Nachhaltigkeits-Assessment der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Umwelt in Österreich April 2011 I M P R E S S U M gemäß „Mediengesetz mit Novelle 2005“ BGBl.Nr. 314/1981 i.d.F. BGBl. I Nr. 49/2005 Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung II/5, Stubenring 1, 1012 Wien, Österreich Verlags- und Herstellungsort: Wien Copyright: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Außer zu kommerziellen Zwecken ist bei Quellenangabe ein Nachdruck gestattet. Projektdurchführung: Maria Hecher Projektleitung in in Univ.-Prof. Dr. Claudia R. Binder, Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung der Karl-Franzens-Universität Graz a Mag. Ingeborg Fiala, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Wien, April 2011 Bildnachweis: Martin Hecher ISBN: 3-902338-85-7 Vorwort Im Februar 2009 hat das Lebensministerium eine Untersuchung zu den Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf den Umweltverbrauch herausgegeben: Indikatoren-Bericht zu Wirtschaft/Umwelt (http://www.umweltnet.at/article/articleview/76748/1/6914/). Für verschiedene Themenbereiche, wie Klima und Energie oder Haushalte und Konsum wurden geeignete Indikatoren ausgewählt und ihre Entwicklung dargestellt. Diese ließen Trends erkennen. Die Autoren (Umweltbundesamt und Alpen-Adria Universität Klagenfurt) interpretierten Zusammenhänge und den Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Monitoring und die Darstellung der Entwicklung bestimmter Größen ist eine wertvolle Grundlage, damit Einblicke in Zusammenhänge gewonnen werden können. Für das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung schließen sich jedoch weitere Fragen an. Welche Auswirkungen hat die Änderung einer Größe auf andere Größen? Bewirkt die Zu- oder Abnahme einer Größe eine Veränderung bei anderen, die nicht mehr im Einklang mit nachhaltiger Entwicklung steht? Oder aus der Sicht der Politikberatung formuliert: Wo, bei welchen Größen ist es am effektivsten anzusetzen, damit die Entwicklung im Zeitverlauf innerhalb der Nachhaltigkeitsgrenzen bleibt? Mit der von Univ. Prof. Dr. Claudia R. Binder, Institut für Systemwissenschaften, Innovationsund Nachhaltigkeitsforschung der Karl-Franzens-Universität Graz, entwickelten Methode des „Sustainability Solution Space“ können solche Fragen beantwortet werden. Damit ergab sich eine Zusammenarbeit zwischen Universität und dem Lebensministerium. Die für den Indikatoren-Bericht zu Wirtschaft/Umwelt bereits ausgewählten Indikatoren sowie die dazu aufbereiteten und verfügbaren Daten bildeten die Grundlage für die durchzuführenden Berechnungen. Die Grenzen nachhaltiger Entwicklung für die einzelnen Größen konnten dankenswerter Weise mit Hilfe von Fachleuten aus dem Lebensministerium, dem Umweltbundesamt und der Statistik Austria ermittelt werden. Für das Lebensministerium war die Untersuchung und Vertiefung der Indikatoren zu Wirtschaft/Umwelt spannend. Ermittelt sollte werden, welche die für die Steuerung wirtschaftlicher Entwicklung einflussreichsten Größen sind, damit der Umweltverbrauch begrenzt und nachhaltige Entwicklung sichergestellt ist. Würden die Untersuchungen ein Ergebnis bringen, das mit dem Bild der Fachleute übereinstimmt, oder sollte das Resultat überraschen? Im Rahmen ihrer Magisterarbeit führte Maria Hecher die Untersuchungen durch. Die Ergebnisse können der in dieser Publikation enthaltenen Arbeit entnommen werden. Die Zusammenarbeit war jedenfalls sehr erfreulich und – wie ich glaube – für beide Seiten eine Bereicherung. Angewandte Wissenschaft, wie sie dabei praktiziert wurde, bietet sowohl für die Verwaltung als auch die Wissenschaft einen Nutzen. Die Verwaltung erlangt damit Erkenntnisse, die sie in der Politikberatung anwenden und umsetzen kann. In diesem Fall mussten dazu lediglich Daten bereitgestellt bzw. nutzbar gemacht werden. Das Lebensministerium bzw. die Verwaltung kann die Universität unterstützen, die entwickelte wissenschaftliche Methode in den verschiedenen nationalen und internationalen Gruppen, die sich mit der Frage von Wirkungszusammenhängen beschäftigen, bekannt zu machen und damit zu verbreiten. Für die auf den folgenden Seiten abgedruckte Magisterarbeit wurde bereits von mehreren Seiten Interesse bekundet. Wir wünschen uns, dass dies zu einer Umsetzung ihrer Ergebnisse führt, die zu nachhaltiger Entwicklung beiträgt. Wien, im April 2011 Ingeborg Fiala „Sustainability Solution Space“ Nachhaltigkeits-Assessment für Österreich mittels sozio-ökonomischer und ökologischer Indikatoren Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Maria HECHER am Institut für: Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung Begutachterin: Univ.-Prof. Dr. Claudia R. Binder Graz, 30. März 2011 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Univ.-Prof.in Dr.in Claudia R. Binder vom Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung für die überaus fachkompetente Betreuung bedanken. Dank Ihres Engagements war es mir möglich wichtige Kontakte zu knüpfen, die zu einer erfolgreichen Umsetzung dieser Arbeit beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt Mag.a Ingeborg Fiala vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Ihre laufende fachliche und organisatorische Unterstützung haben die Qualität dieser Arbeit gesteigert und ihre Begeisterung für das Thema sowie zahlreiche Anregungen haben wesentlich zu meiner Motivation beigetragen. Bedanken möchte ich mich auch bei allen ExpertInnen, die mitgearbeitet und ihre Fachkompetenz im Workshop und im Interview eingebracht haben. Ein Dank geht an Dipl.-Ing. Gottfried Lamers, Mag. Martin Kriech, Mag.a Claudia Scholz und Mag.a Caroline Vogl-Lang vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Mag.a Gudrun Stranner vom Umweltbundesamt und Mag. Sacha Baud von Statistik Austria. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr. Olaf Tietje für die Bereitstellung des Programms „SystAim SystemQ“ und bei Mag. Alfons Schmid für die Hilfe mit dem Programm „SusSpaceWrapper“. Zusammenfassung In dieser Magisterarbeit kommt es im Zuge eines Nachhaltigkeits-Assessments zur Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich im Bereich Wirtschaft und Umwelt. Bisher wurde eine Vielzahl von wertvollen Methoden entwickelt, um Systeme in eine nachhaltigere Richtung zu lenken. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit werden jedoch meist nicht in ein konkretes Zielsystem integriert. Viele Methoden basieren auf Indikatoren, deren Wirkungszusammenhänge außer Acht gelassen werden. Auf Zielkonflikte wird meist nicht eingegangen und verschiedene Sichtweisen von Stakeholdern nicht ausreichend in den Prozess integriert. Die Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ versucht diesen Defiziten entgegen zu kommen, indem funktionale Zusammenhänge von sozio-ökonomischen und ökologischen Indikatoren in einer Systemanalyse untersucht werden. Für alle Indikatoren werden konkrete Zielbereiche definiert, die vom Konzept der Nachhaltigkeit abgeleitet werden. Mithilfe eines Workshops und mehreren Interviews werden ExpertInnen verschiedenster Fachbereiche in das Nachhaltigkeits-Assessment integriert. Das Ergebnis ist ein „Sustainability Solution Space“ (SSP), der für die Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich herangezogen wird. Für Indikatoren, die sich außerhalb des SSP befinden, können politische Handlungsfelder abgeleitet werden. Es kann gezeigt werden, dass in Österreich eine Verringerung des Energieverbrauchs, der Treibhausgasemissionen und des Materialverbrauchs notwendig ist. Außerdem kann die Höhe der Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen sowie der Anteil des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr nicht als nachhaltig bezeichnet werden. Aus der Systemanalyse geht hervor, dass eine Erhöhung der Umweltschutzausgaben sowie des öffentlichen Verkehrs besonders förderlich ist, einen Fortschritt in Richtung nachhaltige Entwicklung zu erzielen. Der SSP ist nicht nur ein Instrument, um den Zustand nachhaltiger Entwicklung zu bewerten und politische Handlungsfelder abzuleiten, sondern auch um die vielseitigen Auswirkungen von Lenkungseingriffen einzuschätzen und den Fortschritt nachhaltiger Entwicklung in Österreich aufzuzeigen. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ 2.1 Ziel, Funktion und beteiligte AkteurInnen . . . . . . . . . . . . 2.2 Nachhaltige Entwicklung in Österreich . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Indikatorenauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Einflussanalyse der Indikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Validierung und erste Zielformulierung aller Indikatoren . 2.4.2 Bestimmung der Einflussmatrix . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3 Einfluss- und Systemanalyse . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche . . . . . . . . . . . . . 2.6 Berechnung des „Sustainability Solution Space“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 7 8 9 11 11 12 14 16 17 3 Resultate 3.1 Indikatorenset und Nachhaltigkeitsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Bruttoinlandsprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Bruttoendenergieverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Materialverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Ressourcenproduktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.5 Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen . . . . . . . 3.1.6 Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . 3.1.7 Erneuerbare Energieträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.8 Treibhausgasemissionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.9 Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr . . . . . . . . . . . . . 3.1.10 Schienenverkehr im Güterverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.11 Deponierte Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen 3.2 Analyse der Systemzusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Einflussmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Systemanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 41 43 44 44 i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhaltsverzeichnis 3.3 3.2.3 Resultateübersicht der Einfluss- und Systemanalyse „Sustainability Solution Space“ . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Parameter für die Berechnung . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Lösungsweg und grafische Darstellung . . . . . . . . 3.3.3 Analyse des Nachhaltigkeitsraums . . . . . . . . . . 3.3.4 Resultateübersicht des Nachhaltigkeitsraums . . . . . . . . . . 4 Diskussion 4.1 Nachhaltigkeits-Assessment für Österreich . . . . . . . . . . 4.2 Anwendung der SSP-Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Erfüllung der Anforderungen im Vergleich zu anderen 4.2.2 Zusammenstellung des Indikatorensets . . . . . . . . 4.2.3 Durchführung der Einfluss- und Systemanalyse . . . . 4.2.4 Grenzen der Nachhaltigkeitsbereiche . . . . . . . . . 4.2.5 Berechnungsmethode des SSP . . . . . . . . . . . . . 4.3 Ableitung politischer Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . 4.4 Verbesserung und Nutzen des Nachhaltigkeits-Assessments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 52 53 53 54 56 . . . . . . . . . . . . Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 58 60 61 62 63 64 65 67 69 5 Schlussfolgerungen 71 Abbildungsverzeichnis 74 Tabellenverzeichnis 75 Glossar 75 Literaturverzeichnis 77 6 Anhang 6.1 ExpertInnengruppe des Workshops . . 6.2 Vorgangsweise der Indikatorenauswahl 6.3 Lineare Regressionsanalye . . . . . . . 6.4 Berechnungsgrundlage des SSP . . . . 84 84 85 89 94 ii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Einleitung Nachhaltige Entwicklung ist eines der bedeutendsten und führenden Ziele auf der politischen Agenda geworden. Die erste, weit verbreitetste und verwendete Definition für „Nachhaltige Entwicklung“ ist die des Brundtland-Reports „Our Common Future“ des Jahres 1987: „development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs“ (WCED, 1987, S. 43). Diese Definition bildet auch die Basis für „Die Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ (NStrat), die im Jahr 2002 von der österreichischen Bundesregierung beschlossen wurde. Für Österreich ist nachhaltige Entwicklung ein Leitbild der Umwelt-, Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Sozialpolitik. Intakte Umwelt, wirtschaftliche Prosperität und sozialer Zusammenhalt sind gemeinsame Ziele, um die Lebensqualität für alle Menschen langfristig zu sichern (BMLFUW, 2002). Nachhaltigkeits-Assessment wird als zunehmend wichtiges Werkzeug angesehen, um einen Fortschritt in Richtung nachhaltige Entwicklung zu erlangen. Es wird oft definiert als Verfahren, das die Auswirkungen einer Initiative für Nachhaltigkeit evaluiert, wobei es sich dabei um eine geplante oder existierende politische Strategie, ein Programm, ein Projekt oder ein Gesetz handeln kann (Pope et al., 2004). Eine weitere Definition unterstützt und ergänzt diese Aussage: „Sustainable assessment is presented initially as a tool that can help decision-makers and policy-makers decide what actions they should take and should not take in an attempt to make society more sustainable“ (Devuyst, 2001, S. 9). Nach einer fast 20-jährigen Debatte scheint es einen Konsens darüber zu geben, dass ein Nachhaltigkeits-Assessment ökonomische, ökologische, soziale und zunehmend institutionelle Ziele und deren Wirkungszusammenhänge integrieren soll. Zukünftige Konsequenzen einer gegenwärtigen Handlung sollen in Betracht gezogen werden, wobei das Ausmaß des Resultats mit einer großen Unsicherheit behaftet ist und deshalb eine vorbeugende Vorgehensweise erforderlich ist. Letztlich sollen verschiedenste Stakeholder in den Prozess involviert werden und die Gerechtigkeit innerhalb einer Generation und 1 1 Einleitung darüber hinaus berücksichtigt werden (Gasparatos et al., 2008). Das Instrument des Nachhaltigkeits-Assessments soll somit ein normatives Leitkonzept enthalten, das als Basis für die Ableitung von Zielen dient (normative Dimension). Weiters sollen die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen diesen Zielen erfasst (systemische Dimension) und Stakeholder aus den verschiedensten Fachbereichen in den Prozess involviert werden (verfahrensorientierte Dimension) (Wiek & Binder, 2005). Hinsichtlich der normativen Dimension ist es notwendig, das Konzept nachhaltiger Entwicklung in Österreich in konkrete Zielformulierungen zu übersetzen. Einzelne Aufgabenbzw. Problembereiche sollen identifiziert und dazugehörige Ziele abgeleitet werden. Außerdem sollen die Ziele so formuliert werden, dass den Entscheidungsträgern eine gewisse Handlungsflexibilität ermöglicht wird. Innerhalb der systemischen Dimension besteht eine Einigung darüber, dass Strukturen, Prozesse und Funktionen des betrachteten Systems anhand von Indikatoren beschrieben werden. Diese sollen den ökonomischen, sozialen sowie ökologischen Bereich des Systems gleichermaßen abdecken und sich auf die Problembereiche und Zieldefinitionen der normativen Dimension beziehen. Zusätzlich ist der Fokus auf die Beziehungen zwischen den Indikatoren zu richten, da eine Analyse der Wirkungszusammenhänge einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des betrachteten Systems leistet. In Bezug auf die verfahrensorientierte Dimension ist es erforderlich, Stakeholder aus den verschiedensten Fachbereichen in den Prozess des Nachhaltigkeits-Assessments zu involvieren. Eine transdisziplinäre Vorgehensweise mittels Workshops oder ExpertInneninterviews, integriert unterschiedliche Sichtweisen und Fachkenntnisse (Wiek & Binder, 2005). Im Bereich des Nachhaltigkeits-Assessments gibt es eine Vielzahl von Methoden, die eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel haben. Die meisten Methoden sind Formen des „Integrated Assessments“, die vom „Environmental Impact Assessment“ und „Strategic Environmental Assessment“ abgeleitet wurden und einen dreidimensionalen Ansatz verfolgen. Der Fokus dieser Methoden richtet sich darauf, negative ökonomische, soziale und ökologische Auswirkungen zu minimieren oder aber positive Auswirkungen zu maximieren. Der Mangel besteht jedoch darin, dass nicht beurteilt werden kann, ob der Zustand des betrachteten Systems tatsächlich nachhaltig ist (Pope et al., 2004). Werden die Anforderungen der normativen, systemischen und verfahrensorientierten Dimension in Betracht gezogen, können verschiedenste Defizite vorhandener Ansätze aufgezeigt werden. Bezüglich der normativen Dimension werden die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung meist nicht zufriedenstellend in ein Zielsystem integriert. Werden Ziele formuliert, streben diese meist einen bestimmten Zustand an und ermöglichen nicht die erforderliche Flexibilität für politische AkteurInnen (Wiek & Binder, 2005). 2 1 Einleitung Nachhaltige Entwicklung wird auch mithilfe regionaler, nationaler und internationaler Indikatorensets beurteilt (BFS, 2003; OECD, 2000; BMLFUW, 2003; UN, 2007, 2008). Gemäß der systemtischen Dimension kommt es jedoch zu einer isolierten Betrachtung der Indikatoren. Wirkungszusammenhänge der einzelnen Faktoren werden außer Acht gelassen (Scholz & Tietje, 2002; Pope et al., 2004; Wiek & Binder, 2005; Vester, 2008). Betreffend der verfahrensorientierten Dimension werden bei gegenwärtigen Ansätzen nicht immer transdisziplinäre Methoden angewendet und somit das Potential dieser nicht ausreichend ausgeschöpft (Wiek & Binder, 2005). Aufgrund der Anforderungen für ein angemessenes Nachhaltigkeits-Assessment wird in dieser Arbeit die Methode „Sustainability Solution Space for Decision-making“ (Wiek & Binder, 2005) angewendet. Im Mittelpunkt steht die Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich während die Forderungen einer normativen, systemischen sowie verfahrensorientierten Dimension integriert und erfüllt werden. Die komplexen Zusammenhänge der ausgewählten sozio-ökonomischen und ökologischen Indikatoren werden analysiert und Zielbereiche definiert. Diese werden vom Konzept nachhaltiger Entwicklung abgeleitet und eröffnen politischen Entscheidungsträgern einen Handlungsspielraum. Das Assessment wird in Zusammenarbeit mit ExpertInnen verschiedenster Fachbereiche durchgeführt und erfüllt somit die Forderung der Transdisziplinarität. Für die Bewertung und das Monitoring nachhaltiger Entwicklung in Österreich wurde bereits ein Indikatorenset erarbeitet. Dieses ist auf Basis eines systemischen Ansatzes entstanden und enthält Indikatoren aus mehreren Themenfeldern innerhalb der Sphären Mensch/Gesellschaft und Umwelt (BMLFUW, 2006). Um Wechselwirkungen zwischen der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimension herauszuarbeiten, wurde der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ entwickelt, bei dem die Zusammenhänge sozio-ökonomischer Aktivitäten auf die Umwelt im Mittelpunkt stehen (BMLFUW, 2009). Dieser Indikatorenbericht dient als Basis für das hier durchgeführte Nachhaltigkeits-Assessment, wobei die Wirkungszusammenhänge zwischen den einzelnen Indikatoren und innerhalb des gesamten Systems noch genauer untersucht und analysiert werden. Außerdem wird ein Nachhaltigkeitsraum konstruiert, mithilfe dessen nachhaltige Entwicklung in Österreich bewertet werden kann. Es können folgende Ziele und Fragestellungen abgeleitet werden: 1. Bestimmung sozio-ökonomischer und ökologischer Faktoren, die für die Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich geeignet sind. Welches Indikatorenset ist für die Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich notwendig? 3 1 Einleitung 2. Analyse und Veranschaulichung der funktionalen Beziehungen zwischen sozioökonomischen und ökologischen Indikatoren und deren Rolle im Gesamtsystem. Wie stark beeinflussen sich die Indikatoren und welchem Einflusstyp können die Indikatoren zugeordnet werden? 3. Bestimmung eines quantitativen Zielbereichs für jeden Indikator, der als nachhaltig bezeichnet werden kann. Welche Wertebereiche der Indikatoren sind nachhaltig? 4. Berechnung und Konstruktion eines mehrdimensionalen Nachhaltigkeitsraums, in dem eine nachhaltige Entwicklung stattfinden kann. Wie schaut der „Sustainability Solution Space“ (SSP) für nachhaltige Entwicklung in Österreich aus? 5. Vergleich des aktuellen Systemzustands mit dem konstruierten Nachhaltigkeitsraum und Identifizierung von Zielkonflikten sowie Handlungsfeldern. Befinden sich die einzelnen Indikatoren innerhalb des SSP? Können Trade-offs identifiziert und welche zukünftigen Handlungsfelder können aufgezeigt werden? Der Aufbau der folgenden Kapitel orientiert sich an der Struktur der Methodik. Im zweiten Kapitel werden die einzelnen Schritte der Methodik vorerst allgemein beschrieben und die konkrete Vorgangsweise jeweils in einem Abschnitt behandelt. Im dritten Kapitel werden die Ergebnisse, die aus der Anwendung und Umsetzung der Methodik resultieren, präsentiert. Im ersten Abschnitt wird das Indikatorenset vorgestellt, die einzelnen Indikatoren beschrieben sowie die jeweiligen Zielbereiche aufgezeigt. Die Wirkungszusammenhänge dieser Indikatoren werden im zweiten Abschnitt anhand einer Einfluss- und Systemanalyse untersucht. Schließlich wird der „Sustainability Solution Space“ (SSP) präsentiert und politische Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung abgeleitet. Im vierten Kapitel werden die angewendeten Methoden und Resultate einer kritischen Betrachtung unterzogen. Für die Schlussfolgerungen im fünften Kapitel werden die hier gestellten Fragen erneut aufgegriffen und gezielt beantwortet. 4 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Um die Zielsetzungen dieser Arbeit zu erreichen sowie die einzelnen Fragestellungen zu beantworten, wird die Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ (Wiek & Binder, 2005) angewendet. Angewandt wurde diese Methode bereits auf die Gemeinde Thalwil in der Schweiz (Speerli, 2004) sowie auf die Schweizer Milchwertschöpfungskette (Schmid, 2008). Abbildung 2.1 veranschaulicht die Anwendung der Methodik, wobei die orangen Felder die Methode selbst und die grünen Felder den transdisziplinären Bereich darstellen. Vor der Konstruktion eines SSP wird, gemeinsam mit dem Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung (ISIS) an der Karl-Franzens-Universität Graz, das Ziel und die Funktion des durchzuführenden Nachhaltigkeits-Assessments festgelegt. Als beteiligte AkteurInnen werden ExpertInnen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) bestimmt, wobei die Auswahl der konkreten ExpertInnengruppe zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Aufbauend auf die Voraussetzungen der Methode kommt es zur Abgrenzung des untersuchten Systems (Schritt 1) und der Auswahl geeigneter Indikatoren (Schritt 2), um das System darzustellen. Die Auswahl der Indikatoren wird gemeinsam mit dem BMLFUW durchgeführt. Ausgehend vom gewählten Indikatorenset, werden ExpertInnen für die Durchführung der Einflussanalyse (Schritt 3) bestimmt. Verschiedenste Fachpersonen des BMLFUW, Umweltbundesamt und Statistik Austria erarbeiten die Vernetzungen der Indikatoren in Form eines Workshops. Vor der Durchführung der Einflussanalyse wird die Auswahl der Indikatoren erneut diskutiert und entsprechend angepasst. Im gleichen Workshop wird auch versucht, erste allgemeine Zielformulierungen für die Indikatoren zu finden. Der Workshop bildet die Grundlage für eine konkrete Systemanalyse sowie für die Bestimmung von Nachhaltigkeitsbereichen der einzelnen Indikatoren (Schritt 4). Die 5 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Voraussetzungen Definition: Ziel, Funktion und beteiligte AkteurInnen Unterstützung: ISIS-Institut der Universität Graz, BMLFUW Systemischer Bereich Normativer Bereich Schritt 1: Abgrenzung des untersuchten Systems Schritt 2: Auswahl der geeigneten Indikatoren Schritt 3: Einflussanalyse der ausgewählten Indikatoren Schritt 4: Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche der Indikatoren Workshop und ExpertInneninterviews: BMLFUW, Umweltbundesamt, Statistik Austria Workshop: BMLFUW, Umweltbundesamt, Statistik Austria Integrativer Bereich Schritt 5: B Sustainability S Schritt 6: Analyse der Trade-offs S Abbildung 2.1: Anwendung der SSP-Methode (Wiek & Binder, 2005, eigene Darstellung) bereits allgemein formulierten Ziele, werden mithilfe von ExpertInneninterviews konkretisiert, indem jeweils eine obere und eine untere Grenze für alle Nachhaltigkeitsbereiche bestimmt wird. Die Ziele entsprechen dem definierten Konzept der nachhaltigen Entwicklung und ermöglichen den Entscheidungsträgern eine gewisse Handlungsflexibilität (Binder et al., 2010). Die Systemanalyse sowie die Bestimmung der Zielbereiche ist wiederum die Grundlage für den integrativen Bereich. Sind die Nachhaltigkeitsbereiche der einzelnen Indikatoren durch ein Idealziel und ein Minimalziel bestimmt, kommt es zur Vernetzung der systemischen und normativen Dimension. Diese werden miteinander vereint, indem alle identifizierten Beziehungen der Einflussanalyse in das Zielsystem integriert werden (Wiek & Binder, 2005). Somit ist es möglich einen SSP für eine nachhaltige Entwicklung in Österreich zu bestimmen (Schritt 5) sowie Trade-offs bzw. Zielkonflikte zu identifizieren (Schritt 6). Von Bedeutung ist, dass die Anwendung der SSP-Methode kein linearer, sondern ein iterativer Prozess ist (Wiek & Binder, 2005). Die Zusammensetzung der ExpertInnengruppe wird erst nach der Auswahl der Indikatoren konkretisiert. Die Auswahl der Indikatoren wird im nachgehenden Workshop erneut diskutiert und das ursprüngliche Indikatorenset verändert. Auch die Einflussmatrix wird nach Abschluss des Workshops nochmals angepasst. Die Wechselwirkungen zwischen den Schritten sollen gewährleistet sein, sodass Ergebnisse eines Schrittes auch auf vorherige Schritte zurück wirken 6 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ können (Vester, 2008). 2.1 Ziel, Funktion und beteiligte AkteurInnen Die Bestimmung der Zielsetzung, der Funktion sowie die Auswahl von AkteurInnen, die in das Nachhaltigkeits-Assessment einbezogen werden, sind die Grundvoraussetzungen einer Nachhaltigkeitsbewertung (Wiek & Binder, 2005). Um die beschlossenen Prinzipien der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 umzusetzen, wurde „Die Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ (NStrat) erarbeitet (BMLFUW, 2002). Das Ziel der österreichischen Bundesregierung ist eine Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit, für dessen Fortschritt auch eine verlässliche und transparente Erfolgskontrolle notwendig ist (BMLFUW, 2003, 2006). Die Zielsetzung dieser Arbeit ist die Durchführung eines Nachhaltigkeits-Assessments in Österreich, welche die normativen, systemischen und verfahrensorientierten Anforderungen erfüllt. Die bereits erarbeiteten Wechselwirkungen zwischen den Indikatoren im „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ (BMLFUW, 2009) werden erneut aufgegriffen und genauer analysiert. Die zu beantwortenden Teilziele und Fragestellungen wurden bereits in der Einleitung erarbeitet. Mithilfe des resultierenden SSP wird ein Werkzeug geschaffen, um den Zustand nachhaltiger Entwicklung in Österreich zu beurteilen. Die politischen AkteurInnen können vergleichen, ob der derzeitige Zustand des Systems den entsprechenden Zielvorstellungen nachhaltiger Entwicklung entspricht. Die Ergebnisse des Vergleichs können zukünftige strategische Entscheidungen erleichtern. Durch die Systemanalyse, wird das Bewusstsein für Folge- und Wechselwirkungen einzelner Maßnahmen gestärkt. Zielkonflikte können identifiziert und zukünftige Handlungen in Richtung nachhaltiger Entwicklung abgeleitet werden. Ein Instrument zur Evaluierung, Lenkung und des Monitorings ist die Funktion des Assessments (Wiek & Binder, 2005). Als beteiligte AkteurInnen werden ExpertInnen des BMLFUW, des Umweltbundesamt und Statistik Austria aus verschiedenen Fachbereichen gewählt. Vorerst wird der Kontakt mit Mag.a Ingeborg Fiala vom BMLFUW aufgenommen. Gemeinsam kommt es zur Auswahl der Indikatoren, die für das Nachhaltigkeits-Assessment erforderlich sind. Die ExpertInnengruppe, mit der ein Workshop zur Durchführung der Einflussanalyse stattfindet, wird von Mag.a Ingeborg Fiala und Mag.a Caroline Vogl-Lang vom BMLFUW zusammengestellt. Schließlich nehmen ExpertInnen vom BMLFUW, Umweltbundesamt und Statistik Austria am Workshop teil. Mit denselben ExpertInnen 7 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ werden die Nachhaltigkeitsbereiche der einzelnen Indikatoren mittels ExpertInneninterview durchgeführt. 2.2 Nachhaltige Entwicklung in Österreich Es ist notwendig, das System der nachhaltigen Entwicklung in Österreich erstmal zu identifizieren und die Personen, die in das System involviert sind, zu erörtern. Eine räumliche Abgrenzung des Systems muss erfolgen sowie die Werte und Bedingungen innerhalb dessen beschrieben werden (Musters et al., 1998). Abbildung 2.2 veranschaulicht das betrachtete System. Der rote rechteckige Rahmen symbolisiert die Systemgrenze, die den politischen Staatsgrenzen Österreichs entspricht. Das Ziel innerhalb des Systems ist eine nachhaltige Entwicklung, die im Jahr 2002 von der österreichischen Bundesregierung in Form der NStrat beschlossen wurde. Im Zentrum der Strategie stehen vier Handlungsbereiche, die auf der Wahrung solider öffentlicher Finanzen (ausgeglichener Staatshaushalt, keine neuen Schulden und steuerliche Entlastung der Bevölkerung) basieren. Zu den folgenden Handlungsfeldern werden jeweils fünf Leitziele formuliert, deren Erreichung die Voraussetzung nachhaltiger Entwicklung darstellt (BMLFUW, 2002): • Lebensqualität in Österreich - Aufgabe für heute und morgen. • Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort - Erfolg durch Innovation und Vernetzung. • Österreich als Lebensraum - Schutz von Vielfalt und Qualität. • Österreichs Verantwortung - Eine aktive Rolle in Europa und der ganzen Welt. Die Strategie gibt den Orientierungsrahmen für alle Entscheidungsebenen und -träger auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene vor, ist gleichzeitig aber auch eine Aufforderung an alle Interessensgruppen. Nicht nur Politik, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft sind aufgefordert sich aktiv einzubringen. Die Leitziele sind nach Möglichkeit quantifiziert und mit einem Zeitbezug versehen. Zur Umsetzung und Erreichung dieser Leitziele werden Maßnahmen aufgezeigt und beispielhaft präsentiert. Diese werden in einem kontinuierlichen Prozess umgesetzt und sollen künftige ökonomische, ökologische und soziale Herausforderungen Österreichs lösen (BMLFUW, 2002). 8 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Systemgrenze Österreichs Nachhaltige Entwicklung Lebensqualität Wirtschaftsstandort Lebensraum Internationale Verantwortung Politik, Wirtschaft, Gesellschaft Bund, Länder und Gemeinden Stakeholder (Unternehmen, NGOs, BürgerInnen Nachhaltigkeitsstrategie Umsetzung von Maßnahmen Indikatoren Messung nachhaltiger Entwicklung Ziel Entscheidungsträger Strategie Monitoring Abbildung 2.2: Abgrenzung des untersuchten Systems (BMLFUW, 2002, eigene Darstellung) Neben der konkreten Formulierung der insgesamt 20 Leitziele und dem Umsetzungsprozess steht die Festlegung von Indikatoren zur Messung des Fortschritts nachhaltiger Entwicklung im Vordergrund (BMLFUW, 2002). Für das Monitoring der NStrat wird vom BMLFUW ein „Indikatorenset für eine gesamthafte Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich“ auf Basis eines systematischen Zugangs erstellt. Die Sphären Mensch/Gesellschaft und Umwelt werden in mehrere Themenfelder gegliedert. Dazu werden Ziele definiert, die auch die Leitziele der NStrat berücksichtigen und korrespondierende Indikatoren ausgewählt (BMLFUW, 2003, 2006). Mit diesen Indikatoren wird der Fortschritt nachhaltiger Entwicklung gemessen, um eine Anpassung von Maßnahmen zu ermöglichen (BMLFUW, 2002). 2.3 Indikatorenauswahl Basierend auf der räumlichen Abgrenzung und Charakterisierung des Systems, werden nun die geeigneten Indikatoren für das Nachhaltigkeits-Assessment ausgewählt. Grundsätzlich wird zwischen einem Top-down-Ansatz und einem Bottom-up-Ansatz unterschieden. Werden die Bereiche wie z.B. Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt im Vorfeld gewählt und dazu die Indikatoren bestimmt, spricht man von einem Top-downAnsatz. Umgekehrt wird bei einem Bottom-up-Ansatz überlegt, welche Indikatoren das 9 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ System am besten beschreiben und diese nachträglich in Bereiche eingeteilt (Scholz & Tietje, 2002). Als Grundlage für die Auswahl der Indikatoren dient nicht das „Indikatorenset für eine gesamthafte Bewertung nachhaltiger Entwicklung“ des BMLFUW (2006). Eine bessere Basis, vor allem für die Bestimmung der Zusammenhänge und Beziehungen der einzelnen Indikatoren sowie für die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche, bildet der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“. In diesem Bericht steht der Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Umweltverbrauch in Österreich anhand ausgewählter Indikatoren im Mittelpunkt (BMLFUW, 2009). Dem „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ ist eine Machbarkeitsstudie des „Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung“ (WIFO) vorausgegangen. Die Zielsetzung dieser Studie ist es, in einem Top-down-Ansatz, Indikatoren zu identifizieren, welche die negativen ökologischen Effekte auf Umweltmedien (Wasser, Luft, Boden), die durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten hervorgerufen werden, aufzeigen. Somit werden die sozio-ökonomischen Aktivitäten als treibende Faktoren für die Belastung der Umweltmedien identifiziert. Das Ergebnis der „Machbarkeitsstudie für eine jährliche Wirtschaft-Umwelt-Berichterstattung“ (WIFO, 2006) ist die Grundlage für den verwendeten Indikatorenbericht. In diesem wird eine Verknüpfung sozio-ökonomischer und ökologischer Indikatoren fokussiert. Das Aufzeigen der Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den Dimensionen soll eine Änderung derzeitiger Entwicklungen ermöglichen. Die gesamthafte Sichtweise soll vor allem in politischen Entscheidungen ihr Gewicht finden und einbezogen werden. Die Indikatoren stammen aus den Themenbereichen Gesamtwirtschaft, Governance und Handel mit Umweltschutzgütern, Klima und Energie, Verkehr und Mobilität sowie Haushalte/Konsum (BMLFUW, 2009). Die Aufgabe ist es nun, das bestehende Indikatorenset von insgesamt 37 auf maximal 15 Indikatoren zu reduzieren. Theoretisch besteht keine Begrenzung der Indikatorenanzahl, praktisch ist die Konstruktion eines SSP mit mehr als 15 Indikatoren jedoch sehr arbeitsintensiv (Binder et al., 2008). Gezielt ausgewählte Indikatoren sollen das bestehende Indikatorenset so gut wie möglich repräsentieren. In Abbildung 2.3 wird der Ablauf des Auswahlverfahrens im Detail beschrieben. Insgesamt werden drei Ausschlusskriterien angewendet, die das bestehende Indikatorenset auf eine geringere Anzahl von Indikatoren reduziert. Ergebnis ist ein Indikatorenset mit insgesamt 13 Indikatoren, das als Grundlage für eine Validierung des Sets in einem Workshop dient. 10 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Methodik 1. Anwendung der Ausschlusskriterien in der unten aufgelisteten Reihenfolge 2. Auswahl der Indikatoren 3. Zusammensetzung des Indikatorensets 4. Durchführung von Veränderungen der Indikatoren mit entsprechender Begründung 5. Zusammensetzung des endgültigen Indikatorensets 6. Erarbeitung der Definitionen 1 2 3 Ausschlusskriterien: Indikator durch gewählten Indikator im gleichen oder anderen Themenfeld zufriedenstellend vertreten Minimal- und Idealziel sehr schwer oder gar nicht formulierbar Relevanzabschätzung entsprechend der Wichtigkeit im endgültigen Indikatorenset gewählter Indikator Abbildung 2.3: Methodik zur Indikatorenauswahl 2.4 Einflussanalyse der Indikatoren Aufgrund der Auswahl des Indikatorensets wird gemeinsam mit Mag.a Ingeborg Fiala und Mag.a Caroline Vogl-Lang vom BMLFUW eine ExpertInnengruppe zusammengestellt. In Form eines Workshops erarbeiten sieben ExpertInnen vom BMLFUW, Umweltbundesamt sowie Statistik Austria alle gegenseitigen Einflüsse der Indikatoren aufeinander. Die genaue Auflistung der ExpertInnen mit den jeweiligen Fachbereichen befindet sich im Anhang unter dem Abschnitt 6.1. Im ersten Teil des Workshops kommt es zur Validierung des Indikatorensets sowie zur ersten Zielformulierung der jeweiligen Indikatoren. Darauf folgt im zweiten Teil die Bestimmung der gegenseitigen Einflüsse mithilfe einer Einflussmatrix. Bereits im Workshop werden die erarbeiteten Ergebnisse mit der Software „SystAim SystemQ“ (Tietje, 2008b) veranschaulicht und eine grobe Analyse durchgeführt. Anhand der Resultate des Workshops erfolgt eine genauere Systemanalyse, deren Schritte im Folgenden noch genauer erläutert werden. 2.4.1 Validierung und erste Zielformulierung aller Indikatoren Das erarbeitete Indikatorenset mit insgesamt 13 Indikatoren wird im Rahmen des Workshops präsentiert und einer Validierung unterzogen. Innerhalb der ExpertInnengruppe werden die einzelnen Indikatoren diskutiert, verändert und angepasst. Gleichzeitig wird versucht, Ziele für die Indikatoren zu formulieren bzw. vorerst zu überlegen, ob es bereits politische Zielformulierungen für diese gibt. Es findet somit ein iterativer und gleichzeitig transdisziplinärer Prozess, in dem die vorher ausgewählten Indikatoren von der ExpertInnengruppe erneut überarbeitet werden, statt. Außerdem ist dieser Prozess ein gut geeignetes Mittel, die ExpertInnengruppe mit den konkreten Definitionen der 11 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Indikatoren vertraut zu machen, um im Anschluss die Einflussanalyse durchzuführen. Ergebnis dieses Prozesses ist das endgültige Indikatorenset mit insgesamt elf Indikatoren, die im Kapitel 3.1 genauer dargestellt werden. Dort befindet sich eine detaillierte Beschreibung jedes Indikators mit den jeweiligen Definitionen, den Einheiten, in denen die Indikatoren gemessen werden, den Entwicklungen in den letzten Jahren und den aktuellen Zuständen sowie den grafischen Darstellungen. 2.4.2 Bestimmung der Einflussmatrix Im zweiten Teil des Workshops kommt es zur Bestimmung der Wirkungszusammenhänge. Die insgesamt elf Indikatoren stellen dabei die Systemkomponenten dar, wobei die Wechselwirkungen eines einzelnen Indikators mit allen anderen Indikatoren analysiert werden. Wie in Abbildung 2.4 dargestellt, werden die Indikatoren für die Bestimmung der einzelnen Einflüsse vertikal und horizontal angeordnet. Da sich ein Indikator nicht selbst beeinflussen kann, bleiben die Felder in der Diagonale der Matrix leer (Vester, 2008). Die direkten Einflüsse der Zeilenelemente auf die Spaltenelemente werden mit folgenden Kategorien bestimmt (Wiek, 2001): • (0) Kein Einfluss • (1) Geringer Einfluss • (2) Starker Einfluss Die teilnehmenden ExpertInnen werden auf zwei Gruppen aufgeteilt und füllen den Bereich der Matrix aus, der ihrem jeweiligen Kompetenzbereich entspricht (Speerli, 2004). In Abbildung 2.4 ist der Bereich der ersten Gruppe grau schattiert und der Bereich, der von der zweiten Gruppe bestimmt wird, ist weiß. Für jedes Feld wird die Frage „Welchen direkten Einfluss hat Indikator X auf Indikator Y?“ beantwortet. Ob ein Einfluss besteht bzw. ob es sich um einen geringen oder starken Einfluss handelt, wird von den Gruppenmitgliedern bestimmt bzw. solange in der Gruppe diskutiert, bis ein Konsens gefunden wird. Der Prozess der Konsensbildung und die Bestimmung der Einflussrichtung werden protokolliert. Bevor die ExpertInnenteams die einzelnen Felder der Einflussmatrix bewerten, werden die wichtigsten Punkte die zu beachten sind präsentiert. Von besonderer Bedeutung ist, dass ausschließlich direkte Einflüsse bewertet und somit indirekte Einflüsse ausgeschlossen werden. Indikator X muss einen direkten Einfluss auf Indikator Y haben. 12 2 1 1 0 0 0 1 2 1 6 1 0 3 1 1 Indikator ... P Aktivität Indikator 4 0 2 2 0 4 Indikator 3 Indikator 1 Indikator 2 Indikator 3 Indikator 4 Indikator ... P Passivität Indikator 2 Wirkung von Zeilen- auf Spaltenelemente Indikator 1 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ 1 1 1 1 4 2 4 6 2 4 Abbildung 2.4: Einflussmatrix zur Bestimmung der Wirkungszusammenhänge (Scholz & Tietje, 2002, eigene Darstellung) Wird der Einfluss erst durch einen dritten Indikator Z bewirkt, besteht ein indirekter Zusammenhang und das Feld wird mit (0) bewertet. Wichtig ist auch, die ausschließliche Analyse der Zeilenelemente auf die Spaltenelemente. Die beiden Einflussrichtungen dürfen nicht vertauscht bzw. vermischt werden. Die Klarheit über die konkrete Definition der Indikatoren ist ebenfalls von Bedeutung. Die Beurteilung innerhalb der Systemgrenze sowie die Beurteilung aktueller Geschehnisse sind noch zwei weitere Aspekte, die beim Ausfüllen der Matrix wesentlich sind. Als letzter Punkt ist anzuführen, dass eine Einflussmatrix mit vielen Bewertungen in der gleichen Kategorie nur eine geringe oder keine Aussagekraft hat. Werden alle Felder z.B. mit der mittleren Kategorie (1) bewertet, geht der Informationsgehalt der Einflussmatrix verloren (Scholz & Tietje, 2002). Nach dem Workshop werden die beiden Teile der Einflussmatrix zusammengeführt und alle Einflüsse erneut kontrolliert und überprüft. Gemeinsam mit den zuständigen ExpertInnen werden nachträgliche Veränderungen durchgeführt. Dieses Vorgehen ist wiederum ein iterativer Prozess, in dem schon bestehende Ergebnisse auf einen vorherigen Schritt zurückwirken und diesen verändern. Ausgehend vom Protokoll des Workshops wird erarbeitet, ob es sich bei den geringen Einflüssen (1) und starken Einflüssen (2), um eine positive (+) oder negative (-) Einflussrichtung1 handelt. Die vollständig ausgefüllte Einflussmatrix ist die Grundlage für eine detaillierte Systemanalyse, deren Vorgehensweise im Folgenden beschrieben wird. 1 Positiver Einfluss: je mehr von der Ursache, desto mehr von der Wirkung bzw. je weniger von der Ursache, desto weniger von der Wirkung. Negativer Einfluss: je mehr von der Ursache, desto weniger von der Wirkung bzw. je weniger von der Ursache, desto mehr von der Wirkung (Ossimitz & Lapp, 2006). 13 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ 2.4.3 Einfluss- und Systemanalyse Die Einflussmatrix wird mit der Software „SystAim SystemQ“ (Tietje, 2008b) ausgewertet. Diese Software stellt verschiedenste Werkzeuge und Methoden zur Verfügung, ein System graphisch darzustellen und zu analysieren. Die Einflussmatrix wird visualisiert und die Zusammenhänge bzw. Wechselwirkungen der vorher isoliert betrachteten Indikatoren aufgezeigt. Die Indikatoren können je nach deren Wirkungspotential in vier Einflusstypen eingeteilt werden. Darüber hinaus ist es möglich, Schlüsselindikatoren des Systems zu identifizieren, über- oder unterbewertete Indikatoren zu erkennen und innere Kreisläufe des Systems zu analysieren (Wiek & Binder, 2005). Das Gesamtsystem wird visualisiert, indem alle direkten geringen Einflüsse (1) und starken Einflüsse (2) der Einflussmatrix aufgezeichnet werden. Die Einflussrichtungen und die jeweiligen Einflussstärken werden durch Pfeile angegeben. Ergebnis ist ein gesamtes Wirkungsgefüge (System Graph), das alle gegenseitigen Beeinflussungen veranschaulicht. Somit können erste Aussagen über den Vernetzungsgrad des Systems innerhalb der verschiedenen Themenbereiche gemacht werden. Bildet man die Summe einer Zeile bzw. Spalte in der Einflussmatrix (siehe Abbildung 2.4), erhält man Auskunft über die Aktivität bzw. Passivität der Indikatoren. Die Aktivität eines Indikators gibt an, wie stark dieser auf andere wirkt. Die Passivität gibt an, wie stark dieser Indikator von anderen Indikatoren beeinflusst wird (Scholz & Tietje, 2002). Es können somit erste Aussagen darüber getroffen werden, ob ein Indikator für Lenkungseingriffe geeignet ist oder nicht. Bei einem System Grid basiert die x-Achse auf den Aktivsummen, die y-Achse hingegen auf den Passivsummen der Einflussmatrix. Durch die Berechnung des Durchschnitts aller Aktiv- und Passivsummen kann das System Grid in vier Bereiche und somit in vier verschiedene Einflusstypen eingeteilt werden (Wiek, 2001; Binder et al., 2008): • Aktive Indikatoren Indikatoren, die andere Indikatoren stark beeinflussen (hohe Aktivität) und nur schwach von anderen Indikatoren beeinflusst werden (niedrige Passivität). • Passive Indikatoren Indikatoren, die andere Indikatoren nur schwach beeinflussen (niedrige Aktivität) und stark von anderen Indikatoren beeinflusst werden (hohe Passivität). • Ambivalente Indikatoren Indikatoren, die andere Indikatoren stark beinflussen (hohe Aktivität) und stark von anderen Indikatoren beeinflusst werden (hohe Passivität). 14 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ • Puffernde Indikatoren Indikatoren, die andere Indikatoren nur schwach beeinflussen (niedrige Aktivität) und nur schwach von anderen Indikatoren beeinflusst werden (niedrige Passivität). Durch eine MicMac Analyse werden die indirekten Wirkungen des Gesamtsystems untersucht. Der Indikator X kann über den Indikator Z (oder mehrere andere Indikatoren) auf den Indikator Y wirken, obwohl kein direkter Zusammenhang zwischen Indikator X und Y besteht. Ausgangsbasis ist wiederum die Einflussmatrix, die solange mit sich selbst multipliziert wird, bis keine Veränderung in der Rangordnung der Aktivität sowie Passivität erfolgt. Das indirekte System Grid kann erneut erstellt und mit dem direkten System Grid verglichen werden. Außerdem ist es möglich verschiedenste Rankings zu gestalten, die die Rangordnung der Einflussfaktoren bezüglich ihrer Aktivität und Passivität aufzeigen. Die jeweiligen Merkmale der direkten Wirkungen aus der Einflussmatrix werden mit den Merkmalen der indirekten Wirkungen aus der MicMac Analyse verglichen. Ziel dieser Gegenüberstellung ist die Erkennung von versteckten Variablen bzw. Indikatoren, die durch das Ignorieren von indirekten Beeinflussungen unterschätzt werden (Tietje, 2008a). Bei der Loopanalyse werden verschiedene Rückkopplungsschleifen des Systems untersucht. Eine Schleife bzw. Loop entsteht, wenn die Wirkung eines Indikators über einen oder mehrere andere Indikatoren wieder auf sich selbst trifft. Somit können einzelne Kreisläufe im Gesamtsystem herausgegriffen und untersucht werden. Je länger ein Loop ist, d.h. je mehr Indikatoren an einem Kreislauf beteiligt sind, desto mehr Unsicherheiten können im Wirkungszusammenhang auftauchen (Tietje, 2008a). Ist ein Loop sehr kurz, wirkt dieser unmittelbarer und stärker als ein langer Loop. Ist die Anzahl der negativen Einflüsse innerhalb eines Loops ungerade, spricht man von einer negativen Rückkopplung. Negative Rückkopplungen stabilisieren das System, indem sie sich selbst regulieren. Sie sind notwendig, damit das System langfristig lebensfähig bleibt. Ist die Anzahl der negativen Einflüsse jedoch gerade, spricht man von einer positiven, eskalierenden Rückkopplung, die das System aus dem Gleichgewicht bringt. Die Loopanalyse untersucht somit Rückkopplungsschleifen, die das Verhalten des Gesamtsystems steuern (Ossimitz & Lapp, 2006). 15 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ 2.5 Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche Für jede Systemkomponente wird nun ein Zielbereich definiert. Dieser entsteht durch die Bestimmung eines minimalen sowie eines maximalen Zielwerts für nachhaltige Entwicklung. Der Raum zwischen dem erhaltenen Minimal- und Idealziel ist der größtmögliche Bereich, in dem nachhaltige Entwicklung stattfinden kann. Wichtig ist, dass der Prozess der Zielbestimmung auf dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung und nicht auf dem bisherigen Zustand des Systems basiert (Wiek & Binder, 2005). Im ersten Teil des Workshops wird überlegt, ob und welche politischen Zielformulierungen für die Indikatoren bereits definiert bzw. gesetzlich festgeschrieben sind. Im Zuge von ExpertInneninterviews werden die dort erarbeiteten Ergebnisse erneut aufgegriffen und konkretisiert. Die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche wird, einerseits anhand bisheriger Bestimmungen, andererseits mittels Einschätzung der ExpertInnen bestimmt. Den TeilnehmerInnen des Workshops werden in einem persönlichen Interview folgende Fragen gestellt: • Istzustand Was ist der aktuelle, derzeit verfügbare Wert des Indikators? • Trend Wie hat sich der Indikator in den letzten Jahren entwickelt? • Gewünschte Entwicklung In welche Richtung soll sich der Indikator in Zukunft entwickeln? • Nachhaltigkeitsbereich Welcher Wertebereich des Indikators ist nachhaltig (von - bis)? • Begründung Wie kann die Bestimmung des Nachhaltigkeitsbereichs begründet werden? Die Beschreibungen der Indikatoren im Abschnitt 3.1 werden mit den Ergebnissen des Interviews erweitert. Für jeden Indikator wird die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche beschrieben, die gewünschte Entwicklung sowie der Trend des Indikators aufgezeigt. 16 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ 2.6 Berechnung des „Sustainability Solution Space“ Für die Berechnung des SSP wurde das Programm „SusSpaceWrapper“ (Steinberger, 2008) für Matlab entworfen. Mit den definierten Nachhaltigkeitsbereichen aus den ExpertInneninterviews sowie den identifizierten funktionalen Beziehungen der Indikatoren aus der Einflussanalyse wird der nachhaltige Lösungsraum konstruiert. Das Programm erfasst die oberen und unteren Grenzen der Bereiche, innerhalb dessen die Indikatoren nachhaltig sind und integriert alle funktionalen Beziehungen. Die vorher bestimmten Nachhaltigkeitsbereiche werden durch die Berücksichtigung der funktionalen Abhängigkeiten eingeschränkt und bilden den SSP. Bewegen sich die aktuellen Werte der Indikatoren innerhalb des SSP, kann von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen werden (Binder et al., 2008, 2010). Das Prinzip der Berechnung mittels „SusSpaceWrapper“ wird in Abbildung 2.5 anhand eines funktionalen Zusammenhangs aus der Einflussmatrix veranschaulicht. Der definierte Nachhaltigkeitsbereich (min; max) der unabhängigen Variable (Indikator X) wird auf der x-Achse, der Bereich der abhängigen Variable (Indikator Y) auf der y-Achse aufgetragen. Daraus ergibt sich ein Rechteck, das aus beiden Nachhaltigkeitsbereichen hervorgeht. An dieser Stelle wird die funktionale Beziehung als Gerade zwischen den beiden Indikatoren integriert. In diesem Fall handelt es sich um eine positive Gerade, da eine Zunahme des unabhängigen Indikators auch eine Zunahme des abhängigen Indikators bewirkt. Zusätzlich wird die gewünschte Entwicklung bestimmt, in die sich das Indikatorenpaar entwickeln soll. Je nach Situation wird der Bereich oberhalb oder unterhalb der Geraden als nachhaltige Entwicklung festgelegt. Durch die funktionale Beziehung und die Bestimmung der gewünschten Entwicklung des Indikatorenpaares, verkleinert sich der Nachhaltigkeitsbereich. Das karierte Rechteck in Abbildung 2.5 wird durch die beiden Bedingungen eingeschränkt und ergibt den SSP. Dieser befindet sich unterhalb der Geraden, innerhalb dessen alle Werte der beiden Indikatoren nachhaltig sind (Binder et al., 2010). Voraussetzung für die Berechnung des SSP sind die Nachhaltigkeitsbereiche mit der Bestimmung einer quantitativen oberen und unteren Grenze, alle funktionalen Beziehungen der Einflussmatrix in Form von Geradengleichungen sowie die gewünschte Entwicklung für die jeweiligen Indikatorenpaare. Die Grenzen der Nachhaltigkeitsbereiche werden in den ExpertInneninterviews festgelegt. Für jeden funktionalen Zusammenhang zwischen den Indikatoren, die im Workshop identifiziert werden, wird eine Regressionsanalyse mittels SPSS (Statistical Package for the Social Sciences) durchgeführt. Jede 17 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ Abbildung 2.5: Berechnungsprinzip des SSP (Binder et al., 2010, eigene Darstellung) nachweislich funktionale Beziehung wird in Form einer linearen Regressionsfunktion y = k∗x + d (Lineare Regressionsf unktion) (2.1) dargestellt (Binder et al., 2010). In Abbildung 2.5 kommt es zu der Geraden, indem die Daten des Indikators X und Y der letzten 15 Jahre auf der x-Achse und y-Achse aufgetragen werden, wodurch eine Punktewolke in einem zweidimensionalen Raum entsteht. Durch diese Punktewolke wird eine lineare Gerade gelegt, die dem Verlauf der einzelnen Datenpunkte am ehesten entspricht und am besten darstellt. SPSS berechnet die beiden Regressionskoeffizienten k und d. Die Steigung (k) gibt an, wie stark sich die abhängige Variable (Indikator Y) aufgrund einer Zunahme der unabhängigen Variablen (Indikator X) um eine Einheit verändert. Je nachdem, ob der abhängige Indikator zuoder abnimmt, ergibt sich eine positive bzw. negative Steigung. Der Achsenabschnitt (d) zeigt, wo sich der abhängige Indikator Y befindet, wenn Indikator X einen Wert von 0 einnimmt. Ein Achsenabschnitt mit einem Wert von 0 würde bedeuten, dass Indikator Y von keinem anderen Indikator als von Indikator X, beeinflusst wird. Tatsächlich wird dieser jedoch von vielen Indikatoren beeinflusst und ist ungleich 0. Mittels SPSS wird ebenfalls geprüft, wie gut die Regressionsfunktion und die beiden Regressionsko- 18 2 Methodik „Sustainability Solution Space for Decision-making“ effizienten für die Darstellung der Realität geeignet sind (Backhaus et al., 2008; Field, 2009). Kann die funktionale Beziehung, die im Workshop festgestellt wurde, anhand der Daten der letzten Jahre nachgewiesen werden, wird die gewünschte Entwicklung bestimmt. Für jeden nachgewiesenen Zusammenhang wird entschieden, ob eine Entwicklung oberhalb oder unterhalb der Geraden wünschenswert bzw. nachhaltig ist. Diese kann bestimmt werden, indem die aktuellen Werte der Indikatoren mit den Nachhaltigkeitsbereichen verglichen werden. Gewählt wird immer die jeweilige Richtung, die sich in das Zentrum des Nachhaltigkeitsbereichs bewegt und ist entweder positiv (+) oder negativ (-). Je nachdem, ob sich daraus der Bereich oberhalb oder unterhalb der Geraden ergibt, ergeben sich folgende Funktionen (Schmid, oJ) y ≧ k∗x + d (Gewünschte Entwicklung oberhalb) (2.2) y ≦ k∗x + d (Gewünschte Entwicklung unterhalb) (2.3) Sind alle notwendigen Parameter ermittelt, kann der SSP berechnet und der Zustand der nachhaltigen Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Umwelt aufgezeigt werden. Es lässt sich beobachten, welche Nachhaltigkeitsbereiche konkret, durch die Berücksichtigung der gegenseitigen Abhängigkeiten, beschränkt werden. Durch den Vergleich der Grenzen der Nachhaltigkeitsbereiche und des SSP können diejenigen Indikatoren identifiziert werden, zwischen denen Zielkonflikte bzw. Trade-offs bestehen. Durch den Vergleich der aktuellen Werte mit dem SSP, kann festgestellt werden, ob sich die Indikatoren innerhalb des SSP befinden. Indikatoren, deren aktuelle Werte tatsächlich im SSP liegen, können als nachhaltig bezeichnet werden. Für Indikatoren, die sich außerhalb des SSP befinden, können politische Handlungsfelder abgeleitet werden, deren Folgewirkungen sich in Richtung Nachhaltigkeit bewegen. Zusätzlich gibt der Trend an, ob sich der Indikator in den letzten Jahren innerhalb des SSP oder zumindest in die gewünschte Richtung entwickelt hat. Mithilfe des SSP kann der Zustand der betrachteten Indikatoren gemäß ihrer nachhaltigen Entwicklung evaluiert werden, durch die Ableitung politischer Handlungsfelder gelenkt und als Beobachtungsinstrument eingesetzt werden (Binder et al., 2008; Schmid, 2008). 19 3 Resultate Der erste Abschnitt dieses Kapitels zeigt vorerst das Auswahlverfahren, das für die Zusammenstellung des Indikatorensets stattgefunden hat. Die konkrete Zusammensetzung der Indikatoren wird vorgestellt. Außerdem werden die einzelnen Indikatoren des Sets beschrieben und gemeinsam mit den Ergebnissen der Nachhaltigkeitsbereiche präsentiert. Im zweiten Abschnitt werden die Resultate der Einflussanalyse dargestellt. Die im Workshop identifizierten Zusammenhänge werden in einer Systemanalyse genauer untersucht. Schließlich werden die einzelnen Parameter, die für die Berechnung des SSP notwendig sind, zusammengetragen und das Ergebnis des nachaltigen Lösungsraums präsentiert. 3.1 Indikatorenset und Nachhaltigkeitsbereiche Basis für die Zusammenstellung des Sets ist der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ (BMLFUW, 2009). Durch die Anwendung von drei Ausschlusskritierien wird das Set auf eine geringere Anzahl von Indikatoren reduziert. Indikatoren, die bereits zufriedenstellend durch die gewählten Indikatoren vertreten sind, werden ausgeschlossen. Das zweite Ausschlusskriterium wirkt auf Indikatoren, für welche die Bestimmung eines Minimal- und Idealziels schwer durchführbar ist. Außerdem erfolgt eine Relevanzabschätzung, entsprechend der Wichtigkeit der Indikatoren im endgültigen Set. Die einzelnen Schritte, die für die Auswahl der Indikatoren erfolgen, werden im Anhang im Abschnitt 6.2 dargestellt. Ergebnis des Auswahlprozesses ist ein Set mit 13 Indikatoren, das als Basis für dessen Validierung im Workshop dient. Das ExpertInnenteam ändert bzw. erweitert den Indikator „Umweltsteuern“ auf „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“. Die „Umweltförderungen“ werden durch „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und der Indikator „Getrennte Abfälle“ durch „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ ersetzt. Die beiden Indikatoren „Personenverkehr“ und „Güterverkehr“ werden aus dem Set herausgenommen, weil diese 20 3 Resultate implizit durch die Indikatoren „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ sowie „Schienenverkehr im Güterverkehr“ vertreten sind. Im Zuge der Überarbeitung werden insgesamt drei Indikatoren geändert und zwei Indikatoren aus dem Set ausgeschieden. Tabelle 3.1: Indikatorenset für nachhaltige Entwicklung in Österreich Indikatorenset für nachhaltige Entwicklung in Österreich Gesamtwirtschaft Bruttoinlandsprodukt Summe aller im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen Bruttoendenergieverbrauch Energieverbrauch für die Aufbringung, Umwandlung und Nutzung von Energie Materialverbrauch Inländische Materialentnahme plus Importe und minus Exporte Ressourcenproduktivität Wertschöpfung pro Tonne inländischen Materialverbrauchs Governance Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen Höhe der Umweltsteuern und ökologisch relvanten Zahlungen Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen Summe aller Aufwendungen für den Umweltschutz Klima und Energie Erneuerbare Energieträger Höhe der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern Treibhausgasemissionen Höhe der Treibhausgasemissionen (CO2 -Äquivalente) Verkehr und Mobilität Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr Höhe des öffentlichen Verkehrs im gesamten Personenverkehr Schienenverkehr im Güterverkehr Höhe des Schienenverkehrs im gesamten Güterverkehr Haushalte/Konsum Deponierte Abfälle aus Haushalten Höhe der deponierten Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen Das Ergebnis der Indikatorenauswahl und der anschließenden Validierung im Workshop ist ein Indikatorenset für nachhaltige Entwicklung in Österreich. Dieses Set enthält elf Indikatoren aus den Themenbereichen Gesamtwirtschaft, Governance, Klima und Energie, Verkehr und Mobilität sowie Haushalte/Konsum. Tabelle 3.1 enthält die ausgewählten Indikatoren und soll als Überblick dienen, bevor jeder einzelne Indikator einer detaillierten Beschreibung unterzogen wird. Jeder Indikator wird definiert und erläutert, bevor die Entwicklung des Indikators in den letzten Jahren bzw. die aktuel- 21 3 Resultate le Situation grafisch dargestellt und behandelt wird. Aus Gründen der Übersichtlichkeit enthalten die einzelnen Beschreibungen auch die Ergebnisse aus der Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche mittels ExpertInneninterviews. Die Nachhaltigkeitsbereiche werden in die Grafiken integriert und die Ergebnisse jeweils in einer Überblickstabelle zusammengefasst. 3.1.1 Bruttoinlandsprodukt Beschreibung und Definition. „Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug der Vorleistungen und ergibt sich aus der Summe der Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche, plus Gütersteuern minus Gütersubventionen“ (Statistik Austria, 2010a). Das BIP ist das bekannteste und vorherrschende Maß für wirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft und entstand in den 1930er und 1940er Jahren. Es wird oft als Wohlstandsindikator interpretiert, obwohl es genau genommen ein Maß für die Produktion darstellt. Die Verwendung des BIP als Wohlstandsindikator ist deshalb problematisch, weil soziale und ökologische Faktoren nicht berücksichtigt und somit wichtige wohlstandsrelevante Aspekte außer Acht gelassen werden. Beispielsweise bleiben wohlstandserhöhende Tätigkeiten wie Hausarbeit, Erziehungsarbeit und freiwillige Arbeit unberücksichtigt, wobei wohlstandsmindernde Aktivitäten wie die Abholzung von Regenwäldern, d.h. die Zerstörung von Naturkapital, sogar positiv bewertet werden (Kettner, 2009). Auch die Europäische Kommission setzt sich in der Mitteilung „GDP and beyond“ kritisch mit der Verwendung des BIP als Wohlstandsindikator auseinander und schlägt alternative Konzepte vor. Das BIP ist ein wichtiger Indikator für das wirtschaftliche Wachstum, darf jedoch nicht mit dem Wohlbefinden einer Gesellschaft gleichgesetzt werden (EU Kommission, 2009). Aktuelle Situation und Trend. Seit 1976 ist ein ständig steigender Trend der österreichischen Wirtschaftsleistung erkennbar. Die durchschnittliche Wachstumsrate des BIP von 1976 - 2009 beträgt, laut Berechnungen von Statistik Austria, 5 % (2010f). Im Jahr 2008 kommt es, aufgrund der weltweiten Wirtschaft- und Finanzkrise, zu einer Verlangsamung des Wachstums und verzeichnet im Jahr 2009 einen Rückgang von 3,1 %. Das BIP zu laufenden Preisen verringert sich im Jahr 2009 um 8,8 Mrd. € und beträgt 274,3 Mrd. €. Dieser Rückgang ist der stärkste Einbruch seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Insgesamt verzeichnet der Produktionssektor einen deutlich stärkeren Rückgang als der Dienstleistungssektor. Vor allem in der Sachgüterproduktion ist, 22 3 Resultate 80.000 70.000 Nachhaltigkeitsbereich BIP pro Kopf in 60.000 50.000 40.000 Trend 30.000 20.000 10.000 0 Jahr Abbildung 3.1: BIP pro Kopf 1990 - 2009 (Statistik Austria, 2010f, eigene Darstellung) aufgrund der Exportorientierung und internationalen Abhängigkeit, eine starke Verringerung zu beobachten (Statistik Austria, 2010a). Die gleiche Entwicklung ist auch beim BIP pro Einwohner zu erkennen. Abbildung 3.1 zeigt, dass das BIP pro Kopf nach einer ständigen Zunahme seit 1990 von 33.960 € im Jahr 2008 auf 32.800 € sinkt (Statistik Austria, 2010f). Nachhaltigkeitsbereich. Bei der Frage, ob Wirtschaftswachstum im Sinne einer Zunahme des BIP sinnvoll und vor allem nachhaltig ist, gibt es unterschiedlichste Positionen. In der keynesianischen Wirtschaftstheorie ist Wachstum einerseits eine Notwendigkeit, um die unfreiwillige Arbeitslosigkeit zu senken und Umverteilungsmaßnahmen zugunsten niedrigerer Einkommen vorzunehmen. Arbeitslosigkeit und Verteilungskonflikte können nur mit dem Wachstum einer Volkswirtschaft gelöst werden. Andererseits hat Wachstum keinen bzw. sogar negativen Effekt auf den Wohlstand und ist mit einer nachhaltigen Entwicklung unvereinbar, wenn man die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in Betracht zieht (Stockhammer & Fellner, 2009). Herman Daly (2005) spricht von „uneconomic growth“, einem Zustand, ab dem zusätzliches Wachstum mehr negative als positive Auswirkungen hervorbringt. Es ist schwierig einen Bereich für das BIP zu bestimmen, innerhalb dessen eine nachhaltige Entwicklung stattfindet, da ein höheres BIP nicht gleichzeitig ein besseres und vor allem nachhaltigeres BIP bedeutet. Ausschlaggebend für eine nachhaltige Entwicklung des BIP ist nicht dessen Höhe, sondern die Art und Weise, wie das BIP erwirtschaftet wird. Anhaltspunkt für die Bestimmung eines Nachhaltigkeitsbereichs ist die Anregung von Dr. Friedrich Hinterberger, Gründungspräsident des Sustainable Europe Sustainability Institute (SERI). 23 3 Resultate Sein Vorschlag ist es, sich bei der unteren und oberen Grenze an einem armen bzw. reichen Land zu orientieren. Demnach wird Bulgarien und Luxemburg, als das Land mit dem niedrigsten bzw. höchsten BIP in der EU (Svennebye, 2009) gewählt, um den Nachhaltigkeitsbereich zu bestimmen. Für den Nachhaltigkeitsbereich wird das BIP pro Einwohner herangezogen und liegt zwischen 4.700 - 76.500 € pro Kopf 2 (IWS, 2011). In diesem Fall bedeutend ist, dass eine Steigung des BIP eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Steigung erfordert. Indikator Bruttoinlandsprodukt Einheit Euro pro Kopf (€/Kopf) Aktueller Wert 32.800 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 4.700 - 76.500 Gewünschte Entwicklung Nachhaltige Entwicklung Anregung Dr. Friedrich Hinterberger, SERI 3.1.2 Bruttoendenergieverbrauch Beschreibung und Definition. Der gesamte Energieverbrauch in einer Volkswirtschaft kann zu erheblichen Umweltauswirkungen führen. Einerseits durch die Aufbringung der Energieträger und durch die Umwandlung dieser Energieträger in eine nützliche Form, andererseits aber natürlich auch durch den Verbrauch von Energie für z.B. Heizung, Beleuchtung, Warmwasser, etc. (BMLFUW, 2009). Zum Bruttoendenergieverbrauch zählen „Energieprodukte, die der Industrie, dem Verkehrssektor, Haushalten, dem Dienstleistungssektor einschließlich des Sektors der öffentlichen Dienstleistungen sowie der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft zu energetischen Zwecken geliefert werden, einschließlich des durch die Energiewirtschaft für die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung entstehenden Elektrizitäts- und Wärmeverbrauchs und einschließlich der bei der Verteilung und Übertragung auftretenden Elektrizitäts- und Wärmeverluste“ (EU Richtlinie, 2009, S. 12). Der Endenergieverbrauch ist der Teil des Bruttoendenergieverbrauchs, der den KonsumentInnen zur unmittelbaren Nutzung zur Verfügung gestellt wird (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Im Jahr 2009 liegt der Bruttoendenergieverbrauch bei 1.354 PJ, wobei der Endenergieverbrauch 1.057 PJ erreicht (Statistik Austria, 2010c). Die Differenz entsteht zum größten Teil durch den Umwandlungsprozess von Primärenergie in eine nutzbare Form von Energie, aber auch durch den 2 Bulgariens BIP pro Kopf im Jahr 2008, Luxemburgs BIP pro Kopf im Jahr 2009. 24 3 Resultate 1.600 Trend Bruttoendenergieverbrauch in PJ 1.500 1.400 1.300 1.200 Nachhaltigkeitsbereich 1.100 1.000 900 800 700 600 500 Jahr Abbildung 3.2: Bruttoendenergieverbrauch 1970 - 2009 (Statistik Austria, 2010c, eigene Darstellung) Verbrauch des Energiesektors selbst sowie durch Transportverluste (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Aktuelle Situation und Trend. Wie in Abbildung 3.2 dargestellt, hat der Bruttoendenergieverbrauch im Jahr 1970 einen Wert von 797 PJ und erreicht im Jahr 2009 eine Höhe von 1.354 PJ. Der Verbrauch hat sich somit fast verdoppelt. Im Jahr 2008 liegt der Verbrauch sogar bei 1.439 PJ, wobei der Rückgang im Jahr 2009 wiederum auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zurück zu führen ist (Statistik Austria, 2010b). Durch die wirtschaftliche Entwicklung seit 1970 und einem Wirtschaftswachstum von etwa 2 % pro Jahr (BMLFUW, 2009), ist trotz des Rückgangs im Jahr 2009, ein ständig steigender Trend zu erkennen. Die drei Sektoren Transport, Sachgüterproduktion sowie private Haushalte, sind für den größten Teil des Verbrauchs verantwortlich (Statistik Austria, 2010c). Der Großteil des Bruttoendenergieverbrauchs stammt aus fossilen Energieträgern, wobei ein Verbrauch aus erneuerbaren Energiequellen wünschenswert ist (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Nachhaltigkeitsbereich. Das Klima- und Energiepaket der EU wird im Jahr 2008 verabschiedet und enthält unter anderem eine Richtlinie, in der die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet werden, einen nationalen Aktionsplan zu überliefern, der Maßnahmen zur Erreichung der jeweiligen Ziele zu enthalten hat (EU Richtlinie, 2009). Der „Nationale Aktionsplan 2010 für erneuerbare Energie für Österreich“ (NREAP-AT), der im Juli 2010 von Österreich übermittelt wird, basiert auf den Maßnahmen der „Energiestrategie Österreich“, die ebenfalls als Antwort auf das EU-Klima- und Energiepaket 25 3 Resultate formuliert werden (WIFO & BMWFJ, 2010). Als Basis zur Erreichung der Ziele der „Energiestrategie Österreich“, gilt die Stabilisierung des Endenergieverbrauchs des Basisjahres 2005 bis zum Jahr 2020. Vorrangig ist die Erhöhung der Energieeffizienz, für die der ständig steigende Trend des Energieverbrauchs gebrochen werden muss (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Im NREAP-AT wird ein Effizienz-Szenario, mit dem Zielwert des Bruttoendenergieverbrauchs von 1.135 PJ, entwickelt. Der Zielwert dieses Effizienz-Szenarios ist die Grundlage für die Bestimmung des Nachhaltigkeitsbereichs. Das Minimalziel wird 10 % unter dem Zielwert von 1.135 PJ angesiedelt, wobei die Obergrenze 10 % oberhalb dieses Werts bestimmt wird. Da sich der Bruttoendenergieverbrauch im Jahr 2009 außerhalb des Nachhaltigkeitsbereichs befindet, wird eine Senkung des Bruttoendenergieverbrauchs angestrebt. Die drei wichtigsten Bereiche, um den Energieverbrauch zu senken und somit den Zielwert zu erreichen, sind Verkehr, Wärme und Kälte sowie Elektrizität (WIFO & BMWFJ, 2010). Indikator Bruttoendenergieverbrauch Einheit Petajoule (PJ) Aktueller Wert 1.354 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 1.249 - 1.122 Gewünschte Entwicklung Senkung des aktuellen Werts Interview Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.3 Materialverbrauch Beschreibung und Definition. Der kontinuierliche Anstieg des Verbrauchs an Ressourcen, von denen die meisten erschöpfbar und nicht erneuerbar sind, hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und der nachhaltigen Entwicklung in Österreich. Materialströme entstehen durch die Ressourcengewinnung, die Produktion und den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen und werden in Form von Abfällen und Emissionen wieder an die Umwelt abgegeben. Inländische Primärentnahmen wie Biomasse, metallische Erze, nicht metallische Mineralien und fossile Energieträger bilden zusammen mit den Importen eines Landes die Materialflüsse auf der Inputseite. Auf der Outputseite stehen die Materialflüsse, die an die Natur abgegeben werden und die Exporte. Aus den einzelnen Materialströmen können verschiedene Indikatoren abgeleitet werden. Der DMI (Domestic Material Input) ergibt sich aus der inländischen Primärentnahme zuzüglich der Importe und gibt an, wieviel Materialmengen in einer 26 3 Resultate Volkswirtschaft benötigt werden. Der DMC (Domestic Material Consumption) wird auch als Inlandsaufkommen bezeichnet und errechnet sich aus dem inländischen Materialinput (DMI) abzüglich der Exporte (Statistik Austria, 2009b). Dieser Indikator wird auch im Folgenden, für die Darstellung des österreichischen Materialverbrauchs, verwendet. Aktuelle Situation und Trend. Der größte Teil des Materialverbrauchs besteht aus nicht metallischen Mineralien (Mineralien und Baustoffe), die einen Anteil von mehr als 50 % am gesamten Materialverbrauch in Österreich ausmachen. Rund 24 % des Materialverbrauchs stammt aus Biomasse, gefolgt von fossilen Energieträgern und metallischen Erzen mit dem kleinsten Anteil. Drei Viertel des gesamten Materialverbrauchs besteht aus nicht erneuerbaren Ressourcen, wobei lediglich ein Viertel aus erneuerbaren Rohstoffen besteht. Die Importe haben sich im Beobachtungszeitraum von 1960 - 2007 mehr als versechsfacht, während die Exporte um mehr als das Achtfache gestiegen sind (Statistik Austria, 2009b). Für die Messung des Materialverbrauchs wird der DMC verwendet, d.h. dass eine Steigerung der Importe zu einem Wachstum und eine Erhöhung der Exporte zu einer Verringerung des Materialverbrauchs führt (Getzner, 2009). Etwa 70 % des Materialimports in Österreich werden für Exportprodukte benötigt und nur 30 % für den heimischen Konsum aufgewendet. Ein Wachstum der österreichischen Wirtschaft ist somit auch auf den Export materialintensiver Produkte zurück zu führen (BMLFUW, 2009). In Abbildung 3.3 ist ein insgesamt steigender Trend des österreichischen Materialverbrauchs erkennbar. Der Verbrauch ist im Zeitraum von 1970 - 2007 um rund 69 %, von 96 Mio. t auf 162 Mio. t, gestiegen. Die höchste Zunahme ist dabei bei den nicht metallischen Mineralien erfolgt, die auch gleichzeitig den höchsten Anteil am gesamten Materialverbrauch ausmachen (Statistik Austria, 2009b). Nachhaltigkeitsbereich. Das Ziel für eine nachhaltige Entwicklung in Österreich ist die Entmaterialisierung der Wirtschaft. Nicht nur eine Steigerung der Effizienz, sondern auch eine absolute Verringerung des Materialverbrauchs ist dazu notwendig (Statistik Austria, 2009b). Eine verstärkte Entkoppelung von Wirtschafswachstum und Materialverbrauch ist auch als Leitziel in der NStrat formuliert (BMLFUW, 2002). Gefordert wird nicht nur eine relative Entkopplung, d.h. eine geringere Wachstumsrate des Materialverbrauchs als des BIPs, sondern eine absolute Entkopplung, bei der es zum Rückgang des Materialkonsums bei einer gleichzeitigen Steigung des BIP kommt (Getzner, 2009). Die gewünschte Entwicklung des Materialverbrauchs in Österreich ist die Senkung des aktuell verfügbaren Werts des Jahres 2007 um 10 %. Der Wert beträgt rund 162 Mio. t, stellt die untere Grenze des Nachhaltigkeitsbereichs dar und soll auf 146 Mio. t gesenkt werden, das einer Reduktion von 10 % entspricht. 27 Materialverbrauch (DMC) in Mio. t 3 Resultate 180 170 160 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 Trend Nachhaltigkeitsbereich Jahr Abbildung 3.3: Materialverbrauch 1960 - 2007 (Statistik Austria, 2009b, eigene Darstellung) Indikator Materialverbrauch Einheit Millionen Tonnen (Mio. t) Aktueller Wert 162 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 162 - 146 Gewünschte Entwicklung Senkung des aktuellen Werts Interview Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.4 Ressourcenproduktivität Beschreibung und Definition. Ein weiterer Indikator, der sich aus den Materialströmen ableiten lässt, ist die Materialeffizienz bzw. Ressourcenproduktivität. Diese gibt an, welche Wertschöpfung mit einer Materialeinheit erwirtschaftet werden kann. Die Ressourcenproduktivität wird in Euro pro Tonne Materialverbrauch (DMC) gemessen (Statistik Austria, 2009b). Aktuelle Situation und Trend. In Abbildung 3.4 ist insgesamt ein steigender Trend der Ressourcenproduktivität zu erkennen, wobei im Zeitraum 1976 - 1993 eine relativ rasche Steigung erfolgt und seit dem immer wieder Einbrüche zu beobachten sind. Die Produktivität des Materialverbrauchs steigt im Beobachtungszeitraum von rund 906 € auf 1.617 € pro t. Im Jahr 2007 können mit einem Materialverbrauch von einer Tonne 1.617 € erwirtschaftet werden. Zu beobachten ist, dass die Wirtschaftsleistung 28 1.800 1.700 1.600 1.500 1.400 1.300 1.200 1.100 1.000 900 800 700 600 500 Nachhaltigkeitsbereich Trend 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Ressourcenproduktivität in /t (DMC) 3 Resultate Jahr Abbildung 3.4: Ressourcenproduktivität 1976 - 2007 (Statistik Austria, 2010f, 2009b, eigene Darstellung) bis Mitte der 1960er Jahre einen ähnlichen Verlauf hatte wie der Materialverbrauch. Seit dem hat das BIP eine höhere Wachstumsrate als der Materialverbrauch. Technologische Verbesserungen sowie der Strukturwandel vom industriellen Sektor zum Dienstleistungssektor haben zu einer relativen Entkopplung geführt. Die Einbrüche der Ressourcenproduktivität seit 1993 können hauptsächlich durch den starken Anstieg des absoluten Materialverbrauchs erklärt werden, der die bereits erreichten Verbesserungen in der Ressourceneffizienz überkompensiert (Statistik Austria, 2009b). Nachhaltigkeitsbereich. Leitziel der NStrat ist es, die Ressourcenproduktivität auch bei steigender Wirtschaftsleistung zu erhöhen, damit eine verstärkte Entkopplung erreicht wird. Die Steigerung der Ressourcenproduktivität um den Faktor 4 ist anzustreben, wobei dieses Ziel nicht gesetzlich verankert ist (BMLFUW, 2002). Unter der Leitung des Lebensministeriums wird in Österreich derzeit ein „Nationaler Ressourceneffizienz Aktionsplan“ (REAP), entwickelt. Gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie mit zuständigen Stellen der Länder werden Ziele für die österreichische Ressourceneffizienz definiert. Die absolute Reduktion des Ressourcenverbrauchs sowie Erhöhung der Ressourceneffizienz sollen positive Effekte im Bereich der Umwelt und Wirtschaft bewirken. Die Verringerung von Abfällen und Emissionen, die Erschließung neuer Märkte durch Prozess- und Produktinnovationen, die Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der „Green Jobs“ sowie Versorgungssicherheit zukünftiger Generationen stehen dabei im Mittelpunkt (Das Österreichische Nachhaltigkeitsportal, 2011). Als Minimalziel des Nachhaltigkeitsbereichs wird der Wert im Jahr 2007 von 1.617 € pro t herangezogen. Eine Senkung der Ressourceneffizienz soll somit aus- 29 3 Resultate geschlossen werden. Eine Steigerung der Ressourcenproduktivität soll im Ausmaß von 10 % erfolgen und sich somit auf 1.779 € pro t erhöhen. Indikator Ressourcenproduktivität Einheit Euro pro Tonne (€/t) Aktueller Wert 1.617 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 1.617 - 1.779 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.5 Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen Beschreibung und Definition. Als Umweltsteuern werden jene Steuern betrachtet, deren Steuerbemessungsgrundlage eine negative Wirkung auf die Umwelt hat. Die EU und OECD haben sich darauf geeinigt, dass der Zweck der Mittel (etwa aus Finanzierungsgründen) in den Hintergrund gestellt wird. Ausschlaggebendes Kriterium und Basis der Zuordnung ist die umweltschädliche Aktivität (WIFO, 2006). Bei ökologisch relevanten Zahlungsströmen handelt es sich, nach dem Konzept der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR), nicht um Steuern, sondern um Gebühren. Steuern dienen zur Finanzierung allgemeiner öffentlicher Aufgaben, sind daher Zahlungen ohne konkrete Gegenleistung. Gebühren sind Zahlungen mit einer konkreten Leistung und setzen sich aus Abfallgebühren, Abwassergebühren, Wassergebühren, LKW-Maut, Eingänge aus dem Verkauf der Autobahnvignette und Parkometergebühren zusammen. Diese Abgaben erreichen in Österreich einen wesentlichen Anteil, werden jedoch in anderen Ländern meist über Steuern geregelt und finden laut internationalen Richtlinien keine Berücksichtigung (Statistik Austria, 2009a). In Österreich können Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen in vier Kategorien eingeteilt werden. Die Kategorie der Energiesteuern enthält die Mineralölsteuer und verschiedenste Energieabgaben auf Elektrizität, Erdgas und Kohle. Die Verkehrssteuern setzen sich aus Kfz-Steuer, motorbezogener Versicherungssteuer, Normverbrauchsabgabe, LKW-Maut, Einnahmen der Autobahnvignette sowie aus Parkometergebühren zusammen. Die Umweltverschmutzungssteuern bestehen im Wesentlichen aus dem Altlastenbeitrag und aus Abwasserund Abfallgebühren. Die Grundsteuer, Jagd- und Fischereiabgabe, Landschafts- und Naturschutzabgabe und die Wassergebühren bilden die Kategorie der Ressourcensteuern (WIFO, 2006; Kletzan-Slamanig, 2010). 30 3 Resultate Umweltsteuern und ökol. rel. Zahlungen in Mio. 16.000 14.000 12.000 Nachhaltigkeitsbereich 10.000 8.000 Trend 6.000 4.000 2.000 0 Jahr Abbildung 3.5: Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen 1995 - 2008 (Statistik Austria, 2009a, eigene Darstellung) Aktuelle Situation und Trend. Das gesamte Steueraufkommen an umweltrelevanten Steuern (laut VGR, d.h. ohne ökologisch relevante Zahlungen) in Österreich ist von 4.213 Mio. € im Jahr 1995 auf 7.403 Mio. € im Jahr 2008 gestiegen. Den größten Anteil der Steuern machen Energiesteuern mit 62 % aus, wobei innerhalb der Energiesteuer die Mineralölsteuer die größte Rolle spielt. Verkehrssteuern erreichen einen Anteil von 29 %, während Ressourcensteuern einen Anteil von 8 % aufweisen. Nur 1 % fallen auf die Umweltverschmutzungssteuern, deren Aufkommen in den letzten Jahren, aufgrund der Deponieverordnung, stark zurückgegangen ist. Die gesamten umweltrelevanten Gebühren in Österreich steigen im Zeitraum von 1995 - 2008 um rund 218 % und betragen insgesamt 3.680 Mio. €. Ökologisch relevante Zahlungen spielen in Österreich somit eine bedeutende Rolle. Die tendenziell steigende Entwicklung der Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen im Zeitraum 1995 - 2008 ist in Abbildung 3.5 dargestellt und steigt von 5.369 Mio. € im Jahr 1995 auf 11.083 Mio. € im Jahr 2008 (Statistik Austria, 2009a). Die Relevanz der Umweltsteuern eines Landes kann durch den Anteil der Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen am BIP aufgezeigt werden (WIFO, 2008). In Österreich beträgt der Anteil im Jahr 1995 rund 3,1 % und steigt bis zum Jahr 2008 auf 3,9 %, wobei der Zuwachs hauptsächlich auf Energie- und Transportsteuern zurück zu führen ist (Statistik Austria, 2009a). Nachhaltigkeitsbereich. Die Ökologisierung des Steuersystems in Österreich ist ebenfalls Bestandteil der NStrat. Umweltsteuern sind ein wesentliches Instrument, um externe ökologische und soziale Kosten zu internalisieren und dienen zur Steuerung des Umweltverbrauchs (BMLFUW, 2002). In der „Energiestrategie Österreich“ wird die 31 3 Resultate Einführung einer ökologischen Steuerreform zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele empfohlen. Die Erhöhung der Umwelt- und Energiesteuern oder Einführung einer CO2 -Steuer, mit gleichzeitigen steuerentlastenden Maßnahmen, werden vorgeschlagen (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Laut Berechnungen des WIFO führt eine ökologische Steuerreform nicht nur zu einer Reduzierung des Umweltverbrauchs, sondern auch zu positiven ökonomischen Effekten. Ressourcen- und Umweltverbrauch sollen stärker belastet werden, wobei gleichzeitig eine Entlastung des Faktors Arbeit für Unternehmen und Haushalte, z.B. durch Senkung der Lohnnebenkosten, stattfinden soll. Die Verschiebung der Steuerlast führt zu einer Reduzierung des Umweltverbrauchs und hat positive Effekte auf die Beschäftigung und das Wirtschaftswachstum eines Landes (WIFO, 2008). Der Anteil der Umweltsteuern und Gebühren am BIP ist in Österreich in den letzten Jahren zwar von 3,1 % auf 3,9 % gestiegen, vergleicht man den Anteil jedoch mit anderen EU-Ländern, liegt Dänemark mit einem Anteil von 5,7 % im Jahr 2008 (Eurostat, 2011b,a) weit vorne. Die derzeitigen Einnahmen aus Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen in Österreich betragen 11.083 Mio. € und werden als Minimalziel des Nachhaltigkeitsbereichs bestimmt. In Bezug auf eine ökologische Steuerreform gilt Dänemark als eines der europäischen Vorzeigeländer. Der Idealwert richtet sich deshalb nach dem erreichten Anteil in Dänemark und entspricht in Österreich einen Betrag von 15.664 Mio. €. Zu bemerken ist, dass die Zusammensetzung der Umweltsteuern in Dänemark von der in Österreich abweicht und ökologisch relevante Zahlungen nicht enthalten sind. Trotzdem wird der Anteil von 5,7 % als Richtwert für das Idealziel in Österreich verwendet. Indikator Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen Einheit Millionen Euro (Mio. €) Aktueller Wert 11.083 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 11.083 - 15.664 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.6 Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen Beschreibung und Definition. Zum Umweltschutz werden alle Maßnahmen gezählt, die eine Vermeidung, Verringerung oder Beseitigung von Umweltschäden zum Ziel haben. Im Bereich des Umweltschutzes spielen Investitionen des öffentlichen Sektors, des 32 3 Resultate privaten Produktionssektors sowie der privaten Haushalte eine wesentliche Rolle. Dazu zählen Investitionen, die im Bereich des Klimaschutzes und Luftreinhaltung, Gewässerschutzes, Abfallwirtschaft, Boden- und Grundwasserschutzes, Lärmschutzes, Schutzes der biologischen Vielfalt und Landschaft und sonstige Umweltschutzaktivitäten wie der Forschung und Entwicklung sowie des Strahlenschutzes getätigt werden. Die Höhe der österreichischen Umweltschutzaufwendungen lässt nicht notwendigerweise auf den Umweltzustand schließen, da ordnungsrechtliche Bestimmungen, wie z.B. Gesetze, den Umweltzustand ebenfalls stark beeinflussen können. Trotzdem kann das Ausmaß der Investitionen in derartige Maßnahmen als Richtlinie für die Relevanz des Umweltschutzes eines Landes verwendet werden (Statistik Austria, 2009c). Aktuelle Situation und Trend. Wie in Abbildung 3.6 dargestellt, sind die Aufwendungen für den Umweltschutz in Österreich im Beobachtungszeitraum von 1995 - 2007 von 6.061 Mio. € auf 10.301 Mio. € gestiegen. Die Investitionen kommen im Jahr 2007 zu 13,7 % vom öffentlichen Sektor, 59,9 % davon stammen von Unternehmen, während 26,3 % von privaten Haushalten aufgebracht werden. Der Großteil der Aufwendungen wird im Bereich der Abfallwirtschaft (31,2 %) und des Gewässerschutzes (28,8 %) investiert, während sich das übrige Drittel auf die restlichen Umweltbereiche aufteilt. Zu beobachten ist, dass nationale Rechtsvorschriften einen starken Einfluss auf die Verteilung der Umweltschutzmaßnahmen haben. Während Anfang der 1990er Jahre das Imissionsgesetz Luft sowie das Ozongesetz die Luftreinhaltung in den Mittelpunkt stellten, gewinnen heute Klimaschutzmaßnahmen immer mehr an Bedeutung (Statistik Austria, 2009c). Nachhaltigkeitsbereich. Da eine Vielzahl von politischen und gesetzlich verbindlichen Zielen, wie etwa die Ziele des EU-Energie- und Klimapakets, noch nicht erreicht wurden, ist die derzeitige Investitionshöhe der Umweltschutzaufwendungen als zu niedrig einzuschätzen. Eine Steigerung derartiger Investitionen ist erstrebenswert. Für die Bestimmung des Nachhaltigkeitsbereichs wird eine lineare Fortschreibung bis 2020, auf Basis der durchschnittlichen Entwicklung über die Jahre 1995 - 2007, vorgenommen. Das Minimal- und Idealziel liegt jeweils bei ± 15 % des erhaltenen Zielwerts. Der Nachhaltigkeitsbereich liegt somit zwischen 16.544 Mio. € und 22.383 Mio. €. 33 Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen in Mio. 3 Resultate 22.000 20.000 18.000 Nachhaltigkeitsbereich 16.000 14.000 12.000 Trend 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 Jahr Abbildung 3.6: Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen 1995 - 2007 (Statistik Austria, 2010d, eigene Darstellung) Indikator Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen Einheit Millionen Euro (Mio. €) Aktueller Wert 10.301 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 16.544 - 22.383 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Dipl.-Ing. Gottfried Lamers, BMLFUW Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.7 Erneuerbare Energieträger Beschreibung und Definition. Erneuerbare Energieträger sind definiert als „nichtfossile Energiequellen, d.h. Wind, Sonne, aerothermische, geothermische, hydrothermische Energie, Meeresenergie, Wasserkraft, Biomasse, Deponiegas, Klärgas und Biogas“ (EU Richtlinie, 2009, S. 12). Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wie etwa Kohle und Erdöl verursachen erneuerbare Energiequellen erheblich weniger Treibhausgasemissionen (BMLFUW, 2009). Seit 2008 ist die Energie aus erneuerbaren Quellen Gegenstand des bereits erwähnten EU-Energie- und Klimapakets und verpflichtet Österreich, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 34 % zu erhöhen (EU Richtlinie, 2009). Um dieses Ziel zu erreichen, ist 34 3 Resultate 500 Erneuerbare Energieträger in PJ 450 400 Nachhaltigkeitsbereich Trend 350 300 250 200 150 100 50 0 Jahr Abbildung 3.7: Erneuerbare Energieträger 1970 - 2009 (Statistik Austria, 2010c, eigene Darstellung) laut „Energiestrategie Österreich“ (2010) ein Ausbau erneuerbarer Energien notwendig und trägt zur Energieversorgungssicherheit, zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Dabei sollen drei Bereiche besonders forciert werden. Der erste Schwerpunkt ist der Ausbau der Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und Photovoltaik zur Stromerzeugung. Weiters soll Raumwärme, je nach regionalem Potenzial, entweder aus Fernwärme (Abwärme, Kraft-Wärme-Kopplung, Biomasse) oder Einzelheizungen (Solarthermie, Biomasse, Umgebungswärme) bereit gestellt werden. Der dritte Bereich betrifft den Verkehrssektor, innerhalb dessen ein Anteil von 10 % aus erneuerbaren Energien, durch biogene Treibstoffe und Elektromobilität erfüllt werden soll. Aktuelle Situation und Trend. Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch steigt in Österreich bis Mitte der 1980er Jahre durch den Ausbau der Wasserkraft kontinuierlich an und stagniert auf rund 22 %. Seit 2003 ist erneut ein leichter Anstieg zu erkennen, da der Ausbau erneuerbarer Energieträger, vor allem Biomasse, Kleinwasserkraft, Windkraft und Solarenergie, gezielt verfolgt wird (BMLFUW, 2009). Im Jahr 2009 beträgt der Anteil erneuerbarer Energieträger rund 29 %. Wie in Abbildung 3.7 ersichtlich, beträgt der Energieverbrauch aus erneuerbaren Energieträgern im Jahr 1970 nur 124 PJ und steigt bis 2009 bereits auf einen Wert von 397 PJ (Statistik Austria, 2010c). Durch den gleichzeitig kontinuierlich ansteigenden Bruttoendenergieverbrauch wird der Anstieg des Anteils erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch jedoch gebremst (BMLFUW, 2009). 35 3 Resultate Nachhaltigkeitsbereich. Grundlage für die Bestimmung des Nachhaltigkeitsbereichs ist die EU-Richtlinie zur „Förderung der Nutzung von Energien aus erneuerbaren Quellen“ (2009), die ein Bestandteil des EU-Energie- und Klimapakets darstellt. Österreich hat sich damit verpflichtet, einen Anteil von 34 % erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Der Anteil von rund 29 % im Jahr 2009 wird als untere Grenze des Nachhaltigkeitsbereichs bestimmt. Somit soll es in Zukunft zu keiner Reduktion dieses Anteils kommen. Als obere Grenze wird ein Anteil von 36 % gewählt, obwohl das Ziel der EU nur bei einem Anteil von 34 % liegt. Damit soll signalisiert werden, dass auch eine Überschreitung des Ziels im nachhaltigen Bereich liegt und es aus heutiger Sicht durchaus möglich ist, den Zielwert zu übertreffen. Der Nachhaltigkeitsbereich der erneuerbaren Energieträger liegt demnach zwischen 397 PJ und 487 PJ und wird in Abbildung 3.7 dargestellt (Statistik Austria, 2010c). Indikator Erneuerbare Energieträger Einheit Petajoule (PJ) Aktueller Wert 397 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 397 - 487 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Mag. Sacha Baud, Statistik Austria 3.1.8 Treibhausgasemissionen Beschreibung und Definition. Treibhausgasemissionen sind „die nach ihrem Treibhausgaspotential gewichtete Summe der Emissionen an Kohlendioxid (CO2 ), Methan (CH4 ), Distickstoffmonoxid (N2 O), teil- und vollhalogenierte Kohlenwasserstoffverbindungen sowie Schwefelhexaflourid (SF6 )“ (BMLFUW, 2009, S. 29). Um die Auswirkungen des Klimawandels durch die anthropogenen Treibhausgase (IPCC, 1990) zu reduzieren, werden im Kyoto-Protokoll erstmals verbindliche Ziele für die Industriestaaten vereinbart. Das Kyoto-Protokoll verpflichtet Österreich zu einer Reduktion der Treibhausgase von 13 % innerhalb des Zeitraums 2008 - 2012, bezogen auf das Jahr 1990. Seit 2008 ist die Treibhausgasreduktion ebenfalls Gegenstand des EU-Energie- und Klimapakets. Laut EU-Entscheidung über die „Lastenverteilung der Emissionen“ ist Österreich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen in Sektoren, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, bis 2020 um 16 %, ausgehend vom Basisjahr 2005, zu reduzieren. Für Treibhausgase aus Sektoren, die dem Emissionhandel zuzuordnen sind, soll eine 36 3 Resultate Trend 90.000 80.000 70.000 (CO2-Äquivalente) Treibhausgasemissionen in 1.000 t 100.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 Nachhaltigkeitsbereich 10.000 0 Jahr Abbildung 3.8: Treibhausgasemissionen 1990 - 2009 (UBA, 2010, eigene Darstellung) europaweite Reduktion von 21 %, gegenüber dem Jahr 2005, erzielt werden (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Für Treibhausgasemissionen, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, sind laut „Österreichischer Energiestrategie“ (2010) vor allem Maßnahmen in den Sektoren Raumwärme und Kleinverbrauch, Verkehr sowie Stromverbrauch vorgesehen. Aktuelle Situation und Trend. In Abbildung 3.8 ist zu erkennen, dass die Treibhausgasemissionen im Jahr 2009 ungefähr das gleiche Niveau erreichen, wie es im Jahr 1990 der Fall war. Dabei wird der höchste Wert im Jahr 2005 gemessen und beträgt 92,9 Mio. t. Seit dem wird eine Reduktion der Treibhausgase von 13,8 % erreicht und liegt im Jahr 2009 bei einem Wert von 80,1 Mio. t (UBA, 2010). Obwohl über die gesamte Betrachtungsperiode eine leicht steigende Tendenz zu erkennen ist, kann seit 2005 von einem sinkenden Trend gesprochen werden. Gegenüber dem Jahr 2008 werden im Jahr 2009 insgesamt 6,8 Mio. t weniger Treibhausgasemissionen emittiert. Grund dafür sind die Initiativen im Klimaschutz, die vor allem in der Gebäudesanierung, in der Förderung erneuerbarer Energieträger sowie im Verkehr erfolgt sind (UBA, 2011f). Die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen sind die Sektoren Industrie und produzierendes Gewerbe, Verkehr, Energieaufbringung sowie Raumwärme und Kleinverbrauch (UBA, 2011d). Nachhaltigkeitsbereich. Um die untere Grenze des Nachhaltigkeitsbereichs zu bestimmen, wird die EU-Entscheidung über die „Lastenverteilung der Emissionen“ herangezogen. Das Minimalziel wird mit einer Reduktion von 16 %, ausgehend vom Basisjahr 2005, bestimmt und beträgt rund 78 Mio. t, gemessen in CO2 - Äquivalenten. 37 3 Resultate Das Idealziel lehnt sich an die Klimakonferenz in Kopenhagen. In der „KopenhagenVereinbarung“ haben mehr als 100 Länder das Ziel anerkannt, dass die globale Durchschnittstemperatur, im Vergleich zur vorindustriellen Phase, weniger oder nicht mehr als 2°C zunehmen darf. Die Anstrengungen sollen die Risiken und Schäden des Klimawandels reduzieren (UNFCCC, 2010). Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, ist es notwendig, dass die Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 80 % senken (Meinshausen et al., 2009; Steininger, 2010). Ausgehend von einer 80 %igen Reduktion ergibt sich die untere Grenze bei rund 18,6 Mio. t. Indikator Treibhausgasemissionen Einheit Tausend Tonnen CO2 - Äquivalente (1.000 t) Aktueller Wert 80.146 Trend Negativ Nachhaltigkeitsbereich 78.049 - 18.583 Gewünschte Entwicklung Senkung des aktuellen Werts Interview Mag.a Gudrun Stranner, Umweltbundesamt 3.1.9 Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr Beschreibung und Definition. Der gesamte Personenverkehr ergibt sich einerseits aus dem Straßenverkehr, zu dem die Verkehrsmittel PKW, Mofa und Motorrad gezählt werden. Andererseits zählen Bus, Bahn, elektrifizierter Personennahverkehr sowie Fußgänger und Radfahrer zum öffentlichen Verkehr. Die Fahrleistung des Personenverkehrs wird in Personenkilometern (Personen x Kilometer) angegeben (UBA, 2011b). Der Flächenverbrauch, die Zerschneidung der Landschaft, Lärm sowie Erzeugung von Luftschadstoffen und Treibhausgasemissionen sind die wesentlichsten Umweltauswirkungen, die dem Verkehrssektor zugeschrieben werden können. Der starke Anstieg der gesamten Verkehrsleistung im Personenverkehr ist unter anderem auf die Siedlungsstruktur zurück zu führen. Der Wohnsitz, Arbeitsplatz, Ausbildungsort und das Einkaufs- und Dienstleistungsangebot sind meist weit voneinander entfernt und erfordern einen hohen Verkehrsaufwand. Ein weiterer Grund für den Anstieg ist die fehlende Internalisierung externer Kosten. Die Kosten, die durch die verursachten Umweltauswirkungen entstehen, schlagen sich nicht in den jeweiligen Preisen der Verkehrsmittel nider und verzerren somit die Marktbedingungen (UBA, 2011e). Aktuelle Situation und Trend. Der gesamte Personenverkehr ist seit den 1990er Jahren um fast 28 % gestiegen, wobei der PKW mit einem Anteil von 69 % mit Ab- 38 3 Resultate Öffentlicher Verkehr im PV in Mio. Pkm 65.000 60.000 55.000 50.000 45.000 40.000 35.000 Nachhaltigkeitsbereich Trend 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 Jahr Abbildung 3.9: Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr 1990 - 2008 (UBA, 2011b, eigene Darstellung) stand das meist genutzte Verkehrsmittel ist (UBA, 2011e). Durch die Attraktivierung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) steigt der Anteil des Straßenverkehrs viel stärker an als der Anteil des öffentlichen Verkehrs (UBA, 2011c). Dass der öffentliche Verkehr im Zeitraum zwischen 1990 und 2008 nur eine leichte Steigung aufweist, ist in Abbildung 3.9 dargestellt. Insgesamt ist dieser seit 1990 nur um 18 % gestiegen und beträgt 31.632 Mio. Pkm im Jahr 2008, das einem Anteil von rund 30 % am gesamten Personenverkehr entspricht (UBA, 2011b). Nachhaltigkeitsbereich. Um die Umweltauswirkungen des Verkehrssektors zu verringern, ist es notwendig umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern und den Anteil dieser im gesamten Personenverkehr zu steigern. Finanzielle Anreize, die den öffentlichen Verkehr attraktiver machen, raumplanerische Maßnahmen, wie die Anbindung von wichtigen Standorten an öffentliche Verkehrsmittel, eine bessere Vernetzung und zeitliche Verfügbarkeit sowie Förderung des Radverkehrs durch Infrastruktur sind nur ein paar Beispiele, um die Nachfrage auf den öffentlichen Verkehr zu lenken (BMWFJ & BMLFUW, 2010; UBA, 2011e). Das Minimalziel des Nachhaltigkeitsbereichs richtet sich nach dem erreichten Wert im Jahr 2008 und beträgt 31.632 Mio. Pkm. Ideal wäre es, den Wert des öffentlichen Verkehrs zu verdoppeln und demnach einen Wert von 63.263 Mio. Pkm zu erreichen. Der Nachhaltigkeitsbereich für den öffentlichen Verkehr im Personenverkehr liegt zwischen 31.632 - 63.263 Mio. Pkm und wird in Abbildung 3.9 veranschaulicht. 39 3 Resultate Indikator Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr Einheit Millionen Personenkilometer (Mio. Pkm) Aktueller Wert 31.632 Trend Kein Trend erkennbar Nachhaltigkeitsbereich 31.632 - 63.263 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Mag.a Gudrun Stranner, Umweltbundesamt 3.1.10 Schienenverkehr im Güterverkehr Beschreibung und Definition. Der gesamte Güterverkehr verteilt sich im Straßengüterverkehr, im Schienengüterverkehr sowie in der Donauschifffahrt und wird in Tonnenkilometern (Tonne x Kilometer) gemessen. Im Jahr 2008 macht der Straßengüterverkehr den größten Anteil von 67 %, der Schienengüterverkehr einen Anteil von 30 % und die Donauschifffahrt den kleinsten Anteil mit 4 % aus. Die Verkehrsleistung des gesamten Güterverkehrs hat sich im Zeitraum von 1990 - 2008 insgesamt mehr als verdoppelt (UBA, 2011b). Aktuelle Situation und Trend. Obwohl in Österreich zwei Drittel des gesamten Güterverkehrs auf der Straße erfolgen und nur ein Drittel davon der Schiene zuzuordnen sind, liegt Österreich im europäischen Vergleich weit vorne. Wie in Abbildung 3.10 zu sehen, ist der Trend der transportierten Güter mit der Bahn vom Jahr 1990 2008 steigend. Durch den starken Anstieg im Bereich des Straßengüterverkehrs nimmt der Anteil des Schienengüterverkehrs am gesamten Güterverkehr jedoch immer weiter ab. Aufgrund der kürzeren Transportwege überwiegt der Straßengüterverkehr mittels LKW im Binnenverkehr, wobei sich der Schienengüterverkehr stark am Ausland orientiert. Die Hälfte aller Transporte mit der Schiene hat ihr Ziel oder ihren Ursprung im Ausland (UBA, 2011a). Im Jahr 2008 werden 19.748 Mio. t auf dem österreichischen Schienennetz transportiert (UBA, 2011b). Nachhaltigkeitsbereich. Der Anteil des österreichischen Schienengüterverkehrs weist im internationalen Vergleich bereits einen hohen Wert auf. Dennoch ist eine Erhöhung von großer Bedeutung, da der Güterverkehr insgesamt ein starkes Wachstum aufzeigt (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Durch die Verlegung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene können auch hier die Umweltauswirkungen des Verkehrssektors reduziert werden. Die untere Grenze des Nachhaltigkeitsbereichs ist wiederum der erreichte Wert im Jahr 2008, der 19.748 Mio. Tkm beträgt. Als Idealziel wird der Anteil des 40 3 Resultate 27.000 Schienenverkehr im GV in Mio. Tkm 25.000 23.000 21.000 Nachhaltigkeitsbereich 19.000 Trend 17.000 15.000 13.000 11.000 9.000 7.000 5.000 Jahr Abbildung 3.10: Schienengüterverkehr im Güterverkehr 1990 - 2008 (UBA, 2011b, eigene Darstellung) Schienengüterverkehrs in der Schweiz, ebenfalls im Jahr 2008, herangezogen. Der Anteil in der Schweiz liegt bei rund 39 % (BFS, 2011) und entspricht, bei einer Errechnung dieses Anteils an den gesamten Tonnenkilometern im Güterverkehr in Österreich, 25.692 Mio. Tkm. Indikator Schienenverkehr im Güterverkehr Einheit Millionen Tonnenkilometer (Mio. Tkm) Aktueller Wert 19.748 Trend Positiv Nachhaltigkeitsbereich 19.748 - 25.692 Gewünschte Entwicklung Steigung des aktuellen Werts Interview Mag.a Gudrun Stranner, Umweltbundesamt 3.1.11 Deponierte Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen Beschreibung und Definition. „Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen setzen sich aus den Fraktionen Restmüll, Sperrmüll, Altstoffe (Papier, Glas, Metall, Kunststoff, Textilien u. a.), biogene Abfälle und Problemstoffe zusammen [...]. Diese stammen aus Haushalten, aus Verwaltungseinrichtungen des Gewerbes, der Industrie und der öffentlichen Verwaltung, aus Kindergärten, aus Schulen, aus Krankenhäusern, 41 3 Resultate aus dem Kleingewerbe, aus der Landwirtschaft, von Märkten und von sonstigen Anfallstellen, sofern diese an die kommunale Müllabfuhr angeschlossen sind“ (UBA, 2009, S. 18). Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen machen einen Anteil von rund 6,7 % am gesamten Abfallaufkommen in Österreich aus. Jeweils ein Drittel kann dem Restmüll und den Altstoffen zugeordnet werden, wobei sich das übrige Drittel hauptsächlich aus biogenen Abfällen sowie Sperrmüll und Problemstoffen zusammensetzt. Die Behandlungsschritte dieser Abfälle sind die biotechnische Verwertung von biogenen Abfällen, die stoffliche Verwertung von Altstoffen, die Behandlung von Problemstoffen, die thermische Behandlung in der Müllverbrennungsanlage, die biotechnische Behandlung und schließlich die Ablagerung von Rückständen auf der Deponie (UBA, 2009). Bis 2007 war es möglich, Rest- und Sperrmüll direkt auf Deponien anzuliefern. Seit der Deponieverordnung 2008 (BGBl., 2008) ist eine direkte Ablagerung von Rest- und Sperrmüll ausnahmslos verboten. Die Verordnung soll negative Auswirkungen von Abfällen auf Oberflächengewässer, Grundwasser, Boden und Luft sowie auf die menschliche Gesundheit vermindern. Die übrigen Mengen auf den Deponien bestehen seit dem, lediglich aus den Rückständen der vorher behandelten und verwerteten Abfälle. Aktuelle Situation und Trend. Insgesamt ist die Masse der Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen von 1989 - 2009 um mehr als 50 % gestiegen. Gründe dafür sind die Zunahme der Haushalte, insbesondere Singlehaushalte, die Abnahme der durchschnittlichen Haushaltsgröße und die Steigung der Nachfrage nach Fertiggerichten und Einwegprodukten (UBA, 2009). Die Menge der Abfälle, die davon auf Deponien gelagert werden, ist jedoch drastisch gesunken und wird in Abbildung 3.11 veranschaulicht. Ein stark sinkender Trend ist erkennbar, der vor allem auf die Deponieverordnung 2004 und die Novellierung dieser in der Deponieverordnung 2008 zurückzuführen ist. Der Anteil der deponierten Abfälle hat sich im Jahr 1989 von 63,1 % auf 0,4 % im Jahr 2009 verringert. Im Jahr 2009 werden von den insgesamt 3,85 Mio. t anfallenden Abfällen nur mehr 15.400 t deponiert3 (BMLFUW, 2011; UBA, 2009). Durch den extremen Rückgang ist auch eine Abnahme der Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. Vor allem die Methanemissionen, die durch die Deponierung von Abfällen entstehen und ein hohes Treibhausgaspotenzial aufweisen, haben sich verringert (UBA, 2008). Nachhaltigkeitsbereich. Die deponierten Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen haben sich seit 1989 und besonders in den letzten Jahren drastisch verringert. Nur mehr 15.400 t der gesamten Abfälle werden deponiert. Trotzdem ist das 3 Ab dem Jahr 2006 werden auch noch jene Fraktionen als direkt deponiert ausgewiesen, die nach Sortierung bzw. Splitting direkt deponiert worden sind 42 3 Resultate Deponierte Abfälle aus Haushalten in t 1.600.000 1.400.000 Trend 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 Nachhaltigkeitsbereich 0 Jahr Abbildung 3.11: Deponierte Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen 1989 - 2009 (BMLFUW, 2011; UBA, 2009, eigene Darstellung) Idealziel eine Verringerung der deponierten Abfälle auf den Wert 0. In Österreich wird das Abfallaufkommen entweder stofflich oder energetisch genutzt, wobei deponierte Abfälle aus dem Wirtschaftskreislauf entzogen und somit keinen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten können. Das Ziel ist es, die gesamte Menge an Abfällen stofflich und energetisch zu nutzen und dem Kreislauf keine Abfälle zu entziehen. Das Minimalziel ist der bereits erreichte Wert von 15.400 t. Indikator Deponierte Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen Einheit Tonnen (t) Aktueller Wert 15.400 Trend Negativ Nachhaltigkeitsbereich 15.400 - 0 Gewünschte Entwicklung Senkung des aktuellen Werts Interview Mag.a Claudia Scholz, BMLFUW 3.2 Analyse der Systemzusammenhänge Im ersten Abschnitt wird die aus dem Workshop resultierende Einflussmatrix präsentiert und beschrieben. Anschließend wird in der Systemanalyse das Gesamtsystem mit der Software „SystAim SystemQ“ (Tietje, 2008b) dargestellt und genauer analysiert. 43 3 Resultate Die erarbeitete Einflussmatrix wird visualisiert (System Graph) und die einzelnen Indikatoren in Einflusstypen eingeteilt (System Grid). Weiters werden die indirekten Wirkungen des Systems untersucht und daraufhin mit den direkten Wirkungen verglichen, um unter- oder überschätzte Indikatoren zu erkennen. Außerdem werden die Indikatoren identifiziert, die eine Schlüsselrolle im Gesamtsystem einnehmen (MicMac Analyse). Schließlich werden einzelne Rückkopplungsschleifen herausgegriffen und genauer untersucht (Loopanalyse). 3.2.1 Einflussmatrix In der Matrix in Abbildung 3.12 ergeben sich insgesamt 110 Felder, die einer Bewertung unterzogen werden. Aufgrund der hohen Anzahl der Felder, werden die ExpertInnen in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die erste Gruppe die grün schattierten und die zweite Gruppe die orange schattierten Felder bearbeitet. Nach dem Zusammenfügen der Einflussmatrix kann festgestellt werden, dass die zweite Gruppe tendenziell niedrigere Bewertungen abgibt als die erste Gruppe. Die gelb schattierten Felder in der Einflussmatrix werden somit überarbeitet. Da sich alle gelben Felder im Themenbereich Verkehr und Mobilität befinden, werden diese, nach erneuter Absprache mit dem Umweltbundesamt, von einem geringen Einfluss (1) auf einen starken Einfluss (2) geändert. Insgesamt werden somit 44 Felder mit (2), 27 Felder mit (1) und 39 Felder mit (0) bewertet. Ebenfalls nachträglich wird bestimmt, ob es sich bei den jeweiligen Einflüssen um einen positiven oder negativen Zusammenhang handelt. Nimmt beispielsweise der Indikator „Bruttoendenergieverbrauch“ zu, kommt es zu einer starken Steigerung des Indikators „Treibhausgasemissionen“. Es handelt sich somit um einen starken positiven Zusammenhang und das Feld wird mit (+2) bewertet. Werden die „Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen“ erhöht, wird der Indikator „Bruttoendenergieverbrauch“ stark sinken. Das Feld wird mit (-2) bewertet, da es sich um einen starken negativen Zusammenhang handelt. 3.2.2 Systemanalyse System Graph. In Abbildung 3.13 lässt sich erkennen, dass alle Themenbereiche (Gesamtwirtschaft, Governance, Klima und Energie, Verkehr und Mobilität sowie Haus- 44 3 Resultate Abbildung 3.13: Visualisierung der Einflussmatrix (System Graph) nenverkehr im Güterverkehr“ wirken sehr stark auf alle anderen Indikatoren und werden nur schwach beeinflusst. Aktive Variablen sind deshalb ideal für Lenkungseingriffe und können für die Steuerung des Systems herangezogen werden. Der „Bruttoendenergieverbrauch“ sowie die „Treibhausgasemissionen“ gehören zu den passiven Indikatoren und werden sehr stark von anderen Indikatoren beeinflusst. Passive Indikatoren eignen sich als Kontrollvariablen und können herangezogen werden, um den Systemzustand zu beurteilen. Die „Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen“, „Ressourcenproduktivität“, „Bruttoinlandsprodukt“ sowie „Materialverbrauch“ zählen zu den ambivalenten Indikatoren. Diese spielen eine große Rolle im Gesamtsystem, da sie eine hohe Aktivität und gleichzeitig aber auch eine hohe Passivität aufzeigen. Sie gelten als kritische Indikatoren, weil dessen Auswirkungen durch die starken Rückkopplungseffekte nur schwer zu kontrollieren sind. Umgekehrt weisen puffernde Indikatoren eine niedrige Aktivität und Passivität auf und sind deshalb träge Variablen, die nur eine untergeordnete Rolle spielen. Puffernde Indikatoren sind „Erneuerbare Energieträger“ sowie „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ (Schmid, 2008). MicMac Analyse. Die indirekten Wirkungen des Systems werden im indirekten System Grid dargestellt. Werden die Positionen der Indikatoren im System Grid aus der versteckt, weil dieser die gleichen Aktivitäts- und Passivitätssummen aufweist, wie der Indikator „Schienenverkehr im Güterverkehr“. 46 3 Resultate Abbildung 3.14: Einflusstypen (System Grid) Abbildung 3.14 mit der Abbildung 3.15 verglichen, lassen sich geringe Veränderungen feststellen. Die Verschiebungen im indirekten System Grid spiegeln sich auch im Ranking der Aktivität und Passivität wider. In Abbildung 3.16 sind die Veränderungen der direkten und indirekten Rangordnungen und infolgedessen der Einflusstypen noch besser erkennbar. Im Ranking der Aktivität sieht man, dass die „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ tendenziell überschätzt werden. Nach wie vor kann dieser Indikator jedoch zum aktiven Einflusstyp gezählt werden. Ansonsten kommt es zu keinen großen Verschiebungen, dennoch wechselt der Indikator „Ressourcenproduktivität“ vom ambivalenten zum aktiven Einflusstyp. Im Ranking der Passivität wechseln das „Bruttoinlandsprodukt“ vom ambivalenten zum passiven und die „Ressourcenproduktivität“ vom ambivalenten zum aktiven Einflusstyp. Im Allgemeinen sind jedoch keine wesentlichen Differenzen erkennbar und es können keine versteckten Indikatoren identifiziert werden. Außerdem zeigt das Ranking der Aktivität, welche Indikatoren eine besonders wichtige Rolle einnehmen. Zu den Schlüsselindikatoren können „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Schienenverkehr im Güterverkehr“, „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“, „Ressourcenproduktivität“ und „Materialverbrauch“ gezählt werden. Dabei handelt es sich um die aktiven und ambivalenten Indikatoren des Systems, die direkt sowie auch indirekt die wichtigsten Plätze im Ranking einnehmen. Loopanalyse. Aufgrund der Unsicherheiten, die bei längeren Loops auftauchen kön- 47 3 Resultate Abbildung 3.15: Indirektes System Grid Abbildung 3.16: Ranking der Aktivität und Passivität 48 3 Resultate Abbildung 3.17: Visualisierung des Gesamtsystems mit allen Loops nen, werden in Abbildung 3.17 nur solche Loops angezeigt, die maximal sieben Einflussfaktoren einbeziehen. Die Farbe der Beziehungspfeile zwischen zwei Indikatoren gibt an, wie oft eine Beziehung an der gesamten Anzahl von Loops beteiligt sind. Der Zusammenhang zwischen dem Indikator „Treibhausgasemissionen“ und „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ ist am öftesten in den insgesamt 3.526 Loops integriert. Da aufgrund der hohen Anzahl an Loops nicht alle untersucht werden können, werden im Folgenden nur zwei spezielle Loops herausgegriffen und genauer beschrieben. Im ersten Anschauungsbeispiel wird der Loop gewählt, dessen Beziehungen an den meisten Loops beteiligt sind. Dieser Loop gilt als wichtigste Rückkopplungsschleife im Gesamtsystem (Tietje, 2008a). In Abbildung 3.18 wird die Rückkopplung ausgehend von den „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ dargestellt. Der Ausgangsindikator hat eine negative Wirkung auf den „Materialverbrauch“. Werden mehr Investitionen getätigt, die im Rahmen des Umweltschutzes eingesetzt werden, kommt es langfristig zu einer Verringerung des Materialeinsatzes. Die Indikatoren „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und „Materialverbrauch“ haben somit einen negativen Zusammenhang. Sinkt der „Materialverbrauch“, reduzieren sich auch die gesamten Treibhausgase, die durch den Verbrauch verschiedenster Materialien entstehen. Die beiden Indikatoren weisen einen positiven Zusammenhang auf. Nimmt die Summe der Emissionen tenden- 49 3 Resultate Abbildung 3.18: Wichtigster Loop im Gesamtsystem (häufigste Beziehung) ziell ab, sind in weiterer Folge weniger „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ notwendig. Es handelt sich somit wieder um einen positiven Zusammenhang. Die Anzahl der negativen Zusammenhänge im gesamten Loop ist ungerade und ergibt insgesamt eine negative Rückkopplung. Der wichtigste Loop verbindet drei Themenbereiche miteinander, wirkt stabilisierend auf das Gesamtsystem und trägt zur Lebensfähigkeit des Systems bei. Wird am Anfang von sinkenden „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ ausgegangen, führt dies ebenfalls zu einer stabilisierenden Rückkopplung. Für das zweite Anschauungsbeispiel wird der stärkste Loop des Systems herausgegriffen. Die stärkste Rückkopplung ist dadurch charakterisiert, dass diese die höchste durchschnittliche Einflussstärke aufweist (Tietje, 2008a). In Abbildung 3.19 wird der stärkste Loop veranschaulicht, wobei die „Ressourcenproduktivität“ als Ausgangspunkt verwendet wird. Steigt die „Ressourcenproduktivität“, können pro Kilogramm Materialverbrauch mehr Geldeinheiten erwirtschaftet werden. Dies führt zu einer Steigerung des Indikators „Bruttoinlandsprodukt“ und ergibt einen positiven Zusammenhang. Ist das „Bruttoinlandsprodukt“ in einer Volkswirtschaft bzw. eines Individuums hoch, steigt auch der „Bruttoendenergieverbrauch“, da die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind. Die beiden Indikatoren weisen ebenfalls einen positiven Zusammenhang auf. Wenn der „Bruttoendenergieverbrauch“ steigt, müssen demnach auch mehr 50 3 Resultate Abbildung 3.19: Stärkster Loop im Gesamtsystem Materialien aufgewendet werden, um diesen Verbrauch zu ermöglichen. Es kommt zu einer Steigung des „Materialverbrauchs“, der wieder in einem positiven Zusammenhang mit dem „Bruttoendenergieverbrauch“ steht. Eine Zunahme des „Materialverbrauchs“ wirkt negativ auf die „Ressourcenproduktivität“ zurück, da mehr Materialien für die Erwirtschaftung einer Geldeinheit (ausgehend von einem gleichbleibenden Bruttoinlandsprodukt) verwendet werden. Insgesamt ist die Anzahl der negativen Zusammenhänge, wie schon im vorherigen Beispiel, ungerade. Es ergibt sich somit eine stabilisierende Rückkopplung. Der stärkste Loop verbindet nur Indikatoren innerhalb des Themenbereichs Gesamtwirtschaft und hat ebenfalls eine stabilisierende Wirkung auf das Gesamtsystem. 3.2.3 Resultateübersicht der Einfluss- und Systemanalyse Wird die erarbeitete Einflussmatrix im System Graph veranschaulicht, kann festgestellt werden, dass das Gesamtsystem einen sehr hohen Vernetzungsgrad aufweist. Die beiden Themenbereiche Gesamtwirtschaft und Governance sind dabei am meisten mit sich selbst und dem Rest des Systems vernetzt. Ebenfalls sind die Themenbereiche Energie und Klima sowie Verkehr und Mobilität stark vernetzt, relativ gesehen jedoch weniger 51 3 Resultate als die ersten beiden Bereiche. Haushalte/Konsum ist der Bereich, der am wenigsten mit allen Anderen in Beziehung steht. Für die Steuerung des Systems sind vor allem „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Schienenverkehr im Güterverkehr“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ geeignet. Diese sind besonders zweckvoll, um Veränderungen im restlichen System zu bewirken. Kontrollvariablen, um den Zustand des Systems zu beurteilen, sind die Indikatoren „Treibhausgasemissionen“ und „Bruttoendenergieverbrauch“. Die vorher genannten Steuervariablen, gemeinsam mit den ambivalenten Indikatoren „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Ressourcenproduktivität“ sowie „Materialverbrauch“, zählen zu den Schlüsselindikatoren und nehmen eine wichtige Rolle im System ein. „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ ist ein puffernder Indikator und hat somit eine geringere Bedeutung. Durch die MicMac Analyse können keine versteckten Indikatoren identifiziert werden. Insgesamt beinhaltet das System 3.526 Loops (mit maximal sieben Indikatoren), wobei der Zusammenhang zwischen „Treibhausgasemissionen“ und „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ am häufigsten, in der gesamten Anzahl von Loops, integriert ist. Der wichtigste sowie auch der stärkste Loop sind negative Rückkopplungen und wirken stabilisierend auf das Gesamtsystem. Rückkopplungen dieser Art sind notwendig, damit das Gesamtsystem langfristig bestehen kann. 3.3 „Sustainability Solution Space“ Mithilfe der bestimmten Nachhaltigkeitsbereiche, den berechneten Koeffizienten der einzelnen Regressionsgleichungen und der Bestimmung der gewünschten Entwicklung wird der SSP in Matlab mit dem Programm „SusSpaceWrapper“ (Steinberger, 2008) berechnet. Die Resultate der einzelnen Parameter, die für die Berechnung des SSP notwendig sind, werden im ersten Abschnitt behandelt. Für die Auflistung der konkreten Ergebnisse wird auf den Anhang verwiesen. Anschließend folgen die Lösung der Berechnung und dessen grafische Darstellung. Im dritten Abschnitt werden die Ergebnisse des SSP einer Analyse unterzogen und abschließend kurz zusammengefasst. 52 3 Resultate 3.3.1 Parameter für die Berechnung Insgesamt werden in der Einflussmatrix 71 Felder mit einem geringen Einfluss (1) bzw. starken Einfluss (2) bewertet. Demnach werden 71 lineare Regressionsanalysen in SPSS durchgeführt. Für 53 Regressionsgeraden kann ein signifikantes Ergebnis nachgewiesen werden. Die Zusammenhänge, die im Workshop identifiziert werden, können anhand der empirischer Daten bestätigt werden. Die restlichen Regressionsgleichungen sind nicht signifikant und werden aus der Berechnung des SSP ausgeschlossen. Die Ergebnisse aus der linearen Regressionsanalyse in SPSS werden im Anhang im Abschnitt 6.3 beschrieben und in einer Tabelle dargestellt. Für die empirisch nachgewiesenen Zusammenhänge wird die gewünschte Entwicklung der jeweiligen Indikatorenpaare bestimmt, indem die aktuellen Werte mit den Nachhaltigkeitsbereichen verglichen werden. Die Zusammenfassung aller Parameter, die für die Berechnung des SSP notwendig sind, werden im Anhang im Abschnitt 6.4 dargestellt. Dort befindet sich der Entwurf der Datei, der für das Programm „SusSpaceWrapper“ vorbereitet wurde und somit alle notwendigen Informationen für die Berechnung des SSP enthält. 3.3.2 Lösungsweg und grafische Darstellung Jede Regressionsgerade, mit dazugehöriger gewünschter Entwicklung, kann als Bedingung bzw. als mögliche Beschränkung des gemeinsamen Lösungsraums verstanden werden. Werden bei der Berechnung alle Regressionsgleichungen einbezogen, gibt es keine Lösung für den SSP. Unter den gegebenen Voraussetzungen können nicht alle Bedingungen bzw. gewünschten Entwicklungen gleichzeitig verwirklicht werden. Nach mehreren Versuchen ist es möglich, jene Bedingung zu identifizieren, welche die Lösung für einen SSP verhindert. Der negative Zusammenhang des Indikators „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ auf den Indikator „Deponierte Abfälle aus Haushalten“5 wird vorerst aus der Berechnung ausgeschlossen. Prinzipiell gibt es mehrere Gründe bzw. Ursachen, warum es zu keiner Lösung kommen kann. Diese werden im Abschnitt 4.2 genauer erklärt und behandelt. Abbildung 3.20 veranschaulicht das Resultat des mehrdimensionalen Nachhaltigkeitsraums in einem Spinnendiagramm6 . Der graue Bereich zeigt die Nachhaltigkeitsbereiche, die gemeinsam mit den ExpertInnen in einem Interview bestimmt werden. Der 5 6 Einfluss von Indikator 7 auf Indikator 11 in der Einflussmatrix in Abbildung 3.13. Die Werte der Indikatoren haben unterschiedliche Größenordnungen wie auch Einheiten und können nicht zweckmäßig in einer Abbildung dargestellt werden. Deshalb werden die Grenzen der Nachhaltigkeitsbereiche, für die obige Darstellung auf einer Skala zwischen 0 und 1 aufgetragen. 53 3 Resultate Abbildung 3.20: „Sustainability Solution Space“ für die nachhaltige Entwicklung von Indikatoren im Bereich Wirtschaft und Umwelt grüne Bereich stellt den SSP dar, der mithilfe des Programms „SusSpaceWrapper“ berechnet wird. Die orange Linie zeigt die aktuellen Werte, die den derzeitigen Zustand der einzelnen Indikatoren widerspiegeln. Die Pfeile veranschaulichen den Trend, der sich aus der Entwicklung der letzten Jahre ergibt. In Tabelle 3.2 sind alle relevanten Informationen zusammengefasst. Die aktuellen Werte entsprechen den Werten, die bereits im Abschnitt 3.1 dargestellt werden und basieren jeweils auf dem aktuellsten verfügbaren Jahr. Die Trends ergeben sich ebenfalls aus den einzelnen Datenreihen, die dort in den jeweiligen Abbildungen gezeigt werden. In der Tabelle befinden sich auch die ursprünglichen Nachhaltigkeitsbereiche und die neuen Grenzwerte des berechneten SSP. 3.3.3 Analyse des Nachhaltigkeitsraums Diese Ergebnisse werden nun als Instrument für die Durchführung des NachhaltigkeitsAssessments verwendet. Vorerst wichtig ist der Vergleich der Nachhaltigkeitsbereiche 54 3 Resultate Tabelle 3.2: Lösungstabelle SSP Einheit Aktuellster Trend Wert (Jahr) Nachhaltigkeits- SSP (MZ - IZ) bereich (MZ - IZ) 1 €/Kopf 32.800 (2009) + 4.700 - 76.500 25.692 - 37.114 2 PJ 1.354 (2009) + 1.249 - 1.122 1.249 - 1.122 3 Mio. t 162 (2007) + 162 - 146 162 - 146 4 €/t 1.617 (2007) + 1.617 - 1.779 1.617 - 1.728 5 Mio. € 11.083 (2008) + 11.083 - 15.664 11.083 - 12.383 6 Mio. € 10.301 (2007) + 16.544 - 22.383 16.544 - 22.383 7 PJ 397 (2009) + 397 - 487 397 - 415 8 1.000 t 80.146 (2009) - 78.049 - 18.583 78.049 - 18.583 9 Mio. Pkm 31.632 (2008) / 31.632 - 63.263 33.571 - 63.263 10 Mio. Tkm 19.748 (2008) + 19.748 - 25.692 19.748 - 25.692 11 t 14.800 (2009) - 15.400 - 0 15.400 - 0 (grauer Bereich) mit dem berechneten SSP (grüner Bereich). Abbildung 3.20 zeigt, dass sich die Nachhaltigkeitsbereiche der Indikatoren „Bruttoinlandsprodukt“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologische relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ beschränken. Die Nachhaltigkeitsbereiche verkleinern sich durch die Berücksichtigung aller funktionalen Zusammenhänge sowie aller gewünschten Entwicklungen, die als Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung definiert werden. Das bedeutet, dass zwischen diesen Indikatoren Zielkonflikte bzw. Trade-offs entstehen. Eine Schmälerung der einzelnen Nachhaltigkeitsbereiche ist die Folge. Alle gewünschten, nachhaltigen Entwicklungen können nur innerhalb des gemeinsamen Lösungsraums verwirklicht werden. Die Evaluation nachhaltiger Entwicklung der einzelnen Indikatoren erfolgt, indem ein Vergleich zwischen den aktuellen Werten (orange Linie) und dem SSP (grüner Bereich) durchgeführt wird. In Abbildung 3.20 ist zu sehen, dass die aktuellen Werte der Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“, „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Treibhausgasemissionen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ außerhalb des SSP liegen. Zu beobachten ist, dass der aktuelle Wert des Indikators „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ erst durch die Einschränkung des Nachhaltigkeitsbereichs außerhalb des SSP liegt. Alle anderen Indikatoren befinden sich an der Grenze bzw. innerhalb des SSP und fallen in den Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Die Trendpfeile geben Aufschluss darüber, ob sich die Indikatoren in der Vergangenheit in die gewünschte Richtung entwickelt haben. Betrachtet man die Trendpfeile der Indikatoren, die außerhalb des SSP liegen, kann festgestellt werden, dass sich der Trend 55 3 Resultate des Indikators „Bruttoendenergieverbrauch“ immer weiter vom SSP entfernt. Die Indikatoren „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und „Treibhausgasemissionen“ hingegen haben sich in Richtung SSP bewegt. Beim Indikator „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ ist kein deutlicher Trend erkennbar. Anhand der vergangenen Entwicklung können außerdem Indikatoren identifiziert werden, bei welchen die Gefahr besteht, dass sie den SSP zukünftig verlassen. Das ist vor allem beim Indikator „Materialverbrauch“ der Fall. Der aktuelle Wert liegt exakt an der Grenze und entwickelt sich weg vom SSP. Die Indikatoren „Bruttoinlandsprodukt“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“, „Schienenverkehr im Güterverkehr“ sowie „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ weisen eine vergangene Entwicklung auf, die sich innerhalb bzw. in das Zentrum des SSP bewegt. Aufgrund dieser Beobachtungen können zukünftige Aktions- bzw. Handlungsfelder abgeleitet werden. Eindeutig ist der Handlungsbedarf bei jenen Indikatoren, die außerhalb des SSP liegen. Ein Eingriff ist vor allem bei den Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“ und „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ notwendig. Der aktuelle Wert des „Bruttoendenergieverbrauchs“ liegt einerseits weit außerhalb des SSP, außerdem entfernt sich der Trend von diesem Bereich. Auch der Indikator „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ liegt weit außerhalb des SSP. Obwohl sich der Trend in die gewünschte Richtung bewegt, entsteht auch hier dringender Handlungsbedarf. Die „Treibhausgasemissionen“ und der „Öffentliche Verkehr im Personenverkehr“ liegen nicht im Nachhaltigkeitsraum und müssen somit in die entsprechende Richtung gelenkt werden. Handlungsbedarf besteht auch beim Indikator „Materialverbrauch“, da die Gefahr besteht, dass dieser den SSP verlässt, wenn sich der Trend weiterhin in die gleiche Richtung entwickelt. 3.3.4 Resultateübersicht des Nachhaltigkeitsraums Die Ergebnisse, die in Abbildung 3.20 veranschaulicht werden, können als Instrument für die Evaluation nachhaltiger Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Umwelt herangezogen werden. Aufgrund der Berücksichtigung aller Systemzusammenhänge schmälern sich die Nachhaltigkeitsbereiche von fünf Indikatoren. Zwischen den Indikatoren „Bruttoinlandsprodukt“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologische relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ bestehen Zielkonflikte zwischen den gewünschten Entwicklungen. 56 3 Resultate Insgesamt liegen vier Indikatoren außerhalb des gemeinsamen Lösungsraums und ein Indikator droht den SSP zu verlassen. Die Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“, „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Treibhausgasemissionen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ befinden sich nicht innerhalb des SSP. Werden die vergangenen Entwicklungen der Indikatoren betrachtet, droht der „Materialverbrauch“ den SSP ebenfalls zu verlassen. Dringender Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“ und „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, da die aktuellen Werte weit außerhalb des SSP liegen. Handlungsbedarf besteht jedoch auch bei den Indikatoren „Treibhausgasemissionen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“. Der aktuelle Wert des Indikators „Materialverbrauch“ liegt an der Grenze und bewegt sich weg vom SSP. Auch hier ist ein Lenkungseingriff erforderlich. 57 4 Diskussion In diesem Kapitel werden die Resultate des Nachhaltigkeits-Assessments interpretiert und einer kritischen Betrachtung unterzogen. Im darauf folgenden Abschnitt werden die angewendeten Methoden der einzelnen Schritte diskutiert. Anschließend werden politische Handlungsfelder, die sich von der Nachhaltigkeitsbeurteilung ableiten lassen, aufgezeigt. Schließlich werden Verbesserungsvorschläge für die Anwendung und Umsetzung der Methodik herausgearbeitet und der Nutzen des Assessments unterstrichen. 4.1 Nachhaltigkeits-Assessment für Österreich Der berechnete Nachhaltigkeitsraum ist die Grundlage für die Beurteilung nachhaltiger Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Umwelt. Die aktuellen Werte der Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“, „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Treibhausgasemissionen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ liegen außerhalb des SSP. Die Indikatoren spiegeln keine nachhaltige Entwicklung in den jeweiligen Bereichen wider. Es kann beobachtet werden, dass sich die aktuellen Werte vieler Indikatoren exakt an der Grenze des Nachhaltigkeitsraums befinden. Aufgrund der Methodik bei der Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche, wurden die aktuellen Werte mehrmals als Minimalziele festgelegt. Es ist jedoch nicht eindeutig klar, ob die aktuellen Werte tatsächlich nachhaltig sind. Die Indikatoren „Materialverbrauch“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“, „Schienenverkehr im Güterverkehr“ sowie „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ liegen innerhalb des SSP, weil die aktuellen Werte den jeweiligen Minimalzielen entsprechen. Zu bemerken ist allerdings, dass sich lediglich der Trend des Indikators „Materialverbrauch“ nicht in das Zentrum des SSP bewegt. Alle anderen Indikatoren, deren aktuelle Werte an der Grenze des SSP liegen, entwickeln sich in die Richtung des nachhaltigen Lösungsraums. 58 4 Diskussion Für Indikatoren, die sich außerhalb des SSP befinden, können Aktions- und Handlungsfelder abgeleitet und konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden. Welche Maßnahmen sinnvoll sind und wie sich diese auf das restliche System auswirken, muss jedoch erst überprüft werden. Um die Auswirkungen von Maßnahmen besser einschätzen zu können, sind die jeweiligen Einflusstypen, die in der Systemanalyse im Abschnitt 3.2.2 erarbeitet wurden, hilfreich. Die Indikatoren, die sich außerhalb des SSP befinden, weisen unterschiedliche Einflusstypen auf. Jeweils aktiv ist der Indikator „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“. Eine Veränderung dieser wirkt stark auf die restlichen Indikatoren im System. Die Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“ und „Treibhausgasemissionen“ sind hingegen passiv. Passive Indikatoren sind stark von anderen Indikatoren abhängig und haben geringe Auswirkungen auf das übrige System. Der „Materialverbrauch“, der den SSP zu verlassen droht, zählt zu den ambivalenten Indikatoren. Da die Auswirkungen ambivalenter Indikatoren nur schwer kontrollierbar sind, eignet sich dieser nicht zur Lenkung des Gesamtsystems. Es kann nun untersucht werden, ob die beiden passiven und der ambivalente Indikator indirekt, durch die beiden aktiven Indikatoren, in die gewünschte Entwicklung gelenkt werden können. Eine Möglichkeit, um das herauszufinden, ist die im Workshop bewertete Einflussmatrix. Steigen beispielsweise die Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen und der Anteil des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr wird durch entsprechende Maßnahmen erhöht, sinkt nicht nur der Bruttoendenergieverbrauch, sondern auch die Emissionen der Treibhausgase und der Materialverbrauch. Die aktiven Indikatoren bewirken bei allen anderen Indikatoren, die sich außerhalb des SSP befinden, die gewünschten Entwicklungen. Für ein weiteres Beispiel ist der wichtigste Loop des Gesamtsystems, der in der Systemanalyse im Abschnitt 3.2.2 beschrieben wurde, geeignet. Eine Erhöhung der Investitionen in den Umweltschutz bewirkt einen Rückgang der Treibhausgase und verringert den Materialverbrauch. Die passiven Indikatoren, die den Zustand des Systems widerspiegeln bzw. als Kontrollvariablen einsetzbar sind, verbessern sich. Werden durch die Veränderung von Indikatoren nicht nur gewünschte Entwicklungen ausgelöst, sondern auch andere Ziele verhindert, entsteht ein Trade-off bzw. ein Zielkonflikt. Es wurde festgestellt, dass zwischen den Indikatoren „Bruttoinlandsprodukt“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ Zielkonflikte entstehen. Diese werden hervorgerufen, weil alle funktionalen Beziehungen zwischen den Indikatoren berücksichtigt werden und die Bestimmung der gewünschten Ent- 59 4 Diskussion wicklungen den ursprünglichen Nachhaltigkeitsraum zweier Indikatoren einschränkt. Welche Konflikte das im konkreten Fall sind, muss erst untersucht werden. Wird beispielsweise der Anteil erneuerbarer Energieträger erhöht, sinken die Emissionen von Treibhausgasen. Für den Ausbau erneuerbarer Energien ist jedoch ein verstärkter Materialeinsatz notwendig, der diesen wiederum erhöht. Eine bestimmte Maßnahme kann somit zu einem Zielkonflikt führen. Die einzelnen Zielkonflikte können auch hier mithilfe der bewerteten Einflussmatrix identifiziert werden. Es ist nicht eindeutig klar, ob ein Zustand, bei dem sich alle Indikatoren innerhalb des SSP befinden, tatsächlich realisierbar ist. Wird geprüft, wie sich einzelne Maßnahmen auswirken, muss jedes Mal geklärt werden, in welche Richtung sich alle übrigen Indikatoren entwickeln und ob Zielkonflikte entstehen. Die vielseitigen Vernetzungen der Indikatoren erfordern bei jedem Lenkungseingriff im System eine Analyse aller Folgewirkungen. Qualitativ kann das mithilfe der Ergebnisse in der Einflussmatrix sowie der Systemanalyse erfolgen. Quantitativ können die Auswirkungen einer Veränderung durch die einzelnen Regressionsfunktionen errechnet werden. Die Ergebnisse der Einflussmatrix und der Regressionsfunktionen sind für allgemeine Prognosen über die Auswirkungen einzelner Maßnahmen geeignet, sind jedoch zeit- und arbeitsintensiv. Werden die aktuellen Zustände der Indikatoren in regelmäßigen Abständen überprüft und beobachtet, ist im Nachhinein feststellbar, in welchem Ausmaß sich verschiedenste Maßnahmen auswirken. Mithilfe des SSP kann beurteilt werden, welche Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung förderlich sind. Ob es durch die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen möglich ist, einen Zustand zu erreichen, bei dem sich alle aktuellen Werte der Indikatoren innerhalb des SSP befinden, bleibt jedoch offen. 4.2 Anwendung der SSP-Methodik Im Folgenden wird untersucht, inwieweit die systemischen, normativen und verfahrensorientierten Anforderungen eines Nachhaltigkeits-Assessments bei der Anwendung der SSP-Methodik und bei vergleichbaren Ansätzen erfüllt werden. Das Vorgehen bei der Zusammenstellung des Indikatorensets, die Durchführung der Einfluss- und Systemanalyse, die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche sowie die Berechnung des SSP werden einer kritischen Betrachtung unterzogen. Die positiven und negativen Aspekte der einzelnen Schritte werden herausgearbeitet und aufgezeigt. 60 4 Diskussion 4.2.1 Erfüllung der Anforderungen im Vergleich zu anderen Methoden Bisher wurde eine Vielzahl von regionalen, nationalen und internationalen Indikatorensets für das Monitoring nachhaltiger Entwicklung zusammengestellt. Die meisten Indikatorensets vereinen dabei die drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Zusätzlich bauen die einzelnen Sets auf verschiedenste Indikatorentypen auf. Das Indikatorenset für nachhaltige Entwicklung in der Schweiz besteht aus Indikatoren, die dem Typ Level, Kapital, Input/Output, Gestaltungskriterien sowie Reaktionen zugeordnet werden können (BFS, 2003). Die „Indikators for Sustainable Development“ der CSD verwenden das „Pressure-state-response framework“ (UN, 2007), wobei das „set of indicators for sustainable development“ der UNECE/Eurostat/OECD den Kapitalansatz integriert. Nicht nur Stoffflüsse sondern auch finanzielle, produzierte, natürliche, humane und soziale Kapitalbestände sollen im Set enthalten sein (UN, 2008). Alle genannten Sets werden in Zusammenarbeit mit verschiedensten Institutionen und Fachleuten zusammengestellt. Für die Erarbeitung des Indikatorensets in dieser Arbeit diente der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ als Basis, indem die Wechselwirkungen zwischen den sozio-ökonomischen und ökologischen Indikatoren im Mittelpunkt stehen (BMLFUW, 2009). Der dreidimensionale Ansatz der Nachhaltigkeit wird berücksichtigt und das Verfahren entspricht ebenfalls einer transdisziplinären Vorgehensweise. Für das Monitoring nachhaltiger Entwicklung werden verschiedenste Indikatorensets herangezogen, jedoch kommt es nicht zu einer angemessenen Integration der komplexen Wechselwirkungen zwischen den Indikatoren (Scholz & Tietje, 2002; Pope et al., 2004; Wiek & Binder, 2005; Vester, 2008). Bei der SSP-Methodik wurden die funktionalen Beziehungen zwischen den Indikatoren im Zuge eines Workshops anhand einer Einflussanalyse durchgeführt. Mit ExpertInnen verschiedenster Fachbereiche wurden die einzelnen Felder der Einflussmatrix diskutiert und bewertet. Welche Rolle die einzelnen Indikatoren im Gesamtsystem einnehmen, wurde anhand einer Systemanalyse untersucht. Mithilfe des System Grids können aktive, passive, ambivalente und puffernde Indikatoren identifiziert werden. Nicht nur das System Grid, sondern auch die MicMac Analyse und das Herausgreifen zweier spezieller Loops geben Einblick in die Funktion des Gesamtsystems. Durch die gezielte Analyse der Beziehungen zwischen den Systemkomponenten wurde eine isolierte Betrachtung der Indikatoren verhindert. Außerdem wurden ExpertInnen verschiedenster Fachbereiche in das Verfahren involviert. Der Fokus wird auf die Zusammenhänge der einzelnen Komponenten gelegt und ermöglicht 61 4 Diskussion somit eine gesamthafte Darstellung des Systems. Die Anforderungen einer systemischen Betrachtungsweise sowie eines transdisziplinären Verfahrens wurden somit erfüllt. Die Vorgehensweise der Indikatorenauswahl und der anschließenden Einfluss- und Systemanalyse ist auch vergleichbar mit der Methode der „Formativen Szenarioanalyse“ von Scholz & Tietje (2002, S. 79-142) und mit der „Sensitivitätsanalyse“ von Vester (2008, S. 185-263). Andere Ansätze zur Nachhaltigkeitsbewertung, wie beispielsweise der „Ökologische Fußabdruck“ von Wackernagel und Rees (1997) oder der „Sustainable Process Index“ (SPI) (Krotscheck & Narodoslawsky, 1996), fokussieren den Flächenverbrauch der einem Menschen zur Verfügung steht, um Produkte oder Prozesse in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit zu bewerten. Ziel dieser Ansätze ist es, die Auswirkungen auf die Umwelt, die durch den Menschen verursacht werden, zu minimieren. Wird zwischen zwei Vorhaben gewählt, wird die Variante verwirklicht, die einen niedrigeren Einfluss auf die Umwelt hat und somit nachhaltiger ist. Konkrete Zieldefinitionen für eine nachhaltige Entwicklung werden jedoch nicht formuliert. Es kann nicht beurteilt werden, ob das Vorhaben tatsächlich nachhaltig ist (Gasparatos et al., 2008). In der SSP-Methodik werden konkrete Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in Form von Nachhaltigkeitsbereichen abgeleitet. Gemeinsam mit ExpertInnen verschiedenster Fachbereiche wird für jeden Indikator ein Wertebereich, innerhalb dessen nachhaltige Entwicklung stattfindet, festgelegt. Der Unterschied zu gegenwärtigen Ansätzen liegt darin, dass keine Grenzwerte, sondern nachhaltige Zielbereiche definiert werden, die den Spielraum politischer Entscheidungsträger erhöhen (Wiek & Binder, 2005). Nachhaltige Entwicklung begrenzt sich nicht auf einen bestimmten Punkt, sondern kann sich innerhalb eines Raums bewegen. Die Festlegung der nachhaltigen Bereiche wurde in einem transdisziplinären Prozess erarbeitet. Die Anforderungen innerhalb der normativen und verfahrensorientierten Dimension wurden umgesetzt. 4.2.2 Zusammenstellung des Indikatorensets Für die Zusammenstellung eines geeigneten Indikatorensets wurde vorerst das „Indikatorenset für eine gesamthafte Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich“ des BMLFUW (2006) verwendet. Es wurde versucht die passenden Ausschlusskriterien für eine Auswahl aus den insgesamt 82 Indikatoren in den Sphären Mensch/Gesellschaft und Umwelt zu finden. Aufgrund der hohen Anzahl der Indikatoren war das jedoch sehr schwierig. Außerdem hätte sich eine ExpertInnengruppe, laut Einschätzung von 62 4 Diskussion Mag.a Ingeborg Fiala, nur schwer finden können. Eine bessere Basis für die Auswahl der Indikatoren stellte der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ (BMLFUW, 2009) dar. Das Aufzeigen von sozio-ökonomischen und ökologischen Zusammenhängen ist der Beweggrund für die Entstehung des Indikatorenberichts. Das Set ist daher für die Bewertung nachhaltiger Entwicklung geeignet. Außerdem ist der Fokus auf die Zusammenhänge der Indikatoren ein Vorteil für die anschließende Einfluss- und Systemanalyse. Der „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ ermöglicht die gemeinsame Darstellung von sozio-ökonomischen Aktivitäten und dessen Auswirkungen auf die Umwelt. Eine Einschränkung bei der Zusammenstellung der Indikatoren ist jedoch die Datenverfügbarkeit. Einzelne Indikatoren müssen aufgrund der fehlenden Aktualität und Regelmäßigkeit außer Acht gelassen werden (WIFO, 2006). Nachhaltige Entwicklung in Österreich wird anhand von elf Indikatoren im Bereich Wirtschaft und Umwelt dargestellt. Die Komplexität des Systems wird durch ein vereinfachtes Abbild der Realität reduziert (Schmid, 2008). Eine Vereinfachung des Systems ist jedoch notwendig. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die grundlegende Struktur des ursprünglichen Indikatorensets erhalten bleibt und eine gerechte Aufteilung zwischen den einzelnen Themenbereichen erfolgt. 4.2.3 Durchführung der Einfluss- und Systemanalyse Um Fehlerquellen bei der Bewertung der Einflussmatrix zu vermeiden, wurden verschiedenste Maßnahmen vorgenommen. Schon im Vorhinein wurden den WorkshopteilnehmerInnen die wichtigsten Punkte präsentiert, die für ein korrektes Ausfüllen der Matrix wesentlich sind. Da es schon vor der Bestimmung der Einflussmatrix zur Validierung und Zielformulierung der Indikatoren gekommen ist, war das ExpertInnenteam mit den entsprechenden Definitionen vertraut. Nach der Bewertung wurde kontrolliert, ob ausschließlich direkte Einflüsse erfasst, die Einflussrichtungen korrekt angewandt und nicht vertauscht wurden. Trotzdem sind Verzerrungen in der Einflussmatrix nicht auszuschließen. Bei der Bewertung der Einflussstärke konnte im Nachhinein festgestellt werden, dass die erste ExpertInnengruppe tendenziell stärkere Bewertungen abgegeben hat, als die zweite Gruppe. Die subjektiven Einschätzungen der ExpertInnen über die Relevanz der Beziehungen führen zu unterschiedlich gewichteten Ergebnissen. Die konkreten Felder wurden erneut herausgegriffen und gemeinsam mit dem Umweltbundesamt berichtigt. Durch die Veränderung der Einflussstärken bewegen sich die Indikatoren „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ und „Schienenverkehr im Güterverkehr“ 63 4 Diskussion vom puffernden in den aktiven Bereich. Die nachträgliche Kontrolle der Einflussmatrix führte somit zu wesentlichen Veränderungen der Ergebnisse. Aufgrund der Begrenzung der Zeit im Workshop wurde die Einflussmatrix in zwei Bereiche aufgeteilt und parallel von zwei ExpertInnengruppen ausgefüllt. Der Arbeitsaufwand wurde verringert und die einzelnen Felder der Einflussmatrix konnten gewissenhaft ausgefüllt werden. Durch die verminderte Gruppenanzahl wurde auch die Konsensbildung erleichtert und beschleunigt. Der System Graph veranschaulicht alle Einflüsse, die in der Einflussmatrix identifiziert wurden und weist einen hohen Vernetzungsgrad auf. Dadurch können vorerst keine klaren Strukturen innerhalb und zwischen den Themenfeldern aufgezeigt werden. Eine Erklärung für die starke Vernetzung des Gesamtsystems ist die Auswahl der Indikatoren. Das Indikatorenset für Wirtschaft und Umwelt, aus dem die Indikatoren gewählt wurden, stellt den Zusammenhang zwischen der sozio-ökonomischen Entwicklung und dem Umweltverbrauch in den Mittelpunkt (BMLFUW, 2009). Starke Verflechtungen sind somit zu erwarten. Der Wert der Wichtigkeit ergibt sich aus der Summe der Aktivität und Passivität eines Indikators und eignet sich besser für eine erste Klassifizierung der Indikatoren. 4.2.4 Grenzen der Nachhaltigkeitsbereiche Schon im Workshop wurde überlegt, welche Zielformulierungen für die nachhaltige Entwicklung einzelner Indikatoren existieren. Auffallend ist, dass sich die ExpertInnen sehr stark an den politischen Zielsetzungen orientierten und ihre eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit in den Hintergrund stellten. Bei der Bestimmung der Minimal- und Idealziele wurden die subjektiven Einschätzungen nachhaltiger Entwicklung stark von den politischen Zielsetzungen beeinflusst. Für die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche wurden verschiedene Methoden angewendet. Zum einen wurden bereits quantifizierte politische Zielsetzungen für die Festlegung des Minimal- oder Idealziels herangezogen. Quantifizierte Ziele sind jedoch in den wenigsten Fällen vorhanden. In den meisten Fällen weisen politische Zielformulierungen nur auf eine bestimmte Zielrichtung hin. In Folge dessen wurden die aktuellen Werte der jeweiligen Indikatoren meist als Minimalziele herangezogen und dementsprechende Idealziele festgelegt. Eine Methode für die Bestimmung einiger Idealziele ist die Orientierung bzw. der Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Für die jeweiligen 64 4 Diskussion Themenbereiche wurden die erreichten Werte europäischer Vorzeigeländer herangezogen. Durch die Anwendung unterschiedlicher Methoden wurden die einzelnen Nachhaltigkeitsbereiche auch unterschiedlich ambitioniert abgegrenzt. Der aktuelle Zustand einiger Indikatoren, bezüglich ihrer nachhaltigen Entwicklung, wurde somit besser oder schlechter dargestellt. Durch die Orientierung an politischen Zielsetzungen ist auch der Zeithorizont, in dem diese erreicht werden sollen, unterschiedlich. Während die Bestimmung der Minimalziele durchgehend auf dem aktuellen Zustand der Indikatoren basiert, variiert der Zeithorizont bei der Bestimmung der Idealziele. Für diese wurden Werte herangezogen, die entweder zum heutigen Zeitpunkt schon erreicht oder erst im Jahr 2020 und 2050 erzielt werden sollen. Die Nachhaltigkeitsbereiche sollen auf dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung und nicht auf dem bisherigen Zustand des Systems basieren (Wiek & Binder, 2005). Auffallend ist jedoch, dass viele untere Grenzen exakt den aktuellen Werten der Indikatoren entsprechen. Ob der aktuelle Zustand der Indikatoren tatsächlich nachhaltig ist, bleibt offen. Außerdem kann es vorkommen, dass nur eine der beiden Grenzen relevant ist. Es ist z.B. schwer vorstellbar, dass zu viele Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen getätigt werden können. In diesem Fall wird eine theoretische obere Grenze angenommen (Binder et al., 2008). 4.2.5 Berechnungsmethode des SSP Grundlage für die quantitative Darstellung der Zusammenhänge der Indikatoren ist die im Workshop erarbeitete Einflussmatrix. Dort wurden alle qualitativen Zusammenhänge des Gesamtsystems identifiziert und die entsprechenden Einflussstärken bestimmt. Schmid (2008) zieht diese Einflussstärken heran, um die Steigung (k) in der Geradengleichung zu definieren. Für jeden geringen Einfluss (1) wird eine Steigung von 30°, für jeden starken Einfluss (2) eine Steigung von 60° angenommen.7 Mit den aktuellen Werten der betreffenden Indikatoren X und Y sowie der angenommenen Steigung (k) lässt sich die Geradengleichung nach dem Achsenabschnitt (d) auflösen. Die unbekannten Koeffizienten der Geradengleichung sind somit bestimmt. In diesem Fall wurden die Regressionskoeffizienten anhand einer Regressionanalyse in SPSS berechnet. Eine Gerade, welche durch die Datenpunkte der letzten 15 Jahre gelegt wird und deren Entwicklung 7 Umgerechnet in das jeweilige Bogenmaß, entsprechen 30° einer Steigung von 0,524 und 60° einer Steigung von 1,047. 65 4 Diskussion am besten beschreibt, bestimmt die Steigung (k) und den Achsenabschnitt (d). Der qualitative Zusammenhang, der in der Einflussanalyse identifiziert wurde, wird anhand empirischer Daten überprüft. Werden die einzelnen Einflussstärken in der Einflussmatrix mit den berechneten Steigungen (k) aus der Regressionsanalyse verglichen, kann beobachtet werden, dass die empirischen Daten nicht die gleich starken Zusammenhänge aufweisen, wie es im Workshop angenommen wurde. Zu beobachten ist, dass viele Zusammenhänge in Wirklichkeit einen geringeren Einfluss haben. Grund dafür ist die isolierte Betrachtung der Indikatoren in der Einflussanalyse, während die Indikatoren in Wirklichkeit von vielen Faktoren gleichzeitig beeinflusst werden. Wird von einer isolierten Betrachtung ausgegangen, hat z.B. der Indikator „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“ einen stark negativen Einfluss auf den Indikator „Materialverbrauch“. Eine Erhöhung der Steuern auf den Materialverbrauch lässt diesen tendenziell sinken. Die Berechnung der Steigung (k) ergibt jedoch sogar eine leicht positive Steigung. Der ursprünglich negative Zusammenhang wird durch andere Faktoren, die den Materialverbrauch trotz Steuererhöhung steigen lassen, überkompensiert. Im Anhang im Abschnitt 6.3 können die Einflussstärken der Einflussmatrix mit den berechneten Steigungen aus der Regressionsanalyse in der dortigen Tabelle direkt herausgelesen und verglichen werden. Durch die Berechnung der Regressionskoeffizienten mithilfe einer Regressionsanalyse in SPSS, wurden die Zusammenhänge der Indikatoren anhand empirischer Daten berechnet. Es mussten somit keine Annahmen bezüglich der Steigung (k) vorgenommen werden. Durch die isolierte Betrachtung der Indikatoren in der Einflussanalyse spiegeln die Einflussstärken der Einflussmatrix nicht exakt die Steigungen der Regressionsgeraden wider. Grund dafür ist die tatsächliche Wirkung vieler anderer Faktoren auf den jeweiligen Zusammenhang. Konnten einzelne Zusammenhänge nicht signifikant nachgewiesen werden, wurden diese aus der Berechnung des SSP ausgeschlossen. Wird der SSP mit allen signifikanten Regressionsgleichungen mittels „SusSpaceWrapper“ berechnet, kann kein Ergebnis erzielt werden. Werden alle funktionalen Beziehungen und gewünschten Entwicklungen integriert, kann kein Systemzustand innerhalb der Nachhaltigkeitsbereiche realisiert werden. Ein Grund dafür kann sein, dass sich die Regressionsgeraden im zweidimensionalen Raum so unterschiedlich positionieren, dass sich die Nachhaltigkeitsbereiche bzw. Flächen mit den gewünschten Entwicklungen nicht überschneiden. Die zweite Möglichkeit ist ein Totalausschluss, der einen gemeinsamen Lösungsraum verhindert. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sich zwei Geradengleichungen im zweidimensionalen Raum etwa an der gleichen Stelle befinden 66 4 Diskussion und die gewünschte Entwicklung einmal oberhalb und einmal unterhalb der Geraden bestimmt wird. Die beiden Bedingungen schließen sich gegenseitig aus und es kann zu keinem gemeinsamen Lösungsraum kommen (Schmid, 2008). Das Programm „SusSpaceWrapper“ gibt Auskunft darüber, welcher Indikator für die Verhinderung der Lösung verantwortlich ist. Somit konnte der Indikator „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ als Ursache identifiziert werden. Nach mehrmaligen Versuchen wurde die Bedingung identifiziert, die bei der Berechnung des SSP für einen Totalausschluss verantwortlich ist. Wird die Regressionsgerade, die den negativen Zusammenhang zwischen den Indikatoren „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ beschreibt, aus der Berechnung ausgeschlossen, kommt es zu einer Lösung. Die gewünschte Entwicklung des Indikatorenpaares befindet sich unterhalb der Geraden, da eine weitere Zunahme der „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ sowie eine Abnahme des Indikators „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ wünschenswert ist. Die gewünschte Entwicklung unterhalb der Geraden ist in diesem Fall der Grund, warum es zu keiner Lösung kommt. Wird die gewünschte Entwicklung des Indikatorenpaares oberhalb der Geraden gesetzt und somit keine nachhaltige Entwicklung verfolgt, kann eine Lösung für den SSP berechnet werden. Aufgrund dieser Untersuchungen wurde der Zusammenhang der „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ auf den Indikator „Deponierte Abfälle aus Haushalten“ aus der Berechnung des SSP ausgeschlossen. Wird dieser genauer betrachtet, kann festgestellt werden, dass sich die deponierten Abfälle, aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen, bereits drastisch verringert haben. Im Bereich der Abfallvermeidung wurden in der Vergangenheit verstärkt Investitionen getätigt und Erfolge erzielt (Statistik Austria, 2010e). Die Auswirkungen auf das Ergebnis des SSP durch den Ausschluss dieses Zusammenhangs können somit als gering eingeschätzt werden. 4.3 Ableitung politischer Handlungsfelder Für Indikatoren die außerhalb des SSP liegen, können Aktions- und Handlungsfelder abgeleitet werden. Das erste Handlungsfeld ergibt sich im Rahmen des Bruttoendenergieverbrauchs, für dessen Stabilisierung eine Vielzahl von Maßnahmen in der österreichischen Energiestrategie vorgeschlagen wird. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Gebäude, in dem das Hauptaugenmerk auf einer 3 %igen Sanierungsquote bis zum Jahr 67 4 Diskussion 2020 liegt. Die effiziente Verwendung von Energie in Industrie und Gewerbe ist ein weiterer Bereich, um eine Stabilisierung des Bruttoendenergieverbrauchs zu erreichen. Die größten Einsparungen sollen jedoch im Bereich Mobilität erzielt werden. Maßnahmen, wie die Förderung erneuerbarer Energieträger im Verkehr, Elektromobilität sowie der Ausbau des öffentlichen Personen- und Güterverkehrs sollen den Bruttoendenergieverbrauch deutlich senken (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Mithilfe der Einflussmatrix kann festgestellt werden, dass sich die direkten Auswirkungen, die durch die Reduktion des Energieverbrauchs hervorgerufen werden, durchwegs positiv auf das restliche System auswirken. Da der „Bruttoendenergieverbrauch“ ein passiver Indikator ist, fallen diese jedoch eher gering aus. Auf die Passivität des Indikators weisen auch die einzelnen Maßnahmen hin. Für die Reduktion des Energieverbrauchs werden Maßnahmen vorgeschlagen, die den Energieverbrauch indirekt in die gewünschte Richtung lenken. Das zweite Handlungsfeld ergibt sich im Bereich der Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen. Eine Steigung der Aufwendungen kann einerseits direkt durch den öffentlichen Sektor erfolgen, andererseits können verschiedenste Anreizsysteme zu einer Erhöhung der Investitionen von Unternehmen und privaten Haushalten führen. Eine Erhöhung der Investitionen in verschiedenste Umweltschutzmaßnahmen wirkt sich stark auf die restlichen Indikatoren aus. Die Einflussmatrix zeigt, dass diese durchwegs erwünscht sind und es keine Auswirkungen, die einen direkten Zielkonflikt hervorrufen würden, gibt. Die Reduktion der Treibhausgasemissionen bildet das dritte Aktionsfeld. Die Steigerung der Energieeffizienz, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie die Einsparung an Energie bilden die drei Säulen der österreichischen Energiestrategie und sollen eine Einhaltung der Klimaschutzziele ermöglichen (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Die einzelnen Maßnahmen weisen bereits darauf hin, dass die Treibhausemissionen nur indirekt durch die Verbesserung anderer Indikatoren reduziert werden können. Die Treibhausgasemissionen weisen in der Einflussmatrix auch die höchste Passivitätssumme auf. Außerdem ist eine Erhöhung des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr anzustreben. Finanzielle Anreize sowie die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs durch eine bessere Vernetzung und zeitliche Verfügbarkeit sind Maßnahmen, die den Anteil des öffentlichen Verkehrs fördern (BMWFJ & BMLFUW, 2010). Die Steigung des Anteils des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr löst mehrere und durchwegs positive direkte Einflüsse auf das restliche System aus. Auch hier können keine direkten Zielkonflikte identifiziert werden. Ein weiteres Handlungsfeld ergibt sich im Rahmen des Materialverbrauchs. Für eine 68 4 Diskussion verstärkte Entkopplung vom Wirtschaftswachstum ist eine absolute Reduktion des Materialverbrauchs notwendig (BMLFUW, 2002). Die Auswirkungen einer Veränderung des Materialverbrauchs können jedoch nur schwer kontrolliert werden und unerwünschte Entwicklungen hervorrufen. Aufgrund dieser Beobachtungen kann festgestellt werden, dass sich zwei Handlungsfelder besonders gut für die Lenkung des gesamten Systems eignen. Werden die Aufwendungen im Bereich des Umweltschutzes erhöht und der Anteil des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr gesteigert, entwickeln sich diese Indikatoren einerseits in die gewünschte Entwicklung. Andererseits werden dadurch auch die restlichen Indikatoren, die außerhalb des SSP liegen, in das Zentrum des SSP gelenkt. Die Erhöhung der beiden Faktoren, bewirkt eine Reduktion des Energieverbrauchs, der Treibhausgasemissionen sowie des Materialverbrauchs. Die beiden Handlungsfelder werden somit als besonders wichtig eingeschätzt, um einen Fortschritt in Richtung nachhaltige Entwicklung zu erzielen. 4.4 Verbesserung und Nutzen des Nachhaltigkeits-Assessments Für die Durchführung der Einfluss- und Systemanalyse sowie für die Bestimmung der Nachhaltigkeitsbereiche können Verbesserungsvorschläge abgeleitet werden. Steht für den Workshop, indem die Einflussanalyse durchgeführt wird, mehr Zeit zur Verfügung, könnte die gesamte Einflussmatrix von einer einzelnen Gruppe bewertet werden. Mögliche Fehleinschätzungen bzw. unterschiedliche Wertungen einzelner Beziehungen könnten somit leichter identifiziert und verhindert werden. Während die Einflussmatrix mit einer ExpertInnengruppe bewertet wurde, erfolgt die Systemanalyse ohne den Einbezug von Fachpersonen. Durch die gemeinsame Identifizierung von Einflussrichtungen (positiv, negativ), die Überprüfung mehrerer Loops und die gezielte Identifizierung von Zielkonflikten, könnten die Wechsel- und Folgewirkungen einzelner Maßnahmen noch intensiver analysiert werden. Eine genauere Untersuchung in einem zweiten Workshop würde zum besseren Verständnis des Gesamtsystems führen und mögliche Fehleinschätzungen beseitigen. Die genaue Untersuchung der Nachhaltigkeitsbereiche ergibt, dass die unteren und oberen Grenzen nicht als absolute Grenzen der Nachhaltigkeit interpretiert werden dürfen, sondern als Orientierungshilfe für eine nachhaltigere Entwicklung dienen. Um 69 4 Diskussion die Anforderungen für die Bestimmung von Nachhaltigkeitsbereichen noch besser zu bewältigen, könnte ebenfalls ein Workshop stattfinden. Ähnlich wie bei der Einflussanalyse wäre es möglich, die wichtigsten Punkte, die bei der Festlegung der Minimalund Idealziele zu beachten sind, zu präsentieren und dessen Einhaltung während des Workshops zu beachten. Die Einheitlichkeit der einzelnen Nachhaltigkeitsbereiche wäre somit einfacher erzielbar. Außerdem könnten die subjektiven Einschätzungen der ExpertInnen noch besser diskutiert und integriert werden. Zusätzlich müsste geklärt werden, ob die aktuellen Werte der Indikatoren, die als Minimalziele bestimmt wurden, tatsächlich dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung entsprechen oder nur aufgrund der Methodik innerhalb des SSP liegen. Aufgrund der Beobachtungen, die bei der Anwendung der Methodik gemacht werden, ist eine differenzierte Sichtweise notwendig. Das Nachhaltigkeits-Assessment kann jedoch durch die gezielte Umsetzung der Verbesserungsvorschläge weiterentwickelt werden. Der SSP ist nicht nur ein Instrument, um den allgemeinen Zustand nachhaltiger Entwicklung in Österreich im Bereich Wirtschaft und Umwelt zu bewerten, sondern auch, um Aktions- und Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung abzuleiten. Das Aufzeigen von Handlungsfeldern ermöglicht den Entscheidungsträgern eine gezielte Lenkung der entsprechenden Indikatoren in das Zentrum des SSP. Eine konkrete Einfluss- und Systemanalyse ermöglicht den Einblick in die vielseitigen Vernetzungen des Systems. Eine gesamthafte Betrachtung einzelner politischer Entscheidungen wird dadurch erreicht. Auswirkungen von Lenkungseingriffen bzw. Maßnahmen können noch besser eingeschätzt und vorhergesagt werden. Durch die Bestimmung von Nachhaltigkeitsbereichen muss die Definition der Nachhaltigkeit von allen ExpertInnen übereinstimmen und die aktuelle Situation in Bezug auf die Nachhaltigkeit beurteilt und eingeschätzt werden können. Die Fähigkeit das Konzept der Nachhaltigkeit normativ zu bewerten, wird dadurch gestärkt. Durch die regelmäßige Überprüfung, wie sich einzelne Maßnahmen auf die aktuellen Werte der Indikatoren auswirken, ist der SSP auch als Monitoringinstrument einsetzbar. Die wiederholte Prüfung des Systemzustands in regelmäßigen Abständen führt zu einem prozesshaften Fortschritt in Richtung nachhaltige Entwicklung. 70 5 Schlussfolgerungen Im diesem Kapitel werden die Fragestellungen, die in der Einleitung gestellt werden, erneut aufgegriffen und beantwortet. Welches Indikatorenset ist für die Bewertung nachhaltiger Entwicklung in Österreich notwendig? Nachhaltige Entwicklung in Österreich wird mit elf sozioökonomischen und ökologischen Indikatoren beschrieben. Das „Bruttoinlandsprodukt“, der „Bruttoendenergieverbrauch“, der „Materialverbrauch“ und die „Ressourcenproduktivität“ decken dabei den Bereich der Gesamtwirtschaft ab. Der Themenbereich Governance enthält die Indikatoren „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“ sowie „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“. Im Klima- und Energiebereich werden die beiden Indikatoren „Erneuerbare Energieträger“ und „Treibhausgasemissionen“ gewählt. Der „Öffentliche Verkehr im Personenverkehr“ und „Schienenverkehr im Güterverkehr“ decken den Verkehrs- und Mobilitätsbereich ab. Der Themenbereich Haushalte/Konsum enthält den Indikator „Deponierte Abfälle aus Haushalten“. Das Indikatorenset stellt die Auswirkungen sozio-ökonomischer Aktivitäten auf die Umwelt in den Mittelpunkt und ist für die Darstellung nachhaltiger Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Umwelt geeignet. Wie stark beeinflussen sich die Indikatoren und welchem Einflusstyp können die Indikatoren zugeordnet werden? Wie stark sich die Indikatoren beeinflussen wird in der Einflussmatrix bewertet. Mithilfe des System Grids kann abgeleitet werden, dass „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ und „Schienenverkehr im Güterverkehr“ die aktivsten Indikatoren sind und sich für die Steuerung des Systems eignen. Der „Bruttoendenergieverbrauch“ und die „Treibhausgasemissionen“ sind passive Indikatoren. Diese werden stark von anderen Indikatoren beeinflusst und sind somit nicht geeignet das System in eine bestimmte Richtung zu lenken. Außerdem werden ambivalente Indikatoren identifiziert. Die „Umweltsteuern und ökologisch relevanten Zahlungen“, die „Ressourcenproduktivität“, das „Bruttoinlandsprodukt“ und der „Materialverbrauch“ lösen Effekte aus, die sich nur 71 5 Schlussfolgerungen schwer kontrollieren lassen und sind deshalb nicht für Lenkungseingriffe geeignet. Die „Erneuerbaren Energieträger“ und „Deponierten Abfälle aus Haushalten“ sind puffernde Indikatoren und spielen eine untergeordnete Rolle. Durch die gezielte Analyse der Beziehungen in der Einflussmatrix wird einer isolierten Betrachtung von Indikatoren entgegen gewirkt. Die Einteilung der Indikatoren in die jeweiligen Einflusstypen trägt zum Verständnis des Gesamtsystems bei und gibt Auskunft darüber, wie gut sich Indikatoren für die Steuerung des Systems eignen. Welche Wertebereiche der Indikatoren sind nachhaltig? Für jeden Indikator wird ein Zielbereich bestimmt, innerhalb dessen eine nachhaltige Entwicklung stattfinden kann. Wie es zur Festlegung der einzelnen Nachhaltigkeitsbereiche kommt und welche Werte den unteren und oberen Grenzen entsprechen, wird im Abschnitt 3.1 beschrieben und in den jeweiligen Übersichtstabellen zusammengefasst. Außerdem werden die Trends der Indikatoren untersucht und die gewünschten Entwicklungen bestimmt. Durch die Bestimmung von Zielbereichen wird die Handlungsflexibilität politischer AkteurInnen erhöht. Wie schaut der „Sustainability Solution Space“ für nachhaltige Entwicklung in Österreich aus? Die Ergebnisse aus der Festlegung der Nachhaltigkeitsbereiche und gewünschten Entwicklungen, sind Voraussetzung für die Berechnung bzw. Konstruktion des SSP. Außerdem sind dafür die Resultate aus der linearen Regressionsanalyse notwendig. Abbildung 3.20 im Abschnitt 3.3 veranschaulicht den SSP in einem Spinnendiagramm. Die grauen Bereiche entsprechen den Nachhaltigkeitsbereichen, wobei der grüne Bereich den SSP darstellt, der alle funktionalen Beziehungen zwischen den Indikatoren berücksichtigt. Die schwarzen Pfeile geben Auskunft über die vergangene Entwicklung, während die orange Linie den aktuellen Zustand der jeweiligen Indikatoren darstellt. Befinden sich die einzelnen Indikatoren innerhalb des SSP? Können Tradeoffs identifiziert und welche zukünftigen Handlungsfelder können aufgezeigt werden? Der nachhaltige Lösungsraum ist die Grundlage für die Beurteilung nachhaltiger Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Umwelt. Durch den Vergleich der Nachhaltigkeitsbereiche mit dem SSP kann festgestellt werden, dass zwischen den Indikatoren „Bruttoinlandsprodukt“, „Ressourcenproduktivität“, „Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen“, „Erneuerbare Energieträger“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ Trade-offs bestehen. Welche Zielkonflikte das im konkreten Fall sind, kann mithilfe der Einflussmatrix identifiziert werden. Die aktuellen Werte der Indikatoren „Bruttoendenergieverbrauch“, „Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“, 72 5 Schlussfolgerungen „Treibhausgasemissionen“ und „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ liegen außerhalb des SSP und spiegeln keine nachhaltige Entwicklung wider. Aufgrund der Beobachtung von Trends kann außerdem festgestellt werden, dass der Indikator „Materialverbrauch“ den SSP zu verlassen droht. Mit diesen Ergebnissen können zukünftige Handlungs- und Aktionsfelder abgeleitet werden. Konkrete Maßnahmen, die den „Bruttoendenergieverbrauch“, die „Treibhausgasemissionen“ und den „Materialverbrauch“ verringern und die “Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen“ und den „Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr“ erhöhen, können vorgeschlagen werden. Werden die Auswirkungen betrachtet, die durch Maßnahmen in diesen Bereichen hervorgerufen werden, kann festgestellt werden, dass sich Investitionen in den Umweltschutz und die Erhöhung des Anteils des öffentlichen Verkehrs besonders gut eignen, um die restlichen Indikatoren, die außerhalb des SSP liegen, in eine nachhaltige Richtung zu lenken. 73 Abbildungsverzeichnis 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Anwendung der SSP-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abgrenzung des untersuchten Systems . . . . . . . . . . . . . Methodik zur Indikatorenauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . Einflussmatrix zur Bestimmung der Wirkungszusammenhänge Berechnungsprinzip des SSP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 9 11 13 18 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 BIP pro Kopf 1990 - 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bruttoendenergieverbrauch 1970 - 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Materialverbrauch 1960 - 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ressourcenproduktivität 1976 - 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umweltsteuern und ökologisch relevante Zahlungen 1995 - 2008 . . . . . Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen 1995 - 2007 . . . . . . . . . Erneuerbare Energieträger 1970 - 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Treibhausgasemissionen 1990 - 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Öffentlicher Verkehr im Personenverkehr 1990 - 2008 . . . . . . . . . . Schienengüterverkehr im Güterverkehr 1990 - 2008 . . . . . . . . . . . . Deponierte Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen 1989 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertete Einflussmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Visualisierung der Einflussmatrix (System Graph) . . . . . . . . . . . . Einflusstypen (System Grid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indirektes System Grid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ranking der Aktivität und Passivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Visualisierung des Gesamtsystems mit allen Loops . . . . . . . . . . . . Wichtigster Loop im Gesamtsystem (häufigste Beziehung) . . . . . . . Stärkster Loop im Gesamtsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Sustainability Solution Space“ für die nachhaltige Entwicklung von Indikatoren im Bereich Wirtschaft und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . 23 25 28 29 31 34 35 37 39 41 3.12 3.13 3.14 3.15 3.16 3.17 3.18 3.19 3.20 74 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 45 46 47 48 48 49 50 51 54 Tabellenverzeichnis 3.1 3.2 Indikatorenset für nachhaltige Entwicklung in Österreich . . . . . . . . Lösungstabelle SSP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 21 55 Glossar BMLFUW Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft BMWFJ Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend CSD Commission on Sustainable Development DMC Domestic Material Consumption DMI Domestic Material Input ISIS Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung MIV Motorisierter Individualverkehr NREAP-AT Nationaler Aktionsplan 2010 für erneuerbare Energie für Österreich NStrat Die Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung OECD Organisation for Economic Co-operation and Development REAP Nationaler Ressourceneffizienz Aktionsplan SERI Sustainable Europe Research Institute SPI Sustainable Process Index SPSS Statistical Package for the Social Sciences SSP Sustainability Solution Space UNECE United Nations Economic Commission for Europe VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung WIFO Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung 76 Literaturverzeichnis Backhaus, K., Erichson, B., Plinke, W., & Weiber, R. 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Martin Kriech BMLFUW, Abteilung V/4 - Allgemeine Umweltpolitik, Imissions- und Klimaschutz Mag.a Claudia Scholz BMLFUW, Abteilung VI/3 - Stoffstromwirtschaft, Umwelttechnik und Abfallmanagement, Abfallwirtschaftsplanung, Abfallbehandlung und Altlastensanierung Mag.a Caroline Vogl-Lang BMLFUW, Abteilung V/10 - Allgemeine Umweltpolitik, Umweltökonomie und Energie Mag.a Gudrun Stranner Umweltbundesamt, Wirtschaft und Wirkung, Verkehr und Lärm Mag. Sacha Baud Statistik Austria, Direktion Raumwirtschaft, Umwelt und Energie 84 6 Anhang 6.2 Vorgangsweise der Indikatorenauswahl • Abbildung 1 Beschreibung der Methodik, mit der die Indikatoren ausgewählt werden. • Tabelle 1 Auswahl von Indikatoren aus dem „Indikatorenbericht zu Wirtschaft und Umwelt“ aus 5 Themenbereichen mittels den aufgelisteten Ausschlusskriterien in der Methodik. • Tabelle 2 Zusammensetzung der ersten Auswahl und nachträgliche Veränderungen bzw. Ausschluss weiterer Indikatoren mit entsprechender Begründung. • Tabelle 3 Indikatorenset mit 13 Indikatoren und den dazugehörigen Definitionen, das als Basis für die Validierung dient. Abbildung 1 Methodik 1. Anwendung der Ausschlusskriterien in der unten aufgelisteten Reihenfolge 2. Auswahl der Indikatoren 3. Zusammensetzung des Indikatorensets 4. Durchführung von Veränderungen der Indikatoren mit entsprechender Begründung 5. Zusammensetzung des endgültigen Indikatorensets 6. Erarbeitung der Definitionen 1 2 3 Ausschlusskriterien: Indikator durch gewählten Indikator im gleichen oder anderen Themenfeld zufriedenstellend vertreten Minimal- und Idealziel sehr schwer oder gar nicht formulierbar Relevanzabschätzung entsprechend der Wichtigkeit im endgültigen Indikatorenset gewählter Indikator 85 6 Anhang Gesamtwirtschaft Governance und Handel mit Umweltschutzgütern Klima und Energie Verkehr und Mobilität Haushalte/Konsum Weitere Themenfelder 1a 1b 2a 2b 2c 3a 3b 4a 4b 4c 4d 4e 5a 5b 5c 6a 6b 6c Tabelle 1 Indikatoren Wirtschaft/Umwelt Bruttoinlandsenergieverbrauch, Anteil erneuerbarer Energieträger und BIP Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischer Endverbrauch 1970-2006 Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischer Endverbrauch in Relation zum BIP 1970-2006 Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischer Endverbrauch pro BIP-Einheit 1970-2006 Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischer Endverbrauch pro Kopf und Jahr 1970-2006 Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischen Endverbrauch 1970-2006 Erneuerbare Energieträger in Relation zum Bruttoinlandsenergieverbrauch und BIP 1970-2006 Domestic Material Consumption (DMC), Direct Material Input (DMI) und BIP Materialeinsatz, Materialverbrauch und BIP 1970-2005 Materialeinsatz (DMI) 1970-2005 Materialeinsatz (DMC) 1970-2005 Produktivität des Materialeinsatzes BIP/DMI und Produktivität des inländischen Materialverbrauchs BIP/DMC 1970-2005 Materialverbrauch und Materialeinsatz je EinwohnerIn in Österreich 1970-2005 Umweltsteuern Umweltsteuern in Prozent des BIP 1990-2006 Umweltsteuern pro Kopf 1990-2006 Umweltförderungen Umweltförderungen nach Förderbereichen sowie Anzahl an genehmigten Projekten 1999-2007 Förderungsbarwert für im jeweiligen Jahr genehmigte Umweltförderungen (nach UFG) nach Förderungsbereichen 1999-2007 Umweltförderungen (nach UFG) und gesamte Umweltschutzausgaben des öffentlichen Sektors 1999-2006 Internationaler Handel mit Umweltschutzgütern Exporte und Importe von Umweltschutzgütern 2002-2006 Treibhausgasemissionen insgesamt und BIP Emissionen von Treibhausgasen und CO 2, BIP 1990-2006 Energetischer Endverbrauch, Anteil erneuerbarer Energieträger und BIP Anteil erneuerbarer Energieträger am energetischen Endverbrauch 1970-2006 CO2-Emissionen in Relation zum energetischen Endverbrauch und Bruttowertschöpfung des sekundären Sektors 1990-2006 Stromerzeugung in öffentlichen Erzeugungsanlagen 1990-2006 Elektrische Energie für Privathaushalte 1990-2006 Elektrische Energie für Dienstleistungen 1990-2006 Energetischer Endverbrauch und CO2-Emissionen der Privathaushalte und Dienstleistungen 1990-2006 CO2-Emissionen von stationären Quellen der Haushalte 1990-2006 BIP-Entwicklung, CO2-Emissionen und energetischer Endverbrauch im Verkehr 1990-2006 Verkehrsmittelwahl Modalsplit CO2-, Feinstaub und NOx-Emissionen, BIP, Verkehrsleistung im Güterverkehr CO2-, Partikel- und NOx-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung des Güterverkehrs 1950-2006 CO2-, Partikel- und NOx-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung des Straßengüterverkehrs 1950-2006 CO2-,Feinstaub und Nox-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung im Personenverkehr Verkehrsleistung des Personenverkehrs und BIP 1950-2006 CO2-, Partikel- und NOx-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung des Personenverkehrs 1950-2006 Preise im Verkehrsbereich Preise für Superpenzin und Diesel, Pro-Kopf-Einkommen 1990-2006 Externe Kosten im Verkehr Externe Kosten des Güterverkehrs Einkaufsmengen von Biolebensmitteln als Anteil an den Ausgaben privater Haushalte für Lebensmittel Ausgaben für Biolebensmittel und verkaufte Gesamtmenge 2002-2007 Haushaltsabfälle relativ zu den Ausgaben der Haushalte für nicht-dauerhafte Konsumgüter Haushaltsabfälle der privaten Haushalte 1990-2006 Anteil der getrennt gesammelten Abfälle am Aufkommen der Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen Anteil der getrennt gesammelten Abfälle an Abfällen aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen 1990-2006 Anteil der deponierten Haushaltsabfälle am Aufkommen der Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen Flächenverbrauch Bau- und Verkehrsfläche, BIP 1996-2008 Tourismus Wassernutzung, Emissionen in Gewässer und Investitionen Übersicht über die geförderten Investitionen 1959-2007 86 6 Anhang 1 2 3 4 5 6 6 8 9 10 11 Tabelle 2 Indikatoren Wirtschaft/Umwelt Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischer Endverbrauch 1970-2006 Der Bruttoinlandsenergieverbrauch wird als Indikator gewählt, da der energetische Energieverbrauch im Bruttoinlandsenergieverbrauch enthalten ist. Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsenergieverbrauch und energetischen Endverbrauch 1970-2006 Aus dem selben Argument wie oben wird der Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsenergieverbrauch gewählt. Materialeinsatz, Materialverbrauch und BIP 1970-2005 Der Inländische Materialverbrauch (DMC = domestic material consumption = Materialeinsatz - Exporte) wird als Indikator gewählt, weil die Exporte vom Materialeinsatz (DMI = direkte material input = Inländische Materialentnahme plus Importe) abgezogen werden (70% der Importe werden für den Export importiert). Produktivität des Materialeinsatzes BIP/DMI und Produktivität des inländischen Materialverbrauchs BIP/DMC 19702005 Aus dem selben Argument wie oben wird die Produktivität des inländischen Materialverbrauchs BIP/DMC gewählt. Umweltsteuern in Prozent des BIP 1990-2006 D I U M Umweltförderungen (nach UFG) und gesamte Umweltschutzausgaben des öffentlichen Sektors 1999-2006 Der Indikator Umweltförderungen in % der Gesamtausgaben des Staates wird gewählt, weil davon ausgegangen wird, dass die Bestimmung des Minimal- bzw. Idealziel am ehesten möglich ist. Emissionen von Treibhausgasen und CO2, BIP 1990-2006 Es werden die Treibhausgasemissionen als Indikator gewählt, weil CO2 in den Treibhausgasen enthalten ist. Modalsplit Der Anteil des öffentlichen Verkehrs (Bahn, Bus und elektrifizierter Personennahverkehr) im Personenverkehr und der Anteil des Schienenverkehrs (Bahn) im Güterverkehr werden als Indikatoren gewählt. CO2-, Partikel- und NOx-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung des Güterverkehrs 1950-2006 Die Verkehrsleistung des Güterverkehrs wird als Indikator gewählt, weil die CO2-Emissionen schon im Indikator Treibhausgasemissionen (Basis 1990) enthalten sind und die Bestimmung des Minimal- bzw. Idealziels der Partikel- und NOx-Emissionen sehr schwer ist. CO2-, Partikel- und NOx-Emissionen, BIP und Verkehrsleistung des Personenverkehrs 1950-2006 Die Verkehrsleistung des Personenverkehrs wird als Indikator gewählt, weil die CO2-Emissionen schon im Indikator Treibhausgasemissionen (Basis 1990) enthalten sind und die Bestimmung des Minimal- bzw. Idealziels der Partikel- und NOx sehr schwer ist. Anteil der getrennt gesammelten Abfälle an Abfällen aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen 1990-2006 Der Indikator wird unverändert als Anteil der getrennt gesammelten Abfälle (ohne Elektrogeräte) an Abfällen aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen in % übernommen. 87 6 Anhang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Tabelle 3 Indikatoren Wirtschaft/Umwelt B BIP Das Bruttoinlandsprodukt misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug der Vorleistungen und ergibt sich aus der Summe der Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche, plus Gütersteuern minus Gütersubventionen. Bruttoinlandsenergieverbrauch in PJ Der Bruttoinlandsenergieverbrauch errechnet sich aus der Energiebilanz. Auf der Aufkommensseite aus der inländischen Erzeugung von Rohenergie, dem Außenhandelssaldo und der Lagerbewegung von Energie. Auf der Verwendungsseite aus dem Energetischen Endverbrauch (Energiemenge, die dem Verbraucher für die Umsetzung in Nutzenergie zur Verfügung gestellt wird), dem Nichtenergetischen Verbrauch von Energie (z.B. Petrochemie, Schmiermittel, ...), dem Verbrauch des Sektors Energie und der Differenz von Umwandlungseinsatz und Umwandlungsausstoß (Umwandlungsverluste). Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoinlandsenergieverbrauch in % Erneuerbare Energieträger sind nichtfossile Energieträger wie Wind, Sonne, Erdwärme, Wellen- und Gezeitenenergie, Wasserkraft, Biomasse, Abfall mit hohem biogenen Anteil, Deponiegas, Klärgas und Biogas. Inländischer Materialverbrauch in Tonnen Der Inländische Materialverbrauch (DMC - domestic material consumption) errechnet sich aus der Inländischen Materialentnahme plus Importen (DMI - direct material input) minus Exporte. Er stellt die im Inland verbrauchte Materialmenge an fossilen Energieträgern, Mineralien und Baustoffe, Metalle und Biomasse dar. P M Die Ressourcenproduktivität gibt an, welche Wertschöpfung mit einer Materialeinheit erwirtschaftet werden kann (BIP/DMC). Umweltsteuern in % des BIP Umweltsteuern umfassen Energiesteuern (z.B. Energieabgabe, Mineralölsteuer), Transportsteuern (z.B. motorbezogene Versicherungssteuer), Ressourcensteuern (z.B. Grundsteuer) und Umweltverschmutzungssteuern (z.B. Altlastensanierungssteuer). Umweltförderungen in % der Gesamtausgaben des Staates Umweltförderungen stellen finanzielle Unterstützung des Staates für Investitionen zur Entlastung der Umwelt insbesondere in den Bereichen Abwasserbeseitigung, Wasserversorgung, Altlastensanierung, Klimaschutz und Luftreinhaltung dar. Treibhausgasemissionen in % eines Basisjahres Die Treibhausgasemissionen ergeben sich aus der nach ihrem Treibhausgaspotential gewichtete Summe der Emissionen an Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), teil- und vollhalogenierte Kohlenwasserstoffverbindungen sowie Schwefelhexafluorid (SF6). Anteil des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr in % Zum Anteil des öffentlichen Verkehrs im Personenverkehr zählen Bahn, Bus und elektrifizierter Personennahverkehr. PKW, Motorrad und Mofa sowie Radfahrer und Fußgänger werden davon ausgeschlossen. Anteil des Schienenverkehrs im Güterverkehr in % Zum Anteil des Schienenverkehrs im Güterverkehr zählt die Bahn. Alle Transportleistungen, die der Straße und der Donau zugeordnet werden können, werden davon ausgeschlossen. Verkehrsleistung des Personenverkehrs in Personenkilometern Die Verkehrsleistung des Personenverkehrs ist das Produkt von Personen und Entfernung bewegter Personen und hat die Einheit Personenkilometer (Personen*km). Der Personenverkehr teilt sich auf die Verkehrsträger PKW, Bus, Bahn, elektrifizierter Personennahverkehr, Motorrad und Mofa, Radfahrer und Fußgänger. Verkehrsleistung des Güterverkehrs in Tonnenkilometern Die Verkehrsleistung des Güterverkehrs ist das Produkt von Masse und Entfernung bewegter Güter und hat die Einheit Tonnenkilometer (Tonnen*km). Der Güterverkehr teilt sich auf die Verkehrsträger Straße, Schiene und Donau. Anteil der getrennt gesammelten Abfälle an Abfällen aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen in % Getrennt gesammelte Abfälle in Sammelsystemen in den Fraktionen Problemstoffe und Altstoffe (Altglas, Altpapier, Altmetall, Alttextilien, Leichtfraktion, Holz sowie biogene Abfälle). Elektrogeräte werden davon ausgeschlossen. Die Abfälle stammen aus Haushalten, Verwaltungseinrichtungen des Gewerbes, Industrie und öffentlichen Verwaltung, Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Kleingewerbe, Landwirtschaft, Märkten und sonstigen Anfallstellen, sofern diese an die kommunale Müllabfuhr angeschlossen sind. 88 6 Anhang 6.3 Lineare Regressionsanalye Die lineare Regressionsanalyse ist eine der häufigsten statistischen Analyseverfahren und wird für die Analyse von Zusammenhängen zwischen zwei voneinander abhängigen Variablen herangezogen. Einerseits ist das Verfahren geeignet Zusammenhänge quantitativ zu beschreiben, andererseits aber auch um die Entwicklung der abhängigen Variable zu bestimmen sowie zu prognostizieren. Der erste Schritt bei einer linearen Regressionsanalyse ist die Vermutung einer Ursache-Wirkungs-Beziehung zweier Variablen. Die Beziehung wird in weiterer Folge in Form einer Regressionsfunktion anhand empirischer Daten geschätzt. Die Güte dieser Funktion muss in einem letzten Schritt überprüft werden (Backhaus et al., 2008). Mithilfe der Einflussmatrix werden die gegenseitigen Zusammenhänge der Indikatoren bestimmt. Für jede Ursache-WirkungsBeziehung, die in der ExpertInnengruppe identifiziert wird, wird eine lineare Regressionsfunktion in SPSS geschätzt. Das Bestimmtheitsmaß (R2) wird auch als „goodness of fit“ bezeichnet und gibt an, wie gut die beobachteten Daten durch die Regressionsgerade beschrieben werden. Als Vergleichsgröße wird der Mittelwert der empirischen Daten der abhängigen Variable herangezogen und überprüft wie weit die beobachteten Werte von diesem abweichen. Die Summe der quadrierten Abweichungen wird als Gesamtstreuung bezeichnet. Die Summe der quadrierten Abstände zwischen dem Mittelwert und den geschätzten Werten der Regressionsgerade ergibt die erklärte Streuung. Das Bestimmtheitsmaß (R2) gibt nun das Verhältnis der erklärten Streuung an der Gesamtstreuung an. Der erhaltene Wert liegt zwischen 0 und 1 und gibt an, wieviel Prozent an der gesamten Streuung durch die unabhängige Variable erklärt wird. Der übrige Teil kann nicht durch die unabhängige Variable erklärt werden, d.h. dass auch noch andere Variablen für die Streuung verantwortlich sind und einen Einfluss auf die abhängige Variable ausüben (Backhaus et al., 2008; Field, 2009). Die Regressionsanalyse wird nicht nur verwendet um empirische Daten anhand einer Regressionsgerade zu beschreiben, sondern auch um einzuschätzen, wie gut die Entwicklung der abhängigen Variable vorhergesagt werden kann. Deshalb wird die Signifikanz des Modells anhand des F-Tests angewendet, in dem neben der Streuungszerlegung auch der Stichprobenumfang berücksichtigt wird (Backhaus et al., 2008). Dazu ist die unerklärte Streuung notwendig, die sich aus der quadrierten Summe der Abweichungen zwischen den beobachteten Werten und den geschätzten Werten der Regressionsgerade ergibt. Damit sich die Anzahl der Stichproben nicht auf die Summe der quadrierten 89 6 Anhang Abweichungen auswirkt, wird das Mittel der Abweichungen berechnet. Der F-Wert ist das Verhältnis der mittleren erklärten Streuung an der mittleren unerklärten Streuung. Ein gutes Modell weist einen hohen F-Wert auf, da die mittlere erklärte Streuung immer größer als die mittlere unerklärte Streuung sein soll (Field, 2009). Zur Überprüfung des Modells wird die Nullhypothese formuliert, die besagt, dass kein Zusammenhang zwischen den Variablen besteht und die Regressionskoeffizienten null sind. Liegt der Signifikanzwert unter 0.05, kann die Nullhypothese mit einer Vertrauenswahrscheinlichkeit von 95 % verworfen werden. Das Regressionsmodell kann die Entwicklung der abhängigen Variablen signifikant vorhersagen (Backhaus et al., 2008). Das Bestimmtheitsmaß (R2) und der F-Test geben Auskunft über die Güte der Regressionsfunktion. Der T-Test überprüft die Regressionskoeffizienten des Modells. Die Nullhypothese besagt, dass die Steigung k einen Wert von 0 einnimmt. Das würde bedeuten, dass die Regressionsgerade flach ist und eine Veränderung der unabhängigen Variable um eine Einheit, keine Änderung der abhängigen Variable bewirkt. Ist der Signifikanzwert unter 0.05, weicht die Steigung signifikant von 0 ab. Eine Veränderung der unabhängigen Variable bewirkt eine signifikante Veränderung der abhängigen Variable (Field, 2009). Insgesamt werden 71 lineare Regressionsanalysen durchgeführt und überprüft wie gut die Regressionsfunktion sowie die Regressionskoeffizienten zur Erklärung der abhängigen Variable beitragen (Backhaus et al., 2008). Aufgrund der Überprüfung werden 18 Regressionsfunktionen aus der Berechnung des SSP ausgeschlossen. Die nachstehende Tabelle enthält die berechneten Steigungen k und Achsenabschnitte d, die für die Berechnung des SSP notwendig sind. Außerdem werden die Werte des R2, der F-Wert mit der dazugehörigen Signifikanz (F-Test) sowie die Signifikanzwerte der Korrelationskoeffizienten (T-Test) dargestellt. Regressionsfunktionen, die aus der Berechnung des SSP ausgeschlossen werden, sind mit einem Stern * gekennzeichnet. Für den Vergleich der berechneten Steigungen mit den qualitativen Einflusstärken, die in der Einflussmatrix bestimmt wurden, dient die Spalte k (Matrix). • Tabelle Zusammenfassung aller berechneten Steigungen und Achsenabschnitte der einzelnen Regressionsgeraden mit den dazugehörigen Werten aus der Prüfung der Regressionsfunktion- sowie Regressionskoeffizienten. 90 6 Anhang X Y k k d R2 F-Wert (Matrix) F-Test T-Test T-Test (Sig.) (Sig. k) (Sig. d) 1 2 + 2 0.021 840.995 0.881 110.920 0.000 0.000 0.000 1 3 + 2 0.008 118.02 0.912 154.934 0.000 0.000 0.000 1 4 + 2 0.002 94.616 0.727 79.996 0.000 0.000 0.000 1 7 + 2 0.154 4503.138 0.880 80.564 0.000 0.000 0.000 1 8 + 2 0.452 74276.375 0.455 15.052 0.001 0.000 0.001 1 9 + 1 0.114 26592.574 0.716 42.777 0.000 0.000 0.000 2 1 + 1 42.545 -33411.787 0.881 110.920 0.000 0.000 0.000 2 3 + 1 0.351 -158.612 0.811 68.474 0.000 0.009 0.000 *2 4 + 2 0.100 9.994 0.833 69.996 0.000 0.521 0.000 *2 5 -1 1.059 -82.499 0.770 43.599 0.000 0.691 0.000 2 6 + 1 10.472 -4740.292 0.925 147.043 0.000 0.001 0.000 2 8 + 2 24.933 52040.12 0.673 28.809 0.000 0.000 0.000 3 1 + 1 110.934 -11337.565 0.912 154.934 0.000 0.001 0.000 3 4 + 1 0.247 66.115 0.771 47.046 0.000 0.000 0.000 *3 6 -2 23.911 1648.101 0.734 33.082 0.000 0.195 0.000 *3 8 -2 23.440 76675.586 0.091 1.394 0.257 0.000 0.257 3 11 -1 -5673.691 2354179.424 0.806 58.072 0.000 0.000 0.000 4 1 + 1 351.51 -27836.179 0.727 79.996 0.000 0.000 0.000 *4 2 + 1 8.301 125.825 0.833 69.996 0.000 0.370 0.000 4 3 + 1 3.115 -141.380 0.771 47.046 0.000 0.039 0.000 *4 5 -2 8.450 96.853 0.593 43.759 0.000 0.584 0.000 *4 6 + 2 67.755 -820.749 0.468 9.682 0.010 0.788 0.010 4 8 + 1 201.755 55883.989 0.533 18.257 0.001 0.000 0.001 *4 10 + 1 120.923 -1898.841 0.646 29.164 0.000 0.545 0.000 4 11 + 2 -20643.654 3559877.307 0.847 94.453 0.000 0.000 0.000 5 1 + 2 37.05 -26207.677 0.972 1059.480 0.000 0.000 0.000 5 2 -1 0.727 347.721 0.770 43.599 0.000 0.026 0.000 *5 3 + 1 0.299 -90.434 0.854 76.313 0.000 0.056 0.000 5 4 -2 0.07 48.413 0.593 43.759 0.000 0.001 0.000 *5 6 -1 7.952 -1514.788 0.776 38.121 0.000 0.371 0.000 5 8 -2 18.709 59998.528 0.552 19.682 0.000 0.000 0.000 *5 10 + 1 12.894 -1523.117 0.884 121.536 0.000 0.317 0.000 5 11 -2 -1565.24 2704605.066 0.586 24.102 0.000 0.000 0.000 91 6 Anhang X Y k k d R2 F-Wert (Matrix) F-Test T-Test T-Test (Sig.) (Sig. k) (Sig. d) 6 1 + 2 4.036 -13930.716 0.940 189.215 0.000 0.000 0.000 6 2 -2 0.088 513.028 0.925 147.043 0.000 0.000 0.000 *6 3 + 2 0.031 24.327 0.734 33.082 0.000 0.605 0.000 6 4 -2 0.007 77.871 0.468 9.682 0.010 0.002 0.010 6 5 + 2 0.098 426.402 0.776 38.121 0.000 0.009 0.000 6 7 -2 0.607 2481.828 0.788 40.897 0.000 0.011 0.000 6 8 -2 2.167 65123.250 0.603 18.201 0.001 0.000 0.001 6 9 + 2 0.366 25787.734 0.428 8.962 0.011 0.000 0.011 6 10 + 1 1.494 2001.408 0.967 347.189 0.000 0.013 0.000 6 11 -2 -189.099 2341603.049 0.697 27.650 0.000 0.000 0.000 7 1 + 2 5.71 -23323.234 0.880 80.564 0.000 0.001 0.000 7 2 -2 0.120 345.421 0.797 43.233 0.000 0.031 0.000 *7 3 + 2 0.048 -83.946 0.849 62.004 0.000 0.102 0.000 7 4 -2 0.012 43.751 0.678 23.141 0.001 0.045 0.001 7 5 + 1 0.118 354.013 0.527 12.255 0.005 0.197 0.005 7 8 -2 2.727 62638.336 0.446 8.870 0.013 0.000 0.013 7 9 + 1 0.525 24885.475 0.410 7.653 0.018 0.000 0.018 *7 10 + 1 2.053 -1016.820 0.853 63.989 0.000 0.616 0.000 7 11 -1 -307.805 3086616.213 0.864 69.835 0.000 0.000 0.000 8 6 + 1 0.278 -14786.867 0.603 18.201 0.001 0.019 0.001 *8 7 + 2 0.164 -6065.459 0.446 8.870 0.013 0.213 0.013 9 1 + 2 6.286 -161504.842 0.716 42.777 0.000 0.000 0.000 9 2 -2 0.123 -2300.708 0.564 16.838 0.001 0.020 0.001 9 4 -2 0.012 -223.671 0.477 14.615 0.001 0.030 0.001 9 5 + 2 0.139 -2766.447 0.494 15.608 0.001 0.015 0.001 9 6 -2 1.167 -25306.866 0.428 8,962 0.011 0.044 0.011 *9 8 -2 2.702 5295.294 0.294 7.086 0.016 0.859 0.016 10 1 + 2 2.692 -19190.625 0.966 476.767 0.000 0.000 0.000 10 2 -2 0.057 431.165 0.877 92.714 0.000 0.000 0.000 10 4 -2 0.005 58.23 0.646 29.164 0.000 0.001 0.000 10 5 + 2 0.069 249.097 0.884 121.536 0.000 0.015 0.000 *10 6 -2 0.647 -1015.036 0.967 347.189 0.000 0.071 0.000 10 8 -2 1.497 61546.214 0.664 33.609 0.000 0.000 0.000 92 6 Anhang X Y k k d R2 F-Wert (Matrix) F-Test T-Test T-Test (Sig.) (Sig. k) (Sig. d) 166.847 -4.105E5 0.847 94.453 0.000 0.000 0.000 -1 0.000 1527.754 0.586 24.102 0.000 0.000 0.000 + 1 -0.004 11170.518 0.697 27.650 0.000 0.000 0.000 7 + 1 -0.003 9692.941 0.864 69.835 0.000 0.000 0.000 8 + 2 -0.007 88793.414 0.350 9.683 0.006 0.000 0.006 *11 4 + *11 5 11 6 11 11 1 93 6 Anhang 6.4 Berechnungsgrundlage des SSP • Abbildung Berechnungsgrundlage des SSP (Beschreibungen des Inhalts befinden sich in den Klammerausdrücken). 94