Die Beherbergung im Pustertal: Preiswert oder unter dem Wert? Prof. Dr. Thomas Bausch Fakultät für Tourismus [email protected] Welche Preise akzeptieren Gäste aus Deutschland im Durchschnitt? Reiseteilnehmer Haupturlaubsreise Reiseausgaben Haupturlaubsreise Reiseausgaben pro Tag und Person allein 1179,27 91,45 2 Personen 1750,93 65,42 3 Personen 1936,24 50,15 4 Personen 2148,29 40,24 5 Personen 2434,85 36,48 Deutscher Urlaubsreisemarkt (2005): € 67,85 Tägliche Pro Kopf Ausgaben Gäste in Südtirol € 119,-- Was ist eigentlich der „Preis“? Der Preis ist der in Geldeinheiten ausgedrückte Wert eines Gutes. Der Preis, der auf einem freien Markt zwischen mehreren Anbietern und Nachfragern zum Marktgleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt, wird als Marktpreis oder Gleichgewichtspreis bezeichnet. Die Beherbergung im Pustertal: Theorie besagt: ist immer genau den Preis wert, den Anbieter und Nachfrager gegenseitig akzeptieren nie darunter oder darüber – unter Wert gibt es nicht! Zusammenhang zwischen Preis und Absatz Preis p Ökonomische Theorie besagt, dass der Absatz bei unverändertem Produkt bei steigenden Preisen sinkt, sofern am Markt ausreichend viele Alternativen für den Verbraucher existieren Absatz x2 bei Preis p2 p2 Absatz x1 bei Preis p1 p1 x2 x1 Absatzmenge x Preiselastizität: wie empfindlich reagiert die Nachfrage auf Preisänderungen? Preis p p2 Das Problem der Preiselastizität der Nachfrage: wie sensibel reagiert der Markt auf Preiserhöhungen? Absatz x23 bei Preis p3 p3 Absatz x2 Absatz x2 bei Preis p2 bei Preis p2 Ökonomisches Gesetz: Knappe Güter vertragen mehr als austauschbare Güter Nachfrage ist „unelastischer“ Absatz x1 bei Preis p1 p1 Absatzmenge x x32 x2 x1 Preiselastizität: wie empfindlich reagiert die Nachfrage auf Preisänderungen? Wie knapp ist das Gut Südtirol? Tourismusjahr 2007/2008 Quelle: ASTAT, Bozen Ggf. Spielraum für stärkere Preisdifferenzierung, d.h. wenn Gut wirklich knapp (Vollauslastungszeit), dann Preise nach oben anpassbar Preis- Leistungsverhältnis Südtirol Aus der Sicht des Deutschen Marktes ist das Preis-Leistungsverhältnis bereits „ausgewogen“ Preis-Leistungsverhältnis Bayern mit ... Türkei Kroatien Griechenland Mecklenburg-Vorpommern (mit Ostseegebieten und… Spanien sehr viel schlechter Schleswig-Holstein (mit Nord- und Ostseegebieten) viel schlechter Niedersachsen (mit Ostfriesischen Inseln) in etwa gleich Italien (außer Südtirol) viel besser sehr viel besser Baden Württemberg Südtirol Frankreich Tirol/Salzburger Land/Vorarlberg Steiermark/Kärnten Schweiz 0% 20% 40% 60% 80% 100% Strategische Ansätze bezüglich Preisbildung Preis p Gesucht sind damit Strategien, die eine Änderung des Leistungskatalogs voraussetzen! a) Preiserhöhungen bei gleicher Absatzmenge p b) Mengenausweitung bei gleichem Preis Absatz x bei Preis p c) x xc c) Ebenfalls möglich: Preisdifferenzierung nach unten zu Schwachauslastungszeiten Absatzmenge x Fazit Praktische Folgerungen aus der Theorie 1. Preiserhöhungen bei gleichbleibender Menge gehen nur bei „Verknappung von Gütern“: Kombination von Authentizität und Spezialisierung / Individualisierung 2. Mengenausweitung bei gleichem Preis geht wirtschaftlich nur bei Qualitätsverbesserungen für den Gast, die sich durch die höhere Auslastung refinanzieren: Zimmer, Verpflegung und Service / ggf. Ergänzungseinrichtungen 3. Preisdifferenzierung ist ein wichtiges Instrument 4. In Realität läuft die Kurve leider nicht linear, sondern exponentiell, da die Einkommensverteilung nicht gleichmäßig ist: Preiserhöhungen werden immer schwieriger, je teurer das Produkt im Vergleich zu den Wettbewerbern ist Südtirol ist bereits heute eher hochpreisig, daher keine Preiserhöhung ohne Verbesserung des Leistungskatalogs!