Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Quadratrix.tex 22. September 2007 Die Quadratrix als geometrische M Moglichkeit, oglichkeit, den Kreis zu quadrieren Mit Zirkel und Lineal ist die Quadratur des Kreises bekanntlich nicht moglich, weil π transzendent ist. Mit Hilfe der Bewegungsgeometrie indessen ist schon von Hippias 1) der Weg zur geometrischen Quadratur des Kreises geonet worden. Die nachstehende Zeichnung 1 y K F B e s Q Z t P j M G J U x A E C q H W V L zeigt den Konstruktionsverlauf vom Einheitskreis e zu einem achengleichen Quadrat q . Die Kurve K ist die Quadratrix. Sie entsteht dadurch, da der Fahrstrahl F sich um den Urprung U dreht und dabei von einer waagerechten Geraden geschnitten wird, die der Gleichung y = ϕ π 2 = 2ϕ π (1) genugt. Hierbei ist ϕ der Winkel, den der Fahrstrahl mit der x -Achse bildet, und der Wert 2ϕ π ist fur jedes ϕ als Konstante der Geradengleichung y = 0 · x + 2ϕ π aufzufassen. Bezeichnet man den Punkt auf der y -Achse, durch den die Gerade (1) verlauft, mit Z , so ist klar, da UZ = 2ϕ π (2) Hippas von E lis, ein Sophist des ausgehenden 5. Jahrh. v. Chr., war der Ernder der mit Quadratrix benannten kinematisch erzeugten Kurve. 1) 1 Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Quadratrix.tex 22. September 2007 gilt. Die Gesamtheit der Punkte P , die als Schnittpunkte des Fahrstrahls F = F (ϕ) mit der zum jeweiligen ϕ gehorigen Geraden y = 2ϕ π entstehen, bilden die Quadratrix. Die folgende iπ , i = 0, 1, 2, . . . , 26 , die zugehorigen Zeichnung 2 zeigt den Fahrstrahl fur die Werte ϕ = 32 2ϕ waagerechten Geraden y = π und die jeweiligen Schnittpunkte: Um die Parameterdarstellung der Quadratrix zu gewinnen, mu r = U P = U P (ϕ) bestimmt werden. Weil die Winkel 4AU P = ϕ und 4U P Z als Wechselwinkel an Parallelen ubereinstimmen, liegen in den rechtwinkligen Dreiecken M U ZP und M U AQ ahnliche Dreiecke vor. Also hat man die Verhaltnisbeziehung UP QU = . UZ QA (3) Nun ist QU als Radius des Einheitskreises gleich 1 und uberdies, sofern man den Punkt A schon als durch die Quadratrix erlangt ansieht, QA = sin ϕ . Mithin erhalt man, wenn man noch (2) berucksichtigt, in r = UP = UZ 2ϕ = sin ϕ π sin ϕ (4) die gesuchte Parameterdarstellung der Quadratrix. Bewegt man den Fahrstrahl F um den Ursprung U , so wandert der Punkt P auf der Kurve K . Lat man ϕ gegen Null gehen, so erhalt man den Punkt A , der zu ϕ = 0 gehort. Wenn ϕ gegen Null geht, strebt cos ϕ gegen 1 . Das bedeutet, da man nicht einfach auf U A = cos ϕ schlieen darf, wie die Zeichnung bei oberachlicher Betrachtung nahelegt. Vielmehr mu man U A = lim r(ϕ) = lim ϕ→0 ϕ→0 2ϕ π sin ϕ (5) berechnen. Das lat sich ohne Umstande mit der l'Hospitalschen Regel erledigen: 2ϕ 2 2 = lim = . ϕ→0 π sin ϕ ϕ→0 π cos ϕ π lim (6) Oder man berechnet den Schnittpunkt des Fahrstrahls F , der als Gerade betrachtet die Gleichung y = (tan ϕ)x hat, mit der Geraden (1) . Das ergibt 2ϕ π = (tan ϕ)x , also x = 1 2ϕ 2 cos ϕ ϕ = . · · π tan ϕ π sin ϕ 2 (7) Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Quadratrix.tex 22. September 2007 Hier erhalt man wegen des bekannten Grenzwertes limϕ→0 sinϕϕ = 1 dasselbe Ergebnis: lim ϕ→0 2 cos ϕ ϕ 2 · = . π sin ϕ π (8) Betrachtet man fur die Quadratrix, wie es die Zeichnung zeigt, den speziellen Wert ϕ = arccos π2 , gilt tatsachlich U A = cos ϕ , so da der Punkt Q als Schnittpunkt des Fahrstrahls mit dem Einheitskreis senkrecht uber A zu liegen kommt. Wir erzeugen nun, ausgehend von ϕ = arccos π2 , den Kehrwert π2 geometrisch nach dem ersten Strahlensatz, demzufolge in den beiden ahnlichen rechtwinkligen Dreiecken 4QU A und M BU E die Verhaltnisbeziehung UB UE = UQ UA (9) gilt. Berucksichtigt man die wegen der gezielten Wahl von ϕ = arccos π2 geltende Gleichung U A = cos ϕ = π2 und die Tatsache, da sowohl U E als auch U Q Radien im Einheitskreis sind, erhalt man aus (9) UB = UB UB UE π 1 = . = = 2 = 1 2 UQ UA π (10) Schlagt man nun einen Kreis s (in der Zeichnung gestrichelt) um den Nullpunkt U mit dem Radius U B = π2 , so schneidet dieser Kreis die x -Achse im Punkt J und die y -Achse im Punkt H mit dem Ergebnis π JU = HU = . (11) 2 Der nachste Schritt besteht darin, den Punkt C rechter Hand auf der x -Achse mit der Distanz 2 vom Ursprung U festzulegen und anschlieend den Punkt M zu konstruieren. M soll der Mittelpunkt der Strecke JC = JU + U C = sein. Es gilt also U M = JM − JU = π 2 +2= 4+π 2 4−π 1 4+π π = . · − 2 2 2 4 (12) (13) Ein dritter Kreis t wird nun um den Punkt M mit dem Radius 4+π geschlagen. Dabei entsteht 4 der Schnittpunkt L mit der y -Achse. Auf diese Weise gelangt man zu dem rechtwinkligen Dreieck ber dem Thales-Halbkreis JC . Das Rechteck U HV C hat die Seitenlangen 2 und 4JLC u π/2 , also den Inhalt π . Seine Seitenlangen sind gleich den Hypotenusenabschnitten U C bzw. JU des Dreiecks 4JLC . Nun folgt abschlieend aus dem H ohensatz die Flachengleicheit des Quadrates GW LU mit dem Rechteck U HV C , womit der Einheitskreis in der Tat rein geometrisch quadriert ist. Allerdings stutzt sich die ganze Konstruktion auf die Kenntnis der Lage von A , und diese Lage lat sich nicht allein mit Zirkel und Lineal gewinnen, sondern erfordert die Hilfe der kinematisch erzeugten Quadratrix. √ Die Lange π der Strecke U L lat sich im ubrigen leicht analytisch bestatigen. Nach (13) ange des Radius 4+π des gilt U M = 4−π 4 , und die Strecke M L hat nach Konstruktion die L 4 Kreises t . Weil 4U M L rechtwinklig ist mit der Hypotenuse M L , erhalt man fur die Lange der Strecke U L s 4+π 4 2 − 4−π 4 2 = √ 1√ 8π + 8π = π , 4 was, wie nicht anders zu erwarten, mit dem geometrischen Ergebnis ubereinstimmt. 3 (14) Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Quadratrix.tex 22. September 2007 √ Zusammenfassung: Akzeptiert man, da zur geometrischen Konstruktion von π der Punkt A mittels der kinematisch erzeugten Quadratrix zur Verfugung gestellt wird (also ohne Zirkel und √ Lineal !), kann der Weg bis zu π in wenigen und ganz einfachen Konstruktionsschritten mit Zirkel und Lineal zuruckgelegt werden. 1. Errichtung des Lotes in Punkt A , das den Einheitskreis im Punkte Q schneidet, 2. Errichtung des Lotes in Punkt E , 3. Fahrstrahl F durch U und Q ziehen, um den Schnittpunkt B des Fahrstrahls mit dem im Punkt E errichteten Lot zu erlangen, 4. Kreis s mit dem durch U B bestimmten Radius schlagen, um den Schnittpunkt J auf der x -Achse zu erhalten, 5. Punkt C zwei Einheiten rechts von U auf der x -Achse festlegen, 6. Mittelpunkt der Strecke JC konstruieren, 7. Kreis t mit dem durch M C bestimmten Radius schlagen, um den Schnittpunkt L auf der y -Achse zu erhalten. √ Fertig, denn die Strecke U L hat die gesuchte Lange π . 4