1. Kohlenhydrate 1.1 Zusammensetzung und Herkunft Wichtigste Nährstoffe für den Energiestoffwechsel (Betriebsstoff-Funktion), da meist sofort verfügbar („gut verdaulich“), ca. 50 % der Nährstoffe sollten Kohlenhydrate sein. Normaler Bedarf an KH: 5 - 6 g / kg Körpergewicht Minimaler Bedarf an KH: 2 - 3 g / kg Körpergewicht Aufbau (chemische Struktur): Sind mengenmäßig aus gleichen Anteilen Kohlenstoff und Wasser („Hydrat“) zusammengesetzt. Herkunft: Photosynthese der grünen Pflanzen, die in den Zellen innerhalb der so genannten Chloroplasten („Grünkörner“) stattfindet. Prinzip: Kohlenstoffdioxid + Wasser wird mit Licht als Energiequelle zu Traubenzucker (=Glucose) und Sauerstoff umgewandelt. 6 CO2 + 6 H2O C6H12O6 + 6 O2 Diese Umwandlung erfolgt über viele Schritte. Die dazu benötigten Werkzeuge in den Chloroplasten heißen Enzyme. Viele Glucose-Moleküle können zu langen Glucose-Ketten verbunden werden, dabei entsteht „Stärke“. 1.2 Wichtige Kohlenhydrate Ernährungsphysiologisch wichtigstes KH: Stärke Zusammensetzung: Amylose und Amylopektin Eigenschaften: Amylose Amylopektin Anteil 20 % 80 % Struktur Spirale vernetzt Anzahl Glucosemoleküle bis ca. 1000 mehrere Tausend Wasserlöslichkeit relativ gut praktisch keine Reaktion mit Jodlösung Blaufärbung Hauptstärkelieferanten: Kartoffeln, Getreide, Reis Arbeitsblatt Nr. 1 Violettfärbung Dr. Hans Herrmann Bedeutung: Energiequelle („Betriebsstoff“), liefert 50 - 60 % des täglichen Energiebedarfs Glykogen: tierisches Reservekohlenhydrat (tierische „Stärke“) (verwandt mit Amylopektin) Vorrat in Muskeln und in der Leber: ca. 300 - 400 g Wird bei Bedarf durch Enzyme in Glucosemoleküle gespalten. Glucose: direkt und sofort für den Betriebsstoffwechsel verfügbar (Siehe Abbau und Resorption) Blutzuckerspiegel: normal: 80 - 120 mg Glucose / 100 ml Blut Cellulose (aus Zellwänden von Pflanzen): nicht abbaubar Funktion: als so genannter „Ballaststoff“ (verdauungsunterstützend) Cellulose-Verwandte: • Alginate (aus Braunalgen): in Speiseeis, Milchdesserts, Cremes (Funktion: unverdauliches Dickungsmittel) • Carrageen (aus Rotalgen, E407): als Geliermittel in Pudding und InstantProdukten Andere Funktionen von Kohlenhydraten: Antigen-Bestandteil auf Zelloberflächen („Erkennungsmolekül“) Arbeitsblatt Nr. 2 Dr. Hans Herrmann 1.3 Verdauung von Kohlenhydraten Stärke (Polysaccharid) α-Amylase (Speichel) Maltose (Disaccharid) Maltase (Dünndarm) Glucose (Monosaccharid) Isomerase Glucose + Fructose Saccharase (Dünndarm) Saccharose (Haushaltszucker) Glucose wird von spezifischen Rezeptoren (= Bindestellen) innerhalb der Zellmembran gebunden und innerhalb der Zellen zu den sog. Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zelle, transportiert, wo sie weiter verarbeitet wird. Hier wird der sog. „biochemische Akku“ der Zelle aufgeladen, während gleichzeitig Glucose abgebaut wird. Die in der Glucose steckende, chemische Energieform wird so als „biochemischer Akku“ (ATP) zur Verfügung gestellt. Laden des Akkus: ADP + Phosphat ATP Entladung: ADP + Phosphat ATP (ATP: AdenosinTriPhosphat, ADP: AdenosinDiPhosphat) ... und in Verbindung mit dem Abbau der Glucose: Glucose + Sauerstoff Mitochondrien 38 ATP („Akku“ geladen) Kohlenstoffdioxid + Wasser 38 ADP + 38 Phosphat („Akku“ entladen) Dieser biochemische „Akku“ stellt bei fast allen biochemischen Aufbau-Prozessen innerhalb der Zellen seine chemische Energie zur Verfügung und wird dabei selbst vor Ort entladen. Der „Aufladevorgang“ findet wieder in den Mitochondrien statt. Die Kohlenhydrate sind die wichtigsten Betriebsstoffe (Energieträger), weil sie am schnellsten verfügbar sind und einen hohen chemischen Energiegehalt besitzen. Arbeitsblatt Nr. 3 Dr. Hans Herrmann