Gleichschaltung in Markkleeberg – Opfer und Täter im Nationalsozialismus C: Martin Braun Aufgaben 1. Informiere dich anhand der vorliegenden Quellen und Materialien über Martin B. 2. Erstelle eine Mindmap zu Martin B. Orientiere dich an den Leitfragen (M1). Entscheide, ob er Opfer oder Täter des nationalsozialistischen Systems war. 3. Erarbeite aus den wichtigsten Informationen einen Kurzvortrag (maximal 2 Minuten), mit dem du deinen Mitschülern die individuellen Folgen der Gleichschaltung für Alfred K. näherbringst. M1 - Leitfragen Wie könnte Martin Braun über die Gleichschaltung denken? Was fällt dir an der Kleidung der Stadtratsmitglieder (Q1) auf? Was sagen die Ergebnisse der Reichstagswahlen (Q2) über die Gleichschaltung in Gautzsch bzw. Markkleeberg aus? Wie wurde das Ermächtigungsgesetz (M3, M4, Q3) in Markkleeberg umgesetzt? Welche Ziele könnte Martin Braun in Markkleeberg verfolgt haben und wie könnte man seine Ziele in den Prozess der Gleichschaltung einordnen? M2 – Darstellungstext Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme begann die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) mit der Ausschaltung jener Organisationen, die nicht ihren politischen Vorstellungen entsprachen. Alle Parteien, Vereine und Verbände wurden „gleichgeschaltet“. Das gesamte öffentliche Leben wurde nach den Vorgaben des nationalsozialistischen Regimes umgestaltet. Durch das von Hitler und seinen Anhängern propagierte Ermächtigungsgesetz schufen die Nationalsozialisten einen Staat, in dem sich alles dem „Willen des Führers“ unterzuordnen hatte. Für anders Denkende oder gar eine Opposition war nun kein Platz mehr: aus politischen oder rassischen Gründen konnten Beamte und Menschen in leitenden Positionen willkürlich entlassen werden. Die meisten Parteien lösten sich daraufhin selbst auf oder traten der NSDAP bei. Q1 – Der Rat der Stadt Markkleeberg Andere Parteien, wie z.B. die SPD, die sich bis zuletzt gewehrt hatte, wurden im Juni 1933 verboten. Die NSDAP war nun die einzige politische Partei, sodass eine demokratische Wahl nicht mehr möglich war. In dieser Zeit schlossen sich viele Menschen aus Karrieregründen, wegen des gesellschaftlichen Drucks oder aus Überzeugung der NSDAP an. Einen Zwang zum Parteieintritt gab es nicht. Im Sommer 1934 war der Gleichschaltungsprozess durch Übernahme der wichtigsten Verbände in die Organisationsstruktur der NSDAP weit fortgeschritten. Die erzwungene und freiwillige Anpassung ermöglichte der Partei eine fast vollständige Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche. Gleichgeschaltet wurden auch Presse, Film und Rundfunk, die als Mittel zur Beeinflussung eingesetzt wurden. Der Rat der Stadt Markkleeberg 1934. Der neue Bürgermeister Martin Braun (oben Mitte) war studierter Rechtsanwalt und Mitglied der NSDAP. Quelle: Stadtarchiv Markleeberg. "Gleichschaltung in Markkleeberg – Opfer und Täter im Nationalsozialismus" von Universität Leipzig (Christoph Grube, Elisabeth Luther, Lisa Bowles, Philipp Weigelt) ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. Q2 – Ergebnisse der Reichstagswahlen 1920-1933 für Gautzsch und Oetzsch-Markleeberg * Anmerkung zu Gautzsch: Gautzsch wurde 1934 mit der Gemeinde Oetzsch zur Gemeinde Markkleeberg zusammengelegt. Da die slawischen Ursprungsnamen verschwinden sollten, wurde aus Gautzsch Markleeberg-West. Tabellarische Darstellung der Wahlergebnisse für Gautzsch und Oetzsch-Markkleeberg. Quelle: Stadtarchiv Markkleeberg M3 - Ermächtigungsgesetz Ziel der Regierung Adolf Hitlers war die Ermächtigung, ihre Gesetze ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten zu erlassen. Das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich ("Ermächtigungsgesetz") wurde mit den 444 Stimmen der NSDAP und der Konservativen verabschiedet, nur die 94 Abgeordneten der SPD votierten dagegen. Die 81 Abgeordneten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) durften nicht abstimmen. Q3 – Adolf Hitler bei seiner Rede zum Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14439 / CC-BY-SA 3.0 M4 – Auszüge aus Hitlers Rede zum Ermächtigungsgesetz Männer und Frauen des Deutschen Reichstages! […] Unser Volk hat im Verlaufe der letzten 14 Jahre auf allen Gebieten des Lebens einen Verfall erlitten, der größer kaum vorstellbar ist. […] Erfüllt von der Überzeugung, dass der Zusammenbruch seine Ursachen in inneren Schäden unseres Volkskörpers hat, ist es das Ziel der Regierung der nationalen Revolution, diejenigen Gebrechen aus unserem völkischen Leben zu beseitigen, die auch in Zukunft jeden tatsächlichen Wiederaufstieg verhindern würden. […] Der durch die marxistische Irrlehre systematisch herbeigeführte Verfall der Nation in weltanschaulich unvereinbare Gegensätze bedeutet die Vernichtung der Basis eines möglichen Gemeinschaftslebens. Die Auflösung ergreift alle Grundlagen der Gesellschaftsordnung. […] Es wird die oberste Aufgabe der nationalen Regierung sein, diese Erscheinung nicht nur im Interesse Deutschlands, sondern im Interesse des übrigen Europas in unserem Lande restlos auszurotten und zu beseitigen. […] Nur die Herstellung einer wirklichen Volksgemeinschaft, die sich über die Interessen und Gegensätze der Stände und Klassen erhebt, vermag allein auf die Dauer diesen Verirrungen des menschlichen Geistes den Nährboden zu entziehen. […] Gleichlaufend mit dieser politischen Entgiftung unseres öffentlichen Lebens wird die Reichsregierung eine durchgreifende moralische Sanierung des Volkskörpers vornehmen. Das gesamte Erziehungswesen, Theater, Film, Literatur, Presse, Rundfunk, sie werden alle Mittel zu diesem Zweck sein und demgemäß gewürdigt. Quelle: http://www.royallibrary.sakura.ne.jp/ww2/text/ hitler_wels1.html "Gleichschaltung in Markkleeberg – Opfer und Täter im Nationalsozialismus" von Universität Leipzig (Christoph Grube, Elisabeth Luther, Lisa Bowles, Philipp Weigelt) ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.