Tier 53 ■ BAUERNBLATT | 5. März 2016 ab, deswegen riet Seelhorst zu einer Dreiphasenfütterung. „Zu viel Eiweiß ist nicht nur unnötig für die älteren Schweine, es belastet auch deren Stoffwechsel, denn es muss unter Energieeinsatz zu Harnstoff und Ammoniak verstoffwechselt werden. Wir sollten also einen Proteinüberschuss vermeiden.“ Vitamin A ist fettlöslich und für den Körper daher schwer zu entsorgen. Bei einem Zuviel an Vitamin A leidet die Knochengesundheit, Osteoporose kann entstehen.“ Die neuen Gehalte an Vitamin A seien aber immer noch ausreichend für das Schwein, ein Mangel sei nicht zu erwarten. Ausreichend Wasser bereitstellen Netto- oder umsetzbare Energie? Und schließlich wies Seelhorst auf die Bedeutung einer guten Wasserversorgung der Schweine hin. „Insbesondere die Sauen brauchen viel Wasser. Prüfen Sie bitte an den Nippeltränken mit einem Litermaß und einer Stoppuhr, ob genügend Wasser mit für die Tiere angenehmem Druck aus den Nippeln kommt. Und prüfen Sie dies bitte zu verschiedenen Tageszeiten und auch dann, wenn mal alle Tiere zugleich saufen. Nichts ist schlimmer, als wenn die Tiere nicht genügend Wasser bekommen oder aber der Druck zu hoch ist und ihnen das Wasser in die Nase spritzt.“ Auch bei Flüssigfütterung sollten die Tiere klares Wasser aufnehmen können. „Es gibt Vermutungen, dass der Kannibalismus unter den Schweinen eventuell mit einer mangelnden Wasserzufuhr zu tun haben könnte. Das Blut wird zähflüssiger, die kleinen Kapillaren unter der Haut sowie die Schwanzspitze werden schlechter durchblutet.“ Der tägliche Blick auf die Wasseruhr sollte zur Routine werden, denn hier sehe man sofort, wenn Weiterhin ging Dr. Glindemann auf die aktuelle Diskussion um die von zwei Futtermittelfirmen eingeführte Deklaration des Futters in Nettoenergie statt wie bisher in umsetzbarer Energie ein. „Es gibt verschiedene Energiestufen, mit denen die Futterenergie bewertet werden kann: Bruttoenergie, verdauliche Energie, umsetzbare Energie und Nettoenergie. Einige Länder wie etwa Frankreich, die Niederlande und Dänemark nutzen schon lange die Nettoenergie, bei uns war bisher immer die umsetzbare Energie Standard. Die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) hat nun die Empfehlung herausgegeben, dass Deutschland weiterhin die umsetzbare Energie nutzen sollte, solange keine neueren Studien zu Vor- oder Nachteilen vorliegen. Die Datengrundlage für die Ableitung der Nettoenergie ist relativ alt, und es ist fraglich, ob sie auch für unsere unterschiedlichen Schweineherkünfte zutrifft. Überprüfen lässt sich dieses nur mit sehr hohem Aufwand. Deswegen hat sich Hansa Landhandel entschlossen, den Bei der Einstallung in der Mast empfiehlt es sich, nicht Tiere gleichen Gewichts, sondern gleichen Alters zusammenzubringen und Überbelegung zu unterlassen, denn dies bedeutet Stress für die Tiere, der unbedingt zu vermeiden ist. Foto: Dr. Heike Engels etwas mit der Wasserversorgung nicht stimmt. Vitamin-A-Gehalte abgesenkt Dr. Thomas Glindemann vom Hansa Landhandel informierte über die neuen Höchstgehalte von Vitamin A im Mischfutter. „Die Obergrenze des Gehaltes von Vitamin A wurde durch die neue EU-Verordnung 2015/724 aufgrund der Befürchtung, dass die Menschen durch den Verzehr von tierischen Produkten zu viel Vitamin A aufnehmen könnten, abgesenkt. Empfehlungen der Wissenschaftler zu folgen, und bleibt vorerst bei der umsetzbaren Energie.“ Landwirtschaft ist die Zukunft Detlef Breuer vom Fachbereich Landwirtschaft der Justus-von-Liebig-Schule in Vechta zeigte den Zuhörern schließlich in humoristischer Weise auf, wie wichtig die Landwirtschaft trotz viel aktueller Kritik für die Bevölkerung ist. Sie sei aufgrund der preiswerten und qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die sie hervorbringe, der Garant für die innere Sicherheit und Stabilität. „So bleibt noch genug Geld übrig für Urlaube oder teure Autos. Landwirtschaft bietet Orientierung, Kontinuität und Verlässlichkeit und ist prägend für den ländlichen Raum“, so Breuer. Zudem verfügten die Landwirte über viel Eigenkapital durch Boden, Gebäude und Maschinen, sodass sie, sollten sie ihren Betrieb aufgeben, noch genug Geld durch den Verkauf erzielen würden, um einen sicheren Lebensabend zu haben. „Und keine Sorge vor den Medien: Die Landwirtschaft wird zukünftig kein dominierendes Thema mehr sein, weil die Flüchtlingskrise nun deren Platz einnimmt. Ich bin mir sicher: Wir werden einen Stimmungswandel in Deutschland erleben hin zu einem wieder positiveren Blick auf die Landwirtschaft!“ Dr. Heike Engels freie Autorin Bioschweinetagung Herausforderungen im wachsenden Markt Die aktuelle günstige Marktla­ ge für Bioschweine beflügelt die Branche nach der Ökoschweine­ krise 2013. Vor diesem Hinter­ grund luden die Verbände Bioland und Naturland in Kooperation mit dem Thünen-Institut für Ökologi­ schen Landbau alle Bioschweinhal­ ter und Branchenakteure Ende Ja­ nuar 2016 zu einer Tagung ins nie­ dersächsische Nienburg ein. In seinem Grußwort freute sich Christian Meyer, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, über das Wachstum bei Ökobetrieben in Niedersachsen, wenngleich der Anteil im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern noch gering sei. „Wir wollen das Land der intakten Schwänze werden“, betonte Meyer. Die Ringelschwanzprämie sei dabei bewusst auf 1.000 Mastschweine je Durchgang begrenzt, um ein Signal für kleinere und mittlere Betriebe zu setzen. Die Ökoprämien in Niedersachsen würden weiter erhöht, und mit einer Die nach EU-Bio-VO vorgeschriebenen 0,6 m2 im Stall je Aufzuchtferkel sind reichlich „Pacht- und Bodenpreis- bemessen, sodass Gerhard Maaß in die Hütte eine weitere Unterteilung eingebaut hat, grenze“ werde nun auch in der sich die Ferkel wärmen können und wo sie auch nicht misten. 54 Tier ein eigenes Grundstücksverkehrs- „Die Ringelschwanzprämie, insge- Schmerzmittelgabe rechtzeitig zurecht auf den Weg gebracht. samt 28 Mio. €, wird ausschließ- vor erfolgen. Trotz einer für die Schweine mit lich mit EU-Mitteln finanziert“, Raufutter, mehr Platz und Auslauf erklärte Baumgarte und ergänzTests zu nach draußen deutlich attraktiver- te: „Eine Auszahlung erfolgt nur, Ebergeruch en Umgebung besteht auch un- wenn 70 % der Tiere einen intakter ökologischen Bedingungen ein ten Schwanz haben.“ Auch in der ökologischen Schwei„Schwanzbeißrestrisiko“. Mirjam Dr. Katja Brase, Fachtierärztin für nemast wird die Impfung gegen Lechner, UeG Hohenlohe Fran- Schweine beim Tiergesundheits- Ebergeruch diskutiert und derzeit ken, sieht darüber hinaus auch ei- dienst der Landwirtschaftskammer in mehreren Biobetrieben erprobt. nen engen Zusammenhang zwi- Niedersachsen, bewertete die ver- Dr. Elisabeth Banholzer von der Zoschen Stoffwechselstörungen und schiedenen zur Verfügung stehen- etis Deutschland GmbH empfiehlt Schwanzbeißen. Erste Schwanzne- den Betäubungsmaßnahmen bei für die Praxis die Anwendung eikrosen zeigten sich bereits beim der Kastration der Ferkel. „Die Lo- nes vereinfachten Impfschemas. Saugferkel in den ersten Lebens- kalanästhesie, ähnlich einer Zahn- „Wenn man bei Einstallung in die tagen durch endo- und mykoto- behandlung beim Zahnarzt, ist Mast erstmalig impft und fünf xinbelastetes Kolostrum in Form wenig praktikabel, weil man bis Wochen vor Schlachtung der ersvon Schwellungen, Ringabschnürungen oder auch als Schwanzbasis- und Schwanzspitzenne­ krosen. „Schwanzbeißen ist hier Teil einer umfassenden Entzündungsreaktion“, betonte daher Lechner, wobei einzelne Zuchtlinien unterschiedlich starke Reaktionen zeigen. In der Fütterung empfiehlt sie zur Vorbeuge geringere Stärkegehalte (weniger Weizen, mehr Gerste), ausreichend Rohfaser und etwas mehr Fett als Energiequelle. Hitzestress sollte unbedingt vermieden werden. Die in der Mast oder bei Sauen zu beobachtenden Schwanzspitzennekrosen sind Nach knapp zwei Wochen kommen die Sauen bei Maaß zu dritt mit ihren Ferkeln ins GrupFotos: Christian Wucherpfennig zwar primär nicht auf pensäugen. Verhaltensstörungen zurückzuführen, erhöhen aber die zur Wirkung der Narkose zu lange ten Tiere erneut impft, hat man Wahrscheinlichkeit für sekundäres warten muss“, erklärte Brase und ab Ablieferung der ersten Tiere wies zudem auf erhöhte Wundhei- fünf Wochen Zeit zum Abliefern“, Schwanzbeißen. lungsstörungen hin. Die Injektions- so Banholzer. Dabei wirkt die erste narkose mit Ketamin beziehungs- Impfung als Vorbereitung des ImKastration der weise Azaperon sollte erst im Al- munsystems und hat noch keine Ferkel ter von vier Wochen erfolgen, weil Auswirkungen auf Geschlechtsge„Das routinemäßige Kupieren bei zu kleinen Ferkeln als Folge der ruch und Verhalten der Eber. Die von Schwänzen ist verboten“, stell- Nachschlafzeit zu viele Saugak- Zweitdosis führt zur Produktion te Dr. Jörg Baumgarte vom Minis- te ausfallen. Häufigere Wundhei- von Antikörpern gegen das körterium für Ernährung, Landwirt- lungsstörungen bei Kastration äl- pereigene Hormon GnRF. „Dies schaft und Verbraucherschutz des terer Ferkel kann sie aus der Pra- führt zu einer vorübergehenden Landes Niedersachsen zu Beginn xis nicht bestätigen. „Die Inhalati- immunologischen Unterdrückung klar. Die vorherrschende Praxis in onsnarkose mittels Isofluran ist nur der Hodenfunktion, und ebertyvielen Betrieben verstoße daher nach einer Umwidmung des Narko- pische Verhaltensweisen werden gegen geltendes Recht. Mithil- semittels möglich“, betonte Brase. reduziert“, berichtete Banholzer. fe von Beratung und Training so- Sie sieht die Voraussetzungen da- Nur wenn die Schlachtung später wie staatlichen Maßnahmen und für aber gegeben, weil kleine Fer- als zehn Wochen nach der zweieiner Honorierung des Mehrauf- kel nur so schadensfrei zur Kastra- ten Impfung erfolge, müsse eine wands soll darauf hingewirkt wer- tion betäubt werden können. Da dritte Impfung verabreicht werden, dass die Betriebe künftig auf Isofluran keine schmerzausschal- den. Bei zweimaliger Impfung bedas Kupieren verzichten können. tende Wirkung habe, müsse die tragen die Impfkosten laut Banhol- BAUERNBLATT | 5. März 2016 ■ zer 4 € bis 4,50 € je Tier. Dabei sieht die Referentin die Lebensmittelsicherheit als gewährleistet an, denn das eingesetzte Mittel habe keine hormonelle und pharmakologische Wirkung, und die Immunreaktion erfolge ausschließlich über die Injektion und könne nicht oral erfolgen. Einzelne Praktiker haben die Impfung schon angewendet, um damit beispielsweise Binneneber oder Alt­eber vermarktungstauglich zu machen. Vertreter der Anbauverbände machten deutlich, dass die Impfung marketingtechnisch begleitet werden müsse, damit die Verbraucher das Verfahren auch akzeptieren. Nach einer Phase der Ablehnung scheinen sich erste Lebensmittelketten die Impfung gegen Ebergeruch als Alternative zur betäubungslosen Kastration vorstellen zu können. Während der Diskussion wurde deutlich, dass sowohl einzelne Praktiker als auch die Anbauverbände zum Teil unterschiedliche Ansichten vertreten, welches Verfahren zu favorisieren sei. Einig war man sich, dass man über eine Kastration ohne Betäubung nicht mehr diskutieren muss. Genetik im Ökolandbau Einen Überblick über die im ökologischen Landbau eingesetzten Genetiken gab Dr. Horst Brandt von der Universität Gießen. „Die Vielfalt ist deutlich größer als konventionell“, legte Brandt dar, betonte aber zugleich: „Grundsätzlich ist jede moderne Rasse beziehungsweise Kreuzung auch unter ökologischen Bedingungen leistungsfähig. „Die Wahl einer geeigneten Rasse und die Erhaltung bedrohter Rassen sollten dabei nicht vermischt werden“, betonte Brandt darüber hinaus und ergänzte: „Die Bunten Bentheimer haben nur einen intramuskulären Fettgehalt von 1,6 %, und die Tiere sind nicht 100%ig stressresistent.“ Auch die Vermarktung ist ausschlaggebend für die Wahl der Rasse. Während man bei der Direktvermarktung besonderen Wert auf die Genussqualität lege, spiele bei der Vermarktung an Großabnehmer die Fleischfülle eine größere Rolle. Unabhängig von der Vermarktung kommt es nach Brandt vor allem auf die optimale Wurfgröße an, um ausgeglichene Würfe und geringe Ferkelverluste zu erzielen. Von den Vorzügen der Schweizer Edelschwein-Sauen wusste Dr. Henning Luther, Suisag, zu berich- Tier 55 ■ BAUERNBLATT | 5. März 2016 ten. Die Haltungsvorschriften in der Schweiz sind deutlich strenger als in Deutschland. „Seit der verpflichtenden Einführung der Kastration mit Betäubung im Jahr 2010 gibt es in der Schweiz in der Gesellschaft keine Diskussion über die Kastration mehr. Wir betrachten das als riesigen Fortschritt“, so Dr. Luther. Die Gruppenhaltung tragender Sauen ist seit 2002 vorgeschrieben, und das freie Abferkeln ist seit Mitte 2007 verpflichtend. „Der Verzicht auf Ferkelschutzkörbe wirkt dabei wie ein Selektionskriterium“, erklärte Luther, denn: „Wenn eine Schweizer Sau ihre Ferkel umbringen will, dann tut sie das. Das ist dann aber auch das Letzte, was sie tut.“ Die Haltungsvorschriften wirken sich auch auf die Zuchtziele aus: Die Ferkelaufzuchtrate ist mit 21 % als wichtigstes Kriterium im Zuchtwert gewichtet. Die Zahl der abgesetzten Ferkel ist übrigens in der Schweiz durch den Verzicht auf den Ferkelschutzkorb nicht gesunken, sondern kontinuierlich gestiegen. Die Säugezeit ist bei ökologischer Produktion mit mindestens 40 Tagen deutlich länger als bei konventioneller Wirtschaftsweise. Da die Sauenmilch wenig Eisen enthält und säugende Ferkel noch wenig Beifutter aufnehmen, stellte sich Anja Renger vom sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (Smul) die Frage, ob die Eisenversorgung von Bioferkeln gewährleistet ist. In ihren Versuchen konnte sie nachweisen, dass eine einmalige Eisengabe nicht ausreicht. Wurde eine zweite beziehungsweise sogar dritte Eisengabe verabreicht, erzielten die Ferkel nach dem Absetzen bessere Tageszunahmen. „Die herausragende Wirkung des Eisens erkennt man auch an der höheren Widerstandsfähigkeit von Ferkeln gegen Infektion“, berichtete Renger darüber hinaus. Umstellung erfolgreich gemeistert „Die Umstellung von 450 konventionellen Sauen auf 160 ökologisch gehaltene Sauen machte nicht nur einen Neubau erforderlich, sondern führt auch bei uns zu einem völlig anderen Blick auf die Dinge“, erklärte Wilhelm Schulte-Remmert aus Lippstadt einleitend. „In wenigen Jahren ökologischer Haltungsweise habe ich mehr über das Verhalten von Schweinen gelernt als während 30 Jahren kon- Sauen und Ferkeln macht Kälte nichts aus, wenn die Hütte trocken und gut eingestreut ist. ventioneller Bewirtschaftung“, ergänzte er. Bei der Haltung abferkelnder Sauen orientierte sich Schulte-Remmert am Wildschwein, das sich zur Geburt ins Dickicht zurückziehe. „Alle Sauen, die am 8. September 2014 in die neuen Stallungen einzogen, waren am Abend tiefenentspannt“, zeigte sich Schulte-Remmert begeistert und dankbar zugleich über die Reaktion seiner Tiere. Mit Abliegehilfe an den Seiten und der Installation eines Windschutznetzes im Auslauf wurden die Abferkelbuchten inzwischen optimiert. Deutsche Edelschwein-Sauen aus der Schweiz“, berichtete Maaß. Da in der Schweiz schon seit Jahren auch in der konventionellen Schweinehaltung auf den Ferkelschutzkorb verzichtet werden muss, kommen diese Tiere besser mit dem Verfahren „freies Abferkeln“ zurecht. „Unsere ersten Erfahrungen sind gut, obgleich es sich nur um F1-Sauen handelt, die aus der Kreuzung mit schon bei uns vorhandenen Sauen entstanden sind. Die Würfe sind etwas kleiner, und die Ferkel sind vitaler“, freute sich Maaß über die offensichtlich richtige Entscheidung. Ein Teil der Ferkel wird für den Ökosauen im Hofladen selbst gemästet, die anAußenklimastall deren gehen an Mäster mit kleinen Als Gerhard Maaß 1999 bald Beständen, die sie ebenfalls für die nach der Umstellung auf ökolo- eigene Direktvermarktung halten. gische Wirtschaftsweise nach Bioland-Richtlinien einen Neubau für 500 Sauen in seine Sauen plante, konnte er prakOutdoorhaltung tisch nicht auf Vorbilder zurückgreifen. Vor rund 15 Jahren wur2012 stellten Konrad Dammeier den Sauen ökologisch beinahe aus- und Martin Busse ihre seit zwölf schließlich in kleinen Beständen in Jahren bestehende OutdoorhalAltgebäuden gehalten. Nach der tung um und schlossen sich einiBesichtigung einer Outdoorhal- ge Zeit später dem Naturland-Vertung entschied sich Maaß für ei- band an. Auf 25 ha Acker werden nen Hüttenstall auf einer Beton- im westfälischen Petershagen 500 platte für insgesamt 48 Sauen und Sauen gehalten, wobei die Fläche knapp 100 Mastschweine. Die Sau- jährlich mit der übrigen Betriebsen ferkeln dabei zunächst einzeln fläche wechselt. Alle Sauen ferkeln in wärmegedämmten Hütten ab, selbstständig in den Hütten ab. und nach zehn bis 14 Tagen geht „Die Kälte ist sowohl für die Saues ins Gruppensäugen mit jeweils en als auch für die Ferkel kein Prodrei Sauen. „Da wir in den Hütten blem, solange sich keine Feuchtignur sehr eingeschränkt auf das Ge- keit absetzt“, erklärte Dammeier, schehen Einfluss nehmen können, und Martin Busse ergänzte: „Wir nutzen wir seit knapp zwei Jahren stellen daher den Eingang der Hüt- ten bewusst in Windrichtung.“ Als Sauen eignen sich vor allem Tiere mit nicht zu großen und vor allem gleichmäßigen Würfen sowie guter Konstitution. Entsprechend den Vorschriften der EU-Bio-VO beträgt die Säugezeit rund 40 Tage. Anschließend werden die Ferkel als „Ökobabyferkel“ mit etwa 12 kg verkauft oder selbst gemästet, dann aber in einem Stall. Die Fütterung erfolgt mit „Outdoorpellets“, die aufgrund ihrer Größe auch direkt von der Fläche aufgenommen werden können, ohne dass es zu größeren Verlusten kommt. Ein Teil des Futters wird auf den eigenen Flächen in Form von Körnermais und Triticale selbst erzeugt und an den Hersteller der Outdoorpellets verkauft. Das übrige Futter wird von einem Kooperationsbetrieb bezogen, der im Gegenzug Mist erhält. Dammeier und Busse gehen davon aus, dass die Arbeitszeit je Sau geringer ist als bei Stallhaltung, weil die aufwendige Entmistung, Reinigung und Desinfektion weitgehend entfällt. „Es ist aber nicht so einfach, Mitarbeiter zu finden, die sich für diese Haltungsform begeistern“, erklärte Konrad Dammeier abschließend, der die Arbeit selbst an der frischen Luft (fast) immer genießt. Christian Wucherpfennig Landwirtschaftskammer ­Nordrhein-Westfalen Tel.: 01 63-90 69-666 christian.wucherpfennig@­ lwk.nrw.de