Mesopotamien 1 Definitionen Der Begriff Mesopotamien geht angeblich auf Alexander den Großen zurück, der damit das Land „zwischen den Flüssen“ (griechisch: μέσο ποταμός, méso potamós) Euphrat und Tigris nördlich des heutigen Bagdad bis zur Südflanke des Taurusgebirges bezeichnete. Mesopotamia hieß daher im Altertum zumeist nur der nördliche Teil des Gebietes, während der südliche Babylonia genannt wurde. Der einzige überlieferte antike Text, der den Begriff Mesopotamia auf das gesamte Gebiet von den Quellen bis zum Persischen Golf bezieht, stammt von Claudius Ptolemaeus. Sein Werk, die Geographike Hyphegesis, entfaltete in Antike und Mittelalter aber eine so große Wirkung, dass seine Definition auch heute verwendet wird: Wenn von Mesopotamien gesprochen wird, meint man heute meist die gesamte Region, von der Südosttürkei bis zum Persischen Golf. Mesopotamien innerhalb der heutigen Staatsgrenzen Bereits die Akkader kannten eine sehr ähnliche Bezeichnung (akkadisch: mātum birit idiglat u purratim, „Land zwischen Tigris und Euphrat“), die ebenfalls das Schwemmland südlich des heutigen Bagdad mit einbezog. Sie unterteilten dieses Land ebenfalls in einen nördlichen (akkadisch: māt aššur, „Assyrien“) und einen südlichen Teil (akkadisch: māt akkadi, „akkadisches Land“), welcher von griechischen Autoren dann mit dem bis heute geläufigen Begriff Babylonien bezeichnet wurde. Dieser südliche Teil wurde im dritten Jahrtausend nochmals in einen nördlichen Teil (akkadisch: māt akkadi, sumerisch: kiURI) und einen südlichen Teil (akkadisch: šumeru, sumerisch: kiEN.GIR) unterteilt. Mesopotamien (griechisch Μεσοποταμία MesopoBeth Nahrin; arabisch tamia; aramäisch بلاد ما بين النهرين, DMG n-Nahrain baina mā Bilād), auch Zweistromland, bezeichnet die Kulturlandschaft in Vorderasien, die durch die großen Flusssysteme des Euphrat und Tigris geprägt wird. Zusammen mit Anatolien, der Levante im engeren Sinne und dem Industal gehört es zu den wichtigen kulturellen Entwicklungszentren des Alten Orients. Mit Zweiterer bildet es einen großen Teil des so genannten Fruchtbaren Halbmonds, in welchem sich Menschen erstmals dauerhaft niederließen und Ackerbau sowie Viehzucht betrieben. Während sich dieser Prozess vor allem auch am nördlichsten Rand Mesopotamiens vollzog, entwickelte sich in seinem Süden mit den Sumerern die erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte. Ihnen folgten die Aramäer, Assyrer und Babylonier, bevor mit den Persern erstmals eine außerhalb Mesopotamiens entstandene Kultur dauerhafte Kontrolle über die Region erlangte. Auf die Perser folgten die Makedonier, Parther, Sassaniden, Araber und schließlich die Osmanen, deren Herrschaft im 17. Jahrhundert durch die persischen Safawiden kurzzeitig unterbrochen wurde. Während von Politik und Presse heute der Begriff Mesopotamien häufig mit dem Staatsgebiet des Irak gleichgesetzt wird, verwenden die Wissenschaften, die sich mit der Erforschung des Alten Orients beschäftigen, meist eine Definition, die auf den Flusssystemen des Euphrat und Tigris, ihrer Zuflüsse sowie dem Unterlauf des Karun beruht. Somit haben die Südosttürkei, Nordostsyrien, der Irak, Nordostkuwait und der Westiran Anteil an Mesopotamien. 2 Geographie Das vor allem in seiner Wasserverfügbarkeit höchst unterschiedliche Land bot den dort lebenden Menschen zu allen Zeiten höchst unterschiedliche Siedlungsvoraussetzungen, die massiven Einfluss auf die historische Entwicklung nahmen. Als natürliche Grenzen Mesopotamiens gelten meist die östlichen Tal-Randlagen des Zagros- und des Taurusgebirges, das Küstengebiet des Persischen Golfs und die beginnende syrisch-arabische Wüste.[1] Die 1 2 4 VON SUMER BIS ZUM ENDE DES NEUBABYLONISCHEN REICHS Quellregionen von Euphrat und Tigris gehören dagegen geographisch nicht zu Mesopotamien.[1] Mit dem Ende des neubabylonischen Reichs endete auch der historische Geschichtsbegriff Mesopotamien, das fortan politisch nicht mehr unabhängig war. Die nachfolgenden Epochen mit ihren neuen politischen Staatsgebilden fallen daher aus Sicht der Assyriologie nicht unter die Bezeichnung Mesopotamien.[1] Althistoriker hingegen benutzen den Begriff durchaus auch für die folgenden Jahrhunderte bis in die ausgehende Spätantike, da er die in dieser Zeit gängige Bezeichnung der Region zwischen Euphrat und Tigris war (siehe oben). Als der Norden dieses Gebietes um 200 n. Chr. unter römische Kontrolle geriet, gründeten die Kaiser dort die Provinz Mesopotamia, die noch bis ins 7. Jahrhundert bestand. 2.1 Politische Einflussgebiete Assyrien, Babylonien und Sumer unterhielten weitreichende politische Beziehungen zu den Nachbarländern, die auch teilweise zu Provinzen der mesopotamischen Kernländer erklärt wurden. Unter den Ländern des Altertums, die nicht zu den historisch definierten geographischen Gebieten Mesopotamiens zu zählen sind, befinden sich unter anderem Armenien, Urartu, Mittani, Medien, Elam und das frühe Perserreich, bevor es 539 v. Chr. den ersten Nachfolgestaat des alten Mesopotamien bildete.[1] weisen. Ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. ist erstmals gebrannter Ton nachweisbar mit prähistorischen Modellen der Töpferscheibe.[2] 3.1 Südmesopotamien Die Besiedelung begann zwischen 5000 und 4000 v. Chr. in der Obed-Zeit. Bauern besiedelten das Land zwischen Babylon und dem Persischen Golf, erste Landwirtschaft wurde betrieben. Arbeitsteilung entstand, die Töpferscheibe wurde erfunden, Tempel aus Lehmziegeln entstanden. Seit der Uruk-Zeit (4000–3100 v. Chr.) fanden sich Städte und die Anfänge der Schrift, die sich aus einem System von Piktogrammen zur sumerischen Keilschrift entwickelte. 3.2 Mittelmesopotamien In den Talebenen von Mittelmesopotamien lagen als bedeutendste Orte Sippar, Dur-Kurigalzu und Opis. Das Gebiet war begrenzt durch den unteren Diyala und dem Oberlauf des unteren Zab. Angebaut wurde hauptsächlich Getreide. Wichtigster Wirtschaftszweig war allerdings die Pech- und Teerherstellung in der Region Opis. 3.3 Nordmesopotamien Eine besondere Rolle spielte im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. auch das nördliche Mesopotamien, das umgangssprachlich bisweilen auch als Obermesopotamien be3 Vorgeschichte zeichnet wird. Hierunter fielen die Gebiete am Oberlauf des Euphrat, Tigris und Habur. Bedeutende Städte entDie ältesten archäologischen Besiedlungsspuren lassen standen dort, wie Mari, Ebla, Hama, Hamoukar, Tell Halsich für die Mitte des 11. Jahrtausends v. Chr. am mittaf/Aleppo, Nabada, Ninive, Urfa, Harran, Nisibis und leren Euphrat in Mureybet nachweisen, wo beigesetzte auch Assur (Stadt). Stierschädel in Rundhäusern gefunden wurden. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass ähnliche Ver- In der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausend v. Chr. ist zuhältnisse in benachbarten Regionen vorlagen, da die Art dem eine einheitliche Kultur in diesem Gebiet zu verder Funde die typischen Anzeichen des gesamten Meso- zeichnen, die sich unter anderem in einer standardisierten potamiens repräsentieren.[2] Ab dem 10. Jahrtausend v. Akropolis-Anlage mit Palast und Tempeln im Zentrum Chr. sind modellierte Frauenfigurinen zu finden. Obsidian der Siedlungshügel auszeichnete. in kleinen Mengen lässt auf Handel mit Kappadokien schließen. Die gefundenen Obsidianklingen sind Zeugnis eines frühen Handels. 4 Von Sumer bis zum Ende des Bis 8700 v. Chr. lässt sich ein architektonischer Fortschritt beobachten. Die vormals runden Wohnstätten wandelten sich zu eckigen Häusern, die nun auch über mehrere Räume verfügten. Getreidereste in Silos deuten auf erste landwirtschaftliche Tätigkeiten hin. Ab etwa 7700 v. Chr. weisen alle Häuser, in denen menschliche Schädel gefunden wurden, einen eckigen Stil auf. Die spezielle Anordnung zeigt Ähnlichkeiten zum Totenkult von Jericho. Aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. stammen die ältesten Belege für Keramik. Die Objekte zeigen wechselnde Motive und Techniken, die auf einen langen Entwicklungsprozess über mehrere Jahrhunderte hin- neubabylonischen Reichs Der Großteil der bekannten Geschichte Mesopotamiens ist geprägt von den schubweisen Einwanderungen. Meist zerfiel die Region in zahlreiche Stadtstaaten, ähnlich wie im antiken Griechenland, unter Königen, die miteinander zeitweilig im Krieg standen. Es gab Phasen, die von Großreichen dominiert wurden und andere, in denen Mächte aus den Nachbarregionen Eroberungsfeldzüge führten. Die Chronologie stützt sich auf die assyrische Königsliste, die Eponymenliste und die Eponymenchroniken. Durch 4.2 Einigung und Blütezeit unter Akkad eine Reihe von Synchronismen lassen sich auch die meisten babylonischen Könige (nach der sumerischen und Babylonischen Königsliste A) in dieses System einfügen. In Babylonien waren Jahresnamen (nach einem wichtigen Ereignis) bis in die Regierungszeit von Kurigalzu I. in Gebrauch, danach wurde meist nur noch das Regierungsjahr des Königs als Referenz benutzt. Außerdem sind Synchronismen bekannt: Šamši-Adad I. von Assyrien verstarb nach dem 10. Regierungsjahr von Hammurabi, gewöhnlich wird das 17. palu angenommen.[3] Ammisaduqa, König von Babylon regierte 146 Jahre nach der Thronbesteigung von Hammurabi. Babylon fiel im Jahr 31 von Šamšu-ditana an die Hethiter unter Muršili I.. Aus Beobachtungen der Venus in der Zeit von Ammisaduqa wurde versucht, absolute Daten abzuleiten. Das betreffende Ereignis wiederholte sich alle acht Jahre. Außerdem gibt es Berichte über zwei Mondfinsternisse während der Ur-III-Dynastie. Auch archäologische Funde wurden spärlich. Viele altbabylonische Siedlungen wurden aufgegeben. Nach Gasche et al. (1998, 7) setzte dieser Prozess jedoch schon vor dem Fall von Babylon ein und scheint mit einer Veränderung des hydrologischen Systems in der Regierungszeit von Samsuiluna verbunden gewesen zu sein. Ur, Uruk und Larsa am Euphrat waren betroffen, aber auch Girsu und Lagaš wurden aufgelassen, im 30. Regierungsjahr von Samsuiluna dann auch Isin und Nippur. Auch die Spannweite der Keramikformen nimmt deutlich ab (Gasche et al. 1996, 43). Das Gebiet östlich des Tigris scheint weniger betroffen gewesen zu sein. 4.1 Sumerer 3 Handwerk und Handel gewannen immer mehr an Bedeutung und die Städte wurden immer wohlhabender. Jede dieser Siedlungen war politisch eigenständig. Die steigenden Anforderungen an die Organisation und auch die Tempelwirtschaft bedingten und begünstigten die Entwicklung einer Schrift. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, ihr Herrscher war Gilgamesch. Das Epos dieses Helden gilt als das älteste erhaltene literarische Dokument der Menschheit. 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift in ihren Möglichkeiten zur Vollendung geführt. Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste, die auch von einer Sintflut berichtet, dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die im 23. Jahrhundert v. Chr. endete. In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut, die nicht nur der Repräsentation dienten. Die Könige dieser Zeit wurden lugal genannt (= „großer Mensch“). Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch durch ihre Gräber, indem sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in der Nähe von Ur. Weitere Erfindungen, die für die Wirtschaft entscheidende Bedeutung hatten, waren das Rad und die Töpferscheibe (Späte Uruk-Zeit). 4.2 Einigung und Blütezeit unter Akkad Hauptartikel: Sumer Die ersten Schriftzeugnisse in Südmesopotamien sind in sumerischer Sprache verfasst. Die Herkunft des Sumerischen ist unbekannt, und es gilt allgemein als isolierte Sprache. Angebliche Verbindungen zu zentralasiatischen Sprachen, aus denen manche eine Einwanderung der Sumerer ins Zweistromland von Osten her ableiten wollen, wo sie die Wurzeln dieser Sprachen vermuten, werden in der Fachwelt heutzutage abgelehnt. Archäologisch gibt es für eine solche Zuwanderung ebenfalls keine Belege. Die Theorie, dass das südliche Mesopotamien im Neolithikum noch unter dem Meeresspiegel lag, lässt sich inzwischen nicht mehr halten, auch wenn es durch die Erosion im Folge ackerbaulicher Nutzung und Überweidung im Taurusgebirge und Zagros zu einem starken Bodenauftrag kam. Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden Technologien für eine effektivere Bewässerung der Felder entwickelt und etabliert, sodass sich erstmals auch größere Städte bilden konnten. Das weitverzweigte Kanalsystem wurde von so genannten Priesterfürsten organisiert und gemeinsam bebaut („Tempelwirtschaft“). Mit Sargon von Akkad begann eine neue Epoche (um 2235-2094 v. Chr.). Er schuf das erste große vorderasiatische Reich, indem er die vielen Stadtstaaten vereinte. Zu seinem Machtbereich gehörte ganz Mesopotamien sowie Teile Syriens, des Irans und Kleinasiens. Die Stadt Akkad, deren Reste noch immer nicht gefunden wurden, wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische als gesprochene Sprache; das Sumerische wurde dennoch weiterhin als sakrale, zeremonielle, literarische und Wissenschafts-Sprache benutzt. Die Eroberungen Sargons führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern und den neuen Nachbarn. Der Zugang zum Persischen Golf ließ einen florierenden Seehandel entstehen. Das Reich von Akkad hatte nicht lange Bestand. Zahlreiche Aufstände und insbesondere das einwandernde Bergvolk der Gutäer beendeten die Epoche. Dieses erste große Reich blieb in den Mythen der Region lebendig. So berichten selbst die viel später aufkommenden Assyrer in ihrer Historie von Sargon. 4 4.3 4 VON SUMER BIS ZUM ENDE DES NEUBABYLONISCHEN REICHS Neusumerisches Reich der Ur-III- Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte Assyrien wieder. Die Hauptstadt Aššur lag am oberen Tigris. Historiker verDynastie muten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, Akkads stand, während die ersten Assyrer Nomaden waund die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht ren. und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Su- An der Spitze der Assyrer stand der König, der sich auch merisch wurde Verwaltungssprache, die ersten Zikkurate als Stellvertreter des Gottes Aššur sah. Daneben übten die entstehen. Kaufleute eine bedeutende Macht im Lande aus. Assur, Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung geographisch günstig an wichtigen Handelswegen geleaus und durch die Festlegung von Rechtsverordnungen gen, handelte mit Babylon, Anatolien und dem heutigen (Codex Ur-Nammu). Es ist die letzte von den Sumerern Iran. geprägte Epoche. Ihr Niedergang ist durch das Schwin- Unter Aššur-uballit I. (1353-1318 v. Chr.) erlangte Asden der Macht der Städte gekennzeichnet, wodurch ein syrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen weiteres Nomadenvolk seine Chance zum Aufstieg be- führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. König kommen sollte (siehe auch: Liste der Könige von Ur). Tukulti-Ninurta I. verstand sich wieder als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich auch “Herrscher der vier Erdteile”. Mit seinem Tod endete das sogenannte Mittelassyrische Reich. 4.4 Babylonisches Zeitalter Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit König Aššur-dan III. (935-912 v. Chr.), der zahlreiche Unter König Hammurabi, in der Altbabylonischen Peri- aramäische Städte eroberte. Die Assyrer übernahmen von ode (2000 v. Chr. - 1595 v. Chr.), gelangte die Stadt Ba- den Aramäern allmählich Schrift und Sprache. bylon in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens und wur- Die Könige Aššur-nasir-apli II. (883-859 v. Chr.) und de so bedeutend für die Region, dass die Griechen in Šulmanu-ašared III. (858-824 v. Chr.) erweiterten den der Folge ganz Mesopotamien als Babylonien bezeich- assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einineten. Hammurabi ist bekannt, weil er eine der ersten gen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es überlieferten Gesetzessammlungen verfasste, den soge- Tukulti-apil-Ešarra III. (745-727 v. Chr.), Phönizien und nannten Codex Ḫammurapi. In 280 Paragrafen regelte er das Gebiet der Philister zu erobern. Er griff auch das Aspekte des bürgerlichen Rechts, das Straf- und Verwal- Nordreich Israel an, aber erst sein Nachfolger Šulmanutungsrecht. Es überlieferte zahlreiche Einzelfallentschei- ašared V. besiegte es 722/721 vollständig. Babylon wurdungen, die sich oft durch große Härte auszeichneten. Die de 689 v. Chr. erobert. Der Eroberungsdrang fand seiHistoriker sind sich nicht sicher, wie lange diese Geset- nen Höhepunkt in der Eroberung Ägyptens durch Aššurzessammlung beachtet wurde. ahhe-iddina (681-669 v. Chr.). Aššur-bani-apli (669-627 Hauptartikel: Babylonisches Reich 4.5 Reich der Assyrer v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Er war ein erfahrener Politiker, der sehr belesen war. Seine Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes. Hauptartikel: Assyrisches Reich 4.6 Neubabylonisches Reich Hauptartikel: Neubabylonisches Reich Nach dem Niedergang Assyriens erstarkte Babylon wieder. Der König Nabopolassar besiegt schließlich Assyrien. 18 Jahre nach dem Tod Assurbanipals besiegten die vereinigten Meder und Babylonier die Heere Assyriens (609 v. Chr.). Babylon wurde in der Folge erneut das kulAssyrisches Reich turelle Zentrum Mesopotamiens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört und die Assyrer verschwanden Im 18. Jahrhundert v. Chr. beherrschte Šamši-Adad I. ein schließlich aus dem Gedächtnis der nachfolgenden Genegrößeres Reich im Norden Mesopotamiens, aber in der rationen, bis dieser Name aus politisch-sozialen Gründen ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. zerfiel Assyrien innerhalb des assyrischen Volkes im Osten im 19. Jahrhundert n. Chr. wiederbelebt wurde. wieder, womit das Altassyrische Reich endete. 6.2 Sprache, Schrift und Zahlen 5 Die Nachfolger des Alten Mesopotamiens bis zum Ende der Spätantike 5 mit ihren Familien regelrechte Dynastien bildeten. Nicht nur durch Handel vermehrten sie ihr Vermögen, sondern auch durch Geldgeschäfte. Erstaunlicherweise schien es zu dieser Zeit keine Märkte (Basare) gegeben zu haben, wie man es von einem orientalischen Land eigentlich erDie persischen Achämeniden eroberten ab 550 v. Chr. warten würde. Doch die aufgefundenen Dokumente beden Nahen Osten und Kleinasien. In Babylon hinter- richten nicht über diese Handelsform. ließ Kyros II. 539 v. Chr. seine Proklamation auf dem Mesopotamien handelte mit den angrenzenden Ländern. Kyroszylinder und Mesopotamien wurde Bestandteil des Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von stark expandierenden Perserreichs, das dann 330 v. Chr. der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per seinerseits von Alexander erobert wurde. Nach seinem Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die KaTod übernahm Seleukos die Macht im Osten des Reiches rawanen transportierten ihre Handelsware zunächst mit und begründete die Dynastie der Seleukiden. Um 140 v. Eseln, ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. trugen Kamele die Chr. geriet der größte Teil des Zweistromlandes dann un- Ware. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Water die Herrschaft der Parther; sie machten am Tigris ge- gen eingesetzt. Straßen gab es erst seit dem Neuassyrilegene Großstadt Seleukia-Ktesiphon zu ihrer Hauptresi- schen Reich. denz. Der Euphrat markierte dabei lange Zeit die Grenze zum Imperium Romanum, bis die Römer unter Kaiser Septimius Severus um 200 n. Chr. Nordmesopota- 6.2 Sprache, Schrift und Zahlen mien annektierten. Einige Jahre später wurden die parthischen Könige aus der Familie der Arsakiden von den Vor dem 4. Jahrtausend v. Chr. verwendeten die BeSassaniden gestürzt, die weiterhin in Ktesiphon residier- wohner des Zweistromlandes so genannte Zählsteine für ten. Mit dem Untergang ihres Reiches im Zuge der Isla- die Rechenaufgaben des Alltags. Der sich ausweitende mischen Expansion um 640 n. Chr. endete die vorislami- Handel führte im 3. Jahrtausend zur Entwicklung der Keilschrift. Zunächst bestand die Schrift hauptsächlich sche Geschichte Mesopotamiens. aus Bildsymbolen. Später wurde sie abstrakter. Da viele Menschen nicht schreiben konnten, nahmen sie die Dienste von Schreibern in Anspruch. Der Schreiber wur6 Kultur und Gesellschaft de so zu einer angesehenen Person in der Gesellschaft. 6.1 Wirtschaft und Volkswirtschaft Im 3. Jahrtausend (Sumerer) herrschten die Priesterfürsten, welche die politische und religiöse Macht in ihren Händen hielten. Sie organisierten auch die Kanalisierung des Landes und den Ackerbau. Der Haushalt des Staates war gleichbedeutend mit dem des Herrschers, man nennt diese Wirtschaftssystem Oikos-Wirtschaft. Die Organisation benötigte dafür einen großen Verwaltungsapparat. Die Sklaven, die für die Priesterfürsten arbeiteten, erhielten dafür Naturalien. Privateigentum wurde erst in der Zeit Babylons etabliert. Die Aufgaben des Staates wurden im Laufe der Zeit teilweise “privatisiert”, d.h. ein Pächter übernahm die Arbeiten und musste dafür eine Leistung (z.B. Silber) erbringen. Die Zeichen wurden mit Griffeln in Tontafeln geritzt. Zuerst zog man auf der Tontafel senkrechte und waagerechte Linien. Dann trug man die Symbole in die entstandenen Kästchen, indem man sie mit dem dreikantigen Ende eines dünnen Rohres in die weiche Tontafel eindrückte. Geschrieben und gelesen wurde von links nach rechts. Die so genannte Keilschrift erreichte um 2700 v. Chr. ihre Vollendung. Die Keilschrift wurde über 2500 Jahre lang in Mesopotamien angewandt und fand sich auch in Syrien und bei den Hethitern sowie in den diplomatischen Archiven Ägyptens. Bei den Sumerern standen die einzelnen Zeichen für ganze Worte, die auch mehrere Bedeutungen haben konnten. Man kombinierte teilweise Zeichen, z.B. um Handlungen darzustellen. So wurde der Begriff „Essen“ durch die Symbole „Mund“ und „Brot“ dargestellt. Diese BilDie Bauern im 2. bis 1. Jahrtausend v. Chr. dagegen derschrift erlaubte es den Menschen, die Dinge des Alltauschten ihre Produkte gegen benötigte Lebensmittel tags besser zu organisieren. und Textilien. Die Tempel und ihre Priester hatten in As- Die Schrift wurde im Lauf der Zeit komplexer, einzelne syrien weit weniger Einfluss auf die Wirtschaft. Der as- Symbole konnten jetzt auch Laute bzw. mehrere Symbosyrische Staat duldete das Privateigentum und finanzierte le konnten ganze Sätze darstellen. Das ermöglichte die sich durch Tribute und Steuern. Die Ländereien waren im Geburt der Literatur, wie sie sich auch im durch die Besitz von Adelsfamilien, die die kleinen Bauern immer ganze Region bekannten Gilgamesch-Epos niederschlug. mehr zu Abhängigen machten. Einen großen Vorteil hat- Vor dem 2. Jahrtausend herrschte im Zweistromland keite der Landbesitz - er war steuerfrei. Neben Landbesitz ne der benutzten Sprachen vor. Es wurde gleichberechbesaßen diese Adelsfamilien meist noch große Handels- tigt das Sumerische und das Akkadische gesprochen. Die unternehmungen. jahrhundertelange Ansiedlung und Verbreitung der verAuch in Babylon gab es einflussreiche Handelsherren, die schiedensten aramäischen Stämme über den gesamten 6 10 WEBLINKS Fruchtbaren Halbmond machten Aramäisch zur führenden Sprache des Nahen Ostens. Die sumerische Sprache blieb bis zur Zeitenwende die Sprache der Gebildeten, ähnlich wie es Griechisch während des Römischen Reiches oder wie es Latein im Mittelalter war. Durch die Aramäer wurde auch die Buchstabenschrift, von den Phöniziern übernommen, eingeführt. Es wurden nur die Konsonanten geschrieben. In dieser Epoche wurde auf Papyrus und Pergament geschrieben. 7 Einzelnachweise [1] Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. C.H. Beck, München 2004, S. 13-16. [2] Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. C.H. Beck, München 2004, S. 16-20. [3] Sturt W. Manning, Bernd Kromer, Peter Ian Kuniholm, Maryanne W. Newton, Anatolian Tree Rings and a New Chronology for the East Mediterranean Bronze-Iron Ages. Science, New Series 294, No. 5551, 2001, 2535 8 Siehe auch • Eden (Mesopotamien) • Mesopotamische Kunst 9 Literatur • Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen. München 2004. ISBN 3-406-51664-5. • Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien. Gütersloh 1991. ISBN 3-570-08578-3. • Barthel Hrouda, Rene Pfeilschifter: Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris. München 2005 (4. Aufl.). ISBN 3-406-46530-7. • Wolfgang Korn: Mesopotamien - Wiege der Zivilisation. 6000 Jahre Hochkulturen an Euphrat und Tigris. Stuttgart 2004. ISBN 3-8062-1851-X. • Gebhard J. Selz: Sumerer und Akkader. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München 2005. ISBN 3-40650874-X. • Ulla Dornberg: Die blühenden Städte der Sumerer. Time-Life, Amsterdam 1993. 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Zaberns Bildbände zur Archäologie. Sonderheft Antike Welt. Zabern, Mainz 2005. ISBN 3-80533377-3. • Karin Stella Schmidt: Zur Musik Mesopotamiens. Musiktheorie, Notenschriften, Rekonstruktionen und Einspielungen überlieferter Musik, Instrumentenkunde, Gesang und Aufführungspraxis in Sumer, Akkad, Babylonien, Assyrien und den benachbarten Kulturräumen Ugarit, Syrien, Elam/Altpersien. Eine Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur. Albert-Ludwigs-Universität, Orientalisches Seminar. Freiburg 2006. (online) • Waldemar Frey: Kût-el-'Amâra - Kriegsfahrten und Erinnerungsbilder aus dem Orient. Brunnen-Verlag, Berlin 1932. • Ulrich Bahnsen, Tobias Hürter: Moloch aus Lehm. Neue Funde in Hamoukar verändern die Vorstellung der Archäologen vom Aufbruch in die Neuzeit. In: Die Zeit. Hamburg 2007, Nr. 02 vom 4. Januar 2007. 10 Weblinks • Wiktionary: tungserklärungen, Übersetzungen Mesopotamien Wortherkunft, – BedeuSynonyme, 7 • Zur Frühgeschichte Mesopotamiens (PDF-Datei; 1,32 MB) • Deutsches Archäologisches Institut: Übersicht über archäologische Grabungen in Mesopotamien • Geschichte Mesopotamiens 33.743.5Koordinaten: 34° N, 44° O 8 11 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN 11 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen 11.1 Text • Mesopotamien Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mesopotamien?oldid=136514668 Autoren: Wst, Fristu, Kku, JakobVoss, Media lib, Aka, Keichwa, ErikDunsing, Mathias Schindler, Euripides, Fire, WolfgangRieger, Tsor, Odin, Asthma, Michael Schubart, Guillermo, GDK, Zwobot, D, Robbot, Karl-Henner, Yak, Bernhard55, Thomas Ihle, HaSee, Wiegels, Rdb, Alexander.stohr, Benowar, Zinnmann, Chriki, Mirona Thetin, Sinn, Peter200, Voyager, HenHei, MFM, Geos, BS Thurner Hof, Hardenacke, °, Martin-vogel, Mnh, Ot, VerwaisterArtikel, Aloiswuest, Asdrubal, Solid State, 1001, S.T.E.F.A.N, MAK, Gerhardvalentin, Schubbay, Medicluster, Thomas G. Graf, Philipendula, Rolling Thunder, NiTenIchiRyu, Stefan h, DasBee, Frank Schulenburg, Pjacobi, Florian Blaschke, Pirnscher Mönch, Bender235, S.K., Botteler, Taxiarchos228, Parasew, Oktay78, Leithian, Tullius, Pelz, AndreasPraefcke, Diba, He3nry, FlaBot, Tafkas, AurinKo, Quirin, Kound, Udimu, Tox, RedBot, Curtis Newton, Snipsnapper, Ellywa, Madden, Itti, Zaphiro, DrHok, Marcus Cyron, JuTa, Florian Adler, Procopius, KureCewlik81, Chobot, Trutzi, Richypileser III., Ingochina, Coradoline, Ribo, Hydro, Mediatus, Ulm, Danyalov, RobotQuistnix, Bota47, Michawiki, Tsca.bot, Euku, König Alfons der Viertelvorzwölfte, YurikBot, Fragment, Androl, Hermannthomas, GGNBot, Asia Minor, Savin 2005, Andy king50, Löschfix, Jrrtolkien, Ovrandow, R.Toma, DerHexer, WAH, Botulph, Revolus, MelancholieBot, Julius1990, Eskimbot, Revvar, Westiandi, Kaisersoft, Thomas.gerig, Nightflyer, Gutmensch, Allesmüller, Baumkronenkoenig, Kajk, DHN-bot, Franz Richter, Songoku, Mikkiades, Rübenblatt, Dominic Z., Man77, Tönjes, SibFreak, PixelBot, Ryan.mcneal, Möchtegern, Spuk968, Alexscho, Xani, Jonas wiki, S.Didam, Hablu, Jobu0101, Baronnet, Asdfj, Horst Gräbner, Gustav von Aschenbach, JCIV, Muck31, Valja, Nicolas G., CKJ, Enlil2, YourEyesOnly, Sebbot, WaltR, Wo st 01, Webverbesserer, Baumfreund-FFM, Nolispanmo, Frankee 67, Koenraad, Septembermorgen, Apollinaire23, Dreadn, TableSitter, Xqt, Blaufisch, Don Magnifico, Bot-Schafter, Zollernalb, Sumerer, Complex, Der Wolf im Wald, VolkovBot, Gravitophoton, Ttbya, TXiKiBoT, Regi51, Idioma-bot, Amurtiger, Aurelius Marcus, AlleborgoBot, Krawi, SieBot, Der.Traeumer, Volkes Stimme, Nikkis, Avoided, Aktionsbot, NebMaatRe, Tusculum, PipepBot, Schwarzschachtel, Marcus.Juergens, Dein Deutschlehrer, Torwartfehler, Pittimann, Se4598, Q-ß, Estirabot, LaPalma, Bertramz, Cäsium137, NordNordWest, Glühwein, LinkFA-Bot, Imruz, Mursilis, Sa-se, Cschwarzinger, Superik, Cäsium137Bot, Ana al'ain, Luckas-bot, Ptbotgourou, Jotterbot, Williwilli, GrouchoBot, Schniggendiller, Elvis214, WOBE3333, Hurin Thalion, Xqbot, ArthurBot, Howwi, Pentachlorphenol, Umweltschützen, SassoBot, Pölkkyposkisolisti, BKSlink, JeRyToMaTe, LucienBOT, Quintero, Stillhart, Enki H., Jivee Blau, MorbZ-Bot, TobeBot, Fredo 93, Antemister, Martin1978, Hahnenkleer, Yuhter, EmausBot, Rudefuss, ZéroBot, Ottomanisch, Cologinux, Schar Kischschatim, Qumranhöhle, Assyrianninos, WikitanvirBot, Sargon Dal, Randolph33, Freyn, Iste Praetor, Q820MTB, Sargon16, Foersterin, Vagobot, Juncensis, Van'Dhunter, BuschBohne, Ossi Tray, Dexbot, Datu Dong, Exoport, OromG, Carlotm, Suryoyo896, Tacachie, Chameni und Anonyme: 286 11.2 Bilder • Datei:Assyrer.JPG Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a9/Assyrer.JPG Lizenz: Public domain Autoren: Transferred from de.wikipedia Originalkünstler: Original uploader was Thomas Ihle at de.wikipedia • Datei:Disambig-dark.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Disambig-dark.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Autoren: Original Commons upload as Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 Originalkünstler: Stephan Baum • Datei:Karte_Mesopotamien.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Karte_Mesopotamien.png Lizenz: CCBY-3.0 Autoren: self-made, using • GTOPO-30 Elevation Data by USGS Originalkünstler: NordNordWest • Datei:Wiktfavicon_en.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/Wiktfavicon_en.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Autoren: ? 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