Cichliden und andere Exoten in Florida Katharina Suttner Große Rinderherden und eine intensiv betriebene Landwirtschaft gefährden die Lebensräume der Fische in Florida Während einer Fisch- und Pflanzenexkursion, die ich gemeinsam mit meinem Vater im Sommer I 995 in Florida durchführte. machte ich einerseits eine erfreuliche. andererseits eine erschreckende Entdeckung: Cichliden aus Südamerika, Nlittelamerika und Afrika schwammen in den Gewässern dieses südlichsten US-Bundesstaates DerAnblick erfreute mich. veranlaßte mich aber auch. dartiber nachzudenken. ob die einheimischen Fische dadurch nicht in Gef'ahr gerieten. Florida ist nur rund 200 Kilometer von Kuba und 700 Kilometer von Texas entfernt, wo die ersten Cichliden vorkommen. Das subtropische Klima in Florida ermöglicht es, daß Fische aus den Tropen hier nahezu überall leben können. Zahlreiche Zi-ichtereien. die teils in Freilandteichen und teils in Betonbecken Aquarienfische vermehren, siedelten s.ich aus diesem Grund irr ,,Sonnenscheinstaat" an. @ oao-,rfo27(1r) t996:23i 240 Das warm-f'euchte Klin'ra. das in den Sommermonaten vorherscht, kann jedoch im Winter durch Kälteeinbrüche aus dem Norden empfindlich gestört werden. So vernichtete vor ein paar Jahren eine Kältewelle. die die Null-Crad-Grerrze erreichte, viele tropische Fische. Große Zlichteleien mußten deshalb aufgeben Manche von ihnen entließen den überlebenden Bestand in die umgebenden Flüsse und Kanäle. Natürlich waren es auch Hobbyaquarianer, die übeldrüssige Fische einfach in den Cewässern entsorgten. wie esja auch in Deutschland im Sorrmer mitunter praktiziert wird. Viele von diesen Fischen korrnten sich in ihrer neuen Heimat behaupten - auffälJig oft Cichliden. Der Besucher des Evelglades-Nationalparks wird mit grol3en illustrierten Tafeln auf einige dieser Arten auf'merksam gemacht. lm größten Center:, dem Visitor Center Park Headquarters in der Nähe von Homestead. traf ich den Ranger James, der mir bei der Suche nach den Fischen behilflich war. Er zeigte mir am Rand einer größeren Wasseransammlung die Brutplätze zweier Barschflsche. Beide Afien brüteten nur ungefähr zwei Meter voneinalder entfernt. Ein Blaues Sonrre nbarschmännchen (Lepornis ntatrothints') hatte eine etwa rellergrol3e Laichgrube ausgehoben Ein Weibchen folgte seinem Werben, um mit ihm zu laichen. In der Nachbarschaft bewachte ein Pär'chen Tilcrpio rttcrriue ein Gelege. Ich konnte es leicht an der hellen, geputzten Bodengrundstelle erkennen. Das Wasser hatte folgende Welte: 30 'C, 400 prS/cm, 6 'KH und pH 7.8. Erstaunlichelweise störten sicl-r die in Nachbtrrschaft lebenden Fische gegenseiti_s kaum Zur Hochwasserzeit (im Monat August) war genügend Platz rorhanden \uch das Futterangebot war reichlich. In unmittelbarer Nähe schwammen herrliche Segelkärpflinge, die in ihrer Schönheit kaum zu übertretien warcn. Ein Männchel ..iühne" n-reist rund zehn Weibchen Neben der Nor-maltbrm kamen gehäufr auch schuarz und _qelb gefleckte Männchen vor. Im Pflanzendickicht. das aus Ludwigien. Btttoltrt und Seerosen bestand, hielten sich viele Killifische ar-Lf. Bekannt war rnir der Rorschsanzkärpfling. Ranger James ärgerte sich jedoch über einen sehl räuberisch lebenden Killitl:ch aus Al'rika. cler vor allem unter den eirrheirlischen Kleinfischer autiäun-rt In ihnr :lh er eine große Gefahr für viele Fische. Eine weitaus größere Cefahr sah er jedoch dalin, daß die intensir bc'triebene Landwirtschaft durch Uberweidung und Stickstofldüngung der Felder die Geuis:er star-k belastet. Die Uberdüngung des Wassers führt zu cinern gewaltigen AJgenu achsturr Vielfach sterben die Gelege der Fische wegen der Algen ab. die die Eier in erner dicken Schicht überziehen. Ln Norden der Everglades entdeckte ich in einem Fluß. der eine starke Str'önrune aufwies, herrliche Cichliden. Auf einer Holzbrticke. die über diesen Fluß führte. konnte ich die gesamte Breite des Cewässers überschauen. Mehr als 15 Pärchen rerschiedener Buntbarsche, aber auch Sonnenbarsche und grof3e, 40 Zentimeter lan_se Hornhechte hielten sich dort auf. Ein Cichlidenpärchen machte mit gelben und roten Farben auf sich aLrfmerksarn. die durch schwarze Bänder unterbrochen waren. \,ermutlich eine weitere Tilopia-Arl. lm Licht der Sonne glänzten die Schuppen unglaublich schön. Das Paar schwamm ohne gloße Mühe durch das stark strömeude Wasset. Es hielt sich nicht an 238 DCG-lnlb 27 r llt l9a6: 217-240 @ Oben: Laichgrube des Blauen Sonnenbarsches Unten: Laichplatz von Tilapia mariae - Fotos: K. Suttner @ ,ao ,'rlb 27 ( I 1) tee6:231 240 bestimmten Plätzen auf. Anscheinend war es gerade nicht in Brutstimmung, denn es verteidigte keine Reviere. Das ,,bernsteinfarbene" Wasser hatte folgende Werte: 130 pS/cm, pH 6,9 und 6'KH. Während im Süden viele Wasserpflanzen in den Lebensräumen der Cichliden wuchsen, war dieser im Halbschatten der Bäume fließende Fluß nur wenig bewachsen. Lediglich einige lrei treibende Ludwigienstengel waren an der Oberflilche zu sehen. Im Bodengrund verankert erkannte ich eine Wasserpflanze ar.rs Asien, Limnophila sessiLiflora. Beeindruckt war ich von riesigen Fischen, die fast die Größe unserer Karpfen hatten, den Pfauenaugenbtrntbarschen. Ejn Pärchen beide Tiere wiesen eine Länge von über 30 Zentimetern aul schwamm langsam durch das knietiele Wasser. Es fühlte sich hier offensichtlich sehr wohl Die beiden Tiere waren weit und breit die größten Fische. Zur Regenzeit finden in Florida alle Fische genügend Platz zum Leben und zum Fressen. Es bleibt trotzdem zu hoffen. daß die beeindruckenden Sonnenbarsche und Killitlsche der Region erhalten bleiben und nicht von Fremdfischen verdrängt werden. Die große Cefahr istjedoch der Mensch. der den Lebnsraum der Fische langsam. aber stetig vernichtet. Große Pfauenaugenbuntbarsche hielten sich in der Nähe der Aussichtsplattform ,,Pa-hay-Okee Overlook" auf 240 DCG-Info 2'7 (lI') 1996:237 210 @