09.12.2012 4.3 Komplexe Wurzeln j -1 = 1 1 -1 = = 1 j = -1 j2 = 1 ? -1 = 1 In den reellen Zahlen definiert man 1.) a2 = x 2.) a > 0 x als reelle Zahl a mit den Eigenschaften Da es keine komplexen Ungleichungen gibt, lässt sich die zweite Eigenschaft nicht auf die komplexen Zahlen übertragen. Daher ist es nicht sinnvoll möglich, die komplexen Wurzeln eindeutig zu definieren. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 1 Daher bedeutet eine komplexe Quadratwurzel nicht eine eindeutig bestimmte Zahl ( wie man es von den reellen Quadratwurzeln gewohnt ist ) , sondern eine Menge mit beiden komplexen Zahlen, deren Quadrat den gegebenen Wert hat. So gilt z.B. nicht -1 = j , sondern -1 = -j ; j . Die 3., 4., 5. ... Wurzeln bedeuten analog Mengen mit 3, 4, 5, ... komplexen Zahlen. So gilt z.B. 4 1 = 1 ; -1 ; -j ; j . Allgemein steht für alle n ε N und alle q ε C die Schreibweise komplexen Zahlen z mit n q für alle zn = q . Die Lösungen dieser Gleichung bestimmt man mit dem Satz von Moivre: Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 2 1 09.12.2012 . . . | z | n . e j n arg (z ) = | q | . e j arg( q) zn = q ( Betrag ) : |z|n = |q| ( Argument ) : n . arg ( z ) = arg ( q ) + k . 2π |z| n = zn = q Für die Lösungen der Gleichung • |q| arg ( q ) + n arg ( z ) = mit k ε Z 2π n k. gilt also: n Alle Lösungen haben den gleichen Betrag, nämlich |q| . Sie liegen daher auf dem Kreis um den Nullpunkt mit diesem Radius. • Die Argumente der Lösungen unterscheiden sich um ganzzahlige Vielfache des n - ten Teils des Vollkreises. Daher gibt es genau n verschiedene Lösungen ( z.B. stimmt die Lösung für k = 0 mit der Lösung für k = n überein ) . Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 3 Die komplexe Gleichung z n = q hat also genau n verschiedene Lösungen ( für jede komplexe Zahl q außer q = 0 ) , nämlich zk = n j |q| . . e ( argn( q ) + k. 2π n j Beispiel 1: z3 = 1+j = 2 . . ( 12π j zk = 3 2 . e j z0 = 6 2 . z1 = 6 2 . e e 2 . e Institut für Automatisierungstechnik für k = 0 , 1 , 2 , ... , n - 1 π 4 + k. 2π 3 . ) π 12 für k = 0 , 1 , 2 Im ( z ) z1 1 9π j . 12 j z2 = 6 . e . ) z0 ( = z3 ) 17π 12 1 6 2 Re ( z ) z2 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 4 2 09.12.2012 Allgemein gilt für jede komplexe Gleichung z n = q : Die n Lösungen dieser Gleichung liegen in gleichen Winkelabständen auf dem Kreis um den Nullpunkt mit dem Radius n |q| . Beispiel 2 z5 = j. Im ( z ) 32 j. Diese Gleichung hat 4 2 π π 5 z1 = 2 . e 5 z2 = 2 . e 1 genau fünf verschie- . z0 = 2 ( = 2 . e j 0 ) dene Lösungen. 2 1 Re ( z ) Eine davon ist die Lösung z = 2 . j. 6 π 5 z3 = 2 . e j. 8 z4 = 2 . e Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold π 5 Analysis 4.3 Folie 5 Beispiel 3 z2 = 15 + 2j 4 15 2 + 22 4 ( ) = = 17 4 . e z = + 1 . j. arctan 17 . 2 e 4 z = + 17 . 4 cos . j . arctan e ( 2 15 4 ) (158 ) (158 ) 1 . arctan 2 Institut für Automatisierungstechnik j . arctan (158) + Prof. Dr. Ch. Bold j . sin 1 . arctan 2 (158) Analysis 4.3 Folie 6 3 09.12.2012 cos 1 . arctan 2 (158) ε 0; π ε π 0; 1 cos ( arctan ( x )) = 1+ x2 cos ( 2x ) = 2 2 . cos 2 (x ) - 1 cos 2 ( x ) = 1 . 2 4 cos ( x ) = (1 + cos ( 2x )) 1 . 2 + (1 + cos ( 2x )) > 0 Es gilt also: cos 1 . arctan 2 1 . 2 = (158) = 1 . 1 . 1 + cos 2 . arctan 2 2 + 1 1+ 1+ = (158) 2 Institut für Automatisierungstechnik sin 1 . arctan 2 (158) ε π 0; Prof. Dr. Ch. Bold ) 16 17 = Analysis 4.3 Folie 7 1 cos ( arctan ( x )) = 1+ x2 2 π 0; ε ( 15 1 . 1+ 17 2 (158) 4 cos ( 2x ) = 1 - 2 . sin 2 (x ) sin 2 ( x ) = 1 . 2 sin ( x ) = + (1 - cos ( 2x )) 1 . 2 (1 - cos ( 2x )) > 0 Es gilt also: sin = 1 . arctan 2 1 . 2 (158) = + 1 11+ 8 2 15 ( ) Institut für Automatisierungstechnik 1 . 1 . 1 - cos 2 . arctan 2 2 = ( 15 1 . 117 2 Prof. Dr. Ch. Bold ) (158) = 1 17 Analysis 4.3 Folie 8 4 09.12.2012 Daraus ergibt sich: z = + 17 . 4 z = + 17 . 4 cos (158) 1 . arctan 2 16 17 1 17 j. + + j . sin = + 1 . arctan 2 (2 + 1 2 (158) j) Im ( z ) 1 = -2 - 1 2 1 j Institut für Automatisierungstechnik (2 + 1 j) 2 Re ( z ) 17 4 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 9 Bemerkung Führt man die Umformungen aus Beispiel 3 nicht in einem konkreten Zahlenbeispiel, z2 = a + j . b sondern für die allgemeine Gleichung z2 = a + j . b Die Gleichung z = + 1 2 hat die beiden Lösungen a2 + b2 + a . durch, so ergibt sich: + j . sign ( b ) . a2 + b2 - a Diese Formel benutzt man häufig beim Lösen komplexer quadratischer Gleichungen ( siehe 4.4 ) . Bemerkung Die Formel gilt nicht, wenn b = 0 und a < 0 ist. In diesem Fall braucht man sie aber auch nicht, da man die Wurzel aus negativen reellen Zahlen leicht berechnen kann ( z.B. -4 = 4 . j2 = + 2j ) . Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 4.3 Folie 10 5