1.Logik und Mengen Aussagen als Bausteine der Logik beziehen sich meist auf Elemente einer Menge. Andererseits werden Mengen durch Aussagen beschrieben. 1.1.Grundlagen der Aussagenlogik Begriff / Bezeichnung Aussage A Definition „Satz“, der entweder wahr oder falsch ist Beispiele A: Max hat die Prüfung bestanden. B: 1+1=2 C: 1+1=3 Wahrheitswerte w, f w wahr, f falsch A ist wahr (?) kann einer Aussage B ist wahr zugeordnet werden C ist falsch Variable x,y,z .. Größe, die in bestimmtem kardinale Werte (Zahlen): Bereich variiert, x reell; y natürliche Zahl<9 (verschiedene) Werte nominale Werte: annehmen kann schön, gut, groß, wahr, falsch, ... Aussageform A(x) Satz mit Variabler x, der bei A(x): x+1=7 Festlegung der Variablen in B(x): x+1=7+x Aussage übergeht C(x): x < 7 D(x): x ist blond. Aussageform A(x, y, z) Satz mit Variablen x,y, z, der A(x,y): y = 3x +1 o.ä. bei Festlegung der Variablen B(x,y,z) : x²+y²+z² = 16 in Aussage übergeht C(x,y) : x+y < 2x + 3 D(x , y) : x ist jünger als y. Mittels Aussage-Operationen entstehen Aussage(verbindunge)n. Definition über Wahrheitstabellen: A B ¬A A∧B A∨B A⇒B A⇔B Negation Konjunktion Disjunktion Implikation Äquivalenz w w f w w w w w f f f w f f f w w f w w f f f w f f w w Tautologie: Aussage(verbindung), deren Wert stets wahr ist z.B. A ∨ ¬A Kontradiktion: Aussage(verbindung), deren Wert stets falsch ist z.B. A ∧ ¬A Gleichwertigkeit: Für zwei Aussagen A und B gilt A = B , wenn A⇔B wahr ist. Sätze: ¬(A ∧ B) = ¬A ∨ ¬B (de Morgan-Formeln für die Negation) ¬(A ∨ B) = ¬A ∧ ¬B A ∧ (B ∨ C) = (A ∧ B) ∨ (A ∧ C) (Distributiv-Gesetze) A ∨ (B ∧ C) = (A ∨ B) ∧ (A ∨ C) A⇒B = ¬A ∨ B = ¬(A ∧ ¬B) = ¬B ⇒ ¬A (Ersetzungsregeln) A⇔B = (A⇒B) ∧ (B⇒A) A∧(A∨B) = A und A∨(A∧B) = A (Absorption) A⇒ (B∧C) = (A⇒B) ∧ (A⇒C) 1.2.Grundlagen der Mengenlehre Menge: Zusammenfassung von bestimmten Objekten der Anschauung oder des Denkens zu einem Ganzen Element der Menge: eines dieser Objekte x∈A „x ist Element der Menge A” , Negation: x∉A Beschreibung: • Angabe der Elemente: A= {a1 , a2 , .... , an} oder B = {b1 , b2 , .... } • Angabe einer Grundmenge G und einer Eigenschaft (Aussageform H) A = {a∈G: H(a)} oder A = {a∈G⏐ H(a)} oder A = {a ⏐ a∈G, H(a)} oder kurz A = {a ⏐ H(a)} wenn G als bekannt vorausgesetzt • zeichnerisch (Venn-Diagramm, eventuell im Koordinatensystem ) leere Menge: ∅ oder { } z. B. ∅ = {x∈G: x ≠ x} ⏐A⏐ Mächtigkeit der Menge A : Anzahl der Elemente von A Vergleich von Mengen: A ⊆ B „A ist Teilmenge von B“ : „x∈A ⇒ x∈B“ ist wahr A = B „A und B sind identisch“: A ⊆ B ∧ B ⊆ A bzw. „x∈A ⇔ x∈B“ ist wahr manchmal zusätzlich A ⊂ B „A ist echte Teilmenge von B“: A ⊆ B ∧ A≠B Satz: Die leere Menge ist Teilmenge jeder Menge. P(A) Potenzmenge von A : Menge aller Teilmengen von A Mengenoperationen: A ∪ B = {x∈G: (x∈A) ∨ (x∈B)} (Vereinigungsmenge) A ∩ B = {x∈G: (x∈A) ∧ (x∈B)} (Durchschnittsmenge) A und B heißen disjunkt, wenn A ∩ B = ∅ A \ B = {x∈G: (x∈A) ∧ (x∉B)} (Differenzmenge) speziell für A = G (als bekannt vorausgesetzt) mit B ⊆ G : ¬B = G \ B = {x∈G: x∉B} (Komplementmenge von B in G) auch Bezeichnung B statt ¬B Regeln analog Aussagenlogik, z.B. ¬ (A ∪ B) = ¬A ∩ ¬B ¬ (A ∩ B) = ¬A ∪ ¬B Produktmenge A1 × A2 × .... × An = { (a1, a2,...,an) : ai ∈Ai , i = 1,..,n } (a1, a2,...,an) n-Tupel , für n =2 Paar Rn speziell für A1=..=An = R Paarmenge: A × B = {(a,b) : (a∈A) ∧ (b∈B)} Gleichheit von Paaren: (a,b) = (c,d) ⇔ (a = c) ∧ (b = d) Quantoren ∀ und ∃ ∀x{x∈G:H(x)} " H(x) ist für alle Ersetzungen von x durch Elemente von G wahr“ ∃x{x∈G:H(x)} " H(x) ist für mindestens ein x aus G wahr“ Für G = {x1, x2,..,xn} ist ∀x{x∈G:H(x)} = H(x1) ∧ H(x2) ∧ ..... ∧ H(xn) und ∃x{x∈G:H(x)} = H(x1) ∨ H(x2) ∨ ..... ∨ H(xn). Negation: ¬∀x{x∈G:H(x)} = ∃x{x∈G: ¬H(x)} ¬∃x{x∈G:H(x)} = ∀x{x∈G: ¬H(x)} 1.3 Menge der reellen Zahlen Zahlenbereiche: Ν ⊆ Ζ ⊆ Q ⊆ R ⊆ C Menge der natürlichen Zahlen N : Zahlen dienen zum „Nummerieren“ und zum „(Ab)zählen“ „ Nachfolgerprinzip“ , n+ sei der Nachfolger von n (also n+ = n+1) Peanosche Axiome: (1) 0 ∈ N (2) wenn n ∈ N, so ist n+ ∈ N (3) n+ ≠ 0 für alle n ∈ N (4) wenn n+ = m+ für n, m ∈ N, so ist n = m (5) sei S ⊆ N . Wenn 0 ∈ S und aus n ∈ S folgt n+ ∈ S , so ist S = N Prinzip der vollständigen Induktion : Es sei A(n) eine Aussageform mit der Variablen n ∈ N, n ≥ k. Wenn 1.) A(k) wahr (Induktionsbasis, Induktionsvoraussetzung) und 2.) „A(n) ⇒ A(n+1)“ wahr für n ∈ N, n ≥ k (Induktionsschritt) so ist A(n) wahr für alle n ∈ N, n ≥ k z.B. Beweis von 1 + 2 + ...+ n = 0,5 n (n+1) o. ä Formeln Die Elemente einer n-elementigen Menge seien nummeriert. Unter einer Permutation p versteht man die Anordnung der Elemente in einer bestimmten Reihenfolge, dargestellt durch ⎛ 1 2 3 ... n ⎞ ⎟⎟ p = ⎜⎜ ⎝ p1 p 2 p3 ... pn ⎠ Anzahl der möglichen Permutationen von n Elementen = n! wobei (n + 1)!= (n + 1) ⋅ n! mit 0!=1 ÆAnzahl der Möglichkeiten, k Elemente aus n Elementen auszuwählen ⎛ n⎞ n! ohne Beachtung der Reihenfolge: ⎜⎜ ⎟⎟ = für n ≥ k ⎝ k ⎠ k!⋅(n − k )! Sprechweise „n über k“ oder „k aus n“ Æ binomischer Lehrsatz: (a + b )n = ∑ ⎛⎜⎜ ⎞⎟⎟a k b n−k k n n k =0 ⎝ ⎠ ⎛ n + 1⎞ ⎛ n ⎞ ⎛ n ⎞ ⎟⎟ ⎟⎟ = ⎜⎜ ⎟⎟ + ⎜⎜ Pascalsches Dreieck: ⎜⎜ ⎝ k + 1⎠ ⎝ k ⎠ ⎝ k + 1⎠ Menge der ganzen Zahlen Z Division mit Rest: ∀t , z ∈ Ζ, t > 0 : ∃!n, r ∈ Ζ, z = n ⋅ t + r , mit t – Divisor, r – Rest speziell für r=0: tz „t teilt z“, 0≤r <t d.h. z = n ⋅ t mit passendem n z ≡ z´mod t heißt t ( z − z´) „z ist kongruent modulo t zu z´“ Das bedeutet, dass die Zahlen z und z´ bei der Division durch t den gleichen Rest r lassen. Man bezeichnet [i ]t = {z ∈ Ζ / z ≡ i mod t} als Restklasse. Diese Menge enthält alle Zahlen, die bei Division durch t den gleichen Rest wie i lassen. Man gibt folglich Restklassen an, indem man sie durch ein Mengenelement, am besten durch den Rest r, charakterisiert. Die Menge aller zu einer festen ganzen Zahl t gehörenden Restklassen stellt eine Partition t −1 Ζ = U[i]t von Z dar: t −1 wobei i =0 I[i] = { } t i =0 In dieser Menge lassen sich mit Hilfe der gewöhnlichen Operationen * zwischen ganzen Zahlen (Addition und Multiplikation) zwei Operationen mit Restklassen definieren. [a]t * [b]t = [a * b]t Man kann dann ganz analog mit diesen Restklassen rechnen (Restklassenarithmetik). Hierbei ist es egal, ob man erst die Reste bildet (passende Zahlen zwischen 0 und t-1 sucht) oder erst die Rechenoperationen durchführt. Die Menge der Restklassen stellt einen Ring dar, da die Multiplikation nicht immer umkehrbar ist, die Gruppeneigenschaften sind bzgl. der Addition erfüllt. Zahlensystem: Ziff = { 0; 1; …; b-1} mit b ≥ 2 natürliche Zahl Basis b und Menge der Ziffern Æ ∀z ∈ Ν∃!k ∈ Ν, ak −1 ,..., a1 , a0 ∈ Ziff , ak −1 ≠ 0 mit z = ak −1b k −1 + ... + a1b + a0 kurz: z = ak −1ak −2 ..a0 b „ b – adische Zahlendarstellung“ b = 10 Dezimalsystem, b=2 Dualsystem, b=16 Hexadezimalsystem mit Verwendung von Buchstaben A,B,.. anstelle der Ziffern 10, 11, 12, 13, 14 z.B. 7041⏐10 = 1101110000001⏐2 = 1B81⏐16 Addition, Multiplikation wie bekannt (incl. Vorzeichenregeln) Division Æ Menge der rationalen Zahlen Q: Es werden auch negative Exponenten von b zugelassen, mittels Komma getrennt. n= k −1 ∑a b i = −∞ i i (b – adische Darstellung von n) kurz: ak-1 ak-2...a1 a0 , a-1 a-2 …⏐b Menge der reellen Zahlen R (a, b, c ∈ R) Mit den Verknüpfungen Addition ( + ) und Multiplikation ( · ) stellt die Menge der reellen Zahlen einen Körper dar: • Abgeschlossenheit bzgl + und · • a+b=b+a (Kommutativität) a·b=b·a • ( a + b ) + c = a + ( b + c ) (Assoziativität) (a·b)·c=a·(b·c) • a·(b+c)=a·b+a·c (Distributivität) • Existenz neutrales Element 0 für Addition, 1 für Multiplikation: 0 + a = a + 0 = a und 1 · a = a · 1 = a • Existenz inverser Elemente: Für jedes a ∈ R existiert ein bzgl. der Addition inverses Element (-a) ∈ R a + (-a) = (-a) + a = 0 Für jedes a ∈ R mit a ≠ 0 existiert ein bzgl. der Multiplikation inverses Element 1 1 ⎛1⎞ a⋅ = ⋅a =1 ⎜ ⎟∈ R a a ⎝a⎠ • • • • • Eigenschaften der Anordnungsbeziehung ≤ bzw. ≥ in R: a≤a (Reflexivität) Aus a ≤ b und b ≤ a folgt a = b (Identität) Aus a ≤ b und b ≤ c folgt a ≤ c (Transitivität) Aus a ≤ b folgt a + c ≤ b + c (Monotonie der Addition) Aus a ≤ b und c > 0 folgt a · c ≤ b · c (Monotonie der Multiplikation) Aus a ≤ b und c < 0 folgt a · c ≥ b · c Aus a ≥ b und c < 0 folgt a · c ≤ b · c spezielle Teilmengen reeller Zahlen sind die Intervalle: offene Intervalle (a;b) = {x / x ∈ R, a < x, x< b} abgeschlossene Intervalle [a;b] = {x / x ∈ R, a ≤ x, x≤ b} bzw. halboffene Intervalle Betrag einer Zahl x: ⎧ x ⎪ x =⎨ 0 ⎪− x ⎩ für x>0 für für x=0 x<0 Angabe einer Lösungsmenge L ⊆ Gü = Gültigkeitsbereich (Definitionsbereich) ⊆ R --> Rechnen mit (Un)gleichungen und Beträgen 1.4 Menge der komplexen Zahlen C Lösung einer quadratischen Gleichung: x ² − 6 x + 5 = 0 besitzt die reellen Lösungen x1=1 und x2 = 5 x ² − 6 x + 13 = 0 besitzt keine reellen Lösungen, aber die komplexen Zahlen x1 = 3 + 2 j und x2 = 3 − 2 j sind Lösungen der Gleichung mit j = − 1 (imaginäre Einheit) C = {z / z = x + jy, x, y ∈ R} oder C = {z / z = x + iy, x, y ∈ R} mit i ² = j ² = −1 Rechenregeln analog denen in R unter Berücksichtigung von i ² = j ² = −1 Komplexe Zahlen z werden als Punkte in der Koordinatenebene (Gauß´sche Ebene) veranschaulicht. Normalform von z: z = x + iy wird durch ein Paar (x,y)∈R×R definiert. kurz: z = (x , y) Interpretation von x,y als kartesische Koordinaten eines Punktes Bezeichnungen dabei: x = Re(z) „Realteil von z“ y = Im(z) „Imaginärteil von z“ |z| = x 2 + y 2 „Norm oder Betrag von z“ z* = x − i⋅y „konjugiert komplex zu z“ --> z⋅z* = |z|² =|z*|² . Übergang zu Polarkoordinaten (r, α) liefert die trigonometrische bzw. exponentielle Darstellung: z = r⋅{cos(α) + i⋅sin(α)}= r ⋅eiα (Eulersche Formel) kurz: z = r / α Zusammenhang/Umrechnung: x = Re(z) = r⋅cos(α) ⎧ r = |z| ⎪ ⎛ Im z ⎞ arctan⎜ ⎟ ⎝ Re z ⎠ ⎪ π ⎪ α = ⎨ sign(Im z ) ⋅ 2 ⎪ ⎪arctan⎛⎜ Im z ⎞⎟ + π ⎪⎩ ⎝ Re z ⎠ y = Im(z) = r⋅sin(α) . für Re z > 0 für Re z = 0 für Re z < 0 Jede komplexe Zahl z besitzt genau n verschiedene n-te Wurzeln n z . Man erhält diese, indem man eine beliebige mit den n-ten Einheitswurzeln cos(360°/n) + i⋅sin(360°/n) multipliziert. Æ Polynome n-ten Grades ; Addition, Multiplikation, Division (mit Rest); Polynome bilden einen Ring (Def. s.u.). Hauptsatz der Algebra: In der Menge C der komplexen Zahlen ist jedes Polynom n-ten Grades in ein Produkt von n Linearfaktoren zerlegbar: p(z) = an zn + an−1 zn−1 + ...... + a2 z² + a1 z + a0 = an ⋅ (z − z1 ) ⋅ (z − z2 ) ⋅ ....... ⋅ (z − zn ) . Die zk sind die (möglicherweise komplexen) Nullstellen des Polynoms. Sind die Koeffizienten ak des Polynoms reelle Zahlen, so treten die komplexen Nullstellen paarweise auf, da mit jeder Nullstelle auch der konjugiert komplexe Wert eine Nullstelle ist. z.B. x ² − 6 x + 13 = ( x − 3 + 2 j )( x − 3 − 2 j ) Die entsprechenden Linearfaktoren werden i.A. zu quadratischen Ausdrücken zusammengefasst. ÆAnwendung/Notwendigkeit der Faktorisierung z.B. bei der Partialbruchzerlegung (PBZ) Definitionen von Gruppe und Ring Menge M mit einer inneren Verknüpfung (E) Existenz und Eindeutigkeit : (A) Assoziatvität: (N) neutrales Element : (I) inverses Element: (K) Kommutativität: (Ip) Idempotenz : Î Gruppe: Axiome EANI gelten, z.B. Zahlbereiche: , Î Abelsche Gruppe: Axiome EANIK , z.B. Restklassen Menge mit zwei inneren Verknüpfungen: Es existieren zwei innere Verknüpfungen, die gewöhnlich als Addition und Multiplikation geschrieben werden, und folgende Axiome zur Verträglichkeit: (I*) Existenz des inversen Elements bezüglich der multiplikativen Verknüpfung, mit Ausnahme des neutralen Elements der additiven Verknüpfung. . (Dl) . (Dr) . (D) Distributivität: Dl und Dr. (T) Wenn 0 das neutrale Element bzgl. + bezeichnet, dann folgt aus a·b = 0 für alle a, b aus M , dass a = 0 oder b = 0. (U) Die neutralen Elemente bezüglich der Verknüpfungen, 0 und 1, sind nicht gleich. Î Ring: Axiome EANIK bzgl. + , EA bzgl. · und D, z.B. Polynome Î Körper: Axiome EANIK bzgl. + , EANI*K bzgl. · und DTU, z.B. R oder C