schaubühne am lehniner platz

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schaubühne am lehniner platz
FREIGEGEBEN ZUR VERÖFFENTLICHUNG AB DEM 26.6.07,
presse
16 Uhr
Die Spielzeit 2007/08 an der Schaubühne
Vorschau auf die geplanten Neuproduktionen
Der Spielplan der Schaubühne wird weiterhin besonders von zeitgenössischer Dramatik geprägt sein, wie es dem Profil des Hauses als richtungweisendem Uraufführungstheater Berlins entspricht.
Die Spielzeit wird am 25. August mit einem Fest eröffnet: Die Party beginnt
mit »Ein Sommernachtstraum« frei nach William Shakespeare (Regie und
Choreographie: Thomas Ostermeier und Constanza Macras) und setzt sich
fort im Konzert der dänischen Newcomer-Band WHO MADE WHO sowie
der »autistic disco vs. Gommagang« mit Lars Eidinger, DJ Hatari und Mathias
Modica (Munk).
Die drei Hausregisseure – Thomas Ostermeier, Luk Perceval und Falk Richter
– werden je zwei Produktionen herausbringen. Auch der dem Haus seit mehreren Jahren verbundene australische Regisseur Benedict Andrews wird seine Arbeit an der Schaubühne fortsetzen. Constanza Macras und ihre Compagnie »Dorky Park« werden mit einer Neuproduktion vertreten sein.
In der Spielzeit 2007/08 beginnt darüber hinaus ein die Programmatik des
Hauses für zwei Jahre maßgeblich prägendes Projekt: »60 Jahre Deutschland.
Annäherung an eine unbehagliche Identität«. Dieses Projekt wird gefördert
durch die Kulturstiftung des Bundes.
Inhaltliche Details zum Programm der nächsten Spielzeit entnehmen Sie bitte
der Auflistung auf den folgenden Seiten.
Für weitere Informationen und Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte Christof Belka, um noch vor der Spielzeitpause (9. Juli bis 24. August) Gesprächstermine ermöglichen zu können.
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin
www.schaubuehne.de
Christof Belka
Presse (PR/Marketing)
Tel 030.89002-138
Fax 030.89002-189
[email protected]
Vorschau auf die Produktionen der Spielzeit 2007/08
(Änderungen vorbehalten)
»60 Jahre Deutschland. Annäherung an eine unbehagliche Identität«
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
1949 wurde die zwei Jahre zuvor begonnene Gründung der Bundesrepublik und der DDR
abgeschlossen und damit die Teilung Deutschlands für 40 Jahre bis zur Wiedervereinigung
1989 angelegt. In den kommenden zwei Spielzeiten tasten wir uns gemeinsam mit zeitgenössischen Autoren an das heran, was die so schwierige deutsche Identität 60 Jahre später
ausmacht: historisch, gesellschaftlich, politisch sowie im Vergleich zu anderen Nationen. Die
drei Stufen des Projekts verknüpfen unterschiedliche inhaltliche Ansätze mit entsprechenden
Formen des zeitgenössischen Dramas:
•
•
•
Das Genre des Kurzdramas ermöglicht einen Längsschnitt durch die letzten 60 Jahre
deutscher Geschichte als fortlaufende Jahrzehnte-Saga und bietet jungen Nachwuchsautoren die Chance, mit ihren Stücken aufgeführt zu werden.
Die Komödien des Wettbewerbs erzählen in einem Querschnitt von der nach 1949 entstandenen deutschen Gesellschaft und ihrer unterschiedlichen Kulturen und lassen die
»Stiefkinder« des deutschen Dramas zu Wort kommen: die Komödienautoren.
Das politische Drama bietet bereits etablierten Autoren das Format für eine ideologiekritische Analyse der großen politischen Konflikte der deutschen und europäischen Nachkriegsgeschichte im internationalen Kontext.
Stufe 1: November 2007 bis April 2008
Deutschlandsaga. Junge Dramatiker schreiben Geschichte
Achtzehn junge Dramatiker, die noch ganz am Anfang ihres »Schreiblebens« stehen, recherchieren sechs Jahrzehnte deutsche Nachkriegsgeschichte. Ausgehend von dieser Recherche
entstehen zu jedem Jahrzehnt je drei Kurzdramen. Regie führen Robert Borgmann und JanChristoph Gockel, Absolventen der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Flankiert
werden diese monatlichen Premieren von einführenden Fachvorträgen, Filmreihen und Partys
mit Musik aus dem jeweiligen Jahrzehnt. Bis Sommer 2008 werden die besten Kurzdramen
zu einer Deutschlandsaga verknüpft.
Stufe 2: Januar 2008 bis Sommer 2008
Deutschlands missratene Kinder – der Komödienwettbewerb
Sechs deutschsprachige Autoren werden von der Schaubühne eingeladen, Szenen und
Stückentwürfe für Komödien über gegenwärtige gesellschaftliche oder politische Themen zu
entwickeln. Im Rahmen eines »Komödienwochenendes« im Januar werden die fertig geschriebenen Texte mit Schauspielern ausprobiert und dem Publikum präsentiert. Nach der
Präsentation der Stückentwürfe wählt eine Jury, in der auch das Publikum eine Stimme hat,
ein Siegerstück aus, das als Inszenierung gezeigt werden soll. Der/die ausgewählte Autor/in
erhält von der Schaubühne einen Stückauftrag, um seinen/ihren Entwurf fertig zu schreiben.
Im Sommer 2008 wird das Siegerstück an der Schaubühne inszeniert.
Die dritte Stufe – Stückaufträge an deutsche und internationale Autoren, die sich mit den
ideologiegeschichtlichen Ambivalenzen der deutschen Nachkriegsidentität im internationalen
Zusammenhang beschäftigen werden – findet in der Spielzeit 2008/09 statt.
Den Abschluss der »60 Jahre Deutschland«-Reihe bildet ein Festival im April 2009, bei dem
alle entstandenen Projekte im Zusammenhang präsentiert werden.
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Außerdem sind folgende Neuproduktionen geplant:
»MOLIERE«
Der Menschenfeind – Don Juan – Tartuffe – Der Geizige
von Feridun Zaimoglu, Günter Senkel und Luk Perceval
Regie: Luk Perceval
Berlin-Premiere am 31. August 2007
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
Vier Stücke, ein Autor, vier Figuren und ein sich immer wiederholender Überlebenskampf. Im
Zentrum jedes Stückes steht ein Mann; oder der Mann – Molière –, der alles will. Der Menschenfeind fordert eine ideale utopische Welt mit klaren, auf seiner Wahrheit basierenden
Verhältnissen, doch die Welt erträgt diese Wahrheit nicht und der Menschenfeind wird zum
Zyniker Don Juan. Seine kompromiss- und rücksichtslose Lebenslust führt ihn an den Rand
der Gesellschaft und in die Melancholie. Einen Ausweg bietet ihm die Religion, die ihm eine
wunderbare Wiederauferstehung schenkt. Vom Melancholiker Don Juan wechselt er in die
Rolle des Heilsbringers Tartuffe, er ruft zum Heiligen Krieg auf und vernichtet alle, die ihm im
Wege stehen. Doch als der Tod näher rückt, ist er wie gelähmt. Als Geiziger werden seine
Bedürfnisse kindlich und primitiv.
In Percevals Fassung zeigen diese vier Molière-Stücke einen Lebenslauf voller Widersprüche;
keinen logischen Theaterwerdegang, sondern ein Tier, das in allen möglichen Farben und
Tönen um seine Existenz kämpft.
Luk Perceval, seit der Spielzeit 2005/06 fester Hausregisseur der Schaubühne, arbeitet nach
den Bearbeitungen von Shakespeares »Othello« und Wedekinds »Lulu« an den Münchner
Kammerspielen nun zum dritten Mal mit Feridun Zaimoglu und Günter Senkel zusammen.
»Room Service«
von John Murray und Allen Boretz
Regie: Thomas Ostermeier
Premiere am 31. Oktober 2007
Eine rasante Komödie über ein Theaterensemble, das sich seit Wochen in einem New Yorker
Hotel eingemietet hat und dem die größte aller möglichen Katastrophen droht: wegen finanzieller Zwänge nicht spielen zu können. Darum sind Produzent, Regisseur und Autor ständig
auf der Jagd nach Sponsoren, während sie gleichzeitig versuchen müssen, sich bei ihren
Gläubigern aus der Verantwortung zu stehlen. Zu jedem Risiko bereit, geschult in der virtuosen Kunst der Täuschung und getragen vom unerschütterlichen Glauben, dass selbst die
geizigsten Ökonomen bekehrbar sind, verfolgen sie ihr Ziel. Die Unvernunft, in einer aussichtslosen Situation Theater machen zu wollen, setzt schließlich mehr kriminelle Energie frei,
als alle Widersacher aufbringen können.
»Room Service« wurde 1937 mit großem Erfolg am Broadway uraufgeführt – Stars wie Frank
Sinatra, die Marx Brothers oder Jack Lemmon haben das Stück gespielt – und seit seiner Uraufführung wurde es immer wieder von Theatern weltweit gezeigt, mehrfach auch in Broadway-Produktionen.
»Im Ausnahmezustand«
von Falk Richter
Regie: Falk Richter
Uraufführung am 6. November 2007
Eine Frau und ihr Mann. Endlich haben sie es geschafft, sie leben in einer sicheren Siedlung.
Doch die Bedrohung durch die unsichere Außenwelt, die Furcht vor dem sozialen Absturz hat
sich tief in die Ehe und die Familie hineingefressen. Und bei Verlust des Arbeitsplatzes droht
der Rauswurf aus der »Gated Community«. Ein Leben in Angst. Ein nächtliches Beziehungsgespräch mit dem bedrohlich leistungsschwachen Familienvater kippt in ein Verhör um und
entwickelt sich zu einem Duell.
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Falk Richter verdichtet in »Im Ausnahmezustand« die Verunsicherung einer abstiegsbedrohten Familie zu einem dystopischen Krimi. In einem klaustrophobischen Kammerspiel überlagern sich Gefühle, Beobachtungen und Verdächtigungen der Ehepartner schließlich unentwirrbar. Tatsachen und Träume oszillieren ineinander und schaffen eine neue Realität, die der
Angst. Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. So wird der schützende Zaun der Siedlung zur Mauer eines innern Gefängnisses, aus dem kein Ausbruch mehr möglich scheint –
eine Metapher für die Abstiegsängste einer westlichen Wohlstandsgesellschaft.
»Betrunken genug zu sagen ich liebe dich?«
(»Drunk Enough To Say I Love You?«)
von Caryl Churchill
Regie: Benedict Andrews
Deutschsprachige Erstaufführung am 5. Dezember 2007
In acht kurzen, elliptischen Momentaufnahmen aus telegrammähnlichen Satzfragmenten zeigt
Caryl Churchill die Entwicklung der Beziehung zwischen Sam und Jack von der anfänglichen
Euphorie über die schleichende Eifersucht und zeitweilige Trennung bis zum Leben mit Kompromissen. Doch Sam ist ein Land und Jack ein Mann und »Drunk Enough To Say I Love
You?« ist kein gewöhnliches Beziehungsdrama, sondern eine politische Allegorie über die
Beziehung zwischen Amerika und einem westeuropäischen Land. Es ist eine Liebesaffäre, in
der privater und öffentlicher Raum, Politik und Sex, Hass und Liebe eins sind, die schließlich
in eine fatale Abhängigkeit mündet.
»Brickland«
von CONSTANZA MACRAS | DORKYPARK
Regie und Choreographie: Constanza Macras
Uraufführung am 14. Dezember 2007
Eine Produktion von CONSTANZA MACRAS | DORKYPARK und der Schaubühne
am Lehniner Platz Berlin, in Koproduktion mit Théâtre de la Place Liège, Teatro Comunale Ferrara, Kampnagel Hamburg und Duo Dijon.
Der Handlungsort ist das Titel gebende »Brickland«, eine leer stehende Wohnanlage in Buenos Aires. Gemeint ist diese allerdings nicht als konkreter Ort, sondern als ein Sinnbild für
viele andere Städte, die im Zuge der Globalisierung austauschbar sind: so genannte »Gated
Communities«, wie wir sie in den USA und in Südamerika wie auch in China oder Indien finden. Diese Städte sind kein Zuhause, sondern trostlose Zufluchtsorte. »Brickland«, das in Anlehnung an eine fotografische Serie von Thomas Wrede (»Domestic Landscapes«, 2000)
zwischen Armseligkeit und verzweifelt wirkenden Idyllisierungsversuchen oszilliert, zeichnet
ein Bild der Ghettoisierung und Verslumung unserer Welt, in der Phrasen wie »There’s no
place like home« schierer Hohn und leere Floskeln sind.
»Der Kirschgarten«
von Anton Tschechow in einer Fassung von Falk Richter
Regie: Falk Richter
Premiere Ende Januar 2008
»Penthesilea«
von Heinrich von Kleist
Regie: Luk Perceval
Premiere Ende Februar 2008
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»Paranoia« (Arbeitstitel)
»The City« von Martin Crimp, »The Cut« von Mark Ravenhill
Regie: Thomas Ostermeier
Uraufführung Mitte März 2008
In einer szenischen Rauminstallation wird Thomas Ostermeier gemeinsam mit dem Videokünstler Julian Rosefeldt und dem Sänger und Komponisten Alex Nowitz (zu sehen in »Ein
Sommernachtstraum« frei nach William Shakespeare) ein Stück von Martin Crimp uraufführen
und die deutschsprachige Erstaufführung des neuen Stücks von Mark Ravenhill inszenieren.
8. Festival Internationale Neue Dramatik
Schwerpunkt: Palästina
10. bis 13. April 2008
Das Festival Internationale Neue Dramatik, kurz F.I.N.D., ist das öffentliche »Labor« der
Schaubühne: Im Rahmen von szenischen Lesungen und Gastspielen werden neue Theaterstücke, Autoren und Regisseure aus aller Welt vorgestellt. Hier werden neue Arbeitsbeziehungen geknüpft und erprobt, neue Stücke mit dem Theaterpublikum getestet. Aus diesem
Herzstück der Arbeit der Schaubühne entsteht ein wesentlicher Teil des Spielplans des Hauses.
Seit Entstehung des F.I.N.D. ist der Grundgedanke des Festivals die Konfrontation unserer
eigenen mitteleuropäischen Betrachtungsweise der Welt mit Wahrnehmungen, die aus gänzlich anderer Perspektive und anderen Kontexten heraus entstehen. Der israelischpalästinensische Konflikt ist einer der weltpolitisch brisantesten Krisenherde, der aus historischer Perspektive eng mit der deutschen Vergangenheit verwoben ist. Diese besondere Beziehung ist Ausgangspunkt der Beschäftigung mit neuen Stücken aus dem Nahen Osten. Der
Fokus von F.I.N.D.8 liegt auf neuer Dramatik und neuen Theaterformen von palästinensischen
Künstlern, die in den palästinensischen Autonomiegebieten, in Israel oder im Exil leben. Dies
ist die Fortsetzung des letzten Festivals, das sich mit israelischer Gegenwartsdramatik beschäftigte und große Anklang beim Berliner Publikum fand.
[Ein neues Stück]
von Marius von Mayenburg
Regie: Benedict Andrews
Premiere im April 2008
Siegerstück aus dem Komödienwettbewerb
Uraufführung im Sommer 2008
»Ödipus«
von Marius von Mayenburg nach Sophokles
Regie: Thomas Ostermeier
Uraufführung im Sommer 2008
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