Kapitel Kapitel33 Die Die reellen reellen Zahlen Zahlen Inhalt Inhalt 3.1 3.1 Was Wassind sindreelle reelleZahlen? Zahlen? 3.2 3.2 Wie Wieviele vielereelle reelleZahlen Zahlengibt gibtes? es? 3.3 3.3 Folgen Folgen 3.4 3.4 Was Wassind sindreelle reelleZahlen? Zahlen? –– Teil Teil IIII 3.5 3.5 Ungleichungen Ungleichungenund undBetrag Betrag 3.6 3.6 Summen Summen © Beutelspacher Mai 2005 Seite 2 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 1 1 3.1 3.1Was Wassind sindreelle reelleZahlen? Zahlen? Eine Eineausgesprochen ausgesprochenschwierige schwierigeFrage! Frage! Wir Wirbezeichnen bezeichnendie dieMenge Mengeder derreellen reellenZahlen Zahlen(von (vonder derwir wirnoch nochnicht nicht wissen, was sie ist) mit R. wissen, was sie ist) mit R. Wir Wirkönnen können natürlich natürlich Beispiele Beispiele von von reellen reellen Zahlen Zahlen angeben: angeben: alle natürlichen, ganzen, rationalen Zahlen sind auch alle natürlichen, ganzen, rationalen Zahlen sind auch reelle reelle Zahlen Zahlen (d.h. (d.h. RR ist isteine eineErweiterung Erweiterungvon von Q) Q) √2, √5, ... sind reelle Zahlen, √2, √5, ... sind reelle Zahlen, ππ ist isteine einereelle reelleZahl, Zahl, ... ... Aber: Aber:Wie Wiekann kannman man alle allereellen reellen Zahlen Zahlen beschreiben??? beschreiben??? © Beutelspacher Mai 2005 Seite 3 Kapitel 3: Die reellen Zahlen 1. 1.Beschreibung Beschreibungder derreellen reellenZahlen Zahlen Wir Wirwerden werdendie diereellen reellenZahlen Zahlennicht nichtexplizit explizitkonstruieren, konstruieren,sondern sondern verschiedene Beschreibungen angeben. verschiedene Beschreibungen angeben. 1. 1.Beschreibung: Beschreibung: Die Die reellen reellen Zahlen Zahlen füllen füllendie dieZahlengerade Zahlengerade lückenlos aus. lückenlos aus. Dies Diesist istdie dieelementarste, elementarste,aber aberwichtigste wichtigsteVorstellung. Vorstellung. Wir Wirstellen, stellen,dass dasssich sich an anjeder jederStelle Stelleder der Zahlengeraden Zahlengeraden eine eine Zahl Zahl befindet. befindet. Wenn Wennwir wirmit miteinem einemunendlich unendlichdünnen dünnenMesser Messerdie dieZahlengerade Zahlengerade anschneiden, haben wir eine reelle Zahl getroffen. anschneiden, haben wir eine reelle Zahl getroffen. Mit Mitanderen anderenWorten: Worten:Die Diereelle reelleZahlengerade Zahlengeradehat hatkeine keineLücke. Lücke. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 4 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 2 2 2. 2.Beschreibung Beschreibungdurch durchDezimalbrüche Dezimalbrüche Die Diereellen reellenZahlen Zahlensind sindgenau genaudie dieDezimalbrüche. Dezimalbrüche. Dezimalbrüche können endlich, periodisch Dezimalbrüche können endlich, periodischoder odernichtperiodisch nichtperiodischsein. sein. Endliche Endliche(abbrechende) (abbrechende)Dezimalbrüche Dezimalbrüchesind sindzum zumBeispiel Beispiel 3,14; 3,14; 2458493; 56568439,35. 2458493; 56568439,35. Bei Beiperiodischen periodischenDezimalbrüchen Dezimalbrüchenwiederholt wiederholtsich sichab abeiner einergewissen gewissen Stelle eine gewisse Ziffernfolge ständig. Beispiel: 24,9 456 456 Stelle eine gewisse Ziffernfolge ständig. Beispiel: 24,9 456 456456... 456... Wir Wirnotieren notierendies dieswie wie üblich üblichauch auchso: so: 24,9 24,9456 456.. Ein Einnichtperiodischer nichtperiodischerDezimalbruch Dezimalbruchist isteiner, einer,der derkeine keinePeriode Periodehat. hat. Zum ZumBeispiel Beispielsind sind √2 √2 und und ππ keine keine periodischen periodischen Dezimalbrüche. Dezimalbrüche. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 5 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Weitere WeitereBeschreibungen Beschreibungen Wir Wirwerden werdenweitere weitereBeschreibungen Beschreibungender derreellen reellenZahlen Zahlenangeben: angeben: als Grenzwerte von Folgen, durch „Dedekindsche Schnitte“ als Grenzwerte von Folgen, durch „Dedekindsche Schnitte“und und durch durchdie dieSupremumseigenschaft. Supremumseigenschaft. Dazu Dazubrauchen brauchenwir wiraber abernoch nocheinige einigeVorbereitungen. Vorbereitungen. Bereits Bereitsjetzt jetztkönne könnewir wiraber aberbeweisen, beweisen,dass dasses esüberabzählbar überabzählbarviele viele reelle Zahlen gibt! reelle Zahlen gibt! © Beutelspacher Mai 2005 Seite 6 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 3 3 3.2 3.2Wie Wieviele vielereelle reelleZahlen Zahlengibt gibtes? es? Wir Wirwissen: wissen:die dieMengen Mengen ZZ und und QQ sind sindgleichmächtig gleichmächtigzu zu NN sind. sind. Ist auch R gleichmächtig zu N? Ist auch R gleichmächtig zu N? Oder Oderbesitzt besitzt RR wesentlich wesentlichmehr mehrElemente Elementeals als N? N? Es Esist isteine eineder dergroßen großenLeistungen Leistungenvon vonGeorg GeorgCantor Cantor(1845 (1845 --1918), 1918), des desErfinders Erfindersder derMengentheorie, Mengentheorie,bewiesen bewiesenzu zuhaben, haben,dass dass RR wesentlich wesentlichmehr mehrElemente Elementewie wie NN enthält: enthält:Es Esgibt gibtkeine keineMöglichkeit, Möglichkeit, die reellen Zahlen zu nummerieren! die reellen Zahlen zu nummerieren! Wir Wirbezeichnen bezeichnendie dieMenge Mengeder derreellen reellenZahlen Zahlenzwischen zwischen 00 (einschließlich) (einschließlich)und und 11 (ausschließlich) (ausschließlich)mit mitdem demSymbol Symbol [0, [0,1). 1). Man Mannennt nenntdies diesein ein „haboffenes „haboffenesIntervall“; Intervall“;dazu dazuspäter. später. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 7 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Überabzählbarkeit Überabzählbarkeitvon von RR 3.2.1 3.2.1Satz Satz(Cantor). (Cantor). Es Esgibt gibtkeine keinebijektive bijektiveAbbildung Abbildungvon von NN auf auf [0,1). Das heißt: Die reellen Zahlen zwischen 0 und 1 sind nicht [0,1). Das heißt: Die reellen Zahlen zwischen 0 und 1 sind nicht abzählbar. abzählbar. Erst Erstrecht rechtist istdie dieMenge Mengealler allerreellen reellenZahlen Zahlennicht nichtabzählbar! abzählbar! Beweis. Beweis. („Cantorsches („CantorschesDiagonalverfahren“) Diagonalverfahren“) Der Beweis erfolgt durch Der Beweis erfolgt durchWiderspruch. Widerspruch. Wir Wirnehmen nehmenan, an,dass dasssich sichdie diereellen reellenZahlen Zahlenzwischen zwischen 00 und und 11 abzählen lassen. abzählen lassen. Es Esgibt gibtalso alsoeine eineerste erstereelle reelleZahl Zahl r1r1,,eine einezweite zweite r2r2,,eine einedritte dritte r3r3,, usw. usw. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 8 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 4 4 Erster ErsterTrick Trick Erster ErsterTrick: Trick:Wir Wirschreiben schreibendie dieZahlen Zahlenzwischen zwischen 00 und und 11 inindieser dieser Reihenfolge als Dezimalbrüche auf! Reihenfolge als Dezimalbrüche auf! rr1 ==0, 0,aa1111aa1212aa1313aa1414aa1515aa1616... ... 1 r2r ==0, a a a a a a ... 0, a21 a22 a23 a24 a25 a26 ... 2 21 22 23 24 25 26 rr3 ==0, 0,aa3131aa3232aa3333aa3434aa3535aa3636... ... 3 r4r ==0, a a a a a a ... 0, a41 a42 a43 a44 a45 a46 ... 4 41 42 43 44 45 46 rr5 ==0, 0,aa5151aa5252aa5353aa5454aa5555aa5656... ... 5 ... ... Beispiel: Beispiel:Wenn Wenn r1r1==0, 0,0925378929 0925378929 ist, ist,so soist ist aa1111==0, 0,aa1212==9, 9,aa1313== 22 usw. usw.Die Dievierte vierteNachkommastelle Nachkommastellevon von r7r wird wirdmit mit aa74 bezeichnet. bezeichnet. 7 74 © Beutelspacher Mai 2005 Seite 9 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Zweiter ZweiterTrick Trick Zweiter ZweiterTrick Trick(genial!): (genial!):Wir Wirkonstruieren konstruiereneine einereelle reelleZahl Zahl tt zwischen zwischen 00 und 1, die nicht in dieser Liste vorkommt! und 1, die nicht in dieser Liste vorkommt! Dies Diesist istein einWiderspruch, Widerspruch,denn denndie dieobige obigeListe Listesoll solljajaalle allereellen reellen Zahlen zwischen 0 und 1 enthalten. Zahlen zwischen 0 und 1 enthalten. Konstruktion Konstruktion von von t:t: Die Die Zahl Zahl nach dem Komma die Stellen nach dem Komma die Stellen tt hat hat eine eine Null Null vor vor dem dem Komma Komma und und bb1,, bb2,, bb3,,... ... 1 2 3 Für Fürdie dieZiffer Ziffer bb11 ist istnur nurverboten, verboten,dass dasssie siegleich gleich aa1111 ist. ist.Also Also unterscheidet sich t wenigstens an der ersten Nachkommastelle unterscheidet sich t wenigstens an der ersten Nachkommastelle von von r1r1..Somit Somitist istsicher sicher tt ≠≠r1r1.. Die DieZiffer Ziffer bb22 darf darfnicht nichtgleich gleich aa2222 sein. sein.Daher Daherunterscheidet unterscheidetsich sich tt jedenfalls an der zweiten Nachkommastelle von r ; somit ist jedenfalls an der zweiten Nachkommastelle von 2r ; somit ist tt≠≠ r2r .. 2 2 © Beutelspacher Mai 2005 Seite 10 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 5 5 Der DerWiderspruch Widerspruch Und Undso soweiter: weiter:Die DieZiffer Ziffer bbi i wird wirdso sogewählt, gewählt,dass dass Dann unterscheidet sich t an der i-ten Stelle Dann unterscheidet sich t an der i-ten Stellevon von bbi ≠≠ aaii ist. i ii ist. rir,,also alsoist isttt≠≠ rir.. i i So Soerhalten erhaltenwir wireine einereelle reelleZahl Zahl tt==0, 0,bb11bb22bb33... ... zwischen zwischen00und und1. 1. Behauptung: Behauptung:Die DieZahl Zahl tt steht stehtnicht nichtininobiger obigerListe! Liste! Warum? Wenn t auf der Liste wäre, müsste t gleich Warum? Wenn t auf der Liste wäre, müsste t gleicheiner einerZahl Zahlrir sein. sein. i Wir Wirhaben habenaber aberschon schongesehen, gesehen,dass dassdies dies(wegen (wegen bbi i≠≠ aaii)ii)nicht nichtder der Fall sein kann. Fall sein kann. Widerspruch! Widerspruch!Dieser DieserWiderspruch Widerspruchkommt kommtvon vonder derAnnahme Annahmeher. her. Also ist die Annahme falsch. Also ist die Annahme falsch. Daher Daherist istdie dieMenge Menge [0, [0,1) 1) nicht nichtabzählbar. abzählbar. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 11 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Folgerungen Folgerungen Definition: Definition:Eine Eineunendliche unendlicheMenge Mengeheißt heißtüberabzählbar, überabzählbar,wenn wennsie sie nicht abzählbar ist. Wenn eine Menge überabzählbar ist, hat sie also nicht abzählbar ist. Wenn eine Menge überabzählbar ist, hat sie also eine einehöhere höhereStufe Stufeder derUnendlichkeit Unendlichkeitals alseine eineabzählbare abzählbareMenge. Menge. 3.2.2 3.2.2Folgerung. Folgerung.Die DieMenge Menge RRder derreellen reellenZahlen Zahlenist istüberabzählbar. überabzählbar. 3.2.3 3.2.3Folgerung. Folgerung.Es Esgibt gibtunendlich unendlichviele, viele,sogar sogar überabz überabzählbar ählbarviele viele irrationale Zahlen! irrationale Zahlen! Beweis. Beweis. Wenn Wenndie dieMenge Mengeder derirrationalen irrationalenZahlen Zahlenabzählbar abzählbar wäre, wäre, dann wäre auch R abzählbar, denn die Vereinigung von zwei dann wäre auch R abzählbar, denn die Vereinigung von zwei abzählbaren abzählbarenMengen Mengenist istwieder wiederabzählbar: abzählbar:Widerspruch! Widerspruch! Also Alsomuss mussdie dieMenge Mengeder derirrationalen irrationalenZahlen Zahlen überabzählbar überabzählbarsein. sein. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 12 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 6 6 3.3 3.3Folgen Folgen Definition: Definition: Eine EineFolge Folgereeller reellerZahlen Zahlenist isteine eine(unendliche) (unendliche)Folge Folge aa11,, aa2,, aa3,,... ...von vonreellen reellenZahlen Zahlen aai.. 2 3 i Beispiele: Beispiele: 1, 1,2, 2,3, 3,4, 4,5, 5,... ... 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1,... ... 11–1, –1,1, 1,–1, –1,1, 1,–1, –1,1, 1,... ... 1, 1/2, 1/3, 1/4, ... 1, 1/2, 1/3, 1/4, ... 3, 3,1, 1,4, 4,1, 1,5, 5,9, 9,... ... © Beutelspacher Mai 2005 Seite 13 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Schreibweisen Schreibweisenfür fürFolgen Folgen Für Fürdie dieFolge Folge aa11,, aa22,, aa33,,... ...schreiben schreibenwir wirauch auch (a (ann)) oder oder (a (ann)n∈N )n∈N.. Beispiele: Beispiele: (n) , (n)n∈N n∈N , (1) (1)n∈N ,, n∈N n+1 ((–1) ((–1)n+1)n∈N )n∈N (1/ ) . (1/n n∈N ) . n n∈N Eine EineFolge Folgemuss mussnicht nichtmit mitder derNummer Nummer 11 beginnen; beginnen; auch (a ) ist eine Folge. auch (an n) ≥ 5 ist eine Folge. n n≥5 © Beutelspacher Mai 2005 Seite 14 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 7 7 Schreibweise Schreibweise Die Dieeinzige einzigeRegel: Regel:Für Fürjedes jedes nn muss mussklar klarsein, sein,was was aann ist! ist! Eine EineFolge Folgekann kanndurch durch eine eineFormel Formelangegeben angegebenwerden. werden. Man Mankann kannaber aberauch auch zwei zwei(oder (odermehrere) mehrere)Formeln Formelnverwenden: verwenden: aan ==1, 1,falls falls nn ungerade ungeradeist ist n aan == –n, falls n gerade ist. –n, falls n gerade ist. n Man Mankann kanneine eineFolge Folgeaber aberauch auch verbal verbal beschreiben: beschreiben: 2 aan ist n 2 , falls n eine Primzahl ist; ist n , falls n eine Primzahl ist; n sonst sonstist ist aann==1, 1, es essei seidenn denn nn==2005; 2005;inindiesem diesemFall Fallist ist aann gleich gleichder derAnzahl Anzahlder der Hörer der WGMS IV. Hörer der WGMS IV. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 15 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Konvergente KonvergenteFolgen: Folgen:Die DieVorstellung Vorstellung Wichtig Wichtig und und zentral zentral für fürdie dieAnalysis Analysisist istder derKonvergenzbegriff. Konvergenzbegriff. Vorstellung: Vorstellung:Eine EineFolge Folgekonvergiert, konvergiert,wenn wenndie dieFolgenglieder Folgengliedereiner einer gewissen Zahl (dem „Grenzwert“) beliebig nahe kommen. gewissen Zahl (dem „Grenzwert“) beliebig nahe kommen. Diese Dieseintuitive intuitiveVorstellung Vorstellungwollen wollenwir wirpräzisieren. präzisieren. Beispiele: Beispiele: konvergent konvergentJ J nicht konvergent nicht konvergentL L 1, 1,1/2, 1/2,1/3, 1/3,1/4, 1/4,... ... 1, –1, 1, –1, 1, –1, 1, –1, 1, –1, 1, –1,1, 1,... ... 1000, 1000,100.000, 100.000,1.000.000, 1.000.000,1, 1,1/2, 1/2,1/3, 1/3,1/4, 1/4,... ...konvergent konvergentJ J 1, 1/2, 1, 1/3, 1, 1/4, 1, 1/5, 1, 1/6, 1, 1/7, ... nicht konvergent 1, 1/2, 1, 1/3, 1, 1/4, 1, 1/5, 1, 1/6, 1, 1/7, ... nicht konvergentL L 1, 1,–1/2, –1/2,1/4, 1/4,–1/8, –1/8,1/16, 1/16,–1/32, –1/32,... ... konvergent konvergentJ J © Beutelspacher Mai 2005 Seite 16 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 8 8 Konvergente KonvergenteFolgen: Folgen:Beschreibungen Beschreibungen Was Wasbedeutet bedeutet„konvergent“? „konvergent“?Wir Wirbeschreiben beschreibendieses diesesPhänomen Phänomen ininsechs Schritten mit zunehmender mathematischer Präzision. sechs Schritten mit zunehmender mathematischer Präzision. Sei Sei (a (ann)) eine eineFolge Folge und und aa eine einereelle reelleZahl. Zahl. 0. 0.Beschreibung. Beschreibung. Eine Eine Folge Folge von von Punkten Punkten der der Zahlengerade Zahlengerade nähert nähert sich „immer mehr“ einem Punkt. sich „immer mehr“ einem Punkt. 1. 1.Beschreibung. Beschreibung. Eine EineFolge Folgekonvergiert, konvergiert,wenn wennsie sieeinen einen „Grenzwert“ „Grenzwert“ hat. hat. 2. 2.Beschreibung. Beschreibung. Die DieFolge Folge(a (ann))konvergiert konvergiertgegen gegenden denGrenzwert Grenzwert a, a, wenn die Folgenglieder a mit wachsendem n der Zahl a immer wenn die Folgenglieder an mit wachsendem n der Zahl a immer n näher näherkommen. kommen. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 17 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Definition Definition 3. 3.Beschreibung. Beschreibung. Die DieFolge Folge(a (ann))konvergiert konvergiertgegen gegenden denGrenzwert Grenzwert a, a, wenn wennininjeder jedernoch nochso sokleinen kleinen „Umgebung“ „Umgebung“ von von aa fast fastalle alle Folgenglieder Folgenglieder aann liegen. liegen. 4. 4.Beschreibung Beschreibung(und (undschon schonfast fastdie dieformale formaleDefinition): Definition):Die DieFolge Folge (a (an)) konvergiert konvergiertgegen gegenden denGrenzwert Grenzwert a, a,wenn wennfür fürjedes jedes(noch (nochso so n kleine) kleine) εε>>00 ab abeiner einergewissen gewissenNummer Nummer NN alle alle Folgenglieder Folgenglieder höchsten den Abstand ε von a haben. höchsten den Abstand ε von a haben. 5. 5. Beschreibung Beschreibung (die (die formale formale Definition): Definition): Die DieFolge Folge (a (ann)) konvergiert konvergiert gegen eine reelle Zahl a (ihren Grenzwert), wenn es für jede gegen eine reelle Zahl a (ihren Grenzwert), wenn es für jedereelle reelle Zahl Zahl εε>>00 eine eineNummer Nummer NN gibt, gibt,so sodass dassfür füralle alle Folgenglieder Folgenglieder aann mit mit nn ≥≥NN die dieUngleichung Ungleichung a an–a –a<< εε gilt. gilt. n © Beutelspacher Mai 2005 Seite 18 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 9 9 Beispiele Beispiele (a) (a) Die DieFolge Folge (1/n) (1/n) konvergiert konvergiertund undhat hatden denGrenzwert Grenzwert aa==0. 0. Denn Dennfür füralle alle εε>>00 existiert existiertein ein NN mit mit 1/N 1/N<<ε.ε.Dann Danngilt gilt 1/N 1/N––0 0==1/N 1/N ––00==1/N 1/N<<εε Erst Erstrecht rechtgilt giltdann dannfür füralle alle nn ≥≥N: N: 1/n 1/n––0 0==1/n 1/n ––00==1/n 1/n<<1/N 1/N<<ε.ε. (b) (b) Die DieFolge Folge ((n–1)/n) ((n–1)/n) konvergiert konvergiertund undhat hatden denGrenzwert Grenzwert 1. 1. Denn sei ε > 0 beliebig. Dann existiert ein N mit 1/N < ε. Also Denn sei ε > 0 beliebig. Dann existiert ein N mit 1/N < ε. Alsoist ist (N–1)/N (N–1)/N––1 1== –1/N –1/N== 1/N 1/N==1/N 1/N<<ε.ε. Dann gilt auch für alle n ≥ N: Dann gilt auch für alle n ≥ N: (n–1)/n (n–1)/n––1 1== –1/n –1/n== 1/n 1/n==1/n 1/n ≤≤1/N 1/N<< ε.ε. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 19 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Wann Wannkonvergiert konvergierteine eineFolge Folgenicht? nicht? Auch Auchdas daswerden werdenwir wirauf aufverschiedenen verschiedenenSprachebenen Sprachebenenbeschreiben. beschreiben. 1. 1.Beschreibung: Beschreibung: Eine EineFolge Folge konvergiert konvergiertnicht, nicht,wenn wennsie siekeinen keinen Grenzwert hat. Grenzwert hat. 2. 2.Beschreibung: Beschreibung: Die DieFolge Folge (a (ann)) konvergiert konvergiert nicht, nicht,wenn wennes eskeine keine reelle Zahl gibt, der die Folgenglieder an mit wachsendem n reelle Zahl gibt, der die Folgenglieder an mit wachsendem n immer immernäher näherkommen. kommen. 3. 3.Beschreibung: Beschreibung: Die DieFolge Folge (a (ann)) konvergiert konvergiertnicht, nicht,wenn wennes esfür fürjede jede Zahl a eine kleine „Umgebung“ von a gibt, so dass außerhalb Zahl a eine kleine „Umgebung“ von a gibt, so dass außerhalb unendlich unendlichviele vieleFolgenglieder Folgenglieder an an liegen. liegen. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 20 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 10 10 Formale FormaleBeschreibung Beschreibung 4. 4.Beschreibung: Beschreibung: Die DieFolge Folge (a (ann)) konvergiert konvergiertnicht, nicht,wenn wennes esfür fürjede jede reelle Zahl a ein ε > 0 gibt, so dass unendlich viele Folgenglieder reelle Zahl a ein ε > 0 gibt, so dass unendlich viele Folgenglieder aan außerhalb der ε-Umgebung von a liegen. n außerhalb der ε-Umgebung von a liegen. 5. 5.Beschreibung Beschreibung(formal): (formal): Die DieFolge Folge (a (ann)) konvergiert konvergiertnicht, nicht,wenn wennes es für alle reellen Zahlen a ein ε > 0 gibt, so dass für jede Nummer für alle reellen Zahlen a ein ε > 0 gibt, so dass für jede Nummer NN gilt: gilt: Es Esgibt gibtein einFolgenglied Folgenglied aann mit mit nn ≥≥N, N,für fürdas dasdie dieUngleichung Ungleichung a ann–a –a>> εε gilt. gilt. Wenn Wenneine eineFolge Folgenicht nichtkonvergiert, konvergiert,sagt sagtman manauch, auch,sie sie divergiert. divergiert. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 21 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Beispiele Beispiele (a) (a) Die DieFolge Folge 1, 1,2, 2,3, 3,4, 4,5, 5,... ...divergiert divergiert(konvergiert (konvergiertnicht). nicht). Denn Dennwir wirwählen wählen εε==1. 1.Dann Dannhaben habenfür fürjede jedereelle reelleZahl Zahl aa unendlich unendlich viele Folgenglieder einen Abstand größer als ε (= 1) von a. viele Folgenglieder einen Abstand größer als ε (= 1) von a. Dies Diessind sindalle alleFolgenglieder, Folgenglieder,die diegrößer größerals als a+1 a+1 oder oder kleiner kleinerals als a–1 a–1 sind. sind. (b) (b) Die DieFolge Folge 1, 1,–1, –1,1, 1,–1, –1,1, 1,... ... konvergiert konvergiertnicht. nicht. Denn ählen fü Denn wir wir ww ählen εε == 1/4. 1/4. Dann Dann haben haben ü frr jede jede reelle reelle Zahl Zahl aa die die Folgenglieder 1 oder die Folgenglieder –1 einen Abstand > 1/4. Folgenglieder 1 oder die Folgenglieder –1 einen Abstand > 1/4. Also Alsokann kannkeine keineZahl Zahl aa ein einGrenzwert Grenzwertdieser dieserFolge Folgesein. sein. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 22 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 11 11 Cauchy-Folge Cauchy-Folge Frage: Frage: Kann Kannman mandie dieKonvergenz Konvergenzeiner einerFolge Folgeauch aucherkennen, erkennen, wenn man den Grenzwert nicht kennt? wenn man den Grenzwert nicht kennt? Definition. Definition.Sei Sei (a (ann)) eine eineFolge. Folge.Man Mansagt, sagt,dass dass (a (ann)) eine eine CauchyCauchyFolge ist bzw. dass die Verdichtungseigenschaft gilt, wenn es Folge ist bzw. dass die Verdichtungseigenschaft gilt, wenn esfür für jedes jedes(noch (nochso sokleine) kleine) εε>>00 eine eineNummer Nummer NNso sogibt, gibt,dass dassfür füralle alle Folgenglieder an und am mit n, m ≥ N die Ungleichung Folgenglieder an und am mit n, m ≥ N die Ungleichung a ann–a –ann<< εε gilt. gilt.(A.-L. (A.-L.Cauchy, Cauchy,franz.Mathematiker, franz.Mathematiker,1789 1789 ––1857) 1857) Vorstellung: Vorstellung:„Späte „SpäteGlieder“ Glieder“ der derFolge Folgekommen kommensich sichimmer immernäher. näher. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 23 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Konvergente KonvergenteFolgen Folgensind sindCauchy-Folgen Cauchy-Folgen 3.3.1 3.3.1Satz. Satz.Jede Jedekonvergente konvergenteFolge Folgeist isteine eineCauchy-Folge. Cauchy-Folge. Beweis. Beweis. Sei Sei (a (ann)) eine einekonvergente konvergenteFolge Folgemit mitGrenzwert Grenzwert a. a. Idee: Idee: Da Dasich sichspäte späteGlieder Gliederder derFolge Folgeimmer immerweniger wenigervom vomGrenzwert Grenzwert unterscheiden, können sich diese Glieder auch untereinander unterscheiden, können sich diese Glieder auch untereinandernicht nicht stark starkunterscheiden. unterscheiden.Genauer Genauergesagt: gesagt:Der DerAbstand Abstandzweier zweier Folgenglieder a , a kann höchstens doppelt so groß Folgenglieder an , am kann höchstens doppelt so großsein seinwie wieder der n m Abstand Abstandvon von aann bzw. bzw. aamm von von a.a. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 24 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 12 12 Beweis Beweis Dies Diesbeschreiben beschreibenwir wirnun nungenauer: genauer: Sei ε eine beliebige reelle Sei ε eine beliebige reelleZahl Zahl>>0. 0. Wir Wirwenden wendendie dieDefinition Definitionder derKonvergenz Konvergenzvon von (a (ann)) auf auf ε/2 ε/2 an. an. Dann Danngibt gibtes eseine eineNummer Nummer N, N,so sodass dassfür füralle alle Folgenglieder Folgenglieder aann mit mit nn≥≥NN die Ungleichung a –a < ε/2 gilt. die Ungleichung an –a < ε/2 gilt. n Seien Seiennun nun n,m n,m≥≥N. N.Dann Danngilt: gilt: a ann–a –amm≤≤a ann–a –a++a–a a–amm<<ε/2 ε/2++ε/2 ε/2==ε.ε. Also Alsogilt giltdie dieVerdichtungseigenschaft. Verdichtungseigenschaft.Somit Somitist ist (a (ann))eine eineCauchyCauchyFolge. Folge. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 25 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Vollständigkeit Vollständigkeitvon von RR Mit MitCauchy-Folgen Cauchy-Folgenkann kannman mannicht nichtnur nurkonvergente konvergenteFolgen Folgen beschreiben, deren Grenzwert man nicht kennt, sondern beschreiben, deren Grenzwert man nicht kennt, sondernauch auch solche, solche,von vondenen denenes esden denGrenzwert Grenzwert––bislang bislang––gar garnicht nichtgibt. gibt. Man Mankann kanndie diereellen reellenZahlen Zahlenauch auchso soeinführen, einführen,dass dassman manfordert, fordert, dass jede Cauchy-Folge konvergiert. Man spricht von der dass jede Cauchy-Folge konvergiert. Man spricht von der Vollständigkeit Vollständigkeitder derreellen reellenZahlen. Zahlen. Dies Diessoll sollim imfolgenden folgendengeschehen. geschehen. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 26 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 13 13 3.4 3.4Was Wassind sindreelle reelleZahlen ZahlenIIII Wir Wirwerden werdenjetzt jetztnoch nochdrei dreimathematische mathematischeBeschreibungen Beschreibungender der entscheidenden Eigenschaften der reellen Zahlen angeben. entscheidenden Eigenschaften der reellen Zahlen angeben. Alle Alledrei dreiBeschreibungen Beschreibungensind sindmathematisch mathematischgleichwertig, gleichwertig,aber aberaus aus begrifflicher begrifflichersicht sichtunterschiedlich unterschiedlichschwierig schwierigzu zuverstehen. verstehen. Wir Wirfordern forderndrei dreiverschiedene verschiedeneDinge Dingevon vonden denreellen reellenZahlen: Zahlen:Man Man soll sollwie wiegewohnt gewohntmit mitihnen ihnenrechnen rechnenkönnen, können,sie siesollen sollensinnvoll sinnvoll bezüglich bezüglich << geordnet geordnetsein seinund undsie siesollen sollen „lückenlos“ „lückenlos“sein. sein. Grundforderung: Grundforderung: Die Diereellen reellenZahlen Zahlensollen sollenmit mit ++ und und ⋅ ⋅ einen einen Körper bilden. Körper bilden. Das Dasheißt: heißt:Man Mankann kannmit mit ++ und und ⋅ ⋅ wie wieüblich üblichrechnen. rechnen. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 27 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Vollständigkeit Vollständigkeit 3. 3.Beschreibung: Beschreibung: Die DieMenge Mengeder derreellen reellenZahlen Zahlenist istvollständig. vollständig. Das bedeutet, dass jede Cauchy-Folge in R konvergiert. Das bedeutet, dass jede Cauchy-Folge in R konvergiert. Die DieBedeutung Bedeutungdieses diesesAxioms Axiomsist istfür füruns unsim imAugenblick Augenblicknoch nochkaum kaum abschätzbar. Tatsache ist, dass die Analysis ohne dieses (oder abschätzbar. Tatsache ist, dass die Analysis ohne dieses (oderein ein äquivalentes) äquivalentes)Axiom Axiomnicht nichtfunktionieren funktionierenwürde. würde. Damit Damitsind sindnicht nichtnur nurdie dieGrenzwerte Grenzwerteder derkonvergenten konvergentenFolgen Folgenreelle reelle Zahlen, sondern umgekehrt: Wir fordern, dass jede Folge, die Zahlen, sondern umgekehrt: Wir fordern, dass jede Folge, die konvergieren konvergierenkönnte könnte(Cauchy (Cauchy-Folge) -Folge)auch auchtatsächlich tatsächlichkonvergiert! konvergiert! Mit Mitanderen anderenWorten: Worten:Die Diemeisten meistenreellen reellenZahlen Zahlenexistieren existieren (zunächst) (zunächst)nur nurals alsGrenzwerte Grenzwertevon vonCauchy-Folgen. Cauchy-Folgen. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 28 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 14 14 Anordnung Anordnung Auf Auf RR gibt gibtes eseine eineRelation Relation << mit mitfolgenden folgendenEigenschaften: Eigenschaften: –– Für Fürjejezwei zweireelle reelleZahlen Zahlen aa und und bb gilt gilt aa<<b, b,aa==bb oder oder aa >>b. b. –– Wenn Wennfür fürdrei dreireelle reelleZahlen Zahlen a, a,bb und und cc gilt gilt aa<<bb und und bb<<c,c,so so gilt gilt auch a < c. (Transitivität von „<“.) auch a < c. (Transitivität von „<“.) –– Seien Seien aa und und bb reelle reelle Zahlen Zahlen mit mit aa << b. b. Dann Dann gilt gilt für für jede jede reelle reelle Zahl r: a + r < b + r Zahl r: a + r < b + r –– Ferner Fernergilt giltfür fürjede jede positive positivereelle reelleZahl Zahl r:r: a⋅r a⋅r<<b⋅r. b⋅r. –– Für Fürjede jedenegative negativereelle reelleZahl Zahl rr gilt: gilt: a⋅r a⋅r>>b⋅r. b⋅r. (Monotoniegesetze für Addition und Multiplikation) (Monotoniegesetze für Addition und Multiplikation) © Beutelspacher Mai 2005 Seite 29 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Dedekindscher DedekindscherSchnitt Schnitt Durch Durchjede jedereelle reelleZahl Zahl ss kann kannman mandie dieMenge Menge RR inin„zwei „zweiHälften“ Hälften“ AA und B zerschneiden. Dazu definieren wir und B zerschneiden. Dazu definieren wir AA=={r{r ∈∈RR| | rr<<s} s} und und BB=={r{r ∈∈RR| | rr≥≥s}. s}. Dann Dannhaben habendie dieMengen Mengen AA und und BB folgende folgendeEigenschaften: Eigenschaften: •• AA und und BB sind sindnicht nichtleer. leer. •• AA∪∪BB==R. R. •• Für Füralle alle aa ∈∈AA und undalle alle bb ∈∈BB gilt gilt aa<<b. b. Jedes JedesPaar Paar A, A,BB von vonMengen Mengenreeller reellerZahlen Zahlenmit mitdiesen diesen Eigenschaften Eigenschaftenheißt heißtein ein Schnitt Schnitt(auch: (auch:Dedekindscher DedekindscherSchnitt); Schnitt); Richard RichardDedekind Dedekind(1831 (1831 --1916). 1916). © Beutelspacher Mai 2005 Seite 30 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 15 15 Beispiel Beispiel Bei Beieinem einemSchnitt, Schnitt,der derso sokonstruiert konstruiertist, ist, heißt s die Trennungszahl. heißt s die Trennungszahl. Beispiel: Beispiel:Im ImFalle Falle ss== √2 √2 geben gebenwir wireinige einigeElemente Elementevon von AA und und BB an: an: –10; –10;1; 1;1,3; 1,3;1,4; 1,4;1,41 1,41 ∈∈A, A, 1,42; 1,42;1,415 1,415 ∈∈B. B. Ein EinSchnitt Schnitthat hatpraktische praktischeKonsequenzen: Konsequenzen:Jede JedeZahl, Zahl,die dieinin AA oder oder BB liegt, ist eine untere bzw. obere Abschätzung der Zahl s. liegt, ist eine untere bzw. obere Abschätzung der Zahl s. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 31 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Schnittaxiom Schnittaxiom 4. 4.Beschreibung: Beschreibung: Jeder JederSchnitt Schnittbesitzt besitztgenau genaueine eineTrennungszahl. Trennungszahl. Das Dasheißt: heißt:Wenn Wennimmer immerwir wirnichtleere nichtleereMengen Mengen AA und und BB finden, finden, die zusammen alle reellen Zahlen enthalten und die Eigenschaft die zusammen alle reellen Zahlen enthalten und die Eigenschaft haben, haben,dass dassjedes jedesElement Elementaus aus AA kleiner kleinerist istals alsjedes jedesElement Elementaus aus B, B,dann danngibt gibtes eseine einereelle reelleZahl Zahl s,s,so sodass dass AA und und BB durch durch Trennung Trennungder derMenge Mengeder derreellen reellenZahlen Zahlenan ander derSchnittzahl Schnittzahl ss entstehen! entstehen! Das DasSchnittaxiom Schnittaxiomist istdie diemathematisch mathematischpräzise präziseFormulierung Formulierungder der anschaulichen Vorstellung, dass an jeder Stelle („wo immer man anschaulichen Vorstellung, dass an jeder Stelle („wo immer man durchschneidet“) durchschneidet“)der derZahlengerade Zahlengeradeeine einereelle reelleZahl Zahlliegt. liegt. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 32 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 16 16 Obere ObereSchranke Schranke Definition. Definition.Sei Sei M M eine eineMenge Mengereeller reellerZahlen. Zahlen.Eine Einereelle reelleZahl Zahl aa heißt heißteine eine obere obereSchranke Schranke von von M, M,falls fallsgilt gilt aa≥≥m m für füralle alle m m∈∈M. M. M M heißt heißtnach nachoben obenbeschränkt, beschränkt,falls falls M M eine eineobere obereSchranke Schrankehat. hat. Beispiele: Beispiele: (a) (a)Die DieMenge Menge M M=={1, {1,1/2, 1/2,1/3, 1/3,...} ...}ist istnach nachoben oben beschränkt; obere Schranken sind z.B. 1, 5, 10000000 beschränkt; obere Schranken sind z.B. 1, 5, 10000000usw. usw. (b) (b)Die DieMenge Menge NN=={0, {0,1, 1,2, 2,3, 3,...} ...} ist istnicht nichtnach nachoben obenbeschränkt. beschränkt. Ebenso Ebensosind sind Z, Z,R, R,QQ nicht nichtnach nachoben obenbeschränkt. beschränkt. (c) (c)Jede Jedeendliche endlicheMenge Menge M M ist istnach nachoben obenbeschränkt: beschränkt:Das Dasgrößte größte Element (Maximum) von M ist eine obere Schranke. (Achtung: Element (Maximum) von M ist eine obere Schranke. (Achtung: unendliche unendlicheMengen Mengenhaben habenmeist meistkein keingrößtes größtesElement!) Element!) © Beutelspacher Mai 2005 Seite 33 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Untere UntereSchranke Schranke Definition. Definition.Eine Einereelle reelleZahl Zahl aa heißt heißteine eine untere untereSchranke Schranke von von M, M, falls gilt falls gilt aa≤≤m m für füralle alle m m∈∈M. M. Die DieMenge Menge M M heißt heißtnach nachunten untenbeschränkt, beschränkt,falls falls M M eine eineuntere untere Schranke besitzt. Schranke besitzt. Beispiele: Beispiele: (a) (a)Die DieMenge Menge M M=={1, {1,1/2, 1/2,1/3, 1/3,...} ...}ist istnach nachunten unten beschränkt; untere Schranken sind zum Beispiel 0, –1, beschränkt; untere Schranken sind zum Beispiel 0, –1,–1000 –1000 usw. usw. (b) Die Menge N = {0, 1, 2, 3, ...} ist nicht nach unten beschränkt. (b) Die Menge N = {0, 1, 2, 3, ...} ist nicht nach unten beschränkt. Aber Aber Z, Z,R, R,QQ sind sindnicht nichtnach nachunten untenbeschränkt. beschränkt. (c) (c)Jede Jedeendliche endlicheMenge Mengeist istnach nachunten untenbeschränkt: beschränkt:Das Daskleinste kleinste Element Element(Minimum) (Minimum)von von M M ist isteine eineuntere untereSchranke. Schranke. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 34 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 17 17 Supremum Supremum Es Esist istkeine keineKunst, Kunst,große großeobere obereSchranken Schrankenzu zufinden; finden;die dieKunst Kunstist, ist, möglichst kleine obere Schranken zu finden. möglichst kleine obere Schranken zu finden. Definition. Definition.Eine Einereelle reelleZahl Zahl ss heißt heißtkleinste kleinsteobere obereSchranke Schranke (Supremum) (Supremum)von von M, M,falls falls (1) (1) (2) (2) ss eine eineobere obereSchranke Schrankevon von M M ist, ist,und und ss die kleinste obere Schranke von die kleinste obere Schranke von M M ist. ist. Die DieBedingung Bedingung(2) (2)heißt, heißt,dass dasskeine keineZahl Zahl s's'<<ss eine eineobere obere Schranke von M ist. Technisch ausgedrückt: Für jede Schranke von M ist. Technisch ausgedrückt: Für jedereelle reelleZahl Zahl s's' <<ss gibt gibtes esein ein m m∈∈M M mit mit s's'<<m. m.(Das (DasElement Element m m ist istein ein „Zeuge“ „Zeuge“ dafür, dass s' keine obere Schranke ist.) dafür, dass s' keine obere Schranke ist.) Wir Wirschreiben schreibenauch auch ss==sup(M). sup(M). © Beutelspacher Mai 2005 Seite 35 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Beispiel Beispiel Das DasSupremum Supremumder derMenge Menge M M=={9/10, {9/10,99/100, 99/100,999/1000, 999/1000,...} ...} ist ist 1.1. Denn Denn(1) (1)ist ist 11 eine eineobere obereSchranke Schrankevon von M. M. Zum Nachweis der Bedingung (2) betrachten Zum Nachweis der Bedingung (2) betrachtenwir wireine einebeliebige beliebige reelle reelleZahl Zahl s's'<<1. 1.Dann Danngibt gibtes esimmer immerein einElement Element m m der derMenge Menge M M mit s' < m. mit s' < m. Bemerkung. Bemerkung.sup(M) sup(M) muss mussnicht nichtininder derMenge Menge M M liegen. liegen. Wenn s = sup(M) in M liegt, nennt man das Element Wenn s = sup(M) in M liegt, nennt man das Element ss auch auchdas das Maximum von M. Maximum von M. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 36 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 18 18 Infimum Infimum Definition. Definition.Wir Wirnennen nenneneine einereelle reelleZahl Zahl ss größte größteuntere untereSchranke Schranke (Infimum) von M, falls (Infimum) von M, falls (1) (1) ss eine eineuntere untereSchranke Schrankevon von M M ist, ist,und und (2) s die größte untere Schranke von M (2) s die größte untere Schranke von M ist. ist. Die DieBedingung Bedingung(2) (2)bedeutet, bedeutet,dass dasskeine keineZahl Zahl s's'>>ss eine eineuntere untere Schranke von M ist. Schranke von M ist. Das Dasheißt heißt::Für Fürjede jedereelle reelleZahl Zahl s's'>>ss gibt gibtes esein ein m m∈∈M M mit mit s's'>>m. m. (Das Element m ist ein „Zeuge“ dafür, dass s' keine untere (Das Element m ist ein „Zeuge“ dafür, dass s' keine untere Schranke Schrankeist.) ist.) Wir Wirschreiben schreibenauch auch ss==inf(M). inf(M). © Beutelspacher Mai 2005 Seite 37 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Supremumsprinzip Supremumsprinzip Klar: Klar:Eine Einenach nachoben obenunbeschränkte unbeschränkteMenge Mengehat hatkein keinSupremum. Supremum. (Denn eine solche Menge hat keine obere Schranke, erst (Denn eine solche Menge hat keine obere Schranke, erstrecht rechtkeine keine kleinste kleinsteobere obereSchranke.) Schranke.)Das DasSupremumsprinzip Supremumsprinzipsagt, sagt,dass dass ansonsten jede Menge ein Supremum hat. ansonsten jede Menge ein Supremum hat. 5.5. Beschreibung. Beschreibung.Jede Jedenichtleere, nichtleere,nach nachoben obenbeschränkte beschränkteMenge Menge reeller Zahlen hat ein eindeutig bestimmtes Supremum. reeller Zahlen hat ein eindeutig bestimmtes Supremum. Entsprechend Entsprechendgilt giltauch auch Infimumsprinzip. Infimumsprinzip.Jede Jedenichtleere, nichtleere,nach nachunten untenbeschränkte beschränkteMenge Menge reeller reeller Zahlen Zahlen hat hat ein ein Infimum. Infimum. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 38 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 19 19 Satz Satzdes desArchimedes Archimedes 3.4.1 3.4.1Satz Satzdes desArchimedes. Archimedes. Zu Zujeder jederreellen reellenZahl Zahl rr gibt gibtes eseine eine natürliche Zahl n mit n > r. Mit anderen Worten: Die Menge natürliche Zahl n mit n > r. Mit anderen Worten: Die Mengeder der natürlichen natürlichen Zahlen Zahlen ist ist unbeschränkt. unbeschränkt. Beweis. Beweis. Angenommen, Angenommen,NN wäre wärebeschränkt. beschränkt.Dann Danngäbe gäbees esnach nach dem Supremumsprinzip sup(N); dieses nennen wir s. dem Supremumsprinzip sup(N); dieses nennen wir s. Dann Dannist ist s–1 s–1 keine keineobere obereSchranke Schrankevon von N. N.Also Alsomuss musses eseine eine natürliche Zahl n geben mit n > s–1. (Sonst wäre s–1 eine natürliche Zahl n geben mit n > s–1. (Sonst wäre s–1 eineobere obere Schranke Schranke für für N.) N.) Also ist s < n+1. Also ist s < n+1.Also Alsowäre wäre ss kleiner kleinerals alsdie dienatürliche natürlicheZahl Zahl n+1, n+1, und somit wäre s keine obere Schranke von N. und somit wäre s keine obere Schranke von N. Archimedes Archimedes(287 (287v.v.Chr. Chr.--212 212v.v.Chr.) Chr.) © Beutelspacher Mai 2005 Seite 39 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Satz Satzdes desEudoxos Eudoxos 3.4.2 3.4.2Satz Satzdes desEudoxos. Eudoxos. Zu Zujedem jedem εε>>00 gibt gibtes esein ein nn ∈∈NN mit mit 1/n 1/n<<ε.ε. Beweis. Beweis. Nach Nachdem demSatz Satzdes desArchimedes Archimedesgibt gibtes esein ein nn ∈∈NN mit mit nn>>1/ε. 1/ε. Dann Dannist ist εε>>1/n. 1/n. Eudoxos Eudoxos (400 (400 v.v. Chr. Chr. --347 347 v.v. Chr.) Chr.) © Beutelspacher Mai 2005 Seite 40 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 20 20 3.5 3.5Betrag Betragund undUngleichungen Ungleichungen Definition. Definition.Für Füreine einereelle reelleZahl Zahl aa definieren definierenwir wir a a==a, a,falls falls aa ≥≥00 a a== –a, –a,falls fallsaa<<0. 0. Wir Wirnennen nennen a a den denBetrag Betragder derreellen reellenZahl Zahl a. a. Beispiele: Beispiele: 1000 1000==1000, 1000,–35 –35==35, 35,0 0==0, 0,–0,1 –0,1==0,1 0,1.. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 41 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Eigenschaften Eigenschaftender derBetragsfunktion Betragsfunktion 3.5.1 3.5.1Satz. Satz.Die DieBetragsfunktion Betragsfunktionhat hatfolgende folgendeEigenschaften: Eigenschaften: a ≥ 0 mit a = 0 genau dann, wenn a = a ≥ 0 mit a = 0 genau dann, wenn a =00 ist. ist. ab ab== a⋅b. a⋅b. a+b a+b≤≤a a++ b. b. Beweis. Beweis. (a) (a)Nach NachDefinition Definitionist ist a a nie nienegativ. negativ. Klar: Klar:0 0==0. 0.Wenn Wenn a a==00 ist, ist,ist istnach nachDefinition Definition aa ≥≥0. 0.Also Alsoist ist aa == a; a;da da a a==00 ist, ist,muss muss also also aa==00 sein. sein. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 42 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 21 21 Beweis Beweis(b) (b) (b) (b)Wenn Wenneine eineder derZahlen Zahlen a, a,bb Null Nullist, ist,sind sindbeide beideSeiten Seitengleich gleich Null. Null. Seien Seienalso also aa ≠≠ 00 und und bb≠≠ 0.0. Wir Wirunterscheiden unterscheidenvier vierFälle. Fälle. 1. 1.Fall: Fall:a, a,bb>>0. 0.Dann Dannist istauch auch ab ab>>0, 0,also also ab ab==ab ab==a⋅b. a⋅b. 2. 2.Fall: Fall:aa>>0, 0,bb<<0. 0.Dann Dannist istauch auch ab ab<<0, 0,also also ab = –ab = a⋅(–b) = a⋅b. ab = –ab = a⋅(–b) = a⋅b. 3. 3.Fall: Fall:aa<<0, 0,bb>>0. 0.Analog Analogzu zuFall Fall2. 2. 4. 4.Fall: Fall:a, a,bb<<0. 0.Dann Dannist ist ab ab>>0, 0,also also ab = ab = (–a)(–b) = a⋅b. ab = ab = (–a)(–b) = a⋅b. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 43 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Beweis Beweis(c) (c) (c) (c)Wenn Wenn aa und und bb beide beidepositiv positivoder oderbeide beidenegativ negativsind, sind,dann danngilt gilt a+b = a + b. a+b = a + b. Sei Seialso alsoeine eineder derbeiden beidenZahlen, Zahlen,sagen sagenwir wir a, a,positiv, positiv,die dieandere andere (also b) negativ. Dann ist a+b ≤ a (falls b ≤ a) (also b) negativ. Dann ist a+b ≤ a (falls b ≤ a) oder oder a+b a+b≤≤b b(falls (falls a a≤≤b). b). In jedem Fall ist a+b ≤ a In jedem Fall ist a+b ≤ a++ b. b. Bemerkung: Bemerkung: Für Für jede jede reelle reelle Zahl Zahl gilt gilt a a== –a. –a.Insbesondere Insbesonderegilt gilt für fürjejezwei zweireelle reelleZahlen Zahlen aa und und b: b: a–b a–b== b–a. b–a. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 44 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 22 22 Ungleichung Ungleichungvom vomMittelwert Mittelwert 3.5.2 3.5.2Satz Satz(Ungleichung (Ungleichungvom vomarithmetischen arithmetischenMittel). Mittel). Seien a und b reelle Zahlen mit a ≤ b. Dann gilt: Seien a und b reelle Zahlen mit a ≤ b. Dann gilt: aa≤≤(a+b)/2 (a+b)/2≤≤b.b. Beweis. Beweis. Wir Wirzeigen zeigen 2a 2a≤≤a+b a+b und und a+b a+b ≤≤2b. 2b. Zunächst Zunächst folgt folgt 2a 2a==a+a a+a ≤≤a+b, a+b,da da aa ≤≤b. b. Entsprechend Entsprechendergibt ergibtsich sich a+b a+b≤≤b+b b+b==2b, 2b,da da aa ≤≤bb ist. ist. Durch DurchMultiplikation Multiplikationmit mit ½ ½ ergibt ergibtsich sichdaraus darausdie dieBehauptung. Behauptung. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 45 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Das Das arithmetische arithmetische Mittel Mittel Allgemein Allgemeingilt: gilt: 3.2.3 3.2.3Satz. Satz.Seien Seien aa11,, aa22,,..., ...,aann reelle reelleZahlen, Zahlen,wobei wobei aa11 die diekleinste kleinste dieser Zahlen (das Minimum) und a die größte (das Maximum) dieser Zahlen (das Minimum) und an die größte (das Maximum)ist. ist. n Dann Danngilt: gilt: aa1 ≤≤ 1 a1 + a 2 + ... + a n ≤≤aan .. n n Beweis: Beweis:Übungsaufgabe. Übungsaufgabe. a1 + a 2 + ... + a n Bemerkung: Bemerkung:Man Mannennt nennt n Zahlen Zahlen aa1,, aa2,,..., ...,aan.. 1 2 das dasarithmetische arithmetischeMittel Mittelder der n © Beutelspacher Mai 2005 Seite 46 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 23 23 Das Dasgeometrische geometrischeMittel Mittel Man Mannennt nenntdie dieZahl Zahl ab das dasgeometrische geometrischeMittel Mittelder derpositiven positiven reellen Zahlen a und b. reellen Zahlen a und b. Zum ZumBeispiel Beispielist istdas dasgeometrische geometrischeMittel Mittelder derZahlen Zahlen 22 und und 88 gleich gleich 4. 4. 3.2.4 3.2.4Satz Satz(Ungleichung (Ungleichungzwischen zwischenarithmetischem arithmetischemund undgeometrigeometrischem Mittel). Seien a und b nichtnegative reelle Zahlen. schem Mittel). Seien a und b nichtnegative reelle Zahlen.Dann Danngilt: gilt: ab ≤≤(a+b)/2 (a+b)/2.. Kurz: Kurz:Das Dasgeometrische geometrischeMittel Mittelist istnie niegrößer größerals alsdas dasarithmetische. arithmetische. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 47 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Beweis Beweisder derUngleichung Ungleichung(I) (I) Beweis. Beweis. Wir Wirkönnen können aa ≠≠ 00 und und bb ≠≠ 00 voraussetzen. voraussetzen.Wir Wirformen formendie die Behauptung schrittweise äquivalent um: Behauptung schrittweise äquivalent um: ab ≤≤(a+b)/2 (a+b)/2 2 ⇔ ⇔ ab ab≤≤((a+b)/2) ((a+b)/2)2 2 ⇔ ⇔ ab ab≤≤(a+b) (a+b)2// 44 2 ⇔ ⇔ 4ab 4ab≤≤(a+b) (a+b)2 ⇔ ⇔ ⇔ ⇔ 2 2 4ab 4ab≤≤aa2++2ab 2ab++bb2 2 00≤≤aa22–2ab –2ab++bb2 2 ⇔ ⇔ 00≤≤(a–b) (a–b)2.. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 48 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 24 24 Beweis Beweisder derUngleichung Ungleichung(II) (II) 2 Diese Dieseletzte letzteUngleichung Ungleichung 00 ≤≤(a–b) (a–b)2 ist istaber aberrichtig, richtig,da dadas dasQuadrat Quadrat jeder reellen Zahl positiv oder Null ist; also ist das Quadrat v on jeder reellen Zahl positiv oder Null ist; also ist das Quadrat von a–b a–b auch auchnichtnegativ. nichtnegativ. Da die Da dieletzte letzteUngleichung Ungleichunggilt, gilt,gilt giltauch auchdie dieerste, erste,also alsogilt giltdie die Behauptung. Behauptung. Achtung: Achtung: Bei Beidieser dieserArt Artder derBeweisführung Beweisführungmuß mußman mandarauf daraufachten, achten, daß wirklich alle Umformungen Äquivalenzumformungen sind. daß wirklich alle Umformungen Äquivalenzumformungen sind. Das Dasheißt: heißt:Aus Ausder deroberen oberenfolgt folgtdie dieuntere untere und undaus ausder derunteren unterenfolgt folgtdie die obere. obere. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 49 Kapitel 3: Die reellen Zahlen 3.6 3.6Summen Summen Wir Wir werden werden oft oft viele viele reelle reelle Zahlen Zahlen addieren. addieren. Zum Zum Beispiel: Beispiel: 11++22++33++44++... ...++n, n, n 11++22++44++88++... ...++22n,, aa1 ++ aa2 ++... ...++aann.. 1 2 Diese DieseSummen Summenkann kannman manauf aufzwei zweiArten Artendarstellen: darstellen: 1. 1.Drei-Pünktchen-Schreibweise. Drei-Pünktchen-Schreibweise.Diese DieseSchreibweise Schreibweiseist istsuggestiv suggestiv und undoft oftunmittelbar unmittelbarverständlich. verständlich.Nachteil: Nachteil:das das„Muster“ „Muster“der dereinzelnen einzelnen Terme Termeist istnicht nichtexplizit explizitklar. klar.Zum ZumBeispiel Beispielist istnicht nichtklar, klar,ob ob n 11++22++... ...++22n n eine eineSumme Summeaus aus n+1 n+1 oder oderaus aus 22n Gliedern Gliedernist. ist. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 50 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 25 25 Die DieΣ-Notation Σ-Notation 2. 2.Die DieΣΣ--Notation Notation(„sigma“). („sigma“). Diese Dieseist isteine eineAbkürzung Abkürzung für füreine eine Summe. Wir definieren Summe. Wir definieren n a k == aa ++aa ++......++aa .. ∑ k =1 11 22 nn Vorteil: Vorteil:Man Mankann kannden denallgemeinen allgemeinenTerm Termdurch durcheine eineFormal Formal angeben. angeben. Zum ZumBeispiel Beispielkönnen könnenwir wirohne ohneweiteres weitereszwischen zwischenden denSummen Summen n 2 n 2k ∑ k =0 k ∑ k =1 und und unterscheiden. unterscheiden. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 51 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Der DerSummationsindex Summationsindex Die DieVariable Variable kk wird wirdals alsSummationsindex Summationsindexbezeichnet. bezeichnet.Statt Statt kk wird wird oft auch i oder n geschrieben. oft auch i oder n geschrieben. Der DerSummationsindex Summationsindexmuss mussnicht nichtbei bei 11 anfangen anfangen ––und undnicht nichtbei bei nn aufhören. aufhören.Auch AuchAusdrücke Ausdrückeder derForm Form ∞ ∞ 5 bk ∑ a k ,, k∑ =10 k =−3 oder oder ∑ ck k = −∞ haben habenihren ihrenSinn. Sinn. Häufig gibt man Häufig gibt manden denSummationsindex Summationsindexnicht nichtdirekt, direkt,sondern sonderndurch durch eine eineBedingung Bedingungunter unterden den Σ-Zeichen Σ-Zeichenan. an.Beispiel: Beispiel: n k k 2 statt 2 . ∑ 0≤ k≤ n ∑ k =0 Der DerVorteil Vorteildieser dieserSchreibweise Schreibweiseliegt liegtinineiner einersehr sehrhohen hohenFlexibilität. Flexibilität. © Beutelspacher Mai 2005 Seite 52 Kapitel 3: Die reellen Zahlen Seite 26 26