- Anlage zu TOP 4 d. Protokolls der BKS v. 10.01.2017 Stadt Gerolzhofen Altes Rathaus – Marktplatz 20 97447 Gerolzhofen Tel. (0 93 82) 90 35 12 PROJEKTBESCHREIBUNGDu musst dran glaubenLUTHER, ECHTER UND GEROLZHOFEN Allgemeine Beschreibung Im Jahr 2017 treffen 500 Jahre Reformation durch Martin Luther und der 400. Todestag des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter zusammen. Natürlich sind beide Personen in ihrer historischen Bedeutung nicht auf Augenhöhe. Aber beide haben auf unterschiedliche Weise deutliche Spuren in der Geschichte von Gerolzhofen hinterlassen. Gerolzhofen war im 16. Jahrhundert eine Amtsstadt auf dem Territorium des Fürstbistums Würzburg. Infolgedessen trat der Würzburger Fürstbischof für die Bürger hier sowohl als geistliches Oberhaupt als auch als weltlichter Herrscher in Erscheinung. Die Gedanken der Reformation fanden zunächst auch im Fürstbistum Würzburg viele Anhänger. Bemerkenswert viele waren dies in Gerolzhofen und in seinem Umland. Unter der Regentschaft Julius Echters endete jedoch die protestantisch geprägte Phase in der Geschichte der Stadt. Julius Echter (Regentschaft 1573–1617) modernisierte die Verwaltung und er trat als entschlossener Gegenreformator in Erscheinung. Er setzte konsequent das um, was im Augsburger Religionsfrieden von 1555 verankert worden war: Der Herrscher bestimmt über die Konfession in seinem Territorium. „Cuius regio, eius religio“, wie man diese Prinzip später nannte, bedeutete für die protestantischen Bürger von Gerolzhofen konkret, dass sie auf vielfältige Weise unter Druck gesetzt wurden und schließlich vor der Wahl standen, ihre Heimatstadt zu verlassen oder sich (wieder) zum katholischen Glauben zu bekennen. Die Gegenreformation war am Ende erfolgreich, der erneuerte katholische Glaube wurde für die nächsten Jahrhunderte in Gerolzhofen als die einzige christliche Religion etabliert. Wichtige historische Orte und Bauten, die mit diesen historischen Umbrüchen in Verbindung stehen, sind in Gerolzhofen heute noch vorhanden. Durch diese besondere Situation bietet sich in Gerolzhofen die Chance einer exemplarischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der damaligen Zeit. Durch das Jubiläum im Jahr 2017 wird das Thema Reformation deutschlandweit in den Focus der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, mit dem Projekt Interessierte nicht nur in der Region, sondern auch weit über die Region hinaus anzusprechen. Die Veranstaltung soll folgenden Zwecken dienen: Realisierung eines historischen Wandeltheaters zum Themenfeld Reformation und Gegenreformation (historische Forschung, Bühnenstück, Inszenierung), damit verbunden eine Förderung des Ehrenamtes, Stärkung der Kultur im Ländlichen Raum unter gleichzeitiger Vernetzung vieler Kulturträger. Gebündelt sind unter der Projektleitung der Stadt Gerolzhofen Evangelische Pfarrgemeinde Gerolzhofen Katholische Pfarrgemeinde Gerolzhofen Domschule Würzburg Stadtmuseum Gerolzhofen Museum Johanniskapelle Kunst und Geist der Gotik in Gerolzhofen Stadtarchiv Historischer Verein Gerolzhofen Kleines Stadttheater Gerolzhofen Stadtbibliothek Gerolzhofen Volkshochschule Gerolzhofen folgende Gruppen: Seite 1 Stadt Gerolzhofen Altes Rathaus – Marktplatz 20 97447 Gerolzhofen Tel. (0 93 82) 90 35 12 Mit der Zuwendung werden folgende messbare Ziele verfolgt: mind. 4.500 Theaterbesucher, umfassendes Begleitprogramm mit mindestens 15 Veranstaltungen (Vorträge, Konzerte usw.), überregionale Werbung insbesondere unter Verwendung der neuen Medien (Blog, Social Media usw.), historische Forschungsergebnisse unterschiedlicher Datenquellen vernetzen und publizieren. Durch das Theater werden zum einen die Menschen des 16. Jahrhunderts mit ihren Gedanken, Freuden und Sorgen erlebbar. Zum anderen ermöglicht es gerade die mikrohistorische Perspektive, die Bedeutung der Inhalte für die heutige Zeit zu erkennen: Welche Themen der Reformation und Gegenreformation haben die Geschichte nachhaltig geprägt und haben auch für die Gegenwart Relevanz? Theater erleichtert genau diese Übertragung von damals auf heute, weil es Geschichte miterleben lässt und so auf besondere Weise zur existentiellen Auseinandersetzung anregt. Neben den Inhalten sind auch mit der Struktur wichtige Ziele verbunden: Durch die enge Zusammenarbeit von Stadt, den beiden Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen wird zum einen die Bedeutung der Reformation für das öffentliche Leben unterstrichen. Zum anderen versteht sich dieses Miteinander dezidiert in der Linie des gemeinsamen Begehens von 500 Jahre Reformation . Theater, Begleitprogramm und moderne Öffentlichkeitsarbeit sind ein Beitrag für die kulturelle und religiöse Bildung, insbesondere im Ländlichen Raum. Damit verbunden wird eine Kleinstadt, die einzige im Landkreis Schweinfurt (Unterfranken) und das einzige Mittelzentrum der Region gestärkt. Neu ist auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Datenquellen, deren Ergebnis in einer Vernetzung und Publikation stehen. Die Publikation wird gesondert vom Historischen Verein Gerolzhofen in Abstimmung mit der Stadt Gerolzhofen umgesetzt. Bezeichnung / Titel: Das Stück hat den Titel „Du musst dran glauben“. Mit dem Stichwort Glauben und mit der impliziten Entscheidungsthematik durch die Aufforderung wird das zentrale Thema der Reformation in den Mittelpunkt gerückt. Zugleich schwingt die Machtthematik mit, da der Satz aus unterschiedlicher Perspektive gesprochen werden kann. Der Titel transportiert so die zentrale Struktur des Projektes: Weltgeschichte bricht sich vor Ort und wird so in ihrer Konsequenz sichtbar und erlebbar. Dieses Strukturmoment gibt auch der Untertitel wieder: Luther, Echter und Gerolzhofen. Thema / Inhalt: Im Jahr 2017 treffen 500 Jahre Reformation durch Martin Luther und der 400. Todestag des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter zusammen. Natürlich sind beide Personen in ihrer historischen Bedeutung nicht auf Augenhöhe. Aber beide haben auf unterschiedliche Weise deutliche Spuren in der Geschichte von Gerolzhofen hinterlassen. Gerolzhofen war im 16. Jahrhundert eine Amtsstadt auf dem Territorium des Fürstbistums Würzburg. Infolgedessen trat der Würzburger Fürstbischof für die Bürger hier sowohl als geistliches Oberhaupt als auch als weltlicher Herrscher in Erscheinung. Die Gedanken der Reformation fanden zunächst auch im Fürstbistum Würzburg viele Anhänger. Bemerkenswert viele waren dies in Gerolzhofen und in seinem Umland. Unter der Regentschaft Julius Echters endete jedoch die protestantisch geprägte Phase in der Geschichte der Stadt. Julius Echter (Regentschaft 1573–1617) modernisierte die Verwaltung und er trat als entschlossener Gegen- Seite 2 Stadt Gerolzhofen Altes Rathaus – Marktplatz 20 97447 Gerolzhofen Tel. (0 93 82) 90 35 12 reformator in Erscheinung. Er setzte konsequent das um, was im Augsburger Religionsfrieden von 1555 verankert worden war: Der Herrscher bestimmt über die Konfession in seinem Territorium. „Cuius regio, eius religio“, wie man diese Prinzip später nannte, bedeutete für die protestantischen Bürger von Gerolzhofen konkret, dass sie auf vielfältige Weise unter Druck gesetzt wurden und schließlich vor der Wahl standen, ihre Heimatstadt zu verlassen oder sich (wieder) zum katholischen Glauben zu bekennen. Die Gegenreformation war am Ende erfolgreich, der erneuerte katholische Glaube wurde für die nächsten Jahrhunderte in Gerolzhofen als die einzige christliche Religion etabliert. Wichtige historische Orte und Bauten, die mit diesen historischen Umbrüchen in Verbindung stehen, sind in Gerolzhofen heute noch vorhanden. Durch diese besondere Situation bietet sich in Gerolzhofen die Chance einer exemplarischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der damaligen Zeit. Eine Besonderheit des Projekts ist die enge Verbindung von historischer Forschung und dramaturgischen Umsetzung, die die Ereignisse auf ihre Bedeutung für den Einzelnen herunterbricht. Dafür wird auf der Basis historischer Forschungen und in enger Zusammenarbeit mit der Dramaturgie ein Theaterstück für 5 Spielorte geschrieben, das anschließend in Gerolzhofen inszeniert (Silvia Kirchhof, Kleines Stadttheater Gerolzhofen) wird Der Ablauf des Theaterstücks ist unkonventionell: Am Beginn jeder Aufführung starten 4 Gruppen mit jeweils circa 110 Zuschauern an den 4 historischen Orten und erleben dort eine Theaterinszenierung mit einer Spiellänge von jeweils 15-20 Minuten. Danach ziehen sie weiter zum nächsten Spielort. Nach dem 3. Ort ist eine Pause und nach dem 4. Ort werden alle Gruppen im Spitalgarten zusammengeführt. Die Gruppen werden jeweils von zwei Personen geführt (z.B. Narr, Kleriker oder Gelehrter). Auf den Wegen zwischen den Spielorten finden kleine Spielszenen statt. Das Projekt zieht ein facettenreiches Begleitprogramm nach sich: Vortragsreihe mit historischen (lokalen und überregionalen) und theologischen Themen Konzerte Ausstellung: Historisches sichtbar machen und zugleich die Bedeutung für die heutige Zeit erschließen Literarische Formen: Luthers Tischreden Geführter Rundgang zu den vorgesehenen Spielorten mit Kurzerläuterungen Liturgisch-spirituelle Formen Neu ist auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Datenquellen, deren Ergebnis in einer Vernetzung und Publikation stehen. Die Publikation wird gesondert vom Historischen Verein Gerolzhofen in Abstimmung mit der Stadt Gerolzhofen umgesetzt. Geplante Zeitachse: ab Projektbeginn: 09/2016 bis 10/2016 ab 11/2016 7.11.2016 Mai / Juni 2017: Historische Forschung und Dramaturgie Beginn der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Finale Abgabe des Stücks Probephase Beginn Kartenverkauf Uraufführung 24. Mai 2017 und weitere 11. Vorstellungen: 25.-28. Mai und 1.-5 Juni Seite 3 Stadt Gerolzhofen Altes Rathaus – Marktplatz 20 97447 Gerolzhofen Tel. (0 93 82) 90 35 12 Ort der Durchführung: Wichtige historische Orte und Bauten, die mit den historischen Umbrüchen von Reformation und Gegenreformation in Verbindung stehen, sind in Gerolzhofen heute noch vorhanden. Durch diese besondere Situation bietet sich in Gerolzhofen die Chance einer exemplarischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der damaligen Zeit. Mit den ausgewählten Orten sind bestimmte Themen verbunden. Dabei steht die mikrohistorische Perspektive im Vordergrund. Sie beleuchtet das alltägliche Leben, das Mit- und Gegeneinander der Konfessionen und zeigt, was es für den einzelnen heißt, in einer Zeit epochaler Umwälzungen zu leben. Die vier historische Stätten und ihre Themen: Spitalkirche: soziale Lage und Sozialreformen, christliche Wohltätigkeit im Alltag der Menschen Amtsvogtei und Hexenturm: Hexenprozesse – Widersprüche: Glauben und Aberglauben, rechtsförmige Verfahren, Schlendrian und Exzess Evangelische Erlöserkirche: Bleiben oder gehen? Die protestantischen Exulanten Katholische Stadtpfarrkirche: Missstände in der alten Kirche, Reformation in Gerolzhofen, katholische Reformen durch Julius Echter Im Spitalgarten trifft dann Luther auf Echter. Diese fiktive Begegnung kommentiert die existenziellen Auseinandersetzungen an den vier anderen Spielorten. Zugleich ermöglicht die Fiktionalität eine leichtere Übertragung der Themen auf die heutige Zeit. Das Vorliegen des „erheblichen Kulturinteresses“ als Voraussetzung für die Förderung sehen wir wie folgt begründet: Die Reformation als zentrales Ereignis der Geschichte zeigt sich nicht nur in der Ideengeschichte und in der Geschichte der großen Namen. Gerade die mikrohistorischen Konsequenzen dieses Ereignisses unterstreichen die Bedeutung der Reformation. Das Theater ermöglicht eine kulturellkünstlerische Vermittlungsarbeit, der zuvor erarbeiteten historischen Erkenntnisse. Damit ist aus unserer Sicht mit dem Projekt ein außerordentliches Modellvorhaben gegeben. Zusätzlich würde mit diesem Vorhaben ein besonderes Kulturprojekt im ländlichen Raum in der einzigen Stadt des Landkreises Schweinfurt in Unterfranken unterstützt. Seite 4