Über 100 Jahre Amerika friedlich in Unterkulm Alle Amerika-Reenactors wurden herzlich eingeladen, ihr Lager in Dove-Town aufzustellen und ein Wochenende der besonderen Art zu geniessen. Und es war ein warmes Welcome. Nicht nur das der Organisatoren, nein auch Petrus scheint ein Fan unseres Hobbies zu sein. Wie schon vor 2 Jahren war es das erste, und für Wochen das letzte Wochenende mit idealem Reenactor-Wetter. Und es kamen alle, Revolutionstruppen anno 1759, Nord- und Südstaatler anno 1861, Natives, Siedler, Händler und Cowboys um 1870, die ganze grosse Amerika-Reenactor-Familie Custers Black Hills Expedition Die wahre Geschichte über Custer auf Seite 3 Confederate Culch Wie ein paar konfödertierte Soldaten in Gefangenschaft gerieten und so unbeschreibliches Glück hatten. Eine wahre Geschichte um viel Gold auf Seite 5 Gewehre des amerikanischen Bürgerkrieges Teil 4 & 5 Es geht weiter in unserer Serie. Lernen sie die neusten Waffen unserer Soldaten kennen. auf Seite 6 Disziplinarstrafen in der Armee Die Disziplin der Truppe ist eines der wichtigsten Punkte der Ausbildung zu einem guten Soldaten. Lesen Sie, wie ungehorsame Soldaten auf den rechten Weg zurückgebracht werden. Lesen Sie die Reportage auf Seite 8 Walter Schön's Lederhandwerk Lederanfertigung nach Mass Lesen Sie die Detail auf Seite 2 www.LEDERSCHOEN.ch offizieller Truppensattler der Mosby's Gray Ghost Seite: 1 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Unterkulm anno 2012 Etwas beunruhigt von der Rekrutie- Während im Lager der Soldaten die rungsaktion des Nordens drillten Frauen die Stellung halten und das trupp der Union gefangen nehmen. Mosby's Gray Ghosts besonders häu- Nachtessen vorbereiten. und nach Andersonville eskortieren. fig und intensiv. Gun- oder Blackpowder Wo die Revolutionstruppen sich Ein glücklicher Zufall wollte es, schon mal eine kleine Erholung im dass ein Treck Siedler mit hervorraSchatten gönnten. genden Musikern vorbeizog und spontan mit Musik für Abwechslung im Camp sorgte. Der ChuckWagon ist der Herde voraus geritten, und wartet auf die Während der Süden noch etwas drillte.... hungrigen und durstigen Cowboys. Letzten Monat entbrannte im Parlament zu Richmond eine spezielle Diskussion. Der Antrag von Senator Reagan sorgte für rote Köpfe. Eigentlich wollte Senator Reagan nur erreichen, dass der Ausstoss von Schwarzpulver in den Pulverwerken von Augusta in den nächsten Monaten verdoppelt werden kann. Plötzlich entbrannte unter den Gegnern der Konföderation ein heftiger Disput, ob es nun Black- oder Gunpowder heissen soll. Ja, sie forderten zeitweise sogar, dass alle mit Gunpodwer beschrifteten Holzbehältnisse umbeschriftet werden sollen. Seit diesen Tagen fordert unser Senator Reagan ein Gesetzt gegen die unsinnige Bürokratie der Unionisten! PS: Originaltext aus Wikipedia: verfolgt von einer Herrschaft glüGunpowder, also known since the Unser neuer Truppensattler (rechts) hender Verehrerinnen... konnten die late 19th century as black powder... ein wahrhaft hervorragender Mann! Gray Ghosts sogar noch einen StossSeite: 2 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Custers Black Hills Expedition Am 2. Juli 1874 brach Custer mit einer der seltsamsten Armeen, die die Welt jemals gesehen hatte, in das Siouxgebiet ein: 1 Blaskapelle, 1 Batterie mit 4 Kanonen und 4 GatIing-Schnellfeuerkanonen, 2 Kompanien Infantrie, 1 Kompanie IndianerScouts, 10 Kompanien Kavallerie, 1 Sanitätskompanie mit 3 Stabsärzten, 1 Geologengruppe mit 4 Geologen, 1 Ingenieurgruppe mit 5 Ingenieuren, 1 Fotografengruppe, 1 Landvermessergruppe, 150 Plan wagen, 60 dreijährige Stiere, 200 000 Pfund Futter und Verpflegung, 60 000 Pfund Munition. Vier erfahrene Trapper und zwei erfahrene Prospektoren führten diese gemischte Armee aus 991 bis an die Zähne bewaffneten Soldaten und 117 Mitgliedern des »Wissenschaftlichen US-Corps an. Offiziell gab die Armee bekannt, dass es sich um eine »Routine-Expedition Seite: 3 / 12 und Erforschung unbekanntem Ge- oberkommandierende General, sonbiets handele. Am 23. 7. schrieb der dern der Chefredakteur des »Sioux Korrespondent des »Inter-Ocian« in City Journal«. Am gleichen Tag exsein Tagebuch: plodierte die Nachricht von den »Es ist nichts Bemerkenswertes pas- »reichsten Gold- und Silberfunden siert. Die Prospektoren haben kein der Welt!« regelrecht im amerikaniGold gefunden, die Geologen vergebI- schen Zeitungsblätterwald: Die »Bisich nach Erzlagern gesucht, die Sol- marck Tribune« schrieb: »Hier in daten nicht gegen Indianer ge- Custer's Valley sind die reichsten kämpft.« Am 3. August fanden die Gold- und Silberminen entdeckt worProspektoren Ross und McKay am den, Placer- und Quarzminenfelder, French Creek endlich Gold! Der Sol- und es steht fest, dass diese imdat WilIiam Zahn (Kompanie G des mens grosse Region der Black Hills 17. Inf. Reg.) schrieb in sein Tage- das Eldorado Amerikas sein wird. « buch: »Wir sind alle von den Pro- Die »Yankton Press and Dakotian« spektoren und Geologen seit Wochen schrieb: »Reiche Gold- und Silbermiso mit Goldwaschen beschäftigt wor- nen von Custer entdeckt! - Bereitet den, dass ich glaube, es gibt auf euch auf grossartige Zeiten vor! der Welt keine erfahreneren Goldsu Hoch die Schaufeln und Hacken! chersoldaten, als Custers Kommando. Bald hat kein Mensch mehr SchulWas sie am French Creek gefunden den! « haben, ist 5 Cents die Waschpfanne wert. McKay sagte, das dafür kein einziger Goldsucher im Westen auch nur einen Finger rühre, aber die Offiziere machten ein Theater, als hätten sie den Nabel der Welt entdeckt.« Am 4. 8. verfasste Custer einen Iangen Bericht an den Oberkommandierenden. Am 9. 8. jagte der Scout und Meldereiter Charley Reynolds zurück. Vier Tage später erreichte er Sioux City, und der erste Mensch, den er informierte, war nicht etwa - streng geheim - der Custers Gold Der »Inter-Ocean« vom 27. 8. schrieb: »Gold! Das Land der Verheissung - 21 Offiziere, einschliesslich General Custer, haben den ersten Claim abgesteckt und eine Munitionskiste mit der Inschrift „District No. 1 , Custer Park Mining Company“ halb eingegraben.« Sofort widersprach die US-Armeekommando und stellte dies als einen Scherz dar, aber genau diese Gesellschaft wurde von CharIey Renolds in Bismarck im US-Land Office für Custer und seine 20 Offiziere offiziell eingetragen! Und dies mitten im Herzen eines Landgebietes, dass die U·S- The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Regierung noch sechs Jahre zuvor den Indianern »auf ewige Zeiten garan tiert« hatte! Am 30. August 1874 traf die Black Hills Expedition« wieder an ihrem Ausgangspunkt in Fort Abraham Lincoln bei Bismarck am Missouri River ein. Nach dem Auffinden von winzigen Goldspuren haben sie sich keinen Tag Iänger in den Black Hills aufgehalten. Ihr Auftrag war erfüllt, der Goldboom brach Ios! Tausende und aber Tausende Goldsucher würden die Grenzen des Siouxgebietes überschreiten, und keine Macht der Welt würde diese Menschenwoge aufhalten können. Man würde die ganzen Black Hills um- und umwühlen, Städte erbauen, Schächte in die Erde graben, Erzmühlen errichten. dies entdeckt, der Wirtschaft neuen Aufschwung gegeben, in die Augen der Eisenbahn-Finanziers wieder Glanz gebracht, die Hoffnungen der Händler und Spekulanten, der unruhigen Siedler und Abenteurer wieder entflammt!« Nun, da der Boom Iosbrach, wuschen US-Regierung und US-Armee ihre Hände in Unschuld. Sie wiesen ständig in den Zeitungsinterviews darauf hin, dass Amerikaner die Black Hills nicht betreten dürften, dass dies vertraglich zugesichertes Siouxgebiet sei. Man machte den Sioux den Vorschlag, die BlackHills-Schürfrechte für 400000 Dollar, oder die ganzen Black Hills für 6 Millionen Dollar zu kaufen. Die Sioux Iehnten ab, und für die Weltöffentlichkeit hatte nun die USRegierung »alles nur Erdenkliche getan und angeboten, um Frieden zu bewahren und zu verhindern, dass irgendjemand zu Schaden kommt«. Die Einzelheiten dieser geradezu grotesken Heuchelei ergeben im Vergleich mit den nackten Tatsachen ein Bild ungeheuerlicher Manipulati- Ein ununterbrochener Strom von Nachschub würde das Siouxgebiet durchziehen. Und alle diese Männer waren bewaffnet mit den neuen Colt-Revolvern des Modells »Single Action Army 1873«, die zum ersten Mal Patronen verschossen, und mit neuen Winchester Repetiergewehren des Modells 1873, mit denen man 16 Schuss in nur 8 Sekunden abgeben konnte. Die Sioux würden sich gegen diese Überflutung ihres Landes zur Wehr setzen. Weisse Amerikaner würden getötet werden. Und dann musste die US-Armee eingreifen, die brutalen Wilden zusammenschlagen, gottesfürchtige Amerikaner beschützen, Friedensvertrag her! Die kleinen Flussstädte von Bismarck bis Omaha siedeten vor Aufregung und Hochgefühl. Custer hatte das Para- on. Das Ergebnis war einwandfrei Seite: 4 / 12 klar: Menschenmassen überfluteten die Black Hills, gründeten die rumorenden Goldgräberstädte Custer und Deadwood und Hunderte anderer Ansiedlungen. Die Northern »Pacific« baute ihre Linie mit verstärkter Kraft ins Siouxgebiet hinein, die Siouxstämme erhoben sich und vernichteten im Juni 1876 General Custers »7. Cavalry Regiment« mit 269 Soldaten und Offizieren. Diese gewonnene Schlacht war gleichzeitig das Ende der Sioux: Die gesamte US-Armee marschierte mit vereinten Kräften aus allen vier Himmelsrichtungen auf das Siouxgebiet zu, begleitet vom Aufschrei der Amerikanischen Nation nach Rache für die »Schlächter ihres Helden«. Dieses Mal war keine Salamitaktik mehr nötig. Der Feldzug endete mit der Vernichtung der Sioux als freie Indianernation. Wer sich retten konnte, floh nach Kanada, die noch überlebenden zusammengeschossenen Sioux wurden in Reservaten eingepfercht, ihre strategischen Führer von bezahlten eigenen Stammesgenossen gekillt. The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Confederate Gulch Die Geschichten um das Montana Gold sind so zahlreich wie die anderer Regionen. Eine der interessantesten ist die Entstehung von »Confederate Gulch« und »Diamond City«: Als im Frühjahr 1864 die Armee des konföderierten Generals Sterling Price von Unionstruppen geschlagen und zersprengt wurde, fielen zahlreiche »Rebellen« den vormarschierenden Unionstruppen in die Hände, die mit diesen Gefangenen einfach nichts zu beginnen wusste. Man stellte ihnen anheim, zu einem Gefangenenlager transportiert zu werden oder aber freiwillig und auf Ehrenwort in die Wildnis Montanas zu gehen. Natürlich entschieden sich die staatler für Montana und das waschen. Drei von ihnen, Thompson, Washington Baker Pomp Dennis, fanden sich im mer 1864 an der Mündung SüdGoldJack und Someiner Schlucht wieder, die aufwärts zu den »Big Belts« führte. Zwei Wochen später tauchte ein anderer konföderierter Soldat, John Wells, mit einer Gruppe verbannter Südstaatler in diese Region auf, und sie begannen, den Ufersand der Bäche zu waschen. Keine drei Tage dauerte es, und John Wells hatte die reichen »Bonanza Diggins« entdeckt, die innert weniger Wochen für 2 Millionen Dollar Goldkörner hergaben. Wenig später entdeckte man die Goldfelder von Confederate Gulch, Gold Hill und Diamond City, dann Boulder Bar und Montana Bar. Als der Krieg 1865 zu Ende war und alle Südstaaten vor dem Staatsbankrott fanden, auch der Norden durch Kriegskosten und Zerstörungen bis aufs Letzte ausgepumpt war, kehrten die »verbannten« konföderierten Soldaten als steinreichre Männer aus Montana zurück. Seite: 5 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Gewehre des Bürgerkriegs Teil 4: Model 1842 Musket Die US-amerikanische Model 1842 Musket, Kaliber .69, war die letzte serienmässig hergestelle amerikanische glattläufige Muskete und gleichzeitig die erste mit Perkussionszündung. Zudem war sie die erste US-Muskete, deren Einzelteile auf Grund neuer, mit geringen Toleranzen ausgestatteten Maschinen für die Massenfertigung komplett austauschbar waren (vorher passten meist nur die Teile zusammen, die für eine bestimmte einzelne Muskete gebaut worden waren - nun konnte das Schloss der einen Muskete mit dem einer anderen ausgestauscht werden, etc.). Vorgänger war die M1816/M1822 Steinschlossmuskete. Sowohl bei der Steinschloss- als auch der Perkussionsmuskete fällt die Ähnlichkeit zu französischen Musketen (Modèle 1777 "Charleville" bzw. M1822 [auf Perkussion aptiert]) auf - denn die französische Muskete war das Vorbild für die amerikanische. Grösste äusserliche Änderung zwischen der US M1816/22 und M1842 ist eben der Wechsel von Stein- zu Perkussionschloss sowie die Versetzung des Seite: 6 / 12 Korns vom hinteren Ende des vorde- und eine ren Laufbands an das vordere Ende. wurde. Gemeinhin - wie bei vielen standardmässig ausgegebenen US-Waffen - wird auch die 1842er Muskete als "Springfield" bezeichnet, obwohl auch andere Hersteller als die Springfield Armory auftraten, so z.B. das Harper's Ferry Arsenal. Insgesamt wurden an die 275.000 M1842er Musketen gebaut. Zum ersten Einsatz kamen die M1842 im Mexikanischen Krieg von 1846-47, wobei hier aber noch die alten Steinschlossmusketen überwogen. Als man sich entschied, eine gezogene Muskete (rifle musket) für die neuen Minié-Drallgeschosse in Form der M1855 einzuführen, wurden auch einige 1842er (an die 15.000) zu nachträglich gezogenen Musketen (rifled muskets) umgeändert, indem Züge und Felder gebohrt wurden Kimme aufgeschweisst Den Haupteinsatz erlebte die M1842 im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861-65. In vielen Arsenalen lagen noch einige dieser glattläufigen Musketen (wobei von der Vorgängerversion M1816, welche in den 1840er und 1850er Jahren auf Perkussion aptiert wurde, noch um einiges mehr Waffen vorhanden waren) und fanden den Weg in die hastig aufgestellten Miliz- und Freiwilligenverbände auf beiden Seiten. Erst gegen 1863 konnten rifle muskets wie die US M1861 "Springfield" und die britsche P/1853 "Enfield" das Gros an (gezogenen) Musketen stellen; einige Einheiten, so z.B. in den oft allgemein schlechter ausgerüsteten westlicheren konföderierten Armeen, mussten aber bis Kriegsende mit den "pumpkin slinger" genannten glattläufigen und grosskalibrigen Musketen auskommen. Eine Mär will es, dass sogar noch bei der Siegesparade im Mai 1865 in Washington Einheiten aus General Shermans Armee stolz ihre Kürbisschleudern getragen haben sollen. The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Gewehre des Bürgerkriegs: Teil 5: 1862 Richmond Rifle Zu Beginn des Krieges fehlten der Konföderation Gewehre für ihre Soldaten. Noch schlimmer aber war das Fehlen von Fabriken für die Herstellung von Handfeuerwaffen. Mit dem Fall von Harper's Ferry in West Virginia fiel im April 1861 die USWaffenfabrik in die Hände der Konföderierten. Die Maschinen wurden abgebaut und in verschiedene Arsenale des Südens verteilt, unter anderem auch in das Arsenal von Richmond. Seite: 7 / 12 Da in Harper's Ferry hauptsächlich 1855 Muskets hergestellt wurden, waren auch die ersten in Richmond produzierten Waffen vom gleichen Typ. Die von der Union gemachten Verbesserungen an der Springfield Rifle wurden 1862 und 1863 in die Richmond Rifle übernommen und wurde so zur einer der populärsten Waffen des Bürgerkrieges. Sie unterscheidet sich nur durch die Kimme so wie der bronzenen Schaftund Nasenkappe von der Springfield. The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Disziplinarstrafen in der Armee Die Aufrechterhaltung der Disziplin war zu allen Zeiten ein Problem in jeder Armee. In einem kleinen, ständigen Heer war es einfacher, die Schwierigkeiten des gemeinsamen, militärischen Zusammenlebens, den Gehorsam und die Disziplin durch sogenannte „Kriegsartikel“ durchzusetzen, die eine entsprechende Rechtsgrundlage bildeten. Zu den schwersten Straftaten zählten Mord, Desertion (Fahnenflucht), Feigheit vor dem Feind, Meuterei, Neben den unmittelbaren Vorgesetz- Spionage und Verrat. ten sorgten in den Camps Feldgen- Zu den schweren und leichten darmen für Zucht und Ordnung. Dienstvergehen zählten u.a.: Dazu wurden im Wechsel die KomSchlafen während des Wachdienstes, panien eines Regiments eingeteilt. Gehorsamsverweigerung, Beleidigung Diese „Provost Guard“ stand unter des Präsidenten, des Kongresses dem Befehl eines Offiziers, dem oder der Vorgesetzten, Bedrohung ei„Provost Marshal“, der auch die nes Vorgesetzten mit der Waffe, Aufsicht über die Strafgefangenen Duellieren, Kameradendiebstahl, Behatte. Um diese Sonderaufgabe trug an einem Kameraden, Versuch kenntlich zu machen, trugen die der Überredung eines Vorgesetzten Soldaten ein besonderes Abzeichen. zur Aufgabe des Kampfes oder eines Diese Provost Guard sorgte auch mit Postens, Auslösen eines falschen aufgepflanzten Bajonetten dafür, dass Alarms, Unerlaubte Weitergabe der sich im Kampf zurückflutende, Parole oder des Kennworts, Absichtunverwundete Soldaten wieder in die liches Zurückbleiben auf dem Linie einreihten und vorwärts Marsch (Nachzügler) und im Kampf, stürmten. Unerlaubte Abwesenheit, Simulieren einer Krankheit, Fluchen während des Gottesdienstes, Trunkenheit und Glücksspiel. Diese Kriegsartikel wurden den Soldaten beim Eintritt in die Truppe vorgelesen und er musste deren Kenntnisnahme bestätigen. So gab es auch in den Vereinigten Staaten lange vor dem Bürgerkrieg Gesetze, die das Verhalten der Soldaten regelten. Während bei Ausbruch des Bürgerkriegs die regulären Einheiten an die militärische Disziplin bereits gewöhnt waren, gab es bei den eilig aufgestellten Freiwilligenregimentern häufig Schwierigkeiten. So erwies es sich als sehr nachteilig, dass die Soldaten dieser Regimenter sich gegenseitig meist gut kannten, da sie aus den gleichen Ortschaften kamen, und ihre Vorgesetzten selbst wählen konnten. Diese Abhängigkeit führte oft dazu, dass sich Vorgesetzte nicht durchsetzen konnten oder wollten, was zur Folge hatte, dass diese Offiziere versetzt werden mussten und ganze Regimenter bestraft Die wurden. und von die Seite: 8 / 12 Aufrechterhaltung der Disziplin Die Militärgerichte machten bei der Bestrafung von Offizieren und Mannschaften sehr grosse Unterschiede. Strafen für Offiziere Die Bestrafung der Offiziere bestand häufig aus Stubenarrest, GehaltskürStraftaten zungen, Herabsetzung im Dienstgrad Kriegsartikel, Dienstvorschriften oder Versetzung auf einen unbeliebGesetze enthielten eine Vielzahl ten Posten. Genügte dies nicht, so Straftaten und Dienstvergehen, wurde ihm nahegelegt, seinen Dienst entsprechend geahndet wurden. zu quittieren. Bei Offizieren, die we- The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 gen Feigheit vor dem Feind verur- schiede gemacht. Im Gegensatz zum ehemaligen Kameraden. teilt wurden, nahm man allerdings Hängen (z.B. bei Verrat) galt das Zusammenschliessen keine Rücksicht auf seinen gehobe- Erschiessen als etwas ehrenvoller. und Knebeln nen Stand. Unehrenhafte Entlassung Diese Art der körperlichen Strafe Vor der angetretenen Truppe wurde Bei besonders schweren Dienstverge- wurde in beiden Armeen des Bürgerihm öffentlich das Urteil verlesen hen wurde der Soldat unehrenhaft kriegs häufig angewandt, ist aber und die Schulterstücke und Uniformentlassen. Diese Schande war für wesentlich älter. Dabei wurde dem knöpfe abgerissen. Sein Degen oder ihn sehr bedeutend, denn in der da- Soldaten ein Bajonett oder ein Stück Säbel wurde zerbrochen und man maligen Zeit bedeutete die Ehre ei- Holz in den Mund gesteckt und hinführte ihn unter Trommelwirbeln nes Mannes viel mehr als heute, ter seinem Kopf festgebunden. aus dem Camp, wobei er oft ein und er hatte es deshalb sehr Ein Stock in den Kniekehlen und Schild mit der Inschrift „Feigling“ schwer, im Zivilleben wieder Fuss die gefesselten Hände sorgten für auf der Brust tragen musste. Diese zu fassen. Dem Verurteilten wurde eine sehr schmerzhafte Körperhalunehrenhafte Entlassung war, abgeöffentlich der Kopf rasiert und die tung. Diese Strafe blieb dem Delinsehen von der Todesstrafe, die Dienstgradabzeichen und Knöpfe an quenten noch lange in Erinnerung. schimpflichste Bestrafung für einen der Uniform abgerissen. Wie verhasst diese Strafe war, zeigt Offizier. Er erhielt ein Schild um den Hals, folgende Geschichte: Während der 2. Strafen für Unteroffiziere auf dem sein Vergehen geschrieben Schlacht von Bull Run liess der war. konföderierte Brigadegeneral Charles und Mannschaften S. Winder 30 Soldaten seiner BrigaDie Todesstrafe de, die aus fünf FreiwilligenregiDie Todesstrafe stellte die höchste mentern bestand, wegen ZurückbleiStrafe dar. Während des Krieges bens auf dem Marsch zusammenschwurden insgesamt etwa 500 Todesliessen und knebeln. Diese nahmen urteile (Nord und Süd) vollstreckt. ihm diese körperliche Bestrafung In den Akten der Unionsarmee sind sehr übel. Während die eine Hälfte 267 Todesstrafen vermerkt, davon Danach wurde er „ausgetrommelt“ noch in der folgenden Nacht deser147 wegen Fahnenflucht, 67 wegen (drummed out), wobei er unter Be- tierte, schworen die anderen, dass Mordes, 23 wegen Vergewaltigung, wachung an den ehemaligen Kame- Winters nächste Schlacht seine letz19 wegen Meuterei, und 11 wegen raden vorbei durch das Camp zum te werden sollte. Diese Drohung verschiedener anderer Straftaten. Tor geführt wurde. Dabei spielten konnte aber Diese Zahlen zeigen, dass man mit die Pfeifer und Trommler den nicht verwirkder Verhängung der Todesstrafe „Schurkenmarsch“ licht werden, sorgsam umging und viele Strafta- (Rogue’s March). denn Winter ten milder bestrafte als die Gesetze fiel in der es vorsahen. Nicht immer war ein Während dieser Zeremonie durften nächsten Galgen vorhanden, so dass auch öf- die Soldaten den Verurteilten nicht Schlacht durch ters der starke Ast eines Baumes berühren, doch kam es öfters vor, die Kugel eines genügen musste. Doch auch bei der dass man am nächsten Tag seine Unionssoldaten. Vollstreckung wurden kleine Unter- Leiche fand – erschlagen von seinen Seite: 9 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Ersatzrad In den Artillerieeinheiten erfand man eine besondere Strafe. Der Übeltäter wurde in gestreckter Haltung auf das Ersatzrad des Munitionswagens gebunden und in der Mitte des Camps für einige Stunden in die Sonne gestellt. Neben den körperlichen Schmerzen musste er auch die Beschimpfungen seiner Kameraden ertragen. Dabei wurde der Soldat aufrecht in eine sargähnliche Kiste gesperrt, der Deckel gut verschlossen und die Kiste in die Sonne gestellt. Nach einem Tag in der Sonne war der Übeltäter sicherlich froh, wieder am normalen Dienst teilnehmen zu können. grossen Aufwand als Mittel einer Bestrafung an. Diese Strafen dienten hauptsächlich zur Demütigung. Das hölzerne Pferd oder Muli Die einfache war, mehrere Stunden auf einem Fass zu stehen, bei der anderen wurde der Deckel des Fasses entfernt und der Übeltäter musste stehend auf dem Rand balancieren. So waren sie dem Spott ihrer Kameraden ausgeliefert. So gab es das Fasslaufen, bei dem die Soldaten in einem Fass im Lager herumlaufen mussten, manchmal nur in Unterwäsche. Beim sogenannten Fassstehen gab es zwei Arten. Der Verurteilte wurde auf die Stange eines hohen hölzernen Eisenkugel Bocks gebunden, so dass seine Daumenhängen Füsse nicht Bei dieser Strafe wurde der Soldat mehr den Boden berührten. mit beiden Daumen an einem Bal- Diese Strafe war sehr schmerzhaft ken gebunden, der so hoch befestigt und konnte nicht lange ertragen war, werden. dass der Bestrafte auf den ZehenFassstrafen spitzen stehen musste. Da fast alles in Fässern transpor- Bei dieser Strafe wurde dem SoldaSchwitzkiste tiert wurde, boten sich diese ohne ten eine Eisenkugel mit einer schweren Eisenkette am Fuss befestigt. Die Kugel war in der Regel eine 30 Pfund schwere Kanonenkugel, die Kette war etwas länger als 1 Meter. Damit musste der Übeltäter im Lager herumlaufen oder im Arrestlokal sitzen. Manchmal durfte er auch zur Straferleichterung die Kugel auf einem Schubkarren vor sich herschieben. Seite: 10 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Baumstammtragen Dabei musste der Soldat einen schweren Baumstamm durch das Lager tragen. Obwohl dies sehr anstrengend war, diente diese Strafe mehr zur Erniedrigung des Übeltäters, der von seinen Kameraden verspottet und beschimpft wurde. Arrest Diese Bestrafung war für viele Soldaten die „beliebteste“, denn wer im Arrestlokal einsass, brauchte nicht am täglichen Dienst teilzunehmen. Das Arrestlokal konnte ein Raum in einem Wachgebäude oder auch nur ein eingezäunter Bereich oder ein Zelt in einem Lager sein. Die Arrestdauer reichte von einigen Stunden bis zu mehreren Monaten. Sonstige Strafen Obwohl manche Kommandeure bei Bestrafungen sehr erfinderisch waren, zeigen doch die angeführten Strafen, dass dadurch der Dienstbetrieb leiden musste. Die Bestraften und deren Bewacher konnten ihren normalen, oft wichtigen Dienst nicht mehr leisten und fehlten im täglichen Dienstbetrieb, der ja genau geregelt war. So verzichteten viele Vorgesetzte bei leichteren Vergehen auf die erwähnten Strafen und verhängten statt dessen Geldbussen, Soldkürzungen und Sonderdienste oder degradierten die Soldaten. Seite: 11 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8 Mosby’s Gray Ghosts 43rd Battalion Virginia Cavalry Als Reenactor-Thema verkörpern wir Was unternehmen die Gray Ghosts Mosby's Gray Ghosts. Warum gerade während des Jahres? eine Gruppe Partisanen? Wir treffen uns jeweils am ersten Das 43rd Virginia Cavalry Battalion Freitag des Monats im Raum Zenunter John Singleton Mosby war die tralschweiz. Bei unseren Höcks seteinzige, reguläre Partisanengruppe zen wir uns mit dem amerikaniauf der konföderierten Seite. schen Bürgerkrieg auseinander. Sei Mosby hielt sich, im Gegensatz zu dies um Fertigkeiten von dazumal den anderen kriegsverbrecherischen zu üben, z.B. die Herstellung von Partisanenführern, streng an die da- Papierpatronen, das Spielen von aus dieser Epoche maligen Kriegsgesetze, Moral und an Kartenspiele die Menschlichkeit. Als einzige Par- oder wir sehen uns Filme über tisanengruppe wurden die Gray diese Epoche an. Sicher gehört auch Ghosts von General Lee hoch geach- etwas Drill dazu. Aber auch die Intet, nach dem Krieg von Präsident standhaltung unserer Ausrüstung, Grant persönlich begnadigt und als Zelte und Waffen muss sein. Neben US-Genral-Konsul in HongKong ein- dem Besuch von Reenactor-Anlässen organisieren wir unsere eigenes gesetzt. Camp auf dem Seelisberg. Was ist Reenactment »Wir definieren Authentik als fortwährenden Prozess, um Geschichte auf der Basis unseres Wissens darzustellen. Für uns ist Authentik eine Reise, kein Ziel. Manche von uns sind auf diesem Weg schon weiter vorangekommen; andere haben ihre Reise erst begonnen. Jeder der ernsthaft an der Weiterentwicklung seiner Darstellung arbeitet, ist uns willkommen und kann unseres Respekts sicher sein; gleichgültig, wo auf seiner Reise er sich befindet.« Interessiert ? Bist Du an Lebendiger Geschichte interessiert, möchtest die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges erleben. Schreib uns eine E-Mail oder sprich uns ganz einfach an. Impressum: Redaktion, Satz, und Druck: Mosby's Gray Ghosts Kilian Wunderlin, Emmenstrasse 7 , CH-6102 Malters [email protected] http://www.grayghosts.ch/ Seite: 12 / 12 The Newspaper of the Mosby's Gray Ghost Zeitung Nr. 8