36. KW 2012 [email protected] LS Journalismus und PR, Taunusstein Das Redaktionsbüro von Lutz Schulmann Gynäkologische Eingriffe Bauchraum bleibt meist von Öffnung verschont 3D-Laparoskopie erweitert die Möglichkeiten der minimal-invasiven Chirurgie Laparoskopische Eingriffe (Bauchspiegelungen) sind mittlerweile fester Bestandteil vieler chirurgischer Disziplinen. Sowohl als diagnostisches Verfahren als auch zum direkten operativen Einsatz werden Laparoskopien in zahlreichen Fachgebieten immer häufiger angewendet. Mit der Entwicklung des 3D-Laparoskopie-Systems konnte eine nochmalige Wie verbreitet ist die dreidimensionale Technik in der Laparoskopie? Hornemann: Dreidimensionale Darstellungen kennen wir aus Hologrammen, von Abbildungen in gedruckten Büchern oder auch von Kinofilmen. Bewegt sich bei einem 3D-Film ein Gegenstand oder eine Person auf die Kamera zu, weicht man unwillkürlich zur Seite, da die Darstellung meist sehr realistisch ist. Auch in der Medizintechnik wird schon seit vielen Jahren an visuellen 3D-Systemen geforscht. Allerdings ist die herkömmliche zweidimensionale Technik der Laparoskopie bereits so weit ausgereift, dass die Einführung einer dritten Dimension bislang nicht in dem erwarteten Maße vorangetrieben wurde. Aktuell gibt es erst- Verbesserung der Operationstechnik erreicht und die fortschrittlichste Technologie integriert werden. Im Interview berichtet Oberarzt Dr. med. Amadeus Hornemann, MPH (Master of Public Health), vom Zentrum für minimalinvasive Chirurgie in der Gynäkologie am Universitätsklinikum Mannheim, über seine ersten Erfahrungen mit der 3D-Laparoskopie. mals ein marktreifes System für die 3D-Laparoskopie mit der Bezeichnung „Einstein Vision“. Welche Vorteile bietet die 3DLaparoskopie in der Gynäkologie? Hornemann: Die 3D-Darstellung wird im Bauchraum umgehend erlebbar und erleichtert dem Operateur die Orientierung. Beim Blick ins kleine Becken wird die Tiefenausdehnung besonders deutlich wahrnehmbar. Die stark vergrößerte Darstellung ermöglicht es zudem, mit der Optik Distanz zu wahren. Dadurch wird eine Verschmutzung der Optik unwahrscheinlicher und eine Reinigung derselben ist nur in Ausnahmefällen notwendig. Die scharfe, dreidimensionale Visualisierung erlaubt eine zuverlässige Identifizierung auch oftmals versteckter beziehungsweise schwierig Schildert erste Erfahrungen mit der 3D-Laparoskopie: Dr. Amadeus Hornemann, Experte für minimal-invasive Chirurgie in der Gynäkologie. darzustellender Strukturen. Durch die dritte Dimension werden leichte Unebenheiten deutlich sichtbar, sodass meist auch so genannte retroperitoneale Strukturen (Strukturen, die hinter dem Bauchfell – Peritoneum – liegen und nicht von ihm umschlossen werden, d. Red.), zum Beispiel Harnleiter, bereits transperitoneal, also durch das Bauchfell, sicher aufzufinden sind. Inwieweit profitieren Patient und Operateur von dem neuen System? Hornemann: Der wesentliche Vorteil der robotergeführten Kamera besteht in der Tatsache, Die MRT-Untersuchung ist jetzt erstmals auch für Patienten mit implantierbarem Defibrillator (ICD) möglich. Aktion Meditech Medizinprodukte retten Leben, erhalten die Gesundheit und verbessern die Lebensqualität. Die Initiative „Aktion Meditech“, der zahlreiche Ärzte, Patientengruppen und Unternehmen angehören, informiert die Öffentlichkeit über neue Behandlungsmethoden der Medizintechnologie. Denn um ihre Rechte auf die bestmögliche Behandlung einzufordern, wird es für Patienten immer wichtiger, sich aktiv kundig zu machen. Mehr über innovative Medizintechnologien gibt es im Internet: www.aktion-meditech.de Bronchiale Thermoplastie dass der Operateur alleine vorgibt, wohin sich die Optik bewegt. Das System ermöglicht eine zufriedenstellende SoloChirurgie ohne ärztliche Assistenz. Eingriffe bis zur operativen Entfernung der Gebärmutter können problemlos ohne Assistenz durchgeführt werden. Durch die Weiterentwicklung der operativen Laparoskopie mit dreidimensionaler Darstellung wird es in der Gynäkologie bald nur noch wenige Eingriffe im Bauchraum geben, die nicht endoskopisch durchgeführt werden können. Die dritte Dimension dürfte es auch weniger geübten Operateuren erleichtern, Eingriffe mit höherem Schwierigkeitsgrad sicher zu erlernen. Was bedeutet minimal-invasiv? Mit „Einstein Vision“ gibt es erstmals ein marktreifes System für die 3DLaparoskopie. Alle Bilder: Aktion Meditech Unter minimal-invasiven Eingriffsmethoden werden in der Medizin solche verstanden, die nur eine kleinste Verletzung von Haut und Weichteilen hervorrufen – etwa mittels Endoskopie. Minimal-invasiv arbeitet beispielsweise die in diesem Interview erörterte 3D-Laparoskopie. Bauchwandbrüche Leben ohne Einschränkungen Moderne Netze für die laparoskopische Versorgung von Narbenhernien Hinter dem Begriff „Hernie“ verbergen sich Bauchwandbrüche, besser bekannt als Leisten-, Narben- oder Nabelbrüche. Dabei drücken sich Eingeweide durch eine Schwachstelle der Bauchwand. Gründe dafür können eine geschwächte Bauchwandmuskulatur, eine BindeDies kann oft auch Jahre nach dem Eingriff geschehen. Die Bauchwandnarbe bildet hier durch ihre fehlende Elastizität die Bruchpforte. Die Narbenhernie ist die häufigste spätpostoperative Komplikation nach Eingriffen in die Bauchhöhle (Abdominalchirurgie). Ursächlich sind vor allem patientenabhängige, biologische Risikofaktoren. Für die Versorgung von Narbenhernien per Laparoskopie (Bauchspiegelung) steht eine Generation von Herniennetzen zur Verfügung, die den Patienten neue Perspektiven eröffnet. gewebsschwächung oder erhöhter Druck im Inneren des Bauches sein, der zum Beispiel durch schweres Tragen und Heben entsteht. Eine Spezifikation stellen so genannte Narbenhernien dar, die ausschließlich an Narben einer vorherigen Operation entstehen. Die modernen Netze sind leichtgewichtig, teilresorbierbar und passen sich der physiologischen Bauchwanddynamik an: Das physiologische Design der modernen Netze ermöglicht, dass sich die Patienten ungehindert strecken und dehnen können. Das stabile und flexible Einwachsen fördert eine patientenfreundliche Heilung. Damit bieten die modernen Herniennetze den Patienten die Möglichkeit, ihr Leben ohne Einschränkungen fortzuführen. Die laparoskopische Versorgung von Narbenhernien ist ein etabliertes Verfahren, das zunehmend an Verbreitung gewinnt. Ob Naht oder Netz eingesetzt wird, entscheidet der Arzt im Einzelfall. Dabei berücksichtigt er das Alter der Patienten, ihr Bindegewebe und die Frage, ob sie bereits einen Hernienbruch hatten. Grundsätzlich erstatten die Krankenkassen die Kosten für Herniennetze. Patienten sollten sich im Vorfeld einer Hernienoperation mit ihrem Arzt darüber unterhalten, ob ein Netz für sie sinnvoll ist, vor allem dann, wenn ihre Hernie auf eine Bindegewebsschwäche zurückzuführen ist. Schonend und dabei wirkungsvoll Wegweisende Eingriffsmethode bei schwerem Asthma Bei Asthmapatienten ist die Muskulatur, die die Atemwege der Lunge ringförmig umgibt, die so genannte glatte Bronchialmuskulatur, zunehmend verdickt. Im Falle eines Asthmaanfalls kommt es zu einer Verengung der Atemwege, die zum einen durch die Kontraktion (Zusammenziehen) der übermäßigen Bronchialmuskulatur und zum anderen durch Schwellungen oder Entzündungen und starke Schleimbildung verursacht wird. Verengen sich die Atemwege, dann können Atemnot, ein Engegefühl in der Brust, pfeifende Atemgeräusche, Keuchen und Husten die Folge sein. Die bronchiale Thermoplastie ist ein neues, minimal-invasives Bronchoskopie-Verfahren zur Behandlung von schwerem Asthma bei Erwachsenen, deren Erkrankung trotz konventioneller Therapie nicht ausreichend kontrolliert ist. Dabei handelt es sich um einen Eingriff, bei dem die Atemwegswand in einem Abschnitt auf kontrollierte Weise unter Verwendung eines Bronchoskops erwärmt wird. Durch die Anwendung von Wärme auf den Atemweg sollen die übermäßige Bronchialmuskulatur verringert und damit deren Kontraktion und die resultierende Verengung des Atemwegs beschränkt werden. Eine vollständige Behandlung mit bronchialer Thermoplastie wird in drei Eingriffen durchgeführt, die jeweils im Abstand von ungefähr drei Wochen erfolgen. Jeder Eingriff dauert etwa eine Stunde und findet in der Lungenfachabteilung eines Krankenhauses statt. Das neue Verfahren kann eine lebensverändernde Therapieoption für Patienten mit schwerem Asthma darstellen, indem eine lang anhaltende Kontrolle der Asthmasymptome, die durch Verengung der übermäßigen Bronchialmuskulatur verursacht werden, ermöglicht wird. Kammerflimmern/Kammerflattern Hoffnung für Implantatträger Neue Generation implantierbarer Cardioverter-Defibrillatoren (ICDs) eröffnet Patienten erstmals Zugang zur MRT Die Zahl der durchgeführten Magnetresonanztomographie (MRT)-Untersuchungen hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen. Technischer Fortschritt und erweiterte Indikationsleitlinien haben fortlaufend zu einem deutlichen Anstieg der Schrittmacher- und ICD-Implantationen geführt. Etwa die Hälfte aller Implantatträger benötigt im Laufe der Therapie mindestens eine MRT-Untersuchung. Ein gefährlich beschleunigter und oftmals unregelmäßiger Herzschlag (Kammerflattern/ Kammerflimmern) setzt den Blutfluss des Herzens drastisch herab und kann binnen weniger Minuten zu einem Herz- und Kreislaufstillstand führen. Risikopatienten erhalten in der Regel einen implantierbaren Defibrillator (ICD), der den Herzrhythmus lückenlos überwachen und lebensbedrohliches Kammerflimmern jederzeit durch starke Stromstöße beenden kann. ICDs haben sich seit vielen Jahren als zuverlässige Methode zur Vermeidung eines plötzlichen Herztodes bewährt. Ein Wermutstropfen aber blieb: ICD-Patienten waren von dem wichtigen MRT-Verfahren ausgeschlossen. MR-Tomographen sind wegen ihrer exzellenten Bildqualität ein oftmals unerlässliches diagnostisches Instrument. Ihre detaillierte Darstellung der inneren Organe und Gewebe- strukturen erlaubt eine exakte Beurteilung tumoröser, entzündlicher und traumatischer Erkrankungen und ermöglicht so eine optimale Therapie. Die herkömmlichen ICD-Systeme haben aber das Problem, dass die bei der MRT erzeugten Magnetfelder das Aggregat und die Elektroden stark beeinträchtigen und dem Patienten damit schaden können. Seit April 2012 gibt es erste ICD- und Herzinsuffizienz (CRT)Systeme mit ProMRI-Technologie. Sie halten den starken Magnetfeldern der MRT-Röhre stand und verhindern, dass die Elektroden unter dem MR-Tomographen heiß werden und das Gewebe schädigen. MRTtaugliche Elektrodendrähte sind anders aufgebaut, um die Wechselwirkung mit den Magnetfeldern zu minimieren. Auch die Gefahr elektronischer Funktionsstörungen des Aggregats wurde so gebannt. Die Chance für viele Patienten: eine aufgefaltete künstliche Herzklappe. Aortenklappenstenose Für inoperable und Hochrisiko-Patienten TAVI-Verfahren ist medikamentöser Behandlung überlegen Deutliche Reduktion der Gesamtsterblichkeit Für inoperable und Hochrisiko-Patienten mit einer Aortenklappenstenose steht mit der Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ein schonendes Verfahren zur Verfügung, das die Implantation einer künstlichen Herzklappe mit einer Ballonerweiterung verbindet. In der randomisierten PARTNER-Studie wurde der kathetergestützte Aortenklappenersatz mit der medikamentösen und der chirurgischen Aortenklappentherapie verglichen. Bei inoperablen Patienten ist TAVI der Behandlung mit Medikamenten deutlich überlegen: Die Gesamtsterblichkeit wurde auf 30,7 Prozent (Standardtherapie: 50,7 Prozent) reduziert. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass die minimal-invasiven Verfahren des Aortenklappenersatzes bei Hochrisiko-Patienten der konventionellen chirurgischen Operation „am offenen Herzen“ nicht unterlegen sind. In Europa wurde das Verfahren bereits vor vier Jahren eingeführt.