Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka Der Prozess Uraufführung Presseinformation Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka Der Prozess Uraufführung „Das Gericht will nichts von dir. Es nimmt dich auf, wenn du kommst, und es entlässt dich, wenn du gehst.“ Franz Kafka, Der Prozess Obwohl dieser Satz eigentlich nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig lässt, versteht ihn Josef K. nicht. Er kann anderen Menschen nicht begegnen, er kann sie nur einteilen. Männer stehen über oder unter ihm, Frauen sind Sexualobjekte oder nicht. Er hat sich in seiner Welt eingerichtet – unberührbar und unbeweglich. Aber eines Tages beginnt sein „Prozess“, weil irgendetwas in ihm diesen Zustand beenden muss … Inhalt Es gibt kaum einen berühmteren Satz als den in Kafkas Romanfragment, mit dessen Veröffentlichung ein neues Zeitalter in der Literatur begann: „Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.” Nach dieser rätselhaften Verhaftung am Morgen seines dreißigsten Geburtstages, bei der ihm ein Aufseher mitteilt, er dürfe auf freiem Fuß bleiben und weiterhin ungestört seiner Arbeit nachgehen, stolpert der Prokurist Josef K. durch den Irrgarten einer surrealen Bürokratie: Das Gericht ist ungreifbar, seine Kanzleien verstecken sich auf stickigen Dachböden, wo ihn „Helferinnen” in erotische Verwirrung stürzen, und ein obskurer Maler erzählt ihm, dass ein wirklicher Freispruch unmöglich sei. Sprachlich aufs Notwendige reduziert und mit dem leidenschaftslosen Blick eines Insektenforschers berichtet Kafka, wie sich sein Protagonist immer tiefer in seinen Prozess verstrickt, bis es keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Bis zum Schluss bleibt K. seltsam passiv, begehrt gegen Nichtigkeiten auf, sucht nur die rhetorische Konfrontation mit vermeintlichen Gegnern und erkennt nicht, dass es nur um ihn selbst geht. Erst in der vorletzten, großen Szene im Dom, als ihm der Gefängniskaplan die Legende „Vor dem Gesetz” erzählt, erkennt Josef K. seine „Schuld”, aber jetzt ist es zu spät. An seinem einunddreißigsten Geburtstag holen ihn zwei Männer ab und richten ihn hin: „Wie ein Hund”, sind K.s letzte Worte. 2 Entstehung Franz Kafka hat nur knappe zwei Monate wirklich intensiv am „Prozess” gearbeitet. Im Herbst 1914 schrieb er zunächst das erste und das letzte Kapitel und arbeitete dann parallel an allen anderen Abschnitten und brachte so etwa 200 Seiten Material zu Papier. Wie üblich schrieb er die Kapitel in einzelne Hefte, so dass der unvollendete Roman aus lauter Bausteinen bestand, die erst noch in Reihenfolge gebracht werden mussten. Sein Freund und Schriftstellerkollege Max Brod hat dies 1925, etwa ein Jahr nach Kafkas Tod, als erster in Angriff genommen. Seine Ausgabe wird zwar bis heute gelesen, aber mittlerweile gilt die Kritische-Kafka-Ausgabe von 1990 als gelungener. Mögliche Deutungen Bei der Interpretation des Stoffes gibt es eine Vielzahl von Ansätzen. Dabei lassen sich fünf Hauptrichtungen festmachen: die autobiografische (Kafkas Trennung von seiner Verlobten Felice Bauer), die historische (politische Situation in Österreich-Ungarn vor Ausbruch des I. Weltkrieges), die religiöse (in Bezug auf Kafkas jüdische Herkunft), die psychoanalytische (die Verwirrung des Menschen in der Moderne) und die politisch-soziologische (das Aushöhlen der bürgerlichen Freiheitsrechte durch eine unmenschliche Bürokratie ). Jede dieser Richtungen greift zu kurz und jede enthält einen Funken Wahrheit. Es gilt als wahrscheinlich, dass Kafkas Trennung von Felice Bauer ein Auslöser war, mit der Arbeit am „Prozess” zu beginnen, es gibt auch jede Menge religiöse Anspielungen im Roman und Kafka kannte sich als Prokurist einer großen Versicherungsgesellschaft bestens aus mit den Mechanismen der Bürokratie. Aber alle diese Teilaspekte vermögen nicht zu erfassen, was den „Prozess” als Ganzes ausmacht. Aus Kafkas Tagebüchern weiß man, dass er noch unentschieden war, welchen Aspekt er herausarbeiten wollte. Festzustehen scheint nur, dass er sich des Versteckspiels bewusst war, das er mit dem Leser spielt, dass die Entscheidung, keine eindeutige Erklärung zu liefern, von Kafka beabsichtigt ist. Die Logik des Wunderbaren Kafka hat eine herausragende Fähigkeit, die ihn über viele seiner Zeitgenossen heraushebt und die seine Texte bis heute bei aller Rätselhaftigkeit zugänglich macht: Er hatte, begünstigt durch seine lebenslangen Schlafstörungen, einen schmerzhaft-direkten Zugang zu seinen Träumen. Verbunden mit seinen reichen sprachlichen Mitteln war er in der Lage, der Alltagsrealität vollkommen enthobene Ereignisse so nüchtern und in sich logisch zu beschreiben, dass man als Leser sofort bereit ist, die Wirklichkeit von Kafkas Figuren als wahr zu akzeptieren. Sein Zeitgenosse Oskar Walzel nannte diese typische Eigenschaft Kafkas die „Logik des Wunderbaren”. Peter Hilton Fliegel 3 Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka Der Prozess Uraufführung Besetzung Josef K. ............................................................................... Sebastian Moske K./Chor/Stimmen ........................................................................... Ensemble Franz und Willem .............................. Thomas Marx und Christoph Sommer Frau Grubach ....................................................................... Laura Machauer Aufseher .......................................................................................... Aom Flury Frl. Bürstner ................................................................................ Amélie Miloy Direktor-Stellvertreter ...................................................... Christoph Sommer Frau des Gerichtsdieners .......................................... Aida-Ira El-Eslambouly Untersuchungsrichter ...................................................... Christoph Sommer Student ............................................................................................ Aom Flury Gerichtsdiener ............................................................ Felix Frederik Frenken Der Prügler .................................................................. Felix Frederik Frenken Onkel Karl ................................................................................... Thomas Marx Leni ............................................................................. Aida-Ira El-Eslambouly Advokat Huld .................................................................... Christoph Sommer Titorelli ............................................................................................. Aom Flury Verkrüppelte Mädchen ................................ Laura Machauer, Amélie Miloy, Aida-Ira El-Eslambouly Kaufmann Block ....................................................................... Thomas Marx Gefängniskaplan ........................................................ Felix Frederik Frenken Regie ............................................................................................... Eva Lange Bühne & Kostüme ........................................................... Gabriela Neubauer Dramaturgie ..................................................................... Peter Hilton Fliegel Regieassistenz ................................................................................ Svea Krull Soufflage .............................................................................. Jannika Wübben Inspizienz ................................................................................. Björn de Groot Vorstellungsdauer ........................................................ ca. 1:40, keine Pause Premiere .................................. 11/01/2014, Stadttheater Wilhelmshaven 4 Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka Der Prozess Uraufführung Termine Premiere: Samstag, 11/01/2014 / 20.00 Uhr Stadttheater Wilhelmshaven Spieltermine im Stadttheater Wilhelmshaven: Mo., 27/01/2014 / 20.00 Uhr Di., 11/02/2014 / 20.00 Uhr Sa., 15/02/2014 / 20.00 Uhr Mi., 26/02/2014 / 20.00 Uhr Di., 01/04/2014 / 20.00 Uhr Spieltermine im Spielgebiet: Mi., 15/01/2014 / 20.00 Uhr / Emden, Neues Theater Do., 16/01/2014 / 20.00 Uhr / Norden, Theatersaal Fr., 17/01/2014 / 19.30 Uhr / Norderney, Kurtheater Mo., 20/01/2014 / 20.00 Uhr / Vechta, Metropoltheater Di., 21/01/2014 / 19.30 Uhr / Aurich, Stadthalle (Schulvorstellung) Mi., 22/01/2014 / 19.30 Uhr / Aurich, Stadthalle Do., 23/01/2014 / 20.00 Uhr / Wittmund, Aula Brandenburger Str. Fr., 24/01/2014 / 20.00 Uhr / Jever, Theater am Dannhalm Di., 28/01/2014 / 19.30 Uhr / Leer, Theater an der Blinke Do., 06/02/2014 / 19.30 Uhr / Papenburg, Theater auf der Werft Stand: 07/01/2014 / Änderungen vorbehalten! 5 Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka Der Prozess Uraufführung Fotos Die Inszenierungsfotos finden Sie ab Mittwoch, 08/01/2014 zum Download im Internet: www.landesbuehne-nord.de Reservierung von Pressekarten Bitte reservieren Sie rechtzeitig Ihre Karten! Schicken Sie einfach eine E-Mail an [email protected] . Ansprechpartner Peter Hilton Fliegel, Dramaturg Telefon 04421.9401-17 E-Mail [email protected] Jarno Stiddien, Pressesprecher Telefon 04421.9401-12 E-Mail [email protected] 6 Peter Hilton Fliegel / Eva Lange nach Franz Kafka DEr ProzEss Uraufführung Sebastian Moske (Josef K.) 7