Übungen zur Aufbau der Materie IIb für LA Gymnasium WS15/16 W. Söldner Blatt 3 — Ausgabe: 03.11.2015 — Abgabe: 09.11.2015 Aufgabe 1: Schwerpunkts-Energie bei einer Zwei-Teilchen-Streuung Betrachten Sie eine elastische Zwei-Teilchen-Streuung mit identischen Teilchen. Wie lau√ tet die Schwerpunkts-Energie s ausgedrückt durch die Energie der einfallenden Teilchen im Schwerpunkts-System, wie im Labor-System? In welchem System muss mehr Energie aufgewandt werden, um die gleiche Schwerpunkts-Energie zu erhalten? Was folgt daraus für die maximal erreichbaren Energien in Bezug auf Fixed-Target vs. Collider Experimenten? Aufgabe 2: Streuexperiment Fußball Ein Fußball mit Radius RBall wird auf eine Torwand (Radius des Lochs RLoch ) geschossen mit Flugrichtung senkrecht zur Torwand. Gefragt sei der (geometrische) Wirkungsquerschnitt für die (Zuschauer-)Reaktion ”TOOR!!”, also für freies Hindurchfliegen. Aufgabe 3: ”Photon-Zerfall” und Elektron-Positron-Vernichtung I In der Vorlesung hatten wir als Beispiel für den Prozess der Paarvernichtung angegeben, wobei ein Elektron e− und ein Positron e+ übergehen in ein Photon γ, e− + e+ → γ. (1) a) Wie groß ist die Ruhemasse und Ladung des Elektrons bzw. Positrons? b) Wir wissen bereits, daß Photonen keine Ruhemasse besitzen, weswegen das Quadrat des Vierer-Impuls pγ des Photons verschwindet, p2γ = 0. Ist obiger Prozess überhaupt kinematisch möglich für p2γ = 0? Ist der Prozess möglich, falls p2γ 6= 0? Betrachten wir nun den umgekehrten Prozess γ → e− + e+ . c) Ist obiger Prozess möglich für p2γ = 0 bzw. für p2γ 6= 0? d) Ist es möglich in ein Bezugssystem zu wechseln, in dem das Photon in Ruhe ist? Aufgabe 4: Elektron-Positron-Vernichtung II Betrachten wir nun den Prozess e− + e+ → γ + γ. (2) Ist dieser Prozess (für p2γ = 0) möglich? Hinweis: Betrachten Sie dazu den Prozess im Schwerpunkts-System und untersuchen Sie den Zusammenhang zwischen der Energie Ee des Elektrons bzw. Positrons und der Energie Eγ bzw. dem Impulsbetrag |~ pγ | der Photonen. Aufgabe 5: Kinematik Die Streuamplitude eines Prozesses in einer lorentzinvarianten Theorie ist selbst eine lorentzinvariante Größe und kann daher nur von Lorentzinvarianten abhängen. Für das Problem der 2 → 2-Streuung mit den Impulsen p1 , p2 , p3 , p4 und Impulserhaltung p1 + p2 = p3 + p4 lassen sich folgende Lorentzinvarianten bilden: p21 , p22 , p23 , p24 , p1 · p2 , p1 · p3 , p1 · p4 , p2 · p3 , p2 · p4 , p3 · p4 . (3) Die ersten vier ergeben die Massen der teilnehmenden Teilchen, von den weiteren sechs sind aufgrund der Impulserhaltung nur 2 linear unabhängig. Diese werden üblicherweise durch die sogenannten Mandelstam-Variablen ausgedrückt. Dabei sind diese wie folgt definiert: s = (p1 + p2 )2 Schwerpunktsenergie (4) 2 Impulsübertrag (5) 2 Impulsübertrag auf das Rückstoßteilchen. (6) t = (p1 − p3 ) u = (p1 − p4 ) Da, wie geschrieben, nur zwei Größen linear unabhängig sind, sind die MandelstamVariablen linear abhängig. Zeigen Sie s+t+u= 4 X m2i . (c = 1) (7) i=1 Desweiteren nutzen Sie die im Schwerpunktsystem gültige Beziehung p~ = p~1 = −p~2 aus, um q 2 2 2 s = m1 + m2 + 2~ p + 2 (~ p2 + m21 )(~ p2 + m22 ) (8) und S12 |~ p| = √ 2 s (9) mit S12 = p (s − (m1 + m2 )2 )(s − (m1 − m2 )2 ) (10) zu zeigen. Drücken Sie für den zweiten Schritt |~ p| durch eine geeignete Invariante P = p1 + p2 und p1 aus. Zu sehen ist, daß S12 nur von s und den Massen m1 , m2 abhängt und damit auch die Impulse im Schwerpunktsystem nur durch die Schwerpunktsenergie und die Massen bestimmt sind.