haltungsbeschreibungen - Ambystoma opacum

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ag-urodela.de - Artenliste - Ambystoma opacum, Bericht
Haltung und Zucht von Ambystoma opacum von Dr. Uwe Gerlach
Die Ambystomiden oder Querzahnmolche sind eine Familie von Salamandern, die
ausschließlich auf dem amerikanischen Kontinent vorkommt. Bis auf wenige Arten ist
das Vorkommen entweder auf den östlichen oder den westlichen Teil des Kontinents
beschränkt. Insgesamt gibt es vierzehn beschriebene Arten, welche zum Teil Unterarten
bilden. Ihren Namen "Querzahnmolch" haben die Tiere wegen der ihrer am Gaumen
befindlichen Zahnreihen erhalten. Diese Zahnreihen sind der Quere nach gestellt oder
bilden schräg nach hinten winklig zusammenlaufende Zahnreihen.
Bild 1
In diesem Artikel wird die Haltung und Zucht von Ambystoma opacum, eine der
attraktivsten Art dieser Familie, beschrieben. Das Vorkommen erstreckt sich entlang der
Ostküste der USA von New Hampshire bis nach Nord-Florida und westlich bis nach
Louisiana und Texas im Süden bzw. Lake Michigan im Norden. Diese Art bildet - trotz
des großen Verbreitungsgebietes - keine Subspezies aus. Das Habitat dieses
ausschließlich an Land lebenden Salamander (bis auf die Larvenentwicklung siehe
unten) sind Waldgebiete von Sumpfgeländen bis zu relativ trocknen Hügellandschaften
(R. Conant und J.T. Collins 1991). Dort findet man sie tagsüber unter Baumstämmen
und ähnlichen Verstecken. Bei Dämmerung und nachts kann man die Tiere vor allem
bei Regen in Waldgebieten finden.
Außergewöhnlich ist das Eiablage- und Brutverhalten dieser Art. So legen die Tiere ihre
Eier im Herbst an Land in trockenen Senken ab. Diese werden durch die folgenden
Bild 2
Herbst- und Winterniederschläge zu Teichen, sogenannten "vernal pools" (Bild 1),
aufgefüllt, die im Laufe des darauffolgenden Sommers austrocknen. Bis zum Schlüpfen
der Larven beschützt das Weibchen die Eier (G.K. Noble and M.K. Brady 1933). Durch
die frühe Eiablage und damit dem frühen Schlüpfen der Larven, erhalten diese einen
Entwicklungsvorteil vor den Larven anderer Salamanderarten, mit denen die
Marmorsalamander sich die Brutgewässer teilen. Je nach Verbreitungsgebiet sind das
weitere Ambystomiden wie z.B. Ambystoma laterale, Ambystoma jeffersonium oder
Ambystoma maculatum.
Der Landsalamander Ambystoma opacum (amerikanischer Name: marbled salamander,
deutscher Name: gebänderter Salamander oder Marmorquerzahnmolch) ist für die
Haltung im Terrarium aus mehreren Gründen sehr interessant. Zum einen stammt er
aus einer Klimazone, die den Verhältnissen in Deutschland sehr ähnelt und somit die
"Nachstellung" der jahreszeitlichen Veränderungen im Terrarium vereinfacht. Zum
anderen zeigen die Tiere ein sehr interessantes Eiablageverhalten mit Brutpflege.
Außerdem besticht die Art durch ihr attraktives Aussehen (Bild 2) und mit der Eigenart,
sich nicht nur bei dunkler Nacht, sondern auch in der Dämmerung außerhalb ihrer
Verstecke sehen zu lassen. Trotz dieser positiven Eigenschaften ist die Haltung dieser
Art im allgemeinen nicht sehr verbreitet und die Tiere sind kaum im Handel oder von
Züchtern (siehe Fehlen im Anzeigenblatt der DGHT) zu erhalten.
Während eines längeren Aufenthaltes in den USA bestand die Möglichkeit einige dieser
Tiere in einem Waldgebiet, das industriell erschlossen wurde, in einer regnerischen
Nacht zu finden und ihr Habitat zu erkunden. Der Herkunftsort der Tiere ist Durham,
North Carolina. Die gepflegte Tiergruppe bestand aus sieben Männchen und vier
Weibchen mit einer Schnauzen-Schwanzlänge von 8.7 bis 10.7 cm, wobei die
Weibchen im Durchschnitt etwas größer als die Männchen sind. Ambystoma opacum
zählt somit zu den kleineren Arten der Familie der Querzahnmolche. Die Tiere haben
einen breiten kurzen Körper und die Schwanzlänge beträgt ca. 40% der Gesamtlänge.
Die Beine sind kräftig mit 4 bzw. 5 Zehen an den Vorder- bzw. Hinterbeinen. Die
Grundfarbe ist ein sattes Schwarz, das an den Feuersalamander erinnert, mit leuchtend
silbernen (Männchen) oder verwaschen weiß/grauen (Weibchen) Flecken. Diese
attraktive Marmorierung gab auch dieser Spezies den Namen.
Unterbringung und Ernährung
Die Tiere bezogen ein 10 gal. Aquarium (50x30x25 cm, BxHxT) das an der Öffnung mit 3cm überstehendem Klebeband gegen
Entweichen der Tiere versehen war. Die Einrichtung entspricht einem Terrarium für Waldsalamander ohne Wasserstelle (G.
Nietzke 1989). Der Bodengrund besteht aus ca. 2 cm groben Kies und darauf 3cm Walderde/Laub/Rindenstücke und
Moosplatten. Der "Wasserstand" war 1-2 cm hoch. Das Terrarium stand während des Jahres im Freien. Es wurde so unter eine
Überdachung plaziert, daß nicht die gesamte Regenmenge hineingelangen konnte, um starke Überschwemmungen zu
vermeiden. Die Klimaverhältnisse in Princeton N.J. (100 km südlich von New York), wo die Tiere 1995/1996 gehalten wurden,
entsprechen einer kühlgemäßigten Klimazone mit sommerwarmen Klima und ständiger Feuchtigkeit (G. Nietzke 1989). Das
Klima ist dem in Deutschland sehr ähnlich, bis auf den Unterschied, daß - nach eigener Erfahrung - die Herbstregen bis in den
Oktober hinein relativ warm sind.
Nach dem Einbringen der Salamander in das Terrarium konnte beobachtet werden, daß sich diese unter Rindenstücken Höhlen
gruben, die meist von mehreren Tieren "bewohnt" wurden. Während trockner Perioden wird das Terrarium mehrmals
wöchentlich besprüht. Mit dem Beginn der heftigen Herbstregen (1995, Ende September) wurde dies unnötig. Die Tiere suchten
in der Dämmerung und der Nacht bei Regen nach Nahrung. Als Futter diente alles was im Garten an Wirbellosen zu finden war,
wie z.B. Asseln, Tausendfüßler, Nacktschnecken, Spinnen und Regenwürmer. Die Salamander sind durchaus nicht wählerisch,
sondern vertilgen alles, was die richtige Größe besitzt. Auch Feuerwanzen, die ich in größerer Menge am Haus fand werden
nicht verschmäht. Die Fütterung erfolgte nicht durch Dareichen des Futter, sondern die Futtertiere lebten im Terrarium, was für
die Salamander zu einer natürlichen Jagdsituation führt.
Fortpflanzung und Zucht
Mit dem Einsetzten heftiger Herbstregen (gegen Ende September 1995) kam es neben reger Futtersuche zu einer verstärkten
Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale (die hellen/silbernen Flecken der Männchen wurden auffälliger). Immer
wieder konnte man Männchen hinter Weibchen herlaufen sehen.
Nach einem starken Regen in der Nacht vom 12.10. auf den 13.10.95 fand ich ein Weibchen mit ihrem Gelege in einer Erdhöhle
unter einem Rindenstück. Die Weibchen dieser Art bewachen ihr Gelege für eine geraume Zeit in ihren Nestern an Land. Ich
beobachtete den Fortgang sehr vorsichtig, um das Weibchen nicht von ihren Eiern zu verscheuchen. Die Brutpflege des
Weibchens erfüllt wahrscheinlich folgende Aufgaben: a) Schutz der Eier vor Freßfeinden, b) Schutz vor Austrocknung
(Weibchen befeuchtet bei Notwendigkeit das Gelege mit ihrem Urin), c) Schutz vor Verpilzung (Weibchen entfernt verpilzte
Eier). Durch nachfolgende Regenfälle erhöhte sich der Wasserstand im Terrarium, so daß die in der Senke abgelegten Eier
nach und nach befeuchtet wurden und dann in einem kleinen "Teich" schwammen. Das Weibchen verließ das Gelege am
21.10. und die ca. 80 Eier wurden in eine Plastikschale mit einem Wasserstand von 2 cm überführt.
Entwicklung der Eier und Larven
Die frisch gelegten Eier sind ca. 2 mm groß und grau, umhüllt von einer klaren Hülle mit
4-5 mm Durchmesser (Bild 3). Interessanterweise befanden sich unter den Eiern auch
"Zwillingseier", d.h. es befanden sich zwei Zellkerne in einer Eihülle.
Nach acht Tagen ist die Färbung halb weiß, halb grau und nach 15 Tagen sind in
manchen Eiern bereits die Embryonen schon deutlich erkennbar. Nach 18 Tagen (Bild
4) kann man bereits erste Bewegungen beobachten. Die Zwillingseier sind etwas
kleiner als die Einlinge. Nach 1 Monat (13.11.) werden die Eier in einen gleichmäßig
Bild 3
temperierten Raum (20°C) gebracht, da die ersten Fröste im Freiland einsetzten. Jetzt
sind schon deutlich die Larven auszumachen und am 18.11. (36. Tag) sind bei einem
Teil die Augen erkennbar. Am 20.11. (38. Tag) werden die Kiemen und der
Flossensaum deutlich sichtbar.
Die erste Larve schlüpft am 22.11, d.h. 40 Tage nach Eiablage. Es folgen vereinzelte
Larven in den nächsten Tagen und am 2.12. (Tag 50) schlüpft der größte Teil der
Larven (22) innerhalb eines Tages. Danach geht die Schlupfrate wieder stark zurück (1
bis 3 pro Tag) und zieht sich bis in den Januar hinein. Insgesamt schlüpfen 57 Larven
aus den ca. 80 Eiern. Bild 5 zeigt Aufnahmen vom 2.12.95 mit 1-tägigen Larven und
10-tägigen Larven.
Die Junglarven werden in flache Plastikschalen mit ca. 2 cm Wasserstand in Gruppen Bild 4
zu je 15 Stück verteilt. Eine Belüftung dieser Behälter war zu keinem Zeitpunkt
notwendig. Zur Ansäuerung des Wassers wurden beim Abstehenlassen ein paar
Laubblätter in das Wasser gelegt. Die frisch geschlüpften Larven sind zwischen 15 und
20 mm lang und tragen einen Dottersack. Trotzdem schwimmen sie bereits aktiv im
Wasser umher. Vorderbeine mit ausgebildeten Fingern sind vorhanden. Die Larven
besaßen 3 Kiemenbüsche auf jeder Kopfseite. Nach dem Verbrauch des Dottersacks
(ca. 3 - 5 Tage) beginnen die Larven zu fressen. Als Futter dient zunächst feines
Fischfutter, dann brine shrimp. Später werden "blackworms" (Würmer ähnlich den
bekannten Tubifex) und Fruchtfliegenlarven gegeben, wobei sich vor allem die
blackworms als hervorragendes Futter erweisen. Bei häufigem Wasserwechsel
entwickeln sich die Larven sehr gut und zeigen am 4.1.96 bei einer Länge von ca. 3cm
bereits Hinterbeinansätze (ca. 1 mm). Das Herz ist deutlich auf der linken Brustseite zu
erkennen. Bei einer Größe von ca. 4 cm waren Zehen an den Hinterbeinen erkennbar Bild 5
(Bild 6).
Die erste Larve hatte am 16.2. bei einer Größe von 6.2 cm die Kiemen resorbiert und
ging am 24.2. an Land (Bild 7). Die Metamorphose der Larven vollzog sich bis zum
10.05.. Das bedeutet, daß sich der "Landgang" der Jungsalamander über einen
Zeitraum von 2.5 Monaten verteilt. Einen Mittelwert anzugeben macht meiner Ansicht
bei dieser großen Variation keinen Sinn. Insgesamt entwickelten sich 39
Jungsalamander aus den ehemals 57 geschlüpften Larven.
Bild 6
Bild 7
Aufzucht der Jungsalamander
Bei den jungen Salamandern ist die Mamorierung noch nicht richtig ausgeprägt und die
Haut schwarz-silbrig gefleckt (Bild 8). Im Verlaufe der nächsten Lebensmonaten
konkretisieren sich die schwarzen und silbernen Farbbereiche.
Die Jungsalamander werden in einer ähnlichen Terrarieneinrichtung wie für die adulten
Tiere beschrieben gehalten. Das Futter bestand aus kleinen Würmern, Asseln, Spinnen
und Taufliegen, so wie deren Larven. Die Überlebensrate ist sehr hoch (nur zwei der 39
Jungsalamander starben in den ersten 6 Lebensmonaten).
Bild 8
Die Geschlechtsreife stellt sich im zweiten bis dritten Lebensjahr ein.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Ambystomiden eine attraktive Gruppe von
Salamandern darstellt, der sich ein größerer Kreis von Terrarianern widmen sollten.
Insbesondere der vorgestellte Marmorsalamander besticht mit seiner silber/schwarzen
Marmorierung. Nach der Rückkehr nach Deutschland, welche die Tiere unbeschadet
überlebten, wird nun versucht, ob sich diese Tiere in einem Außenterrarium ebenso
problemlos halten lassen, wie das in ihrer Heimat der Fall war.
Bei Hr. Joe Zawadowski möchte ich mich für die Hilfestellung beim Auffinden der
Salamander bedanken.
Literatur
Conant, R. & Collins, J.T. (1991): Reptiles and Amphibians (Eastern/Central North America), Peterson Field Guides, Houghton
Mifflin Company, New York.
Nietzke, G. (1989): Die Terrarientiere 1, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Noble, G.K. & Brady, M.K. (1933): Observations on the Life History of the Marbled Salamander, Ambystoma Opacum,
Zoologica Vol. XI, 8, 89 - 132.
Autor:
Dr. Uwe Gerlach
email: [email protected]
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