Mozart.SOAP

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Samstag, 18. Juli, 19 Uhr
Helmut List Halle
Mozart.SOAP
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
aus: Ein Musikalischer Spaß, KV 522
1. Satz: Allegro
2. Satz: Menuetto und Trio Brief: Mozart an Gottfried von Jacquin
„Prag, den 15. Jenner 1787, liebster freund! …“
„Wien, den 11. März 1787, Ein Rondò für das Klavier allein“
Rondo für Klavier in a, KV 511
Brief: À Monsieur Leopold de Mozart à Salzbourg
„Wien, den 4. April, Mon très cher Père! …“
„Wien, vom 18. bis 26. Mai 1787, drei Lieder“
Die Alte „Zu meiner Zeit“, KV 517
Das Lied der Trennung „Die Engel Gottes weinen“, KV 519
Als Luise die Briefe ihres untreuen Liebhabers verbrannte
„Erzeugt von heißer Phantasie“, KV 520
Briefe und Gedicht: An Gottfried von Jacquin
„Wien, Ende Mai, Liebester Freund!
Ich benachrichtige Sie …“
An seine Schwester in Sankt Gilgen
„Wien, den 2. Juni 1787, Liebste Schwester! …“
Gedicht auf einen toten Star
„Wien, den 4. Juni 1787, Hier ruht ein lieber Narr …“
„Wien, den 14. Juni, Ein Musikalischer Spaß“
aus: Ein Musikalischer Spaß, KV 522
3. Satz: Adagio cantabile
Brief: An seine Schwester in Sankt Gilgen
„Wien, den 16. Juni 1787, Liebste,
beste Schwester! …“
„Wien, den 24. Juni, Ein Lied. Abendempfindung.“
Abendempfindung „Abend ist’s“, KV 523
Brief und Komödienfragment V: An seine
Schwester in Sankt Gilgen
„Wien, den 1. August 1787, Liebste,
beste Schwester! …“
Der Salzburger Lump in Wien, Komödienfragment
aus: Ein Musikalischer Spaß, KV 522
4. Satz: Presto
„Wien, den 10. August, Eine kleine NachtMusick“
aus: Eine kleine Nachtmusik, KV 525
1. Satz: Allegro
Gedicht: „Der kunstreiche Hund. Ein Gedicht“
aus: Eine kleine Nachtmusik, KV 525
2. Satz: Romanze. Andante
3. Satz: Menuett. Allegretto
Brief: An Gottfried von Jacquin
„Prag, den 15. Oktober 1787, Liebster Freund! …“
„Den 28. October in Prag. Il dissoluto punito, o. il
Don Giovanni, Opera buffa in due atti“
Arien der Zerlina aus „Don Giovanni“, KV 527:
„Batti, batti o bel Masetto“
„Vedrai, carino“
Brief: An Gottfried von Jacquin
„Prag, den 4. November 1787, Liebster,
bester Freund! …“
„Prag, den 6. November, Ein Lied am Geburtstag des Fritzes“
Des kleinen Friedrichs Geburtstag „Es war einmal, ihr
Leutchen“, KV 529
Brief: An seine Schwester in Sankt Gilgen
„Wien, den 19. Dezember 1787,
Liebste Schwester …“
„Den 3. Jenner 1788, ein Allegro für das Klavier allein“
aus: Allegro und Andante für Klavier in F, KV 533
1. Satz: Allegro
Lustspielfragment: „Die Liebesprobe,
Ein Lustspiel in drey Aufzügen, Personen …“
aus: Eine kleine Nachtmusik, KV 525
4. Satz: Rondo. Allegro
Bibiana Nwobilo, Sopran
Stefan Gottfried, Hammerflügel
Solisten der Hofkapelle München:
Rüdiger Lotter, Violine & Leitung
Mónica Waisman, Violine
Florian Deuter, Viola
Pavel Serbin, Violoncello
Kit Scotney, Kontrabass
Christian Binde, Horn
Petur Paszternak, Horn
Johannes Silberschneider, Lesung
Warm upper: Thomas Höft
Inspizienz: Wolfgang Atzenhofer
Übertitelsteuerung: Florian Groß
Filmteam:
Produktion, Kamera: Roland Renner/ reziprok
Technische Leitung: Johannes Trummer / TrueTV
Bildtechnik: Alois Trummer
Bildregie: Martin Steffens
Kamera: Andreas Ruhs
Musikalische Assistenz: Gertraud Heigl
Textzusammenstellung: Karl Böhmer
Die gelesenen Texte stammen aus: Mozart, Briefe und
Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, Band IV 1787–1857,
DTV und Bärenreiter, München und Kassel 2005
Patronanz:
Der Hammerflügel im heutigen Konzert stammt aus der
Werkstatt von Robert Brown (Oberndorf bei Salzburg) und
ist dem originalen Walterflügel aus dem frühen 19. Jahrhundert nachgebaut, der sich heute im Besitz des Burgenländischen
Landesmuseums Eisenstadt befindet.
Programmdauer:
Erster Teil: ca. 60 Minuten
Pause: ca. 25 Minuten
Zweiter Teil: ca. 50 Minuten
Hörfunkübertragung: Montag, 27. Juli, 10.05 Uhr, Ö1
Mozart.SOAP
„Ein musikalischer Spaß“. So nannte Mozart
seine Persiflage auf einen mittelmäßigen
Komponisten und auf sechs nicht sattelfeste
Musikanten. Aus diesem Musikspaß eine
SOAP für die styriarte des Lachens zu
machen, müsste doch ein Leichtes sein – so
dachten wir, anfänglich. Doch dann kamen
Mozarts Briefe aus dem Jahr 1787 ins Spiel
und die anderen Werke jenes Jahres wie
das a-Moll-Rondo und die „Abendempfindung“. Spätestens jetzt wurde klar: Mozart
war kein Spaßvogel. So viel zu lachen gibt
es bei ihm nicht, im Gegenteil. Johannes
Silberschneider führt uns lesend durchs
­
Jahr 1787. Die Musiker folgen ihm mit einer
Werkauswahl, streng am Kalender und an
Mozarts Werkverzeichnis entlang.
Zur Geschichte
Mozart anno 1787
Wolfgang Amadeus Mozart durch ein ganzes Jahr zu folgen,
ist wahrlich kein Spaß, schon gar nicht, wenn es um das Jahr
1787 geht. Zwar hat er im Juni den „Musikalischen Spaß“
komponiert und im August die „Kleine Nachtmusik“. Doch
zur gleichen Zeit schrieb er schon die Grabestöne des „Don
Giovanni“, im Mai das g-Moll-Streichquintett, im März das
a-Moll-Rondo. Am 28. Mai ist sein Vater gestorben, wenige
Wochen zuvor im Alter von nur 33 Jahren sein Geigerfreund
August Clemens Graf von Hatzfeld. Der Tod überschattete
seine Gedanken und seine Musik jenes Jahres. Dem stehen
grelle Ausbrüche von Humor gegenüber. Das Auf und Ab der
Affekte zwischen Fröhlichkeit und tiefster Melancholie,
Todesahnung und schierer Musizierlust war wohl in keinem
Lebensjahr größer als in diesem. Zumindest scheint es so,
und es lässt sich durch Briefe ausnahmsweise untermauern,
weil sich aus jenem Jahr mehr Briefe erhalten haben als aus
den übrigen späten Lebensjahren.
Briefe und Dichtungen
Für den Briefeschreiber Mozart gilt ganz allgemein: Was wir
an Briefen aus seinen Wiener Jahren besitzen, kann nur ein
Bruchteil der ursprünglichen Korrespondenz sein. Keine
Zeile an Lorenzo da Ponte? Keine an die Hoftheaterdirektion
oder an den Prager Impresario, der bei ihm den „Don Giovanni“ bestellte? Keine an die Wäscherin, den Weinlieferanten
oder den Notenkopisten? Keine Verabredung mit Konstanze,
keine Probennotiz an die Musiker, keine Programmzettel-Skizze fürs Sinfoniekonzert – und all das in einer Zeit ohne E-Mail,
SMS und Facebook? Unser Bild vom Briefeschreiber Mozart
bleibt für die Wiener Zeit erschreckend fragmentarisch. Dies
muss man immer bedenken, auch wenn man die Briefe aus
dem Jahre 1787 hört.
Immerhin: Mozart ist in jenem Jahr mit seiner Frau zweimal
nach Prag gereist, zu Jahresanfang, um den „Figaro“ zu diri­gieren,
und Ende September, um die Uraufführung des „Don Giovanni“
vorzubereiten. Er hat aus der geliebten Stadt höchst amüsante
Reiseberichte an Gottfried von Jacquin gesandt, den Wiener
Professorensohn. Jacquin war vieles in einem: Sänger, Flötist
und „Co-Composer“, Bruder im heiteren Geiste, aber auch Freund
in der schweren Stunde, als Mozart vom Tod seines Vaters
erfuhr. Freunde wie diesen jungen Mann hatte er nicht viele
in Wien. Für einen Spaß und für ein schönes Fräulein war der
fidele Gottfried immer zu haben, auch das gefiel Mozart.
An die Schwester in St. Gilgen schrieb er, nachdem der Vater
gestorben war, um den Nachlass zu regeln. In diesen Zeilen
könnte uns Mozart gefühllos erscheinen, jedenfalls distanziert
– der viel beschäftigte Komponist in der Weltstadt Wien, der
nur noch selten an die Mozarts im Salzburgischen dachte.
Dem Vater aber hat er noch Anfang April einen bedeutsamen
Brief geschrieben, eine philosophische Betrachtung über den
Tod als „wahren Endzweck unseres Lebens“ und „wahren,
besten Freund des Menschen“. Dieser Brief ist viel zitiert
worden und zeigt doch wieder nur die halbe Wahrheit: Dem
„Todes-Brief“ an den Vater steht wie eine Karikatur Mozarts
kleines Trauergedicht auf seinen Vogelstar gegenüber, der
just in jenen Tagen ebenfalls das Zeitliche segnete:
Hier ruht ein lieber Narr,
Ein Vogel Star.
Noch in den besten Jahren
Musst er erfahren
Des Todes bittern Schmerz …
Gedichtet wurden diese Zeilen am 4. Juni 1787, nachdem
Mozart die Todesnachricht aus Salzburg erhalten hatte. Am
14. Juni hatte er den „Musikalischen Spaß“ beendet – ausgerechnet. Mozarts „Trauerarbeit“ verlief nicht geradlinig. Das
g-Moll-Streichquintett, sein „Todesstück“ par excellence,
hatte er schon Mitte Mai vollendet, als er den kritischen Zustand des Vaters höchstens ahnen konnte. Zehn Tage nach
dem „Musikalischen Spaß“ aber trug er die „Abendempfindung“
in sein Werkverzeichnis ein, das tiefste Lied, das er jemals
geschrieben hat, eine Friedhofsszene am eigenen Grab mit
den trauernden Freunden ringsum.
In solchen Brechungen zeigt sich das eigentliche, widersprüchliche Wesen Mozarts. Deshalb wurden zwei weitere
literarische Versuche aus seiner Feder ins Programm auf­
genommen, auch wenn sie nicht ins Jahr 1787 datiert werden
können: das groteske, durchaus nicht jugendfreie Gedicht
„Der kunstreiche Hund“ und das Dramenfragment „Die
­Liebesprobe“. Besonders in den Szenen dieser Harlekinade
um den Diener Wurstl und seinen Herrn Leander hat sich
Mozart so hemmungslos dem Grotesken hingegeben, dass
man beinahe schon in die Nähe jenes lachenden, großen
Kindes gerät, das uns Milos Forman in seinem Kinofilm „Amadeus“ als Mozart verkaufen wollte – fast. Immerhin holt uns
die Musik immer wieder zur Melancholie Mozarts zurück.
KV 509 bis KV 533
Mozarts musikalische Produktion des Jahres 1787 schlägt
sich in seinem „eigenhändigen Werkverzeichnis“ auf mehr
als acht Seiten nieder, eine Gesamtaufführung würde mehr
als acht Stunden in Anspruch nehmen. im Koechel-Verzeichnis hat man es mit 22 Nummern zu tun – von den Deutschen
Tänzen, KV 509, bis zum Allegro der Klaviersonate in F, KV
533, das er zwar am 3. Januar 1788 vollendete, aber sicher
schon vor Silvester begonnen hatte. Unter den 22 Einträgen
finden sich ganz kurze Lieder und Tänze, daneben aber auch
große Kammermusik wie die Streichquintette in C-Dur und
g-Moll, KV 515/516, schließlich der gesamte „Don Giovanni“,
KV 527.
Unsere Auswahl orientiert sich einerseits an der Besetzung
des „Musikalischen Spaßes“ mit Streichquartett und zwei
Hörnern plus Kontrabass ad libitum. Die Münchner Hof­kapelle unter Rüdiger Lotter übernimmt diesen Part. Andererseits war es wichtig zu zeigen, dass Mozart im Jahr 1787
mehr Lieder geschrieben hat als jemals sonst in seinem Leben.
Also singt Bibiana Nwobilo, begleitet von Stefan Gottfried,
einige der schönsten Mozartlieder. Zwei Klavierstücke zu
zwei Händen werden von Stefan Gottfried gespielt: das
a-Moll-Rondo und der schon erwähnte Kopfsatz der F-Dur-­
Klaviersonate, KV 533. Für Auszüge aus den beiden großen
Streichquintetten fehlt die zweite Bratsche, für die Sonate
für Klavier zu vier Händen KV 521 der zweite Pianist, für „Don
Giovanni“ die Opernbühne. Aus dem Prager „Dramma giocoso“ erklingen dennoch die beiden Arien der Zerlina, und zwar
so, wie man sie zu Mozarts Zeit meistens aufführte: mit Begleitung des Hammerflügels. Für ein nicht ganz unbekanntes
Mozartstück reicht die Besetzung des Abends immerhin aus:
für „Eine kleine Nachtmusik“, KV 525.
Ein musikalischer Spaß
„Ein musikalischer Spaß“, KV 522, eröffnet und beschließt
den ersten Teil des Programms. In vier Sätzen hat Mozart hier
zwei alltägliche Erscheinungen des Wiener Musiklebens seiner Zeit verspottet: die „armen Schlucker“, die sich auf Wiens
Straßen mit dergleichen seichten Serenaden ihre wenigen
Gulden verdienten, und mittelmäßige Komponisten ohne jede
Fantasie, aber mit einer festen Schablone im Kopf und den
abgedroschenen Phrasen des italienischen Stils in der Hinterhand. Um mit dem Letzteren zu beginnen: Mozart wurde
leicht ungeduldig, wenn er die Musik komponierender Virtuosen mit anhören musste, die Wien Woche für Woche heimsuchten: „Gestern war ich so glücklich, den Herrn Freyhold
ein Concert von seiner eigenen Scomposition spielen zu hören.
Beym Adagio war ich froh, daß es sehr kurz war – das Rondò
sollte lustig seyn – war aber das dümmste zeug von der Welt.“
Eine solche „Scomposition“ hat Mozart in KV 522 persifliert.
Schon im ersten Satz rennt sich die Musik immer wieder in
Klischees des italienischen Stils fest. Zum Leerlauf kommen
satztechnische Fehler und Ungeschicklichkeiten hinzu.
Was Mozart ebenso erzürnte, war eine schematische, gefühllose Ausführung, die er hier gleich noch mitparodiert hat: „Er
spiellte so geschwind daß es nicht auszunehmen war, und
gar nicht deütlich, und nicht auf den Tact. – übrigens hat er
um keinen kreutzer geschmack noch empfindung. – ein bloßer
Mechanicus. – vor dem Essen hat er mein Concert herab­
gehuldet. – so spielen und scheißen ist einerlei!“ Ähnlich
unfreundliche Sätze wie diese über den Mannheimer Musikstar Abbé Vogler dürften Mozart beim Anhören zahlloser
Musiker in Wien auf den Lippen gelegen sein. Die sechs­
Musiker in KV 522 zeigen ebenfalls „weder Geschmack noch
Empfindung“. Zudem geraten sie oft aufs falsche Gleis, was
die Töne anbelangt, besonders die Hornisten, die im 18. Jahrhundert für ihre Trinkfestigkeit berühmt-berüchtigt waren.
Oder war es der Notenkopist, der die Töne schlicht auf der
falschen Notenzeile eingetragen hat, weil er auch nicht mehr
ganz nüchtern war? Mit dieser Spezies kannte Mozart sich
aus, schließlich war sein eigener Schwiegervater in Mannheim
Notenkopist gewesen. Und noch Beethoven beklagte sich
über den Mangel an verlässlichen Kopisten in Wien!
Wie dem auch sei: Die „Fähigkeiten“ des „Scomponisten“, der
Ausführenden und des „Scopisten“ bringen eine so seichte
Unterhaltung hervor, gewürzt mit kakophonischen Stellen,
dass sich Mozarts Freunde bei der Uraufführung sicher weggeschmissen haben vor Lachen. Ein wenig Mitleid schwingt
aber auch mit, wusste Mozart doch, wie schwer es Wiener
Straßenmusikanten hatten, ihr Auskommen zu finden.
Klavierstücke
Das a-Moll-Rondo KV 511 ist die rechte Einstimmung auf den
erwähnten „Todesbrief“ Mozarts an seinen Vater. Er hat kein
zweites Rondo von so schwermütigem Ausdruck geschrieben,
im ruhigen Andante-Tempo, mit aufsteigenden Halbtönen
schon im Thema und einer nie nachlassenden Intensität des
intimen Ausdrucks. Das F-Dur-Allegro aus KV 533 zeigt einen
ganz anderen Mozart: Es beginnt wie eine zweistimmige Invention von Bach. Interesse am Kontrapunkt bestimmt diesen
ausgedehnten Sonatensatz mit seiner konzentrierten Durchführung und den schönen harmonischen Details. Mozart
komponierte dieses Allegro und ein Andante mit fast Schönberg’schen Dissonanzen, um das Rondo KV 494 vom Vorjahr
zu einer Klaviersonate zu komplettieren.
Lieder und Arien
Dass Mozart ausgerechnet im Sommer 1787 so viele Lieder
komponiert hat, lässt sich schwer erklären. Seine Karikatur
einer quengelnden Alten hat er zwei Tage nach der Vollendung
des g-Moll-Streichquintetts geschrieben, wie eine Befreiung
oder ein Sich-Abwenden. Darauf folgte im Zweitagesrhythmus
Lied auf Lied: „Die Verschweigung“, „Die Trennung“, „Als
Luise die Briefe ihres untreuen Liebhabers verbrannte“, alles
kleine dramatische Szenen auf Modedichtungen der damaligen Zeit. Immerhin stehen die letzten beiden Lieder in f-Moll
und c-Moll: „Die Engel Gottes weinen, wenn Liebende sich
trennen“ und „Erzeugt von heißer Phantasie“. Fast hat man
den Eindruck, als habe Mozart eine Phase gesteigerter Empfindsamkeit durchlebt und dazu die deutsche Sprache gebraucht – nach den italienischen Konzertarien des März und
vor der Riesenanstrengung des „Don Giovanni“, der damals
schon auf seinem Schreibtisch lag. Die „Abendempfindung“
bildet den Höhepunkt dieser bemerkenswerten Serie. Nach
der Uraufführung des „Don Giovanni“ ließ er im November
und Dezember noch drei weitere Lieder folgen, darunter das
reizende „Am Geburtstag des Fritz“.
Hört man nach diesen Liedern die beiden Arien der Zerlina,
vom Klavier begleitet, so wird der Zusammenhang unmittelbar deutlich: Die Lieder ermöglichten Mozart einen neuen,
liedhaften Zugang auch zur Arie, einen sehr deutschen, empfindsamen Stil, der sich melodisch von den Klischees der
Opera buffa löste. Nicht umsonst hat gerade auf deutsche
Gemüter Zerlina immer besonders innig gewirkt – ganz anders
auf Italiener, die viel eher bereit sind, in ihr das raffinierte
Bauernmädel zu sehen, das seinen Freund Masetto um den
Finger wickelt. Eher selten dürfte ein Regisseur diese beiden
Arien so radikal gedeutet haben wie Tilman Knabe: als SMSpiele in einer Prolo-Beziehung, die von Alkohol und Sex
geprägt wird. Man sehe auch nach, was dem Regisseur Kasper
Holten in seinem Kinofilm „Juan“ zu diesen beiden Arien
an expliziter „Action“ eingefallen ist. Immerhin: Hört man
­Mozarts Dichtung „Der kunstreiche Hund“, so dürfte es bei
Zerlina und Masetto ruhig auch ein wenig zünftig zugehen.
Eine kleine Nachtmusik
Den zweiten Teil des Abends ausgerechnet mit der „Kleinen
Nachtmusik“ einzurahmen, ist weniger klischeehaft, als es
scheinen könnte. Zum einen hat dieses wohlbekannte Werk
auch heute noch seine Rätsel: Warum wurde das erste Menu-
ett mit Trio, das Mozart in seinem Werkverzeichnis ausdrücklich erwähnt, aus der Originalpartitur entfernt? Wie könnte
es geklungen haben? Man kann sich gut vorstellen, dass es
ein „Menuetto galante“ war, in bewusstem Gegensatz zu
dem bäuerisch groben, allzu primitiven Menuett, das Mozart
zwischen Andante und Finale einschob. Heute fehlt es, also
ist die „Kleine Nachtmusik“ strenggenommen ein Mozart-Fragment – das berühmteste neben dem Requiem.
Noch ein Rätsel: Für wen hat Mozart dieses Werk eigentlich
geschrieben? Vollendet war es schon am 10. August, sieben
Wochen vor dem Aufbruch nach Prag. „Auf der Reise nach
Prag“, wie es sich Eduard Mörike vorstellte, ist die Nacht­musik also nicht geschrieben worden, sondern eindeutig in
Wien für eine milde Nacht im August. Am ehesten kann man
sich vorstellen, dass sie für einen der geselligen Abende im
Kreise der Familie Jacquin bestimmt war, draußen im Grünen
auf der Wiener Landstraße. In diesem Fall wurde sie zweifellos solistisch ausgeführt, als Divertimento, gespielt von denselben Musikern, die sich zwei Monate zuvor über den
­„Musikalischen Spaß“ gebogen hatten vor Lachen – mit Mozart
an der Bratsche.
Josef Beheimb
Die Texte der gesungenen Stücke des heutigen Abends können
Sie in Originalsprache und Übersetzung auch auf unserer
Homepage www.styriarte.com direkt beim Konzert nachlesen.
Die Interpreten
Bibiana Nwobilo, Sopran
Geboren 1980 in Owerri, Nigeria, und aufgewachsen in Kärnten, studierte Bibiana Nwobilo Gesang am Konservatorium
Klagenfurt sowie ab 2002 am Konservatorium/Privatuniversität der Stadt Wien bei Gabriele Sima und Hilda DeGroote.
Sie begann ihre musikalische Karriere 1997 im Zusatzchor
am Stadttheater Klagenfurt. 2007 gewann Bibiana Nwobilo den Heinrich-Strecker-Wettbewerb sowie
2008 den Preis der Professor-Armin-Weltner-Stiftung in der
Schweiz und wurde 2012 mit
dem Kärntner Kulturpreis für
Musik geehrt.
Neben ihrer regen Konzerttätigkeit, unter anderem mit dem Imperial Orchester in Wien, dem Grazer Orchester recreation, dem Chamber Orchestra of Europe oder
dem Concentus Musicus Wien unter der Leitung von Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Jordi Savall, Oswald Sallaberger, Walter Kobera oder Guido Mancusi war sie auch in zahlreichen Opern und Operetten zu hören, in Südamerika,
Portugal, Frankreich, Deutschland, Schweden, Dänemark und
Finnland.
Bibiana Nwobilo sang in einer konzertanten „Porgy and Bess“Produktion am Stadttheater Klagenfurt. Im selben Stück sang
sie 2009 unter Nikolaus Harnoncourt bei der styriarte die
Clara in einer Produktion, von der bei Sony eine CD erschienen
ist. Im Sommer 2011 war sie dann die Esmeralda in Harnoncourts umjubelter Aufführung von Bedrich Smetanas „Die
verkaufte Braut“, inzwischen auf DVD und CD in der styriarte Festival Edition erschienen. In der Folge ist sie zum Stammgast im Hause styriarte avanciert.
2014 war Bibiana Nwobilo auf Skandinavientournee und sang
die Titelpartie in Léhars „Giuditta“ in der Sommerarena Baden
sowie M. Ganders „Das Leben am Rande der Milchstraße“,
einer Produktion von Phace, Wien Modern in Koproduktion
mit den Bregenzer Festspielen und dem Wiener Konzerthaus
und trat im Musikverein auf.
Stefan Gottfried, Hammerflügel
Der gebürtige Wiener Stefan Gottfried erhielt seinen ersten
Klavierunterricht mit sechs Jahren bei Leonore Aumaier. Sein
Klavier- und Hornstudium unternahm er vorerst am Konservatorium der Stadt Wien; für ein Studium in Klavier bei Michael Hruby,
Cembalo bei Gordon Murray, Komposition und Musikpädagogik
inskribierte er sich an der Universität für Musik und darstellende Kunst in seiner Heimatstadt.
Generalbass und historische Tasteninstrumente belegte er bei Jesper
Christensen an der Schola Cantorum Basiliensis (Basel, Schweiz), sowie – man staune – Mathematik
an der Technischen Universität Wien.
Seine internationale Konzert­tätigkeit auf Cembalo, Hammerklavier und Klavier, als Solist und Continuospieler, in Barock­
ensembles und modernen Orchestern ist sehr vielfältig. Seit
2004 arbeitet Stefan Gottfried regelmäßig mit Nikolaus Harnoncourt zusammen, unter anderem in den Opernprodukti-
onen „Le nozze di ­Figaro“ bei den Salzburger Festspielen und
„The Rake’s Progress“ am Theater an der Wien.
Seit 2000 unterrichtet er an der Universität für Musik und
darstellende Kunst in Wien und hält Vorträge zu verschiedenen Aspekten der historischen Aufführungspraxis. Der Alten
Musik mit historischen Tasteninstrumenten und der Populärmusik ist der vielseitige Stefan Gottfried besonders zu­
geneigt. Er ist zudem zweifacher Würdigungspreisträger der
Republik Österreich.
Hofkapelle München
Die Hofkapelle München gilt heute als wichtigstes E­ nsemble
für historische Aufführungspraxis im süddeutschen Raum
und hat sich seit ihrer Neuformierung im Jahr 2009 unter
der Leitung des Barockgeigers und Dirigenten Rüdiger Lotter
einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Künstlerpersönlichkeiten wie Reinhard Goebel, Alessandro de Marchi, Dorothee
Oberlinger, Hille Perl, Christiane Karg, Lawrence Zazzo und
Vivica Genaux sind gern bei der Hofkapelle München zu Gast.
Das Orchester arbeitet auch mit Gesangsensembles und
Chören wie dem Tölzer Knabenchor und dem Chor des Bayerischen Rundfunks zusammen. Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit ist die Wiederaufführung des reichen Schatzes
bayerischer Musikgeschichte. Auch bei der Repertoireauswahl und Realisierung von Opernproduktionen des 17. und
18. Jahrhunderts ist die Hofkapelle München in Kooperation
mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding
­regelmäßig beteiligt.
Rüdiger Lotter, Violine & Leitung
Der Barockgeiger Rüdiger Lotter hat sich innerhalb weniger
Jahre als einer der führenden und vielseitigsten Vertreter
seines Fachs etabliert. Der Herald Tribune nennt ihn „an
exquisitely refined exponent of period playing“ und seine
bislang vier bei OehmsClassics erschienenen CD-Veröffentlichungen wurden von der Fachpresse begeistert aufgenommen.
Seine aktuelle Einspielung der Solosonaten von Johann Sebastian
Bach würdigte der Westdeutsche
Rundfunk als interessanteste
Interpretation, die derzeit auf
dem CD-Markt zu finden sei.
Seine kammermusikalische Zusammenarbeit mit Künstlern wie
Ronald Brautigam, Hille Perl oder
Irvine Arditti belegen seine Vielseitigkeit ebenso, wie seine Aufgeschlossenheit auch zur zeitgenössischen Musik. Als Kammermusiker mit seinem Kammer­
ensemble Lyriarte oder dem Einstein-Klaviertrio und als
Solist tritt er regelmäßig bei wichtigen Festivals auf.
Rüdiger Lotter erhielt mehrere Auszeichnungen, so beim
renommierten Wettbewerb „Premio Bonporti“ in Rovereto
(Italien) und beim internationalen „Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb“ in Melk (Österreich). 2007 war Rüdiger Lotter Gastprofessor an der staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Als Spezialist für historische Aufführungspraxis arbeitet
er auch mit Orchestern wie dem Sinfonieorchester des WDR,
den Bremer Philharmonikern, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele,
dem „Teatro di Liceu“ Barcelona und recreationBAROCK zusammen und er ist Konzertmeister des styriarte Festspiel-Orchesters.
Seit 2009 ist Rüdiger Lotter Künstlerischer Leiter der Hofkapelle München. Als künstlerischer Leiter der Hasse-Gesell-
schaft München setzt er sich zudem intensiv für die Wieder­
entdeckung des Werks von Johann Adolph Hasse ein. 2011
wurde auf seine Initiative hin Hasses Oper „Didone Abbandonata“ im Münchner Prinzregententheater mit großem Erfolg
wieder aufgeführt.
Rüdiger Lotter spielt eine Violine von Jacobus Stainer, die
sich zuvor im Besitz von Reinhard Goebel befand.
Mónica Waisman, Violine
Mónica Waisman absolvierte ihr Violinstudium am Oberlin
College im US-Bundesstaat Ohio bei Marilyn McDonald sowie
bei Elizabeth Wallfisch am Königlichen Konservatorium in
Den Haag. Sie begann ihre Kariere als Barock­geigerin bei einigen der bekanntesten europäischen Ensembles und Orchestern der Alten Musik, die sie auf Tourneen durch die ganze
Welt führten und mit denen sie an vielen verschiedenen
Aufnahmen des europäischen Standardrepertoires mitgewirkt
hat. Derzeit spielt sie neben Harmonie
Universelle regelmäßig Konzerte in
Europa, Nord- und Südamerika
mit dem Ensemble Musica Temprana, mit dem sie erst kürzlich
wiederentdeckte Schätze der
Musikliteratur des 18. Jahrhunderts aus Lateinamerika aufgenommen hat. Weiterhin ist sie
immer wieder als Kammermusikerin, Konzertmeisterin und Solistin
verschiedener Ensembles in Europa sowie
Südamerika gefragt. 2003 gründete Mónica Waisman mit
Florian Deuter das E­ nsemble Harmonie Universelle. Mónica
Waisman spielt auf einer Violine von Matthieu Besseling,
Amsterdam.
Florian Deuter, Viola
Florian Deuter kann auf eine bemerkenswerte Karriere im
Bereich der historischen Aufführungspraxis zurückblicken.
Sie begann 1986 mit der Einladung durch
Reinhard Goebel zu Musica Antiqua
Köln, wo er von 1994 bis 2000 auch
die Konzertmeisterposition einnahm. Sein herausragendes Talent und seine unstillbare Energie brachten ihn schnell auch an
die Spitze anderer renommierter
Ensembles im Bereich der Alten
Musik. So wirkte er als Konzertmeister u. a. beim Gabrieli Consort unter der
Leitung von Paul McCreesh, bei der Chapelle Royale und dem
Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe und bei
Marc Minkowskis Musiciens du Louvre. Hinzu kommen solistische Aufgaben und Konzertmeister-Positionen im Amsterdam Baroque Orchestra unter Ton Koopman, dem European
Baroque Orchestra, Musica ad Rhenum und Capriccio Stravagante. 2003 gründete Florian Deuter gemeinsam mit Mónica Waisman das Ensemble Harmonie Universelle, um mit
ihm die Kammermusik- und Orchesterliteratur des 17. und
18. Jahrhunderts neu zu entdecken. Florian Deuter spielt auf
einer Violine von Matthieu Besseling, Amsterdam.
Pavel Serbin, Violoncello
Pavel Serbin wurde 1978 in Moskau geboren. Er besuchte die
Gnessin Musikschule und später das Moskauer Konservatorium bei Dmitry Miller (Violoncello), Alexander Rudin (Kammermusik) und Alexander Galkovsky (Quartett). 1999 bis 2001
setzte er seine Studien bei Wieland Kuijken (Viola da gamba)
und Jaap ter Linden (Barockcello) in Den Haag fort, ehe er
diese in Moskau mit Auszeichnung abschloss. Postgraduelle Studien bei
Alexander Rudin und eine Dissertation über die historische Cello-Aufführungspraxis in Russland Ende des 18. Jahrhunderts
hielten ihn weiter in Moskau.
Der mehrfache Preisträger bei
internationalen Wettbewerben
unterrichtet seit 2004 Barockcello,
Quartett und Kammerensemble am Moskauer Konservatorium und reist für Konzerte durch Europa
und Russland. 1997 gründete er gemeinsam mit der Pianistin
Olga Martynova das A La Russe Ensemble. Dieses Ensemble
diente als Unterbau für das Pratum Integrum Orchestra,
das Pavel Serbin seit 2003 leitet. Pratum Integrum ist das
einzige, größere russische Originalklang-Orchester.
Kit Scotney, Kontrabass
Kit Scotney sieht Musik als Sprache. Und so wie man in der
Sprache Grammatik, Vokabeln, Vokale, Konsonanten, Sprachrhythmus, Inhalt, Struktur und Sätze braucht, so braucht es
auch Menschen, die etwas auszudrücken haben. Und natürlich Menschen, die zuhören, aufnehmen und wahrnehmen.
Ich kann etwas „anders“ sagen, und sage damit etwas ganz
„anderes“. Genauso ist es für Kit in der Musik. Die individuelle, persönliche und überzeugende Aussage ist das Ziel eines
Musikers und der Wunsch des Publikums.
Kit lernte Kontrabass in London und Wien bei Duncan McTier
und Andrew Ackerman, bevor er mit 24 nach Deutschland
kam. Es folgte ein zweijähriges, intensives Violone- und Kontrabass-Studium bei Dane Roberts in Frankfurt. Er spielt bei
namhaften Ensembles wie Harmonie Universelle, Spira Mira-
bilis, La Stagione Frankfurt, La Chambre Philharmonique, bei
der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und beim
Freiburger Barockorchester. Seit zwei Jahren ist er Mitglied
im Cölner Barockorchester.
Christian Binde, Horn
In Duisburg geboren und in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets aufgewachsen, wurde Christian Binde vom Kontrast
aus Industrie und Kultur seiner Heimatregion geprägt. Nach
vier Jahren als fest angestellter Musiker
zog es ihn musikalisch hin zur Alten
Musik und geographisch für zehn
Jahre nach Wien. Als Künstler war
für Christian Binde der Kontrast
zwischen Neuer und Alter Musik,
zwischen freischaffender Arbeit
in verschiedenen Orchestern und
seinen eigenen Ensembles, sowie
seine Lehrtätigkeit prägend. So spielte er mit Ensembles wie dem Freiburger
Barockorchester, Concerto Köln, dem Mahler Chamber
­Orchestra, dem Rundfunksinfonieorchester Wien, Le Cercle
de l’Harmonie Paris, dem Klangforum Wien und Musik­Aeterna
Perm (RU) in Europa, Asien und Amerika. Zudem unterrichtete er an den Universitäten in Linz und Trossingen.
Seit 2007 lebt Christian Binde wieder in Köln. Aus dem Wunsch
heraus, den eigenen musikalischen Ideen Ausdruck zu verleihen, gründete er 2010 die Compagnia di Punto.
Petur Paszternak, Horn
Der ungarische Hornist erhielt seine musikalische Ausbildung
am Leó Weiner Konservatorium sowie an der Franz Liszt
Universität für Musik in Budapest und studierte danach an
der Universität für Musik und darstellende
Kunst in Graz. 2006 beendete er das
Studium mit dem „Master of Arts“.
Er war mehrfacher Preisträger
internationaler Musikwettbewerbe und besuchte Meisterkurse bei Ferenc Tarjáni, Barnabás
Kubina, Peter Damm, István
Vincze und Timothy Jones. Nach
ersten erfolgreichen Probespielen
u. a. beim Dochnányi Ernö Jugendorchester (Budapest) wurde er 2002 an die ungarische Nationaloper engagiert. Er ist Mitglied von recreation – Großes
Orchester Graz und spielte auch im „Franz Liszt Kammerorchester“ mit den Wiener Symphonikern und im RSO Wien.
Johannes Silberschneider, Lesung
Der aus Mautern in der Obersteiermark stammende Johannes
Silberschneider studierte Schauspiel an der Hochschule für
Musik und darstellende Kunst und am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein erstes Theaterengagement führte Johannes
Silberschneider von 1983 bis 1985 an das Schauspielhaus
Zürich. Es folgten Engagements an zahlreichen Bühnen im
deutschsprachigen Raum. Er arbeitete mit Regisseuren wie
Hans Hollmann, Peter Palitzsch, Dieter Giesing, August Everding, Peter Zadek und Ruth Drexel. Er ist Ensemblemitglied
am Münchner Volkstheater und dort seit 2007 als Kommissar Schilf (Regie: Bettina Bruinier) zu sehen.
Seine abwechslungsreiche und internationale Film- und
Fernsehkarriere begann Johannes Silberschneider 1981 mit
Axel Cortis Fernsehfilm „An uns glaubt Gott nicht mehr“, dem
ersten Teil der TV-Trilogie „Wohin und zurück“, in dem er an
der Seite von Armin Mueller-Stahl und Fritz Muliar spielte.
Es folgten über 60 weitere Fernsehrollen. An der Seite von
Ben Kingsley drehte Johannes Silberschneider den Fernsehzweiteiler
„Anne Frank – The Whole Story“
(2001), der mit einem EmmyAward ausgezeichnet wurde. Mit
Laetitia Casta stand er in der
Romanverfilmung „Luisa Sanfelice“ der Gebrüder Taviani (2004)
vor der Kamera, und unter der
Regie von Harald Sicheritz spielte
er in „Zwölfeläuten“ (2000) und in „11er
Haus“ (2004). 2011 war er in „Rommel“ (Niki Stein), „Der
­Mediator – Die Hölle sind wir“ (Harald Sicheritz), „Oben ohne“
(Reinhard Schwabenitzky) sowie „Soko Donau“ und Tatort
zu sehen.
Seit den 1990er-Jahren ist Johannes Silberschneider in zahlreichen internationalen Kinofilmen präsent. Unter der Regie
von Herbert Achternbusch drehte er etwa „Niemandsland“
(1991), im preisgekrönten Film „Charms Zwischenfälle“ (1996)
von Michael Kreihsl übernahm er die Hauptrolle. Es folgten
u. a. „Männerpension“ (Detlev Buck), „Das Schloss“ (Michael
Haneke) und „Silentium“ (Wolfgang Murnberger). In „La niña
de tus ojos“ (Fernando Trueba) war er als Joseph Goebbels an
der Seite von Penelope Cruz zu sehen. Zudem wirkte Johannes
Silberschneider in Virgil Widrichs Kurzfilm „Copy Shop“ mit,
der 2002 für den Oscar nominiert wurde. Er spielte Gustav
Mahler im Kinofilm „Mahler auf der Couch“ von Percy und
Felix Adlon (2009) und Hans Moser in „Jud Süß“ von Oskar
Roehler (2009). Zuletzt reüssierte er in der jüngsten Krimiverfilmung des Wolf Haas-Krimis „Das ewige Leben“. 2012
ehrte ihn die Diagonale mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur.
Der Witz des Tages
Ein Pop-Musiker, ein Vertreter des volkstümlichen Genres und ein Jazzer unterhalten
sich über ihr Gagen-Gefüge: Der Erste verkündet
großspurig, er habe sich mit dem Geld seines
letzten Auftritts ein tolles Porsche-Cabrio zugelegt. Der stehe jetzt bei ihm zu Hause in der
Garage seiner Villa. Der Zweite gibt ihn übertrumpfend zur Antwort: „Ich hab mir mit
der Gage von meinem letzten Konzert eine kleine
Yacht gekauft, die liegt jetzt auf Mallorca, direkt
vor meinem Ferienhaus!“ „Und Du?“, fragen
beide den sehr ruhig und entspannt dasitzenden
Jazzer: „I? I hob mir von meiner letzten Gage den
Pullover da geleistet, den i grad anhab!“ Darauf
die beiden anderen, leicht irritiert. „Ja, … und …
den Rest?“ – „Den Rest? Den hat die Mama ’zahlt!“
von Johannes Silberschneider
Franc Novinc, Morgen, 1971 (Detail), Foto: N. Lackner/UMJ
Landschaft
Transformation einer Idee
Kunst von 1800 bis heute aus
der Sammlung der Neuen Galerie
19. 06. – 06.09. 2015
Joanneumsviertel, 8010 Graz, Di–So 10–17 Uhr
www.neuegaleriegraz.at
Aviso
Mittwoch, 22. Juli
Helmut List Halle, 19 Uhr
Ligeti.SOAP
Ligeti: Musik aus „Le Grand Macabre“
6 Bagatellen für Bläserquintett (aus „Musica ricercata“, 1953)
Poème Symphonique für 100 Metronome
Kammermusik, Klavierstücke
Lesung aus dem Libretto des „Grand Macabre“ und
anderen Texten von György Ligeti
Marie Friederike Schöder, Sopran
Solisten des styriarte Festspiel-Orchesters
Dirigent: Michael Hofstetter
Maria Köstlinger, Lesung
Das Lachen ist eher kein Grundbaustein in der Neuen Musik des
20. Jahrhunderts, aber bei György Ligeti ist alles anders. Der
Großmeister der Groteske und
der Ironie ist, wie es Pierre-Laurent Aimard formuliert, ein Komponist, „dessen Musik so tief ist
und der sich nicht zu ernst
nimmt“. Er ist einer, der uns erlaubt, auch über die letzte Autorität, den Tod, zu lachen, besonders in der singulären Oper „Le
Gand Macabre“, deren Highlights auch in unserer Ligeti.SOAP
aufblitzen. Solisten des styriarte Festspiel-Orchesters und Marie
Friederike Schöder gestalten ein atemberaubendes Spektakel aus
aktueller Musik.
Der richtige Ton
zur richtigen Zeit.
Das ist Kommunikation.
KommuniK ation seit 1993
www.conclusio.at
Flexibel im Format.
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