück Plastik«
von Marius von Mayenburg
Uraufführung
Regie: Marius von Mayenburg
de Die Arbeit und ihr pubertierender Sohn wachsen Michael und Ulrike
über den Kopf. Die Haushaltshilfe Jessica soll dem Paar nun den Rücken
freihalten. Irgendwann wird auch Ulrikes Chef, ein erfolgreicher Konzeptkünstler, auf die attraktive Putzkraft aufmerksam und will sie als Performerin
für seine Installationen. Sie soll das tun, was sie beruflich sowieso jeden
Tag macht – unhygienische Orte reinigen. Die Grenzen zur Demütigung
sind fließend, aber schließlich handelt es sich ja um Kunst. Oder?
en Their work and their son, who is hitting puberty far too early, bring Michael and Ulrike close to breaking point. Jessica, the domestic help, would
take the load off their shoulders. Then Ulrike’s boss, a successful conceptual artist, wants Jessica as a performer for his installations. Her task is
to do the things she does every day in her job anyway: clean unhygienic
places. This verges on humiliation, but it’s for the sake of art. Isn’t it?
»Tartuffe«
von Molière, Deutsch von Wolfgang Wiens, Regie: Michael Thalheimer
de Die Familie des Orgon misstraut Tartuffe, und das umso mehr, als der
Hausherr ihm immer mehr Vertrauen schenkt. Das Misstrauen behält recht:
Tartuffe ist ein religiöser Heuchler, der die Gutgläubigkeit missbraucht, um
sich persönlich zu bereichern. Molière führt den Heuchler und sein Opfer
einem Publikum vor, das keinen Moment darüber im Zweifel gelassen wird,
welche schlechten Absichten hier verfolgt werden. Doch Orgon ist, wie wir
alle, immer wieder dazu gezwungen, Menschen und der Welt zu vertrauen,
wenn er leben will.
en Orgon’s family mistrusts Tartuffe, and increasingly so, the more the
patriarch places his trust in him. Their suspicions are proven right. Tartuffe
is a sanctimonious hypocrite who preys upon people’s gullibility for his own
profit. Molière presents the hypocrite and his victims to the audience in
such a way that at no point are they ever left in doubt as to his evil intentions. But Orgon, like all of us, is compelled more often than not to trust
people and the world.
Repertoire
41
»thisisitgirl«
Ein Abend über Frauen und Fragen und Frauenfragen für Frauen und
Männer
Realisation: Patrick Wengenroth
de Begriffe wie »Feminismus« und »Emanzipation« scheinen Aus­laufmodelle
zu sein und sorgen bei Frauen wie Männern eher für Übelkeit, Gänsehaut
und Augenrollen. Man(n) ist sich sicher, dass Frau doch heute alles haben
kann, wenn sie nur bereit ist, ihren Mann zu stehen. Was aber, wenn
Frauen gar keine Lust mehr darauf haben, sich brav in den vorgegebenen
patriarchalen Strukturen um ihre angeblich so ergebnisoffenen Karrieren
als Erwerbstätige, Mutter oder Ehefrau zu kümmern?
en Terms like »feminism« and »emancipation« now appear outmoded and
prompt queasiness, the raising of hackles and eye-rolling in both women
and men alike. It is generally agreed that women today can have it all, provided they are prepared to ›man up‹. But what if women can no longer be
bothered diligently to tend to their allegedly unlimited careers as breadwinners, mothers and wives within the predefined patriarchal structures?
»TRUST«
Ein Projekt von Falk Richter und Anouk van Dijk, Text: Falk Richter
Regie und Choreographie: Falk Richter, Anouk van Dijk
de In diesem Stück mit Tänzern und Schauspielern irren Männer und
Frauen durch den Krisenkosmos des neuen Jahrtausends. Beziehungen
entstehen und zerfallen in immer kürzeren Zeiträumen: Binden, Trennen.
Kaufen, Verkaufen. Der Markt der Gefühle läuft Amok. Und doch suchen
die Überlebenden in den Trümmern nach Liebe und Vertrauen.
en In this play with dancers and actors, men and women stumble through
the world of the 21st-century crisis. Relationships develop and break up in
ever shorter time-frames as they come together and separate, buy and sell.
The emotional stock exchange crashes. And then the survivors search for
love and faith among the ruins.
Koproduktion mit anoukvandijk dc.
Mit freundlicher Unterstützung der Niederländischen Stiftung für Darstellende Kunst+, der Gemeinde von Amsterdam und der Botschaft des
Königreichs der Niederlande.
»Ungeduld des Herzens«
von Stefan Zweig
Fassung von Simon McBurney, James Yeatman, Maja Zade und dem
Ensemble, Regie: Simon McBurney
de »Ungeduld des Herzens«, der einzige Roman, den Stefan Zweig zu Ende
schrieb, setzt sich mit der Frage auseinander, was wahres Mitleid ist, und
wie schwierig es ist, wirklich mit einem anderen Menschen mit zu leiden.
Simon McBurney, Schauspieler, Regisseur und Mitbegründer der legendären britischen Theatergruppe Complicite, arbeitet für seine Bühnenfassung
von »Ungeduld des Herzens« zum ersten Mal mit einem deutschen Schauspielerensemble.
en »Beware of Pity«, the only novel Stefan Zweig ever completed, tackles the question of what true pity is and how hard it is to truly suffer with
another human being. For his stage adaptation of »Beware of Pity« Simon
McBurney, actor, director and co-founder of the legendary British theatre
company Complicite, is working for the first time with a German ensemble.
Koproduktion mit Complicite.
» ≈ [ungefähr gleich]«
von Jonas Hassen Khemiri, Deutsch von Jana Hallberg
Regie: Mina Salehpour
de Andrej bewirbt sich vergeblich um eine erste Stelle. Martina möchte ihren
tristen Kioskjob hinwerfen und als Selbstversorgerin leben. Ihr Freund Mani
träumt davon, das System von innen zu verändern (und von einer Festanstellung). Freja ist entlassen worden und stößt ihre Nachfolgerin vors Auto. Peter
ist obdachlos und raus aus allem, aber damit auch frei von den Regeln des
Marktes? Trickreich und fein ironisch erzählt Khemiri vom Hoffen und Scheitern in einer sich stets selbst optimierenden, neoliberalen Gesellschaft.
en Andrej applies in vain for his first job. Martina wants to quit her dull work
in a kiosk and become self-sufficient. Her boyfriend Mani dreams of changing the system from within (and of securing a permanent post). Freja has
been made redundant and pushes her replacement in front of a car. Peter
is homeless and out of it all, but does that also mean he is free of the rules
of the market? With great cunning and subtle irony, Kehmiri tells of hope
and failure in a constantly self-optimising, neoliberal society.
Repertoire
42
»Unter Eis«
von Falk Richter, Uraufführung
Regie: Falk Richter
de Paul, Berater, Anfang fünfzig, wird aufgerufen, schon zum zehnten Mal,
das Gate schließt, boarding completed. Einen Moment ist er nicht effizient.
Er steht still. Er friert. Seine unerfüllten Sehnsüchte kehren mit aller Macht
zurück. Er könnte ein anderer Mensch sein. Doch die nächste Generation
lauert schon auf einen Moment der Schwäche.
en Paul, a consultant, early fifties, is called over the tannoy, for the tenth
time, to be told that the gate’s closed and boarding has been completed.
For one moment he is not efficient. He stands still. He freezes. His unfulfilled longings return with a vengeance. He could be another person. But
the next generation is just waiting for a moment of weakness.
»Wallenstein«
von Friedrich Schiller
Regie: Michael Thalheimer
de Nicht zu Unrecht wird »Wallenstein« als Schillers politischstes Stück gelesen. Im Zentrum steht die Titelfigur, die als das Genie ohne Inhalt gezeigt
wird. Sein Plan, den Krieg durch einen Verrat zu beenden, gerät von Anfang
an in eine Schieflage, denn zu sehr ist seine persönliche Ruhmsucht mit
der guten Absicht verknüpft. Wallensteins Versagen zeigt die Ohnmacht
des Menschen in einer historischen Situation, in der er notwendig noch
nicht wissen kann, was einmal das Richtige gewesen sein wird.
en Not without good reason, »Wallenstein« is deemed to be Schiller’s most
political play. It centres around the titular character, who is portrayed as a
genius without substance. His plan to end the war via betrayal is troubled
from the start because his good intentions are far too entangled with his personal thirst for glory. Wallenstein’s failure demonstrates the powerlessness
of a man in the face of an historical situation where he can have no way of
knowing which decision will later prove to have been right.
»Westberlin«
Ein Abend von und mit Rainald Grebe
Uraufführung
Regie: Rainald Grebe
de Die Insel im roten Meer, das Schaufenster des Westens, Auswanderungsziel der westdeutschen Jugend: West-Berlin. Vom Kriegsende 1949
bis zum Mauerfall 1989 gab es diese Stadt, die nie mehr als 2,23 Millionen
Einwohner hatte und von der DDR umringt war. Was ist von Westberlin, 26
Jahre nachdem es aufgehört hat zu existieren, geblieben? In seiner ersten
Arbeit an der Schaubühne begibt sich Rainald Grebe auf eine Recherchereise in ein verlorenes Paradies.
en The Island in the Red Sea, the Shop-Window to the West, chosen destination of the West-German youth: West Berlin. This city of never more than
2.23 million inhabitants existed from post-war 1949 to post-Wall 1989, encircled by the GDR. What remains of West Berlin 26 years after it ceased
to exist? In his first work for the Schaubühne, Rainald Grebe embarks upon
a research trip into a lost paradise.
Repertoire
43
Tourdaten
»Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
in Straßburg, Maillon, Théâtre de Strasbourg
2., 3.12.2016
»Richard III.« in Hong Kong, Hong Kong Grand Theatre
29. — 31.12.2016
»Professor Bernhardi« in Rennes, Théâtre National de Bretagne
5. — 7.1.2017
»Die Ehe der Maria Braun«
in Santiago de Chile, Festival Santiago a Mil
12. — 15.1.2017
»Ein Volksfeind« in Santiago de Chile, Festival Santiago a Mil
19. — 22.1.2017
»Hamlet« in Paris, Les Gémeaux
19., 20., 21., 23., 24., 25., 27., 28., 29.1.2017
»Wallenstein« in Hamburg, Thalia Theater Lessingtage
31.1., 1.2.2017
»Ungeduld des Herzens« in London, Barbican Centre
9. — 12.2.2017
»Richard III.« in London, Barbican Centre
16. — 19.2.2017
»Richard III.« in Adelaide, Adelaide Festival
3. — 6., 8., 9.3.2017
»Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
in Bologna, VIE Festival
10., 11.3.2017
»Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
in Liège, Théâtre de Liège
»Richard III..« in Avignon 2015. Foto: Jan Pappelbaum
30., 31.3.2017
»Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
in Zürich, Schauspielhaus Zürich
11. — 13.4.2017
»Ödipus der Tyrann« in Harbin, Harbin Grand Theatre
27., 28.5.2017
»Richard III.« in Clermont-Ferrand, La Comédie de Clermont
14. — 16.4.2017
»Ödipus der Tyrann« in Tianjin, Tianjin Grand Theatre
3., 4.6.2017
»Fräulein Julie« in Taipeh, Taiwan International Festival of Arts
28.— 30.4.2017
»Fräulein Julie« in Tokio, Setagaya Theatre
9. — 11.6.2017
»Richard III.« in Mailand, Piccolo Teatro
25.— 27.5.2017
»Richard III.« in Paris, Théâtre de l’Odéon
21. — 24., 26. — 29.6.2017
Tourdaten
45
Words,
words,
words.*
Mit Übertiteln
Für unser internationales Publikum bieten wir in der Spielzeit
2016 /17 künftig noch mehr Vorstellungen mit Übertiteln an.
Sie können jeden Monat bis zu 15 Aufführungen mit englischen bzw. französischen Übertiteln sehen.
With English surtitles
In the season 2016 /17, we are showing even more performances with surtitles for our international audience. You have the
opportunity to see up to 15 shows per month with English
and French surtitles every month.
Surtitré en français
Dans la saison 2016 /17, nous proposons à notre public
international encore plus de représentations surtitrées. Vous
pouvez voir jusqu’à 15 représentations avec surtitres français
ou anglais par mois.
www.schaubuehne.de/surtitles
Übertitel
46
Kritisch. Mutig. Meinungsstark.
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Medienpartner
47
Premiere
48
Streitraum: »Unbegrenzt entgrenzt – oder:
Wozu braucht es Grenzen?«
Carolin Emcke im Gespräch mit ihren Gästen
www.carolin-emcke.de, Twitter: @C_Emcke
Streitraum wird gefördert durch die
Medienpartner
Welche Formen der nötigen und unnötigen Grenzen haben und
brauchen wir? Grenzen schließen ein und aus, manchmal schützen
sie, manchmal sperren sie ein. Grenzen lassen sich aus harten oder
weichen Stoffen ziehen. Es gibt emotionale oder territoriale Grenzen, Grenzen der Toleranz oder Grenzen der Scham. In den letzten
zwei Jahren wurden stabil geglaubte Grenzen überschritten und offene Grenzen wieder geschlossen. Der »Streitraum« in der Spielzeit
2016 /17 will sich diesen unterschiedlichen Formen stellen: Welche
Grenzen der Toleranz braucht es in einer offenen Gesellschaft?
Welche Grenzen des »das wird man ja wohl mal sagen dürfen«
braucht es aber auch? Auf welcher Sorte Übereinkunft beruhen
Vorstellungen von den Grenzen zwischen den Geschlechtern?
Zwischen den Religionen?
de
Die monatliche Diskussionsveranstaltung »Streitraum« wird seit
der Spielzeit 2004 /05 von der Publizistin Carolin Emcke kuratiert
und moderiert.
Streitraum
en Which forms of necessary and unnecessary borders do we
have and need? Borders both exclude and confine, sometimes
they protect, sometimes they imprison. Borders can be soft
or hard. There are emotional and territorial borders, limits of
tole­rance and boundaries of shame. During the last two years
seemingly firm lines have been crossed and open borders closed
again. The 2016 /17 season’s »Streitraum« discussion series
seeks to address these different forms: which curbs on tolerance does an open society require? And what are the necessary
limitations on »people should be allowed to say that«? On what
sort of agreements are notions of distinctions between genders
based? And between religions?
The monthly discussion series »Streitraum« is curated and
hosted by publicist Carolin Emcke since the season 2004 /05.
49
Theaterpädagogik
Wiebke Nonne, Leitung (in Elternzeit), Tel +49 30 89 002 181 Philipp Rost, Theaterpädagoge, Tel +49 30 89 002 194 Katharina Berger, Volontärin, Tel +49 30 89 002 181 Sidney Kaufmann (FSJ Kultur) Tel +49 30 89 002 604
[email protected]
Die Theaterpädagogik der Schaubühne möchte Menschen jeden Alters die Möglichkeit geben, mit dem Theater in Kontakt zu
kommen. Wir öffnen die Türen der Schaubühne und laden Sie und
Euch ein, sich intensiv mit unserem Haus und seinen Inszenierungen auseinanderzusetzen.
»MACHT was ihr wollt.« Ein Projekt der Polyrealisten, Leitung: Wiebke Nonne. Foto: Gianmarco Bresadola
Workshops
In unseren vierstündigen Workshops bieten wir die Möglichkeit,
ästhetische Aspekte der jeweiligen Inszenierung zu erproben und
suchen nach eigenen Antworten auf die Fragen, die in den Stücken verhandelt werden. Mit geschärften Sinnen kann dann der
Theaterabend noch intensiver erlebt werden.
Unser Workshopangebot richtet sich an alle Interessierte. Einzelpersonen laden wir ein, an der im Programm angekündigten
Theaterpraktischen Werkstatt teilzunehmen, für Gruppen vereinbaren wir gesonderte Workshop-Termine. Vorkenntnisse sind nicht
erforderlich.
Theatergruppen
Querformat ist die neue Workshopreihe an der Schaubühne:
Ein Monat, ein Thema, 15 Personen! Wir eröffnen einen Experi­
men­tier­­raum, in dem gemeinsam Theater gemacht wird. An fünf
Terminen im Monat wird zusammen gedacht, improvisiert, recherchiert, ge­schrieben und gespielt. Die Ergebnisse münden in ein
kleines internes Showing. Im Querformat »Text/Körper« im
­Februar untersuchen wir das Verhältnis von gesprochenem Wort
und Körper. Das Querformat »Räumliche Verortung« im Mai
beschäftigt sich mit unterschiedlichen Methoden ortsspezifischer
Theaterarbeit. Weitere Informationen zu den Terminen und zur Anmeldung sind auf unserer Website zu finden.
In dieser Spielzeit setzen sich die Polyrealist_innen in wöchentlichen Proben mit dem Drama »Geschlossene Gesellschaft« von
Jean-Paul Sartre auseinander. Das altersgemischte Ensemble zwischen 20 und 73 Jahren nutzt den Text von Sartre als Ausgangspunkt und Reibungsfläche für eigene fiktionale Texte, persönliche
Geschichten und szenische Improvisationen. Zum Ende der Spielzeit werden sie die Ergebnisse ihrer Arbeit in einer Inszenierung im
Studio der Schaubühne präsentieren.
Eine Anmeldung für die Gruppe der Spielzeit 16/17 ist leider nicht
mehr möglich.
Kooperationen
Die Schaubühne ist Partnertheater von TUSCH Berlin, einem
Partnerschaftsprojekt zwischen Berliner Bühnen und Schulen,
initiiert von der JugendKulturService GmbH und der Senatsverwaltung für Bildung. Die Kooperation mit dem Georg-HerweghGymnasium ist im zweiten Jahr. Nach dem ersten Kennenlernen
intensivieren wir nun den Kontakt. Dafür statten sich die Lehrer_
innen in Weiterbildungen mit theaterpädagogischen Methoden
Theaterpädogik
aus. Außerdem erproben wir in einem ortsspezifischen Projekt im
Gebäude des Gymnasiums, wo und in welcher Form noch mehr
Theater in der Schule vorkommen kann.
Auch unsere langjährige Kooperation mit dem Thomas-MannGymnasium setzt sich in besonderen Formaten fort: In dem Ausbau des Methodenkoffers für Lehrer_innen und dem Besuch aller
ersten und zweiten Semester in Inszenierungen und Workshops
der Schaubühne.
Mehr Schaubühne für Ihre Schule?
Haben Sie und Ihre Schule Interesse an einer besonders engen
Zusammenarbeit mit der Schaubühne? Dann melden Sie sich
gerne und wir suchen gemeinsam nach individuellen Kooperationsmöglichkeiten. Gerne stellen wir Ihnen und Ihrem Kollegium unseren Spielplan sowie unser theaterpädagogisches Angebot z. B.
auf Ihrer Fachkonferenz persönlich vor.
ACT DON’T REACT
In Zusammenarbeit mit der Kompanie suite42 wird an der Schaubühne immer am ersten Samstag im Monat von verschiedenen
Künstler_innen ein Workshop für geflüchtete und nicht geflüchtete
Menschen angeboten.
Im Probenraum sind alle gemeinsam unterwegs und können
gleichzeitig auf ihrem Weg kurz anhalten: Berliner- und Exilkünstler_innen, jugendliche Geflüchtete und junge Menschen aus
Berlin treffen aufeinander. Mit Musik und Bewegung, mit Improvisation und Spiel, mit stillem Schreiben und im Gespräch am
Tisch erzeugen sie im Austausch Geschichten. Die Teilnehmenden können ganz sie selbst sein, ihre sprachlichen Fähigkeiten
werden gezielt eingesetzt, eine einzige gemeinsame gesprochene Sprache ist nicht nötig.
Anmeldung für einzelne oder mehrere Workshops unter:
[email protected] oder +49 176 27382752
KulTür auf!
Was verschließt die Türen von Kulturinstitutionen und wie könnten
sie sich weiter öffnen? Dieser Frage geht das Bündnis »KulTür
auf!« nach. Die Schaubühne, als Teil dieses vom JugendtheaterBüro Berlin initiierten Bündnisses, geht im Austausch mit den
Bündnispartner_innen den Fragen von Zugang und Barrieren zu
Kulturinstitutionen auf den Grund und diskutiert diese in verschiedenen Formaten.
Workshops in English
Some of our monthly open practical workshops will be in English.
Please check our program for dates. We also offer special group
workshops on demand in English. If you are interested, please
contact us for further information.
51
Premiere
52
Freunde der Schaubühne e.V.
Neujahrsempfang. Foto: Silke Briel
Maren Kumpe, Tel +49 30 89 002 181, [email protected], facebook.com/FreundederSchaubuehne
de Die »Freunde der Schaubühne« unterstützen das Theater seit
über 16 Jahren, sowohl finanziell als auch ideell. So ermöglichen
wir zum Beispiel das Volontariat in der Theaterpädagogik des
Hauses. Als Mitglied des Freundeskreises bekommen Sie einen
besonderen Einblick in Ihr Lieblingstheater: Sie können mit uns
hinter die Kulissen der Schaubühne blicken, Schauspieler_innen,
Regisseur_innen und Dramaturg_innen treffen und die Schaubühne auf ein Gastspiel ins Ausland begleiten. Außerdem haben
die Freunde der Schaubühne die Möglichkeit, sich Tickets drei
Tage vor Beginn des offiziellen Vorverkaufs zu sichern – auch für
Premieren. Die Jungen Freunde (bis einschl. 27 Jahre) können
für nur 30 Euro im Jahr Mitglied werden. Werden Sie unser_e
Freund_in, erleben Sie mit uns exklusive Veranstaltungen und
helfen Sie mit, die Schaubühne zu unterstützen!
Für mehr Informationen wenden Sie sich gerne an unsere Geschäftsstelle: [email protected]
Freundeskreis
The »Friends of the Schaubühne« support their favourite theatre financially and ideally. Members and guests are invited to special events and performances. Thus members get an exclusive
insight into the creative process of the Schaubühne by meeting
the ensemble and directors, attending exclusive workshops or
accompany the theatre to a guest performance abroad. You will
receive the monthly programme and can book tickets three days
before the official pre-sale. Everyone who enjoys theatre and
wants to support the Schaubühne can become a member.
If you are interested please send us a message and we will get
in touch with you!
Please write to [email protected]
en
53
Pearson’s Preview Essays behind the curtain
Schaubühnen-Blog von Joseph Pearson
www.schaubuehne.de/blog
de Seit 2014 gibt Joseph Pearson mit seinen englischsprachigen
»Previews« ungewöhnliche Einblicke und Hintergrundinformationen zu ausgewählten Premieren und zu den Produktionen
des Festivals Internationale Neue Dramatik. Inzwischen hat der
promovierte Historiker mehr als 30 Essays und Gespräche für
»Pearson’s Preview« verfasst, die wir zu großen Teilen zusätzlich
auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht haben.
In der Spielzeit 16 /17 setzen wir diese Zusammenarbeit fort. Der
Schaubühnen-Essayist wird wieder Proben besuchen, das Festival begleiten, Regisseur_innen treffen und ungewohnte Fragen
aus dem Blickwinkel eines bloggenden »Universalgebildeten« und
begeisterten Theaterbesuchers stellen, die – so hoffen wir – die
Sichtweise des Publikums erweitern.
Dr. Joseph Pearson ist ein kanadischer Autor und Kulturhistoriker,
der hauptsächlich an der Berliner Dependance der New York
University lehrt. Nach Berlin kam er vor fast einem Jahrzehnt aus
New York, wo er an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der
Columbia University unterrichtete. Sein Porträt der deutschen
Hauptstadt, »Berlin Cityscopes« wird im Frühjahr 2017 von Reaktion Books/University of Chicago Press veröffentlicht. Seit längerer
Zeit macht er mit seinem Blog »The Needle« (needleberlin.com)
– einem der meistbesuchten englischsprachigen Blogs in Berlin –
auf sich aufmerksam.
Pearson’s Preview
Since 2014, Joseph Pearson has offered his discerning insights and background on selected premieres and guest performances during the season and for the Festival of International
New Drama, with his English-language »Previews«. By now, the
historian by profession has penned more than 30 essays and
conversations for his »Pearson’s Preview« column. Most of the
essays have also been translated into German.
In the 2016 /17 season, the theatre continues this collaboration.
The Schaubühne’s essayist will again visit rehearsals, cover the
festival, meet directors, and pose unusual questions, from the
perspective of a blogging »polymath« and keen spectator, which
– we hope – will broaden the audience’s perspective.
Dr. Joseph Pearson is a Canadian writer, and cultural historian,
principally with New York University in Berlin. He came to live in
Berlin full-time almost a decade ago from New York City, where
he taught in the humanities program of Columbia University. His
portrait of the German capital, Berlin Cityscopes, with Reaktion
Books/University of Chicago Press, will be published in Spring
2017. For some time, he has captured attention with »The Needle«
(needleberlin.com), one of Berlin’s most popular English-language
blogs.
en
54
Service
Schaubühne am Lehniner Platz, Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
+49 30 890023 , [email protected], www.schaubuehne.de
Karten
Tickets für alle Vorstellungen können an der Kasse, telefonisch
oder online im Webshop erworben werden. Im Webshop gekaufte
Karten können direkt zu Hause ausgedruckt oder als Handy-Ticket
zur Verfügung gestellt werden.
Kassenöffnungszeiten, Vorverkauf, Abendkasse
Die Kasse ist Montag bis Samstag ab 11 Uhr und am Sonntag
ab 15 Uhr bis Vorstellungsbeginn geöffnet. An vorstellungsfreien
Tagen schließt die Kasse um 18.30 Uhr. Jeweils eine Stunde vor
Beginn eines Stücks können an der Kasse ausschließlich Karten
für diese Vorstellung gekauft werden (Abendkasse). In dieser Zeit
findet kein Vorverkauf statt. Karten im Vorverkauf sind online im
Webshop zu jeder Zeit buchbar, eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wird der Online-Verkauf für diese Vorstellung jedoch gestoppt.
Tickets
Tickets for all shows can be bought at the box office, via phone,
e-mail or online. Tickets purchased online can be printed with your
own printer or can be made available as a smart phone ticket.
Opening hours (box office), advance ticket sale and evening
box office
The box office is open from Monday to Saturday from 11 am and
on Sundays from 3 pm until the beginning of the last performance
of the evening. On days with no performance the box office closes
at 6:30 pm. The evening box office opens one hour before the
start of the performance and only sells tickets for the show on the
respective evening, there is no advance sale. You can purchase tickets in advance sale online at any time — with one exception: one
hour prior to a show tickets for that particular performance can no
longer be bought online.
Vorverkaufsstart
Der Vorverkauf beginnt jeweils am 1. eines Monats für den darauf­
folgenden Monat, für Freundeskreismitglieder bereits drei Tage
vorher und für Inhaber der Schaubühnen Card zwei Tage vorher.
Advance sale
The advance ticket sale begins on the 1st of every month for the
following month. Members of the »Friends of the Schaubühne«
scheme can order their tickets 3 days in advance, Schaubühne
Card holders 2 days.
Anfahrt
Bus: M19, M29 Haltestelle »Lehniner Platz/Schaubühne«, Nachtbus: N7 Haltestelle »Adenauerplatz«
U-Bahn: U7 Bahnhof »Adenauerplatz«
S-Bahn: S5, S7 und S75 Bahnhof »Charlottenburg« oder S41,
S42 und S46 Bahnhof »Halensee«
PKW: Die Schaubühne hat keine eigenen Parkplätze. Parken ist
in den Seitenstraßen Cicerostraße oder Albrecht-Achilles-Straße
bzw. direkt gegenüber der Schaubühne auf dem Mittelstreifen des
Kurfürstendamms möglich.
How to get there
Bus: M19 and M29 stop »Lehniner Platz/Schaubühne«, Night Bus:
N7 stop »Adenauerplatz«
U-Bahn: U7 stop »Adenauerplatz«
S-Bahn: S5, S7 and S75 stop »Charlottenburg« or S41, S42 and
S46 stop »Halensee«
Parking: the Schaubühne does not have its own parking facilities.
However, it is possible to park in nearby side streets Cicero Straße
and Albrecht-Achilles-Straße as well as directly across from the
Schaubühne in the central reservation of Kurfürstendamm.
Netzwerke
Facebook:
/SchaubuehneBerlin
/SchaubuehneInternational (in English)
Twitter: @schaubuehne
Instagram: /schaubuehne_berlin
YouTube: /schaubuehne
Social media
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Café
Montag– Freitag: 9.00 – 1.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 1.00 Uhr
Sonntag: 15.30 –1.00 Uhr
Café
Monday-Friday: 9.00 am – 1.00 am
Saturday: 10.00 am – 1.00 am
Sunday: 3.30 pm – 1.00 am
Service
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Medienpartner
Für die Unterstützung der Imagekampagne danken wir:
Impressum
Redaktion: Schaubühne am Lehniner Platz
55. Spielzeit 2016 /17
Imagefotos: Brigitte Lacombe
Kreativ Direktion: Studio Andreas Wellnitz
Layout: Nastia Protsenko, Katja Strempel
Produktionsfotos: Thomas Aurin,
Gianmarco Bresadola, Stephen
Cummiskey, Arno Declair, Katrin Ribbe,
Daniel Seiffert, Heiko Schäfer und
Dorothea Tuch
Druck: Berliner Zeitungsdruck GmbH
Sebastian Schwarz fotografiert von Brigitte Lacombe
Alina Stiegler fotografiert von Brigitte Lacombe
Konrad Singer fotografiert von Brigitte Lacombe
Damir Avdic fotografiert von Brigitte Lacombe
Bernardo Arias Porras fotografiert von Brigitte Lacombe
Robert Beyer fotografiert von Brigitte Lacombe
Mark Waschke fotografiert von Brigitte Lacombe
Peter Moltzen fotografiert von Brigitte Lacombe
Jenny König fotografiert von Brigitte Lacombe
Ulrich Hoppe fotografiert von Brigitte Lacombe
Nina Hoss fotografiert von Brigitte Lacombe
Kay Bartholomäus Schulze fotografiert von Brigitte Lacombe
David Ruland fotografiert von Brigitte Lacombe
Stephanie Eidt fotografiert von Brigitte Lacombe
Ingo Hülsmann fotografiert von Brigitte Lacombe
Ursina Lardi fotografiert von Brigitte Lacombe
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